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Update ABS - Strategien zur - muenchen.de028a8eb8-94ed-47a2-a92f-fdc087... · The Cochrane Database...
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Update ABS -
Strategien zur
konkreten Umsetzung
Antibiotic Stewardship
Netzwerk MünchenNetzwerktreffen - 29. Januar 2019
Peter Walger Bonn - Düsseldorf
Antibiotikatherapie in Klinik und Praxis
Die Ausgangslage ist (relativ) klar:
Zu viele AB-Verordnungen:
Ohne leitliniengerechte Indikation
Bei nicht-bakteriellen Infektionen
Bei bakteriellen Besiedlungen ohne Infektzeichen
Mit Breitspektrum-Antibiotika
Mit falschem Antibiotikum
In falscher Dosierung, falscher Dauer, oft zu lang…
Ohne Berücksichtigung der Mikrobiologie-Befunde..
…etc.Walger - Bonn - Düsseldorf 213.02.2019
Perzeption bei Patienten, in
Öffentlichkeit, Medien und Politik
Wandel in der Risikoperzeption der
persönlichen Bedrohung: von Umweltschutz zu
Gesundheitsschutz
Hohe Medien- und Presse-Öffentlichkeit
Hohe Handlungsbereitschaft in der Politik
Erwartungshaltung, dass alles zur Verhütung
getan werde bei abnehmender Bereitschaft,
nosokomiale Infektionen als schicksalhaft
hinzunehmen13.02.2019 Walger - Bonn - Düsseldorf 3
Cochrane Analyse 2005
Antibiotic Stewardship stationär
50 % der antibiotischen Therapien
(66 Studien) sind inadäquat
Interventionen sind sinnvoll
Davey P et al. Interventions to improve antibiotic prescribing practices for hospital
inpatients. The Cochrane Database of Systemic Reviews 2005,
Issue 4. CD003543
13.02.2019 Walger - Bonn - Düsseldorf 4
13.02.2019
Cochrane Analyse 2005
Antibiotic Stewardship - ambulant
39 Studien
Interventionen wenig effektiv
…..nur wenn viele verschiedene
Methoden angewendet werden
Aufklärung alleine ist ohne Effekt
Arnold SR, Straus SE. Interventions to improve antibiotic prescribing practices in
ambulatory care. Cochrane Database of Systematic Reviews 2005, Issue 4. Art. No.:
CD003539. DOI: 10.1002/14651858.CD003539.pub2
Walger - Bonn - Düsseldorf 5
Pflichten:
Hygienevorschriften werden „Quasi-Gesetze“
Erreger, Resistenzen und Antibiotikaverbrauch
müssen erfasst und bewertet werden
d. h. Antibiotic Stewardship muss implementiert werden
Novellierung 2011
Endfassung 15.12.2013, gültig bis 12/2018
Dez. 2013……
…..Update 2018 ist konsentiert
Walger - Bonn - Düsseldorf 713.02.2019
Ziele von Antibiotic Stewardship
Kontinuierliche Verbesserung der Qualität der Verordnung von Antiinfektiva bzgl.
Auswahl der Substanzen, Dosierung, Applikation und Anwendungsdauer
Erreichen bester klinischer Behandlungsergebnisse unter Beachtung einer Minimierung von
Toxizität für den Patienten
Resistenzentwicklung und
Kosten ABS-LL 2013, AWMF 092/001
13. Februar 2019 Peter Walger, Johanniter-Kliniken Bonn 8
Voraussetzungen
Verfügbarkeit von Daten zu
Infektionserregern und ResistenzenScreeningdaten separat
zum Antiinfektivaverbrauchin DDD oder RDD pro 100 Patiententage
Strategien zur Sicherung rationaler Antibiotika-
Anwendung im Krankenhaus
ABS-LL, AWMF-Reg.-Nr. 092/001
13. Februar 2019 Peter Walger, Johanniter-Kliniken Bonn 9
Hygiene- und ABS-Strukturen und
neue Initiativen in Deutschland Kommission Antiinfektiva, Resistenz und Therapie (ART) seit
2013
Deutsche Antibiotika-Resistenzstrategie (DART), aktualisiert
2013: „one world – one health“
Antibiotika-Resistenz-Surveillance (ARS): nationales
Surveillance-Netzwerk zur Erfassung von Resistenzen, 2008
Antibiotika-Verbrauchs-Surveillance (AVS): nationales
Surveillance-Netzwerk zur Erfassung des Antibiotika-
Verbrauchs, 2014
ARVIA (ARS und AVS integrierte Analyse), Pilotphase, 2020 ?
Meldepflicht für Multiresistenzen von GNB
Walger - Bonn - Düsseldorf13.02.2019 10
Verfügbarkeit eines ABS-Teams Klinischer Infektiologe oder infektiologisch ausgebildeter
Kliniker (ABS-Experte)
Fachapotheker für klinische
Pharmazie/Krankenhauspharmazie (ABS-Experte)
FA für Mikrobiologie, Virologie und
Infektionsepidemiologie (ABS-Experte)
Krankenhaushygieniker (ABS-Experte)
Ab 2016/2017 zusätzlich „ABS-Beauftragte“
S3-Leitlinie
Strategien zur Sicherung rationaler Antibiotika-
Anwendung im Krankenhaus
ABS-LL, AWMF-Reg.-Nr. 092/001
Personelle und strukturelle
Rahmenbedingungen in den
Krankenhäusern
Bislang nicht festgelegt, aber in Auftrag an die
ARTKo
Konsentiertes Ergebnis (ARTKo + externe
Experten der infektiologischen
Fachgesellschaften) ist aus juristischen
Gründen geblockt
Walger - Bonn - Düsseldorf 1313.02.2019
Inhalt des Auftrags an die ARTKoEmpfehlung zu strukturellen und personellen
Voraussetzungen zur Sicherung einer rationalen
Antiinfektiva-Verordnung in Krankenhäusern
Definition des ABS-Experten-Teams
Definition der Aufgaben des ABS-Experten
Definition der Aufgaben des ABS-Beauftragten
Personelle Ressourcen:
Wieviel VK ABS-Experten pro Krankenhaus?
Wieviel VK ABS-Beauftragte pro Krankenhaus?
Risikomodell analog KRINKO-Empfehlung für Hygieniker
13.02.2019 Walger - Bonn - Düsseldorf 14
Entwurfstext
Walger - Bonn - Düsseldorf13.02.2019 15
Der konsentierte Empfehlungstext der ARTKo liegt vor:
juristische Ablehnung durch die Ministerien: fehlende Auftragskompetenz!
Vorgesehene Veröffentlichung durch die Autoren 2019
„Positionspapier“ – mit definitivem Hinweis: „keine Empfehlung der ARTKo“
ABS-Ausbildung zum ABS-Experten
ABS-Kurse (Schirmherrschaft DGKH)
Aktueller Stand 12/2018
Aktuell ~ 850 zertifizierte ABS-Experten seit 2013
Weitere ~ 200 vor der Zertifizierung (> 1 Jahr Kurszeit)
2019-Kurse tendentiell ausgebucht
Kursteilnehmer aus ca. 500 Krankenhäusern > 450 kommunale Krankenhäuser aller Größenordnungen
Incl. aller Universitätskliniken Plus Labore, MVZ, Apotheken, Gesundheitsämter
Ca.70-80% Klinische Fachärzte
Ca. 20-30% Apotheker, Mikrobiologen, Hygieniker, ÖGD
13.02.2019 Walger - Bonn - Düsseldorf 16
Perspektiven 2019
Antibiotic Stewardship
Fortbildung von Experten und Beauftragten ist
unvermindert nötig
Bislang keine (bzw. minimale) Ressourcen !
Integration von ABS in die Weiterbildung
„Infektiologie“ als ZWB
Träge Umsetzung durch Landesärztekammern
Infektiologie als Facharztschwerpunkt der
Inneren Medizin und der Pädiatrie weiter offen
1713.02.2019 Walger - Bonn - Düsseldorf
ABS-
Implementierung
ABS-Teambildung
ABS-Experten und ABS-Beauftragte
Voraussetzungen – Vorarbeit
Projekte
Vorarbeit – Voraussetzungen
ABS-Implementierung
ABS-Team
Geschäftsordnung – Berufung – Ressourcen
Hausliste
Haus-Leitlinie
Standards – SOP
Konkrete ABS-Projekte (Maßnahmenplan)
Qualitätskontrollen
Walger - Bonn - Düsseldorf 1913.02.2019
Zusammensetzung des ABS-Teams
Nach lokalen Bedingungen variieren
Wer leitet das Team?
Wer hat infektiologische Erfahrungen?
Wer hat Interesse an ABS?
Wie sind die Koperationen mit der Apotheke und mit
der KH-Hygiene organisiert?
Unterstützung durch externes Consulting
Z. B. Infektiologische Audits / Visiten / Konsile
Erste Schritte zur Implementierung des
ABS-Teams
Berufung durch die KH-Geschäftsführung
Konstituierung
Wahl des Leiters
Erste Aufgaben:Geschäftsordnung
Wie häufig treffen?Aufgabenverteilung?Regelung der Kooperationen, Berichtspflicht, Protokolle
Verteilung der ZuständigkeitenDaten-BeschaffungHauslisteLeitlinien-Themen (operativ – konservativ – Schwerpunkte –Prophylaxe – Sepsis – CAP - Intensiv)
Hausliste (verfügbare Antibiotika)
Erste Arbeit des ABS-Teams nach der Konstituierung
Vorarbeit durch KH-Apotheker ?
Substanzen, AB-Klassen-Zugehörigkeit
Konkrete Präparate mit Standard-Dosierung
Dosierungsanpassungen bei Niereninsuffizienz, Leberzirrhose, Sepsis, Körpergewichts-Variationen
Restriktionen
Angaben zum Preis
13.02.2019 Walger - Bonn - Düsseldorf 22
Wie bildet man eine Hausliste?
Die Antiinfektiva der Hausliste sollen in empfohlene Präparate versusReserve- oder Spezialpräparate eingeteilt werden.
Diese sollen zusätzlich mit Sonderrezeptstatus oder Freigaberegelungen versehen sein.
Die Antiinfektivaliste wird in Anlehnung an die Therapieleitlinien mindestens einmal jährlich sowie bei Bedarf aktualisiert und von der Arzneimittelkommission verabschiedet (A).
HABS-LL 2013 [2013-12-15]
13.02.2019 Walger - Bonn - Düsseldorf 23
Haus-Leitlinie
Grundlegende Regeln der
Antibiotika-Verordnung
Konkrete Therapie-Regeln
Substanzwahl nach Hausliste
ABS-Projekt: Grundregeln bei
Antibiotika-Verordnungen
Die Indikation gehört in die Kurve!
Anordnung der Dauer schriftlich: kürzest mögliche Dauer
anstreben (bei gutem Response)
Anordnung von Response-Kontrollen:
48 h, 72 h
Einbeziehung der mikrobiologischen Befunde
Anordnung einer gezielten Therapie (Fokussierung)
Anordnung einer Deeskalation oder Eskalation
Switch von parenteral nach oral erwägen
2513.02.2019 Walger - Bonn - Düsseldorf 25
ABS-Projekt: Zeitachse der
Antibiotikatherapie
Wann beginnen?
Bei allen schweren Infektionen vor AB-Beginn: 2 x 2
BK, peripher venös, getrennt,
Sepsis, Septischer Schock < 1 Stunde
Schwere Infektionen: < 6 Stunden
Leichte bis moderate Infektionen nach sicherer
Diagnose
Chronische Infektionen nach adäquater
mikrobiol.
Diagnostik2613.02.2019 Walger - Bonn - Düsseldorf 26
ABS-Projekt: Response-Kontrollen
Klinisch und laborchemisch
CRP, PCT, Leukozyten, Fieber, AZ, Sepsis-Parameter
Nach 48 und/oder nach 72 Stunden
Entscheidung zur Eskalation oder zur Deeskalation
Entscheidung zur Dauer bzw. zum Ende
Entscheidung zur Fokussierung nach MiBi
Diagnostischer Prozess
2713.02.2019 Walger - Bonn - Düsseldorf 27
ABS-Projekt: Grundregeln bei
Antibiotika-Verordnungen
Nach Erregernachweis das Antibiotikum mit
dem schmalsten Spektrum wählen:
Klassische Indikationen:
Erysipel (Penicillin G: 4 x 5 Mega)
Pneumokokken-Pneumonie (Penicillin G: 4 x 5 Mega)
Staphylokokken-Infektionen incl. SAB (Flucloxacillin 4 – 6 x 2 g), bei Pen. Allergie Cefazolin 3 - 4 x 2 g)
Enterococcus faecalis-Infektionen (Ampicillin 3 x 5 g)
2813.02.2019 Walger - Bonn - Düsseldorf 28
ABS-Projekt: Grundprinzipien bei
Antibiotika-Verordnungen Anpassung an Nierenfunktion erst ab Tag 2 oder 3*
Am ersten Tag immer volle Dosis*
Bei switch nach oral: Bioverfügbarkeit
berücksichtigen:
Keine oralen 2. Gen.-Cephalosporine
Kein Sultamicillin, stattdessen Amoxi/Clav 3 x 1 g
Gute Substanzen: Clindamycin, Chinolone,
Cotrimoxazol, Linezolid, Amoxi-Clav, Metronidazol
2913.02.2019 Walger - Bonn - Düsseldorf 29
* Gilt besonders bei schweren Infektionen und sofortigem Beginn der AB-Therapie
ABS-Check-Liste der antibiotischen
Therapie: Kontrolle durch ABS-
Beauftragte
Klare und schriftliche Verordnung
Nennung der Indikation
Substanz als Generikum
Substanzwahl Leitlinien-gerecht?
Dosis, Dosisintervall, Applikationsmodus
Beginn und Dauer
Response-Kontrollen (Welche ? und Wann ?)
Anpassung an Pharmakokinetik (Nierendosis)
Anpassung an Mikrobiologie (gezielt)
Ausgangsbefund vor
konkreten ABS-
Interventionen
Welche Infektionen sind
relevant?
Wo besteht ein
Interventionsbedarf?
Ausgangsdaten: Analyse der
infektiologischen Fälle eines Jahres
Wie oft haben wir bestimmte Infektionen ?
Wo und wie oft werden Erreger bestimmt ?
Wieviele multiresistente Erreger (MRE) haben wir ?
Welche Konsequenzen für die Antibiotikatherapie hat das ?
Welche Erlöse und Kosten haben wir bei Fällen mit Infektionen ?
Wieviele Fälle in welchen Infektionsgruppen haben ein Verweildauer- (und damit oft ein Kosten-) Problem ?
Wie gut waren Erreger aus der Mikrobiologie auch tatsächlich kodiert ?
Gibt es Erlöspotentiale durch bessere Kodierung ?
13.02.2019 32Walger - Bonn - Düsseldorf
Beispiel einer Daten-Analyse
Kodierte Infektionsfälle
Analyse der §21-Daten zur
Erfassung von Fällen mit
Kodierung einer Infektion
Kommunales KH < 400 Betten
13.02.2019 33
Daten-Analyse plus Peer Review
Analyse des Infektionsgeschehens
Tiefenbetrachtung von Fällen
Optimierung der Infektions-Erkennung
(Diagnose) und der Behandlung
(Antibiotikatherapie)
Optimierung von Hygienemaßnahmen
Einführung von Antibiotic Stewardship
13.02.2019 34
Häufigkeit von Infektionen
keine Infektion10441 77,1%
nosokomial375 2,8%
fraglich nosokomial1211 8,9%
ambulant1507 11,1%
Bei 3093 (22,9%) aller
Patienten wurde eine
Infektion kodiert
13.02.2019 35
Welche Infektionen dominieren?607
503
294
301
124
73
85
10
20
43
132
149
402
262
239
103
49
134
62
145
82
10
94
Atemwege
Harnwege
Haut-Weichteile
Abdomen
Sonstige
Virusinfektionen
Sepsis
Mykosen
postoperativ
Muskel, Knochen, Gelenke
Katheter ass. Inf.
TBC
Parasitosen
0 200 400 600 800
ambulant
fraglich nosokomial
nosokomial
13.02.2019 36
ABS-Konzepte der Qualitätskontrolle
Die „ABS-Leitlinie“ empfiehlt verschiedene
Werkzeuge zur regelmäßigen Kontrolle der
Verordnungsqualität
Verordnungsanalysen in bestimmten Entitäten
(z.B. Pneumonie, C. diff., etc.) im ABS Team =
Fall-Reviews – Audits (retro- oder prospektiv)
Punkt-Prävalenz-Analysen
Antibiotika-(ABS-)Visiten – Infektiologische
Konsile13.02.2019 38
Systematisches Peer-Review an
repräsentativer Stichprobe
Projekt zur Einführung von Antibiotic
Stewardship
Ist-Analyse des Infektions-Managements durch
Kombination mit Fall-Analysen
Erarbeitung konkreter Projekte durch
„Schwachstellen-Erkennung“ mit dem Ziel der
Qualitätsverbesserung
Hohe ökonomische Relevanz
13.02.2019 39
Punkt-Prävalenz AnalyseExkurs PPA Peer Review
Unterschiede in den Verfahren
PPA erhebt die Prävalenz, d.h. wie viele Patienten einer Grundgesamtheit
sind Merkmalsträger
Aussage über Relevanz des Themas in einem Bereich zu einem bestimmten
Zeit-Punkt
Im zweiten Schritt Untersuchung der Qualität durch Einschränkung auf
Merkmalsträger = fließender Übergang zum Peer Review
Peer Review untersucht immer nur Merkmalsträger
i.d.R. retrospektiv
Stärkerer Fokus auf die Qualität der Therapie
Beide Verfahren haben zum Ziel, Potentiale
aufzudecken und konkrete Maßnahmen ableiten
4013.02.2019
Herausforderung
Staph. aureus
Bakteriämie
Die Meldepflicht für MRSA in
Blut- und Liquor-Kultur:
Keine Qualitätsverbesserung
für erkrankte Patienten!
12 Jahre nach Cochrane-Analyse 2005
Deutschland 2017/2018
Praktikumsaufgabe im ABS-Experten-Kurs der
DGKH 2017 zum Thema
Staphylococcus aureus Bakteriämie (SAB)
16 Präsentationen aus 16 Kliniken: Betten < 400: 3, 400 - < 800: 7, > 800: 6
~ 11.000 Betten
986 Fälle mit SAB (888 MSSA + 98 MRSA)
Walger - Bonn - Düsseldorf 4213.02.2019
SAB Management in Deutschland
ABS-Experten-Praktika aus 16 Kliniken
ABS-Kurs DGKH 2017Anzahl Krankenhäuser 16
davon in 2 nur je 1 Abteilung (Dialyse, ICU)
< 400 B: 3, 400 - < 800 B: 7, > 800 B: 6
Bettenanzahl gesamt ~ 11.000
SAB 986 (~ 10 SAB pro 100 Betten)
MSSA 888,
MRSA 98 (~ 10%)
Letalität 33% (median 33%), range 10 – 69%
TEE 32% (median 30%)
BK-Kontrollen 30% (median 21%)
Adäquate Substanz
(Schmalspektrum-AB) nach
Staph. aureus-Nachweis
33%
Adäquate Dosierung und
Dauer
Keine ausreichenden Angaben
4313.02.2019
Nur ca. 30% mit adäquatem
Infektionsmanagement versorgt
Walger - Bonn - Düsseldorf
ABS-Projekt:
Staph. aureus Bakteriämie Korrekte Diagnose:
kompliziert versus nicht kompliziert (Therapiedauer)
Kontroll-Blutkulturen alle 2-3 Tage
Switch auf gezielte SAB-TherapieMSSA: Flucloxacillin 6 x 2 g (oder Cefazolin 3 x 2 g)
MRSA: Daptomycin 1 x 6 mg/kg KG (oder Vancomycin 2 x 1 g)
Focus-Kontrolle (ZVK-Entfernung etc., Biofilm !)
Focus-Suche: Absiedlungen…
Endokarditis-Ausschluß (TEE, TEE-Kontrollen, PET-
CT…)
4413.02.2019 Walger - Bonn - Düsseldorf 44
ARS-Daten 2008 – 2017
MRSA in Blutkulturen
20,9 19,9 22,4 17,5 17,0 13,8 12,9 12,1 10,5 9,4
Robert Koch-Institut: ARS, https://ars.rki.de, Datenstand: 10. 01. 2019 Walger - Bonn - Düsseldorf13.02.2019 45
Staph. aureus Bakteriämien
Meldepflicht und Präventionspotential
2.760 MRSA-positive Blutkulturen 2017*
Bei geschätzter MRSA-Rate von ~9%
30.000 Staph. aureus positive BK gesamt
(MSSA+MRSA)
29% ZVK/PVK assoziiert: = ca. 9.000
potentiell verhinderbar
~ 900 verhinderbare Todesfälle pro Jahr
*RKI: Infektionsepidemiologisches Jahrbuch 2017
Zahl ist eher unterschätzt, weil von Häufigkeit der BK-
Entnahme abhängig (sehr niedrig in Deutschland)
13.02.2019 Walger - Bonn - Düsseldorf 46
Hygiene- und ABS-Management bei
Staph. aureus Bakteriämie
Hygiene: hohes Präventionspotential !Minimierung der ZVK/PVK-ass. Infektionen
Infektionsmanagement: hohes Optimierungspotential !
Antibiotic Stewardship Ziele: Halbierung der LetalitätGezielte Therapie mit Schmalspektrum-AB
Adäquate Dauer
Responsekontrollen durch Folge-BK (alle 2 – 3 Tage)
Focussuche – Focuskontrolle Endokarditis, Streuherde, Fremdkörper, Biofilm-wirksame Therapie
13.02.2019 Walger - Bonn - Düsseldorf 47
Effekte von ABS auf
MRE- und C. diff.-
Reduktion seit 2014
Infektionen und Kolonisationen
Gilt nur für Klinik !
Metaanalyse aus 32 Studien, 9.056.241 Patienten-Tage
Antibiotic Stewardship Programme reduzieren die Incidenz
von Infektionen und Kolonisationen mit
MDR Gram-negative Bakterien - 51%;
(IR 0·49, 95% CI 0·35–0·68; p<0·0001),
ESBL+ Gram-negative Bakterien - 48%
(0·52, 0·27–0·98; p=0·0428)
MRSA - 37% (0·63, 0·45–0·88; p=0·0065),
C diffile infections - 32%
(0·68, 0·53–0·88; p=0·0029).
ABS-Programme waren effektiver zusammen mit Hygiene (IR 0·69, 0·54–0·88;
p=0·0030), besonders Hände-Hygiene-Interventionen (0·34, 0·21–0·54; p<0·0001)
Keine Effekte auf VRE und FCh- und AG-R- Gram-negative Bakterien
Baur et al. Lancet Infect Dis 2017
http://dx.doi.org/10.1016/S1473-3099(17)30325-0
13.02.2019 Walger - Bonn - Düsseldorf 49
Effekte von ABS auf MRE- und C. diff.-Reduktion 2017
Herausforderung
Clostridium difficile
Eine neue KRINKO
Empfehlung steht kurz bevor:
Integration von Hygiene und
ABS ist essentiell!
Häufigste Erreger bei Patienten mit NI (PPS-Studie, 2016)
Quelle: NRZ für Surveillance von nosokomialen Infektionen; http://www.nrz-hygiene.de/nrz/praevalenzerhebung/pps-2016/
13.02.2019
2016: 13,6 %
2011: 8,1% aller nachgewiesenen
Erreger bei Nosokomialen
Infektionen in Deutschland
waren C. difficile
Prävention der C. diff. Infektion
Antibiotikarestriktion
Cephalosporine
Fluorochinolone
Clindamycin
Ziele von ABS
13.02.2019 Walger - Bonn - Düsseldorf 52
ABS-Projekt: C. diff. Colitis
ABS-Projekt: C. diff. Colitis
Therapie nach Schweregrad-Bestimmung
Vancomycin oral bei: > 15.000 Leukos, hohem CRP,
Stuhlfrequenz > 10, ANV, Hypalbuminämie, Risiko für
schweren Verlauf (Multimorbidität, Rezidiv…)
Empirischer Beginn bei schwerer Colitis
Überdenken der antibiotischen Primär-Therapie: Beenden
möglich?
Keine mikrobiol. Kontrollen nach Heilung, keine Diagnostik bei
fehlender Klinik, keine Indikation zum Screening
Keine Therapie von Carriern
Therapieende nach 10 – 12 Tagen bei gutem Response
5413.02.2019 Walger - Bonn - Düsseldorf 54
ECDC: Experten Konsensus zu PAP
5 Qualitäts-Indikatoren
1. ABS-Team
2. Anästhesie verabreicht PAP
3. PAP innerhalb 60 Min vor Inzision
4. Korrekten Einhaltung des PAP-Protokolls, 1. PAP gegeben, PAP indiziert
2. PAP nach lokaler Leitlinie (Substanz, Dosierung)
3. Einmalgabe wenn indiziert
4. Zweite Gabe wenn indiziert
5. PAP intraoperativ beendet, spätestens < 24 h
211 Studien
178 (79%) in einem Hospital, 9 in 2, 18 in 3 – 9 und 16 in 10 oder mehrHospitälern
15% höhere Rate adäquater AB-Therapien nach LL
Reduktion der Therapiedauer um 1,92 Tage pro Patient
Keine negativen Effekte auf Mortalität
Reduktion der KH-Liegedauer um 1,1 Tage pro Patient
Schlussfolgerung(en)
Starke Evidenz, Effekte sind belegt
Weitere Forschung nicht erforderlich
Jede Gesundheitseinrichtung muss es umsetzen
Cochrane Database of Systematic Reviews 2017, Issue 2.
Art. No.: CD003543. DOI: 10.1002/14651858.CD003543.pub4
Cochrane Analyse 2017 (Update)
Effekte von Antibiotic Stewardship in der
Klinik
13.02.2019 Walger - Bonn - Düsseldorf 58
ABS – Effektivität
Aktuelle Cochrane Analyse 2017
ABS ist sinnvoll
Es existiert eine hohe Evidenz für positive Effekte
Steigerung der Rate von Patienten mit leitliniengerechter
Therapie
Reduktion der AB-Tage
Reduktion der KH-Verweildauer
Analyse konkludiert
Diese Effekte sind belegt
Weitere Forschung nicht erforderlich
13.02.2019 Walger - Bonn - Düsseldorf 59
Staph. aureus Bakteriämien
Meldepflicht und Präventionspotential
2.760 MRSA-positive Blutkulturen 2017*
Letalität der gemeldeten Fälle: 6,4% = 176
Unterschätzung:
Nur Intrahospital-(Früh-)Letalität
Angaben im Kontext des Meldevorgangs
Letalität nach Literatur: 20 – 40%
*RKI: Infektionsepidemiologisches Jahrbuch 2017
13.02.2019 Walger - Bonn - Düsseldorf 60
5-Punkteplan der DGAV zur
Perioperativen Prophylaxe
1. Ein geeignetes Antibiotikum in der korrekten
Dosierung in gesicherter Indikation
2. Verantwortungsbereich der Anästhesie
3. Gabe 30 – 60 Minuten vor dem Eingriff
4. Einmalige Gabe bei OP-Dauer < 3 h
5. Keine Indikation zur „verlängerten
postoperativen Prophylaxe“
Perioperative Antibiotika-Prophylaxe, PEG-Empfehlungen 2010,
Wacha H et al. Chemother J 2010;19:70-84
Herausforderung
VRE* / E. faecium
Eine neue KRINKO
Empfehlung:
Hilfe oder Verwirrung?
* Vancomycin Resistente Enterokokken
24 Seiten wissenschaftliche Begründung
4 Seiten Empfehlungen
14 Seiten wissenschaftliche Tabellen
10 Seiten Literatur
52 Seiten
13.02.2019 Walger - Bonn - Düsseldorf 63
Die KRINKO empfiehlt
In Zusammenarbeit von Klinikern,
Krankenhaushygienikern und Mikrobiologen Art
und Umfang der Enterokokken-Diagnostik
abzustimmen.
Die Patientenpopulationen oder
Behandlungsgruppen zu identifizieren, in
denen therapiebedürftige Infektionen
durch E. faecium (unabhängig von der
Antibiotikaresistenz) auftreten
13.02.2019 Walger - Bonn - Düsseldorf 65
ABS-Projekt Enterococcus faecium Risikoanalyse: Wer ist von E. faecium Infektion
betroffen?
Fallreview der E. faecium positiven Blutkulturen
Patienten der Hämatologie (Neutropenie, Mucositis
als intestinale Eintrittspforte)
Patienten der Abdominal-Chirurgie (tertiäre
Peritonitis, intestinale Translokation)
Patienten mit intravaskulärem Device
(Hygienedefizite des ZVK/PVK-Managements)
Walger - Bonn - Düsseldorf 6613.02.2019
ABS-Projekt Enterococcus faecium
Risikoanalyse: Wer ist von E. faecium Infektion
betroffen?
Unabhängig von Vancomycin-Resistenz
Klinische Bewertung:
Relevanz für Blutstrom-Infektionen bei intestinalem
oder Gefäßkatheter-assoziiertem Eintritt
Keine pulmonale und (fast) keine urologische
Relevanz
Walger - Bonn - Düsseldorf 6713.02.2019
ABS-Projekt E. faecium
Definition der Therapieindikationen
Tertiäre Peritonitis
Blutstrominfektionen
Definition der Screening-Indikationen
Risikobereiche: Hämatologie, Intensivstationen mit
Abdominalchirurgie
Bei ZVK/PVK-assoziierten Blutstrominfektionen
Hygienemanagement optimieren
Walger - Bonn - Düsseldorf 6813.02.2019
Ambulant erworbene
Pneumonie (CAP)
ABS-Herausforderung
S3 LL CAP
Verabschiedet am 21. 01. 2016
AWMF Reg.-Nr. 082-001
7013.02.2019
ABS-Aufgaben beim CAP-Management
Indikation: viraler oder bakterieller Infekt
Pneumonietriade
Auswahl der AB-Therapie nach S3-LL:
Schweregrade + Risikofaktoren
Mikrobiologie: Blutkulturen, Urin-Tests
Deeskalation und ggf. gezielte Therapie nach
Erregersicherung (Fokussierung)
Beginn, Dauer, Ende
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CAP: Schwerpunkte
von Antibiotic Stewardship (ABS)
Aufmerksamkeit für Faktoren, die eine andere Therapie als eine Standardtherapie erfordern
Penicillin vor anderen Optionen
Kombination (ß-Laktam/BLI/Makrolid) bei Patienten mit Schweregradkriterien
Deeskalation
Therapiedauer nicht länger als 7 Tage
WHO-Priorisierung von Erregern,
gegen die wirksame Antibiotika fehlen
WHO 2017
MRGN
VRE
MRSA
Walger - Bonn - Düsseldorf 7313.02.2019
Ursachen für eine inadäquate
Antibiotikatherapie
Resistenzen sind nur einer
von vielen Gründen
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Erfahrungen mit der „4MRGN“ Meldepflicht (Treffen der Moderatoren der MRE-Netzwerke: Hessen, Frau Dr.
Hauri, s. Bericht im EpiBull 41/2017*)
1822 Meldungen in 5 Jahren (seit 11/2011 !) Steigende Tendenz
Verschiedene Cluster (Übertragungen)
2012-16 n=1201 Patienten (exclusive Ausbrüche, Mehrfachmeldungen)
Wohnort im Ausland 15%
Wohnort in Deutschland, Reiseanamnese 17%
Wohnort in Deutschland, Reiseanamnese unklar 31%
Wohnort in Deutschland, keine Reiseanamnese 38%
*Stoliaroff-Pépin A, Arvand M, Mielke M: Bericht zum Treffen der Moderatoren der regionalen MRE-Netzwerke am Robert Koch-
Institut Epid Bull 2017;41:465 – 470 | DOI 10.17886/EpiBull-2017-053
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211 Studien
178 (79%) in einem Hospital, 9 in 2, 18 in 3 – 9 und 16 in 10 oder mehrHospitälern
15% höhere Rate adäquater AB-Therapien nach LL
Reduktion der Therapiedauer um 1,92 Tage pro Patient
Keine negativen Effekte auf Mortalität
Reduktion der KH-Liegedauer um 1,1 Tage pro Patient
Schlussfolgerung(en)
Starke Evidenz, Effekte sind belegt
Weitere Forschung nicht erforderlich
Jede Gesundheitseinrichtung muss es umsetzen
Cochrane Database of Systematic Reviews 2017, Issue 2.
Art. No.: CD003543. DOI: 10.1002/14651858.CD003543.pub4
Cochrane Analyse 2017 (Update)
Effekte von Antibiotic Stewardship in der
Klinik
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ABS – Effektivität
Aktuelle Cochrane Analyse 2017
ABS ist sinnvoll
Es existiert eine hohe Evidenz für positive Effekte
Steigerung der Rate von Patienten mit leitliniengerechter
Therapie
Reduktion der AB-Tage
Reduktion der KH-Verweildauer
Analyse konkludiert
Diese Effekte sind belegt
Weitere Forschung nicht erforderlich
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