Syntax und Morphologie: Transformationsgrammatik II · 2006-11-22 · 4 / 38 Syntax und...

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1 / 38 Syntax und Morphologie: Transformationsgrammatik II Syntax und Morphologie: Transformationsgrammatik II PD Dr. Ralf Vogel Institut f¨ ur Linguistik und Literaturwissenschaft Universit¨ at Bielefeld, WiSe 2006/07 [email protected] 23.11.2006

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Syntax und Morphologie: Transformationsgrammatik II

Syntax und Morphologie:Transformationsgrammatik II

PD Dr. Ralf Vogel

Institut fur Linguistik und LiteraturwissenschaftUniversitat Bielefeld, WiSe 2006/[email protected]

23.11.2006

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Syntax und Morphologie: Transformationsgrammatik II

Gliederung

1 Restriktionen fur BewegungExtraktionsbeschrankungenW-Bewegung

2 C-Kommando, Rektion, ECPC-KommandoM-KommandoRektionDas ‘Empty Category Principle’

3 Bindungstheorie

4 Generelles

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Syntax und Morphologie: Transformationsgrammatik II

Restriktionen fur Bewegung

Extraktionsbeschr ankungen

Insel-Phanomene

• Zentrales Thema der Transformationsgrammatik sind dieRestriktionen, denen syntaktische Bewegung, also dieOperation Move α in der GB-Theorie, unterliegt.

• Wir wollen uns die Restriktionen fur W-Bewegung genauerbetrachten.

• Seit der Dissertation von John R. Ross (1967),

”Constraints on Variables in Syntax“, sind die folgenden

Phanomene als Insel-Phanomene bekannt.

• Dabei geht es darum, dass eine Fragesatz- oderRelativsatz-Bildung nicht aus einer bestimmtensyntaktischen Domane heraus erfolgen kann.

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Syntax und Morphologie: Transformationsgrammatik II

Restriktionen fur Bewegung

Extraktionsbeschr ankungen

Typen von Extraktions-Inseln

(1) a. (i) *Was hat Peter [ein Fahrrad und t ] gekauft?(ii) *Dies ist das Auto, das Peter

[ein Fahrrad und t ] gekauft hat.(Koordinations-Insel)

b. (i) *Was kannst du [ die Behauptung, dass Peter tgekauft hat ], nicht nachvollziehen?

(ii) *Wen kennst du eine Frau, [ die t liebt ]?(Komplexe-NP-Insel)

c. (i) *Wen fragst du dich, [ wer t liebt ]?(ii) *Ist das der Typ, den du dich fragst, [ wer t

liebt ]?(W-Insel)

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Syntax und Morphologie: Transformationsgrammatik II

Restriktionen fur Bewegung

Extraktionsbeschr ankungen

Die Subjazenz-Bedingung

• Die syntaktischen Konfigurationen dieserausgeschlossenen Extraktionen haben etwas gemeinsam:

(2) a. Koordination:W-Wort [IP . . . [NP [NP . . . ] und [NP t ] ] . . . ]

b. Komplexe NP:W-Wort [IP . . . [NP . . . [CP [IP . . . t . . . ]] ] ]

c. W-Insel:W-Wort . . . [IP . . . [CP W-Wort [IP . . . t ] ] ]

• Zwischen dem bewegten Element und seiner Spur liegenjeweils mindestens zwei NP- oder IP-Knoten.

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Syntax und Morphologie: Transformationsgrammatik II

Restriktionen fur Bewegung

Extraktionsbeschr ankungen

Die Subjazenz-Bedingung

• Chomsky hat in einem Aufsatz von 1973 dieseBeobachtung zu folgender Wohlgeformtheitsbeschrankungfur Bewegungsketten zusammengefasst:

Subjazenz-Prinzip In einer Konfiguration. . . X . . . [α . . . [β . . . Y . . . ] ]darf kein Bewegungsprozess die Positionen X undY involvieren, wenn α, β ∈ {NP,IP} ]]

• NP und IP werden auch als Grenzknoten bezeichnet.

• Welche Knoten als Grenzknoten gelten, kann zwischenSprachen variieren. Fur Italienisch wurde bspw. postuliert,dass nicht IP, sondern CP ein Grenzknoten ist.

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Restriktionen fur Bewegung

W-Bewegung

Zyklizitat

• So wie die Subjazenz-Bedingung formuliert ist, scheint sieauch folgenden Satz falschlicherweise auszuschliessen:

(3) Wen [IP glaubst du, [CP dass [IP Maria t liebt ]]]?

• Der Losungsvorschlag besteht in einer modifiziertenBewegungskette.

• Das W-Wort macht einen Zwischenschritt:

(4) Wen [IP glaubst du, [CP

�t dass [IP Maria t liebt ]]]?

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Restriktionen fur Bewegung

W-Bewegung

Zyklizitat bei W-Bewegung

(5) Wen [IP glaubst du, [CP

�t dass [IP Maria t liebt ]]]?

• Die Extraktion einer W-Phrase aus einem eingebettetenSatz erfolgt zyklisch,

• und zwar so, dass sie jeweils immer nur einenGrenzknoten pro Bewegungsschritt uberspringt.

• Bei Extraktions-, Koordinations- udn W-Inseln steht dieLandeposition fur einen solchen Zwischenschritt nicht zurVerfugung.

• Manchmal kann man die Spuren auch sichtbar machen:

(6) [CP Wen meinst du [CP wen Peter glaubt [CP wen Mariabehauptete [CP t dass wir besucht t haben ]]]] ?

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Restriktionen fur Bewegung

W-Bewegung

Subjazenz

• Ein bewegtes Element und seine Spur bilden eineBewegungskette.

• Subjazenz ist eine Wohlgeformtheitsbedingung fur solcheKetten:

Subjazenz In einer Kette α1 . . . αn muss αi+1 zu αi subjazentsein. α ist subjazent zu β genau dann, wenn(gdw.) es hochstens einen Grenzknoten γ gibt,der α, aber nicht β dominiert.

• Weitere Wohlgeformtheitsbedingungen fur Ketten folgen.

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C-Kommando, Rektion, ECP

C-Kommando

C-Kommando

• Eine strukturelle Relation, die in vielen zentralenKonzepten der derivationellen Syntax wichtig ist, ist dasc-Kommando (constituent command).

• In einer Baum-Struktur kann man c-Kommando als dieRelation zwischen einem Knoten und seiner

”Nichte“ bzw.

”Tante“ bezeichnen.

C-Kommando α c-kommandiert β gdw.(a) α 6= β,(b) jeder verzweigende Knoten γ , der α

dominiert, dominiert auch β,(c) α dominiert β nicht.

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C-Kommando, Rektion, ECP

C-Kommando

C-Kommando

A

B C

D E

Menge der c-kommandiertenKnoten:A = ∅

B = {C,D,E}

C = {B}

D = {E}

E = {D}

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C-Kommando, Rektion, ECP

C-Kommando

C-Kommando in Ketten

Ketten-Bedingung Fur eine Bewegungskette α1 . . . αn giltasymmetrisches c-Kommando:jedes αi c-kommandiert jedes αj , fur alle j > i ;kein αi c-kommandiert ein αj , fur alle j < i .

(7) a. A

Bi1 C

ti2 D

b. A

B C

Di1 E F G

ti2×

×ti3

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Syntax und Morphologie: Transformationsgrammatik II

C-Kommando, Rektion, ECP

M-Kommando

M-Kommando

• Eine liberalere Variante des C-Kommando ist dasM-Kommando:

M-Kommando α m-kommandiert β gdw.(a) α 6= β.(b) jeder maximale, i.e. phrasale Knoten γ , der α

dominiert, dominiert auch β.(c) α dominiert β nicht, und β α umgekehrt auch

nicht.

• das M in M-Kommando steht fur”maximal“, da hier nicht

jeder verzweigende Knoten in Betracht gezogen wird,sondern nur die Knoten maximaler Projektionen.

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C-Kommando, Rektion, ECP

M-Kommando

M-Kommando

XP

YP X′

X0 ZP

• X0, YP und ZPm-kommandiereneinander!

• M-Kommando dient vor allem dazu, die Relation zwischendem Kopf einer Phrase und ihren weiteren Konstituentenzu erfassen.

• Der Kopf einer Phrase regiert ihre weiteren Komplemente– die nicht-Kopf-Tochter in HPSG.

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C-Kommando, Rektion, ECP

Rektion

Rektion – Definition

Rektion (vorlaufig) α regiert β gdw.(a) α m-kommandiert β,(b) α ist ein Kopf.

(8) IPSoll das Verb

in die PP regieren?

NP I′

Maria I0 VP

ist PP V0

P0 NP gegangen

ins Kino

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Syntax und Morphologie: Transformationsgrammatik II

C-Kommando, Rektion, ECP

Rektion

Rektion

• Der Rektionsbereich eines Regenten wird durch dennachst tiefer eingebetteten Regenten beschrankt.

• Rektion ist bspw. Bedingung fur Argument-Selektion undKasuszuweisung.

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C-Kommando, Rektion, ECP

Rektion

Rektion, Selektion und Kasuszuweisung(9) IP

NP I′

Maria I0 VP

ist PP V0

P NP gegangen

ins Kino

• Das Verb ‘gehen’ selegiert die direktionale PP ‘ins Kino’.• Die Praposition ‘ins’ weist Kasus (Akkusativ) an die NP

‘Kino’ zu.

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C-Kommando, Rektion, ECP

Rektion

Rektion in eine Kategorie hinein

(10) Ich glaube , dass Maria [VP [VP [NP die Kinder ] singen ]liess ]

(11) VP

VP V0

+AKKUSATIV

NP V′ liess

die Kinder V0

singen

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C-Kommando, Rektion, ECP

Rektion

Rektion – revidierte Definition

(Fanselow, G., Felix, S.W., Sprachtheorie II, Tubingen 1987, S.107)

Rektion α regiert β gdw.(a) α m-kommandiert β,(b) α ist ein X0,(c) es gibt kein γ , so dass

i. γ ist eine XP,ii. α m-kommandiert γ ,iii. β ist weder Kopf noch Spezifikator von γ .

• Ein Kopf kann in seine Komplement-XP ‘hineinregieren’,allerdings nur in die Spezifikator- oder Kopf-Position.

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C-Kommando, Rektion, ECP

Rektion

Selektion in den Spezifikator des Komplements

(12) Ich frage mich [CP [Spec warum ] meine Vermieterin somisstrauisch ist]

• Das Verb ‘sich fragen’ selegiert einen interrogativenNebensatz, (‘indirekten Fragesatz’).

• Das Element, das diese Forderung erfullt, ist strenggenommen nicht der Nebensatz als Ganzer, sondern dasW-Wort ‘warum’ in seinem hochsten Spezifikator.

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Syntax und Morphologie: Transformationsgrammatik II

C-Kommando, Rektion, ECP

Rektion

Selektion eines Kopfes

• Ein temporales Auxiliar selegiert eine Verb-Phrase, wobeidas Verb eine bestimmte Form haben muss, bspw. imPerfekt eine partizipiale.

(13) IP

NP I′

Peter I0 VP

hat V0

ge-lacht

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Syntax und Morphologie: Transformationsgrammatik II

C-Kommando, Rektion, ECP

Das ‘Empty Category Principle’

Spuren und Rektion – der ‘that trace’ Effekt

(14) a. Who do you think that Mary invited t?

b. *Who do you think that t invited Joe?

• Wir haben gelernt, dass die Extraktion in (14-a) moglich ist,weil wir eine wohlgeformte Bewegungskette bilden konnen.

• Warum ist dann aber (14-b) ungrammatisch?

• Die Erklarung, die man fur diesen Kontrast gefunden hat,bezieht sich auf die Art der Rektion fur die Spuren.

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C-Kommando, Rektion, ECP

Das ‘Empty Category Principle’

ECP – Definition

Empty Category Principle (ECP) Eine leere Kategorie mussstreng regiert sein.

Strenge Rektion α regiert β streng gdw.(a) α regiert β,(b) α ist lexikalisch (V,N,A,P) oder α bindet β

(Antezedens-Rektion).

Bindung α bindet β gdw.(a) α c-kommandiert β,(b) α und β sind koindiziert.

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Syntax und Morphologie: Transformationsgrammatik II

C-Kommando, Rektion, ECP

Das ‘Empty Category Principle’

Der ‘that’-trace-Effekt

(15) Who1 do you think [CP t2 that [IP Mary [VP invited t3 ]]] ?

• Beide Spuren sind lexikalisch regiert.

(16) *Who1 do you think [CP t2 that [IP t3 I0 [VP invited Joe ]]] ?

• Spur t3 ist von I0, d.h. nicht-lexikalisch regiert, ausserdemvon ‘that ’, ebenfalls nicht-lexikalisch, und von t2

antezedens-regiert. Letzteres musste eigentlich reichen,um das ECP zu erfullen.

(17) Who1 do you think [CP t2 [IP t3 I0 [VP invited Mary ]]]

• t2 ist von ‘think ’ lexikalisch regiert. t3 ist von t2

antezedens-regiert.

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Syntax und Morphologie: Transformationsgrammatik II

C-Kommando, Rektion, ECP

Das ‘Empty Category Principle’

Minimalitat

(18) *Who1 do you think [CP t2 that [IP t3 I0 [VP invited Joe ]]] ?

• Die Antezdens-Rektion der Spur t3 durch t2 wird durcheinen naheren Regenten blockiert. Das ist in diesem Fallder Komplementierer ‘that’.

Minimalitatsbedingung in einer Konfiguration. . . α. . . [γ . . . δ. . . β. . . ] kann α nicht β regieren,wenn γ eine Projektion von δ ist, die α nichtdominiert und γ β unmittelbar dominiert.

(Chomsky 1986, nach Fanselow/Felix 1987, S. 180)

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Bindungstheorie

Pronomen und Anaphern

• C-Kommando, Kettenbildung, Rektion undRektionsdomanen spielen auch in der Bindungstheorieeine zentrale Rolle, die die Verteilung reflexiver undnicht-reflexiver Pronominalformen zum Gegenstand hat.

(19) a. Johni shaved himselfi/*himi

b. Johni’s mother shaved *himselfi/himi

c. Johni thought that Mary shaved *himselfi/himi

d. Johni likes pictures of himselfi/*himi

e. Johni likes Mary’s pictures of *himselfi/himi

• Wir klassifizieren die Elemente in Pronomen (‘him’) undAnaphern (‘himself’).

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Syntax und Morphologie: Transformationsgrammatik II

Bindungstheorie

Bindungsprinzipien

(20) a. Johni shaved himselfi/*himi

b. Johni’s mother shaved *himselfi/himi

• Anaphern sind lokal gebunden.

Bindung α bindet β gdw.(a) α c-kommandiert β,(b) α und β sind koindiziert.

• In (20-b) wird die Anapher von ihrem Antezedens nichtc-kommandiert, also nicht gebunden!

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Syntax und Morphologie: Transformationsgrammatik II

Bindungstheorie

Bindungsdomane

• In welcher Domane muss eine Anapher gebunden sein?

(21) a. Johni thought that Mary shaved *himselfi/himi

b. Johni likes pictures of himselfi/*himi

c. Johni likes Mary’s pictures of *himselfi/himi

• In (21-a) ist das Antezedens nicht im selben Satz wie dieAnapher.

• In (21-b) ist die Anapher innerhalb einer NP, dasAntezedens ausserhalb.

• In (21-b) ist die Anapher innerhalb einer NP, dasAntezedens ausserhalb, aber diesmal hat die NP einSubjekt.

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Syntax und Morphologie: Transformationsgrammatik II

Bindungstheorie

Bindungsprinzipien

Bindungsdomane (provisorisch) Die Bindungsdomane ist derminimale NP- oder IP-Knoten, der die Anapherund ein Subjekt enthalt.

Prinzip A Anaphern sind in ihrer Bindungsdomanegebunden.

Prinzip B Pronomen sind in ihrer Bindungsdomane frei.

Prinzip C R-Ausdrucke sind frei.

• R-Ausdrucke sind alles andere.

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Generelles

Bindung und Bewegung

• Die Beziehung zwischen Antezedens und Anapher istverwandt mit der Beziehung zwischen NP und Spur beiNP-Bewegung. (A-Kette, da sogenannteArgument-Positionen involviert sind, in erster LinieKasus-Positionen)

• Die Beziehung zwischen Antezedens und Pronomen istverwandt mit der zwischen einem W-Wort und seiner Spur(A-Kette, da das W-Wort nicht in einer A-Position steht).

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Generelles

Das minimalistische Programm

• Das minimalistische Programm (MP) istdie jungste Etappe in der an Chomskyorientierten generativen Syntaxtheorie.

• Die Trennung zwischen Strukturaufbau(D-Struktur) und Strukturveranderung(S-Struktur) ist im MP aufgehoben.

• Die Beschrankungen uberTransformationen, die wirkennengelernt haben, sind nungleichermassen Beschrankungen uberden Strukturaufbau.

Lexicon

Spell-out

LF PF

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Generelles

Minimalismus und HPSG

• Eine extreme Variante des Minimalismus (im Zuge vonKayne 1994, auch Halle/Marantz’ Programm der‘Distributed Morphology’) dekomponiert Worter in einzelneMerkmale und gibt jedem Merkmal eine eigenesyntaktische Projektion.

• Diese Variante kann als diametraler Gegenpol zur HPSGverstanden werden:

• In HPSG werden selbst syntaktische Konfigurationen alsMerkmalstrukturen reprasentiert.

• In jenem extremen Minimalismus werden selbstmorphologische Eigenschaften von Wortern alsPhrasenstrukturen reprasentiert.