Quantified Self: neue Impulse für die .... Nils... · 8. Medical-Valley-Workshop Intelligente...
Transcript of Quantified Self: neue Impulse für die .... Nils... · 8. Medical-Valley-Workshop Intelligente...
8. Medical-Valley-Workshop Intelligente Sensorik, 30. April 2015, Erlangen
Dr. Nils Heyen, Fraunhofer ISI
Quantified Self: neue Impulse für die Gesundheitsversorgung, -förderung und -forschung?
© Fraunhofer ISI
1) Was ist Quantified Self (QS)?
2) Motive und Typen der Selbstvermessung
Überb l i ck
© Fraunhofer ISI
Seite 2
3) Potenziale und Risiken der Selbstvermessung für …
… die Gesundheitsversorgung
… die Gesundheitsförderung
… die Gesundheitsforschung
� Bewegung von Menschen, die v.a. eins miteinander verbindet: Interesse am Sammeln von Daten über eigenen Körper/Leben, um daraus Erkenntnisse für Gesundheit/Leistungsfähigkeit im Alltag zu gewinnen; sog. Self-Tracking
� Slogan lautet entsprechend:„Self knowledge through numbers“
� QS-Bewegung: in USA seit 2007, in Deutschland seit 2011 (sog. Meetups an 8 Orten, v.a. aktiv in München, Berlin, Köln und Hamburg; neu: auch in Erlangen!)
1) Was i s t Quant i f ied Se l f? ( I )
© Fraunhofer ISI
Seite 3
Orten, v.a. aktiv in München, Berlin, Köln und Hamburg; neu: auch in Erlangen!)
� Erste Medienberichte 2012: „Das Handy als Hausarzt“ (ZEIT) oder „Die Körperkontrolleure kommen“ (taz); schon länger gewisser Hype zum Thema
� Zunehmend klar: keine Sache von Nerds, sondern Massenmarkt mit Transformationspotenzial� 2014: 100.000 mHealth-Apps für Apple und Android verfügbar
� 2014 kamen die meisten heruntergeladenen Apps aus dem mHealth-Bereich
� Längst nicht alle Nutzer würden sich als Teil der QS-Bewegung sehen!
� Technik: teilweise selbst entwickelte Smartphone-Apps in Verbindung mit Zusatzgeräten wie Aktivitäts- und Schlafsensoren, Waagen oder Blutdruck-/ Blutzucker-Messgeräte
� Oft täglich generierte Daten werden automatisch via WLAN oder Bluetooth oder auch (selten) manuell per USB auf Web-Plattformen hochgeladen, wo sie mit Statistik- und Grafik-Software analysiert, visualisiert, ausgewertet und mit anderen Usern geteilt und diskutiert werden können
1) Was i s t Quant i f ied Se l f? ( I I )
© Fraunhofer ISI
Seite 4
anderen Usern geteilt und diskutiert werden können
� Generell noch wenig Forschung und Daten; Aussagen entsprechend schwierig
� Sinnvoll, grob 3 Nutzergruppen zu unterscheiden (Überschneidungen möglich):
a) Nutzer mit bestimmter, oft chronischer Krankheit
b) Nutzer, die gesund sind, gleichwohl Interesse am Thema Gesundheit/Fitness/Körper haben
c) Nutzer ohne Interesse am Thema Gesundheit/Fitness/Körper (z.B. Zeitmanagement; Glück?)
2) Mot ive der Se lbs tvermessung
© Fraunhofer ISI
Seite 5
� Nißen, 2013: weltweite Online-Befragung von 150 Self-Trackern (v.a. aus Dt. u. USA; 40% weiblich; 70% zw. 20 u. 40 J.; ursprünglich 411 TN)Unterscheidung von 5 Motivationen (Faktorenanalyse, nach Bedeutung gelistet):
1) Self-Design: Optimierung, Manipulation, Gestaltung, Kontrolle
2) Self-Discipline: Disziplinierung, Zielerreichung, Belohnung
3) Entertainment: Spiel & Spaß, Unterhaltung
4) Self-Association: In-Beziehung-Setzen zu einer Gruppe/Gemeinschaft, Vergleich mit anderen
5) Self-Healing: Kritik an Medizinsystem, Empowerment, Selbstverantwortung bzgl. Gesundheit
� Heyen, 2015: Typologie von Self-Tracking-Aktivitäten nach dem Grad des „Engagements“ in die Selbstvermessung (nicht an Personen gebunden):
2) Typen der Se lbs tvermessung
Selbstvermessung
4) Forschung & Entwicklung
© Fraunhofer ISI
Seite 6
4) Forschung & Entwicklung
3) Forschung
2) Monitoring & Optimierung
1) Ohne konkrete Ziele
3) Potenz ia le und R i s iken von QS für d ie Gesundhe i t sversorgung
Potenziale/Chancen
• bessere Datengrundlage für Arzt & Pflege (Diagnostik):• deutlich mehr Messzeitpunkte• Messungen aus dem Alltag
Risiken/Grenzen
• Qualitätssicherung der Daten:• wie gut sind die Messgeräte und
Sensoren?• wie anfällig für Anwendungs-
© Fraunhofer ISI
Seite 7
• Messungen aus dem Alltag
• Patient ist ggf. mit Daten vertraut, kann selber handeln (z.B. Insulin, Medikamente)
• Erleichterung für Monitoring & Überwachung (Telemedizin, Pflege)
• Individualisierte Medizin: was bedeutet allgemeine Empfehlung für Einzelnen?
• wie anfällig für Anwendungs-fehler durch Nutzer?
• Zulassung notwendig?• Vertrauen der Ärzte in Daten
• Wieviel Selbstverantwortung für Patient zumutbar/sinnvoll?
• Datenmissbrauch durch Dritte, Datenschutz
3) Potenz ia le und R i s iken von QS für d ie Gesundhe i t s förderung
Potenziale/Chancen
• Motivation für Einzelnen, sich gesund zu verhalten
• Hilfe für Einzelnen, Gesundheitsziel zu erreichen
• Wissen für Einzelnen zu eigenem
Risiken/Grenzen
• Verhältnisprävention nicht vergessen (Verhaltensprävention ist nicht alles)!
• medizinisch fragwürdige Anreize & Handlungsempfehlungen (Bsp.
© Fraunhofer ISI
Seite 8
• Wissen für Einzelnen zu eigenem Körper & Gesundheit (& Krankheit)
• ggf. gesundheitsökonomische Effekte: weniger Kosten, gesündere Gesellschaft?
Handlungsempfehlungen (Bsp. 10.000 Schritte pro Tag)
• schädliche Verhaltensänderungen, falsche Schlussfolgerungen möglich
• Zulassung erforderlich?
• Entsolidarisierung bei PKV/GKV?
• Inwieweit Zwang zur Optimierung?
• Datenmissbrauch durch Dritte, Datenschutz
3) Potenz ia le und R i s iken von QS für d ie Gesundhe i t s forschung
Potenziale/Chancen
• leichtere Datenerhebung/-zugang
• geringere Kosten bei Daten-erhebung/Probandenrekrutierung
Risiken/Grenzen
• schwierigere Kontrolle über Datenerhebung & -qualität• Vergleichbarkeit der Messungen?
© Fraunhofer ISI
Seite 9
erhebung/Probandenrekrutierung
• z.T. neue Datenqualität, weil im Alltag erhoben (nicht im Labor)
• neue Forschungsfragen operationalisierbar
• Beitrag zu Big Data in Medizin/ Gesundheitswesen
• Wissenstransfer von Self-Trackern(Personal Science) zur Wissenschaft
• Vergleichbarkeit der Messungen?• Messfehler durch Nutzer?
• bisher nur Datentransfer, kein Wissenstransfer (auch keine Wissensaggregation)
• Datenschutz & Datenmissbrauch, v.a. Re-Identifizierungsrisiko
� Es gibt (wie immer bei neuen Technologien) beide Seiten: Potenziale UND Risiken
� Bzgl. Gesundheitsversorgung und Gesundheitsforschung scheinen die Risiken/Grenzen leichter handhabbar; hier wird am ehesten an bereits vorhandene professionelle Praxen angeschlossen
� Skepsis ist v.a. bzgl. Gesundheitsförderung angebracht; hier auch der größte
Faz i t
© Fraunhofer ISI
Seite 10
� Skepsis ist v.a. bzgl. Gesundheitsförderung angebracht; hier auch der größte Hype bzw. die größte Kritik
� Es gibt (wie immer bei neuen Technologien) beide Seiten: Potenziale UND Risiken
� Bzgl. Gesundheitsversorgung und Gesundheitsforschung scheinen die Risiken/Grenzen leichter handhabbar; hier wird am ehesten an bereits vorhandene professionelle Praxen angeschlossen
� Skepsis ist v.a. bzgl. Gesundheitsförderung angebracht; hier auch der größte
Faz i t
© Fraunhofer ISI
Seite 11
� Skepsis ist v.a. bzgl. Gesundheitsförderung angebracht; hier auch der größte Hype bzw. die größte Kritik:
„Das Gesundheits-system, wie wir es kennen, wird zertrümmert werden.“(Christoph Lauer im Tagesspiegel, 22.11.2014)
„Der Patient wird seinem Smartphone in Zukunft in vielen Fällen mehr vertrauen als einem Arzt.“(Delphi-Experten-Studie 2015)
„Apps ersetzen den Arztbesuch“(Ekkehard Mittelstadt im Tagesspiegel, 10.4.2015)
Quantified Self: neue Impulse für die Gesundheitsversorgung, -förderung und -forschung?
Kontakt:
Dr. Nils B. Heyen
Competence Center Neue Technologien
© Fraunhofer ISI
Seite 12
Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI
Breslauer Straße 48 | 76139 Karlsruhe
Telefon +49 721 6809-468 | Fax +49 721 6809-315
Email: [email protected]
Web: http://www.isi.fraunhofer.de