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Research Collection Doctoral Thesis Reifegradbestimmung und Haltbarmachung von Kochbananen unter Verhältnissen eines tropischen Entwicklungslandes Author(s): Gasser, Franz Publication Date: 1988 Permanent Link: https://doi.org/10.3929/ethz-a-000502251 Rights / License: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted This page was generated automatically upon download from the ETH Zurich Research Collection . For more information please consult the Terms of use . ETH Library

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  • Research Collection

    Doctoral Thesis

    Reifegradbestimmung und Haltbarmachung von Kochbananenunter Verhältnissen eines tropischen Entwicklungslandes

    Author(s): Gasser, Franz

    Publication Date: 1988

    Permanent Link: https://doi.org/10.3929/ethz-a-000502251

    Rights / License: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted

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  • H Aug, 1988

    Diss. ETH Nr. 8622

    Reifegradbestimmung und Haltbarmachungvon Kochbananen unter Verhältnissen

    eines tropischen Entwicklungslandes

    Abhandlung

    zur Erlangung des Titels eines

    Doktors der technischen Wissenschaften

    der

    Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich

    vorgelegt von

    FRANZ GASSER

    Dipl. Lm.-Ing. ETH

    geboren am 25. Mai 1956

    von Laupersdorf (SO)

    Angenommen auf Antrag von

    Prof. Dr. M.R. Bachmann, Refen

    PD Dr. F. Escher, Korreferefit

    Zürich 1988

    Zentralstelle der Studentenschaft

  • meinen Eltern

  • Vorwort

    Die vorliegende Arbeit entstand im Rahmen des Projektes

    "Nacherntetechnologie von Grundnahrungsmitteln der

    Elfenbeinkuste" am "Centre Suisse de Recherches Scientifiques"

    in Abidjan.

    Dem Referenten, Herrn Prof. Dr. M.R. Bachmann, danke ich

    herzlich für die Ermoglichung dieses Forschungsprojektes und

    die grosszugige Leitung und Forderung dieser Arbeit.

    Herrn PD Dr. F. Escher danke ich für die Uebernahme des

    Korreferates sowie die fachlichen Ratschlage wahrend der

    Arbeit.

    Ein besonderer Dank gilt dem ehemaligen Direktor des Centre

    Suisse, Herrn Dr. F. Naeff-Meier, für seine Unterstützung

    dieser Arbeit wahrend der Versuchsphase in Afrika. Ohne die

    tatkraftige Mithilfe der Mitarbeiter des Centre Suisse wäre

    diese Arbeit nicht möglich gewesen. Ihnen sie hier ganz herz¬

    lich gedankt. Speziell seien hier der ivorianische Mitarbeiter

    des Centre Suisse, Herr Kouassi Koffi und unser ehemaliger

    Laborant, Herr Loukou Yao, erwähnt.

    Zum Schluss mochte ich allen Freunden und Mitarbeitern in der

    Schweiz und an der Elfenbeinkuste, die in irgendeiner Form zum

    Gelingen dieser Arbeit beigetragen haben, ganz herzlich

    danken.

  • INHALTSVERZEICHNIS

    1. EINLEITUNG 1

    2 . LITERATURUEBERBLICK 4

    2.1. Die Kochbanane - Allgemeine Aspekte 4

    2.1.1. Taxonomie und Verbreitung 4

    2.1.2. Physiologie der Reifung 5

    2.1.3. Nacherntetechnologie 8

    2.2. Anbau, Bedeutung und Nacherntetechnologie von

    Kochbananen in der Republik Elfenbeinküste 11

    2.3. Qualitative Veränderungen bei der Trocknung

    und Lagerung von Lebensmitteln, insbesondere

    von Früchten 16

    2.4. Sonnentrocknung von Lebensmitteln 20

    3. BESTIMMUNG DES REIFEGRADES VON KOCHBANANEN 23

    3.1. Problemstellung 23

    3.2. Experimenteller Teil 23

    3.2.1. Versuchsmaterial und Versuchs¬

    durchführung 23

    3.2.2. Bestimmung der Trockenmasse 25

    3.2.3. Reifebestimmungsmethoden 25

    3.2.3.1. Reifebestimmungsmethoden auf

    Basis des Stärkegehaltes 25

    3.2.3.2. Reifebestimmungsmethoden auf

    Basis des Zuckergehaltes 26

  • 3.3. Resultate und Diskussion 26

    3.3.1. Umwandlung von Stärke und Zuckern

    während der Reifung 26

    3.3.2. Beurteilung der indirekten Schätz¬

    methoden zur Reifebestimmung 30

    3.3.2.1. Reifebestimmung aufgrund

    des Stärkegehaltes 30

    3.3.2.2. Reifebestimmung aufgrund

    des Zuckergehaltes 36

    3.3.2.3. Allgemeine Beurteilung der

    Reifebestimmungsmethoden 41

    4. HERSTELLUNG VON GETROCKNETEN KOCHBANANEN 43

    4.1. Problemstellung 43

    4.2. Experimenteller Teil 43

    4.2.1. Versuchsmaterial 43

    4.2.2. Vorbehandlung 44

    4.2.3. Trocknungsmethoden 45

    4.2.4. Erfassung von Trocknungs- und

    Lagerbedingungen 49

    4.2.5. Chemische und physikalische Analysen¬

    methoden zur Charakterisierung von

    Frisch- und Trockenprodukten 51

    4.2.5.1. Trockenmasse und

    Wassergehalt 51

    4.2.5.2. Wasseraktivität und

    Sorptionsisothermen 52

    4.2.5.3. Rekonstitution 52

    4.2.5.4. Polyphenoloxidaseaktivität 53

    4.2.5.5. Zuckergehalt und Reifegrad 53

    4.2.5.6. S02-Gehalt 53

    4.2.5.7. Ascorbinsäuregehalt 53

  • 4.2.5.8. Carotinoidgehalt 54

    4.2.5.9. Nichtenzymatische Bräunung 58

    4.3. Resultate und Diskussion 58

    4.3.1. Beschreibung von Kochbananen als

    Rohstoff für die Trocknung 58

    4.3.1.1. Zusammmensetzung von Koch¬

    bananen 58

    4.3.1.2. Massenbilanz von Bananen¬

    bündeln 60

    4.3.2. Qualitative Veränderungen bei der

    Vorbehandlung 62

    4.3.2.1. Versuchsdurchführung 62

    4.3.2.2. Qualitative Veränderungen

    beim Blanchieren 63

    4.3.2.3. Qualitative Veränderungen

    bei der S02-Behandlung 67

    4.3.3. Versuche zum Trocknungsverlauf bei der

    direkten, natürlichen Sonnentrocknung 72

    4.3.3.1. Versuchsdurchführung 72

    4.3.3.2. Klimabeschreibung 73

    4.3.3.3. Einfluss verschiedener Para¬

    meter auf den Trocknungs¬

    verlauf 78

    4.3.4. Vergleich der direkten, natürlichen

    Sonnentrocknung mit anderen Methoden

    der Sonnentrocknung in bezug auf

    Trocknungsverlauf und -parameter 89

    4.3.4.1. Versuchsdurchführung 89

    4.3.4.2. Trocknungs- und

    Gutstemperaturen 91

    4.3.4.3. Trocknungsverlauf 94

  • 4.3.5. Qualitative Veränderungen bei der

    direkten, natürlichen Sonnentrocknung 99

    4.3.5.1. Versuchsdurchführung 99

    4.3.5.2. Verluste an Ascorbinsäure

    und Carotinoiden 99

    4.3.5.3. Einfluss von Reifegrad

    und Trocknungsdauer auf

    die Carotinoidretention 105

    4.3.6. Vergleich der direkten natürlichen

    Sonnentrocknung mit anderen Methoden

    der Sonnentrocknung in bezug auf

    die Produktqualität 108

    4.3.6.1. Versuchsdurchführung 108

    4.3.6.2. Carotinoidverluste 109

    4.3.7. Einfluss von Vorbehandlung bzw. Reife¬

    grad auf Zuckergehalt und Rekon¬

    stitution von sonnengetrockneten

    Kochbananen 112

    4.3.7.1. Versuchsdurchführung 112

    4.3.7.2. Einfluss von Reifegrad und

    Vorbehandlung auf Verände¬

    rungen in der Zuckerfraktion 113

    4.3.7.3. Einfluss der Vorbehandlung

    auf die Rekonstituierbarkeit 114

    4.3.8. Sorptionsverhalten von getrockneten

    Kochbananen 115

    4.3.8.1. Versuchsdurchführung 115

    4.3.8.2. Sorptionsisothermen 117

    4.3.8.3. Zeitlicher Verlauf der

    Wassersorption 119

    4.3.8.4. Einfluss der Verpackung auf

    die Wassersorption 121

  • 4.3.9. Einfluss von Produktwassergehalt und

    Vorbehandlung auf chemische und

    physikalische Veränderungen während

    der Lagerung von getrockneten

    Kochbananen 125

    4.3.9.1. Versuchsdurchführung 125

    4.3.9.2 Carotinoidretention in

    unreifem Gut 127

    4.3.9.3. Einfluss des Reifegrades

    auf die Carotinoidretention 132

    4.3.9.4. Nichtenzymatische Bräunung 133

    4.3.9.5. Rekonstitution 133

    4.4. Schlussfolgerungen 135

    4.4.1. Vorbehandlung 135

    4.4.2. Trocknung 137

    4.4.3. Lagerung 139

    4.4.4. Reifegrad und Trocknung von Koch¬

    bananen 140

    4.4.5. Aspekte der Produktakzeptanz 141

    4.4.6. Oekonomische Aspekte der Herstellung

    von getrockneten Kochbananen 143

    5. ZUSAMMENFAS8UNG/8UMMARY/RESUME 151

    6. LITERATURVERZEICHNIS 160

  • 8YMBQLE. ABKUERZPNGEN

    CFA Wahrung der ehemaligen franzosischen Kolonien

    in Afrika

    FS Frischsubstanz

    PE Polyethylen

    PPO Polyphenoloxidase

    SF Schweizer Franken

    sx Standardabweichung der Einzelwerte

    TS Trockensubstanz

    W Watt

    WS Wassergehalt

    x" Mittelwert

    Vorbehandlungsvarianten:

    U Keine Vorbehandlung

    B Blanchierung

    S SOz-Behandlung

    Trocknungsmethoden:

    DS Direkte, naturliche Sonnentrocknung

    DSK Direkte Sonnentrocknung im Kastentrockner

    IS Indirekte Sonnentrocknung

  • 1. EINLEITUNG

    Die demographische Entwicklung Westafrikas sudlich der Sahara

    zeichnet sich durch eine starke Urbanisierung [31, 98] und ein

    enormes Bevolkerungswachstum [25] aus. Die landwirtschaftliche

    Produktion an Nahrungsmitteln pro Kopf der Bevölkerung nimmt

    in den meisten afrikanischen Landern sudlich der Sahara ab

    [15, 81]. Die traditionelle Landwirtschaft, die zum grössten

    Teil auf kleinbauerlichem Wanderfeldbau beruht und mehr sub-

    sistenz- als marktorientiert arbeitet, muss mit einer immer

    kleiner werdenden Anzahl an Arbeitskräften eine stetig wach¬

    sende Zahl stadtischer Konsumenten über langer werdende

    Distanzen versorgen. Die landwirtschaftliche Produktion ist

    gekennzeichnet durch klimatisch bedingte, jahreszeitliche

    Schwankungen der Produktionsmenge für gewisse Nahrungsmittel.

    Dies fuhrt in Ueberschusszeiten zu quantitativen und qualita¬

    tiven Verlusten im Nahrungsmittelsektor sowie zu finanziellen

    Einbussen infolge Uebersattigung des Marktes und daraus fol¬

    genden Absatzschwierigkeiten. In den Mangelzeiten steigen die

    Nahrungsmittelpreise betrachtlich an und die Versorgungslage,

    insbesondere der stadtischen Gebiete, ist nicht optimal.

    Das Problem der jahreszeitlichen Schwankungen und der Abnahme

    der landwirtschaftlichen Produktion kann durch Interventionen

    im landwirtschaftlichen Produktionsbereich und durch Massnah¬

    men zur Verbesserung der Nacherntebehandlung von Grundnah¬

    rungsmitteln angegangen werden. Dabei wird die Nacherntebe-

    handluna als Gesamtheit von Transport. Vermarktung. Lagerung

    und Verarbeitung von Nahrungsmitteln verstanden.

    Die vorliegende Arbeit wurde im Rahmen eines grosseren Projek¬

    tes "Nacherntetechnologie von Grundnahrungsmitteln in der

    Republik Elfenbeinkuste" am "Centre Suisse de Recherches

    Scientifiques" in Abidjan durchgeführt. Die Ziele dieses

    Projektes sind

  • die Beschreibung und Erforschung der traditionellen Nach¬

    erntetechnologie (i.e. Lagerung, Verarbeitung und Zube¬

    reitung)

    die Anwendung bzw. Entwicklung einfacher, an die Verhalt¬

    nisse in Entwicklungslandern angepasster, analytischer

    Methoden zur chemischen und mikrobiologischen Untersu¬

    chung der traditionellen Nacherntetechnologie

    die Durchfuhrung technologischer Versuche zum Vergleich

    von traditionellen und modifizierten Lager- bzw. Verar¬

    beitungsmethoden

    die Ausarbeitung von Vorschlagen zur optimalen Verarbei¬

    tung bzw. Lagerung von Nahrungsmitteln unter Berücksich¬

    tigung der soziookonomischen Gegebenheiten und der Ernah-

    rungsgewohnheiten in der Republik Elfenbeinkuste.

    Mit den Forschungsarbeiten sollen Kenntnisse über die tradi¬

    tionelle Nacherntetechnologie und damit auch über eventuelle

    Schwachstellen derselben gewonnen werden. Dadurch kann das

    Projekt einen Beitrag zur Verminderung von quantitativen und

    qualitativen Verlusten im Nacherntebereich und zur besseren

    Ausnutzung des bestehenden landwirtschaftlichen Produktionspo¬

    tentials leisten. Zudem sollen Grundlagen für eine an die

    Verhaltnisse in Entwicklungslandern angepasste Lebensmittel-

    technologie bzw. kleingewerbliche Lebensmittelverarbeitung

    geschaffen werden.

    Dem Projekt ging eine Studie zur Auswahl der zu bearbeitenden

    Nahrungsmittel voraus. Dabei wurden Kriterien wie Häufigkeit

    des Konsums, qualitative Bedeutung für die ivorianische Küche,

    Verlustrisiko nach der Ernte und Stand der Forschung über ein

    bestimmtes Nahrungsmittel berücksichtigt. Die Wahl fiel auf

    die vier Grundnahrungsmittel Kochbananen. Yams. Pfefferschoten

    und Tomaten [100]. Kochbananen und Yams sind in der ivoriani-

    schen Küche wichtige Kohlenhydrat- bzw. Energielieferanten,

  • -3-

    Tomaten und Pfefferschoten werden fast immer für die Zuberei¬

    tung von Saucen verwendet, die jedes Gericht begleiten.

    In der vorliegenden Arbeit werden die Untersuchungen zur Be¬

    stimmung des Reifegrades und zur Sonnentrocknung von Kochbana¬

    nen dargestellt. Die Bestimmung des Reifegrades soll dazu die¬

    nen, Kochbananen verschiedener Reife als Ausgangsmaterial für

    die Verarbeitung zu charakterisieren. Je nach Reifegrad können

    Kochbananen zu verschiedenen Produkten verarbeitet werden. Die

    Sonnentrocknung ist die einzige, in der Republik Elfenbein¬

    kuste traditionellerweise bekannte Verarbeitungstechnik, mit

    der sich langer haltbare Produkte aus Kochbananen herstellen

    lassen. Diese Verarbeitungsmethode wurde deshalb eingehend

    untersucht.

  • -4-

    2. LITERATURUEBERBLICK

    2.1. Die Kochbanane - Allgemeine Aspekte

    2.1.1. Taxonomie und Verbreitung

    Bananen sind monokotyledone Pflanzen und gehören zur Gattung

    Musa. Die meisten essbaren Sorten lassen sich aus den beiden

    diploiden Wildsorten Musa accuminata (Genom AA) und Musa bal-

    bisiana (Genom BB) herleiten. Der grösste Teil der Dessert¬

    bzw. Sussbananen sind triploid und haben das Genom AAA. Koch¬

    bananen sind meistens triploide Kreuzungen der beiden Wildsor¬

    ten mit dem Genom AAB; einige unbedeutendere Sorten weisen das

    Genom ABB auf [9, 108].

    WILSON [164] definiert die Kochbananen als diejenigen Bananen

    der Gattung Musa, die vor dem Genuss zubereitet, d.h. gekocht,

    fritiert oder grilliert werden. Im Gegensatz dazu werden Suss¬

    bzw. Dessertbananen ohne Zubereitung im reifen Zustand roh,

    als frische Frucht konsumiert. Kochbananen werden manchmal

    auch als Mehl- oder Gemusebananen bezeichnet. Die Unterschei¬

    dung von Koch- und Dessertbananen nach WILSON [164] ist nicht

    in allen Fallen angebracht, werden doch Kochbananen manchmal

    im überreifen Zustand roh gegessen [82, 108] und grüne, unrei¬

    fe Dessertbananen gekocht [90].

    Die Kochbananen mit dem Genom AAB (engl. bzw. franz. Bezeich¬

    nung plantain) lassen sich in die Gruppen der "Come"- (engl.

    Hörn) und "French"-Varietaten unterteilen [9]. In der Republik

    Elfenbeinkuste werden vor allem Corne-Varietaten angebaut

    [77]. SERY [136] schätzt, dass rund 90% der in der Republik

    Elfenbeinkuste produzierten Kochbananen zu der Sorte Come 1

    gehören. Obwohl diese Sorte eine relativ geringe Produktivität

    aufweist, wird sie wegen ihres Geschmackes bevorzugt angebaut

    [77, 136]. DE LANGHE [38] unterscheidet mehr als 56 Varieta-

  • -5-

    ten für Aequatorialafrika, für ganz Afrika sind mehr als 70

    verschiedene Kochbananensorten bekannt [90].

    Weltweit nimmt die Produktion von Kochbananen eine wichtigere

    Stellung als diejenige von Dessertbananen ein. SCHMIDT-LEPLAI-

    DEUR [132] gibt für Kochbananen ein jahrliches Produktionsvo¬

    lumen von 53 Mio to an, für Dessertbananen ein solches von nur

    7 Mio to (der Autor präzisiert nicht, von welchem Jahr diese

    Angaben stammen). Gemäss anderen Quellen wurden im Jahre 1979

    rund 60 Mio to Bananen produziert, 7 Mio to davon waren Des¬

    sertbananen, die exportiert wurden [90]. Der Rest (53 Mio to)

    sind Kochbananen und Dessertbananen, die lokal konsumiert

    wurden. BELITZ und GROSCH [22] geben dagegen für das Jahr 1979

    eine weltweite Bananenproduktion von rund 39 Mio to an, ohne

    jedoch zwischen Süss- und Kochbananen zu unterscheiden. In

    anderen Quellen werden gleiche Zahlen für die Gesamtproduktion

    im Jahre 1980 genannt [10, 121]; davon sollen 7 Mio to Bananen

    sein, die exportiert wurden [10, 29]. Aus den wider¬

    spruchlichen Angaben geht hervor, dass die Menge der expor¬

    tierten Sussbananen mit rund 7 Mio to pro Jahr bekannt ist,

    wahrend offenbar über die Produktion von Kochbananen und lokal

    konsumierten, nicht exportierten Dessertbananen Unklarheit

    herrscht. Im Gegensatz zu den Dessertbananen werden Kochbana¬

    nen nur in kleinen Mengen exportiert bzw. international gehan¬

    delt [108]. Demzufolge sind Kochbananen vor allem wichtig als

    lokal konsumiertes, starkereiches Grundnahrungsmittel. Die

    Anbaugebiete beschranken sich auf tropische Gebiete, wie z.B.

    Westafrika, wo Kochbananen eine wichtige Rolle in der Ernäh¬

    rung spielen [90].

    2.1.2. Physiologie der Reifung

    Bei den Fruchten kann zwischen klimakterischen und nichtkli¬

    makterischen Sorten unterschieden werden. Erstere durchlaufen

    eine eigentliche Reifunasphase (klimakterische Phase), die

    durch eine starke Zunahme der Respiration sowie Veränderungen

  • der Fruchtinhaltsstoffe gekennzeichnet ist. Nichtklimakte¬

    rische Früchte weisen nach der Ernte keine solche Reifungs¬

    phase, sondern eine stetige Abnahme der Respiration auf.

    Bananen gehören zusammen mit Kern- und Steinobst zu den kli¬

    makterischen Früchten. Zu den nichtklimakterischen Früchten

    gehören unter anderem Zitrusfrüchte und Trauben [95, 120,

    149].

    Bananen werden im grünen Zustand geerntet und dann reifen

    gelassen. Früchte, die am Baum reifen, weisen einen abnormalen

    Geschmack auf [89]. Falls die Ernte im grünen Zustand erfolgt,

    befindet sich die Banane in der sogenannten präklimakterischen

    Phase, d.h. in einer physiologischen Ruhephase: Es sind keine

    wesentlichen biochemischen Veränderungen in der Frucht nach¬

    weisbar [89], und die Respiration der Frucht ist gering (8-

    50 mg C02/kg- h, je nach Sorte) [108]. Auf die präklimak¬

    terische Phase folgt die Reifungsphase, die durch die frucht¬

    eigene Produktion von Ethylen ausgelöst wird. Die Bildung

    dieses Pflanzenhormons induziert einen Anstieg der Respiration

    (60-250 mg C02/kg>h) [108] und biochemische Veränderungen in

    der Frucht, die zu den äusserlich wahrnehmbaren Veränderungen

    von Farbe, Aroma und Textur während der Fruchtreifung führen

    [120]. Die Reifung kann aber auch künstlich durch Zumischung

    von Ethylen (die heute am weitest verbreitete Methode) oder

    von ungesättigten Kohlenwasserstoffen wie Acetylen oder Pro-

    pylen zur Lagerluft induziert werden [139]. Die Methode der

    künstlichen Reifungsauslösung erlaubt die synchrone Reifung

    von Bananen. Hat die Reifung begonnen, läuft sie irreversibel

    ab. Daraus folgt, dass die Lebensdauer der Frucht nach der

    Ernte durch die Länge der präklimakterischen Phase bestimmt

    wird. Diese wird von folgenden Parametern beeinflusst: Bana¬

    nensorte, Erntezeitpunkt (Alter bzw. Reife der Früchte bei der

    Ernte), Lage der Frucht im Bananenbündel, mechanische Beschä¬

    digung der Frucht, mikrobielle Infektion der Frucht, Lichtein¬

    fall, Lagertemperatur, Gaszusammensetzung (in bezug auf Sauer¬

    stoff, Kohlendioxid und Ethylen) und relative Luftfeuchtigkeit

    der Lagerluft [89].

  • -7-

    Die wichtigsten inhaltlichen Veränderungen wahrend der

    Reifung, deren biochemische Grundlagen von MARIOTT [89],

    MARIOTT und LANCASTER [90], PALMER [108] und SIMMONDS [139]

    umfassend dargestellt werden, lassen sich wie folgt be¬

    schreiben:

    Die Textur wird weicher, bedingt durch den Abbau von Pektin,

    Hemicellulosen und Starke. Starke stellt rund 80-95% der

    Trockensubstanz von unreifen Bananen dar, ist also der

    wichtigste Bestandteil der Fruchtpulpe. Die Starke wird rela¬

    tiv schnell abgebaut und in die Zucker Fructose, Glucose und

    Saccharose umgewandelt. Andere Zucker sind in nennenswerter

    Menge nicht nachgewiesen worden. Wahrend bei den Dessertbana¬

    nen die Starke vollständig abgebaut wird, bleiben bei Kochba¬

    nanen am Ende der Reifung noch rund 10 % Starke, bezogen auf

    die Trockensubstanz, zurück [69, 70, 91, 92]. Die Trockenmasse

    nimmt wahrend der Reifung ab. KARIKARI [69] fand in Kochbana¬

    nen eine Abnahme von 41.7 % (grün) auf 35.4 % (überreif). Die

    Trockenmasse von Dessertbananen ist im allgemeinen geringer

    als diejenige von Kochbananen. Als weitere Veränderungen wah¬

    rend der Reifung sind die Zunahme des Pulpe/Fruchtschale-Ge-

    wichtsverhaltnisses, die Zunahme der Azidität und die Poly¬

    merisation von Polyphenolen zu erwähnen.

    Die wichtigste, ausserlich wahrnehmbare Veränderung wahrend

    der Reifung ist der Farbwechsel der Schale von grün zu gelb.

    Dieser Farbwechsel kommt durch den Abbau des Chlorophylls in

    der Fruchtschale zustande, wodurch die anfanglich durch das

    Chlorophyll maskierten Carotinoide hervortreten [108]. Die

    Schalenfarbe wird heute als allgemein übliches Kriterium zur

    Bestimmung des Reifegrades im Handel mit Dessertbananen ver¬

    wendet: Eine Skala von 1 bis 8 charakterisiert die verschiede¬

    nen Farbabstufungen und Reifegrade [155]. Jeder Farbabstufung

    kann ein ungefährer Bereich von Starke- bzw. Zuckergehalt

    zugeordnet werden. Die Schalenfarbe als Reifeparameter wurde

    auch in experimentellen Arbeiten über Kochbananen verwendet

    [69, 91, 92,]. Der Reifezustand ist ein wichtiger Parameter

  • -8-

    fur die Beurteilung von Bananen in bezug auf ihre Eignung für

    den Transport, die Lagerung und die Verarbeitung. Einige

    Autoren haben deshalb versucht, objektive und einfache Metho¬

    den zur Bestimmung des Reifegrades zu entwickeln, die nicht

    auf der Bestimmung der Schalenfarbe beruhen. PELEG und GOMEZ

    BRITO [110] verfolgten die Reifung mit Texturmessungen von

    Pulpestucken (Kompressionstests). Diese Methode ist apparativ

    relativ aufwendig. GOTTREICH et al. [55] schätzten mit einer

    einfachen Methode den Gehalt an reduzierenden Zuckern in der

    Pulpe. Dabei werden reduzierende Zucker (und andere reduzie¬

    rende Substanzen) durch kurzes Aufkochen von Pulpestucken in

    einer wässrigen Losung, die 3,5-Dinitrosalicylsaure enthalt,

    extrahiert und kolorimetrisch bestimmt. Diese Methode besticht

    durch ihre Einfachheit, das verwendete Reagens ist aber nicht

    allgemein erhaltlich in Entwicklungslandern. BECCARI und

    ASCARI [21] verfolgten den Starkeabbau wahrend der Reifung

    mittels lodfarbung der Pulpe. Es zeigte sich allerdings, dass

    die Methode am Anfang der Reifung (bei hohem Starkegehalt)

    eine eindeutige Festlegung von Reifeunterschieden nicht

    zulasst.

    2.1.3. Nacherntetechnologie

    Die Nacherntetechnologie von Bananen umfasst die Lagerung der

    frischen Frucht und die Verarbeitung zu haltbaren Produkten.

    Weltweit wird der grösste Teil der Bananen roh, im reifen Zu¬

    stand konsumiert oder kuchenmassig zubereitet. Nur ein unbe¬

    deutender Teil der Bananenproduktion wird zu haltbaren Produk¬

    ten verarbeitet [90, 108]. Nach CROWTHER [37] sind dies jahr¬

    lich weniger als 100'000 to. Relativ gesehen haben allerdings

    in gewissen Regionen verarbeitete Produkte wie getrocknete

    Bananen oder Bananenbier eine gewisse Bedeutung [90].

    Die Lagerung von Bananen ist wahrend der präklimakterischen

    Phase möglich. In der nachfolgenden Reifungsphase ist eine

    längere Lagerung nicht mehr möglich, da die Fruchte weich und

  • -9-

    uberreif werden [89]. Für eine optimale Lagerung müssen

    deshalb die Lagerbedingungen so festgelegt werden, dass die

    präklimakterische Phase möglichst lange dauert. Faktoren, die

    sich positiv auf die Lange dieser Phase auswirken, sind

    niedrige Lagertemperatur, hohe Luftfeuchtigkeit, Ventilation

    (Entfernung von Ethylen aus der Lageratmosphare), Kontrolle

    des richtigen Erntezeitpunktes und Schutz der Frucht vor

    mechanischen umd mikrobiellen Schaden [89] . Es existieren

    folgende Lagermethoden [89]: Kuhllagerung [59]; Lagerung in

    Polyethylensacken mit oder ohne Ethylenabsorbens [84, 101,

    133, 134]; Lagerung in kontrollierter bzw. modifizierter

    Atmosphäre; Lagerung von Bananen, die mit Gibberellinen behan¬

    delt wurden [49, 126]; Lagerung von wachsbeschichteten Bananen

    [102]. THOMPSON et al. [152] erzielten durch die Lagerung in

    feuchtem Sagemehl eine verlängerte Lagerdauer. Alle erwähnten

    Methoden sind sowohl für Koch- als auch für Dessertbananen

    anwendbar. Die Kuhllagerung, verbunden mit Ventilation, ist

    die heute am meisten verbreitete Lagermethode beim Transport

    von Dessertbananen, die für den Export bestimmt sind [89].

    Mikrobiologische Aspekte heutiger Lagermethoden werden von

    WARDLAW [159] behandelt (Verderb, Mikroflora, Verhütung von

    Verderb, ete.).

    HAENDLER [60], MARIOTT und LANCASTER [90] und SIMMONDS [139]

    geben Uebersichten über die Verarbeitung von Koch- und Des¬

    sertbananen. CROWTHER [37] gibt praktische Anleitungen zur

    Herstellung verschiedener Produkte aus Bananen und deren Halt¬

    barmachung .

    Getrocknete reife und unreife Bananen, Bananenbier und fermen¬

    tierte Bananenpulpe sind traditionelle, verarbeitete Produkte

    aus Bananen [36, 90].

    Folgende industrielle, moderne Methoden der Verarbeitung von

    Koch- und Dessertbananen wurden beschrieben [90]: Sterilkon¬

    serven (Bananenscheiben, Bananenpuree) [60, 90] gefrorenes

    Pur6e [90, 129], getrocknete Bananen [2, 5, 12, 13, 14, 32,

  • -10-

    40, 87, 88, 99, 115, 116, 123, 162], Bananenchips [6, 8, 16,

    67, 74, 103, 104, 131], fermentierte Produkte [3, 7, 39, 78],

    angesäuertes Püree [47] und Konfitüre [90]. Nach MARIOTT und

    LANCASTER [90] stellen eingedöstes und gefrorenes Bananenpuree

    und Bananenfeigen (reife getrocknete Bananen) die wichtigsten

    Produkte dar.

    Ueber die Trocknung von unreifen und reifen Koch- bzw. Des¬

    sertbananen seien die folgenden Arbeiten angeführt, ohne auf

    deren Resultate einzugehen:

    ASIEDU [13, 14] trocknete unreife und reife Kochbananen mit¬

    tels Warmlufttrocknung. Der Autor untersuchte den Einfluss von

    Trocknungstemperatur, Reifegrad und Gutsabmessung auf den

    Trocknungsverlauf. ARCHAPONG und WIENEKE [12] trockneten Wür¬

    fel unreifer Kochbananen bei 60°C und einer Luftgeschwindig¬

    keit von 0.2 m/sec sowie reife Kochbananen bei 40-60°C und

    einer Luftgeschwindigkeit von 4 m/sec. RODRIGUEZ-SOZA et al.

    [123] trockneten unreife Bananen in einem Trocknungsapparat

    mit Luftumwälzung bei verschiedenen Trocknungstemperaturen (70

    °C, 93 °C). Die Bananen wurden vor der Trocknung dampfgeschältund mit S02 behandelt. Das getrocknete Gut wurde zu Mehl ver¬

    mählen und in Polyethylensäcken verpackt. Die Autoren

    bestimmten die Wasseraufnahme im verpackten Gut während der

    Lagerung bei einer Temperatur von 26 °C und einer relativen

    Luftfeuchtigkeit von 57 %. RAHMAN [115] trocknete unreife

    Kochbananen im Kastentrockner mit Luftumwälzung während einer

    Stunde bei 93°C und dann während 5 Stunden bei 71°C. Die Bana¬

    nen wurden vor der Trocknung verschieden vorbehandelt. Zur

    Trocknung wurden geschälte und ungeschälte Kochbananen ver¬

    wendet. MOWLAH et al. [99] untersuchten die Trocknung von

    reifen Bananen im Kastentrockner (Trocknungsverlauf, Trock¬

    nungsgeschwindigkeit, nichtenzymatische Bräunung). Verschie¬

    dene Methoden der Sonnentrocknung für Cashew-Nüsse, unreife

    und reife Süssbananen und Ananas wurden von CHEEMA und RIBEIRO

    [32] untersucht. Die Autoren verglichen den Trocknungsverlauf

    der direkten, natürlichen Sonnentrocknung, der direkten Son-

  • -11-

    nentrocknung im Kastentrockner und der indirekten Sonnentrock¬

    nung unter Lichtschutz. WEISBERG [162] beschreibt ein Ver¬

    fahren für die teilweise osmotische Trocknung von reifen Bana¬

    nen: Diese werden in Stucke geschnitten, wahrend 18 Stunden in

    einer 67%-igen Zuckerlosung, dann für eine Stunde in einer

    60%-igen Zuckerlosung mit 1 % S02 (Kaliummetabisulfitlosung)

    eingelegt und im Ofen oder an der Sonne nachgetrocknet.

    ADAMBOUNOU und CASTAIGNE [2] trockneten reife Bananen osmo¬

    tisch in einer 70%-igen Saccharoselosung bei Temperaturen von

    40-60°C vor, bis rund 50 % des Anfangsgewichtes des Gutes

    erreicht waren. Die Nachtrocknung des Gutes erfolgte bei 65°C

    unter Vakuum bis zu einem Endwassergehalt von 9.5 %. DEI-TUTU

    [40] trocknete reife Bananen bei 70°C wahrend 12 Stunden bis

    zu einem Wassergehalt von 6 %. Das getrocknete Produkt wurde

    mit Erfolg anstelle von frischen Bananen in einer Zubereitung

    verwendet, die aus reifen Kochbananen und fermentiertem Mais¬

    mehl besteht. ADEVA et al. [5] trockneten homogenisierte, mit

    S02 vorbehandelte Pulpe von reifen Bananen mit einem Walzen¬

    trockner. Das Produkt wurde in einem Lagerversuch wahrend 6

    Monaten auf Wassergehalt, Bräunung und S02-Gehalt untersucht.

    RAMANUIJA und JAYARAMAN [116], MAIA et al. [87] und MANZOOR

    und EHSAN [88] untersuchten die Lagerstabilitat von verschie¬

    den vorbehandelten, reifen Dessertbananen, die osmotisch

    [116], im Ofen [87] und an der Sonne [88] getrocknet worden

    waren (Endwassergehalte von 18-30 %, 20-25 % und 14-16 %).

    2.2. Anbau. Bedeutung und Nacherntetechnologie von Kochbananen

    in der Republik Elfenbeinkuste

    Kochbananen sind nach Yams mengenmassig das zweitwichtigste

    Nahrungsmittel in der Republik Elfenbeinkuste, sowohl in bezug

    auf die Produktion [41] als auch auf den Konsum [165], Kochba¬

    nanen werden meist von Kleinbauern in Mischkultur mit Kakao

    oder mit Nahrungspflanzen (Maniok, Taro, Pfefferschoten,

    Erdnüsse, u.a.) angebaut [58, 77, 150]. Dabei stellen Koch¬

    bananen in diesem System nur eine Sekundarkultur dar, d.h.

  • -12-

    nach dem Pflanzen der Bananenstaude wird normalerweise kein

    grosser Aufwand betrieben für die Pflege der Pflanze. In die¬

    sem System der Mischkultur ist die Kochbanane wichtig als

    Schattenpflanze; der Boden wird geschützt vor Austrocknung und

    vor Schaden starker Niederschlage. Der Anbau beschrankt sich

    auf die sudliche Regenwaldzone der Republik Elfenbeinkuste

    [136, 150]; der Konsum ist dementsprechend im Süden des Landes

    verbreitet. Der Anbau von Kochbananen dient in erster Linie

    der Selbstversorgung der Produzenten; was übrigbleibt, wird

    verkauft [150]. Die Einkünfte aus diesem Verkauf sind relativ

    wichtig, da sie ziemlich regelmassig anfallen und zur Deckung

    der taglichen Bedurfnisse dienen [113, 150],

    Die Vermarktung (Ernte, Transport, Lagerung, Verkauf) von

    Kochbananen in der Republik Elfenbeinkuste wird von TANO

    [150], KUPERMINC [73] und von CHATAIGNER und TANO [31]

    beschrieben. Rund die Hälfte der geernteten Bananen wird

    vermarktet [73]. Ein Teil dieser Bananen wird in den Produk¬

    tionszonen und in benachbarten Regionen verkauft, ein Teil

    wird über längere Distanzen in grosseren, stadtischen Zentren

    (Abidjan, Bouake) abgesetzt [150, 31]. Die Bedeutung der Ver¬

    marktung über längere Distanzen nimmt infolge der starken

    Urbanisierung zu: Zwischen 1965 und 1975 verdoppelte sich

    landesweit die Zahl der stadtischen Konsumenten [31].

    Das Angebot an Kochbananen auf dem Markt ist wahrend des Pro¬

    duktionsjahres nicht gleichmassig verteilt: Bedingt durch die

    jahrlichen klimatischen Schwankungen gibt es eine Periode mit

    einem Ueberschuss an Bananen auf dem Markt (in den Monaten

    Dezember bis März) und eine Mangelperiode (April/Mai bis Sep¬

    tember/Oktober) [31, 136]. Dies hat ausgeprägte Preisschwan¬

    kungen auf dem Markt zur Folge, die von 1:2 im Jahre 1975 [58]

    bis zu 1:5 im Jahre 1977 [4] betragen können. Das Ausmass der

    Preisfluktuation hangt u.a. vom Erntevolumen und der allgemei¬

    nen Lage auf dem Nahrungsmittelsektor ab. In Abbildung 1 ist

    der Detailhandelspreis für Kochbananen für die Jahre 1982 und

    1983 dargestellt.

  • -13-

    Detailhandelspreis (CFA/kg)

    1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12

    Monat

    Abb.1: Detailhandelspreis für Kochbananen in Abidjan in denJahren 1982 (D ) und 1983 (A ) [119] (Wechselkurs1SF=193 CFA am 16.6.87)

    In der Ueberschussperiode können die Kleinbauern, deren Pflan¬

    zungen isoliert und schlecht erreichbar sind, ihre Kochbananen

    nicht mehr verkaufen und ein beträchtlicher Teil der Bananen

    verdirbt in dieser Periode auf dem Feld, ohne geerntet worden

    zu sein. Nach KUPERMINC [73] betragen diese Verluste landes¬

    weit rund 40% der gesamten Produktion.

    Die eigentlichen Nachernteverluste (Verluste nach der Ernte

    bei der Vermarktung) betragen nach KUPERMINC [73] höchstens

    10 %.Der Autor betont jedoch, dass dieser aufgrund globaler

  • -14-

    Statistiken geschätzte Wert zu hoch angesetzt ist und wohl

    nach unten korrigiert werden müsste.

    Die weitaus wichtigste küchenmässige Zubereitung aus Kochbana¬

    nen in der Republik Elfenbeinküste ist das sogenannte "Foutou-

    Banane". eine Art verkleistertes, zähes Bananenpuree. In wei¬

    ten Teilen der südlichen Regenwaldzone wird dieses Gericht

    mindestens einmal pro Tag gegessen (zusammen mit einer Sauce,

    die Fleisch, Fisch oder Gemüse enthält). Es handelt sich also

    um ein eigentliches Nationalgericht. Weitere Zubereitungen aus

    Kochbananen sind fritierte, grillierte und gekochte Bananen

    sowie Bananenchips [73, 113, 150].

    Als einzige länger haltbare Produkte aus Kochbananen existie¬

    ren in der Republik Elfenbeinküste sonnengetrocknete, unreife

    und reife Kochbananen. COMOE KROU [35] schildert Herstellung,

    Lagerung und Bedeutung dieser Produkte.

    Die Trocknung von Kochbananen ist nur in gewissen Regionen und

    bei gewissen Ethnien verbreitet, so u.a. bei den Agni (Süd¬

    osten des Landes) , bei den Baoule (Süden) und bei den Yacouba

    (Westen). Meist wird die Trocknung jeweils nur in einzelnen

    Dörfern praktiziert und ist nicht grossräumig verbreitet. Die

    getrockneten Bananen dienen als Notvorrat für Mangelperioden

    während des Jahres und dienen damit vorwiegend der Deckung des

    Eigenbedarfs; selten werden getrocknete Bananen auch auf loka¬

    len Märkten verkauft.

    Unreife und reife Kochbananen werden zur Trocknung geschält,

    in Stücke geschnitten und ohne weitere Vorbehandlung an der

    Sonne getrocknet. Die Trocknung erfolgt nach eigenen Beobach¬

    tungen am Boden, auf Gestellen und auf Dächern. Die Trock¬

    nungsdauer beträgt je nach Klimabedingungen und Gutsabmessung

    bei unreifen Kochbananen 2 Tage und länger, bei reifen Koch¬

    bananen mindestens 4 Tage. Die Lagerung des getrockneten Gutes

    erfolgt nach eigenen Beobachtungen in nicht hermetisch ver¬

    schlossenen, plastifizierten Jutesäcken. Da die getrockneten

  • -15-

    Bananen bei der Lagerung im feuchten Klima Wasser aufnehmen,

    werden sie von Zeit zu Zeit an der Sonne zur Nachtrocknung

    ausgelegt. Die Lagerung über dem Hausfeuer wurde auch

    beobachtet. COMOE KROU [35] beschreibt nebst dieser Methode

    die Lagerung von getrockneten unreifen Kochbananen in ver¬

    schlossenen Tonkrugen. Die reifen getrockneten Kochbananen,

    nachstehend Bananenfeigen genannt, werden als solche gegessen

    und sind eine willkommene Sussigkeit für Kinder. Unreife ge¬

    trocknete Kochbananen werden zu Mehl gestampft, mit siedendem

    Wasser vermischt und unter weiterem Kochen zu einem

    konsistenten Brei gerührt. Dieser wird mit einer Sauce, die

    Fleisch, Fisch oder Gemüse enthalt, gegessen. Weitere Zuberei-

    tungsarten beschreibt COMOE KROU [35].

    VIRNOT [157] untersuchte traditionell getrocknete unreife

    Kochbananen aus dem mittleren Westen der Republik

    Elfenbeinkuste. Er fand, dass die mikrobiologische Qualität

    des Trockengutes vom Trocknungsstandort abhangig ist: Proben,

    die auf dem Boden getrocknet wurden, wiesen hohe Keimzahlen

    für fäkale Coliforme auf (bis 10 /g Probe). Die mikrobio¬

    logische Qualität von Proben, die auf Gestellen oder Dachern

    getrocknet worden waren, war dagegen genügend. Entscheidend

    ist, dass das Gut in der ersten Phase der Trocknung vor Konta¬

    mination geschützt wird, da in dieser Phase bei hoher Wasser-

    aktivitat noch eine Möglichkeit der Keimvermehrung besteht.

    Der Wassergehalt der untersuchten Proben variierte zwischen

    9.6 % und 16.7 %, die Wasseraktivitat entsprechend zwischen

    0.44 und 0.79. Die Proben waren also teilweise ungenügend

    getrocknet.

  • -16-

    2.3. Qualitative Veränderungen bei der Trocknung und Lagerung

    von Lebensmitteln, insbesondere von Früchten

    Bei der Herstellung und Lagerung von getrockneten Lebensmit¬

    teln können mikrobiologische, physikalische, enzymatische und

    chemische Veränderungen im Produkt auftreten. Das Ausmass und

    die Art der qualitativen Veränderungen sind vom Produkt und

    den Herstellungsbedingungen bzw. den verschiedenen Prozess¬

    schritten (Vorbehandlung, Trocknung, Lagerung, Rekonstitution)

    abhangig [44]. Bekommlichkeit und Nährwert sind nach ESCHER

    und BLANC [44] die wichtigsten Qualitatsparameter für die

    Beurteilung von Trockenprodukten. Farbe, Textur und Geschmack

    sind weitere Qualitatsparameter. Die verschiedenen Prozess¬

    parameter zeigen dabei unterschiedliche Wirkung auf die quali-

    tatsverandernden Reaktionen. Deshalb sind entsprechend den

    gewünschten qualitativen Anforderungen an das Endprodukt Prio¬

    ritäten festzulegen und die Herstellungsbedingungen ent¬

    sprechend zu gestalten.

    SCOTT [135] diskutiert mikrobielle Veränderungen in Lebensmit¬

    teln in bezug auf die Wasseraktivitat (aw). Um Trockenprodukte

    wahrend der Lagerung vor mikrobiellem Verderb zu bewahren,

    sind nach diesem Autor maximale aw- Werte von 0.65-0.75 zu¬

    lassig. Die obere zulassige Grenze für die Wasseraktivitat

    hangt vom Produkt, seiner Zusammensetzung , von den Lagerbe¬

    dingungen und der Lagerdauer ab.

    Physikalische Veränderungen wahrend der Trocknung und Lagerung

    sind Gutsschrumpfung, Migration und Konzentration von losli¬

    chen Substanzen im Gut, Oberflachenverkrustung, Verminderung

    der Rehydrierbarkeit des Gutes, Verluste an fluchtigen Aroma¬

    stoffen und De- bzw. Absorption von Wasser [33, 44, 156].

    Enzymatische Reaktionen laufen in getrockneten Lebensmitteln

    nach ACKER [1] erst oberhalb eines minimalen Wassergehaltes

    ab, der dem BET-Punkt entspricht. Unterhalb dieses Wasserge-

  • -17-

    haltes liegt das Wasser im Gut als monomolekulare Schicht vor.

    Wegen der Beweglichkeit der Reaktionspartner (Enzym, Substrat)

    ist das Zustandekommen von enzymatischen Reaktionen von einem

    minimalen Wassergehalt abhangig . Peroxidase dient meist als

    Indikatorenzym für die Wirksamkeit von Blanchierprozessen in

    bezug auf die Enzyminaktivierung, da dieses Enzym hitze-

    resistenter ist als die meisten anderen Enzyme [1, 62].

    Fruchte und Gemüse, die zur Trocknung in Stucke geschnitten

    werden, verfärben sich wahrend des Trocknungsprozesses, verur¬

    sacht durch enzymatische Bräunung. Dabei werden auf enzymati-

    schem Weg Polyphenole zu ortho-Diphenolen hydroxyliert und

    diese zu ortho-Chinonen oxidiert. Die ortho-Chinone reagieren

    auf chemischem Weg weiter zu gefärbten Polymeren. Hauptsachli¬

    ches Substrat der enzymatischen Bräunung in Bananen ist Dopa¬

    min (3,4 - Dihydroxyphenylethylamin) [33, 56, 89, 108]. Die

    enzymatische Bräunung kann durch Blanchieren (Hitzeinaktivie-

    rung der Polyphenoloxidasen), Zugabe von reduzierenden

    Substanzen (Ascorbinsäure, S02), Absenken des pH-Wertes und

    Senkung des Sauerstoffpartialdruckes verhindert werden. S02

    reagiert mit den ortho-Chinonen, die so für den weiteren Reak¬

    tionsverlauf blockiert werden [33, 62],

    Als chemische Reaktionen bei Trocknung und Lagerung sind die

    nichtenzymatische Bräunung, der Verlust an Vitaminen, die

    Oxidation von Lipiden und die Verminderung der biologischen

    Wertigkeit von Proteinen zu erwähnen [26, 33, 53, 62, 75, 76,

    94, 128]. Bei einigen dieser Veränderungen können auch enzyma¬

    tische Reaktionen beteiligt sein.

    Bei der nichtenzvmatischen Bräunung (Maillardreaktion) rea¬

    gieren Carbonyle (reduzierende Zucker, Ascorbinsäure, u.a.)

    mit Aminosäuren, Peptiden oder Proteinen mit freier Aminogrup-

    pe unter Bildung von gefärbten Polymeren. [33, 62, 64]. Durch

    diese Reaktion kann die biologische Wertigkeit von Proteinen

    vermindert werden [33, 75, 76]. Die Reaktion ist stark tempe-

    raturabhangig (hohe Aktivierungsenergie) und wird beeinflusst

  • -18-

    durch die Konzentration an Reaktionspartnern (reduzierende

    Zucker, Aminosäuren), die Wasseraktivität und den pH-Wert. Die

    Reaktion kann verhindert werden durch S02- Behandlung. Dabei

    reagiert S02 mit Zwischenprodukten der Reaktion und blockiert

    so den weiteren Reaktionsverlauf [33]. Eine weitere Massnahme

    zur Verhinderung der Bräunung ist die Verringerung des Gehal¬

    tes an reduzierenden Zuckern im Produkt [53].

    Vitamin C hat nach LABUZA [76] und BENDER [23] die geringste

    Stabilität aller Vitamine. Der Abbau von Vitamin C wird des¬

    halb oft als Parameter für die technologische Belastung eines

    Produktes verwendet. Nach BENDER [23] bedeutet ein geringer

    Verlust an Vitamin C auch einen geringen Verlust an anderen

    Nährstoffen. Ein hoher Verlust an Vitamin C dagegen muss nicht

    unbedingt mit einem grossen Verlust an anderen Nährstoffen

    einhergehen (oft wird nur Vitamin C abgebaut). Vitamin C liegt

    in den beiden reversibel ineinander übergehenden Formen Ascor-

    bin- und Dehydroascorbinsäure vor (beide mit Vitamin C - Akti¬

    vität) . Dehydroascorbinsäure ist hitzelabil und kann irrever¬

    sibel zu 2,3-Diketogulonsäure umgewandelt werden (ohne Vita¬

    minaktivität) [22]. Der Abbau von Vitamin C erfolgt durch

    oxidierende Enzyme, durch nichtenzymatische Bräunung und durch

    Oxidation durch Luftsauerstoff [23]. Vitamin C - Verluste

    treten oft beim Blanchieren durch Auswaschen in das Blanchier¬

    wasser auf. Diese Verluste können höher sein als der eigent¬

    liche Abbau im Produkt [23]. Die Zerstörung von Ascorbinsäure

    bei der Trocknung und Lagerung wird beeinflusst durch Tempera¬

    tur, Wasseraktivität, oxidierende Enzyme, Schwermetalle, Licht

    und Sauerstoffpartialdruck [44]. Die Vitaminretention wird

    verbessert durch S02- Behandlung.

    Carotine bzw. Carotinoide werden durch Radikale und Peroxide,

    die bei der Fettoxidation gebildet werden, oxidiert [23, 33,

    75, 76]. Neben dieser sekundären Oxidation unterliegen nach

    CHEFTEL et al. [33] Carotinoide auch der Autoxidation. Neben

    quantitativen Carotinoidverlusten gibt es bei der Verarbeitung

    auch Verluste an Nährwert durch Isomerisation von Carotinen zu

  • -19-

    weniger provitamin-A-wirksamen Isomeren. Bedingt durch ihre

    Wichtigkeit (Nährwert, Farbe) wird der Gehalt an Carotinen

    bzw. Carotinoiden oft als Parameter für die technologische

    Belastung von verarbeiteten Produkten verwendet.

    Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass enzymatische

    und chemische Veränderungen bei Trocknung und Lagerung von

    Temperatur, Wasseraktivitat, Sauerstoffpartialdruck, Licht,

    Produktzusammensetzung und Vorbehandlung abhangen [44, 53,

    62]. Bei der Lagerung ist zusatzlich die Verpackungsqualitat

    von Bedeutung für die Produktestabilitat [128]. Durch eine

    geeignete Vorbehandlung lassen sich Veränderungen im Gut wah¬

    rend der Trocknung und Lagerung ebenfalls vermindern.

    Im Zusammenhang mit der Trocknung von Fruchten ist auf die

    Bedeutung der S02-Behandlung und des S02-Zusatzes einzugehen.

    Neben dem Blanchieren ist die S02-Behandlung eine weit ver¬

    breitete Methode zur Vorbehandlung von Lebensmitteln vor der

    Verarbeitung. S02 dient als Antioxidans oder Reduktionsmittel

    z.B. zur Verhinderung der enzymatischen Bräunung, als Konser¬

    vierungsstoff zur Verhinderung von mikrobiellem Verderb und

    hemmt die nichtenzymatische Bräunung. Je nach Anwendungszweck

    werden unterschiedliche Mengen zur Vorbehandlung eingesetzt.

    TAYLOR et al. [151], WEDZICHA [161], JOSLYN und BRAVERMAN [68]

    und LUECK [85] geben umfangreiche Uebersichten über die che¬

    mischen, technologischen und toxikologischen Aspekte der S02-

    Behandlung.

    Die S02- Behandlung von Lebensmitteln kann mittels Begasung

    oder durch Eintauchen in Sulfitlosungen erfolgen. Im behandel¬

    ten Lebensmittel liegen je nach pH-Wert des Milieus die Ver¬

    bindungen Schwefeldioxid (gelost in Wasser), schweflige Saure,

    Bisulfit, Metabisulfit und Sulfit vor [68, 151, 161]. Ein Teil

    der Sulfite liegt frei in anorganischer Form im Lebensmittel

    vor. Sulfite reagieren jedoch auch leicht mit Lebensmittelin-

    haltsstoffen (Aldehyde, Ketone, reduzierende Zucker, unge¬

    sättigte organische Verbindungen, Proteine, Vitamine), wodurch

  • -20-

    sulfithaltige, organische Verbindungen gebildet werden. Der

    Gehalt an gebundenen Sulfiten hangt von der Sulfitabsorption

    im Gut, von der Gutszusammensetzung und von den Bedingungen

    der Trocknung und Lagerung ab [151, 161]. Es scheint, dass

    sich in S02-behandelten Lebensmitteln auch toxische Reaktions¬

    produkte bilden können [107]. Durch Reaktion von Sulfiten mit

    Thiamin (Vitamin Bj) wird dessen Vitaminaktivitat zerstört

    [151]. KROYER [72] fand in S02- behandeltem Meerrettich wah¬

    rend der Lagerung eine vollständige Zerstörung von Thiamin und

    eine geringe Abnahme von Vitamin B2, B6 und Nicotinsaure. In

    unbehandeltem Meerrettich dagegen waren diese Vitamine relativ

    stabil. In anderen Untersuchungen wurde überprüft, ob die

    Einnahme von sulfithaltigen Lebensmitteln beim Menschen den

    Vitamin-Bj^-Gehalt von anderen, gleichzeitig eingenommenen

    Nahrungsmitteln herabsetzt. Es wurde kein nachteiliger Effekt

    von S02 nachgewiesen [107].

    TAYLOR et al. [151] diskutieren ausfuhrlich Studien über die

    akute und chronische Toxizität sowie über die Kanzerogenitat

    und die mutagene Wirkung von Sulfiten. Bemerkenswert ist

    dabei, dass Sulfite bei sulfitsensitiven Asthmatikern Asthma¬

    anfalle hervorrufen können. Die Vertraglichkeit von Sulfit ist

    offenbar individuell sehr unterschiedlich: Wahrend gewisse

    Menschen problemlos bis zu 4 g Sulfit ertragen, reagieren

    andere auf sehr kleine Mengen [85]. Der Wert für die tagliche

    akzeptierbare Einnahmedosis (ADI) betragt für eine 60 kg

    schwere Person nach einer WHO/FAO - Norm 42 mg pro Tag (0.7 mg

    pro Kilogramm Korpergewicht) [107].

    2.4. Sonnentrocknung von Lebensmitteln

    Nach STEHLI et al. [146] können folgende Verfahren zur Sonnen¬

    trocknung von Lebensmitteln unterschieden werden: Naturliche,

    direkte Sonnentrocknung, Trocknung mit direkten Sonnentrock¬

    nern und Trocknung mit indirekten Sonnentrocknern.

  • -21-

    Bei der naturlichen, direkten Sonnentrocknung wird das Gut

    ohne weitere Schutzmassnahmen direkt an der Sonne auf Gittern,

    Gestellen oder am Boden zur Trocknung ausgelegt. Nach SZUL-

    MAYER [148] wird das Gut vor allem durch die Sonneneinstrah¬

    lung erwärmt, die Wärmezufuhr durch die Umgebungsluft ist von

    geringer Bedeutung. Nach WHILLIER [163] fallen 90% der tag¬

    lichen Sonneneinstrahlung in den zwei mittleren Dritteln des

    Tages ein. Für die Wärmeübertragung ist vor allem die Strah¬

    lung im infraroten Bereich wichtig [57], Die effektiv im Gut

    aufgenommene Wärmeenergie hangt von der Absorption, Reflexion

    und Transmission der Strahlungsenergie durch das Gut ab. Die

    für die Trocknungsgeschwindigkeit wichtigen äusseren Parameter

    bei der direkten Sonnentrocknung sind Sonneneinstrahlung,

    relative Luftfeuchtigkeit, Windgeschwindigkeit und Lufttempe¬

    ratur [148]. Die direkte Sonnentrocknung ist zwar ein billiges

    Verfahren, hat jedoch den Nachteil, dass das Gut ungeschützt

    ist vor Insekten, Staub, Nagetieren, Regen und mikrobieller

    Kontamination. Zudem werden durch die direkte Einstrahlung

    verschiedene Inhaltsstoffe zerstört [148, 57],

    Bei der Trocknung mit direkten Sonnentrocknern wird das Gut

    unter eine transparente Folie oder in einen Behalter mit

    durchsichtiger Abdeckung gelegt [146]. Dadurch wird das Gut

    vor äusserer Verunreinigung geschützt und die Temperatur der

    Trocknungsluft wird erhöht. Im Vergleich zur naturlichen Son¬

    nentrocknung steigt die Trocknungsgeschwindigkeit an. Das Gut

    wird nicht mehr nur allein durch die Sonnenstrahlung erwärmt,

    sondern auch konvektiv durch die Trocknungsluft [148].

    Bei indirekten Sonnentrocknern wird das Produkt geschützt vor

    der Sonneneinstrahlung getrocknet. Die Trocknungsluft wird in

    einem Sonnenkollektor erwärmt und in eine Trocknungskammer

    geleitet, wo sich das Trocknungsgut befindet. Es handelt sich

    vorwiegend um eine Warmlufttrocknung (Konvektionstrocknung).

    Bei der indirekten Sonnentrocknung sind die Verluste an In¬

    haltsstoffen im Gut normalerweise geringer als bei der direk¬

    ten Trocknung [57].

  • -22-

    Direkte und indirekte Sonnentrockner können als Hybridtrockner

    ausgelegt werden. Dabei wird die Trocknungsluft alternativ mit

    Sonnenenergie oder mit Fremdenergie (Gas, Biogas) erwärmt.

    Dies erlaubt einen wetterunabhängigen Trocknungsbetrieb. Kon¬

    struktive Merkmale direkter und indirekter Sonnentrockner

    werden in der Literatur eingehend beschrieben [57, 65].

  • -23-

    3.BESTIMMUNG DBS REIFEGRADES VON KOCHBANANEN

    3.1. Problemstellung

    Wie in Abschnitt 2.1.2. dargelegt, sind in der Literatur ver¬

    schiedene Versuche zur Bestimmung des Reifegrades von Bananen

    mit Methoden beschrieben, die nicht auf der Bestimmung der

    Schalenfarbe beruhen. Es kamen dabei jedoch Methoden zur An¬

    wendung, die in bezug auf ihre Zuverlässigkeit [21] oder auf

    ihre Durchführbarkeit in Entwicklungsländern [55, 110] Prob¬

    leme aufwiesen. In der vorliegenden Arbeit ging es darum, den

    Reifegrad von Kochbananen auf objektive und einfache Art zu

    bestimmen. Als relevante Kriterien für diese Bestimmung bieten

    sich die Gehalte an Stärke und an Zuckern in der Pulpe an.

    Diese Kohlenhydrate bilden zusammen 80-95 % der Trocken¬

    substanz [89] und unterliegen während der Reifung starken

    Veränderungen in ihrem relativen Mengenverhältnis. In der vor¬

    liegenden Arbeit wurden deshalb zwei indirekte Schätzmethoden

    zur Bestimmung von Stärke und Zuckern in der Pulpe entwickelt.

    Die indirekten Methoden wurden durch den Vergleich mit zwei

    Referenzmethoden geeicht.

    3.2. Experimenteller Teil

    3.2.1. Versuchsmaterial und Versuchsdurchführung

    Als Untersuchungsmaterial für Reifungsversuche. d.h. Versuche,

    bei denen die Reifung von Bananen künstlich ausgelöst wurde,

    dienten Kochbananen der Sorte Come 1 der Forschungsanstalt

    der IRFA (Institut de Recherches sur les Fruits et Agrumes) in

    Azaguie (Republik Elfenbeinküste). Die Bananen wurden 70-85

    Tage nach der Blüte geerntet, die Reifungsversuche wurden

    jeweils am Tag der Ernte begonnen. Man löste die Reifung nach

    der Methode von LUSTRE et al. [86] mit Acetylen aus (Be¬

    gasungszeit 18 oder 24 Stunden) . Die Lagerung der Bananen

  • -24-

    wahrend der Reifung erfolgte bei tropischen Klimabedingungen

    (25-32 °C, relative Luftfeuchtigkeit von 60-90 %) . Jeder

    Reifungsversuch wurde mit einem Bananenbundel durchgeführt

    (Darstellung eines Bananenbundels s. Abbildung 2). Für die

    einzelnen Analysen entnahm man jeweils zwei Bananen. Bei den

    Reifungsversuchen bestimmte man den Starke- und Zuckergehalt

    in der Pulpe mit zwei genauen Referenzmethoden. Für das

    gleiche Probenmaterial führte man die indirekten Schatz¬

    methoden durch. Aus den Werten von Referenz- und Schatzmetho¬

    den wurden Regressions- bzw. Eichkurven ermittelt, mit denen

    der Starke- bzw. Zuckergehalt aufgrund der Resultate der indi¬

    rekten Schatzmethoden bestimmt werden konnte. Diese Eichkurven

    wurden in Bestatigungsversuchen mit Kochbananen verschiedener

    Reife von einem lokalen Markt (Adiopodoume, Nahe Abidjan) auf

    ihre Gültigkeit hin überprüft.

    Hand<

    Hauptstamm (engl, main stalk)

    Hand (engl.

    f> hand, franz.

    main)

    Finger/Frucht

    (engl, finger,

    franz. doigt)

    Abb.2: Aufbau und Bezeichnung eines Bananenbundels (engl.Bezeichnung bunch, franz. Bezeichnung regime)

  • -25-

    3.2.2. Bestimmung der Trockenmasse

    Die Trockenmasse bzw. der Wassergehalt der Proben wurde gravi-

    metrisch durch Trocknung bei 105°C bis zur Gewichtskonstanz

    der Proben bestimmt [43].

    3.2.3. Reifebestimmungsmethoden

    3.2.3.1. Reifebestimmungsmethoden auf Basis des Stärkegehaltes

    Als Referenzmethode zur Bestimmung der Stärke in Kochbananen

    diente eine modifizierte Anthronmethode. Dabei wird die Stärke

    mit einer hitzeresistenten Amylase bei 100°C behandelt und zu

    Glucose und Dextrinen abgebaut. Diese werden kolorimetrisch

    mit Anthron bestimmt [124].

    Zur Analyse wurde Bananenpulpe bei -40°C rasch eingefroren und

    anschliessend gefriergetrocknet. Mono-, Di- und Oligosaccha¬

    ride wurden aus den gefriergetrockneten, feingemahlenen Proben

    (Passage durch Sieb von 0.2 mm Maschenweite) mit 80 % Ethyl-

    alkohol extrahiert. Die extrahierten Proben wurden in 100 ml

    dest. Wasser aufgenommen, mit 600 ju.1 Termamyl 60L (Ferment AG,

    Basel) versetzt und während 30 min bei 100°C inkubiert. Nach

    Abkühlen auf Raumtemperatur wurde die Lösung während 10 min

    bei 2300g zentrifugiert. Die Bestimmung mit dem Anthronreagens

    erfolgte in einem Aliquot des Ueberstandes nach CLEGG [34].

    Mit jeder Versuchsserie wurden gleichzeitig Glucosestandard-

    lösungen verschiedener Konzentration mitbestimmt. Die Extink¬

    tion der Proben mass man bei 620 nm.

    Zur indirekten Stärkebestimmung wurde eine viskosimetrische

    Methode, die von JAIN et al. [66] für die viskosimetrische

    Stärkebestimmung im Scheinstamm von Bananenstauden entwickelt

    worden war, modifiziert: 50 g Pulpe wurden mit 100 ml dest.

    Wasser im Turmix während 2 min bei maximaler Drehzahl homoge¬

    nisiert. Von diesem Homogenat wurden zweimal 5 g mit je 40 ml

    dest. Wasser verdünnt und zur Lösung der Stärke unter starkem

  • -26-

    Ruhren mit je 10 ml 3M NaOH versetzt. Nach einer Ruhrzeit von

    5 min wurde die Probe bei 28 °C für die Messung thermostati-

    siert. Die Bestimmung der Viskosität des Homogenates erfolgte

    nach dem Prinzip der Kapillar- oder Ausflussviskosimetrie mit

    einer langen Pasteurpipette (230 mm Gesamtlange, 7 mm oberer

    Durchmesser, 2 ml Volumen, Messstrecke 6 cm) . Jeder Viskosi-

    tatswert wurde durch dreimalige Messung der Durchflusszeit

    bestimmt.

    3.2.2.2. Reifebestimmungsmethoden auf Basis des Zuckergehaltes

    Als Referenzmethode zur Bestimmung von Saccharose, Fructose

    und Glucose in der Bananenpulpe diente die enzymatische

    Bestimmung mit dem Boehringer-Testkit (Bohringer, Mannheim,

    BRD) nach BERGMEYER [24]. Die Zucker wurden aus den gefrierge¬

    trockneten Proben mit 80 % Ethylalkohol extrahiert; die Be¬

    stimmung erfolgte direkt in einem Aliquot des Extraktes.

    Zur indirekten Zuckerbestimmung schätzte man den totalen Ge¬

    halt an Zuckern in der Pulpe mit einem Refraktometer: 100 g

    Pulpe wurden mit 100 ml dest. Wasser wahrend 2 min bei maxima¬

    ler Drehzahl im Turmix homogenisiert. Man zentrifugierte das

    Homogenat wahrend 10 min bei 1000g und mass die loslichen

    Stoffe im Ueberstand mit einem Handrefraktometer (0-25 °Brix).

    Das Messresultat wurde temperaturkorrigiert [11] und der Ge¬

    samtgehalt an loslichen Stoffen in der Probe in °Brix

    berechnet.

    3.3. Resultate und Diskussion

    3.3.1. Umwandlung von Starke und Zuckern wahrend der Reifung

    In den Abbildungen 3a und 3b ist der Verlauf des Starkeabbaus

    bei zwei Reifungsversuchen dargestellt. Der Starkegehalt wurde

    mit der Referenzmethode bestimmt. Der erste Versuch (Abb. 3a)

    wurde im März 1985 wahrend der Trockenzeit von ROHRBACH [124]

  • -27-

    Stärkegehalt (% in TS)

    50 100 150 200

    Stunden nach Reifungsbeginn

    250

    Stärkegehalt (% in TS)90

    80'b

    70

    60

    50

    40

    30 Nj,

    20-

    10

    0i i i

    i i

    50 100 150 200 250

    Stunden nach Reifungsbeginn

    300

    Abb.3: Abbau von Stärke während der Reifung von Kochbananen

    der Sorte Come 1 bei tropischen Klimabedingungen(Stärkebestimmung mit Referenzmethode)

    a: Gleichzeitige Reifung von zwei Kochbananenbündeln

    (Versuchsdatum: März 1985) [124]

    b: Reifung eines Kochbananenbündels (Versuchsdatum:Juli 1986)

  • -28-

    durchgefuhrt. Dabei wurde der Starkeabbau in zwei Bananen-

    bundeln bei gleichzeitiger Reifung analysiert. Der Starkeabbau

    war bei beiden Bundein identisch. Innerhalb von 3 Tagen nach

    Reifungsbeginn waren bereits 70 % der Starke in Zucker umge¬

    wandelt. Rund 6 Tage nach Reifungsbeginn erreichte der Starke¬

    gehalt in der Pulpe ein konstantes Niveau von rund 6.5-9 % in

    der Trockensubstanz.

    Der zweite Reifungsversuch erfolgte im Juli 1986 wahrend der

    Regenzeit. Aus Abbildung 3b wird ersichtlich, dass der Starke¬

    gehalt innerhalb von 3 Tagen von rund 82 % (unreife Bananen)

    auf 40 % in der Trockensubstanz abnahm. Am Ende der Reifung

    war der Starkegehalt konstant und betrug noch rund 13-14 % in

    der Trockensubstanz.

    Der Starkeabbau erfolgte im ersten Versuch etwas schneller als

    im zweiten Versuch. Dieser Unterschied mag mit den ungleichen

    klimatischen Bedingungen wahrend der Reifungsversuche, der

    unterschiedlich langen Behandlungszeit mit Acetylen (24 Stun¬

    den im 1. Versuch, 18 Stunden im 2. Versuch) und den verschie¬

    denen Wachstumsbedingungen der Kochbananen zusammenhangen. Der

    Starkegehalt am Ende der Reifung war im 2. Versuch hoher als

    im 1. Versuch.

    MARIOTT et al. [91, 92] führten Reifungsversuche mit Kochba¬

    nanen verschiedener Sorten aus Ghana bei 20°C durch. Die Rei¬

    fung verlief etwas langsamer als bei den hier beschriebenen,

    bei tropischen Klimabedingungen durchgeführten Versuchen.

    Bezuglich Starkegehalt von grünen und von überreifen Kochbana¬

    nen ergaben sich jedoch keine wesentlichen Unterschiede zu

    unseren Arbeiten. Die genannten Autoren bestimmten in über¬

    reifen Kochbananen einen Starkegehalt von 10-11 % in der TS.

    In den Abbildungen 4a und 4b ist die Bildung von Zuckern

    wahrend der Reifung dargestellt. Der erste Versuch wurde im

    November 1985 (Abb. 4a), der zweite im Januar 1986 (Abb. 4b)

    durchgeführt. Wie Abbildung 4a zeigt, war der Gehalt an

  • -29-

    Zuckergehalt (% in TS)

    50 100 150

    Stunden nach Reifungsbeginn

    200

    Zuckergehalt {% in TS)

    50 100 150

    Stunden nach Reifungsbeginn

    200

    Abb.4: Bildung von Zuckern während der Reifung von Kochba¬

    nanen der Sorte Come 1 bei tropischen Klimabedin¬

    gungen: Reduzierende Zucker (Glucose und Fructose)

    (D) , Saccharose (O), Gesamtzuckergehalt (*) (Zucker¬

    bestimmung mit Referenzmethode)

    a: Versuchsdatum: November 1985

    b: Versuchsdatum: Januar 1986

  • -30-

    Zuckern in unreifen Kochbananen sehr gering (0.5 %

    reduzierende Zucker, 1.1 % Saccharose in der Trockensubstanz).

    Der Zuckergehalt nahm wahrend der Reifung schnell zu und er¬

    reichte bei Vollreifen Bananen rund 74 % in der Trockensub¬

    stanz. Mit zunehmender Reife wurde die gebildete Saccharose zu

    den reduzierenden Zuckern Fructose und Glucose invertiert. Das

    Mengenverhältnis Glucose:Fructose variierte, ausser in unrei¬

    fen Kochbananen, wahrend der ganzen Reifung zwischen 0.99 und

    1.08. Der zweite Versuch (Abb. 4b) zeigte ahnliche Resultate.

    In den überreifen Kochbananen war die Inversion von Saccharose

    zu Glucose und Fructose jedoch geringer als im ersten Versuch.

    MARIOTT et al.[91, 92] fanden in drei Sorten von überreifen

    Kochbananen aus Ghana Totalzuckergehalte von 7 3-80 % und

    Saccharosegehalte von 30-32 % in der Trockensubstanz. Die

    Autoren führten ihre Reifungsversuche nur einmal durch, ein

    Vergleich in bezug auf die Variabilität der Reifung ist also

    nicht möglich.

    3.3.2. Beurteilung der indirekten Schatzmethoden zur Reifebe¬

    stimmung

    3.3.2.1. Reifebestimmung aufgrund des Starkegehaltes

    Im zweiten Reifungsversuch zur Starkebestimmung (Abb. 3b)

    wurden gleichzeitig der Starkegehalt mit der Referenzmethode

    und die Viskosität des Pulpenhomogenates mit der indirekten

    Schatzmethode bestimmt. In Abbildung 5 ist der Verlauf von

    Starkegehalt und Viskosität wahrend der Reifung dargestellt.

    Abbildung 6 zeigt die Beziehung zwischen der Viskosität und

    dem Starkegehalt. Dargestellt sind Messpunkte und Regressions¬

    kurven für zwei verschiedene Pasteurpipetten, die zur Viskosi-

    tatsmessung derselben Messlosung verwendet wurden.

  • -31-

    Stärkegehalt {% in TS) Viskosität (see)

    50 100 150 200 250

    Stunden nach Reifungsbeginn

    Abb.5: Stärkegehalt (/^) (aus Abb. 3b) und Viskosität (*) derin Alkali gelösten Pulpe von Kochbananen während der

    Reifung

    Die Regressionsgleichungen für die beiden Pipetten lauten:

    Pipette a: y = 3.9756 * e°-0312 * x

    Pipette b: y = 4.6174 * e°-0322 * x

    y = Viskosität (see)

    x = Stärkegehalt (% in der TS)

    e = natürlicher Logarithmus

    Der Regressionskoeffizient betrug für beide Kurven 0.996.

  • -32-

    90

    80

    70

    60

    50

    40

    30

    20

    10

    0

    Viskosität (see)

    -

    Pipette b /

    ¥+- Ä+S-

    y /'-

    ~v'y^y%* y^^

    ^^T

  • -33-

    In drei Versuchen wurde die Reproduzierbarkeit der Viskosi-

    tatsmessung mit Kochbananen verschiedener Reife getestet. Es

    wurden je 8 Wiederholungsmessungen durchgeführt. Die Resultate

    in Tabelle 1 zeigen, dass der relative Variationskoeffizient

    zwischen 0.53 % und 1.9 % lag.

    Tabelle 1: Reproduzierbarkeit der viskosimetrischen Starke¬

    bestimmung in Kochbananen verschiedenen Reifegra¬des (je 8 Wiederholungsmessungen) (Sorte: Corne 1)

    Reifezustand

    Probenmaterial unreif reif reif

    Farbindex 1 5 7

    Mittelwert der

    Viskosität (see) 53.3 25.6 12.4

    Standardabweichung (see) 2.1 2.5 0.5

    Mittelwert Starkegehalt(aus Viskosität berech¬

    net) (% in TS) 83.3 59.6 36.6

    Standardabweichung

    (% in TS) 1.2 3.2 1.3

    Relativer Variations¬

    koeffizient (%) 0.53 1.9 1.2

    Um die im Reifungsversuch ermittelte Beziehung zwischen Star¬

    kegehalt und Viskosität zu überprüfen, wurden 20 Kochbananen

    verschiedener Reife von einem lokalen Markt analysiert. Der

    Starkegehalt wurde mittels Viskositatsmessung und der in Ab¬

    bildung 6 dargestellten Eichkurve (Pipette a) ermittelt. Diese

    Daten verglich man mit den Werten der Referenzmethode. Die

    Resultate des Vergleichs von Schatz- und Referenzmethode zur

    Starkebestimmung sind in Tabelle 2 dargestellt. Die Abweichun¬

    gen der Schatz- von der Referenzmethode variierten von minimal

    -0.3 % bis zu maximal +4.5 % Starke in der TS. Gemäss Rangord¬

    nungstest nach Wilcoxon [127] (verteilungsfreies Verfahren)

  • -34-

    Tabelle 2: Vergleich von indirekter Methode und Referenzmetho¬de zur Stärkebestimmung in Kochbananen

    Farb¬ Stärkegehalt indi¬ Stärkegehalt Differenz zwischenindex rekte Methode Referenzme¬ den beiden Methoden

    (% in TS) thode (% in TS) (% Stärke in TS)

    1 80.3 83.0 -2.7

    1 85.5 85.8 -0.3

    1 83.3 80.6 +2.7

    1 83.2 84.2 -1.0

    1 78.2 81.0 -2.2

    1 83.3 85.6 -2.3

    1 82.8 84.4 -1.6

    4 54.6 50.1 +4.5

    5 70.9 67.5 +3.4

    5 63.9 64.4 -0.5

    6 59.4 55.8 +3.6

    6 36.6 34.7 +1.9

    7 30.6 32.6 -2.0

    7 40.4 40.9 -0.5

    7 23.4 21.6 +1.8

    7 56.9 53.4 +3.5

    7 29.5 30.0 -0.5

    7 32.9 36.4 +3.5

    8 36.1 34.4 +1.7

    8 53.8 56.4 -2.6

    sind die Resultate von Schätz- und Referenzmethode nicht

    signifikant verschieden. Der Median der Differenz zwischen den

    Werten der beiden Methoden beträgt -0.4 % und hat ein Ver¬

    trauensintervall von -1.6 % bis +1.8 % (Wahrscheinlichkeit von

    97.9 %).

    ROHRBACH [124] stellte eine Beziehung zwischen Schalenfarbe

    und Stärkegehalt für die Sorte Come 1 bei der Reifung in

    tropischen Klimabedingungen auf (s. Tabelle 3) . ähnlich, wie

    sie auch für Süssbananen besteht [155]. Diese Beziehung wurde

    bei den 20 analysierten Bananen vom Markt überprüft. Aus dem

    Vergleich von Tabelle 2 und 3 wird ersichtlich, dass bei 50 %

    der Proben die Beziehung zwischen Schalenfarbe und Stärke¬

    gehalt ungültig war, obwohl der Autor relativ grosse Bereiche

    für den Stärkegehalt bei verschiedener Schalenfarbe gewählt

  • -35-

    Tabelle 3: Farbindex und Starkegehaltsbereich für Kochbananender Sorte Come 1 (nach ROHRBACH [124])

    Farbindex Starkegehaltsbereich (% Starke in TS)

    1 85.2 - 79.7

    2 79.7 - 68.7

    3 68.7 - 57.8

    4 57.8 - 46.9

    5 46.9 - 35.9

    6 35.9 - 25.0

    7 25.0 - 14.0

    8 14.0 - 7.5

    hatte. Die viskosimetrische Starkebestimmung ergab im Gegen¬

    satz dazu genauere, zuverlässigere Resultate. Schalenfarbe und

    Starkegehalt sind also offenbar nicht immer gleich miteinander

    koordiniert. Nach PRATT [112] kann die Fruchtreifung und die

    Koordination zwischen den Veränderungen der einzelnen Inhalts¬

    stoffe bei der Reifung je nach äusseren Bedingungen variieren.

    Inhaltliche Veränderungen verlaufen zwar wahrend der Frucht¬

    reifung parallel ab und sind abhangig von der Zeit. Diese

    Veränderungen müssen aber nicht kausal voneinander abhangen

    und können deshalb auch unterschiedlich koordiniert sein. Der

    Farbindex als Reifeparameter ist besser anwendbar bei Frucht¬

    material, das bei konstanten Bedingungen angebaut und trans¬

    portiert wurde. Dies ist z.B. bei Sussbananen der Fall, die in

    Industrielander importiert werden.

    JAIN et al.[66] fanden für die viskosimetrische Starkebestim¬

    mung im Scheinstamm von Bananen die gleiche Beziehung zwischen

    Starkegehalt und Viskosität der in Natronlauge gelosten Probe.

    Die genannten Autoren homogenisierten das Probenmaterial in

    einem Handmorser und filtrierten das alkalische Homogenat vor

    der Messung durch ein Seidentuch. Beide Probenaufbereitungs¬

    schritte erwiesen sich bei unseren Versuchen als nicht

    zweckmassig: Eine vollständige und reproduzierbare manuelle

    Probenzerkleinerung der Bananenpulpe war nicht möglich. Die

    Filtration durch das Seidentuch war zeitraubend und die Quali-

  • -36-

    tat des Tuches beeinflusste das Ergebnis der Viskositatsmes¬

    sung. Es ergab sich selbst ohne Filtration ein klares Homo¬

    genat mit kleinsten Zellbestandteilen. Diese beeinflussen die

    Viskositatsmessung nicht. Gelegentlich vorkommende Fruchtsamen

    stören die Messung in klar erkennbarer Weise; in diesem Fall

    muss die Messung einfach wiederholt werden.

    Die Viskositatsmessung erfolgte in unseren Versuchen bei

    28 °C, was ungefähr der mittleren Umgebungstemperatur im

    Schatten entspricht. Im Notfall kann man die Thermostati¬

    sierung weglassen; bei einer Durchflusszeit von 54 see wurde

    ein relativ kleiner Temperaturkoeffizient von 0.78 sec/°C

    zwischen 25 und 30 °C ermittelt. Die Viskositatsmessung des

    Pulpenhomogenates sollte innerhalb von einer Stunde nach der

    Probenaufbereitung erfolgen; bei längeren Wartezeiten nimmt

    die Viskosität der Messlosung langsam ab. Für die Probennahme

    ist es wichtig, dass eine repräsentative Probe der Bananen¬

    pulpe gezogen wird. Versuche zeigten, dass der Starkegehalt

    vom proximalen zum distalen Fruchtende um rund 2-5 % abnimmt;

    der Zuckergehalt nimmt entsprechend vom proximalen zum

    distalen Ende zu.

    3.3.2.2. Reifebestimmung aufgrund des Zuckergehaltes

    In Abbildung 7 ist der Verlauf des Gesamtzuckergehaltes, be¬

    stimmt mit der Referenzmethode, und des refraktometrisch

    ermittelten Gehaltes an loslichen Stoffen (indirekte Methode)

    für den in Abbildung 4a dargestellten Reifungsversuch aufge¬

    führt. Abbildung 8 stellt die Beziehung zwischen dem Total¬

    zuckergehalt und dem Gehalt an loslichen Stoffen in der Pulpe

    dar.

  • -37-

    Zuckergehalt (% in TS) Lösliche Stoffe In FS (°Brlx)

    50 100 150

    Stunden nach Reifungsbeginn

    Abb^li Totalzuckergehalt (#) (aus Abb. 4a) und Gehalt anlöslichen Stoffen (O) in der Pulpe von Kochbananen

    während der Reifung

    Der Zusammenhang zwischen Zuckergehalt und Gehalt an löslichen

    Stoffen lässt sich mit folgender Regressionskurve beschreiben:

    y= 3.19 + 0.524 * x + 0.0018 * x''

    y= Gehalt an löslichen Stoffen (% Saccharose)

    x = Gesamtzuckergehalt (% in der TS)

  • -38-

    Stoffe in Frischsubstanz (OBnx

    20 40 60 80

    Gesamtzuckergehalt {% in TS)

    100

    Abb.8: Regressionskurve und Messpunkte für die Beziehungzwischen Zuckergehalt (% in TS) und Gehalt an lös¬lichen Stoffen (°Brix, bezogen auf Frischsubstanz) inder Pulpe von Kochbananen während der Reifung

    Der nichtlineare Regressionskoeffizient beträgt 0.998. Der

    totale Zuckergehalt (x) lässt sich aus dem Gehalt an löslichen

    Stoffen (y) rechnerisch mit der folgenden Gleichung ermitteln:

    Jo.298 - 0.00724 * y1 - 0.524

    -0.0036

    Die Reproduzierbarkeit der Methode wurde in zwei Versuchen mit

    Kochbananen verschiedener Reife getestet (je 8 Wiederholungs¬

    versuche) . Es ergaben sich relative Variationskoeffizienten

    von 2.8% und 0.4 % (Tabelle 4i.

  • -39-

    Tabellle 4: Reproduzierbarkeit der refraktometrischen Zucker¬

    bestimmung in Kochbananen verschiedenen Reifegra¬des (Sorte Come 1) (je 8 Wiederholungsmessungen)

    Reifezustand des

    Probenmaterials unreif reif

    Farbindex 1 6

    Mittelwert der Refraktion

    (°Brix) 4.6 27.5

    Standardabweichung(°Brix) 0.1 0.2

    Mittelwert Gesamtzuckergehalt(berechnet aus dem Gehalt anloslichen Stoffen) (% Zuckerin TS) 2.5 57.7

    Standardabweichung (% Zuckerin TS) 0.2 0.6

    Relativer Variationskoeffizient

    (%) 2.8 0.4

    In Tabelle 5 sind die Resultate der Bestatigungsversuche dar¬

    gestellt. Die Unterschiede zwischen Referenz- und Schatzme¬

    thode variierten zwischen minimal +0.1 % und maximal +5.5 %.

    Die Werte der Schatzmethode lagen gegenüber der Referenz¬

    methode meist zu hoch. Der Vorzeichen-Rangordnungstest nach

    Wilcoxon [127] für die Paardifferenzen zeigt, dass die Resul¬

    tate von Schatz- und Referenzmethdode signifikant verschieden

    sind. Der Median der Paardifferenzen liegt bei +1.7 % mit

    einem Vertrauensintervall von +0.2 % bis +2.6 % (Wahrschein¬

    lichkeit 97.9 %).

    Die Differenz zwischen den beiden Methoden kann auf falscher

    Eichung der Schatzmethode, Ungenauigkeiten bei der Ausfuhrung

    von Schatz- und/oder Referenzmethode und auf Unterschieden im

    Probenmaterial beruhen. Sowohl Referenz- als auch Schatzme¬

    thode wiesen eine gute Reproduzierbarkeit auf. Abweichungen

    sollten sich also nicht durch eine mangelnde Wiederholbarkeit

  • Tabelle 5:

    -40-

    Vergleich der indirekten Methode mit der Referenz-

    methode zur Zuckerbestimmung in der Pulpe von Koch¬

    bananen

    Gesamtzucker¬ Gesamtzucker¬ Differenz zwischen

    gehalt indirekte gehalt Referenz¬ den beiden Methoden

    Methode (% in TS) methode (% in TS) (% Zucker in der TS)

    2.6 2.8 -0.2

    3.4 3.3 +0.1

    4.2 5.1 -0.9

    4.6 3.1 +1.5

    11.1 10.8 +0.3

    11.3 9.4 +1.9

    15.9 15.6 +0.3

    16.9 14.6 +2.3

    29.4 27.0 +2.4

    30.1 27.3 +2.8

    32.2 30.7 +1.5

    36.5 33.9 +2.6

    38.8 35.1 +3.7

    39.2 34.9 +4.3

    40.8 40.6 +0.2

    42.8 38.5 +4.3

    57.8 56.6 +1.2

    60.9 55.4 +5.5

    60.9 57.3 +3.6

    65.0 65.6 -0.6

    ergeben haben. Im zweiten durchgeführten Reifungsversuch

    (Abb. 4b) wurde noch einmal die Eichkurve überprüft. Es erga¬

    ben sich die gleichen Resultate wie in Abbildung 8 darge¬

    stellt.

    Die Reifungsversuche zur Bestimmung der Eichkurven wurden mit

    Kochbananen der Sorte Come 1 von einer Forschungsstation

    durchgeführt, die Bestatigungsverauche mit Kochbananen von

    einem lokalen Markt. Diese Bananen unterscheiden sich in bezug

    auf ihre Wachstumsbedingungen (Bewässerung, Düngung, Pflege),

    auf den Erntezeitpunkt bzw. Reifegrad bei der Ernte und auf

    die Nacherntebehandlung. Die Unterschiede zwischen Referenz-

    und Schatzmethode können also auf dem unterschiedlichen

    Probenmaterial beruhen. Je nach Herkunft der Kochbananen kann

  • -41-

    die Reifung etwas anders verlaufen. Die Messung der loslichen

    Stoffe in der Pulpe ist unspezifisch und bestimmt Inhaltstoffe

    wie Zucker, Sauren, Mineralstoffe und Abbauprodukte von Poly¬

    sacchariden (Zellulose, Hemizellulose, Pektin). Variationen im

    Reifungsverhalten, die z.B. die Saurebildung oder den Abbau

    von Polysacchariden betreffen, können somit ebenfalls zu

    Unterschieden zwischen Schatz- und Referenzmethode fuhren.

    Trotz eines mittleren Fehlers von +1.8 % kann die refrakto-

    metrische Zuckerbestimmung zur Reifebestimmung bzw. zur

    Schätzung des Zuckergehaltes verwendet werden, da die

    Genauigkeit für praktische Anwendungszwecke genügt.

    3.3.2.3. Allgemeine Beurteilung der Reifebestimmungsmethoden

    Die indirekten Methoden zur Schätzung von Starke- und Gesamt¬

    zuckergehalt in Kochbananen wurden durch direkten Vergleich

    mit Referenzmethoden geeicht. Parameter, die die Viskositats-

    bzw. Refraktionsmessung beeinflussen, wie z.B. Wassergehalt

    der Pulpe, Vorkommen von loslichen Stoffen und von Spuren

    anderer Zucker als Glucose, Fructose und Saccharose, wurden

    nicht gesondert betrachtet. Dieses Vorgehen rechtfertigt sich,

    da die Genauigkeit der Methoden für praktische Anwendungs¬

    zwecke genügt. Es wäre auch denkbar gewesen, bei beiden Metho¬

    den zusatzlich noch eine Trockenmassebestimmung durchzu¬

    fuhren. Die durchschnittliche Variation des Wassergehaltes in

    der Pulpe von Kochbananen ist aber mit + 2.6 % für reife und

    +2.3 % für unreife Bananen relativ klein (s. Abschnitt

    4.3.1.1.). Um die Ausfuhrung der Methode möglichst einfach zu

    gestalten, wurde deshalb auf eine Wassergehaltsbestimmung

    verzichtet.

    Die beiden Schatzmethoden erlauben eine genugende Kontrolle

    der Reifung und damit eine hinreichende Charakterisierung von

    Kochbananen als Rohstoff für eine Verarbeitung (zu Bananen¬

    mehl, Bananenpulver, Chips, Bananenfeigen, Püree, u.a.). In

    bezug auf die Einfachheit der Durchführung ist die Zucker- der

    Starkebestimmung vorzuziehen.

  • -42-

    Wie gezeigt, hängen die Viskosität der in Natronlauge gelösten

    Pulpe bzw. der Gehalt an löslichen Stoffen vom Stärke- bzw.

    Zuckergehalt in der Pulpe ab. Es ist daher im Prinzip nicht

    nötig, auf den Stärke- und Zuckergehalt zurückzurechnen, falls

    diese nicht benötigt werden. Die Resultate der indirekten

    Schätzmethoden können als solche verwendet werden, um den

    Reifungsverlauf zu verfolgen.

    Ganz allgemein lassen sich die Vorteile der beiden Methoden

    wie folgt zusammenfassen:

    a) Die für die Ausführung der Methoden notwendigen Chemika¬

    lien sind in Entwicklungsländern gut erhältlich.

    b) Chemikalien und Ausrüstung sind kostengünstig.

    c) Die Wartung der notwendigen Apparate ist einfach.

    d) Die Methoden sind zur Durchführung auch für wenig ausge¬

    bildetes Personal geeignet. Im Vergleich zu einer aufwen¬

    digen chemischen Methode sind die Fehlermöglichkeiten,

    aber auch die Genauigkeit bzw. die Spezifität geringer.

    Die Methoden sind daher auch in einfachen Verarbeitungs¬

    betrieben anwendbar.

    e) die Methoden sind schnell ausführbar.

  • -43-

    4. HERSTELLUNG VQ» GETROCKHBTEM KQCHBAyAOTN

    4.1. Problemstellung

    Wie in Abschnitt 2.1.3. gezeigt, existiert eine Anzahl von

    Arbeiten über die Trocknung von Koch- bzw. Dessertbananen.

    Allerdings nimmt der grösste Teil dieser Arbeiten keinen Bezug

    auf die spezifischen Verhaltnisse und Möglichkeiten von tropi¬

    schen Entwicklungslandern, in denen Kochbananen angebaut wer¬

    den. Die Berücksichtigung der speziellen Situation von tropi¬

    schen Entwicklungslandern bedeutet, dass Aspekte wie die

    Kosten und Durchführbarkeit eines Verfahrens, die klimatischen

    Bedingungen, die schon existierende, traditionelle Nachernte¬

    technologie und Fragen der Produktakzeptanz in die Arbeit

    miteinbezogen werden müssen.

    In der vorliegenden Arbeit wurde die Herstellung von getrock¬

    neten Kochbananen für die spezifischen Verhaltnisse der Repu¬

    blik Elfenbeinkuste untersucht. Das Hauptgewicht der Arbeit

    lag auf der Herstellung von getrockneten unreifen Kochbananen,

    da diese in der Republik Elfenbeinkuste starker verbreitet

    sind als Bananenfeigen (getrocknete reife Kochbananen). Mit

    dem Ziel, das Herstellungsverfahren zu optimieren, waren qua¬

    litative Veränderungen im Produkt für verschiedene Methoden

    der Vorbehandlung, Trocknung und Lagerung zu untersuchen.

    Miteingeschlossen war dabei auch die traditionelle Methode der

    Trocknung. Als Trocknungsmethode kam die Sonnentrocknung zur

    Anwendung.

    4.2. Experimenteller Teil

    4.2.1. Versuchsmaterial

    Als Untersuchungsmaterial für die Versuche wurden unreife

    Kochbananen auf einem lokalen Markt (Adiopodoume) beschafft.

    Für Versuche mit reifen Bananen wurde die Reifung nach der

  • -44-

    Methode von LUSTRE et al. [86] mit Acetylen induziert. Bei den

    Bananen handelte es sich zum grössten Teil um die Varietät

    Come 1.

    4.2.2. Vorbehandlung

    Für die Trocknung wurde die Pulpe unreifer und reifer Koch¬

    bananen nach dem Schälen in Scheiben von 5 mm Dicke oder in

    Stücke von ca. 1.5 * 1.5 * 8 - 12 cm (Bananenviertel) ge¬

    schnitten .

    In Tabelle 6 sind die in dieser Arbeit angewendeten Vorbehand¬

    lungsvarianten zusammengefasst. Für unreife Kochbananen wurden

    demnach folgende Möglichkeiten untersucht:

    a) Keine Vorbehandlung

    b) Nur Blanchieren

    c) Blanchieren und S02-Behandlung

    Für reife Bananen wurden nur Variante a) und c) untersucht.

    Tabelle 6: Bezeichnung der Vorbehandlungsmethoden fürTrocknung von unreifen und reifen Kochbananen

    die

    Vorbehandlung Vorbehandlungunreifes Gut

    Vorbehandlungreifes Gut

    Keine (U)

    Blanchiert (B)

    Blanchiert und

    S02-behandelt (S)

    U

    B

    S

    U

    S

  • -45-

    Für die Blanchierung wurden unreife, grüne Kochbananen vor dem

    Schälen in der fünffachen Menge kochenden Wassers während

    2 min eingetaucht. Reife Bananen wurden auf gleiche Weise

    während 30 see blanchiert.

    Für die SO2-Behandlung wurden vorgängig blanchierte Bananen

    geschält, in Stücke geschnitten und in der dreifachen Menge

    einer 1%-igen Natriummetabisulfitlösung (pH 3.0, angesäuert

    mit Zitronensäure) während 5 min eingelegt.

    4.2.3. Trocknungsmethoden

    Für die Untersuchungen über das eigentliche Trocknungsver¬

    fahren gelangten folgende Methoden der Sonnentrocknung zur

    Anwendung:

    a) Direkte, natürliche Sonnentrocknung (DS): Das zu trock¬

    nende Gut wurde, falls nicht anders vermerkt, auf einer

    schwarzen Plastikfolie ca. 50 cm über dem Erdboden direkt

    an der Sonne getrocknet.

    b) Direkte Sonnentrocknung im Kastentrockner (DSK): In Ab¬

    bildung 9 ist die perspektivische Ansicht des verwendeten

    Trockners, in Abbildung 10 sind Quer- und Längsschnitt

    dargestellt. Das Funktionsprinzip dieses Trockners beruht

    auf demjenigen eines einfachen Sonnenkollektors: Umge¬

    bungsluft tritt durch die untere Oeffnung des geneigten

    Kastens ein, wird unter der Glasscheibe erwärmt, durch¬

    strömt das Gitter mit dem Trocknungsgut und tritt durch

    die obere Oeffnung aus. Der Kastentrockner wurde um rund

    12° geneigt aufgestellt.

    c) Indirekte Sonnentrocknung (IS): In Abbildung 11 ist ein

    Querschnitt des verwendeten Trocknungsapparates zur indi¬

    rekten Sonnentrocknung dargestellt. Dieser Apparat wurde

    von STEHLI [144, 145] entwickelt. Die Umgebungsluft wird

    in einem geneigten Sonnenkollektor (Matrix-Typ) aufge-

  • -46-

    Legende:

    A LufteintrittsöffnungB Luftaustrittsöffnung

    SperrholzplattenStyroporisolierungDichtungGitter für TrocknungsgutVordere Stützen aus Armierungseisenstaben (Höhe 20 cm)Hintere Stützen aus Armierungseisenstaben (Höhe 40 cm)

    Abb. 9: Perspektivische Ansicht des Kastentrockners(ohne Glasplatte)

  • Querschnitt

    -47-

    4 5

    Längsschnitt

    -5*

    10 | U-——1V/Z/Z/Z/y^i

    Legende:

    1) Sperrholzplatten, 0.5 cm Dicke

    2) Styroporisolierung, 5 cm Dicke (alle Innenflächen mit

    schwarzem Plastik ausgekleidet)3) Dichtung4) Glasplatte, 5 mm Dicke

    5) Gitter für Trocknungsgut, 48 * 99 cm

    6) bewegliche Luftklappen7) Schutzgitter bei Lufteintritts- bzw. Luftaustrittsöffnungen

    A: LufteintrittsöffnungB: Luftaustrittsöffnung

    Abb. 10: Schematische Darstellung von Querschnitt (oben) und

    Längsschnitt (unten) des Kastentrockners (Dimensionenin cm)

  • Abb.

    11:

    Schema

    des

    indirekten

    Sonnentrockners

    mit

    Wärmeaustauscher,

    Frontansicht

    (aus

    STEHLI

    [144])

    Legende;

    1)

    Bambusgestell

    9)

    2)

    Gasbrenner

    10)

    3)

    Brennkammer

    4)

    Trocknungskammer

    11)

    5)

    Luftklappe

    6)

    Wärmetauscherteil

    12)

    7)

    Klappe

    für

    Rauchgase

    13)

    8)

    Rohrbündel

    14)

    Klappe

    für

    Frischluft

    Sonnenkollektor

    mit:

    TransparenteAbdeckung

    (Glas

    oder

    Plastikfolie)

    Absorber

    Isolation

    Luftklappe

  • -49-

    warmt, steigt am oberen Ende des Kollektors in die Trock¬

    nungskammer hoch, wo sie 4 Gitterschubladen mit dem

    Trocknungsgut durchströmt (Trocknungsflache 2.2 m2). Die

    vier Horden werden von unten nach oben mit den Nummern

    1-4 bezeichnet. Der Trockner ist als Hybridtrockner

    ausgelegt und erlaubt im Bedarsfall auch eine Beheizung

    mit Gas. Von dieser Möglichkeit wurde allerdings kein

    Gebrauch gemacht.

    Bei mehrtägiger Trocknung bewahrte man das Trocknungsgut, wenn

    nicht anders vermerkt, über Nacht in wasserdampfdichten Ein¬

    machglasern mit Gummiringdichtung auf.

    Für die Herstellung von Trockengut für Lagerversuche und für

    Versuche zur S02-Vorbehandlung (s. Abschnitt 4.3.2.3.) wurde

    ein elektrisch beheizter Trockner mit naturlicher Luftkonvek-

    tion benutzt. Die Trocknung erfolgte in einem Trocknungs-

    schrank Heraus KT500 bei Trocknungstemperaturen von 50 oder

    60 °C.

    4.2.4. Erfassung von Trocknungs- und Lagerbedingungen

    Wahrend den Trocknungsversuchen wurden die klimatischen Ver¬

    haltnisse der Aussenluft, die Temperatur der Trocknungsluft,

    und der Verlauf des Wassergehaltes im Gut bestimmt. Messgros¬

    sen und Messinstrumente zur Erfassung der klimatischen Bedin¬

    gungen sind in Tabelle 7 aufgeführt, die Versuchsanordnung ist

    aus Abbildung 12 ersichtlich.

    Die Sonneneinstrahlung, Lufttemperatur und relative Luftfeuch¬

    tigkeit der Umgebungluft wurden auf der Hohe des Sonnenkollek¬

    tors des indirekten Trockners gemessen. Die Windgeschwindig¬

    keit wurde auf der Hohe der Luftaustrittsoffnung des indirek¬

    ten Trockners gemessen. Für einige Versuche sowie als Referenz

    für langfristige Klimadaten wurden Messdaten des Labors für

    Bioklimatologie der ORSTOM (Institut Francais de Recherche

    Scientifique pour le Developpement en Cooperation) herangezo-

  • -50-

    Tabelle 7: Messgrössen und Messgeräte zur Erfassung der

    Trocknungsbedingungen

    Messgrösse Messinstrument

    Luft-/Gutstemperatur

    Temperatur UmgebungsluftRelative Luftfeuchtigkeit

    Windgeschwindigkeit

    Sonneneinstrahlung

    Thermoelement Fe-Konstantan

    Vaisala Fühler HMP32 mit

    Anzeigegerät Vaisala HMI32

    (Kelag, Zürich)

    Anemometer Wilh. Lambrecht

    Nr. 1459H (Krüger & Co.,Degersheim)

    Solarimeter Kipp & ZonenCM11 (Kipp & Zonen, Delft,Holland)

    Aufzeichnung der Mess¬

    grössen

    12-Punkte Schreiber YEW

    Type 3087 (NBN Elektronik

    AG, Zürich)

    gen. Diese Daten stammten von einer rund 2 km vom Trocknungs¬

    standort entfernten Messstation. Die Temperatur der Trock¬

    nungsluft mass man mittels Thermoelementen , die in der Mitte

    des Kastentrockners bzw. beim Lufteintritt in die Trocknungs¬

    kammer des indirekten Trockners angebracht wurden. Die Guts¬

    temperatur erfasste man im Mittelpunkt von Pulpestücken (Be¬

    stimmung im Doppel).

    Die kontinuierliche Aufzeichnung der klima