Prof. Dr. Achim Spiller Uni Göttingen/Marketing für ... · Audit B2 Approved A or B1 C Audit...
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Prof. Dr. Achim Spiller - Institut für Agrarökonomie
Prof. Dr. Achim SpillerUni Göttingen/Marketing für Lebensmittel und Agrarprodukte
Qualitätssicherung in der Wertschöpfungskette: Vor- und Nachteile unterschiedlicher Organisationskonzepte
Mensatagung des Deutschen Studentenwerkes13.09.2006
Prof. Dr. Achim Spiller - Institut für Agrarökonomie
Gliederung
1. Gammelfleisch und kein Ende?2. Verantwortung für Qualitätssicherung: Staat versus Wirtschaft3. Qualitätssicherung und Einkaufsmanagement -
Herausforderungen4. Organisationskonzepte der Qualitätssicherung
a. Wareneingangskontrolle und Lieferantenbewertungssystemeb. Vertikale Bindungc. Privatwirtschaftliche Zertifizierungssystemed. Staatliche Zertifizierungssysteme
5. Ökonomische Bewertung der Qualitätssicherungsoptionen6. Fazit
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Gründe für die steigenden Anforderungen an QS-Systeme
Verändertes Beschaffungsmanagement: E-Procurement, Global Sourcing, Just-in-Time-Belieferung usf.
Steigende Relevanz der Vertrauenseigenschaften (Prozessqualitäten)
Medienbeachtung in der Risikogesellschaft
Entfremdung von der Nahrungsmittelproduktion
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Informationsökonomische Erklärung
ProduktqualitätenProzessqualitäten
NeoklassischeEigenschaften
Such-Eigenschaften
Erfahrungs-Eigenschaften
Vertrauens-Eigenschaften
zunehmende Informationsasymmetrie
Qualitätstandardisiert
Eigenschaften durch Inspektion vor demKauf überprüfbar
Bei Ge- oder Verbrauch zeigt sich die tatsächliche
Qualität
Informationskosten für einzelne Käufer zu hoch;Drittinstitutionen könnenjedoch das Endprodukt
überprüfen
PotemkinscheEigenschaften
Prozessqualitäten,die am Endprodukt nicht
mehr nachkontrolliertwerden können
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Gammelfleisch und kein Ende?
Dienstag, 12. September 2006WiederholungsgefahrGammelfleischhändler verhaftet
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Bisherige Organisation der Qualitätssicherung
• Hoheitliche Primärverantwortung, d.h. Öffentlichkeit nimmt den Staat in die Verantwortung
• Hohe Regelungsdichte („Governing the Industry“)
• Ernährungswirtschaft verlässt sich auf den Staat
• Geringe Eigenmotivation der Wirtschaft
Verantwortung für Qualitätssicherung: Staat versus Wirtschaft
"Wenn es um Verbraucherschutz und Gesundheit geht, brauchen wir einen starken Staat"Bundesminister Horst Seehofer
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Problem:
• Vollzugsdefizite
• Finanzierungsgrenzen
• Föderalismus
• System lückenhaft
• System reaktiv
=> Wirtschaft als Träger der Primärverantwortung
Verantwortung für Qualitätssicherung: Staat versus Wirtschaft
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Verantwortung für Qualitätssicherung: Staat versus Wirtschaft
Vorteile einer privatwirtschaftlichen Lösung
• Einheit von Steuerungsmöglichkeit (Kompetenz) und Verantwortung
• Öffentlichkeit nimmt Unternehmen in die Primärverantwortung
• Staat kann sich auf Stichprobenkontrollen und Kontrolle der Kontrolle konzentrieren
• Eigenkontrollsysteme der Unternehmen effizienter
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Verantwortung für Qualitätssicherung: Staat versus Wirtschaft
Herausforderungen
• Veränderungen in der Branchenkultur (z. B. Fleischwirtschaft)
• Risikoorientierte Eigenkontrollsysteme aufbauen
• Kooperationen in Branchen notwendig
• Trittbrettfahrer ausgrenzen
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Formen der Qualitätssicherung
Wareneingangskontrollen Qualitätssicherung in integrierten Systemketten Zertifizierungssysteme
Primärverantworunghoheitlich
Primärverantwortungunternehmerisch
Organisationskonzepte der Qualitätssicherung
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Lieferantenbewertung am Beispiel
A: Full SatisfactoryB1: SatisfactoryB2: UnsatisfactoryC: High Commercial Risk
Request for evaluation of a supplier
Material Risk Evaluation
Questionnaire QuestionnaireOK?
Stop?Stop?
Stop
Approval onquestionnaire basis
Audit
B2
CApproved A or B1
Audit follow-upStop?
Purchasing only by exceptionRegular supplier performance
Measurement and audit program
OK?stop
Corrective actionrequested, rating
unapproved
yes no
low risk Medium, high risk
noyes
no
yesyes
stop
yes
no
Europe
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Lieferantenbewertungssysteme
Keine formalen Systeme/reiner Preisvergleich
Checklisten
Scoringmodelle
Eigenes Lieferantenaudit
Qualitätsbezogene Anreizsysteme und Qualitätspreise
Lieferantenentwicklung
Steigendes Anspruchsniveau
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Verfahren der Qualitätssicherung
Formen der Qualitätssicherung
Wareneingangskontrollen Qualitätssicherung in integrierten Systemketten Zertifizierungssysteme
Primärverantworunghoheitlich
Primärverantwortungunternehmerisch
Probleme: 1. Zu reaktiv – Weiterentwicklung zum TQM2. Greift nicht bei Prozessqualitäten
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Formen der Qualitätssicherung
Wareneingangskontrollen Qualitätssicherung in integrierten Systemketten Zertifizierungssysteme
Primärverantworunghoheitlich
Primärverantwortungunternehmerisch
Verfahren der Qualitätssicherung
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Typologie der vertikalen IntegrationB
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Zentralisationsgrad (Weisungsgebundenheit)
Eigenerstellung
Kooperation per HandschlagSpontaner Einkauf
am Markt
Vertragslandwirtschaft
Franchising
Kapitalverflechtung
Rahmenabkommen
Genossenschaften
Joint-Venture
Jahresverträge
Quelle: Grossekettler 1978
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Qualitätssicherung in vertikalen Bindungssystemen
Bezugs- bzw. LieferpflichtenProzessführerschaft eines LeitunternehmensVorgabe von QualitätszielenInstallation kompatibler TQM-KonzepteKontrollrechteLieferantenaudit (second party audit) und ggf. ZertifizierungsanforderungenVertragsstrafenAusschluss opportunistischer Systemteilnehmer
Beispiel: Wiesenhof, McDonalds
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Formen der Qualitätssicherung
Wareneingangskontrollen Qualitätssicherung in integrierten Systemketten Zertifizierungssysteme
Primärverantworunghoheitlich
Primärverantwortungunternehmerisch
Typologie der Qualitätssicherungssysteme
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Zertifizierung: Institutioneller Rahmen des third-party audits
Abnehmer
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Zertifizierungsschema
Auftrag für third-party-audit
Prüfung
Zertifikatsv
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Zertifizierer
Systemträger
Lieferant
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Zertifizierung, Akkreditierung und Review
Qualitätszertifizierung bezeichnet die Kontrolle von Produkt-, Prozess- und/oder Systemeigenschaften eines Unternehmens durch neutrale Dritte (third-party audit) auf der Basis von definierten Qualitätsanforderungen.
In den meisten Fällen ist die Zertifizierungsorganisation durch eine übergeordnete Institution formal anerkannt
(Akkreditierung).
Ggf. findet auch eine Überwachung (Monitoring) des Zertifizierers durch den Systemträger (Review) oder
Berufskollegen (Peer Review) statt.
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Zielrichtung VerbraucherschutzpolitikInstrument: Labelling (Bio, geschützte geographische Angaben)
Typologie staatlich initiierter Zertifizierungssysteme
Staatlich initiierte Zertifizierungssysteme
Staatliche Normierung
StaatlicheKontrolle
Staatliche Normierung
PrivatwirtschaftlicheKontrolle
+ +
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Supply Chain Modelle
(QS GmbH)
Abnehmer-spezifische Konzepte
(BRC/IFS/EurepGap)
Zertifizierer-eigene
Standards
(TÜV-Vitacert)
Generelle Systeme einer Normierungs-
institution
(ISO 9000)
Branchen-systeme einer Normierungs-
institution
(ISO 22000)
Stakeholder-Modelle
(Marine Stewardship/
Transfair)
Clubkonzepte
(Bio-Verband)
Fokus auf institutionelle AbnehmerFlexibilität der Transaktion
Breiter KonsensDurchschnittsqualität
Fokus auf EndverbraucherMarketingzielrichtungSpezifische Interessen
Qualitätsniveau frei wählbar
Zertifizierungssysteme: Marketing oder Standard?
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Fazit
Out-of-Home Markt bisher wenig in die QS-Diskussion involviertDöner-Skandal als Anknüpfung für einen BranchenaufbruchMensen (Kooperationsgruppen) könnten Leitfunktion übernehmen Vorschläge:
– Schneller Informationsaustausch über problematische Lieferanten („Schwarze Liste Gastrolieferanten“ aufbauen, vgl. ebay-Rating)
– Verpflichtung der Lieferanten zur Zertifizierung als Listungsvoraussetzung
– Ankopplung an Qualitätssicherungssysteme wie QS oder IFS, um Einfluss auf Standards nehmen zu können
– Einrichtung von präventiven Krisenteams mit externer Unterstützung– Transparenz in der Produktion gegenüber den Kunden erhöhen– Regelmäßige Kundenbefragungen als Qualitätssicherungsinstrument
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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
Qualitätssicherung in der Wertschöpfungskette – bis zum Kunden