Medair News April 2013

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MEDAIR | news Nr. 1 | 2013 | medair.org SYRIEN-KRISE SÜDSUDAN: LEBEN IM AUSNAHMEZUSTAND IM AUGE DES STURMS Nothilfeeinsätze – Ein Blick hinter die Kulissen

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MEDAIR | newsNr. 1 | 2013 | medair.org

SYRIEN-KRISE SÜDSUDAN: LEBEN IM AUSNAHMEZUSTAND

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IM AUGE DES STURMSNothilfeeinsätze – Ein Blick hinter die Kulissen

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Finanzierungspartner: Syrien-Krise , Glückskette

Südsudan: E.C. Directorate-General for Humanitarian Aid und Civil Protection, United States Agency for International Development, Common Humanitarian Fund

Quellen: ECHO Global Needs Assessment (GNA) 2012-2013

Bei allen Aktivitäten von Medair geht es darum, den bedürftigsten Menschen Hilfe zu bringen, Krisen zu überleben, sich in Würde zu erholen und den Weg in eine bessere Zukunft zu ebnen. Nothilfe und Wiederaufbau kombiniert mit Liebe und Leidenschaft für die Menschen: Diese Mischung hat mich vor Kurzem dazu bewegt, meine Fähigkeiten und mein Engagement künftig für Medair einzusetzen. Nach vielen Jahren in der Medienbranche ist das eine ziemliche Veränderung! Obwohl: Bewusstsein zu schaffen für die Nöte von Menschen ist ebenfalls eine Medienangelegenheit.

Als ich meine neue Stelle antrat und die verschiedenen Facetten der humanitären Arbeit kennenlernte, drängte sich mir auch diese Frage auf:

Wie entscheidet Medair, wo ein Nothilfeeinsatz gestartet wird – oder wo nicht?

In diesem Dilemma steht die Leitung von Medair immer wieder. Wenn eine Krise Menschen erschüttert, darf es bei der Einsatzentscheidung keinen Aufschub geben. Am liebsten würden wir überall helfen, wo Menschen in Not geraten - aber das geht leider nicht. Ich möchte Sie heute mitnehmen hinter die Kulissen des Entscheidungsprozesses, den wir durchlaufen, wenn wir einen Nothilfeeinsatz planen. Wir nehmen Sie mit ins Zentrum des Sturms, wo in diesen Stunden Familien in lebensbedrohlichen Situationen ausharren und dringend Hilfe brauchen, die wir mit Ihrer Unterstützung bereitstellen können.

Leiter Kommunikation und Spenderbeziehungen

Titelbild: Zwei syrische Mädchen im Bekaa-Tal im Libanon freuen sich über den Holzofen. Medair hilft Flüchtlingsfamilien, die in Zelten leben, unter anderem mit solchen Öfen, damit etwas Wärme in ihre Behausungen kommt. © Medair/Andrew Robinson

4 B L I C K P U N K T Nothilfe: Blick hinter die Kulissen

6 E R L E B T Im Auge des Sturms

8 A U S U N S E R E R A R B E I T Südsudan: Klinik in Maban

1 0 E I N S A T Z G E B I E T E Nothilfe weltweit

M E D A I R D E U T S C H L A N DIm TechnologieparkMartin-Schmeißer-Weg 15D-44227 DortmundIhr Kontakt: Romy SchneiderTel: +49 (0) 231-50 505 66 [email protected]/deutschland

M E D A I R S C H w E I ZSchoffelgasse 78001 ZürichIhr Kontakt: David FarnerTel: 043 268 22 [email protected]

U N T E R S T Ü T Z T M E D A I R

E d i t o r i a l

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NOTFALLMehr als 1 000 000 Syrer fliehen vor der Gewalt in ihrer Heimat

REAKTIONMedair brachte über10 000 Flüchtlingenlebensrettende Hilfe undUnterstützung im Kampfgegen den Winter

Ich habe bereits in vielen Konfliktgebieten

dieser Welt gearbeitet, aber die Geschichten

von syrischen Flüchtlingsfamilien, die

im Libanon ankommen, sind absolut

herzzerreissend. Viele sind unsäglicher

Gewalt entkommen: Nachbarn kämpfen

gegen Nachbarn; Luftangriffe, Granaten

und Schüsse sind an der Tagesordnung. Die

Familien suchen hier Sicherheit und besitzen

nur noch das, was sie tragen konnten.

– James, Nothilfeteam Medair

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Foto: Bekaa-Tal, Libanon: Eine Syrerin mit ihrem jüngeren Bruder. Sie leben in diesem selbstgebauten Zelt.

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Angesichts des Leids an vielen Orten weltweit: Wie entscheidet Medair, wohin Nothilfeteams entsandt werden?

Hinter den Kulissen eines Nothilfeeinsatzes

Wo helfen wir? Rund um den Globus suchen wir nach plötzlich eintretenden Katastrophen wie auch nach langsam entstehenden, komplexen Krisen. Anhand von verschiedenen Berichten zur humanitären Lage versuchen wir, die bedürftigsten Länder der Erde zu ermitteln. Schlüsselindikatoren sind dabei die Kindersterblichkeitsrate, die Anzahl betroff ener Menschen, die Impfrate oder die Wasserversorgungslage. Wir besprechen uns mit unseren Partnern und Kontakten vor Ort, um ein realistisches Bild der Lage zu erhalten.

Grünes Licht. Nachdem sämtliche Faktoren abgewogen wurden, entscheidet die Leitung von Medair, ob ein Einsatz gestartet wird. Ist dies der Fall, wird zunächst ein Notfallteam entsandt. Das erfasst innerhalb von 72 Stunden die Lage vor Ort, ermittelt dringende Bedürfnisse und leistet lebensrettende Soforthilfe. Bald darauf erhält das Team Verstärkung und ist dann in der Lage, umfassende Nothilfe zu leisten.

diE KriSE idENtiFiZiErEN

Werden wir reagieren? Als Nächstes schätzen wir ein, ob das betroff ene Land die Krise selbstständig bewältigen kann oder auch nicht, wie viele Hilfsorganisationen vor Ort sind und ob wir einen wesentlichen Beitrag leisten können. Zudem müssen wir sicherstellen, ob hinsichtlich Logistik und Sicherheit die Krisenregion für uns zugänglich ist sowie die lebenswichtigen Hilfsgüter bereitgestellt und zu den Betroff enen transportiert werden können.

diE SCHlÜSSElFraGEN Kl ÄrEN dEr EiNSatZ BEGiNNt

iNdE X dEr GloBalEN BEdarFSBEWErtUNG (Global Needs assessment) der EU 2012/2013

Wir verwenden Forschungsmethoden, wie sie die EU-Kommission für Globale Bedarfsbewertung (Global Needs Assessment, GNA) bereitstellt. Somit können wir die bedürftigsten Länder weltweit feststellen und entscheiden, ob wir einen Nothilfeeinsatz starten. Der GNA-Index (2012-2013) zeigt, dass Medair in vier der fünf gefährdetsten Länder der Welt aktiv ist.

DIE BEDÜRFTIGSTEN LÄNDER DER wELT (2012) REAKTION MEDAIR

Somalia (Somaliland) ✓

Südsudan ✓

Zentralafrikanische Republik

Tschad ✓

Demokratische Republik Kongo ✓

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Bis diese Gelder ausbezahlt werden, vergeht Zeit. Doch wenn eine Krise eintritt, geht es um Leben und Tod. Daher brauchen wir private Spenden, um schnell und unabhängig handeln zu können und dort Leben zu retten, wo die Not am grössten ist.

Private Spenden ermöglichen es uns, bei einer neuen Krise den ersten Schritt zu gehen. Ist dies gelungen, können wir in einem zweiten Schritt öffentliche Gelder beantragen, um die Projekte weiterzuführen.

Der Grossteil unserer finanziellen Mittel (80%) wird von öffentlichen Institutionen, die humanitäre Hilfe fördern, bereitgestellt. Diese verteilen ihre Gelder an Organisationen im Rahmen eines Bewerbungsverfahrens.

Weshalb sind private Spenden für einen Nothilfeeinsatz so wichtig?

Ihre Spende macht den Unterschied

„Um auf eine Notsituation reagieren

zu können, brauchen wir das ganze

Jahr über Spenden. Wir wissen nicht

im Voraus, wann eine Katastrophe

ausbricht. Wenn wir aber

Spendengelder bereit und zugänglich

haben, können wir sofort reagieren

und Leben retten.“

– Emma Le Beau, Programmleiterin Syrien-Krise

Eine Spende von 100 CHF (80 €)...

hilft uns dabei, bis zu 400 CHF (320 €) von unseren institutionellen Finanzierungspartnern zu erhalten.

stärkt unseren Notfallfond, sodass wir schnell auf plötzlich eintretende Notsituationen reagieren können.

wird zu einem Geschenk, das weiter verschenkt wird, wenn uns institutionelle Finanzierungspartner die Kosten zurückerstatten, die wir für den Start des Projektes aufgebracht haben.

Geben Sie Ihre Spende für einen guten Zweck in gute Hände:87% der bei Medair eingehenden Spenden kommen direkt den Betroffenen in den Länderprogrammen zugute.

24 erfolgreiche interne und externe Prüfungen im Jahr 2012 bürgen für die Integrität von Medair im Umgang mit Ihrer Spende.

CHF 100 CHF 100 CHF 100 CHF 100 CHF 100

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Baby Lilith, die Tochter des syrischen Flüchtlings Wessam, schläft tief und fest auf dem Boden des halbfertigen Hauses, in dem sie und ihre Familie im libanesischen Bekaa-Tal Zuflucht gefunden haben.

Im Auge des Sturms

Tagebuchnotizen über einen NothilfeeinsatzVon Andrew Robinson, Leiter der Krisenkommunikation Syrien-Projekt

25. September 2012 „Hallo Andrew. Wie schnell kannst du bei uns in der Zentrale sein?” Ich stelle meinen Frühstückskaff ee zur Seite und lese die E-Mail ein zweites Mal. Ich sitze in der Küche meines Bruders in Neuseeland. Nachdem ich zwei Jahre lang mit Medair in Afghanistan gearbeitet habe, bin ich froh, wieder unter Freunden und meiner Familie zu sein. Aber Medair hat soeben einen Nothilfeeinsatz im Libanon gestartet, um auf die Not der syrischen Flüchtlinge zu reagieren. Es werden dringend Leute vor Ort gesucht. Bin ich bereit zu gehen? Nach einem Telefonat mit meinen Eltern, atme ich tief durch und schicke meine Antwort ab:

„Nächste Woche bin ich da!“

16. Oktober 2012 Es wird Winter im Libanon. Eisige Temperaturen werden vorausgesagt und die Hilfsorganisationen sind äusserst

besorgt um das Überleben der Flüchtlinge. Viele dieser Familien sind mit nichts weiter als ein paar wenigen Kleidungsstücken im Libanon angekommen.

Wir sprechen mit Syrern, die in dürftigen Notunterkünften untergekommen sind. Die Quartiere bestehen aus zerschlissenen Plastikplanen und alten Schrottplatten. Voller Sehnsucht erzählen sie von ihrem zurückgelassenen Zuhause. Viele von ihnen sind tief traumatisiert und verwirrt

- unsicher, wem sie vertrauen können. Diese Menschen haben alles verloren: ihre Häuser und ihre Existenzgrundlage. Sie sprechen über den herannahenden Winter und machen sich grosse Sorgen um ihre Kinder. Es fehlt an Decken, um sie vor der nächtlichen Kälte zu schützen, und es gibt keine Möglichkeit, die Hütten zu beheizen.

Als Team spüren wir die wachsende Verantwortung gegenüber diesen Familien. Uns ist klar, wenn wir es nicht tun, dann wird niemand diesen Menschen helfen.

S Y R I E N - K R I S ENOTHILFE-SOFORTMASSNAHMEN

Nov. 2012 – Jan. 2013

B E K A A -TA L I M L I B A N O N

• 7 603 Flüchtlinge erhielten Isoliermate-rial, um ihre Unter-künfte wasserdicht zu machen und zu verbessern.

• An 1 568 Flüchtlinge wurden Holzöfen, Decken und Matrat-zen verteilt.

• An 120 Familien (über 800 Men-schen) wurden Wasserfi lter und Hygienepakete ausgegeben.

J O R D A N I E N

• 1 200 Kinder wurden auf akute Unterer-nährung untersucht und Mütter in Ernäh-rungsfragen beraten.

Stand: 1. Januar 2013.Unsere Aktionen wurden fortgeführt und weiteren Familien konnte geholfen werden.

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„Es ist Mitgefühl, was mich motiviert in Notsituationen zu helfen. Liebe und Mitgefühl. Ich mache diese Arbeit schon lange und habe oft gesehen, wie dadurch Menschenleben gerettet wurden. Ich erlebe aber auch, wie viel es den Menschen bedeutet, dass wir sie in der schwersten Zeit ihres Lebens nicht allein gelassen haben. Sie schätzen unsere Gegenwart sehr. Ich bin überzeugt, dass wir genau hier einen Unterschied machen können.“

– Manuel Jagourd, Leiter Nothilfe von Medair

8. November 2012 Heute habe ich Wessam, seine Frau und ihre drei Kinder kennengelernt. Vor 15 Tagen sind sie aus Syrien im Libanon angekommen. Sie wussten nicht, wo sie hin sollten, also lebten sie zunächst auf der Strasse. Zwei Nächte lang schliefen sie draussen. Ein freundlicher Libanese lud sie in sein Haus ein, das allerdings noch im Rohbau war. Es ist kaum mehr als ein Dach über dem Kopf, aber Wessam und seine Familie sind dankbar, überhaupt eine Bleibe gefunden zu haben.

Als ich mich mit Wessam unterhielt, lag seine kleine Tochter schlafend auf einer dünnen Matratze auf dem kalten Boden. Wessams Augen waren gerötet. Er schien total übernächtigt. Während unseres Gesprächs wurden seine Augen feucht. Ohne Geld und ohne Job macht er sich grosse Sorgen um die Zukunft seiner Familie. Er bedankte sich für meinen Besuch und ich verliess das Haus mit dem schrecklichen Gefühl, in diesem Moment nichts für ihn tun zu können.

19. November 2012Kaum ist unser Lastwagen in Sicht, brechen die Kinder in spontanen Jubel und Applaus aus. Was für ein Moment! Dieser Truck ist bis unters Dach beladen mit Matratzen. Die Eltern müssen ihre Kinder zurückhalten, als das Fahrzeug vorsichtig über das schlammige Gelände lenkt. Mein Team und ich beobachten das Schauspiel mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht.

Stundenlang verteilen wir Decken und Matratzen an die Flüchtlinge. Sie sind Teil eines Hilfspakets, um den Familien zu helfen, den Winter zu überstehen und nicht zu erfrieren. Ich fühle mich privilegiert, die Hände vieler Männer

- Ehemänner, Väter und Grossväter - zu schütteln, die den ganzen Morgen über zu mir gekommen sind. Ohne grosse Worte wollen sie ihre Dankbarkeit auszudrücken für das, was Medair für sie getan hat. Es ist ein grossartiger Tag und ich bin euphorisch und erschöpft zugleich.

7. Dezember 2012Es regnet in Strömen und ich bin komplett durchnässt. Dennoch springe ich glücklich über die Pfützen auf meinem Weg zu einem hohen, halbfertigen Betongebäude. Ich halte vier Matratzen gegen meine Brust gedrückt.

Ein Monat ist vergangen, seitdem ich Wessam kennengelernt habe. Nun bin ich neugierig, wie es ihm geht. Als ich vor ihm stehe, lächelt er übers ganze Gesicht und klopft mir auf die Schulter, bevor er mir die Matratzen abnimmt. Seine Frau kocht Wasser auf einem kleinen Gaskocher und Wessam drängt mich, ich solle doch zum Tee bleiben. Nur allzu gerne würde ich mit ihnen zusammensitzen, aber es muss noch viel Material verteilt werden. Fürs Erste bin ich einfach froh zu sehen, dass es Wessam und seiner Familie gut geht. In dem Moment kommt unser Fahrer mit einem Stapel Decken herein. Wessams Lächeln wird noch breiter.

Als Mohammed dann auch noch mit einem Ofen erscheint, lacht Wessam vor Glück laut auf - und auch ich habe eine Riesenfreude!

medair.org | April 2013 | Medair 7

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Leben im Ausnahmezustand

Notfall in Mabaan. Mit dem Bürgerkrieg im Sudan waren über 110 000 Menschen gezwungen, in die Region Mabaan im Südsudan zu fl iehen. Dort eröff nete Medair eine Notfallgesundheitsstation, in der die erschöpften Familien kostenlos behandelt werden. Derzeit bauen wir zudem Latrinen, verbessern die Wasserversorgung und schulen die Flüchtlinge in lebensrettenden Gesundheits- und Hygienepraktiken.

Bajita : Der Krieg begann während des islamischen Fastenmonats Ramadan. Ein Flugzeug warf über der Gegend Bomben ab. Vier Wochen später erreichten die Truppen unser Dorf. Wir hatten keine Zeit, unser Hab und Gut zu packen und nahmen somit nur unsere Kinder und einige wenige Kleidungsstücke mit.

Alawiya : Ich bin zusammen mit meinem Mann, unserem Kind und den anderen Dorfb ewohnern gefl ohen. Wir liefen die Nacht hindurch, denn tagsüber war es zu heiss. Zu essen gaben wir nur den kleinen Kindern, da wir nicht genügend für alle hatten.

Bajita : Es war schrecklich, die näherkommenden Kampffl ugzeuge zu hören. Wir mussten in Deckung gehen. Meist versteckten wir uns im Flussbett. Sie kamen irgendwann; nachts oder auch tagsüber. Ich drückte meine Tochter an mich und ermahnte sie, still zu sein,

wenn sie weinte. Die Tatsache, dass wir alles zurücklassen mussten, spielt gar keine Rolle. Besitztümer sind nicht so wichtig, denn wir können sie wieder erwerben. Was wirklich zählt, ist, dass ich am Leben bin und dem Krieg entkommen konnte.

Alawiya : Ich arbeite jetzt für Medair als Gesundheits- und Hygienebeauftragte. Ich erkläre den Menschen, dass sie ihre Hände mit Seife waschen und die Latrinen benutzen sollen, um sich vor Krankheiten zu schützen. Vorher wussten wir darüber kaum Bescheid. Ich lerne also viel dazu.

Bajita : Meine Familie und ich hatten wochenlang Husten. Erst in der Gesundheitsstation von Medair konnten wir behandelt werden. Vielen Dank für alles, was ihr hier tut. Ich bin froh über diese Station. Was auch immer die Zukunft bringen mag, ich wünsche mir gesund zu bleiben.

Bajita.Ich bin stolz, Gesundheits- und Hygienebeauftragte

zu sein, weil ich den Menschen sagen kann,

dass sie sauberes Wasser trinken und die Latrinen

benutzen sollten.

alawiya.Medair hat uns Latrinen bereitgestellt. Wir hatten zuvor überhaupt keine Latrinen. Wir schätzen sie sehr und kümmern uns gut darum. ©

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Notsituationen sind im Südsudan Alltag. Sie halten die Medair-Nothilfeteams das ganze Jahr über in Atem. Überschwemmungen, Epidemien, Unterernährung und Massenvertreibungen: Landesweit reagieren wir auf lebensbedrohliche Krisen.

Bajita (links) und Alawiya, beide Flüchtlinge, wurden von Medair zu Gesundheits- und Hygienebeauftragten ausgebildet.

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87% der Spendeneingänge

verwendet Medair

für die Projekte in

den Einsatzgebieten

zugunsten der

bedürftigsten

Menschen

dieser Welt.

„Vielen ist nicht bewusst, wie fundamental wichtig private Spenden für einen Nothilfeeinsatz sind. Der Grossteil unserer Arbeit wird durch institutionelle Finanzierungspartner gedeckt. Aber für die ersten Einsätze vor Ort - wenn also die Not am grössten ist - sind wir auf bereits vorhandene Mittel angewiesen. Private Spenden sind die Funken, die einen Nothilfeeinsatz erst entzünden.

Und mehr noch: Ihre Spende kann uns dabei helfen, eine bis zu viermal so hohe Summe von institutionellen Finanzierungspartnern zu erhalten. Schon ein einzelner Beitrag von Ihnen hat lebensrettende Auswirkungen.“

– Manuel Jagourd, Leiter Medair-Nothilfe

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Während einer Verteilaktion für Flüchtlinge in einem libanesischen Lager: Bachir, Mitarbeiter von Heart for Lebanon, einer örtlichen Partnerorganisation von Medair, spielt mit einem syrischen Kind.

Schenken Sie Hoffnung im Auge des Sturms. Handeln Sie heute.

Ihre Spende ermöglicht es uns, ohne Verzögerung Leben dort zu retten, wo die Not am grössten ist. Sie machen damit einen lebensrettenden Unterschied.

H E l F E N S i E H E U t E !

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Unsere Nothilfeeinsätze weltweit

MADAGASKARHäufi ge tropische Wirbelstürme behindern die Entwicklung der verarmten Inselnation. Hat wieder ein Sturm getobt, unterstützen wir bedürftige Menschen mit Nothilfe. Das ganze Jahr über etablieren wir Katastrophenschutzmassnahmen, sodass künftige Zyklone weniger Schäden anrichten können.

AFGHANISTANHunderttausende Menschen sind jedes Jahr von den Folgen schwerer Naturkatastrophen betroff en. Gemeinsam mit vier anderen Hilfsorganisationen arbeitet Medair daran, den Zugang für humanitäre Hilfe in den Norden Afghanistans zu verbessern.

SOMALIA/SOMALILANDSchwere Dürren und eine hohe Rate von Unterernährung bei Kindern erfordern unseren beständigen Einsatz, um in diesen Krisenzeiten Menschenleben zu retten. Wir behandeln unterernährte Kinder und verbessern den Zugang zu Wasser in besonders trockenen Regionen.

D.R. KONGOAufgrund der anhaltenden Kämpfe zwischen Milizen fl üchten viele Menschen in Übergangslager. Medair hilft Flüchtlingen mit kostenloser Gesundheitsversorgung und Medikamenten. So können sie die Krise überleben.

Haiti. Wirbelsturm Sandy sorgte für heftige Überschwemmungen und schwere Erdrutsche. Einige Dörfer waren vollständig von der Aussenwelt abgeschnitten. Dank privater Spenden konnte Medair ein kurzfristiges Nothilfeprojekt starten, um die Zugangsstrassen zu reparieren und Dorfb ewohnern das dringend benötigte Geld für Hausreparaturen und Lebensmittel zur Verfügung zu stellen. Auch institutionelle Finanzierungspartner wie die Glückskette und USAID haben rasch reagiert und Medair entsprechende Mittel zur Verfügung gestellt. So konnten wir damit beginnen, Häuser wieder aufzubauen, Familien mit Lebensmitteln zu versorgen und Strassen nachhaltig zu reparieren, damit sie künftigen Fluten standhalten.

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D.R. KONGO

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SOMALIA/SOMALILAND

MADAGASKARSIMBABWE

SYRIEN-KRISEAFGHANISTAN

LIBANONJORDANIEN

NOTHILFEEINSÄTZE

Aufgrund plötzlicher Notfälle können sich unsere Einsatzgebiete weltweit schnell ändern. Bleiben Sie informiert unter www.medair.org

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E i N S a t Z G E B i E t E

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Wie sensibilisiert man Jugendliche für den richtigen Umgang mit Geld? Auch der 18-jährige Sébastien dachte darüber nach und organisierte in seiner Kirchgemeinde einen besonderen Abend für Jugendliche. Das Motto: „Le fric, c’est chic“ (übersetzt: „Geld ist chic“). Jeder Gast war Teil eines lebensgrossen Monopoly-Spiels und bekam ein Startkapital, das investiert werden sollte. Doch nicht nur in Casinos, Steuern, Restaurants, sondern in Sébastiens Spielversion auch in humanitäre Hilfe wie die von Medair. Jeder Spielposten war in einem anderen Raum. Im Medair-Raum symbolisierte ein Flüchtlingszelt die Not von Menschen. Während es im eigentlichen Monoploy darum geht, ein Imperium aufzubauen und die Mitspieler in den Bankrott zu treiben, animierte dieser Abend zu einem Perspektivenwechsel. Die Jugendlichen sollten darüber nachdenken, ob sie ihr Geld nur für das eigene Vergnügen ausgeben – oder einen Teil auch spenden. Denn Sébastien ist der Meinung: „Grosszügiges Geben hilft nicht nur zu sehen, was Geld dir bieten kann, sondern wie du damit auch einen Unterschied machen kannst.“ Übrigens von der Theorie ging es in die Praxis: Jede fiktive Spende des Abends wandelte Sébastien in echtes Geld um, um das Leid der Schwächsten zu lindern. Wir danken Sébastien für dieses Projekt.

Möchten auch Sie Medair kreativ unterstützen? Dann melden Sie sich bei Véronique André unter Telefon 021 694 35 31 oder per E-Mail: [email protected].

„Le fric, c’est chic“: Monopoly für Medair

Ihr Vermächtnis rettet mein Leben!

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Ich brauche sauberes Trinkwasser, eine gesunde Umwelt und medizinische Versorgung. Mit einem Vermächtnis zugunsten von Medair bewahren Sie mich vor Krankheiten und schenken mir eine Zukunft. Vielen Dank!

Bestellen Sie dazu unsere kostenlose Broschüre. Kontakt: David Farner, Telefon: 043 268 22 01 oderE-Mail: [email protected] - Schoff elgasse 7 - 8001 Zürich

Spendenlauf für MedairUm Menschen in Not zu helfen, muss man nicht erst erwachsen werden. Dachten sich Grundschüler aus Deutschland und liefen voriges Jahr mit beim 12-Stunden-Lauf der Grundschule Ostheim und des Sportvereins TSV. 51 Kilometer soll ein Drittklässler geschaff t haben. Insgesamt nahmen 600 Menschen an dem Spendenlauf für wohltätige Zwecke teil. Über 1.000 € kamen dabei für Medair zusammen. Ein anonymer Spender legte noch 1.000 € drauf. Schulleiter Erich Schmitt sagte: „Das Geld ist gut angelegt und kommt dort an, wo es gebraucht wird.“

Wir sagen vielen Dank an alle Läufer! Berichten auch Sie uns über Ihre Aktion für Menschen in Not an [email protected]

i N i H r E r N Ä H E

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Dankeschön aus dem Südsudan. In der vergangenen Ausgabe der Medair News rückten wir unsere Hilfe für Tausende von unterernährten Kindern im Südsudan in den Blickpunkt. Wir sind so dankbar für die grosszügigen Spenden. Sie sorgen für die Ernährung, die diese Kinder dringend brauchen, damit sie gesund und stark aufwachsen. Das ist ein nachhaltiges Geschenk. Aufgrund der hohen Zahl von Flüchtlingen, die aus dem Sudan in den Südsudan fl iehen, steigt die Zahl unterernährter Kinder rapide an. Sie brauchen schnell Hilfe. Dank Ihrer Spende kann unser Team vor Ort sie behandeln und damit viele Kinderleben retten. Vielen Dank!

Ihre Spende gibt uns die Kraft, den Menschen zu helfen, die es am meisten brauchen. Werden Sie noch heute Teil unseres weltweiten Unterstützerkreises unter www.medair.org

Ich bin hier für jeden die Grossmutter! Eure Güter sind angekommen und wir sind sehr glücklich. Die Decken, Matratzen und die Öfen: Alles ist so gut für uns. Jetzt ist es viel wärmer. Wir möchten uns bei jedem bedanken, der uns beim Überleben geholfen hat. Nun geht es bergauf!

— Marella, eine von Tausenden syrischer Flüchtlinge, die im Bekaa-Tal Zufl ucht gefunden haben.

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Spenden aus der Schweiz: Spendenkonto PK 10-648-6

Medair Schweiz – Schoff elgasse 7 – 8001 Zürich – Telefon 043 268 22 00 – [email protected]

Spenden aus Deutschland: Spendenkonto 880 9400 - BLZ 700 205 00 Bank für Sozialwirtschaft

Medair Deutschland e.V. – Telefon +49 (0) 231-15050566 – [email protected]