Mathematik und Informatik: Eine Liebeserklärung Bruno Buchberger RISC, Uni Linz Vortrag auf der...
-
Upload
reiner-frank -
Category
Documents
-
view
214 -
download
0
Transcript of Mathematik und Informatik: Eine Liebeserklärung Bruno Buchberger RISC, Uni Linz Vortrag auf der...
Mathematik und Informatik:Eine Liebeserklärung
Bruno BuchbergerRISC, Uni Linz
Vortrag auf der ÖMG TagungBozen, 25. September 2003
Copyright B. Buchberger 2003 2
Copyright Bruno Buchberger 2003
Copyright Note: This file may be copied and stored under the following conditions
- the file must be kept unchanged and must include the copyright note
- a message must be sent to [email protected]
- if material from this talk is used, please, cite the talk appropriately.
Copyright B. Buchberger 2003 3
• Die Liebe und die Erklärung
– der wissenschaftliche Dreischritt – die Spirale der Selbstanwendung – die algorithmische Natur der Mathematik
• Beispiele:
– automatisches Beweisen mit Gröbner-Basen– automatisches Beweisen in der Analysis– Automatisches Erfinden von Algorithmen
Copyright B. Buchberger 2003 4
Ein naiver Glaube
• Mathematik handelt vom Rechnen• Computer = Rechenmaschine• Also: Computer steht im Zentrum der heutigen
Mathematik
• Informatik (“Computer Science”) handelt vom Computer
• Computer steht im Zentrum der Mathematik• Also: Mathematik steht im Zentrum der Informatik
Copyright B. Buchberger 2003 5
Realität
• Mathematik und Informatik sind weit voneinander entfernt.
• Für viele Mathematiker ist der Computer LaTeX, e-mail und Web und sonst nichts.
• Viele Informatiker sind überzeugt, dass sie keine Mathematik brauchen.
Copyright B. Buchberger 2003 6
Meine Sicht
• Mathematik (und Logik) und Informatik zusammen bilden ein Ganzes – die “Denktechnologie”.
• Die Kluft zwischen Mathematik und Informatik ist
– bedauerlich– gefährlich– wissenschaftstheoretisch nicht haltbar.
Copyright B. Buchberger 2003 7
Der wissenschaftliche Dreischritt
• Die Denktechnologie hat sich von der „Beobachtungstechnologie“ getrennt.
a2+b2 = c2 Beobachten oder Denken?
• Beobachten, Denken, Handeln: Der grundlegende Dreischritt des „wissenschaftlichen“ Umgangs mit der Natur.
Copyright B. Buchberger 2003 8
Die Methode der Wissenschaft
Realitätmit Frageoder Problem
Modell
Antwortoder Lösungim Modell
Antwortoder Lösungin Realität
Beobachten
Handeln
Denken
Copyright B. Buchberger 2003 9
Die Methode der Wissenschaft
Beobachten(„Modellieren“,z.B. „Messen“)
Denken(„Schließen“)
Handeln(„Anwenden“)
?
a
b
c = ?
c = sqrt[a2+b2]
Copyright B. Buchberger 2003 10
Die Methode der WissenschaftInput
mit Sinnen
TransformationGehirn
OutputMotorik
Copyright B. Buchberger 2003 11
Die Methode der Wissenschaft
BeobachtenNaturwissenschaften
DenkenMathematik
HandelnTechnologien
Copyright B. Buchberger 2003 12
Die Methode der Wissenschaft
Beobachten
Denken
Handeln
Die drei Schritte sind methodisch verschieden,gehören aber zusammen.
Copyright B. Buchberger 2003 13
Mathematik und Informatik sind methodisch nicht unterscheidbar:
Ihre Methode ist das Denken (Schließen, Arbeiten in Modellen)
Copyright B. Buchberger 2003 14
... Computer-Technik
Computer-Mathematik
Struktur-Mathematik
...
Informatik
Mathematik
Copyright B. Buchberger 2003 15
Selbstanwendung: die Natur der Intelligenz
?
Copyright B. Buchberger 2003 16
Selbstanwendung
BeobachtenSinne
Mikroskop
Handeln
Denken
Das Mikroskop!
Copyright B. Buchberger 2003 17
Selbstanwendung
Beobachten
HandelnMotorikBagger
Denken
Der Bagger!
Copyright B. Buchberger 2003 18
Selbstanwendung
Beobachten
Handeln
DenkenGehirnRechenstab
Der Rechenstab!
Copyright B. Buchberger 2003 19
Die wissenschaftlich / mathematisch /technologische Spirale
dreht sich immer schneller, universeller, …
Beobachten (Keyboard, Tablett, …, Tomograph, …)
Handeln (Printer, Screen, …, Roboter, …)
Denken(…universelleComputer)
……
Copyright B. Buchberger 2003 20
Mathematik (Logik) und Informatik sind methodisch nicht unterscheidbar:
Ihre Methode ist das Denken (Schließen, Arbeiten in Modellen)
Die drei Gebiete sind relativ zueinanderauf verschiedenen Ebenen der Selbstanwendung
Copyright B. Buchberger 2003 21
Die algorithmische Tendenz der Mathematik
Das Grund-Prinzip der Mathematik:
Einmal scharf denken
unendlich oft nicht mehr denken müssen
Copyright B. Buchberger 2003 22
Einmal beweisen: Für alle m,n: GGT[m,n]=GGT[m-n,n]
Unendlich oftmals rechnen: GGT[m,n] “mit Euklid”
Beispiel:
Copyright B. Buchberger 2003 23
Mehr mathematisches Wissen
effizienteres Problemlösen
Copyright B. Buchberger 2003 24
Letztlich zielt die gesamte Mathematik:
– auf Einsicht in Strukturen– die Entdeckung der Klarheit im Komplexen– auf das Systematische, „Methodische“– ...– auf das „Algorithmische“ (so große Klarheit, dass
man sie sogar dem Uneinsichtigen = der Maschine vermitteln kann)
Copyright B. Buchberger 2003 25
Ein Missverständnis:
Computer-Mathematik = oftmaliges Anwenden von trivialer Mathematik (“der Computer” kann das).
Tatsache ist:
Computer-Mathematik =Erfinden und Beweisen von Algorithmen auf Grund
von mehr “Mathematik”.
Copyright B. Buchberger 2003 26
Algorithmische Mathematik (Informatik) und nicht-algorithmische Mathematik winden sich in Spiralen (Ebene / Meta-Ebene) nach oben
Mehr Denken auf oberer Ebene
Weniger Denken auf unterer Ebene
Copyright B. Buchberger 2003 27
Ein Satz auf oberer Ebene „erschlägt“
unendliche viele Probleminstanzen auf unterer Ebene
Copyright B. Buchberger 2003 28
Satz über Gröbner-Basen-Kriterium
statt eigener Trick für jedesnicht-lineare Gleichungssystem
Copyright B. Buchberger 2003 29
Liouville-Satz (Risch 1968) über Darstellbarkeit von Integralen
statt eigener Trick für jedes Integral
Copyright B. Buchberger 2003 30
Statt eigener Trick für Beweis eines jedenSatzes ....
statt eigener Trick für ....
Satz über das Beweisen von Sätzen
Copyright B. Buchberger 2003 31
Mathematik (Logik) und Informatik sind methodisch nicht unterscheidbar:
Ihre Methode ist das Denken (Schließen, Arbeiten in Modellen).
Sie bewegen sich in Spiralenauf immer höhere Ebenen der Algorithmisierung.
Algorithmisierung ist der Mathematik inhärent.
Copyright B. Buchberger 2003 32
Die Informatik ist die Realisierung der Mathematik
mit den technologischen Mitteln der heutigen Zeit.
Copyright B. Buchberger 2003 33
Beispiele (im Theorema-System)
• automatische Entscheidung über die Gültigkeit geometrischer Sätze (BB, J. Robu):
siehe File Example-Geo-Proving.nb
• automatisierte Beweise in der elementaren Analysis (BB, D. Vasaru)
siehe File Example-Analysis-Proving.nb
• automatisches Erfinden von Algorithmen (BB, A. Craciun) siehe File Example-Algorithm-Synthesis.nb
Copyright B. Buchberger 2003 34
Mathematik (Logik) und Informatik
haben als Einheit
eine faszinierende Zukunft
als das sich selbst automatisierende Denken.