UWE PÖRKSEN _VISIOTYPE Referat im Rahmen des Hauptseminars Evidenz...das sieht man doch! WS 03/04.
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FACHMAGAZIN FÜR DIE PLANENDE, AUSSCHREIBENDE,AUFTRAGSVERGEBENDE UND AUSFÜHRENDE BAUWIRTSCHAFT
■ Shuhei Endo Architect Institute
■ Hitoshi Abe
■ Architekten Titus Walter Pernthaler
■ Massimiliano und Doriana Fuksas
■ Alles Wird Gut Architekten
■ ventira.architekten
■ t-hoch-n Architektur
Nr. 4 – Mai 2008 ■ www.architektur-online.com
KULTURFREIZEIT
SPORT
Editorial
Als wir vor einiger Zeit die Themenbereichedieser Ausgabe von architektur definierthaben, waren wir uns der zeitlichen Verbin-dung unseres Erscheinungstermins mit derFussball-EM 2008 nicht wirklich bewusst:Österreich liegt im Fußballfieber, und die Sta-dien werden „just in time“ fertig. Für unserenThemenschwerpunkt leider zu spät – worüberwir aber angesichts der heimischen Stadien-Architektur nicht besonders betrübt sind.
Wir haben unseren sportlichen Focus aufeine andere Sportart gelegt – auf Tennis undden Tennis-Dome in Hyogo/Japan, der nebender sportlichen Verwendung auch denZusatznutzen als Erdbeben-Schutzbau fürTausende Menschen bietet.
Unter dem Schwerpunkt Kultur berichten wiru. a. über die Konzerthalle Zenith in Straß-burg: Nach sechsjähriger Planungs- undBauzeit konnte im Jänner 2008 der leuchtendskulpturale Bau, in dem 12.000 MenschenPlatz finden, eröffnet werden.
Das Freizeit-Projekt Addis Abeba[r] wiederzeigt die zeitgemäße Interpretation einer Ski-hütte, die sich in die sensible hochalpineUmgebung einfügt: eine Schihütte, die alsBergkristall in Dialog mit Ort und Schnee tritt
und zielgerichtete Ausblicke auf die schöns-ten Punkte des überwältigenden Panoramasbietet.
Auf historischem Boden erinnern die kristal-linen Formen und Materialien an die Berg-bautradition: Im obersteirischen Fohnsdorfwurde eine Therme errichtet, die in Form undMaterialität die Bergbautradition des Orteswieder aufleben lässt. Sechs kristallineBaukörper, jeweils für eine Badezone, werdenvon Lichthöfen und - achsen durchkreuzt, dietagsüber Sonnenlicht in jeden Winkel desGebäudes leiten und nachts die Zwischen-räume und Einschnitte des Gebäudes betonen.
Materialien sind auch Thema der Design-Rubrik: In dieser Ausgabe von architekturbefassen wir uns mit den diversen Material-bibliotheken in Bangkok, Mailand und Köln.Im Bereich EDV widmen wir uns der zuneh-menden Bedeutung des „Kollegen Computer“in der Entwurfsphase. Und „Bau & Recht“klärt die Entschädigungsfrage für Projektauf-wendungen, wenn der FlächenwidmungsplanBauland in Grünland verwandelt.
Viel Vergnügen wünscht
WWaalltteerr LLaasseerr
Kultur, Freizeit, Sport
TTiitteellffoottoo:: Moreno Maggi
Musikhalle Zenith, Straßburg / Frankreich
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Foto: Otto Hainzl, Architektur: Fuchs Berger Architektur
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Inhalt Mai 08
VERMITTLUNG 06 Raum für Architektur, Die Verortung der Initiative Architektur Salzburg
MAGAZIN 10 Aktuelle Themen kurz und prägnant
TECHNIK 22 Keller und Feuchtigkeit – drückendes Wasser
BÜCHER 24 Buchrezensionen und Bestellfax
BAU & RECHT 25 Die Entschädigung für Baureifmachungskosten bei einer Änderung des Flächenwidmungsplanes
THEMEN 26 Slowtecture M / Tennis Dome / Shuhei Endo / Miki City, Hyogo / Japan
32 SSM (K-Museum) / Art Museum / Hitoshi Abe / Shiogama City / Japan
38 Harmonie der Elemente / Aqualux Therme / Architekten Titus Walter Pernthaler ZT GmbH / Fohnsdorf
44 Straßburg am Puls der Zeit ... / Zenith Musikhalle / Massimiliano & Doriana Fuksas / Straßburg / Frankreich
50 Natur in Architektur erleben / Veranstaltungsgebäude Schloss Lackenbach / Alles Wird Gut Architekten ZT GmbH
56 Spagat zwischen alpin und urban / Addis Abeba[r] / ventira.architekten / Galtür
62 Folgen Sie dem roten Band ... / Theater Westliches Weinviertel / t-hoch-n Architektur / Guntersdorf
DESIGN 68 Neue Materialien als Zukunftschance!
SPEZIAL 72 Designmetropole Mailand
SCHAURAUM 78 Büro, Licht, Glas, Türtechnik, Fassade, Baustoff
EDV 96 Entwerfen, hoch3: „Digitale Baukästen“
Impressum:
26 32 44 56
Die Auflagenkontrolle bestätigt: Die verbreitete Auflage Inland beträgt 10.434 1. Quartal 2008
4 architektur
Medieninhaber und Herausgeber: Laser Verlag GmbH; Hochstraße 103, A-2380 Perchtoldsdorf T ++43-1-869 58 29-0, F DW 20, ISDN DW 25, Internet www.architektur-online.com Anzeigenleitung: Tel. +43-1-869 58 29-14, Nicolas Paga ([email protected])Mediaservice: Claudia Ahrer Tel. +43-1-869 58 29-15 ([email protected])Geschäftsleitung: Silvia Laser ([email protected]) Chefredaktion: Walter Laser ([email protected])Leitende Redakteurin: DI Astrid Meyer ([email protected])Redaktion: DI Marian Behaneck, DI Nicole Büchl, DI Ingrid Frisch, DI Sandra Knöbl,DI Katharina Tielsch, DI Dr. tech. Dr. jur. Nikolaus Thaller, Bettina Thun, Mag. Sabine Dönz Sekretariat: [email protected] Gestaltung: Berkhan Sezen (www.berkhansezen.com)Druck: Bauer-Druck, 1110 Wien
Die Redaktion haftet nicht für unaufgefordert eingesandte Manuskripte und Fotos. Berichte, die nicht voneinem Mitglied der Redaktion gekennzeichnet sind, geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktionwieder. Das Magazin und alle in ihm enthaltenen Beiträge sind urheberrechtlich geschützt.Abonnements: Jahresabonnement (8 Hefte): € 68,- / Ausland: € 88,-; bei Vorauszahlung direkt abVerlag; Studentenabonnement (gegen Vorlage einer gültigen Inskriptionsbestätigung): € 42 / Ausland:€ 68,-; Privilegclub € 75,-, Abonnements, die nicht spätestens 6 Wochen vor Abonnementende storniertwerden, verlängern sich automatisch um ein weiteres Jahr.Einzelheftpreis: € 10,80 / Ausland € 12,50 Bankverbindung: Bawag Mödling, Konto Nr.22610710917, BLZ 14000, IBAN AT 87 1400022610710917, BIC BAWAATWW; BA-CA, Konto Nr.51524477801, BLZ 12000, IBAN AT 231200051524477801, BIC BKAUTWW; UID-Nr. ATU52668304;DVR 0947 270; FN 199813 v; ISSN: 1606-4550 – Anzeigentarif Nr. 2 gültig ab Jänner 2007
Mit ++ gekennzeichnete Beiträge und Fotos sind entgeltliche Einschaltungen.
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1993 als Verein gegründet blickt die InitiativeArchitektur Salzburg nun auf 15 produktive Jahreund eine wechselvolle Geschichte hinsichtlich ihrerräumlichen Situation zurück. Roman Höllbacher,Gründungsmitglied der IA und Architekturpublizist,will schon im Vereinsnamen eine Ortsungebunden-heit erkennen und sieht darin auch das Allein-stellungsmerkmal im Vergleich zu anderenArchitekturhäusern. In der Anfangszeit war dieInitiative in der Architektenkammer angesiedelt,wobei bald klar wurde, dass Kammer- und Vereins-anliegen nicht immer zu vereinbaren waren. Daraufkam die Initiative im Büro der Architektin UrsulaSpannberger unter und beschäftigte Verena Stern-bach und später Andrea Großschädl als erste Orga-nisationsleiterinnen. Dem Engagement von PeterEbner war es dann zu verdanken, dass in Salzburghochkarätig besetzte Symposien und Vorträgestattfanden und der Bund neben Stadt und LandSalzburg Unterstützung für die Initiative zusagte.
KULTURKONTEXT
Mit der Übersiedelung in das Salzburger Künstler-haus war der Verein im Kontext der Kulturszeneverortet und konnte seitdem die Räumlichkeitenkostengünstig für eigene Veranstaltungen nutzen.Im Jahr 2007 bot ein privater Investor der InitiativeRäume für ein repräsentatives Architekturhaus inder ehemaligen Sternbrauerei an, das Projekt kamjedoch letztlich nicht zustande. Inzwischen wurdeder Initiative im Künstlerhaus ein ehemaliges Bild-haueratelier angetragen, das durch Einziehen einerEbene in den knapp acht Meter hohen Raum auf
zwei Geschoßen nutzbar ist. Anfang 2008 wurdeein Ideenwettbewerb ausgeschrieben, bei demVorschläge zur Gestaltung der neuen Räumegesucht wurden. Das geforderte Raumprogrammwar umfassend: Das Erdgeschoß sollte für Diskus-sionen, Symposien, Vorträge und Ausstellungen wieauch für Workshops nutzbar sein und zudem eineFachbibliothek mit Architekturlounge beinhalten. ImObergeschoß sollten Büros und ein Besprechungs-raum untergebracht werden. Für die unterschied-lichen Nutzungen waren flexible und multifunk-tionale Möblierungen gefragt. Nach außen sollten
die Räume der Initiative klar ablesbar sein, undinnerhalb des Künstlerhauses sollte der öffentlicheCharakter der Institution vermittelt werden. Für dieUmsetzung des Siegerprojektes stand ein Budgetvon 13.500 Euro zur Verfügung, das selbst für einenminimalistischen Entwurf knapp bemessen ist.
RAUM FÜR ARCHITEKTUR
Aus dem Wettbewerb gingen die beiden Bühnenbildne-rinnen Eva Musil und Margit Berger mit einem einfachenund dabei raffinierten Entwurf als Siegerinnen hervor.
Raum fürArchitektur
Die Verortung der Initiative Architektur SalzburgText: Astrid Meyer, Fotos: Initiative Architektur
Blick von oben auf den neu gestalteten Raum für Architektur
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Dieser sieht eine Aufdopplung des Bodens um 45 cmvor, um den Raum aus der Versenkung zu heben.Eine rechteckige Fläche in Raummitte behält dasursprüngliche Niveau und ist Bühne und gleichzeitigStauraum für mobile Elemente. Diese Quader ausMDF-Platten können je nach Kombination undAufstellung als Sitzmöbel, Tisch oder Pult genutztwerden und verschwinden, wenn nicht gebraucht,flächenbündig in der Versenkung.Der zweite Platz ging an Lisa Mayr und BenediktAussermair für den Entwurf einer exakt eingepass-ten Raummöblierung. Sie bespielen die Wände mit
Regalen, Sitzflächen und Bords. Nach außen wirddie Intervention durch gefaltete Paneele ablesbar,ein abstrahierter Schriftzug kennzeichnet dieNutzung durch den Verein.Der drittplazierte Entwurf stammt von ArchitektinDonia Parmasche, die eine Backlight-Folie vor demFenster vorschlägt, wodurch Projektionen nicht nurim Innenraum, sondern auch von außen wahr-nehmbar sind. Damit soll die Präsenz der InitiativeArchitektur in der Öffentlichkeit gestärkt werden.Bei der weiteren Projektentwicklung haben sich dieBühnenbildnerinnen und die Architektin zu einem
Team zusammengeschlossen, und so wurde dieIdee der Backlight-Folie gemeinsam mit demSiegerentwurf umgesetzt. Die neuen Räumewurden im Rahmen einer Auftaktveranstaltung zuden Architekturtagen 2008 am 15. Mai mit einemFest eröffnet. Auch wenn damit die InitiativeArchitektur Salzburg schließlich in einem Raum fürArchitektur verortet ist, appelliert Roman Höll-bacher, diesen nicht als „Schlussstein im Bemühenum ein eigenes Haus“ zu sehen, sondern vielmehrals Zwischenschritt auf dem Weg zur umfassendenArchitekturvermittlung.
8 architektur
Modellfoto des Siegerprojekts von Eva Musil und Margit Berger Der Eingang zum Raum für Architektur im Künstlerhaus in Salzburg
Das Niveau des Raumes wurde angehoben, nur eine zentrale Fläche behält das ursprüngliche
Niveau bei.
Magazin
10 architektur
Text: Astrid Meyer, Fotos: Haubitz+Zoche
So lautete der Titel der Ausstellung, die von 24. Aprilbis 12. Mai 2008 im Architekturzentrum Wien zusehen war, und dieser fasst eine Fotoserie überHotelprojekte mit klingenden Namen wie „SultansParadise“ oder „Sunestra“ auf der Sinai-Halbinselunter einem Begriff zusammen. Dabei handelt es sichum Hotelbauten, die nie fertiggestellt wurden, sei esaufgrund von Fehlinvestitionen oder Veruntreuungstaatlicher Subventionen, sei es aus baulichen Grün-den. Zwischen 2002 und 2005 bereisten die beidenKünstlerinnen Sabine Haubitz und Stefanie Zoche dieSinai-Halbinsel und fotografierten Bauruinen unvoll-endeter Hotelanlagen. Immer in Augenhöhe, zumGroßteil zentralperspektivisch und im Mittelformatabgelichtet, haben die Aufnahmen dokumentarischenCharakter und erinnern an die typologischen Arbeitenvon Bernd und Hilla Becher.Vor der Kulisse der Wüste und des strahlend blauenHimmels wirken die Betonskelette dem Kontext ent-hoben, maßstabslos und zeitlos. Assoziationen mitRaumschiffen liegen nahe, da die Gebäudefragmen-te wie von Geisterhand gesetzt scheinen.Haubitz+Zoche, die von der Bildhauerei kommen,interessiert der skulpturale Aspekt von Architekturen.Doch nicht nur auf formaler Ebene, auch inhaltlichsetzt sich das Künstlerinnenduo mit Raum undRaumwahrnehmung auseinander. Thema ihrer Arbei-ten ist oft ein Zwischenzustand, ein Bauprozess wiebei den Projekten „Bühnen“ und „Tropical Island".Stefanie Zoche erklärt, der Reiz liege darin, „dass dieDinge nicht festgeschrieben, sondern noch offensind". Sinai Hotels greift aber auch ein anderesThema auf: Die abgebildeten Hotelruinen sind jenenicht funktionierenden Tourismusprojekte, die zwi-schen florierenden Hotelanlagen über den Sinai ver-streut zu finden sind. Sabine Haubitz erklärt die tou-ristische Entwicklung der Sinai-Halbinsel mit demBoom der Billigflugreisen, die den Wunsch nachSonne im Winter erfüllen. Wie in anderen Teilen derWelt sind auf dem Sinai Hotelressorts entstanden, diesich in ihrem Angebot vor allem aber in ihrer Archi-tektur kaum unterscheiden. Die Namen der Hotelan-lagen verweisen wie die Verwendung arabischer,mediterraner oder chinesischer Architekturelementedarauf, dass dem Gast eine besondere Umgebungsuggeriert werden soll. Die Wahllosigkeit und Zusam-menhanglosigkeit der Stilzitate macht die Destinatio-nen austauschbar.Stefanie Zoche erzählt dazu eine Anekdote von ihrerRückkehr aus dem Sinai: Andere Urlaubsreisende wur-
den da gefragt, wie das Essen und die Animation gewe-sen wäre. Dies verdeutlicht, dass das Urlaubsland inden Touristen-Gettos völlig ausgeblendet wird. Clubur-lauber bleiben unter sich, in einer geschützten Umge-bung. Dass dieser Schutz gleichzeitig Überwachungbedeutet, wird aus den Fotografien der Rohbautenoffenbar. Beim Radamis Ressorts ist das Wachpersonaldirekt beim Entrée positioniert, und die Aufnahme desHotel King Sinefro lässt an ein Panoptikum denken.Wer die Ausstellung im AzW verpasst hat, findet dasgesamte Projekt von Haubitz+Zoche in der gleichnami-gen Publikation, die in der Fotohof-Edition erschienenist. Die großformatigen Aufnahmen in Blau- und Sand-tönen wirken darin für sich, und auch die Buchgestal-tung ist auf die Farbigkeit der Fotos abgestimmt. MitTextbeiträgen von Ulrich Pohl zum fotografischen Pro-
jekt, von Michael Zinganel zu Sinai Hotels im Kontexttouristischer Sehnsuchtsproduktion und von StephanBerg über die Welt als Bühne wird der Fotoband umeinige theoretische Aspekte ergänzt.
Sinai HotelsHaubitz+ZocheTexte von S. Berg, U. Pohlmann, M. ZinganelFotohof Edition, 2006, gebunden, 96 Seiten,farbige Abbildungen, 30 x 25 cm, Deutsch
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www.haubitz-zoche.de
Sinai Hotels
Hotel Admena
Hotel King Sinefro
Hotel Magic Life Imperial
Hotel Radamis Land II
Hotel Seaview
Hotel Sultans Paradise
Magazin
12 architektur
Die spanische Stadt Zaragoza ist von 14. Juni bis 14.September Schauplatz der EXPO 2008. Etwa sechsMillionen Besucher werden zur Weltausstellungerwartet, bei der sich rund 100 Länder präsentieren.Das Ausstellungsgelände unweit des historischenStadtzentrums erstreckt sich beiderseits des FlussesEbro und wird durch einen von Zaha Hadid entworfe-nen Brückenpavillon verbunden. Der Österreich-Pavillon ist Teil des Gemeinschaftskomplexes undbesetzt die Hälfte eines runden Pavillons. Für dessenGestaltung zeichnet STRAUSS – SOLID – RITTERARGE verantwortlich, die aus einem zweistufigenWettbewerb mit rund 35 Teilnehmern als Sieger her-vorgegangen waren.Der Entwurf sieht eine white box vor, deren Architek-tur reduziert ist, dabei aber für sich wirkt. Währendviele Teilnehmer der Expo das Thema Wasser undNachhaltigkeit mit Wasserinstallationen direkt umset-zen, entschloss sich das österreichische Team, dasElement Wasser auch im Sinne der Nachhaltigkeit zuinterpretieren. Nachhaltig ist auch die Konstruktionder Einbauten, die in Holzbauweise realisiert wurdeund nach Ausstellungsende rückgebaut werden kann.Die Fassade aus beweglichen Lamellen wurde vomFotokünstler Walter Niedermayr mit einer Aufnahmevon Touristen am Pitztalgletscher gestaltet. Durchähnliche Größenverhältnisse der abgebildeten Perso-nen und der Besucher werden Realität und Virtualitätzueinander in Bezug gesetzt. Zwei Einschnitte in derFassade markieren den Eingang zum Pavillon, in demeine Rampe entlang der Außenwand in die obereEbene führt. Diese ist als walk of fame inszeniert, woPorträits von Personen in Verbindung mit dem ThemaWasser und Nachhaltigkeit gezeigt werden. Aus-gangspunkt für die Gestaltung der Ausstellungsfläche
war die Gebäudeform. Dabei nahmen die ArchitektenAnleihe am Panorama, dem historischen Rundgemäl-de, das, bereits im 18. Jahrhundert patentiert, alsMassenmedium fungierte und in eigens errichtetenMuseen gezeigt wurde. Die gebogene Wand desPavillons ist mit einer Kinoleinwand bespannt, die alszeitgemäße Interpretation des Rundgemäldes mitVideos und Fotos bespielt werden kann. Die geradeWandfläche gegenüber ist vollflächig verspiegelt,wodurch sich das Bild zu einem 360-Grad-Panoramavervollständigt. Im Zentrum des Raumes befindetsich eine transluzente begehbare Kuppel, die als Aus-stellungsfläche und Bühne dient. Sie bildet den Rah-men für eine Tanzperformance von liquid loft undwird mit Soundinstallationen, Schnee und Nebelinszeniert. Eine Arena mit Sitzstufen für die Besucherumschließt die Szenerie und geht in ein Hochplateauüber, wo die Künstlerin Lucy Orta eine Zille aus Was-serflaschen und -schläuchen als Wasser-Skulpturzeigt. Hier genießt der Besucher den besten Blick aufdas Panorama: Durch die Spiegelung vervollständi-gen sich Arena, Schneekugel und Rundbild zu einemGanzen, der Hohlweg (walk of fame) dagegen liegtaußerhalb der Spiegelung. In der unteren Ebenebefindet sich die VIP-Lounge, die vom Künstler ErwinRedl gestaltet wurde und als geschlossener Veran-staltungsraum von österreichischen Unternehmengenutzt werden kann. Die internationale Vernetzungauf wirtschaftlicher, touristischer, kultureller und wis-senschaftlicher Ebene ist ein Ziel der BeteiligungÖsterreichs an der Weltausstellung. Die Stärkung desImages ist ein weiteres Ziel, und dieses wird Walzertanzend mit einem Augenzwinkern vermittelt.
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Oben: Durch die verspiegelte Wandfläche vervollständigt
sich das Bild zu einem 360-Grad-Panorama.
Mitte: Walk of fame
Unten: Baustellenfoto vom Foyer
Visualisierung: wolfpeter.at
Foto + Modellfoto: STRAUSS – SOLID – RITTER ARGE
PURA AUSTRIA – der österreichische Beitrag zur EXPO in Zaragoza
Magazin
14 architektur
Noch bis 30. Mai ist im Wiener Ringturm dieAusstellung „Slowenien – Meister & Szene“ zusehen, die nach der Architekturschau über Rumä-nien, Kroatien und Bulgarien einen Streifzug durchdie jüngere Architekturgeschichte in einem weiterenosteuropäischen Staat macht. Die von Luka Skanskiund Adolph Stiller kuratierte Ausstellung ist in dreiAbschnitte gegliedert: Der erste Teil behandelt dieZeit zwischen den beiden Weltkriegen (1918–1941),der nächste Abschnitt thematisiert die Jahre dessozialistischen Jugoslawiens (1945–1989), und derdritte und letzte Teil behandelt die Zeit nach derUnabhängigkeit (ab 1991).Prägende Persönlichkeiten der ersten Hälfte des 20.Jahrhunderts waren Max Fabiani und Joze Plecnik,die in Wien bei Otto Wagner arbeiteten bzw. studier-ten. Max Fabiani wirkte am Bau der Wiener Stadt-bahn mit und baute unter anderem die Urania, undJoze Plecnik zeichnete für den Bau des Zacherl-Hauses und der Hl.-Geist-Kirche in Wien-Ottakringverantwortlich. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wardas multiethnische Triest ein wichtiges Zentrumslowenischer Kultur. Die Gründung des SHS-Staatesnach dem 1. Weltkrieg bedeutete einen Wendepunktder Entwicklung der slowenischen Architektur: IvanVurnik, Schüler von Karl Mayreder an der TU Wienund zunächst ein Vertreter des Nationalstils, richtetedie Abteilung für Architektur an der 1919 gegründe-ten Universität von Ljubljana ein und rief Fabiani undPlecnik, der die Einladung annahm. Ljubljana solltenun zum nationalen Zentrum geformt werden. DerNationalstil wurde vom Funktionalismus abgelöst,dem sich auch Ivan Vurnik zuwandte. WährendPlecnik zunehmend Großaufträge im Städte- undSakralbau realisieren konnte, bauten die Funktiona-listen private Wohnbauten und Villen. Zu Beginn der1930er erstarkten die traditionellen Tendenzen in derArchitektur, gleichzeitig gingen aufgrund der Informa-tionen über Le Corbusier zahlreiche Plecnik-Schülernach Paris.Die Zeit nach dem 2. Weltkrieg war von derArchitekturauffassung Edvard Ravnikars, Plecniksbester Schüler und Mitarbeiter von Le Corbusier,geprägt. Die Architektur der Ravnikar-Schule beruhteauf einem klaren Konzept, einer erfinderischen Form-gebung und einer durchdachten Konstruktion. Vertre-ter des späteren Struktur- und Konstruktionsrealis-mus waren Savin Sever, Stanko Kristl und MilanMihelic, die in den 1960er- und 1970er-Jahrengeometrisch strukturierte Wohnbauten undGeschäftshäuser errichteten. Der Regionalismus,repräsentiert durch Janez Lajovic, Majda Dobravec-Lajovic und Oton Jugovec, war gekennzeichnet durchden Dialog zwischen Moderne und Tradition. Endeder 1990er-Jahre gründeten sich zahlreiche jungeArchitekturbüros wie Bevk-Perovic, Ofis und Sadar
Vuga, deren Mitglieder an namhaften europäischenArchitekturschulen ausgebildet worden waren.Parallel dazu wirkten jene Architekten, die von derArchitekturschule von Ljubljana der 1970er und1980er kamen, wie Jurij Kobe und Janez Kozelj.Daneben stehen jene Architekten, die sich nach derWirtschaftskrise der 1980er-Jahre etablierten, wieNande Korpnik und Janko Zadravec. Diese Vielfaltan Architekturpositionen lässt einen Aufschwungdes slowenischen Architekturschaffens erwarten.Darauf deuten auch Auszeichnungen wie der vonder Europäischen Union ausgelobte Mies-van-der-Rohe-Architekturpreis hin, der in diesem Jahr inder Sparte emerging architecture an Bevk-Perovicarhitekti für das Institut für Physik und Mathematikder Universität Ljubljana ging. Einen Überblick überetwa 100 Jahre slowenische Architekturgeschichtegibt der anlässlich der Ausstellung herausgegebe-ne Katalog Slowenien Architektur / architectureSlovenia mit Beiträgen u. a. von Friedrich Achleitnerund Friedrich Kurrent.
www.wienerstaedtische.at/architektur
100 Jahre slowenische Architektur
Sadar Vuga arhitekti, Handelskammer, Ljubljana 1996–99, © Foto: Miran Kambic
Vladimir Subic „Wolkenkratzer“
Ljubljana 1930–33, © Foto: Arch. Museum Ljubljana / AML
Josef Plecnik, National- und Universitätsbibliothek, Ljubljana 1936–41
© Foto: Damjan Prelovsek
Milos Bonca Geschäftshaus, Siska 1960–64, © Foto: Miran Kambic
Bevk-Perovic arhitekti Studentenwohnhaus,
Ljubljana 2004–06, © Foto: Miran Kambic
(Links) Nande Korpnik Haus Acman, Grize pri Zalcu 1997–99, © Foto: Miran Kambic
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Magazin
16 architektur
Im Herbst 2005 startete die MA19 – Abteilung fürArchitektur und Stadtgestaltung des Magistrats derStadt Wien – gemeinsam mit Stadtrat RudolfSchicker das Projekt Yo.V.A. – Young VienneseArchitects. Das Ausstellungsprojekt stellte einenQuerschnitt der jungen Architekturszene in Wien darund präsentierte diese einer breiten Öffentlichkeit inÖsterreich sowie in mehreren europäischen Städten.Nach dem Erfolg der ersten Ausstellung wurde imHerbst 2007 ein zweiter Aufruf zur Teilnahme verlaut-bart. Auflage für die Teilnahme war neben demHöchstalter von 45 Jahren wiederum ein realisiertesProjekt in Wien. Aus allen eingegangenen Bewer-bungen wurden zwölf junge Architekturbüros voneiner Jury, unter dem Vorsitz von Architekt AndràsPàlffy und bestehend aus Vertretern der Stadt Wien,der Kammer der Architekten und Ingenieur-konsulenten, der ig-architektur und der ÖGfA sowieeinem Teilnehmer der Yo.V.A.1, ausgewählt. AllenTeams, namentlich polar÷, SUE ARCHITEKTEN, non-conform architektur vor ort, SOLID architecture,HOLODECK architects, Veit Aschenbrenner Architek-ten, t-hoch-n ARCHITEKTUR, gharakhanzadehsandbichler architekten zt GmbH, HEIN-TROY Archi-tekten, x architekten, kiskan kaufmann und CHRIS-TOPH KARL + ANDREAS BREMHORST Architekten,ist gemeinsam, dass diese bisher noch keine Groß-projekte realisiert haben, dass diese in Wien meistprivate Auftraggeber hatten und dass die Mehrzahlihrer Projekte in anderen Bundesländern oder imAusland umgesetzt wurde.polar÷ steht für Gegensätzlichkeit bei wesenhafterZusammengehörigkeit. Margot Fürtsch und SiegfriedLoos entwickeln ihre Projekte, die großteils in denBundesländern gebaut werden, ausschließlich in Wien.Für SUE ARCHITEKTEN ist Architektur mehr als eineDienstleistung, und Projekte werden im Gespräch mitden AuftrageberInnen mit Herzblut entwickelt und mitFachwissen und Strategie realisiert.nonconform architektur vor ort hat neben gebautenProjekten wie die Theatertribüne in Haag und die VillaPia auch konzeptionell beratende Projekte „vor ort“ z.B. in Molln oder Neupölla vorzuweisen.Pragmatisch und hochqualitativ sind die architekto-nischen Interventionen von SOLID architecture, diederzeit den Österreichischen Pavillon auf der EXPOZaragoza 2008 realisieren.HOLODECK architects sehen in Architektur dieVernetzung von Mensch, Ort, Technologie und Philo-sophie und generieren Gebäude mit program-matischen Neuinterpretationen, landschaftlicherKontinuität und differenzierten Raumsequenzen.Die Arbeit von Veit Aschenbrenner Architekten stehtim Spannungsfeld von aktiven und reaktivenArchitekturen unterschiedlicher Maßstäbe. Daraus
entsteht Architektur, die vorsichtig und eigenartig ist.Neben der Funktion steht für t-hoch-n ARCHITEKTURdie Wirkung für BenutzerIn, Ort und Gesellschaft imMittelpunkt ihrer Projekte, die durch das Aneinan-derreihen von Schichten oder durch das skulpturaleBeschneiden von Massen entwickelt werden.gharakhanzadeh sandbichler architekten zt GmbHsehen Architektur als Prozess der Vertrauens-bildung und der Auseinandersetzung, und diesstellt für sie eine kultur- und gesellschaftspolitischeVerantwortung dar. Der geformte Raum steht fürHEIN-TROY Architekten im Mittelpunkt ihrer Arbeit,mit der Fragen des städtischen Raumes wie auchder Verurbanisierung ländlicher Gebiete thema-tisiert werden.Aus den Zeichensälen der TU Graz sind x architektenhervorgegangen, die im hierarchisch flach organi-
sierten Team mit Kreativität und (Selbst-)Kritik Lösun-gen entwickeln.Die Projekte von kiskan kaufmann zeichnen sichdurch den sensiblen Umgang mit dem Bestand undhochwertige Ausführungsqualität aus. Bisherrealisierten sie u. a. die Frontoffice des Alten Rathau-ses und das MUSA.Die Ideen und Bauten von CHRISTOPH KARL +ANDREAS BREMHORST Architekten sind umwelt-orientiert, konstruktiv, funktional, zweckbezogen undschlicht. Sie sind zugeschnitten, individuell, zeit-bezogen, merkwürdig – des Merkens würdig.
In einheitlichem Format und mittels Architektur-modellen präsentieren die Teilnehmer noch bis 27.Juni 2008 in der Wiener Planungswerkstatt ihreProjekte. Bei der Vorbereitung der Ausstellung, die zum
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1-6-10 © Foto: Rupert Steiner
2- © Foto: Robert Fessler
3- © Foto: H. Schwingenschlögl
4- © Foto: Hertha Hurnaus
5- © Foto: Tibor Tarcsay
7-8 © Foto: Dietmar Tollerian
9- © Foto: Grazia Ike Branco
20 architektur
Der Austausch von Know-how über die Grenzenfunktioniert in vielen Wirtschaftsbranchen, so auch inder Architektur. Unterschiede in der Baupraxis gibt esangesichts hierzulande restriktiver Bauvorschriften,wie die norwegischen Architekten Jensen&Skodvikbeim Bau des life medicine resort in Bad Gleichen-berg feststellten. Dagegen zeichnet Österreich einehochentwickelte Holzbautechnologie, ein hoherStandard energieeffizienten Bauens und eine hoheQualität in der Ausführung aus.In diesem Sinne betreibt das österreichische Archi-tektenteam nonconform architektur vor Ort mit ihremProjekt zur diesjährigen Europäischen Kulturhaupt-stadt Stavanger Architekturexport. Gemeinsam mitdem norwegischen Partnerbüro se.architekter asbewarben sich die ArchitektInnen um die Teilnahmebei Norwegian Wood, einem Projekt zur Entwicklunginnovativer und ökologischer Holzarchitektur in der
Region Stavanger. Das internationale Team erhielt dieFörderung und entwickelte eine Bebauungsstudie fürein Wohnbauprojekt mit zehn Reihenhäusern südlichvon Stavanger, das nun umgesetzt wird. Der leichtansteigende Baugrund auf einer Waldlichtung war einwesentlicher Parameter für die Anordnung und denEntwurf der Gebäude. Über das Erdgeschoß mit-einander verbunden schmiegen sich jeweils fünfHäuser in zwei Reihen in das Gelände. Die untersteteils in den Hang eingegrabene Ebene, wird mitStahlbetonfertigteilen errichtet, die oberen beidenGeschoße bestehen aus vorgefertigten Holzriegelele-menten. Diese Bauweise ist in Norwegen innovativ,wo eine hybride Bauweise mit STB-Decken, Stahl-stützen und Holzelementen als Ausfachung üblich ist.Im Hinblick auf die ökologischen Auflagen werdenbeim Bau keine Plastomere eingesetzt und FCKW-hältige Baustoffe weitestgehend vermieden. So wer-
den Böden aus Holz verlegt, Holzfenster eingebautund mineralische Dämmmaterialien verwendet. Miteinem Energiewert von 75 kWh/m2a gilt die Wohnan-lage als energie neutral. Das entspricht in etwa 25kWh/m2a nach dem hiesigen Energieausweis, da inNorwegen neben dem Heizwärmebedarf auch derEnergieaufwand für Beleuchtung, Wasser und Wasser-aufbereitung sowie für den Betrieb von Geräten einbe-zogen wird. Die Wohnungen sind großzügig angelegtund öffnen sich nach drei Seiten, wobei jeder Einheitein privater Freibereich vorgelagert ist. Insgesamt 15Wohneinheiten sind in zehn Gebäuden untergebracht.Die Wohnungen in den oberen Geschoßen sind alsMaisonetten angelegt, im Erdgeschoß befindet sich ineinigen Häusern eine Einliegerwohnung, die von denHauseigentümern weitervermietet werden kann. Dieerste Reihe der Wohnanlage ist mittlerweile verkauft,und so erfolgte Anfang März 2008 der Spatenstich.
Austrian architecture goes Norway
Bereits zum dritten Mal wird der 2001 von RolandGnaiger initiierte Universitätslehrgang für Holzbaukul-tur „überholz“ heuer ausgeschrieben. Neu ist indiesem Jahr die Möglichkeit, diesen als zweijährigenMasterlehrgang zu besuchen und nach vier Semsternund Abgabe einer Masterthesis als Master of Science(MSc) Culture Timber Architecture abzuschließen.Wie zuvor ist es auch möglich, den Lehrgang nachzwei Semestern als akad. Holzbaufachmann/frau zubeenden. Als berufsbegleitender Lehrgang richtetsich überholz an ArchitektInnen, BauingenieurInnen,Zimmerfachleute und MitarbeiterInnen der Holz- bzw.Baubranche und der Bauverwaltung ebenso wie anAbsolventInnen von FHs und HTLs und Architektur-studierende im 2. Abschnitt. Neben der Erweiterungdes fachlichen Wissens auf dem Gebiet des Holzbausund der damit verbundenen beruflichen Profilierung
bietet der Lehrgang auch über die Ausbildung hinausdie Möglichkeit, sich mit Architekten, Holzbauern undTragwerksplanern auszutauschen und zu vernetzen.Die Ausbildung setzt sich aus theoretischer Grund-lagenvermittlung und deren Umsetzung anhandkonkreter Projekte zusammen. Dabei arbeiten jeweilsein Architekt, ein Tragwerksplaner und ein Holzbauerprojektbezogen mit den Studierenden. Ergänzt wirddas Lehrangebot durch die überholz Impulse, eineVortragsreihe mit Experten aus Europa, an der auchexterne Hörer teilnehmen können. Die Anmeldefristzum Lehrgang 2008–2010 läuft bis 5. September2008. Das Aufnahmegespräch findet am 12.September statt, am 22. Oktober startet der Lehrgangmit dem ersten Impulsvortrag in Hinterstoder.
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NEUHEIT
AM MARKT
Magazin
Tauchen Keller in das Grundwasser ein oder bestehtdie Gefahr von drückendem Wasser, so müssen sieentsprechend bemessen und durch eine wasser-druckhaltende Abdichtung geschützt werden – siewerden als „dichte Wanne“ ausgebildet. Das wird,da die Kelleraußenwände und die Kellersohle ausstatisch-konstruktiven Gründen in der Regel ausBeton ausgeführt werden, wirtschaftlich durch dieVerwendung von Dichtbeton + Fugenbänder als„weiße Wanne“ oder durch eine Abdichtungshautaus bituminösen Bahnen („schwarze Wanne“)erreicht. Da das Wasser Druck auf die Sperrschich-ten ausübt, muss diese Abdichtung an der Außen-seite der tragenden Bauteile angebracht sein. Dasist arbeitstechnisch schwierig und erfordert speziellin Baulücken recht aufwendige Hilfskonstruktionen.Sachkenntnis und sehr sorgfältiges Vorgehen beiPlanung und Bauausführung entscheiden für einefachgerechte und auch tatsächlich dichte Wannen-ausbildung.Die auch ausgeführte „braune Wanne“ ist eine
Konstruktion aus wasserundurchlässigem, tragen-dem Beton und wasserseitig vor der Betonkonstruk-tion angebrachten Bentonit-Dichtmatten. Manspricht hierbei von einer „Druckabdichtung“, da dasunter Wassereinwirkung stehende Bentonit bis zumAchtfachen seines Ursprungsvolumens aufquillt undeine abdichtende Gelhaut um die Betonbauteilebildet. Somit ist die braune Wanne eine Mischform,die die Vorteile von „schwarzer“ und „weißer“Wanne vereinen soll.
SCHWARZE WANNE
Für die Ausführung der wasserdruckhaltendenAbdichtung nach ÖNORM B 2209-1 ist die Ein-tauchtiefe ein wesentliches Kriterium, wobei über 4 mEintauchtiefe eine Verschärfung der Normvorgabenfür die Materialwahl besteht. Bituminöse Spach-telungen bei Druckwasser sind in Österreich nichtgeregelt und in Deutschland unter gewissenBedingungen bis 3 m Eintauchtiefe gestattet. Ein-
lagige Kunststoffbahnen (vollflächig verklebt oderlose verlegt) können zwar verwendet werden, sindjedoch für „schwarze Wannen“ nur von untergeord-neter Bedeutung.Die Abdichtung ist mindestens 50 cm über denhöchsten Grundwasserstand oder Staudruckspiegel(= Vertragswasserstand) zu ziehen. BesondererSorgfalt bedarf die Ausbildung des Überganges vonder Sohlenabdichtung zur Wandabdichtung, entwe-der als „Kehlstoß“ oder als „rückläufiger Stoß",sowie die Ausbildung des Abdichtungsendes amoberen Rand. Die zulässigen Abdichtungsaufbautensind in ÖNORM B 2209-1 im Detail beschrieben.Die technischen Regelwerke für „schwarze Wan-nen“ zielen darauf ab, dass die künftige Wasserbe-lastung mit sehr hoher Sicherheit ertragen werdenkann. Deshalb werden auch mehrlagige Abdichtun-gen und Materialien mit hoher Rissüberbrückungs-neignung vorgeschrieben, wohl auch in dem Wissen,dass die außen liegende Abdichtung oft nachhernicht mehr zugängig ist und somit irreparabel wäre.
WEISSE WANNE:
Aus wirtschaftlichen Erwägungen wird in vielenFällen eine „weiße Wanne“ vorgesehen, da hier einKonstruktionselement sowohl die Funktion Tragenwie auch Abdichtung erfüllt. Die Anforderungen andie Ausführung sind primär von der Wasserbean-spruchung und der Objektnutzung abhängig und inder Richtlinie „Wasserundurchlässige Betonbau-werke – Weiße Wannen“ geregelt, die auchkonstruktive und materialspezifische Erfordernissedefiniert. Folgende Konzeption liegt zugrunde:
� Dichtigkeit des Betongefüges� Rissvermeidung bzw. -verteilung und Riss-weitenbeschränkung (Rissbreiten unter 0,2 mm)� Risssanierung
Auch wenn das Auftreten von Undichtigkeiten einbauweisenimmanenter Faktor ist, darf diese Sicht-weise nicht dazu führen, Fehler in der Bauausführungzu akzeptieren. Gerade undichte Fugen sind in derRegel ein Zeichen von schlampiger Bauführung undnach wie vor ein Baumangel.
Wasserdichte Betonbauwerke müssen so errichtetwerden, dass sie „vorhersagbar dicht“ sind, daoftmals die Druckwasserbelastung erst nach Beginnder Nutzung auftritt und dann Leckstellen schwer zuorten und zu verpressen sind. Trennrisse zufolge vonnachträglichen Lastumlagerungen treten nur seltenauf, Mängelbehebungen von Baufehlern sind jedochleider häufig. Die nachträgliche Zugänglichkeit für
Sanierungsarbeiten könnte der Verantwortungssphäredes Planers zugerechnet werden, vor allem, wenn derAufwand dafür groß ist. Kann das Abtragen von z. B.kleineren Fußbodenflächen noch als verhältnismäßiggewertet werden, ist das bei hochtechnisierten Gebäu-den und erforderlichen Demontagen von TGA-Aggre-gaten fraglich. Somit sind die Risiken bei der „weißenWanne“ höher als bei hautabgedichteten Kellern.
Die Anforderungen an die Dichtheit sind nach Art undzukünftiger Nutzung des Objektes unterschiedlichund in der Richtlinie durch Anforderungsklassenbeschrieben. Wohnkeller sind immer als As zudefinieren. Ansonsten ist die Anforderungsklasse vomBauherrn in Zusammenarbeit mit dem Planer inAbhängigkeit von der vorgesehenen Nutzung festzu-legen, wobei die Aspekte der Wirtschaftlichkeit undtechnischen Realisierbarkeit zu beachten sind.
Dichtbeton wird oft als „Beton mit hohem Wasserein-dringwiderstand“ bezeichnet. Wasser wird durchKapillaren mit engen Porenradien so langsam durchdie Betonmatrix transportiert, dass die innen durchVerdunstung (Diffusion) abgegebene Wassermengegrößer ist als die nachdringende. Die Wandoberflächeerscheint daher in einem trockenen Zustand, derWandquerschnitt selbst ist aber entsprechend demWasserandrang durchfeuchtet. Daraus wird teilweisenoch immer abgeleitet, dass diffusionsbehinderndeSchichten an der Wandinnenseite die erforderlicheWasserdampfabführung (Abtrocknung) verhindernund unter Umständen eine vollständige Wasser-sättigung des Bauteiles verursachen. Deshalb wird
bei hochwertiger Nutzung der Kellerräume eineUnterlüftung dampfsperrender Innenschichten odereine Versiegelung gegen Wasserdampfaustrittempfohlen. Auch könnte die Wasserdampfdiffusionzu so starker Feuchtigkeitsanreicherung im Raumführen, dass die übliche Fensterlüftung nicht aus-reichend funktioniert und wegen der somit zwangs-weisen hohen Raumluftfeuchtigkeit im SommerKondensatbildungen vorkommen könnten.
Nach neueren Erkenntnissen sind jedoch drei Zonenin den umschließenden Bauteilen vorhanden
� äußere Zone (maximal 7 cm), hier finden Kapillar-transporte – unabhängig vom Wasserdruck – statt� innere Zone (maximal 8 cm), Diffusionsvorgängefördern das nach der Herstellung überschüssigeWasser an die Oberfläche zur Verdunstung� Kernzone – hier findet kein Feuchtigkeitstransport,auch nicht in gasförmiger Form statt (wobei diephysikalisch-chemischen Ursachen des an sich widersprüchlichen begrenzten Kapillartransportesnicht endgültig geklärt sind)
Auch empirische Untersuchungen über 3 Jahre anständig im Wasser befindlichen Kellern bestätigen,dass im Beton innenseitig zwar eine erhöhte Feuchtig-keit (Feuchtigkeitsgehalt ca. 4 M-%) aber keine Poren-sättigung auftritt – und das auch bei dampfdichtenAbdeckungen. Bei vorhandener „Baufeuchte“ kann esimmer zu den bekannten feuchten Stellen hinter diffu-sionsdichten Abdeckungen kommen – das gilt auchfür „schwarze Wannen“.
KELLER UND
FEUCHTIGKEIT –
DRÜCKENDES
WASSER
22 architektur
Möglichkeiten der Abdichtung gegen drückendes Grundwasser
Fugenband mit Streckmetallkorb bei „weißer Wanne“
architektur 23
Text und Fotos: Dipl.-Ing. Dr. Franz ZACH (ZT-Büro Dr. Pech, Wien)
LITERATUR
Fachbuchreihe Baukonstruktionen,Band 6: KellerPech, Kolbitsch.Springer Verlag Wien, 2006
Österreichische Vereinigung für Beton- und Bautechnik:Wasserundurchlässige Betonbauwerke – Weiße Wanne F. Csöngei GmbH, Wien, 2002.
Weiße Wannen – hochwertig genutzt. Bauforschung für die Praxis, Band 80; Osward, Wilmes, Kotje.IRB-Verlag 2007
„Wasserundurchlässige Betonbauwerke“,Zement-Merkblatt Hochbau H10 8.2006www.beton.org, Zugriff 04.2008
ÖNORM B 2209-1: Abdichtungsarbeiten – Werkvertragsnorm – Teil 1: Bauwerke.Österreichisches Normungsinstitut, Wien.2002-07-01.
ÖNORM B 4710-1: Beton Teil 1:Festlegung, Herstellung, Verwendung und Konformitätsnachweis, (Regeln zur Umsetzung der ÖNORM EN 206-1) Wien.2004-04-01
Bewegungsfuge bei „weißer Wanne“ Bentonitbeschichtetes Fugenblech
Bau & Recht
DER SACHVERHALT (vereinfacht)
Die Bauherren waren Eigentümer mehrerer als Bauland gewidmeter
Grundstücke, auf denen nach einem Teilbebauungsplan der Gemein-
de die Errichtung von Ferienhäusern vorgesehen war. 1982 erhielten
sie von der Gemeinde gleichzeitig die Bauplatzbewilligung und die
Baubewilligung für eine Anlage mit 28 Objekten. 1985 wurde die Frist
für den Beginn der Bauausführungen per Bescheid um drei Jahre
verlängert, aber auch innerhalb dieser Frist wurde nicht mit dem Bau
begonnen. Ein weiterer Antrag auf Fristverlängerung wurde nicht
gestellt,worauf Bauplatzbewilligung und Baubewilligung mit Juli 1988
erloschen. Den Bauherren war der Bau einer eigenen Kläranlage für
die Ferienhäuser finanziell unmöglich gewesen,weshalb sie die Errich-
tung einer öffentlichen Kläranlage durch die Gemeinde abwarten
wollten; danach sollte mit dem Bau begonnen werden.
In der Folge beschloss die Gemeinde eine Änderung des Flächen-
widmungsplanes; diese wurde durch das Land Oberösterreich im Jahr
1996 genehmigt, sodass im nunmehr rechtskräftigen Flächen-
widmungsplan die Grundstücke als Grünland ausgewiesen sind.
Darauf stellten die Bauherren bei der zuständigen Bezirkshauptmann-
schaft einen Antrag auf Entschädigung in der Höhe von € 108.000,-.
Die Behörde legte – im Jahr 2005 (!) – die Höhe der Entschädigung
jedoch lediglich mit € 1.150,- fest und begründete die weitgehende
Ablehnung mit § 38 Abs.1 des Oberösterreichischen Raumordnungs-
gesetzes 1994. Nach dieser Regelung ist – wenn für die Erteilung einer
Baugenehmigung eine vorhergehende Bauplatzbewilligung erforderlich
ist – eine Entschädigung nur für solche Aufwendungen möglich,die nach
der rechtskräftigen Erteilung der Bauplatzbewilligung entstanden sind.
Daraufhin wandten sich die Bauherren an das Bezirksgericht; sie
argumentierten, dass die Ausgaben, die von ihnen für die Baureif-
machung aufgewendet wurden, auf Grund der Änderung des Flächen-
widmungsplanes nun sinnlos gewesen seien. Die von der Bezirkshaupt-
mannschaft als Begründung herangezogene Regelung nach § 38 Abs.1
des Oberösterreichischen Raumordnungsgesetzes führe im konkreten
Einzelfall nicht zu einer sachgerechten Lösung.
Die Gemeinde wendete dagegen ein, dass es den Antragstellern freige-
standen wäre, ihr bewilligtes Bauvorhaben zu verwirklichen. Die Bau-
bewilligung sei entsprechend den gesetzlichen Bestimmungen erlo-
schen, weil von ihr keinen Gebrauch gemacht worden ist. Der verlorene
Aufwand sei damit auf das Unterbleiben der Bauausführung und nicht
auf die Änderung des Flächenwidmungsplanes zurückzuführen.
Das Erstgericht stellte auf Grund der vorhandenen Unterlagen fest,dass
den Bauherren Baureifmachungskosten von € 31.000,- entstanden
sind (für Bodenerkundung, Vermessung, Planung sowie Verfahrens-
kosten für Bauplatzbewilligung, Baubewilligung und wasserrechtliche
Bewilligung). Das Gericht verwies auf die Rechtssprechung des OGH,
wonach Baureifmachungskosten jene Kosten sind, die aufgewendet
werden müssen, um auf einem für die Bebauung geeigneten Grund-
stück die Voraussetzungen für die Erteilung einer Baubewilligung zu
schaffen und entschied,dass diese (im konkreten Fall eben € 31.000,-
) den klagenden Bauherren zustehen.
Das Berufungsgericht war anderer Meinung und lehnte eine Entschä-
digung mit folgender Begründung vollständig ab: Die Verfahrenskos-
ten für Bauplatzbewilligung, Baubewilligung und wasserrechtliche
Bewilligung können nicht entschädigt werden, da die Bewilligungen ja
erloschen sind und die Einleitung neuer Verfahren erforderlich wäre.
Was die anderen Baureifmachungskosten betrifft, so kann nur die
„Aufschließungsplanung“ für ein konkretes Bauprojekt geltend
gemacht werden – da dieses aber vom Bauherrn auf Grund von
Einsparungsüberlegungen (kein Bau einer eigenen Kläranlage) nicht
in Angriff genommen wurde, ist der Bauherr für den Verlust der Auf-
wendungen, die ihm durch Vermessung und Planung entstanden ist,
selbst verantwortlich. Nicht die Umwidmung, sondern das Erlöschen-
lassen von Bauplatzbewilligung und Baubewilligung sind das wesent-
liche Kriterium bei der Geltendmachung einer Entschädigung nach §
38 Abs.1 des Oberösterreichischen Raumordnungsgesetzes.
AUS DER BEGRÜNDUNG DES OGH
Nach Ansicht des OGH muss die Bestimmung des § 38 Abs.1 des
Oberösterreichischen Raumordnungsgesetzes so verstanden werden,
dass das Vertrauen auf einen rechtskräftigen Flächenwidmungsplan
oder Bebauungsplan nur dann geschützt wird, wenn für die Erteilung
einer Baubewilligung keine Bauplatzbewilligung nötig ist. Ist aber für
die Baubewilligung auch eine Bauplatzbewilligung erforderlich,so wird
der Eigentümer bei seinen Investitionsentscheidungen nur dann
geschützt, wenn bereits eine rechtskräftige und noch nicht erlosche-
ne Bauplatzbewilligung vorliegt.
Im konkreten Fall war für die Baubewilligung eine – allenfalls gleich-
zeitig zu erteilende – Bauplatzbewilligung erforderlich. Die vom Bau-
herrn geltend gemachten Baureifmachungskosten (für Bodenerkun-
dung, Vermessung, Planung sowie Verfahrenskosten für Bauplatz-
bewilligung, Baubewilligung und wasserrechtliche Bewilligung)
müssen daher nicht (nach § 38 Abs.1 des Oberösterreichischen
Raumordnungsgesetzes) entschädigt werden.
PRAKTISCHE FOLGEN
Die Entscheidung zeigt die Wichtigkeit von Verwaltungsvorschriften als
Voraussetzung für einen zivilrechtlichen Entschädigungsanspruch.
Wenn eine Bauplatzbewilligung erforderlich ist, können nach einer
Umwidmung nur jene Baureifmachungskosten entschädigt werden,die
nach dem Vorliegen einer rechtskräftigen Bauplatzbewilligung angefal-
len sind. Ist hingegen keine Bauplatzbewilligung nötig, dann wird das
Vertrauen des Bauherrn auf einen rechtskräftigen Flächenwidmungs-
plan oder Bebauungsplan geschützt, und er hat im Fall einer Umwid-
mung einen Anspruch auf Entschädigung seiner Aufwendungen.
OGH 1 Ob 197/07p vom 29.11.2007
Dipl.-Ing. Dr.techn. Dr.iur. Nikolaus Thaller
Zivilingenieur für Bauwesen
Die Entschädigung für Baureifmachungskosten bei einer Änderung des Flächenwidmungsplanes
Können Bauherren von einer Gemeinde Entschädigung für ihre Projektaufwendungen verlangen, wenn diese eine Änderung
des Flächenwidmungsplanes beschließt und das Grundstück von Bauland auf Grünland umgewidmet wird? Besteht ein
solcher Anspruch auch, wenn die ursprünglich erteilte Bauplatzbewilligung und Baubewilligung abgelaufen sind?
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Architektur und Kochkunst haben einiges
gemeinsam: Vordergründig betrachtet
liegt beiden ein Plan zugrunde, beide
setzen sich aus unterschiedlichen
Materialien zusammen, ihr Entstehungs-
prozess besteht aus einzelnen Etappen,
und schließlich ist die Wirkung des
Endprodukts als Gesamtkomposition zu
sehen. Geht man in der Geschichte der
Menschheit zurück, waren Behausung
und Nahrung seit jeher die beiden primä-
ren Bedürfnisse, um zu überleben. Aus
heutiger Sicht liegen die Gemeinsam-
keiten auch im ästhetischen Anspruch.
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Architektur. Als Institution mit dem
zentralen Tätigkeitsfeld der Archi-
tekturvermittlung kommt das HDA
damit seiner Aufgabe nach, die
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publik zu machen.
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Projekten wählte eine international
besetzte Jury, bestehend aus der
Architektin Elke Delugan, dem slo-
wenischen Architekturkritiker Andrej
Hrausky und dem Schweizer Archi-
tekturjournalisten Martin Tschanz, in
vier Auswahlrunden 17 Projekte für
dieses Jahrbuch aus. Die Publika-
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schnitt über die hohe Architektur-
qualität der Steiermark gibt.
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zu eigen ist. Einfachheit, Erhöhung,
Zentrum und natürliche Energie sind
die Schwerpunkte, nach denen die
Projekte unterteilt sind. Eine Kapelle
aus Eis, ein Raum aus dem Koffer oder
ein Zen-Garten sind Orte, die Kraft
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Freeman in der vorliegenden Publi-
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fotografiert Plätze und Unorte,
Fassaden und Fußböden, Innen-
räume und Außenwelten in ihrem
eigenen Stil, der die Bilder wie
entrückt wirken lässt. Ein pudriger
Schleier legt sich über die Motive
und verleiht ihnen einen anonymen
surrealen Ausdruck. Details wie ein
Grasbüschel oder eine Türnummer
sind leicht zu übersehen, irritieren
jedoch bei genauerem Hinsehen und
verankern die nüchternen Aus-
schnitte der Alltagsarchitektur in der
Wirklichkeit.Gefundene nicht arran-
gierte Situationen,diffuses Licht und
ein Standpunkt in Augenhöhe sind
die Parameter für Friederike von
Rauchs fotografische Arbeit.
Türme & Kristalle / Towers & cristalsWettbewerb ehemalige
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ISBN 978-3-7025-0572-1
Das Gelände der ehemaligen
Sternbrauerei in Salzburg liegt am
Fuße des Rainbergs wenige
Gehminuten von der barocken
Altstadt entfernt.Von der Asset One
AG, dem gegenwärtigen Besitzer
des Areals, wurde angesichts des
besonders sensiblen Bauplatzes ein
Wettbewerb als kooperatives Gut-
achterverfahren ausgeschrieben.
Gefordert waren neben Wohnungen
unterschiedlicher Kategorien Räume
für die Initiative Architektur Salz-
burg und für eine postgraduale
Ausbildungsstätte für Architektur.
Die Jury erwählte unter Einbe-
ziehung von Vertretern der Stadt die
drei Projekte von Bothe Richter
Teherani, von Christoph Langhof
und von Gisue und Mojgan Hariri als
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