In Europa

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MIKIS THEODORAKIS Mega- & Special Events UG Books Film Music in Kooperation mit Stefanos Papachristopoulos und IN EUROPA

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Gedanken von Mikis Theodorakis zwischen 1993 und 2013 zum europäischen Einigungsprozess und zur diesbezüglichen Rolle Griechenlands. Das Buch vereinigt zwei Artikel (für die FAZ sowie die griechische Tageszeitung TA NEA) sowie eine Rede in München und einen Brief an Wim Wenders über das „Makedonien-Problem“.

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Mega- & Special Events UGBooks Film Music

in Kooperation mit Stefanos Papachristopoulos und

IN EUROPA

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IN EUROPAZwei Artikel, eine Rede & ein Brief

Herausgegeben von Asteris KutulasMit drei Fotos von James Chryssanthes

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Mega- & Special Events UG / Books Films Musicin Kooperation mit

Stefanos Papachristopoulos und

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Rede zu Europa

[Diese Rede wurde anlässlich der Gründung der "Europa Musi-cale" in München gehalten, einer unabhängigen, staatenüber-greifenden Institution, die den kulturellen Austausch in Euro-pa fördert.]

Europa ist eine Realität. Unabhängig von den jetzt und in Zu-kunft existierenden diesbezüglichen Problemen kann man von der baldigen Formierung eines einheitlichen multinationalen Staates ausgehen. Neben vielen anderen Faktoren begünstigt, ja macht die geopolitische Situation mächtige staatliche Gebil-de zwingend notwendig.Indessen wurzelt die Schwäche des heutigen Europa in seiner Stärke, die sich aus der Existenz starker Nationen mit großer geschichtlicher, gesellschaftlicher und kultureller Tradition er-gibt. Mich beeindruckt die Tatsache, dass auf dem Weg des Eini-gungsprozesses die Differenzen zwischen den europäischen Na-tionen zu- statt abnehmen.Die Grenzen mögen offen sein und die Bürger Europas sich frei bewegen können, aber ich habe den Eindruck, dass der Kontakt untereinander oberflächlich bleibt. Er beschränkt sich in der Regel auf ökonomische, wirtschaftliche oder touristische Beziehungen, ohne den kleinsten Versuch, sich gegenseitig bes-ser kennenzulernen, vor allem aber ohne das Bedürfnis, etwas

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mehr zu geben oder zu nehmen, als das, was von den rein be-ruflichen oder persönlichen Interessen bestimmt wird.Die Zollgrenzen existieren nicht mehr, aber die kulturellen, na-tionalen Grenzen sind undurchdringlicher geworden. Jedes Volk – vor allem zum jetzigen Zeitpunkt der ökonomischen Kri-se – scheint mir isolierter als früher, bereit, vom andern über-haupt nur das wahr- und anzunehmen, was ihm die kosmopoli-tischen multi-nationalen Konzerne der Industrie, Unterhal-tung, Kunst und der Massenmedien offerieren. So kann man zwar behaupten, dass es „Europa“ gibt, jedoch fehlt diesem Eu-ropa die Seele. Das gemeinsame Bewusstsein. Und das, weil die Politiker und Wirtschaftsbosse – und nur sie – „Europa“ ver-kehrtherum, mit dem Kopf nach unten, gebaut haben. Oder, um ein anderes Bild zu gebrauchen: Vielleicht ist „Europa“ heu-te tatsächlich so etwas wie ein riesiges Hochhaus, das durch Raum und Zeit gleitet, auf der Suche nach seinem Fundament. Das Fundament ist das „Volk“, wäre also in unserem Falle das „europäische Volk“. Der Widerspruch ist offenbar. Denn die Ab-wesenheit der Bürger, ja selbst der Gewerkschaften und Kom-munalpolitiker bei der Gestaltung des europäischen Einigungs-prozesses ist ein großes Manko. Das wird eine gefährliche, nati-onalistisch geprägte, nationale Vereinzelung zur Folge haben, die in nicht allzu ferner Zeit für das vereinte Europa zu einer Crux werden wird.

Viele sagen, dass die Kultur das einigende Band für Europa sein kann. Im Prinzip trifft das zu. Einige meinen aber damit ei-ne „europäische Kultur“. Kann es eine einheitliche „europäi-sche Kultur“ geben? Meiner Meinung nach nicht. Im Gegenteil.

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Die nationalen Kulturen müssen um jeden Preis gefördert und mit allen Mitteln von Land zu Land bekannt gemacht werden, wie bei dieser Veranstaltungsreihe hier in München, die als Vor-bild dafür wirken kann.

Auch wenn mich die Rolle Europas im Jugoslawienkonflikt und die europäische Haltung dazu insgesamt pessimistisch ge-stimmt haben, so sind in mir hinsichtlich der Zukunft Europas doch noch Spuren von Optimismus geblieben, die sich auf zwei Perspektiven gründen: die „Freizeitgesellschaft“ (die nur ein vereintes Europa aufbauen kann) und die Kultur. Anders ausgedrückt: Auf den „körperlichen“ und geistigen Ausstieg des Menschen aus dem Produktionsprozess einerseits und die neuen gesellschaftlich relevanten kulturellen Konzepte anderer-seits, die den Menschen ein anderes Leben in ihrer freien Zeit ermöglichen würden. Der „Lebensstandard“ kann, muss wahr-scheinlich niedriger sein als heute – will die Menschheit überle-ben –, aber der Mensch hätte die Chance, glücklicher zu sein, im Frieden mit sich, mit seinem Nachbarn, mit der Natur.

In den vergangenen Jahren habe ich wahrgenommen, wie sich in der Gesellschaft alles verkehrt. Die wirtschaftliche Entwick-lung avancierte vom Mittel zum Selbstzweck. Das Mittel Politik wurde zum Zweck. Der Zweck Kultur verkam zum Mittel. Ein Mittel, das der Politik zu dienen und sie zu „rühmen“ hat. Der Staat ist an einem Nullpunkt angelangt im Hinblick auf die Be-deutung, die er der Kultur im Leben eines Volkes beimisst. So erscheinen das Sponsoring, die neuen Mäzene als der Rettungs-anker, der all das an der Oberfläche halten soll, was noch an

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der Oberfläche bleiben will. Die Regierungen, nachdem sie Hightech, Informatik und die Bildung des Bürgers in die Hand des Privatunternehmers gegeben haben, schenken ihm auch die Kontrolle über Kunst und Kultur ... Die Konsequenz für das Individuum in solch einer Gesellschaft wäre: Ich nehme nichts auf, gebe nichts, entscheide nicht, bewege mich nicht, bleibe reglos, reuelos, erstarrt, also bin ich tot.

In den europäischen Industriegesellschaften wird – und das fängt in de Schule an – die Kultur, die Beschäftigung mit den substanziellen Dingen des Lebens, zu den nutzlosen Dingen ge-zählt. Zum Nützlichen gehört nur, was der herrschenden Ideolo-gie des Markt-Systems dient. Das Marketing und die Werbung formen das Bewusstsein unserer Epoche, das nur einen Wunsch kennt: die neuen Bedürfnisse zu stillen, die von den Industrien ständig produziert und reproduziert werden. Der Bürger wird tagtäglich zerrieben zwischen Produktion und Konsumtion. Denn er muss produzieren, und er muss auch konsumieren. Innerhalb dieses Prozesses, zwischen Skylla und Charybdis, hat der Bürger weder die Zeit noch den Wunsch, sich mit anderen Dingen zu beschäftigen, als mit den beiden Bedürfnissen, die das System ihm „einpflanzt“ – dem Bedürf-nis im Produktionsprozess all seine verfügbaren körperlich-geistigen und psychischen Kräfte einzusetzen, und dem Bedürf-nis, die Waren, die er produziert hat, im Übermaß zu konsumie-ren. So verkommt der neo-industrielle Mensch zum Instru-ment der „Kultur“ der Produktion um der Produktion willen, hinter der sich eine konkrete Form der Macht verbirgt. Und wenn ich Macht sage, meine ich Gewalt.

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Als ich vor fast sechs Jahren darüber in Tübingen sprach, habe ich davor gewarnt, dass Europa ohne die vorhin genannten Per-spektiven „im Sumpf geistiger Primitivität, in Neo-Barbarei“ zu versinken droht – und ich ahnte nicht, dass die Wirklichkeit mich so schnell einholen würde. Denn was anderes als Neobar-barei sind die rassistischen Phänomene in Europa, der Vor-marsch der Neonazis in vielen Ländern, die steigenden Zahlen von Drogenabhängigen, die zunehmende Apathie und Politik-verdrossenheit in breiten Bevölkerungsschichten? „Europa“ wird einseitig aufgebaut, und das beunruhigt mich. Von einem überzeugten und engagierten „Europäer“ – über Jahrzehnte fast der einzige innerhalb der griechischen Linken – werde ich zu einem immer skeptischeren gegenüber einem Europa, das allein als freier Markt für alle möglichen Waren und Werte be-griffen wird. Und die Einwohner der entwickeltsten europäi-schen Länder mögen zwar in Luxusautos herumfahren und in Luxuswohnungen leben, aber viele von ihnen sind ständig un-glücklich, sind ständig unbefriedigt und werden von psychoso-matischen Krankheiten geplagt.

Auch auf die Gefahr hin, als Romantiker zu gelten, möchte ich festhalten: Der multinationale Staat Europa vereint die Traditio-nen der ihn konstituierenden Völker. Deren Geschichte, Küns-te, Philosophien, deren soziale Errungenschaften, deren Kämp-fe für Freiheit, Demokratie und gesellschaftliche Entwicklung. Das vereinte Europa müsste meiner Meinung nach auf die-sem Grundkonsens beruhen: Das Wohlergehen einer jeden Fa-milie, eines jeden Bürgers dieser Gemeinschaft sollte als Basis

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für das Wohlergehen der Gesamtheit der Völker Europas aner-kannt werden. Hat das vereinte Europa diese Orientierung vor Augen?

Mikis Theodorakis, Oktober 1993

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Zwischen griechischer Krake und Maastricht

[Gastbeitrag für die FAZ im November 1998 zum Thema "Grie-chenland und Europa vor der Währungsunion"]

Die kulturellen Beziehungen Griechenlands zu dem, was in der Vergangenheit "Europa" (d.h. "Westeuropa") genannt wurde, waren seit jeher sehr eng geknüpft und vielgestaltig, zumindest bis zu jenem Zeitpunkt in der byzantinischen Epoche, da die Übergriffe der fränkischen Kreuzritter auf Konstantinopel be-gannen. Auf diese Übergriffe folgten eine Reihe weiterer dramatischer historischer Erfahrungen, die in den letzten zwei Jahrhunder-ten geprägt waren von zahllosen gravierenden Einmischungen der westlichen Großmächte in die innergriechischen Angel-egenheiten. Diese geschichtlichen Ereignisse hatten schließ-lich die Kleinasiatische Katastrophe (1922), die deutsche Besat-zungszeit (1941-1944), den griechischen Bürgerkrieg (1946-1949) und die Juntazeit (1967-1974) sowie die 40prozentige Be-setzung Zyperns durch die türkische Armee (1974) zur Folge. All diese tragischen Erfahrungen hinterließen tiefe Wunden in der Psyche der Griechen – zumindest hatten diese kollektiven Traumata eine sehr starke Auswirkung auf das Maß der Ableh-

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nung bzw. die Akzeptanz bestimmter "westlicher" kultureller Leitbilder bis in unsere Zeit.Griechenland war vielen Invasionen und Okkupationen ausge-setzt, sowohl aus dem Osten als auch aus dem Westen. Umso bemerkenswerter ist es, dass Griechenland die meisten kulturel-len Einflüsse, die aus Europa, also dem "Westen", kamen und kommen, "ablehnte" und weiterhin "ablehnt". Im Gegensatz da-zu blieb es für vieles offen, was als allgemeines kulturelles Le-bensgefühl aus dem Osten nach Griechenland hinein wirkte.

Die sogenannte "Europäisierung" unseres Lebens, die Mitte des 19. Jahrhunderts einsetzte, war zunächst das Werk der in Griechenland nur spärlich ausgebildeten Großbourgeoisie und später das der ebenfalls spärlich ausgebildeten Mittelschicht. Diese "Europäisierung" beschränkte sich auf die Modernisie-rung des Staates, die Popularisierung der Wissenschaft sowie das Nachahmen europäischer Verhaltensnormen und Lebens-muster zunächst durch das Bürgertum und später durch die Landbevölkerung.Doch obwohl das europäische Gedankengut über den Weg des Bildungswesens Eingang in die griechische Gesellschaft fand, hat die "Europäisierung" der Lebensgewohnheiten eines Teils der Bevölkerung bis heute nicht stattgefunden.Das betrifft vor allem den kulturellen Bereich und insbesonde-re die Musik. Die Musikkultur gilt in unserem Land als eine "psychische und moralische Stütze" in finsteren, schwierigen und kritischen Zeiten.Ich rücke also die Bedeutung der Musik und des kulturellen Le-bens allgemein für das heutige Griechenland in den Fokus mei-ner Ausführungen, nicht nur weil ich Komponist bin.

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In Griechenland verbindet man – wie in anderen Ländern auch – Musik zunächst mit dem Lied und mit dem Tanz. Es ist überaus beeindruckend, wie viele sowohl namentlich nicht be-kannte als auch bekannte Komponisten in den letzten 200 Jah-ren wunderbare Melodien kreiert haben – für mich das kultu-relle Phänomen des neueren Griechenlands.Während der sogenannten Epoche der Zeitgenössischen Volks-musik (1960-1980) vertonten zahlreiche Komponisten Texte be-deutender Dichter (Elytis, Seferis, Ritsos usw.), die von einem breiten Publikum begeistert aufgenommen und rezipiert wur-den. Damit war dem griechischen Volk zugleich die Möglichkeit gegeben, sich durch inspirierende, qualitativ anspruchsvolle Schöpfungen künstlerisch auszudrücken. Eine erstaunliche Er-rungenschaft, wenn man in Betracht zieht, welches zumeist niedrige Niveau die Massenkultur hat, die in der westlichen Welt konsumiert wird und dominiert und die für gewöhnlich eingängiger ist.Es ist bezeichnend, dass gerade auf dem Gebiet der Musik und insbesondere des Liedes – wo sich die Mentalität der Griechen am deutlichsten widerspiegelt –, eine gewisse Distanz gegen-über der europäischen Klangwelt und insbesondere gegenüber den europäischen Musikformen bestehen blieb.Die herrschenden Eliten erklärten diesen Umstand ziemlich schnell mit einer "Unterentwicklung der Massen". Für sie drückte sich darin die, wie sie meinten, im Verhältnis zu ande-ren westlichen Nationen bestehende Rückständigkeit der Grie-chen aus, was sich ihrer Meinung nach auch in anderen Berei-chen des Lebens zeigte.

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Der griechische Staat und alle bisherigen Regierungen teilten und teilen diesen Standpunkt. Sie lassen ein Großteil ihrer oh-nehin armseligen ökonomischen Zuwendungen für Kultur (un-ter 0,5% des Bruttosozialprodukts) ausschließlich den Repräsen-tanten der "europäischen Intelligenz und Kunst" zukommen. Es mutet tragikomisch an, wenn jetzt ausgerechnet die neue Generation dieser griechischen Politiker den positiven Einfluss herausstreicht, den diese Kulturbewegung der 1960er Jahre auf sie selbst ausgeübt habe, eine Bewegung, die sich auf spezifisch griechische künstlerische Elemente und Errungenschaften stützte.In den 60er Jahren hatten wir in Griechenland die glückliche Situation, dass sich die damalige progressive Kulturbewegung eng mit einer demokratisch-politischen Bewegung, der "Lam-brakis-Jugend", verband, wobei sich beide wechselseitig inspi-rierten.Leider kam, noch bevor diese Entwicklung ihren Höhepunkt erreichen konnte, 1967 die Militärdiktatur an die Macht, deren Ziel es war, diese beiden Bewegungen zu zerschlagen. Aller-dings trat das Gegenteil ein: Beide Bewegungen gewannen auf-grund ihres antidiktatorischen Widerstands derart an Ausstrah-lung, dass sie auf der ganzen Welt und vor allem in Europa wahrgenommen wurden und ein hohes Maß an Aufmerksam-keit erfuhren, während sie zugleich das griechische Volk moti-vierten, das aus der Zeit der Junta historisch erfahrener und entschlossener hervorging. Was dann aber nach 1974 kam, wirkte sich leider hemmend auf alle Bereiche der Kultur und des sozialen Lebens aus. Das be-traf vor allem die Moral und die zwischenmenschlichen Bezie-

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hungen. Dafür gab es mehrere Ursachen. Ich möchte an dieser Stelle die wichtigsten nennen:

Ursache Nr. 1 waren die Auswüchse, die die Mechanismen der westlichen Konsumgesellschaft in unserem Land annahmen, und die auf nur ein Ziel gerichtet waren: den Aufbau und das reibungslose Funktionieren einer allmächtigen Schattenwirt-schaft, was katastrophale Folgen für Griechenland hatte. Eine dieser Folgen ist die Herausbildung einer riesigen Kaste von Neureichen, die inzwischen in allen Bereichen, die das gesell-schaftliche Leben ausmachen, eine ihnen entsprechende Sub-kultur hervorbringen, fördern und durchsetzen.

Ursache Nr. 2 ist der Einfluss des Fernsehens – eine Krake, in deren Umklammerung das griechische Publikum gefangen ge-halten wird – mit seinen zwei "Bossen" – zum einen der gutbe-tuchten Kundschaft, die sich zusammensetzt aus den Vertretern einer Ellenbogengesellschaft und den egozentrischen Neurei-chen, und zum anderen einer selbstherrlich waltenden Dynas-tie, die von den Mächtigen der Fernsehindustrie, also vor allem von den amerikanischen Medienkonzernen, inthronisiert wird. Erstere sind für die Vulgarisierung des gesellschaftlichen Le-bens verantwortlich, letztere für die unmittelbare Übernahme des "american way of life", was bedeutet, dass das Modell einer importierten Kultur, die nichts mehr mit einer griechischen Tra-dition zu tun hat, sich durchsetzt.

Ursache Nr. 3 ist die politische Stammtischmentalität und die "Gewissenlosigkeit" im gesellschaftlichen Diskurs, die sich im Laufe der 80er Jahre ausprägten, was einen Verfall der wesent-

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lichsten kulturellen und moralischen Werte in Griechenland zur Folge hatte. Das ging soweit, dass sich dadurch die Lebens-einstellung und die Mentalität unseres Volkes negativ veränder-ten.

Inzwischen krankt die griechische Gesellschaft erheblich an diesen drei Ursachen, ohne dass dagegen etwas unternommen wird, weil diejenigen, die für die drei oben beschriebenen "Aus-wüchse" verantwortlich sind, in den Jahren nach der Junta, al-so nach 1974, dafür gesorgt haben, dass jede aufbegehrende Stimme für abwegig erklärt oder mundtot gemacht wurde.

Darum, denke ich, sind die Ironie und der Sarkasmus all jener gerechtfertigt, die zum Teil sehr bissig kommentieren, dass fast unsere gesamte politische Welt ihre Augen gebannt auf die "Kriterien von Maastricht" gerichtet hat. Als hätte Griechen-land nichts Besseres zu tun, als zu dem Europa, das sich in die-sem Augenblick formiert, so schnell wie möglich ausgerechnet seine Unfähigkeit auf einem Gebiet beizutragen – und zwar dem der Wirtschaft –, auf dem es erwiesenermaßen Schluss-licht ist. Dabei könnten wir Griechen uns stattdessen in beson-derer Weise auf dem Gebiet der Kultur einbringen, das schon sehr bald das eigentliche Kriterium sein wird, an dem sich be-messen lässt, ob aus den Träumen im Hinblick auf Europa letzt-endlich eine Herrschaft der Banken oder eine wirkliche Ge-meinschaft verschiedener Völker erwächst.

Mikis Theodorakis im Oktober 1998

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Gegen Antisemitismus

LASST UNS JETZT REAGIEREN, BEVOR ES ZU SPÄT IST

[Am 6.6.2013 leugnete ein Abgeordneter des griechischen Parla-ments (Mitglied der neofaschistischen Partei Goldene Morgen-röte) den Holocaust am jüdischen Volk. Mikis Theodorakis rea-gierte auf diese Infamie mit folgendem Text, der am 12. Juni 2013 in der griechischen Tageszeitung „Ta Nea“ veröffentlicht wurde.]

DIE LEUGNUNG DES HOLOCAUST MUSS MORALISCH VERURTEILT UND JURISTISCH VERFOLGT WERDEN

Es ist absolut unerträglich, im griechischen Parlament diese furchtbaren „Meinungsäußerungen“ mit anhören zu müssen. Die Tatsache, dass es einem Abgeordneten allen Ernstes in den Sinn kommen konnte, im Parlament den Holocaust der Nazis an den Juden infrage zu stellen – dieses größte Verbrechen, das in der Geschichte der Menschheit jemals begangen wurde –, diskreditiert uns in den Augen der Weltöffentlichkeit und be-schädigt das Ansehen unseres Landes. Das ist absolut verhee-rend für Griechenland und zudem verbrecherisch, wenn man

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in Betracht zieht, dass unser Volk eines derjenigen ist, denen die grausame Hitlerbarbarei die schwersten Opfer abverlangte.Unbestreitbar bedeutet der Völkermord an den Juden – in sei-nen monströsen Ausmaßen – ein so entsetzliches und unbe-schreibliches Verbrechen, angesichts dessen der Mensch sich schämen muss, Mensch zu sein, da die Schlächter von Ausch-witz ja Menschen waren wie du und ich, allerdings in Gestalt ei-ner Fehlentwicklung zu humanoiden Bestien. Wie wäre es sonst möglich gewesen, dass sie Kinder, Frauen, Greise – alles Unschuldige, deren einziges „Verbrechen“ darin bestand, ei-nem anderen Ethnos und einer anderen Religionsgemein-schaft anzugehören (einem Ethnos, der einen Einstein, einen Freud, einen Marx, einen Mahler und zahlreiche andere Wohltä-ter der Menschheit hervorgebracht hat) – in Waggons pferchen konnten, als wären es Tiere, sie endlos sich dehnende Tage und Nächte zu deportieren und schließlich diejenigen, die all das überstanden hatten, unbegreiflichen Martyrien und Todesarten auszusetzen. Ein Jahrtausend-Albtraum, bis heute der schlimmste, den die Menschheit kennen gelernt hat, ein Alb-traum, der dich bereits krank macht, wenn du nur daran denkst, während in deiner Vorstellung diese Opfer – vor allem die Kinder – zu Engeln werden und du schließlich nur noch den unweigerlichen Drang verspürst, vor ihnen niederzuknien, sie auf ewig um Vergebung zu bitten und ihnen wieder und wie-der zu sagen: „Ich schäme mich, als Mensch geboren zu sein.“In Dachau und in Auschwitz wurden nicht nur die Juden er-mordet. Der Mensch an sich wurde ermordet. Und seitdem ste-hen wir alle, die wir überlebt haben, in einer Schuld.

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Das ist es, was mich so unerbittlich und entschieden gegen je-den vorgehen lässt, der es wagt, diesen Alptraum durch irgend etwas rechtfertigen zu wollen. Diese Verbrecher von damals ha-ben meinen Glauben an den Menschen getötet. Und keine Macht der Welt kann mich dazu bringen, das zu vergeben.Hinzu kommt, dass wir Griechen doppelt Grund haben, die Gräueltaten der Nazis zu verdammen:

Erstens, weil sie unser Land total zerstört und Tausende Grie-chen getötet haben undZweitens, weil unter den sechs Millionen Juden, die in den vie-len Auschwitz’ ermordet wurden, 70.000 jüdische Landsleute aus Thessaloniki waren. Der Verlust dieser Menschen – für uns eine offene Wunde. Denn Juden lebten jahrhundertelang in Thessaloniki, und mit ihrem fortschrittlichen Geist bestimm-ten sie die Entwicklung dieser Stadt in jeglicher Hinsicht. Bis heute leidet Thessaloniki an dieser Wunde, und es ist eine uner-trägliche Angelegenheit, wenn ein junger Mensch das kollekti-ve Gedächtnis eines gemarterten und uns freundschaftlich ver-bundenen Volkes und insbesondere die Erinnerungen an diese griechischen jüdischen Opfer der Hitlerbarbarei – die einst Teil unsers Lebens waren – so grausam verhöhnt.

Die Leugnung der Martyrien eines Volkes bedeutet die Herab-würdigung der Opfer und die Verneinung der moralischen Wer-te in den Augen all jener, die ihre Freiheit und ihren Stolz den Opfern, die ihre Vorfahren brachten, zu verdanken haben. Und nicht nur das – die Lobhudeleien im Hinblick auf die damali-gen Mörder und Folterer müssen als verbrecherischer Landes-

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verrat geahndet werden. Für all diejenigen, die das abscheuli-che Gesicht der Gewalt kennen gelernt haben, ist die entschie-dene Verurteilung einer nicht zu tolerierenden Akzeptanz oder – was noch schlimmer ist – gar die Bewunderung all der verbre-cherischen Akte gegen die Menschlichkeit eine moralische Pflicht und eine elementarer Widerstand gegen eine Wiederho-lung ähnlicher Verbrechen.So wäre deren moralische und juristische Verurteilung eine Selbstverständlichkeit für jede Gesellschaft, die die grundlegen-de menschliche Werteordnung und die Prinzipien der morali-schen Gesetze respektiert. Dagegen offenbaren die Gleichgül-tigkeit (ein Verhalten, das leider all jenen eigen ist, die in sämtli-chen gesellschaftlichen Bereichen unseres Landes herrschen) und das Fehlen gesellschaftlicher und moralischer Abwehrme-chanismen inzwischen das Ausmaß des Niedergangs, und sie haben zur Folge, dass aus einer einst mündigen Bevölkerung ein Heer von Untertanen wird.Abschließend wende ich mich an die Athener Akademie (als ihr Ehrenmitglied, zu dem ich kürzlich ernannt worden bin), die als unseres Landes höchste Instanz der Vernunft die maß-geblichen menschlichen und nationalen Werte verteidigen und vorangehen muss, wenn es darum geht, all jene Taten zu verur-teilen, die einen Angriff auf die menschliche Würde und unser Geschichtsbewusstsein bedeuten, ein Bewusstsein, auf das sich die höchsten Werte der Freiheit, der Demokratie und der Men-schenrechte gründen.

Mikis Theodorakis, 11.6.2013

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Das Makedonien-Problem

BRIEF AN WIM WENDERS

[Der folgende Brief von Mikis Theodorakis an Wim Wenders (Herbst 1992), in dessen Eigenschaft als Vorstandsmitglied der European Film Academy, ist eine Reaktion auf die Nominie-rung eines Films aus der „Skopje-Republik“ unter der Staatsbe-zeichnung „Makedonien“ für den europäischen Filmwettbe-werb FELIX 92. Daraufhin protestierten eine Reihe griechi-scher Filmemacher, u.a. Theodoros Angelopoulos und Melina Mercouri. Theodorakis erklärte seinen Austritt aus der Akade-mie für den Fall, dass diese ihren Beschluss nicht rückgängig machen würde, woraufhin Wim Wenders in einem Brief die Entscheidung der Film Academy verteidigte. Der folgende Text, sowie der griechische Protest, führten zur Revision der Nomi-nierung und der Annahme des am Schluss des Theodorakis-Briefes vorgeschlagenen Kompromisses.]

Lieber Wim Wenders,

ich danke Ihnen für Ihren Brief, auf den ich, wie Sie sehen, so-fort antworte, da mir beim Lesen Ihrer Zeilen deutlich wurde, dass es ein prinzipielles Missverständnis hinsichtlich der Be-weggründe, die mich zu meinem letzten Brief an die Akademie

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bewegt haben, auszuräumen gilt. Ich bin nämlich keineswegs von politisch geprägten Prämissen oder gar nationalistischen Vorurteilen gegenüber irgend einem Volk oder einer Minder-heit geleitet worden. Ich habe einen Großteil meines Lebens, fast 50 Jahre, dem Kampf für die Freiheit und Gleichberechti-gung aller Menschen gewidmet, was mich, so hoffe ich, vom Ver-dacht, auch nur im Geringsten souveräne Rechte anderer Völ-ker – wie dem der Skopje-Republik – verletzen zu wollen, be-freit. Nicht zufällig, lieber Wim Wenders, war ich es, der – als erster – während seiner Rede bei der Regierungssitzung vom 6.11.1991 in Athen die Ansicht vertreten hat, dass der Skopje-Staat nicht von Griechenland anerkannt werden soll, solange in seiner Staatsbezeichnung das Wort „Makedonien“ gebraucht wird, solange also die Herrschenden dort versuchen, etwas zu usurpieren, was ihnen nicht gehört. Zu diesem Vorschlag, auf den ich stolz bin, bewogen mich, neben der Liebe zu meiner Heimat, meine Eigenschaft als Intellektueller und meine Fixie-rung auf die humanistischen Ideale. An dieser Stelle komme ich nicht umhin, einige historische Fakten anzuführen: Ausgehend vom Namen „Makedonien“, den Tito 1945 im Interesse seiner panslawischen Anschauung für den südlichen Bezirk Jugoslawiens einführte, gingen die später in Skopje Herrschenden einen Schritt weiter, indem sie eine nicht existierende „Makedonische Nationalität“ erfanden, um letztendlich „die Befreiung des griechischen Makedoniens vom griechischen Joch“ zu verlangen! Das, was mir schon im-mer an den Menschen und insbesondere an den Skopjanern nicht gefiel, ist die Verneinung ihrer Herkunft, die Verheimli-chung und Verleugnung ihrer historischen Wurzel. Alle wissen,

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dass im Skopje-Staat heute vorwiegend Al-baner und Slawen leben. Letztere kamen in den ersten Jahrhunderten nach Chris-ti auf den Balkan. In den historischen Dokumenten tauchen sie als Bulgari auf, während ihre Sprache eine Mischung aus bulga-rischem Dialekt und anderen slawischen Dialekten war. Sie ko-existierten mit den Griechen, den Bulgaren, Albanern, mit Christen und Muslimen. Sie schufen wie alle anderen Völker ihre eigene Kultur, ihre eigenen Lieder, Tänze und Mythen. Im jugoslawischen Völkerbund versuchten sie, ihre eigene, rein slawische, Physiognomie zu entwickeln. Aber statt auf ihre Her-kunft, ihre Wurzeln, ihre Sprache, ihre Symbole stolz zu sein, beschlossen sie – verleitet von einem politischen Annektionis-mus, der sie für die eigenen Interessen zu instrumentalisieren trachtete – sich zu verwandeln, und zwar: in Griechen! Denn die Makedonier lebten im griechischen Makedonien tausend Jahre, bevor die Slawen auf den Balkan kamen, und keiner be-zweifelte bislang, dass Alexander der Große Grieche war und dass sein Lehrer Aristoteles Griechisch sprach und schrieb. Mit alldem will ich nur darauf hinweisen, dass es sich hierbei kei-neswegs um eine politische Auseinandersetzung handelt, son-dern um eine Frage moralischer Natur: Kann man akzeptieren, dass sich ein Staat anmaßt, die Geschichte eines anderen Vol-kes, dessen Symbole und Namen zu usurpieren? Schließlich wählte der Skopje-Staat als Symbol für seine Staatsflagge die SONNE VON VERGINA, das Wappen von Phillip, das kürzlich im Grab des Königs von Makedonien am Fuße des Olymp, also im Herzen Griechenlands gefunden wurde. Vorher schon druck-te Skopje auf seine Geldscheine den Weißen Turm von Thessa-loniki und schmückte all seine Institute mit dem Abbild Alexan-

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ders des Großen, um nur einige der zahllosen Aneignungsver-suche griechischer Wahrzeichen und Geschichte anzuführen. Sie könnten mir entgegnen: Wenn sich die Skopje-Slawen so sehr als Makedonier fühlen, warum fordert ihr sie nicht auf, heim ins Reich, nach Griechenland zu kommen? Aber zum Glück – oder sollte ich „leider“ sagen? – haben wir Griechen nicht die Mentalität einer Großmacht, nicht den Anspruch, das auserwählte Volk zu sein, keinerlei Arroganz gegenüber Schwä-cheren. In unserem Fall beobachten wir das andere Extrem: Ein klei-ner Bezirk Jugoslawiens, der vor einigen Jahrzehnten willkür-lich auf einen griechischen Namen getauft wurde, bekommt mit der Zeit immer mehr Appetit – unterstützt von mächtigen Interessengruppen in der ganzen Welt –, erklärt im weiteren Geschichtsverlauf die Existenz einer „Makedonischen Nation“ und krönt nun seine Staatsdoktrin, indem es Anspruch auf grie-chische Territorien erhebt, darunter auf Makedonien selbst, den Nordbezirk Griechenlands, mit seiner Hauptstadt Thessalo-niki. Sie schreiben mir, dass sich „Europa in einer Übergangs-phase befindet, die Landkarte neu gestaltet wird, Nationen und Grenzen aufgelöst und neu definiert werden ...“. Ich hoffe sehr, Sie meinen damit nicht, dass auch unsere Grenzen neu defi-niert werden sollten ... Und Sie fahren fort: „Deshalb sind sie auch beide unsere Kolle-gen und Freunde – die Filmemacher Griechenlands und die Fil-memacher Mazedoniens.“ Auch wenn ich wollte, könnte ich dem nicht zustimmen, dass es heute Griechen und Makedo-nier gibt. Denn ganz einfach: die Makedonier sind Griechen, ge-nauso wie die Sachsen Deutsche sind.

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Und so möchte ich meinen Brief mit einem absurden und monströsen Szenarium beenden, das, hoffe ich, Ihnen hilft zu verstehen, was genau geschieht und in welch unvorstellbare Situation uns der „Trotz“ einer Handvoll Menschen gebracht hat, die fortfahren, sich als etwas anderes auszugeben, als sie in Wirklichkeit sind: 1945 beschließen Stalin und polnische Staatsfunktionäre, um später „rechtmäßig“ deutsche Territori-en beanspruchen zu können, an den östlichen Grenzen zu Deutschland einen Bezirk mit dem Namen „Sachsen“ zu grün-den. Seine Einwohner haben keinerlei Beziehung zum deu-tschen Volk. Sie sind eine Mischung aus Slawen unterschiedli-cher Herkunft, Polen, Zigeunern, Albanern und Muslimen. Die-ses seltsame „Sachsen“ entwickelt einen eigenen Dialekt mit slawischen, albanischen und polnischen Einflüssen. Diesen Dialekt taufen die Herrschenden „Sächsische Sprache“. Des-weiteren gründen sie (mit reichlich Geld) Institute in Australi-en, Kanada, den USA und in Europa, in denen die „Sächsische Nation“ propagiert wird. Die neuen „Sachsen“, oder besser die Pseudo-Sachsen, erklären sich mit der Zeit zum alleinigen Er-ben des sächsischen (und damit auch: deutschen) Kulturgutes. Walther von der Vogelweide, Luther, Bach, Immanuel Kant wer-den zu ihren nationalen Idolen. Sie drucken Landkarten von „Groß-Sachsen“ mit der Hauptstadt Dresden, nehmen den Dresdner Zwinger als Staatssymbol in ihre Fahne auf und ge-ben Briefmarken mit dem Abbild August des Starken heraus. Schließlich wählen sie im Jahre 1991 eine Verfassung, die den Grundsatz festlegt, dass das Staatsziel „Sachsens“ darin be-steht, ganz Sachsen, also auch den noch deutschen Teil, vom deutschen Joch zu befreien! Aber das deutsche Volk rebelliert.

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Die deutsche Regierung sieht sich zum Handeln gezwungen. Das Thema wird im EG-Rat behandelt, der gerade in Lissabon tagt und der einstimmig beschließt, dass die Pseudo-Sachsen aufhören müssen, einen fremden, einen deutschen Namen zu führen und die deutsche Geschichte zu usurpieren. Aber die Pseudo-Sachsen machen weiter ... So schicken sie auch einen pseudo-sächsischen Regisseur zum Filmfestival nach Athen, den wir hier in Griechenland sofort als echten Sachsen aner-kennen, also de facto als Repräsentanten des – deutschen! – „Groß-Sachsens“. Und wenn Sie als deutscher Künstler – und das deutsche Volk – protestieren und darauf hinweisen, dass es sich dabei um eine unverhohlene Geschichtsanmaßung han-delt, antworten wir Ihnen, dass es uns nicht möglich ist, Unter-schiede zu machen und dass für uns die „Sachsen“ (in Anfüh-rungsstrichen) und die Deutschen gleichermaßen Kollegen und Freunde sind, was nichts anderes bedeutet, als dass wir an-erkennen, dass Deutsche und Sachsen (ohne Anführungsstri-che) was vollkommen anderes sind und damit ebenfalls, dass Dresden, Meißen, Chemnitz, Leipzig, die Sächsische Schweiz eigentlich zum slawischsprechenden „Sachsen“ gehören. Ob-wohl dessen Vorfahren ja eigentlich noch Tausende Meilen ent-fernt lebten, als das sächsische/deutsche Volk bereits das Nibe-lungenlied, einen Dürer, Lessing, Schiller, Mozart hervorbrach-te. Jedenfalls stelle ich mir ungern vor, was passiert wäre, wenn nicht Griechenland, sondern tatsächlich Deutschland von so ei-nem Problem betroffen gewesen wäre. Mein Szenarium hat mit streng historischen Fakten zu tun. Und zusätzlich mit folgender Tatsache: Wenn ein Volk, und mehr noch ein Künstler seine Wurzeln verleugnet, wird das,

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was er künstlerisch ausdrückt, eine Lüge sein. Und wie Sie sehr gut wissen, sind Kunst und Lüge wie Feuer und Wasser. So wird ein Pseudo-Sachse, der angibt, sein Werk gründe sich auf – nichtexistente – deutsche Wurzeln, genauso lügen müssen wie ein Pseudo-Makedonier, der auf seine – natürlich nichtexis-tente – makedonische, also griechische Herkunft besteht. Das ist ganz einfach Betrug, und ich bin mir sicher, dass auch Sie sich über kurz oder lang dessen bewusst werden. Was nun, wenn die unpolitische European Film Academy mit einem pseudo-makedonischen Regisseur konfrontiert wird? Wir leben in einer organisierten Weltgemeinschaft, in der be-dauerlicherweise der einzelne Künstler darunter leiden muss, wenn es darum geht, seinen Staat, mit dem er sich identifiziert, in die Schranken zu weisen, falls dieser Staat das friedliche Mit-einander der Weltgemeinschaft bedroht. Und die Film Acade-my ist eine Organisation dieser Weltgemeinschaft und kann nicht de facto das Prinzip der Gleichberechtigung des Einzel-nen über das Völkerrecht stellen. So wird, meiner Meinung nach, auch die Film Academy als künstlerische Institution nicht umhin können, will sie beiden Grundrechten gerecht wer-den, einen Weg des Kompromisses zu gehen, der z.B. darin be-stehen könnte, dem Künstler als Einzelperson – und nicht als Repräsentant eines vom EG-„Anerkennungsboykott“ betroffe-nen Staates – die Teilnahme am Filmfestival nahezulegen, so wie das mit den jugoslawischen Sportlern bei den letzten Olym-pischen Spielen geschehen ist. Ich hoffe sehr, dass Sie nun meine Haltung besser verstehen, aber auch diesen langen, allzu langen Brief, mit dem ich Sie be-müht habe, weswegen ich Sie auch um Verzeihung bitte, zu-

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gleich meine Achtung und Liebe Ihnen und Ihrem Werk gegen-über bekundend.

Herzlich,

Ihr Mikis Theodorakis

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Im Schubfach „Theodorakis“

Nachwort von Asteris & Ina Kutulas

 

Sein Leben ist zuallererst Musik. Ob er Noten schrieb, die Kom-

positionen anderer studierte, ob auf Tourneen, beim Dirigat,

bei Interviews, ob er probte oder im Studio Platten aufnahm –

Theodorakis lebte Musik, immerfort, überall, ohne Unterbre-

chung. Als Komponist, als Poet, als Weltbewohner, als belese-

ner Querdenker, als couragierter Visionär ..., ihn beschäftigte

schon immer vor allem der KLANG. Aber Theodorakis ist nicht

nur eine der namhaftesten, sondern auch eine der umstrittens-

ten Musikerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Er vollzog

einige signifikante Richtungswechsel in seinem kompositori-

schen Schaffen, was ihm nicht nur Lob und Sympathie ein-

brachte. Schon recht früh erhielt er für seine sinfonische Mu-

sik Ende der 50er Jahre, auf Vorschlag von Kollegen wie Zoltan

Kodály, Pablo Casals, Hanns Eisler, Dimitri Schostakowitsch

und Darius Milhaud, eine Reihe von hochdotierten Preisen

und Ehrungen. Später dann erntete Theodorakis wegen des Er-

folgs vieler seiner fast 1.000 Lieder und der Musik zum Zorbas-

Film einerseits die Missgunst der Musikkritiker und anderer-

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seits die Liebe eines breiten Publikums. Dann wieder wendete

er sich einem stark introvertierten Leben und damit zugleich

dem hochanspruchsvollen Opernschaffen zu. Schaut man sich

zudem an, wie viele Artikel, Reden, Gedichte, Erklärungen The-

odorakis geschrieben hat, wirft man einen Blick auf seine Auto-

biografie und seine musiktheoretischen Schriften, erst dann

komplettiert sich das Bild.

Wie ein griechischer Rock’n’Roller zog Theodorakis jahrzehnte-

lang durch die Welt und gab tausende von mitreißenden und

unvergesslichen Konzerten. Außerdem hunderte Pressekonfe-

renzen. In die Politik hätte er sich nicht einmischen sollen?

Warum eigentlich nicht? Die jetzige Situation Griechenlands

offenbart, dass die führenden politischen Kräfte das Land mit

ihrem ungebremsten Hang zur Selbstbereicherung im Laufe

von wenigen Jahrzehnten niederregiert haben. Sie konnten we-

der das griechische Immunsystem – nämlich seine kulturellen

Werte – stärken, noch die Position des Landes im internationa-

len Kontext verteidigen. Sollten einige Relikte der Identität

Griechenlands überdauern können, dann wird das maßgeblich

auch Theodorakis zu danken sein. Denn Griechenland – das be-

deutete in der Welt noch bis vor wenigen Jahren: Bildung, Phi-

losophie, Kreativität, Kultur, Dialog, Demokratie, Toleranz,

Musik, Poesie. Theodorakis’ künstlerisches Schaffen und verant-

wortungsvolles Engagement stehen für all diese Werte. Sie bil-

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den heute die – wenn auch stark beschädigte – ideelle Basis für

die zu großen Teilen verlorene, von lebenslanger Verarmung be-

drohte junge Generation des Landes, die wählen kann zwi-

schen alternativloser Diaspora und innerer Isolation, als wären

vier Jahrzehnte moderne griechische Geschichte sinnlos vertan

worden. Wann wurde in Friedenszeiten je so viel kulturelle

Zerstörung angerichtet als jetzt gerade in Griechenland – der

Preis für das, was die Menschen sich als Wohlstand verkaufen

ließen? Während Dutzende von Politikern der Bevölkerung die

Geschenke der Hybris, der Zwietracht, der Ignoranz, der Kor-

ruption, des Klientelismus und Egoismus bescherten, hinter-

lässt Theodorakis dem griechischen Volk einen ungeheuren Vor-

rat an Musik, vertonter Poesie und ein Beispiel an Unerschrok-

kenheit, Motivation, Aufforderung zum Dialog.

Griechenland hat einen modernen Mythos, worum man es

beneiden könnte. Den geschichtlich jungen, lebendigen My-

thos Theodorakis. Allerdings ein Mythos mit Gasmaske auf

dem Syndagmaplatz. Gäbe es Theodorakis nicht – würde dem

Land

etwas fehlen. Oder? Sein ungebundenes, „vagabundierendes“

Leben ist das eines Vollblutmusikers und somit paradigmatisch

für viele Künstlerexistenzen. Ein Leben auf der Suche nach

Inspiration, Sensibilisierung, auf der Suche nach dem „Publi-

kum“, nach sich selbst. Hinzu kommt – in seinem Fall –, dass

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dieses Leben sich vollzog auf dem „Schlachtfeld“ dramatischer

gesellschaftlicher Ereignisse des 20. Jahrhunderts in Europa

und Griechenland: Faschismus, Weltkrieg, Bürgerkrieg, kalter

Krieg, Demokratiebewegungen, Junta, Zusammenbruch des

real existierenden Sozialismus, Neoliberalismus.

Er musste erst 87 werden, bevor man sich an der Athener Aka-

demie endlich entschließen konnte, ihn zum Ehrenmitglied zu

machen. Aber wahrscheinlich ist es nicht die Uhr der Athener

Akademie, die etwas langsamer geht, sondern wahrscheinlich

geht Theodorakis’ Uhr einfach zu schnell. Griechenland war

mit diesem Theodorakis offenbar überfordert und ist es an-

scheinend noch immer. Es mag nicht zu klein für ihn sein,

wohl aber zu eng. Wenn es heißt, Theodorakis hätte bei seiner

Musik bleiben und sich nicht in die Politik einmischen sollen,

bedeutet das nichts anderes als: Theodorakis hätte besser nicht

Theodorakis sein sollen. Womöglich ist aber gerade der Theo-

dorakis, der ist, wie er ist, glücklicherweise der, der er ist. 

Theodorakis’ Leben verlief exemplarisch zwischen zwei Polen:

dem Pol der griechischen und dem der europäischen Musik,

dem Pol der populären und dem der sinfonischen Tradition,

zwischen der Peripherie und dem Zentrum, zwischen Athen

und Paris (seiner zweiten Heimat), zwischen künstlerischer

Avantgarde und dem Bewusstsein ursprünglicher Herkunft.

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Daraus ergibt sich in gewisser Weise ein Paradoxon. Theodora-

kis’ apollinischer Verstand strebte der absoluten Musik zu, sei-

ne dionysische Seele spürte der Volksmusik nach. Sein Leben

gestaltete sich zu so etwas wie dem Versuch, eine Verbindung

zwischen diesen Polen herzustellen, die (scheinbaren oder tat-

sächlichen) Gegensätze in Einklang zu bringen: das Leben des

Menschen, das des Komponisten und das des Politikers – des

„dreiheitlichen“ Theodorakis.

Bei ihm haben wir es zu tun mit einem der bekanntesten „un-

bekannten“ Komponisten des 20. Jahrhunderts. Die Verkaufs-

zahlen der Schallplatten und CDs mit seiner Musik überstei-

gen die 60-Millionen-Grenze. Bei über 3.000 Konzerten stand

er selbst auf der Bühne, und so erlebten ihn weltweit mehr als

neun Millionen Menschen als Interpreten und Dirigenten. Der-

zeit sind auf Youtube mehr als 80.000 Filme zu sehen, in denen

seine Musik erklingt, mit zehntausenden Kommentaren und

Millionen von Views. Sein Oratorium „Canto General“ wurde

weltweit tausende Male aufgeführt. Das „Zorbas-Ballett“ gehört

mit mehr als 700 Vorstellungen zu den erfolgreichsten zeitge-

nössischen Balletten. Die Suchmaschinen des World Wide Web

verzeichnen bei Theodorakis über 1,2 Millionen Einträge. Seit

den 50er Jahren bis jetzt kamen auf dem inländischen und in-

ternationalen Musikmarkt schätzungsweise mehr als 500 Plat-

ten- bzw. CD-Veröffentlichungen ausschließlich mit Musik von

Theodorakis heraus und weitere 400, auf denen es mindestens

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einen Titel gibt, den er komponiert hat. So sind inzwischen fast

alle seiner etwa 1.000 Lieder sowie seine 100 größeren sinfoni-

schen und kammermusikalischen Werke veröffentlicht worden.

Viele davon in ganz unterschiedlichen Interpretationen und in

mehreren Sprachen. Und nicht zu vergessen, dass den Vertrieb

seines Gesamtwerks zwei der namhaftesten Musikverlage

besorgen: Breitkopf & Härtel in Wiesbaden und Schott in

Mainz.

Allerdings ... diesem „griechischen Mozart“ war kein „griechi-

sches Salzburg“ vergönnt, sondern die Ignoranz, Selbstherrlich-

keit und Arroganz der staatlichen und „politischen“ Kultur-Be-

stimmer in Griechenland war gegenüber Theodorakis jahrzehn-

telang so groß, dass sie nicht einmal erkannten, dass die Förde-

rung, Verbreitung und Pflege des enorm umfangreichen Werks

dieses hochrangigen, international geachteten und beliebten

Komponisten einen immensen Kulturtourismus und entspre-

chende Einnahmen für mehrere Orte in Griechenland hätte

bedeuten können. Festivals, Workshops, Symposien, Events –

gerade Griechenland wäre der ideale Topos gewesen, um dem

internationalen Publikum einmalige Erlebnisse authentischer

zeitgenössischer griechischer Musikkultur zu bescheren. Grie-

chische Institutionen hätten durchaus namhafte Dirigenten

von Theodorakis’ Musik einladen können, wie z.B. Zubin Mehta

oder Charles Dutoit und so viele andere. Konzepte, Projektvor-

schläge, Anregungen gab es genügend. Stattdessen fanden zahl-

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reiche Konzerte mit Theodorakis’ sinfonischer Musik und sei-

nen Opern anderswo auf der Welt statt, unvergessliche Auffüh-

rungen, darunter viele Uraufführungen, u.a. im Royal Opera

House London, in der Berliner Philharmonie, der Bolshoi

Oper Moskau, der Carnegie Hall New York, im Münchner Gas-

teig, in der Royal Albert Hall London, in der Arena di Verona,

der Malmö Philharmonie, in der Alten Oper Frankfurt, im Bil-

bao Opera House, im Wiener Konzerthaus, im Teatro Monu-

mental von Santiago usw. usf.

Man könnte vielleicht annehmen, dass die Beschäftigung mit

Theodorakis’ Werk nachgelassen hat, weil Theodorakis nicht

mehr auf Tournee geht und er als Dirigent nicht mehr zu erle-

ben ist. Doch die Realität sieht interessanterweise anders aus:

Gerade in den letzten Jahren entdeckten immer mehr interna-

tionale junge Musiker und Interpreten Theodorakis’ Werk, die

sich mit großer Begeisterung dieses reichen und lebendigen

Materials annehmen. Es verträgt unterschiedlichste Bearbeitun-

gen, wie einige der aktuellen Projekte zeigen: z.B. Francesco

Diaz (Barcelona) mit seinem „Timeless“-Projekt, Uri Rom (Tel

Aviv) mit Liedern für Klavier und Stimme, Athanasios Dikos

(Los Angeles) mit der „Rhapsody for Piano“, Dionysis Gramm-

enos mit der „Rhapsody for Clarinet and Orchestra“, Sebastian

Schwab (München) mit seinem Neue-Musik-Projekt „Echo-

wand“ (mit der Sängerin Johanna Krumin), Deerhoof (San

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Francisco), Alexandros Karozas (Frankfurt), Anna RF (Israel),

Air Cushion Finish, Henning Schmiedt und Jannis Zotos (Ber-

lin) etc. Und gerade auch das aktuelle gesellschaftliche Engage-

ment des Komponisten, die Auseinandersetzung mit der kata-

strophalen Situation seines Landes interessiert diese jungen

Musiker besonders. Das macht lebendige Kunst aus, nicht nur

in Griechenland, nicht nur in Europa. Sie verlangt nach Dis-

kussion. Theodorakis’ Leben steht für unaufhörlichen Dialog.

Im Interesse der regierenden Raubritter Griechenlands war

das nie. Sie überließen es einer launenhaften und selbstgefälli-

gen Presse, sich am kreativen Geist Theodorakis abzuarbeiten.

Die Ausnahmen unter den Journalisten bestätigten die Regel.

Diskussionspartner auf Augenhöhe gab es für Theodorakis nur

wenige. An Heerscharen von Lästerern und hasserfüllten Beur-

teilern bestand hingegen kein Mangel. Wäre es nach ihnen ge-

gangen, hätte das Land auf diesen Komponisten ohne weiteres

verzichten können. Und wenn ein Land auf so einen Künstler

wie Theodorakis „verzichten“ kann, dann ist es dem Untergang

geweiht.

Was auch immer Theodorakis komponiert, geschrieben, initi-

iert, unternommen hat – bei ihm scheiden sich die Geister. In-

zwischen ist er 90, und es hat sich nie etwas daran geändert.

Den Blick auf das politische Tagesgeschehen gerichtet, schien

Theodorakis’ Musik in der Vergangenheit für manche zeitweilig

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gar in den Hintergrund getreten zu sein, oder er galt plötzlich

nur noch als der „Politkomponist“. Was zur Folge hatte, dass

Aufführungen solcher lyrischen Kompositionen wie des „Kla-

vierkonzert“, solcher hochkomplexen Werke, wie seiner Opern

es sind, oder seines emotional zutiefst berührenden „Requiem“

Überraschung und Verwirrung auslösten, weil man hier dann

vergeblich den bekannten vor allem politisch Engagierten such-

te. Erlebte man Theodorakis im Konzertsaal, schien es plötzlich

unvorstellbar, dass irgendetwas wichtiger sein könnte als sein

musikalisches Werk. Wer suchte, der konnte ihn finden, diesen

vielseitigen, außerordentlich kreativen, ungewöhnlichen Men-

schen, der scheinbar Gegensätzliches in einer Person vereint.

Schwer zu fassen vermutlich und nicht einzuordnen. Heftige

Debatten entzündeten sich deshalb immer wieder sowohl an

seinen Äußerungen als auch an seiner Musik, und sie führten

zu extremen Gegenpositionen. Für die Linken ein Rechter, für

die Rechten ein Linker. Für akademische Musikkritiker ein Pop-

musiker, für die Popmusiker ein klassischer Komponist. Theo-

dorakis richtete sich auf keinem dieser Plätze ein. Er lässt sich

nur in eine einzige Schublade stecken, und auf dieser steht:

Theodorakis.

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Impressum

Herausgegeben von Asteris KutulasÜbersetzt von Asteris & Ina KutulasMit zwei Fotos von James Chryssanthes

The music of the films „RECYCLING MEDEA - Not an opera ballet film“ (2014) & „DANCE FIGHT LOVE DIE - With Mikis on the road“ (2016) published by Schott Music and Roma-nos Productions (www.recycling-medea.com).Courtesy of Romanos Production and Schott Music.

Publiziert in Kooperation mit Stefanos Papachristopoulos (Berlin) und Publishopia (www.publishopia.com)

© Photos James Chryssanthes (http://jameschressanthisascgsc.zenfolio.com)© 2015 Mega- & Special Events UG / Books Film Music

Nachdruck nur mit vorheriger schriftlicher Genehmigung durch den Verlag. Anfragen bitte per e-mail an: [email protected]

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Music by Mikis Theodorakis / A film by Asteris Kutulas (2014)

RECYCLING MEDEA (Trailer)