Idea Spektrum Schweiz 21/2012

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Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt www.ideaschweiz.ch Einzelverkaufspreis: CHF 4.– 21 23. Mai 2012 Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt www.ideaschweiz.ch Einzelverkaufspreis: CHF 4 Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt www.ideaschweiz.ch Einzelverkaufspreis: CHF 4. Reklame 7 Volksrechte: Philipp Hadorn (SP) gegen Andreas Brönnimann (EDU) 9 Heilsarmee: Ist die Kündigung einer Lesbierin diskriminierend? 12 Mennoniten: 640 Täufer wollen Hände als Friedensstifter reichen 15 Pro Adelphos: „Mini Farmen“ als neue Perspektive für Osteuropäer 27 Schicksalsschläge: Und plötzlich ist der Himmel wieder neu offen 28 Bibel aktuell: Gottes Zuwendung gilt allen Menschen genau gleich Sabrina, Silas und der Heilige Geist Zwei Teenieleiter über ihre Erfahrungen mit dem Geist von Pfingsten Seite 4

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Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt mit Fokus auf die Schweiz und Deutschland.

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Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt www.ideaschweiz.ch Einzelverkaufspreis: CHF 4.–

21 23. Mai 2012

Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt www.ideaschweiz.ch Einzelverkaufspreis: CHF 4 –Nachrichten und Meinungen aus der evangelischen Welt www.ideaschweiz.ch Einzelverkaufspreis: CHF 4.

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7 Volksrechte: Philipp Hadorn (SP) gegen Andreas Brönnimann (EDU)

9 Heilsarmee: Ist die Kündigung einer Lesbierin diskriminierend?

12 Mennoniten: 640 Täufer wollen Hände als Friedensstifter reichen

15 Pro Adelphos: „Mini Farmen“ als neue Perspektive für Osteuropäer

27 Schicksalsschläge: Und plötzlich ist der Himmel wieder neu offen

28 Bibel aktuell: Gottes Zuwendung gilt allen Menschen genau gleich

Sabrina, Silas und der

Heilige GeistZwei Teenieleiter über ihre Erfahrungen mit dem Geist von Pfingsten Seite 4

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GRÜ e zi 3

BiBlischEin Lieblingsbibelwort von Schwester Iris Neu, Oberin des Diakonissen-Mutterhauses St. Chrischona in Bettingen BS:

«ich habe für dich gebeten, dass dein Glaube nicht aufhöre.» (Lukas 22,32)

«Kennen Sie die Gefahr, dass der Glaube auf-hören kann? Nach aussen geht alles seinen ge-wohnten Gang, aber innerlich ist etwas abge-rutscht, heruntergefallen. Jesus weiss darum. Jesus weiss, dass mein Glaube angefochten ist, dass ich ein potenzieller Verräter an seiner Sache bin und bleibe. Er sagt nicht: Reiss dich zusam-men, jetzt glaube gefälligst! Nein, Jesus sagt mir zu: Ich habe für dich gebeten. Ich trete beim Vater für dich ein – nicht erst, wenn Gefahr im Verzug ist. Ich gebe der Liebe Gottes in deinem Leben ein Gesicht, das zur stärkenden, richtunggeben-den und gestaltenden Kraft deines Lebens wird.»

«sterben ist ein existenzieller Pro-zess. hier geschieht für sterbende und Angehörige viel Wesentliches. Zwei-tens ist suizidbeihilfe bei einer guten palliativen Betreuung, die sterben lässt und mehr umfasst als das rein Medi-zinische, nicht nötig … Zigtausend lei-denden wird zudem indirekt suggeriert, sie seien nichts wert.»Monika Renz, Leiterin der Psychoonkologie am Kantonsspital St. Gallen, spricht sich im «St. Gal-ler Tagblatt» gegen den weiter zunehmenden begleiteten Suizid als Sterbehilfe aus.

Weltweit breitet sich eine kaum absehbare Glaubenskrise aus. Der Glaube an die Quartalszahlen, die kurzfristigen Gewinne und sicheren Anlagen wurde in den Grundfesten erschüttert. Die Krise hat im Finanzmarkt begonnen und ergreift nun auch andere Le­bensbereiche. Das Vertrauen wird auf die Probe gestellt. Was hat der Glaube an Gott mit dem weltwei­ten Finanzmarkt zu tun? Mehr als man denkt! Der Gott Mam­mon hat im Zuge der Marktöff­nung die anderen Götter in den Schatten gestellt. Der Reformator Martin Luther fragte: «Was heisst ‹einen Gott haben›?» Er antwor­tete: «Woran du nun dein Herz hängst und dich darauf verlässt, das ist eigentlich dein Gott.»

Woran hängen wir das Herz, und worauf vertrauen wir? Die Ant­wort wird davon abhängen, wie wir die Menschen und die Welt anschauen. Nach alter griechischer Tradition beruht unser Dasein auf den Grundelementen Erde, Wasser, Feuer und Luft. Diese sind zwar lebensnotwendig, doch keines der vier Elemente kann Leben aus sich selbst hervorbringen. Im Ge­genteil. Überlässt man diese dem freien Spiel der Kräfte, so herrscht bald das Chaos. So ist es auch im wirtschaftlichen und politischen Zusammenleben der Menschen. Es muss ein fünftes Element geben, damit das Leben gedeiht. Ein Element, das Ordnung im Chaos schafft. Was ist dieses fünfte Element, lateinisch die «quintaes­sentia», also die Quintessenz? Jesus sagt: «Gottes Geist allein macht lebendig; alle mensch­lichen Möglichkeiten richten nichts aus. Die Worte, die ich zu euch gesprochen habe, sind von diesem Geist erfüllt und bringen das

Leben.» Der Geist Gottes macht lebendig, der Geist von Pfingsten, der für das geordnete Zusammen­spiel der freien Kräfte sorgt. Er wird jenen Menschen geschenkt, die Gott darum bitten und ihr Herz dafür öffnen. Genau dies geht auch aus dem Gespräch mit den beiden Ostschweizer Teenie­leitern hervor. (Seite 4)

Wie die Natur als Ganzes, so sind auch wir Menschen auf diesen Geist angewiesen. Die Masslosig­keit hat in die Krise geführt. Des­halb braucht der globale Markt als Quintessenz eine globale Ethik auf der Basis von geistlichen Grund­werten. Glaubwürdigkeit, Verant­wortung und Selbstbeschränkung gehören dazu. Diese Werte zu leben, beginnt bei jedem Menschen in den eigenen vier Wänden. Glaubwürdigkeit bedeutet aufrich­tig, ehrlich und transparent reden und handeln. Wer glaubwürdig auftritt, nimmt Abstand von taktischen Ränkespielen. Auf lange Sicht wird damit Vertrauen aufge­baut. Verantwortung übernehmen heisst sorgfältig mit der Schöpfung umgehen. Wir sind nicht Allein­herrscher, sondern verantwortliche Verwalter. Selbstbeschränkung be­deutet, mit Augenmass die eigenen Grenzen beachten.

Was ist die Quintessenz auf dem Weg aus der globalen Vertrau­enskrise heraus? Es ist der Geist von Gott, der Glauben weckt und den Weg des Vertrauens weist. Wir brauchen Männer und Frauen, die das Herz für den Geist von Pfingsten öffnen. Sie entscheiden

sich für das wahre Leben.

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Der Autor ist reformierter Pfarrer in Jegenstorf BE und Präsident des Landeskirchen-forums.

ALFRED AEPPLI

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Wie haben Sie den Heiligen Geist heute schon erlebt?Sabrina Ledergerber: Ganz kon-kret! Ich komme direkt vom Mami-Treff in unserer Gemeinde, den wir momentan aufbauen. Vor dem Beginn um 9 Uhr haben wir für diesen Morgen gebetet, und schon während des Gebets kam ein erstes Mami, das uns ganz fremd war, mit seinem Kind. Es war dann sicher auch der Heilige Geist, der die gute Atmosphäre schuf, um mit den Mamis und Kindern Gemeinschaft zu haben.Silas Kutschmann: Ich habe vor diesem Gespräch einfach mit dem Heiligen Geist geredet. Ich habe ihm diesen Tag in die Hände ge-legt. Er gibt mir eine mega Ruhe, Gelassenheit und Dankbarkeit. Er hat diesen Tag für mich im Griff!

Wer ist der Heilige Geist für Sie?Silas: Der Heilige Geist steht nicht für sich allein, sondern er ist eine Form von Gott. Gott ist der Vater, Jesus ist der Mensch ge-wordene Erlöser und der Heilige Geist ist wie der Wind. Er ist für mich auch der Odem von Gott, er trägt das Leben in sich, er ist der Tröster, er ist der Stellvertreter von Jesus in meinem Herzen.Sabrina: Er ist eine Person, etwas Personelles, etwas Greifbares, et-

was Übernatürlich-Natürliches. Der Heilige Geist wohnt in mir, er begleitet mich in meinem Alltag.

Was wäre Ihr Leben ohne ihn?Sabrina: Ohne den Heiligen Geist wäre es kaum denkbar, eine Bezie-hung zu Gott zu pflegen und Zeu-ge zu sein für ihn. Ich hätte auch die Gewissheit nicht, ein Kind Gottes zu sein. Das wäre schlimm!Silas: Ohne den Heiligen Geist hätte ich viel mehr Angst. Ich stelle

mir vor, dass Gott schweigen würde und dass ich keinen Ort mehr fin-den könnte, wo ich ihm begegne.

Wie haben Sie den Heiligen Geist persönlich kennengelernt?Silas: Schwer zu sagen. Ich weiss, dass es ihn gibt, dass er sowieso bei mir ist und mich führt, dass er ein mega Schatz ist für mich. Gott fragt wohl nicht zuerst, wie gut ich den Heiligen Geist kenne. Er schenkt mir in seiner Liebe und Gnade all das, was ich brauche.Sabrina: Ich bin daran, den Hei-ligen Geist kennenzulernen. Das hat angefangen als Kind in der Jungschar bei uns in der Pfimi, als ich Gott kennenlernte. Seither darf ich immer wieder Erfahrun-gen mit ihm machen.

Wie pflegen Sie die Beziehung mit ihm?Sabrina: Ich kann eigentlich nicht so unterscheiden, dass ich jetzt die Beziehung mit Jesus und dann die Beziehung mit dem Heiligen Geist pflege. Ich will einfach ganz bewusst auf Gott hören, auch im Prophetischen, und sensibel sein für sein Reden und Führen.Silas: Es gibt Situationen, in de-nen ich mich bewusst vom Heili-gen Geist führen lasse. Da der Hei-lige Geist aber ein Teil von Gott

ist, ist es nicht entscheidend, ob ich jetzt speziell zu Gott, zu Jesus oder zum Heiligen Geist komme. Der Heilige Geist ist der Teil von Gott, der gerade vor Ort ist. Doch noch immer fällt es mir schwer, zu verstehen, dass Gott zwar drei Personen umfasst und der Heilige Geist nur eine davon ist.Sabrina: Es gibt Situationen, in denen ich bewusst die Hilfe des Heiligen Geistes in Anspruch nehmen möchte. Manchmal bit-te ich ihn innerlich, er möge mir helfen oder er möge die Herzen von andern Menschen berühren. Ich bin noch freiberuflich Kran-kenschwester. Bevor ich zu einer Wöchnerin komme, bete ich für den Kontakt mit ihr, und wäh-rend des Besuches bitte ich den Heiligen Geist oft um Hilfe.

Beten Sie also zum Heiligen Geist?Sabrina: Ich finde, dass ich das kann, aber nicht muss. Ich ma-che wahrscheinlich beim Beten oft ein Durcheinander. Es ist auch nicht so wichtig, an welche Adresse ich meine Gebete richte. Ich bitte Jesus, er möge eine Frau berühren, weiss aber, dass es der Heilige Geist ist, der es macht.Silas: Kommts denn darauf an, zu wem ich bete? Der dreieinige Gott hat uns ja zugesagt, dass er sieht, was wir brauchen. Entscheidend ist, mit welcher Herzenshaltung ich bete.

An welche Bibelstelle denken Sie?Silas: Mir kommt 2. Korinther 3,17 in den Sinn: «Der Herr ist Geist, und wo der Geist des Herrn ist, das ist Freiheit.»Sabrina: Ich denke an die Situation der Jünger, als Jesus ihnen seinen Geist versprochen hat. Dieses Ver-sprechen gilt auch mir. Jesus fuhr in den Himmel auf, doch er ver-sprach den Jüngern, und so auch mir, dass der Heilige Geist sein Stellvertreter sein wird und wir sei-ne Kraft empfangen werden.

Welche Geistesgaben sind Ihnen besonders wichtig?Sabrina: Mir ist keine Gabe wich-tiger. Persönlich ist mir wichtig,

«Sicher keine Angst»: Sabrina Ledergerber und Silas Kutschmann.

Bild: idea/av

JUGEND UND PFINGSTEN Der Heilige Geist ist ein «mega Schatz». Er wohnt in jedem Gotteskind, doch er ist nicht einfach zu fassen. Das meinen zwei St. Galler Tennieleiter in einem Gespräch zu Pfingsten: Sabrina Ledergerber (Pfingstge-meinde) und Silas Kutschmann (FEG). Beide möchten vom Geist Gottes noch mehr erwarten. Nicht nur an Pfingsten.

«Der Heilige Geist ist ein mega Schatz für mich»

Sabrina LedergerberJahrgang 1981, aufgewachsen und wohnhaft in St. Gallen. Gelernte Pflegefachfrau HF und Still- und Laktationsberaterin IBCLC. 2009 Beginn des BA-Studiums am IGW Zürich und seit einem Jahr Prak-tikantin in der Pfingstgemeinde St. Gallen mit Schwerpunkt Teen-agerarbeit und Mission. Zusätzlich noch tätig als freiberufliche Pflege-fachfrau (ambulante Wochenbett-betreuung). Zukunftspläne: Nach Abschluss des IGW-Studiums im Jahr 2013 weiteres Engagement in der Pfingstgemeinde mit Investiti-on im Bereich Kinder und Familien. Zudem Erhöhung des Pensums als freiberufliche Pflegefachfrau. Hob-bys: Sport und Natur.

Silas KutschmannJahrgang 1991, aus Äthiopien stammend, wohnt in Gossau SG. Findet Kinder inspirierend, faszi-nierend und bringt sie gerne zum Lachen. Führt deshalb sein Lehrer-studium nach einem Zwischenjahr fort. Macht bis Mitte Juli ein Prakti-kum in der Stami St. Gallen, mit dem Wunsch, anschliessend in der FEG Gossau eine Jungschar zu gründen. Aktiver Teenieleiter. Musik ist seine zweite grosse Leidenschaft. Mit sei-nen selbst komponierten Liedern möchte er Freude und Fröhlichkeit verbreiten. Gott ist für ihn ein Vater, der nicht in erster Linie Regeln auf-stellt, sondern die Menschen liebt und eine Beziehung mit jedem Ein-zelnen haben möchte.

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einfach Gnade. Ich brauche den Heiligen Geist, und meine Ge-meinde braucht ihn auch.

Wird darüber in Ihrer Gemeinde heftig diskutiert?Sabrina: Heftig? Nein. Vielleicht auch darum, weil wir mit dem Thema unterwegs sind, jetzt mit der Predigtreihe. Doch es ist klar, dass das Thema die Gemeinde bewegt. Von daher wird schon oft darüber geredet.Silas: Nur ab und zu wird darüber gesprochen, aber nie heftig. Das hängt wohl damit zusammen, dass wir den Heiligen Geist etwas ausklammern. Ich denke, es ist bei solchen Diskussionen wichtig, eine gewisse Offenheit zu pflegen.

Welche Geistesgaben kommen Ihrer Ansicht nach zu kurz?Silas: Übernatürliche Gaben wie Weissagung oder Heilung kom-men bei uns praktisch nicht vor.Sabrina: Es ist uns ja verheissen, dass wir durch den Heiligen Geist mit der gleichen Kraft wirken können wie Jesus – das erleben wir viel zu wenig. Ehrlich gesagt, erwarte ich auch zu wenig von die-ser Kraft. Wir erleben zwar Hei-lungen, doch es könnten noch viel mehr sein. Auch die Ausle-gung des Zungengebetes wird kaum praktiziert.

Wird in Ihren Gottesdiensten in fremden Zungen gebetet?Sabrina: Ja, das kommt in den Lobpreiszeiten vor, meist im Mit-einander, aber nicht regelmässig und ohne Auslegung. Bei den Tee-nies gibt es das nicht.Silas: Bei uns erlebe ich das gar nicht. Ich muss diese Frage für mich noch klären. Ich weiss nicht, wie relevant sie ist. In der Bibel heisst es, wir sollten im Gebet nicht plappern. Für mich ist es schwierig, das richtig zu verstehen.

Was hat der Heilige Geist in letzter Zeit in Ihrer Gemeinde bewirkt?

Silas: Er zeigt sich bei einzelnen Leuten, die offen sind für sein Wirken und im Glau-ben wachsen. Doch ich wünsche mir, dass sich das Feuer für Je-sus noch viel mehr ausbreitet und dass wir ihn immer besser kennenlernen.Sabrina: Der Heilige

Geist wirkt in unserer Gemein-de, indem in letzter Zeit einige Menschen ganz zum Glauben finden durften und indem wir jetzt Schritte unternehmen, um den Menschen in unserm Quar-tier zu dienen. Doch ich erwarte, dass die Kraft von Jesus noch viel mehr sichtbar wird, und zwar im Wachstum unserer Gemeinde und im Alltag einzelner Men-schen.

Was tut der Heilige Geist nicht?Sabrina: Er macht uns sicher kei-ne Angst. Er drängt sich uns nicht auf, er vergewaltigt uns schon gar nicht. Er ist ein Gentleman, wir sind nicht seine Marionetten.Silas: Er ist kein Automat, kein Dienstmaitli, kein reiner Bitte-Erfüller. Er wird uns aber echte Furcht vor Gott lehren, Ehr-furcht. Doch er wird nie im Wi-derspruch zur Bibel handeln.

Ist Pfingsten in Ihrer Gemeinde etwas Spezielles?Silas: Ich bin an Pfingsten mit unsern Teenies an einem Wo-chenende in Nesslau. Ehrlich ge-sagt, habe ich keine besonderen Erwartungen an Pfingsten. Aber ich erwarte, dass Gott wirkt. Doch das ist nicht auf ein Datum oder einen Event fixiert.Sabrina: In unserer Gemeinde wird Pfingsten sicher zum Pre-digtthema werden. Unser Bestre-ben ist es, das, was wir an Pfings-ten bekommen, dann auch 365 Tage im Jahr zu leben. Daran wird

dass der Heilige Geist durch die Gaben, die ich bekommen habe, in meinem Leben und im Alltag Raum bekommt und Auswirkun-gen hat, sei das nun beim Lehren, bei der Prophetie oder sonst bei einer Gabe.Silas: Mich fasziniert alles Über-natürliche: Prophetie, Weissa-gung, Heilung. Doch ich glaube, dass man bei so speziell sichtba-ren Gaben aufpassen muss, dass man sich nicht selber darstellen will. Gott will uns auf jeden Fall mit den Gaben beschenken, die genau auf uns zugeschnitten sind.

Welchen Stellenwert hat der Heilige Geist in Ihrer Gemeinde und in Ihrer Teeniegruppe?Silas: Bei uns steht Jesus im Zent-rum. Wir verneinen den Heiligen Geist gar nicht, doch wir halten ihn vielleicht etwas auf Distanz.Sabrina: Bei uns gibt es momen-tan eine Predigtserie «Auf Gottes Stimme hören», und da spielt der Heilige Geist natürlich eine gros-se Rolle. So wird versucht, dem Heiligen Geist Raum zu geben. Ich denke auch, dass es im persön-lichen Leben unserer Gemeinde-glieder grosse Unterschiede gibt. Für viele ist der Heilige Geist etwas eher Unfassbares. Die Tee-nies gehen wohl offener auf das Thema zu. Hier erlebe ich, dass sie sich einfacher auf das «Hören der Stimme Gottes» einlassen.

Wie kommt Ihre Gemeinde zu einem «gesunden» Verhältnis zum Heiligen Geist?Silas: Wenn sie sich an der Bibel orientiert. Und wenn sie keine Angst hat und auch Übernatürli-ches zulässt. Ich merke selber, dass ich Gott gewisse Sachen manch-mal gar nicht richtig zutraue, zum Beispiel Heilungen. «Ungesund» kann es aber werden, wenn es zu einer einseitigen Verherrlichung des Heiligen Geistes kommt.Sabrina: Damit wir zum richtigen Verhältnis kommen, braucht es

Pfingsten – für die meisten Menschen zu fremdWarum hat Pfingsten in unserer Gesellschaft als christlicher Feier-tag praktisch keine Bedeutung?Sabrina Ledergerber: Das ist ein-fach zu beschreiben. Die Geburt eines Kindes, der Tod eines Men-schen, eine Auferstehung – das sind greifbare Geschehnisse. Wenn einfach ein Geist kommt, ist das für die Menschen zu fremd. Darum ist Pfingsten der christliche Feiertag, der am meisten vernachlässigt wird. Es gibt ja auch keine spezi-ellen Rituale an Pfingsten wie an Weihnachten oder an Ostern. Silas Kutschmann: Wir sind in un-serer Gesellschaft soweit, dass man vielleicht noch Jesus und die Zehn Gebote kennt. Für Menschen, die nicht glauben, hat der Heilige Geist keine Priorität. Die können Pfings-ten vielleicht gar nicht verstehen.

Was könnte es für unsere Gesell-schaft heissen, wenn Sie sich stark vom Heiligen Geist leiten liesse?Sabrina: Dann würde sich unse-re Gesellschaft dahin entwickeln, wie Gott sie sich gedacht hat. Die Menschen würden Liebe anders definieren. Zwischenmenschliche Beziehungen wären von echter Lie-be geprägt. Es ginge den Menschen nicht nur um sich selber, sondern um das Wohl der Gemeinschaft.Silas: Die Liebe hätte eine ganz an-dere Bedeutung. Die Bibel fordert uns ja auf, Gott mit ganzem Herzen, mit voller Kraft und mit allem Ver-stand zu lieben und die Mitmen-schen wie sich selber zu lieben. Aber die spannendere Frage wäre: Was könnte es für unsere Gesellschaft be-deuten, wenn wir Christen uns stär-ker vom Heiligen Geist leiten liessen?

an Pfingsten sicher erinnert.

Was erwarten Sie vom Heiligen Geist für unser Land?Silas: Für unser Land erwarte ich, dass er uns Christen hilft, eine Einheit zu werden. Dann kann es wahr werden, dass man uns an unserer Liebe zueinander erkennt und dass die Menschen so auch Gott erkennen können.Sabrina: Es ist meine Erwartung, mein Wunsch, mein Gebet, dass der Heilige Geist in jedem einzel-nen Christen und jeder Gemein-de wirkt und uns als Leib Christi zusammenführt, damit wir Jesus ähnlicher werden und die Gesell-schaft viel stärker prägen können.Silas: Wir sollten uns weniger von der Gesellschaft prägen lassen. Der Heilige Geist möge uns prä-gen und helfen, Salz zu sein in der Gesellschaft.Sabrina: Ich erwarte vom Heiligen Geist eine Erweckung, so dass vie-le Menschen Jesus kennenlernen und ihm ihr Leben übergeben.

Was erwarten Sie für Ihr Leben?Sabrina: Der Heilige Geist möge mir helfen, ihm mehr Raum zu geben. Ich erwarte noch zu wenig von ihm. Er möge durch mein Le-ben noch viel mehr bewegen.Silas: Ich erwarte vom Heiligen Geist, dass er sich mir mehr of-fenbart. Er möge mich führen, belehren, ermahnen. Er möge mir helfen, das Beste aus meinem Leben zu machen.Interview: ANDREA VONLANTHEN

26. 6. Small Talk 18. 9. Rhetorik 13. 11. Schwierige Gespräche

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Unsere Kirchgemeinde besteht aus drei kleinen Dörfern im südwestlichen Teil des Kantons Aargau.

Unser Pfarrer hat eine neue Berufung. Daher suchen die rund 1100 Mitglieder der reformierten Kirchgemeinde ab August 2012 oder nach Vereinbarung eine / einen

Pfarrerin / Pfarrer (50-100%)Je nach Entscheid der Kirchgemeindeversammlung Mitte Juni könnte die aktuelle 100% Pfarrstelle aufgeteilt und neue Möglichkeiten geprüft werden (Pfr./Pfr. oder Pfr./Soz.diak.) Noch sind keine Aufgaben und Stellenprozente aufgeteilt. Auch Jobsharing wäre möglich.

Wir freuen uns, wenn Sie- sich zu Jesus Christus bekennen und die biblische

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ANDREAS BRÖNNIMANNAlt Nationalrat EDUUnternehmerBelp BE

Unsere freiheitlichen Volksrechte geraten seit Jahren aussen-, aber auch innenpolitisch unter grossen Druck und werden laufend unter-wandert und abgebaut. Irgendwo auf der Welt findet sich immer ein Völker- oder ein Menschenrecht, das beweisen soll, dass unbeliebte Volksvorstösse völkerrechtswidrig sein sollen. Diese werden dann bei der Umsetzung hinausgezögert und bekämpft, da internationale Menschenrechtskonventionen eine wortgetreue Umsetzung die-ser Volksentscheide anscheinend nicht zulassen sollen.

Souveränität in GefahrWeiter kommt dazu, dass der Bundesrat auf Druck von Brüs-sel laufend neue EU-Gesetze zu Schweizer Gesetzen macht. Diese automatische Übernahme der EU-Gesetzgebung widerspricht ganz klar dem schweizerischen Souverä-nitätsverständnis. Der Bundesrat beabsichtigt, der EU noch weiter entgegenzukommen und plant die Einsetzung einer nationalen Überwachungskommission, wel-che bei Streitigkeiten die korrekte Umsetzung der EU-Gesetze in der Schweiz kontrollieren soll.

Fremde RichterDie Forderungen von Brüssel ge-hen aber noch weiter. Es wird ver-langt, dass der Efta-Gerichtshof in Luxemburg über die Umsetzung der EU-Gesetze in der Schweiz entscheiden soll. Es ist damit zu rechnen, dass die Schweizer Regierung auch hier nachgeben wird und diese fremden Richter schlussendlich akzeptiert. Es ist höchste Zeit, dass sich das Schwei-zervolk gegen diese gefährliche Entwicklung zur Wehr setzt.

Bewährtes bewahrenUnsere Bundesverfassung bezieht sich auf Gott den Allmächtigen und legt grosses Gewicht auf Frei-

PHILIPP HADORNNationalrat SPGewerkschafts-sekretärGerlafingen SO

In der Schweiz leben wir in einer direkten Demokratie. So können wir Menschen unseres Vertrauens in Aufgaben stellen, die sie «für uns» zu erledigen haben. Dabei wählen wir Menschen mit dem notwendigen Sachverstand, den erforderlichen Kenntnissen und der charakterlichen Integrität für das entsprechende Amt. Zu vielen Sachfragen bringen wir an der Urne unsere Meinung zum Ausdruck. Zudem haben wir die Möglichkeit, mittels Initiativen und Referenden Einfluss zu neh-men. Wohl wegen Komplexität, Häufigkeit der Urnengänge, aber auch wegen Desinteresse oder Frustration ist die Stimmbeteili-gung relativ gering.

Gegen BenachteiligteSeit ihrer Entstehung schürt die «Aktion für eine unabhängige und neutrale Schweiz Auns» Ängste gegen Fremde, führt Kam-pagnen mit diskriminierendem, menschenverachtendem und Hass schürendem Inhalt. In der Zielge-raden stehen dabei meist Benach-teiligte wie wirtschaftlich und sozial Schwache, Randständige, Hilfebedürftige und Fremde.Die vorliegende Initiative spricht

heit, Eigenverantwortung und Unabhängigkeit. Gerade diesen wichtigen christlichen Werten ha-ben wir es zu verdanken, dass es unserem Land in den schwierigen Zeiten der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise immer noch so gut geht. Viele Staaten, besonders die EU, beobachten unser Land mit einem gewissen Argwohn und nicht zuletzt auch mit ent-sprechendem Neid. Mit grossem Druck wird versucht, unsere Ei-genständigkeit und die direkte De-mokratie abzubauen, um damit unser Land EU-kompatibel zu machen. Leider gibt der Bundesrat immer wieder nach und ist in sol-chen wichtigen Fragen zu wenig selbstbewusst und konsequent. Demokratie stärkenMit einem Ja zur Initiative hel-fen wir mit, unsere bewährten Volksrechte zu erhalten. Die Volk-sinitiative verlangt, dass folgen-schwere Staatsverträge in einer Abstimmung dem Volk und den Ständen zwingend in einer Abstim-mung vorgelegt werden müssen. Ohne die Zustimmung der Stimm-berechtigten dürfen keine frem-den Richter und Gerichte über das Schweizervolk gesetzt werden. Auch ist es nicht zulässig, fremdes Recht und fremde Gesetze am Volk vorbei einzuführen. Es ist aller-höchste Zeit, mit dieser Volksini-tiative die Messlatte neu zu setzen und unsere Demokratie zu stärken. Darum appelliere ich gerade an die Christen, mit «Ja» zu stimmen.

vordergründig von mehr Mitbe-stimmung. Für «wichtige» Staats-verträge soll das obligatorische Referendum, also eine Volksab-stimmung, durchgeführt werden.

Die Regelung von heuteBereits heute unterstehen «wich-tige» Staatsverträge dem obliga-torischen Referendum wie der Beitritt zur EU. Andere umstrit-tene Verträge können mit dem fa-kultativen Referendum leicht zur Abstimmung gebracht werden.Die Initiative fördert eine un-nötige und oft komplizierte Ab-stimmungsflut. Selbst über völlig unbestrittene Verträge müsste abgestimmt werden – ein bürokra-tischer, teurer Nonsens, bei Ein-flussnahme durch kapitalpotente Personen gar demokratiefeindlich.

Schwächung unserer PositionZu grosse Unsicherheit schwächt die Verhandlungsposition der Schweiz. Die Schweizer Wirt-schaft profitiert von Rechtssi-cherheit und Stabilität in der Schweiz. Freihandels-, Doppel-besteuerungs- oder Investitions-abkommen sind elementar für die Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz – eine Grundlage für si-chere Arbeitsplätze.Bundesrat, Parlament, die Kanto-ne, SP, FDP, BDP, CVP, GLP, EVP und Grüne lehnen diese Vorlage ab. Die Initiative gefährdet sta-bile Beziehungen mit dem Aus-land und öffnet Populismus und Fremdenfeindlichkeit ein weiteres Aktionsfeld.

WWJD – What would Jesus do? «Was Würd Jesus Due»? Auch wir Christen wählen betend Menschen in politische Aufgaben, denen wir zutrauen, nach Jeremia 29,7 «der Stadt Bestes (zu) suchen und zum Herrn (zu) beten». Die Annahme der Auns-Initiative ergibt eine Plattform für weitere menschen-verachtende Kampagnen - gegen Menschen, für die Jesus eine be-sondere Liebe predigte und lebte. Kampagnen gegen Benachteilig-te sind Kampagnen gegen den Schöpfer selbst. WWJD? – Sein Nein zur vorliegenden Auns-Initi-ative scheint mir klar zu sein!

Unsere Volksrechte sind heute in Gefahr!

WWJD konkret: Suchet der Stadt Bestes

PRo KontRa

Darum gehts bei der abstimmung vom 17. JuniDie Volksinitiative «Für die Stärkung der Volksrechte in der Aussenpolitik (Staatsverträge vors Volk!)»  ist mit 108 579 gültigen Unterschriften zu-stande gekommen. Sie schlägt vor, das obligatorische Referendum für völkerrechtliche Verträge erheblich auszuweiten. Gemäss Initiativtext sollen dem obligatorischen Refe-rendum völkerrechtliche Verträge unterliegen, die eine multilaterale Rechtsvereinheitlichung in wich-tigen Bereichen herbeiführen, die Schweiz verpflichten, zukünftige rechtsetzende Bestimmungen in

wichtigen Bereichen zu überneh-men, Rechtsprechungszuständig-keiten in wichtigen Bereichen an ausländische oder internationale Institutionen übertragen oder neue einmalige Ausgaben von mehr als einer Milliarde Franken oder neue wiederkehrende Ausgaben von mehr als 100 Millionen Franken nach sich ziehen werden.National- und Ständerat lehnen die Initiative ab. Von den politischen Par-teien sprechen sich nur die SVP und die EDU für die Vorlage aus, über die am 17. Juni abgestimmt wird.

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Bilder: idea/chb, Simone Pflüger

TANZ-AKTION 750 Christen trafen sich am Samstag auf dem Berner Bundesplatz mit dem Anliegen, die Freude an der Auferstehung tänzerisch auszudrücken. Die Aktion war Teil einer Bewegung, die mittlerweile um die Welt geht.

Tänzerische Osterfreude auf dem Bundesplatz

Ob in Madrid, Hong Kong, Ber-lin oder Melbourne – überall das gleiche Bild, die gleiche Musik, die gleiche Botschaft: Christen feiern die Auferstehung Jesu mit einer mitreissenden Tanz-Cho-reografie. Nun erreichte der so-genannte «Resurrection Sunday Dance» auch die Schweizer Bun-deshauptstadt Bern. «Wir wollen Freude am Glauben ausdrücken», erklärt Organisator Samuel Ramser die Motivation. Die Idee zu dem Tanz stammt

eigentlich aus Budapest. Im Zeit-alter von Youtube und Facebook breitete sie sich rasend schnell aus und wurde bereits an Dutzenden Orten rund um den Erdball um-gesetzt.

Ermutigung für ChristenIn der Schweiz stehen die «Glau-bensgemeinde Bern», «Gebet für die Schweiz» und «Campus für Christus» hinter der Aktion. Die Tänzer meldeten sich aus allen Teilen des Landes an. Über Inter-

netvideos konnten die Bewegun-gen bereits zu Hause einstudiert werden. Eine Gemeinde aus Yver-don-les-Bains VD habe «extra das Kirchenkaffee ausfallen lassen und dafür den Tanz geübt», so Ramser. Am Samstag trafen sich dann um 15 Uhr alle Teilnehmer auf dem Bundesplatz. Zusätzlich zu den 650 Tänzern fanden sich 100 Fahnenträger von «Gebet für die Schweiz» ein. Eine gewaltige Soundanlage tat ihr Übriges, und der Bundesplatz verwandelte sich

Im Malatelier versuchten die Eltern, das Gelernte zu verarbeiten.

Auch Eltern dürfen immer wieder Kinder sein

«Die Unsicherheit und Über-forderung in der Erziehung ist gross», sagte Werner Tanner, Lei-ter der Beratungsstelle «Familien-werkstatt» der Stiftung Schleife. Darum stiess die Elternkonferenz der Stiftung Schleife in Winter-thur erneut auf grossen Anklang. 120 Eltern nutzten die Gelegen-heit, sich übers Auffahrtswochen-ende für den Familienalltag inspi-rieren zu lassen. Gleichzeitig fand eine Kinderkonferenz statt, in der 270 Kinder Gott hautnah erleben durften.

Das Leiden an sich selbstWerner Tanner erklärte zuerst den Titel der Konferenz – «Fly high». Fliegen können wir nur dann, wenn wir Gott immer mehr ver-trauen. Oft schleppen wir Lasten

mit uns herum, die uns am Flie-gen hindern. Zum Beispiel die Sorge um die Zukunft der Kinder, die ja eigentlich in Gottes Händen liegt. Die schwerste Last sei aber die eigene Schuld. Hier setzt die Antriebs- oder Auf-erstehungskraft ein. Es geht um die Botschaft des Neuen Testa-ments, die laut Tanner in pädago-

gischen Büchern fehlt und auch in christlichen Ratgebern oft zu kurz kommt: Gott hat uns zu neu-en Menschen, zu seinen Kindern gemacht. Und Kinder müssen nicht perfekt sein. Paradoxerwei-se erfährt Tanner in Beratungen der «Familienwerkstatt», dass es Christen oft schwer fällt, ihre Schwächen offen zuzugeben.

ELTERNKONFERENZ Fachwissen zum Thema Erziehung gibt es genug. Leider trägt es oft zur Verunsicherung der Eltern bei. An der Elternkonferenz der Stiftung Schleife sollten die Eltern lernen, als Kinder des mächtigsten Vaters zu leben.

in einen bunten Reigen aus tan-zenden Menschen jeden Alters. In den kurzen Pausen wurde für die Schweiz und die Politiker des Lan-des gebetet. Demnächst wird aus-serdem ein Film von dem sehens-werten Ereignis auf der Website und auf Youtube aufgeschaltet.Wenn es nach Samuel Ramser geht, wird der Tanz im nächsten Jahr wieder stattfinden. CHRISTOF BAUERNFEIND

www.uptofaith.ch

Wunder erlebtTanner nannte weitere Beispie-le für einen solchen kindlichen Glauben: So blicken Kinder auf, um zu hören, was der Vater zu sagen hat. Genauso könnten El-tern ihren Blick nach oben rich-ten und den Heiligen Geist in die Erziehung miteinbeziehen. Ein Beispiel für die übernatür-liche Kraft des Heiligen Geistes war das Zeugnis eines Ehepaars, das erzählte, wie Gott das Gehör seiner vierjährigen Tochter und ihre Essprobleme heilte. Der Ehe-mann berichtete auch, wie er mit Gottes Hilfe aus seinem Burnout herausfand. Alles Gehörte konn-ten die Eltern in Workshops tan-zend, malend, austauschend oder schreibend verarbeiten. SIMONE PFLÜGER

Die Freude an der Auferstehung feiern: Tänzerinnen und Tänzer auf dem Bundeplatz.

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BlickkontaktIch bin weder Gesellschaftskriti-kerin noch Zukunftsforscherin. Ich bin keine Frau von der Sorte «früher war alles besser». Trotzdem legen sich mir beim Blick auf El-tern mit ihren Kindern öfters Sor-genfalten auf die Stirne. Ich wittere eine heranwachsende Generation mit schwerwiegenden Mankos, die möglicherweise alles bisher Dagewe-sene übersteigen: Verbale Unfähig-keit, soziale Inkompetenz. 90 Prozent der Kinder sitzen heute im Kinderwagen nach vorne gerichtet, von Papi oder Mami abgewandt. Kommunikation, Augenkontakt sind unmöglich. Man trägt lieber den i-Pod oder die Kopfhörer des Handys in den Ohren, ständig in Verbindung mit der weiten Welt, fernab von Kin-dergeschrei und unverständlichem Geplapper. Die kostbaren ersten Monate eines Menschen werden von vielen Eltern nur noch erdul-det, anstatt die Zeit zu nutzen, um ein solides psychosoziales Fun-dament zu legen. Die Eltern ver-gessen, wie wichtig es ist, Kindern Geborgenheit, Liebe und Sprache zu vermitteln. So früh als möglich werden Kinder aus dem Nest in die Kita geschubst (Kita steht für Kindertagesstätte und ersetzt das anrüchig klingende Wort Krippe). Es werden Menschen «gezüchtet», die unfähig sind, anderen in die Augen zu sehen, Beziehungen zu pflegen, Worte zu finden, um Freu-de auszudrücken, Anliegen und Gefühle auszusprechen oder diese bei anderen wahrzunehmen.

«Angesehene Leute» sind nicht jene mit einer steilen Karriere und ei-nem dicken Portemonnaie, sondern jene, die Eltern und Freunde um sich haben, die einen liebevollen, wohlwollenden Blick auf sie wer-fen. Nicht umsonst sagt Gott, dass er uns mit seinen Augen leiten will.

Der Blickkon-takt mit Gott und mit Men-schen schafft Beziehung und macht glücklich!HELENA GYSIN

«Der Verband Christlicher Hotels Schweiz (VCH) orientiert sich am Leitfaden der Bibel», betont Geschäftsführer Falk Pfleiderer. Es werden aber vom Verband keine verbindlichen Regeln zur Lebensführung der Mitarbeiter vorgegeben. «Jeder Betrieb geht da seinen eigenen Weg. Die einen setzen bei den Mitarbeitern eine christliche Grundeinstellung vor-aus. Bei anderen ist die berufliche Qualifikation entscheidend», er-klärt Pfleiderer die Handhabung. Wichtig für die VCH-Hotels sei vor allem, dass sie den Gästen «ein christliches Umfeld bieten». Das Beispiel des VCH zeigt, dass christliche Einrichtungen nicht von vornherein eine bestimmte Lebensführung von ihren Mit-arbeitern erwarten. Ein Hotel ist aber im Gegensatz zur Heilsar-mee ein Unternehmen, bei dem die Wirtschaftlichkeit im Vorder-grund steht.

Organisation glaubhaft vertretenDie Heilsarmee ist nicht nur So-zialwerk, sondern ein christliches Hilfswerk, das eine Botschaft ver-künden will. Wie jeder «Tendenz-betrieb» habe die Heilsarmee eine

«weltanschauliche Ausrichtung», erklärt Mediensprecher Martin Künzi. «Wir haben Vorgesetzte, von denen wir erwarten, dass sie eine Vorbildfunktion ausüben. Wenn sie sich anstellen lassen, dann wird natürlich darüber ge-sprochen.» Die entlassene Frau war Leiterin einer Zürcher Behin-derteneinrichtung. Für Kader-mitarbeiter gilt: «Sie sollten die Werte der Organisation glaubhaft vertreten.» Bei Mitarbeitenden ohne Kaderrolle werden nicht dieselben Massstäbe angesetzt. «Wir haben vor einigen Jahren dieselbe Konsequenz bei einem Leiter gezogen, der eine Bezie-hung zu einer Mitarbeiterin pflegte.» Doch dieser Fall habe in der Öffentlichkeit kein Aufse-hen erregt, obwohl eigentlich der gleiche Grund zugrunde lag: Der gemeinsame Verhaltenskodex der Heilsarmee. Martin Künzi be-tont: «In jedem Job gibt es gewis-se Rahmenbedingungen. Wenn jemand Gemeindepräsident von Thun werden will, kann er auch nicht in Zürich wohnen.»

Klare Haltung Man habe sich die Entscheidung auch nicht so leicht gemacht, wie das in der Öffentlichkeit rüberge-kommen sei. «Es war kein Kurz-schlussentscheid. Man hat mit der Person das Gespräch geführt und über die Konsequenz der Kündi-gung gesprochen», so Künzi. Das heisse nicht, dass kategorisch im-

mer so entschieden werde. Man sei nicht auf der Suche nach den «schwarzen Schafen» in der Or-ganisation. Die Heilsarmee habe aber in Beziehungsfragen eine kla-re Haltung. So sei aus Gründen der Vertraulichkeit zum Beispiel auch eine Beziehung zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitenden heikel.

Identifikation wichtigRahmenbedingungen, die die Lebensführung betreffen, gibt es in vielen Arbeitsbereichen. Niemand würde sich zum Bei-spiel darüber wundern, dass ein Mitarbeiter vom «Blauen Kreuz» privat kein Problem mit Alkohol haben sollte. Walter Liechti, Ge-schäftsführer vom Blauen Kreuz Schweiz: «Früher war sogar im Arbeitsvertrag festgelegt, dass die Mitarbeiter völlig abstinent leben müssen. Heute wird lediglich empfohlen, es einmal ein halbes Jahr auszuprobieren.» Sonst gebe es keine besonderen Auflagen; die fachliche Kompetenz sei ent-scheidend. Liechti: «Das «Sucht-verhalten ist bei uns das zentrale Thema.» Man sei aber auch ein Sozialwerk und kein Missions-werk. Die christliche Einstellung lasse sich eben schlecht messen. Aber auch beim Blauen Kreuz gilt: «Es versteht sich von selbst, dass sich die Mitarbeiter mit der Organisation identifizieren soll-ten.»CHRISTOF BAUERNFEIND

Die Kolumnistin ist Familienfrau, Sekre-tärin der Baptistengemeinde Bülach und Autorin.

Bild: zvg

UMSTRITTENE KÜNDIGUNG Die Heilsarmee ist in die öffentliche Kritik geraten, weil sie einer leitenden Mitarbeiterin kündigte, die eine gleichgeschlechtliche Beziehung führt. Wie gehen christliche Arbeitgeber mit dem Thema Lebensführung ihrer Mitarbeiter um?

Diskriminierung bei der Heilsarmee? ÄXGÜSI

Rechtlich gültigPeter Deutsch, Rechtsexperte der Freikirchen Schweiz, Bern, erklärt, dass die Heilsarmee als «religiöse Körperschaft» ein gewisses Grund-verständnis hat, auf das sich die Mitarbeiter einigen müssen. Die Kündigung sei rechtlich in jedem Fall gültig. Sollte die Kündigung missbräuchlich sein, kann der Rich-ter eine Entschädigung bis zu sechs Monatslöhnen zusprechen. Anders als in Deutschland gebe es kein be-sonderes Arbeitsrecht für religiöse Körperschaften. In Deutschland können solche sogenannten «Ten-denzbetriebe» ein eigenes Recht schaffen. Niemand sei schliesslich dazu verpflichtet, in einer religiö-sen Körperschaft zu arbeiten. Im Normalfall würden die Mitarbeiter mit der Haltung eines solchen Ar-beitgebers übereinstimmen.

Die Heilsarmee: «Werte der Organisation glaubhaft vertreten.»

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10 Pu bli rePortage

Dr. Wilf Gasser, langjähriger

Mitarbeiter der Vineyard Bern und

Vertreter der Vineyard-Bewegung in

der Leiterkonferenz der Freikirchen,

beschreibt aus seiner persönlichen

Sicht die interessante Entwicklung

der Bewegung.

Schon früh in meinem Leben war ich einer Vielfalt von geistlichen Ein-flüssen ausgesetzt und erlebte dies als grosse Bereicherung. Aufgewachsen bin ich in einer Chrischona-Gemein-de, hatte aber auch fünf nahe Ver-wandte im Predigtdienst in Baptisten- und FEG-Gemeinden. Eine Zeit lang hielt ein sehr wort-verwurzelter «geschlossener Bruder» in unserem Haus Bibelstunden und brachte jedes Mal wunderschöne Teile der Kinderbibel mit. Seine Ernsthaftigkeit, aber auch die Begeis-terung und Liebe zur Bibel, hat in mir ein Verlangen hinterlassen, selbst dieses Wort Gottes besser zu kennen und zu verstehen.

Geistliche EinheitIn der Schülerbibelgruppe der VBG erlebte ich später eine geistliche Ein-heit, die man nicht erst «suchen» musste. Sie war einfach gegeben im unbeschwerten Miteinander von jun-gen Christen, die grossenteils auch Taizé-geprägt waren. In einer weiteren Lebensphase begeg-nete ich Christen, die in einer mit unbekannten Art bewusster mit dem Wirken des Heiligen Geistes rechne-ten. Und langsam begann ich, etwas vom unendlichen Reichtum geistli-chen Lebens zu spüren. Ich erlebte aber auch, dass «neue» geistliche Er-kenntnis und Erfahrung immer auch das Potenzial hat, ein Elitedenken zu fördern und eigene Erfahrung abso-lut zu setzen.

Von der Basileia zur VineyardDie Vineyard Bern, damals noch Ba-sileia genannt, erhielt diesbezüglich durch den Landeskirchen-Pfarrer Marcel Dietler eine hilfreiche Hori-zonterweiterung. Er half uns zu ent-decken, dass «Erneuerung» immer auch an den Erfahrungsschatz frü-

herer Generationen anknüpfen darf. Diese Wertschätzung für unser geist-liches Erbe förderte in den folgenden Jahren auch John Wimber. So ent-schieden wir uns als Leitungsteam, unsere regelmässigen Retraiten mit einer bewussten Suche nach unserem «Erbe» zu verbinden. Zum Beispiel indem wir uns in Cluny mit einer der gewaltigsten Gemeindebau-Bewegun-gen des Mittelalters beschäftigten, welche in ihrer Blütezeit rund 10 000 Mönche umfasste und auch in der Schweiz mehrere Orte berührte. Wir lernten in den folgenden Jahren aber auch die Täuferbewegung ken-nen, entdeckten unsere Nähe zum EGW und andern «älteren Geschwis-tern» von Erneuerungsbewegungen. Wir liessen uns inspirieren vom Methodismus, freuten uns über die geistlichen Erfahrungen des Brüder-verein-Gründers Fritz Berger, lernten vom «Suppe-Seife-Seelenheil»-Prin-zip der Heilsarmee, liessen uns ver-wöhnen im Haus der Communität Don Camillo oder in Häusern von Jugend mit einer Mission etc. etc. Die Liste ist bei weitem nicht vollständig.

Vielfalt und OffenheitUnsere wachsende Wertschätzung für die Vielfalt unseres geistlichen Erbes, verbunden mit einer grossen Offenheit für segensreiche Einflüsse auch in unserer Zeit, hat meines Er-achtens den Boden dafür vorbereitet, dass die Vineyard-Bewegung in den rund 30 Jahren ihres Bestehens im-mer wieder ein Kanal sein konnte, um «Wieder-Entdecktes» in den Leib

Jesu hineinfliessen zu lassen. Ange-fangen mit dem Anliegen, Anbetung nicht nur als Liedersingen, sondern als Lebensstil zu verstehen – übrigens ein Kernanliegen der Cluniazenser-Mönche im Jahre 900. Dann auch das wichtige Anliegen des allgemei-nen Priestertums, wo Vollmacht nicht beim Pastor oder beim Mann auf der Bühne gesucht wird, sondern der Dienst jedes einzelnen Gläubi-gen gefördert wird. Viel Segen und zugleich manche Herausforderung floss auch durch die verschiedenen Konferenzen in den 80-er und 90-er Jahren zu biblischen Kernthemen wie Profetie, Heilung, Gebet, Gegen-wart Gottes etc.

Die Gegenwart des Reiches GottesDie Gegenwart Gottes in unserem Leben, und natürlich auch das Sicht-barwerden von Gottes Reich in dieser Welt, ist und bleibt das Kernthema der Vineyard-Bewegung. Denn Gott sucht nicht in erster Linie christli-ches (Wohl-)Verhalten, sondern eine intime Herzensbeziehung, die uns zu Kindern, aber auch zu Freunden und Partnern Gottes macht. Als sein Leib in dieser Welt dürfen und wollen wir in der Abhängigkeit von ihm gemein-sam etwas vom Reich Gottes sichtbar machen.

Reich Gottes sichtbar machen

Der VFGZum Verband «VFG – Freikirchen Schweiz» gehören 15 freikirchliche Körperschaften mit über 700 lokalen Gemeinden, vorwie-gend in der deutschen Schweiz, sowie vier Gast-Mitglieder. Wir bringen auf dieser Seite Informationen aus dem Leben von Freikirchen in der Schweiz sowie wichtige Themen und Anliegen des Verbandes.

Mit der Form der Publireportage unter-stützt der VFG auch die Arbeit von «idea Spektrum Schweiz».

www.freikirchen.ch

Das Kernanliegen der Vineyard Bewegung

Die Vineyardbewegung Die Vineyardbewegung besteht in der Schweiz aus 23 Vineyards bezw. Vi-neyard-Gründungsprojekten. Während sich die Vineyard Bern als innerkirch-liche Bewegung versteht, sind die meisten Vineyards der Bewegung als Freikirchen organisiert. Die Lokalge-meinden sind eigenständig, aber die Leitung/Leitungsteams sind eingebun-den in ein Beziehungsnetz und werden gefördert durch regionale Coaches. Der Zusammenhalt wird durch jährliche Lei-terkonferenzen, regionale Gruppen, ge-meinsame Ausbildungsangebote sowie Seminare und Konferenzen zu «Vineyard-Themen» sicher gestellt. Diesen widmet sich auch das vierteljährlich erscheinen-de Magazin «equipped».

LeitungDie Bewegung mit rund 90 Vineyards in den deutschsprachigen Ländern und weiteren 70 in andern Nationen wird von Martin und Georgia Bühlmann geleitet, welche die Leitung der Vineyard Bern nach einer längeren Vorbereitungszeit im Herbst an Marius und Caro Bühlmann übergeben werden.

«The Presence of God – Kraftvolles Leben»Pfingstkonferenz (25.–28.5.2012) mit Bill Johnson (Redding) und Martin Bühlmann; Tagesbesuch ist möglich. www.vineyard-konferenz.ch

«Übergabe-Konferenz» - The favour of GodVom 12. – 14. Oktober werden zahlrei-che Freunde der Vineyard erwartet, die über die Jahre durch Konferenzen, An-betungsmusik, Seminare etc. bei uns Segensspuren hinterlassen haben. Ge-meinsam wollen wir Gottes Güte feiern und uns für nächste Schritte inspirieren lassen.

KontaktVineyard DACH, Kornhausplatz 18, PF 647, 3000 Bern 7, www.vineyard-dach.netVineyard Bern: www.vineyard-bern.chKonferenzen: www.vineyard-konferenz.ch

Dr. Wilf Gasser ist Vertreter der Vineyard Schweiz an der Leiterkonferenz der Freikirchen.

«Die Vineyard Bern, welche sich lokal als Gemeinschaft innerhalb der reformierten Kirche versteht, scheute sich nicht, an ihren Konferenzen auch schwierige oder gar provozierende Themen aufzugreifen, hier das Thema 'Endzeit'»

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Verpasste ChancenKürzlich las ich die Todesanzeige eines Mitgliedes unserer früheren Gemeinde. Die alte Dame lebte im Pflegeheim und besuchte unsere Got-tesdienste. Oft unterhielten wir uns nach dem Gottesdienst miteinander, und manchmal besuchte sie uns zu Hause, besonders auch wegen unserer Kinder, die sie besonders gern hatte. Immer wieder lud sie mich zu sich ein. Doch leider fand ich nie die Zeit für einen Besuch – und jetzt war es zu spät. Eine verpasste Gelegenheit, die sich für mich nie wieder ergeben wird. Ich hatte nicht bedacht, dass die Chance für einen Besuch auch einmal vergeben sei könnte.

Das machte mich betroffen. Ebenso wie die Tatsache, dass ich immer wie-der Patienten von ihren verpassten Gelegenheiten reden höre. Besonders bedrückend sind die Momente, in denen von zwischenmenschlichen

Bild: VBG

SYNERGIE Konflikten und Streitigkeiten ohne Aussicht auf Versöhnung gesprochen wird. Ein Leben lang unversöhnlich mit Familienmitgliedern oder Freun-den zu leben, schafft eine schlechte Basis fürs Sterben. Nichtigkeiten, die sich wie unüberwindbare Hindernis-se aufblähen, und Stolz, der unfähig zur Vergebung macht, belasten das Leben und lassen uns die Mög-lichkeit zur Versöhnung verpassen. Im Angesicht des Todes ist es dann meist zu spät. Die Hinterbliebenen können nichts mehr korrigieren oder richtigstellen, und so bleiben Schuld-gefühle für den Rest des Lebens.

Mir kommen die Worte von Mose im 90. Psalm in den Sinn: «Herr, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf das wir klug werden.» Unser Leben hier auf Erden besteht nicht ewig. Wir haben die christli-che Pflicht, unseren Mitmenschen Nächstenliebe entgegenzubringen und uns zu versöhnen. Die Zeit, die wir mit Streitereien, Hartherzigkeit und Lieblosigkeit vergeuden, ist unwiederbringlich verloren, und wir

berauben uns selbst vieler schöner Momente und machen uns das Le-ben schwer. Unsere Kräfte werden aufgezehrt, und wir fühlen uns für wichtige Dinge wie Gemeindemit-arbeit, Familienleben oder Beruf unfähig und kraftlos. Das Resultat sind psychische und/oder physische Beschwerden, die uns in eine Ab-wärtsspirale treiben können.

Ich habe erfahren, dass man sich aus dieser scheinbar ausweglosen Situation befreien kann, in dem man die Worte von Paulus aus dem Epheserbrief annimmt: «Seid freundlich und hilfsbereit zueinan-der und vergebt euch gegenseitig, was ihr einander angetan habt, so

wie Gott euch durch Christus vergeben hat, was ihr ihm an-getan habt.»

ANNE SACHS

Die Autorin ist als Ärztin im Bereich der Wirbelsäulen- und Neurochirurgie in einer Aarauer Privatklinik tätig.

Ohne Scheuklappen«idea Spektrum» Nr. 20 – «Bibel und Koran: Wo liegt die Wahrheit?»Vielen Dank für das Interview mit Pfarrer Bernhard Rothen in der letz-ten Ausgabe. Ich begrüsse es, dass Sie sich nicht damit begnügt haben, den Koran zu verteufeln, sondern je-mandem eine Plattform gaben, der sich ohne ideologische Scheuklap-pen (aber mit einer klaren christli-chen Grundhaltung) mit dem Koran beschäftigt. Das ist ein wichtiger Bei-trag zur Meinungsbildung.ADRIAN HARTMANN, Uster

Schönes im Islam«idea Spektrum» Nr. 20 – Bibel und Koran: Interview mit Pfarrer Bernhard Rothen sowie weitere Artikel zum Islam Im letzten Herbst fuhren wir in den Ferien mit unserer Reisegruppe eines Abends im Bus. Es war schon dun-kel geworden. Eine wunderschöne Mondsichel war durch die Scheibe des Cars am Nachthimmel zu sehen – zunehmender Mond. Meine Gedan-ken schweif ten hin und her und blie-ben bei den Muslimen hängen. Die Mondsichel ist ja für sie das Zeichen ihrer Religion, das «Logo» des Islam. Eigentlich drückt die Mondsichel das Wesen des Islam treffend aus. Es gibt Schö nes, Leuchtendes, Positives im Islam. Doch im Zentrum ist es finster

– Mohammed war ein Krieger. Gegen Ende seines Lebens hat er viel Ge-walt, Zwang und Unterdrückung ge-predigt und in den Koran ge bracht. Leuchtend positiv ist aber zum Bei-spiel der Aufruf, Waisen und anderen Benachteiligten zu helfen, wie es in Vers 177 der 2. Sure heisst: «Fröm-migkeit besteht darin, dass man an Gott, den Jüngsten Tag, die Engel, das Buch und die Propheten glaubt, dass man, aus Liebe zu Ihm, den Ver-wandten, den Waisen, den Be dürf-tigen, dem Reisenden und den Bett-lern Geld zukommen lässt und (es) für den Los kauf der Sklaven und Gefan-genen (ausgibt) …» Diese Solidarität ist übernommen von den Juden (Altes Testament) und den Christen (Neues Testament). In Jere mia 22,3 heisst es: «So spricht der Herr: Übt Recht und Ge rech tig keit und befreit den Beraub-ten aus der Hand des Unterdrückers! Und den Frem den, die Waise und die Witwe unterdrückt und ver gewaltigt nicht und vergiesst nicht unschul di-ges Blut an diesem Ort!» Und in Jako-bus 1,27 lesen wir: «Ein reiner und un-befleckter Gottesdienst vor Gott und dem Vater ist dieser: Waisen und Wit-wen in ihrer Bedrängnis zu besu chen, sich selbst von der Welt unbefleckt zu erhalten!» Was im Isalm schön und leuchtend und positiv ist, kommt aus der Bibel, genauso wie das Licht der Mondsichel von der Sonne kommt.GEORG E. RADECKE, Winterthur

Militante Haltung«idea Spektrum» Nr. 20 – Leserbrief: «Affen und Schweine»Lieber Daniel Zingg, ich bin irritiert, dass «idea Spektrum» deinen Beitrag abgedruckt hat. Ich empfinde deine Ausdrucksweise als pauschalisierend und fahrlässig. Spätestens beim men-schenverachtenden Luther-Zitat hät-test du dich zurückhalten müssen. Deine militante Haltung dient we-der dem Dialog mit fortschrittlichen Muslimen noch der Annäherung oder dem gegenseitigen Verständ-nis. Deine Worte vertiefen Gräben, Vorurteile und Ressentiments. ANDRE KESPER, Winterthur

Wichtige Diskussion«idea Spektrum» Nr. 20 – «Ich bin evangelikal! Wo ist das Problem?»Im Interview geht Rolf Hille unter anderem auf die historisch-kriti-sche Erforschung der Bibel und die sich daraus ergebenden Folgen für das kirchliche Leben ein. Im Blog «Atheist Media Blog» ist im Beitrag «Evangelikaler Theologe: Historisch-kritische Methode ist atheistisch» ausgehend von Rolf Hilles Ausfüh-rungen zur historisch-kritischen Me-thode eine Diskussion zu den philo-sophischen Grundlagen derselben zu finden.PATRICK SELE, Vaduz

Sunday-BreakSonntagmorgen. Oft schlendere ich so gegen 7 Uhr in den Wintergar-ten, frisch geduscht, bepackt mit Bibel und Zeitungen, oft noch mit einigen Akten. Kaffee schlürfend geniesse ich die Ruhe. Gegen 8 Uhr stresst gelegentlich einer der Jüng-linge vorbei, bittet mich, auch seine Tasse wegzuräumen, da er in der Gottesdienst-Band mitspiele und zur Probe müsse. Karin, meine Frau, kommt etwa um 8.30 Uhr. Gelegentlich stösst noch der eine oder andere unserer drei Teenager zum Frühstückstisch. Um 9.15 Uhr gehts Richtung EMK-Kapelle, zwei Strassen weiter. Beim Rausgehen rufe ich den Kids noch zu, pünkt-lich zu erscheinen. Einer wird jetzt blitzartig aus dem Bett springen. Während des ersten Songs setzt er sich mit vom Kissen gezeichneter Frisur zwischen andere Jugendliche in eine der vordersten Reihen.

Ein ganz gewöhnlicher Sonntag, geprägt von Austausch, Begegnun-gen, einem gemeinsamen Spiel, einem Spaziergang, Lesen in Dossiers, Verarbeiten aufgestauter Post oder auch mal Schreiben einer Kolumne. Ich bin dankbar für den Sonntag. Kein Briefträger bringt neue Akten, niemand geht Einkau-fen, das Telefon klingelt kaum, und der Garten bleibt, wie er ist.

Am 3. Mai stimmte der National-rat einer parlamentarischen Initi-ative aus den Reihen der FDP mit 105 zu 73 Stimmen zu: Tankstel-lenshops sollen auch in der Nacht und am Sonntag ihr ganzes Sorti-ment verkaufen können. Nicht nur die Gewerkschaften laufen Sturm. Nebst vielen Ladenbesitzern setzten sich bisher auch die Christen zur Wehr gegen die Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten. Und mit Er-folg! Korrigiert der Ständerat nicht den «Fehlentscheid», muss erneut an der Urne die Nacht- und Sonn-

tagsruhe ver-teidigt werden. Sunday-Break – eine Erfindung Gottes!PHILIPP

HADORN

Der Autor ist Nationalrat der SP, Gewerk-schafter und wohnt mit seiner Frau und den drei Söhnen in Gerlafingen SO.

PODIUM

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Bild: Peter Schmid

TÄUFERKONFERENZ Wer tritt in Konflikten zwischen die Parteien und hebt Ausgrenzung auf? Mennoniten setzen auf Gewaltlosigkeit und darauf, dass der Andere seine Geschichte erzählen kann. Am Auffahrtswochenende liess sich die Europakonferenz der täuferischen Freikirche im Emmental von der Bibel und Mut machenden Erfahrungen inspirieren.

Einander die Hände reichen und Frieden stiften

Das Motto der Konferenz «Hän-de reichen über Grenzen» nahm die Akzente auf, die die Freikirche mit ihrem Eintreten für Gewalt-losigkeit, mit Friedensarbeit und Nothilfe seit Generationen setzt. Das Motto wurde auch missional ausgedeutscht: «Gottes Geschich-te mit den Menschen ist eine sei-nes Händereichens über Grenzen hinweg», hiess es in der Einleitung zum Plenum am Freitagvormit-tag. «Gott bezieht uns ein. Durch uns will er den Menschen Hände reichen.»

Vielsprachiger DialogDie Täufer pflegen den interna-tionalen Charakter ihrer Bewe-gung, Ergebnis der Verfolgung der frühen Neuzeit, mit gros-sen, vielsprachigen Austausch-Foren. Zum dritten Mal waren

die Mennoniten des Kontinents zu Gast in der Schweiz. Die 9. Mennonitische Europäische Re-gionalkonferenz (MERK 2012) in Sumiswald bei Bern am Himmel-fahrtswochenende wurde von 640 Dauerteilnehmenden besucht, zwei Drittel von ihnen aus dem Ausland, vornehmlich Deutsche, Holländer und Franzosen.

Der Wahrheit begegnenWie können die europäischen Mennoniten mit wenigen, klei-nen, teils schrumpfenden Gemein-den gesellschaftlich wirken und über Mauern und Grenzen hin-weg Begegnung ermöglichen? Den Weg wies die Strassburger Pastorin Anne-Cathy Graber, die das Ge-spräch von Jesus mit der samarita-nischen Frau beziehungsreich aus-legte (vergleiche Johannes 4). Jesus sei müde gewesen und habe sich wie ein Bedürftiger verhalten, sagte Graber – und dies gegenüber einer Fremden, einer Heidin. «Er scheu-te sich nicht, sich von dieser Frau abhängig zu machen. Damit zeigt er uns, dass wir nicht warten sollen, bis die Bedingungen ideal sind für eine Grenzüberschreitung.»Auf die Frage der Frau, wie denn Jesus als Jude sie um Wasser bit-ten könne, antwortete er offensiv. Graber: «Er will sich nicht vor Unreinheit schützen, indem er Grenzen und Mauern errichtet, sondern er vermittelt Leben.»

Nicht die Unreinheit, sondern die Heiligkeit Gottes, die Kraft des Lebens in Christus, seien da an-steckend, betonte die Theologin. Jesus habe sich in der Folge auch der dunklen Seite der Existenz der Samaritanerin zugewandt. «Christus begegnen bedeutet, dass wir der Wahrheit über unser Leben begegnen – einer Wahrheit, die wiederherstellt und neue Be-ziehungen ermöglicht.»

Vom Neben- zum MiteinanderDie Reformierten hierzulande haben sich in den letzten Jahren der Täuferverfolgung des 16. bis 18. Jahrhunderts gestellt, bei der sie mitwirkten. Derweil gingen mennonitische Fachleute daran, die Geschichte des Täufertums seit 1850 aus globaler Perspektive darzustellen; 1851 reiste der erste Mennonitenmissionar nach In-donesien. Fünf Kontinentalbän-de, von Historikerteams erstellt und mit zahlreichen Geschich-ten («oral history») angereichert, erscheinen auf Englisch und in

Übersetzungen. Hanspeter Jecker, Neal Blough und Alle Hoekema erläuterten in einem Workshop, wie sie für den Europa-Band mit national(istisch) gefärbten Sicht-weisen rangen. Eine deutliche Mehrheit der Men-noniten lebt heute ausserhalb der westlichen Länder. Von dort migrieren manche nach Europa und beleben die alteingesessenen Gemeinschaften. In Paris und Bar-celona erfolgten Neugründungen von Gemeinden. Hanspeter Jecker vom Ausbildungs- und Tagungs-zentrum Bienenberg bei Liestal bezog täuferische Identität auf Ge-schichte: «Wenn wir ein weltweiter Leib sind, gehört das Wissen über Geschichte in Afrika auch für eu-ropäische Mennoniten dazu.»

Bewegendes aus aller WeltDie Spannungen zwischen ver-folgten Berner Täufern und hol-ländischen Mennoniten nach 1700 brachte Jecker am Freitag-abend auf die grosse Bühne, indem er den damaligen Täufer-lehrer Hans Bürki mimte. Die Holländer, in Freiheit lebend, wollten die Berner freikaufen, doch Bürki und andere, einge-kerkert und verbannt, kehrten zurück und riskierten Kopf und Kragen, um den geistlich suchenden Menschen in ihrer Heimat weiter zu dienen. Den Höhepunkt des Abends bilde-te der Bericht von Daniel und Joji Pantoja. Das Paar aus den Philippinen, das in Nordame-rika die mennonitische Frie-denstheologie kennenlernte, hat nach jahrzehntelangem Konflikt mit muslimischen Rebellen auf Mindanao Gespräche ermöglicht und Verständigung angebahnt.PETER SCHMID

Harte Zeiten: Der Historiker Hanspeter Jecker mimt den Emmentaler Täuferlehrer Hans Bürki, der vor 300 Jahren gelebt hat.

Mennoniten-Konferenzen in der SchweizIm Anschluss an die MERK 2012 tref-fen sich 120 Vertreter aus 50 Ländern zur Mennonitischen Weltkonferenz im Emmentaler Dorf Sumiswald. Und vom 28. bis 30. Mai schliess- lich finden auf St. Chrischona die

2. bilateralen Dialoggespräche zwi-schen mennonitischen Theologen und den Siebenten-Tags-Adventis-ten statt.

www.merk2012.ch

Impressum Idea SchweizHerausgeber: Idea Information AG, 4410 LiestalVerwaltungsrat: Heiner Henny, Präsident; Sam Moser, Stellvertreter; Paul Beyeler, Hans Lendi, Hansjörg Leutwyler, Hanspeter SchmutzIdeelle Trägerschaft: Schweizerische Evange-lische Allianz (SEA), Verband Evangelischer Freikirchen und Gemeinden (VFG), Arbeits-gemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM)Redaktion: Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp,Tel. 031 818 01 44, Fax 031 819 71 60E-Mail: [email protected]: www.ideaschweiz.chChefredaktor: Andrea VonlanthenBüro: Bahnhofstr. 65, 9320 ArbonTel. 071 446 70 02, Fax 071 446 74 88E-Mail: [email protected]: Thomas FeuzErweitertes Team: Esther Reutimann, Christian Bachmann, Mirjam Fisch-KöhlerPraktikum: Christof Bauernfeind Kundenberatung Anzeigen: Jordi AG – das Medienhaus, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 17, Fax 031 819 38 54E-Mail: [email protected]: Jordi AG – das Medienhaus,Franziska Schüller, Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp, Tel. 031 818 01 20, Fax 031 819 38 54E-Mail: [email protected]: Jahresabo Fr. 145.–, Seniorenabo Fr. 117.–, Halbjahresabo Fr. 77.–. Das Abo ist unter Einhaltung einer vierwöchigen Frist jeweils zum Bezugsende kündbar.Konto: PC-Konto 40-788586-4Idea Information AG, 4410 LiestalLayout/Druck/Versand:Jordi AG – das Medienhaus,Aemmenmattstr. 22, 3123 Belpwww.jordibelp.ch

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Bilder: idea/tf, zvg

FREIWILLIGE BETREUUNG Im «Café International» in Uetendorf bei Thun gibt es keine Speisekarte. Hier werden Asylsuchende regelmässig zu Gespräch und Spiel eingeladen.

Ein «Glas Wasser» öffnet Herzenstüren

«Die Ankündigung im Dezem-ber 2011, dass 50 Asylanten nach Uetendorf kommen, sorgte für gemischte Reaktionen», erinnert sich Fritz Gugger. Dann traf eine zentrale Aussage der Weihnachts-predigt sein Herz: «Und es war kein Raum in der Herberge.» Der 73-Jährige hat Mitglieder von an-deren christlichen Gemeinden am Ort kontaktiert. Und staunte über die grosse Bereitschaft, «etwas» zu machen. «Wir sind überzeugt, dass wir diesen Menschen als Christen begegnen müssen», betont er.

Niemand sonst könnte das tunSeit Anfang Jahr treffen sich am Mittwochnachmittag rund 30 Menschen dunkler Hautfarbe im «Café International». Ein Team von Freiwilligen hat ein Zvieri vorbereitet und nimmt sich Zeit für das ungezwungene Zusam-mensein bei Gespräch und Spiel. «Wir wollen diesen Menschen nach biblischem Vorbild ‹ein Glas Wasser› geben, ihnen unsere Auf-merksamkeit und Liebe zeigen»,

beschreibt Fritz Gugger das An-liegen. Das Angebot von kosten-loser Literatur in verschiedenen Sprachen wird von den Gästen geschätzt.Die Aktion wurde mit dem ver-antwortlichen Betreuer der Asyl-suchenden abgesprochen. Dieser meinte zu Fritz Gugger: «Sie ma-chen etwas, das die professionelle

Betreuung nicht tun kann.» Was aus der Aktion wird, ist offen. Vor-aussichtlich im Juni werden die Asylsuchenden ihr jetziges Domi-zil verlassen. Bis dahin macht das Freiwilligenteam in Uetendorf weiter. Guggers Weihnachtserleb-nis hat auch in den Herzen von Mitchristen etwas bewegt.THOMAS FEUZ

«Der Heilige Geist wirkt unter und an allen Menschen.»

Den Heiligen Geist neu entdecken

«Theologie und Kirche, Pastoren und Gemeindeglieder, Doktoren und ehrenamtliche Mitarbei-tende bedürfen der Führung des Heiligen Geistes», betont IGW-Rektor Fritz Peyer-Müller. Das Thema Heiliger Geist werde so-wohl in der Theologie als auch in der Gemeindepraxis oft zu wenig beachtet. Die «13 Thesen zur mis-sionalen Pneumatologie» wollen einen Beitrag dazu leisten, «die Tat, Kraft und Dynamik des Hei-ligen Geistes in Leben und Lehre neu zu entdecken», so Peyer.

Aktiv handelnd und göttlichEine Vernachlässigung der Lehre vom Heiligen Geist führe zu theo-logischen Einseitigkeiten, heisst es etwa in den Thesen. Der Heilige Geist sei als dritte Person der Drei-

einigkeit «ebenso aktiv handelnd und göttlich wie der Vater und der Sohn». Der Heilige Geist offenba-re «das Wesen und Werk Gottes», durch ihn gewinne «die missiona-rische Kirche immer wieder neu ihre Identität und Kraft». Die Wirkung des Geistes sei aber nicht an die «Präsenz der Kirche» ge-bunden. «Der Heilige Geist wirkt unter und an allen Menschen» und schaffe dadurch die Voraus-setzung für das Erlösungshandeln Gottes. Die Thesen wurden im Rahmen des «IGW-Think-Tanks» im Januar 2012 formuliert. Sie basieren auf einer Vorarbeit von Heinrich Christian Rust, Matthi-as Wenk und Urs Schmid.CHRISTOF BAUERNFEIND

www.igw.edu/downloads/

THEOLOGIE An Pfingsten feiert die Gemeinde die Ausgiessung des Heiligen Geistes. Das Institut für Gemeindebau und Weltmission (IGW) hat 13 Thesen zum Thema aufgestellt.

«Café International»: In der farbigen Strickjacke Initiator Fritz Gugger.

JOURNALAus VEBV wird IG EBVDer Evangelische Buchhandel macht mobil: Mit grosser Mehrheit beschlossen die Verbandsmitglie-der eine Umwandlung in die «Inte-ressengemeinschaft Evangelischer Buchhandlungen und Verlage» (IG EBV). Künftig können auch Privat-personen, Organisationen und Fir-men, die nicht direkt im Buchhan-del tätig sind, an den Treffen der IG EBV teilnehmen. Eingeladen sind alle, denen die flächendeckende Versorgung und Verbreitung christ-licher Bücher und Bibeln ein Anlie-gen ist. (idea)

Für die KirchensteuerIm Blick auf die kantonale Ab-stimmung über die Kirchensteu-er lancieren die beiden Zürcher Landeskirchen gemeinsam eine Kampagne. Die Initiative der Zür-cher Jungfreisinnigen fordert die Abschaffung der Kirchensteuer für Unternehmen, was Mindereinnah-men von 100 Millionen Franken bedeuten würde. Kirchensteuern werden im Kanton Zürich nicht für kultische, sondern insbesonde-re für soziale Zwecke eingesetzt. (idea)

Gebetsreise im Kanton Uri16 Christen aus sieben Kantonen verbrachten das Auffahrtswochen-ende in der Fürbitte für den Kanton Uri. Das Programm umfasste Wan-derung, Biketour, Sozialeinsatz, Umfragen und eine Gebetsnacht, die von Teilnehmern aus allen drei Freikirchen des Kantons besucht wurde. Die Gebetsreise wurde von «Vision Schweiz», der Inland-mission der Freien Evangelischen Gemeinden, durchgeführt. (idea) www.feg-altdorf.ch

Kirchliche LeistungenDie Landeskirchen der beiden Ap-penzeller Kantone erbringen im gesellschaftlich-sozialen Bereich Leistungen von vier Millionen Fran-ken jährlich. Das geht aus einer Stu-die der Fachhochschule St. Gallen zur Erhebung und Bewertung der kirchlichen Leistungen hervor. Zu den rund 90 Vollzeitstellen kommt die ehrenamtliche Tätigkeit mit 12 700 Arbeitstagen pro Jahr. Das Angebot könne nur durch ein noch grösseres ehrenamtliches Enga-gement aufrechterhalten werden, teilt die Agentur ref.ch mit. (idea)

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14 Pu bli rePortage

Nachhaltige Hilfe.Durch Arbeitslosigkeit und feh-lende staatliche Unterstützung werden zahlreiche Eltern in Ost-europa zur Auswanderung ge-zwungen. Allein in Moldawien vegetieren heute Zehntausende von ihren Eltern im Stich gelasse-ne Kinder dahin, ihrem Schicksal überlassen.

Die Stiftung Pro Adelphos ist der Schweizer Zweig des internati-onal tätigen Hilfswerks Mission Without Borders. Wir sind in ein funktionierendes, eingespieltes Netzwerk eingebunden. Seit 50 Jahren kümmern wir uns in den verarmten Ländern Osteuropas um die Ärmsten.

Unsere erfahrenen Mitarbeiter vor Ort erbringen unspektakulä-re, nachhaltige Hilfe. Sie ist seit jeher darauf angelegt, die grösste Not unverzüglich zu lindern und danach die Menschen Schritt für Schritt in ein unabhängiges Leben zu führen. Dank jahrzehntelan-ger Erfahrung ist es uns möglich, selbst in ausweglos scheinenden Situationen gangbare Wege zu finden.

In einer ersten Phase decken wir vor allem Grundbedürfnisse ab, bringen Grundnahrungsmittel, Hygieneartikel und Kleider und leisten medizinische Versorgung. Wo nötig, besorgen wir Seh-hilfen und finanzieren Augen-operationen. Auch dringendsten Unterhalt an Wohnungen, wie Reparatur von Fenstern, Wasser-leitungen und anderem, lassen wir ausführen.

Anlässlich der periodischen Be-suche durch unsere Mitarbeiter werden alle Lebensfragen be-sprochen. Seelischer Beistand und moralische Unterstützung sind das Rückgrat jeglicher Hilfe

zur Selbsthilfe. Wir führen die ver-einsamten Menschen aus ihrer Isolation heraus und lehren sie, sich wieder in die Gesellschaft zu integrieren. Dies in Zusammen-arbeit mit den lokalen Behörden und Seite an Seite mit ausge-wählten Kirchgemeinden. Deren zahlreiche freiwillige Mitarbeiter bilden wir für die verschiedensten Aufgaben sorgfältig aus und be-gleiten sie auch in ihrer Arbeit.

In den Gemeinschaftszentren be-treuen wir besonders gefährdete Menschengruppen allen Alters: abgesonderte Betagte, in Elend geratene Familien, Behinderte, Kriegsgeschädigte, vor allem aber sehr viele verstossene Kinder. Ihnen fehlt es an allem, auch an grundlegendem Wissen über das Leben: Selbstannahme, Vertrau-en, Umgang mit anderen, Über-nahme von Verantwortung.

Dank der Ergänzung unserer Ar-beit durch die freiwilligen Mitar-beiter der Kirchgemeinden wird jeder Spenderfranken aufgewer-tet.

So können Sie unseren Auftrag zu Ihrer Mission machen: Mittels einer spontanen Spende, durch eine Familien- oder Kinderpaten-schaft mit direkter Beziehung zu den Unterstützten oder mittels einer Patenschaft für ein Gemein-schaftszentrum ohne direkte Be-ziehung.

Dank Ihnen.

zur Selbsthilfe. Wir führen die ver-

Stiftung Pro AdelphosPalmstrasse 168400 Winterthur

Telefon 052 233 59 00Fax 052 233 59 07

E-Mail [email protected] www.proadelphos.chPC-Konto 60-12948-7Spenden per SMS: PALG 50 an Nummer 339

UNSER AUFTRAG – IHRE MISSION

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en t w ic k lu ngsh i lf e 15

Die Autorin ist Nationalrätin der EVP und wohnt in Winterthur.

Bilder: zvg

HILFE ZUR SELBSTHILFE Die Medien vermitteln uns täglich Bilder und Eindrücke des Leidens und Sterbens. Wer hilft jenen Menschen, die zwar ein Stück Land besitzen, aber weder Wissen noch Geld zum Aufbau einer eigenen Existenz haben? Das Rezept der Stiftung Pro Adelphos heisst: Starthilfe zu einem kleinen Landwirtschaftsbetrieb.

«Mini-Farmen» als grosse Hoffnung für den Osten

«Vielen Familien in Osteuropa wird vom Staat ein Stück Land zu-gewiesen», erklärt Franz Michel. «Trotzdem leiden diese Menschen bittere Not, weil ihnen die Mittel zum zweckmässigen Bearbeiten des Landes einfach fehlen.» Der 59-Jährige ist seit anderthalb Jah-ren Geschäftsleiter der Stiftung Pro Adelphos in Winterthur. Das christliche Hilfswerk für Osteuro-pa ist Teil des international täti-gen Hilfswerks «Mission Without Borders» (Mission ohne Gren-zen). Seit mehr als 50 Jahren ist «Mission Without Borders» unter den ärmsten Menschen der ver-armten Länder Osteuropas tätig.

Grenzenlose Not – trotz BesitzDie Praxis der staatlich organisier-ten Umsiedlungen von ganzen Bevölkerungsgruppen während des Kommunismus war häu-fig mit der Vergabe eines Stück Lands verbunden, das die neuen «Besitzer» nach ihrem Ermessen bewirtschaften konnten. Das je-doch stellte sich immer wieder als grosses Problem heraus. Noch schwerwiegender ist ein Phäno-men der Neuzeit: Infolge Arbeits-losigkeit und fehlender staatli-cher Unterstützung wandern zahlreiche Erwachsene aus Ost-europa aus. «Allein in Moldawien vegetieren heute Zehntausende von ihren Eltern im Stich gelasse-ne Kinder dahin, ihrem Schicksal überlassen», weiss Franz Michel.

Kuh ist unerschwinglichPeter Schöni, Verantwortlicher bei Pro Adelphos für Material-spenden, sagt: «Zahlreiche Fami-lien haben zwar ein Stück Land, aber kein Geld, um eine kleine Scheune zu bauen oder ein paar Hühner oder Kaninchen zu kau-fen. Ein eigenes Schwein oder eine Kuh sind meist unerschwinglich. Die meisten können sich auch kei-ne Samen leisten und auch nicht einfache Werkzeuge, um den Bo-den zu bebauen.» Der 33-Jährige kennt die Situation aus zahlrei-chen Berichten vor Ort. Immer wieder durften diese erleben, wie eine bescheidene Anstossfinan-

zierung Früchte trug – in Garten und Feld, aber auch in den Her-zen der Empfängerfamilien.

Damit der Start gelingen kannWie geht «Mission Without Bor-ders» vor? «In einer ersten Phase werden die Grundbedürfnisse abgedeckt», erklärt Peter Schöni. «Wir versorgen die Menschen mit Grundnahrungsmitteln, Hygie-neartikeln und Kleidern. Wo nö-tig, leisten wir medizinische Ver-sorgung, besorgen Sehhilfen oder finanzieren Augenoperationen.» In dieser Phase werden auch Un-terhaltsarbeiten an Wohnungen erledigt, beispielsweise das Aus-wechseln kaputter Fensterschei-ben oder das Reparieren defekter Wasserleitungen.Mitarbeiter vor Ort entwickeln mit jeder Familie einen Plan, wie ihre Ziele erreicht werden kön-

nen. Dabei steht nicht die Abde-ckung der dringendsten Nöte im Vordergrund, sondern der länger-fristige Anstoss zu Hoffnung und Menschenwürde.«Mit einem Startkapital von rund 4000 Franken für den Aufbau ei-ner ‹Mini-Farm› können wir für eine Familie das Notwendigste anschaffen. Dazu gehören Bau-material, Werkzeuge, einige Hüh-ner und Bienen, ein Schwein oder eine Kuh. Wir leiten die Famili-

en an und begleiten sie mit un-serem Rat auf ihrem Weg in die Eigenständigkeit.» Bei den peri-odischen Besprechungen werden offene Fragen beantwortet, Er-fahrungen und Anregungen ver-mittelt. Auch moralische Unter-stützung und seelischer Beistand gehören zum Angebot.Das Hilfswerk Pro Adelphos ist in enger Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden mit ausge-wählten Kirchgemeinden aktiv. Freiwillige Mitarbeitende werden für die verschiedensten Aufgaben ausgebildet und in ihrer Arbeit begleitet.

Eine gute Saat geht auf«Die Resultate sind ermutigend. Die von uns unterstützten Notlei-denden lernen ihr Überleben als Selbstversorger sicherzustellen. Wir verhelfen diesen Menschen nicht nur zu einer sinnvollen Arbeit, sondern auch zur Selbst-annahme und zu neuem Lebens-mut. Sie werden ermutigt, Verant-wortung für ihre Mitmenschen und die Gesellschaft zu überneh-men», sagt Franz Michel. «Jeder einzelne Einsatz ist ein Säen auf Hoffnung», ergänzt Peter Schöni. Die Mitarbeitenden bei Pro Adel-phos bleiben ihrer Aufgabe, ihrer Mission, treu. Unspektakulär und nachhaltig.THOMAS FEUZ

Das ist die Starthilfe Das Projekt von Pro Adelphos hilft den Bedürftigen mit Rat und Tat. Die Hilfe zum Aufbau einer kleinen Landwirtschaft besteht aus: Bau-material für Stall, Treibhaus und kleine Scheune, landwirtschaftli-che Geräte, einige Bienenstöcke und die Ausbildung zum Imker, mehrere Hühner als Grundlage für den Neubeginn und ein beschei-denes Einkommen sowie, je nach Situation, einige Schweine oder eine Kuh. Nachdem die erste Not gelindert ist, werden die Menschen Schritt für Schritt in ein unabhängi-ges Leben geführt.

www.proadelphos.ch

Emsig werden wie die Bienen: Die Hilfe von Pro Adelphos verhilft vielen Familien zu einem bescheidenen Grundeinkommen, Hoffnung und Menschenwürde.

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Für die Dritte Welt werden dringend christliche Fachkräfte gesucht, zum Bei-

spiel Agrarexperten, Lehrer, Mediziner und Sozialpädagogen. Das wurde auf der Kon-ferenz für Weltmission an Christi Himmel-fahrt in Stuttgart geäußert. Veranstalter waren die evangelischen Organisationen „Christliche Fachkräfte International“ (CFI), „Hilfe für Brüder International“ und „Co-Workers International“ (alle Stuttgart). Wie der Leiter der drei Werke, Ulrich Wein-hold, gegenüber idea sagte, biete allein

CFI 24 offene Stellen an. Außerdem lägen 30 weitere Bitten von Kirchen vor, Fach-kräfte zu entsenden. So werde dringend ein Deutschlehrer gesucht, um an einer chinesischen Universität in der Inneren Mongolei Germanistik zu unterrichten und zugleich bei der Übersetzung der Bibel in die mongolische Sprache zu helfen. Das Neue Testament sei gerade fertiggestellt worden. Mit staatlicher Erlaubnis könne es ungehindert verbreitet werden.

Mehr als eine Milliarde Chinesen landen in der Hölle, wenn …Dies sei eine wichtige Voraussetzung da-für, dass mehr Chinesen Christen werden. Offiziellen Angaben zufolge seien dies bis-her etwa 80 Millionen. Das bedeute aber auch, dass „mehr als eine Millarde Chinesen in der Hölle“ endeten, wenn sie nicht zum Glauben an Jesus Christus fänden. Weitere Deutschlehrer würden für die Christliche

Universität in der nordkoreanischen Haupt-stadt Pjöngjang benötigt. Im Osten der Demokratischen Republik Kongo warte ein Krankenhaus auf eine Hebamme, und in Haiti und Uganda brauche man Physiothe-rapeuten. Die Ausreise von Entwicklungs-helfern wird von „Christliche Fachkräfte International“ organisiert, für Personen im Rentenalter – Senior-Experten – ist „Co-Workers“ zuständig. Dieser Dienst vermit-telt auch Jugendliche zu einjährigen Einsät-zen, etwa als Bauhelfer oder Sprachlehrer.

Auch über 70-Jährige im EinsatzAm Schluss der Konferenz wurden 15 Entwicklungshelfer und 50 „Co-Workers“ ausgesandt. Zwei der in China und Malawi (Südostafrika) tätigen Senioren haben be-reits das 70. Lebensjahr überschritten.

Hoffnung in ÄgyptenWie der ägyptische Christ Bascha, der ein evangelikales Zentrum in Kairo leitet, auf der Konferenz be-richtete, haben die dortigen Kir-chen frühere Spannungen beige-legt und durch ein gemeinsames Auftreten an Ansehen gewonnen. In der Bevölkerung werde zu-nehmend wahrgenommen, dass Christen sich um Verletzte küm-merten, Hungrige speisten und die Hoffnung auf ein besseres Le-ben wachhielten. Zugleich stelle sich heraus, dass einige Führer

radikal-islamischer Parteien korrupt seien. So habe sich ein bekannter Salafist mit verbundenem Gesicht fotografieren lassen und behauptet, politische Gegner hätten ihn zusammengeschlagen. Doch ein Arzt einer christlichen Klinik habe Dokumente vorgelegt, aus denen hervorging, dass der Salafist eine Schönheitsoperation machen ließ. Durch solche Vorkommnisse verlören die Islamisten an Glaubwürdigkeit.

„Gott will die Not lindern“ – und zwar durch uns ChristenDer Direktor der österreichischen Bi-belschule Tauernhof, Hans Peter Royer (Schladming), sagte den Konferenzbesu-chern, sie sollten nicht in die Klage einstim-men, warum Gott Leid und Ungerechtigkeit zulasse, sondern sich stattdessen Gott zur Verfügung stellen: „Gott will die Not lindern – durch euch“. P

b www.gottes-liebe-weltweit.de 0711 210210

Christliche Fachkräfte gesucht – sogar für China und NordkoreaWELTMISSION 1.500 Interessierte informierten sich bei einer Konferenz für Weltmission in Stuttgart.

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Der Leiter dreier Werke, Ulrich Weinhold, spricht vor der Weltmissionskonferenz.

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NOTIERTFrankreich: Neuer Präsident mit evangelischen WurzelnDer neue französische Präsident Franςois Hollande soll protestantische Wurzeln haben, heißt es in einer letzte Woche in Frankreich erschienenen Biografie des Sozialisten. Laut Autor Serge Raffy seien Hollandes Vorfahren im 16. Jahrhundert vor der Verfolgung durch Katholiken aus den Niederlanden geflüchtet, wur-den dann später aber selbst katholisch. Vater und Mutter des 1954 geborenen Präsidenten sind jedenfalls Katholiken. Während der Vater politisch auf äußerst rechtem Flügel aktiv ist, sieht sich die Mutter als Sozialistin. Der Vater schickte seinen Sohn auf eine katholische Privatschule. Dieser sagte Ende des Jahres gegenüber einer katholischen Zeitschrift: „Ich praktiziere keine Religion, aber ich achte alle Konfessionen. Meine Konfession ist es, keine zu haben.“

Elsass: Jesus-Marsch Rund 1.000 Christen aus Frankreich und Südwestdeutschland haben mit einem „Marsch für Jesus“ durch Straßburg ein Zeugnis für den christlichen Glauben ab-gelegt. Auf Transparenten zeigten die Teil-nehmer Jesus-Worte aus der Bergpredigt. Vor dem Europarat und an zentralen Orten in der Innenstadt beteten sie für die EU und ihre Politiker. Der Zug wurde von 5 Last-wagen begleitet, auf denen Musikgruppen christliche Lieder spielten. Nach Angaben des Präsidenten des Organisationskomi-tees, Daniel Rivaud, gehörten die Teilneh-mer überwiegend evangelikalen Gemein-den an, aber auch Lutheraner, Reformierte und Katholiken hätten sich beteiligt.

b www.marchepourjesus.org

Zu Kritik hat geführt, dass eine Islamkri-tikerin aus der ARD-Sendung „Menschen

bei Maischberger“ am 15. Mai ausgeladen wurde. Sie befasste sich mit dem Thema „Die Salafisten kommen: Gehört dieser Is-lam zu Deutschland?“. Zu den Studiogästen gehörte auch der radikal-islamische Salafist Imam Scheich Hassan Dabbagh (Leipzig). Ursprünglich sollte als Gegenpart die vom Islam zum Christentum übergetretene

Sabatina James mit-wirken. Sie wurde jedoch vor der Sen-dung ausgeladen. James sagte gegen-über idea: „Ich erhielt am Wochenende einen Anruf der Re-daktion, in dem man mir mitteilte, ich sei für die Sendung nicht mehr vorgesehen. Man wolle die Runde ‚politischer‘ gestalten und da passe meine Geschichte nicht hinein.“ James hält diese Begründung für eine Aus-rede. Tatsächlich hätten die Verantwort-lichen ein Problem mit ihrer Kritik am Islam. James warnt seit Jahren vor der Religion, die in ihren Augen nur Unterdrückung bedeute: „Doch diese Meinung ist nicht gewünscht. In der Sendung war niemand, der ein islamis-tisches Regime erlebt hat oder Erfahrungen mit dem Wahhabismus hat.“ Sie sollte als junges Mädchen in Pakistan zwangsverhei-ratet werden. Doch sie konnte fliehen und wurde Christ. Seitdem lebt sie aufgrund von Morddrohungen an verdeckten Orten. Die Redaktion der Sendung „Menschen bei Maischberger“ gab seit 14. Mai trotz mehr-maliger Anfragen seitens idea keine Stel-lungnahme zu der Frage ab, warum James ausgeladen wurde.

Scharfe Kritik der CDU/CSU MenschenrechtssprecherinDie Sprecherin der CDU/CSU-Bundes-tagsfraktion für Menschenrechte und Hu-manitäre Hilfe, Erika Steinbach (Frankfurt am Main), sagte auf idea-Anfrage: „Durch gezielte Denunziation ist es den Sala-fisten gelungen, eine ihrer argumentativ stärks ten Gegnerinnen aus der Sendung fernzuhalten. Die Methode islamistischer Propaganda, Islamkritiker durch Verbrei-tung von Lügen zu diskreditieren, funktio-niert.“ Steinbach mahnt: „Das sollte uns mehr als nur eine Warnung sein. Auf diese Weise wird unsere Meinungsfreiheit unter-wandert, Andersgläubige werden gezielt mundtot gemacht.“ P

Islamist darf auftreten, Islamopfer nichtMEDIEN Die ARD-Sendung „Menschen bei Maischberger“ lud eine Islamkritikerin aus. Dagegen konnte ein Salafist reden.

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Von den kriegerischen Auseinanderset-zungen im westafrikanischen Mali sind

auch evangelikale Missionswerke betrof-fen. Am 22. März hatte das Militär gegen den Präsidenten Amadou Toumani Touré geputscht. Begründung: Die Regierung sei unfähig, eine Rebellion im Norden des Landes zu beenden. Wenige Tage später brachten die Rebellen – darunter radikal-islamische Kämpfer der „Maghreb Al-Kaida“ – das nördliche Mali unter ihre Kontrolle. Das Missionswerk „Neues Leben Ghana“ (Fürth/Odenwald) musste deshalb in dem besetzten Gebiet drei Missionssta-tionen evakuieren. Geräumt wurden eine Bibelschule in Timbuktu und zwei Schulen in Bambara und Botha. Mit einem der letz-ten Lastkraftwagen seien Bibel- und In-ternatsschüler sowie etwa 30 Mitarbeiter in Sicherheit gebracht worden, berichtete

Missionsleiter Georg Stoll. Nach dem Fall Timbuktus sei es dort zu Morden an der Zivilbevölkerung gekommen. Nach Au-genzeugenberichten seien Menschen um-gebracht worden, weil sie sich nicht an die islamische Gesetzgebung, die Scharia, ge-halten hätten. Darunter seien zwei Frauen gewesen, die Hosen getragen hätten.

Allianz-Mission: AusgereistDie Allianz-Mission des (deutschen) Bundes Freier evangelischer Gemeinden hat ihre Mitarbeiter aus Sicherheitsgrün-den aus Mali abgezogen. Drei Familien seien nach Deutschland zurückgekehrt und eine halte sich im Nachbarland Burki-

na Faso auf, teilte Missionsleiter Erhard Mi-chel (Dietzhölztal/Mittelhessen) mit. Nach seinen Worten gibt es auch Schießereien in der Hauptstadt Bamako. Man hoffe, die Arbeit in Mali fortsetzen zu können. Nach Angaben der Hilfsorganisation „Caritas In-ternational“ verschlechtert sich im Norden die Sicherheitslage für die Zivilbevölke-rung immer mehr. Lokale Caritas-Partner berichteten von 284.0000 Flüchtlingen aus der Krisenregion. 177.000 seien in die Nachbarländer Niger, Algerien, Burkina Fa-so und Mauretanien geflohen. P

b www.nl-ghana.de • 06253 932357 www.allianz-mission.de • 02774 93140

Missionare mussten vor Islamisten in Westafrika fliehenMALI Missionswerke evakuieren Stationen im Norden des Landes – 284.000 Flüchtlinge

Mali14 Millionen BürgerMuslime 87,0 % Naturreligionen 10,0 % Christen 2,6 %

Es handelt sich um kultische Gegenstän-de, die der Archäologe Jossi Garfinkel in

der antiken Festung Elah in Khirbet Qeiyafa etwa 30 Kilometer südwestlich von Jerusa-lem ausgrub. Darunter sind drei Schreine, Opferkelche und Keramiken. Der an der He-bräischen Universität in Jerusalem lehren-de Professor datiert die Kultgegenstände in die Zeit von 1020 bis 980 vor Christus, in der laut Bibel David und Salomo regierten, und ordnet sie jüdischen Bräuchen zu. Dass in einem Gebäude zahlreiche Knochen von Schafen, Ziegen und Kühen gefunden wur-den, aber keine Überreste von Schweinen und auch keine menschlichen Abbilder, ist

für Garfinkel ein Beweis dafür, dass es sich um eine jüdische Festung handelte. Damit sei die Behauptung des Direktors des Ar-chäologischen Instituts der Universität Tel Aviv, Israel Finkelstein, widerlegt, dass es kein Großreich unter König David gegeben habe, so Garfinkel. Finkelstein betrachtet die biblischen Geschichten als mythologische Erzählungen mit der Begründung, dass es keine archäologischen Hinweise auf David und Salomo als mächtige Herrscher gebe. Wie der deutsche Journalist Ulrich Sahm (Jerusalem) in der „Jüdischen Allgemeinen“ schreibt, hätten die Erläuterungen Garfin-kels „recht überzeugend“ geklungen.

Es wäre toll …Nach Ansicht des deutschen Archäolo-gen Peter van der Veen (Schorndorf bei Stuttgart) wäre es „toll, wenn Garfinkel recht hätte“, weil dann der Streit um die geschichtliche Wahrheit biblischer Be-richte entschärft wäre. Allerdings wer-de Garfinkels Datierung von namhaften Wissenschaftlern bestritten, so van der Veen gegenüber idea. P

Neue Funde bestätigen die BibelISRAEL Neue Funde nahe Jerusalem sollen beweisen, dass Salomo und David über ein großes Reich herrschten – und damit die Bibel bestätigen.

Der Archäologe Jossi Garfinkel mit einem Artefakt aus der Zeit König Davids

Blick vom Dach der Bibelschule

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Weil Mitglieder der Partei Mohammed-Karikaturen gezeigt haben, fordert der

Islamist Yassin Chouka per Video: „Ihr solltet die Mitglieder von Pro NRW alle töten.“ Er ruft auch dazu auf, Journalisten zu ermorden. Sie hätten „unter dem Deckmantel der neutralen Berichterstattung“ wieder die Karikaturen veröffentlicht: „Auch dies dulden die Anhän-ger Mohammeds nicht!“ Der Generalbundes-anwalt ermittelt nun gegen den Islamisten wegen Anstiftung zu einer Straftat.

Islamexperte: Damit zeigt der Salafismus sein wahres GesichtDer Vorsitzende des Islam-Arbeitskreises der Deutschen Evangelischen Allianz, Ul-rich Neuenhausen (Bergneustadt bei Köln), sagte gegenüber idea, damit zeige der Salafismus sein wahres Gesicht. Laut Neu-enhausen – er ist im Hauptamt Leiter des Forums Wiedenest (früher Missionshaus Bi-belschule Wiedenest) – muss man den Ko-ran nicht zwangsläufig so auslegen, wie es die Salafisten tun. Allerdings sei dies ohne große Mühe möglich. Der Staat dürfe ge-

genüber einem gewalttätigen Islam nicht kapitulieren. Die Salafisten haben nach Schätzung des Verfassungsschutzes etwa 3.800 Anhänger in Deutschland. Sie treten für die absolute Geltung des islamischen Religionsgesetzes, der Scharia, ein.

Drohung mit TerroranschlägenGegen den Islamisten Chouka und seinen Bruder Mounir wird bereits seit längerem wegen der Mitgliedschaft in einer terro-

ristischen Vereinigung ermittelt. Sie wer-den mit internationalem Haftbefehl von deutschen und US-Behörden gesucht. Die Brüder hatten Deutschland 2007 verlas-sen und sich in Pakistan der Terrorgruppe „Islamische Bewegung Usbekistans“ ange-schlossen. In Video- und Audiobotschaften rufen sie immer häufiger zu Terroranschlä-gen in Deutschland auf. Per Internet sollen die Brüder mehrfach um Terrorkämpfer in Deutschland geworben haben. P

Islamisten: Journalisten und Rechte töten!TERROR Extremistische Muslime wollen in Deutschland offenbar zunehmend Schrecken verbreiten. Nach gewaltsamen Attacken radikal-islamischer Salafisten auf Polizisten bei Protesten gegen die Rechtsaußen-Partei „Pro NRW“ (die Abkürzung steht für Nordrhein-Westfalen) sorgt ein Mordaufruf für Entsetzen.

Eine Abbildung des islamistischen Aufrufs im Internet-Videodienst YouTube

1 Winterthur26. 5.: Pfingstkonzert mit „Afro Gospel“076 307 17 09 • www.afrogospel.ch

2 Aarau25.–27. 5.: Pfingstkonferenz der Freien Christengemeinde062 822 44 44 • www.fcgaarau.ch

3 Suhr27. 5., 19.30 Uhr: Pfingstkonzert mit Andrea und Albert Adams-Frey • 044 784 85 50www.profile-productions.ch

4 Männedorf26.–28. 5.: Pfingsttage mit Pfarrer Jakob Sturzenegger044 921 63 11 • www.bibelheim.ch

5 Reconvilier/Biel25.–27. 5.: Pfingstkonferenz der Gemeinde für Christus (vormals EBV) • 031 770 71 11 • www.gfc.ch

6 Oberägeri25.–28. 5.: Pfingsttage im Zentrum Ländli:„Pfingsten – Höhepunkt und Doppelpunkt“041 754 91 111 • www.laendli.ch

7 Amden/Walensee25.–28. 5.: Pfingsttagung „All meine Quellen sind in dir“055 611 23 33 – www.gebetshaus.ch

8 Bern25.–28. 5.: Pfingstkonferenz von Vineyard„The Presence of God – Kraftvolles Leben“mit Bill Johnson/USA und Martin Bühlmann031 327 12 00 • www.vineyard-konferenz.ch

9 Rasa (Tessin)25.–28. 5.: Pfingsttage • 091 798 13 91• www.camporasa.ch

Wohin zu Pfingsten?Eine Auswahl von protestantischen Treffen über das Pfingstwochenende (soweit idea mitgeteilt):

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Ist die charismatische Bewegung in einer Krise?

PRO Die charismatische Bewegung hat im Bereich der evangelischen Kirche an Dynamik eingebüßt. In

ihrer Anfangszeit war sie mit deutlich größerer Wirksam-keit verbunden; ebenso mit dem bemerkenswerten Ver-such, charismatische Erfahrungen in theologisch angemes-sener Weise zu refl ektieren.

Heute spielen Impulse der charismatischen Bewegung in der EKD kaum eine Rolle. Mit resonanzstarken eigenen Medien tritt die Geistliche Gemeinde-Erneuerung (GGE) nicht in Erscheinung. In ihren Anregungen für eine Anbe-tungskultur leidet die charismatische Bewegung gewisser-maßen an ihrem Erfolg: Junge Menschen schließen sich eher solchen Gruppen der Bewegung an, die kirchlich un-abhängig („nondenominational“) und durch einen starken Enthusiasmus geprägt sind. Wenn über die zukünftige Ge-stalt von Kirche gesprochen wird, spielen Perspektiven der

charismatischen Bewegung keine zentrale Rolle. Zudem hat die neocharismatische Bewegung das Erscheinungs-bild dessen, was charismatisch genannt wird, unübersicht-lich und diffus werden lassen: Verstand sich die charisma-tische Bewegung einst als „Therapieangebot“ für die Krise der Kirche in der Krise der Moderne, zeigt sich heute: Sie hat teil an dieser Krise, die nicht allein eine Mitglieder- oder Finanzkrise, sondern auch eine Orientierungs- und Identitätskrise ist.

Meines Erachtens sollte in dieser Situation der Mut be-wahrt werden, den eigenen Weg jenseits erlebnisorientier-ter und zeitgeistkonformer Trends zu suchen. Der Dienst theologischer Arbeit ist nicht zu unterschätzen. Das Anlie-gen einer geistlichen Erneuerung der Kirche ist wichtig. Die Bitte um das Kommen des Geistes gehört zusammen mit der Bitte um die Erneuerung der Kirche. P

KONTRA Zunächst einmal: Eine Krise ist per De-fi nition keine Katastrophe, sondern birgt

in sich die Chance einer Weiterentwicklung – wenn man sie nutzt. Zweitens gibt es sowieso nicht „die“ charismati-sche Bewegung und „die“ Charismatiker, sondern sehr unterschiedlich ausgerichtete Bewegungen und Personen – mit entsprechend unterschiedlichen Berufungen und Aufträgen: Es ist zu unterscheiden zwischen innerkirchli-chen Erneuerungsbewegungen und freien charismati-schen Gemeinden und Bewegungen. Vor diesem Hinter-grund und im Blick auf die innerkirchlichen Erneuerungs-bewegungen sage ich: Umbruch? Ja. Krise? Nein!

Frühere innerchristliche Grabenkämpfe sind überwun-den, und eine geistgewirkte Einheit zwischen Konfessio-nen wird immer normaler. Die Versöhnungswege in Ver-gangenheit und Gegenwart haben hier viel ermöglicht. Die

Haltung und Kultur des Lobpreises hat in vielen Gemein-den Einzug gehalten. Praktizierte Gabenvielfalt, verant-wortliches Gebet für Kranke, Glaubenskurse, Segnungs-gottesdienste, Hörendes Gebet, eine seriöse geistlich-theo-logische Beschäftigung mit ganz Israel – all das fi ndet zu-nehmend und unaufgeregt Verbreitung. Auch der Umgang mit außergewöhnlichen Gaben ist gereift – einzelne Ge-meinden und Gemeinschaften gehen diesen Weg.

Dennoch: Eine geistlich erneuerte Theologie und Kirche, die mutig von falschen Wegen umkehrt und sich dem Wirken des Heiligen Geistes öffnet – das steht noch aus. Dies empfi n-de ich aber nicht als Krise, sondern als bleibenden Auftrag charismatischer Bewegungen. Erneuerung ist eben kein Sprint, sondern ein Marathonlauf – wahrscheinlich über Ge-nerationen hinweg. Da gab und gibt es kritische Wegstrecken. Aber eine ausgewachsene Krise – das ist etwas anderes! P

Wir stecken nicht in der Krise, sondern haben

einen bleibenden Auftrag.

Die charismatische Bewegung ist Teil der Krise der Kirche.

PFINGSTEN Dieses Fest hat durch das Entstehen der charismatischen Bewegung eine Aufwertung erfahren, betont doch die Anfang der 60er Jahre entstandene Erneuerungsbewegung die Not-wendigkeit des Heiligen Geistes. Doch mittlerweile heißt es, auch sie sei in eine Krise geraten.

Pfarrer Henning Dobers (Hannoversch Münden) ist 1. Vorsitzender der (charisma-tischen) Geistlichen Gemeinde-Erneuerung (GGE) in der Evangelischen Kirche.

Dr. theol. Reinhard Hempelmann (Berlin) ist Pfarrer der Evangelischen Kirche von Westfalen und Leiter der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen.

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Herr Pastor Kopfermann, viele Theologen kommen ins Stammeln, wenn es um den Heiligen Geist geht. Können Sie ihn mir ganz einfach erklären?

Gott existiert in drei Personen: Vater, Sohn und Geist. Der Heilige Geist ist die Person, die uns das Erlösungshandeln Jesu an Karfreitag und Ostern nahebringt, so dass wir da-ran glauben können, dass Jesus Christus für unsere Sün-den gestorben und dass er auferstanden ist. Der Heilige Geist wird in der Bibel beschrieben als Wind, als Wasser, als Feuer, als Salböl und als Taube. Was ist er denn nun?Er wirkt in unterschiedlicher Weise, und er tut dies ge-heimnisvoll. All diese Bilder sind nötig, um das Ganze zu erfassen. Wind ist er, weil er in Unruhe versetzt und an-treibt. Wasser ist er, weil er den geistlichen Durst stillt. Feu-er ist er, weil er Leidenschaft erzeugt. Öl ist er, weil er mit Vollmacht ausstattet. Taube ist er, weil er im Unterschied zu Raubvögeln nicht gewaltsam kommt. Er bedroht nicht, auch wenn manche Christen ihn als bedrohlich empfi nden.Warum?Der Heilige Geist ist die Seite von Gott, die westlichen Christen am fremdesten ist. Und was uns fremd ist, kann Ängste auslösen.

Wofür der Heilige Geist sorgtDabei hat uns Jesus Christus den Heiligen Geist doch als Trös-ter versprochen (Johannes 14,26).

Mit der Mehrzahl der Bibelausleger würde ich die Über-setzung „Tröster“ nicht akzeptieren. Sie ist berühmt, aber sie ist nicht korrekt. Der Heilige Geist ist unser Beistand und Anwalt in der Auseinandersetzung mit der ungläubi-gen Welt. Und er sorgt dafür, dass Gottes Anliegen in uns zur Durchsetzung kommen, nachdem Jesus Christus nicht mehr auf der Erde ist.Ist der Heilige Geist der Stellvertreter Christi auf Erden?Ja, Jesus Christus kommt im Heiligen Geist zu uns. Den-noch ist der Geist nicht einfach Jesus in seiner nachösterli-chen Gestalt, sondern eine eigene Person. Wie bekommt jemand den Heiligen Geist?Indem er umkehrt von seinem Weg ohne Gott, die Verge-bung seiner Sünden annimmt und sein Leben Christus un-terstellt. Dadurch bekommt er Verbindung zu Gott, dem Vater, und damit auch den Heiligen Geist. Ich glaube jedoch nicht, dass es ein bestimmtes geistliches Erlebnis wie die sogenannte Geistestaufe braucht, um den Heiligen Geist zu bekommen. Darin stimme ich mit den allermeisten heuti-gen „Pfi ngstlern“ überein. Bei der sogenannten Geisttaufe geht es um die Bevollmächtigung zum Dienst. Das ist aber etwas anderes als der grundlegende Geistempfang.In der römisch-katholischen Kirche gibt es das Sakrament der Fir-mung (für junge Mitglieder, ähnlich der evangelischen Konfi rma-tion). Dabei wird unter Handaufl egung und Salbung der Heilige Geist auf den Firmling übertragen. Was halten Sie davon?Im evangelischen Raum gibt es eine ähnliche Tradition, die auf den Reformator Martin Bucer (1491–1551) zurückgeht. Er verstand die Konfi rmation auch als Geistempfang. Tat-sächlich besteht in der Bibel ein Zusammenhang zwischen Geistempfang und Handaufl egung. Nur ist dies bei der Firmung institutionalisiert – und das empfi nde ich als eine Verengung. Das Neue Testament nennt mehrere Möglich-keiten für den Empfang des Heiligen Geistes: durch die Predigt, vor der Taufe oder bei der Taufe, mit Handaufl e-gung und ohne – alle diese Möglichkeiten unterstreichen die Freiheit des Heiligen Geistes.„Der Geist weht, wo er will“, sagt Jesus (Johannes 3,8).

Der Stellvertreter Christi auf ErdenPFINGSTEN Wozu brauchen wir den Heiligen Geist? Selbst vielen Christen ist das nicht klar. Sie sehen ihn nicht als Basis ihres geistlichen Lebens. Doch das ist er, so Pastor Wolfram Kopfermann (74) aus Hamburg, einer der Väter der charismatischen Bewegung, im Gespräch mit Karsten Huhn.

Es gibt viele Versuche, den Heiligen Geist darzustellen: „Pfingsten“ (gemalt um 1375); als Taube im Bild „Gottvater“, gemalt von Paolo Veronese (1528–1588); oder wie „Die Bibel in Bildern“ (1860) die „Die Ausgießung des Heiligen Geistes“ sah (v. l.)

Durch die Anfang der 1960er Jahre in den USA entstandene und bald Europa erreichende charismatische Bewegung ist der Heilige Geist neu in den Mittelpunkt gerückt. Sie ist hierzu-lande vor allem organisiert in der Geistlichen Gemeinde-Erneuerung, die Wolfram Kopfermann in Deutschland von 1978 bis 1988 leitete. Dann trat der Pastor aus der Nord elbischen Evange-lisch-Lutherischen Kirche aus und rief die frei-kirchlich-evangelikale Anskar-Kirche ins Leben (dazu wird er in einem 2. Teil des Interviews im Juni Stellung nehmen).

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Ich übersetze das griechische Wort, das dort steht, wie auch andere Ausleger mit „Wind“. Denn Jesus gebraucht hier ein Gleichnis. Er spricht in diesem Gleichnis davon, wie der Außenstehende den wiedergeborenen Menschen erlebt – der ist nicht in seinem Woher und Wohin kalkulierbar.

Warum manchmal geistlich Ebbe istGibt es beim Heiligen Geist manchmal auch eine Flaute?Ich bin davon überzeugt, dass das Neue Testament von ei-nem zweidimensionalen Geistbesitz spricht: 1. von dem Geist „in uns“, der uns zur Heiligung gegeben ist und dau-erhaft in uns wohnt. Paulus sagt nie, dass der eine Christ weniger Heiligen Geist habe als der andere, sondern er spricht jedem Christen den Geist mit gleicher Intensität zu. Und 2. von dem Geist „auf uns“, der uns zum Dienst ge-geben ist und stärker oder schwächer sein kann. „Lasst euch vom Geist erfüllen“, heißt es in Epheser 5,18. Das setzt voraus, dass es manchmal auch eine Ebbe geben kann.„Lasst euch vom Geist erfüllen“ – eine kuriose Aufforderung?So kurios wie die biblische Forderung, sich allezeit zu freuen oder allezeit dankbar zu sein. Offenbar gibt es einen mensch-lichen Anteil an Verantwortung. In Epheser 5,19–21 werden vier Ausführungsbestimmungen genannt, um sich vom Geist erfüllen zu lassen: 1. indem wir aus vollem Herzen dem Herrn singen; 2. indem wir den Herrn loben; 3. indem wir Gott allezeit danken; und 4. indem wir uns in der Ehrfurcht vor Christus einander unterordnen. Einerseits wird es uns also geschenkt, dass wir Gott loben können – andererseits können wir dem Heiligen Geist durch Loben und Danken einen Raum in uns anbieten, den er gerne nutzt.

Ich habe noch nie eine Sünde wider den Heiligen Geist erlebtEin Rätsel ist auch die „Sünde wider den Heiligen Geist“ (Matthäus 12,31–32).Für mich ist es kein Rätsel. Legt man alle Bibelstellen dazu nebeneinander, ergibt sich für mich folgendes Bild: Wer die Vergebung der Sünden und die vielfältige Liebe Gottes er-fahren hat und sich dann bewusst gegen seinen Erlöser wendet und von ihm lossagt, begeht die Sünde gegen den Heiligen Geist. Ich habe allerdings in meinem jahrzehnte-langen Dienst als Pastor noch keinen Menschen getroffen, dem ich das hätte zusprechen müssen. Von der Sünde ge-gen den Heiligen Geist unterscheiden müssen wir die Lau-heit oder Glaubenslosigkeit, der manche wiedergeborene Christen Jahre ihres Lebens Raum geben. Denn sie haben die innere Freiheit, zu Christus zurückzukehren – und vie-le haben das auch getan.Wird in der Verkündigung genügend über den Heiligen Geist gesprochen?Es kommt darauf an, ob die Erkenntnis „Wir können ohne den Heiligen Geist nichts tun“ nur ein theologisches Be-kenntnis ist oder eine Lebenshaltung. Viel zu viele Leiter sehen den Heiligen Geist als eine Art Ergänzung ihres Dienstes – aber nicht als Basis.

Andererseits besteht die Gefahr der Überbetonung, wenn man alles dem Wirken des Heiligen Geistes zuschreibt.Das geistliche Leben kennt viele pathologische Entartun-gen. Ich habe deshalb immer viel Wert darauf gelegt, dass Christen Bodenhaftung behalten. Wir dürfen einfache Vor-gänge nicht überhöhen und nicht unkritisch uns selbst ge-genüber werden. Übergeistlichkeit ist für mich ein Schreck-gespenst. In der Mehrzahl der Gemeinden wird der Heili-ge Geist in der Lebenspraxis jedoch unterbewertet.

Wir verlassen uns zu wenig auf den Heiligen Geist!Der evangelische Theologieprofessor Horst Georg Pöhlmann schreibt in seinem „Abriss der Dogmatik“: „Der Heilige Geist ist heute weithin der unbekannte Gott.“ Martin Luther hat in seinem Kleinen Katechismus den Satz „Ich glaube an den Heiligen Geist“ so ausgelegt: „Ich glau-be, dass ich nicht aus eigener Vernunft noch Kraft an Jesus Christus, meinen Herrn, glauben oder zu ihm kommen kann; sondern der Heilige Geist hat mich durch das Evan-gelium berufen, mit seinen Gaben erleuchtet, im rechten Glauben geheiligt und erhalten“. Das lässt sich unkompli-ziert lehren und ist auch nicht strittig. Strittig ist jedoch die Lebenspraxis. Wir verlassen uns zu oft auf uns selbst und zu wenig auf den Heiligen Geist.„Die Lehre vom Heiligen Geist scheint in die Freikirchen und Sekten ausgewandert zu sein“, heißt es bei Pöhlmann weiter.Das kann ich nicht bestätigen. Ich kenne viele Kollegen in der Volkskirche, die mit dem Heiligen Geist leben. Ob wir mit dem Heiligen Geist leben, scheint mir eher eine Frage zu sein, die quer durch alle Kirchen geht.Zugespitzt gesagt: Der Heilige Geist wird einmal im Jahr zu Pfi ngsten ausgepackt und bleibt für 51 Wochen in der Kiste.Die Frage ist: Was können wir von uns aus tun? Können wir als Verkündiger mit rhetorischen Mitteln, durch Bildhaftig-keit, praktische Beispiele, freie Rede usw. tiefere geistliche Prozesse anstoßen? Meine Überzeugung ist: Wir können es nicht. Wir können Menschen weder bekehren noch dazu bringen, ihr Gebetsleben tiefgreifend zu revolutionieren. Dazu braucht es das Wirken des Geistes. Wir brauchen ihn nicht wie einen Nachschlag nach einem guten, sättigenden Essen, sondern wir brauchen ihn ganz elementar.

Wer sündigt, beleidigt den Heiligen Geist„Den Geist dämpft nicht“, schreibt Paulus im 1. Thessaloni-cher 5,19. Wie lässt sich der Heilige Geist dämpfen?Der Heilige Geist bleibt nicht unberührt von dem, was wir tun. Wir können nicht einfach draufl os sündigen nach dem Motto „Macht ja nichts, der Geist verlässt mich sowieso nicht“. Sündiges Verhalten beleidigt, enttäuscht und be-trübt den Heiligen Geist.Sieht man es jemandem an, ob er geisterfüllt ist? Es gibt Menschen, die sind von Haus aus extrovertiert und optimistisch. Andere sind still und nach innen gekehrt und können dennoch voll des Heiligen Geistes sein. Es gibt

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die berühmte Predigt „Sünder in den Händen eines zorni-gen Gottes“ des amerikanischen Erweckungspredigers Jo-nathan Edwards (1703–1758). Er hat dabei jegliche rhetori-sche Finesse vermissen lassen. Dennoch war es eine durch-schlagende Predigt. Die Leute haben vor Sündenerkennt-nis gezittert. Es war eine Predigt voll des Heiligen Geistes, obwohl Edwards kein Strahlemann war.Kritiker seiner Predigten sagen, Edwards habe den Menschen Höllenangst bereitet.Das waren nicht die schlechtesten Predigten! Ich fi nde es bis heute unbedingt nötig, dass man Menschen warnt, die auf einen geistlichen Abgrund zurasen. Wer Gottes Gnade als „billige Gnade“ missbraucht, darf nicht damit rechnen, dass Gott ihn akzeptiert. Um es kurz zu machen: Die Pre-digt des Jüngsten Gerichts darf nicht wegfallen. Sie ist in-tegraler Bestandteil des Evangeliums (Römer 2,16).

Wir sind keine fremdgesteuerten ChristenWenn der Heilige Geist von einem Menschen Besitz ergreift, ist dieser dann fremdgesteuert?Die Verantwortlichkeit des Menschen wird durch den Heiligen Geist nicht verletzt. Der Geist lädt ein, er stellt Fragen – aber er zwingt nicht. Er ist ein Gast, der Impulse setzt, das Haus umzugestalten. Manches empfi ehlt er raus-zuschmeißen, anderes will er – um im Bild zu bleiben – dazukaufen. Der Heilige Geist räumt bei uns auf und renoviert?Ja, so kann man es sagen. Es gibt ein Lied von Manfred Sie-bald, in dem es heißt: „O Heilger Geist, kehr bei uns aus / so vieles muss aus uns verschwinden. / Feg alles, was nichts taugt, hinaus / auch wenn wir selbst es richtig fi nden.“Der Heilige Geist ist also auch ein Störenfried.Ja, weil wir alle die Tendenz haben, unsere Erfahrungen festzuklopfen und den Status quo zu verewigen. Dagegen hält der Heilige Geist uns in Bewegung.Warum sündigen wir eigentlich noch, wenn der Heilige Geist in uns wohnt?Gott behandelt uns – in seinem gesamten Umgang mit uns – als Partner, nicht als Marionetten. Würde er uns zwingen, gerecht zu leben, wäre die geistliche Freiwilligkeit verletzt. Gott lässt uns jedoch bis zum Tode unsere Antwort auf sei-ne Liebe selber geben.

„Heilige Kriege“ gibt es nicht!Über den Richter Samson berichtet die Bibel, dass er einen Lö-wen zerriss, als der Geist Gottes über ihn kam (Richter 14,5–6). Später erschlägt er unter dem Einfl uss von Gottes Geist 30 Philister (14,19).In der Bibel gibt es eine Entwicklung: In ihren Anfängen wird der Geist Gottes als ekstatisches Phänomen beschrieben, etwa beim Führen von Kriegen. Im Neuen Testament hat der Hei-lige Geist dagegen mit Kriegsführung und Gewaltakten nichts mehr zu tun. Deshalb können sich politische Revolu-tionäre auch nicht mit Recht auf die Bibel berufen.

Zum ersten Mal angekündigt wird Pfi ngsten – die Ausgießung des Heiligen Geistes – beim Propheten Hesekiel 36,26–27: „Ich will ein neues Herz und einen neuen Geist in euch geben und will das steinerne Herz aus eurem Fleische wegnehmen und euch ein fl eischernes Herz geben; ich will meinen Geist in euch geben und will solche Leute aus euch machen, die in meinen Geboten wandeln und meine Rechte halten und darnach tun.“Ich sehe im Alten Testament zwei Linien, die auf Pfi ngsten hinführen. Hesekiel betont besonders die innere Erneue-rung. Der Prophet Joel betont im 3. Kapitel die charismati-sche Erneuerung, das prophetische Reden – auch in neuen Sprachen, wie es beim Pfi ngstereignis (Apostelgeschichte 2) zum Ausdruck kommt.

Warum ich im Gottesdienst nicht mitklatscheBeobachter des Ereignisses spotteten über die Sprachenrede: „Sie sind voll von süßem Wein“ (Apostelgeschichte 2,13).Ich würde gerne mal ein Buch zur Rehabilitierung der Eks-tase schreiben: Viele Menschen in unseren Gemeinden tun sich schwer damit, bei Liedern zu klatschen oder gar dazu aufzustehen. Dagegen gilt es als normal, zu schreien und sich zu umarmen, wenn unser Lieblingsfußballer ein Tor schießt. Offensichtlich haben viele von uns vom Heiligen Geist ein eher bürgerliches Verständnis. Ich sage das als je-mand, der selbst meist als sehr kontrolliert und rational er-lebt wird. Ich klatsche zum Beispiel bei Gottesdiensten fast nie mit, weil es mich nicht dazu drängt. Dennoch bin ich dafür, dass wir uns für Ausdrucksformen des Glaubens öffnen, wie es in afrikanischen und amerikanischen Ge-meinden gang und gäbe ist. Unnüchternheit beginnt erst dann, wenn man aus der Wirklichkeit fl ieht und sich nur noch um der Stimmung willen in Ekstase manövriert.Wie kann man aus der Wirklichkeit fl iehen?Etwa indem man seine Schulden nicht bezahlt, Zerwürf-nisse nicht bereinigt und dennoch Gott lobt, als sei die Welt in Ordnung. Dann kann Lobpreis zur Flucht werden.In Römer 8,26 heißt es, der Heilige Geist helfe uns beim Beten „mit unaussprechlichem Seufzen“. Warum seufzt er?Im gleichen Kapitel heißt es, dass angesichts des Sünden-falls die ganze Schöpfung seufzt. Das Seufzen ist ein Aus-druck für unsere Bedürftigkeit. Wir sind eben noch nicht am Ziel, sondern haben das Schönste noch vor uns.Viele Christen sagen: Ich spüre den Heiligen Geist nicht.Wenn man von depressiven Verstimmungen einmal absieht, kann das zweierlei bedeuten: 1. Dass wir ein Gefühlschristen-tum leben und Emotionen zu sehr betonen. Wir müssen ler-nen, unseren Glauben nicht auf Gefühle aufzubauen – sondern auf Gottes Wort. 2. Es kann aber auch sein, dass wir bestimm-te Sünden nie aufgegeben haben und der Kanal zu Gott da-durch verstopft ist. Wir können uns dem Heiligen Geist öffnen oder verschließen, je nachdem ob wir uns seinem Reden ent-ziehen oder darauf eingehen. Freude zu Gott bricht sich immer dann Bahn, wenn unsere Beziehung zu ihm hell und rein ist. Vielen Dank für das Gespräch! P

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Kinder spielen in der Lebensplanung vieler Ehepaare eine wichtige Rolle. Auch Elke Werner, Leiterin des überkonfessionellen „Christus-Treffs“ in Marburg und

Frauenbeauftragte der Internationalen Lausanner Bewegung, wollte nach ihrer Heirat mit Roland – heute Generalsekretär des deutschen CVJM– eine Familie gründen. Doch eine Krankheit macht ihre Hoffnungen zunichte.Als Jugendliche hatte ich zwei alternative Pläne für mein Leben: heiraten und viele Kinder bekommen – oder Mutter in einem Kinderdorf werden. Doch alles kam anders: Ich habe geheiratet und … bekam keine Kinder. Und dennoch führe ich ein glückliches und zufriedenes Leben. Das hät-te ich mir in meinen Träumen als Jugendliche gar nicht vorstellen können.

Mein Traum: Kinder haben oder mit ihnen arbeitenIch fand Kinder schon immer klasse. Mit meiner Konfi r-mation begann meine ehrenamtliche Mitarbeit in der Kir-chengemeinde: Ich wurde Helferin im Kindergottesdienst und kümmerte mich um etwa 20 Kinder im Alter von 4 bis 7 Jahren. Durch einen Mitarbeiter wurde ich in einen Jugendkreis eingeladen. Dort lernte ich Roland kennen, meinen späteren Mann. Er war 16, ich 17 Jahre alt. Es wa-ren die 1970er Jahre – eine Erweckungszeit, in der viele Jugendliche Christen wurden. Wir wollten Jesus nachfol-gen, mit allen ethischen und moralischen Konsequenzen. Während unsere Altersgenossen sich in Kommunen mit „freiem Sex“ beschäftigten, verteilten wir Traktate vor dem Beate-Uhse-Shop.

Wir heirateten nach meinem Referendariat und enga-gierten uns voll und ganz im gerade entstehenden Chris-tus-Treff in Marburg. Als Ehepaar war für uns immer klar: Wir wollen beide gerne Kinder haben. Doch dann gab es Komplikationen. Ich hatte gleich am Anfang unserer Ehe eine Zyste an einem Eierstock, die operativ entfernt werden musste – mit ihr ein Teil des Eierstocks. Erst durfte ich ei-nige Zeit nicht schwanger werden. Danach hatte ich eine Fehlgeburt, noch ganz am Anfang der Schwangerschaft. Für mich damals noch kein Grund zur Besorgnis, denn wir hatten ja noch viele Jahre vor uns, in denen ich hätte schwanger werden können.

Dann kam der KrebsDoch dann kam 1988 überraschend die Krebserkrankung: Lymphdrüsenkrebs im 3. Stadium – im Übergang zum 4., dem letzten Stadium dieser Krankheit. Es war fast zu spät, als die Diagnose gestellt wurde. Ein Jahr lang erhielt ich Chemotherapie. Meinem Mann hatte der behandelnde Arzt gesagt, dass ich „vielleicht noch drei bis sechs Mona-te“ leben würde. Dass es nun schon so viele Jahre sind, die ich fröhlich weiterlebe, hatten wir nicht zu hoffen gewagt. Doch ich bin ganz geheilt worden und konnte mit der Che-motherapie mein Leben noch einmal neu beginnen.

Etwa zwei Jahre nach der Erkrankung erkundigten wir uns, ob wir ein Kind adoptieren könnten. Doch die Chan-cen, in unserem Alter noch ein Kind zu bekommen, waren gering. Wir beteten und überlegten viel, ob es unser Weg sein sollte, ein Pfl egekind aufzunehmen. Doch bei einer sol-chen Krankengeschichte erschien es uns fast als unfair, ein Kind aus einem Heim zu holen, um es dann vielleicht schon kurz darauf ohne Adoptivmutter aufwachsen zu lassen.

Gott hat Gedanken des Friedens über uns – nicht des LeidesWir kamen zu dem Schluss, dass es nicht unser Weg zu sein schien, Kinder zu bekommen. Dabei war uns wichtig, unser Vertrauen auf Gott zu behalten, der uns in Jeremia 29,11 zugesagt hat, dass er gute Gedanken über unser Le-ben hat: Gedanken des Friedens und nicht des Leides. Auf dieses Bibelwort vertrauen wir. Ich bin dankbar, dass ich noch lebe – und dass wir nach mehr als 28 Jahren Ehe noch zusammen sind und einander von Herzen lieben. Alle Zei-ten, die guten und die schweren, haben Roland und mich noch mehr zusammengeschweißt. Ich bin sehr dankbar für mein Leben – auch ohne Kinder. Dass Roland und ich keine Eltern geworden sind, hat uns freigesetzt: Wir können viele Menschen begleiten und prägen. P

HOFFNUNG Wenn Leid über uns hereinbricht, ist plötzlich nichts mehr, wie es einmal war. Oft wird dann der Glaube auf eine harte Probe gestellt. Im jüngst vom Brendow-Verlag publi-zierten Buch „Wenn sich der Himmel wieder öffnet“ berichten leidgeprüfte Menschen von solchen Einschnitten. idea druckt in dieser und in der nächsten Ausgabe einen Auszug.

Wenn sich der Himmel wieder öffnetMenschen mit Schicksalsschlägen erzählen • Brendow-Verlag • gebunden 128 Seiten • ISBN 978-3-86506-375-514,95 Euro / 22.50 SFr.

Elke und Roland Werner

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Eine Frau wie Nahara würde er nie wieder fi n-den. Sie war schön wie die Sterne, und er konnte mit ihr lachen. Er liebte es, ihr am Morgen ins

Gesicht zu sehen, wenn sie noch schlief. Er liebte ihren wie-genden Gang, ihre Stimme, ihr kindliches Gemüt. Kuti hielt sich hinter den Büschen, die Dornen zerkratzten ihm die Arme. Sie durfte ihn nicht sehen, durfte keinesfalls von seinem Verdacht wissen. Was war erbärmlicher als ein ei-fersüchtiger Liebhaber? Seit einigen Wochen war sie zer-streut, sie hörte ihm nicht mehr zu. Da war kein Glanz mehr in ihren Augen, wenn sie ihn ansah. Er hatte gefürch-tet, dass es so kommen würde – dass sie einen anderen fand, der ihr besser gefi el.

Sie wolle zum Brunnen, hatte sie gesagt. Eine schamlo-se Lüge! Sie trug zwar den Ledereimer, aber sie ging nicht zum Stadtbrunnen, sondern verließ Sychar. Mit wem woll-te sie sich treffen? Die Tageszeit hatte sie gut gewählt, in der Mittagshitze war die Straße menschenleer.

Er erstarrte. Den Jakobsbrunnen hatte sie gemeint! Aber wohl nur als Vorwand. An der Weggabelung nach Nablus und Skythopolis saß ein Mann auf dem Brunnenrand. Sie ging zu ihm, die beiden redeten.

Vorsichtig kroch er näher, immer darauf bedacht, einen Strauch oder ein paar Bäume zwischen sich und ihnen zu haben. Wie oft hatte man ihn gewarnt vor ihr, hatte ihm gesagt: „Ein Mann reicht der nicht!“ Aber er hatte es nicht glauben wollen. Er hatte doch gespürt, wie sehr sie Geborgenheit suchte. Anfangs hatte sie sich regel-recht an ihn geklammert, hatte nicht gewollt, dass er das Haus verließ, hatte ängstlich gefragt, wann er wieder-komme.

So oft hatte er ihr gesagt: „Ich werde dich nie verlassen, Nahara!“ Offenbar glaubte sie ihm nicht. Sie brauchte die Liebe mehrerer Männer, um sicherzugehen, dass sie nicht allein war, wenn einer sie verließ.

Der Mann war Jude. Eine Samariterin und ein Jude? Unmöglich. Die Juden nannten die Samariter die „zehn verlorenen Stämme“, weil sie sich mit anderen Völkern ver-mischt hatten. Nicht einmal den Tempel hatten sie mit auf-bauen dürfen. Sie waren verstoßen von den arroganten Ju-den, hatten in ihren Augen ihr Erbe als Teil von Gottes Volk auf alle Zeiten vertan. Wie kam der überhaupt hierher? Für gewöhnlich nahmen Juden auf Reisen einen Umweg, der Samarien mied.

Gottachtetmich

RUF ZUR UMKEHR Mit Jesus Christus änderte sich auch das Verhalten, das man bis zu seiner Zeit ge-genüber Frauen pflegte: Sie waren Menschen zweiter Klasse. Was mit Jesus anders wurde, zeigt beispielsweise die Geschichte aus dem Johannesevangelium 4,1–42. Eigentlich hätte Jesus mit der Frau am Jakobsbrunnen überhaupt nicht sprechen dürfen: Sie war eine Frau; sie war allein; sie gehörte einem verachteten Volk an; sie besaß die falsche Religion; ihr Lebensstil war nicht in Ordnung. Und doch redet Jesus mit ihr – weil vor Gott alle Menschen gleich wertvoll sind. Der Bestsellerautor Titus Müller (München) hat die Szene exklusiv für idea neu erzählt.

Jesus spricht mit der Frau am Jakobsbrunnen: So stellte es sich der US-Maler Simon Dewey 2011 vor.

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Kuti schlich noch etwas näher. Obwohl der Mann erhitzt und müde aussah und sein Umhang staubig war, besaß er eine beneidenswerte Ausstrahlung. Er lächelte Nahara an. Unerhört, dass sie miteinander sprachen. Juden redeten nicht mal mit ihrer eigenen Frau in der Öffentlichkeit. Und dieser Fremde traf sich mit Nahara, allein.

Sie schienen zu balzen. Nahara sagte: „Du hast nichts, womit du Wasser schöpfen kannst, und der Brunnen ist tief.“ Keck hielt sie ihren Eimer in die Höhe und lachte. „Wie kannst du dann behaupten, du würdest mir Wasser geben wollen? Kannst du etwa mehr als unser Stammvater Jakob, der diesen Brunnen gegraben hat? Hast du irgend-wo eine Quelle entdeckt?“

Das musste ihn reizen. Sie hörten es nicht gern, wenn ein Samariter behauptete, auch von Jakob abzustammen. Dass sein Volk über Ephraim und Manasse von Jakobs Sohn Joseph herkam, galt für die Juden wegen der Misch-ehen als verwirkt.

Aber der Fremde tat, als hätte er es nicht gehört. Naha-ras Schönheit blendete ihn wohl. Er lächelte weiter und sagte: „Wenn du Brunnenwasser trinkst, wirst du wieder durstig. Ich habe ein anderes Wasser für dich. Wer das trinkt, bekommt nie wieder Durst. In ihm springt eine Quelle auf, die bis ins ewige Leben hineinfl ießt.“

Er bot ihr Zauberwasser an? So einer war er, ein Betrü-ger! Aber da hatte er sich geschnitten, seine Nahara war nicht leichtgläubig.

Sie lachte erneut. „Das hätte ich gern, dieses Wasser. Dann müsste ich nicht mehr dauernd hierher laufen und volle Eimer nach Hause schleppen.“

„Du redest vom Durst der Kehle. Ich rede vom Seelen-durst, dem Durst nach Gott. Diesen Durst stillt das leben-dige Wasser.“ Er stand unvermittelt auf. „Geh und hole deinen Mann.“

Ihr Gesicht wurde blass. „Ich habe keinen“, sagte sie.In Kuti stieg Wut auf. Sie verleugnete ihn! Wie konnte

sie das über die Lippen bringen? Sie warf sich dem Frem-den ja regelrecht an den Hals! Es fehlte nur noch, dass sie ihn fragte, ob er verheiratet war.

Der Fremde nickte. „Du sagst die Wahrheit. Fünf Män-ner hast du gehabt – und der, mit dem du jetzt zusammen-lebst, ist nicht dein Mann.“

Woher wusste er das? Kuti erschauderte. Nahara hatte alle Leute in dieser Gegend angelogen. Sie glaubten, er wäre erst ihr dritter Mann, niemand wusste von den ersten zwei Männern in Engannim. Und dass sie nicht verheiratet waren – hatte sich das schon so weit herumgesprochen?

„Du musst ein Prophet sein“, sagte Nahara. „Gott hat dir das gesagt.“

Es wurde still zwischen ihnen, sie sahen sich an, als würden sie übereinander nachdenken. Kuti hielt den Atem an. Woher hatte sie gewusst, dass der Mann am Brunnen sein würde, wenn sie sich doch nicht kannten? Vielleicht

war sie nur zum entfernten Jakobsbrunnen gelaufen, weil sie den Frauen Sychars aus dem Weg gehen wollte, und war selbst überrascht gewesen, den Fremden hier zu sehen.

Sie sagte: „Seit langem beschäftigt mich eine Frage. Als Mann Gottes kannst du mir vielleicht Antwort darauf ge-ben. Ihr Juden sagt, man könne Gott nur in Jerusalem an-beten. Wir aber haben unseren Tempel auf dem Berg Gari-zim. Wo ist der richtige Ort, um Gott anzubeten?“

„Der Streit um den richtigen Tempel geht bald zu Ende“, antwortete er. „Es kommt eine Zeit, in der die Menschen Gott überall fi nden werden. Gott ist Geist – er ist nicht an einen bestimmten Ort gebunden. Er hört dir zu, wo immer du bist.“

Nahara seufzte. „Wenn erst einmal der Messias kommt, der Christus! Der wird uns alles erklären.“

Der Fremde sagte: „Du sprichst mit ihm. Ich bin der Messias.“

Ihr fi el der Eimer aus der Hand. „Ist das wirklich wahr? Ist die Zeit endlich gekommen?“ Sie schlug sich die Hände vor den Mund. „Deshalb weißt du so viel über mich!“

Mit vergnügtem Geplauder kam eine Gruppe Männer die Straße entlang. Sie trugen Brote, einen Ölkrug, Fische und Zwiebeln. „Meister, du wirst es nicht glauben“, riefen sie, „die Leute haben uns angestarrt wie ein Wunder! Wir sind die ersten Juden, die in Samarien Brot und Fische kaufen.“ Sie stutzten, als sie Nahara erblickten. „Wer ist das?

Nahara ließ den Eimer liegen und rannte nach Sychar. „Das muss ich gleich weitersagen!“, rief sie fröhlich über ihre Schulter.

Jetzt musste er schnell sein. Wenn sie merkte, dass er nicht bei der Arbeit war, würde sie erraten, dass er ihr ge-folgt war. Sie hatte ihm oft ihr Leid geklagt von der Eifer-sucht ihrer ehemaligen Ehemänner. Auf keinen Fall durfte sie ihn für eifersüchtig halten. Kuti hastete hinter den Bü-schen entlang bis zur Stadt, schlitterte den Abhang hinun-ter und sprang in seine schattige Werkstatt. Aber Nahara kam gar nicht zu ihm. Er hörte sie in der Stadt laut rufen. Die Frauen, die sie vorher gemieden hatten, die Männer, die wegen ihrer Lebensführung die Nase gerümpft hatten, sobald sie ihr nur auf der Straße begegneten, sie alle traten aus den Häusern und hörten ihr zu, während sie von ihrer Begegnung mit dem Fremden erzählte. Bald bewegte sich ein großer Menschenstrom in Richtung des Jakobsbrun-nens.

Da schlüpfte Nahara zu ihm in die Werkstatt. Sie strahl-te über das ganze Gesicht. „Kuti“, sagte sie, „Gott achtet mich! Er will mir lebendiges Wasser ge-ben.“ Und sie umarmte ihn. P

Gerade ist ein neues Buch von Titus Müller er-schienen: „Der Kuss des Feindes“ • Fischer • geb.282 Seiten • ISBN: 978-3596854455 • 21.90 SFr.

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Ich+Ich „Pflaster“„Du bist das Pflaster für meine Seele, wenn ich mich nachts im Dunkeln quäle. Es tobt der Hass, da vor meinem Fenster. Du bist der Kompass, wenn ich mich verlier’, du legst dich zu mir, wann immer ich frier’. Im tiefen Tal, wenn ich dich rufe, bist du längst da.“

Es gibt gute und schlechte Tage. Manchmal steht man mit dem falschen Fuß auf, mit Kopfschmerzen oder zur falschen Uhrzeit. Meist vergeht das wieder. Der Tag läuft wider Erwarten ganz gut oder geht schneller vorbei, als man denkt, und macht Platz für ei-nen besseren. Doch es gibt auch Krisen im Leben, die sich durch einen neuen Sonnenaufgang nicht erledigt haben, die länger an-dauern, die tiefer sitzen. Krisen, in denen wir unseren Wert und unsere Daseinsberechtigung infrage stellen. Es gibt immer wieder Situationen oder Begegnungen, die uns unvorbereitet treffen und komplett aus der Bahn werfen. Manchmal wissen wir gar nicht so genau warum. Einige Sprüche oder Kommentare gehen uns komplett unter die Haut und drücken zielsicher auf einen Knopf unserer Seele, von dem wir nicht mal wussten, dass er überhaupt existiert: ein wunder Punkt. Wir alle haben wunde Punkte, und sie tun weh. Doch wo kommen sie her, und wie kriegt man sie weg?

Wir gewöhnen uns an den SchmerzManche Verletzungen, die wir in unserem Leben erfahren muss-ten, sitzen tief, und die Wunden verheilen nur sehr langsam oder gar nicht. Sie werden immer wieder aufgerissen. Oft vergessen wir, dass eine Verletzung der Seele im Grunde genommen nichts an-deres ist als eine Verletzung am Körper. Der Unterschied ist, dass man sie nicht sieht und meistens nicht so richtig weiß, wie man so eine Wunde verarztet. Deshalb lassen wir diese Seelenwunden oft jahrelang offen vor sich hin bluten, lassen zu, dass sie immer wieder aufgerissen werden und gewöhnen uns an den Schmerz.

Das muss nicht so sein. Auch diese Wunden können heilen, doch dies geschieht selten von alleine. Wir müssen etwas dafür tun. Wir müssen die wunden Punkte auf unserer Seele anschau-

en und zulassen, dass sich ein Arzt diese empfindlichen Stellen anschaut. Das ist meist unangenehm, und das Desinfizieren einer solchen Wunde tut weh – vor allem, wenn die Wunde alt und tief ist. Doch der Gewinn ist unbeschreiblich, wenn wir uns plötzlich wieder frei bewegen, frei atmen können. Wenn wir wieder in der Lage sind, uns und unser Verhalten zu verstehen und zu akzeptie-ren, bekommt unser Leben eine ganz neue Qualität.

Gott will unser „Pflaster“ seinWir brauchen dieses Pflaster auf unserer Seele wie Adel Tawil von „Ich+Ich“ singt. Gott will dieses Pflaster sein. Er sagt: „Ich bin der Herr, dein Arzt“ (2. Mose 15,26). Er wünscht sich, dass wir ihn auf unsere Seele schauen lassen und ihm unsere wunden Punkte zei-gen, damit er sie verarzten kann. Sehr oft gebraucht er dazu Men-schen in unserem Umfeld. Ausgebildete Seelsorger oder Psycho-logen können solche Menschen sein. Man muss nicht psychisch krank sein, um so jemanden aufzusuchen. Der Hautarzt kümmert sich um die Haut, der Orthopäde um den Bewegungsapparat und der Psychologe oder Seelsorger eben um die Seele. Christliche Psychologen und Seelsorger wissen, wie man Gottes Pflaster fachmännisch an den richtigen Stellen unserer Seele aufklebt.

Geh doch in nächster Zeit einmal so einen wunden Punkt an und betrachte ihn mit Gott und vielleicht einem Seelsorger genauer. Es ist ein großes Geschenk, Heilung auf diese Weise erleben zu dürfen – sich selbst verste-hen und lieben lernen ist das Ziel. Das kann ein weiter und beschwerlicher Weg sein, aber er lohnt sich wie kaum ein anderer. PAutor der Andacht ist Claus-Peter Eberwein. Er ist Musiker und Sänger bei „Gracetown“ (aktuelles Album: „Stand der Dinge“ • www.gracetown.de).

Nicole Hauser, Katja Heimann und Gottfried Heinzmann: „lautstark –

53 Songandachten für Jugendliche“ 129 Seiten • buch+musik • 9,95 Euro

11.70 SFr. • ISBN: 9783866870673

Songandachten: Vom Ohr ins HerzANDACHT Musik ist ein Lebensgefühl. Besonders Jugendliche suchen – und finden – in ihr oft Ausdruck für ihre Gedanken und Empfindungen. Aus dem Grund haben Nicole Hauser, Katja Heimann und Gottfried Heinzmann in dem neuen Buch „lautstark“ 53 Jugendandachten zu populären Liedern gesammelt – z. B. zu „Plaster“ von dem Pop-Duo „Ich+Ich“. Der Nummer-1-Hit hielt sich 30 Wochen in den deutschen Charts. Von der Band aus Berlin stammt auch das erfolgreichste deutsche Popalbum („Vom selben Stern“).

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DIE KLEINE K A NZEL zum Pf ingst fest 31

Papi weiss einfach mehr. Er liest idea Spektrum.

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Gerd Zelmer ist Prediger der Landes-kirchlichen Gemeinschaft Rathenow (bei Brandenburg) innerhalb der Evangelischen Kirche und Religionslehrer an Grundschulen.

» Und ich will den Vater bitten, und er wird euch einen andern Mutmacher

geben, dass er bei euch sei in Ewigkeit. « Aus dem Evangelium des Johannes 14,16

Ich war 6 Jahre alt und freute mich riesig auf die Schule. Doch wenige Wochen vor der Einschulung kam ich plötzlich ins Krankenhaus. Wochenlang

musste ich auf der Quarantäne-Station zubringen. Am schlimmsten war für mich, dass meine Eltern mich nicht besuchen durften. Zwar konnte ich sie ab und zu vom Fens-ter aus sehen, wenn sie vor dem Krankenhaus standen, und ihnen zuwinken. Doch das war ein schwacher Trost: Ich konnte nicht mit ihnen reden. Sie konnten mich nicht in ihre Arme nehmen. Und sie konnten mir am Abend keine Ge-schichte vorlesen oder mir einen Gute-Nacht-Kuss geben.

Damals bekam ich von ihnen ein Kuscheltier geschenkt – ein einfaches kleines Schaf. Es wurde mein Lieblingsku-scheltier. Wenn ich abends nicht einschlafen konnte, habe ich es in den Arm genommen und an meine Eltern gedacht.

Das Kuscheltier hat mich daran erinnert, dass ich nicht al-lein bin. Es hat mir die Gewissheit gegeben, dass meine Mama und mein Papa an mich denken. Es hat mich getrös-tet, wenn ich weinen musste. Und es hat mir Mut gemacht, als ich eine „furchbar große“ Penicillin-Spritze bekam. In diesen schweren Wochen habe ich erfahren, was es bedeu-tet und wie wichtig es ist, einen Beistand und Mutmacher zu haben.

Genau einen solchen Mutmacher und Beistand hat Jesus Christus seinen Freunden nach seiner Himmelfahrt ver-sprochen: den Heiligen Geist. Jedes Jahr zu Pfi ngsten neh-me ich das Kuscheltier zum Religionsunterricht mit, um den Schülern zu erklären, dass der Heilige Geist kein Ge-spenst ist, sondern ein Zeichen für Gottes liebende Fürsor-ge: „Du bist nicht allein! Ich bin immer in deiner Nähe.“ P

Der Mutmacher an unserer Seite

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PORTRÄT

21.2012

Geschichten dachte sich Lynn Austin schon immer aus. Aber dass sie eines Ta-

ges Schriftstellerin werden würde, hätte sie sich nicht träumen lassen. Nach der Schule studiert sie erst ein-mal Psychologie, heiratet, bekommt drei Kinder. Sie folgt ihrem Mann – ei-nem Orchestermusiker – nach Kolum-bien, zurück in die USA und weiter nach Kanada. Dort beginnt sie Mitte der 1980er Jahre mit dem Schreiben. In den langen kanadischen Wintern hat sie viel Zeit, aber nichts zu lesen – und beschließt, ihren langgehegten Wunsch zu verwirklichen: „Dann schreibe ich eben selbst!“

Erst nach 10 Jahren greift ein Verlag zuDer Erfolg lässt allerdings auf sich warten. Für ihr erstes Manuskript in-teressiert sich kein Verlag. Trotz der Absagen hält sie an ihrem Lebens-traum fest – weil sie davon überzeugt ist, dass es Gottes Plan für sie ist zu schreiben. Ihre Geduld zahlt sich aus. Nach zehn Jahren greift endlich ein Verlag zu – ein Glücksgriff. Lynn Aus-tins Bücher werden zu Bestsellern, sie-ben erhalten den „Christy Award“ – eine Auszeichnung für herausragende christliche Romane. Das schaffte vor

ihr noch niemand. Ihr erstes Buch auf Deutsch – „Luisas Töchter“ – wird 2006 im Francke-Verlag veröffentlicht. Der Roman läuft von Anfang an gut, ebenso wie die anderen zwölf auf Deutsch erschienenen Titel. Insgesamt wurden von ihnen bislang mehr als 200.000 Exemplare verkauft – nicht nur an Christen. Im Internet loben „säkulare“ Leserinnen: „Diese Bücher machen mich zu einem besseren Men-schen!“ Inzwischen gibt es ihre Bü-cher in 10 Sprachen, bald auch auf Chinesisch.

Manchmal weint die Autorin18 Romane hat Lynn Austin mittler-weile verfasst. Anregungen fi ndet die Amerikanerin überall: Sie interessiert sich für Geschichte und Archäologie, nimmt in Israel an Ausgrabungen teil, liest Tagebücher und Erfahrungsbe-richte. Manchmal weint sie beim Schreiben: „Mitunter entwickeln sich meine Romanfi guren einfach weiter, plötzlich bringt eine die andere um – und ich hatte das gar nicht geplant. Dann weine ich.“

Ein Gebet vor jedem BuchHeute lebt die 62-Jährige mit ihrem Mann in der Nähe von Chicago. Jedes

Jahr schreibt sie ein Buch – und vor je-dem neuen Buch betet sie. Lynn Aus-tins Erfolgsrezept: „Bücher, die ich lie-be, müssen mich berühren.“ Aber sie will auch von der verändernden Kraft Gottes mitten im Alltag schreiben. Eine Leserin, die ihr Baby nach einer ungewollten Schwangerschaft zur Adoption freigegeben hatte, ließ sich von einem ihrer Bücher dazu ermuti-gen, nach vielen Jahren ihr Kind ken-nenzulernen – und ihr Leben mit Gott neu zu beginnen.

Mut machen zum GlaubenGottes Handeln an Menschen in Ro-manform – wirkt das nicht aufgesetzt? Lynn Austins Bücher beweisen das Gegenteil. Denn sie legt Wert darauf, dass ihre Charaktere authentisch sind und die Handlung spannend ist – nie christlich plakativ. Sie will Mut ma-chen, am Glauben festzuhalten, auch wenn man Gott nicht spürt. Die Auto-rin ist überzeugt: „Gott zieht immer die Fäden – ob man ihn nun sehen kann oder nicht.“ P

BESTSELLER Lynn Austin, US-amerikanische Erfolgsautorin christ-licher Romane, hat auch im deutschsprachigen Europa viele Fans. Auf der idea-Bestsellerliste von April war sie mit gleich zwei Ti-teln vertreten („Bibliothek der Träume“, „Luisas Töchter“). Astrid Jaehn traf die Schriftstellerin bei ihrer jüngsten Leserreise.

In ihren Romanen zieht Gott die Fäden

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DAS WORT DER WOCHE » Die zufriedensten Menschen leben in Dörfern, glauben an Gott und

vermeiden es, ihre einmal geschlossene Ehe wieder aufzulösen. Dies sind bislang die wichtigsten Erkenntnisse der Glücksforschung. «

Aus einem Beitrag der Süddeutschen Zeitung (16. Mai, München)