Fäth - 1945 - Thüringens Manhattan Project (real nazi atom bomb project) (2000)

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    Harald Fth

    1945 - Thringens Manhattan Project

    Auf Spurensuche nach der verschollenen V-Waffen-Fabrik in Deutschlands Untergrund

    HeinrIch-Jung-VerlagsgesellschaftmbH

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    Inhalt

    DER AUSLSER 009

    GEHEIMNISVOLL "OLGA"' 012-----------------------------------------------------------------------------------------------------

    DER BEGINN 012DIE JONASTAL-STOLLEN UND DAS PLATEAU 016

    VERSCHLEIERUNG - DURCHGEHEND 131S ZUMHEUTIGEN TAG 025DIE STOLLEN WAREN FERTIG! 028DAS BERNSTEINZIMMER 032

    "RIESE"' 036-----------------------------------------------------------------------------------------------------

    DER VERGLEICH MIT "RIESE" 036

    DIE JEHLENDEN STOLLEN" 063-----------------------------------------------------------------------------------------------------

    "FEHLEN" BERHAUPT WELCHE? 063"ZU VIELE" NACHRICHTENMTFR 066EIN HEIZ- UND E-WERK UNTER DEM PLATEAU? 079TARNMA NAHMEN 087VERGE LICHE ZEUGEN 090DER EULENBERG 092NOCH MYSTERISER: "HELFT UNS"... 094VERGLEICHE 097

    V- UND GEHEIMWAFFEN 103-----------------------------------------------------------------------------------------------------

    NICHT NUR DIE V1 & V2 103FLUGSCHEIBEN 104ELEKTROKANONEN 106ALLERLEI RAKETEN 107NURFLGLER 111

    OHRDRUF'S V-WAFFEN FABRIK 113-----------------------------------------------------------------------------------------------------

    WELCHE BEWEISE GIBT ES? 113ZWISCHEN CRAWINKEL UND LUISENTHAL 118

    WELCHE ART VON PRODUKTION? 123

    DEUTSCHE ATOMBOMBEN? 130-----------------------------------------------------------------------------------------------------

    SCHWERWASSERWERK OHRDRUF? 158DIE "BURG" - EIN RAKETENKONTROLLZENTRUM? 168NACHTRAG 177WAS BLEIBT? 179SPONSOREN 181INTERNET 182

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    ABBILDUNGSVERZEICH2IUS 183QUELLEN- UND LITERATURVERZEICHNIS 185REGISTER 191

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    1945-7Thringens Manhattan Project 9

    Der Auslser

    Vor einigen Jahren liefen im Deutschen Fernsehen zwei Dokumentationen von Hosny/Fitzke ber dasThema Jonastal, die die dort befindlichen Stollenanlagen als letztes Fhrerhauptquartier (FHQu) bzw.mgliches Versteck des legendren Bernsteinzimmers zu interpretieren versuchten. Eigentlich waren esdiese Filmdokumentationen, die in mir den Wunsch weckten, mehr ber die in diesem Areal bei Arnstadt

    befindlichen Stollensysteme und ihre Geschichte in Erfahrung zu bringen.Hosny und Fitzke versuchten zwar, sehr objektiv zu berichten, doch sprte man trotzdem eine gewisseAbenteuerlust, gepaart mit jenem geheimnisvollen Flair, welches heute, in unserer "aufgeklrten Welt vonso vielen Menschen gesucht wird.Meine erste Begegnung mit dem Jonastall und seinen Stollenanlagen verlief allerdings weit wenigerdramatisch und eher enttuschend. Erst nachdem wir 2 einen Ortsansssigen um Hilfe baten, war es unsberhaupt mglich, die Stelle, an der die Jonastalstollen liegen, zu finden; vorher fuhren wir mehrfach dieLandstrae zwischen Crawinkel und Arnstadt hin und her, ohne auch nur ansatzweise etwasStollenhnliches zu sehen. Allenfalls ein Steinbruch sah etwas merkwrdig aus. Da es sich eben nichtum einen Steinbruch, sondern um die ehemalige SS-Baustelle handelte, war die erste berraschung, diewir erleben sollten. Etliche weitere sollten folgen.Eine erste Bestandsaufnahme in Form einer Begegnung des Gebietes war emchtemd: Es sah im

    wahrsten Sinne des Wortes aus, als habe hier "die (oder besser mehrere) Bombe(n)" eingeschlagen. Einemeterhohe Schutthalde, riesige Felsblcke, Steilwnde, die aussahen, als wrden sie jeden MomentMaterial nach unten schikken, und vor allem: keine Spur von Stollen.Erst nach langem, ermdendem Klettern gelang es, einen (noch) offenen Zugang zu finden. Es handeltesich um den Stollen 15. Unvorbereitet wie wir waren, hatte natrlich niemand eine Taschenlampe dabei.So muten wir uns im Feuerzeugschein, ohne Helm und in Straenschuhen, im Stollen bewegen. Viel zusehen war dadurch natrlich nicht; der Faszination, die dieser Ort ausstrahlte, konnte sich aber niemandentziehen. Und somit war das Bedrfnis, mehr zu erfahren, geweckt. Die Recherchen erbrachten nicht nurbekannte Fakten, sondern auch jede Menge Ungereimtheiten. Je mehr Widersprche, Hinweise frfehlende oder der Geheimhaltung unterliegende Dokumente und rtselhafte Aussagen sich ansammelten,desto mehr wuchs die Faszination, bis sich schlielich am Ende eine vllig neue Sicht der Dinge ergebensollte ...

    Im Anschlu ist das Ergebnis von mehr als fnf Recherchejahren aufgefhrt. Besonderer Wert wurde aufdie Auswertung von Zeugenaussagen gelegt, insbesondere darauf, diese mglichst wrtlich zu nehmen.Ein Teil der ursprnglich nur mndlich vorliegenden Zeitzeugen-Berichte wurde bereits vor meinenAktivitten von anderen Forschern zusammengetragen und dokumentiert, denen hierfr mein besondererDank gilt.Die Schlufolgerungen, die in diesem Buch gezogen werden, basieren auf meiner persnlichenberzeugung, die durch verschiedene Umstnde und Indizien geprgt wurden und die ich hiermit zurDiskussion stelle (die Nennung von Personen bedeutet nicht, da sich diese mit meinen Hypotheseneinverstanden erklren). Meines Erachtens wurde nmlich bisher der technologische Komponente derDiskussion um das thringische Jonastal zu wenig Beachtung geschenkt, obwohl gerade das derSchlssel zum Verstndnis des Ganzen sein knnte ...

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    Geheimnisvoll ... "Olga"

    Der Beginn 12

    Ein Grund dafr, da viele mit dem Zweiten Weltkrieg in Verbindung stehende militrische Aspekte erstnach und nach ans Tageslicht gelangen, und das gilt insbesondere fr die damals durchgefhrtenunterirdischen ingenieurtechnischen Manahmen, mag zweifellos darin begrndet liegen, da diebetreffenden Anlagen einerseits nur schwer oder gar nicht zugnglich sind, andererseits aber nur seltendarber berichtet wurde bzw. die vorhandenen Archive wenig darber aussagen. Taktisch bzw.

    strategisch wichtige Kommandound Kommunikationszentralen unter die Erde zu verlegen, um damit einendirekten feindlichen Zugriff zu erschweren, war im Zweiten Weltkrieg blich. Das deutsche Militr hatteaus den Erfahrungen des Ersten Weltkrieges Rckschlsse gezogen und wollte die daraus resultierendenErfahrungen bei einem eventuellen zuknftigen bewaffneten Konflikt verwertet wissen.

    Wie weit in den dreiiger und vierziger Jahren militrische Vorausplanungen erfolgten, zeigtbeispielsweise die Tatsache, da bereits am 13. Juli 1934 der Auftrag gegeben wurde, eine unterirdischeNachrichtenanlage in Betonbunkern zu bauen. Diese Entscheidung wurde von der Heeresleitung imFebruar des genannten Jahres im Zusammenhang mit der Festlegung getroffen, da bei einembewaffneten Konflikt, je nach Lage, entweder von Zossen (Hauptfhrungsstelle) oder Ohrdruf (Ausweiche)aus gefhrt werden solle. Baubeginn fr die Ohrdrufer Anlage war im Frhjahr 1936; Fertigstellung undInbetriebnahme fanden am 27. Oktober 1938 statt. Von dieser Zeit an bis Ende 1944 hrt man so gut wie

    nichts mehr von Ohrdruf.

    Am 24. August 1944 fand dann eine Unterredung zwischen dem Chef des Wehrmachtfhrungsstabes,Generaloberst Alfred Jodl, und dem Wehrmachtsadjutanten beim Fhrer, Oberst Gustav Streve, statt. Inden berlieferten Berichten zu "Planungen und Neubauten F H Q (FHQu = Abkrzung frFhrerhauptquartier, Anm. d. Autors) geht es, neben weiteren Ausbauten etwa in Schlesien, auch umThringen:"... neue FHQu-Unterkunft im Raume Mitteldeutschland, Thringen und Harz. Es ist ein Fhrerentscheidherbeizufhren, ob in diesem Raum eine neue FHQuUnterkunft zu errichten St."

    In diesem Dokument taucht zum erstenmal Thringen als mglicher Standort eines neuenFhrerhauptquartiers auf. Am 9. Mrz 1945 ergeht eine von General Wilhelm Burgdorf unterzeichnete

    Information an alle Dienststellen. Darin heit es: "Auf Befehl des Fhrers hat Reichsfhrer-SS im RaumeOhrdruf den Ausbau einer neuen Unterkunft FHQu bernommen. Mit der Durchfhrung ist SS-Gruppenfhrer Kammler beauftragt worden."Hier wird also der Raum Ohrdruf als Standort angegeben. In einem von Generaloberst Guderianunterzeichneten Schreiben des Generalstabs des Heeres wird auf den Befehl Nr. 71/45 vom 12.2.1945Bezug genommen, der die Verlegung des OKH (Oberkommando des Heeres, Anm. d. Autors) in denRaum "Olga" anordnete. In dem mit dem 26.2.1945 datierten Schreiben heit es: "In Fortsetzung derManahmen o. a. Befehls wird Masse Staffel A in den Raum >OLGA< am 27.2.45 beginnend verlegt ...Vorbereitungen fr Mot-Marsch fr Gesamt HQu OKH durch Gen. Insp. d. Pz. Tr. laufen aus ... Gen. Qu.regelt Betriebsstoffversorgung fr Verlegung und Durchfhrung der Entladeaufgaben imRaum >OLGA

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    Prioritt von "Olga"' zustzlich dokumentiert, aber auch ein Hinweis auf eine bisher bersehenetechnologische Komponente des Bauvorhabens sein knnte.

    An unterirdischen Objekten sind im Bereich Ohrdruf - Arnstadt u. a. folgende bekannt: Stollen im Jonastal sowie ein sehr kurzer, etwa 8 in langer Stollen; "Amt 10"' nahe den Kasernen auf dem Truppenbungsplatz; Das begonnene und angeblich aufgegebene Objekt am Eulenberg; Unterirdische Anlagen (wahrscheinlich sowjetischer Bauart) etwa 1000 m Luftlinie von den Stollen

    entfernt.

    Abbildung 1: Teil der sowjetischen Anlagen

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    Die Jonastal-Stollen und das Plateau 16

    Fr all diejenigen Leser, die sich bisher noch kein Bild von der Jonastalanlage machen konnten, folgt andieser Stelle eine genauere Beschreibung:

    Die Anlage gliedert sich in vier verschiedene Objekte;Stollen 1 - 12, 13 - 15, 16 - 20 und Stollen 21 - 25, imfolgenden als Objekt (0) 1 - 4 bezeichnet. Der lngstebisher bekannte Stollen ist Nr. 14. Er verluft 176,5 m tiefin den Berg und verzweigt am Ende ungefhr 6 m nach

    links und rechts. Bei Nr. 13 handelt es sich nach G.Remdt 5 um einen 1944 eingebrochenen Stollen, von demnichts weiter bekannt ist.

    Die Stollen 1 - 5 haben keine Verbindung zueinander; bei 6 - 12 ist dies allerdings der Fall. Nr. 14 und 15sind wieder verbindungslose Gnge. 0 3 ist ebenso wie 0 4 klar als einzeln konzipierte Anlage erkennbar.Obwohl die Russen nach Kriegsende die Stollen mit etlichen Tonnen Dynamit sprengten (die Wucht kannman heute noch am abgesprengten Hang sehen, es fehlen mindestens 20 Meter), sind alle Stollenbegehbar, ausgerechnet bis auf das interessanteste Objekt 4.Rechts von Nr. 25 (etwa 200 m entfernt, auf gleicher Hhe) ist ein begonnener Stollen zu sehen(Ausmae rechteckig, etwa 3 x 3 m). 50 m links und etwa 15 m unter dem Plateau oberhalb von Nr. 1existiert noch ein Stollen, er geht ca. 8 m weit in den Berg. Dieser Gang stellt die erste Merkwrdigkeit

    dar. Die normale Annahme wre, da der Eingang "vorn" geplant war. Nur fhrt keinerlei Weg zu diesemStollen (er liegt am Schrghang), was keinen Sinn macht, da jeder der an

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    Abbildung 2: Der Bereich der Stollen 1 - 12 heute. Nur einige unbewachsene Stellen der Muschelkalkhnge erinnernan die vor mehr als einem halben Jahrhundert stattgefundenen Ereignisse.

    Abbildung 3: Fr den unbedarften Beobachter erscheint der Bereich der Stollen 16 - 20 heute eher als aufgegebenerSteinbruch.

    18

    deren 25 z. B. mit dem Auto erreichbar gewesen wre. Auch die Stelle, an der mit dem Vortrieb begonnen

    wurde, ist logisch kaum zu begrnden, denn sie befindet sich an einem sehr schrgen Hang, so dakeinesfalls (wie bei den anderen Stollen) der Abraum mit Waggons htte entfernt werden knnen.Es werden zwei Theorien vertreten: Die erste besagt, es handele sich um eine Flakstellung, somit sei derGang als Munitionsbunker bzw. Unterstand anzusehen. Dem kann ich nicht zustimmen. Um die Flakeffektiv einsetzen zu knnen, mte auf dem Plateau eine Stellung dafr angelegt worden sein, dannaber htte man jede Granate und jede Munitionskiste 15 m den steilen Hang hinauftragen mssen. Derartunlogisch hat man solcherlei Stellungen damals nicht gebaut. Auch sind keinerlei Spuren einesSplitterschutzwalles oder einer Stellung berhaupt in der Umgebung oberhalb des Stollens zu finden. Undda eine Flak im Hang aufgestellt wurde, ist kaum vorstellbar.Die zweite These ist genauso wenig nachvollziehbar wie die erste, wenn davon ausgegangen wird, dadieser Gang zwar begonnen, nicht aber beendet worden sei. Sieht man sich die Stelle an, wird man dieseAnnahme sicher ebenfalls verneinen. Es bestand keinerlei Mglichkeit Material in rationeller Form dorthin

    zu bringen. Dies mu der Architekt allerdings bei seinen Planungen schon zu Beginn der Arbeit gesehenund gewut haben. Wenn er trotzdem hier einen Stollen vortreiben lie, mu es dafr wohl einenbesonderen Grund gegeben haben.Auch die Plne, die von einem Arnstdter Architekten 1945 nach Kriegsende im Auftrag der Sowjetsgefertigt wurden, sind dafr, da sie von einem Fachmann stammen, sehr ungenau. So sind dieerwhnten angefangenen Stollen A und B berhaupt nicht eingetragen. Remdt hat in den sechzigerJahren eine Begehung des Gelndes unternommen, und dabei zufllig einen weiteren, nichteingetragenen Stollen entdeckt. Dieser befand sich rechts von Nr. 12. Remdt folgte dem Stollen etwa 20m in den Berg, dann wurde eine weitere Begehung zu gefhrlich, da (von den Sprengungen gelste?)Felstrmmer von der Decke zu strzen drohten.

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    Spter war dieses Gebiet nicht mehr begehbar, da es zum Truppenbungsplatz gehrt.Verstndlicherweise hatten weder die Sowjets, noch die NVA (Nationale Volksarmee der DDR, Arm. d.Autors) etwas fr Leute brig, die in einem Sperrgebiet irgendwelche Nachforschungen unternahmen.Laut einer anderen Zeugin, Clre Werner, hat die DDRRegierung kurz vor der politischen Wende denEingang dieses Stollens sprengen lassen.

    Warum also zeichnet ein Architekt ungenaue Plne? Die Russen hatten die Umgebung sicher sehr genauuntersucht, es wre ihnen also aufgefallen, da die Skizze nicht mit den Gegebenheiten bereinstimmt.Oder war genau das beabsichtigt?Bei einer unserer Begehungen sagten uns Einwohner von Bittstdt, die Baustelle sei damals (Ende 1944)

    von einem Zaun umgeben gewesen, welcher das Plateau nach Norden hin abtrennte. Auerdem waren inregelmigen Abstnden MG-Stellungen angelegt worden. Von den MG-Stellungen fanden wir keineSpuren, allerdings sind auf den Feldern, die etwas nrdlich des Plateaus beginnen, einige Gehlzinselnzu sehen, die wir nicht nher untersuchten. Es knnte sich durchaus um die Reste von Stellungen, die zurBewachung der Baustelle dienten, handeln.Sind auch die Fhrerhauptquartiere untereinander sehr verschieden, eines haben alle gemeinsam: Siewaren immer von einem dichten Sperrgrtel aus Mannschaftsunterstnden, Flak- undScheinwerferbatterien usw. umgeben. In der nheren Umgebung der Stollen aber ist nichts davon zuerkennen. In diesem Zusammenhang ist auch kaum anzunehmen, da eventuell Vorhandenes grndlichvon den Amerikanern oder Russen entfernt oder zerstrt wurde. Bei den anderen von uns untersuchtenFhrerhauptquartieren lieen sich diese Sperrgrtel ohne Schwierigkeiten nachweisen.Nun sind die Stollen zwar bombensicher angelegt, ein vlliger Verzicht auf Flakschutz ist dennoch nicht

    anzunehmen. Die einzige Flakstellung, die wir bisher ausfindig gemacht haben, befindet sich aber beiCrawinkel (Friedrich-Anfang).Auf dem Plateau selbst finden sich keinerlei Spuren von einer Bebauung, wenn man von einigen wenigenBetontrmmern etwas oberhalb von Stollen 15 absieht. Allerdings ist das Gelnde vllig unbersichtlich,berwachsene Erdhaufen wechseln sich ab mit metertiefen Mulden und Lchern, so da es unsunmglich war zu entscheiden, was aus dem Kriege stammt und was spter entstand. Ebenso ist es beider Vielzahl der Erdhaufen und anderer Reste so gut wie ausgeschlossen, einen potentiellen, getarntenEingang zu finden. Da es diesen bzw. vielleicht sogar mehrere davon gibt, ist aus mehreren Grndennicht zweifelhaft. So hat ein amerikanisches Schatzsucherteam vor einigen Jahren auf dem PlateauMessungen mit einem Protonenmagnetometer vorgenommen und in "einigen Metern Tiefe" groeMengen Eisen geortet, die auf armierte Betonflchen hindeuten. Lt sich ein Protonenmagnetometereventuell noch auf erzhaltigem Boden tuschen, wird dies auf Muschelkalk wohl sicherlich nicht

    geschehen. Im brigen wird die Richtigkeit dieser Messungen auch von Zeitzeugen besttigt.Fred Wander, ehemals Hftling, erinnert sich in seinem Buch"Der siebte Brunnen" daran, da "berall aufden Bergkuppen entlang des Jonastales" senkrechte Stollen vorgetrieben wurden. Waren es Luftstollen?Eine in dieser Hinsicht interessante Andeutung macht auch der Elektromonteur Edmund Mller ausGehrenJesuborn: "... 1944 erhielt ich den Auftrag, im Jonastal zu arbeiten. Der SS-Fhrungsstab hattedarauf gedrungen, da die hier begonnenen Arbeiten schneller vorangetrieben wrden. Ich bin auf dieBaustelle 11 gekommen, die am weitesten fortgeschritten war. Unsere Baracke stand oben auf demKamm der Felsen. Diese Aussage stellt eine Verbindung mit einer anderen dar, die da lautet: "... habenwir die Stollen ber Treppen nach unten erreicht... . Das klingt auch vollkommen logisch, denn es scheintkaum vorstellbar, da jedesmal ein Ab- und Aufmarsch ber den steilen Hang erfolgen sollte.Und wozu berhaupt Baracken oben auf dem Kamm der Felsen? Doch wohl nur, wenn dort auch gebautwurde. Der Zeitzeuge sagte weiter, die Arbeiter htten keinerlei Kontakt zu den Hftlingen gehabt.

    Letzteres wre aber bei einem Betreten der bekannten Stollen von "vorn" berhaupt nicht zu verhinderngewesen. (Allerdings, und dies ist weit wahrscheinlicher, hat dieser Zeuge wohl gar nicht die"Jonastalstollen"' gemeint sondern ein ganz anderes, getrenntes Objekt. Dazu jedoch spter mehr.)

    Zuguterletzt sollte bedacht werden, da alle FHQu und greren Bunkeranlagen mindestens einenNotausgang hatten. Folgt man dieser Tatsache und interpretiert die Jonastalanlage als FHQu, dann muman feststellen, da insbesondere die Stollen 16 - 20 und 21 - 25 stark gefhrdet gewesen sind, ein oderzwei Treffer vor die Eingnge htten die Falle zuschnappen lassen ... Sollte solch ein berlebenswichtigerPunkt wie die Notausgnge wirklich bersehen worden sein? Wohl kaum. Dieses Argument wird hufigmit der Bemerkung weggewischt, die Anlage sei ja auch noch nicht fertig gewesen. Dem stehen nun aber

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    eine ganze Reihe von anderslautenden Berichten gegenber. Der Augenzeuge Herms erwhnt z.B.folgendes:"... Groe Teile der Stollensysteme waren bereits gekachelt und mit Fliesen ausgelegt ... Ich kann nur soviel sagen, da das Objekt unmittelbar vor der Einweihung gestanden haben mu."Oder K. W. aus Arnstadt (Remdt, der ihn zitiert, hat seinen vollen Namen nicht genannt): "... Ich wardamals im Jonastal dienstverpflichtet und mute zusammen mit anderen von der Firma ElektroBeyer,Erfurt Elektroleitungen auf den Baustellen eins und zwei verlegen. Dabei kamen wir in die Stollen. DieGnge waren bereits mit hellen Kacheln verkleidet."Frau Traute Schleichardt war mit dem Sgewerksbesitzer bekannt, welcher das Holz fr die Baustellelieferte. In einem von Hosny und Fitzke gefhrten Interview berichtete sie, da dieser eines Tages von

    einem der Architekten ins Jonastal mitgenommen wurde, "... um zu sehen, was aus seinem Holz gemachtwerde'. Als er, wieder zurckgekehrt, mit Frau Schleichardt sprach, "schwelgte er in seinen Schilderungenvon dem in jeder Hinsicht kaum vorstellbaren Luxus: Teppiche, Mbel, alles vom Feinsten,Parkettfubden, Teppiche und Gemlde an den Wnden".' Aber: Fakt ist da in den Stollen 1 - 20keinerlei Spuren vorhanden sind, die auch nur ansatzweise auf die oben angegebene Ausstattungschlieen lassen. Zwar sind die Stollen 16 - 20 teilweise schon betoniert, jedoch finden sich keinerleiAnhaltspunkte, da ehemals Kacheln oder eine Vertfelung angebracht waren. Selbst wenn manannimmt, die Rote Armee oder die Amerikaner htten - soweit mglich - alles vorhandene entfernt undmitgenommen, so mten wenigstens noch Spuren einer Demontage existieren. Doch das tun sie nicht.So bleibt nur die Vermutung, die"luxurise Ausstattung" bezog sich auf die Stollen 21 - 25, eben jenen, bisheute verschlossenen Bereich. Aber auch dann taucht ein Widerspruch auf: Frau Werner und FrauSchleichardt sprechen beide in ihren Aussagen von Parkett oder sogar Teppichen an den Wnden; Herr

    Herms und Herr K. W. erwhnen helle Kacheln an den Wnden und geflieste Abschnitte. Schon hier wirddeutlich, da es getrennte, bisher noch nicht (wieder-) entdeckte Systeme oder Stollen geben mu.Und, wie weiter oben bereits erwhnt waren die Stollen 21 - 25 wirklich bezugsfertig, so mssenNotausgnge vorhanden gewesen sein. Doch bisher sind diese nicht bekannt bzw. identifiziert worden.

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    Die Stollen waren fertig!28

    Es fhren also insgesamt 25 Stollen in den Berg. Bei einigen wurde festgestellt, da sie wahrscheinlich"knstlich verbrochen", also gesprengt wurden.Das deckt sich mit dem, was der bereits erwhnte Herr K. W. auerdem noch sagte:"Der weiteste mir bekannte Vortrieb in das Innere des Berges betrug neunhundert Meter. Vermutlich hatdie SS kurz vor dem Einmarsch der Amerikaner im Innern des Berges die wichtigsten Gngezugesprengt."Eine weitere Aussage eines anderen Zeitzeugen bekrftigt dies. Der ehemalige KZ-Hftling Georg Linkaus Arnstadt gab folgendes zu Protokoll:

    "Ende Mrz erfuhr ich von Mithftlingen (Link war fr den Abtransport der Leichen aus dem Jonastaleingesetzt), da die SS begann, im Berg bestimmte fortgeschrittene Stollensysteme zu sprengen. NachDarstellung der Kameraden und wie spter aus den Zeugenaussagen bei den Vernehmungen inBuchenwald hervorging, mssen die Stollen sehr tief in den Berg gegangen sein. Eines wei ich genau: Inden Stollen wurde von der SS gesprengt, bevor die Amerikaner kamen. Die Amis haben sich um rein garnichts gekmmert. Vielleicht waren sie auch zu feige, wegen Verminung und so. Und die Russen? Ichwei nicht vielleicht fehlten denen die Informationen."Der ebenfalls schon erwhnte Edmund Mller erinnerte sich: "Bei meinen Arbeiten in den Stollen sah ichgroe Stahltren, die stndig geschlossen gehalten wurden. Auch wir als Elektriker sind hier nichtreingekommen!'Karl Zehnel aus Ichtershausen geht noch weiter:"Es steht fest, da die Stollen nahezu fertig waren. Es wird immer viel erzhlt, aber wir, die wir dort

    gearbeitet haben, mssen es ja schlielich am besten wissen ... Ich selbst habe Parkettfubodenverladen und in die Stollen gefahren. In den letzten acht Tagen, bevor die Amerikaner kamen, waren dieunterirdischen Konferenzrume, Befehlsstnde und groe Hallen fertig.

    Wo befinden sich all diese rtlichkeiten? Groe Hallen, Befehlstnde und "sehr tief"' in den Berg gehendeStollen wurden (bisher) nicht gefunden, geschweige denn Hinweise auf einen gar 900 m langen Vortrieb.Da diese Systeme vorhanden sein mssen, ist gar keine Frage bei so vielen, unabhngigen Aussagen,die sich gleichen. Warum hat sich eigentlich noch niemand die Mhe gemacht, nachzurechnen, ob dievorhandenen, bekannten Stollen der Arbeitsleistung von 20 000 Hftlingen entsprechen?Allein die Anzahl der abkommandierten Hftlinge lt erahnen, da dieses Projekt eine der hchstenDringlichkeitsstufen berhaupt gehabt haben mu. In den berlieferten Berichten und Protokollen heit eszu S III, da es ber allen Rstungsangelegenheiten und dem Geilenberg-Programm rangiere. Vom

    "Notprogramm des Fhrers" ist die Rede, und es heit auch: "Mit Rcksicht auf die Geheimhaltung desBauvorhabens kann keine Dringlichkeitsstufe allgemein mitgeteilt werden... Fr die Beschaffung vonEngpamaterial und Gerten usw. kann die Z 1 Stufe 4 9000 gegeben werden.`

    Bei Osterode z.B. sollte in den letzten Kriegsmonaten im Rahmen des Geilenberg-Programms noch einbombensicheres Hydrierwerk entstehen. Bis Kriegsende (bei einer Baudauer von etwa 3 Monaten also)waren hier Stollen mit einer Gesamtlnge von rund 3 km in den Fels getrieben und eine Nutzungsflchevon etwa 20 000 m' geschaffen worden. In einem Lager wurden am 25. November 1944 etwa 100, am 15.Februar 1945 etwa 800 Hftlinge gezhlt. In dem anderen Lager bezifferte man die Zahl der Hftlinge auf282. Somit haben also etwa 1200 Hftlinge in wenigen Monaten einen Stollenvortrieb von 3 km geleistet.Im Jonastal wurden die Hftlinge aufs uerste angetrieben und muten ohne Rcksicht auf Verluste inDreierschichten arbeiten .14 Zudem waren hier ganz erheblich mehr Arbeitskrfte im Einsatz. Doch der

    erreichte Gesamtstollenvortrieb in einem Zeitraum von einem halben Jahr entsprach nach offizieller Lesartnur genau dem von Osterode, und das, obwohl man die doppelte Zeit zur Verfgung hatte ...Zhlt man nun noch die Tatsache hinzu, da von den bisher bekannten Stollen nur ein Bruchteilwenigstens teilweise fertiggestellt worden ist so drngt sich die Frage auf, an was denn nun eigentlichgebaut wurde? Sollte das Geheimnis tatschlich in dem rechten, seit 1945 nicht wieder geffneten Objektliegen? Ist vielleicht der Stollen 12, der teilweise verbrochen wurde, der Dreh- und Angelpunkt? Oder gibtes gar bisher unbekannte, vllig autarke Anlagen? Von verschiedenen Seiten, etwa der Bundeswehr unddem Bundesvermgensamt, aber auch dem Ministerium fr Staatssicherheit (Stasi) der Ex-DDR wurdenund werden die Jonastalstollen als geplante Produktionssttten beschrieben.Die Stollen 15 - 25 sind bei genauer Betrachtung sicherlich berhaupt nicht zu solch einer vermutetenFertigung geeignet. Von der Anlage her sind sie auch noch am ehesten mit einem FHQu vergleichbar.

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    Wenn schon, dann htte eine Produktion wohl nur die Stollen 1 - 12 oder Nr. 14 belegen knnen. Dochfast alle anderen bekannten, nachgewiesenen Produktionssttten hatten andere Ausmae.Im Verlaufe der Recherchen kam ein Kontakt mit einem ehemaligen Major der NVA zustande, derperipher mit dem Jonastal zu tun hatte. Er sagte aus:"Persnlich hatte ich mit dem Jonastal nichts zu tun. Soweit ich wei, wurde in den Achtzigern dortintensiv nach dem Bernsteinzimmer gesucht. So etwa in der Umgebung von Ohrdruf und Luisenthal. Ja,sogar Suchbohrungen fanden statt, es wurden damals erhebliche Geldmittel aufgewendet. NVA und Stasisuchten damals auch nach Stolleneingngen von alten Bergwerken, von denen zwar bekannt war, da sieexistierten, ihre genaue Lage aber nicht. Meines Wissens nach wurden sie nicht gefunden. Soweit mirbekannt ist, sollte im Jonastal eine V2-Produktion und ein FHQu hinkommen!

    Wie auch immer, V-Waffen-Schmiede, FHQu oder sonstiges ... wo befanden sie sich?

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    Das Bemsteinzimmer 32

    In den Achtzigern fand im Jonastal eine regelrechte Hatz statt, und zwar auf das legendreBernsteinzimmer. Bekannt ist, da die Stasi allerlei Leute befragte. Weniger bekannt ist hingegen, da imJonastal nicht nur konventionell" gesucht wurde, sondern auch Bohrungen in Angriff genommen wordensind, um Hohlrume zu erschlieen. Eine relativ teure Bohrung wird man aber doch wohl nur dann inAngriff nehmen, wenn man wenigstens ber einen einigermaen schlssigen Verdachf-verfgt.Letztmalig taucht das Bernsteinzimmer in Schlo Reinhardsbrunn bei Friedrichroda auf, seither gilt es alsverschollen. Das Hauptindiz fr eine Deponierung der Bernsteintafeln in den oder im Umfeld der Stollensind Notizen, die ein Mann namens Rudolf Wyst in der Kartentasche seines kurz vorher verstorbenen

    Vaters fand. Zwlf Jahre spter rekonstruierte er die Notizen so:Voraussichtlich gilt fr Knigsberg bald Unternehmen Grn. Deshalb haben Sie die AktionBernsteinzimmer durchzufhren und es in das Ihnen bekannte BSCH zu bringen ... Nach Ausfhrung derOperation sind Zugnge zu tarnen und Gebude zu sprengen."^ Die betreffende Tasche hatte sich ineinem Sack im Keller der elterlichen Wohnung befunden. Der Vater, SS-Sturmbannfhrer Gustav Wyst,war ein Intimus von Ostpreuens Gauleiter Erich Koch gewesen. Rudolf Wyst erinnerte sich noch anweitere Papiere, deren Inhalt etwa lautete:An Transportfhrer. 30 Kisten Bernsteintafeln und Kisten der Bernsteinsammlung laut Befehl des RSHAbergeben." Und: An Reichssicherheitshauptamt. Befehl ausgefhrt. Aktion Bernsteinzimmer beendet.Zugnge befehlsgem getarnt. Sprengung erfolgt. Opfer durch Feindttigkeit. Melde mich zurck."

    Diese von Wyst jun. aus der Erinnerung wiedergegebenen Informationen hatte dieser erstmals 1959 der

    Zeitschrift Freie Welt" bermittelt. Wyst behauptete weiter, die Papiere 1947 verbrannt zu haben. DieZeitschrift vermittelte ihn an den KGB, der den jungen Mann nach Kaliningrad holte, wo er seineAussagen schlielich auch zu Protokoll gab. Dabei entstand der lange unbeachtet geblichene Fehler mitdem BSCH", wie G. Remdt in seinem Buch Rtsel Jonastal" aufzeigen konnte:Wyst jun. hatte damals von B III gesprochen. Die in das Russische bersetzten Aussagen wurdenabgetippt, wobei die Schreibkraft gewohnheitsmig fr die rmische Zahl III den kyrillischen BuchstabenLU (SCH) benutzte. So kam es bei der Rckbersetzung ins Deutsche zu BSCH.Die Version, da auf dem von Rudolf Wyst gefundenen Papier nicht B III, sondern S III gestanden habenknnte, hatte viel fr sich. >Zugnge befehlsgem getamtSprengung erfolgtAmt 10< und >Amt 8< befanden, durchaus erklrlichwre. Und wo htte er seine Meldungen in den Wirren des Zusammenbruchs zuverlssiger absetzenknnen, als in Ohrdruf oder Amstadt? Auf diese Zusammenhnge hin angesprochen, sagte Rudolf Wyst,er halte es durchaus fr mglich, da auf dem Papier nicht B III, sondem S III gestanden habe. Das um somehr, als der Code auf den halbvermoderten und schwer entzifferbaren Seiten nur ein einziges Malvorgekommen sei."

    Ob nun neue Hinweise oder der eklatante Mangel an Devisen in den achtziger Jahren die neue Jagd derDDRRegierung nach dem Bernsteinzimmer (oder Kunstgutdepots berhaupt) einluteten, seidahingestellt. jedenfalls hat die Stasi etwa Bergwerksstollen in der Nhe von Luisenthal durchsucht,allerdings nichts gefunden. Allemal ist ein Kunstgutdepot sicherer in einem mittelalterlichen Bergwerk, von

    dem kaum jemand wei, als in einer Stollenanlage, der man ansieht, da gewisse Gnge zugesprengtwurden, aufgehoben. (Gerade zu diesen Bergwerken geht das Gercht, da nach Kriegsende einigeLeute hineingingen, von diesen aber etliche nicht wieder hinaus).Als Studienrat Bttcher beispielsweise gegenber der SS von den "ausgedehnten Manganerzstollen inder Nhe von Ohrdruf" sprach, gaben die Offiziere zu verstehen, diese seien bekannt. Es mte sich umdieselben Stollen handeln, die die Stasi suchte. Sie befinden sich bei Luisenthal, sind bisher aberunerforscht. Auch hier sind einige Eingnge knstlich verbrochen worden. Es gibt mit Sicherheit noch eineUnzahl von mglichen Deponierungsorten. Frau Werner sagte in dem erwhnten Gesprch auch, manhabe SS-Archive in einer Hhle oder in einem Stollen untergebracht.

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    Doch diese Geschichten sollen nur der Vollstndigkeit halber erwhnt sein und stellen nicht dasHauptthema dieses Buches dar. Letzteres sind vielmehr jene noch nicht (wieder-) gefundenenunterirdischen Objekte und ihre mgliche Bedeutung.

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    "Riese"

    Der Vergleich mit "Riese" 36

    Besonders gut kann man sich ein Bild von "Olga" machen, wenn man sich das "Schwesterobjekt" inSchlesien ansieht wobei es sich um ein bzw. mehrere unterirdische(s) Objekt(e) handelt, die unter derCode-Bezeichnung "Riese" zusammengefat wurden.Baubeginn fr "Riese" war das Frhjahr 1944. Wie bei "Olga"', so existieren auch bei dieser Untergrund-Installation keinerlei Planungsunterlagen. Angeblich handelte es sich ebenfalls um einFhrerhauptquartier, doch auch V-Waffen-Fabriken sind im Gesprch. Wie man sehen wird, hneln sich

    beide Anlagen so stark, da direkte Vergleiche mglich sein sollten.Bis heute sind dort 6 verschiedene Stollenanlagen bekannt geworden, die sich auf ein Gelnde mit einerFlche von etwa 30 km' verteilen. Eine weitere Anlage existiert etwa 25 km entfernt unter dem SchloFrstenstein. Die einzelnen Objekte befinden sich in unterschiedlichen Ausbaustadien, keines war jedochzu Kriegsende fertiggestellt. Bei einigen finden sich Betongebude an der Oberflche - wahrscheinlichKasinos oder Unterknfte. Diese sind durch senkrechte Schchte, vermutlich fr Fahrsthle, mit denStollen verbunden.Bei ausfhrlicher Begehung und genauer Betrachtung des Gelndes finden sich noch Reste vonTarnmanahmen, wie etwa Tarnnetze in den Bumen und knstlich angelegte Waldflchen.Nach der Aufgabe der Baustelle im Frhjahr 1945 wurden, wie bei "Olga"', Teilbereiche der Stollenversprengt und Zufahrten zur Baustelle getarnt. So etwa wurde die zwischen Drnhau und Wstegiersdorfabzweigende Strae mit Ackerboden bedeckt und Gras eingest. In einem Schreiben ber den

    Baufortschritt September 1944 berichtete Rstungsminister Speer:" ... und fr die Bunkeranlage >Riese< bei Bad Charlottenbrunn (wurden) 150 Mill. Reichsmarkverbraucht. Fr dieses Bauvorhaben wurden 257 000 cbm Stahlbeton, 213 000 cbm Stollenbau, 58 kmStraenbau mit sechs Brcken und 100 km Rohrverlegung bentigt."

    Bis jetzt sind erst 45 % des von Speer angegebenen Bauvolumens wiedergefunden worden. Darberhinaus mu noch in Betracht gezogen werden, da der Bericht den Baufortschritt bis September 1944beschreibt, man aber bis zum Frhjahr 1945 weiterbaute. Mithin ist die Annahme, erst etwa ein Drittel derAnlagen sei bekannt, sicher nicht als utopisch zu betrachten.Die Angaben ber die Hftlingszahlen schwanken, wie bei "Olga", sehr stark, eine Schtzung von zehn-bis fnfzehntausend Hftlingen erscheint aber realistisch. Cybulskil gibt eine Mindestzahl von 13 300Hftlingen an, die von Mai 1944 bis Frhjahr 1945 "Riese" durchlaufen haben.

    Ein erster direkter Vergleich: Nach dem CCP befanden sich am 12. Januar 1945 immerhin 11700Hftlinge im Ohrdrufer Camp! Demzufolge sind auch in der Hftlingsbelegung beide Bauvorhabendurchaus miteinander vergleichbar.

    Im folgenden mchte ich dem Leser eine Kurzbeschreibung der Anlagen von "Riese" prsentieren:

    Dorfbach:Hierbei handelt es sich um eine kleine Anlage mit einer Flche von 2500 M2 und einer Gesamtlnge derbisher erforschten Stollen von 500 m. Drei Eingangsstollen, von denen zwei mit Wachrumen undEingangsverteidigung versehen sind, fhren zu zwei greren Querstollen, die die Arbeitsrumeaufnehmen sollten. Etwa 15 % dieses Komplexes sind betoniert.

    Jauernig:Diese Anlage befindet sich wahrscheinlich in einem Anfangsstadium. Eine Aufnahme aus dem Jahre 1954zeigt die beiden Stollen als Rohbau. Vier andere waren offensichtlich eingestrzt und nicht zugnglich.Zwei Eingangsstollen fhren zu zwei Querstollen. Eine Verlngerung scheint geplant gewesen zu sein. Inder Nhe befinden sich Spuren von Eingngen zu vier weiteren Stollen, vorgetriebene Blindstollen weisendarauf hin. Die gesamte Lnge betrgt 500 m und die Flche erstreckt sich auf 1500 M2.

    Wolfsberg:Dieser grte Komplex ist im Rohbau nahezu fertig geworden. Vier Eingnge mit Wachrumen undEingangsverteidigungen fhren zu vier Querstollen, die jeweils untereinander rasterfrmig verbunden

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    sind. Mit der Betonierung wurde bereits begonnen. Die Lnge der Stollen betrgt 3000 m und die Flche8700 M2.In einem der Nebenstollen befindet sich ein Schacht zur Oberflche, der mglicherweise spter einenFahrstuhl aufnehmen sollte.

    Suferhhen:Diese etwas ungewhnliche Anlage weist zwei Eingnge auf, deren Eingangsverteidigung bereits mitPanzerplatten und Maschinengewehrffnungen versehen ist. Zwei Lngsstollen, von denen einer eineLnge von 350 m aufweist und blind endet, geben Rtsel ber ihre Bedeutung auf. Ein dritter Stollen imRohzustand befindet sich auf einem tieferen Niveau. Vier Querstollen, wieder miteinander verbunden,

    waren als Arbeits- und Unterkunftsrume vorgesehen. Ein 48 m hoher Fahrstuhlschacht mit sechs MeterDurchmesser fhrt zu Gebuden an der Oberflche.Ein kleiner Teil ist bereits betoniert. Die Grundflche betrgt 6200 M2 , die gesamte Stollenlnge 1700 m.Auf der Oberflche ber dem Stollensystem befinden sich mehrere betonierte Gebude, von denen zweiim heutigen polnischen Sprachgebrauch als "Kasino"' und ..Kraftwerk" bezeichnet werden.Das sogenannte "Kraftwerk" ist rtselhaft. Der oberirdische Teil dieses Bauwerkes scheint noch nichtbegonnen worden zu sein. Treppen fhren zu unterirdischen Schchten, tnerne Rhren ragen an dieOberflche, Kabelgnge sind sichtbar, ebenso Anlagen fr Versorgungseinrichtungen. Mglicherweisesollte dieses Bauwerk als Heizungs- und Be- bzw. Entlftungsanlage des Bunkersystems dienen.

    Ramenberg:Eine Anlage im Anfangsstadium mit drei vorgesehenen Eingngen, von denen einer unzugnglich ist. Auf

    der Oberflche war bereits mit dem Bau von Betongebuden begonnen worden. Die bisher bekannteFlche betrgt 1800M2 und die gesamte Lnge 700 m.

    Falkenberg:Dieses Projekt hnelt den bereits beschriebenen und befindet sich ebenfalls im Anfangsstadium. VierEingnge fhren in das System. Zwei Hauptstollen sind mit zwei Querstollen verbunden. Zwei weiterebefinden sich auf tieferem Niveau und sind unzugnglich. Die Gesamtlnge beluft sich auf 750 m,whrend die Flche einen Bereich von 2100 M2 einnimmt.

    Frstenstein:Das Stollensystem unter dem Schlo stellt eine Besonderheit dar. Glcklicherweise existierenzeitgenssische Berichte ber dieses Bauvorhaben. Diesen zufolge wurde Ende 1943 das Schlo als

    Ausweichstelle des Reichsbahnprsidenten von Breslau genutzt. 1944 bezog die Organisation Todt (OT)mit etwa 1000 Mann das Schlo und begann mit umfangreichen Umbauten. Im Schlohof wurde mit denAusschachtungsarbeiten fr einen 50 m tiefen Fahrstuhlschacht begonnen, der zu umfangreichenStollenanlagen in die Tiefe fhren sollte.Gleichzeitig begann der Umbau der Innenrume zu Suiten und Appartements. Die gesamte Einrichtungvon Schlo Bellevue in Berlin war bereits nach Bad Salzbrunn verlagert, um die neugeschaffenen Rumeentsprechend auszustatten. In einer der Suiten, die angeblich Hitler bewohnen sollte, wurde ein Fahrstuhleingebaut der sicherstellte, da man ungehindert in das Stollensystern gelangen konnte. Die Zahl derArbeiter und Hftlinge stieg auf etwa 3000 Personen an .Ein eigens fr die Umbauten eingerichtetes Baubro beschftigte 35 Architekten. Von der Terrasse auswurde ein weiterer Zugangsschacht, der mit einem Wachraum mit MG gesichert war, zu den Aufzgenvorgetrieben. Ein geplantes Treppenhaus sollte diesen Zugangschacht zustzlich mit dem Schlo

    verbinden. Unter dem Schlohof befindet sich das eigentliche Stollensystem, das ber vier Eingngeverfgte und nach der Mitteilung eines OT-Bauleiters fr das OKW (Oberkommando der Wehrmacht Arm.d. Autors) vorgesehen war. Diese Anlage ist fertig betoniert und nahezu bezugsfertig. Die gesamte Lngedes Stollensystems betrgt 950 m bei einer Flche von 3200 mNach einem geheimen Bericht ber den Stand der Fhrerhauptquartiere von Mitte 1944 sollte die AnlageFrstenstein im Dezember des genannten Jahres bezugsfertig sein. Der Einbau einer groenFernsprechzentrale war, diesem Bericht zufolge, vorgesehen.

    Ich mchte an dieser Stelle gar nicht genauer auf die unbersehbaren Gemeinsamkeiten mit "Olga" (etwawie spter zu sehen sein wird, jenes mysterise "Kraftwerk") eingehen, sondern einzig dieArbeitsleistungen vergleichen.

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    wirsensationelle Einzelheiten, die den Berg betreffen, in dem sich die unterirdische Stadtbefindet, die mit allerlei modern-sten technischen Anlagen ausgestattetist. Diese Stadtkann man aus vier verschiedenenRichtungen erreichen: von Gluszyca, Modrzewek, Chalupy und Walim aus. Aus der RichtungModrzewek - wie Ing. Dolmuss erklrt - soll sich der Eingang in das Hauptquartier Hitlers, ausder Richtung Chalupy der Eingang fr Goebbels und seinen Stab, aus der Richtung Walim derEingang zum Stab der Wehrmachtbefunden haben.

    Allein die Streuung der Eingnge ermglicht die Vorstellung der ungeheuren Gre derunterirdischen Stadt. Bisher wurde sie noch nicht ausreichend untersucht. Die Einwohner von

    Gluszyca unternehmen die Suche nach den dort angeblich versteckten Schtzen, aber bei ihrenWanderungen gelingt es ihnen lediglich den Haupttunnel zu erreichen. Die Seitengnge hatbisher noch niemand untersucht. Potentielle Schatzsucher werden durch gefhrliche Bunker mitMaschinengewehrnestern und durch Gerchte ber die angebliche Venninung der Durchgngeabgeschreckt. Von Gluszyca aus besteht angeblich eine Verbindung zum Schlo Ksiaz. Wie esheit, sei auch dortein Bunker fr Hitler in die Felsfundamente gebaut worden.Das Rtsel der unterirdischen Stadt in Gluszyca soll mglichst schnell auf gelst werden,solange die Zeugen undErbauer dieses gigantischen Bunkers noch leben. Vielleichtlassen sichdort noch manche Beitrge zur Geschichte des II. Weltkrieges finden. Unweit von Walbrzych, inRichtung Klodzko, liegt der dreitausend Einwohner zhlende Ort Gluszyca. Der Krieg hat diesenOrt nur gestreift, seine Barockgebude, sowie die kleine, im gleichen Stil erbaute Kirche wurden

    vom Krieg unbeschdigt gelassen. Aber gerade diese kleine ruhige Stadthaben die Nazi f (ihrerim abgelaufenen Krieg fr eine wichtige Rolle vorgesehen. Einer der in der Nhe der Stadtgelegenen Berge, der einen Teil der Kette des Eulengebirges bildet, soll als Sitz desFhrungsstabes gedienthaben. Dies geschah Ende 1943, als die Rote Armee vor den GroenBgen stand. Ostpreuen, wo sich Hitlers Hauptquartier befand, sollte bald zum Kampfgebietwerden. Deswegen wurde beschlossen, das Hauptquartier des Fhrers nach Niederschlesien zuverlegen, in die vom alten Fritz so geliebte Umgebung von Glus-zyca.Ende des frostigen Dezember 1943 wurde hier eine groe Menschenmenge weier Sklavenzusammengetrieben, die die Besatzungsgebiete in so groem Mae lieferten - und es wurdeangefangen, das neue Babylon zu bauen. 30 Tausend ungarische Juden arbeiteten am Bau vonWegen, die die Zu fahrt zum Hgel ermglicht haben sollen, in dem sich das Gehirn des DrittenReiches befunden haben soll. Hierarbeiteten auch Polen, Russen, italienische Mineure undUkrainer. Insgesamt waren ber 50 Tausend Leute am gigantischen Bau beschftigt, der hierentstanden sein soll.Niemand wute selbstverstndlich, welchem Zweck die riesengroen Bunker und die endlosen,die Berghngekreuz und quer durchschneidenden Tunnelge-dienthaben sollen. Hunderte von Ingenieuren, die die Arbeiten leiteten, hatten auch keine

    Ahnung, was eigentlich gebaut wurde. Jeder von ihnen war nur ein Rdchen in der groenMaschine und hatte einen genau festgelegten Aufgabenbereich; es war dabei fr jedengefhrlich, die Grenzen seines Aufgabenbereich zu berschreiten. So arbeiteten die Einen amBau eines neuen Bahnhofes, die Anderen an den Plnen fr die Wege und wieder andere ander Pumpstation, deren Behlter40 Tausend Kubikmeter Wasserfassen kann. Die gesamten

    Arbeiten wurden von Berlin berwacht. Viele Geheimnisse, die die unterirdische Stadt betreffen,kannte der beeidigte Bauoberregierungsrat Ing. Mayer, der seinen stndigen Wohnsitz inJedUna-Zdroj, ehemals Bad Charlottenbrunn, hatte.

    Auf die vernommenen Einzelheiten neugierig, beschlieen wir, unter der Leitung des Ing.Dolmuss, der einer der Erbauer der unterirdischen Stadt und zugleich auch Fachmann fr diemodernen V-l und V-2 Waffen ist (Ing. Dolmuss war am Bau der Raketenabschurampenzwischen Cherbourg und Cane beteiligt), die ober- und unterirdischen Bauten der unvollendetenStadt zu besichtigen, die eine so wichtige Rolle im vergangenen Krieg gespielt haben soll,obwohl man sie umsonst au feiner Landkarte suchen wrde.

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    Vom historischen Restaurant Zum Hirschen ", in dem Friedrich der Groe gern eingekehrtseinsoll, und das in der ersten Hlfte des XVI ff. fahrhundert erba ut wurde, fahren wireinen Feldwegin Richtung Nowa Ruda. Schon einen Kilometer weiter sieht man beiderseits des Weges dieSpuren des begonnenen Baues. Hierliegen viele fr Betonbauten angefertigteEisenkonstruktionen, Dutzende von Schmalspurbahnwagen, irgendeine abgestellte Lokomotiveherum. A uch ein riesengroer Platz mit einer nicht fertiggestellten Betonbrcke flltauf. DasNetz von Eisenbahnschienen mitfertiggestellten Stellwerken zeugt davon, da sich hier einBahnhof der unterirdischen Stadtbefunden haben mu. Die Arbeiten am Ausbau des Bahnhofswurden durch das Ende des Krieges unterbrochen, das rettete aber nicht die 18 Tausend

    Kriegsgefangenen und Hftlinge, die hier ihr groes Massengrab gefunden haben. Ing.Dolmussbehauptet, da 13 Tausend vonihnenhier umgekommen seien, und schiebt die ganzeSchuld dafr auf die Verpflegungsverwalter, die die kleinen Lebensmittelrationen, die von Berlineingerumt wurden, rcksichtslos noch verminderten.Zum Allerseelentag znden die Einwohner von Glus-zyca hunderte von Lichtem auf demMassengrab des Nazismus an, um das Andenken der namenlosen Armee der Gefallenen zuehren. Neben verrosteten Schienen (der Bahnhofist stillgelegt) weidet das Vieh von Ansiedlern,die hierher von jenseits des Flusses Bug bergesiedelt sind. Zwischen den Stellwerken, die dieZge von Hitler, von Admiral Raeder, von Goring, Goebbels und vom Stab der Wehrmachtgelenkthaben sollen, spielen Dorfkinder ... den Krieg.

    Auf der linken Seite des Weges erhebt sich ein steiler Berghang, mit Mischwald bewachsen. In

    diesem Ab-hangbefindet sich der Eingang zum unterirdischensitz Hitlers. Ein sehrguter Weg steigt emporund fhrt direkt in den Wald. Vor drei fahren ist dieser Weg noch nicht vorhandengewesen. Erwurde von ungarischen Juden gebaut, ebenso wie viele andere Wege, die die hiesigenBerghnge durchschneiden. Nach fnf Minuten Fahrt, in denen wir an den sich stndigberschneidenden Schienen der Schmalspurbahn und an Reihen von primitivzusammengeschlagenen Baracken fr Kriegsgefangene vorbeigefahren waren, halten wir voreinem riesengroen Platz. Der Berghang fllt zu diesem Platz fast senkrecht ab. RiesengroeFelssteine ber dem Platzsehen so aus, als ob sie jeden Augenblick mit einem Getseherunterrollen knnten. Der ausgedehnteplatz ist mit Haufen von verschiedenartigen Steinenbedeckt, zwischen denen silbern glnzendeSteinemithohem Glimmergehaltauffallen. Siezeugendavon, da die hiesige Erde an Bodenschtzen reich ist. Am Fue dessenkrechten Berghangs,auf dem Nadelbume rauschen, befindet sich der drei Meter hohe Eingang zum HauptquartierHitlers...Unser Korrespondent beschlo, die geheimnisvolle unterirdische Stadt in Gluszyca zubesichtigen. Zusammen mit seinem Fhrer, Ing. Dolmuss - einer der Be-fehlsa us fhrenden desStabes des Dritten Reiches und zugleich der Erbauer des Verschiebebahnhofesin Gluszyca -,erreichte er den Eingang, der zum Hauptquartier Hitlers fhrt. Schon beim Eingang sind eiserne,in den Fels eingeschlagene Keile sichtbar. Wie uns Ing. Dolmuss erklrt, sollte hier eineSprengladung angelegt werden, die das Geheimnis der endlosen Gnge und der dsteren Sleder unterirdischen Stadt begraben htte. Gewaltige Eichenpfhle, die die Decken sttzen,scheinen solide zu sein. Das System des Unterfangens der Gnge gleicht dem System, das inKohlenbergwerken angewandt wird - mit dem Unterschied, da man die hiesigen Gnge sptermit Beton zu befestigen beabsichtigte, so wie es mit dem Sitz Grings gemacht wurde, der sichauch in der unterirdischen Stadt befand. Whrend wir uns in die Tiefe des Ganges fortbewegen,wird es immer dunkler; das kleine Rechteck des Lichtes hinter uns wird immer unscheinbarer.Dieser Gang, von dem erste Seitengnge abzweigen, in denen sich Sle und Rume desStabes Hitlers befanden, ist 3 km lang. Wir wissen nicht mehr, wie lange wir schon gehen. DasRechteck des Lichtes ist schon seitlangem hinter uns verschwunden und nur das seh wacheFlmmchen der Karbidlampe hellt noch die Dunkelheit a u f.Der Gang fllt pltzlich ab und biegt unerwartet nach rechts ab. An den Hauptgang stt einkleiner Tunnel. Ing. Dolmuss fhrt uns in den Tunnel hinein, und ungefhr 200 Meter weiter

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    treten wir in einen groen Saal. Es soll angeblich der Sitzungssaal gewesen sein. Wenn dieBeleuchtung in diesem Saalinstalliert wre, wenn er mit Zentralheizung geheizt wre und wennereine elegantere Mblierung htte, wrde er sicher ganz anders aussehen. Jetzt herrscht hierStille, Klte und Dunkelheit.Vom Sitzungsraum zweigen drei Gnge ab. Ohne ei-nen Fhrerknnte man sich hierleicht verlaufen. Ing. Dolmuss empfiehlt uns die Besichtigungeines Ganges, in dem vor 14 Tagen sechs feine Dieselmotoren gefunden wurden.Die umfangreichen Gnge der unterirdischen Stadt, voller Stille und Klte, halten wahrscheinlichnoch manche Geheimnisse in ihrem Inneren verborgen. Whrend der letzten Monate des

    Bestehens des Dritten Reiches war nmlich das Chaoskennzeichnend. Es wurde unter anderembeschlossen, im Labyrinth der Gnge der unterirdischen Stadt eine groe Menge Maschinen zuverbergen, um sie zum passenden Zeitpunkt in die Luft zu sprengen. Im letzten Moment wurdeder Be fehl zurckgenommen, es wurde damals beschlossen, die Maschinen doch zu retten.

    Aufdrei Bahnhfen in Gluszyca wurden tglich 70 Eisenbahnwaggons voller Maschinenverschiedenster Art beladend Man vermochte jedoch nicht, alles auszufahren, viele Maschinensind an ihrem Platzgeblieben. Viele davon fanden schon ihre Anwendung in Polen - ein Teil (sowie diese sechs Dieselmotoren, die erst in den letzten Tagengefunden wurden) wartet noch aufseinen Entdecker.Wir sind tief ins Labyrinth der Gnge eingedrungen. In der Zwischenzeit war, wie essich erwies,das Bewetterungssystem in den Gngen zerstrt worden, der Luftmangel macht nicht nur uns

    das Atmen schwierig, sondern lschtauch das Flmmchen unserer Karbidlampe und pltzlichsind wir von undurchdringlicher Dunkelheit umgeben...Mangels elektrischer Schemwerfer sind wirgezwungen, uns aus diesem Teil des unterirdischenBaues zurckzuziehen. Indem wir uns an den Hnden halten, gehen wir inRichtung Ausgang-wie unsing. Dolmuss versichert. Uns kommt es so vor, aisgingen wir immer tiefer in denUntergrund und nicht in Richtung Ausgang. Die wieder angezndete Karbidlampe beleuchtetschwach die Felsen, die in diesem Teil des Ganges nicht abgesttzt sind. Der Gang ist ziemlichbreit. Es lt sich aber nur in der Mitte des Ganges gehen; am Rand ist die Decke zu niedrig.Ungleich ist der Grad der Vollendung der einzelnen Tunnelabschnitte. In einem der Gngebleiben wir an einereisernen Trstehen. Sie schtzt den Zutritt zum Nebengang, der zu HitlersPrivatzimmern gefhrt haben soll. Wir versuchen die eiserne Tr zu heben - sie bewegt sichberhaupt nicht. Dolmuss sagt, dies sei eine Sisyphusarbeit-aberwenn wirglaubten,dortbefnden sich Schtze, dann wre er bereit, uns dorthin von einem anderen Ende desGanges zu fhren.

    Ehrlich gesagthaben wir das alles schon satt und geben auf, den Gang weiter zu besichtigen.Dolmuss behauptet, in den unterirdischen Gngen htten ausschlielich freiwillige Arbeiter -Juden, denen dafr Extrarationen an Lebensmitteln zugeteilt worden seien - und italienischeMineure gearbeitet. Die Arbeit soll schwer und gefhrlich gewesen sein. Tausende vonMenschen sollen unter herabgestrzten Felsmassen umgekommen sein - deswegen habe esnicht viele Freiwillige gegeben. Skeptisch vernehmen wir die Wortevon Dolmuss - wir wissen doch, aufweiche Weise die Deutschen die Freiwilligen" geworbenhaben. Es interessiert uns in diesem Augenblick nur die Tatsache, ob Ing. Dolmuss dies ausbser Absicht oder - als Vertreter der Wissenschaf t-unbewut sagt.Wirklich erleichtertgehen wir in das Tageslichthinaus. Die schwache Oktobersonne blendet unsnach der Dunkelheit der Gnge. Wir fahren weiter. Nachdem wir einige leichte Serpentinengefahren sind, finden wir einen anderen Eingang in das Innere der Erde, der dem erstenEinganghnlich ist. Der soll ausschlielich Hitler zur Verfgung gestanden haben. Wir brauchenhier nicht hinunterzugehen.fetzt interessieren uns die Lager fr Baustoffe, groe Bunker, Stapel eiserner Konstruktionen,Betonmischmaschinen, Bagger, gewaltige Bahnquerbauten - und halb fertiggestellte Arbeitenbeim Bau von Brorumen. Unweit des Berggipfels hat sich ein Siedler aus Buczaz

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    niedergelassen. Seine Kinder schauen interessiert auf das Auto, wir sind fr sie dieerstenGsteaus der zivilisierten Welt seit vielen Monaten.

    Im Dickicht des merkwrdig gelben Grases verlaufen Stahlstbe parallel zu den Fichten zumGipfel. Es stehen hier eine unzhlige Menge an Stahlstben. Sie wachsen wie Bume vomBetonfundament der Bunker, die auf dem Hagelgipfel erbaut wurden. Darunter befindet sich einEintritt, zu dem ein schmaler Steg fhrt. Das Dach sollte mit Erde bedeckt werden, um daraufBume zu pflanzen. Im Bereich der Bauarbeiten ist jeder Baum mit hlzernen Beschlgen vorVerletMangels elektrischer Schemwerfer sind wirgezwungen, uns aus diesem Teil des

    unterirdischen Baueszurckzuziehen. Indem wir uns an den Hnden halten, gehen wir inRichtung Ausgang- wie unsing. Dolmuss versichert. Uns kommt es so vor, aisgingen wir immertiefer in den Untergrund und nicht in Richtung Ausgang. Die wieder angezndete Karbidlampebeleuchtet schwach die Felsen, die in diesem Teil des Ganges nicht abgesttzt sind. Der Gangist ziemlich breit. Es lt sich aber nur in der Mitte des Gangesgehen; am Rand ist die Decke zuniedrig. Ungleich ist der Grad der Vollendung der einzelnen Tunnelabschnitte. In einem derGnge bleiben wir an einereisernen Trstehen. Sie schtzt den Zutritt zum Nebengang, der zuHitlers Privatzimmern gefhrthaben soll. Wir versuchen die eiserne Tr zu heben - sie bewegtsich berhaupt nicht. Dolmuss sagt, dies sei eine Sisyphusarbeit - aber wenn wirglaubten,dortbefnden sich Schtze, dann wre er bereit, uns dorthin von einem anderen Ende desGanges zu fhren.

    Ehrlich gesagthaben wir das alles schon satt und geben auf, den Gang weiter zu besichtigen.Dolmuss behauptet, in den unterirdischen Gngen htten ausschlielich freiwillige Arbeiter -Juden, denen dafr Extrarationen an Lebensmitteln zugeteilt worden seien - und italienischeMineure gearbeitet. Die Arbeit soll schwer und gefhrlich gewesen sein. Tausende vonMenschen sollen unter herabgestrzten Felsmassen umgekommen sein - deswegen habe esnicht viele Freiwillige gegeben. Skeptisch vernehmen wir die Worte von Dolmuss - wir wissendoch, aufweiche Weise die Deutschen die Freiwilligen" geworben haben. Es interessiert uns indiesem Augenblick nur die Tatsache, ob Ing. Dolmuss dies aus bser Absicht oder - alsVertreter der Wissenschaft- unbewutsagt.Wirklich erleichtert gehen wir in das Tageslicht hinaus. Die seh wache Oktobersonne blendetuns nach der Dunkelheit der Gnge. Wir fahren weiter. Nachdem wir einige leichte Serpentinengefahren sind, finden wir einen anderen Eingang in das Innere der Erde, der dem erstenEinganghnlich ist. Der soll ausschlielich Hitler zur Verfgunggestandenhaben. Wir brauchenhier nicht hinunterzugehen.Jetzt interessieren uns die Lager fr Baustoffe, groe Bunker, Stapel eiserner Konstruktionen,Betonmischmaschinen, Bagger, gewaltige Bahnquerbauten - und halb fertiggestellte Arbeitenbeim Bau von Brorumen. Unweit des Berggipfels hat sich ein Siedler aus Buczazniedergelassen. Seine Kinderschauen interessiert auf das Auto, wir sind fr sie die erstenGsteaus der zivilisierten Welt seit vielen Monaten.Im Dickicht des merkwrdig gelben Grases verlaufen Stahlstbe parallel zu den Fichten zumGipfel. Es stehen hier eine unzhlige Menge an Stahlstben. Sie wachsen wie Bume vomBetonfundament der Bunker, die auf dem Hgelgipfel erbaut wurden. Darunter befindet sich einEintritt, zu dem ein schmaler Steg fhrt. Das Dach sollte mit Erde bedeckt werden, um daraufBume zupflanzen. Im Bereich der Bauarbeiten ist jeder Baum mit hlzernen Beschlgen vorVerletzungen geschtzt worden. Das Innere des Bunkers ist nicht fertiggestellt. Es sollen hierBrorume fr den Stab von Hitlergebaut worden sein. Einige Meter darunter befinden sich dieSchienen einer Schmalspurbahn. Die in Reihen stehenden Barakken werden morsch, da sienicht gepflegt werden. Ebenso verderben hier enorme Mengen an Zement. An diesem Platz sindauch noch 10 Millionen Papierscke Zement zu je 50 kg geblieben. Diese Zahl zeugt am bestenvon dem enormen Umfang des geplanten Baues. Das ist abernoch nicht alles. Wirerfahren, daschon 100 Waggons zu je 15 Tonnen Zement von hier weggeschafft worden seien. Der Zement,

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    der hier briggeblieben ist, istschon zum groen Teil verdorben, weil die Dcher der Barackenzerstrt sind und es seitdem auf den Zement geregnet hat. Ing. Dolmuss knnte zu diesemThema noch vieles sagen, aberaus unbekannten Grnden enthlt er sich der Erklrungen ...Tausende'versteinerteZementscke'reagieren nichtauf die Schlge einer zufllig gefundenenSpitzhacke, es lt sich nur bis zur oberen Schicht der Scke vordringen. Liegt daruntervielleicht Zement, der noch brauchbar wre? Das Gelnde erweckt den Anschein, als wenn esvon menschlicher Hand nie berhrt worden wre. Hinter uns lassen wireinen Wald ausStahlstben. Obwohl es Herbst ist, ist das Gras hoch und man wei nicht, was mglicherweisedarin verborgenist. Das Herumgehen auf diesem Gelnde ist nicht ohne ein gewisses Risiko,

    deswegen fhlen wir uns unbehaglich. Die Weichen der Bahn sind so verwachsen, da sie sichnur schwer aufdecken lassen. Whrend wir denHang herabsteigen, stoen wir ohne Unterla auf Schienen, die in regelmigen Abstnden,wie Treppenstufen, angelegt wurden.Vor uns befindet sich ein unfertiges Gebude. Es ist schwer zu erkennen, welchem Zweck esgedient haben soll. Ein Teil von Gersten ist eingestrzt und bedeckt ein groes, mit Betonbefestigtes Loch. Dolmuss erklrt, hiersei ein A u f zuggewesen. Ein 100 Meter tiefer Schachtsoll schon fertiggewesen sein. Man hatte schon begonnen, eine Umbauung fr den Aufzug zuerrichten, aber die schnelle Annherung sowjetischer Truppen verhinderte die Vollendung derBauarbeiten. Auf dem Areal des Berges gibt es mehrere derartige ffnungen. Mit den Aufzgensoll man bis zu dem Niveau hinuntergefahren sein, auf dem sich die Bros befunden haben

    sollen. Etwas weiter erhebt sich ein ziemlich groer Haufen von aufgefahrenem Schotter: 40 000Kubikmeter! Eine Kleinigkeit... Direkt dahinter befinden sich Mauerzge, teilweise verglast - Hi'tiers Orangerien! Der Herbstwind fegt jetzt darber. So ist die deutsche Pedanterie - in solchenZeiten die luxurisen Orangerien mithchstem Krafteinsatz von Tausenden Menschen zu bauen.Bei solchen Terrainverhltnissen wie hier war das berdies heller Wahnsinn.

    Dnne Drhte mit darauf angereihten Kunstblttern tarnen hervorragend den auf der Erdeliegenden Eisenbeton. Auf dem Gelnde, das wirbesichtigen und das sich auf der Lnge vonfast 30 km erstreckt, sind 200 Tonnen Armierungseisen vorhanden. Das Eisen, das wir sehen,ist nur ein Teil der Baustoffe, die zum Bau der unterirdischen Stadt ntig waren, dem Bau, der

    Adolfs Aktion" genannt wurde. 300 Tonnen Eisen fanden schon ihre richtige Anwendung. DasMaterial wurde nmlich nach Warszawa transportiert. Wir hoffen, da auch die briggebliebenen200 Tonnen richtig angewendet werden.

    fedei Schrittbringtunsneue Entdeckungen. Bahnquer-bauten, an denen wirgerade vorbeigehen,sind 17 Meter lang, 4,50 m hoch und 3 m breit, wiegen 3,5 Tonnen; sie knnten beim Bau vonBrcken in vielen Orten in Niederschlesien, sowie im ganzen Landntzen. Zur Zeit liegen sieungentzt und werden hier wahrscheinlich auch noch im Winter um die Wende der fahre 1947bis 1948 liegen, wennsich weiter niemand da fr interessieren wird.

    In der Zwischenzeit wollen wir den unterirdischen Bau weiter besichtigen. Welch interessanteDinge befinden sich noch darin? Die Oktobersonne neigt sich sanft der tschechischen Grenzezu, die 6 km von hier entfernt ist. Ein kalter, biger Wind drngt zur Rckkehr, es gab aber dochnoch viel zu sehen. Vor uns be findet sich ein flaches, mit Gras bewachsenes Feld. Es wre freinen Flugplatz sehr gut geeignet. Dolmuss, nach dieser Sache gefragt, schweigt am Anfang,spter gibt er ungern zu, da hier tatschlich ein kleiner Feld f lugplatz gewesen sein soll.Hierseien Sonderboten (mit denen er, wie er sofort betont, nichts zu tun gehabthabe) mitInstruktionen aus Berlingelandet. Auf Abhngen des Hgels, unweit vom Gipfel, sehen wir nochzwei Eingnge, die dem schon entdeckten Eingang zum Quartier Hitlers hnlich sind.Es erweist sich schlielich, da zu den Apartments des Fhrers des Dritten Reicheszweiunterirdische und drei Eingnge von der Bergober flche fhrten, von wo aus man in speziellen

    A ufzgen heruntergefahren werden mute. Zweieinhalb fahre nach der Einstellung der

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    Bauarbeiten ist es schwierig, diese zu erkennen. Die Eingnge vom Berggipfel sind mit Bretternzugedeckt. Die Sonne neigt sich immer mehr dem Westen zu. Es istschwierig, whrend einesTages alles zu sehen und zu untersuchen. Wir sind uns bewut, da das, was wir bisherbesichtigt haben, nur einen sehrgeringen Teil des unterirdischen Riesen bildet.

    Wir beschlieen aber noch den Sitz des Marschalls des Dritten Reichs - Goring - zu besuchen.Dorthin fhren Serpentinenwege, die die Berghnge umgeben. Hitlers Sitzist vonGrings,.Residenz" 5 km entfernt. Der Weg fhrt durch den Wald, in dem man ab und zuzerstrte Baracken erblickt. Dies sind keine Standardbaracken, wie die in den

    Konzentrationslagern. Jede von ihnen hat ihren eigenen Stil. Sofortkann man z.B. die Barakkenerkennen, in denen italienische Mineure gewohnt haben.Im selben A ugenbUck taucht vor uns aus dem Dickicht des Waldes ein schwarzes, aus Bretternzusammengeschlagenes Gebude auf, auf dessen Hintergrundsich ein grn-weies Kreuzabhebt. Ein Krankenhaus. Es unterscheidet sich in nichts von den anderen Baracken, mit demeinzigen Unterschied vielleicht, da hier in den tragischen Kriegsjahren mehr Leute alsanderswo aus dem Leben geschieden sind.Baldsind wirschon in einem der grten Sitze der unterirdischen Stadt - im ehemaligen SitzGrmgs. Zu dem Sitz fhren vier Eingnge, die in den Felsen am Fu des Bergesgetriebenworden sind, zudem weitere sechs Eingnge an der Bergoberflche. Mit dem Sitz Hitlers istdieser Bereich durch einen unterirdischen Gang verbunden. In den Baracken auf dem

    Flgellagen noch im vergangenen Jahr fertiggestellte Zentralheizungssysteme- vonhierauswurdensienachJelenia Gora abtransportiert. Fernerbefinden sich noch zweitausend WaggonsZiegel, die noch vordem Winter irgendwohin, beispielsweise in die nahe zerstrte Stadt Wroclawabtransportiert werden sollen. Es wresinnvoll, sich auch um die 30 hier befindlichen Bagger zukmmern.

    Eine unterirdische Atomstadt? Unten erkennt man Bahnschienen, die in Form von schnenSerpentinen emporsteigen, ber die aus groen Querbalken primitivgeba ute Brckengeschlagen sind. Es ist inzwischen schon sptgeworden, abering. Dolmuss berredet uns nochzur Besichtigung des interessantesten Teiles des unterirdischen Objektes, und zwar des Sitzesdes Pro-pagandachefs - Goebbels. Dieser Sitz - der kleinste von allen - ist deswegen sointeressant, da erschon zu 70 Prozent vollendetist. Er befindet sich zwischen WaUm und Gorki.Um diesen Sitz zu erreichen, mu man wegen des Gebirgscharak-ters des Terrains mindestens20 Wegminuten zurcklegen.

    In der Zwischenzeit wirding. Dolmuss langsam red-sam und fngt an, sehrinteressanteGeschichten ber ehemalige Einwohner von Gluszyca zu erzhlen. Unter ihnen liefen hnlicheVersionen ber die angeblich im Eulengebirge gebaute unterirdische Atomstadt um.

    Obwohl die Deutschen in den letzten Kriegsjahren aufgrund von Mierfolgen an der Frontentmutigt waren, verloren sie trotzdem nicht den Glauben an den endgltigen Sieg. Es entstandunter ihnen ein neuer Mythos ber eine neue Waffe, mit der der Fhrer" den Feindhatteberraschen und vernichten wollen. Man sprach im allgemeinen von bakteriologischen und

    Atom-Waffen. Die Einwohner von Gluszyca sahen die schnellfortschreitenden Bauarbeiten ander gigantischen unterirdischen Stadt und flsterten ber den Bau von A torn werken ", die hiererrichtet werden sollten.

    Die Stadt Gluszyca besteht aus drei Stadtteilen, die durch eine Landstrae miteinanderverbunden sind, die von Wal-brzych in RichtungKlodzko lau'ft. Es gibt also Gluszyca Gorna,Gluszyca Srodkowa und Gluszyca Dolna. Auf den beiden Seiten der Landstrae liegen groeBa um wollindustriebetriebe, die im Krieg die meisten Einwohner der drei Teile der StadtGluszyca beschftigthaben. Das Leben dieser Leute spielte sich zwischen der Arbeit in der

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    Fabrik, dem Zuhause, dem lokalen Jgerclub und dem Buch,,Mein Kampf "ab. Mit denanfnglichen Erfolgen wuchs der Hochmut der demtigen Jger" aus Gluszyca. Anfang 1943

    jedoch traf der Blitz aus heiterem Himmel die damaligen Brger von Gluszyca. Die groenBaumwollindustriebetriebe - die Grundlage ihrer Existenz - wurden der Firma Krupp bergeben.50 000 Spindeln muten eingestellt werden. Die Bevlkerung der drei Stadtteile verlor ihre

    Arbeitspltze, die Organisation der Waffenfabrik lief jedoch nicht so leicht. Die Deutschen ausGluszyca sahen sich Hunderten verschiedenartiger Maschinengegenbergestellt, die hier ausdem Gebiet desgesamten Dritten Reiches, hauptschlich aberaus der Umgebung vonMauthausen zusammengezogen wurden.

    Ingenieur Dolmuss wei viel von diesen Maschinen, aber er schweigt. Er erwhnt dagegen 70Bahnwaggons, die Hunderte verschiedenartiger Maschinen jeden Tag hierhergebrachthaben.Eines steht fest: sie waren nicht fr die im Eulengebirge entstehende Stadt der Nazis ntig. MeinGefhrte stellt pltzlich die Frage: Waren die Gerchte der Einwohner ber die unterirdische

    Atomstadt, die hier htte entstehen sollen, wahr? Das rote Gesicht von Dolmuss wird teilweisebla, er schliet die stahlblauen A ugen halb. Er greift sich nervs an das Gesicht, als ob erunsere Frage von sich weisen wolle, erstnach einer Weile fngt er an zu sprechen.

    Nein, das ist nicht wahr", - er berlegt jedes Wortgenau. Die Plne der unterirdischenStadthabe ich im Hauptamt der Organisation Todt in Berlin gesehen, ich kann es beschwren. "Wir bezweifeln in diesem Augenblick die Glaubwrdigkeit von Dolmuss nicht, wir bezweifeln

    aber die Glaubwrdigkeit der Plne der doppelten A " - was fr,, A dolf s Aktion "steht. DiePlne mssen doppelt gewesen sein - die einen fr solche Leute wie Dolmuss, sie knnten dasKonzept der unterirdischen Stadtfr die Prominenz der Nazis dargestellt haben, um dasRiesenausma der Bauarbeiten zu vertuschen. Die anderen frzwei oder drei vertrautePersonen, die vielleicht die unterirdische Atomstadt dargestellt haben knnten.

    Wir nhern uns dem ehemaligen Sitz von Goebbels. Auch hier be findet sich ein System vonSlen, Gngen und kleineren Rumen. Der Unterschied beruht nur darauf, da die Gnge hierteilweise ausgemauert sind. In den weiteren Stockwerken des unterirdischen Baues kann manheute noch installierte Kontakte finden. In einem der angeblichen Rume von Goebbels be fandsich wahrscheinlich eine Telefonzentrale. Spezielle Abhrgertehtten das Licht im Falle einesLuftangriffesautomatisch ausgeschaltet.

    Als Dolmuss Stromleitungen bemerkt, findet er das Thema fr interessante Mitteilungen. Dieserkleine Sitz war mit 250 000 m Stromleitungen, von 60mm bis 12 mm Umfang ausgerstet.EinTeil davon, wie auch groe Transformatoren, wurden spter im Kraftwerk in Walbrzychinstalliert. Dolmuss erklrt, da nach Gluszyca ausschlielich die modernsten elektrischenInstallationen gebracht worden seien, und da er solche Anlagen frher in seinem Lebenniegesehen habe, obwohl er von Beruf Ingenieur sei. Wir fahren in die engen Straeri vonWalim hinein. Hinter uns lassen wir das Eulengebirge mit seinein noch nichtgelsten Rtsel. Wirfragen Ing. Dolmuss, zu welchen Zwecken 100 Ingenieure und 50 000 Arbeiter vorgesehenwaren. Ererlutert uns: Im Falle eines A tomkrieges wre diese Anzahl von Ingenieuren und

    Arbeitern nur eine Kleinigkeit gewesen. Auf unsere Frage, was er ber die Atomenergie wisse,antwortete er, da er sich fr Atome schon seit langem interessiere und viel von ihrer

    Anwendung wisse ...Pltzlich verstummt er, und wir wiederholen die Fragen nicht mehr.

    Soweit der Artikel, ein eindrucksvoller Beleg fr die Ausmae der Anlage. Und auch fr dieunbersehbaren hnlichkeiten mit Olga" ... Besonders interessant sind naturgem die Anspielungen aufdie Atomwerke" und die Hinweise auf die Tarnmanahmen, die ergriffen wurden. Diese gelangten mitgroer Wahrscheinlichkeit auch bei Olga" zur Anwendung.

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    Die fehlenden Stollen"

    Fehlen" berhaupt welche? 6

    Mit Sicherheit - und nicht nur ein einziges System, sondern mehrere!Ich bin schon hufiger gefragt worden, wie ich denn berhaupt darauf komme, da die bekanntenAnlagen bei weitem nicht alles sein knnen, zumal sich diese These nicht durch Dokumente wie Bauplneoder hnliches beweisen lt. Jedoch sind meines Erachtens die sekundren Beweise allein schonaussagekrftig genug.Eine der beeindruckendsten Beschreibungen der Situation kurz nach dem Krieg stammt von Colonel

    Robert S. Allan. In Lucky Forward" schildert er sein Erleben der unterirdischen Anlagen: Dieunterirdischen Anlagen waren erstaunlich. Sie waren richtige unterirdische Stdtchen. In der Umgebungvon Ohrdruf gab es vier davon: Eine nahe dem Konzentrationslager, eine unter dem Schlo, und zweiwestlich der Stadt. Andere wurden aus naheliegenden Orten gemeldet. Keine war in natrliche Hhlenoder Stollen gebaut. Alle waren knstliche, militrische Anlagen.Die Arbeiter kamen aus dem KZ. Ein interessanter Aspekt der Konstruktionen war das vllige Fehlen vonStollenaushub, dieser wurde vorsichtig in kilometerweit entfernten Hgeln verstreut. Mehr als achtzehnMeter unter Grund, hatten die Anlagen zwei oder drei Etagen, waren mehrere Kilometer lang und warenwie Speichen eines Rades gebaut. Die ganze Verschalung war aus massivem, mit Stahl verstrktemBeton. Der Zweck der Anlagen war das Oberkommando zu beherbergen, falls es in Berlin ausgebombtwerden sollte. Die Anlagen nahe Ohrdruf sollten als Nachrichtenzentrale genutzt werden. Eine Anlage inder Nhe des KZ's war eine riesige Telefonzentrale mit den neuesten und besten Apparaten. Experten

    unseres Nachrichtendienstes haben die Kosten auf 10 Millionen Dollar geschtzt. Dieses System hatteauch getfelte Bros, eine groe Anzahl Arbeits- und Lagerrume, gekachelte Badezimmer mitBadewannen und Duschen, Toiletten mit Wassersplung, elektrisch ausgestattete Kchen, tapezierteEsszimmer und Messe-Hallen, riesige Khlschrnke, ausgedehnte Schlafquartiere, Erholungsrume,getrennte Bars fr Offiziere und Soldaten, ein Kino, sowie Klimaanlage und Abwassersysteme..." Alleindie Beschreibung von kilometerweiten Gngen" (im Originaltext ist sogar die Rede von several miles")zeigt auf, da es wesentlich mehr an Stollenlnge geben mu, als bisher bekannt ist. Und es ist dochdavon auszugehen, da gerade ein Militr wie Colonel Allan in der Lage ist, Entfernungen richtig zuschtzen!?Und die Beschreibung dieser, fr die damalige Zeit luxurisen, Ausstattung? Nie und nimmer ist dies dieEinrichtung eines profanen Nachrichtenamtes, viel eher die eines Haupt- oder Fhrerhauptquartiers, undselbst hierhin nicht so recht passend. Die Beschreibung hnelt verblffend dem, was Frau Traute

    Schleichhardtaussagte. Ich mchte das noch einmal ins Gedchtnis zurckrufen: Sie war mit dem Sgewerksbesitzerbekannt, welcher das Holz fr die Baustelle lieferte. Dieser wurde eines Tages von einem der Architektenin das Jonastal mitgenommen, um zu sehen, was aus seinem Holz gemacht werde". Als er, wiederzurckgekehrt, mit Frau Schleichardt sprach, schwelgte er in seinen Schilderungen von dem in jederHinsicht kaum vorstellbaren Luxus: Teppiche, Mbel, alles vom Feinsten, Parkettfubden, Teppiche undGemlde an den Wnden".Die Beschreibung Allans und die Aussage von Frau Schleichhardt liegen Jahrzehnte auseinander, unddennoch weisen sie eine frappierende bereinstimmung auf. Frau Schleichhardt hat sicher nichts vonAllan gewut, mig anzunehmen, da in der ehemaligen DDR amerikanische Literatur von 1947 imUmlauf war ... Auch Hftlingsaussagen schildern bisweilen anderes, als bisher bekannt gewesen ist. Sobeschreibt der Zeuge Herz Zuckermann folgendes: Der Arbeitsplatz war nahe beim Camp, in einem

    Berg, wo wir groe Hallen aushhlen muten, um Lagerraum zu schaffen, und Fabriken unterzubringen,so als wolle man sie vor Bomben schtzen." Nicht nur hier ist die Rede von groen Hallen undunterirdischen Fabriken, es sei nur an den Bericht Karl ZehneVs ber die groen Hallen undKonferenzrume weiter vorn erinnert. Die Jonastalstollen sind sicher nicht gemeint, und auch nicht das>Amt 10

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    Zu viele"Nachnchtenmter...

    Herr Karl Schneider aus Amstadt erinnert sich: Die ganzen Bauarbeiten sind streng geheim gewesen.Zuerst sollte in den Jahren 1937/38 die Nachrichtenzentrale unterhalb des Eichfeldes gebaut werden. Alsdann die Sache mit der Tschechoslowakei so schnell ging, wurde das Objekt stillgelegt und 1940 dieFernsprechzentrale im Arnstdter Schlo installiert. Von hier aus gingen zwei Kabel weg. Eines berEisleben in Richtung Erfurt und das andere direkt ins Jonastal und nach Ohrdruf. Fernschreiber warengleichfalls im Schlo installiert worden. Das merkten wir an den Materialien, die zum grten Teil auf demGelnde des Hauptpostamtes gelagert wurden.'^ Herr Herbert Schweinsberger aus Amstadt ergnzt:Erste Arbeiten fr den Ausbau des Schlokellers zum Nachrichtenzentrum begannen schon 1937, sie

    wurden aber erst spter mit allem Nachdruck vorangetrieben. Die Arbeiten erfolgten unter strengsterGeheimhaltung und Bewachung durch SS. Jeder von uns hatte mehrere Ausweise, die wir von Berlinerhielten. Nach Abschlu der Arbeiten wurden sie uns sofort wieder abgenommen. Anfang der vierzigerJahre war der Keller bereits fertig. In ihm waren drei Fernsprechmter untergebracht. Ferner befandensich darin wenigstens 50 Fernschreiber.'^Und Herr Adolf Keiner aus Erfurt sagt: Ich kam von Siemens zur Deutschen Post. Da ich mich schonimmer fr Technik interessierte, bernahm ich 1937/38 das unterirdische Einsatzamt, das unter derBezeich-nung >Amt 10< arbeitete, als Beauftragter der Post. In diesem Ohrdruf er Objekt war ich bis zumKriegsende. Schon 1935/36 wurden vom Inselsberg und von den benachbarten Bergen Messungen, vorallem im Dezimeterwellenbereich, vorgenommen, um, wie es hie, Vorbereitungen fr die Einfhrung desFernsehens zu treffen.

    Im Jahre 1939 wurde dann auf dem Inselsberg ein Sendeturm errichtet, der unter Verfgung derWehrmacht stand und Lang-, Mittel- und Kurzwellensender beherbergte. Auf diese Einrichtungen hatte diePost keinen Einflu.Analog dazu wurde 1937/38 ein gut getarntes System von Drahtverbindungen mit unterirdischen Vermitt-lungs- und Verstrkermtern geschaffen. Dabei gab es natrlich auch Knotenmter, wie zum BeispielZossen. Diese mter waren faktisch fr einen >Tag X< geschaffen. In Ohrdruf waren sie 1942 vollstndigeingerichtet und wurden in stndiger Bereitschaft gehalten. Sie wurden aber erst in den letztenKriegswochen im Vollauf gefahren. Sie trugen Tarnbezeichnungen, wie beispielsweise >Amt 10< inOhrdruf, >Amt 8< in Arn-stadt und so weiter. Unter den einzelnen mtern gab es keine regulredienstliche Beziehung. Einer durfte ber den anderen nichts wissen. Bemerkenswert war der technischeAufwand der Anlagen. Technisch gehrte >Amt 10< zur Reichspostdirektion, verwaltungsseitig zuOhrdruf. Unser Objekt bestand aus mehreren unterirdischen Korridoren, die bereinander lagen und von

    denen Tren zu den Seitenrumen abgingen. Die Lnge jedes Korridors betrug sechzig bis siebzig Meter.Arn Ende befanden sich die Hochtrennungsschaltanlagen. Geheizt wurde mit Vollautomatik. Die Trenwaren mit Schleusen versehen. Laufend wurden durch zentrale Messungen der berdruck, dieLuftfeuchtigkeit usw. in jedem Raum berwacht. Auch Ersatzaggregate standen zur Verfgung. So zumBeispiel ein 475 PS starker Dieselmotor von den Motorenwerken Mannheim, um die Anlagen jederzeitnetzunabhngig fahren zu knnen. Hierfr gab es groe Reservoirs an Dieselkraftstoff. Ein Brunnen,zweihundert Meter tief, war fr die Wasserversorgung angelegt worden.Die Reichspostdirektion htete sich indessen zu sagen, wofr das >Amt 10< bestimmt war. Natrlichkonnte man sich das an den zehn Fingern abzhlen, nur gesprochen werden durfte darber nicht. Die zurVerfgung stehenden Gerte waren von ausgezeichneter Qualitt. Wir konnten sofort mit Knigsbergtelegrafieren und telefonieren. Wechselstromtelegrafie, Lo-renzsender, alles war vorhanden. Ebensowaren vllig autonome Kabelsysteme gezogen worden. Objekte wie das >Amt 10< gab es noch eine

    ganze Menge. Sie waren meist nur mit ein bis drei Mann besetzt. Welchem Zweck sie dienten, wurdegeheimgehalten. Neben den erwhnten mtern in Ohrdruf und Amstadt gab es Breitverstrkermter inHohenkirchen und Mittelhausen. Ein weiteres Amt befand sich in Benshausen bei Suhl, das vomRennsteig her gespeist wurde und die Strecke Meiningen-Berlin-Hamburg vermittelte. Ferner gab es einsolches Amt in Erfurt, das aber im Krieg durch einen Volltreffer zerstrt wurde. In all denJahren, in denen das >Amt 10< bestand, war es in stndiger Bereitschaft. Wenige Monate vor Kriegsendekamen dann einige hundert Frauen, sogenannte Nachrichtenhelferinnen, aus Kln.Zuvor war auch ein Stammtrupp der Post von dort eingetroffen. Erst zu dieser Zeit lief >Amt 10< inVollauf. Zuerst begannen die Leute ihren Dienst ziemlich gelangweilt, dann wurde der Betrieb fast nurnoch nach der stlichen Seite gefahren, da ja im Westen nichts mehr zu machen war."

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    Wie streng auf die Geheimhaltung dieser Objekte geachtet wurde, besttigt Herr Hans Rder aus Erfurt:Ich war bei der Firma Wlfinghoff, Heizungs- und Rohrleitungsbau, in Erfurt als Monteur beschftigt.Whrend des Krieges mute ich Heizungsanlagen auf dem Flugplatz Bindersleben und dann auch einelheizung in Ohrdruf installieren. Bei dem Objekt in Ohrdruf handelte es sich um zwei unterirdischeAnlagen, etwa so gro wie das Postscheckamt in Erfurt. Die unterirdischen Anlagen hatten dreiStockwerke. Bauherr war die Oberpostdirektion Berlin. Die Eingnge zu den unterirdischen Anlagenwaren als Wochenendhuser getarnt. In den Anlagen gab es groe Sle, die als Schlaf- undArbeitsrume genutzt wurden. Wenn man in eine der Anlagen hineinkam, stand man auf jedemTreppenabsatz einem SS-Posten gegenber, der den Ausweis genau kontrollierte. Wollten wir in diezweite Anlage, brauchten wir wieder einen anderen Ausweis. Im untersten Stockwerk gab es Rohrkanle,

    die beide Anlagen miteinander verbanden.Ich erinnere mich noch eines Erlebnisses, das zeigt, wie streng die Bewachung durch die SS war. EinesTages kam eine Delegation von der Oberpostdirektion Berlin, die die Anlagen inspizierte. Sie wollte auchprfen, wie die Wachbestimmungen eingehalten wurden. Zu diesem Zweck hatte man einige Ausweiseder dort beschftigten Arbeiter vertauscht. Als die nun den SS-Posten passierten und ihre Ausweisevorwiesen, meinte der, es sei alles in Ordnung und lie sie durch. Der Posten war seitdem dort nie wiederzu sehen ..."

    Wie anhand der Recherchen einer Reihe von Personen in bezug auf die interessanten Anlagengewonnenen Erkenntnisse zeigen, war der Baubeginn fr das Bunkeramt Olga" im Frhjahr 1936. DerAbschlu der Arbeiten und seine Einweihung" erfolgte in den letzten Oktobertagen des Jahres 1938.Zwei Etagen mit einer Flche von je etwas mehr als 1300 m^ reichten bis 20 Meter unter die

    Erdoberflche. Die Ausstattung wurde als sehr modern beschrieben, denn die damalige deutscheFhrung ma dem Problem der Kommunikation, insbesondere in einem anzunehmenden Kriegsfall,entscheidende Bedeutung zu. Der Zugang zu dem Bunkeramt erfolgte ber streng bewachteTreppenhuser bzw. etwa 100 m lange Stollen, in denen auch die Antennen- und Fernmeldekabeleingefhrt wurden.Gerhard Remdt und Gnter Wermusch berichten, da die Bauleitung in den Hnden von PostbauratKaspar von der Reichspostdirektion Erfurt lag, der auch das unterirdische Nachrichtenamt Zeppelin"(Zossen) errichtete.Im Jahre 1938 begannen die Bauarbeiten am Amt 8", das am Eulenberg Amstadts gelegen war. DieseBau-manahme wurde allerdings kurz vor Weihnachten 1939 eingestellt, da es erheblicheGrundwasserprobleme gab. Die ausgehobene Baugrube war immerhin 70 m lang und 25 m breit.Aufgrund der unerwarteten Schwierigkeiten wurde das Amt 8" im Am-stdter Schlo femmeldetechnisch

    vervollkommnet, nach Kriegsbeginn aber nicht weiter ausgebaut. Als Ausweiche fr das Amt 8" warzudem eine weitere Anlage im Keller des Ostturmes des Gothaer Schloes vorgesehen. Weder Amt 10"noch Amt 8" gelangten bis 1944 zum Einsatz. Die Situation nderte sich erst, als das Oberkommando derWehrmacht vom Reichspostministerium die Fertigstellung des zwischen Luisenthai und Amstadt bereits1938 ausgelegten, aber nicht montierten Fernkabels 224 forderte, was dann schlielich auch realisiertwurde. Die nderung des Kriegsverlaufs forderte sptestens jetzt neue Konstellationen, insbesondereunter Bercksichtigung der Tatsache, da Thringen zum Schutz- und Trutzgau" ausgebaut werdensollte.

    Nach den vorliegenden Zeugenaussagen und Rechercheergebnissen ergibt sich das folgende, wirklicherstaunliche Bild:Auf dem Truppenbungsplatz entsteht bis Ende 1938 ein unterirdisches Nachrichtenamt - Amt 10".

    Gleich darauf wird 1938 am Eulenberg mit dem Bau eines weiteren Systems dieser Art begonnen.Zustzlich zu diesen beiden wurde schon 1937 der Ausbau des Amstd-ter Schlokellers zum

    Nachrichtenzentrum forciert. Nach besttigten Aussagen wurde im Keller von Ohr-drufs Mhlburg ein

    weiteres Nachrichtenamt eingerichtet und als Zugabe wird das Gothaer Schlo als Ausweiche vorbereitet.

    Kann ich noch nachvollziehen, da die Anlage im Am-stdter Schlo ein Provisorium war, und dieHauptanlage, Amt 10", 1938 einen bezugsfertigen Stand aufwies, so kann ich jedoch nicht verstehen,wieso dann im Gothaer Schlo eine Ausweiche eingerichtet wurde. Nach Umzug ins Amt 10" htte dieseAusweichfunktion ja auch die schon vorhandenen Anlagen im Amstdter Schlo bernehmen knnen. Vorallen Dingen aber macht der Bau eines weiteren Nachrichtenamtes am Eulenberg keinerlei Sinn, auchwenn dieses Projekt angeblich 1939 eingestellt wurde. Wie es scheint, hat es mit dieser Eulenberg-

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    Anlage" ohnehin eine ganz besondere Bewandtnis. Nach G. Remdt handelt es sich hierbei um dengeplanten Nachrichtenbunker der Befehlsstelle des Chefs HTW (Heerestransportwesen).In Protokollen der Buchenwald-Prozesse, die ich von Gerhard Remdt krzlich erhielt, stolperte" ich berdie Aussage eines Angeklagten: ... Diese neue Karte ist die korrekte Wiedergabe der Situation. Sie zeigtebenfalls alles, an was ich mich erinnere ... Sie sehen ebenfalls genauer die Entfernung zu/beim Bahnhof.Auch ist zu sehen, da das Kabel geradewegs durch die Stadt ging ... der Hauptstrae entlang..., und dieAnschuldigungen, die erhoben wur-den, hier nicht geschehen sein knnen. Ein oberirdischer Bau wurde errichtet am Ende der Stadt. "DieserSkizze wurde bisher keine groe Beachtung geschenkt, da sie bis dato keine neuen Erkenntnisse zuenthalten schien. Bei genauer Betrachtung erwies sich nun aber, da das, was bisher als Kopierfehler

    angesehen wurde (nmlich eine gepunktete Linie), den exakt beschriebenen Verlauf des Kabels aus derStadt heraus Richtung Westen/Eichfeld wiedergibt. Auch hat sich bisher scheinbar niemand die Mhegemacht, die Aussage Karl Schneiders zu verifizieren, der doch sagte: ... sollte die Nachrichtenzentraleunterhalb des Eichfeldes gebaut werden ..." Damit kann aber keinesfalls Amt 8" bzw. der Eulenberggemeint sein! Denn dieser liegt nicht unterhalb" des Eichfeldes, sondern oberhalb". Selbst aus RichtungAmstadt, wo Herr Schneider wohnte, wre der Eulenberg rechts vom, aber nicht unterhalb des Eichfeldeszu lokalisieren. Allerdings verluft das eingezeichnete und beschriebene Kabel genau in Richtung derStelle, die Schneider angibt, eben unterhalb des Eichfeldes.Angezweifelt werden darf ebenfalls, da der damalige Normalbrger" tatschlich wahrheitsgem berdie wahren Bauziele informiert wurde. Das Bild, welches sich nun ergibt, macht pltzlich viel mehr Sinn:Im Amstdter Schlo wird ein provisorisches Nachrichtenamt erbaut. Nach Fertigstellung von Amt 10"erfolgt der Umzug dorthin, aber noch keine Betriebsaufnahme. Im Eulenberg beginnen 1938 Bau-

    manahmen fr eine unterirdische Anlage, Bestimmung unbekannt. Darber hinaus existiert in diesemBereich ein weiteres, bisher nicht bekanntes Objekt unterhalb des Eichfeldes. (Abbildung 4 verdeutlicht,da die Angabe unterhalb des Eichfeldes" nicht den Eulenberg meinen kann). Bleiben wir noch bei demtheoretischen" Objekt unterhalb des Eichfeldes. Was spricht, auer dem dorthin gelegten Kabel und derAussage Schneiders, zustzlich dafr, da dort eine weitere Anlage existiert? Nun, seit Jahrzehnten wirdim relativ eng begrenzten Bereich der ehemaligen Jonastalbaustelle gesucht und

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    Abbildung 4: Topokarte der Eichfeld-Umgebung (l: 25 000).

    Abbildung 5: Skizze des Bereichs Ohrdruf - Amstadt mit Kabel-Linie.

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    gebuddelt, nicht nur von Schatzsuchern, sondern auch von der Bundeswehr mit modernsten Mitteln.Gefunden hat bisher niemand etwas. Allem Anschein nach ist bisher aber auch noch niemand auf die Ideegekommen, sich existierende Fhrerhauptquartiere anzusehen - Wolfsschlucht II" in Frankreich etwa.Dieses FHQu erstreckte sich auf einer Flche von ber 80 km^! Liegt da nicht die Vermutung nahe, daauch in Ohr-druf bzw. Amstadt dezentral gebaut wurde? Vielleicht nur ein Zufall ist die Tatsache, da dieEntfernung derJonastalbaustelle (Abb. 4, c) zur Strae nach Bittstdt etwa die gleiche ist, wie vomSonnenberg dorthin.Sicherlich kein Zufall jedoch sind die Aufzeichnungen der Amerikaner. In einem der Aufklrungsberichte

    ist zu lesen: ... 3 km westlich von Amstadt fhren 5 Stollen in den Berg..."Im Originaldokument wird fr Stollen das englische Wort Shaft" benutzt, dieses bezeichnet einensenkrechten Schacht. Im Jonastal aber fhren die Stollen waagerecht in den Berg ... Da dies nochniemandem aufgefallen ist, verwundert. Auerdem ist die Rede von fnf Stollen, im Jonastal aberbefinden sich 25 (bekannte)! Glaubt man wirklich, die amerikanische Aufklrung habe nicht zhlenknnen? Und mit man schlielich die angegebenen 3 km von der Stadtmitte Am-stadts beginnend aus inwestlicher Richtung, so wird es wohl kaum noch verwundern, wenn man nicht im Jonastal, sondern amSonnenberg, unterhalb des Eichfeldes, herauskommt. Ein weiterer Anhaltspunkt ist der SchienenstrangderSchmalspurbahn, die von Ohrdruf ins Jonastal zu der Baustelle fhrte. Dieser hrt nicht etwa mit oderkurz hinter dem letzten Jonastalstollen auf, sondern fhrt noch gut 500 m hinter die links abgehendeStrae nach Bittstdt (Abb. 4, a). Und vom Ende des Schienenstrangs fhren drei breite Wege bergauf in

    Richtung Sonnenberg (Abb. 4, b); dieselbe Art von Wegen brigens, die auch bei dem noch zubehandelnden E-Werk" eine Rolle spielen. Der weiter vorn schon erwhnte Herz Zuckermann sagtedazu:Der Arbeitsplatz war etwa II km vom Lager entfernt. Die Arbeit war einigermaen ertrglich. Whrend desMarsches vom Camp zur Zug-Station, von der (An-kunfts-) Station zum Arbeitsplatz und dasselbe spterwieder zurck, wu