NEUES DEUTSCH LAND · 2020. 1. 31. · Division der Landstreitkräfte, einer...

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Bernburg. Welchen Weg kannund muß die Landwirtschaft derDDR in den 90er Jahren beschrei-ten? Darüber berieten am Mitt-woch in Bernburg 800 Praktikerund Wissenschaftler gemeinsammit Ministerpräsident Dr. HansModrow und Landwirtschafts-minister Dr. Hans Watzek.

Zunächst ein herzlicher Dankdes Premier vor allem an dieBauern der Republik. „Sie habenin einer sehr bewegten Zeit, einerZeit großer demokratischer Ver-änderungen und zugleich großerwirtschaftlicher Probleme die Er-nährung des Volkes gesichert unddie Industrie mit wichtigen Roh-stoffen versorgt Diese Leistungist gar nicht hoch genug einzu-schätzen", hob Hans Modrowhervor. Er habe nicht auf alleFragen eine* Antwort. Die Regie-rung werde jedoch diesen Wirt-schaftsbereich bei der Lösungseiner Aufgaben unterstützen.

Die Zeit drängt, die Frühjahrs-bestellung steht bevor — der Mi-nisterpräsident entwickelte für1

die kommenden Monate ein So-fortprogramm. Wichtige Eck-punkte daraus: Alle LPG, VEGund Betriebe sollten zur Siche-rung einer stabilen Ernährungs-basis bemüht sein, die 87er Spitizenergebnisse in diesem Jahr zuwiederholen und, wenn möglich,zu übertreffen.

In der Gemüse- und Obstpro-'duktion dürfe die drastische Redu-

zierung von'Kennziffern nicht da-zu führen, daß das Niveau zu-rückgeht. Es geht um eine stabileund steigende Produktion. Zu-sätzlich werden Frühgemüse undSüdfrüchte importiert.

Mehr Technik wird bereitge-stellt, auch durch zusätzliche Im-porte, Neupronlierung des Land-maschinen- und Nahrungsgüter-maschinenbaus mit dem Ziel, inarbeitsteiliger Zusammenarbeitmit BRD-Firmen komplette tech-nologische Linien zu entwickeln,die dem Weltstand entsprechen.Verbesserung der Ersatzteilver-sorgung noch im I. Quartal durchNutzung aller volkswirtschaftli-chen Möglichkeiten. Vorfristige.Fertigstellung begonnener Inve-stitionsvorhaben, die kurzfristiggrößten Effekt bringen.

Die Effektivität vom Feld biszum Ladentisch muß erhöht wer-den, um sich rasch auf die Erfor-

dernisse des EG-Agrarmarktes*einzustellen und die sozialen Lei-stungen auf dem Lande zu erhal-ten.

Dann erläuterte Hans Modrowgrundsätzliche Überlegungen derRegierung zu Reformen in derLandwirtschaft. Erstens werdenalle Bedingungen für die Selbst-verwaltung und Eigenverantwor-tung der Genossenschaften ge-schaffen, damit sie ihre Rechteund Pflichten als Eigentümer imvollen Umfang wahrnehmen

Berlin (ND). Über eine grund-legende Neugestaltung der Ge-werkschaftsarbeit in der DDR dis-kutieren seit Mittwoch vormittagin einer zum Teil turbulenten,aber zu Beginn wenig ertragrei-chen Debatte 2516 Delegierte aufdem _ Außerordentlichen„FDGB-Kongreß in Berlin. Ihnen liegender Entwurf einer neuen Satzung,ein gewerkschaftliches Aktions-programm, ein Entwurf für einGewerkschaftsgesetz, das derVolkskammer zugeleitet werden

, soll, sowie eine Reihe von weite-ren Grundsatzanträgen und meh-rere Rechenschaftslegungen wieein Finanzbericht vor.

Der FDGB soll künftig nur nochDachverband ohne eigenen Ter-ritorialapparat sein. SchnelleSchritte seien erforderlich, so derVorsitzende des Vorbereitungs-komitees, Werner Peplowski, da-mit die Industriegewerkschaftenund Gewerkschaften künftig Ta-rifautonomie und Finanzhoheitbesitzen, wie es der Entwurf derneuen Satzung vorsieht Ob derFDGB seinen Namen ändern solleoder nicht, darüber gingen in derDiskussion die Meinungen aus-einander. Nach langwieriger, wi-dersprüchlicher Debatte entschieddie Mehrheit der Delegierten, daßder Bund vorerst seinen altenNamen behält. Endgültig soll dar-über in einer Urabstimmung derBasis entschieden werden.

Der gewerkschaftliche Ausschußzur Untersuchung von Korruptionund Amtsmißbrauch erstattete

--einen vorläufigen Bericht der imvollen Wortlaut in der Gewerk-schaftspresse veröffentlicht wird.Die Delegierten plädierten dafür,daß der ehemalige VorsitzendeTisch und alle anderen an derVeruntreuung gewerkschaftlicherGelder Beteiligten umgehend straf-rechtlich zur Verantwortung ge-zogen werden. Der Kongreß rich-tete einen entsprechenden Appellan den Generalstaatsanwalt derDDR.

In der Debatte um den Entwurfdes Gewerkschaftsgesetzes warensich die Sprecher der IG und Ge-

Der FDGB-Sonderkongreß hatteam Mittwoch noch gar nicht richtigbegonnen, da drohten die Delegier-ten bereits wieder auseinanderzulau-fen. Zum Stolperstein wurde der nochvom ehemaligen Bundesvorstandbeschlossene Delegiertenschlüssel.Nur mit Mühe konnte ein Kompro-miß gefunden werden. Danach An-träge über Anträge zur Geschäfts-ordnung, wertvolle Kongreßstundenverrannen, und noch nicht eine ein-zige Aufgabe, die gegenwärtig beider Sicherung der Rechte.der Werk-tätigen, auf den Nägeln brennt,war diskutiert. Die Debatte verlorsich in unzähligen Details. DieMahnung einiger Delegierter, end-lich zum Kern der Dinge zu kom-men, verhallte.

Von konzentrierter Arbeit, die beider Dringlichkeit der Probleme undder Kürze der Beratungszeit gebotenwar, war an diesem Tag nur wenigzu spüren. Es fehlte wohl den mei-sten die Dbung, in solcher Art ge-meinsamer Wissens- und Meinungs-bildung. Doch dies ist unerläßlich,um zu handfesten Beschlüssen zukommen.

Moskau (ADN). Der sowjetischeStaats- und Parteichef MichaelGorbatschow wies am MittwochSpekulationen westlicher Medienüber seinen Rücktritt vom Amtals KPdSU-Generalsekretär zu-rück. Vor Beginn offizieller Ge-spräche mit dem designiertenbrasilianischen Präsidenten Fer-nando Collor de Mello in Mos-jkau, bezeichnete Gorbatschow dievon dem US-Fernsehsender CNNverbreitete >, Information" alshaltlos.

Laut TASS sagte Gorbatschow:„Es gehen in der Welt viele Ge-rüchte und Vermutungen um. Dashat alles keinerlei Basis. Offen-sichtlich nützt es jemandem, soetwas loszulassen. Wir haben inder nächsten Woche eine sehrwichtige Plenartagung des Zen-tralkomitees der Partei. Wir wer-den die Dokumente für den kom-menden Parteitag beraten. Aberjetzt ist es in der internationalenPresse in Mode gekommen, daß,sobald wir uns der nächstenPlenartagung des ZK der Par-tei nähern, jede Menge Erfindun-gen daran geknüpft werden."

Kommentar Seite 2

Bonn (ADN/ND). Die Äußerun-gen Gorbatschows beim Treffenmit Modrow in Moskau zur Mög-lichkeit einer deutschen EinheitSind in der BRD fast einhellig be-grüßt worden.

Regierungssprecher Klein infor-mierte* Bundeskanzler Kohl undsein Kabinett hätten die Erklä-rung Gorbatschows als „ermuti-gend" bezeichnet. Jetzt komme esdarauf an, so Kohl in seiner vomKabinett gebilligten Stellungnah-me, „zusammen mit allen unse-ren Nachbarn in West und Ostvertrauensvoll auf eine konstruk-tive Lösung der deutschen Fragehinzuarbeiten, die die berechtig-ten Sicherheitsinteressen allereinbezieht". Der Bundeskanzlerhabe auch Ministerpräsident Mo-drows Aussage in Moskau als „be-merkenswert" eingeschätzt.

Ahnlich äußerten sich Politikerder FDP, SPD und der Grünen,warnten aber zugleich vor ge-fährlichen Illusionen, den Macht-bereich der NATO bis an die Oderausdehnen zu können. Auchmahnte der deutschlandpolitischeSprecher der CDU/CSU-Bundes-tagsfraktion Lintner „die übrigenAlliierten", das positive SignalGorbatschows aufzugreifen.

Kommentar Seite 2Siehe Seite 7

Hüdesheim (ADN). Der DDR-Schriftstellerin Christa Wolf istam Mittwoch die Ehrendoktor-würde der Universität Hildesheimverliehen worden. Für den Fach-bereich Kulturwissenschaften undÄsthetische Kommunikation wür-digte Dekan Prof. Dr. WolfgangMenzel in seiner Laudatio die„herausragenden literarischen1

Leistungen sowie ihre besonde-ren Verdienste um die deutscheSprache und die europäische Kul-tur". Neben dem künstlerischensei vor allem auch der wissen-schaftliche Aspekt des literari-schen Schaffens Christa Wolfshervorzuheben, sagte Prof. Men-zel im Auditorium maximum derUniversität. Christa Wolf habeeinmal darauf hingewiesen, ~ daß

Literatur die Bedingungen unter-suchen müsse, unter denen sichder Mensch als moralisches We-sen verwirklichen könne. DiesenAnspruch erfüllten ihre Werke inbestem Sinne.

Christa Wolf erklärte in ihrenDankesworten, daß die Hoffnun-gen auf eine evolutionäre Erneue-rung ihres Landes geschwundenseien. Den Menschen in der DDRwerde, da der Aufbruch offen-bar zu spät gekommen sei, diedringend notwendige Besinnungs-pause nicht vergönnt. In einem„extremen seelischen Ausnahme-zustand" müßten die DDR-Bür-ger jetzt über eine Zukunft ent-scheiden, die sie nicht ausrei-chend und differenziert genug be-denken könnten.

Bonn (ADN). Auf erheblicheUnterschiede im Verbrauch vonLebensmitteln 'in der BRD undder DDR hat die Centrale Marke-tinggesellschaft der Agrarwirt-schaft (CMA) in der Bundesrepu-blik hingewiesen. Wie die „Welt"am Mittwoch berichtete, schätztdie CMA das Versorgungsniveauin der DDR in quantitativer Hin-sicht als „außerordentlich hoch"ein. So lag 1988 in der BRD derdurchschnittliche Pro-Kopf-Ver-brauch an Trinkmilch bei 92,3 Li-tern, an Butter bei 8,3 kg und an

Margarine bei 7,4 kg. Die DDRkam auf 111,1 Liter Trinkmilch,14,9 kg Butter und 10,7 kg Marga-rine. Wurden bei Bier in beidenStaaten 144 Liter pro Kopf- konsu-miert, so trank der Bundesbür-ger jedoch 10 Liter Spirituosenweniger als der DDR-Bürger, der16 Liter konsumierte.

Nur bei Fisch, Käse, Obst, Boh-nenkaffee, Tee und Wein liege derPro-Kopf-Verbrauch in der DDRbis zu 50 Prozent unter dem inder BRD. Qualitätsunterschiedeblieben ausgeklammert.

Kranke Wälder - im Fichtelberggebiet fotografierte sieND-Reporter Wolfgang Schmidt 54,3 Prozent unsererannähernd drei Millionen Hektar umfassenden Wald-flächen sind geschädigt fast ein Zehntel mehr als noch1988. Das geht aus einer Mitteilung des Ministeriums fürLand-, Forst- und Nahrungsgüterwirtschaft hervor. Vonmittleren und starken Schäden sind 16,4 Prozent derWälder betroffen. Di« größten Schäden werden in den

Bezirken Leipzig mit 75,4, Magdeburg und Berlin mit62,8, Dresden mit 62,1 und Frankfurt (Oder) mit 59 Pro-zent verzeichnet. Die Waldschäden haben in der Repu-blik seit 1987 erheblich zugenommen, 1987: 31,7 Prozent.1988: 44,4 Prozent.

In der BRD sind laut Ministerium für Landwirtschaft,Ernährung und Forsten 52,9 Prozent der Wälder betrof-fen, davon 15,9 mittel bis stark.

Wien (ADN). Maßstab undHäufigkeit taktischer Übungender Nationalen Volksarmee derDDR sollen in diesem Jahr wei-ter wesentlich verringert werden.Darüber informierte der stellver-tretende Chef der Militärakade-mie „Friedrich Engels", General-major Prof. Dr. Rolf Lehmann,am Mittwoch während des KSZE-Seminars über Militärdoktrinenin Wien.

Wie der General weiter aus-führte, plant die NVA für 1990je eine taktische Übung mit einerDivision der Landstreitkräfte,einer Luftverteidigungsdivisionund einer Flottille der Volksma-rine. Eine Division werde künftigeinmal in drei Jahren zum Ma-növer ausrücken. Die Ausbildungin der NVA sei auf das Erlernen„einer aktiven Verteidigung ge-gen einen kräftemäßig überlege-nen Gegner und die Abwehr mas-sierter Schläge seiner Flieger-kräfte ausgerichtet". Dem liegedas „Prinzip der Antworthand-lungen" zugrunde. Die NVA wer-de keinerlei militärische Hand-lungen beginnen.

Berlin (ADN). Das EhepaarHonecker ist Dienstag abenddurch den Leiter der Hoffnungs-thaler Anstalten in Lobetal, Pa-stor Uwe Holmer, „privat aufge-nommen" worden. Das Quartierist ein Gastzimmer in der Woh-nung Holmer. Die Aufnahme, soVerwaltungsleiter Pastor Söffing,sei in Übereinstimmung mit dergesamten Anstaltsleitung erfolgt.Die Kosten trage das Ehepaarselbst.

Das Konsistorium der Evange-lischen Kirche in Berlin-Branden-burg hat zur Aufnahme ErichHoneckers in Lobetal eine Erklä-rung abgegeben (siehe S. 2).

Der Schriftsteller StephanHermlin hatte in einem Schreibenan den Generalstaatsanwalt un-ter Hinweis auf die antifaschisti-sche Vergangenheit Erich Hon-eckers und Hermann Axens ge-beten, die Untersuchungshaft fürbeide auszusetzen. Für ihre Ver-fehlungen müßten sie zweifellosgeradestehen, aber eine Flucht-und Verdunkelungsgefahr bestehenach seiner Kenntnis bei keinemvon beiden.-

Berlin (ND). Es wurde Klartextgesprochen beim deutsch-deut-schen Wirtschaftsdialog am Mitt-woch im Berliner Palasthotel.DDR-Vdzepremier Prof. ChristaLuft hatte eingangs bestätigt, dieRegierung steuert mit der Wirt-schaftsreform die Einführungeiner Marktwirtschaft an, die dentatsächlichen sozialen und ökolo-gischen Bedürfnissen der DDR-Bürger, entspricht. Zugleich be-kräftigte sie, beim angestrebtenEigentumspluralismus bleibe dasVolkseigentum dominierend. Ihrwurde vom Vorstandsmitglied derHoesch-AG, Dr. Detlev Rohwed-der, entgegengehalten, Privat-eigentum müsse der Dreh- undAngelpunkt der neuen Wirt-schaftspolitik sein. Wolf gang.Schnur (Demokratischer Aufbruch)kündigte an, daß seine Partei da-für sorgen wolle, daß Staats-eigentum reprivatisiert wird. Aufdie Einwürfe weiterer Gäste, so

der Vorstandsmitglieder derThyssen AG Dr. Dieter Speth-mann und der Deutschen Bank,Dr. Herbert Zapp, daß die BRD-Wirtschaft vom Mittelstand getra-gen werde, informierte Prof. Luft,daß die Entflechtung bezirks-geleiteter Kombinate angelaufensei.

Einmütigkeit der Gesprächs-teilnehmer gab es darin, daß mitwirtschaftspolitischen Signalendie weitere Abwanderung vonDDR-Bürgern gestoppt werdenmüsse. Die Wirtschaftskooperationfange nicht beim Punkt Null an.Die Generaldirektoren des Band-stahlkombinats, Dr. Karl Döring,und des Heckert-Kombinates,Prof. Dr. Rudi Winter, verwiesenauf erfolgreiche Formen der Zu-sammenarbeit. Dr. Rohweddersprach von einer Kooperation, die„zum beiderseitigen Vorteil fabel-haft funktioniert".

1990 in Osteuropa ein Arbeits-kräfteüberschuß von zwei bisdrei Millionen zu erwarten sei.Diese Zahl werde bis 1995 mög-licherweise auf 20 Millionen an-steigen. Entsprechend werdeVietnam im Zeitraum von 1991bis 1995 die Zahl der vietnamesi-schen Werktätigen in Osteuropaund der UdSSR verringern. Be-reits jetzt erhalte jeder vierte inder UdSSR beschäftigte Viet-namese kaum ausreichend Arbeit,was sich auch in entsprechendniedrigen Einkommen widerspie-gele.

Windhoek (ADN). Die Verfas-sunggebende Versammlung Na-mibias hat am Mittwoch beschlos-sen, das Land am 21. März die-ses Jahres für unabhängig zu er-<klären. Das künftige namibischeParlament setzt mit diesem Be-schluß der mehr als 70jährigen

südafrikanischen Besetzung derletzten Kolonie auf demafrikanischen Kontinent ein Ende.Mit der Unabhängigkeitserklä-rung am 21. März wird der Plander UNO für den Entkolonisie-rungsprozeß erfolgreich abge-schlossen.

Kopenhagen (ADN). DreitägigeGespräche zwischen Vertreternder Außenministerien der DDRund Israels sind am Mittwoch inKopenhagen abgeschlossen wor-den. Beide Seiten vereinbarteneine Fortsetzung der Verhandlun-gen. Der Leiter der DDR-Delega-tion, Botschafter Rainer Neu-mann, erklärte, mit den Gesprä-chen seien erstmals direkte Kon-takte zwischen beiden Außenmi-nisterien aufgenommen worden,um über Möglichkeiten der Her-stellung diplomatischer Beziehun-gen zu sprechen.

Die israelische Delegation, dievon Michael Schiloh geleitetwurde, machte bei dem Treffennach den Worten von BotschafterNeumann deutlich, daß aus ihrerSicht die Beziehungen zu den bei-den deutschen Staaten besonde-ren Charakter tragen.

Madrid/Lissabon (ADN). Stür-me mit Spitzengeschwindigkeitenvon 120 Kilometer pro Stundehaben am Mittwoch an der nord-spanischen Atlantikküste vierTote und Dutzende Verletzte ge-fordert In der Ria de Camarinasbei La Coruna ertranken vierjunge Fischer. In San Sebastianwurden 20 Menschen schwer ver-letzt, als die Brandung hoch überdie Uferstraße schäumte.

Die portugiesischen Behördenordneten am Mittwoch die Schlie-ßung aller Häfen des Landes an.Von mehreren Küstenabschnittenwurden schwere Verwüstungenund Überschwemmungen gemel-det. Die portugiesische Marinekam dem in Seenot geratenenpanamaischen Frachter „Bostra-der" zu Hilfe, der wegen Maschi-nenschadens auf ein Felsenriff zutreiben drohte.

Das sowjetische Sportpaar Je-katerina Gordejewa/Sergej Grin-kow holte sich am Mittwochabendden Titel bei den Eiskunstlauf-Europameisterschaften in Lenin-grad. Die Moskauer Olympiasie-ger und Weltmeister erhieltenfür ihre fehlerfreie Kür nachTschaikowski-Klängen die bestenNoten und verwiesen damit dieTitelverteidiger Selesnjewa/Ma-karow auf den Ehrenplatz. Alsdritte vervollständigten Mischkut-jenok/Dmitrijew den UdSSR-Triumph. Die Berliner PeggySchwarz/Alexander König beleg-ten den vierten Rang. Ines Müller/Ingo Steuer wurden Siebente,

Bei den Frauen liegt EvelynGroßmann (DDR) nach Pflichtund Kurzkür auf Rang zwei.

Am Sonntag postiert es minhoffentlich - die Abkoppekingder alten SED aus dem Namenunserer Partei des Demokrati-schen Sozialismus.

Ich mag nicht darüber philoso-phleren, ob Jochen Willerdingrecht getan hat damit, einer nochzu treffenden Entscheidung mitöffentlicher Verkündigung vorzü-greifen. Fakt ist jedoch: Sie istlängst überfällig.

Die Mehrheit der Genossen,die noch in der Partei verbliebensind, hat mit den Praktiken deralten SED gebrochen, ringt ehr-Mdi - in sich selbst und in derPartei - um die Erneuerung, willin einer neuen Partei für unserLand wirken. Gleichberechtigt ne-ben vielen anderen demokrati-schen Kräften. Dort, wo Kreisvor-stände oder Bezirksvorstände zurKapitulation übergingen, ergrif-fen vbr allem junge Genossinnenund Genossen die Initiative fürden Erhalt der Partei, stellten sichan die Spitze. Das ist doch nichtdie alte Parteil Ihre Erblast, ja,die werden wir noch longe tra-gen müssen. Aber ihren Namen?

Das Leben verläuft in vielenFällen ganz anders als manchernoch so gut gedachte Beschluß.Warum also wollen wir bis zumParteitag damit warten, um sicht-bar auch mit unserem Namen zuzeigen: Der Bruch mit dem Sta-linismus, mit der alten SED istunumkehrbar.

Am Sonntag tagt der Partei-vorstand. Meine Stimme hat er,hier klar zu entscheiden: Wegmit dem .SED".

Beirat (ADN). Die Ostbeiruterchristlichen Armee-Einheiten un-ter General Aoun sind am Mitt-woch — weniger als ein Jahr nachdem letzten großen Zusammen-stoß - angetreten, die christli-chen Rechtsmilizen endgültig zuzerschlagen. Die Auseinanderset-zungen mit Panzern, schwererArtillerie und Raketen ergriffpraktisch die gesamte, etwa800 Quadratkilometer großechristliche Enklave von den Ost-beiruter Stadtteilen Furn elChebbak und Ain er Roumanneim Süden bisAmchit nördlich vonByblos.

Radiomeldungen sprechen vonbeträchtlichen Verlusten unter derZivilbevölkerung. Alle Aufrufezu einem Waffenstillstand sowieVermittlungsversuche blieben un-beachtet.

Kabul. Im Stadtzentrum vonKabul explodierte am Mittwoch-mittag eine in einem Taxi ver-steckte Bombe. Bei dem Anschlagkamen mindestens fünf Menschenums Leben. 105 Personen erlittenzum Teil lebensgefährliche Ver-letzungen. Seit* *

Bonn. Die Zahl der landwirt-schaftlichen Betriebe in der BRDist 1989 gegenüber dem Vorjahrum weitere 18 264 auf 647 253 ge-schrumpft, teilte das Ernährungs-ministerium am Mittwoch inBonn mit. Vor zehn Jahren gabes noch 810 034 Bauernhöfe.

Moskau. Das erste McDonald's-Restaurant in der Sowjetunionöffnete am Mittwoch am Mos-kauer Puschkinplatz. Die Filialeist die größte von mehr als 11 000Verkaufseinrichtungen des kana-dischen Konzerns in 52 Ländernder Welt.

Rom. Einen vor zwei Jahrenvon Lösegelderpressern entführ-ten jungen Italiener fand diePolizei am Dienstagabend im Sü-den Kalabriens. Für den an einenPfahl geketteten 20jährigen sol-len Millionen Mark gezahlt wor-den sein.

Paris. Die französischen Eisen-bahner streikten am Mittwoch.Der Zugverkehr in weiten Teilendes Landes war praktisch lahm-gelegt.

Hanoi (ADN). Die vietnamesi-sche Regierung sieht offenbarmittelfristig keine Perspektivefür ihre derzeit etwa 180 000 Ar-beiter in Osteuropa und der So-wjetunion. Durch die politischenVeränderungen in diesen Län-dern würden sich die Einsatzbe-dingungen für die vietnamesi-schen Arbeitskräfte in der kom-menden Zeit komplizierter ge-stalten, äußerte SRV-Arbeitsmi-nister Tran Dinh Hoan gegen-über dem Gewerkschaftsblatt„Lao Dong". Hoan verwies aufPrognosen sowjetischer For-schungsinstitute! wonach bereits

Redaktion und Verlag: Franz-Mehring-Platz 1, Berlin, 1017. Telefon: 5S310(Sammelnummer). ISSN 0323-4940

werkschaften .weitgehend einig,daß dieses Gesetz so schnell wiemöglich von der Volkskammerberaten und beschlossen werdensoll. Auf jeden Fall müsse diesvor dem 18. März geschehen. Die-ser Forderung werde auch notfallsdurch einen Streik Nachdruckverliehen, erklärten einige Red-ner. Zustimmung gab es auch

tzum Vorschlag, Streikrecht undAussperrungsverbot zusätzlich indie Verfassung aufzunehmen.

In der .Nachtsitzung, die beiRedaktionsschluß noch andauerte,war die Diskussion zum Satzungs-entwurf in vollem Gange.

B-AusgabeEinzelpreis 15 Pf

Am Markt orientiert,sozial und ökologisch

Gewerkschaftsgesetz sollschnell beschlossen werden

Gorbatschow zuRücktrittsgerücht:Reine Erfindung

Bonn begrüßt dieUdSSR-Haltung zudeutscher Einheit

NVA will Zahl derÜbungen verringern

Ehepaar Honeckerin Lobetal „privataufgenommen"

Vietnam verringert Zahlseiner Arbeiter in Osteuropa

Gespräche DDR-Israelwerden fortgesetzt

Unwetter an KüstenSpaniens und Portugals

# Westliche Annäherung an

.Guten Morgen, du Schöne1

In Beirut tobenheftige Gefechte

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(Fortsetzung auf Seite 2)

Klaus M o r g e n s t e r n

Rektor Prpl. Ernst Cloer überreichte die Auszeichnung Telefoto: ZB/tipa

Wiener KSZE-Seminar informiert

Kommentar Seite 2 Siehe Seite I

SEITEN 3-5

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Karin Dörre

Aoun-Truppen kontra Milizen

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NEUES DEUTSCH LANDSOZIALISTISCHE TAGESZEITUNG 45. Jahrgang / NrDonnerstag, 1. Februar 1990

Wie krank sind inzwischen unsere Wälder?Landwirtschaft in 90er Jahren: Heute int ND:e Referat Gregor Gysis;Hören wir auf, überAuflösen zu reden I

Bauern unef Agrarforscher berieten mit Hans Modrow# Afghanistan — blutigeVon Hans-Jörg G I ö d • und Adolf S t u r z b e c h e rKämpfe und kein Ende

Standpunkt

Abgekoppelt

Klartext im deutsch-deutschenDialog zu WirtschaftsfragenGegensätzliche Meinungen im Berliner Palasthotel

Außerordentlicher FDGB-Kongreß begann in Berlin

Christa Wolf — Ehrendoktorder Universität HildesheimAutorin hat wenig Hoffnung auf evolutionäre Erneuerung

Regierung reagiert auf absehbare Uberbeschäftigung^ J t « \ v . ••-

Kurw berichtet \Bombe zerriß fünf Kabuler

Verfassunggebende Versammlung Namibias beschloß:

Unabhängigkeit am 21. März

BRD: Aus für 18 000 Höfe-

Angemerkt

Ein Kongreß übt

Der Sport meldet:McDonald's in Moskau

UdSSR-Dreifachtriumphbei der Eiskunstlauf-EM

Essen DDR-Bürger zuviel?Geisel nach 2 Jahren freiLaut BRD-Statistik: mehr Fett und Alkohol, wenig Obst

Alle Züge standen still

brangsch
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