Uponor kongressbuch 2009
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Transcript of Uponor kongressbuch 2009
U P O N O R A C A D E M Y
Uponor Kongress 2009
31. Internationaler
Uponor Kongress 2009Für alle Beteiligten und Freunde unseres Hauses
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31. Internationaler Uponor Kongress
in A-6580 St. Christoph/Tirol
22. – 27. März 2009
VeranstalterUponor Central EuropeUponor GmbHPostfach 1641
97433 Haßfurt
Germany
T +49 (0)9521 690-0
F +49 (0)9521 690-710
W www.uponor.de
Gesamtherstellung
concept-design Künnemann GmbH + Co. KG, Steinfurt
Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des
Herausgebers bzw. Verfassers des Beitrags.
Der Inhalt der einzelnen Beiträge entspricht nicht unbedingt der technischen
Auffassung des Kongress-Veranstalters.
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Inhalt
Vorwort ........................................................................................................................................................................................ 9
Dr. Franz Alt
Green Building – eine Chance im Klimawandel ................................................................................................................... 13
RA Steffen Barth
Das Grüne Haus – Vertrags- und vergaberechtliche Überlegungen ................................................................................ 17
Reinhard Bartz
Planung und Betrieb einer wirtschaftlichen, regelwerks- und
hygienekonformen Trinkwasserinstallation ........................................................................................................................ 23
Dipl.-Ing. Jürgen Klement
Gasinstallationen mit Mehrschichtverbundrohren – Neue Wege zur individuellen Gasanwendung ......................... 57
Dipl.-Ing. Dipl. Wirt.-Ing. Christian Küken
Energieeffi ziente Pumpensysteme – Zusätzliche Energieeinsparungen in
Pumpensystemen durch optimierte Laufradanpassung und angepasste Umschaltpunkte .........................................63
Prof. Ph. Dr.-Ing. Bjarne W. Olesen
Energieeffi ziente Lüftung von Gebäuden ........................................................................................................................... 75
Dipl.-Phys. Sven Petersen
Auslegung und hydraulischer Abgleich von Fußbodenheizungen ................................................................................... 91
Prof. Dr.-Ing. Klaus Sedlbauer
Potenziale des Nachhaltigen Bauens in Deutschland – Nationale und internationale Chancen? ............................. 105
Index der bisherigen Referenten ......................................................................................................................................... 119
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Thema „Green Building“
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31. Internationaler
Uponor Kongress 2009
Fit für die Zukunft
Klimawandel, ökonomische sowie soziologische Sachzwänge
sind die Triebfedern für eine Neudefi nition der Konzeptionie-
rung von Gebäuden. So wurden weltweit in den vergangenen
Jahren diverse Bewertungssysteme entwickelt, die gezielt
das Thema Nachhaltigkeit in den Vordergrund stellen. Neben
den Lebenszykluskosten und Emissionen eines Gebäudes
bewerten diese Systeme auch Faktoren wie Image oder Wert-
steigerung einer Immobilie durch nachhaltige Bauweise. Auch
der positive Einfl uss eines Gebäudes auf die Gesundheit seiner
Bewohner und Nutzer wird in die Bewertung einbezogen.
Die EU trägt dieser Entwicklung Rechnung und vergibt seit
einigen Jahren das „Green Building“-Zertifi kat unter Berück-
sichtigung verschiedenster Nachhaltigkeitskriterien.
Das Logo ist eine Auszeichnung für solche Gebäude, die
als besonders energie- und resourcenschonend eingestuft
werden. Der Bewertung liegen Inhalte zugrunde, die den
Zeitgeist treffen und deren Gewichtung daher in Zukunft
immer stärkeren Einfl uss auch auf Konzept, Planung und
Ausführung der Haustechnik durch Architekt, Planer und
Handwerk nehmen wird. Denn sowohl Eigentümer als auch
Bewohner und Nutzer werden diesem Zeitgeist folgen und
dem Konzept des „Green Building“ künftig eine erhöhte
Aufmerksamkeit zukommen lassen.
Der Uponor Kongress 2009 widmet sich daher aus
aktuellem Anlass dem Thema „Green Building“ und damit
der erfolgreichen Umsetzung des nachhaltigen Bauens.
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Unter dem Eindruck immer weiter steigender Rohstoff-
kosten und Energiepreise fand weltweit in den letzten
Jahren ein Umdenken bei der Konstruktion von Gebäu-
den statt. Es wird immer mehr auf den späteren Energie-
bedarf geachtet und der gesamte Lebenszyklus energe-
tisch und unter umwelttechnischen Gesichtspunkten
bewertet. Außerdem sollen Gebäude zu einem behaglichen
Arbeits- oder Wohnumfeld führen und die Gesundheit der
Bewohner oder Angestellten schützen.
Verschiedenste Staaten führten bereits Bewertungs-
systeme zur Beurteilung des Green Building ein, und es
bildeten sich Organisationen, um den Bau solcher Ge-
bäude zu fördern. In Deutschland wurden im Januar 2009
die ersten Zertifi kate der DGNB (Deutsche Gesellschaft
für nachhaltiges Bauen) vergeben und Green Building
immer mehr zu einem Schlagwort.
Mit dem Kongress 2009 wollte Uponor die Bedeutung
und Konsequenzen für die technische Gebäudeausrüs-
tung (TGA) aufzeigen. Dabei wurde der Bogen gespannt
von den rechtlichen Grundlagen über Lüftungskonzepte,
Bewertungssysteme bis zu konkreten Anwendungen
in der Installation oder bei der Pumpentechnik und der
Bedeutung für unser zukünftiges Handeln. Darüber
hinaus wurden die Chancen aufgezeigt, die sich daraus
für die Branche ergeben.
Im Namen von Uponor bedanke ich mich bei den Refe-
renten und Teilnehmer für engagierte Beiträge und
lebhafte Diskussionen in Vorträgen und Workshops.
Danke auch dem Arlberg-Hospiz, das auch im 31. Jahr
des Kongresses wieder einen perfekten Rahmen für
unsere Veranstaltung geboten hat.
Vorwort
Georg Goldbach
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Referenten
Dr. Franz Alt
Journalist, Moderator
RA Steffen Barth
Fachanwalt für Bau- und Architektenrecht
Schindhelm & Pfi sterer, Pforzheim
Reinhard Bartz
Schulungsleiter im Bereich Trinkwasserhygiene,
Ludwigfelde
Dipl.-Ing. Jürgen Klement
Beratender Ingenieur DVGW, VDI, VSIA
Dipl.-Ing. Dipl. Wirt.-Ing. Christian Küken
Product and Application Specialist
Productmanagement Building Services
Grundfos, Erkrath
Prof. Ph. Dr.-Ing. Bjarne W. Olesen
Director: International Centre for Indoor Environment and Energy,
Technical University of Denmark, Lyngby, Denmark,
Department of Mechanical Engineering
Dipl.-Phys. Sven Petersen
Referent Uponor Academy,
Norderstedt
Prof. Dr.-Ing. Klaus Sedlbauer
Fraunhofer-Institut für Bauphysik/Universität Stuttgart/
Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen DGNB
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Dr. Franz Alt – Das Grüne Haus – Green Building – eine Chance im Klimawandel
Dr. Franz Alt
Green Building – eine Chance im Klimawandel
Als der Weltklimarat der UNO am 4. Mai 2007 seinen dritten Bericht
zum Klimawandel vorlegte, geschah in den deutschen Medien etwas
Seltenes: Plötzlich wurde nicht mehr nur über die Probleme, sondern
auch über die Chancen des Klimawandels berichtet.
haben wir verbraucht und verbrannt, woran die Natur einige hundert
Millionen Jahre gearbeitet hat.
Die Hälfte aller fossilen Rohstoffe ist bereits weg. Und die zweite
Hälfte geht noch viel schneller zu Ende, weil die Milliardenvölker
Asiens, aber auch Brasilien, Argentinien, Chile, Mexiko und Südafrika
rasch so leben wollen wie wir. In wenigen Jahrzehnten ist also Schluss
mit Kohle, Gas und Öl.
Und dann?
Wenn wir das größte Gemetzel der Menschheitsgeschichte um die
letzten fossilen Ressourcen vermeiden wollen, müssen wir so rasch wie
möglich und zu 100 % auf Erneuerbare Energien umsteigen.
Die Erneuerbaren Energien sichern in Deutschland mittlerweile
215.000 Arbeitsplätze. Schon 2020 werden es mehr sein als in der
Autobranche. Jetzt sind sich fast alle Ökonomen, Parteien und
Journalisten darin einig, dass uns zwar nur noch eine kurze Zeit zum
Handeln bleibt, wir aber diese Zeit gewinnbringend nutzen können.
Denn die notwendigen Technologien sind bereits vorhanden. Claudia
Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung fasst zusam-
men, was jetzt plötzlich Mehrheitsmeinung der Ökonomen ist:
„Investitionen in den Klimaschutz rechnen sich auf Dauer.“
Heute schon ist Deutschland Exportweltmeister bei Umwelt-
technologien. Einst haben die deutschen Unternehmer Umwelt-
aufl agen verteufelt, jetzt profi tieren sie davon.
Kraftwerke mussten ihre Abgase entschwefeln
PKWs den Katalysator einbauen
Chemiefabriken ihre Abwässer klären
Müllfabriken Filter installieren
Zum Beispiel:
Klimaschutz ist viel preiswerter als Klimazerstörung.
Die deutsche Wirtschaft wird durch verstärkten Kampf gegen
den Klimawandel erheblich gewinnen.
Bislang wurden Erneuerbare Energien eher belächelt oder
verspottet, jetzt plötzlich werden sie bestaunt.
Sogar Windräder stören plötzlich nicht mehr die Landschaft.
Sie genießen eine weit höhere Akzeptanz als Atomanlagen in
der Landschaft.
Erneuerbare Energien werden als Jobknüller gefeiert, vorher
wurden sie als Jobkiller abgelehnt.
Ein richtiger Klimawandel in den Medien! Endlich! Einige Journalisten
beginnen, sich aus den Fesseln der alten Energiewirtschaft zu befreien
und sich ihres eigenen Verstandes zu bedienen. Sie spüren, dass die
kurze fossil-atomare Epoche zu Ende geht. Erst vor gerade mal 200
Jahren begann das Industriezeitalter im großen Stil mit dem riesigen
Verbrauch fossiler Rohstoffe. Jetzt, am Beginn des 21. Jahrhunderts,
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Dr. Franz Alt – Das Grüne Haus – Green Building – eine Chance im Klimawandel
Mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) hat die rot-grüne
Bundesregierung die Nutzung von Sonne-, Wind- und Bioenergie
vorangetrieben. Schon vorher hatten die Deutschen gelernt, ihren Müll
zu trennen. Gelbe, grüne und graue Tonnen schärften das Umweltbe-
wusstsein ebenso wie die qualvolle Einführung von Dosenpfand.
2007 ist Deutschland Windweltmeister. Allein das Bundesland Bayern
hat 2006 mehr Solaranlagen installiert als die USA und Japan
zusammen. Die Deutschen kaufen energiesparsame Küchengeräte,
Energiesparlampen und wassersparende Waschmaschinen. Das alles
macht Sinn in vierfacher Hinsicht: Ökologisches Handeln ist gut für die
Umwelt, gut für unseren Geldbeutel, gut für neue Arbeitsplätze und
gut für künftige Generationen, denen wir unerträgliche Umweltbela-
stungen ersparen.
Und plötzlich schreiben auch konservative Zeitungen hierzulande, was
unsere japanischen Kollegen schon vor 10 Jahren erkannt haben: „Die
Rettung der Welt ist nicht teuer“, „Die Rettung des Klimas ist möglich
und machbar“, „Noch ist die Welt zu retten“.
Der Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Norbert Walter, hatte schon
2005 begriffen: „Wer heute noch gegen Erneuerbare Energien ist, hat
nicht alle Tassen im Schrank.“
Auch Apokalyptiker unter meinen Journalisten-Kollegen beginnen zu
verstehen und auch zu vermitteln, dass die bisher publizierten
Katastrophenszenarien über schmelzende Gletscher, überfl utete
Küsten und endlose Wüsten nicht wie ein unabwendbares Schicksal
über uns hereinbrechen müssen.
Die Volkswirtschaften der Welt werden weit weniger belastet, wenn wir
zur Vernunft kommen und ökologisch umsteuern. Freilich sind die
Autoren der Weltklimaberichte auch darüber einig, dass wir nicht
länger so bedenkenträgerisch wie bisher mit dem Handeln warten
dürfen. Die Zeit drängt und die Probleme drängen erst recht. Es ist
nicht „Fünf vor Zwölf“, es ist Zwölf. Jeder Tag, an dem wir nicht
handeln, ist für unsere Kinder und Enkel ein verlorener Tag.
Die Lösungen sind bekannt. Jede und jeder von uns ist Teil des
Problems. Entscheidend wird sein, ob möglichst viele von uns jetzt Teil
der Lösung werden wollen. Das Land und die Welt brauchen Zukunfts-
modelle durch Zukunftsmenschen.
Die weltweiten Treibhausgas-Emissionen müssen in den Industrielän-
dern bis zum Jahr 2050 um 80 % reduziert werden. Das heißt: Bislang
hat ein deutscher Mensch pro Jahr 10,5 Tonnen Treibhausgase zu
verantworten: durch Energieverbrauch, Essen, Wohnen, Mobilität,
Konsum.
Wir müssen und können uns aber künftig so verhalten, dass wir im
Schnitt noch zwei Tonnen CO2 jährlich verbrauchen.
Beispiele, die zeigen, dass jede und jeder ihre oder seine eigene
Klimabilanz verbessern kann. Ich mache diese Vorschläge als freier
Journalist, unabhängig von wirtschaftlichen Interessen – allein
verantwortlich „dem gestirntem Himmel über mir und dem mora-
lischen Gesetz in mir“ (Immanuel Kant):
1. Weg vom Atomstrom – Ökostrom bestellen.
Zum Beispiel bei www.greenpeace-energy.de, www.lichtblick.de,
www.naturstrom.de oder www.ews-schoenau.de
Dieser Umstieg erspart pro Person im Jahr zwei Tonnen CO2.
2. Haus oder Wohnung besser dämmen, so wie eine Thermoskanne
gedämmt ist. Das spart bis zu 80 % Heizenergie und mehr.
3. Wer kein oder wenig Fleisch isst, schont das Weltklima. Denn
Fleischproduktion ist sehr energieaufwendig.
4. Wer Biolebensmittel kauft, schont ebenfalls das Klima, denn
Biolandwirtschaft setzt nicht auf energieaufwendig produzierten
Chemiedünger, sondern auf Handarbeit.
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Dr. Franz Alt – Das Grüne Haus – Green Building – eine Chance im Klimawandel
5. Weniger Auto fahren, kleinere Autos fahren, mehr zu Fuß gehen
und Rad fahren oder öffentliche Verkehrsmittel benutzen.
Wenn Sie 10.000 Kilometer weniger Auto fahren und dafür die
Bahn benutzen, sparen Sie eine Tonne CO2.
6. Dabei geht es immer um Gewinn, nicht um Verzicht. Ist es
Verzicht, wenn ich sicherer, gesünder, preiswerter und umwelt-
freundlicher mit Bahn oder Bus fahre anstatt im Stau zu stehen?
7. Hamburger Schulen haben es vorgemacht: Durch achtsameren
Umgang mit Strom, Wasser und Heizung ersparen sie der Umwelt
pro Jahr 91.000 Treibhausgase. Mit dem eingesparten Geld
fi nanzieren sie Solaranlagen.
8. Wer bewusst näher an seinem Arbeitsplatz wohnt, erspart durch
einen Umzug vom Land in die Stadt häufi g das Auto.
9. Geld ökologisch und ethisch investieren. Das bedeutet oft
höhere Gewinne und ein gutes Gewissen. Allein 2007 hat sich
der Wert ethischen Investments in Deutschland mehr als
verdoppelt – auf über zehn Milliarden Euro.
Und wenn man für dieses Verhalten belächelt wird? Einfach an den
Philosophen Schopenhauer denken: „Neue Ideen werden am Anfang
belächelt, später bekämpft und irgendwann sind sie selbstverständ-
lich“.
Und nicht vergessen: Wer zuletzt lacht, lacht am besten.
Lachen ist sowieso lebensfreundlich und deshalb auch immer
umweltfreundlich.
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Dr. Franz Alt – Das Grüne Haus – Green Building – eine Chance im Klimawandel
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RA Steffen Barth – Das Grüne Haus – Vertrags- und Vergaberechtliche Überlegungen
RA Steffen Barth
Das Grüne Haus –Vertrags- und vergaberechtliche Überlegungen
Für Zuhörer und Leser hat es sich als sinnvoll herausgestellt, dass
zuerst einmal der Autor sich selbst darüber im Klaren ist, worüber er
sprechen und schreiben will/soll. Bei dem heute gewählten Thema
stellt sich also die Frage:
Was ist ein Grünes Haus?
I.
Würde man eine repräsentative oder nicht repräsentative Umfrage
starten, würde sich ein sehr breites Spektrum an Meinungen und
Antworten ergeben. Spricht man vor Fachingenieuren und Personen
aus dem Baugewerbe, bleibt die Bandbreite möglicher Antworten
immer noch sehr groß.
Flexibilität der Grundrisse? Barrierefreiheit?
Nachhaltigkeit?
Recycling ohne Sondermüll ?
Antwort:
Keine gesetzliche Defi nition
Keine Norm, keine anerkannte Regel der Technik
und/oder Baukunst
Keine Deutungshoheit, viele grüne Häuser denkbar
Ausfüllungs-/Defi nitionsbedürftiger Begriff
Schnell erkennt man, dass es weder eine gesetzliche Defi nition noch
eine durch Normen oder Verkehrssitte geprägte allgemeine Begriffs-
bestimmung des Grünen Hauses gibt. Es existiert auch keine
Deutungshoheit eines mehr oder weniger interessengeleiteten Ver-
bandes. Es sind viele Grüne Häuser unterschiedlicher Eigenschaften
denkbar. Bereits in einer allgemeinen Diskussion ist das Grüne Haus
somit ein ausfüllungs- und defi nitionsbedürftiger Begriff. Begibt man
sich aus dem Feld der unverbindlichen Diskussion hinaus in die harte
Realität des Planungs- und Baugeschehens, denkt man also einmal
darüber nach, welche Leistung der Planer und bauausführende Unter-
nehmen eines Grünen Hauses schulden und – umgekehrt – welche
Vergütung der Auftraggeber hierfür zu leisten hat, d. h. auch welche
Leistungen des Auftragsnehmers mit der vereinbarten Vergütung
abgegolten sind, ob der Auftragnehmer überhaupt eine bestimmte
Leistung durchzuführen hat und ob der Auftraggeber hierfür eine
zusätzliche Vergütung schuldet, gelangt man schnell zu den Kern-
fragen des Werkvertragsrechtes und des Bauvertragsrechtes. Da es
sich bei den Teilnehmern des Uponor-Kongresses 2009 nicht um
Juristen, sondern im Wesentlichen um Fachingenieure handelt – von
denen aber die Beherrschung des Werkvertragsrechtes verlangt wird
– soll das folgende Kapitel das Verständnis für die juristischen Aspekte
des Grünen Hauses erleichtern:
Was also ist ein grünes Haus?
Parteizentrale der Grünen ?
Fassadenbegrünung ?
Wärmedämmung ?
Energieversorgung ?
Energiebedarf ?
CO2-Bilanz der Baustoffe ?
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RA Steffen Barth – Das Grüne Haus – Vertrags- und Vergaberechtliche Überlegungen
II.
Schnellkurs Werkvertragsrecht – Bauvertragsrecht
Das Werkvertragsrecht des Bürgerlichen Gesetzbuches (§§ 631 –
651 BGB) verpfl ichtet den „Unternehmer“ (= Auftragnehmer) zur
Herstellung des versprochenen Werkes. Nach dem gesetzlichen
Leitbild ist der Unternehmer vorleistungspfl ichtig, er muss also zuerst
die von ihm selbst geschuldete Leistung mangelfrei erbringen, bevor
der „Besteller“ (= Auftraggeber) die vereinbarte Vergütung
(Werklohn) zu zahlen braucht.
Nach § 633 BGB hat der Unternehmer dem Besteller das Werk
frei von Sach- und Rechtsmängeln zu verschaffen. Das Werk ist
frei von Sachmängeln, wenn es
die vereinbarte Beschaffenheit hat,
sich für die nach dem Vertrag vorausgesetzte, ansonsten für
die gewöhnliche Verwendung eignet und eine Beschaffenheit
aufweist, die bei Werken der gleichen Art üblich ist und die
der Besteller nach der Art des Werkes erwarten kann.
Das Werkvertragsrecht spricht von dem Begriff der Abnahme und
knüpft an die Abnahme erhebliche Folgen. Abnahme im Sinne des
Werkvertragsrechtes ist weder das einseitige oder gemeinsame
Aufmaß noch die technische Prüfung auf Mängel. Abnahme im Sinne
des Werkvertragsrechtes ist vielmehr die rechtsgeschäftliche
Abnahme, d. h., die körperliche Hinnahme des hergestellten Werkes im
Rahmen der Besitzübertragung, verbunden mit der Anerkennung/
Billigung des Werkes als in der Hauptsache vertragsgemäße Leistung.
(Anmerkung: Da auch Architekten- und Ingenieurverträge mit nur
geringen Ausnahmen dem Werkvertragsrecht unterliegen, hat auch im
Vertragsverhältnis des Architekten bzw. Ingenieurs zu seinem
Auftraggeber eine Abnahme i. S. v. § 640 BGB zu erfolgen, was in der
Praxis zumeist nicht ausdrücklich oder gar schriftlich geschieht,
sondern bei späteren Streitigkeiten bezüglich der Fälligkeit des
Honorars und Verjährung der Mängelhaftung zu mühseligen Auseinan-
dersetzungen darüber führt, ob und in welcher Weise die Abnahme
schlüssig erklärt wurde.)
Das gesetzliche Leitbild des BGB geht davon aus, dass die Vergütung
(erst) bei der Abnahme des Werkes zu entrichten ist. Ein Anspruch des
Unternehmers auf Abschlagszahlungen wurde erst durch relativ junge
Gesetzesänderungen eingefügt, die inzwischen aber auch schon
wieder korrigiert werden mussten (Gesetz zur Beschleunigung fälliger
Zahlungen aus dem Jahr 2000, Forderungssicherungsgesetz 2008).
Dennoch ist die gesetzliche Regelung wenig geeignet für das komplexe
Geschehen eines Bauvertrages. Für die Honorare der Architekten und
Ingenieure besitzt § 8 HOAI eine Spezialregelung für Abschlagszah-
lungen.
Exkurs: In diesem Zusammenhang kann nur knapp auf das ebenfalls
relativ neue Instrumentarium der Bauhandwerkersicherung nach
§ 648a BGB hingewiesen werden. Je schwieriger es ist, Abschlagszah-
lungen beanspruchen zu können, desto wichtiger wird es, zumindest
eine Sicherheitsleistung zu erhalten. Der durch das Forderungssiche-
rungsgesetz 2008 verschärfte § 648a BGB gibt dem Unternehmer
eines Bauwerkes, einer Außenanlage oder eines Teils davon das Recht,
Sicherheit für die von ihm zu erbringenden Vorleistungen zu verlangen.
Sicherheit kann bis zur Höhe des voraussichtlichen Vergütungsan-
spruchs, d. h., nicht nur bezüglich einer oder zweier Raten, verlangt
werden. Die Sicherheit erfolgt in der Praxis zumeist durch selbst-
schuldnerische Bankbürgschaft.
Das Forderungssicherungsgesetz 2008 gibt dem Unternehmer, d. h.
auch dem Architekten und dem Ingenieur, nunmehr einen einklagbaren
Anspruch auf Leistung der Sicherheit durch den Besteller; zuvor stand
dem Unternehmer nur ein Leistungsverweigerungsrecht zu. § 648a
BGB ist zwingendes Recht, kann also weder durch Allgemeine
Geschäftsbedingungen noch individualvertraglich abbedungen
werden.
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RA Steffen Barth – Das Grüne Haus – Vertrags- und Vergaberechtliche Überlegungen
Kurze Hinweise zur VOB
Die VOB/A regelt das Verfahren der Vergabe von Aufträgen über
Bauleistungen durch öffentliche Auftraggeber. Darüber hinaus
sehen die Bestimmungen des Zuwendungsrechtes (Förderung
durch öffentliche Mittel) vor, dass ein Zuwendungsempfänger die
Bestimmungen der VOB/A anzuwenden und einzuhalten hat, auch
wenn er selbst kein öffentlicher Auftraggeber ist. Bei Vergabe von
Bauleistungen unterhalb der Schwellenwerte ist die VOB/A reines
Innenrecht der Verwaltung (Verwaltungsanweisung). Oberhalb der
Schwellenwerte stellt die VOB/A aufgrund der Verknüpfung mit
dem GWB und der VgV Außenrecht dar. In beiden Fällen kommt der
VOB/A jedoch keine unmittelbare Bedeutung auf den Vertragsin-
halt zu. In jüngster Zeit wird teilweise versucht, eine indirekte
Bedeutung des Vergaberechts der VOB/A auf das Vertragsrecht
der VOB/B zu konstruieren.
Die VOB/B beinhaltet Vertragsrecht. Sie ist jedoch weder Gesetz
noch Handelsbrauch, Verkehrssitte oder gar Gewohnheitsrecht,
sondern Allgemeine Geschäftsbedingung im Sinne des BGB. Sie
bedarf deshalb der wirksamen Einbeziehung in Verträge über
Bauleistungen. Das Forderungssicherungsgesetz 2008 lässt nun-
mehr kraft Gesetzes die frühere durch Rechtsprechung begründete
AGB-rechtliche Privilegierung der VOB/B bei Verwendung
gegenüber Verbrauchern entfallen. Umgekehrt ist die VOB/B bei
Verwendung gegenüber Kaufl euten und der öffentlichen Hand
nunmehr gesetzlich privilegiert, allerdings nur, sofern sie ohne
jegliche Änderung/Abweichung vereinbart wird, was in der Praxis
nur sehr selten der Fall ist. Die Praxisbedeutung der VOB/B wird
deshalb stark zurückgehen.
Bei der VOB/C handelt es sich überwiegend um technische Normen
(ATV), teilweise fi ndet sich in ihr aber auch Vertragsrecht. Trotz der
Bezugnahme in § 1 Nr. 1 Satz 2 VOB/B gelten bei wirksamer Ein-
beziehung der VOB/B nicht automatisch auch die Bestimmungen
der VOB/C.
III.
Nach diesem Galopp durch die Grundlagen des Werkvertragsrechts
des BGB und durch die VOB/A, VOB/B und VOB/C lässt sich das
heutige Thema „Was ist das Grüne Haus?“ zumindest juristisch klarer
beantworten:
Es kommt darauf an, was zwischen den Beteiligten direkt oder
indirekt vereinbart worden ist. Das juristische Schlüsselwort lautet
Beschaffenheitsvereinbarung. Das Werk muss die vertraglich
vereinbarte Beschaffenheit besitzen. Die Beschaffenheit ergibt sich
aus der vertraglichen Leistungsbeschreibung, die entweder mit einem
Leistungsverzeichnis (LV) oder mit einem Leistungsprogramm
(funktionale Leistungsbeschreibung) verknüpft sein kann.
Die Vor- und Nachteile der beiden Varianten sind bekannt: Bei der
werkvertraglichen Leistungsbeschreibung mit LV sind die einzelnen
Positionen exakt aufzuführen nach Leistungsinhalt, Beschaffenheit
und Massen. Die Leistungsbeschreibung mit LV fi ndet sich deshalb in
der Regel bei individuellen Bauvorhaben, während die Leistungs-
beschreibung mit Leistungsprogramm sich eher für gestalterisch und
technisch weniger anspruchsvolle, zum Teil aber auch für hoch
komplexe Fälle eignet. Ausnahmen bestätigen die Regel. Zumeist
fi nden sich in Leistungsbeschreibungen mit LV auch funktionale
Teilbeschreibungen.
Nach klassischem Planerverständnis dürfte sich eine funktionale
Baubeschreibung für ein Grünes Haus wohl nur in Ausnahmefällen
eignen, d. h., dass man zur Lösung der planungsrechtlichen, gestalte-
rischen, technischen und kostenmäßigen Zielkonfl ikte bzw. Anforde-
rungen eher eine Leistungsbeschreibung mit LV wählt.
Gerade bei neuen Anforderungen und neuen technischen Lösungen
stellt sich für die Planer dann aber auch das Problem, ob die Leistungs-
beschreibung alle erforderlichen Leistungen beinhaltet. Speziell bei
Globalpauschalverträgen (Festpreis) kann einer vereinbarten oder
fehlenden Komplettheitsklausel eine enorme Bedeutung zukommen,
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RA Steffen Barth – Das Grüne Haus – Vertrags- und Vergaberechtliche Überlegungen
noch dazu, wenn der Auftragnehmer über die Bauleistungen hinaus
auch Planungsleistungen zu erbringen hat.
Mit Unterzeichnung der Komplettheitsklausel vereinbaren die
Vertragsparteien, dass mit der als Globalpauschalpreis vereinbarten
Vergütung alle Leistungen des Unternehmers abgegolten sind, auch
soweit sie nicht ausdrücklich vereinbart wurden, zur Herbeiführung des
vertraglich vereinbarten Werkes (Erfolg) aber erforderlich sind
(Beispiel Olympiastadion Berlin: Mehrkosten in Millionenhöhe für die
Entfernung und Entsorgung einer Beschichtung von Betonstufen mit
zuvor nicht erkannter PCB-Belastung). Entgegen eines weit verbrei-
teten Irrglaubens gibt es weder originäre Bauherrenaufgaben noch
originäre Bauherrenrisiken. Offene Risikozuweisungen sind vertrags-
rechtlich zulässig. Die Rechtsordnung schützt einen Auftragnehmer
nicht vor leichtfertiger Kalkulation. So hat der Bundesgerichtshof in
seinem Kammerschleuse-Urteil aus dem Jahr 1996 (IBR 1996, 487;
BauR 1997, 126; NJW 1997, 61; ZfBR 1997, 29) unmissverständlich
formuliert:
Im Rahmen einer Beschaffenheitsvereinbarung kann es auch sinnvoll
sein, auf Normen zu verweisen, deren Einhaltung im konkreten Fall
öffentlich-rechtlich zwar nicht vorgeschrieben ist (z. B.: Barriere-
freiheit), die aber für den Lebenszyklus einer Immobilie und künftig
veränderte Anforderungen des Marktes sinnvoll ist. Dies gilt auch für
mögliche Zertifi zierungen, insbesondere, soweit sie sich auf eine grüne
Beschaffenheit von Gebäuden beziehen. Besonders interessant er-
scheinen hier die Aktivitäten und das neue Siegel der Deutschen
Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB e.V.).
IV.
Das teilweise bestehende Spannungsverhältnis des Vergaberechtes
zum Vertragsrecht könnte im Bereich des Grünen Hauses besondere
Anforderungen an diejenigen Fachingenieure stellen, die von öffent-
lichen Auftraggebern mit der Fertigung von Ausschreibungen für
Bauleistungen (öffentliches Vergaberecht) beauftragt werden. Dem
in § 9 VOB/A enthaltenen Grundsatz der Produktneutralität („oder
gleichwertiger Art“) steht der Wunsch gegenüber, sich vertragsrecht-
lich auf ein qualitativ bekanntes und bewährtes Produkt stützen zu
können. Gerade bei neuen Produkten oder auch neuen Anwendungs-
gebieten wird auf Seiten der mit der Erstellung von Ausschreibungs-
unterlagen beauftragten Ingenieure besondere Sorgfalt erforderlich
sein, um den Spagat zwischen Vergaberecht und Vertragsrecht zu
bewältigen.
Unklare und/oder unvollständige Leistungsbeschreibungen
tragen mehrere Gefahrenpotentiale in sich:
Wer trägt das Leistungsrisiko? Auftragnehmer oder
Auftraggeber?
Wer trägt das Vergütungsrisiko? Auftraggeber oder
Auftragnehmer?
Risiken für den Fachplaner (Honorarrisiko und
Haftungsrisiko).
Eine Ausschreibung, die neben bestimmt formulierten
Mindestanforderungen festlegt, dass weitere Leistungen der
von dem Auftragnehmer als Vertragsleistung übernommenen
Tragwerksplanung zu entsprechen haben, liegt den Vertrags-
inhalt hinreichend bestimmbar fest.
Für die Wirksamkeit eines Vertragsschlusses ist nicht von
Bedeutung, dass die übernommenen Verpfl ichtungen
kalkulierbar sind.
Eine mit § 9 VOB/A unvereinbare Ausschreibungstechnik führt
nicht dazu, dass anstelle der ausgeschriebenen Leistung eine
mit § 9 VOB/A übereinstimmende Leistung Vertragsinhalt wird.
§ 9 VOB/A enthält kein zwingendes Vertragsrecht.
Ein sachkundiger Auftragnehmer kann sich nicht darauf
berufen, er habe die mit einer funktionalen Leistungsbeschrei-
bung verbundene Risikoverlagerung nicht erkennen können
oder nicht zu erkennen brauchen.
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RA Steffen Barth – Das Grüne Haus – Vertrags- und Vergaberechtliche Überlegungen
Zusammenfassung
Das Grüne Haus ist keine Utopie. Angesichts fehlender allgemein-
gültiger Vorgaben bedarf es in jedem Einzelfall einer sorgfältigen
Gestaltung des gesamten Vertragswerkes (Architekten, Ingenieure,
bauausführende Unternehmen, Vergabeunterlagen, Leistungsverzeich-
nis), um das jeweils gewünschte mehr oder weniger Grüne Haus
termingerecht, zu den kalkulierten Kosten und ohne spätere Prozesse
wegen Mängeln der Planung, Bauausführung oder Objektüberwachung
realisieren zu können.
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RA Steffen Barth – Das Grüne Haus – Vertrags- und Vergaberechtliche Überlegungen
U P O N O R KO N G R E S S 2 0 0 9 2 3
Reinhard Bartz – Planung und Betrieb einer wirtschaftlichen, regelwerks- und hygienekonformen Trinkwasserinstallation
Reinhard Bartz
Planung und Betrieb einer wirtschaftlichen, regelwerks- und hygienekonformen Trinkwasserinstallation
1. Regelwerkskonformität: Bedeutung, Notwendigkeit und
juristische Bewertung
Die Bedeutung und Notwendigkeit der Regelwerks- und
Hygienekonformität
Einerseits haben die Kenntnisse zu den Ursachen und Folgen
mikrobieller Kontaminationen innerhalb von Trinkwasserleitungssyste-
men in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Andererseits ist
aber auch eine wachsende Sensibilisierung nicht nur der Fachwelt für
das Thema Trinkwasserhygiene zu bemerken. Daraufhin hat sich in
den letzten Jahren eine erhebliche Veränderung im technischen
Regelwerk vollzogen. Und nicht zu vergessen ist die sich aus diesen
Faktoren ergebende juristische Konsequenz für alle Beteiligten.
Was leider momentan noch nicht spürbar wird – dennoch zu erwarten
sein dürfte – ist eine Auswirkung all dessen auf eine Umsatzsteige-
rung bei Planern und Installateuren. Denn der technische Aufwand für
eine Regelwerks- und Hygienekonformität mit gleichzeitiger
juristischer „Sattelfestigkeit“ wird mit früheren Praktiken nicht mehr
zu vergleichen sein. Und um nur eine Profi lierungsmöglichkeit, die
sich daraus ergibt, zu erwähnen: Es wird in absehbarer Zeit ein
Spezialist gefragt sein, der auf zwei sich bisher ausschließenden
Fachgebieten Sachkenntnisse haben sollte. Das eine Fachgebiet ist
die Sanitärtechnik, das zweite die Trinkwasserhygiene mit Kenntnis-
sen zu mikrobiologischen Zusammenhängen. Dieser Fachmann sei an
dieser Stelle „Leitungsdiagnostiker“ genannt. Auf ihn wartet ein
riesiger Markt.
Dieser riesige Markt ergibt sich aus einer Vermutung, die wiederum
auf täglichen praktischen Erfahrungen beruht. Es kann davon
ausgegangen werden, dass der größte Teil aller Trinkwasserinstallati-
onen – zumindest im öffentlichen und gewerblichen Bereich – wenig-
stens teilweise sowohl regelwerkswidrig als auch hygienewidrig
geplant, errichtet oder betrieben wurden und werden. Denke man nur
an das Problem der Überdimensionierung.
Bild 1: Besonders die ausgedehnten Leitungsnetze großer Sportanlagen – im Bild das Berliner Olympiastadion – stellen Planer und Betreiber vor Probleme: Einer-seits herrscht innerhalb der Woche wenig Betrieb und dadurch eine sehr geringe gleichzeitige Nutzung der Sanitäranlagen, andererseits muss das Leitungssystem beispielsweise am Wochenende oder bei großen Veranstaltungen einen sehr hohen Spitzendurchfl uss verkraften.
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Reinhard Bartz – Planung und Betrieb einer wirtschaftlichen, regelwerks- und hygienekonformen Trinkwasserinstallation
Falls sie noch regelwerkskonform geplant und errichtet wurden,
werden sie aber hygienewidrig betrieben – Stichwort Stagnation.
Wenn man nun noch die Forderungen der neuen Trinkwasserverord-
nung daneben hält, woraus sich eine enorme Zunahme an mikrobiolo-
gischen Untersuchungsergebnissen – und damit sicherlich auch die
der positiven Befunde – in den kommenden Jahren ergeben wird,
kann unschwer geschlussfolgert werden, dass dieser „Leitungsdia-
gnostiker“ allein für Sanierungsfälle genug Aufträge erhalten könnte.
Sein Job wird es sein, zunächst im Sanierungsfall, in Bestandsgebäu-
den, wenn ein positiver mikrobiologischer Befund vorliegt, die
Ist-Situation zu analysieren, die Ursachen der Kontamination zu
erfassen und Sanierungskonzepte zu erarbeiten. Aber er soll künftig
auch im präventiven Sinne im Rahmen von Beratungen von Planern,
Architekten, Betreibern und Installateuren vor Beginn einer Planung
tätig werden, um Kontaminationsursachen schon von vornherein zu
minimieren und für die Regelwerks- und Hygienekonformität die
Voraussetzungen zu erreichen.
Was ist Regelwerkskonformität?
Zunächst ein kleiner juristischer Exkurs. Im Bild 2 ist eine Übersicht zu
den Gesetzen und Regeln der Sanitärtechnik dargestellt. Daraus ist
erkennbar, dass sich das Regelwerk in eine imperative Ebene und eine
optionale Ebene gliedert
Was bedeutet die imperative Ebene?
Wie schon unschwer am verwendeten Vokabular in einem solchen
Regelwerk erkennbar ist, muss das, was in ihm als Forderung oder
Festlegung genannt wird, als zwingend oder verbindlich verstanden
werden. So würde wohl jeder den Kopf schütteln, wenn der Satz
lautete: „Es wird empfohlen, bei grün leuchtender Ampel über die
Kreuzung zu gehen.“ Vielmehr hat jeder Verständnis, wenn in diesem
Zusammenhang die Vokabel „verboten“ verwendet wird. In impera-
tiven Regularien ist also auch ein solches Vokabular zu fi nden, was da
lautet: es ist zu; Sie haben zu; man muss; Sie dürfen ... usw. Das heißt,
das was in einem imperativen Regelwerk gefordert wird, muss
realisiert werden und darf nicht nur als Empfehlung, der nachgekom-
men werden kann, interpretiert werden. Quasi lautet die eindeutige
Konsequenz: Sollte ein Verstoß gegen dieses Regelwerk nachweisbar
sein, muss mit juristischen Sanktionen gerechnet werden.
So weit ist es den meisten Betroffenen noch klar. Aber wie sieht es
mit den juristischen Sanktionen beim optionalen Regelwerk aus? Muss
auch hier, im Falle der Nichteinhaltung, mit einer „Bestrafung“
gerechnet werden?
Was bedeutet die optionale Ebene?
Hierzu sollte zunächst die sogenannte Leiter der technischen
Lösungen zu Rate gezogen werden (siehe Bild 2). Die unterste
Leiterstufe ist der „Stand der allgemein anerkannten Regeln der
Technik“. Die darüber liegende nennt sich „Stand der Technik“, ist
also Spiegelbild eines höheren technischen Niveaus als die Erstge-
nannte. Die oberste Stufe ist mit „Stand der Wissenschaft und
Forschung“ tituliert. Diesbezüglich stellt sich die Frage:
Bild 2: Übersicht über das Regelwerk in der Sanitärtechnik
U P O N O R KO N G R E S S 2 0 0 9 2 5
Reinhard Bartz – Planung und Betrieb einer wirtschaftlichen, regelwerks- und hygienekonformen Trinkwasserinstallation
Und nun stellt sich die spannende Frage:
Was sind „allgemein anerkannte Regeln der Technik“?
Hier sollte man sich von drei Fragen leiten lassen:
Allgemein anerkannte Regeln der Technik:
1. Ist das, was als technische Lösung realisiert werden soll, in der
Praxis bewährt?
(Aber Vorsicht, nicht nach dem Motte handeln: „Das habe ich
schon 30 Jahre so gemacht, und das war so schon immer o.k.!“
Gerade dann, wenn man es schon immer so gemacht hat,
sollte man sein Handeln auf den Prüfstand stellen.)
2. Ist das, was als technische Lösung realisiert werden soll, von
der Wissenschaft als richtig anerkannt und
3. Ist dies im Kreise der entsprechend vorgebildeten Techniker
durchweg bekannt?
Können alle drei Fragen mit einem eindeutigen „JA“ beantwortet
werden, ist zu vermuten, dass die anerkannten Regeln der Technik
erreicht werden.
Da es kein Nachschlagewerk gibt mit dem Titel „Anerkannte Regeln
der Technik“, drängen sich weitere Fragen auf:
Sind das, was im optionalen Regelwerk niedergeschrieben steht,
allgemein anerkannte Regeln der Technik?
Wenn ja, was heißt denn nun „optional“? Muss das, was in einer Norm
oder einer Richtlinie mit den Worten „es wird empfohlen“ eingeleitet
wird, realisiert werden, oder ist es halt nur eine Empfehlung und kann
nicht zur „Bestrafung“ bei ihrer Nichteinhaltung führen?
Welche Leiterstufe ist die, die das zu erfüllende Niveau angibt?
Oder anders gefragt: „Bei welchem technischen Niveau habe ich
juristisch ‚gute Karten‘?“
Antwort: Wenn vertraglich nichts anderes vereinbart wurde, ist
immer das Niveau der „allgemein anerkannten Regeln der
Technik“ Maß aller Dinge.
Aus dem ersten Teil der Antwort ist jedoch auch auf eine Grundsätz-
lichkeit hinzuweisen. Im Streitfall wird zunächst der Richter immer
nach dem vereinbarten Vertrag fragen. Was ist die werkvertraglich
geschuldete Leistung? Und dann ist diese zunächst Maß aller Dinge.
Das bedeutet, es kann vertraglich vereinbart werden was will. Außer
es liegt ein Verstoß gegen gute Sitten und Gebräuche vor. Denn dann
ist auch eine solche zweiseitige Willenserklärung nichtig.
Erst wenn die geschuldete Leistung Interpretationen zulässt, wird der
„Gutachter“ nach dem Niveau der allgemein anerkannten Regeln der
Technik forschen.
Grafi k 1: Die Leiter des Niveaus der technischen Lösung
Stand der Wissenschaft und
Forschung
Stand der Technik
Stand der allgemeinen anerkannten
Regeln der Technik
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Reinhard Bartz – Planung und Betrieb einer wirtschaftlichen, regelwerks- und hygienekonformen Trinkwasserinstallation
Das optionale Regelwerk unterliegt meistens dem Länderrecht. Und
dies bedeutet, dass bei Unklarheit ein Anruf bei den örtlichen
Baubehörden als sinnvoll erscheint, um zu erfahren, ob ein in Frage
kommendes Dokument (Norm, Richtlinie, Merkblatt, Arbeitsblatt ...)
bei der Defi nition der allgemein anerkannten Regeln der Technik für
ein konkretes Bauvorhaben zu Rate gezogen werden kann. Dabei wird
sich herausstellen, ob das angefragte Dokument u.U. baurechtlich
eingeführt oder der Inhalt dem Niveau der allgemein anerkannten
Regeln der Technik entspricht. Hieraus ergibt sich auch, dass
Letzteres mit Gültigkeit am Ort des Baugeschehens versehen sein
muss und nicht am Ort der Planung. Hinzu kommt die spannende
Feststellung, dass die technische Lösung das Niveau der allgemein
anerkannten Regeln der Technik zum Zeitpunkt der Bauabnahme
erfüllen muss und nicht während der Planung oder Ausführung (siehe
Bild 3). Daraus wiederum leitet sich zum einen eine ständige
Weiterbildungspfl icht aller Fachleute und zum anderen eine ständige
Überprüfung des geplanten und angewendeten technischen Niveaus
auf seine Regelkonformität hin ab. Aus Letzterem kann sogar eine
Nachbesserungspfl icht während der Realisierung eines Bauvorhabens
begründet werden.
Falls nun aus diesen genannten Recherchen geschlussfolgert werden
kann, dass es sich beim fraglichen optionalen Regelwerk um das
Niveau der allgemein anerkannten Regeln der Technik handelt – und
dies ist bei „jungem“ Regelwerk oftmals der Fall – kommt eine weitere
und sehr interessante Aufgabe auf den Fachmann zu. Er hat nämlich
jetzt dieses Regelwerk zu analysieren und zwei wichtige Fragen zu
beantworten:
Das Regelwerk analysieren:
Was ist die Zielstellung dieses optionalen Regelwerkes?
Was ist die darin empfohlene technische Lösung?
Denn diese beiden Fragen muss er beantworten, um herauszufi nden,
was zu tun ist, um einer möglichen Nichteinhaltung anerkannter
Regeln der Technik aus dem Wege zu gehen, was u.U. eine „Bestra-
fung“ nach sich ziehen würde. Und hierbei gilt:
Bewertung der Zielstellung und der technischen Lösung:
1. Die Zielstellung – auch eines als optional eingeordneten
Regelwerkes – ist imperativ, wenn dieses zu den allgemein
anerkannten Regeln der Technik zählt.
2. Die enthaltene technische Lösung – die meist mit den
Worten „es wird empfohlen“ eingeleitet wird – hat optionalen
Charakter, ist also nur eine Empfehlung.
Daraus ist zu schlussfolgern: In der Praxis wird das Handeln – besser
gesagt – die erbrachte technische oder bauliche Leistung danach
bewertet, inwiefern sie der Zielstellung des auf sie anzuwendenden
Regelwerkes mit dem Niveau der allgemein anerkannten Regeln der
Technik entspricht. Die technische Lösung ist zunächst zweitrangig.
Dies bedeutet, dass die technische Lösung so lange nicht in den
Grafi k 2: Zum Zeitpunkt der Bauabnah-me müssen die allgemein anerkannten Regeln der Technik eingehalten sein
Planungsphase Bauphase Bauabnahme
U P O N O R KO N G R E S S 2 0 0 9 2 7
Reinhard Bartz – Planung und Betrieb einer wirtschaftlichen, regelwerks- und hygienekonformen Trinkwasserinstallation
Blickpunkt der Kritik gerät, so lange bezüglich ihrer Anwendung zwei
Fragen mit einem eindeutigen „Ja“ beantwortet werden können:
Die gewählte technische Lösung bewerten:
1. Ist durch diese technische Lösung die Zielstellung erreicht
worden und
2. ist durch diese technische Lösung nicht gegen ein drittes
Regelwerk mit dem Niveau der allgemein anerkannten Regeln
der Technik verstoßen worden?
Somit ist dem Fachmann die Wahl der konkreten technischen Lösung
weitestgehend überlassen.
Dazu ein Beispiel: Das DVGW Arbeitsblatt W 551
Bei diesem Regelwerk kann getrost davon ausgegangen werden, dass
es in die Schublade „Allgemein anerkannte Regeln der Technik“
gehört, und es ist eindeutig ein optionales Regelwerk.
1. Zunächst ist also zu klären, wie die Zielstellung lautet.
Man kann diese, angelehnt an die neue Trinkwasserverordnung,
etwa so formulieren:
Zielstellung W 551:
Vermeidung von Kontaminationen pathogener Keime in einer
Konzentration, dass eine Erkrankung besorgt werden muss.
Aus dieser Formulierung ist auch zu erkennen, dass es nicht darum
geht, in einem Trinkwasserleitungssystem Keimfreiheit zu erzielen. Es
geht vielmehr darum, eine solche Menge an krankmachender
mikrobieller Verkeimung – z.B. legionella pneumophila - zu vermei-
den, durch die sich ein Nutzer eine Krankheit „holen“ könnte.
Damit wäre die erste Frage nach der Zielstellung beantwortet. Und
hierbei sollte jedem klar sein, dass diese einen imperativen Charakter
hat. Dies bedeutet, alle bautechnischen, betriebstechnischen und
verfahrenstechnischen Maßnahmen werden danach beurteilt, ob sie
die Erreichung dieser Zielstellung ermöglicht haben.
Anders ausgedrückt: Ergibt die mikrobiologische Untersuchung
in einem Objekt keine Kontamination in krankmachender Größen-
Bild 3: Schnittbild einer mit Legionellen besiedelten Amöbe (bearbeitete elektro-nenmikroskopische Aufnahme): Für eine mögliche Erkrankung ist die im Trinkwasser vorhandene Konzentration pathogener Keime von entscheidender Bedeutung. Deren Anzahl wird in KBE (koloniebildende Einheit) gemessen. Laut DVGW-Arbeitsblatt W 551 besteht bei mehr als 1000 KBE nachgewiesener Legionella-Bakterien pro 100ml Trinkwasser akuter Handlungsbedarf.
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Reinhard Bartz – Planung und Betrieb einer wirtschaftlichen, regelwerks- und hygienekonformen Trinkwasserinstallation
ordnung, wird kein Mensch danach fragen, ob die Empfehlungen des
Arbeitsblattes W 551 bezüglich der technischen Lösungen umgesetzt
wurden.
2. Nachdem die Zielstellung „gefunden“ wurde, ist aus dem
Regelwerk die technische Lösung, die eine Empfehlung darstellt,
zu entnehmen. An dieser Stelle sei nur eine genannt:
Technische Lösung W 551:
Wie in Bild 4 dargestellt, ist bei Neuanlagen – oder bei
„Altanlagen“, zu denen ein positiver mikrobiologischer
Befund vorliegt – permanent eine TWW-Vorlauftemperatur
(gemessen am Speicheraustritt) von mindestens 60°C und
eine TWZ-Temparatur von mindestens 55°C einzuhalten.
Wenn hierauf die oben erwähnte Logik der Optionalität angewendet
wird, kann bei dieser technischen Lösung auch nur von einer
Empfehlung gesprochen werden. Demnach besteht auch kein Zwang
zur Umsetzung. Deshalb ist auch im gleichen Regelwerk eine
Öffnungsklausel zu fi nden, die da sinngemäß lautet: Es können auch
andere technische Lösungen oder Verfahren angewendet werden,
wenn sie zielführend sind.
Zusammenfassend:
Bei der Auswahl einer bautechnischen, betriebstechnischen
oder verfahrenstechnischen Lösung geht es in erster Linie
um die Beantwortung der Frage, ob mittels dieser die
Zielstellung des für diesen Fall gültigen Regelwerkes –
welches das Niveau der allgemein anerkannten Regeln der
Technik besitzt – erfüllbar ist oder nicht. Kann diese mit
einem eindeutigen „JA“ beantwortet werden, geht es
zweitens um die Beantwortung der Frage, ob mit dieser
Lösung eventuell gegen ein anderes, also sogenanntes
„drittes“ Regelwerk verstoßen werden könnte. Kann diese
Frage mit einem klaren „Nein“ beantwortet werden, steht
der Ausführung nichts mehr im Wege. Aber auch an dieser
Stelle nochmals: Wenn im Vertrag nichts anderes vereinbart
wurde.
Aber:
Nun wäre die Welt zu einfach, wenn dies die ganze Wahrheit wäre. Zu
juristischen Streitereien kommt es ja bekanntlich immer dann, wenn
eine der Vertragsparteien sich nicht zufrieden gestellt fühlt. Wenn
dies der Auftraggeber ist, wird meistens um die Nichterreichung der
Vertragszielstellung gestritten. Will meinen, die Zielstellung des
anzuwendenden Regelwerkes – vorausgesetzt es ist das Niveau der
allgemein anerkannten Regeln der Technik – sei nicht erreicht. Um bei
unserem Beispiel zu bleiben: Die mikrobiologische Beprobung in dem
Objekt ergibt eine Kontamination, die eine Erkrankung besorgen lässt.
Erst jetzt wird sich der Jurist oder Gutachter um die technische
Lösung kümmern. Bisher hatte ihn nur die Zielstellung interessiert.
Erst wenn diese als nicht erreicht bewertet wird, kommt die Frage
nach der konkret realisierten bautechnischen, betriebstechnischen
oder verfahrenstechnischen Lösung. Und wenn diese nicht den
Empfehlungen des genannten Regelwerkes entsprechen, kommt
Wenn: über 400 Liter Speicherinhalt oder über 3 Liter in jeder Leitung
TWW mind. 60° C
TWZ mind. 55° C
Dann:
Grafi k 3: Technische Empfehlung im DVGW Arbeitsblatt W551
U P O N O R KO N G R E S S 2 0 0 9 2 9
Reinhard Bartz – Planung und Betrieb einer wirtschaftlichen, regelwerks- und hygienekonformen Trinkwasserinstallation
natürlich prompt die hochnotpeinliche Frage: „Warum sind sie denn
nicht den Empfehlungen des technischen Regelwerkes gefolgt, mittels
deren Anwendung sie mit Sicherheit die Zielstellung erreicht hätten?!“
Und das heißt, wenn die technische Empfehlung nicht angewendet
und die Zielstellung nicht erreicht wurde, liegt die volle Beweislast auf
den Schultern des Beklagten. Und dann ist auch der Vorwurf nicht
weit, der da lautet: Vorsätzlichkeit oder Fahrlässigkeit. Denn es
wurde, so die Logik, bewusst entgegen einer Empfehlung gehandelt,
Deshalb:
Wenn ein Regelwerk das Niveau der allgemein anerkannten
Regeln der Technik widerspiegelt, ist jeder gut beraten,
wenn er zur Erreichung der darin formulierten Zielstellung
auch den technischen Empfehlungen folgt, auch wenn diese
nur einen optionalen Charakter tragen.
Zum Schluss noch ein „Schmankerl“: Was ist, wenn es zu einem Wider-
spruch kommt zwischen der technischen Empfehlung eines als
allgemein anerkannte Regel der Technik eingeordneten Dokuments
und den Erkenntnissen aus Wissenschaft und Forschung, also der
untersten und obersten Leiterstufe. Dazu ein Beispiel: In einer jüngst
verabschiedeten Richtlinie wird empfohlen, dass der Wasserinhalt aus
der Leitung zwischen Duscharmatur und Brausekopf nach dem
Schließen der Armatur selbstständig herausläuft. Allgemein bekannt
als automatische Brauserohrentlehrung. Warum soll dies so sein? Die
Antwort ist klar: Weil Stagnation das Aufwachsen pathogener Keime
fördert. Wissenschaftliche Untersuchungen haben nun aber ergeben,
dass die – ähnlich wie Legionellen – bekannten pseudomonas
aeruginosa, auch Pseudomonaden genannt, um einen erheblichen
Faktor schneller aufwachsen, wenn der Brauseschlauch entleert
wurde. Warum? Auch hier ist die Antwort klar: Pseudomonaden leben
aerob, also mehr Sauerstoffzufuhr bedeutet mehr Wachstum. Was nun
tun? Will man regelwerkskonform oder wissenskonform handeln?
Zur Beruhigung: Einen solchen Widerspruch wird es immer geben, so
lange der Mensch nach neuen Erkenntnissen strebt, und das ist gut
so!
2. Mikrobiologische Kontaminationen
Bevor im Weiteren auf einzelne Regelwerke sowie ihre Zielstellungen
und technischen Empfehlungen eingegangen wird, soll zunächst ein
besseres Verständnis dafür geschaffen werden.
2.1. Quellen mikrobieller Kontaminationen
Es erscheint zunächst als Widerspruch, wenn einerseits festgestellt
werden kann, dass die Trinkwasserversorgung in unseren Landen
sowohl quantitativ als auch qualitativ ein hohes Niveau hat. Es kann
bedenkenlos ein Glas Wasser gezapft und dies getrunken werden,
Bild 4: Gefährliches Duschvergnügen: Liegt innerhalb des Trinkwas-serinstallationssystems eine Verkeimung mit Legionella-Bakterien vor, kann es durch das Einatmen kontaminierter Aerosole (Wassertröpf-chen) zu einer Infektion kommen.
3 0 U P O N O R KO N G R E S S 2 0 0 9
Reinhard Bartz – Planung und Betrieb einer wirtschaftlichen, regelwerks- und hygienekonformen Trinkwasserinstallation
sollte sich am anderen Ende der Leitung ein örtlicher Wasserversorger
befi nden. Andererseits sind aber reinste Horrorgeschichten zu
vernehmen von kontaminierten Leitungsnetzen, tausenden Todesfällen
aufgrund der so genannten Legionärskrankheit und Notwendigkeiten
der Desinfektion.
Dieser vermeintliche Widerspruch löst sich jedoch auf, wenn eines klar
wird:
Das so genannte „Legionellen-Problem“ – besser allgemein
beschrieben mit Kontamination von Trinkwasserinstallationen mit
pathogenen Keimen – ist ein rein „hausgemachtes“ Problem.
Dies soll heißen, es ist kein Problem der örtlichen Wasserversorger
oder gar der freien Natur. Wir können sogar von einem Phänomen
sprechen. Insbesondere trifft dies für Legionellen zu: Sie gelten – wie
der Fachmann sagt – als ubiquitär, also überall vorkommend. Warum?
Legionellen sind immer dann und dort zu vermuten, wenn und wo
Mikroorganismen stoffwechseln und Aminosäuren hinterlassen. Und
dies passiert weltweit. Sie sind somit in jedem – zumindest – Süßwas-
ser zu vermuten. Aber was ist nun das Phänomen?
Phänomen legionella pneumophila:
Legionellen sind bisher nur innerhalb von Gebäude- oder
ähnlichen Installationen in einer Konzentration nachgewie-
sen worden, die eine Erkrankung des Menschen besorgen
lässt.
Das heißt, man könnte offensichtlich bedenkenloser in einem
scheinbar „dreckigen“ Tümpel planschen als in einem vermeintlich
„sterilen“ Gebäude duschen. Letzteres erscheint lebensgefährlicher.
Somit stellt sich die Frage: Worin liegen die Ursachen dafür? Bevor
dann die Frage gestellt werden muss: Was kann dagegen getan
werden?
Aber zuvor macht die Beantwortung einer anderen Frage Sinn:
Wie kommt es überhaupt zu mikrobiellen Kontaminationen von
Trinkwasserinstallationen?
Aus deren Beantwortung ergeben sich die Handlungsmöglichkeiten
und Handlungsnotwendigkeiten.
Bild 5: Legionellen sind stäbchenförmige Bakterien mit einer Länge von 0,6 bis 20 μm und einem Durchmesser von 0,3 bis 0,9 μm – hier unter dem Mikroskop betrachtet.
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Reinhard Bartz – Planung und Betrieb einer wirtschaftlichen, regelwerks- und hygienekonformen Trinkwasserinstallation
Die Quellen mikrobieller Kontaminationen von
Trinkwasserinstallationen:
1. Kontaminationen von Installationsmaterialien vor und
während der Montage oder Reparaturarbeiten.
2. Verwendung bioverwertbarer Materialien.
3. Infektion des Trinkwassers durch Luftkontakt.
4. Eintragen von nicht TrinkwVO relevanten Arten und
Mengen von Mikroorganismen über das zentrale
Versorgungsnetz der Wasserversorger.
5. Rückfl ießen kontaminierter Wässer.
Es geht nicht darum, diese Quellen zu verdammen oder gar völlig
ausschließen zu wollen. Es geht vielmehr darum, sie zu erkennen und
zu begreifen. Erst dann können Vermeidungsstrategien entwickelt und
Verständnis für Festlegungen im technischen Regelwerk aufgebracht
werden.
Zur 1. Quelle: Montage und Reparaturarbeiten
Das Material, welches in das Gebäude gelangt, ist nicht mehr steril,
sondern bereits mikrobiell belastet. Auf diese Erkenntnis hat das
Regelwerk schon vor langer Zeit reagiert. Demnach ist es bereits als
Verstoß zu werten, wenn ein Installateur das Rohrmaterial auf dem
Dach seines Transporters ungeschützt zur Baustelle „kutschiert“.
Solange geplant ist, durch dieses Rohr später Heizungswasser strömen zu
lassen, ist die Welt noch heil. Aber falls die Absicht besteht, unser
Lebensmittel Nr. 1 hindurch zu schicken: Vorsicht. Allein der Luftkon-
takt, der durch ihr „Hindurchpfeifen“ zustande kommt, garantiert eine
Kontamination.
Hinzu kommt natürlich die Lagerung auf der Baustelle. Wenn Schlamm,
Dreck und kleines Getier das Rohr passiert, ist jedes Wundern hinterher
überfl üssig. Vor diesem Hintergrund hat das Spülen laut DIN 1988 eine
völlig neue Bedeutung bekommen, wenn man an seine Historie denkt.
Diese Spülung wurde seinerzeit ins Leben gerufen, um Lochfraß zu
vermeiden. Heute hat es in erster Linie mikrobielle Veranlassung. Hierauf
wird aber im Rahmen eines separaten Abschnittes noch eingegangen.
Nicht zu vergessen ist auch, dass kein Installateur mit sterilen Händen
arbeitet. Das Löten mit weißen Handschuhen gehört mit Recht in die
Welt des Träumens. Aber man sollte doch ernsthaft darüber nachdenken,
ob es wirklich unvermeidbar ist, mit den kontaminiertesten aller Hände
(jeder muss mal zur Toilette) unbedingt in das Innere eines Trinkwasser-
rohres zu fassen.
Fazit:
Installationsmaterial ist so auf die Baustelle zu bringen und
dort zu lagern, dass eine Verunreinigung vermieden wird, also
Kappen, Folien o.ä. drauf! Die persönliche Hygiene sowie die der
verwendeten Werkzeuge nicht vergessen.
Es geht hierbei nicht um die Herstellung intensivmedizinischer Sterilität
auf der Baustelle. Jeder sollte sich aber fragen, ob das was er tut, wirklich
so und nicht eventuell anders getan werden kann! Es geht – wenn
möglich – um Vermeidung, nicht immer um Verbot. Oftmals ist Gewohn-
heit und Gedankenlosigkeit die Ursache vermeidbaren Handelns. Dies
trifft insbesondere auch auf die 2. Quelle zu.
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Reinhard Bartz – Planung und Betrieb einer wirtschaftlichen, regelwerks- und hygienekonformen Trinkwasserinstallation
Zur 2. Quelle: Bioverwertbare Materialien
Dazu zählen vor allem Dicht- und Flussmittel wie Hanf, Fermit und
dergleichen. Mikrobiologie „jubelt“ regelrecht, wenn es durch das
Wasserrohr strömt und vor sich ein Hanfhärchen „auftauchen“ sieht,
das quer durch den Fitting gespannt wurde. Als ebenso „aufregend“
werden Flussmittel oder Dichtungspasten empfunden, die eine nahezu
perfekte Kontaminationsgrundlage bieten. Völlig neu muss der
Umgang mit Fetten überdacht werden. Vor dem Hintergrund der
Lebensmittelhygiene ist sicherlich allen die Zulassung von Armaturen-
fetten bekannt. Dabei wurde bisher in erster Linie die Gefahr
betrachtet, die von einer möglichen Schädigung des Lebensmittels
Trinkwasser durch diese Stoffe ausgeht. Nach jetzigem Wissensstand
muss ebenso anders herum gedacht werden: Könnte eventuell dieses
Fett das Aufwachsen pathogener Keime fördern, wenn sie schon im
Wasser oder Leitungsnetz präsent sind? Praktische Erfahrungen liefern
diesbezüglich jedenfalls schon entsprechende Beweise.
Fazit:
Hilfsstoffe wie Dicht- und Flussmittel sind bioverwertbar und
fördern die mikrobielle Kontamination. Deshalb sollte ihre
Verwendung entweder vermieden oder, wo dies nicht
möglich ist, minimiert werden.
Für den Praktiker bedeutet das, beim Verwenden solcher Stoffe nicht
nach dem Motto „viel hilft viel“ zu handeln, sondern beispielsweise
Hanf, das quer über die Öffnungen des Materials ragt, vor dem
Zusammenschrauben des Fittings mit dem Rohr zu entfernen oder
beim Verwenden des Armaturenfettes, Sparsamkeit walten zu lassen
und überfl üssiges Material sorgfältig zu beseitigen.
Zur 3. Quelle: Luftkontakt
Immer dann, wenn Trinkwasser mit Luft in Kontakt kommt, kann
potenziell eine Infektion unterstellt werden. Auch dies weiß man schon
seit langem und hat deshalb auch untersagt, eine Tonne auf das Dach zu
stellen, schwarz anzustreichen und unter diesem Wasser Menschen
duschen zu lassen. So lange jemand sich selbst in seinem eigenen Garten
damit umbringt, wird niemand ihn bestrafen wollen. Aber Vorsicht, wenn
dies einem nicht zum Haushalt gehörenden Gast passiert.
Luftkontakt ist in keinem Installationssystem vermeidbar. Jedes System
ist irgendwo offen, spätestens am Ausgang der Armatur, abgesehen von
indirekt eingebundenen Druckerhöhungsanlagen. In dem Zusammenhang
sollte man sich einen Begriff einprägen: retrograd. Mikrobiologie wächst
zurück. Dies bedeutet beispielsweise, dass ein am Luftsprudler einer
Armatur anhaftendes Bakterium, dessen „Wohnsitz“ vielleicht bis vor
kurzem noch der Abfl usssiphon war, es aber durch das Aufspritzen des
Wasserstrahles von der Ablaufgarnitur bis zur Armatur geschafft hat, von
hier aus durchaus den „Siegeszug“ durch die gesamte Trinkwasserinstal-
lation antreten kann.
Fazit:
Mikroorganismen kontaminieren über Luftkontakt das Installations-
system und breiten sich retrograd – auch gegen den Volumenstrom
– im Installationssystem aus. Deshalb sind offene Trinkwasser-
Behälter nicht erlaubt und alle Öffnungen eines Installations-
systems „sauber“ zu halten. Das „Reintreffen“ des Arma-
turenwasserstrahles in den Waschtischabfl uss sollte nicht nur
in medizinischen Einrichtungen vermieden werden.
Daher ist es ein Irrtum anzunehmen, nur weil die eigene Wohnung
unmittelbar hinter dem Hauswasseranschluss liegt und weit oben im 6.
Stock seit Monaten eine Wohnung leer steht, sei dies nur ein
Hygieneproblem derer da oben.
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Reinhard Bartz – Planung und Betrieb einer wirtschaftlichen, regelwerks- und hygienekonformen Trinkwasserinstallation
Zur 4. Quelle: Örtliches Versorgungsnetz
Hiermit sei nicht das negiert, was zu Beginn bezüglich der guten
Versorgungsqualität in unseren Landen geschrieben wurde. Die
Trinkwasserqualität der örtlichen Wasserversorger ist o.k. Aber sie
liefern halt auch kein steriles Wasser - was übrigens auch furchtbar
wäre. Was nicht im Wasser sein darf, kann in der TrinkwVO als so
genannte Leitkeime nachgelesen werden. Und sie sind auch nicht da,
außer das Wasser hatte Abwasserkontakt.
Fazit:
Die TrinkwVO lässt aber – zwar mit Grenzwerten versehen –
eine bestimmte Anzahl von allgemeinen Keimen zu. So ist es
zu verstehen, dass auch über das örtliche Versorgungsnetz
minimale Mengen „Mikrobiologie“ in das Hausinstallations-
system gelangen.
Diese minimalen Mengen – die selbst pathologisch noch nicht einmal
eine Rolle spielen müssen – sind im Konglomerat mit anderen
wiederum als Förderer für das Ansiedeln und Ernähren unserer
pathogenen Spezies denkbar.
Zur 5. Quelle: Rückfl ießen
Dass ein Nichttrinkwasser nicht in Trinkwasser zurück fl ießen soll,
leuchtet jedem noch ein. Trotzdem ist es nach wie vor kein besonders
seltener Fund, wenn bei Besichtigungen von Hausinstallationen der
Schlauch, mit dem die Heizungsanlage irgendwann einmal befüllt
wurde oder eventuell mal wieder werden soll, mittels einer Schelle zu
einer „ständigen“ Verbindung zwischen Trinkwasser- und Nichttrink-
wassersystem geworden ist. Wenn der „Fachmann“ noch gut war, ließ
er sich hierbei wenigsten von der DIN 1988 Teil 4 insofern inspirieren,
eine Sicherungskombination gewählt zu haben, also RV und RB. Zum
Glück wird es in Zukunft den so genannten „kurzzeitigen Anschluss“
nicht mehr geben, wenn wir an die DIN EN 1717 denken. Jeder, der in
einem Einfamilienhaus lebt, sollte per Defi nition den Inhalt des Teiles 4
der DIN 1988 beherrschen, wenn er einmal im Jahr versucht den
Wasserverlust seiner Heizungsanlage auszugleichen. Was er vielleicht
noch lernen und behalten konnte, war die geforderte ununterbrochene
Anwesenheit und das Aufstecken des Schlauches vor und sofortiges
Abziehen nach dem Wasser-Auffüllen. In Zukunft ist jede Verbindung
wie eine „ständige“ zu verstehen und auch so abzusichern. Das
verlangt in vielen Fällen, wo bisher die Sicherungskombination des
Rätsels Lösung war, einen Systemtrenner, wenn der maximale Betriebs-
wasserspiegel hinter der Absicherungsstelle oberhalb dieser liegen
kann (Schlauch hoch heben – und schon ist es passiert).
Da jeder so genannte „wesentliche Eingriff“ in die Hausinstallation
allein der Fachfrau oder dem Fachmann erlaubt ist, sollten die
Alarmglocken schrillen, wenn ein Laie dank seiner Heimwerkerfähig-
keiten versucht eine Baumarktarmatur zu installieren.
Bild 6: Wachstum von Legionellen Kolonien auf einem Spezialnährboden (BCYE-α-Agar) nach 5 Tagen Inkubationszeit.
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Reinhard Bartz – Planung und Betrieb einer wirtschaftlichen, regelwerks- und hygienekonformen Trinkwasserinstallation
Fazit:
In Zukunft muss nach EN 1717 abgesichert werden:
1. Bestimmung der Risiken, d.h.:
- Kann Rückfl ießen stattfi nden?
- Kann dadurch eine Verunreinigung erfolgen?
- Ermittlung der Fluidklasse, also des
Gefährdungsgrades durch die Flüssigkeit!
- Bestimmung des Sicherungspunktes!
- Bestimmung des maximalen Betriebswasserspiegels
hinter der Absicherung!
- Ermittlung des Druckes am Sicherungspunkt
(p = atm oder p > atm?)!
2. Auswahl der Schutzmaßnahmen
- Installationsmatrix (s. DIN EN 1717) anhand der
Risikoanalyse ausfüllen!
- Auswahl der Sicherungseinrichtung anhand der
Schutzmatrix (s. DIN EN 1717)
2. Mikrobiologische Kontaminationen
2.2. Ursachen des Phänomens legionella pneumophila
Bisher kam es ausschließlich innerhalb von Gebäude- oder ähnlichen
Installationen zum Aufwachsen einer solchen Konzentration, dass eine
Erkrankung besorgt werden muss.
Was sind die wichtigsten Ursachen für das „Phänomen legionella
pneumophila?
Ursachen der besonders erfolgreichen Vermehrung von
„legionella pneumophila“ innerhalb von Installationen:
1. Der Biofi lm mit seinen nahezu perfekten ökologischen
Bedingungen bietet einen optimalen Vegetationsplatz als
Nährstoffquelle, mit idealen Schutzeffekten vor Temperatur-
schwankungen und räuberischen Spezies, als Reaktionsfl äche
für Stoffwechselprozesse sowie mit weiteren wichtigen
Synergieeffekten.
2. Die Temperaturverhältnisse befi nden sich – zumindest
teilweise – im idealen Bereich. Da mit einer Vermehrung bereits
oberhalb von 15°C gerechnet werden muss, kann sich auch die
Kaltwasserinstallation durchaus als Quelle profi lieren.
3. Nur unter den Bedingungen einer Haus- oder ähnlichen
Installation gibt es die idealen Bedingungen von Stagnation
des Trinkwassers. Hierbei kann als Stagnation durchaus schon
eine Verweildauer von Trinkwasser in einem Leitungsabschnitt
von 24 bis 72 Stunden bewertet werden.
4. Damit im engen Zusammenhang steht die Überdimensio-
nierung von Installationen, mit der eine viel zu geringe
Wasseraustauschrate einhergeht.
Bild 7: Kupferrohr (DN 50), 18 Jahre in Betrieb bei 15 – 18 °dH und 60°C Betriebstemperatur.
Bild 8: Verzinkter Fitting, 20 Jahre in Betrieb bei 12 – 15 °dH im Kaltwasser-betrieb.
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Reinhard Bartz – Planung und Betrieb einer wirtschaftlichen, regelwerks- und hygienekonformen Trinkwasserinstallation
Das zentrale Problem „Stagnation“
Stagnation ist schon seit der DIN 1988 als Übel detektiert und mit
Vokabularien wie „ist zu vermeiden“ versehen.
Bisher scheint allerdings der Schwachpunkt zu sein, dass ihre Defi ni-
tion nicht eindeutig war. Wenn ein Installationssystem so geplant und
ausgeführt wurde, dass Stagnation herrscht, ist das eine Regelwerks-
widrigkeit, also nicht regelwerkskonform. Gleiches gilt, wenn ein
System mit diesem Ergebnis betrieben wird, beispielsweise leerstehen-
de Wohnungen oder nicht genutzte Leitungsabschnitte. In beiden
Fällen könnte auf Grund des Verstoßes gegen die allgemein
anerkannten Regeln der Technik „Klage“ eingereicht werden. Der
Erfolg einer solchen „Klage“ wurde jedoch – zumindest bisher – immer
eingeschränkt durch die mangelnde Qualität der Stagnationsdefi nition.
Die Frage musste immer lauten: „Wogegen wurde denn verstoßen?“
Die Antwort scheiterte beispielsweise oftmals an konkreten Zeitanga-
ben, die über die Verweildauer des Wassers an ein und der selben Stelle
notwendig gewesen wäre. Eine Antwort fällt heute auf Grund der
Erkenntnisse, die sich aus der Mikrobiologie und dem aktuellen
Regelwerke ergeben, etwas leichter. Was das Regelwerk besagt, dazu
mehr im Teil 3.
Stagnation:
Vom Standpunkt mikrobieller Erkenntnisse aus kann Stagnation
– als Ursache für das förderliche Aufwachsen wassergängiger
Mikroorganismen – durchaus bereits mit einer Verweildauer von
24 bis 72 Stunden charakterisiert werden.
Gemeint ist, dass bereits jede Zapfstelle „Aufmerksamkeit“ erregen
sollte, wenn sie nicht spätestens nach 3 Tagen einmal benutzt wird.
Nun gibt es sicherlich „schlimmere“ Fälle als diese. Ortsbegehungen in
den installationstechnischen „Katakomben“ liefern auch heute noch
Beweise, die den Interessierten schaudern lassen, selbst bei Neubauten
oder frisch sanierten Einrichtungen:
Stagnationsverursacher:
Blindstopfen beispielsweise sind nicht nur nicht erwünscht, sie
sollten als verboten begriffen werden, sind aber nach wie vor zu
besichtigen. Entleerungsleitungen oder nicht zwangsweise
durchströmte „Fahnenstangen“, Stichleitungen mit einer
Zapfstelle, die alle „Jubeljahre“ (kommt übrigens aus dem
Jüdischen und heißt jedes 50. Jahr) mal „besucht“ wird, viel zu
große Speicher. Aber ebenso sind Leerstände in Wohngebäu-
den, nicht genutzte Hotelzimmer, saisonal genutzte
Einrichtungen, Gäste-WC, Patientenzimmer mit bettläge-
rigen Personen, die ihre Waschtische, Toiletten oder Duschen
nicht benutzen ... usw. usf. als Problemfälle zu begreifen.
Zum Schluss die Frage: „Ist Duschen lebensgefährlich?“ oder: „Worin
besteht die Gefahr?“.
Infektionsgefahren
Legionellen sind mögliche Erreger von drei – durch ihre Symptome zu
unterscheidende – Erkrankungsformen: Das so genannte „Pontiac-
Fieber“ - oder auch „Sommergrippe“ genannt -, die berühmt-berüch-
tigte „Legionärskrankheit“ und die Wundinfektion. Das Pontiac-Fieber
klingt nach wenigen Tagen ab und hinterlässt kaum Spuren, so dass die
Betroffenen – schätzungsweise über 100.000 pro Jahr - nicht einmal
wissen, dass sie „Opfer“ der Legionelle wurden. Wundinfektionen sind
u.a. bei Opfern großfl ächiger Brandwunden beobachtet worden. Bleibt
unsere „Legionella pneumonie“, die Legionärskrankheit.
3 6 U P O N O R KO N G R E S S 2 0 0 9
Reinhard Bartz – Planung und Betrieb einer wirtschaftlichen, regelwerks- und hygienekonformen Trinkwasserinstallation
Symptomatik von Legionellose-Erkrankungen
Pontiac-Fieber
erhöhte Körpertemperatur um 39 °C
Schüttelfrost
allgemeines Unwohlsein
Kopf- und Gliederschmerz
leichte Benommenheit
Appetitlosigkeit, Durchfall möglich
trockener Husten
Komplikationen: nicht bekannt
Legionärskrankheit
Fieber bis > 40 °C
Schüttelfrost, Übelkeit, Durchfall
starker Muskel- und Gelenkschmerz
extrem starker Kopfschmerz
Seh-, Hör-, Sprech- und Gleichgewichtsstörungen,
Orientierungslosigkeit
delirienhafte Anfälle
Atembeschwerden, Atemschmerz, Atemnot
Husten mit blutigem Auswurf
Herzbeschwerden
Komplikationen: Schock, akute Niereninsuffi zienz bis
zum dialysepfl ichtigen Nierenversagen, Atemlähmung
Gelangen Legionellenbakterien in die Lunge, beispielsweise durch
Inhalation kontaminierter lungengängiger Aerosole oder durch Trinken
verseuchten Wassers, wenn der Verschluss zur Luftröhre nicht
funktioniert, das ist z.B. bei älteren Menschen und Rauchern der Fall,
beginnt die mögliche Inkubation. Negativ wirkt sich dabei auch das
Nichtfunktionieren des Flimmerepithels, das natürlicherweise zum
Schutz der Lunge vor unerwünschten Eindringlingen gedacht ist, aus.
Raucher haben dieses Schutzschild u.U. bereits „erfolgreich“
geschädigt.
Die Fachwelt ist sich weitgehend einig, dass die Anzahl der eingeatme-
ten Legionellen bei einer Infektion eine entscheidende Rolle spielt.
Gelangen die Bakterien innerhalb eines Wirtes in die Lunge, z.B. in
einer Amöbe (Einzeller) in der sie sich bereits vermehrt haben, besteht
eine ernste Gefahr. Die Makrophagen (so genannte Fresszellen im Blut)
haben eigentlich die Aufgabe, jegliche Eindringlinge zu vernichten,
sich dabei zu opfern und so gemeinsam ausgeschieden zu werden.
Aber die Legionelle hat eine geschickte Abwehrstrategie entwickelt,
die sie dazu befähigt, sich im Inneren ihres Angreifers sogar zu
vermehren. Erst wenn der Körper mit der Produktion von Antikörpern
beginnt, darf Hoffnung auffl ammen. Allerdings braucht der an einer
Legionärskrankheit Erkrankte immer professionelle Hilfe, besonders
bei vorgeschädigtem Immunsystem oder schlechtem Allgemeinzustand.
Nicht nur der „arme alte Kranke“ ist bedroht, sondern durchaus auch
ein Hochleistungssportler, dessen Immunsystem nach einem Goldme-
daillengewinn „am Ende“ ist. Auch Kleinstkinder können hier eingeord-
net werden, ebenso wie Über-40-jährige, dabei Männer mehr als
Frauen.
Infektionsmöglichkeiten
An erster Stelle ist hier sicherlich die Dusche zu nennen. Jedoch kann
durchaus eine Lanze für die Duschköpfe gebrochen werden: Aerosole
U P O N O R KO N G R E S S 2 0 0 9 3 7
Reinhard Bartz – Planung und Betrieb einer wirtschaftlichen, regelwerks- und hygienekonformen Trinkwasserinstallation
werden selten durch diese, vielmehr durch das „Zerplatzen“ des
Wassers – besonders begünstigt durch hohe Versorgungsdrücke –
auf der Haut des Duschenden verursacht. Sollten Duschköpfe zu
Aerosolbildnern „verkommen“ sein, bietet sich zur Entkalkung
Zitronensäure an.
gebildet. Um gleich an dieser Stelle Protest abzuwenden, sei betont,
dass das nur für nicht nach Herstellerangaben gepfl egte Geräte gilt.
Ebenso „interessant“ sind Kühltürme von Industrieanlagen, Klimaanla-
gen oder Mutters Sprühfl asche zum Befeuchten der Blumen. In der
Vergangenheit musste sogar Angst auf dem Zahnarztstuhl herrschen,
und dies nicht nur vor möglichen Schmerzen, sondern auch vor den
phantastischen Aerosolen des wassergekühlten Hochgeschwindigkeits-
bohrers.
Besondere Bedeutung im Hinblick auf die Schwere der Folgen, spielen
so genannte „nosokomial“ – also in Krankenhäusern und ähnlichen
Gebäuden – erworbene Legionellen-Infektionen. Pfl egeeinrichtungen
und Altenheime spielen eine eben solche Rolle. Der Grund liegt hier
insbesondere in der potenziell zu unterstellenden höheren Immun-
schwäche der betroffenen Personen.
Die Probenahme zur Feststellung einer Kontamination
Laut TrinkwVO liegt die Verantwortung für die Einhaltung der
Trinkwasserqualität beim Betreiber, also Inhaber der Trinkwasserver-
sorgungsanlage. Dazu zählt die gesamte Trinkwasser-Hausinstallation.
Aus dieser Verantwortung leitet der Jurist eine Pfl icht zur Untersu-
chung des Trinkwassers im Gebäude ab. Denn die Abgabe von
Trinkwasser „im guten Glauben“ („Das, was der Wasserversorger mir
liefert, wird schon in Ordnung sein und auch so aus den Armaturen
kommen!“) wäre bereits eine Ordnungswidrigkeit. Somit ist seit
Inkrafttreten der neuen TrinkwVO mit einer erheblichen Zunahme der
durchgeführten Beprobungen zu rechnen und damit logischerweise
auch die der positiven Befunde. Wo mehr beprobt wird, gibt es auch
mehr Ergebnisse.
Was an dieser Stelle interessant erscheint und eine Bemerkung Wert
ist, ergibt sich aus dem Zusammenhang von Temperatur und Vermeh-
rungsgeschwindigkeit der legionella pneumophila:
Bild 9: Mit Antikalk-System und geringer Aerosolbildung sorgt z.B. der AQUAJET-Comfort Duschkopf in öffentlich-gewerblichen Bädern, Saunen, Sportstätten und auch Hotels für ein op-timal verteiltes, weiches Strahlbild.
Weiterhin seien Springbrunnen genannt, deren Installationen und
rezyklierendes Wasser, besonders bei für uns angenehmen Außentem-
peraturen, hervorragende Kontaminationsbedingungen schaffen.
Wenn dann noch hohe Fontänen mit Aerosolen (zu erkennen an den
nassen Fliesen im Umkreis von 20 m) hinzukommen, steht dem
„erfolgreichen“ Inhalieren möglicher Erreger nichts mehr im Wege.
Aber denkt auch jeder im Whirlpool an eine Infektionsgefahr, wenn
ihm das „Wasser bis zum Halse steht“? Auch hier werden u.U. Aerosole
3 8 U P O N O R KO N G R E S S 2 0 0 9
Reinhard Bartz – Planung und Betrieb einer wirtschaftlichen, regelwerks- und hygienekonformen Trinkwasserinstallation
3. Regelwerksforderungen und Hygienekonformität
3.1. Die VDI-Richtlinie 6023:
Hygienebewusste Planung, Ausführung, Betrieb und
Instandhaltung von Trinkwasseranlagen
Eine erste Bemerkung zu dieser Richtlinie ergibt sich schon aus der in
ihr formulierten Verantwortlichkeit. Demnach sollen die hygie-
nischen Anforderungen an die technische Gebäudeausrüstung
gemeinsam festgelegt werden, nämlich in Zusammenarbeit zwischen
dem Architekten, Hygieniker, Ingenieur und Betreiber. Dies ist
sogar mehrfach bemerkenswert: Zum einen wegen der Botschaft zur
gemeinschaftlichen Hygiene-Verantwortlichkeit aller am Bau
Beteiligter. Denn Trinkwasserhygiene kann nicht nur durch einen
erreicht und verantwortet werden, sondern bedarf der Mithilfe aller.
Zum anderen wegen des Hinweises, die Scheuklappen abzulegen und
auch die Probleme des anderen zu betrachten. Wenn also der Architekt
- er möge mir diesen scherzhaften „Angriff“ verzeihen - als Künstler
ein Gebäude kreiert, in dem der eine Sanitärraum vom anderen so weit
entfernt ist oder so ungünstig liegt, dass mittels der dazwischen
verlaufenden Trinkwasserleitung die Erdkrümmung bewiesen werden
kann, steht der Sanitärfachmann vor einem Problem.
Ziel einer hygienekonformen Installationsplanung muss immer sein:
Nicht so viel wie möglich, sondern so wenig wie nötig. Viel Installation
bedeutet auch viel Mikrobiologie (siehe Teil 2). Sehr wichtig ist auch,
dass der Betreiber bereits vor der Planung in das „Hygiene-Boot“
geholt wird. Er muss, nach Übergabe der nach den anerkannten Regeln
der Technik geplanten und ausgeführten Anlage, diese auch regel-
werks- und hygienekonform betreiben. Deshalb ist es beispielsweise
notwendig, dass er dem Planer glaubhaft erklären kann, dass jede von
ihm gewünschte Zapfstelle auch später hygienekonform genutzt wird
(man denke an die 72 Stunden).
Die Bewertung dieser Beprobungsergebnisse:
Es liegen Erkenntnisse vor, wonach bei idealen Temperaturverhältnissen
eine Verdopplung einer KBE (Kolonie Bildende Einheit) in ca. 2,8
Stunden zu unterstellen ist. Es existieren eine Vielzahl von Trinkwasser-
installationen, die im Temperaturbereich zwischen 30 °C und 45 °C
betrieben werden. Jeder kennt wahrscheinlich die Geschichte mit dem
Schachbrett und den Reiskörnern: Aus einem werden zwei, aus zwei
werden vier, aus vier werden acht ... usw. usf. Das heißt, auch die
Legionellen kennen den Logarithmus. Daraus ergibt sich eine interes-
sante Erkenntnis: Ein bisschen kontaminiert geht nicht.
Damit ist nicht gemeint, dass in jedem Installationssystem dieses
Temperaturbereichs garantiert Legionellen en masse zu entdecken sind.
Sondern, dass unter diesen Voraussetzungen und zusätzlich günstigen
Vermehrungsbedingungen, wie Stagnation, Überdimensionierung und
mangelnde Wasserentnahme, ein Beprobungsergebnis mit geringer
Legionellenanzahl sehr kritisch bewertet werden sollte. Die Probenahme
muss, um als repräsentativ für ein Installationssystem zu gelten, immer an
verschiedenen Entnahmestellen erfolgen, um eventuell falsche
Schlussfolgerungen zu vermeiden.
Die Praxis zeigt, dass an verschiedenen Entnahmestellen im System
durchaus völlig unterschiedliche Ergebnisse zustande kommen können.
Es ist möglich, dass an einer „günstigen“ Stelle (z. B. wo wenig Stagnation
vorherrscht) die Anzahl weit unterhalb der „Eingreifgrenze“ liegt, aber in
einem anderen Installationsabschnitt, der unglücklicherweise aber nicht
beprobt wurde, die Kontaminations-Werte weit darüber liegen können.
Schlussfolgerung:
Im juristischen Streitfall, und der sollte wiederum Maß aller Dinge
sein, wird eine repräsentative Beprobung abverlangt. Also ein
Beprobungsergebnis, was die tatsächlichen Verhältnisse im
gesamten Installationssystem widerspiegelt.
U P O N O R KO N G R E S S 2 0 0 9 3 9
Reinhard Bartz – Planung und Betrieb einer wirtschaftlichen, regelwerks- und hygienekonformen Trinkwasserinstallation
des Installateurs oder Planers schon wesentlich freundlicher aus. Denn
sie werden auf jeden Fall Rechenschaft über dieses „Meisterwerk“
ablegen müssen. Übrigens – man hätte dies auch am Beispiel des
Gartenanschlusses erklären können.
Im Punkt 4.1. der VDI-Richtlinie 6023 geht es um die „Allgemeinen
Planungsregeln“. Daraus folgernd sind weitere Besonderheiten zu
beachten: Das Erstellen eines Raumbuches dürfte noch allgemein
bekannt und üblich sein. Aber „spannend“ wird es schon bei der
geforderten Nutzungsbeschreibung und Konzeption der TW-Anlage.
Denn hier muss „Farbe bekannt“ werden. Im Zusammenhang mit
der Defi nition des bestimmungsgemäßen Betriebes ist demnach
für jede geplante oder vom Bauherrn gewünschte Zapfstelle nachzu-
weisen, dass sie regelwerks- und hygienekonform betrieben
werden kann.
Beispiel: Wenn der Bauherr an einer bestimmten Stelle im Gebäude
eine Zapfstelle wünscht, sollte der Planer von ihm eine Nutzungsbe-
schreibung verlangen. Aus dieser muss hervorgehen, dass durch diese
Zapfstelle während der späteren Nutzung keine Stagnation verursacht
wird. Dies bedeutet wiederum, dass glaubhaft nachzuweisen ist, dass
der bestimmungsgemäße Betrieb insofern eingehalten wird, dass
spätestens alle 72 Stunden ein Betätigen erfolgt, das wäre hygiene-
konformes Handeln. Sollte dies nicht nachweisbar sein, dann entweder
auf die Zapfstelle verzichten oder die Leitung durchschleifen zu einem
anderen ständigen Verbraucher. Eine elegante Lösung wäre an dieser
Stelle eine elektronisch gesteuerte Zapfstelle vorzusehen, die
spätestens nach 72 Stunden der Nichtbetätigung selbstständig einen
Wasserfl uss auslöst.
Nun mag dies etwas überspitzt erscheinen, aber der Kern des
Problems wird oft erst durch Übertreibung sichtbar. Eines der
wichtigsten Ziele einer hygienebewussten TW-Anlagenplanung muss
sein, das Anlagennetz so klein wie möglich, nur so groß wie nötig
auszulegen. Dies ist eine von wenigen Situationen, in der „Geiz ist
geil!“ ein guter Slogan ist.
Eine zweite Bemerkung gilt dem geforderten gleichwertigen
Nebeneinander von
vorsorgenden, planenden,
benutzenden, betreibenden und
erhaltenden, pfl egenden
Handlungen und Maßnahmen. Bemerkenswert deshalb, weil damit
unterstellt wird, dass u.a. auch der Betreiber dieses Regelwerk
kennt, beherrscht und anwendet. Die Praxis lehrt aber oftmals
etwas anderes. Die Lehre daraus kann nur sein, dass der fachlich in
diesem Falle Kompetentere - gemeint ist der Sanitärfachmann - seiner
Informationspfl icht gegenüber dem Betreiber gerecht wird. Der Autor
kann deshalb, aus seiner Praxiserfahrung, nur dringend dazu raten, im
Übergabeprotokoll an den Betreiber unbedingt einen diesbezüglichen
Hinweis zu formulieren, um wenigsten ein Nachfragen zu provozieren.
Liest der Betreiber darin beispielsweise, dass er die Trinkwasserinstal-
lation nach den anerkannten Regeln der Technik zu betreiben hat, wird
er u.U. dazu animiert nachzufragen, was denn damit gemeint sei. Dann
kann all das, was im Regelwerk aufgelistet werden – vorausgesetzt es
ist das, was als anerkannte Regeln der Technik gilt. Andererseits ist es
eine sicherlich juristisch interessante Absicherung des Planenden oder
Ausführenden gegenüber dem Auftraggeber.
Beispiel: Der Bauherr wünscht sich in der Nähe seines Heizkessels
einen Trinkwasser-Anschluss zum Befüllen und (gelegentlichen)
Nachfüllen seiner Heizungsanlage. Aus Kostengründen lehnt er ein
„Durchschleifen“ der Rohrleitung zu einem anderen ständigen
Verbraucher ab. An dieser Stelle macht es Sinn, durch einen schriftlich
fi xierten - und damit auch später wieder beweisbaren – Hinweis darauf
aufmerksam zu machen, dass diese Zapfstelle, die auf Kundenwunsch
als Stichleitung ausgelegt wurde, entsprechend den anerkannten
Regeln der Technik und damit hygienekonform zu betreiben sei. Sollte
es nun dazu kommen – was sehr wahrscheinlich ist – dass in diesem
Objekt mikrobielle „Auffälligkeiten“ festgestellt werden und der
Gutachter diesen seltenen Fund eines mit Sicherheit nur alle Jubeljahre
besuchten Wasseranschlusses macht, sehen die Verteidigungserfolge
4 0 U P O N O R KO N G R E S S 2 0 0 9
Reinhard Bartz – Planung und Betrieb einer wirtschaftlichen, regelwerks- und hygienekonformen Trinkwasserinstallation
Benennung aller Inspektions- und Wartungsmaßnahmen für
alle Apparate und Anlagenteile;
Kennzeichnung aller Apparate, Anlagenteile und Leitungen zur
eindeutigen Identifi kation;
Planung nur von Anlagenteilen, die zwangsweise durchströmt
werden, also Vorsicht bei Entleerungsleitungen, Bypässen usw.;
Erarbeitung eines Instandhaltungs- und Hygieneplans;
Erteilung des Wartungsauftrages an den Auftragnehmer bereits
mit dem Auftrag zur Installation;
Dimensionierung der Zirkulationsleitung nach DVGW W 553;
Dämmung der Kaltwasserleitungen, dass eine Erwärmung dieses
Wassers innerhalb des Gebäudes auf über 25 °C nicht erfolgen
kann. (Der Autor hält diese 25°-Grenze allerdings für bedenklich
hoch und würde aus seinen Praxiserfahrungen für 20 °C
plädieren.);
Erfassung mindestens der Parameter Temperatur, Druck und
Durchfl ussmenge;
Schaffung von Möglichkeiten der Überwachung von Kompo-
nenten bei sicherheitsrelevanten Anlagen;
Spülen der Anlage unmittelbar vor Inbetriebnahme und
Protokollierung.
Eine Bemerkung sei hinsichtlich der „erlaubten“ Einzelzuleitungen
mit einem maximalen Wasserinhalt von 3 Litern gestattet. Gemeint ist
die berühmte „3-Liter-Regel“. Sie wird mittlerweile in verschiedenen
Argumentationen und damit auch in unterschiedlichem Sinne
verwendet. Beispielsweise im Zusammenhang mit Zirkulationslei-
tungen, die in diesem Falle nicht notwendig seien. Oder im Zusammen-
hang mit den laut DVGW W 551 geforderten 60° C im Vorlauf und
55 °C Zirkulationstemperatur, die bei 3-Liter-Leitungen ebenfalls
nicht gelten.
Sicherlich können Trinkwasserhygienemaßnahmen übertrieben werden,
und wirtschaftliche Erwägungen sowie der gesunde Menschenverstand
müssen immer eine Rolle spielen. Der Autor will auch nicht zum
Noch deutlicher wird es bei der geforderten Vermeidung von
Überdimensionierungen. Schätzungen besagen, dass der größte Teil
der Trinkwasserinstallationen – zumindest im öffentlich-gewerblichen
Bereich – überdimensioniert ist. Das heißt, das Wasservolumen im
Gebäude ist zu groß und die Wasseraustauschraten zu klein. Eigentlich
völlig normal, wenn wir uns die Berechnungsverfahren zur Rohrdimen-
sionierung in Erinnerung rufen. Beispielsweise das vereinfachte Ver-
fahren: Addition aller Berechnungsdurchfl üsse ergibt den Summen-
durchfl uss (alle Zapfstellen wären offen). Dieser wird mit dem Gleich-
zeitigkeitsfaktor multipliziert (wie viele Zapfstellen sich gleichzeitig
öffnen werden). Und an dieser Stelle beginnt der „Spaß“. Denn wer will
behaupten, zu wissen, wie viele Zapfstellen sich in Zukunft zur gleichen
Zeit öffnen werden. Dann kommt meistens ein „kleiner Angstzuschlag“
hinzu. Das Ergebnis heißt Überdimensionierung.
Dem Autor sind unzählige Fälle bekannt, bei denen die Gleichzeitigkeit
mit dem Faktor 0,7 errechnet und damit unterstellt wurde, dass 70
Prozent aller Zapfstellen im gleichen Moment geöffnet sind. Praktische
Überprüfungsmessungen haben ergeben, dass dem Planer nur 35 Prozent
diesen Gefallen getan haben. Die mikrobiellen Folgen sind katastrophal
und auch leider alltäglich.
Ziel muss es sein, die geringst mögliche Gleichzeitigkeit zu unterstellen,
um so einen möglichst kleinen Querschnitt zu erreichen. Welche
technischen Möglichkeiten es dafür gibt, ohne eine „hydraulische
Katastrophe“ zu riskieren, wird im Teil 4 dieses Beitrages erklärt.
Weitere Forderungen der VDI 6023, die der Autor für
wichtig hält sind:
Aufzeigen der Möglichkeiten und Grenzen einer späteren
Nutzungsänderung der TW-Anlage, (Wenn eine spätere
Erweiterung geplant ist, darf beispielsweise nicht das jetzige
Rohr auf den dann notwendigen Rohrquerschnitt ausgelegt
werden.);
U P O N O R KO N G R E S S 2 0 0 9 4 1
Reinhard Bartz – Planung und Betrieb einer wirtschaftlichen, regelwerks- und hygienekonformen Trinkwasserinstallation
4. Elektronisch gesteuerte Armaturen als technische Lösung
4.1. Technischer Aufbau und Funktionsweise
4.1.1. Einleitung
Der Aufbau einer elektronisch gesteuerten Sanitärarmatur wird
prinzipiell durch die Funktionsweise vorgegeben. Die drei wichtigsten
Baugruppen sind – mit wenigen Ausnahmen – der Sensor, die
Elektronik und das Ventil. Der Sensor registriert ein physikalisches
Signal – zum Beispiel die Anwesenheit einer Person – und gibt dieses
an die Elektronik weiter. Die Elektronik verarbeitet das Signal – zum
Beispiel im Rahmen eines Spülprogramms – und veranlasst das Ventil,
Wasser entsprechend einer Logik abzugeben.
Eine Möglichkeit zur Unterscheidung von Elektronikarmaturen ist zum
Beispiel die, nach der konstruktiven Lösung der drei Baugruppen.
Diese können separat vorliegen und unter Umständen auch separat
montiert werden oder in einer so genannten Kompaktbauweise, bei der
alle Komponenten im Armaturengehäuse untergebracht sind.
Ausdruck bringen, dass die 3-Liter-Regel nicht vernünftig ist. Aber es
sollte nicht leichtfertig mit dieser Ausnahmeregelung umgegangen
werden, sondern der Grundsatz gelten: möglichst nicht anwenden. Als
oberstes Prinzip muss immer angestrebt werden: keine Stagnation! Bis
zum Beispiel bei einem 12er Rohrquerschnitt 3 Liter zusammen
kommen, können 23 Meter Rohr verarbeitet werden. Hier nicht von
Stagnation zu reden, das wäre leichtfertig.
Eine letzte Bemerkung wert sind die geforderten Maßnahmen bei
Betriebsunterbrechung:
Betriebsunterbrechung Handlungen
> 3 Tage absperren Inhalt austauschen
> 4 Wochen absperren Spülen
> 6 Monate entleeren Spülen und mikro-
biologische Beprobung
> 1 Jahr trennen Inbetriebnahme durch
Fachbetrieb
Aus den genannten 3 Tagen (72 Stunden) ergibt sich die Notwendig-
keit, die Wahl bzw. den Betrieb jeder Zapfstelle danach zu bewerten,
ob durch ihr Nichtbenutzen im genannten Zeitraum in der davor
liegenden Leitung eine Stagnation verursacht werden kann. Wenn ja,
müssen betriebstechnische Maßnahmen veranlasst werden, die den
Wasserinhalt der nicht durchströmten Leitung austauschen.
Eine Lösung wäre die Installation einer elektronisch gesteuerten
Zapfstelle, die es für alle Arten (Waschtisch, Urinal, Dusche, WC usw.)
gibt. Diese elektronisch gesteuerten Armaturen „merken“ sich, wann
sie das letzte Mal benutzt wurden und „zählen“ dann beispielsweise
24 oder 72 Stunden weiter und lösen danach selbstständig einen
Wasserfl uss aus. Der Autor sieht hierin eine der wichtigsten Verkaufs-
argumente für solche Technik, weniger wegen des Komforts.Bild 10 + 11: Aufbau von elektronisch gesteuerten Armaturen einerseits mit separaten Baugruppen (Bild 10) und andererseits als Kompaktbauweise (Bild 11)
Bild 10 Bild 11
4 2 U P O N O R KO N G R E S S 2 0 0 9
Reinhard Bartz – Planung und Betrieb einer wirtschaftlichen, regelwerks- und hygienekonformen Trinkwasserinstallation
Infrarotsensor
Die Infrarotsensorik unterscheidet man zusätzlich danach, ob der Sensor
eigene oder fremde Strahlung zu seiner Aktivierung nutzt. Aktiv ist der
Sensor dann, wenn er selbst ein infrarotes Licht ausstrahlt und dieses dann
wieder empfängt. Passiv hingegen bedeutet, dass er die von einem Objekt
selbst ausgestrahlten „Wärme“-Wellen verarbeitet. An dieser Stelle soll die
erstgenannte Variante beschrieben werden, da sie momentan die am
häufi gsten verwendete ist.
Der ‚Infrarot’-Bereich des Lichtspektrums liegt zwischen 780 nm bis 1 mm
Wellenlänge. Bereits im Jahr 1666 hatte Sir Isaac Newton die Existenz
dieser Strahlung theoretisch vorweggenommen. 1800 war es Sir Wilhelm
Herschel, der die relative Energie dieser Strahlung nachwies. Abhängig
vom Einsatzgebiet wird das gesamte Spektrum in unterschiedlich defi nierte
Bereiche unterteilt (z. B. technisch nach DIN in IR-A bis IR-C). In der
Elektronik und Computertechnik arbeitet man vorwiegend im „nahen“
Infrarot bei 880 bis 950 nm Wellenlänge, da die hier meistens verwendeten
Fototransistoren oder Silicium-Fotodioden die beste Wirkung zeigen.
Auf den ersten Blick ist der opto-elektronische Sensor an zwei „Augen“ zu
erkennen. Hinter einem dieser „Augen“ verbirgt sich ein Sender, der
infrarotes Licht ausstrahlt, welches allerdings durch das menschliche Auge
nicht oder nur mit technischer Unterstützung wahrnehmbar ist. Trifft
dieses Licht auf eine Refl exionsfl äche – beispielsweise den Körper einer
Person – wird es von hier zurückgeschickt und vom zweiten Auge, der
Sensorik, aufgefangen. Dieses zweite Auge ist - ähnlich einer Fotosensorik
- in der Lage, infrarotes Licht zu erkennen und in ein elektrisch verwert-
bares Signal umzuwandeln.
Für ein besseres Verständnis des Aufbaus und der Funktionen macht es
Sinn, die verschiedenen Arten von elektronisch gesteuerten Armaturen in
eine vernünftige Systematisierung zu bringen. Man könnte diese nach der
Bauart, Art der Auslösung/Aktivierung oder Methode der Start-Stopp-
Funktion vornehmen. Im Folgenden soll aber nach den beiden Kriterien
Sensorprinzip und Spannungsversorgung unterschieden werden, da
beide einer Erläuterung bedürfen und wichtige Hinweise auf die Funktion
vermitteln.
4.1.2. Systematisierung nach dem Sensorprinzip
Ein Sensor – in der Fachwelt auch als Messwerterfasser oder Messwertauf-
nehmer bezeichnet – ist eine mechanisch-elektronische Baugruppe, die
eine erfasste oder gemessene physikalische Größe in ein analoges
elektrisches Signal umwandelt.
Dabei können diese physikalischen Größen sowohl Druck, Gewicht, Licht,
Temperatur, magnetischer Fluss, Schall, Strahlung oder eine Reihe anderer
sein. Der Sensor misst diese physikalischen Größen und wandelt sie unter
anderem mit photoelektrischen, induktiven, kapazitiven oder feldstärkege-
steuerten Wandlern in eine elektrische Spannung um und stellt dieses
Signal zur weiteren Nutzung oder Auswertung zur Verfügung.
In der Sanitärtechnik haben sich weitestgehend die im u.s. Schaubild
aufgeführten Sensorarten durchgesetzt. Ihre Entwicklung ist nicht nur das
Ergebnis technischer Notwendigkeiten, sondern ebenso an den Einsatzbe-
dingungen und Wünschen der Kunden orientiert. Heute gibt es Infrarot,
Radar, Piezotaster oder kapazitiv gesteuerte Armaturen. Im Folgenden
werden drei von ihnen erläutert, da die übrigen auf einer ähnlichen
Funktionsweise basieren oder - daraus abgeleitet - leicht erklärbar sind.
Sensoren elektronisch gesteuerter Armaturen
Infrarot aktiv Infrarot passiv Radar Piezo kapazitiv
Systematisierung der elektronisch gesteuerten Armaturen nach dem Sensorprinzip
U P O N O R KO N G R E S S 2 0 0 9 4 3
Reinhard Bartz – Planung und Betrieb einer wirtschaftlichen, regelwerks- und hygienekonformen Trinkwasserinstallation
Auch bei der Infrarotsensorik wird Licht entweder mehr oder weniger
refl ektiert. Das führt zu teilweise erheblichen Konsequenzen:
Aufgrund der beschriebenen Refl exionsunterschiede ist die Reichwei-
tenabhängigkeit des Sensors einerseits von der Oberfl ächengestaltung
und andererseits von den allgemeinen Helligkeitsbedingungen
abhängig. In einem dunklen Raum ist das „Erkennen“ einer Hand vor
dem Waschtisch durch die Infrarotsensorik schwieriger als in einem
hellen. Es fällt dem Sensor schwerer, eine dunkle Oberfl äche zu
erkennen als eine hell leuchtende. Daraus ergibt sich die Notwendig-
keit, bei einer solchen Sensorik, eine Reichweiteneinstellung als
Justierungsmöglichkeit vorzusehen, mit deren Hilfe die Strahlungsin-
tensität des Infrarotsenders an die jeweiligen Bedingungen anzupassen
ist. Ändern sich die Rahmenbedingungen während des Betriebes, führt
das allerdings zu Problemen - besonders, wenn der Sanitärraum nicht
nur durch künstliches Licht sondern auch über Fenster durch
natürliches Licht erhellt wird. Nachts herrschen dann andere Bedin-
gungen als am Tage, wenn die Sonne scheint. Ähnlich ändern sich die
Bedingungen beispielsweise beim Urinal. Ein Nutzer trägt ein weißes
Hemd und ein anderer einen schwarzen Pullover.
Die Sensortechnik hat aus diesem Grund eine Entwicklung durchlaufen
müssen, die solche Erscheinungen oder Rahmenbedingungen
weitestgehend kompensiert. Extremsituationen bleiben allerdings auch
heute noch Verursacher von vermeintlichen Störungen. Der Rat an den
Praktiker lautet, eine Reichweite am Infrarotsensor immer unter
möglichst typischen Rahmenbedingungen einzustellen und sich nicht
an den Ausnahmesituationen zu orientieren. Tragen die Mehrheit aller
Urinalbesucher dunkle Kleidung – unter Umständen genügt schon eine
dunkle Krawatte – sollte sich der Techniker zur Reichweiteneinstellung
kein weißes Hemd anziehen.
Radarsensor
Im Gegensatz zum Infrarotsensor ist der Radarsensor meist nicht auf
Anhieb zu erkennen. Spült beispielsweise ein Urinal wie von Geister-
hand gesteuert, ohne dass vom Nutzer eine Spülarmatur betätigt
Allerdings ist ihre „Sehfähigkeit“ physikalisch, aufgrund der Wirkung
optischer Gesetzmäßigkeiten, begrenzt. Man erinnere sich an den
Physikunterricht, als der Lehrer zu erklären versuchte, warum Pauls
Pullover schwarz aussieht aber Paulas weiß. Die Lösung fand man
bekanntlich im unterschiedlichen Licht-Absorptionsverhalten der jeweiligen
Materialoberfl ächen. Die für das menschliche Auge dunkel erscheinenden
Oberfl ächen „schlucken“ das auf sie auftreffende Licht mehr als helle
Oberfl ächen. Die geringste Absorption und damit höchste Refl exionsfähig-
keit hat demnach ein Spiegel. Er wirft nahezu das gesamte auf ihn
auftreffende Licht wieder zurück. Hinzu kommt, dass die Stärke der
Lichtrefl exion von der allgemeinen Helligkeit der Umgebung mit bestimmt
wird. Befi nden wir uns in einem hellen Raum, ist auch die Refl exionsfähig-
keit der in ihm befi ndlichen Oberfl ächen höher als in einem dunklen.
Bild 12: Prinzip eines Infrarotsensors
Bild 13: Protronic Waschtischarmatur mit Infrarotsensorik
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an der sich das Urinal befi ndet. Trifft diese Welle vor der Wand auf eine
refl ektierende Oberfl äche – zum Beispiel den Körper einer Person –
wird sie zurück zum Sensor geschickt. Dieser ist in der Lage, die
Frequenzen der ausgestrahlten und der empfangenen Wellen zu
vergleichen. Stimmen diese überein, besteht kein Anlass zum Handeln.
Erst wenn ein Unterschied festzustellen ist, reagiert der Sensor. Ein
sich innerhalb der Radarkeule bewegender Nutzer bewirkt, dass die
refl ektierte Welle sich gegenüber der ausgestrahlten verändert. Der
Radarsensor ignoriert sich nicht bewegende Objekte, registriert aber
Bewegungen in seinem Einfl ussbereich.
Damit sind Konsequenzen hinsichtlich der „Verarbeitung“ solcher
Signale durch die Elektronik verbunden. Genügt dem Infrarotsensor die
reine Refl exion für eine Reaktion der Elektronik, benötigt der
Radarsensor zusätzlich noch die Veränderung der Signaleigenschaften
für ein Aktionsmuster.
wurde, ist oftmals ein Radarsensor im Spiel. Der Sensor ist in der Regel
hinter der Wand installiert.
Am Anfang der Entwicklung von Radarsensoren für Sanitärarmaturen
stand der Wunsch nach Unsichtbarkeit. Gerade öffentliche und
gewerbliche Sanitärbereiche sind stark vandalismusgefährdet. Hier galt
es eine Technik zu entwickeln, die durch den Nutzer schwer zu
beschädigen ist. Besonders gefährdet sind dabei sichtbare und
zugängliche Komponenten. Des Weiteren wünschte z. B. der Innenar-
chitekten, dass die Technik seine Kreativität möglichst nicht beein-
trächtigt. Es begann die Suche nach einer Sensor-Technik, die
zumindest nichtmetallische Materialien – wie Fliesen, Marmor, Holz
oder Beton – durchdringen konnte.
Fündig wurde man beim Österreicher Christian Andreas Doppler.
Der Mathematiker und Physiker lebte von 1803 bis 1853 und sagte
theoretisch den nach ihm benannten „Doppler-Effekt“ voraus. Er
versuchte damals nachzuweisen, dass die Farbe des Lichtes eines
Sternes einen Hinweis darauf gibt, ob sich der Stern von uns entfernt
oder auf uns zu bewegt. Diese Annahme war und ist zwar nicht richtig,
aber seine theoretischen Berechnungen bleiben im Prinzip wahr. Heute
bezeichnet man die Veränderung der Frequenz von Wellen als
Doppler-Effekt, wenn sich die Quelle und der Empfänger (Beobachter)
relativ zueinander bewegen, also sich einander nähern oder voneinan-
der entfernen. Als Beispiel sei ein Polizeiauto mit eingeschalteter
Sirene genannt, das sich zunächst auf uns zu bewegt, dann an uns
vorbei fährt und schließlich entfernt. Eine sich uns nähernde
Schallquelle klingt heller, da sie den eigenen Schallwellen hinterher
fährt. So erreicht uns als „Empfänger“ pro Zeiteinheit öfter eine Welle
als im Fall einer sich von uns entfernenden. Letztere klingt demzufolge
tiefer oder dunkler.
Diesen Gesetzmäßigkeiten unterliegen auch Radarwellen. Sie haben
zudem noch den Vorteil, nichtmetallische Materialien durchdringen zu
können. Eine im Radarsensor befi ndliche Schwingdiode erzeugt eine
bestimmte frequentierte Wellenfolge. Diese so genannte Radarkeule
durchdringt – am Beispiel des Urinals – von hinten die gefl ieste Wand, Bild 14: Radarsensorsteuerung eines Urinals: nichtmetallische Materialien können durch die Radarstrahlung durchdrungen werden
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Das wichtigste Einsatzgebiet für Piezosensoren ist die Dusche, da hier
kaum die Forderung nach Berührungslosigkeit erhoben wird. Nach
Auslösen des Piezosensors fl ießt das Duschwasser für eine defi nierte
Zeit. Aufgrund der integrierten Start/Stopp-Funktion kann der
Wasserfl uss beispielsweise zum Einseifen oder Shampoonieren
unterbrochen werden, was ebenfalls einen Wasser sparenden Effekt
mit sich bringt.
Aus diesem Grund können für den Radarsensor zusätzliche Infor-
mationen defi niert werden, die ihn zum „Handeln“ veranlassen.
Beispielsweise lassen sich die Richtungen, aus der der Nutzer auf das
Urinal zugehen muss, defi nieren. Ebenso lässt sich das typische
Nutzerverhalten programmieren, um beispielsweise ein ungewolltes
Auslösen der Spülarmatur zu vermeiden. Ein typisches Fehlverhalten
wäre das Spülen des Urinals beim bloßen Vorbeigehen einer Person,
ohne das diese das Urinal im bestimmungsgemäßen Sinne benutzt
hätte.
Hingegen können Temperaturschwankungen oder Fremdsignale zu
tatsächlichen Problemen führen. Änderungen der Umgebungstempera-
tur außerhalb bestimmter Toleranzgrenzen führen bei der tempera-
turabhängig arbeitenden Schwingdiode zu anderen Ergebnissen bei
Frequenzen und Reichweiten. Daraus lässt sich ableiten, dass
Radarsensoren unter bestimmten Rahmenbedingungen, wie sie
beispielsweise in einer Autobahnparkplatztoilette herrschen, nicht
eingesetzt werden sollten. Hier können durchaus Temperaturschwan-
kungen zwischen Sommer und Winter von 30 Kelvin auftreten.
Piezosensor
Die bisher beschriebenen Sensoren zählen zu den so genannten
berührungslosen. Sie werden immer dann eingesetzt, wenn auf eine
Vermeidung von Infektionsübertragung bei der Armaturenauslösung
und/oder auf Wassereinsparung Wert gelegt wird. Für den Piezosensor
ist hingegen eine Berührung notwendig.
Das Wort „piezo“ stammt aus dem Griechischen und heißt „Druck“.
Ende des 19. Jahrhunderts entdeckten die Gebrüder Curie, dass bei
Druck auf einen Quarzkristall Ladungen erzeugt werden. Umgekehrt
lassen sich bei Anlegen einer Spannung solche Kristalle auch
verformen. Diesen piezoelektrischen Effekt macht man sich bei den
gleichnamigen Sensoren zunutze, um Sanitärarmaturen elektrisch und
nicht mechanisch zu aktivieren. Für die Betätigung des Piezosensors
genügt ein leichter Druck des Nutzers auf den Piezo-Taster, in der
Regel mit einer Kraft von umgerechnet ungefähr 20 Gramm.
Der Piezosensor gilt zu recht als technisch sehr zuverlässig, äußerst
robust und damit für vandalismusgefährdete Einsatzgebiete geeignet,
da er keine sich mechanisch bewegenden Bauteile enthält.
4.1.3. Systematisierung nach dem Prinzip der
Spannungsversorgung
Die Art der Spannungsversorgung einer elektronisch gesteuerten
Sanitärarmatur wird im Wesentlichen durch zwei Kriterien beeinfl usst:
Einerseits durch die technische Lösung der Armatur sowie der in ihr
verwendeten Baugruppen und andererseits durch die örtlichen oder
baulichen Voraussetzungen.
Am Beispiel der technischen Lösungen des Hauses FRANKE AQUA-
ROTTER AG erläutert, gab bzw. gibt es Armaturenvarianten, die
sowohl direkt an das 230V-Stromnetz des Gebäudes angeschlossen
Bild 15: Duscharmatur mit Piezosensorik
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da diese sich in der Regel im Schutzbereich 3 befi nden, und hier ist der
Einwand des Elektrikers gegen eine Steckdose unwahrscheinlich.
Bezüglich der Spannungsversorgung lohnt sich für einen Anwender
aber durchaus der Blick in die technischen Unterlagen solcher
Armaturen. Denn vor der Entscheidung pro oder kontra sollte nach
den beiden Begriffen Anschluss-Spannung und Betriebs-Span-
nung Ausschau gehalten werden. Die Betriebs-Spannung dient mehr
oder weniger nur der Information, nämlich darüber, mit welcher
Spannung die Technik der Armatur „intern“ funktioniert. Wichtiger ist
dagegen die Information zur Anschluss-Spannung, denn sie gibt
Auskunft darüber, welche Voraussetzungen am Installationsort
geschaffen werden müssen, um diese Technik in Betrieb nehmen zu
können. Findet der Leser beispielsweise hinter dem Begriff Anschluss-
Spannung den Wert 24VDC, ist entweder vor Ort diese Voraussetzung
zu schaffen, oder unter der Rubrik Zubehör in den technischen
Unterlagen des Armaturenanbieters nachzuschauen, ob dieser denn
auch ein entsprechendes Netzteil anbietet. Hier wäre es „unklug“,
einen Transformator (Trafo) anzuschließen, da wir schon aus dem
Physikunterricht kennen, dass die beiden Buchstaben DC (Direct
Current) einen unmissverständlichen Hinweis darauf geben, dass es
sich um Gleichspannung handelt und ein Trafo „nur“ AC (Alternating
Current), also Wechselspannung liefert. Falls jemand mit AC und DC
nicht ganz so vertraut ist, sollte er sich auf jeden Fall auf die durch
den Hersteller entweder mit angebotenen oder zumindest empfohle-
nen Zubehöre verlassen und auf gar keinen Fall selbst eine vermeint-
lich billigere Lösung basteln wollen.
Ob man sich für eine Batterie- bzw. Akku-Variante entscheidet, sollte
unbedingt von dem zu erwartenden Wartungs- und Instandhaltungs-
aufwand abhängig gemacht werden. Dieser ergibt sich vorwiegend
aus der Benutzungshäufi gkeit der Armatur. Handelt es sich um nur
eine oder relativ wenige Zapfstellen und ist die Nutzungsfrequentie-
rung relativ gering oder ist die Bereitstellung von 230VAC am „Ort
des Geschehens“ zu aufwändig, kann durchaus die Entscheidung für
eine solche Variante sinnvoll sein. Beispielsweise die „stand-alone“
oder über eine Sicherheitskleinspannung versorgt werden. Letztere
kann netzabhängig oder -unabhängig über Batterie bzw. Akku
erfolgen.
Bei einem Direktanschluss der Armaturen an das Hausnetz sollte auf
die geltenden Sicherheitsbestimmungen insbesondere des Verbandes
Deutscher Elektrotechniker und die von ihm herausgegebenen
VDE-Vorschriften geachtet werden. Aufgrund der einzuhaltenden
Maßnahmen, die sich auf den Schutz gegen gefährliche Körperströme
in der Elektro-Installation beziehen, kann es unter Umständen
unzulässig sein, einen direkten Netzanschluss herzustellen. Da die
Sensorik und Elektronik einer Armatur in der Regel mit Schutzklein-
spannung versorgt werden, spielt die Beachtung dieser Sicherheits-
maßnahmen dort kaum eine Rolle. Wichtiger ist sie bei der Wahl der
Magnetventile, die es auch in einer 230V-Ausführung gibt. Hier
müssen die Schutzbereiche 0 bis 2, also z.B. einschließlich bis 120 cm
um einen Duschkopf herum, von solcher Technik „frei“ gelassen
werden. Bei Waschtischarmaturen ist das Problem nicht all zu groß,
Spannungsversorgung elektronisch gesteuerter
Armaturen
Netz abhängig
230 V Netzteil Trafo Batterie
AC DC DCAC
Netz unabhängig
Systematisierung der elektronisch gesteuerten Armaturen nach der Spannungsversorgung
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4. Elektronisch gesteuerte Armaturen als technische Lösung
4.2. Technischer Aufbau und Funktionsweise
4.2.1. Die Elektronik
Die Elektronik ist nach der bereits erläuterten Sensorik die zweite
namensgebende Baugruppe einer elektronisch gesteuerten Armatur.
Sie hat sich in den vergangenen rund 40 Jahren Entwicklungsgeschich-
te den spektakulärsten Änderungen unterwerfen müssen. Heutige
Elektroniken sind kleine „Rechenkünstler“, die sogar digitale
Informationen im Rahmen von BUS-Protokollen verarbeiten können.
Armaturen dieser Generation sind nicht nur in der Lage, die Wasser-
abgabe einer Armatur zu veranlassen, sondern können diese auch im
Rahmen von Wassermanagementsystemen „intelligent“ steuern.
Begriffe, wie Flash- und RAM-Speicher, Transceiver und Controller
oder Multicasting, mit denen heute technische Details modernster
Elektronikarmaturen beschrieben werden, lassen die Herzen eines
jeden Elektronikfans höher schlagen. Trotzdem bleibt es eine Armatur,
die im Bedarfsfall Wasser abgeben soll und möglichst von jeder/m
Sanitärfachfrau /-mann technisch beherrscht werden muss, ohne ein
Elektronikstudium absolviert zu haben.
Aktuelle Elektronikbausteine und ihre Armaturen lassen sich in zwei
weitere Gruppen unterteilen:
1. Einzelarmaturen, so genannten „stand-alone“ Lösungen
2. netzwerkfähige Armaturen
„Stand-alone“ Elektronikarmaturen
Einzelarmaturen für den stand-alone Betrieb sind sowohl batterie-
betrieben also netzunabhängig mit einer 6V-Lithium-Batterie, als auch
in einer netzabhängigen Variante erhältlich, die zur Absicherung einer
unterbrechungsfreien Stromversorgung bei einem Netzausfall
zusätzlich eine Batterie besitzt.
Situation beim Hausarzt, der im Behandlungsraum nur eine einzige
Waschtischarmatur installiert hat. Ansonsten sollte man sich lieber für
eine netzabhängige Lösung entscheiden, denn dann fällt das unter
Umständen lästige Auswechseln der Batterien bzw. Akkus weg. Aus
Gründen der Vandalismusgefährdung sollte bei der Entscheidung pro
Netzabhängigkeit zusätzlich auf die Installationsvariante mittels einer
Unterputzdose refl ektiert werden und weniger auf die Variante mit
Stecker und Dose.
Bild 16: PROTRONIC Urinalsspülarmatur mit Spannungsversorgung über ein Netzteil (lila).
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So lässt sich einerseits eine Änderung z. B. des Parameters Öffnungs-
zeit (beim Urinal = Spülmenge), mittels eines so genannten Wedel-
codes vornehmen. Dazu sind lediglich ein Inbusschlüssel zum Öffnen
der Armaturenabdeckung und die eigene Hand erforderlich. Nach
Entfernen der Abdeckung ist die Batterie zugänglich. Zum Start der
Programmierung muss die Batterie für ca. 5 sec. aus der Armatur
entfernt werden, damit die Elektronik in den Justiermodus schaltet.
Nach ihrem Wiedereinsetzen beginnt eines der beiden „Augen“ des
Infrarotsensors, mittels einer dahinter befi ndlichen Leuchtdiode, zu
blinken. Anschließend hält man die eigene Hand als Refl exionsfl äche
vor die Sensorik, bis diese zu blinken aufhört. Nachdem nun die Hand
aus dem Refl ektionsbereich entfernt und erneut wieder vor die
Sensorik geführt wurde, beginnt die Leuchtdiode, synonym für eine
entsprechende Öffnungszeit/Spülmenge, nacheinander zunächst
zweimal, dann dreimal usw. bis sechsmal zu blinken. (Das zweimalige
Blinken entspricht der geringsten Spülmenge und das sechsmalige der
größten.) Wird die Hand nach einer dieser Blinkfolgen aus dem
Refl ektionsbereich genommen, erfolgt eine Probespülung. Sollte diese
nicht den Wünschen entsprechen, steht ab dem Ende dieser Probespü-
lung ein Zeitfenster von 20 sec. zur Verfügung, um die beschriebene
Eine so genannte Gruppenelektronik, wie z.B. in der infrarotgesteu-
erten PROTRONIC Familie von Franke Aquarotter zeichnet sich durch
den gleichen Elektronikbaustein für alle Anwendungsbereiche von der
Waschtischarmatur bis zu verschiedenen Spülarmaturenvarianten und
Unterputz- oder Aufputzlösungen aus. Der Vorteil liegt auf der Hand:
Geringere Entwicklungs- und Herstellkosten und einfachere Beherr-
schung der einheitlichen Technik in unterschiedlichen Armaturenvari-
anten durch den Betreiber.
Erwähnenswert bei dieser Elektronik sind die beiden Möglichkeiten
der Parametrierung, also das Einstellen oder Verändern von
Parametern wie:
Sensorreichweite
Öffnungszeit
Spülmenge
Zwangsauslösung/Hygienespülung usw.
Bild 17: PROTRONIC Armatur mit zusätzlicher 6V-Lithium-Batterie zur Absicherung einer unterbrechungsfreien Stromversorgung und Gruppenelektronik
Bild 18: An der PROTRONIC Urinalspülarmatur kann der Parameter Öffnungs-zeit/Spülmenge per Hand mittels eines „Wedel-codes“ (s.o.) eingestellt werden.
U P O N O R KO N G R E S S 2 0 0 9 4 9
Reinhard Bartz – Planung und Betrieb einer wirtschaftlichen, regelwerks- und hygienekonformen Trinkwasserinstallation
Netzwerkfähige Elektronikarmaturen
Netzwerkfähige Elektronikarmaturen sind in der Lage nicht nur allein
(stand-alone) zu agieren, sondern können über ein gebäudeinternes
Netzwerk zentral gesteuert und verwaltet werden. Die jüngste Elektronik-
armaturengeneration aus dem Hause Franke Aquarotter kann so in das
Wassermanagement AQUA 3000 open eingebunden werden. Das
System basiert auf einer innovativen Elektronikplattform. Hierbei handelt
es sich um ein intelligentes Elektronikmodul, dass für alle Anwendungs-
bereiche - Waschen, Duschen, Spülen - programmiert werden kann. Die
Armaturen/Elektronikmodule werden über ein Systemkabel vernetzt, das
die Datenkommunikation ermöglicht. Um die gesamte Komplexität und
Leistungsfähigkeit zu begreifen, macht es Sinn, etwas tiefer in die
Theorie einer netzweiten Elektroniktechnologie einzusteigen.
Die Basis bildet die CAN-Bus-Technologie (Controller Area Network), die
ihrerseits wiederum auf der Nutzung digitaler Signale und Informationen
beruht. Deshalb zunächst ein kleiner Exkurs in die Welt der Bits und
Bytes.
Prozedur zu wiederholen. Wird die Hand innerhalb dieser Zeit nicht
wieder vor die Sensorik gehalten, erfolgt ein abschließendes Blinken,
welches die Aktivierung mit der neu eingestellten Öffnungszeit/
Spülmenge signalisiert. Danach nur noch „Deckel drauf und fertig“.
Natürlich gibt es – wie sollte es im Zeitalter von „remote-control“
auch anders sein – eine zweite wesentlich komfortablere Variante,
wenn man sich für eine optionale Fernbedienung des Herstellers
entschließt. Diese lässt einfach und schnell mittels der entsprechenden
Tasten eine Parametrierung der Öffnungszeit und auch eine Änderung
der Sensorreichweite zu. Gleichzeitig kann ein Testmodus genutzt
werden, bei dem die zuvor genannten Parameter auch ohne Wasser-
abgabe der Armatur veränderbar sind. Zusätzlich ermöglicht eine
„reset“-Taste das Zurücksetzen der Programmierung auf die Werks-
einstellungen.
Als sehr sinnvoll erscheint der Hinweis des Herstellers, möglichst
die Reinigungskraft mit einer solchen Fernbedienung auszustatten.
Sie kann so nämlich per Tastendruck auch alle Armaturen ausschalten,
um ein ungewolltes Auslösen von infrarotgesteuerten Wasch- und
Duscharmaturen während der Reinigungsarbeiten zu vermeiden.
Eines der wichtigsten Entscheidungsargumente für eine elektronisch
gesteuerte Armatur stellt heute die Programmierbarkeit einer 24 h
Hygienespülung dar. Ihr Sinn besteht in der Vermeidung von Stagna-
tion. Im aktuellen Regelwerk, das zu den „allgemein anerkannten
Regeln der Technik“ zählt, ist ein maximaler Zeitrahmen von 3 Tagen
genannt, nach dem spätestens ein Wasseraustausch in den Trinkwas-
serleitungen stattgefunden haben sollte. Der Autor empfi ehlt aufgrund
seiner seit vielen Jahren gewonnenen Erfahrungen mit dem Thema
Trinkwasserhygiene einen Wasseraustausch, mindestens der nicht
durchströmten Leitungen, bereits nach 24 Stunden. Diese Hygiene-
spülung wird an der Fernbedienung mittels einer Tastenkombination
aktiviert. 24 Stunden nach ihrer letzten Benutzung wird dann
automatisch eine Zwangsspülung oder Wasserabgabe der Armatur
veranlasst.
Bild 19: „remote-controle“ per Fernbedienung
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Reinhard Bartz – Planung und Betrieb einer wirtschaftlichen, regelwerks- und hygienekonformen Trinkwasserinstallation
Das CAN-Bus-System wurde vor 25 Jahren von Bosch zur Vernetzung
von Steuergeräten in Automobilen entwickelt, um den Verdrahtungs-
aufwand bei Kabelbäumen zu reduzieren und das Gewicht zu
minimieren. BUS (Bidirectional universal switch) beschreibt ein
Leitungssystem mit den dazugehörigen Steuerungskomponenten, um
Daten und Energie zwischen verschiedenen Hardwarekomponenten, so
genannten BUS-Teilnehmern („Knoten“) auszutauschen.
Die sichere Übertragung von Daten ist aus der heutigen Zeit nicht
mehr wegzudenken. Digitalisierte Daten werden im Interesse einer
Maschinenlesbarkeit und ihrer elektronischen Verarbeitung in
Computern, in ein Binärformat (zweistellig) umgewandelt. Nur eine
Maschine erkennt und „liest“, ob ein Zustand elektrisch „high“ (also 1)
oder „low“ (also 0) vorhanden ist. Einen solchen Zustand nennt man
Bit (Binary digit). Um ein Zeichen und damit eine Information, so
darzustellen, dass es unterscheidbar ist, müssen mehrere Bits
aneinandergereiht werden. Das nennt man dann ein Byte oder auch
Oktett, wenn es aus acht Zeichen besteht. Und in welcher Geschwin-
digkeit solche Daten übertragen werden, beschreibt man mit der so
genannten Bitrate, also der Anzahl der übertragenen Bits pro
Bild 20: Was ist ein BUS?
Taktlänge (Bit pro sec. / Baud)
t
Pegel
high
lowh-Bit l-Bit
8 Bit = 1 Byte
Sekunde. Nicht zu verwechseln mit der Baudrate, die die Anzahl der
Zustandsänderungen pro Zeiteinheit nennt. Der Name kommt von dem
Erfi nder, der 1874 den nach ihm benannten Baudot-Code erfand,
Jean-Maurice-Emile Baudot. Im Falle des von Franke Aquarotter
verwendeten CAN-BUS-Systems handelt es sich um eine Baudrate von
20 kbits/s. Aufgrund dieser relativ geringen Baudrate ist auch keine
Abschirmung des Kabels gegen Fremdeinfl üsse notwendig.
Eine Besonderheit dieses Datenbusses ist die Eigenschaft der
verwendeten digitalen Signale. Sie werden nämlich auf zwei Leitungen
„redundant reversibel“ übertragen. Das heißt, ein Signal wird
doppelt und gleichzeitig auf zwei Leitungen (redundant – überfl üssig,
aus Sicherheitsgründen) aber mit entgegen gesetztem Vorzeichen
(reversibel – umgekehrt) gesendet. Man nennt auch hier das eine
Signal „high“ und das andere „low“. Dadurch ist aber die Datenüber-
tragung, auch während einer elektromagnetischen Störung auf das
Signal, relativ sicher. Denn bei einer Störung würden das „high“- und
auch das „low“-Signal in die gleiche Richtung verschoben. Die
Differenz zwischen beiden, die vom Empfänger ausgewertet werden
kann, bliebe aber bestehen. Um trotzdem zwei (binäre) Zustände zu
haben, sind in der einen Situation beide Signale gleich (auch „rezessiv“
genannt) und entsprechen der „1“ und in der anderen Situation
different (auch „dominant“ genannt) und entsprechen der „0“.
Bild 21: Die Nutzung binärer Daten zur Maschinenlesbarkeit von Informationen
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Reinhard Bartz – Planung und Betrieb einer wirtschaftlichen, regelwerks- und hygienekonformen Trinkwasserinstallation
Der Erstgenannte enthält das jeweilige Betriebsprogramm, das nicht
nur zur Steuerung einer Armatur dient, sondern auch das Aufheizen
eines Trinkwasserspeichers oder der Zirkulationsleitung steuern und
überwachen kann.
Der RAM-Speicher enthält das jeweilige Anwendungsprogramm, auch
„ID“ genannt. Einerseits stellt die ID den Inhalt des Programms dar,
das für diese Armatur erstellt wurde. Hiermit wird u. a. der Ablauf der
gewünschten Wasserabgabe oder das Erfassen und Speichern von
Daten wie Temperaturen und Öffnungszeiten gesteuert. Diese
Armaturen-ID kann jederzeit, auch durch den Betreiber selbst, mittels
einer vom Hersteller mitgelieferten Software, geändert werden.
Andererseits ist die ID, die in einer Zahlenfolge dargestellte Bezeich-
nung des Programms. Anhand dieser Zahlenfolge kann der
Aus der Gebäudeleittechnik sind eine Reihe von Datenbussystemen
bekannt. Beispielsweise der LON-, EIB- oder PROFI-Bus. Die
Schwierigkeit besteht immer darin, unterschiedliche Systeme von
unterschiedlichen Anbietern miteinander kompatibel zu gestalten. Der
CAN-Bus bietet den Vorteil, über ein Ethernet, also ein lokales
Netzwerk (LAN – local area network) wie es jeder aus einem ver-
netzten Büro kennt, kommunizieren zu können. Verschiedene
Ethernet-taugliche Systeme können dieses als Schnittstelle nutzen und
so eine Kompatibilität erreichen. Auch die Sanitärarmaturen sind in
nahezu unbegrenzter Anzahl über das Ethernet miteinander vernetz-
bar. Ihre Schnittstelle zum LAN ist der ECC-Controller, der gleichzeitig
als Netzteil fungiert. Pro ECC können maximal 32 Elektronikmodule/
Armaturen angeschlossen werden. Er bildet den Übergabepunkt zum
Ethernet. Der folgende Artikel geht darauf ausführlicher ein.
Die Elektronik der Armaturenfamilie AQUA 3000 open
Das Herzstück jeder Armatur dieser Produktfamilie ist das Elektronik-
modul. Es verfügt über mehrere digitale Ein- und Ausgänge, Anschlüs-
se für bis zu acht „intelligente“ Sensoren (u. U. mit eigenem Sensor-
bus), zwei Eingänge für Temperaturfühler sowie analoge Ausgänge für
das Ansteuern mono- oder bistabiler Magnetventile. Ein Elektronikmo-
dul besitzt, wie aus der PC-Technik bekannt, einen FLASH- und einen
RAM-Speicher.
Bild 22: Das „redundant – reversible“ Signal des CAN-Bus.
Bild 23: Die Vernetzung von Sanitärarmaturen über ein lokales Netzwerk (LAN)
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Reinhard Bartz – Planung und Betrieb einer wirtschaftlichen, regelwerks- und hygienekonformen Trinkwasserinstallation
Zur Parametrierung oder Änderung der hinterlegten Wasch-,
Spül- oder Dusch-Programme ist ein Laptop oder PC unentbehrlich.
Die kostenlose Software, die auf jedem handelsüblichen Rechner läuft,
liefert der Hersteller zu diesem Zweck mit. Alle Armaturen, treffender
formuliert alle Elektronikmodule, sind über eine Systemleitung
miteinander verbunden, welche an einem „intelligenten“ Netz- und
Steuerteil endet: dem ECC-Funktionscontroller. Dieser bietet,
zusätzlich zur 24 V DC Spannungsversorgung, die Möglichkeit, sowohl
weitere Funktions- und Programmablaufsteuerungen zu übernehmen
als auch den bereits erwähnten RJ 45 Anschluss für einen PC zur
Kommunikation mit den Elektronikmodulen. So lassen sich, neben
allen üblichen Parametern wie Öffnungszeiten der Magnetventile oder
Reichweiten der Sensoren, bis zu 1800 Parameter aktivieren oder
verändern. Jeder ECC-Funktionscontroller kann maximal 32 Arma-
turen/Elektronikmodule steuern. Werden mehrere ECCs benötigt,
erfolgt deren Vernetzung über Ethernet.
Jedes Elektronikmodul verfügt über folgende Programme. Diese sind
entweder werkseitig schon aktiviert oder können vom Betreiber mittels
der mitgelieferten PC-Software jederzeit „zum Leben erweckt“
werden. Ebenso sind die entsprechenden Parameter dieser Programme
veränderbar.
1. Automatische Laufzeitreduzierung: Die Öffnungszeiten der
Magnetventile ändern sich frequentierungsabhängig. Ein Beispiel
ist die Autobahnraststätte: Je höher die Benutzungshäufi gkeit
eines Urinals in einem defi nierten Zeitraum umso kürzer die
Öffnungszeit. Gleiches macht für Duschen in einer Schwimmhalle
Sinn, um unnötigen Wasserverbrauch durch „spielende“ Kinder zu
reduzieren.
2. Spitzenlastreduzierung: Bei Aktivierung dieses Parameters
nimmt die Armatur an der Gleichzeitigkeitsunterdrückung teil.
Markanteste Beispiele sind die Urinalreihen in einem Sportstadion
oder einer Schule: Von allen „Teilnehmenden“ gibt immer nur eine
Armatur Wasser ab und alle anderen folgen nacheinander.
Eingeweihte erkennten, um welches Armaturenprogramm oder um
welche Variante es sich handelt und welche Sensoren angeschlossen
bzw. aktiviert sind. Die Bezeichnung 06003 steht zum Beispiel für ein
Duschprogramm mit angeschlossenem Piezotaster (06). Die letzte Zahl
(3) zeigt, dass sowohl der Warm- als auch der Kaltwassertemperatur-
sensor angeschlossen sind. Die mittleren beiden Nullen geben in
diesem Falle an, dass es sich um die Urvariante handelt und noch
nicht modifi ziert ist.
Bild 24: Das Elektronikmodul - Herzstück einer jeden AQUA 3000 open Armatur, die über einen CAN-Bus „kommuniziert“
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Reinhard Bartz – Planung und Betrieb einer wirtschaftlichen, regelwerks- und hygienekonformen Trinkwasserinstallation
(laut Regelwerk 25°C; der Autor empfi ehlt allerdings 22°C), wird
die entsprechende Armatur so lange geöffnet, bis dieser Wert
wieder unterschritten wird.
4. Spülung bei Netzwiederkehr: Grundsätzlich ist für den Fall der
Netzwiederkehr nach einer Unterbrechung der Stromversorgung
eine Zwangsspülung aktiviert, auch „Power-On-Spülung“ genannt.
Sinn macht dies in erster Linie bei Urinalen oder WC, die auch
während eines Stromausfalls benutzt worden sein könnten und
nach Netzwiederkehr von den „Folgen“ befreit werden sollten.
3. Hygienespülung: Diese ist sowohl temperatur- als auch zeit- und
frequentierungsabhängig möglich. Eine 24h-Zwangsspülung ist
grundsätzlich aktiviert. Beispiele für ihre Notwendigkeit:
Stichleitungen oder selten genutzte Zapfstellen. Zur Vermeidung
von Stagnation in nicht zwangsweise durchströmten Leitungen
können 5 verschiedene Varianten von automatisch auslösenden
Armaturenöffnungen aktiviert werden. Bei Warmwasserleitungen
geschieht dies vorwiegend zeit- oder benutzungsabhängig und bei
Kaltwasserleitungen zusätzlich temperaturabhängig. Im Falle eines
Anstiegs der Kaltwassertemperatur über einen bestimmten Wert
Bild 25: Das Elektronikmodul ermöglicht bereits vielfältige Funktionalitäten
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Reinhard Bartz – Planung und Betrieb einer wirtschaftlichen, regelwerks- und hygienekonformen Trinkwasserinstallation
9. Öffnungszeit: Die Öffnungszeiten der Magnetventile können
entweder mittels der Software verändert werden oder über einen
so genannten Wedelcode. Diese Möglichkeit macht Sinn, wenn
kein PC zur Verfügung steht. Dazu ist im Falle eines vorhandenen
Piezosensors eine bestimmte Betätigungsfolge oder im Falle eines
Infrarotsensors eine bestimmte Refl ektionsauslösung erforderlich.
10. Reichweite: Eine Änderung der Reichweite des Infrarotsensors
ist ebenso in den beiden zuvor genannten Varianten (PC oder
Wedelcode) möglich.
11. Thermische Behandlung: In jedem Armaturenmodul kann die
Teilnahme und der Ablauf, also ob und wie diese Armatur
an der thermischen Behandlung des Systems teilnehmen soll,
programmiert werden.
Das Ziel ist immer die Erreichung einer bestimmten Temperatur des
Installationsmaterials durch das ausströmende heiße Wasser nach
dem Öffnen der Magnetventile. Dazu kann einerseits ihre
zeitabhängige Öffnung aktiviert werden und andererseits ihre
temperaturabhängige. Dabei öffnen die Magnetventile entspre-
chend einer hinterlegten Temperaturtabelle unterschiedlich lange:
je wärmer desto kürzer. Zusätzlich ist eine so genannte triggernde
Öffnung aktivierbar. Damit wird die während einer thermischen
Behandlung des Systems ausströmende Wassermenge, und so die
Wasser- und Energiekosten, reduziert. Dazu wird dem Temperatur-
sensor, der an einer „repräsentativen“ Stelle des Installationsmate-
rials angebracht werden sollte, eine „Abschalttemperatur“
vorgegeben, die um 2 Kelvin über der Temperatur liegt, die zu
einer thermischen Behandlung des Installationsmaterials
notwendig ist. Wird diese „Abschalttemperatur“ nach dem Öffnen
des Magnetventils erreicht und durch den Fühler registriert,
veranlasst das Modul das Schließen des Ventils. Erst wenn das
Material wieder auf die um 2 Kelvin niedrigere Temperatur
abgekühlt ist, öffnet das Magnetventil erneut. Damit ist eine
Wassermengeneinsparung um ca. 1⁄3 durchaus realisierbar. Als
Temperaturfühler stehen drei Arten zur Verfügung (Einschraub-
5. Temperaturmessung: In Abhängigkeit der Armaturenart können
sowohl Warmwasser- als auch Kaltwassertemperaturfühler an das
Modul angeschlossen werden. Zwei Beispiele: die Temperaturüber-
wachung für die „Hygienespülungen“ und die Temperaturmes-
sungen am Installationsmaterial bei einer thermischen Behandlung.
Diese wird durch Anlegefühler, die an der Außenwand des
Installationsmaterials angebracht sind, erreicht.
6. Temperaturspeicherung: Die über die Kalt- und Warmwasser-
temperaturfühler erfassten Werte werden während des Normalbe-
triebes alle 2 Minuten über einen Zeitraum von 90 Minuten im
Armaturenmodul gespeichert. „Ältere“ Daten können, vor allem
für langfristige Auswertungen, an einen angeschlossenen PC zum
Speichern weitergeleitet werden. Während einer thermischen
Behandlung des Installationssystems werden die Temperaturen
allerdings alle 10 Sekunden erfasst mit dem Ziel, einer nachvoll-
ziehbaren Protokollierung. Nur so kann eine Regelwerks- und vor
allem Hygienekonformität der thermischen Behandlung gewähr-
leistet werden. Wenn dann noch periodisch die Ergebnisse mikro-
bieller Beprobungen als Auswertedaten zur Verfügung stehen,
kann tatsächlich von Desinfektionen gesprochen werden und
nicht nur von Behandlungen.
7. Protokollspeicher: Die Anzahl der Öffnungen und Öffnungs-
zeiten eines Magnetventils können erfasst und gespeichert
werden. Ebenso werden Statistikdaten wie Betriebsstundenzähler
und die letzte thermische Behandlung sowie die Zeit seit der
letzten Hygienespülung und Störungen aller Art erfasst.
8. Sicherheitsabschaltung bei Thermischer Behandlung: Mit
Start der thermischen Behandlung schalten die daran teilneh-
menden Armaturen aus Sicherheitsgründen ab und sind nicht
benutzbar. Dies entspricht den Forderungen, die sich aus der
Verkehrssicherungspfl icht des Betreibers ergeben. Eine ungewollte
Aktivierung eines Sensors führt, je nach Programmierung, zur
Unterbrechung der thermischen Behandlung entweder nur an
dieser Armatur oder an allen.
U P O N O R KO N G R E S S 2 0 0 9 5 5
Reinhard Bartz – Planung und Betrieb einer wirtschaftlichen, regelwerks- und hygienekonformen Trinkwasserinstallation
Die Elektronikmodule können, wie bereits erwähnt, mittels eines
RJ 45 Anschlusses des mit ihnen verbundenen ECCs/Netzteils auch
mit einem PC kommunizieren. Da dieser wiederum das „Tor“ zum
Internet ist, eröffnet sich somit die Möglichkeit, Änderungen der
Software oder so genannte Updates selbst des Betriebsprogramms via
Mail vom Hersteller und Entwickler zum Endkunden zu schicken. Was
zudem eine nicht zu überschätzende Vereinfachung der Fehlersuche
und Fehlerbehebung aus der Ferne darstellt. Wenn in der Vorgänger-
variante noch ganze Busknoten in solchen Fällen ausgetauscht werden
mussten, reicht heute ein so genanntes Flashen. Darunter versteht
man das „Überschreiben“ des Flash-Speichers mit einer neuen
Software.
fühler für den Armaturenblock, Einsteckfühler für die Wassermen-
genregulierung oder Anlegefühler). Welcher gewählt wird, sollte
von der Zielstellung und Möglichkeit abhängig gemacht werden,
wie eine „repräsentative“ Temperaturerfassung zu erreichen ist.
Unter „repräsentativ“ ist zu verstehen, dass ein Messort für die
Temperaturerfassung auszuwählen ist, der den Rückschluss
zulässt, dass auch alle anderen Materialtemperaturen, die keiner
Erfassung unterliegen, mindestens diesem Wert entsprechen.
12. Programmumschaltung: In jedem Modul können zwei völlig
unterschiedliche IDs, also Anwendungsprogramme für Spülen,
Waschen oder Duschen, aktiviert werden. Die jeweiligen
Programme sind über einen ECC-Funktionscontroller oder einen
PC umschaltbar. Beispiel Schule: Nachdem die Schüler in die Ferien
geschickt wurden, könnte der Hausmeister vom „Normalbetrieb“
auf den „Ferienbetrieb“ umschalten. Als Folge kann nun keine
Armatur mehr „normal“ benutzt werden, dafür ist aber für eine
selbstständige Spülung alle 24 h gesorgt. Zusätzlich könnte bei
einer unberechtigten Aktivierung eines Sensors ein Alarm
ausgelöst werden, wodurch die Sicherheit während der Ferien
erhöht wird. Ähnliches bietet sich für Sportstadien an, die vom
Wochen-/Trainingsbetrieb auf Wochenend-/Spielbetrieb
umschalten. Auch so lässt sich das Problem der Überdimensionie-
rung lösen.
13. Vor- und Nachspülung: Die Vorspülung stammt noch aus der
Zeit der so genannten Flachspüler bei den WCs. Bei diesen
Keramiken kam es zu unschönen Anhaftungen von Fäkalien, wenn
ihre Oberfl ächen, durch längeres Nichtbenutzen und Verdunsten
des Wassers, trocken waren. Für solche Fälle macht es Sinn, dass
vor ihrer Benutzung eine geringe Spülmenge die Keramikoberfl ä-
che anfeuchtet. Das Nachspülen sollte dann aktiviert werden,
wenn potenziell die Möglichkeit besteht, dass nach einer
Hauptspülung noch ungewollt Abfälle in das WC oder Urinal
gelangen.
Bild 26: Über Parametrierungsmasken können die „IDs“ und bis zu 1800 Parameter verändert werden
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Reinhard Bartz – Planung und Betrieb einer wirtschaftlichen, regelwerks- und hygienekonformen Trinkwasserinstallation
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Dipl.-Ing. Jürgen Klement – Gasinstallationen mit Mehrschichtverbundrohren – Neue Wege zur individuellen Gasanwendung
Für Dipl.-Ing. Jürgen Klement
aus der TI Uponor MLC-G
Das Uponor Verbundrohrsystem MLC-G für die Gasinstallation
Das lückenlose Programm ermöglicht die komplette Gasinstallation.
Dabei ist die Verlegung besonders einfach und wirtschaftlich: Die
Kernstücke des Systems, das Uponor Mehrschichtverbundrohr und die
zugehörigen Fittings werden im eigenen Haus gefertigt und sind somit
perfekt aufeinander abgestimmt. Durch die Formstabilität des Rohres
und die geringe Längenausdehnung sind nur wenige Befestigungs-
punkte nötig. Abgerundet wird das Uponor Verbundrohrsystem durch
ein durchdachtes Werkzeugprogramm: vom Rohrschneide-Werkzeug
über Entgrater bis hin zu Presswerkzeugen. Die dauerhafte Sicherheit,
verbunden mit einer langen Lebensdauer, sind die wichtigsten
Anforderungen, die heute an eine zuverlässige und hochwertige
Gasinstallation gestellt werden.
Mit dem Uponor MLC-G Verbundrohrsystem wird auf eine geprüfte
und zertifi zierte Qualität gesetzt, Voraussetzung um alle erforder-
lichen Bauregeln einzuhalten. Das Uponor Unipipe MLC-G Gasrohr
ist korrosionsbeständig, fl exibel und formstabil.
Merkmale MLC-G Gassystem
Das Rohr ist in der farblichen Kennzeichnung für Gas international
(gelb) permanent eingefärbt. Die Fittings besitzen einen gelben
Pressanschlagring. Der Dichtring unterscheidet sich zum Standard-
dichtring im Wasser-/Heizkörperbereich sichtbar durch seine gelbe
Einfärbung sowie der Materialart. Gas-Komponenten deshalb niemals
mit dem Standard-Programm für Wasser-/Heizkörper mischen!
Das gelbe Uponor Unipipe MLC-G Gasrohr Mehrschichtverbundrohr
(PE-Xb – Haftvermittler – überlappt längsverschweißtes Aluminium –
Haftvermittler – PE-Xb) ist gegen Erdgas und die zulässigen Begleit-
stoffe (z. B. Odoriermittel) beständig und diffusionsdicht. Das Uponor
Unipipe MLC-G Gasrohr besteht aus einem überlapptlängsver-
schweißten Aluminiumrohr, auf das innen und außen eine Schicht aus
vernetztem Polyethylen aufgebracht ist. Alle Schichten werden durch
eine zwischenliegende Haftvermittlerschicht dauerhaft miteinander
verbunden. Das überlappte Verschweißen des Aluminiumrohres bietet
durch die breitere Verbindungsstelle eine sehr sichere und dauerhafte
Verbindung.
Die Uponor MLC-G Gas Pressfi ttings sind mit erdgasbeständigen
O-Ringen, welche nicht heißwasserbeständig sind, ausgestattet.
Deshalb dürfen die Komponenten nicht für die Sanitär oder Heizungs-
installation eingesetzt werden. Die Uponor MLC-G Gasfi ttings
bestehen aus einem verzinnten Messinggrundkörper mit werkseits
fi xierten Presshülsen aus Edelstahl für das schnelle Herstellen der
Verbindungen. Die fi xierte Presshülse bietet einen Schutz des
innenliegenden Dichtrings vor mechanischen Beschädigungen. Zur
optischen Kennzeichnung tragen die Gasfi ttings gelbe Anschlagringe.
Die Uponor MLC-G Gas Pressfi ttings sind nur für das einmalige
Verpressen bestimmt und danach nicht wiederverwendbar. Das
Nachverpressen ist nicht zulässig. Die Verpresstechnik der Uponor
MLC-G Gasfi ttings mit dem Uponor Unipipe MLC-G Gasrohr erzeugt
unlösbare, dauerhaft dichte Verbindungen. Die erforderlichen
Pressbacken müssen das KSP0 Pressprofi l besitzen.
Sicherheitseinrichtungen
Beim Einsatz von Mehrschichtverbundrohren in der Gasinstallation
müssen gemäß DVGW-TRGI 2008 Gasströmungswächter (GS)
eingesetzt werden. Diese müssen metallisch wärmeleitend jeweils mit
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Dipl.-Ing. Jürgen Klement – Gasinstallationen mit Mehrschichtverbundrohren – Neue Wege zur individuellen Gasanwendung
einer thermischen Absperreinrichtung (TAE) verbunden sein. Für das
Uponor MLC-G Gassystem sind deshalb vorgefertigte GS/TAE-Ein-
heiten, bestehend aus einem GS mit verbundener TAE, erhältlich.
Defi nition
Der Gasstromungswächter ist eine aktive Sicherungsmaßnahme zum
Schutz der Gasanlage gegen Manipulationen, welche bei versehent-
lichen oder vorsätzlichen Beschädigungen der Gasleitung (z. B.
Brandfall), sofort selbsttätig den Gasdurchsatz unterbricht. Die
DVGW-TRGI 2008 schreiben bei der Verwendung von Mehrschichtver-
bundrohren beim GS jeweils den Einsatz einer thermisch auslösenden
Absperreinrichtung vor. Deshalb bietet Uponor schon werkseits fest
verbundene Kombilösung GST in verschiedenen Typen an. Die Auswahl
des Gasstromungswächters richtet sich leistungsbezogen entsprechend
dem Einbaufall bei bestimmtem Leitungsdurchmesser und -länge und
der Nennwärmebelastung bzw. Gesamtnennwärmebelastung. Für
Uponor MLC-G dürfen nur GS Typ K mit Druckverlust 0,5 mbar (bei
Nenndurchfl uss) verwendet werden. Die GS/ TAE-Einheit muss in der
auf dem Typenschild angegebenen Einbaulage (waagerecht oder
senkrecht nach oben) eingebaut werden, um das geforderte Schließ-
verhalten und damit die Funktion sicherzustellen.
Thermisch auslosende Absperreinrichtung (TAE)
Der im Innenraum der TAE beinhaltete Schließkörper reagiert auf
thermische Beanspruchung und unterbricht bei Erreichen der
Auslösetemperatur den Gasdurchfl uss. Die TAE bleiben bei Tempera-
turen bis 925 °C sowie nach dem Abkühlen dicht.
Planungsgrundlagen Gasinstallation
Die Technischen Regeln für die Gasinstallation (kurz: TRGI) sind als
DVGW-Arbeitsblatt G 600 die verbindliche und gleichsam wichtigste
Vorschrift für das Fachhandwerk in der Gasinstallation.
Die DVGW-TRGI 2008 regelt, wie Gasanlagen geplant, ausgeführt,
gewartet und instand gehalten werden müssen. Die Vorgaben der
DVGW-TRGI 2008 sind ausnahmslos für alle Installationen mit dem
Uponor MLC-G Gassystem zu beachten und einzuhalten.
Die Technischen Regeln für Gas-Installationen gelten für
Planung
Erstellung
Änderung
Instandhaltung
Sie gelten für Gasinstallationen in Gebäuden und auf Grund-
stücken, die mit Gasen der 1., 2. und 4. Gasfamilie und mit Drucken
bis 100 mbar (Niederdruck) betrieben werden.
Das Uponor MLC-G Verbundrohrsystem für die Gasinstallation kann
eingesetzt werden für Gasanlagen beginnend hinter der Hauptabsper-
reinrichtung (HAE) bis zum Gasgeräteanschluss.
Allgemeine Anforderungen an die Gasinstallation
Einsatzgrenzen
Das Uponor MLC-G Gassystem darf nicht eingesetzt werden für
Betriebsdrucke über 100 mbar und als frei verlegte Außenleitung.
Erdverlegte Außenleitungen dürfen nur zum Anschluss von Gasgeräten
im Freien verwendet werden (Bild 1).
Das Uponor MLC-G Gassystem ist nur geeignet für den Einsatz von
Erdgas gem. der 2. Gasfamilie. max. 100 mbar (10 kPa oder 0,01 MPa)
und wird innerhalb von Gebäuden zur Gasgeräte-Versorgung
eingesetzt.
U P O N O R KO N G R E S S 2 0 0 9 5 9
Dipl.-Ing. Jürgen Klement – Gasinstallationen mit Mehrschichtverbundrohren – Neue Wege zur individuellen Gasanwendung
Bild 1: Einsatzbereiche MLC-G
Begriffe der Gasinstallationstechnik
Gasinstallation
Die Gasinstallation ist die Einrichtung hinter der Hauptabsperreinrich-
tung (HAE) bis zur Mündung der Abgasanlage ins Freie. Gasinstallati-
onen bestehen aus Leitungsanlagen, Gasgeräten, Verbrennungsluft-
versorgung und Abgasanlagen. Das Uponor MLC-G Gassystem dient
zur Erstellung von Leitungsanlagen zur Versorgung von Gasgeräten.
Erstellung der Gasinstallation
Nach der DVGW-TRGI 2008 ist die Erstellung der Gasinstallation
(früher Gasanlage) die Gesamtheit der Maßnahmen für die Errichtung
der Gasinstallation.
Instandhaltung
Die Instandhaltung in Anlehnung an DIN EN 13306 und DIN 31051 ist
die Gesamtheit der Maßnahmen zur Feststellung und Beurteilung des
Ist-Zustandes sowie zur Bewahrung und Wiederherstellung des
Soll-Zustandes und gliedert sich in (vgl. Bild 2):
Sichtkontrolle durch den Betreiber der Gasinstallation
„Hausschau“ im Zuge der Erfüllung der Verkehrssicherungspfl icht
Inspektion (Feststellung und Beurteilung des Ist-Zustandes)
Wartung (Bewahrung des Soll-Zustandes)
Instandsetzung (Wiederherstellung des Soll-Zustandes).
Hauptabsperreinrichtung (HAE)
Die HAE ist die Absperreinrichtung am Ende der Hausanschlussleitung,
die dazu bestimmt ist, die Gasversorgung eines oder mehrerer Gebäude
abzusperren.
Gasdruckregelgerät (GR)
Das GR ist ein Bauteil zum Regeln des Druckes im nachgeschalteten
Teil der Leitungsanlage. Es kann als Haus- oder Zähler-Druckregelgerät
eingesetzt werden.
Thermisch auslösende Absperreinrichtung (TAE)
Eine TAE bewirkt die Absperrung des Gasfl usses, wenn die Temperatur
dieses Bauteiles einen vorgegebenen Wert überschreitet.
Gasströmungswächter (GS)
Der GS ist eine Einrichtung, die den Gasdurchfl uss selbsttätig sperrt,
wenn der Schließdurchfl uss überschritten wird.
Gassteckdose (GSD)
Die GSD ist die Sicherheits-Gasanschlussarmatur nach DIN 3383-1
oder DVGW-Prüfgrundlage VP 635-1.
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Dipl.-Ing. Jürgen Klement – Gasinstallationen mit Mehrschichtverbundrohren – Neue Wege zur individuellen Gasanwendung
Leitung
Die Leitung besteht aus Rohren und ihren Verbindungen.
Leitungsanlage
Die Leitungsanlage besteht aus der Leitung sowie den notwendigen
Bauteilen. Sie kann sowohl aus Außenleitungen und/oder Innenlei-
tungen bestehen.
Außenleitung
Die Außenleitung ist die Leitung hinter der HAE, die außerhalb von
Gebäuden verlegt ist.
Innenleitung
Die Innenleitung ist die im Gebäude verlegte Gasleitung hinter der
HAE. Die Innenleitung und die Außenleitung können aus Verteilungs-
leitung, Steigleitung, Verbrauchsleitung, Abzweigleitung, Einzelzulei-
tung und Gasgeräteanschlussleitung bestehen.
Verteilungsleitung
Die Verteilungsleitung ist der Leitungsteil zu mehreren Gaszählern.
Steigleitung
Die Steigleitung ist der Leitungsteil der Verteilungsleitung, der
senkrecht von Geschoss zu Geschoss fuhrt.
Verbrauchsleitung
Eine Verbrauchsleitung ist der Leitungsteil beginnend ab Abzweig von
der Verteilungsleitung oder ab Ende Verteilungsleitung bzw. ab HAE
bis zu den Abzweigleitungen.
Abzweigleitung
Die Abzweigleitung ist der Leitungsteil, der von der Verbrauchsleitung
zur Geräteanschlussarmatur führt. Sie dient ausschließlich zur
Versorgung eines Gasgerätes.
Einzelzuleitung
Bei Gasinstallationen mit nur einem Gasgerät ist die Einzelzuleitung
der Leitungsteil von HAE bis zur Gasgeräteanschlussarmatur.
Geräteanschlussleitung
Die Geräteanschlussleitung ist der Leitungsteil von der Gerätean-
schlussarmatur bis zum Anschluss am Gasgerät.
Besondere Anforderungen bei der Verlegung von Kunststoff-
Innenleitungen für Betriebsdrücke bis zu 100 mbar
Für den Bereich der Verwendung von Kunststoff- Innenleitungen
schreibt die DVGW-TRGI 2008 besondere Vorschriften zur Verlegetech-
nik vor. Weitergehend als die allgemein gültigen Einbauvorschriften
wird hier die „Forderung nach Explosionssicherheit der Gasinstallation”
gefordert, weil Mehrschichtverbundrohre die HTB-Qualität nicht
bereits von sich aus darstellen. Zur Erfüllung der geforderten Explosi-
onssicherheit sind also beim Einbau vom Uponor MLC-G Gassystem
Sicherheitseinrichtungen in Verbindung mit spezifi schen Bruchverhal-
tensanforderungen an das Rohrleitungssystem sowie eine darauf
abgestimmte spezielle Leitungsführung zu den einzelnen Gasgeräten
erforderlich. Diese Sicherheitseinrichtungen erfüllen dann auch die
Anforderung zum Schutz gegen Eingriffe Unbefugter.
Dokumentationspfl icht
Die Ergebnisse einer Dichtheits- und Belastungsprüfung müssen
dokumentiert und aufbewahrt werden (in der Regel durch die übliche
Installationsanmeldung oder Fertigmeldung beim Netzbetreiber bzw.
als separates Prüfprotokoll). Erst nach erfolgreich abgelegten
Prüfungen darf in Uponor-MLC-G Gasinstallationen Gas eingelassen
werden. Es ist festzustellen, dass die Leitungsanlage entsprechend der
vorgesehenen Druckstufe für dicht befunden worden ist.
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Dipl.-Ing. Jürgen Klement – Gasinstallationen mit Mehrschichtverbundrohren – Neue Wege zur individuellen Gasanwendung
Berechnungsgrundlagen: Tabellen- und Diagrammverfahren
Die DVGW-TRGI 2008 legen mit der Änderung der Rohrnetzberechnung
eine der wichtigsten Neuerungen vor. Die Bemessung der Leitungsanla-
ge wurde komplett überarbeitet und ersetzt die bisherigen, strömungs-
technisch kaum nachzuvollziehenden Dimensionierungen.
Änderungen und Neuerungen
Anstelle von Zeta-Werten wird der Druckverlust der Formteile durch
äquivalente Rohrlängen berücksichtigt. Jedes System eines Herstellers
hat eigene Auslegungsdiagramme für jeden Teilabschnitt der Gas-
installation.
Der Installateur/Planer liest die erforderliche Rohrdimension abhängig
von den festgelegten Parametern Leitungslänge und Anschlussvolu-
menstrom des Gasgerätes aus den Auslegungsdiagrammen ab. Statt
wie bisher 2,6 mbar führt die neue DVGW-TRGI 2008 einen zulässigen
Druckverlust von 3 mbar ein, dazu wurde der Nenn-Ausgangsdruck auf
23 mbar angehoben, um einen Gasgeräteanschluss von 20 mbar
sicherzustellen. Der Heizwert ist jetzt einheitlich defi niert für Erdgas L
mit H = 8,6 kW/m3, so können die Druckverluste ohne Umrechnungen
auf Volumenströme unmittelbar mit der Nennbelastung QNB
(Typenschild oder Beschreibung) ermittelt werden. Zeta-Werte unter
0,5 werden beim neuen Verfahren vernachlässigt.
Für gebogenes Rohr wird kein zusätzlicher Druckverlust berück-
sichtigt. Die Gleichzeitigkeit ist in den Tabellen integriert. Druckver-
luste werden nun dynamisch, also entsprechend des tatsächlichen
Volumenstroms berücksichtigt. Form- und Verbindungsstücke werden
als Längenzuschläge angerechnet. Die notwendigen Tabellen und
Diagramme in den DVGW-TRGI 2008 sind exemplarisch für metallene
Leitungen abgebildet, die Werte für das Uponor Mehrschichtver-
bundrohrsystem MLC-G fi nden sich in der technischen Information
MLC-G von Uponor.
Tabellenverfahren
Das Tabellenverfahren ist das allgemeine Verfahren. Aus den Tabellen
in Abhängigkeit von der Belastung vorgegebenen Druckverlusten der
Bauteile wird anhand des vorhandenen Leitungsschemas der Druckver-
lust der Leitungslänge ermittelt.
Dabei können einzelne Bauteile der Leitungsanlage beliebig kombiniert
werden. Es können mehrere Rohrwerkstoffe (z. B. Stahl und Kupfer)
innerhalb einer Gasinstallation kombiniert werden.
Diagrammverfahren
Das Diagrammverfahren kann bei einer Einzelzuleitung oder bei einer
Verteilerinstallation genutzt werden. Es führt wesentlich schneller zum
Ziel, setzt aber voraus, dass neben dem ermittelten Rohrdurchmesser
auch die im Diagramm der Belastung zugeordneten Größen von Gas-
strömungswächter, Gaszähler und Geräteanschlussarmatur wie angege-
ben eingesetzt werden. Der Gesamtdruckverlust von 300 Pa ist
vorgegeben.
Bild 2: Prüfungen
6 2 U P O N O R KO N G R E S S 2 0 0 9
Dipl.-Ing. Jürgen Klement – Gasinstallationen mit Mehrschichtverbundrohren – Neue Wege zur individuellen Gasanwendung
Es können natürlich auch größere Gaszähler oder Armaturen einge-
setzt werden, der hieraus resultierende Druckgewinn kann aber nicht
zu einer eventuellen Minderung des Rohrdurchmessers genutzt
werden.
Es stehen insgesamt 5 Diagramme zur Berechnung für
unterschiedliche Abnehmeranzahlen zur Verfügung.
Bei einer Einzelzuleitung (mit konstantem Rohrdurchmesser)
wird benötigt:
Skizze des Rohrleitungsverlaufs daraus:
Rohrlänge, Anzahl der Winkel (keine gebogenen
Richtungsänderungen)
Nennbelastung in kW des Gasgerätes
Nennweite und Art (Eck/Durchgang) der
Geräteanschlussarmatur
Dies ist ein Auszug aus dem Kapitel
„Das Uponor Verbundrohrsystem MLC-G für die Gasinstallation“
des Uponor Gesamttechnik Hauskataloges 2009
Zusammengefasst von Dipl.-Phys. Sven Petersen
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Dipl.-Ing. Dipl. Wirt.-Ing. Christian Küken – Energieeffi ziente Pumpensysteme – Zusätzliche Energieeinsparungen in Pumpensystemen durch optimierte Laufradanpassung und angepasste Umschaltpunkte
Dipl.-Ing. Dipl. Wirt.-Ing. Christian Küken
EnergieeffizientePumpensysteme –Zusätzliche Energie-einsparungen in Pumpensystemen durch optimierte Laufrad-anpassung und ange-passte Umschaltpunkte
Fachartikel zum gleichnamigen Vortrag anlässlich
des UPONOR Kongresses „Green Building“ am
23. bis 27.03.2009 in Sankt Christoph am Arlberg
in Österreich
Einleitung
Das Thema „Green Building“ des UPONOR Kongresses lässt bereits
erahnen, dass Energieeinsparung und Reduzierung von klimaschäd-
lichen Emissionen ein zentrales Thema der kommenden Jahre auch in
der Gebäudetechnik sein wird. Zwar ist Deutschland bereits jetzt
Vorreiter, wenn es um die Erstellung von energieeffi zienten und damit
umweltverträglichen Anlagen und Gebäuden geht, doch kann hier
nicht genug unternommen werden, den Standard so weit wie möglich
weiter zu verbessern. Die Kenntnis der Planung und Ausführung von
„grünen Anlagen“ in „grünen Gebäuden“ unterstreicht dabei den
Anspruch Deutschlands als Hochtechnologiestandort und nützt dabei
sowohl Investoren als auch Betreibern. Energiepolitisch wird sich der
Verbrauch von Energie zukünftig zum Luxus entwickeln, so dass auch
Investoren ein Interesse an energiesparender Technik haben werden,
um ihre Objekte aus Sicht der Nebenkosten interessant und leicht
vermietbar zu machen. An dieser Entwicklung hat die Pumpentechnik
nicht den größten, aber doch einen nennenswerten Anteil. Dabei sollen
in diesem Artikel Wege zur Energieeinsparung aufgezeigt werden, die
über den heute ohnehin schon hohen Standard hinausgehen, ohne
dabei das Investment zu erhöhen.
Stand der Technik in der Pumpentechnik
Bevor näher darauf eingegangen wird, welche Maßnahmen zu weiteren
Energieeinsparungen führen, soll zunächst der derzeitige Stand der
Technik in der Gebäudetechnik in Bezug auf Anlagen, die mit Pumpen
arbeiten, defi niert werden. Wie eingangs erwähnt wurde, ist hier in den
letzten Jahren bereits eine Menge passiert. Deutsche Anlagenplaner
und Anlagenbauer haben erkannt, dass Energieeffi zienz – zumindest in
einem bezahlbaren Rahmen – die Pfl icht und nicht etwa die Kür
darstellt. Die Energieeinsparverordnung schafft – über die gesetzlichen
Rahmenbedingungen hinaus – auch bei den Kunden ein Verständnis für
die Notwendigkeit des Einsatzes moderner Technologien in ihren
Gebäuden.
Heute kann man so gut wie keine neu erstellte Heizungsanlage mehr
fi nden, in der nicht elektronisch drehzahlgeregelte Pumpen eingesetzt
werden. Diese Technologie kann als Stand der Technik angesehen
werden, auch wenn die Energieeinsparverordnung nur eine Drehzahl-
anpassung in mindestens drei Stufen fordert. Die erhebliche Energie-
einsparung resultiert dabei aus dem wohlbekannten physikalischen
Zusammenhang, dass die hydraulische Leistung in dritter Potenz von
dem geförderten Volumenstrom abhängig ist (Affi nitätsgesetze). Einer
Anlage wird immer nur gerade soviel Medium und Druck zur Verfügung
gestellt, wie zur Deckung des momentanen Bedarfes notwendig ist.
Hierbei gibt es verschiedene Regelstrategien, die noch erörtert
werden.
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Dipl.-Ing. Dipl. Wirt.-Ing. Christian Küken – Energieeffi ziente Pumpensysteme – Zusätzliche Energieeinsparungen in Pumpensystemen durch optimierte Laufradanpassung und angepasste Umschaltpunkte
Großen Einfl uss auf die Energieeffi zienz der Gesamtanlage hat
natürlich ebenfalls der hydraulische Wirkungsgrad der Pumpe selbst.
Dieser wurde durch computergestütztes Gehäuse- und Laufraddesign
in den letzten Jahren drastisch verbessert. Letztlich hat auch der
Wirkungsgrad auf der Antriebsseite einen wesentlichen Effekt auf die
Energieeffi zienz. Hier haben sich im Bereich der kleinen Heizungsum-
wälzpumpen elektronisch kommutierte Gleichstrom Synchronmotoren
durchgesetzt, die man meist an ihrem Energielabel der Klasse „A“
erkennen kann. Für größere Pumpen, die meist mit asynchronen
Normmotoren ausgestattet sind, hat sich hier in den letzten Jahren die
CEMEP Klassifi zierung EFF durchgesetzt. Als Ausdruck höchster
Effi zienz dient hierbei die Klassifi zierung eines Elektromotors als EFF1.
Diese Klassifi zierung ist mittlerweile im Markt angekommen und auch
angenommen worden.
Bei Grundfos werden EFF1 Motoren bei Pumpen der Baureihe TP
(einstufi ge Inline Pumpen) seit 2004 und seit 2005 bei Pumpen der
Baureihe CR (mehrstufi ge Inline Pumpen) als Standard verbaut. Heute
verwendet Grundfos EFF1 Motoren – soweit möglich – auf allen
Pumpenbaureihen. Bereits im Jahr 2007 waren alle innerhalb von
Grundfos ausgelieferten und CEMEP relevanten Motoren EFF1
klassifi ziert. Auch wenn Grundfos diese Motorenklassifi zierung als
heutigen Stand der Technik ansieht, beginnen andere Hersteller erst
jetzt, ihr Produktprogramm entsprechend auf EFF1 als Standard
anzupassen.
In den kommenden Jahren wird die EFF Kennzeichnung jedoch durch
die neu entwickelte IEC Kennzeichnung nach IEC 60034-30 abgelöst
werden. Dabei entspricht die neue Klasse IE2 im weitesten Sinne dem
heutigen EFF1 Standard. Im Rahmen der IEC Kennzeichnung wird
jedoch die heutige Begrenzung der EFF Kennzeichnung (Nur 2 und 4
polige Motoren von 1,1 bis 90 kW) aufgehoben und gleichzeitig neue
Klassen (IE3 und IE4) defi niert, die gegenüber EFF1 noch weitere
Wirkungsgradverbesserungen bringen sollen.
Abb. 1: Logo der CEMEP EFF1 Klassifi zierung für Elektromotoren sowie Typenschild Abb. 2: Wirkungsgrade von Elektromotoren gemäß IEC 60034-30(Quelle: Motor Summit 2008, Zürich, 4E Motor Systems, Conrad U. Brunner)
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Dipl.-Ing. Dipl. Wirt.-Ing. Christian Küken – Energieeffi ziente Pumpensysteme – Zusätzliche Energieeinsparungen in Pumpensystemen durch optimierte Laufradanpassung und angepasste Umschaltpunkte
Life-Cycle-Costs von Pumpensystemen
Die Auslegung von Umwälzpumpen geschah in der Vergangenheit
häufi g derart, dass eine Pumpe gesucht wurde, deren Bestpunkt
(Betriebspunkt bei voller Drehzahl mit höchstem Gesamtwirkungsgrad)
möglichst nahe an dem berechneten Auslegungsbetriebspunkt lag. Bei
ungeregelten Pumpen (z.B. Zubringerpumpen vor hydraulischen
Weichen) ist diese Vorgehensweise auch weiterhin angebracht. Bei
geregelten Pumpen kann der planende Ingenieur jedoch allein aus der
Kennlinie nicht entnehmen, welche Pumpe die Anforderungen seines
Systems optimal erfüllt und letztlich die höchste Effi zienz aufweist.
Hierzu ist eine softwaregestützte Auswahl der Pumpe unter Analyse
der unterschiedlichen Life-Cycle-Costs (Lebenszykluskosten) - oder
kurz LCC – erforderlich.
Die Auslegungssoftware addiert hierzu die Energieverbräuche von
unterschiedlichen Lastzuständen betriebsstundenweise auf und
analysiert unter Einrechnung der Investitionskosten und weiterer LCC
Bestandteile, welche Pumpe für dieses System die am besten
geeignete ist. Hierzu wird ein Belastungsprofi l der geplanten Anlage
benötigt. Das bedeutet jedoch auch, dass es schon in der Planung
nicht ausreicht „nur“ das Rohrnetz zu berechnen, sondern dass schon
zu Beginn Überlegungen in Bezug auf die spätere Verwendung der
Anlage angestellt werden müssen.
Für Heizungsanlagen existiert hierbei das Profi l „Blauer Engel“, dass
für die Ermittlung der gesamten Leistungsaufnahmen bei der Vergabe
des Energielabels herangezogen wird. Dieses Profi l bildet die unter-
jährige Belastung der Heizungsanlage recht solide ab. In Tabelle 1 ist
dieses Profi l aufgeführt.
Man erkennt, dass der Vollastzustand gemäß dem Profi l nur an 410 h
im Jahr, also an 6 % der gesamten Betriebsstunden, überhaupt erreicht
wird. Es ist demnach auch nicht zielführend, eine drehzahlregelbare
Pumpe auf den Bestpunkt auszulegen, der sich lediglich auf die
maximale Drehzahl bezieht.
Schwieriger wird es bei von Heizungen abweichenden Anlagen. Hier
existieren keine standardisierten Profi le, die der Planer verwenden
kann. Im Rahmen integraler Planungen gehört es vielmehr zu den
planerischen Aufgaben, das Gespräch mit dem Kunden zu suchen, um
die Belastung seiner speziellen Anlage (z.B. Umluftkühlung für ein
Einkaufszentrum) so genau wie möglich zu ermitteln. Nur ein so gut
wie möglich passendes Profi l ermöglicht die Auswahl der energetisch
effi zientesten Pumpe für die geplante Anwendung. Das lässt den
Schluss zu, dass die Planung großen Einfl uss auf die spätere Energie-
effi zienz der Anlage hat. Zwar sind die verwendeten Komponenten ein
wesentliches Instrument zur Erreichung einer guten Energieeffi zienz,
aber die genaue Planung der Anlage, die Ermittlung eines zur
Anwendung passenden Profi ls und letztlich die Auswahl der richtigen
Komponenten, sind wenigstens ebenso wichtig.
Die Frage ist, wie sich die LCC von Pumpen allgemein zusammenset-
zen. Der weitaus größte Anteil wird durch den Einsatz von elektrischer
Energie (rund 90 % oder mehr) verursacht. Bei den LCC handelt es
sich um Kosten, die unter Einbeziehung von Steigerungsraten für
Preise und Energie für jedes Jahr der voraussichtlichen Lebensdauer
einer Komponente berechnet und dann auf den Investitionszeitpunkt
abgezinst werden. Die Tabelle 2 zeigt die Kostenbestandteile der LCC.
Betriebspunkt Volumenstromin Prozent der Vollast
BetriebsstundenAbsolut
Betriebsstundenin Prozent Gesamtstunden
1 100 % 410 h 6 %
2 75 % 1.026 h 15 %
3 50 % 2.394 h 35 %
4 25 % 3.010 h 44 %
∑ --- 6.840 h 100%
Tab. 1: Verteilung der Lastzustände beim „Blauer Engel Profi l“ für Heizungsanlagen
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Dipl.-Ing. Dipl. Wirt.-Ing. Christian Küken – Energieeffi ziente Pumpensysteme – Zusätzliche Energieeinsparungen in Pumpensystemen durch optimierte Laufradanpassung und angepasste Umschaltpunkte
Da die Energiekosten in der Gesamtbilanz den weitaus größten Anteil
haben, sollte hier versucht werden, durch den Einsatz der richtigen
Technik möglichst viel einzusparen. Dass man hierbei mit Hilfe von
geeigneter Software noch weitere Wege beschreiten kann, als lediglich
die effi zientesten Komponenten einzusetzen, soll im folgenden noch
beschrieben werden.
Energieeinsparpotentiale verschiedener Regelungsarten
In der Gebäudetechnik hat es sich bewährt, den Anlagenzustand über
die Messung des Differenzdruckes an der Pumpe selbst zu erfassen
oder die Lage des Betriebspunktes über andere Methoden festzustel-
len. Bekanntermaßen steigt der Differenzdruck bei einer konstanten
Drehzahl entlang der Pumpenkennlinie an und der Volumenstrom
nimmt zeitgleich ab, wenn die Anlagenkennlinie steiler wird (Drosse-
lungsvorgang). Der Druckanstieg wird registriert und die Regelung
kann die Drehzahl so lange mittels einer Änderung der Frequenz der
1 Investitionskosten
2 Installations- und Inbetriebnahmekosten
3 Energiekosten
4 Betriebskosten (Überwachung etc.)
5 Wartungs- und Reparaturkosten
6 Kosten infolge von Systemausfällen
7 Umweltkosten
8 Stillegungs- und Entsorgungskosten
∑ Life-Cycle-Costs(zu zukünftigen Preisen berechnete, abgezinste und aufsummierte Kosten über Lebensdauer)
Abb. 3: Verteilung der LCC einer Pumpe über ihre Lebensdauer
Tabelle 2: Kostenbestandteile von Life-Cycle-Costs
2 – 5 % Wartung
5 – 8 % Anschaffung
90 % Energiekosten
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Versorgungsspannung über den Frequenzumformer nach unten
anpassen, bis ein Differenzdruck erreicht wird, der sich auf der
Differenzdruck-Sollwertkurve befi ndet. Die derzeit meist
verwendeten Regelungsarten weisen Unterschiede in der Art
und Lage der Differenzdruck-Sollwertkurve auf.
Differenzdruckregelung konstant
Bei dieser Regelungsart
versucht die Regelung über eine
Anpassung der Drehzahl den
Differenzdruck in der Anlage
immer auf einem konstanten
Wert zu halten. Die Differenz-
druck-Sollwertkurve beschreibt
innerhalb des Pumpenkennlinie-
feldes eine gerade, horizontale
Linie. Mit dieser Regelungsart
wird gegenüber einem ungeregelten Betrieb bereits deutlich Energie
eingespart. Gleichzeitig werden Geräusche in der Anlage an Regelven-
tilen etc. deutlich verringert. Diese Regelungsart wird oft verwendet,
wenn die Regelventile einen sehr großen Anteil am Gesamtdruckverlust
haben und das Rohrnetz vergleichsweise kurz ist bzw. einen sehr
geringen Anteil am Gesamtdruckverlust aufweist.
Differenzdruckregelung proportional
Bei dieser Regelungsart ist die
Differenzdruck-Sollwertkurve
nicht als horizontale Gerade
ausgeführt, sondern verläuft
schräg. Das bedeutet, dass es
zu jedem Volumenstrom einen
anderen Differenzdrucksollwert
gibt. Als Folge muss die
Regelung den aktuellen
Volumenstrom kennen, um mit Hilfe des aktuellen Differenzdruckes die
Lage innerhalb des Kennlinienfeldes der Pumpe ermitteln zu können.
Die Absenkung des Sollwertes für den Differenzdruck resultiert aus der
Tatsache, dass der Druckverlust im Rohrnetz der Anlage quadratisch
mit einer Reduzierung des Volumenstroms sinkt. Als Standard gilt eine
Absenkung des Differenzdruck-Sollwertes bei minimalem Volumen-
strom von 50 % gegenüber dem Auslegungsdifferenzdruck. Dieser
Standardwert resultiert daraus, dass der Druckverlust des Rohrnetzes
idealerweise nur 50 % des Gesamtdruckverlustes einer Anlage
ausmacht. Bei modernen Regelungen kann dieser untere Sollwert
jedoch auch nach oben und unten angepasst werden. Diese Rege-
lungsart wird vornehmlich dort eingesetzt, wo das Rohrnetz einen
deutlichen Anteil am Gesamtdruckverlust der Anlage aufweist.
Differenzdruckregelung proportional, extern
Bei dieser Regelungsart wird
innerhalb der Regelung das
Verhalten nachgebildet, dass
sich bei einer Messung des
Differenzdruckes an der Pumpe
zeigen würde, wenn man eine
Anlage mit einer Schlecht-
punktregelung betreiben würde
(konstanter Differenzdruck an
einer oder mehreren hydrau-
lisch ungünstigen Punkten im Rohrsystem). Hierbei hat die Differenz-
druck-Sollwertkurve einen quadratischen Verlauf, die das reale Verhal-
ten eines Rohrnetzes noch wirklichkeitstreuer nachbildet, als dies bei
der normalen proportionalen Differenzdruckregelung der Fall ist. In
modernen Regelungen können hier die oberen und unteren Sollwert-
punkte festgelegt werden. Der Regler ermittelt dann den quadra-
tischen Verlauf der Sollwertkurve zwischen diesen Punkten. Der
Einsatzbereich entspricht dem der proportionalen Differenzdruckre-
gelung.
H
Q00
H
Q00
H
Q00
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Die verschiedenen Regelungsarten weisen auch unterschiedliche
Potenziale in Bezug auf die Einsparung von elektrischer Antriebsener-
gie auf, da bei gleichen Volumenströmen unterschiedliche Förderhöhen
aufgebaut werden. Mit der im Hause Grundfos entwickelten Software
CAPS wurden die aufgenommenen Mengen an elektrischer Energie für
ein Jahr für eine Beispielanlage unter Einsatz der unterschiedlichen
Regelungsarten und unter Verwendung des Profi ls „Blauer Engel“
berechnet.
Als Beispielanlage wurde hier eine Fernwärmeversorgung mit einem
Volumenstrom von 500 m³/h und einem Druckverlust im Vollastfall von
45 m verwendet. Dabei wurde bei der proportionalen Differenzdruck-
regelung und der proportional externen Differenzdruckregelung davon
ausgegangen, dass auch Absenkungen der Sollwertkennlinie um 70 %
bei minimalem Volumenstrom möglich sind. Dies ist selbstverständlich
nicht bei allen Anlagen der Fall. Werden die Sollwertkennlinien zu
extrem abgesenkt, so kann die Regelung schwierig sein. Tabelle 3 zeigt
die ermittelten Einsparpotentiale der verschiedenen Regelungsarten
bezogen auf die als Standard angesehene konstante Differenzdruckre-
gelung.
Man erkennt, dass die Energieeinsparung erwartungsgemäß dort am
größten ist, wo die Regelungsart die stärkste Absenkung des
Differenzdrucks im Schwachlastbereich herbeiführt. Wie eingangs
erwähnt, ist dies jedoch nicht für alle Anlagen möglich und richtig.
Auch hier ist ein weiteres Mal zu erkennen, dass die Planung einen
wesentlichen Einfl uss auf die Energieeffi zienz einer Anlage hat. Die
genaue Kenntnis der Hydraulik einer Anlage ist wichtig, um alle darin
enthaltenen Potenziale so weit wie möglich ausschöpfen zu können.
Weitere Einsparungen durch Laufradoptimierung erzielen
Vor allem beim Einsatz in größeren Anlagen ist es üblich Norm- oder
Blockpumpen einzusetzen. Hier hat es sich in Vergangenheit bewährt,
eine leicht überdimensionierte Standardpumpe über ein Abdrehen des
Laufrades derart anzupassen, dass die neue Kennlinie der Pumpe bei
maximaler Drehzahl genau auf dem Auslegungspunkt der Anlage bei
Vollast liegt.
Zwar begrenzt ein Abdrehen des Laufrades die maximale Leistungsauf-
nahme der Pumpe, da bei maximaler Drehzahl nicht unnötig zu viel
hydraulische Leistung zur Verfügung gestellt werden kann, doch hat ein
Abdrehen des Laufrades bekanntermaßen auch eine Verringerung des
hydraulischen Wirkungsgrades der Pumpe zur Folge. Allgemein lässt sich
sagen, dass größere Laufraddurchmesser den Wirkungsgrad einer Pumpe
verbessern, während kleinere Durchmesser diesen verschlechtern.
Dieser wohlbekannte Zusammenhang ist in den Algorithmus der
Grundfos Software CAPS eingefl ossen, um Kunden die energetisch
bestmögliche Pumpe für ihre Anlage anbieten zu können. Dabei wird
nicht der übliche Weg beschritten, eine Pumpe über ihren Bestpunkt
auszuwählen und anschließend das Laufrad passend abzudrehen, sondern
es werden in kürzester Zeit viele in Frage kommende Pumpen miteinan-
der verglichen. Dabei wird jede mögliche Pumpe auch in Bezug auf ihren
Laufraddurchmesser derart auf ihren Energieverbrauch mit Hilfe des
eingegebenen Lastprofi ls („Blauer Engel“ oder auch benutzerdefi niert)
Tab. 3: Jährlicher Energiebedarf und Einsparpotentiale verschiedener Regelungsarten
Regelungsart AbsenkungH
Soll
bei Qmin
ElektrischerEnergie-bedarf
Einsparungin Prozent
Konstanter Differenzdruck (Standard) 0 % 294.990 kWh/a ---
Proportionaler Differenzdruck 50 % 214.210 kWh/a 27,4 %
Proportionaler Differenzdruck, extern 50 % 184.910 kWh/a 37,3 %
Proportionaler Differenzdruck 70 % 184.800 kWh/a 37,4 %
Proportionaler Differenzdruck, extern 70 % 146.160 kWh/a 50,5 %
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Das Programm lässt jedoch auch einen übergroßen Motor zu. Es ist
durchaus denkbar, dass ein größerer Motor, mit einem hierdurch noch
größeren möglichen Laufraddurchmesser und einer herabgesetzten
Drehzahl noch niedrigere Life-Cycle-Costs aufweist. Hierdurch würde der
Investitionsaufwand leicht erhöht werden, was jedoch in der LCC-Analyse
Berücksichtigung fi ndet.
Eine Vergrößerung des Laufraddurchmessers bringt, bedingt durch
komplexe Zusammenhänge in der Pumpe (z.B. Erhöhung von
Innenwiderständen), nicht immer zwangsläufi g eine Energieeinsparung
mit sich. Aus diesem Grund wird die gesamte Analyse ständig neu für
jeden eingegebenen Betriebspunkt und alle in Frage kommenden Pum-
pen durchgeführt. Um das Potential dieser computergestützten
Laufrad Optimierung aufzuzeigen, wurde die bereits zuvor als Beispiel
verwendete Anlage (Q = 500 m³/h und H = 45 m) einer entspre-
chenden Optimierung unterzogen. Dabei wurde davon ausgegangen,
dass die Anlage mit einer proportionalen Differenzdruckregelung bei
einer Absenkung von 50 % arbeiten kann.
analysiert, dass auch größere Laufraddurchmesser als eigentlich
erforderlich möglich und auch wahrscheinlich sind.
Ausgehend von der Erkenntnis, dass der Wirkungsgrad einer Pumpe mit
steigendem Laufraddurchmesser ansteigt, wird zunächst eine hydraulisch
passende Pumpe von der Software ausgewählt und bei dieser der
Laufraddurchmesser soweit vergrößert, solange der gewählte Motor
bezüglich Leistung und Drehmoment genügend Reserven hat oder aber
das Laufrad nicht mehr in das gewählte Pumpengehäuse passt. Für jeden
Laufraddurchmesser wird nun der Energieverbrauch mit Hilfe des
Lastprofi ls berechnet. Dabei wird mittels der gewünschten Regelungsart
der Betriebspunkt genau angefahren. Faktisch wird also die Pumpe
vergrößert und die Drehzahl reduziert („Size Up and Speed Down“). Wird
immer die ursprüngliche Motorgröße vorausgesetzt, so ändert sich an
den Investitionskosten bis hier her nichts.
Abb. 4: Norm- und Blockpumpen der Baureihen NBE und NKE (Werkbild Grundfos)
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Abb.5: Auslegungsergebnisse für die Beispielanlage, links konventionell, rechts mit Laufradoptimierung
Erhöhung seiner Investition, nur durch Verwendung eines optimierten
Algorithmus’ zur Auslegung der Pumpe auf seine spezielle Anlage.
Abbildung 5 zeigt die Auslegungsergebnisse unter Einsatz eines
herkömmlichen Auslegungsalgorithmus (linke Seite) und unter Anwen-
dung einer Auslegung unter LCC Gesichtspunkten mit Hilfe des
Lastprofi ls für Heizungsanlagen (rechte Seite). Man erkennt, dass sich in
diesem Fall auch der Wirkungsgrad im Auslegungspunkt der Anlage
verbessert hat. Dies ist jedoch nicht generell der Fall. Es kommt ebenso
häufi g vor, dass sich der Wirkungsgrad im Auslegungspunkt leicht
verschlechtert, während sich der Energieverbrauch über ein Jahr deutlich
verbessert. In diesem Fall weist das herkömmlich ausgelegte Aggregat
einen Gesamtwirkungsgrad von 79,2 % auf, während sich bei der
laufradoptimierten Auslegung der Gesamtwirkungsgrad auf 83,3 %
verbessert hat. Dabei ist der Pumpentyp „NK150-400“ gleich geblieben
und auch die Motorgröße von 90 kW hat sich nicht verändert. Für den
Kunden bedeutet dies eine Einsparung von elektrischer Energie ohne Abb. 6: Jahresnutzungsgrade der Pumpe aus dem Beispiel für verschiedene Laufrad-durchmesser mit entsprechender Drehzahlanpassung
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Um die Vorgehensweise der Software zu verdeutlichen, wurden die
Ergebnisse für den Jahresnutzungsgrad (also die unterjährig aufaddierten
hydraulischen Leistungen im Verhältnis zu den aufaddierten elektrischen
Leistungsaufnahmen) der Pumpe für jeden möglichen Laufraddurchmes-
ser ausgegeben. Die Ergebnisse sind in Abbildung 6 zu erkennen.
Erkennbar ist hier der deutliche Anstieg des Jahresnutzungsgrades mit
zunehmendem Laufraddurchmesser. Diese Entwicklung ist zwar
typisch, aber, wie zuvor erwähnt, nicht unbedingt bei jeder Pumpe und
jeder Anlage in dieser Form vorzufi nden.
Um ein zufälliges Ergebnis auszuschließen, wurden diese Untersu-
chungen für verschiedene Betriebspunkte vorgenommen. Es wurden
Volumenströme von 50 m³/h, 100 m³/h, 500 m³/h und 1000 m³/h
untersucht. Zu jedem dieser Volumenströme wurden Betriebspunkte
gegen Förderhöhen von 10 m bis 60 m in Schritten von jeweils 5 m
eingegeben. Die Ergebnisse für die einzelnen Volumenströme sind den
Abbildungen 7 bis 10 zu entnehmen. Dabei wurden jedoch nicht nur
die ohnehin auf der Pumpe verwendeten Motoren wie zuvor (blaue
Balken), sondern ebenfalls übergroße Motoren zugelassen (rote
Balken).
Die Ergebnisse zeigen, dass in fast allen Betriebsbereichen durch die
Optimierung der Laufräder signifi kante Veränderungen des Jahresnut-
zungsgrades von typischerweise zwischen 1 % und 7 % erreicht
werden konnten. Die durchschnittliche Verbesserung des gesamten
Jahresenergieverbrauches über alle Berechnungsergebnisse beträgt
dabei 5,3 %. Doch auch sehr deutliche Verbesserungen von über 10 %
(!) sind keine Seltenheit, wie die Ergebnisse zeigen.
Selbst ohne Erhöhung des Investitionsaufwandes (d.h. mit gleichblei-
bendem Motor) sind noch in 70 % der Fälle Verbesserungen möglich
gewesen, die hier bei durchschnittlich 3,6 % gelegen haben.
Die computergestützte Laufradoptimierung ist bereits jetzt als
Standard in der Grundfos eigenen Auslegungssoftware CAPS
enthalten und bietet daher allen Kunden, die genaue Kenntnisse über
Abb. 7: Energieeinsparungen durch Laufradoptimierung gegenüber Standard-verfahren bei verschiedenen Förderhöhen und einem Volumenstrom von 50 m³/h
Abb. 8: Energieeinsparungen durch Laufradoptimierung gegenüber Standard-verfahren bei verschiedenen Förderhöhen und einem Volumenstrom von 100 m³/h
Abb. 9: Energieeinsparungen durch Laufradoptimierung gegenüber Standard-verfahren bei verschiedenen Förderhöhen und einem Volumenstrom von 200 m³/h
Abb. 10: Energieeinsparungen durch Laufradoptimierung gegenüber Standard-verfahren bei verschiedenen Förderhöhen und einem Volumenstrom von 500 m³/h
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die von ihnen geplante Anlage haben, schon heute die Möglichkeit,
die bestmögliche Pumpe für ihre Anwendung zu fi nden. Dabei wird
wertvolle elektrische Energie und letztlich auch Energiekosten
eingespart.
Versteckte Einsparpotentiale fi nden sich auch in Mehrpumpen-
anlagen, wie sie vor allem in der Wasserversorgung (Wasserwerke,
Druckerhöhungsanlagen), aber auch in Heizungs- und Kälteanlagen
eingesetzt werden. Es lassen sich über die vorgenannten Opti-
mierungsmaßnahmen hinaus, noch weitere Einsparungen erzielen.
Auch bei dieser Art der Optimierung kann der Computer große
Dienste leisten.
Bei herkömmlichen Mehrpumpenanlagen wird mit einer geregelten
Führungspumpe begonnen, die versucht den Bedarf der Anlage zu
decken. Ist diese nahe 100 % ihrer Drehzahl angekommen, geht man
davon aus, dass die Anlage mehr Druck und Volumenstrom benötigt.
Hier wird nun die nächste Pumpe hinzugeschaltet. Beide Pumpen
werden dann synchron angesteuert, um mit derselben Drehzahl zu
fahren. Dazu wird zunächst das Drehzahlstellsignal zurückgenommen
und der Regler fängt erneut an, die Drehzahlen der Pumpen auf den
Bedarf der Anlage anzupassen.
Fraglich ist nun, ob der ideale Umschaltpunkt, an dem man die zweite,
dritte oder auch vierte Pumpe hinzuschaltet, immer dann erreicht ist,
wenn die schon in Betrieb befi ndlichen Pumpen ihre maximale
Drehzahl erreicht haben. Dies ist meist genau nicht der Fall. Die
computergestützte Auslegung rechnet auch hier die eingegebenen
Betriebsdaten der Anlage für verschiedene Betriebsfälle mit einer
unterschiedlichen Anzahl an in Betrieb befi ndlichen Pumpen durch
und kann so optimierte Zu- und Abschaltpunkte ermitteln. In
Abbildung 11 ist das Auslegungsergebnis der Grundfos Auslegungs-
software CAPS für eine Mehrpumpenanlage mit 3 NK Normpumpen aus
dem vorherigen Beispiel dargestellt.
Abb. 11: Auslegungsergebnis für eine Mehrpumpen-anlage mit 3 Pumpen mit Angabe von optimierten Zuschaltpunkten. Die Gesamtwirkungsgradverläufe sind ebenfalls dargestellt.
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Die Software hat in diesem Beispiel die optimalen Zuschaltpunkte bei
einer Zuschaltung von einer auf zwei Pumpen bei einer Drehzahl von
73 %, und bei einer Zuschaltung von zwei auf drei Pumpen bei einer
Drehzahl von 76 % ermittelt. Diese Zuschaltpunkte (und auch die
Abschaltpunkte, die ebenfalls angezeigt werden können) können an
der ControlMPC, dem Grundfos eigenen Mehrpumpencontroller, direkt
eingegeben werden und stellen so ein Maximum an Energieeffi zienz
sicher.
Die Software geht alle möglichen Betriebsfälle in allen möglichen
Kombinationen durch. Eine Zuschaltung ist dabei dann als optimal
anzusehen, wenn die Zuschaltung zu einem verbesserten Gesamtwir-
kungsgrad der Anlage führt. Andererseits wird eine Abschaltung einer
Pumpe dann als optimal angesehen, wenn eine geringere Anzahl an in
Betrieb befi ndlichen Pumpen zu einem besseren Gesamtwirkungsgrad
der Anlage führt.
Fazit
Im Bereich der Pumpentechnik ist in Deutschland in den letzten Jahren
bereits vieles passiert, was die Energieeffi zienz der Anlagen in der
Gebäudetechnik bereits stark erhöht hat. Trotzdem konnte gezeigt
werden, dass es trotz des Einsatzes von elektronisch drehzahlregel-
baren Pumpen und hocheffi zienten Antrieben, noch weitere Einspar-
potentiale zu erschließen gibt. Der Schlüssel hierzu liegt in der
integralen Planung der Anlagen, die ein hohes Maß an Wissen sowohl
über die Hydraulik der Anlagen, als auch über deren Laufzeiten und
Nutzungsprofi le erfordert. Dem planenden Ingenieur kann über
geeignete Auslegungssoftware ein Werkzeug zur Verfügung gestellt
werden, dass eine tiefer gehende Optimierung ermöglicht, die die
Erfahrungen des Planers unterstützt und im Ergebnis die Energie- und
Kosteneffi zienz der zukünftigen Pumpenanlage zu steigern in der Lage
ist. Das nützt den Kunden und der Umwelt und zeigt, dass der
Fachplaner hier auch die wichtige Rolle des Effi zienzplaners über-
nimmt.
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Prof. Ph. Dr.-Ing. Bjarne W. Olesen – Energieeffi ziente Lüftung von Gebäuden
Prof. Ph. Dr.-Ing. Bjarne W. Olesen
Energieeffiziente Lüftung von Gebäuden
Einleitung
In den letzten Jahren hat sich das Interesse hinsichtlich des Innen-
raumklimas stark auf die Lüftung von Gebäuden fokussiert. Die
Anforderungen an die Absenkung des Wärmeverbrauchs für die
Heizung bedeuten, dass die Häuser oft dichter geworden sind und eine
minimale Lüftung nicht immer gewährleistet ist. Dieses und die
Einführung vieler neuer Baumaterialen führt oft zu kleinen Lüftungs-
mengen und schlechter Raumluftqualität und in Gebäuden häufi g zu
Bauschäden (Schimmelpilz). Aufgrund der höheren Anforderungen an
die Wärmedämmung von Gebäuden werden die Transmissionswärme-
verluste kleiner. Da sich Lüftungsmenge und damit Wärmeverluste
durch die Lüftung nicht viel ändern, sind die Wärmeverluste durch
Lüftung heute oft ebenso groß bzw. größer als die Verluste bei
Transmission. Die Möglichkeiten, diese Verluste abzusenken, sind
Wärmerückgewinn oder kleinere Luftmengen. Das ist aber nur
akzeptabel, wenn die Raumluftqualität zufriedenstellend ist.
Durch die o. g. Verhältnisse wurden Forschungs- wie Normungsarbeit
auf diesem Gebiet intensiviert und eine neue Europäische Norm,
EN15251 wurde in 2008 publiziert.
In diesem Bericht werden einige neue Ergebnisse hinsichtlich des
Einfl usses der Lüftung auf die Leistung der Nutzer und neue
Erkenntnisse über Quellen zur Luftverunreinigung dargestellt. Ferner
wird der heutige Stand der Normungs- und Richtlinien-Arbeit zur
Bestimmung der erforderlichen Lüftungsraten im Wohnungsbau und in
Büros/Versammlungsräumen präsentiert.
Letztendlich stellt der Bericht auch verschiedene Konzepte der
Lüftungssysteme dar.
Lüftung, Gesundheit, Behaglichkeit und Leistung
Um die erforderlichen Lüftungsraten zu bestimmen, müssen Gesund-
heit, Behaglichkeit und Leistung der Raumnutzer zuzüglich der
Bauschäden berücksichtig werden.
Gesundheit
Wenn die Lüftungsraten auf Basis der Behaglichkeit festgelegt werden,
ist in der Regel auch die Gesundheit gewährleistet, aber nicht immer.
Es gibt z. B. Schadstoffe wie Radon und Kohlenmonoxid (CO), die eine
Person nicht direkt bemerken kann (Geruch, Irritation), aber diese
Stoffe sind gesundheitsgefährdend.
Richtlinien und Normen wie ASHRAE 62.1-2007 und EN15251
beschäftigen sich mit Begriffen wie „Raumluftqualität“ und „Empfun-
dene Raumluftqualität“ “Akzeptable (zufriedenstellende) Raumluft-
qualität“, „Prozentsatz unzufriedener Personen“.
ASHRAE-Standard gibt wie folgt die Defi nition von
„Akzeptable Raumluftqualität“:
Raumluft, in der eine erhebliche Anzahl von Personen (80 %
oder mehr), die sich in einem Raum aufhalten, keine Unzufrieden-
heit ausdrücken, und in der es keine bekannten Schadstoffe in
Konzentration gibt, die zu signifi kanten Risiken führen können
(bestimmt bei anerkannten Autoritäten).
Diese Defi nition beinhaltet Gesundheit und Behaglichkeit.
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Prof. Ph. Dr.-Ing. Bjarne W. Olesen – Energieeffi ziente Lüftung von Gebäuden
In den Normenausschüssen (ASHRAE-62.1, ISOTC205) befi ndet sich
ebenfalls eine Defi nition für Raumluftqualität, die die Gesundheit nicht
berücksichtigt.
Hier wird von
„Akzeptable empfundene Raumluftqualität“ gesprochen,
und eine Defi nition lautet:
Raumluft, in der eine erhebliche Anzahl von Personen die sich in
dem Raum aufhält, keine Unzufriedenheit auf Basis des Geruches
und Wahrnehmungsirritationen ausdrückt. Akzeptable empfundene
Raumluftqualität ist notwendig, aber nicht ausreichend, um die
Defi nition von akzeptabler Raumluftqualität in diesem Standard zu
erfüllen.
Diese kleinen Unterschiede in den zwei Defi nitionen sind sehr wichtig
für die Anforderungen an die Lüftung. Es gibt z. B. Schadstoffe
(Radon, CO), die keine Gerüche oder Irritationen verursachen, so dass
es relativ einfach ist, eine akzeptable empfundene Luftqualität zu
erreichen.
Die Zahl der Allergiker und Asthmakranken in den Industrieländern
hat sich innerhalb der letzten zwei Jahrzehnte verdoppelt. Diese
Krankheiten stellen derzeitig eines der größten Probleme des
öffentlichen Gesundheitswesens dar, mit enormen Kosten durch
Arzneien, Behandlungen und Krankschreibungen. In vielen Industrie-
ländern leidet die Hälfte der Schulkinder an diesen allergischen
Krankheiten; dies ist auch einer der Hauptgründe für Abwesenheiten in
der Schule. Verschlechtert hat sich die Raumluftqualität teils wegen
der umfangreichen Energieeinsparungs-Kampagnen und teils wegen
der hohen Energiepreise. Diese haben die Leute motiviert, ihre
Wohnräume abzudichten und die Luftwechselrate zu verringern, so
dass der Luftaustausch in vielen Wohnungen auf einem historischen
Tiefpunkt ist. Andere Faktoren für eine schlechte Raumluftqualität
sind die zahlreichen neuen Materialien, insbesondere Polymere, und
die vielen Elektrogeräte, die in den letzten Jahrzehnten vor allem in
Kinderzimmern Einzug gehalten haben (Abbildung 1).
Die weltweit größte Studie (Bornehag 2003, 2004) über den
Zusammenhang zwischen schlechter Raumluftqualität und Asthma
wurde an 11.000 Kindern durchgeführt. In 200 Häusern mit asthma-
kranken und 200 Häusern mit gesunden Kindern wurden detaillierte
chemische, physikalische, biologische und medizinische Maßnahmen
umgesetzt. Diese Häuser lagen in Gebieten mit einer ausgezeichneten
Außenluftqualität. Die Ergebnisse zeigen, dass eine niedrige
Ventilation das Risiko von allergischen Symptomen erheblich steigert
(Abbildung 2) und dass die Emission von Phthalaten aus Polyvinylchlo-
rid und Weichmachern in Kinderzimmern das Asthmarisiko drastisch
erhöht (Abbildung 3). Die weltweite Produktion an Weichmachern hat
seit den 50er Jahren enorm zugenommen und liegt bei derzeit 3,5
Millionen Tonnen pro Jahr. Diese Ergebnisse können die zukünftige
Entwicklung von Raumbedingungen einschneidend beeinfl ussen, um
Kinder vor Asthma und Allergien zu schützen. Es liegt nicht viel
Material vor. Allerdings konnten Zusammenhänge zwischen einer Reihe
von Baufaktoren und gesundheitlichen Erscheinungen identifi ziert
werden.
Abbildung 1: Verunreinigungsquellen in einem Kinderzimmer
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Prof. Ph. Dr.-Ing. Bjarne W. Olesen – Energieeffi ziente Lüftung von Gebäuden
rela
tive
s A
sthm
aris
iko
mittlere phthalate Konzentration:mg pro DEHP/Gramm Hausstaub
0,3 0,6 1,0 2,1
3
0
1
2
Abbildung 3: Weichmacher für Polyvinylchlorid in Wohnräumen erhöhen das Asthmarisiko für Kinder. Jede Spalte steht für etwa 90 Wohnräume. DEHP: Diethylhexylphtalat.
Odd
s R
atio
für
ein
en „
Fall“
mittlere Lüftungsraten
20
0
1
0,5
1,5
n = 0,17 n = 0,29 n = 0,38 n = 0,62
Abbildung 2: Odds ratio für einen „Fall“. d.h. für Kinder mit wenigstens zwei von dreimöglichen Symptomen (Stridor, Rhinitis, Ekzem) in Abhängigkeit von der Luft-wechselzahl in Einfamilienhäusern. (Bornehag et al., 2003)
Behaglichkeit
Wie oben erwähnt, ist die Behaglichkeit eine Frage der empfundenen
Raumluftqualität. In EN 15251 werden mehrere Kategorien für
Raumluftqualität angeführt.
Verschiedene Parameter wie %-Unzufriedene (Abbildung 4),
CO2-Konzentration (Abbildung 5) und die erforderliche Lüftungsrate
(Tabelle 1) werden verwendet, um diese Kategorien zu bestimmen.
Der Zusammenhang zwischen der Lüftungsrate pro Standard-Person
und der Raumluftqualität ist bekannt (Abbildung 4).
Für die erforderlichen Lüftungsraten ist es entscheidend, ob die
empfundene Luftqualität für die Personen, die gerade in einen Raum
hineinkommen, oder Personen, die sich in einem Raum aufhalten,
akzeptabel ist. Personen gewöhnen sich (adoptieren) schnell an viele
Gerüche wie von Personen (Bioeffl uenten) (Gunarsen and Fanger
1992). Für Tabakrauch und andere Quellen gibt es auch eine Adaption
zum Geruch, aber weniger, und hinzu kommt ein Gefühl von Irritation
(Augen, Nase, Schleimhaut), das mit der Zeit schlimmer werden kann.
Grundsätzlich sind die Anforderungen an die existierenden Normen
und Richtlinien (EN15251) auf Basis von nicht adaptierten Personen
gemacht worden (Tabelle 1, Abbildung 4). Für adaptierte Personen
braucht man nur ein Drittel der Lüftung.
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Prof. Ph. Dr.-Ing. Bjarne W. Olesen – Energieeffi ziente Lüftung von Gebäuden
Leistung
Schlechte Raumluft resultiert in steigenden ökonomischen Kosten
durch eine erhöhte Anzahl von Krankheiten und Krankentagen,
niedrigere Leistung und hohe Kosten für medizinische Behandlung
[Seppanen].
Auswirkungen der Raumluft auf die Produktivität sind erst im letzten
Jahrzehnt zu einem Thema geworden. Ursache waren umfassende
Forschungen und ein Verständnis für die engen Zusammenhänge
zwischen Faktoren wie Entlüftung, Klimatisierung, Schadstoffen in
der Raumluft und der Beeinträchtigung von Gesundheit und
Wohlbefi nden. Die Komplexität einer realen Umgebung erschwert die
Einschätzung des Einfl usses einzelner Parameter auf die menschliche
Leistungsfähigkeit, weil viele dieser Parameter gleichzeitig vorhanden
sind und deshalb auch gemeinsamen Einfl uss auf jede Person
ausüben. Darüber hinaus beeinfl usst die Motivation der Beschäftigten
das Verhältnis zwischen Leistung und Umgebungsbedingungen (so
kommt es z.B. bei hochmotivierten Beschäftigten seltener zu
Leistungseinbrüchen wegen ungünstiger Umgebungsbedingungen; sie
können allerdings müder werden, was auch einen Einfl uss auf die
Leistungsfähigkeit haben kann).
Es gibt umfangreiche Indizien, dass eine als schlecht empfundene
Raumluftqualität negative Auswirkungen auf die Arbeitsleistung hat.
Diese Auswirkungen wurden von Wargocki et al. (1999) erstmalig
demonstriert, indem er unbefangene weibliche Personen den
Emissionen eines Teppichs unter realistischen Bürobedingungen aus-
setzte. Die Studie zeigte, dass SBS-Symptome durch eine Verbesse-
rung der empfundenen Luftqualität reduziert werden konnten und
die Leistung bei typischen Büroarbeiten gesteigert wurde. Diese
Feststellungen wurden später durch mehrere unabhängige Studien
in Dänemark mit verschiedenen Luftwechselraten [Wargocki 2000,
2004, 2006], Schadstoffquellen und Testpersonen bestätigt. Auf
Grundlage dieser Ergebnisse konnte eine generelle Verbindung
zwischen der Lüftungsrate pro Person und der Leistungsfähigkeit
hergestellt werden (Abbildung 6). Die quantitativen Zusammen-
Abbildung 4: Zusammenhang zwischen der Lüftungsrate pro Standard-Person und der Raumluftqualität
Abbildung 5: Kohlendioxid als Indikator für Belastung durch menschlichen StoffwechselAnmerkung: Die Kurve zeigt die empfundene Luftqualität ( % Unzufriedene) als Funktion der Kohlendioxid-Konzentration über der der Außenluft. Sie gilt für Räume, in denen sitzende Personen die einzige Verunreinigungsquelle bilden, und basiert auf denselben Daten wie Abbildung 4. Die Kohlendioxid-Konzentration im Freien beträgt gewöhnlich etwa 350 ppm (700 mg/m³).
U P O N O R KO N G R E S S 2 0 0 9 7 9
Prof. Ph. Dr.-Ing. Bjarne W. Olesen – Energieeffi ziente Lüftung von Gebäuden
Art des Gebäudes oder Raums Kategorie Fläche m2 qp qB qtot qB qtot qB qtot
/Person l/s, m2 l/s,m2 l/s,m2 l/s,m2
bei einer für sehr geringfügig für geringfügig für nicht geringfügigNutzung verschmutztes verschmutztes verschmutztesvon Gebäude Gebäude Gebäude
Einzelbüro I 10 1,0 0,5 1,5 1,0 2,0 2,0 3,0
II 10 0,7 0,3 1,0 0,7 1,4 1,4 2,1
III 10 0,4 0,2 0,6 0,4 0,8 0,8 1,2
Untergliedertes Großraumbüro I 15 0,7 0,5 1,2 1,0 1,7 2,0 2,7
II 15 0,5 0,3 0,8 0,7 1,2 1,4 1,9
III 15 0,3 0,2 0,5 0,4 0,7 0,8 1,1
Konferenzraum I 2 5,0 0,5 5,5 1,0 6,0 2,0 7,0
II 2 3,5 0,3 3,8 0,7 4,2 1,4 4,9
III 2 2,0 0,2 2,2 0,4 2,4 0,8 2,8
Auditorium I 0,75 15 0,5 15,5 1,0 16 2,0 17
II 0,75 10,5 0,3 10,8 0,7 11,2 1,4 11,9
III 0,75 6,0 0,2 0,8 0,4 6,4 0,8 6,8
Restaurant I 1,5 7,0 0,5 7,5 1,0 8,0 2,0 9,0
II 1,5 4,9 0,3 5,2 0,7 5,6 1,4 6,3
III 1,5 2,8 0,2 3,0 0,4 3,2 0,8 3,6
Klassenraum I 2,0 5,0 0,5 5,5 1,0 6,0 2,0 7,0
II 2,0 3,5 0,3 3,8 0,7 4,2 1,4 4,9
III 2,0 2,0 0,2 2,2 0,4 2,4 0,8 2,8
Kindergarten I 2,0 6,0 0,5 6,5 1,0 7,0 2,0 8,0
II 2,0 4,2 0,3 4,5 0,7 4,9 1,4 5,8
III 2,0 2,4 0,2 2,6 0,4 2,8 0,8 3,2
Kaufhaus I 7 2,1 1,0 3,1 2,0 4,1 3,0 5,1
II 7 1,5 0,7 2,2 1,4 2,9 2,1 3,6
III 7 0,9 0,4 1,3 0,8 1,7 1,2 2,1
Tabelle 1: Empfohlene Luftwechselraten in Nichtraucher-Räumen in Bürogebäuden gemäß EN15251 [11]
8 0 U P O N O R KO N G R E S S 2 0 0 9
Prof. Ph. Dr.-Ing. Bjarne W. Olesen – Energieeffi ziente Lüftung von Gebäuden
hänge wurden auf Grundlage dieser Ergebnisse hergestellt. Sie zeigen,
dass im Bereich zwischen 15 und 68 % Unzufriedenheit bei der
Eingabe von Texten für jede 10 % ein Leistungsabfall um ca. 1 % zu
erwarten ist.
Die Gehälter von Beschäftigten in typischen Bürogebäuden übertref-
fen die Energie- und Wartungskosten des Gebäudes ungefähr um das
Hundertfache. Dasselbe gilt für Gehälter und jährliche Bau- oder
Mietkosten [Djukanovic]. Deshalb sollte eine Produktivitätssteigerung
von nur 1 % ausreichen, um selbst eine Verdopplung der Energie- oder
Wartungskosten oder größere Investitionen in Konstruktions- oder
Mietkosten abzudecken.
In sechs identischen Klassenräumen einer Grundschule in Dänemark
wurden fünf unabhängige Feldexperimente durchgeführt [Wargocki
2006]. Bei drei Experimenten im Spätsommer und im Winter wurde die
Luftwechselrate pro Kind von etwa 3 l/s auf 10 l/s angehoben, bei
zwei Experimenten im Spätsommer die Temperatur von 25 °C auf
20 °C gesenkt. Die Luftwechselrate wurde mit dem vorhandenen
mechanischen Ventilationssystem angehoben, die Temperatur wurde
durch Betrieb oder Leerlauf der in den Klassen installierten Kühlgeräte
abgesenkt. Die 10- bis 12jährigen Schüler erledigten unter allen
Bedingungen bis zu acht verschiedene Aufgaben des Schulalltags vom
Lesen bis hin zum Rechnen. Die Aufgaben wurden so gewählt, dass sie
Bestandteil eines gewöhnlichen Schultags hätten sein können. Lehrer
haben den Schülern die Aufgaben erklärt. Weder Schüler noch Lehrer
wurden vom Experiment informiert. Unterrichtsplan und normale
Schulaktivitäten blieben unverändert, damit Unterrichtsumgebung und
tägliche Routine so normal wie möglich waren.
Die Ergebnisse zeigten, dass eine erhöhte Luftwechselrate und eine
verringerte Raumtemperatur bei vielen Aufgaben zu einer deutlichen
Leistungssteigerung führten – insbesondere bei der Schnelligkeit, aber
auch hinsichtlich der Fehlerhäufi gkeit: Eine Verdopplung der
Leis
tung
: [A
nsch
läge
/Min
ute]
146
empfundene Luftqualität: [% unzufrieden]
142
150
154
158
(R3 = 0,61; p = 0,005)
0 20 8040 60
Teppichstudien
Mischung von Baumaterialien
PCs
Abbildung 6: Leistung bei der Texteingabe abhängig von der empfundenen Luftqualität in % der unzufriedenen Beschäftigten, basierend auf Laborstudien mit typischen Quellen für Raumluftverschmutzung wie Teppich, Linoleum, Bücher und Papier auf Holzregalen, Dichtungsmittel und PCs (1, 8, 17, 19, 20, 21)
Schu
lleis
tung
0,8
Luftwechselrate [L/s pro Person]
0,6
1,0
1,2
1,4
R3 = 0,90
5150 10
Abbildung 7: Leistung bei der Schularbeit abhängig von der Luftwechselrate
U P O N O R KO N G R E S S 2 0 0 9 8 1
Prof. Ph. Dr.-Ing. Bjarne W. Olesen – Energieeffi ziente Lüftung von Gebäuden
Luftwechselrate steigerte die Leistung bei der Schularbeit um etwa
14,5 % (Abbildung 7), eine Verringerung der Lufttemperatur in der
Klasse um 1 K führte zu einer Leistungssteigerung von etwa 3,5 %.
Die vorliegenden Studien legen nahe, dass eine Verbesserung der
Raumluftqualität durch Erhöhung der Luftwechselrate und Senkung
der Klassenraumtemperaturen bei einer ganzen Reihe typischer
Schularbeiten zu einer wesentlichen Leistungssteigerung führen kann.
Dies betrifft sowohl regelbasierende logische und mathematische
Aufgaben, bei denen Konzentration und logisches Denken gefordert
ist, als auch sprachbasierte Aufgaben, die Konzentration und
Begriffsvermögen verlangen. Man kann also behaupten, dass
Luftqualität und Temperatur in Klassenräumen sehr wichtige Faktoren
im Lernprozess sind, denen neben Lehrmaterial und -methoden eine
hohe pädagogische Bedeutung zukommt.
Obwohl die Experimente mit dänischen Schülern durchgeführt wurden,
können die Ergebnisse auch auf andere europäische Länder und die
USA übertragen werden, da die Bedingungen in den Klassenräumen
und Bildungsniveau und Bildungsprogramme in Dänemark mit denen
der anderen Industrieländer vergleichbar sind.
Luftverunreinigungsquellen
Früher wurden in fast allen Normen und Richtlinien die erforderlichen
Lüftungsraten pro Person in l/s oder m³/h angegeben, als ob die
Personen (Nutzer) allein die Verunreinigungsquellen waren. Seit
Jahren haben aber Labor- und Felduntersuchungen gezeigt, dass
Personen und ihre Tätigkeit (Aktivitätsniveau, Raucher), Gebäudeein-
richtung (Fußbodenbelag, Möbel, Farben, Reinigung etc.) Raumluft-
technische Anlagen (Kanäle, Filter etc.) und sogar die Außenluft
Quellen zur Luftverunreinigung sind.
Es ist aber schwierig, die verschiedenen Quellen miteinander zu
vergleichen. Mit der Einführung der Olf-Decipol-Einheit (Fanger,
1988) wurde es aber möglich, den Einfl uss der verschiedenen Quellen
zu bewerten.
Tabelle 2: Durch Personen verursachte Verunreinigungslast (CR 1752)
Sensorische Verunreinigungslastolf / Person
Kohlendioxidl/(h × Person)
Kohlenmonoxid a)
l/(h × Person)Wasserdampf b)
g/(h × Person)
Sitzend, 1 bis 1,2 met
0 % Raucher c) 1 19 50
20 % Raucher c) 2 19 11 × 10-3 50
40 % Raucher c) 3 19 21 × 10-3 50
Körperliche Tätigkeit
Niedriges Niveau, 3 met 4 50 200
Mittleres Niveau, 6 met 10 100 430
Hohes Niveau (Sportler), 10 met 20 170 750
Kinder
Kindergarten, 3 bis 6 Jahre, 2,7 met 1,2 18 90
Schule, 6 bis 14 Jahre, 1 bis 1,2 met 1,3 19 50
a) Durch Tabakrauch b) Gilt für Personen nahe an der thermischen Neutralität c) Durchschnittsraucher, 1 bis 2 Zigaretten/h je Raucher, Emission 44 ml CO je Zigarette
8 2 U P O N O R KO N G R E S S 2 0 0 9
Prof. Ph. Dr.-Ing. Bjarne W. Olesen – Energieeffi ziente Lüftung von Gebäuden
Personen
Deswegen wurde die Einheit für Luftverunreinigungsquellen, Olf,
auch defi niert als die Luftverunreinigung, die eine Standard-Person
(sitzende, thermische Neutralität) abgibt. Die Tabelle 2 zeigt die
Verunreinigungsquellen von Personen. Oft wird die CO2 Emission als
Indikator für die Bioeffl uenten von Personen verwendet. CO2 selbst ist
keine Luftverunreinigungsquelle.
Gebäudeeinrichtung
Es gibt relativ wenig quantitative Kenntnisse über Luftverunreinigung
der Gebäudeeinrichtung (Fanger et. al. 1988a, Fanger 1988, Bluyssen
et. al.1996). Einige der Ergebnisse sind in Tabelle 3 aufgelistet.
Neue Untersuchungen (Wargocki et. al., 2002a) in Nichtraucher-
Gebäuden zeigen Werte um 0,08 – 0,13 olf/m². Diese Werte liegen im
Bereich der Werte in Tabelle 1, die in EN15251 für die drei Gebäude-
kategorien „sehr-verunreinigungsarme“ „verunreinigungsarme“ und
„nicht-verunreinigungsarme“ verwendet werden.
Wie bei vielen Verunreinigungsquellen in der Gebäudeeinrichtung
(Teppich, Möbel, Farben etc.) ist die Emission bei neuen Produkten
am höchsten.
Raumlufttechnische Anlagen (RLT-Anlagen)
Lüftungsanlagen werden installiert, um die Raumluftqualität zu
verbessern, aber mehrere Untersuchungen zeigen, dass RLT-Anlagen
selbst eine Quelle zur Luftverunreinigung sind (Kruppa 1999, Wargocki
et. al. 2002c, Bluyssen et. al. 2000). Schlechte Wartung, mangelnde
Hygiene in den Anlagen, Feuchtigkeit und die verwendeten Materi-
alien für RLT-Anlagen und alte Filter sind oft die Ursache. Heute
werden Filter üblicherweise eingesetzt, um die RLT-Anlagen zu
schützen (Partikel, Verschmutzung). Für die Raumnutzer sind die Filter
auf der einen Seite zwar vorteilhaft, weil sie Partikel wie Pollen von der
Außenluft stoppen, auf der anderen Seite sind die Filter aber auch eine
Quelle zur Luftverunreinigung.
Neue Entwicklungen von Filtertechniken und Luftreiniger (elektrosta-
tisch, Ozone, ultraviolette Strahlung etc.) werden in den kommenden
Jahre neue Möglichkeiten bieten.
Außenluft
Die Außenluft dient überwiegend dazu, die Raumluftqualität zu
verbessern. Aber eine akzeptable Luftqualität ist in vielen Großstädten
und Industriegebieten nicht immer gewährleistet. In EN13799 (Tabelle
4) werden Empfehlungen für eine akzeptable Außenluft genannt.
Diese Anforderungen liegen nicht in der Verantwortung der Planer,
sondern der Behörden. Aber die Planer von RLT-Anlagen müssen die
Qualität der Außenluft berücksichtigen und vielleicht notwendige
Filter und Luftreiniger einsetzen.
Tabelle 3: Durch das Gebäude verursachte Verunreinigungslast, einschließlich der Möbel, Teppiche und raumlufttechnischen Anlagen
Sensorische Verunreinigungslastolf/(m² Fußboden)
Mittel Bereich
Bestehende Gebäude
Büros a) 0,3 d) 0,02 – 0,95
Büros b) 0,6 c) 0 – 3
Schulen (Klassenräume) a) 0,3 0,12 – 0,54
Kindergärten a) 0,4 0,20 – 0,74
Versammlungsräume a) 0,3 d) 0,13 – 1,32
Neue Gebäude (Nichtraucher)
Sehr verunreinigungsarme Gebäude 0,02
Verunreinigungsarme Gebäude 0,1
Nicht verunreinigungsarme Gebäude 0,2
a) Die Daten stammen aus mehr als 40 maschinell belüfteten Gebäuden in Dänemark.b) Die Daten stammen aus dem europäischen Audit-Projekt zur Optimierung der Innenraum-Luftqualität und des Energieverbrauchs in Bürogebäuden, 1992-1995.c) Enthält die Belastung, die durch anwesenden und vorher anwesende Tabakraucher verursacht wird.d) Enthält die Belastung durch vorher anwesende Tabakraucher. Anmerkung: Über die Verunreinigungslast vieler Werkstoffe, die in der Praxis verwendet werden, stehen wenig Informationen zur Verfügung. Es ist immer wichtig zu versuchen, die durch das Gebäude verursachte Verunreinigungslast zu minimieren. Es werden Untersuchen durchgeführt, um Informationen über die Verunreinigungslast von Werkstoffen sowie deren Verringerung zur Verfügung zu stellen.
U P O N O R KO N G R E S S 2 0 0 9 8 3
Prof. Ph. Dr.-Ing. Bjarne W. Olesen – Energieeffi ziente Lüftung von Gebäuden
Erforderliche Lüftungsraten
Obwohl in vielen Fällen die Luftverunreinigungsquellen im Wohnungs-
bau (Einfamilienhäuser) und in Büro-/Verwaltungsgebäuden gleich
sind, werden die Anforderungen an die Lüftungsraten getrennt und in
verschiedenen Normen behandelt.
Eine andere Frage ist, ob es notwendig ist, für alle Verschmutzungs-
quellen zu lüften. Ist es nicht so, dass, wenn für die Emission von
Baumaterialien gelüftet wird, d.h. die Konzentration von Schadstoffen
wird geringer, dann auch gleichzeitig für die Emission von Personen
(Bioeffl uenten) gelüftet wird?
Wenn es sich um Gesundheit und Vermeidung von zu hohen Schad-
stoffkonzentrationen handelt, werden nur die gleichen Schadstoffe
von verschiedenen Quellen addiert und die erforderliche Lüftungsrate
wird berechnet (siehe analytische Methode später).
Wohnungen und Einfamilienhäuser
In Wohngebäuden geht es hauptsächlich um drei Typen von Luftverun-
reinigungsquellen:
Verunreinigung direkt zu der Person relatiert (Bioeffl uenten,
Feuchtigkeit, Tabakrauch, Tabelle 2)
Verunreinigung indirekt zu den Personen relatiert (Feuchtigkeit vom
Kochen, Duschen, Waschen, Hausstaubmilben)
Verunreinigung zu dem Gebäude relatiert (Emission von Gebäude-
materialien und Möbel, Baufeuchte, Schimmelpilz, Radon).
Tabelle 5 zeigt die Empfehlungen in EN15251.
Wegen Bioeffl uenten ist für nichtadaptierte Personen und eine
Raumluftqualität von mehr als 80 % Zufriedene die erforderliche
Lüftungsrate 7,5 l/s . Person. In Wohnungen wäre es aber akzeptabel,
für adaptierte Personen zu lüften.
Wenn eine Wohnung nicht jeden Tag 24 Stunden voll benutzt ist und
auch die Räume unterschiedlich benutzt und belastet sind, gibt es für
eine bedarfsgeregelte Lüftung ebenfalls gute Möglichkeiten.
Ein Szenario könnte sein:
00:00 – 07:00 Erhöhte Zuluft im Elternschlafzimmer;
niedrigere Zuluft in den unbenutzten Räumen
(Wohnzimmer, Küche, Bad)
07:00 – 08:00 Erhöhte Luftabsaugung in Küche und Bad
08:00 – 17:00 Niedrige Basislüftung oder nur Infi ltration
17:00 – 19:00 Erhöhte Luftabsaugung in der Küche
19:00 – 24:00 Erhöhte Zuluft im Wohnzimmer
Tabelle 4: Beispiele für die Qualität der Außenluft nach EN13779
Tabelle 5: Anforderungen an die Lüftungsraten in Wohnungen nach EN15251
Pollutant averaging time guideline value source
Sulphur dioxide SO2
24 hrs 125 μg/m3 WHO 1999
Sulphur dioxide SO2
1 year 50 μg/m3 WHO 1999
Ozone O3
8 hrs 120 μg/m3 WHO 1999
Nitrogen dioxide NO2
1 year 40 μg/m3 WHO 1999
Nitrogen dioxide NO2
1 hr 200 μg/m3 WHO 1999
Particulate Matter PM10
24 hrs 50 μg/m3
max. 35 days exceeding99/30/EC
Particulate Matter PM10
1 year 40 μg/m3 99/30/EC
Kategorie Luft-wechselrate 1)
Aufenhaltsräume und Schlafzimmer
Abluft, l/s
l/s,m2
(1)ach l/s, pers2)
(2)l/s/m2 (3)
Küche(4a)
Bad(4b)
Toilette(4)
I 0,49 0,7 10 1,4 28 20 14
II 0,42 0,6 7 1,0 20 15 10
III 0,35 0,5 4 0,6 14 10 7
1) Die Luftwechselrate und Luftmenge in ach und l/sm2 sind gleich bei einer Raumhöhe von 2,5 m2) Anzahl von Personen könnte auf Basis der Anzahl an Schlafzimmern bestimmt werden.
8 4 U P O N O R KO N G R E S S 2 0 0 9
Prof. Ph. Dr.-Ing. Bjarne W. Olesen – Energieeffi ziente Lüftung von Gebäuden
Büro- und Verwaltungsgebäude
In diesem Abschnitt werden die Anforderungen in EN15251 für die
Berechnung der erforderlichen Lüftungsraten dargestellt.
In den Normen sind oft mehr als eine Methode für die Bestimmung
des erforderlichen Außenluftstroms angegeben. Es gibt eine vorge-
schriebene Methode, bei der Anforderungen für die erforderlichen
Luftströme als Tabellenwerte für die verschiedenen Räume gegeben
sind. Es gibt zusätzlich auch eine analytische Methode, bei der der
erforderliche Luftstrom in Abhängigkeit von welchen Schadstoffen,
Schadstoffemissionen und Anforderungen an maximal erlaubte
Schadstoffkonzentrationen berechnet wird.
Früher waren die Anforderungen an Lüftungsraten als Anforderungen
zu l/s oder m³/h pro Person zu sehen. Heute wissen wir, dass auch
andere Quellen die Luft in Innenräumen verschmutzen können. Darum
wird in neuen Richtlinien hauptsächlich von zwei Quellen gesprochen:
1. Personen und ihre Tätigkeit (Bioeffl uenten) ,
2. Gebäude und Lufttechnische Anlagen (VOC’s, Staub),
Die erforderlichen Lüftungsraten für die zwei Gruppen von
Verschmutzungsquellen werden addiert:
Lüftungsrate
V = RP • P
D • A
b + R
r • P
r • A
b l/s (1)
dabei sind
RP
= Außenluftstrom pro Person l/s Person
PD = Belegung Person pro m² Person/m2
Rr = Außenluftstrom für Gebäude l/s • m²
Ab = Bodenfl äche m²
In EN15251 werden aber drei Kategorien auf Basis von 15 %
(Kategorie I), 20 % (Kategorie II) und 30 % (Kategorie III) Unzufrie-
dene empfohlen (Tabelle 1 und Abbildung 4).
Die Anforderungen sind für die erforderliche Lüftungsrate im
Atmungsbereich in der Aufenhaltszone. Um die Gesamtlüftungsrate
zu bestimmen muss auch die Lüftungseffektivität nach folgender
Gleichung berücksichtigt werden:
Gesamt Lüftungsrate = V/��
Analytische Methoden
Alle die Normen haben auch eine analytische Methode in dem
Normtext oder in einem informativen Anhang. Die analytischen
Methoden haben alle eine Berechnung des erforderlichen Luftstroms
auf Gesundheitsbasis und eine auf Komfortbasis. Der größte Wert
wird dann für die Planung eingesetzt.
Die Basis für die Berechnungen ist basiert auf einem Massen-
gleichgewicht.
Der erforderliche Außenluftstrom wird berechnet als:
Q = l/s
dabei sind
G = Gesamtbelastung mg/s
Ci = Zugelassene Konzentration mg/l
Co = Außenluftkonzentration mg/l
�� = Lüftungseffektivität
G
(Ci – C
O) • �
�
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Prof. Ph. Dr.-Ing. Bjarne W. Olesen – Energieeffi ziente Lüftung von Gebäuden
�� =
�� = Lüftungseffektivität
Ce = Verunreinigungskonzentration der Abluft
Cs = Verunreinigungskonzentration der Zuluft
Ci = Verunreinigungskonzentration im Atmungsbereich
Die Lüftungseffektivität ist von der Luftverteilung und von der Lage
der Verunreinigungsquellen im Raum abhängig. Sie kann deshalb
verschiedene Werte für verschiedene Verunreinigungen haben. Bei
vollständiger Vermischung von Luft und Verunreinigungen beträgt die
Lüftungseffektivität 1. Wenn die Luft im Atmungsbereich eine bessere
Qualität als die Abluft aufweist, ist die Lüftungseffektivität größer als
1 und die gewünschte Luftqualität im Atmungsbereich kann dann mit
einem geringeren Luftvolumenstrom erzielt werden. Wenn die Luft im
Atmungsbereich eine schlechtere Qualität als die Abluft aufweist, ist
Für jeden Schadstoff, der in Betracht kommt, wird eine Berechnung
gemacht. Leider sind aber die Kenntnisse über Emission von Schad-
stoffen (G) und zugelassene Konzentration (Ci) sehr mangelhaft. Aus
Forschungsergebnissen und Materialprüfungen erfolgt in den nächsten
Jahren jedoch viel mehr Information.
Lüftungseffektivität
Den in Tabelle 1 angegebenen Lüftungsraten liegt ein Lüftungs-
system mit völliger Vermischung, d. h. Lüftungseffektivität = 1
zugrunde.
Die Luftqualität muss nicht überall innerhalb eines belüfteten Raumes
gleich sein. Worauf es für die Nutzer ankommt, das ist die Luftqualität
im Atmungsbereich. Eine derartige Inhomogenität der Luftqualität in
einem Raum hat Auswirkungen auf die Anforderungen an die Lüftung.
Dieses wird durch die Lüftungseffektivität ausgedrückt:
Ce – C
s
Ci – C
s
T VersorgungT eingeatmet
T VersorgungT Raum
Lüftungs-effektivität
°C –
< 0 0,9 – 1,0
0 – 2 0,9
2 – 5 0,8
> 5 0,4 – 0,7
Mischlüftung
°C –
< -5 0,9
-5 – 0 0,9 – 1,0
> 0 1
Mischlüftung
°C –
-6 1,2 – 2,2
-3 1,3 – 2,3
0 1,6 – 3,5
Personifizierte Lüftung
°C –
< 0 1,2 – 1,4
0 – 2 0,7 – 0,9
>2 0,2 – 0,7
Verdrängungslüftung
Lüftungs-effektivität
T VersorgungT eingeatmet
T VersorgungT eingeatmet
Lüftungs-effektivität
Lüftungs-effektivität
Abbildung 8: Lüftungseffektivität
8 6 U P O N O R KO N G R E S S 2 0 0 9
Prof. Ph. Dr.-Ing. Bjarne W. Olesen – Energieeffi ziente Lüftung von Gebäuden
Wohnungslüftung
In Deutschland und Dänemark werden die meisten Wohngebäude mit
Fenstern gelüftet, während in den Niederlanden, Schweden und
Finnland fast alle Neubauten mit mechanischer Lüftung versorgt
werden. In diesen Ländern wird aber in der Gebäudeverordnung auch
eine mechanische Lüftung gefordert. Mit mechanischer Lüftung gibt
es die Möglichkeit des Wärmerückgewinns und damit die Möglichkeit
von Energieeinsparungen. Aber die Wirtschaftlichkeit ist nicht immer
gewährleistet.
die Lüftungseffektivität kleiner als 1: in diesem Fall ist ein höherer
Luftvolumenstrom erforderlich.
Die Lüftungseffektivität ist eine Funktion der Lage sowie der
Eigenschaften der Luftdurchlässe und der Verunreinigungsquellen.
Ferner ist sie eine Funktion der Zulufttemperatur und des Zuluftvolu-
menstromes. Die Lüftungseffektivität kann durch numerische Simulati-
on berechnet oder experimentell gemessen werden. Beispiele für die
Lüftungseffektivität bei verschiedenen Lüftungsarten sind in Abb. 8
angeben.
Die Lüftungseffektivität berücksichtigt die Luftverteilung im Raum,
aber nicht, wie effektiv die Lüftungsanlage die Außenluft durch die
Kanäle zum Raum bringt. Wenn z. B. ein Teil der Außenluft wegen
Undichtigkeiten in den Kanälen nicht in den Raum kommt, muss die
Außenluftrate erhöht werden. Diese „Systemeffektivität“ ist noch
nicht in den erforderlichen Lüftungsraten berücksichtigt.
Lüftungskonzepte
Um die erforderlichen Lüftungsraten zu gewährleisten, sind diverse
Lüftungskonzepte einsetzbar. Oft wird von nur zwei Konzepten – freie
Lüftung – mechanische Lüftung – gesprochen, aber wie Tabelle 6
zeigt, gibt es viele Varianten dazu. In Tabelle 6 sind einige Argumente
für und gegen verschiedene Lüftungskonzepte aufgeführt.
Viele Parameter spielen eine Rolle, um das optimale Lüftungskonzept
zu wählen - Gebäudetyp, Raumklima, Außenklima, Investitionskosten,
Betriebskosten etc. sind alles Faktoren, die berücksichtigt werden
müssen.
In diesem Bericht sind nur einige Lüftungskonzepte dargestellt, und es
wird nicht versucht, eine Methode zu erstellen, um das optimale
Konzept zu fi nden. Obwohl alle Konzepte sowohl in Wohngebäuden als
in auch Büros einsetzbar sind, werden die zwei Einsatzbereiche separat
diskutiert.
Lüftungskonzept Vorteile Nachteile
Fensterlüftung − keine Investitionskosten − keine Wartung − einfacher Nutzereinfl uss
− nutzerabhängig − keine Garantie− min. Lüftung − kein Wärmerückgewinn − Außenschall, Regen, Einbruch − Behaglichkeit - Zug − keine Luftfi lterung
Natürliche Lüftung mit Außenluft-durchlässen
− kostengünstig − einfacher Nutzereinfl uss − Schallschutz und Filterung möglich
− nutzerabhängig − wetterabhängig (Wind, Temperatur) − kein gesicherter Minimum-Luftwechsel − kein Wärmerückgewinn − Behaglichkeit – Zug − Architektur ?
Mechanische Abluftanlage
− zusätzliche Investitions- kosten gering − verschiedene Volumen- ströme möglich − Nutzereinfl uss mit Außenluftdurchlässen − Wärmerückgewinn möglich − Filterung bei Außenluft- durchlässen möglich
− Wärmerückgewinn ist aufwändig (Wärmepumpe)− Vermeidung von evtl. Zugrisiko bei Außenluftdurchlässen
Mechanische Zu-/Abluftanlage
− Wohnkomfort (Behaglich- keit, Raumluftqualität)− Wärmerückgewinn− min. Luftwechsel sichern − Bedarfsregelung möglich − Filterung − Schalldämmung
− hohe Investitionskosten − Platzbedarf − Wartungsaufwand (Filterwechsel) − Schallemission vom Lüfter
Tabelle 6: Vor- und Nachteile unterschiedlicher Lüftungskonzepte
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Prof. Ph. Dr.-Ing. Bjarne W. Olesen – Energieeffi ziente Lüftung von Gebäuden
Hinzu kommt der Trend der Hybride-Lüftungssysteme, bei denen,
abhängig von der Jahreszeit, die freie Lüftung durch die mechanische
Lüftung unterstützt wird.
Zum Schluss sollten auch die persönlichen Lüftungssysteme erwähnt
werden. Grundsätzlich ist es effektiver, dem Nutzer die frische Luft
direkt an den Arbeitsplatz zu bringen, anstatt diese erst im ganzen
Raum zu mischen. Einige neue Untersuchungen (Melikov et. al. 2000
und Cermak et. al. 2002) zeigen auch die Vorteile solcher Lüftungs-
konzepte, bei denen die verbesserte empfundene Raumluftqualität mit
weniger Luftmengen erreicht werden kann.
Zusammenfassung
Heute liegen viele Kenntnisse über erforderliche Lüftungsraten
und Lüftungskonzepte vor. Die Anforderungen an die verschiedenen
nationalen und internationalen Normen sind aber oft sehr unter-
schiedlich.
In mehreren Untersuchungen wurde bestätigt, dass eine gewisse
Lüftung für die Gesundheit und Behaglichkeit notwendig ist. Eine
erhöhte Raumluftqualität erhöht ebenfalls die Leistung der Nutzer.
Grundsätzlich werden heute Verschmutzungsquellen wie Personen
(Bioeffl uenten, Feuchtigkeit), Gebäude (Abgasung von Baumaterialien
und Einrichtung, elektronische Geräte wie PC, TV und RLT-Anlagen)
berücksichtigt.
In Wohnungen ist eine Grundlüftung von 0,3 bis 0,5 Luftwechseln pro
Stunde ( 0,35 l/s m²) erforderlich. In Büro- und Versammlungsräumen
ist die erforderliche Lüftung sehr von der Personendichte abhängig
und von der Materialwahl für Wände, Böden und Einrichtung. Nur mit
mechanischer Lüftung oder einer Mischung aus mechanischer Lüftung
und freier Lüftung (hybride Lüftung) ist es möglich, eine optimale
Raumluftqualität mit akzeptablem Energieaufwand zu erreichen.
Oft sind die Investitions- und Betriebskosten (Ventilatoren, Filter,
Reinigung) im Verhältnis zu der Energieeinsparung zu hoch. Oft sind
die Häuser zu undicht gebaut. Nicht nur wegen der Bauteile (Fenster,
Türen), sondern auch wegen der Installation. Bei undichten Häusern
sind die Lüftungsraten sehr abhängig von dem Wetter (Außentempera-
tur und Wind), und somit kommt nur ein Teil der Lüftung durch das
Lüftungssystem und ein Wärmerückgewinn ist nur teilweise möglich.
Allein die Argumente für verbesserten Wohnkomfort, Behaglichkeit,
Gesundheit und Vermeidung von Feuchtigkeitsschäden genügen, um
eine mechanische Lüftung zu installieren. Man kauft ja auch nicht ein
Auto mit Klimaanlage, um Energie zu sparen.
Aber mit einer mechanischen Lüftung wird der Wohnkomfort erhöht
und gleichzeitig wird Heizenergie eingespart.
Für sehr empfi ndliche Nutzer (Allergiker) ist eine mechanische Lüftung
ein Muss, um die Außenluft zu fi ltern.
Lüftung im Büro
In Büro- und Versammlungsräumen ist eine mechanische Lüftung oft
erforderlich, um ein akzeptables und kontrollierbares Raumklima zu
erreichen. Einige Untersuchungen (Kruppa, 1999) haben größere
Probleme mit SBS-Symptomen in Gebäuden mit Klimaanlagen als in
Gebäuden mit freier Lüftung gefunden.
Einige Erklärungen dafür sind Probleme in Klimaanlagen mit Be- und
Entfeuchtung, keine Wartung (Filteraustausch, schmutzige Kanäle)
und die geringe Möglichkeit des Nutzereinfl usses auf die Regelung der
Luftrate (geschlossene Fenster).
Der heutige Trend in Bürogebäuden, die Heizung und Kühlung über
Wassersysteme (Flächenheizung/-kühlung) vorzunehmen und die
RLT-Anlagen hauptsächlich für die Lüftung zu nutzen, gibt eine viel
bessere Grundlage, um ein optimales Raumklima und damit auch eine
erhöhte Leistung der Nutzer zu erreichen.
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Prof. Ph. Dr.-Ing. Bjarne W. Olesen – Energieeffi ziente Lüftung von Gebäuden
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Dipl.-Phys. Sven Petersen – Auslegung und hydraulischer Abgleich von Fußbodenheizungen
Dipl.-Phys. Sven Petersen
Auslegung und hydraulischer Abgleich von Fußbodenheizungen
Einleitung
Die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Durchführung eines
hydraulischen Abgleichs sind in der VOB klar geregelt.
Dort heißt es:
VOB Teil C (ATV) DIN 18380
Leider ist bei Nachfragen immer wieder festzustellen, das im
Bundesdurchschnitt bei nur ca. 10 % aller Fußbodenheizungen dieser
hydraulische Abgleich auch wirklich durchgeführt wurde.
Ausgangssituation
Bei einem Marktanteil der Fußbodenheizung, der im Ein- und
Mehrfamilienhaus in den letzten Jahren kontinuierlich auf heute über
50 % gestiegen ist, ist dieser nicht durchgeführte hydraulische Abgleich
mittlerweile auch von wirtschaftlicher Bedeutung. Er kann praktisch
ohne Zusatzkosten durchgeführt werden, da alle Stellglieder vorhanden
sind und einfach nur fachgerecht benutzt werden müssen.
Hinweise hierfür liefert das Optimus-Projekt von Prof. Dieter Wolf:
(Uponor-Kongress 2008)
Zitat:
Das weitere wesentliche Einsparpotenzial, das durch das
OPTIMUS-Projekt nachgewiesen werden konnte, liegt in der
vom Fachunternehmer dokumentierten angepassten Einstellung
der Hydraulik (Hydraulischer Abgleich durch voreinstellbare
Thermostatventile), der Regelpumpen (künftig nur Hocheffi zi-
enzpumpen) und der Vorlauftemperaturregler nach einer
baulichen Modernisierung. Die durch eine Optimierung der
Regelung und Hydraulik in modernisierten Mehrfamilienhausern
erreichbare Einsparung liegt allein für den Raumheizverbrauch
bei Werten von 15 bis 19 kWh/(m2a) und in Einzelfällen bei
noch höheren Einsparbeträgen.
Aus: Wolff 2008
Heizanlagen und zentrale Wassererwärmungsanlagen
3. Ausführungen
3.1 Allgemeines
3.1.1 Die Bauteile von Heizanlagen und Wassererwärmungsanlagen
sind so aufeinander abzustimmen, dass die geforderte Leistung
erbracht, die Betriebssicherheit gegeben und ein sparsamer und
wirtschaftlicher Betrieb möglich ist und Korrosionsvorgänge
weitgehend eingeschränkt werden.
3.5 Einstellung der Anlage
3.5.1 Der Auftragnehmer hat die Anlagenteile so einzustellen, dass
die geplanten Funktionen erbracht und die gesetzlichen
Bestimmungen erfüllt werden. Der hydraulisch Abgleich ist mit
den rechnerisch ermittelten Einstellwerten so vorzunehmen, dass
bei bestimmungsmäßigen Betrieb, also z. B. auch nach Raumtem-
peraturabsenkungen oder Betriebspausen der Heizanlage, alle
Wärmeverbraucher entsprechend ihrem Wärmebedarf mit Heiz-
wasser versorgt werden
3.5.2 Die Einstellung ist zur Abnahme vorzunehmen. ...
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Dipl.-Phys. Sven Petersen – Auslegung und hydraulischer Abgleich von Fußbodenheizungen
Der vom Fachhandwerker dokumentierte hydraulische Abgleich ist
mittlerweile auch eine Voraussetzung für den Erhalt von KFW-Förder-
geldern.
Zitat KFW-Merkblatt CO2-Gebäudesanierungsprogramm:
Wie ist die Verwendung der Mittel nachzuweisen?
Kreditnehmer haben innerhalb von 9 Monaten nach Vollauszah-
lung des Darlehens den programmgemäßen und zeitgerechten
Einsatz der Mittel durch Vorlage von Rechnungen der Fachunter-
nehmen nachzuweisen. Die Rechnungen müssen die Arbeitsko-
sten sowie die Adresse des Investitionsobjektes ausweisen und im
Falle der Heizungserneuerung zusätzlich die Durchführung des
hydraulischen Abgleichs gemäß der ANLAGE des Merkblattes. Bei
einer Förderung nach A. ist ferner die Bestätigung des Sachver-
ständigen über die plangemäße Durchführung der Maßnahmen
(Formular-Nr. 140 169) vorzulegen. Diese Unterlagen werden
durch die Hausbank geprüft, die Bestätigung des Sachverstän-
digen ist über die Hausbank bei der KfW einzureichen.
Die KfW behält sich eine Überprüfung der Berechnungsunterla-
gen sowie eine Vor-Ort-Kontrolle der geförderten Gebäude vor.
Dabei ist natürlich auch zu beachten, dass zwischen Anlagenplanung
und realer Ausführung immer Unterschiede liegen. Es sind insbeson-
dere geänderte Heizkreislängen (Zusammenlegen von Heizkreisen,
Abstände von Wänden, Umlenkbereiche, Änderung der Verteilerposi-
tionierung) und der Unterschied zwischen den Wärmeleitwiderständen
des realen und des geplanten Oberbodenbelages zu nennen. Es sollte
also nicht nur der hydraulische Abgleich durchgeführt werden, sondern
für eine energetische Optimierung noch eine Nachkalkulation auf
Grund der realen Werte stattfi nden. Im Einfamilienwohnhaus ist dies
zur Zeit leider illusorisch, obwohl aus Gewerbeobjekten bekannt ist,
dass hier gigantische Einsparpotentiale liegen.
Zitat Prof. Fisch: (Uponor-Kongress 2008)
Nötig ist aus meiner Sicht ein mindestens zweijähriges betriebs-
begleitendes Monitoring mit intensiver Evaluierung und
Optimierung. Anschließen sollte sich eine kontinuierliche
Überwachung der Energieeffi zienz. Nur so wird aus guten
Konzepten auch eine gute Performance
Die Nichtdurchführung des Abgleiches kann dabei fi nanzielle
Konsequenzen für den Auftragnehmer haben. Wenn festgestellt
wurde, dass der Abgleich nicht durchgeführt wurde oder gar einige
Räume eines Gebäudes nicht warm werden, müssen die Ventilvorein-
stellungen am Verteiler im nachhinein angefasst werden. Diese
Ventilvoreinstellungen sollten eigentlich das Ergebnis der Planung sein
und dem ausführenden Unternehmen vorliegen. Die Realität im
Einfamilienwohnhaus und, wenn auch nicht mehr ganz so ausgeprägt,
darüber hinaus, sieht aber häufi g leider so aus, dass der Wärmebedarf
der Räume geschätzt wird, die Druckverluste der Heizkreise nicht
kalkuliert werden, deshalb keine Einstellwerte für die Ventile vorliegen,
und beim Verlegen der Heizkreise die tatsächlich verlegten Rohrmeter
der Heizkreise nicht festgehalten werden. In diesen Fällen hilft häufi g
nur ein zeitaufwendiges Auslitern der Heizkreise oder der Einsatz einer
teuren Wärmebildkamera, um die tatsächlich verlegten Rohrmeter,
Tabelle 1: Typische Bereiche für äquivalente Energiepreise
Maßnahme Energieeinsparungin kWh/(m2a)
Investitionin €/m2
Äquivalenter Energiepreisin €/kWh
Dämmung (Dach, Kellerdecke, Außenwand)
50 … 150 50 … 250 0,02 … 0,20
Fenster 20 … 50 30 … 150 0,06 … 0,30
Kesseltausch 20 … 120 20 … 80 0,02 … 0,20
Komfortlüftung 10 … 25 (max) 20 … 70 0,08 … 0,25
Solare Trinkwassererwärmung 5 … 20 (max) 35 … 50 0,10 … 0,30
Heizungsunterstützung 10 … 25 (max) 50 … 80 0,10 … 0,40
Hydraulischer Abgleich und Heizungsoptimierung nach baulicher Modernisierung
10 … 20 1 … 6 0,02 … 0,04
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Dipl.-Phys. Sven Petersen – Auslegung und hydraulischer Abgleich von Fußbodenheizungen
welche für die nachträgliche Bestimmung der Ventilvoreinstellungen
benötigt werden, zu bestimmen. Beide Varianten müssen hierbei vom
Auftragnehmer bezahlt werden, da dieser dem Kunden eine mangel-
freie Ausführung seines Gewerkes schuldet.
Dass trotz dieser potentiellen Gefahr so wenig Anlagen einreguliert
werden erstaunt um so mehr, wenn man sich ansieht, wie schnell heute
ein Abgleich durchgeführt werden kann. Beim Uponor Provario-Vertei-
ler ist das ein Vorgang von wenigen Minuten, der sogar werkzeugfrei
durchgeführt werden kann und bei dem auch später an den Zahlen des
Einstellringes immer abzulesen ist, in welcher Stellung sich das Ventil
befi ndet.
Der hydraulische Abgleich wird so stark betont, weil sämtliche
nachfolgenden Regelungseinrichtungen immer nur auf die eingestell-
ten Wassermengen zugreifen. Ohne Abgleich läuft die Anlage zwar, sie
funktioniert aber nicht richtig. Zu geringe Wassermengen in einem
Heizkreis werden durch eine größere Pumpenleistung ausgeglichen
und in den Heizkreisen, durch die deswegen zu viel Wasser fl ießt,
regelt die Einzelraumregelung den Überschuss weg, indem sie bei
Temperaturanstieg im Raum die Thermoantriebe schließt. Da zudem
häufi g die regelungstechnischen Besonderheiten der Fußbodenhei-
zung, besonders der gegenüber Radiatorenanlagen unterschiedliche
Heizkörperexponent von n = 1,1 und die notwendige Einbeziehung der
Rücklauftemperatur durch ein Doppelfühlerprinzip, nicht beachtet
werden, ergibt sich als Fazit dieser ganzen Situation die landläufi ge
Meinung, eine Fußbodenheizung sei träge und nicht regelbar, die auf
Grund der eben genannten Versäumnisse im regelungstechnischen
Bereich in der Form nicht haltbar ist. (vgl. Karel Fort, velta Kongress
1995)
Die Vorlauftemperatur
Die Ermittlung der Vorlauftemperatur ist über die EN 1264 defi niert.
Die Einfl ussfaktoren zur Bestimmung der Heizmittelübertemperatur
sind hierbei der Verlegeabstand, Wärmebedarf und der Oberbodenbe-
lag. Die Zusammenhänge sind in den Auslegungsdiagrammen der
Uponor-Systeme einfach nachzuvollziehen. Allerdings werden bei der
Ermittlung der Vorlauftemperaturen einige Annahmen gemacht, die
auf Erfahrungswerten und noch nicht so leistungsfähigen Rechenpro-
grammen beruhen. Das sind eine festgelegte Spreizung von 5 K für den
ungünstigsten Heizkreis und eine Verlegung von VZ 15 in diesem
Raum.
Bild 1
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Dipl.-Phys. Sven Petersen – Auslegung und hydraulischer Abgleich von Fußbodenheizungen
Bild 2: Optimierung der Vorlauftemperatur mit HSE 4.7
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Dipl.-Phys. Sven Petersen – Auslegung und hydraulischer Abgleich von Fußbodenheizungen
Das Programm Uponor HSE in der aktuellen Version 4.7 bietet dort
mehr Möglichkeiten. Hier kann die Vorlauftemperatur unter 3
Gesichtspunkten optimiert werden (Bild 2):
1. Heizleistung und Druckverlust
2. minimale Vorlauftemperatur
3. minimale Investitionskosten
Die Angaben führen zu unterschiedlichen Verlegeabständen.
Die Optimierung ist graphisch darstellbar, so dass der Nutzer sehen
kann, welche Räume mit ihrer Kombination aus Wärmebedarf und
Oberbodenbelag als Begrenzungspunkt der Optimierung wirken.
Der Oberbodenbelag
Der Haupteinfl ussfaktor auf die benötigten Wassermengen ist die
Dämmung, die auf die Fußbodenheizung aufgebracht wird, sprich: Der
Oberbodenbelag. Seine Auswirkung kann man in 2 Fragestellungen
darstellen:
1. Wie stark muss sich bei konstanter Vorlauftemperatur die
Wassermenge ändern, damit trotz Änderung des Oberbodenbelages
der Wärmebedarf des Raumes exakt abgedeckt wird?
2. Wie stark kann sich bei konstanter Wassermenge die Vorlauf-
temperatur ändern, damit trotz Änderung des Oberbodenbelages
der Wärmebedarf des Raumes exakt abgedeckt wird?
Allgemein kann man sagen, dass heute über 95 % der Oberboden-
beläge wärmetechnisch für die Fußbodenheizung geeignet sind.
Aus den Auslegungsdiagrammen zu den Uponor Fußbodenheizungs-
systemen kann folgendes abgelesen werden :
Zu Frage 1:
Setzt man statt eines Teppichs mit Rλ,B = 0,15 m2K/W einen Fliesen-
belag mit Rλ,B = 0,02 m2K/W ein, so kann die Wassermenge um
ungefähr den Faktor 2,5 reduziert werden.
Zu Frage 2:
Bei Rλ,B = 0,15 m2K/W, Wärmebedarf 40 W/m2 ergibt eine
Verringerung des Verlegeabstandes von Vz15 auf Vz 10 eine
Reduzierung der Vorlauftemperatur um 1,5 K
Bei Rλ,B = 0,02 m2K/W, Wärmebedarf 40 W/m2 ergibt eine ‚
Verringerung des Verlegeabstandes von Vz15 auf Vz 10 eine
Reduzierung der Vorlauftemperatur um 1 K
Bei Rλ,B = 0,15 m2K/W, Vz 15 ergibt eine Verringerung des
Wärmebedarfs von 60 W/m2 auf 40 W/m2 eine Reduzierung der
Vorlauftemperatur um 4,5 K
Bei Rλ,B = 0,02 m2K/W, Vz 15 ergibt eine Verringerung des
Wärmebedarfs von 60 W/m2 auf 40 W/m2 eine Reduzierung der
Vorlauftemperatur um 3 K
Eine Verringerung des Wärmedurchlasskoeffi zienten von
Rλ,B =0,15 m2K/W auf Rλ,B
= 0,02 m2K/W bei einem Wärmebedarf von
60 W/m2 führt bei einer Verlegung von Vz 15 zu einer
Reduzierung der Vorlauftemperatur von 7,5 K
Eine Verringerung des Wärmedurchlasskoeffi zienten von
Rλ,B = 0,15 m2K/W auf Rλ,B
= 0,02 m2K/W bei einem Wärmebedarf
von 40 W/m2 führt bei einer Verlegung von Vz 15 zu einer
Reduzierung der Vorlauftemperatur von 6 K
Mann sieht, der Effekt des Oberbodens dominiert die Effekte einer
Absenkung des Wärmebedarfes oder eines verringerten Verlegeab-
standes.
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Dipl.-Phys. Sven Petersen – Auslegung und hydraulischer Abgleich von Fußbodenheizungen
Die Wärmepumpe
Interessant werden diese Betrachtungen speziell für den Fall, wenn
Wärmepumpen zum Einsatz kommen sollen.
Hier sehen die aktuellen Förderrichtlinien vor, dass nicht der COP-Wert
der Wärmepumpe als Förderrichtlinie herangezogen wird sondern die
Gesamteffi zienz der Anlage in Form der Jahresarbeitszahl (JAZ). Die
COP-Werte von Wärmepumpen werden immer bei einer Vorlauftempe-
ratur von 35 °C bestimmt. Die JAZ liegen dann bei einer Luft-Wasser-
Wärmepumpe etwas über den COP-Werten, da die Prüfungen für 2 °C
Außentemperatur durchgeführt werden, die reale Durchschnittstempe-
ratur in Deutschland für die Heizperiode aber bei 5 °C liegt. Pro Grad
Celsius der im Temperaturhub in der Wärmepumpe eingespart werden
kann, verbessert sich der COP-Wert um ca. 2 bis 2,5 Prozent.
Die JAZ einer Sole-Wasser-Wärmepumpe liegt im Normalfall unter dem
COP-Wert, da die Energiebedarfe für die Umwältzpumpen noch mit
einbezogen werden müssen.
Selbiges – nur im größerem Maße – gilt auch für Wasser-Wasser-
Wärmepumpen. Wenn zusätzlich eine Brauchwassererwärmung
stattfi ndet muss noch mal ungefähr 0,3 vom COP-Wert abgezogen
werden.
Weitere Effekte, wie die Erhöhung der Rohrdimension von
14 mm auf 17 mm Außendurchmesser (1), einer Verringerung der
Estrichüberdeckung von 45 mm auf 30 mm (2) oder die Systemände-
rung von Tecto mit einem 17er Rohr auf das Klettsystem mit einem
17er Rohr (3) haben dagegen nur untergeordnete Auswirkungen
(40 W/m2, Vz 15, Rλ,B = 0,15 m2K/W: (1): ca. 0,5 K, (2): ca. 0,5 K, (3): 0 K)
Dies soll natürlich nicht den Eindruck vermitteln, diese Maßnahmen
würden nichts bringen, ihre Vorteile liegen aber in anderen Bereichen
als der Reduktion der Vorlauftemperatur bzw. der Wassermenge.
So bringt die Erhöhung der Rohrdimension von 14 mm auf 17 mm
geringere Druckverluste bei gleicher Wassermenge. Die Heizkreise
können größer werden oder es kann mehr Wasser transportiert werden,
um die Fußbodenheizung auch zur Flächenkühlung zu nutzen.
Eine Reduzierung der Estrichüberdeckung von 45 mm auf 30 mm spart
15 mm Aufbauhöhe und trägt durch die um ca. 25 % verringerte
Estrichmasse zu einer noch besseren Regelbarkeit des Systems bei.
Außerdem ist dies eine schöne Lösung, wenn auf Grund von Rohrlei-
tungen auf dem Estrich die Aufbauhöhen bei heute sehr scharfen
Schallschutzbestimmungen mit 45 mm Überdeckung nicht mehr
eingehalten werden können. Besonders im Wohnungstrenndeckenbe-
reich wird immer nur eine Trittschalldämmung eingeplant, die nicht
eingeschnitten werden darf.
Eine Verringerung des Verlegeabstandes wird immer dann durchge-
führt, wenn man möglichst isotherme Oberbodentemperaturen
erreichen möchte. Je wärmetechnisch besser der Oberbodenbelag ist,
desto enger sollte der Verlegeabstand gewählt werden. Das führt im
Badezimmer zur generellen Forderung nach einem Verlegabstand von
Vz 10. Man sollte sich heute mit dem Verlegeabstand immer am
verwendeten Oberbodenbelag und der Nutzung des Raumes orientie-
ren und nicht nur auf eine Abdeckung des Wärmebedarfes aus sein.
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Dipl.-Phys. Sven Petersen – Auslegung und hydraulischer Abgleich von Fußbodenheizungen
Förderung von effi zienten WärmepumpenBundesministerium für Umwelt, Naturschutz und ReaktorsicherheitAuszug
1. Basisförderung *) **)
Baumaßnahme Wärmequelle MindestanforderungJahresarbeitszahl( JAZ )
FörderbeträgeWohngebäude
FörderbeträgeNichtwohngebäude
Neubau Luft 3,5 a.) € 5,- je m² Wohnfl äche bis 2 Wohneinheitenmax. € 2000,- je Wohneinheit
b.) max. 8 % der Nettoinvestitionssummebei mehr als 2 Wohneinheiten
a.) € 5,- je m² beheizter Nutzfl ächeb.) max. 8 % der Nettoinvestitions-
summe
Neubau Erdreich /Grundwasser
4 a.) € 10,- je m² Wohnfl äche bis 2 Wohneinheitenmax. € 2000,- je Wohneinheit
b.) max. 10 % der Nettoinvestitionssummebei mehr als 2 Wohneinheiten
a.) € 10,- je m² beheizter Nutzfl ächeb.) max. 10 % der Nettoinvestitions-
summe
Gebäudebestand Luft 3,3 a.) € 10,- je m² Wohnfl äche bis 2 Wohneinheitenmax. € 1500,- je Wohneinheit
b.) max. 10 % der Nettoinvestitionssummebei mehr als 2 Wohneinheiten
a.) € 10,- je m² beheizter Nutzfl ächeb.) max. 10 % der Nettoinvestitions-
summe
Gebäudebestand Erdreich /Grundwasser
3,7 a.) € 20,- je m² Wohnfl äche bis 2 Wohneinheitenmax. € 3000,- je Wohneinheit
b.) max. 15 % der Nettoinvestitionssummebei mehr als 2 Wohneinheiten
a.) € 20,- je m² beheizter Nutzfl ächeb.) max. 15 % der Nettoinvestitions-
summe
2. Innovationsförderung ***)
Baumaßnahme Wärmequelle MindestanforderungJahresarbeitszahl( JAZ )
FörderbeträgeWohngebäude
FörderbeträgeNichtwohngebäude
Neubau 4,7 Basisförderung plus 50 % Basisförderung plus 50 %
Gebäudebestand 4,5 Basisförderung plus 50 % Basisförderung plus 50 %
*) Voraussetzung: Wärmemengenzählers im Heizkreislauf, separater Stromzähler, hydraulischer Abgleich
**) Kombinationsbonus in Verbindung mit Solarkollektoranlage € 750,- (nicht mit Effi zienzbonus kumulierbar)
***) nicht mit Kombinationsbonus kumulierbar
COP Ermittlung nach DIN EN 255 od. 14511 für die Berechnung der JAZ nach VDI 4650
Wärmequelle Medientemperatur in °C
Luft A-7/W35A2/W35A10/W35
Erdreich W10/W35
Grundwasser B0/W35
Die JAZ müssen für die Förderung folgende Anforderungen erfüllen:
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Dipl.-Phys. Sven Petersen – Auslegung und hydraulischer Abgleich von Fußbodenheizungen
Marktanreizprogramm des Bundesamtes für Wirtschaft und
Ausfuhrkontrolle (BAFA)
Auszug
9. allgemeine Voraussetzungen für die Förderung von
effi zienten Wärmepumpen
Förderfähig sind effi ziente Wärmepumpen für die Warmwasser-
versorgung und die Bereitstellung des Heizwassers eines
Gebäudes.
Voraussetzung für die Förderfähigkeit:
a.) Einbau eines Strom- und Wärmemengenzählers
(nur für den Heizkreis, Anm. Uponor) für elektr. angetriebene
Wärmepumpen zur Bestimmung der Jahresarbeitszahl nach
VDI 4650.
b.) Einbau eines Gas- und Wärmemengenzählers …
c.) Vorliegen einer Fachunternehmererklärung des
folgenden Inhalts:
- Bei elektrisch angetriebenen Wärmepumpen:
Nachweis einer Jahresarbeitszahl von min. …
(siehe Tabelle)
- Bei gasmotorisch …
- Der hydraulische Abgleich wurde durchgeführt.
Geförderte Anlagen werden im Rahmen eines speziellen
Evaluationsprogramms stichprobenartig untersucht.
Nebenbemerkung: Auch hier wird wieder der hydraulische Abgleich
gefordert!!
Neuste Feldtests ergeben, dass diese geforderten JAZ in den meisten
Fällen NICHT! eingehalten werden.
Ein Grund hierfür ist sicherlich, das bei der Anlagenplanung der oben
beschriebenen Einfl uss des Oberbodenbelages nicht berücksichtigt
wird und einem Endkunden nicht vorgeschrieben werden kann, was er
denn als Oberbodenbelag einzubauen hat. Selbst wenn aus energe-
tischen Gründen Fliesen eingesetzt werden, können später immer noch
Läufer und Teppiche unter dem Wohnzimmertisch oder Esstisch
„nachgerüstet“ werden.
Durch die falsche Wahl des Oberbodenbelages wird aber die Vorlauf-
temperatur selbst bei heutigem Dämmstandard um über 6 K ange-
hoben, was zu einer Verschlechterung der JAZ um ca. 15 % führt. Die
Wahl des Oberbodenbelages kann ausschlaggebend dafür sein, dass
die Förderrichtlinien nicht eingehalten werden!
Eigenschaften der Oberböden
Neben ihrem starken Einfl uss auf die Vorlauftemperaturen und die
benötigten Wassermengen in einer Fußbodenheizung sollte man bei
zwei Oberbodenarten noch weitere Aspekte beachten:
Fliesen
Fliesen sind wärmetechnisch am besten für die Fußbodenheizung
geeignet. Ein Effekt des guten Wärmedurchlasses ist allerdings, dass
sich bei zu großen Verlegeabständen starke Temperaturwelligkeiten
der Oberfl ächentemperaturen einstellen. Es sollte bei einem Fliesenbe-
lag immer ein engerer Verlegeabstand gewählt werden, damit keine
unbehaglichen Temperaturschwankungen entstehen.
Parkett
Bei der Verwendung von Holzböden müssen einige Besonderheiten
dieses „lebendigen“ Werkstoffes beachtet werden. Holz reagiert mit
Formveränderungen, wenn sich die Holzfeuchte verändert. Wenn das
Holz austrocknet, zieht es sich zusammen, wenn es auffeuchtet, dehnt
es sich aus. Wenn diese Effekte zu stark werden, kommt es zur
Fugenbildung im Holz, bzw. zu einem Aufkanten an den Stößen des
U P O N O R KO N G R E S S 2 0 0 9 9 9
Dipl.-Phys. Sven Petersen – Auslegung und hydraulischer Abgleich von Fußbodenheizungen
wünsche reagieren zu können. Im Beispiel ist die Randzone als
Aufenthaltszone deklariert und errechnet. Das führt dazu, dass
sowohl im Aufenthaltsbereich als auch in der Randzone die gleichen
Oberfl ächentemperaturen herrschen. Wenn der Bereich als Randzone
berechnet wäre, würden dort die Temperaturen deutlich höher sein.
Da bei der Fußbodenheizung im Neubau heute sowieso nur
Oberfl ächentemperaturen von ca. 22 °C im Schwachlastbetrieb
(24°C im Auslegungsfall) auftreten, merkt der Kunde dann nur in der
Randzone, dass es hier warm ist –und beschwert sich darüber, dass
im Rest des Raumes die Fußbodenheizung nicht funktionieren
würde. Wenn beide Zonen auf der gleichen Oberfl ächentemperatur
sind, merkt der Kunde keinen Unterschied. Wenn er allerdings im
Terrassenbereich eine höhere Oberfl ächentemperatur wünscht (und
dafür akzeptiert, dass er Aufenthaltsbereich kältere Oberfl ächentem-
peraturen bekommt), so kann man durch eine Anpassung der
Wassermenge die Randzone auch im nachhinein aktivieren.
Parketts. Die Holzfeuchtigkeit hängt dabei von der relativen Luft-
feuchtigkeit ab. Dabei haben die unterschiedlichen Holzsorten eine
unterschiedliche Empfi ndlichkeit . Diese zeigt sich daran, wie
schnell sie auf Feuchtigkeitsänderungen reagieren und wie stark die
dadurch verursachte Ausdehnung ist.
Eine Buche dehnt sich pro Prozent Feuchtigkeitsänderungen ungefähr
50 % stärker aus als Eiche und benötigt für die Anpassung an
geänderte relative Luftfeuchtigkeiten ca. 2 Wochen – und nimmt damit
jede Schön- oder Schlechtwetterperiode mit – während die Eiche ca.
3 Monate benötigt und damit nur dem durchschnittlichem Jahresgang
der relativen Luftfeuchtigkeiten folgt. Wärmetechnisch ist Holz gut für
die Fußbodenheizung geeignet. Für einen besseren Wärmeübergang
sollte es verklebt werden.
Auslegungskriterien
Es folgt der Versuch, die Folgen eines nicht durchgeführten hydrau-
lischen Abgleichs anhand einer Beispielsrechnung abzuschätzen.
Es wurden für ein Einfamilienwohnhaus (Bild 3) die Heizkreislängen
und Wassermengen bestimmt, aus diesen Daten der Druckverlust in
jedem Heizkreis berechnet, so dass sich als Ergebnis dieser Berechnung
die Ventilvoreinstellungen für den hydraulischen Abgleich ergeben.
Die Oberböden wurden als ungünstigster Fall mit Rλ,B = 0,15 m2K/W
angenommen. Ausnahme sind hier Bad und WC mit einem
Rλ,B = 0,02 m2K/W.
Hier sollte auf einige Besonderheiten bei der gewählten Auslegung
hingewiesen werden:
1. Randzone im Wohn/Essbereich:
Randzonen werden heute noch eingebaut, obwohl der Wärmebedarf
sehr niedrig ist und die Qualität der Fenster mittlerweile einen Stand
erreicht hat, der besser ist als bei Wänden im Altbau. Strahlungstem-
peraturasymmetrien und Kaltluftabfall sind deshalb heute keine
Thema mehr (vgl. Olesen Velta-Kongress 2002). Es ist trotzdem noch
sinnvoll Randzonen einzusetzen, um auf Kunden(behaglichkeits) Bild 3
1 0 0 U P O N O R KO N G R E S S 2 0 0 9
Dipl.-Phys. Sven Petersen – Auslegung und hydraulischer Abgleich von Fußbodenheizungen
zu Problemen, da dort alle Anbindleitungen durch einen (innenlie-
gendem) Flur verlegt werden, der keinen Wärmebedarf hat. Im Winter
sind diese Räume permanent überheizt.
6. Gäste-WC
Das Gäste-WC ist ein separater Raum und muss deshalb (s.o.) mit
einem eigenen Heizkreis ausgestattet werden. Die häufi g in der
Praxis anzutreffende Lösung aus der Diele noch ein paar Meter Rohr
mit in das WC hineinzulegen, um Regelungskomponenten und einen
Verteilerabgang zu sparen ist nur realisierbar, wenn der Bauherr sich
darauf einlässt, dass sein Gäste-WC ein unbeheizter Raum ist, und
dieses auch so in den Plänen kenntlich gemacht wird.
Dieses Gäste-WC ist auch in anderer Hinsicht problematisch, da es, als
einzelner Heizkreis ausgeführt, die Kurzschlussstrecke für das
Heizungswasser ist und bei nicht durchgeführtem hydraulischem
Abgleich das ganze System negativ beeinfl usst.
Was passiert in diesem Fall, wenn der hydraulisch Abgleich nicht
durchgeführt wird?
Die am Verteiler eingestellte Wassermenge verteilt sich so auf die
Heizkreise, dass in jeder Kombination Heizkreis plus voll geöffnetes
Ventil der gleiche Druckverlust herrscht. Der unterschiedliche
Druckverlust durch die unterschiedlichen Wassermengen am voll
geöffneten Ventil werden dabei vernachlässigt, da der Unterschied nur
wenige Millibar beträgt. Die sich daraus ergebenden Wassermengen für
die einzelnen Heizkreise werden dann mit den Wassermengen aus der
Beispielsrechnung verglichen und die Erhöhung bzw. Absenkung der
Wärmeabgabe anhand von Bild 1 abgeschätzt. Bild 1 zeigt die
prozentuale Änderung der Wärmeabgabe in Abhängigkeit der
Wassermenge. Ohne hydraulischen Abgleich ergibt sich für alle
Heizkreise ein einheitlicher Druckverlust von 55 mbar. Das Ergebnis
zeigt Tabelle 2.
2. Schlafzimmer
Wenn die Bauherren Bedenken haben über zu hohe Temperaturen
speziell im Schlafzimmer unterm Bett, so kann als Lösung vorge-
schlagen werden, dort 2 Heizkreise zu installieren. Dabei bleibt der
Heizkreis unter dem Bett abgestellt, es sei den es soll eine höhere
Temperatur im Raum erreicht werden (Krankheit, tiefe Außentempe-
raturen etc.). Man sollte dabei auch Bedenken, dass dieser Raum
später sehr häufi g z.B. als Kinderzimmer umgenutzt wird.
3. Badezimmer
Wenn die Möglichkeit besteht, also Estrich im kompletten Raum
verlegt wird, sollte auch unterhalb der Badewanne/Duschwanne
Fußbodenheizung verlegt werden. Die Fläche hat dann immer noch
ca. 60 % ihrer ursprünglichen Wärmeleistung. Vorteile sind eine
sichere Abdeckung des Wärmebedarfes in (kleinen) Bädern und eine
erhöhte Behaglichkeit durch gleichmäßige Strahlungstemperaturen.
4. Küche
Auch in der Küche sollte – heute eher muss – immer komplett verlegt
werden. Grund hierfür ist der hohe Wasserdampfanfall in Küchen bei
gleichzeitiger Dichtheit der Gebäudehülle. Der Wasserdampf
diffundiert nicht schnell genug aus dem Raum und überschreitet an
den kältesten Punkten, hinter der nicht beheizten Küchenzeile,
schnell 80 %, mit dem Effekt, dass in modernen Küchen verstärkt
Schimmelpilzprobleme auftreten.
5. Diele und Verteiler
Die Verteilerpositionierung sollte immer so sein, dass in dem Raum
in dem der Verteiler angebracht ist noch ein separater Heizkreis
eingelegt werden kann. Erstens entspricht dies der Norm die fordert,
dass in jedem beheizen Raum ein eigener Heizkreis vorhanden sein
muss, und zweitens hat man den Raum wärmetechnisch nur dann
unter Kontrolle, wenn wir ihn über einen eigenen Heizkreis regeln
können. Speziell in Hotel oder Bürobauten führt dies immer wieder
U P O N O R KO N G R E S S 2 0 0 9 1 0 1
Dipl.-Phys. Sven Petersen – Auslegung und hydraulischer Abgleich von Fußbodenheizungen
Räume sind, bei denen erhöhter Komfort erwartet wird, wie z.B. das
Badezimmer oder das Wohnzimmer.
Diese Situation wird dann natürlich weder vom Bauherren noch vom
Heizungsbauer akzeptiert. Entweder werden durch eine Erhöhung
der Pumpenleistung die Wassermengen erhöht bis der Raum mit den
-25 % zur Abdeckung des Wärmebedarfes keine Minusleistung mehr
aufweist, oder es wird die Heizkurve angehoben, damit die höheren
Vorlauftemperaturen den Mangel in der benötigten Wassermenge
ausgleichen. In beiden Fällen drosselt dann die Einzelraumregelung die
nochmals erhöhte Wassermenge in den schon überversorgten anderen
Räumen und Heizkreisen und es ergeben sich durch die so reduzierte
Wassermenge sehr große Spreizungen bis zu 30 K.
Es ergeben sich gerade in Räumen mit Fliesenbelägen vom Bauherrn
als unbehaglich empfundenen zu großen Temperaturwelligkeiten
obwohl ein enger Verlegeabstand gewählt wurde. Sowohl die Erhöhung
der Pumpenleistung als auch die Erhöhung der Vorlauftemperatur sind
energetisch ungünstig.
Was passiert in der Renovierung?
Eine Möglichkeit energieeffi ziente Anlagen zu erhalten, wenn der
Abgleich nicht durchgeführt wurde und die Daten für das Objekt nicht
mehr vorliegen, ist die neue Uponor-Regelung mit DEM-Technologie.
(Bild 4).
Die DEM („Dynamischem Energie-Management“) -Technologie
unterstützt die Stabilität der gesamten Anlage und sorgt damit für
eine hohe Energieeffi zienz. Die intelligente Eigenkontrolle unterstützt
den Verarbeiter bei der Installation des Systems und im laufenden
Betrieb. Im Alltag lässt sich das Wohnfühlklima (Heiz- und Kühlverhal-
ten der Anlage) sehr komfortabel über das neue Bedienmodul
einstellen.
Man erkennt, dass die Schwankungsbreiten in der Wärmeabgabe nicht
sehr stark sind. Hier ist wohl auch der Grund dafür zu sehen, warum
der Abgleich so selten durchgeführt wird. Bei einigermaßen gleich-
großen Heizkreisen und Räumen mit ähnlichem Wärmebedarf, also der
typischen Situation im Einfamilienhaus, wo die meisten Innentüren im
Normalfall auch noch offen stehen, wird der Unterschied kaum
bemerkt. Kritisch wird es, wenn kein Temperaturausgleich zwischen
den Räumen stattfi nden kann, wie z.B. in Bürogebäuden, Hotels oder
Altenheimen und dann Räume mit einer um bis zu 25 % reduzierten
Wärmeabgabe auskommen müssen oder im Einfamilienhaus, wenn es
Tabelle 2
1 0 2 U P O N O R KO N G R E S S 2 0 0 9
Dipl.-Phys. Sven Petersen – Auslegung und hydraulischer Abgleich von Fußbodenheizungen
lten
Uponor GmbHIndustriestraße 56
Raum-Bypass
Garantiert einwandfreien
Betrieb bei Anlagen mit
Mindestdurchfluss (z.B.
Wärmepumpe)
SMS Koppler
Umstellen von Absenk-
profilen und beenden der
Urlaubseinstellung per SMS
Versorgungs-Diagnose
Überwachung des Heiz-/
Kühlverhaltens der Anlage.
Automatische Meldung bei
Über-/Unterversorgung zur
schnellen Ursachenidentifi-
zierung.
Komfort-Einstellung
Verhindert Abkühlen der
Heizflächen in einem
Raum mit alternativen Be-
heizungsmethoden (z.B.
Kamin)
Raum-Check-Funktion
Einfache Prüfung der
Raumfühlerzuordnung
Funk-Einzelraumregelung
mit DEM-Technologie
Hohe Energieeffizienz, einfache
Bedienung, bewährte Uponor
TechnologieDE
M Technologie
1 2
Bild 4
U P O N O R KO N G R E S S 2 0 0 9 1 0 3
Dipl.-Phys. Sven Petersen – Auslegung und hydraulischer Abgleich von Fußbodenheizungen
Über einen selbstlernenden Algorithmus werden die Stellantriebe nicht
nur nach der Temperatur des Raumes geöffnet und geschlossen,
sondern durch modulierende Öffnungszeiten werden die Wassermen-
gen so aufgeteilt, das eine Oberbodentemperatur im Raum erreicht
wird, die mindestens so exakt eingehalten wird, wie mit einem
hydraulischen Abgleich. Dies führt zwangsläufi g auch zu Energieein-
sparungen, die in der gleichen Größenordnung liegen wie bei einem
hydraulischen Abgleich. Diese Regelung kann einen hydraulischen
Abgleich – auch rechtlich – nicht ersetzen, führt aber bei den Anlagen
wie wir sie in der Praxis vorfi nden zu Energieeffi zienz und besserer
Regelbarkeit.
Fazit
Der hydraulische Abgleich ist rechtlich gefordert und muss durchge-
führt werden. Haupteinfl ussfaktor auf die benötigten Wassermengen
ist der Oberbodenbelag. Eine Nichtdurchführung des Abgleichs führt
entweder zu untertemperierten Räumen, zu erhöhten Vorlauftempera-
turen und/oder erhöhten Wassermengen. Der Bauherr wird mit
höheren Kosten belastet, da die Pumpenleistung angehoben werden
muss und Wärmepumpen und Brennwerttechnik nicht optimal
ausgenutzt werden. Zusätzlich werden Behaglichkeitsdefi zite durch
erhöhte Welligkeiten der Oberbodentemperatur und eine nicht optimal
funktionierende Regelung in Kauf genommen. Der nicht durchgeführte
hydraulische Abgleich kann also nicht nur rechtliche Konsequenzen mit
entsprechenden Kosten für den Auftragnehmer haben, sondern führt
auch schnell zu unzufriedenen Kunden. Er ist immer auszuführen!
1 0 4 U P O N O R KO N G R E S S 2 0 0 9
Dipl.-Phys. Sven Petersen – Auslegung und hydraulischer Abgleich von Fußbodenheizungen
U P O N O R KO N G R E S S 2 0 0 9 1 0 5
Prof. Dr.-Ing. Klaus Sedlbauer – Potenziale des Nachhaltigen Bauens in Deutschland –Nationale und internationale Chancen?
Ressourcenverknappung
Reichweite von Ressourcen
300
250
200
150
100
50
0Gas
Rei
chw
eite
in J
ahre
n
Öl Uran Kohle
Prof. Dr.-Ing. Klaus Sedlbauer
Dipl.-Ing. Architektin Sabine Djahanschah
Dipl.-Ing. Peter Mösle
Potenziale des Nachhaltigen Bauens in Deutschland –Nationale und internationale Chancen?
Bislang lag in Deutschland das politische Augenmerk auf den Faktoren
Energieeinsparung und CO2-Bilanz. Dies sind jedoch nur Symptome
einer Entwicklung, deren Ursachen im globalen Wandel mit hohem
Energie- und Ressourcenhunger liegen.
Aus einem globalen Wohlstandsbedürfnis, der weltweiten Adaption
des westlichen Lebensstils sowie globale Handelsbeziehungen
ergeben sich:
eine zunehmende Ressourcenverknappung und Konkurrenz
um Rohstoffe
ein steigender Energieverbrauch und steigende Mobilität mit
entsprechenden Emissionen
die als Landfl ucht bezeichnete Aufgabe eines eher naturnahen
und klimaangepassten Lebensstils mit wachsenden Megacitys
und entsprechenden Ver- und Entsorgungsproblemen
Nicht zuletzt verursacht auch die stark ansteigende Weltbevölkerung
einen zunehmenden Ressourcenverbrauch.
Globale Trends
Demografi scherWandel
Steigende MobilitätGlobale Logistik
Steigender Energieverbrauch
Ressourcen-verknappung
UrbanisierungMegacities
GlobalisierungWohlstandsbedürfnis
v
1 0 6 U P O N O R KO N G R E S S 2 0 0 9
Prof. Dr.-Ing. Klaus Sedlbauer – Potenziale des Nachhaltigen Bauens in Deutschland –Nationale und internationale Chancen?
Hinzu kommt, dass die Reichweite der derzeitigen Energieträger
absehbar ist und nach wie vor große Abhängigkeiten von diesen
Energieträgern bestehen.
Zur Lösung des sich hieraus ergebenden Konfl iktpotenzials sind über-
zeugende Konzepte gefragt, die auf vernetzte Probleme im Bereich
Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt ganzheitlich antworten können.
Nachdem der Sternreport erstmals zukünftige Szenarien der Welter-
wärmung mit den ökonomischen Folgen des Klimawandels verknüpft,
werden auch die ewig Optimistischen wach.
Denn Hunger und Durst, extreme Wetterlagen und schnell eintretende,
irreversible Ereignisse wie die Erhöhung des Meeresspiegels und
plötzliche Klimaänderungen lassen unkontrollierbare Umbrüche
unserer zivilisierten Welt vermuten. Vor solchen Szenarien werden
gerne die Augen verschlossen. Was kann der einzelne schon gegen
diese Megatrends und ihre drohenden Folgen ausrichten? Doch von
allen im Bausektor Tätigen werden täglich Entscheidungen getroffen,
die in diesem Kontext Relevanz haben. Statt der „Vogel-Strauss-Pers-
pektive“ kann man das Augenmerk auch auf die Handlungsoptionen
lenken, die wissenschaftliche Studien ebenfalls aufzeigen.
Die Bedeutung des Bausektors
Um die Bedeutung des Bausektors im Kontext der vorgenannten
Megatrends besser einordnen zu können, hier noch einige Fakten:
Fast 50 % des gesamten Anlagekapitals der entwickelten Länder
ist allein im Wohnungsbau gebunden
Das Bauwesen verbraucht ca. 50 % aller auf der Welt verarbeiteten
Rohstoffe
Der Bausektor erzeugt ca. 55 % des in Deutschland anfallenden
Abfalls (185 Mio. to pro Jahr)
Der Gebäudesektor beansprucht zusammen mit den Vorketten
Materialherstellung, Bauprozesse und Transport nahezu 50 % des
Gesamtenergieverbrauchs
Trotz stagnierender Bevölkerungszahlen werden in Deutschland
täglich 129 ha Freifl ächen versiegelt
An dieser Aufzählung wird deutlich, dass im Bauwesen nicht nur der
Bereich des Energieverbrauchs und der damit zusammenhängenden
CO2-Emissionen von hoher Umweltrelevanz ist. Es gibt noch weit mehr
Kriterien, die ökologische Folgen hinterlassen.
Der Klimawandel ist ein prominentes Beispiel für die Vernetzung von
Zusammenhängen. Denn er ist nicht nur auf eine singuläre Ursache
zurückzuführen, sondern auf einen komplexen Zusammenhang von
gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und ökologischen Entwicklungen.
Ressourcenverknappung
Kosten des Klimawandels (Stern-Report)
0˚C 1˚C 2˚C 3˚C 4˚C 5˚C
Rückläufige Ernteerträge in vielen Entwicklungsregionen
Schwere Aus-wirkungen in Sahel-Randgebieten
Erträge in vielen Industrieländern selbst bei starker CO 2-Düngung rückläufig
Korallenriff-Ökosysteme werden stark und schließlich irreversibel geschädigt
Kleine Berggletscher verschwinden weltweit – potentielle Bedrohung für die Wasserversorgung in mehreren Gebieten
Möglicher Beginn des teilweisen oder totalen Zusammenbruchs des Amazonas-Regenwalds
Ökosysteme können großenteils in derzeitiger Form nicht fortbestehen
Zahlreiche Arten vom Aussterben bedroht (laut einer Studie 20-50%)
Zunehmendes Risiko großer abrupter Verschiebungen im Klimasystem (z.B. Zusammenbruch der thermohalinen Zirkulation im Atlantik und des westantarktischen Eisschildes)
Risiko sinkender natürlicher CO 2-Absorption und möglicher Anstieg der natürlichen Methan-Freisetzung sowie Schwächung der thermohalinen Zirkulation im Atlantik
Zunehmende Intensität von Stürmen, Waldbränden, Dürren, Überschwemmungen und Hitzewellen
Erhebliche Veränderungen in der Verfügbarkeit von Wasser (eine Studie sagt für die 2080er Jahre Wassermangel für über 1 Mrd. Menschen voraus, viele davon in Afrika; eine ähnliche Anzahl wird mehr Wasser zur Verfügung haben)
Über 30% Rückgang des ober-irdischen Abflusses im Mittelmeer-raum und im südlichen Afrika
Steigende Zahl von Menschen von Hunger bedroht (laut einer Studie bei schwacher CO 2-Düngung 25-60% Zunahme in den 2080er Jahren in Afrika und Westasien)
Ganze Regionen erleben starken Rückgang der Ernteerträge (z.B. um bis zu 1/3 in Afrika)
Meeresspiegelanstieg bedroht große Weltstädte wie u.a. London, Schanghai, New York, Tokio und Hongkong
Wasser
Nahrung
Ökosysteme
Extrem-wetter-ereignisse
Risiko rapider
Grafik aus STERN-REVIEW
Klimaveränderung und schwerer irreversibler Folgen
Steigende Ernteerträge in Industrieländern auf hohen Breitengraden bei starker CO 2-Düngung
Leichter Anstieg der Hurrikan-Intensität führt zur Verdopplung der Schadenskosten in den USA
Beginn des irreversiblen Schmelzens des Grönlandeises
U P O N O R KO N G R E S S 2 0 0 9 1 0 7
Prof. Dr.-Ing. Klaus Sedlbauer – Potenziale des Nachhaltigen Bauens in Deutschland –Nationale und internationale Chancen?
Diese ganzheitliche Betrachtung von Wirkungszusammenhängen wird
mit dem inzwischen fast infl ationär genutzten Begriff „Nachhaltigkeit“
bezeichnet. Doch es handelt sich nicht um eine aus den Retorten von
Werbetextern entwischte Wortneuschöpfung, sondern der Begriff wurde
1894 in den „Allgemeinen Wirtschaftsgrundsätzen“ der preußischen
Staatsverwaltung schriftlich festgelegt, indem nur die Menge Holz
geschlagen werden durfte, die auch wieder nachwuchs! Eine Übertragung
und Ausweitung des Begriffs auf die internationale Umwelt- und
Entwicklungspolitik folgte z.B. in der „Meadows-Studie“ 1972 für den
Club of Rome.
Nachhaltigkeit bietet erstmals ein Konzept an, das die vielschichtigen
Ebenen der Ökologie, Ökonomie und sozio-kulturellen Belange ganz-
heitlich betrachtet. Das Bauwesen ist hierbei eine geradezu klassische
Disziplin der Nachhaltigkeit, da Bauten Langzeitinvestitionen dar-
stellen, die in allen Nachhaltigkeitsebenen wirksam sind und als dritte
Haut des Menschen jeden angehen.
Internationale Zertifi zierungsinstrumente
Im Ausland sind aufgrund dieser Erkenntnis seit der Einführung von
BREEAM in Großbritannien zahlreiche Bewertungsverfahren zur
Nachhaltigkeit entstanden. Einige scheinen eher den Vermarktungs-
aspekt als den wissenschaftlichen Inhalt und die Methodik des Bewer-
tungsverfahrens in den Mittelpunkt zu stellen. Fakt ist jedoch, dass die
Zertifi zierung von Gebäuden am Markt immer stärker nachgefragt wird,
nicht nur als Marketinginstrument, sondern auch zur Absicherung einer
defi nierten Gebäudequalität, die auch langfristig ihren Marktwert erhält.
Insbesondere das amerikanische System LEED wurde im internationalen
Wettbewerb mit viel PR-Aufwand eingeführt. Es ist global verbreitet und
erreicht auch schon den deutschen Immobilienmarkt. Deutschland hat im
internationalen Vergleich innovative Architektur und Ingenieurkunst zu
bieten. Sollte dieser Wissensvorsprung nun von ausländischen Systemen
bewertet werden? Sollte Deutschland sein Know-how nicht besser
verkaufen?
Vor diesem Hintergrund wurde nun endlich das deutsche System aus der
Taufe gehoben. Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen wurde
im Juni 2007 gegründet und hat im Januar 2009 die ersten Zertifi kate
vergeben.
Das deutsche Bewertungssystem
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Prof. Dr.-Ing. Klaus Sedlbauer – Potenziale des Nachhaltigen Bauens in Deutschland –Nationale und internationale Chancen?
Das System baut auf das aus der Nachhaltigkeitsdiskussion bekannte
Drei-Säulen-Modell der ökonomischen, ökologischen und sozialen
Säule auf. Hierbei wurde die soziale Säule mit der Beschreibung einer
soziokulturellen und funktionalen Qualität noch klarer auf die für das
Bauwesen relevanten Kriterien fokussiert. Da die Themenfelder
„technische Qualität“, „Prozessqualität“ und „Standortqualität“ in
allen drei Säulen relevant sind, wurden sie gesondert herausgestellt.
Die Gewichtung der Hauptkriteriengruppen erfolgt gleichwertig zu
22,5 % in den Bereichen „ökologische Qualität“, „ökonomische
Qualität“, „soziokulturelle und funktionale Qualität“ sowie „technische
Qualität“. Die Prozessqualität geht mit 10 % in die Gewichtung ein. Die
Standortqualität wird ohne Gewichtung separat ausgewiesen.
Die Schutzgüter entsprechen essentiellen Lebensgrundlagen und
machen deutlich, dass das dem ökologischen Bauen anhaftende Image
von weltfremden Naturliebhabern längst einer umfassenden Weitsicht
gewichen ist. Denn ein Konzept, das den Schutz der natürlichen
Umwelt und ihrer Ressourcen, von Gesundheit, ökonomischen, sozialen
und kulturellen Werten ernsthaft ausblendet, dürfte auch langfristig
nicht marktfähig sein.
So kann man Nachhaltigkeit sehr reduziert auch „Langfristökonomie“
nennen oder auch die „einzig intelligente Form des Überlebens“.
Deshalb besteht über die Grundsätze des nachhaltigen Bauens ein
breiter gesellschaftlicher Konsens.
Schwierig wird es erst, wenn es konkreter wird. Denn die Komplexität
der angesprochenen Bereiche ist nicht so leicht zu erfassen und öffnet
einer beliebigen Verwendung des Nachhaltigkeitsbegriffs Tür und Tor.
Selbst Bauherren, die ein nachhaltiges Gebäudekonzept wünschen,
tun sich schwer, dies auch vertraglich als eine defi nierte Gebäudequa-
lität einzufordern.
Gleichzeitig ist es auch für qualifi zierte Planer nicht trivial, ihre
Architektur- und Ingenieurkunst anhand harter und messbaren Fakten
im Wettbewerb transparent zu machen und zu verkaufen.
Hier kann das in einem ersten Schritt für Büroneubauten ausgearbei-
tete Zertifi zierungssystem allen Beteiligten ein Instrumentarium an die
Hand geben, das mehr Transparenz und eine gesicherte und vergleich-
bare Qualität von nachhaltigen Gebäudestandards anbietet.
Das Zertifi kat
Nachhaltigkeits-Säulen – Deutscher Ansatz
Schutzgüter: natürl. Umwelt und Ressourcen, Gesundheit, ökonomische Werte, soziale und kulturelle Werte
Schutz der UmweltSchonung der
natürlichen Ressourcen
ÖkologischeQualität
22,5 %
Technische Qualität
Prozessqualität
Standortqualität
ÖkonomischeQualität
22,5 %
Sozialkulturelle und funktionale Qualität
22,5 %
22,5 %
10 %
Senkung der Lebenszyklus-
kosten
Sicherung von Gesundheit / Behaglichkeit
Menschengerechtes Umfeld
Schutzziele:
Bewetung:
Das deutsche Bewertungssystem
Derzeit 49 geltende Kriterien (maximal 63)43 Gebäudequalität6 Standortqualität
Jedes Kriterium kann maximal 10 Bewertungspunkte erreichen in ihrer Bedeutung mit Faktor 0,5 bis 3 gewichtet
Ab einem Gesamterfüllungsgrad von:ab 50 % = Bronzeab 65 % = Silberab 80 % = Gold
Alternativ: Noten:ab 95 % = 1,0ab 80 % = 1,5ab 65 % = 2,0
U P O N O R KO N G R E S S 2 0 0 9 1 0 9
Prof. Dr.-Ing. Klaus Sedlbauer – Potenziale des Nachhaltigen Bauens in Deutschland –Nationale und internationale Chancen?
Von den Anfang Februar 2009 ausgearbeiteten 49 Einzelkriterien, die
jeweils einem Hauptkriterium zugeordnet sind, beziehen sich 43 auf
die Gebäudequalität. Sie gehen direkt in die Wertung ein. 6 Kriterien
refl ektieren die Standortqualität und werden nur als zusätzliche
Information ausgewiesen. Weitere 14 Kriterien sind zum Teil noch in
Bearbeitung und werden im Prozess der laufenden Weiterentwicklung
des Zertifi zierungsinstrumentes integriert.
Neben der Beschreibung der Erfüllung einzelner Kriterien erfolgt eine
Gewichtung. Die im Ergebnis eines Einigungsprozesses vereinbarte
Gewichtung ist transparent, nachvollziehbar begründet und bildet die
notwendige Grundlage für die Zertifi zierung.
Unabhängig von der angestrebten Zertifi zierung sollte jedoch jeder
gut informierte und engagierte Bauherr in einem angeleiteten
Zielfi ndungsprozess seine eigenen Schwerpunkte herausfi nden und
setzen. Ein Planungsprozess bedeutet die Abwägung zahlreicher
Varianten, um eine möglichst optimierte Lösung für die spezifi sche
Bauaufgabe zu fi nden. Und ein Maßanzug, den eine Bauaufgabe im
Gegensatz zu einem Automobil immer darstellt, sollte genau auf seine
Anforderungen zugeschnitten werden, denn ein passendes Büroge-
bäude „von der Stange“ könnte weder den städtebaulichen Kontext
des Ortes noch den tatsächlichen Bedarf des Bauherrn abdecken. Wie
die Leerstände von Bürogebäuden einprägsam zeigen, sollte darüber
hinaus ein Gebäude auch wirtschaftlich verträglich andere Nutzungen
aufnehmen können. Bei sich immer schneller verändernden Rahmen-
bedingungen kann so die Zukunftsfähigkeit der eingesetzten
Investitionen absichert werden.
Vor diesem Hintergrund kann das DGNB-System auch als Anleitung
einer geführten Diskussion mit dem Bauherrn über die zahlreichen
Aspekte der Nachhaltigkeit genutzt werden. Im Abgleich der verschie-
denen Optionen kann der Bauherr bereits vor dem Einstieg in den
konkreten Entwurf entscheiden, welche Ziele und Schwerpunkte er
mit seinem Bauvorhaben verfolgt. Dies führt zu einem klareren
Auftrag und sicherlich auch zu einer höheren Zufriedenheit und
Identifi kation mit dem Ergebnis.
Bewertungsmatrix
Ist max. möglich
Ist max. möglich
Ist max. möglich
1 Treibhauspotenzial (GWP) 10,0 10 3 30 30 100%
2 Ozonschichtabbbaupotenzial (ODP) 10,0 10 0,5 5 5 100%
3 Ozonbildungspotenzial (POCP) 10,0 10 0,5 5 5 100%
4 Versauerungspotenzial (AP) 10,0 10 1 10 10 100%
5 Überdüngungspotenzial (EP) 7,1 10 1 7,1 10 71%
6 Risiken für die lokale Umwelt 8,2 10 3 24,6 30 82%
8 Sonstige Wirkungen auf die globale Umwelt 10,0 10 1 10 10 100%
9 Mikroklima 10,0 10 0,5 5 5 100%
10 Primärenergiebedarf nicht erneuerbar (PEne) 10,0 10 3 30 30 100%
11 Primärenergiebedarf erneuerbar (PEne) 8,4 10 2 17 20 84%
14 Frischwasserverbrauch Nutzungsphase 5,0 10 2 10 20 50%
15 Flächeninanspruchnahme 10,0 10 2 20 20 100%
Lebens- zykluskosten 16 Gebäudebezogene Kosten im Lebenszyklus 9,0 10 3 27 30 90%
Wertentwicklung 17 Wertstabilität 10,0 10 2 20 20 100%
18 Thermischer Komfort im Winter 10,0 10 2 20 20 100%
19 Thermischer Komfort im Sommer 10,0 10 3 30 30 100%
20 Innenraumluftqualität 10,0 10 3 30 30 100%
21 Akustischer Komfort 10,0 10 1 10 10 100%
22 Visueller Komfort 8,5 10 3 26 30 85%
23 Einflussnahme des Nutzers 6,7 10 2 13 20 67%
24 Gebäudebezogene Außenraumqualität 9,0 10 1 9 10 90%
25 Sicherheit und Störfallrisiken 8,0 10 1 8 10 80%
26 Barrierefreiheit 8,0 10 2 16 20 80%
27 Flächeneffizienz 5,0 10 1 5 10 50%
28 Umnutzungsfähigkeit 7,1 10 2 14 20 71%
29 Öffentliche Zugänglichkeit 10,0 10 2 20 20 100%
30 Fahrradkomfort 10,0 10 1 10 10 100%
31Sicherung der gestalterischen und städtebaulichen Qualität im Wettbewerb
10,0 10 3 30 30 100%
32 Kunst am Bau 10,0 10 1 10 10 100%
33 Brandschutz 8,0 10 2 16 20 80%
34 Schallschutz 5,0 10 2 10 20 50%
35Thermische und feuchteschutztechnische Qualität der Gebäudehülle
7,7 10 2 15 20 77%
40Reinigungs- und Instandhaltungs- freundlichkeit der Baukonstruktion
7,1 10 2 14 20 71%
42 Rückbaubarkeit, Recyclingfreundlichkeit 9,2 10 2 18 20 92%
43 Qualität der Projektvorbereitung 8,3 10 3 25 30 83%
44 Integrale Planung 10,0 10 3 30 30 100%
45Nachweis der Optimierung und Komplexität der Herangehensweise in der Planung
8,6 10 3 26 30 86%
46Sicherung der Nachhaltigkeitsaspekte in Ausschreibung und Vergabe
10,0 10 2 20 20 100%
47Schaffung von Vorraussetzungen für eine optimale Nutzung und Bewirtschaftung
5,0 10 2 10 20 50%
48 Baustelle, Bauprozess 7,7 10 2 15 20 77%
49Qualität der ausführenden Firmen, Präqualifikation
5,0 10 2 10 20 50%
50 Qualitätssicherung der Bauausführung 10,0 10 3 30 30 100%
51 Geordnete Inbetriebnahme 7,5 10 3 23 30 75%
Standortqualität: gesonderte Bewertung, geht nicht in die Gesamtbewertung ein
56 Risiken am Mikrostandort 7,0 10 2 14 20 70%
57 Verhältnisse am Mikrostandort 7,1 10 2 14,2 20 71%
58 Image und Zustand von Standort und Quartier 1,0 10 2 2 20 10%
59 Verkehrsanbindung 8,3 10 3 24,9 30 83%
60Nähe zu nutzungsrelevanten Objekten und Einrichtungen
9,7 10 2 19,4 20 97%
61 Anliegende Medien, Erschließung 9,4 10 2 18,8 20 94%
130 72%
Proz
essq
ualit
ät Qualität der Planung
188,6 230 82% 10,0%
Qualität der Bauausführung
Gesundheit, Behaglichkeit und Nutzer-zufriedenheit
251,1 280 90%
74 100 74%
Gesamt-erfüllungs-
grad
86,4 % Gold
Stan
dort
qual
ität
93,3
22,5%
Funktionalität
Gestalterische Qualität
Tech
nisc
he Q
ualit
ät
Qualität der technischen Ausführung
22,5%
Sozi
okul
ture
lle u
nd fu
nkti
onal
e Q
ualit
ät
Haupt- kriteriengruppe
Öko
nom
isch
e Q
ualit
ät
47 50 94% 22,5%
Gewich-tung
Gruppe
Öko
logi
sche
Qua
lität Wirkungen auf
die globale und lokale Umwelt
173,5 195 89% 22,5%
Ressourcen-inanspruch-nahme und Abfallauf-kommen
Punkte KriteriumBedeu-tungs-faktor
Kriterien- gruppe Nr. Kriterium
Erfüllungs grad
Gruppe
Punkte gewichtetErfüllungs-
grad
Punkte Gruppe
ist einzutragen
wird automatisch berechnet
unveränderliche Festlegung
Note 1,0 95 %
Note 1,5 80 %
Note 2,0 65 %
Note 3,0 50 %
Note 4,0 35 %
Note 5,0 20 %
ab 80% GOLD
65-79,9% SILBER
50-64,9% BRONZE
Erfüllungsgrad
1 1 0 U P O N O R KO N G R E S S 2 0 0 9
Prof. Dr.-Ing. Klaus Sedlbauer – Potenziale des Nachhaltigen Bauens in Deutschland –Nationale und internationale Chancen?
So gesehen ist das Zertifi zierungsinstrument nicht nur eine Ansamm-
lung nüchterner Zahlenkolonnen, die hochspezialisierte Wissenschaft-
ler mit großer Komplexität ausgestattet haben. Viele der aufgestellten
Kriterien gehören schon jetzt zum berufl ichen Rüstzeug einer
qualifi zierten Planung. Ihre umfassende Zusammenstellung, Struktur
und Gewichtung kann jedoch auch unabhängig von einem Zertifi zie-
rungswunsch als Inspirationsquelle für neue Entwurfsansätze dienen.
Die Struktur gliedert sich in einem hierarchisch organisierten
Kriterienbaum in Hauptkriterien, Kriteriengruppen und Kriterien.
Zu den einzelnen Kriterien sind Steckbriefe, die das jeweilige Kriterium
und seine Bewertung genauer beschreiben, durch die Mitglieder der
DGNB erarbeitet worden.
Die Kriterien der ökologischen Qualität nehmen zum großen Teil die
Ergebnisse einer Ökobilanz auf. Was hier noch relativ überschaubar
erscheint, wird für die konkrete Beurteilung und die vergleichende
Bewertung von Bauteilen oder verschiedenen Entwurfsvarianten
schnell relativ komplex. Wenn man bedenkt, dass beispielsweise eine
Fassadenkonstruktion in all ihren Einzelteilen erfasst und nach den
entsprechenden Gewichtsanteilen der jeweiligen Baustoffe mit
Ökobilanzdaten versehen in die Berechnung eingeht, entspricht das
nicht mehr dem herkömmlichen Planungsalltag. Doch hier liegt für
alle aufgeschlossenen Planer auch die Chance zu einer Weiterent-
wicklung und Zusatzqualifikation. Mithilfe von Fortbildungen und
Planungstools können die eigenen Planungsergebnisse nach etwas
Einarbeitungszeit optimiert und ein zusätzliches Geschäftsfeld als
„Life-Cycle-Engineer“ zur Qualifizierung der Planung ihrer Kollegen
erschlossen werden.
Ganzheitliche Bilanzierung
Die Datenbasis hierzu bilden die Ökobilanzen der einzelnen
Baustoffe. Um den Lebensweg eines Baustoffes oder eines ganzen
Bauteils besser erfassen, vergleichen und optimieren zu können,
zeigen ganzheitliche Bilanzierungen die umweltrelevanten Folgen
eines Produktionsprozesses von der Rohstoffgewinnung bis zur
Entsorgung auf. Nach Möglichkeit sollten hierbei über ein hochwer-
tiges Recycling Stoffkreisläufe geschlossen oder zumindest
Teilkreisläufe realisiert werden.
Bewertungsmatrix
Ist max. möglich
Ist max. möglich
1 Treibhauspotenzial (GWP) 10,0 10 3 30 30 100%
2 Ozonschichtabbbaupotenzial (ODP) 10,0 10 0,5 5 5 100%
3 Ozonbildungspotenzial (POCP) 10,0 10 0,5 5 5 100%
4 Versauerungspotenzial (AP) 10,0 10 1 10 10 100%
5 Überdüngungspotenzial (EP) 7,1 10 1 7,1 10 71%
6 Risiken für die lokale Umwelt 8,2 10 3 24,6 30 82%
8 Sonstige Wirkungen auf die globale Umwelt 10,0 10 1 10 10 100%
9 Mikroklima 10,0 10 0,5 5 5 100%
10 Primärenergiebedarf nicht erneuerbar (PEne) 10,0 10 3 30 30 100%
11 Primärenergiebedarf erneuerbar (PEne) 8,4 10 2 17 20 84%
14 Frischwasserverbrauch Nutzungsphase 5,0 10 2 10 20 50%
15 Flächeninanspruchnahme 10,0 10 2 20 20 100%
Haupt- kriteriengruppe
Öko
logi
sche
Qua
lität Wirkungen auf
die globale und lokale Umwelt
Ressourcen-inanspruch-nahme und Abfallauf-kommen
Punkte KriteriumBedeu-tungs-faktor
Kriterien- gruppe Nr. Kriterium
Punkte gewichtetErfüllungs-
grad
Rohstoffgewinnung
Materialherstellung Produktion
RecyclingEntsorgung
Nutzung
U P O N O R KO N G R E S S 2 0 0 9 1 1 1
Prof. Dr.-Ing. Klaus Sedlbauer – Potenziale des Nachhaltigen Bauens in Deutschland –Nationale und internationale Chancen?
Ökonomische Qualität
Die zweite Hauptkriteriengruppe greift den wesentlichen Aspekt der
ökonomischen Optimierungspotenziale einer Immobilie mit den
Kriteriengruppen „Lebenszykluskosten“ und „Wertstabilität“ auf. Auch
mit der qualifi zierten Integration dieses Kriteriums in den Planungspro-
zess können neue Marktsegmente erschlossen werden. Die steigenden
Energiepreise haben über den rasanten Anstieg der Nebenkosten einer
Immobilie das allgemeine Bewusstsein für die Relevanz dieses Themas
geschärft und werden zu einer neuen Anforderung an Planer werden,
über die nächsten 20 bis 30 Jahre die zu erwartenden Betriebskosten
zu prognostizieren und zu optimieren.
In das Kriterium „Lebenszykluskosten“ wurden einbezogen die
Erstellungskosten, Folgekosten sowie Rückbau- und Entsorgungskos-
ten, wobei die Folgekosten die Betriebs- und Instandsetzungskosten
umfassen. Über die Berücksichtigung der Rückbau- und Entsorgungs-
kosten wird derzeit diskutiert. Ggf. wird dieses Kriterium im Datensatz
2009 nicht mehr enthalten sein.
Soziokulturelle und funktionale Qualität
In der Hauptkriteriengruppe „soziokulturelle und funktionale Qualität“
fi nden sich viele Kriterien wieder, die zum Selbstverständnis eines
guten Planers gehören, selbst wenn er diese bisher nicht unter dem
Schlagwort „Nachhaltigkeit“ subsumiert hätte. Die Beschreibung
dieser Kriterien kann als Hilfestellung genutzt werden, die planerische
Kompetenz und Entwurfsqualität differenzierter zu beschreiben und
aktiv zu vermarkten.
Bewertungsmatrix
Deutsches Bewertungssystem – ökonomische Qualität
Deutsches Bewertungssystem – ökonomische Qualität
Ist max. möglich
Ist max. möglich
Haupt- kriteriengruppe
Punkte KriteriumBedeu-tungs-faktor
Kriterien- gruppe Nr. Kriterium
Punkte gewichtetErfüllungs-
grad
Lebens- zykluskosten 16 Gebäudebezogene Kosten im Lebenszyklus 9,0 10 3 27 30 90%
Wertentwicklung 17 Wertstabilität 10,0 10 2 20 20 100%
Öko
nom
isch
e Q
ualit
ät
Lebenszykluskosten:
Erstellungskosten
Folgekosten
Rückbau- und
Entsorgungskosten
Folgekosten:
Betriebskosten
Instandsetzungs-
kosten
Lebenszykluskosten
nicht einbezogen:
Kapitalkosten
Objektmanagementko-
sten
(außer Reinigung)
Reparatur, Steuern,
Versicherung
Opportunitäts- und
Risikokosten
1 1 2 U P O N O R KO N G R E S S 2 0 0 9
Prof. Dr.-Ing. Klaus Sedlbauer – Potenziale des Nachhaltigen Bauens in Deutschland –Nationale und internationale Chancen?
bedeutender Standortvorteil bei der Ansiedlung von Firmen und dem
Anwerben von qualifi zierten Mitarbeitern.
Der Weiterentwicklung des Zertifi zierungssystems in diese Richtung
sollte deshalb noch mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden.
Dies gilt sowohl für den Beitrag, den ein gut gestaltetes Gebäude für
die Allgemeinheit im Sinne einer Weiterentwicklung des Stadtraums
leistet, als auch für die Innenraumqualität. Diese beeinfl usst die Identi-
fi kation mit dem Gebäude und das Wohlbefi nden des Nutzers ebenso
wie die benannten bauphysikalischen Komfortfaktoren. Die Steigerung
von Arbeitsleistung und Verkaufs- bzw. Produktionszahlen machen
deutlich, dass es sich hierbei nicht um überfl üssigen Luxus handelt. So
sind diese Argumente für viele Bauherrn nicht nur aus ökologischen,
sondern insbesondere auch aus ökonomischen Gründen die treibende
Motivation, sich im Neubau oder in der Sanierung ihrer Immobilie für
ein nachhaltiges Gebäudekonzept zu entscheiden.
Im Bereich „gestalterische Qualität“ muss man sich der Frage stellen,
ob der Beitrag guter Architektur zur Baukultur und damit auch zur
nachhaltigen Qualität eines Gebäudes im Zusammenhang mit seinem
städtebaulichen Umfeld derzeit ausreichend erfasst wurde. Eine
hochwertige Gestaltqualität lässt sich natürlich auch unabhängig von
einem Wettbewerb erzielen, würde dann jedoch nicht in die Wertung
eingehen. Kriterien wie das Aufnehmen und Weiterentwickeln vom
Charakter des Ortes, von Maßstäblichkeit und städtebaulicher
Einbindung, Blick- und Wegebeziehungen sowie der Qualität des
öffentlichen Raumes, der Erschließungs- und Begegnungsfl ächen
sowie der Gliederung und Verteilung der Gebäudemassen blieben ohne
Wettbewerb ausgeblendet. Obwohl die Diskussion um Gestaltqualität
sicherlich auch kontrovers geführt wird und schwer zu fassen ist, zeigt
doch die Jurybewertung in Wettbewerbsgremien, dass es grundsätzlich
möglich ist. Gut gestaltete Gebäude werden vom Nutzer ganz anders
wertgeschätzt und gepfl egt. Sie sind damit auch langlebiger und
behalten einen stabilen Marktwert. Sie beeinfl ussen das Wohlbefi nden
und die Atmosphäre unserer Stadträume. Die europäischen Städte
verfügen über einen Schatz an baukulturellem Erbe, was nicht nur im
Sinne einer Weiternutzung von Ressourcen sinnfällig erscheint. Neben
der Attraktion für Touristen sind baukulturell hochwertige Städte ein
Bewertungsmatrix
Internationale Zertifi zierungssysteme
Produktionssteigerung
Ist max. möglich
Ist max. möglich
Haupt- kriteriengruppe
Punkte KriteriumBedeu-tungs-faktor
Kriterien- gruppe Nr. Kriterium
Punkte gewichtetErfüllungs-
grad
18 Thermischer Komfort im Winter 10,0 10 2 20 20 100%
19 Thermischer Komfort im Sommer 10,0 10 3 30 30 100%
20 Innenraumluftqualität 10,0 10 3 30 30 100%
21 Akustischer Komfort 10,0 10 1 10 10 100%
22 Visueller Komfort 8,5 10 3 26 30 85%
23 Einflussnahme des Nutzers 6,7 10 2 13 20 67%
24 Gebäudebezogene Außenraumqualität 9,0 10 1 9 10 90%
25 Sicherheit und Störfallrisiken 8,0 10 1 8 10 80%
26 Barrierefreiheit 8,0 10 2 16 20 80%
27 Flächeneffizienz 5,0 10 1 5 10 50%
28 Umnutzungsfähigkeit 7,1 10 2 14 20 71%
29 Öffentliche Zugänglichkeit 10,0 10 2 20 20 100%
30 Fahrradkomfort 10,0 10 1 10 10 100%
31Sicherung der gestalterischen und städtebaulichen Qualität im Wettbewerb
10,0 10 3 30 30 100%
32 Kunst am Bau 10,0 10 1 10 10 100%
Gesundheit, Behaglichkeit und Nutzer-zufriedenheit
Funktionalität
Gestalterische Qualität
Sozi
okul
ture
lle u
nd fu
nkti
onal
e Q
ualit
ät
U P O N O R KO N G R E S S 2 0 0 9 1 1 3
Prof. Dr.-Ing. Klaus Sedlbauer – Potenziale des Nachhaltigen Bauens in Deutschland –Nationale und internationale Chancen?
Exemplarisch wird hier auf das Kriterium 21 des akustischen Komforts
eingegangen:
Die Punktzahl 10 kann erreichen, wer in allen Kriterien eine hohe
Qualität sichert und dem akustischen Komfort am Arbeitsplatz
besondere Aufmerksamkeit schenkt. Die Einhaltung der gesetzlichen
Anforderungen wird grundsätzlich vorausgesetzt. In der derzeitigen
Version 2008 ist allerdings nur die Nachhallzeit als Kriterium enthalten,
ab 2009 wieder die o.g. Kriterien.
Als anschauliches Beispiel kann die innovative Entwicklung des schalltech-
nisch optimierten Arbeitsplatzes in einem Call Center dienen. Bei etwa
gleichen Kosten pro Arbeitsplatz wird über den deutlich verbesserten
schalltechnischen Komfort eine Verbesserung der Zufriedenheit und
Erhöhung der Arbeitsleistung erreicht. Andererseits zeigt der Flächen-
benchmark, dass die Fläche pro Arbeitsplatz um nahezu die Hälfte
reduziert werden kann und sich damit zusätzlich ökonomisch bezahlt
macht. Obwohl das Kriterium „akustischer Komfort“ der Kriteriengruppe
„soziokulturelle und funktionale Qualität“ zugeordnet ist, wird hier die
Vernetzung mit den Kriterien „Flächeneffi zienz“ und „Lebenszykluskosten“
deutlich.
Technische Qualität
Die Hauptkriteriengruppe „Technische Qualität“ umfasst zum Teil
wiederum im Planungsalltag bekannte Parameter. Das Kriterium „Reini-
gungs- und Instandhaltungsfreundlichkeit der Baukonstruktion“ ist in der
Vergangenheit wenig beachtet worden, obwohl es einen entscheidenden
Einfl uss auf die Lebenszykluskosten einer Immobilie ausübt. Ökologisch
und ökonomisch optimierte Konzepte für dieses Themenfeld werden in
Zukunft stärker nachgefragt werden und zu einem weiteren Qualitätskrite-
rium einer guten Planung werden. Selbst wenn das Kriterium „Rückbaubar-
keit und Recyclingfreundlichkeit“ für viele Bauherrn aufgrund der langen
Zeitachsen weniger relevant erscheint, kann es bei Nichtbeachten von
Bauschäden oder im Zusammenhang mit den ganz normalen Sanierungszy-
klen nach spätestens 30 Jahren schon hohe Entsorgungskosten und auch
Bewertungsmatrix
neu
Raumausstattungskonzepte für Call Center
herkömmlich
etwa gleicher Preis pro Arbeitsplatz
6 – 8 m2 pro AP 10 – 12 m2 pro APFlächenbenchmarking
Ist max. möglich
Ist max. möglich
Haupt- kriteriengruppe
Punkte KriteriumBedeu-tungs-faktor
Kriterien- gruppe Nr. Kriterium
Punkte gewichtetErfüllungs-
grad
33 Brandschutz 8,0 10 2 16 20 80%
34 Schallschutz 5,0 10 2 10 20 50%
35Thermische und feuchteschutztechnische Qualität der Gebäudehülle
7,7 10 2 15 20 77%
40Reinigungs- und Instandhaltungs- freundlichkeit der Baukonstruktion
7,1 10 2 14 20 71%
42 Rückbaubarkeit, Recyclingfreundlichkeit 9,2 10 2 18 20 92%Tech
nisc
he Q
ualit
ät
Qualität der technischen Ausführung
Kriterium 21: Akustischer Komfort
Die einzelnen raumakustischen Kriterien betreffen das Störgeräuschniveau, repräsentiert durch den mittleren resultierenden Gesamtschalldruckpegel L
A,F,Ges in dB(A), siehe
baulicher Schallschutz den Beitrag des Raumes zur Verstärkung oder Dämpfung von Geräuschen, z.B. von Sprache, in der Gestalt der Nachhallzeit T in s
die gegenseitige Sprachverständlichkeit abhängig von Nachhallzeit und Störgeräuschniveau
die Verringerung von gegenseitigen Störungen in der Gestalt der Schallausbreitungsdämpfung D
A in dB/m.
1 1 4 U P O N O R KO N G R E S S 2 0 0 9
Prof. Dr.-Ing. Klaus Sedlbauer – Potenziale des Nachhaltigen Bauens in Deutschland –Nationale und internationale Chancen?
entsprechende Umweltbelastungen nach sich ziehen. Dass diese
Umweltwirkungen derzeit noch nicht in jedem Fall das Portemonnaie des
Verursachers treffen, sondern der eher abstrakten „Allgemeinheit“
aufgebürdet werden, erschwert generell noch die Akzeptanz ökologischer
Optimierungspotenziale. Wenn z.B. eine eventuelle Mehrinvestition in
einen Parkettboden aus nachhaltiger Forstwirtschaft weder zu geringeren
Folgekosten noch zu höheren Mieten oder Verkaufserlösen aus einer
Immobilie führt, steht sie automatisch in Konkurrenz zu „rentableren“
Investitionen. Doch sobald über Lebenszyklusbilanzen das Umweltbela-
stungspotenzial quantifi zierbar wird, könnten vom Gesetzgeber auch
Steuern oder Abgaben daran geknüpft werden. Ebenso wird der Einsatz
von Baustoffen und Bausystemen, die hinsichtlich ihrer Entsorgung
umweltrelevante Fragen aufwerfen, derzeit wenig beachtet. Durch die
Änderung des Abfallwirtschaftsgesetzes werden sich im Bereich „Entsor-
gung“ die Rahmenbedingungen mittelfristig verändern und erhöhte Kosten
bei Problemabfällen auftreten. Gute Planung sollte deshalb zukünftige
Entwicklungen vorwegnehmen und der langen Standzeit einer Immobilie
mit zukunftsfähigen Konzepten Rechnung tragen.
Prozessqualität
Aber Hand aufs Herz: Werden derzeit alle Planungen in der ganzheitlichen
Qualität eines integralen Planungsprozesses durchgeführt?
Fairerweise muss hier angemerkt werden, dass schon jetzt gute Planungs-
büros mit ihrer Planung in Umsetzung und Betrieb nicht nur bares Geld
sparen, sondern auch werthaltige Qualität liefern. Zum Erzielen einer
entsprechenden Motivation sollte dieser Mehrwert auch leistungsbezogen
und nicht nur an der Bausumme orientiert entlohnt werden.
Deutsches Bewertungssystem
Deutsches Bewertungssystem
Bewertungsmatrix
Ist max. möglich
Ist max. möglich
Haupt- kriteriengruppe
Punkte KriteriumBedeu-tungs-faktor
Kriterien- gruppe Nr. Kriterium
Punkte gewichtetErfüllungs-
grad
43 Qualität der Projektvorbereitung 8,3 10 3 25 30 83%
44 Integrale Planung 10,0 10 3 30 30 100%
45Nachweis der Optimierung und Komplexität der Herangehensweise in der Planung
8,6 10 3 26 30 86%
46Sicherung der Nachhaltigkeitsaspekte in Ausschreibung und Vergabe
10,0 10 2 20 20 100%
47Schaffung von Vorraussetzungen für eine optimale Nutzung und Bewirtschaftung
5,0 10 2 10 20 50%
48 Baustelle, Bauprozess 7,7 10 2 15 20 77%
49Qualität der ausführenden Firmen, Präqualifikation
5,0 10 2 10 20 50%
50 Qualitätssicherung der Bauausführung 10,0 10 3 30 30 100%
51 Geordnete Inbetriebnahme 7,5 10 3 23 30 75%
Proz
essq
ualit
ät Qualität der Planung
Qualität der Bauausführung
Rückbau- und
Recyclingfreundlich:
50 % Abfallaufkommen
aus Bausektor
(Reduktion Stoffströme,
Stoffkreisläufe)
Baubereich als
Zwischenlager
sortenreicher Rückbau
hochwertiges Recycling
natürliche Mineralien
Rückbau- und
Recyclingfreundlich:
Bereiche: TGA, Ausbau,
nicht tragender und
tragender Rohbau
Aufwand Demontage
Trennbarkeit Schadstoffe
(gesonderte Entsorgung)
Recycling /
Entsorgungskonzept
U P O N O R KO N G R E S S 2 0 0 9 1 1 5
Prof. Dr.-Ing. Klaus Sedlbauer – Potenziale des Nachhaltigen Bauens in Deutschland –Nationale und internationale Chancen?
StandortqualitätDie Planungskultur hat sich mit den steigenden Erkenntnissen und
Anforderungen weiterentwickelt. In den 70er Jahren bestimmte über-
wiegend der Architekt den Entwurfsprozess und die jeweiligen Fachplaner
arbeiteten nach Vorgaben ihre Bereiche meist unabhängig voneinander
ab. In den 90er Jahren wurde das Optimierungspotenzial deutlich, das
durch die frühzeitige Integration der Fachplaner in einem Planungsteam
erschlossen werden kann. Die Kooperation von Architekten mit Fach-
planern für Energiekonzepte, Bauphysik und TGA sowie Tragwerksplanern
ermöglicht ein integrales Entwurfsergebnis, das Betriebskosten und
Umweltwirkungen reduziert und die Funktionalität des Entwurfs ver-
bessert. Der nächste Schritt ist die noch intensivere Einbindung des Be-
treibers und Mieters, indem Konzept- und Betriebswissen zu Entwurfs-
strategien führen, die den gesamten Lebenszyklus eines Bauwerks unter
ökologischen, ökonomischen, soziokulturellen und funktionalen sowie
technischen Aspekten optimieren.
Bewertungsmatrix
Ist max. möglich
Ist max. möglich
Haupt- kriteriengruppe
Punkte KriteriumBedeu-tungs-faktor
Kriterien- gruppe Nr. Kriterium
Punkte gewichtetErfüllungs-
grad
Standortqualität: gesonderte Bewertung, geht nicht in die Gesamtbewertung ein
56 Risiken am Mikrostandort 7,0 10 2 14 20 70%
57 Verhältnisse am Mikrostandort 7,1 10 2 14,2 20 71%
58 Image und Zustand von Standort und Quartier 1,0 10 2 2 20 10%
59 Verkehrsanbindung 8,3 10 3 24,9 30 83%
60Nähe zu nutzungsrelevanten Objekten und Einrichtungen
9,7 10 2 19,4 20 97%
61 Anliegende Medien, Erschließung 9,4 10 2 18,8 20 94%
Stan
dort
qual
ität
Planungsmethoden DGNB-Zertifikat
70er Jahre 90er Jahre ab 2009
Überblick
Sequentielle Planung
Planung
Bauherr Betreiber / Mieter
Architekt
Fachpl. 1
Fachpl. 2
........
Bauaus-führung
Betrieb
Rec
yclin
g
Integrale Planung Life Cycle Engineering
Konzeptwissen Betriebswissen
Planung
Bauherr Betreiber / Mieter
Architekt
Fachpl. 1
Fachpl. 2
........
Bauaus-führung
Betrieb
Rec
yclin
g Planung
Bauherr Betreiber / Mieter
Architekt
Cycle Engineer
Fachpl. 2
........
Bauaus-führung
Betrieb
Rec
yclin
g
1 1 6 U P O N O R KO N G R E S S 2 0 0 9
Prof. Dr.-Ing. Klaus Sedlbauer – Potenziale des Nachhaltigen Bauens in Deutschland –Nationale und internationale Chancen?
Dieses Hauptkriterium wird zwar dokumentiert, jedoch separat
gewertet, da in den meisten Fällen auf diesen Bereich kaum Einfl uss
genommen werden kann. Dies sollte jedoch nicht darüber hinweg
täuschen, dass Gebäude immer in einem Kontext zu sehen sind und
dieser Kontext „Standort“ oder weiter gefasst „Stadt und Stadtpla-
nung“ eine ganz erhebliche Umweltrelevanz besitzt und entspre-
chende Stoffströme auslöst. Dieses Themenfeld könnte im Sinne
einer nachhaltigen Projektentwicklung über den Standortfaktor
hinaus für die Planungsebenen Städtebau und Stadtplanung in einem
ergänzenden Instrumentarium aufgegriffen und weiterentwickelt
werden, da es gerade in den globalen Märkten mit ganz neu
entstehenden Stadtteilen eine hohe Relevanz besitzt.
Bewertung
Bereits entwickelte Planungswerkzeuge helfen die Stärken und
Schwächen eines Gebäudeentwurfs auf einen Blick zu erfassen Das
deutliche Hervorheben der Verbesserungspotenziale wurde bewusst
gewählt, um zur weiteren Optimierung im laufenden Planungsprozess
anzuregen.
Jedes einzelne Kriterium wird mit maximal 10 Punkten bewertet und
danach noch mit einem Bedeutungsfaktor multipliziert, um die
unterschiedliche Relevanz der einzelnen Faktoren abbilden zu können.
Die Ergebnisse werden innerhalb einer Qualitätsgruppe aufsummiert
und deren Erfüllungsgrad bestimmt. Die Prozessqualität geht mit 10 %
in die Gewichtung ein, während die anderen 4 Faktoren mit jeweils
22,5 % bewertet werden. Aus dem Gewichtungsfaktor und den
Erfüllungsgraden wird der Gesamterfüllungsgrad gebildet, der über
Auszeichnung und Benotung des Gebäudes entscheidet.
Deutsches Bewertungssystem
Systemablauf
Funktionsweise des Deutschen Gütesiegels für Nachhaltiges Bauen (DGNB)
Aspekt
10...0
Es werden max. 10 Punkte pro Aspekt vergeben.
Jeder Aspekt wird nach seiner Bedeutung gewichtet.
In einer Qualitäts-gruppe werden die gewichteten Aspekte aufsummiert und der Erfüllungsgrad bestimmt.
Gold> 80%
Silber65% bis 80%
Bronze50% bis 65%
Prozessqualität 10%
Technische Qualität 22,5%
Öko
logi
sche
Qua
lität
22
,5%
Öko
nom
isch
e Q
ualit
ät
22,5
%
Sozi
ale
Qua
lität
22
,5%
Es sind fünf Qualitäts-gruppen für die Bewertung der Gebäudequalitätvorhanden. Diese besitzen eine unterschiedliche Gewichtung. Der Standort wird separat bewertet.
Aus den Erfüllungsgraden und Gewichtungen der fünfQualitätsgruppen wird der Gesamterfüllungsgradbestimmt. Daraus leitet sich die Auszeichnung und die Note für das Gebäude ab.
x 3
...
x 0,5
Bedeutungs-faktor
Qualität Qualitäten mitGewichtung
Auszerichnung mit Note
Note
1,0
1,5
2,5
3,0Punkte:
Bewertungsvektor
Mit dem deutschen Gütesiegel wird Nachhaltigkeit messbar und vergleichbar
515049
48
47
46
45
44
43
42
40
35
34
33
32
31
30
2928
2726 25
01 0203
04
05
06
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Erfüllungsgrad66,6 %
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Prof. Dr.-Ing. Klaus Sedlbauer – Potenziale des Nachhaltigen Bauens in Deutschland –Nationale und internationale Chancen?
der Gebäudequalität über den gesamten Lebenszyklus quantifi zierbar
macht und damit die Zukunftsfähigkeit von Investitionen sichert.
Hierbei zeigen die aufgestellten Kriterien die Komplexität der
Thematik Nachhaltigkeit auf und machen deutlich, dass ein rein
lineares Abarbeiten der Kriterien nicht zielführend ist. So erfordert die
notwendige Vernetzung der Nachhaltigkeitskriterien nach wie vor die
Kreativität und Intuition des Planungsteams. Es bedarf einer integralen
Planung, die mit Abwägungsprozessen und Variantenvergleichen auch
widersprüchliche Forderungen zu einer ganzheitlichen und auf den Ort
und die Aufgabe hin optimierten Lösung führt.
Die aufgestellten Bewertungskriterien können dabei als Leitlinien oder
Hilfsmittel verstanden werden, wobei erst der Nutzer eines geeigneten
Werkzeugs das gewünschte Ergebnis kreiert. Dem Architekten
eröffnen sich neue Geschäftsfelder. Eine Spezialisierung durch
Weiterbildung schafft neue Kompetenzen.
Auch für die Betreiber von Immobilien eröffnen sich Chancen durch
nachhaltige Gebäudekonzepte. Sie bieten Leitlinien zur Bewertung und
Weiterentwicklung sowohl für Immobilien als auch für Portfolios. Das
drastische Absenken von Betriebskosten und die Verlängerung von
Bester Startzeitpunkt
Wettbewerb 1 2 3 4 5 6 7 8 9
Idealer Startzeitpunkt
Guter Startzeitpunkt
schwierig zu integrieren
sehr schwierig zu integrieren bis unmöglich
Projektentwicklung Planungsphase Bauphase Betrieb
Der beste Zeitpunkt zur Integration der Nachhaltigkeitskriterien in den
Planungsprozess ist das Stadium der Projektentwicklung und des
Wettbewerbs bzw. der frühen Planungsphasen. Hier werden die großen
Weichen gestellt und Rahmenbedingungen geschaffen, die im weiteren
Planungsverlauf nur schwer oder mit großem Aufwand zu korrigieren
und auszugleichen sind. Deshalb ist das Zertifi zierungssystem im
Idealfall nicht als reines Bewertungsinstrument bereits fertig gestellter
Gebäude gedacht, sondern kann planungsbegleitend Hilfestellung bei
ganzheitlichen Optimierungsprozessen leisten und den roten Faden
von Projektentwicklung bis zur Fertigstellung bieten, unabhängig
davon, ob tatsächlich eine Zertifi zierung des Objektes stattfi nden soll
oder nicht.
Konklusion
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass Deutschland durch
die Entwicklung eines eigenen Gebäudezertifi zierungsinstrumentes ein
Zukunftsthema aufgreift, das Gebäudequalitäten optimiert und
kommuniziert.
Somit stellen Zertifi zierungssysteme ein Instrument zur Qualitätssiche-
rung, Vergleichbarkeit und Vermarktung dar, das eine Verbesserung
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Prof. Dr.-Ing. Klaus Sedlbauer – Potenziale des Nachhaltigen Bauens in Deutschland –Nationale und internationale Chancen?
nutzen und intelligent kombinieren. Darüber hinaus sind wegweisende
Methoden und Planungstools entwickelt worden, die die Umsetzung
ganzheitlicher Gebäudekonzepte mit hohen Komfortansprüchen und
eine umfassende Optimierung des Lebenszyklus von Gebäuden
ermöglichen. Zahlreiche Modellvorhaben sind über ein Monitoring
evaluiert worden, so dass die theoretischen Erkenntnisse auch am
konkreten Objekt verifi ziert und dokumentiert wurden. Das Nutzen
dieses Wissensvorsprungs als Kapital für eine Weiterentwicklung des
Bauwesens eröffnet Marktchancen im In- und Ausland. Denn eine
Verbesserung der Gebäudequalität über den gesamten Lebenszyklus
schont die Umwelt und sichert das in Gebäude investierte Kapital.
Nicht zuletzt jedoch sollte immer der Mensch im Mittelpunkt stehen,
der diese Gebäude nutzt und durch ein nachhaltig gestaltetes Umfeld
die Lebensbedingungen schafft und erhält, die ihm und seinen
Nachkommen eine lebenswerte Zukunft ermöglichen.
Instandsetzungszyklen durch intelligente Sanierungsstrategien für
ganze Gebäudebestände und Einzelobjekte wird möglich. Dadurch
werden insgesamt die Chancen bei Verkauf und Vermietung von
Objekten deutlich erhöht.
Mit der Entwicklung eines deutschen Zertifi zierungssystems können
viele Chancen und Potenziale sowohl auf dem nationalen als auch
internationalen Markt erschlossen werden, die ansonsten durch
international agierende Systeme wie BREEAM oder LEED besetzt
würden.
Vergleicht man das entwickelte Bewertungssystem der DGNB mit dem
amerikanischen System LEED, so wird deutlich, dass in den 6
Hauptkriterien sowohl eine umfassendere Anzahl an Unterkriterien
betrachtet wird, als auch weiter gehende Anforderungen gestellt
werden.
Hierdurch kann die hohe Qualifi kation deutscher Architekten und
Ingenieure im In- und Ausland kommuniziert werden. Denn im
internationalen Vergleich ist in Deutschland viel Pionierarbeit zu
energieeffi zienten Gebäuden geleistet worden. Erwähnt sei hier die
Passivhausqualität für Neubauten und Sanierungsvorhaben. Derzeit
werden in Pilotprojekten sogar CO2-neutrale Konzepte oder Plusener-
giegebäude angestrebt, die weitgehend regenerative Energiequellen
Ökologie
DGNB LEED
Ökonomie
DGNB LEED
Ökonomie
DGNB LEED
Technische Qualität
DGNB LEED
Standortqualität
DGNB LEED
Prozessqualität
DGNB LEED
Vergleich DGNB – LEED
Vergleich der Labels – Güte
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Index der bisherigen Referenten
Index der bisherigen Referenten
Die nachstehend aufgeführten Referenten haben anlässlich der
vergangenen Kongresse referiert. Die einzelnen Referate stehen
auf Wunsch zur Verfügung und können bei Uponor GmbH,
Norderstedt abgefordert werden.
Christian Achilles – Assessor jur.
1998 Auf dem Weg zum Euro … – volkswirtschaftlicher Rah-
men und betrieblicher Handlungsbedarf.
Prof. Wolfgang Akunow
1996 Der historische Werdegang der „russischen Seele“.
Dr. Franz Alt
2009 Green Building – eine Chance im Klimawandel.
Dipl.-Chem. Heinz-Dieter Altmann
2004 DIN 18 560 „Estriche im Bauwesen“ – neue Bezeichnun-
gen und erweiterte Anforderungen an Estriche.
Prof. Dr.-Ing. Heinz Bach
1981 Effektive Wärmestromdichte bei Fußbodenheizungen –
Konsequenzen für eine wärmetechnische Prüfung.
Prof. Dr. Wilfrid Bach
1990 Ozonzerstörung und Klimakatastrophe – welche Sofort-
maßnahmen sind erforderlich?
RA Steffen Barth
2009 Das Grüne Haus – Vertrags- und vergaberechtliche
Überlegungen.
Reinhard Bartz
2007 Regelwerks- und Hygienekonforme Planung von Trink-
wasserinstallationen.
2009 Planung und Betrieb einer wirtschaftlichen, regelwerks-
und hygienekonformen Trinkwasserinstallation.
Dr. Alexander Graf von Bassewitz
1979 Kunststoffe in der Heizungstechnik.
Physikalische Untersuchungen und Beurteilung der Werkstoffe.
Anwendungstechnische Überlegungen.
1985 Lebensdauer von Kunststoffrohren am Beispiel
von Rohren aus hochdruckvernetztem PE nach Verfah-
ren Engel – Zeitstandsprüfung, Alterung, Extrapolation.
Prof. Dipl.-Ing. Eckhard Biermann
1993 Die neue VOB - Ausgabe 1993
Einbeziehung der EG-Länder und Österreich.
Helmut Blöcher, Architekt
1995 Architektur der Sportschule Oberhaching.
Dipl.-Ing. Gerd Böhm
1986 Einfl uss der Betriebstemperaturen auf Wirkungsgrad und
Nutzungsgrad des Heizkessels.
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Index der bisherigen Referenten
Prof. Dr.-Ing. Udo Boltendahl
1992 Beurteilung von Energiesystemen im Hinblick auf
Ressourcenschonung und Umweltbelastung.
Dr.-Ing. Bent A. Børresen
1994 Fußbodenheizung und Kühlung von Atrien.
Dr.-Ing. Theo Bracke
1985 Ein emissionsfreies Heizsystem auf der Basis bewährter
Technik. Massiv-Absorber – Massiv-Speicher.
Dr. Bernulf Bruckner
2004 Basel II. Konsequenzen für den Mittelstand.
Ralf-Dieter Brunowsky, Dipl.-Volkswirt
1999 Zukunftsperspektiven in Europa nach Einführung
des Euro.
Dr. Joachim Bublath
2008 Wege aus der Energie- und Klimakrise?
Dr.-Ing. Sergej Bulkin
1992 Passive und aktive Nutzung der Sonnenenergie für
Niedertemperaturheizungen in Rußland.
Prof. Dr.-Ing. Winfried Buschulte
1979 Primärenergeriesparende Verbrennungstechnik.
1980 Wirkungsgradverbesserung bei mineralisch befeuerten
Wärmeerzeugern durch rußfreie Verbrennung und
Abgaskühlung.
1982 Senkung des Brennstoffverbrauchs von Wärmeerzeugern
durch Abgasnachkühlung.
1986 Vorteile der rücklauftemperaturgeführten Heizwasservor-
lauftemperatur bei Teilbeheizung einer Wohnanlage.
Dr. Paul Caluwaerts
1980 Wärmeverluste von Räumen mit unterschiedlichen
Heizsystemen und ihr Einfl uss auf die Wirtschaftlichkeit
und die erforderliche Heizleistung. Die differenzierten
Wärmeverluste bei mäßiger Wärmedämmung.
1981 Rationelle Klassifi zierung unterschiedlicher Heizsysteme
unter Berücksichtigung von Komfort und Energiever-
brauch.
Dr. Dipl.-Ing. Hans Ludwig von Cube
1981 Energiesparen – eine der rentabelsten Investitionen für
die kommenden Jahre.
Prof. Dr. Felix von Cube
2003 Lust an Leistung.
Gerhard Dahms
1979 Kunststoffe in der Heizungstechnik.
Physikalische Untersuchungen und Beurteilung der Werkstoffe.
Anwendungstechnische Überlegungen.
1980 Thermoplaste – Elastomere. Die peroxydische Vernetzung
des Polyethylens nach dem Verfahren Engel. „VELTA“
Rohre aus RAU-VPE 210.
Sauerstoffpermeation bei Kunststoffrohren und ihre
Einwirkung auf Heizungsanlagen nach DIN 4751.
1983 Kriterien für Auswahl- u. Anwendung von Kunststoffrohren in
Heizungs- und Sanitärsystemen.
Maßnahmen zur Verhütung von Sauerstoffdiffusion bei
Kunststoffrohren.
1985 ... eine runde Sache – Rohre aus RAU-VPE 210 für
Fußbodenheizungen. Fakten und Argumente.
Dipl.-Ing. Holmer Deecke
2003 Betonkernaktivierung von A – Z.
2004 Kühlung am Beispiel Airport Bangkok.
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Index der bisherigen Referenten
Dr. Michael Despeghel
2007 Training für faule Säcke – oder ein präventivmedizinisch
orientiertes Lebenskonzept.
Dr.-Ing. Günther Dettweiler
1992 Der neue Flughafen München.
Energiekonzeption nach neuesten ökonomischen und
ökologischen Gesichtspunkten.
Umweltschutzmaßnahmen.
Heinz Diedrich
1980 Niedertemperatur-Warmwasserheizungen in Verbindung
mit elektrischen Wärmeerzeugern.
Elektrizitätswirtschaftliche Überlegungen bei Einsatz von
Elektrozentralspeichern von Wärmepumpen.
Dr.-Ing. Arch. Bernd Dittert
1980 Überblick über die Möglichkeiten der Energieeinsparung
– bautechnische, wärmetechnische und regeltechnische
Maßnahmen.
1991 Bauphysikalische und heiztechnische Versuche an Fach-
werkhäusern.
Dipl.-Ing. Werner Dünnleder
1991 Legionellenfreie Warmwasserversorgung unter Beibehal-
tung der Wirtschaftlichkeit.
Dipl.-Ing. Volkmar Ebert
1983 Auswirkung der novellierten Heizungsanlagen-
Verordnung vom 24.02.1982 und der Heizkostenverordnung
vom 23.02.1981 auf Heizungsanlagen-Konzepte.
Prof. Dr.-Ing. Herbert Ehm
1987 Gebäude- und Anlagenkonzeption für Niedrigenergie-
häuser – bautechnische Randbedingungen.
1993 Neufassung der energiesparrechtlichen und emissionstech-
nischen Richtlinien. Wärme-, Heizanlagen- und Kleinfeu-
erungsanlagen-Verordnung.
1999 Perspektiven der Energieeinsparung von Neubau- und
Gebäudebestand.
Dipl.-Ing. Heinz Eickenhorst
1983 Hinweise für Planung und Ausführung von elektrisch
angetriebenen Wärmepumpen in Wohnhäusern.
Dipl.-Ing. Hans Erhorn
1986 Schimmelpilz - Wirkung, Ursachen und Vermeidung
durch richtiges Lüften und Heizen.
2006 Auswirkungen der DIN 18599 auf den Neubau.
Thomas Engel
1982 Polyethylen – ein moderner Kunststoff – von der Ent-
deckung bis heute.
o. Prof. Dr.-Ing. Horst Esdorn
1988 Deckenkühlung – neue Möglichkeiten für alte Ideen.
Dipl.-Ing. Gerhard Falcke u. Dipl.-Ing. Rolf-Dieter Korff
1983 Praktische Betriebserfahrungen mit Freiabsorbitions- und
Luft/Luftwärmepumpen Systemen.
Prof. Dr. sc. Poul Ole Fanger
1982 Innenklima, Energie und Behaglichkeit.
1994 Projektierungen für ein menschenfreundliches Innenklima
Neue europäische Forschungsergebnisse und Normen.
1998 Feuchtigkeit und Enthalpie – wichtig für die empfundene
Luftqualität und erforderliche Lüftungsrate.
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Index der bisherigen Referenten
Prof. Dr.-Ing. Klaus Fitzner
1993 Fragen zur natürlichen und mechanischen Lüftung von
Gebäuden.
1996 Quellüftung mit und ohne Deckenkühlung.
Univ. Prof. Dr.-Ing. M. Norbert Fisch
2008 Energieeffi ziente Bürogebäude planen, bauen und betreiben
Beispiele aus der Praxis.
Dr. sc. Techn. Karel Fort
1995 Dynamisches Verhalten von Fußbodenheizsystemen.
Dipl.-Ing. (FH) Hans H. Froelich
1994 Beurteilung der thermischen und akustischen Eigenschaften
von Fenstern auf der Grundlage aktueller Anforderungen und
Erkenntnisse.
Dr. Bernhard Frohn
2005 Energiekonzept am Beispiel bob (Balanced Offi ce Building).
Dipl.-Ing. Manfred Gerner – Architekt BDB-AKH
1990 Wärmedämmung bei historischem Fachwerk.
Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Dr. h.c. mult. Dr. E.h. mult. Karl Gertis
1984 Passive Solarenergienutzung – Konsequenzen für den
praktischen Gebäudeentwurf und für die Heiztechnik.
1985 Feuchtefl ecken in Wohnungen – ist falsches Heizen schuld?
1986 Neue bauphysikalische Rahmenbedingungen für die
zukünftige Heiztechnik.
1987 Verunsichern „baubiologische“ Argumente den Bauherrn
und Planer von Heizungsanlagen?
1988 Umweltverschmutzung durch private Hausheizung?
1992 Verschärfung der Wärmeschutzverordnung oder neue
Heizwärmeverordnung?
1993 Bauen und wohnen wir gesund ? Kenntnisstand und
Perspektiven.
2001 Energie gespart, Gesundheit gefährdet – wohnen wir im
Niedrigenergiehaus ungesund?
2005 Im Büro schwitzen? Kritische Anmerkungen zum sommer-
lichen Wärmeschutz.
Dr. Klaus Gregor
2006 Folgen der Deregulierung und das Wachsen der Eigen-
verantwortung im Arbeitsschutz.
Prof. Dr.-Ing. Helmut Groeger
1982 Baukonstruktive Randbedingungen für Niedertempera-
tur-Fußbodenheizungen.
Josef Grünbeck
1987 Das mittelständische Unternehmen der Zukunft – wirt-
schaftliche und gesellschaftspolitische Bedeutung.
Dr.-Ing. Michael Günther
1993 Voraussetzungen für den effektiven Einsatz der Brenn-
werttechnik unter besonderer Berücksichtigung moderner
Flächenheizungen.
1998 Bauwerksintegrierte Heiz- und Kühlsysteme in Kombina-
tion mit Quelllüftung – messtechnische Untersuchungen
in einem Bürohaus und Schlussfolgerungen.
1999 Die Zukunft der Niedertemperatur-Heizung nach Inkraft-
treten der Energieeinsparverordnung (EnEV 2000).
2000 Ideen und Hypothesen von gestern – Grundlagen des
Future Building Design von morgen?
2001 Integrale Planung – Anspruch nur für den Architekten?
2002 Geothermische Nutzung des Untergrundes im Zusammen-
wirken mit thermisch aktiven Flächen.
2003 Wie sind Gebäude und Bauteile mit Flächenheizung und
-kühlung wirtschaftlich zu dämmen?
2004 Industriefl ächenheizung mit Walzbeton am Beispiel BV
BMW Dynamic Center Dingolfi ng.
2005 Abnahmeprüfung von Raumkühlfl ächen nach VDI 6031.
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Index der bisherigen Referenten
2006 Rasenheizungen nicht nur in den WM-Stadien:
Spielsicherheit vs. Ökologie (zur Schnee- und Eisfreihal-
tung von Freifl ächen).
2007 Energieeffi zient. Gesundheitsdienlich. Wirtschaftlich?
2008 Wie innovativ ist die Branche TGA?
30 Jahre Arlberg-Kongress – Rückschau und Ausblick.
Dipl.-Ing. Norbert Haarmann
1984 Planungshinweise für Wärmepumpenheizungsanlagen.
Prof. Dr.-Ing. Gerd Hauser
1989 Wege zum Niedrigenergiehaus.
1995 Wärmeschutzverordnung 1995 – Wärmepass und Energiepass.
1996 Energiesparendes Bauen in Deutschland – Erfahrungen
mit der WSchV’95 – Entwicklung zur Energiesparverord-
nung 2000.
1998 Wasserdurchströmte Decken zur Raumkonditionierung
- Heiz- und Kühldecken
- Bodenplattenkühler
- Wärmeverschiebung zwischen Gebäudezonen
1999 Auswirkungen eines erhöhten Wärmeschutzes auf die
Behaglichkeit im Sommer.
2005 Der Energiepass für Gebäude. Europäische Richtlinie über
die Gesamtenergieeffi zienz von Gebäuden ab 2006.
Univ. Prof. Dr.-Ing. Gerhard Hausladen
1993 Energetische Beurteilung von Gebäuden.
Dipl.-Ing. Rainer Heimsch, VDI/AGÖF
2000 Energiesparendes beheizen und temperieren von histori-
schen Gebäuden.
2003 Erhalt und Nutzung von historischen Gebäuden unter
dem Aspekt Raumtemperierung und Bauphysik.
Prof. Dr.-Ing. Günter Heinrich
1990 Abwärmenutzung mit Niedertemperaturheizung bei der
Rauchgasentschwefelung.
Prof. Dr.-Ing. Siegmar Hesslinger
1987 Brennwerttechnik und Maßnahmen zur Minderung von
NOx und SO
2-Emission.
1989 Hydraulisches Verhalten von Heiznetzen insbesondere
bei Teillast und die Auswirkung auf die Heizleistung von
Raumheizfl ächen.
2002 Untersuchung einer solarunterstützten
Nahwärmeversorgung von Passiv-Doppelhäusern mit
Wärmepumpenheizung.
Prof. Dr.-Ing. Rainer Hirschberg
1996 Das thermische Gebäudemodell – Basis rechnergestützter
Lastberechnungen.
2002 Die Anlagenbewertung ist Sache der TGA-Branche
(Anwendung der EnEV und daraus resultierende Konse-
quenzen für Planer und Anlagenersteller).
Dipl.-Ing. Klaus Hoffmann, Baudirektor
1984 Heizung und Lüftung in Sporthallen.
Karl Friedr. Holler, Oberingenieur VDI
1983 Wärmeerzeugung im Niedertemperaturbereich
Vorteile – Probleme, Entwicklung – Trend.
1985 Wärmeerzeugung mit Nieder-Tieftemperatur –
Vorteile – Probleme.
Kleine, mittlere und größere Leistungen. Brennwertkessel.
1989 Modernisierung von Heizungsanlagen ohne Schorn-
steinschäden – Neufassung der 1. Verordnung zur
Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes –
1.BImSchV – Auswirkung auf Heizung und Schornstein.
Dipl.-Phys. Stefan Holst
1999 Kühlkonzeption am Beispiel Flughafen Bangkok.
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Index der bisherigen Referenten
Dr. Siegfried Hopperdietzel
1980 Kunststoff für die Heizungstechnik. Kontinuität der
Produktion von Kunststoffrohren
Erfahrung – Prüfung – Rezepturgestaltung.
Dipl.-Ing. Architekt Michael Juhr
1998 Die Industriefußbodenheizung aus der Sicht des Architek-
ten – am Beispiel des Logistikzentrums Hückelhoven.
2001 Produkt Bauwerk
Kostenreduktion im Herstellungsprozess durch die Opti-
mierung der Zusammenarbeit von Auftraggebern, Planern,
ausführenden Firmen und Produktherstellern.
Dipl.-Ing. Uwe H. Kaiser
1985 Kunststoffe für Rohre
Überblick, Werkstoffe, Eigenschaften und Anwendungs-
bereiche.
Dipl.-Ing. Eberhard Kapmeyer
1990 Aktueller Stand der Maßnahmen zur Energieeinsparung
durch die Bundesregierung der Bundesrepublik Deutschland.
1992 CO2 Minderungspolitik in der Bundesrepublik Deutschland.
Prof. Dipl.-Ing. Manfred Karl
1996 Fußbodenheizung als integraler Bestandteil von Solarheiz-
anlagen.
Dipl.-Ing. Walter Karrer
1989 Anwendung von CAD in der technischen Gebäudeausrüstung.
Dr. Helmut Kerschitz
1979 Theoretische Überlegungen zur Nutzung der Sonnenenergie.
Dr.-Ing. Achim Keune
2007 Die VDI 6022 und neue DIN EN-Normen im Kampf um die
Hygiene in der Raumlufttechnik.
Helmut Klawitter, Ing. grad.
1985 Schweißverbindungen von PP-R
Materialstruktur, Eigenschaften, Anwendung.
Dipl.-Ing. Jürgen Klement
2008 Sanierung von Warmwassersystemen unter den Aspekten
Hygiene und Energieeffi zienz.
2009 Gasinstallationen mit Mehrschichtverbundrohren –
Neue Wege zur individuellen Gasanwendung.
Prof. Dr.-Ing. Karl-Friedrich Knoche
1981 Entwicklungstendenzen bei Absorptionswärmepumpen.
Dr.-Ing. Uwe Köhler
1979 Möglichkeiten zur Einsparung von Primärenergie bei
Heizungsanlagen mit Wärmeerzeugung durch fossile
Brennstoffe.
1980 Verbesserung des Energieausnutzungsgrades von Heiz-
anlagen mit Wärmepumpen und Niedertemperaturheiz-
fl ächen.
1981 Verbesserung der Heizleistung von Flächenheizungen.
1982 Die Wärmebedarfsrechnung im Verhältnis zur tatsächlich
erforderlichen Heizleistung.
Dipl.-Ing., Dipl. Wirtschaftsing. FH Markus Koschenz
2003 Tabs mit Phasenwechselmaterial, auf der Suche nach
thermischer Speichermasse für Leichtbauten und Reno-
vationen.
o. Prof. Dr.-Ing. habil. Günter Kraft
1991 Thermische und hygrische Wechselbeziehungen zwischen
Außenwandkonstruktionen mit hinterlüfteter Wetterschale
und der Raumheizung.
U P O N O R KO N G R E S S 2 0 0 9 1 2 5
Index der bisherigen Referenten
Raimund Krawinkel
Dipl.-Ing. Klaus Krawinkel
1983 Grundsätzliches zur Energieeinsparung bei der
Gebäudeplanung.
Praktische Erfahrung mit einer Niedertemperatur-
Großanlage am Beispiel derSportschule Kaiserau.
Von der Planung bis zur Fertigstellung.
1995 Integrale Planung am Beispiel der Sportschule Oberhaching.
Prof. Dr. Dieter Kreysig
2007 Biofi lm und Trinkwasserhygiene.
Dr.-Ing. Rolf Krüger
1984 Stand der Technik bei beheizten Fußbodenkonstruktionen.
Randbedingungen und Schadensursachen. Koordination der
Gewerke.
Dr.-Ing. Boris Kruppa
1999 Untersuchungsergebnisse der ProKlimA Felduntersuchung:
Raumklima in Bürohäusern.
Dr. rer. nat. Dipl. Chem. Carl-Ludwig Kruse
1984 Korrosionsschäden in WW-Heizungsanlagen und ihre
Vermeidung.
1985 Vermeidung von Korrosionsschäden bei Fußbodenhei-
zungsanlagen unter besonderer Berücksichtigung der
Sauerstoffdurchlässigkeit von Kunststoffrohren.
1986 Abgasseitige Korrosion bei Öl- und Gasfeuerung.
1988 Korrosion in der Trinkwasser-Installation. .
1990 Stand der Normung über Aufbau der Bodenkonstruktion
von Warmwasser-Fußbodenheizung.
2005 Neue technische Regeln für den Korrosionsschutz in der
Sanitär- und Heizungstechnik DIN 1988-7,
EN DIN 12502-1 bis 5 und EN DIN 14868.
Dipl.-Ing. Dipl. Wirt.-Ing. Christian Küken
2009 Energieeffi ziente Pumpensysteme – Zusätzliche
Energieeinsparungen in Pumpensystemen durch optimierte
Laufradanpassung und angepasste Umschaltpunkte.
Prof. Dr. Jean Lebrun
1982 Wärmeverluste von Räumen mit unterschiedlichen
Heizsystemen und ihr Einfl uß auf die Wirtschaftlichkeit
und die erforderliche Heizleistung.
Bernd Lindemann Ing. VDI
1996 „VELTA“ Industriefl ächenheizung in der Praxis
Entscheidungs-, Planungs-, Berechnungs-, und Ausfüh-
rungsgrundlagen, Vergleiche.
Dipl.-Ing. Manfred Lippe
2002 Brandschutz für die TGA
- Leitungsanlage
- Lüftung
- Schnittstellen zum Bauwerk
Dipl.-Ing. Harald Lötzerich
1989 Kesselaustausch – ein Konzept für Energieeinsparung
und Umweltschutz.
Prof. Dr.-Ing. Harald Loewer
1985 Mensch und Raumluft – Lüftungs- und Heizungstechnik
in wirtschaftlicher Verbindung.
1991 Es kommt auch auf die Luftqualität an. Stand der Entwick-
lung von Bewertung und Regelung der Raumluftqualität.
Dipl.-Ing. Gottfried Lohmeyer
1992 Betonböden im Industriebau – Hallen- und Freifl ächen.
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Index der bisherigen Referenten
Dipl.-Ing. Hans Joachim Lohr
2005 Nutzung oberfl ächennaher Geothermie zur Beheizung und
Kühlung von Gebäuden am Beispiel ausgeführter Gebäude-
konzepte von der Entwurfsplanung bis zur Realisierung.
Dr.-Ing. Rudi Marek
2000 Innovation Aktivspeichersysteme – Bauteilintegrierte
Möglichkeiten zur sanften Raumtemperierung.
(Kombinationsreferat)
Dipl.-Ing. (FH) Martin Maurer
1995 Wärme – Kraft – Kopplung
Grundlagen – Technik – Einsatzbeispiele.
Dr. P. May
1979 Energieeinsparung unter Nutzung von Sonnenenergie
Nutzbare Leistungen der Sonne.
Dr. rer. nat. Erhard Mayer
1993 Was wissen wir über thermische Behaglichkeit?
Dipl.-Ing. Robert Meierhans
1998 Heizen und Kühlen mit einbetonierten Rohren.
2000 Neue Hygienekonzepte –
Thermoaktive Flächen auch im Krankenhaus.
Prof. Dr. Meinhard Miegel
1998 Krisen nutzen – Zukunft gestalten.
2004 Wirtschaftliche und gesellschaftliche Folgen demographi-
scher Umbrüche.
Prof. Dr.-Ing. Jens Mischner
1997 Zur Gestaltung und Bemessung von Wärmeerzeugungs-
anlagen mit Wärmepumpen.
Grundlagen, Kosten, Primärenergieaufwand, THG –
Emissionen, Optimierung.
Dr. Marco Freiherr von Münchhausen
2006 Effektive Selbstmotivation – So zähmen Sie Ihren inneren
Schweinehund.
Dr.-Ing. Helmut Neumann
1985 Wärmepumpentechnik – eine Herausforderung für den
Praktiker.
Planen und dimensionieren von Wärmepumpenheizungsanlagen.
Einbindung von Wärmepumpen in neue und bestehende
Heizungsanlagen.
1986 Elektro-Zentralspeicher – Wärmeerzeuger für
Flächenheizung unter Berücksichtigung geeigneter
Werkstoffe.
Prof. Dr.-Ing. Bjarne W. Olesen
1979 Thermische Behaglichkeitsgrenzen und daraus resultie-
rende Erkenntnisse für Raumheizfl ächen.
1980 Thermische Behaglichkeit in Räumen in Abhängigkeit von
Art und Anordnung des Heizsystems. Die differenzierten
Wärmeverluste bei optimaler Wärmedämmung.
1981 Thermischer Komfort und die Spezifi kation von thermisch
angenehmer Umgebung.
Differenzen des Komforts mit unterschiedlichen Heizme-
thoden.
1982 Wie wird das thermische Raumklima gemessen?
1984 Thermische Behaglichkeit, ihre Grenzen und daraus resultie-
rende Erkenntnisse für Raumheizfl ächen.
1986 Eine experimentelle Untersuchung des Energieeinsatzes
bei Radiatorheizung und Fußbodenheizung unter dyna-
mischen Betriebsbedingungen.
1987 Experimentelle Untersuchung zum Energieverbrauch
unterschiedlicher Heizsysteme bei miteinander vergleichbarer
thermischer Behaglichkeit.
1988 A SOLUTION TO THE SICK BUILDING MYSTERY
Eine neue Methode zur Beschreibung der Raumluft-
qualität von Prof. Dr. sc. P.O. Fanger.
U P O N O R KO N G R E S S 2 0 0 9 1 2 7
Index der bisherigen Referenten
1990 Neue Erkenntnisse über die erforderlichen Außenluftraten
in Gebäuden.
1992 Bewertung der Effektivität von Lüftungsanlagen.
1994 Fußbodenheizung in Niedrigenergiehäusern
Regelfähigkeit – Behaglichkeit – Energieausnutzung.
1995 Raumklima- und Energiemessungen in zwei Niedrig-
energiehäusern.
1995 Möglichkeiten und Begrenzungen der Fußbodenkühlung.
1996 Eine drahtlose Einzelraumregelung nach der empfundenen
Temperatur.
1996 Auslegung, Leistung und Regelung der Fußbodenkühlung.
1997 Flächenheizung und Kühlung.
Einsatzbereiche für Fußboden- Wand- und Deckensysteme.
1998 Heizungssysteme – Komfort und Energieverbrauch.
1999 Stand der internationalen und nationalen Normung für
Heizsysteme in Gebäuden, CEN; ISO; DIN; VDI.
2000 Flächenkühlung mit Absorptionswämepumpen und
Solarkollektoren.
2001 Messungen und Bewertung der Betonkernaktivierung
BV M+W Zander, Stuttgart.
2002 Sind „kalte“ Fensterfl ächen heute überhaupt ein Problem
für Behaglichkeit?
2003 Wie viel und wie wird in der Zukunft gelüftet?
2004 Neue Erkenntnisse über Regelung und Betrieb für die
Betonkernaktivierung.
2005 Lohnt es sich in ein gutes Raumklima zu investieren? Die
Abhängigkeit von Arbeitsleistung und Raumklima.
2006 Energieeffi zienz für Heizungsanlagen nach Europäischen
Normen.
2007 Gefährdet das Raumklima unsere Gesundheit?
Neue Erkenntnisse über den Einfl uss des Raumklimas auf
Gesundheit, Komfort und Leistung.
2008 Stehen prEN 1264 und prEN 15377 im Widerspruch?
2009 Energieeffi ziente Lüftung von Gebäuden.
Wolf Osenbrück – Rechtsanwalt
1990 Aktuelle Rechtsprobleme der HOAI.
1991 HOAI ’91 – wesentliche Leistungsbild- und Honorar-
verbesserungen.
1994 Vergabeordnung für freiberufl iche Leistungen (VOF)
on Architekten und Ingenieuren.
1995 VOB-Nachträge: Baupraxis und Rechtswirklichkeit.
1996 5. Änderungsverordnung zur HOAI.
Ausführungszeichnungen – Montagezeichnungen.
Dipl.-Ing. Jürgen Otto
1979 Die regeltechnische Qualität der Fußbodenheizung im
Vergleich.
1980 Die regeltechnische Qualität von Fußbodenheizungen mit
Zementestrich in Kombination mit witterungsabhängigen
Reglern und Raumtemperaturreglern.
1987 Einfl üsse von Regelung, Rohrnetzhydraulik und Nutzer-
verhalten auf die Heizanlagenfunktion.
1991 Hydraulik des Kesselkreises. Einführung verschiedener
Kesselausführungen und Wärmeverbraucher.
Prof. Dr. Erich Panzhauser
1986 Heizsystem auf dem humanökologischen Prüfstand.
Dr.-Ing. Joachim Paul
1991 Wärmepumpen mit Wasser als Kältemittel – oder:
Wie kann man Leistungszahlen verdoppeln?
Dipl.-Phys. Sven Petersen
2004 Der Einfl uss des Oberbodens auf die Fußbodenheizung
und den hydraulische Abgleich.
2005 Rahmenbedingungen für den Einsatz der Flächentempe-
rierung in der sanften Renovierung.
2006 Ganzheitliche Lösungen durch das Zusammenspiel der
Uponor-Produkte.
2009 Auslegung und hydraulischer Abgleich von
Fußbodenheizungen.
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Index der bisherigen Referenten
Dipl.-Ing. Wolfgang Prüfrock
2007 Statusbericht zu den neuen Technischen Regeln für
Trinkwasser-Installationen (TRWI) – ein Kompendium
aus Europäischen und Deutschen Normen.
Dipl.-Ing. Rainer Pütz
2006 Verminderung des Wachstums von Legionellen und
Pseudomonas aeruginosa in der Trinkwasserinstallation
zur Erhaltung der Trinkwassergüte im Sinne aktueller
Gesetze, Verordnungen und Regelwerke.
Thomas Rau
2002 Intelligente Architektur.
Prof. Dr.-Ing. Rudolf Rawe
1987 Einfl uss der Auslastung auf Wirkungsgrad und Nutzungs-
grad von Wärmeerzeugern.
1989 Anlagen zur Brennwertnutzung im energetischen Vergleich.
1990 Niedertemperatur-Wärmeerzeuger im Vergleich – Einfl uss
konstruktiver und betrieblicher Parameter auf Verluste bei
Betrieb und Bereitschaft.
Siegfried Rettich, Ing. Betriebswirt (WA)
1994 Kommunale Energiekonzepte
Voraussetzung für eine zukunftsgerechte Energiepolitik.
Prof. Dr.-Ing. habil. Wolfgang Richter
1997 Zur Auslegung von Heizungs- und Lüftungsanlagen für
Niedrigenergiehäuser unter Berücksichtigung nahezu
fugendichter Bauweisen.
2001 Der Einfl uss von DIN 4701-Blatt 10 auf die zukünftige
Heizungstechnik.
Dipl.-Ing. Wolfgang Riehle
1990 Die Fußbodenheizung aus Architektensicht.
1996 Niedrigenergie im Bürohausbau.
Kosten- und Energiesparkonzepte am Beispiel eines
Atrium-Bürohauses.
Prof. Frieder Roskam
1994 Wünsche – Bedürfnisse – Bedarf
– vom Sportverhalten zur Sportanlage.
Dipl.-Ing. habil. Lothar Rouvel
1993 Das Gebäude als Energiesystem.
Dipl.-Ing. Christoph Saunus
1994 Planungskriterien von Kunststoff-Trinkwassersystemen.
Franzjosef Schafhausen
1994 Globale Probleme lokal lösen. Das CO2- Minderungs-
programm der Bundesregierung und seine Einbindung in
die europäische Strategie und in weltweite Konzepte.
1997 Von Rio nach Norderstedt. Fünf Jahre nach Rio – Wie
geht es mit der globalen Klimavorsorge vor Ort weiter?
Dipl.-Ing. Giselher Scheffl er
1985 NT-Heizungsanlagen mit Kunststoffen aus der Sicht des
Architekten.
Dr.-Ing. Siegfried Schlott VDI
1997 Quellüftung und Fußbodenheizung in der Musikhalle
Markneukirchen. Ein Jahr Betriebserfahrung.
Dr.-Ing. Peter Schmidt
1983 Wesentliche Änderungen bei der Wärmebedarfsberechnung
mit der Neuausgabe der DIN 4701.
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Index der bisherigen Referenten
Dipl.-Psychologe Rolf Schmiel
2005 Leistungspsychologie für Führungskräfte.
Prof. Dr.-Ing. Gerhard Schmitz
1993 Schadstoffarme Heizungsanlagen der neuen Generation.
Dipl.-Ing. Jörg Schütz
2006 Die Trinkwasserverordnung – Auswirkungen auf die
technischen Regeln der Gebäudetechnik.
Prof. Dr.-Ing. Klaus Sedlbauer
2009 Potenziale des Nachhaltigen Bauens in Deutschland –
Nationale und internationale Chancen?
Dipl.-Ing. Karl Seiler
1985 NT-Heizungsanlagen mit Kunststoffrohren aus der Sicht
des verarbeitenden Handwerks.
Olaf Silling – Rechtsanwalt
2004 Die zivilrechtlichen Haftungsrisiken der EnEV.
Dipl.-Ing. Peter Simmonds
1994 Regelungsstrategien für kombinierte Fußbodenheizung
und Kühlung.
1999 Kühlkonzeption am Beispiel Flughafen Bangkok.
Dipl.-Ing. Aart L. Snijders
1999 Nutzung von Aquiferspeichern für die Klimatisierung von
Gebäuden.
Prof. Dr. jur Carl Soergel
1988 Aktuelle Probleme aus dem Baurecht.
1989 Bauvertragliche Gewährleistung im Verhältnis zur
Produkthaftung.
Dr. rer. nat. Dirk Soltau
2008 Klimakatastrophe – Sind wir wirklich an allem schuld?
Prof. Dr.-Ing. Klaus Sommer
1995 Planung mit Hilfe der Computersimulation
Beispiel: Niedrigenergiehaus.
1996 Ein Beitrag zur integrierten Planung für ein ganzheitliches
Gebäudekonzept.
2002 Untersuchung verschiedener Regelstrategien für Beton-
kernaktivierung auf Basis der Gebäudesimulation.
2005 Zusätzliche Aufheizleistung bei unterbrochenem Heiz-
betrieb – eine Planungshilfe im Rahmen der Heizlast-
berechnung nach DIN EN 12831.
Dr.-Ing. Peter Stagge
1986 Betrachtungen zur Prüfpraxis und Gütesicherung von
Rohren aus Kunststoff, insbesondere aus vernetztem
Polyethylen. Gütesicherung von Rohren aus peroxydver-
netztem Polyethylen (VPEa) mit dem VMPA-Über-
wachungszeichen.
o. Prof. Dr.-Ing. Fritz Steimle
1991 Thermodynamische Begründung für Niedertemperatur-
heizung.
1993 Entscheidungskriterien zur richtigen Brennwerttechnik.
1995 Wärmebereitstellung für Niedrigenergiehäuser.
1997 Kühlung und Entfeuchtung
Kältemittel der nächsten Jahre.
1998 Entwicklung der Wärmepumpentechnik – der Fußboden
als Heiz- und Kühlfl äche.
2001 Tendenzen zur Kälteversorgung und Entfeuchtung in
Gebäuden.
2003 Bedarfsgeregelte Lüftung in großen und kleinen Gebäuden.
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Index der bisherigen Referenten
Rudolf Steingen
1992 Der Wettbewerbsgedanke im Baurecht.
Friedrich Wilhelm Stohlmann – Rechtsanwalt
1990 Produkthaftungsgesetz 1990 – Wie wirkt sich das
Produkthaftungsgesetz auf die Sanitär- und
Heizungsbranche aus? Abgrenzung vertraglicher Gewähr-
leistung zu gesetzlicher Produkthaftung.
1997 Das Vertragsverhältnis zwischen Auftraggeber und
Architekt sowie zwischen Auftraggeber und ausführendem
Unternehmer unter besonderer Berücksichtigung der
Ansprüche zwischen Planer / ausführender Firma unter-
einander.
2000 Bauhandwerkersicherungsgesetz
Bauvertragsgesetz.
2003 Die Auswirkungen des neuen Werkvertragsrechts
(01.01.2002) auf die Planung und Ausführung
haustechnischer Anlagen.
2008 Haftung des Fachplaners bei unrichtiger Beratung oder
falscher Ausstellung des Energiepasses für Gebäude.
Heino M. Stüfen
1980 Heiztechnische Konzeption und Berechnungsmethodik
der „VELTA“ Fußbodenheizung.
1983 Grundsätzliches zur Planung von Flächenheizungen.
1984 Querschnittsbericht „VELTA“ Fußbodenheizungen.
Erfahrungen von 150.000 „VELTA“ Fußbodenheizungsanlagen.
1986 Erspare Dir und Deinem Kunden Ärger
Planung und Erstellung sicherer und funktionstüchtiger
Flächenheizungsanlagen.
1987 „VELTA“ Industriefl ächenheizung - System MELTAWAY
Anwendungsmöglichkeiten und Erfahrungen.
1989 Beurteilung der Regelfähigkeit einer Fußbodenheizung.
1990 „VELTA“ Technik heute
Anwendungsspektrum und Perspektive für die 90er Jahre.
Prof. Dr. Peter Suter
1986 Leistungsabgabe und Komfort von Fußbodenheizungen
in Räumen mit stark unterschiedlichen Wandtemperaturen.
Dipl.-Ing. Architekt Hadi Teherani
2004 Innovative Gebäudekonzepte trotz effi zienter Ökonomie.
2006 Gebaute Emotion.
Dr. rer. nat. Markus Tempel
2000 Innovation Aktivspeichersysteme – Bauteilintegrierte
Möglichkeiten zur sanften Raumtemperierung.
(Kombinationsreferat)
Prof. Dr.-Ing. Gerd Thieleke
2004 Zukünftige Hausenergieversorgung auf Basis Brennstoff-
zelle und Wärmepumpe.
Univ. Prof. Dr. Friedrich Tiefenbrunner
1989 Problematik der Verkeimung von Trinkwasserleitungen.
Minoru Tominaga
2002 Kundenbegeisterung als Erfolgsstragegie.
Prof. Dr.-Ing. Achim Trogisch
1998 Kann die WSVO im Widerspruch zur Gewährleistung eines
optimalen sommerlichen Raumklimas stehen?
Dipl.-Ing. Klaus Trojahn
1991 Fußbodenheizung im Sportstättenbau.
Frank Ullmann
1992 Der Fachingenieur als Unternehmer – Einführung in
modernes Management für Technische Büros.
U P O N O R KO N G R E S S 2 0 0 9 1 3 1
Index der bisherigen Referenten
Prof. Dipl.-Ing. Klaus W. Useman
1988 Kunststoffrohre in der Trinkwasser-Installation.
Thomas Vogel, Dipl.-Ing. (FH) VDI
2000 Brand- und Schallschutz.
Prof. Dr. Norbert Walter
1994 Zentraleuropäisches Hoch am Bau.
Dr. rer. Nat. Lutz Weber
Das Gehör schläft nie – ein Plädoyer für leise Installationen.
Peter Wegwerth, Ing. grad.
1981 Die regeltechnische Qualität von Fußbodenheizungen
mit Zementestrich in Kombination mit witterungsabhängigen
Reglern und Raumtemperaturreglern.
1983 Großfl ächige Wärmetauscher aus Kunststoff für Flächen-
heizungen, Fassaden und Dachabsorber.
1984 Membranausdehnungsgefäße richtig dimensionieren und
einsetzen.
1987 Hydraulische Randbedingungen in Heizungsanlagen mit
geringer Spreizung.
1988 Regeltechnische Notwendigkeiten für NT-Flächenheizungen.
Haymo Wehrlin, Ing. grad.
1981 Stand der Haus-Heiz-Wärmepumpe und der Solartechnik
aus heutiger Sicht.
Dipl.-Ing. Manfred Wenting
1988 Großbilddemonstration „VELTA“ Software zur Dimensio-
nierung von Rohr-Fußbodenheizungen.
1992 Regeltechnische Maßnahmen für die Fußboden-
heizungstechnik.
Von der individuellen Raumtemperaturregelung bis zum
DDC- (Direct-Digital-Control) System.
Prof. Dr.-Ing. Hans Werner
1982 Bauphysikalische Einfl ussgrößen auf die Wärmebilanz von
Gebäuden.
1983 Anforderungen an die Regelfähigkeit von Heizungssystemen
aufgrund bauphysikalischer Einfl ussgrößen.
1985 Bilanzierung der Transmissionswärmeverluste zweier Räume
mit unterschiedlichen Heizfl ächen.
1991 Berechnung des Jahresheizwärmebedarfs von Gebäuden
nach ISO 9164 und CEN/TC 89 künftige Europanorm.
Horst Wiercioch
2001 Betriebserfahrungen mit Betonkernaktivierung
BV M + W Zander, Stuttgart.
Detlef Wingertszahn, Dipl.-Ing.
2001 Moderne Technische Gebäudeausrüstung, ein Ansatz
zur nachhaltigen Betriebskostensenkung.
Dr. Andreas Winkens
2003 Schimmelpilzbildung in Abhängigkeit unterschiedlicher
Wärmeverteilsysteme.
Prof. Dr.-Ing. Dieter Wolff
2000 Auswirkungen der EnEV 2001 und der begleitenden
Normung auf die Gebäude- und Anlagenplanung.
2008 Drei Säulen für die Optimierung des Gebäude- und
Anlagenbestandes:
Energieeinsparung – Steigerung der Systemeffi zienz und
des Einsatzes regenerativer Energien.
Thomas Zackell
2007 Erkennung und Behebung von Schall- und Hygiene-
problemen in der Haustechnik.
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Index der bisherigen Referenten
Prof.Dr.-Ing. Günter Zöllner
1982 Wärmetechnische Prüfungen von Heizfl ächen und ihre
Bedeutung.
1984 Wärmetechnische Prüfung und Auslegung von Warmwasser-
fußbodenheizungen.
1986 Energieeinsatz von Heizsystemen unter besonderer
Berücksichtigung des dynamischen Betriebsverhaltens.
1987 Experimentelle Untersuchung zum Energieverbrauch unter-
schiedlicher Heizsysteme bei miteinander vergleichbarer
thermischer Behaglichkeit.
U P O N O R KO N G R E S S 2 0 0 9 1 3 3
1 3 4 U P O N O R KO N G R E S S 2 0 0 9
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