Uni:Press # 662 (Jänner 2011)

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Österreichische Post AG/ sponsoring.Post 5020 Salzburg. Zulassungsnr. zum Postversand GZ 02Z032996 S Let me politain you! Wenn PolitikerInnen zu Popstars werden und ihr Privatleben immer mehr in den Vordergrund rückt. Trotz fehlender poli- tischer Inhalte heißt es: The show must go on! Und zwar auf Seite 19. Minderheiten in Salzburg Die HOSI ist eine Vereinigung, die Homosexuelle in Salzburg unterstützt und begleitet. Sie organisieren Feste und beraten bei Problemen. Einige Studierende, die den Verein unterstützen, berichten auf Seite 7 über ihre Erfahrungen und Erlebnisse. 01/2011 STUDIERENDENZEITUNG DER ÖSTERREICHISCHEN HOCHSCHÜLERINNENSCHAFT SALZBURG NR. 662 Nach zwei Wochen und zähem Rin- gen endete die Klimakonferenz in Cancún/Mexiko Mitte Dezember mit einem Kompromiss. Die in- ternationale Gemeinschaft konnte sich auf eine gute Grundlage für die nächsten Klimaverhandlungen in Südafrika einigen. Jetzt sind die ein- zelnen Staaten wieder an der Reihe, die Beschlüsse umzusetzen, denn sie gelten für alle UnterzeichnerInnen der UN-Klimarahmenkonvention. Das sind, anderes als etwa beim Ky- oto-Protokoll, auch die USA, China und einige Schwellenländer. Von Christina-Anna Stenz Die Kompromisspapiere drohten je- doch an einer Blockade Boliviens zu scheitern, da eigentlich alle der über 190 Teilnehmerstaaten zustimmen müssten. Doch die Konferenzpräsi- dentin und mexikanische Außenmi- nisterin Patricia Espinosa sah darüber hinweg, nahm die Einwände Bolivi- ens zur Kenntnis und bestätigte die Annahme des Dokuments. Die Zu- stimmung und der Kompromiss sind für viele nicht selbstverständlich, die Konferenz wird sogar als „Sternstun- de des Multilateralismus“ bezeichnet. Mit einer Blockade hat zum Beispiel auch Japan gedroht und die Fort- führung des Kyoto-Klimatschutz- protokolls abgelehnt, falls China nicht einbezogen werde. Einige Punkte schienen außerdem für die USA und China nicht annehmbar, obwohl sie die größten Treibhausproduzenten sind. Und doch: Es ist gut ausgegan- gen! Der gemeinsame Beschluss ist, dass sich die Erde um nicht mehr als zwei Grad erwärmen darf, mit dem dafür notwendigen Fahrplan.Bei der Konferenz, die jährlich stattfindet, haben sich alle Staaten auf einige Grundsätze geeinigt. Darunter die Feststellung, dass die globale Er- wärmung „sehr wahrscheinlich“ auf die zunehmende Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre zurückgeführt werden kann. Was die Emissionen betrifft, so ist eine welt- weite Verringerung bis zum Jahr 2050 geplant. Wie dieses Ziel konkret aus- sehen soll, wird auf der kommenden Klimakonferenz festgelegt. Eine wesentliche Erneuerung war das Einrichten des sogenannten „Green Climate Fund“, welcher den Klimaschutz finanzieren soll. Dieser Fond wird von einem Gremium ver- waltet, das aus jeweils zwölf Vertrete- rInnen der Industrie- und Entwick- lungsstaaten besteht. Ab 2020 sollen jährlich 100 Milliarden Dollar ein- gezahlt werden, sowohl aus öffentli- chen Geldern, als auch aus privaten Quellen. Damit sollen vor allem auch die Entwicklungsländer unterstützt werden, die Kosten des Klimaschut- zes zu tragen. Während die EU fortschrittliche Strategien verfolgt, die den Kohlen- dioxidausstoß ihrer Mitgliedsstaaten verringern sollen, sind China und die USA weltweit mit Abstand die größ- ten Verschmutzer. Die beiden Staa- ten allein tragen zusammen mehr als 40 Prozent zu den gesamten globalen Emissionen bei, sind aber bei Klima- schutzmaßnahmen, wie dem Kyoto- Protokoll, nicht dabei. Im kleineren Rahmen ver- sucht die ÖH mit dem Projekt „Uni:Nachhaltig“ auch die Universi- tät Salzburg zu einer zukunftsfähigen Lebens- und Wirtschaftsweise zu bringen. (Siehe S.18) Denn nur wenn wir alle an einem Strang ziehen und unserer Zukunft mehr Wertschät- zung entgegenbringen, wird sie auch eine lebenswerte sein. Deinen persönlichen ökologi- schen Fußabdruck kannst du unter www.mein-fussabdruck.at berechnen. Wie verwurzelt bist du mit unserer Erde? Das, was man in einem Auslandsemester alles lernt, ist so viel und so wichtig, dass jedeR diese Erfahrung machen müsste. Das Meiste davon ist nicht für die Uni, sondern für das Leben. JedeR Studierende sollte zu- mindest einmal seine Flügel ausbreiten und losfliegen, auch wenn es einige Hürden gibt. Zuerst sind da die Sprachkenntnisse. Wählt jemand nicht gerade Deutschland oder die Schweiz aus, dann hat er/sie die Chance, seine/ihre Fähigkeiten in der jeweiligen Fremdsprache enorm auszubauen. Denn nirgendwo sonst kann man eine Sprache so gut und intensiv lernen, als vor Ort. Dann, wenn es plötzlich nicht mehr ausreicht, die stur auswendig gelernten Grammatikregeln in Lückentexten anzuwenden. Wenn man plötzlich im Supermarkt steht und die Kaf- feefilter nicht findet. Was zum Teufel heißt das noch mal auf Englisch/Spanisch/Rus- sisch etc.? Die einfachsten Tätigkeiten und Unterhaltungen werden viel komplizierter und keiner ist da, um zu übersetzen oder gar auf Deutsch zu erklären, wo der Bahn- hof ist. Dann fährt halt einmal ein Zug da- von. Aber spätestens nach dem ersten Mo- nat ist dieses Hindernis überwunden, neue Menschen treten in dein Leben und werden zu FreundInnen. Die helfen dir dann, die Vorurteile gegenüber der fremden Kultur abzubauen und zeigen, dass sie eigentlich nicht so anders sind, wie du selbst. Offenheit ist wichtig, denn Angst vor dem Fremden schafft nur Probleme und davon gibt es am Anfang so eines Aufent- haltes sowieso schon genug. So hilft der neue Umstand, seine eigenen Ansichten zu erweitern, zu überdenken und viel dazuzu- lernen.Die Ferne von der Heimat zeigt nicht nur Neues, sondern sie lässt einem/er die eigene Kultur und Einstellung überdenken. Man erkennt, dass die persönliche Lebens- weise gar nicht das Maß aller Dinge ist und dann siehst du die Fehler. Um es später hof- fentlich besser zu machen. Und die Vorteile lernst du erst so richtig zu schätzen. Eine gute Infrastruktur, Strom aus der Steckdo- se und zwar zu jeder Tageszeit, sauberes Trinkwasser aus der Leitung, FreundInnen, mit denen du über alles reden kannst, ohne Sprachbarrieren. Alles gar nicht so selbst- verständlich. Die eigenen Freunde und Freundinnen lernst du ebenfalls besser kennen. Welche werden sich melden? Welche besuchen mich? Welche schreiben mir während der gesamten Zeit nicht einmal eine Nachricht auf Facebook? Die Antworten sind überra- schend, verletzend, erfreulich und zutiefst spannend. Vanessa Ziperzik Gegangen um zu bleiben? OPEN HOUSE Infotag Samstag, 15. Januar, 9 - 13 Uhr www.fh-kufstein.ac.at Präsentationen & Beratung // Studiengänge inkl. Schnuppervorlesungen (Bachelor, Master) // Post-Graduate-Programme (Doktorat, MBA) // Auslandsaufenthalte an 150 Partnerhochschulen // Bewerbung & Aufnahme, Wohnen & Freizeit Quelle: Christina Rodinger

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Let me politain you!Wenn PolitikerInnen zu Popstars werden und ihr Privatleben immer mehr in den Vordergrund rückt. Trotz fehlender poli-tischer Inhalte heißt es: The show must go on! Und zwar auf Seite 19.

Minderheiten in SalzburgDie HOSI ist eine Vereinigung, die Homosexuelle in Salzburg unterstützt und begleitet. Sie organisieren Feste und beraten bei Problemen. Einige Studierende, die den Verein unterstützen, berichten auf Seite 7 über ihre Erfahrungen und Erlebnisse.

01/2011 STUDIERENDENZEITUNG DER ÖSTERREICHISCHEN HOCHSCHÜLERINNENSCHAFT SALZBURG NR. 662

Nach zwei Wochen und zähem Rin-gen endete die Klimakonferenz in Cancún/Mexiko Mitte Dezember mit einem Kompromiss. Die in-ternationale Gemeinschaft konnte sich auf eine gute Grundlage für die nächsten Klimaverhandlungen in Südafrika einigen. Jetzt sind die ein-zelnen Staaten wieder an der Reihe, die Beschlüsse umzusetzen, denn sie gelten für alle UnterzeichnerInnen der UN-Klimarahmenkonvention. Das sind, anderes als etwa beim Ky-oto-Protokoll, auch die USA, China und einige Schwellenländer.

Von Christina-Anna Stenz

Die Kompromisspapiere drohten je-doch an einer Blockade Boliviens zu scheitern, da eigentlich alle der über 190 Teilnehmerstaaten zustimmen müssten. Doch die Konferenzpräsi-dentin und mexikanische Außenmi-

nisterin Patricia Espinosa sah darüber hinweg, nahm die Einwände Bolivi-ens zur Kenntnis und bestätigte die Annahme des Dokuments. Die Zu-stimmung und der Kompromiss sind für viele nicht selbstverständlich, die Konferenz wird sogar als „Sternstun-de des Multilateralismus“ bezeichnet. Mit einer Blockade hat zum Beispiel auch Japan gedroht und die Fort-führung des Kyoto-Klimatschutz-protokolls abgelehnt, falls China nicht einbezogen werde. Einige Punkte schienen außerdem für die USA und China nicht annehmbar, obwohl sie die größten Treibhausproduzenten sind. Und doch: Es ist gut ausgegan-gen! Der gemeinsame Beschluss ist, dass sich die Erde um nicht mehr als zwei Grad erwärmen darf, mit dem dafür notwendigen Fahrplan.Bei der Konferenz, die jährlich stattfindet, haben sich alle Staaten auf einige

Grundsätze geeinigt. Darunter die Feststellung, dass die globale Er-wärmung „sehr wahrscheinlich“ auf die zunehmende Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre zurückgeführt werden kann. Was die Emissionen betrifft, so ist eine welt-weite Verringerung bis zum Jahr 2050 geplant. Wie dieses Ziel konkret aus-sehen soll, wird auf der kommenden Klimakonferenz festgelegt.

Eine wesentliche Erneuerung war das Einrichten des sogenannten „Green Climate Fund“, welcher den Klimaschutz finanzieren soll. Dieser Fond wird von einem Gremium ver-waltet, das aus jeweils zwölf Vertrete-rInnen der Industrie- und Entwick-lungsstaaten besteht. Ab 2020 sollen jährlich 100 Milliarden Dollar ein-gezahlt werden, sowohl aus öffentli-chen Geldern, als auch aus privaten Quellen. Damit sollen vor allem auch die Entwicklungsländer unterstützt werden, die Kosten des Klimaschut-zes zu tragen.Während die EU fortschrittliche Strategien verfolgt, die den Kohlen-dioxidausstoß ihrer Mitgliedsstaaten verringern sollen, sind China und die USA weltweit mit Abstand die größ-ten Verschmutzer. Die beiden Staa-ten allein tragen zusammen mehr als 40 Prozent zu den gesamten globalen Emissionen bei, sind aber bei Klima-schutzmaßnahmen, wie dem Kyoto-Protokoll, nicht dabei.

Im kleineren Rahmen ver-sucht die ÖH mit dem Projekt „Uni:Nachhaltig“ auch die Universi-tät Salzburg zu einer zukunftsfähigen Lebens- und Wirtschaftsweise zu bringen. (Siehe S.18) Denn nur wenn wir alle an einem Strang ziehen und unserer Zukunft mehr Wertschät-zung entgegenbringen, wird sie auch eine lebenswerte sein.Deinen persönlichen ökologi-schen Fußabdruck kannst du unter www.mein-fussabdruck.atberechnen.

Wie verwurzelt bist du mit unserer Erde?Das, was man in einem Auslandsemester alles lernt, ist so viel und so wichtig, dass jedeR diese Erfahrung machen müsste. Das Meiste davon ist nicht für die Uni, sondern für das Leben. JedeR Studierende sollte zu-mindest einmal seine Flügel ausbreiten und losfliegen, auch wenn es einige Hürden gibt.Zuerst sind da die Sprachkenntnisse. Wählt jemand nicht gerade Deutschland oder die Schweiz aus, dann hat er/sie die Chance, seine/ihre Fähigkeiten in der jeweiligen Fremdsprache enorm auszubauen. Denn nirgendwo sonst kann man eine Sprache so gut und intensiv lernen, als vor Ort. Dann, wenn es plötzlich nicht mehr ausreicht, die stur auswendig gelernten Grammatikregeln in Lückentexten anzuwenden. Wenn man plötzlich im Supermarkt steht und die Kaf-feefilter nicht findet. Was zum Teufel heißt das noch mal auf Englisch/Spanisch/Rus-sisch etc.? Die einfachsten Tätigkeiten und Unterhaltungen werden viel komplizierter und keiner ist da, um zu übersetzen oder gar auf Deutsch zu erklären, wo der Bahn-hof ist. Dann fährt halt einmal ein Zug da-von. Aber spätestens nach dem ersten Mo-nat ist dieses Hindernis überwunden, neue Menschen treten in dein Leben und werden zu FreundInnen.Die helfen dir dann, die Vorurteile gegenüber der fremden Kultur abzubauen und zeigen, dass sie eigentlich nicht so anders sind, wie du selbst. Offenheit ist wichtig, denn Angst vor dem Fremden schafft nur Probleme und davon gibt es am Anfang so eines Aufent-haltes sowieso schon genug. So hilft der neue Umstand, seine eigenen Ansichten zu erweitern, zu überdenken und viel dazuzu-lernen.Die Ferne von der Heimat zeigt nicht nur Neues, sondern sie lässt einem/er die eigene Kultur und Einstellung überdenken. Man erkennt, dass die persönliche Lebens-weise gar nicht das Maß aller Dinge ist und dann siehst du die Fehler. Um es später hof-fentlich besser zu machen. Und die Vorteile lernst du erst so richtig zu schätzen. Eine gute Infrastruktur, Strom aus der Steckdo-se und zwar zu jeder Tageszeit, sauberes Trinkwasser aus der Leitung, FreundInnen, mit denen du über alles reden kannst, ohne Sprachbarrieren. Alles gar nicht so selbst-verständlich.

Die eigenen Freunde und Freundinnen lernst du ebenfalls besser kennen. Welche werden sich melden? Welche besuchen mich? Welche schreiben mir während der gesamten Zeit nicht einmal eine Nachricht auf Facebook? Die Antworten sind überra-schend, verletzend, erfreulich und zutiefst spannend.

Vanessa Ziperzik

Gegangen um zu bleiben?

OPEN HOUSE InfotagSamstag, 15. Januar, 9 - 13 Uhr

www.fh-kufstein.ac.at

Präsentationen & Beratung// Studiengänge inkl. Schnuppervorlesungen (Bachelor, Master)// Post-Graduate-Programme (Doktorat, MBA)// Auslandsaufenthalte an 150 Partnerhochschulen// Bewerbung & Aufnahme, Wohnen & Freizeit

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Quelle: Christina Rodinger

2 UNI & SERVICEUNI und SERVICE

Belinda Pletzer sorgte diesen Sommer für weltweites Aufsehen, indem sie bewies, dass die Pille Frauen intelli-genter werden lässt. Die 26-jährige, dreifache Mutter, Forscherin an der Uni Salzburg, sprach im Interview mit der Uni:Press über ihre aktuellen Pro-jekte, richtiges Zeitmanagement und das österreichische Frauenbild.

Von Thomas Macher

Ich hab gelesen, du würdest gerne auf eine andere Uni im Ausland wechseln, stimmt das noch?Belinda Pletzer: Ja, nach Irvine in Kali-fornien, ich hab dafür schon ein Stipen-dium beantragt. Ich würde gerne eine an-dere Uni kennenlernen, sehen, wie dort geforscht wird. Vielleicht auch neue Me-thoden erlernen, die es in Salzburg noch nicht gibt.

Kommt deine Familie mit?Ja, wir haben das schon lange abgespro-chen. Nachdem ich gewusst habe, dass in der Forschung Auslandserfahrung nö-tig ist, habe ich das mit meinem Freund schon sehr früh vereinbart. Die Kinder sind außerdem alle noch nicht schul-pflichtig und wir würden den Wechsel gern vor der Schule durchführen, um sie nicht aus ihrem sozialen Umfeld zu rei-ßen.

Wie lange wollt ihr dort bleiben?Voraussichtlich für zwei Jahre, dann ha-ben wir geplant, wieder zurückzukom-men, weil das soziale Umfeld in Österrei-ch doch ein ganz anderes ist.

Wie schaffst du es überhaupt, Familie und Forschung unter einen Hut zu brin-gen?Bis jetzt ist es ganz gut gegangen. Wir haben uns die Kinderbetreuung geteilt, halbtags waren sie in der Krabbelstube an der Universität und später im Kinder-garten untergebracht, den Rest des Tages haben ich und mein Partner uns aufge-teilt.

Trotzdem musst du aber ein extrem gutes Zeitmanagement haben.Es erfordert schon sehr viel Planung. Aber die Forschung bietet auch flexible Zeiteinteilung, ich bin ja Selbst für mei-ne Arbeit verantwortlich. Der Nachteil

ist, dass du nie den Kopf frei und immer etwas zu tun hast und für alles Selbst ver-antwortlich bist. Dafür ist es kein Job, bei dem du von acht bis fünf im Büro sitzen musst. Bis zum ersten Lebensjahr hab ich die Kinder auch immer im Tragetuch mit an die Uni genommen, sofern es verein-bar war.

Deine Studie, die zum Ergebnis kam, dass die Pille die Intelligenz bei Frauen erhöht, hat ja für große mediale Reso-nanz gesorgt. Wie war es so, im Mittel-punkt zu stehen?Sehr sonderbar und auch in keiner Weise intendiert.

Dabei habt ihr diese Entdeckung ja eher zufällig gemacht. Wir sind beim Vergleichen der Daten draufgekommen, es war wirklich ein Griff ins Blaue.

Hast du in Salzburg optimale Bedin-gungen zu forschen?Es gibt sicher einige Geräte oder Mög-lichkeiten nicht, die gut wären. Aber für meine Dissertation hab ich es als ganz angenehm empfunden.

Gibt es genug Mittel für die Forschungs-arbeit?Ich selbst forsche momentan ohne finan-zielle Unterstützung von Seiten der Uni-versität. Wie die Situation an den Unis allgemein oder in Salzburg ist, kann ich nicht beurteilen und ich möchte mich dazu auch nicht äußern.

Woran arbeitest du momentan?Weiter an dem Pille-Projekt. Wir möch-ten herausfinden, welches Hormon diese Intelligenzsteigerung auslöst und ob es bei Frauen dadurch auch zu Änderungen im Verhalten kommt. Wir führen etwa Tests im Bereich Navigation und Ge-sichtserkennung durch.

Geht das Projekt vom Fachbereich aus?Nein, das geht von mir aus. Ich hab beim Zentrum für neurokognitive Forschung um Unterstützung gebeten und ange-fragt, ob ich deren Geräte benützen darf. Sie waren sehr entgegenkommend und auch sehr interessiert am Projekt.

In welchen Studien hast du einen Ab-schluss gemacht?

In vier: Biologie, Psychologie, Philosophie und Mathematik.

Mit Philosophie also auch ein geistes-wissenschaftliches Studium?Ja, wobei die Philosophie in Salzburg doch sehr analytisch orientiert ist. Man lernt damit schon eine ganz eigene Art zu denken und zu analysieren, die in jedem Lebensbereich ganz praktisch sein kann. Gerade in der Philosophie haben mich Bewusstseinsfragen immer interessiert, das ist auch etwas, was ich in meiner Forschungsarbeit sehr gut ge-brauchen kann.

Was war denn das schwerste von allen Studien?Mathematik, ich hab schon daran ge-dacht abzubrechen. Nachdem ich, auch durch die Kinder und die anderen Stu-dien, bei vielen Vorlesungen nicht anwe-send war, musste ich mein Wissen aus Büchern zusammensammeln und das ist in der Mathematik, wo Vorlesungen oft an Übungen gekoppelt sind, manchmal problematisch.

Nützen dir alle diese Studien für die Forschung, die du derzeit betreibst?Biologie und Psychologie sowieso, weil das die Bereiche sind, auf die sich mei-ne Forschung konzentriert. Mathematik ist hilfreich, weil ich viel programmieren und ausrechnen muss und Philosophie bringt die Logik mit ein, die im For-schungsbereich sehr wichtig ist. Es passt alles so zusammen, wie ich es haben wollte.

War das alles so geplant? Drei Kinder, vier Studien?Ich wollte immer Biologie studieren, deswegen hab ich überhaupt eine AHS besucht. Mir hat aber Psychologie und Philosophie in der Schule sehr gut ge-fallen und ich hab mich für alle drei Stu-dien an der Uni Salzburg eingeschrie-ben. Nach einiger Zeit hab ich gemerkt, dass mir die Mathematik abgeht. In der Schule war ich immer recht gut darin und da dachte mir, ich schau mal, wie lang es mit vier Studien gut geht.

Und es ist gut gegangen. Mir fällt es schon mit zwei Studien schwer, sie rein terminlich zu koordinieren, wie schlimm muss es da erst mit vier sein?Es war am Semesterbeginn immer eine Aufgabe die anwesenheitspflichtigen Lehrveranstaltungen so in den Stunden-plan zu passen, dass man alles besuchen kann. Gut war es aber, dass im alten Psy-chologiestudium wenige Lehrveranstal-tungen mit Anwesenheitspflicht statt-fanden und es in der Biologie immer viele Blockveranstaltungen gab.

Wann warst du dann zum ersten Mal schwanger?Das war 2005. Während der Schwan-

gerschaft hab ich die Diplomprüfung in Philosophie absolviert und gleichzeitig die Datenerhebung für die Diplomarbeit in Biologie gemacht. Nach der Schwan-gerschaft hab ich dann die Diplomarbeit geschrieben. Es hat sich dann alles noch etwas gezogen, aber ein Jahr nach der Geburt hab ich dann auch die Diplom-prüfung in Biologie abgeschlossen.

Dein ältestes Kind ist jetzt fünf ?Genau, das Zweite drei Jahre und das Dritte acht Monate alt. Der Älteste ist ein Bub, die anderen zwei sind Mädchen.

Bei all der Belastung durch Kinder und Beruf wünschst du dir da nicht manch-mal auch etwas mehr Zeit für dich selbst?Doch es gibt schon Phasen, wo mir alles zu viel ist, aber das hat es vor den Kin-dern auch schon gegeben. Im Großen und Ganzen macht mir alles Spaß. Ich bin gern mit den Kindern zusammen und mir taugt auch die Forschung.

Gibt es genug Unterstützung durch dein familiäres Umfeld?Die Kinderbetreuung manage ich ge-meinsam mit meinem Partner. Die Großeltern würden sich auch kümmern, wohnen aber einfach zu weit weg.

Kannst du dir vorstellen später als Pro-fessorin zu arbeiten?Langfristig würde ich schon gerne ha-bilitieren und eine Professur anstreben. Aber wo das sein wird, weiß ich noch nicht.

Hast du noch einen Rat an junge, be-rufstätige Mütter?Bei den vielen Interviews, die ich nach der Veröffentlichung der Studie gegeben habe, ist immer die Kritik mitgeschwun-gen, dass man eine schlechte Mutter sei, wenn man auch berufstätig ist. Man würde den Kindern zu wenig Zeit wid-men. Von so etwas würde ich mich nicht demotivieren lassen. Das ist ein Bild, das in Österreich einfach noch vorhanden ist: Die Frau als Mutter und beides, Fa-milie und Beruf, geht nicht. Meine Kinder haben nur profitiert, da-durch, dass sie so früh in die Krabbel-stube gekommen sind. Da braucht man kein schlechtes Gewissen haben, oder sich von jemandem etwas einreden las-sen.

Maga Maga Maga Maga Dr Dr Pletzer im InterviewQuelle: Uni:Press

Die Ergebnisse der „Pillen-Studie“: Un-tersucht wurde die Zahlenverarbeitung im Gehirn bei Frauen und Männern. Je nach Zyklustag war die Größe von frontalen Gehirnarealen bei den weibli-chen und männlichen Probanden unter-schiedlich.

Die verstärkte Hormonzufuhr durch die Pille ist der Grund für diese Stimulati-on und dem damit einhergehenden An-wachsen der grauen Zellen im stirnsei-tigen Hirnlappen.

Belinda Pletzer gelingt es Familie und Forschung erfolgreich zu verbinden.

UNI und SERVICE 3

Fast jeder und jede Studierende hat sie schon einmal ausgefüllt – die gelben, grünen und weißen Blätter der Lehrveranstaltungs-Evaluati-on. Von Ergebnissen war jedoch bis-her kaum etwas zu vernehmen. Was geschieht mit unserer Bewertung der Lehrenden?

Von Teresa Burian

Wenn gegen Semesterende die Evaluie-rungsbögen durch die Bänke gehen, bie-tet sich aufmerksamen ZuseherInnen ein interessantes Bild. Mit unterschiedlichen Ausprägungen von Eifer werden die Zet-tel beschrieben. Manchmal orientieren sich die Kreuzchen an jenen der Bank-nachbarInnen, andere erfahren sichtliche Genugtuung dabei, die angestaute Kritik in dem Kästchen „Das hat mir nicht ge-fallen“ in schriftlicher Form abzuladen. Weiße Bögen werden in Vorlesungen, grüne in Seminaren ausgeteilt. Die gelb-en Zettel dienen der Zwischenevaluation und sind den Lehrenden vorbehalten, zu deren persönlicher Information. Kreative fügen ihrem Gesamtresumee am gelben Fragebogen noch einen Smiley hinzu. Aber was passiert mit den Bögen nach dem Ausfüllen?

massnahme mit viel Potenzial

Seit dem Studienjahr 2004/2005 bemüht man sich an der Universität Salzburg um eine „Qualitätsoffensive“ und Weiterent-wicklung der Lehre. Die Evaluierung von Lehrveranstaltungen ist ein Instrument, welches die Qualität des Unterrichts si-chern und dauerhaft gewährleisten soll. Strukturelle und personelle Verbesse-rungsmöglichkeiten können damit er-mittelt werden. Eine wichtige Funkti-

on ist demnach jene des Feedbacks für DozentInnen, deren Kompetenzen die Studierenden bewerten. Bereits an die-sem Punkt scheiden sich die Geister: Können StudentInnen die Sachkenntnis von Lehrenden überhaupt objektiv beur-teilen? Inwiefern sind Vortragende dazu imstande, die zu bewertende Dimension „Raumqualität“ zu beeinflussen?

Um der Evaluierung als Werkzeug zur nötigen Schlagkraft zu verhelfen, sind verbindliche Konsequenzen nötig. Zum Beispiel in heiklen Fällen von überzufällig häufigen Negativbewertungen einzelner ProfessorInnen. Gesunde Kritikfähigkeit ist eine wesentliche Voraussetzung für das Funktionieren eines solchen Instru-ments. Auch die Frage der Publikations-form ist brisant - welche Informationen gelangen letztendlich zu den Studieren-den? Und wie kann dadurch die Qualität verbessert werden?

studentinnen ausgeschlossen

Derzeit wird eine schrittweise Veröffent-lichung der Bewertungsergebnisse dis-kutiert, die unterschiedlichen Personen zugänglich sein soll. In erster Linie ori-entiert sich dieses Modell am Daten-schutz des Lehrpersonals. Das bedeutet, unbereinigte oder personenbezogene Er-gebnisse sind für Studierende nicht zu-gänglich. Wenn überhaupt, dann sind es die Vorsitzenden der Curricularkommis-sion - stellvertretend für StudentInnen - denen Zugang zu Bewertungsresul-taten gewährt wird, nicht aber die stu-dentischen Mitglieder oder Studienrich-tungsvertretungen. Diese hätten jedoch viel Ideenpotenzial oder Vorschläge für Verbesserungen und sollten beim Behe-

ben von Defiziten mitwirken, zumal sie selber in den jeweiligen Fachrichtungen studieren. Des Weiteren ist unklar, in-wiefern zusammengefasste Resultate der begutachteten Lehrveranstaltungen re-präsentativ für eine Studienrichtung sein können – schließlich ist das Ganze mehr als die Summe seiner Teile. In jedem Fall sollte bei Ergebnisrückmeldungen neben Gesamtbewertung und Workload auch die Kritik am Lehrpersonal berücksich-tigt werden.

kuschelkurs statt kritik

An der Universität Salzburg werden Lehrveranstaltungs-Evaluationen nur in jedem dritten Semester realisiert. Da-durch werden unmittelbare und rasche Verbesserungen erschwert, denn das Auswerten und Interpretieren erfordert viel Zeit. Schwierige und als „uninte-ressant“ empfundene Vorlesungen oder Seminare können tendenziell schlechter bewertet werden, was nicht notwendiger-weise in einem Zusammenhang mit der Kompetenz der ProfessorInnen stehen muss. Dennoch wäre ein konsequenterer Umgang mit „negativ“ Beurteilten wün-schenswert. Bisher zieht man noch den Samthandschuh über: Erst bei mehrma-ligem schlechten Abschneiden sind stren-gere, jedoch nicht näher definierte Maß-nahmen angedacht, Fortbildungstätigkeit zählt als mildernder Bonus. Grundsätzlich sind lediglich Stellungnahmen zu weniger erfreulichen Resultaten erbeten. Externes Lehrpersonal erfährt bei ungünstigeren Ergebnissen eine strengere Behandlung als interne Lehrende. Das Prinzip der po-sitiven Verstärkung findet Anwendung, indem DozentInnen mit sehr guten Er-gebnissen Anerkennung und Aufmerk-

samkeiten erhalten. Diese Tatsache, sowie die dreisemestrige Zeitspanne trüben die Unterscheidung von strukturellen und personellen Problemen.

berührungsängste abbauen, mehr transParenz

Das Evaluieren von Lehrveranstaltungen ist sinnvoll, wenn es als Service an Studie-renden und Lehrenden betrachtet wird. Al-lerdings ist ein verstärktes Einbeziehen der Mitglieder von Curricularkommissionen und Studienrichtungsvertretungen wichtig, um Probleme im Bereich der Lehre rasch und effizient beheben zu können. Vor allem wiederholt negative Evaluierungsergeb-nisse sollen im Anschluss an die Auswer-tung zuerst mit allen MitarbeiterInnen der Curricularkommission sachlich diskutiert werden – gemeinsam mit der betroffenen Lehrperson. Das Einbeziehen von Studen-tInnen der Fachrichtung ist sowohl Gewinn als auch zielführender Schritt, denn somit entsteht tatsächlich eine Servicefunktion für alle Beteiligten. DozentInnen profitie-ren hierbei gleichermaßen wie Studierende – mit direktem Feedback können „zahnlose“ Maßnahmen, etwa das Abgeben von Stel-lungnahmen, umgangen werden. Dement-sprechend wäre eine jährliche Evaluierung angebracht, die detailliert veröffentlicht wird und somit auch die notwendige Transparenz gewährleistet. Personell bedingte, kritische Resultate sollten als Kriterium bei Perso-nalentscheidungen herangezogen werden – etwa bei der Vergabe von Lehraufträgen.

Mehr Zuckerbrot, weniger PeitscheLEHrvErAnStALtUnGSEvALUiErUnG iM BrEnnPUnkt

Jetzt ist es klar: Große Einsparungen im Bildungs- und Sozialbereich überrollen das Land! Diese betreffen Pflegebedürf-tige, AsylwerberInnen, PensionistInnen, Familien und nicht zuletzt uns Studie-rende. Durch die massive Kürzung der Familienbeihilfe verlieren jede Studentin und jeder Student 2.685,90 € pro Jahr. So werden noch mehr Studierende in pre-käre Lebenssituationen schlittern. Denn durch den Verlust dieses Betrages müssen nicht nur die Lebenserhaltungskosten (Essen, Miete, Mobilität etc.) möglichst niedrig gehalten werden, sondern es könnten auch Freizeitaktivitäten, wie z.B. ein USI-Kurs bald zum Luxus werden. Und durch einen notwendigen zusätz-lichen Job kann auch ganz schön viel Zeit drauf gehen. Es versteht sich von selbst, dass dadurch das ganze Studium viel län-ger dauert, bis man schließlich sämtliche

Beihilfen verliert… Das Ziel der Regie-rung ist offenbar, nur eine kleine Elite zu bilden und dagegen wollen wir uns mit Nachdruck wehren!Der kontinuierliche Kampf gegen das Kaputtsparen der Unis hat uns letztes Semester nicht daran gehindert, wichtige Projekte der ÖH umzusetzen. So könnt ihr seit Oktober unsere neue Website nutzen, die nun auch für Sehbehinderte (den W3C-Kriterien für Barrierefreiheit entsprechend) mit weniger Problemen zugänglich ist. Bewährte Tools haben wir mitgenommen und verbessert: Nach wie vor findet ihr in den Börsen Jobs, Woh-nungen und vieles mehr, sowie alle wich-tigen Informationen zu Stipendien und Beihilfen, aber natürlich auch Veranstal-tungen aller Art. Ein Projekt, das uns als ÖH besonders am Herzen liegt, ist Uni:Nachhaltig. Seit

einiger Zeit findet eine enge Zusam-menarbeit mit dem Rektorat statt. Da-bei geht es uns um die Adaptierung des Projekts in den Uni-Alltag. Somit ist es uns gelungen, eine langfristige Idee ins Leben zu rufen, sie zu konzi-pieren und durchzuführen, um sie unter den Studierenden und allen Uni-Ange-hörigen zu verbreiten. Ziel war und ist, dass diesen bewusstseinsbildenden Maß-nahmen Taten folgen. Beim Verfassen eurer nächsten (Pro-)se-minararbeit könnt ihr unseren brandneu-en Seminararbeitsguide zur Hand neh-men. Dieser enthält wertvolle Tipps zum

Aufbau der Arbeit, der Zitierweise und vielem mehr – erhältlich bei den StVen und im Beratungszentrum!Nun wünschen wir euch viel Erfolg bei euren Prüfungen und erholsame Seme-sterferien!

Euer ÖH-Vorsitzteam Tatjana, Svjetlana und Elli

Liebe Leserinnen und Leser der Uni:Press

Du möchtest eine/einen Lehrende/n auszeichnen?Gruppen von mindestens drei Studierenden kön-nen Lehrende für den „Preis für hervorragende Lehre“ vorschlagen!

Ausführliche Infos zur LV-Evaluierunghttp://goo.gl/kMcIW

V.li n. re.: Die ÖH-Vorsitzenden Svjetlana, Tatjana und Elli

4 UNI & SERVICEUNI und SERVICE

Persönlichkeitstrainings liegen voll im Trend. Eine wachsende Zahl von Trai-nerInnen, Coachs und BeraterInnen ruft dazu auf, an sich zu arbeiten – und sie empfehlen sich dabei als geschul-tes Betreuungspersonal, das über die nötigen Selbstoptimierungstechniken und Patentrezepte verfügt, um ihre KundInnen „fit“ für das Glück und den Erfolg zu machen. Am 3. Wiener Wissensforum durfte man den Exper-tInnen bei der Arbeit zusehen.

Von Michael Girkinger

An einem nasskalten Novembertag lädt die Redner-Agentur Speakers Excellence zu „Österreichs größtem Bildungsevent“ in die Eventpyramide Wien-Vösendorf. Sechs „hochkarätige“ ReferentInnen und „Know-how-TrägerInnen“, so ist der Programmübersicht zu entnehmen, lassen einen „erlebnisreichen und im-pulsreichen“ Tag erwarten. Vor dem Saal ist ein Büchertisch eingerichtet, an dem sich neben den Werken der Referen-tInnen einschlägige Aufbau-Literatur findet: „Besiege deine Angst“, „Erkenne den Reichtum in dir“, „Das Wesen des Erfolgs“ oder „Die Kraft der inneren Einstellung“. Wer wir sein möchten, wie wir sein möchten und was wir erreichen wollen, hängt – so der verlockende Sire-nengesang der Ratgeberindustrie – allein von unserer inneren Einstellung ab. Der Persönlichkeitsbildungsmarkt verbrei-tet Goldgräberstimmung. Das geheim-nisumwobene Eldorado, deren visuelle Evidenz die erfolgreichen, glücklichen und hoch motivierten Glücks- und ErfolgsanbieterInnen darstellen, liegt freilich nicht mehr wie in vergangenen Zeiten in fernen Ländern, sondern in uns selbst. JedeR kann zum/r AbenteurerIn und KonquistadorIn werden und unge-ahnte Schätze in sich entdecken, die zu einem glücklichen und erfolgreichen Le-ben verhelfen.

Endlich öffnen sich die Türen. Der Saal ist abgedunkelt. Gelbe, rote und blaue Scheinwerfer bewegen sich zur Tanzmu-sik und sorgen für Stimmung und Span-nung. Die Bühne ist effektvoll beleuchtet: „Herzlich Willkommen! Erfolg entsteht durch Initiative“ ist auf der Leinwand zu lesen. Unter Musikbegleitung erscheinen die Moderatorin und die Geschäftsfüh-rerin von Speakers Excellence auf der Bühne. Letztere wirkt in ihrer Begrü-ßung nicht so begeistert und dynamisch, wie das Bild im Programmheft vermuten ließ.

erfolgsfaktor Power-gesten

Nachdem sie ein Plädoyer für die Bil-dung als Rohstoff der Zukunft abgelegt hat, betritt die ehemalige Leistungs-sportlerin und diplomierte Psychologin

Monika Matschig die Bühne (Honorar-gruppe D – bis 7.000 Euro). Sie wird als Expertin für Körpersprache, Wirkung und Performance angekündigt. „Power-Gesten für mehr Durchsetzungskraft“, heißt es im Programmheft. „Wirkung. Immer. Überall“. Sie bewegt sich viel und gestikuliert lebendig. Ihre Ausfüh-rungen zur Körpersprache verbindet sie mit Körperhaltungsübungen für das Pu-blikum. Zum Beispiel mit verschränkten Armen dasitzen. Das würde signalisieren: Ich will oder muss nicht handeln. Diese Körperhaltung sei einfach nur bequem. Studien hätten bewiesen, dass wir mit verschränkten Armen um 30% weniger Informationen aufnehmen können. Und weiter: Nur 15% der Leute würden im Schnitt bei einem Vortrag zuhören, 50% dösen, 10% schlafen und 25% würden se-xuellen Fantasien nachhängen. Gelächter, eine lustige Videosequenz, Spaß beiseite. Das macht ersichtlich: „Nicht das WAS, sondern das WIE ist der Erfolgsfaktor.“ Ohne gute Wirkung sei auch der Inhalt nichts wert. Um sich gut zu präsentie-ren, brauche man Selbstbewusstsein, das schaffe Selbstvertrauen und Selbstsicher-heit. Und wichtig: Man benötigt Aus-strahlung!

Nachlässigkeit kann fatal sein: Schon nach 0,15 Sekunden entstehe der erste Eindruck, der über sympathisch oder unsympathisch entscheide. Und weil Sympathie mit Kompetenz assoziiert wird, gilt: lächeln! Anhand von Mund-winkel-Studien werden die positive Kraft des Lächelns und ihr Gegenteil offengelegt. Wenn man die Kiefer fallen lasse, führe das gar dazu, dass wir nichts mehr wahrnehmen. Der ganze Saal lässt kurz die Kiefer fallen, um das zu prüfen. Zwar können wir nicht immer gut drauf sein, aber Mental-Hygiene würde wahre Wunder bewirken. Schon mit einer be-stimmten Körperhaltung könnten wir Gefühle blockieren. Um das zu demons-trieren, spielen alle „mutlos“ und hängen in den Sesseln: Wir spüren die Last, die auf uns liegt, in dieser Position, sei es ein-fach nicht möglich, positiv zu denken. Jetzt spielen wir „motiviert“: Brustbein anheben, lächeln, die erste oder zweite Liebe ins Gedächtnis: So können wir gar nicht negativ denken. Und jetzt alle im Chor mit hochgestreckten Armen: „Heute ist ein herrlicher Tag! Das krie-gen wir hin!“

das gute geschäft mit der „lebenskunst“

Selbstverwirklichung kann ganz schön anstrengend sein. Der Persönlichkeits-bildungsmarkt fordert und fördert die ständige Selbstthematisierung, -beo-bachtung und -ermächtigung. Zugleich lockt er mit allerhand leicht und sofort anwendbaren Formeln, Schlüsseln und Rezepten für alle Lebenslagen. Es gibt

heute keine Ausrede mehr, sich seinen negativen Einstellungen und Gedanken zu ergeben. Die LieferantInnen von Le-benskunstprodukten sind die Inkarnation ihrer frohen Botschaft: Glück und Erfolg sind machbar. Faktoren wie Charakter-dispositionen, soziale Herkunft, Leben-sumstände, Einkommen, Begabungen, soziale Netzwerke oder Zufälle bleiben großzügig unterbelichtet. Sie stören nur unnötig das Geschäft, das seine Attrak-tion gerade aus einer Mixtur aus leich-ter Pädagogik, Entertainment und jeder Menge Plattitüden bezieht.

der zukunftsmanagerin als kaPitänin am lebensschiff

Gleich im Anschluss wird Pero Mićić auf die Bühne gebeten (wieder Hono-rargruppe D). Er zählt laut Programm-heft zu den „führenden Experten für Zukunftsmanagement in Europa“. Unter den Referenzen steht: „Uns hat noch nie ein Vortrag so begeistert!“ Der Marketingauftritt von Speakers Excel-lence schreckt vor keinen Superlativen zurück. Blättert man den aktuellen Ka-talog durch, wird man überrollt von einer Welle an Kompetenz, Leidenschaft und origineller Ansagen. Auf diesem Tum-melplatz außeralltäglicher Einsichten und Tugenden gibt es nur eine Form der Existenz, die Steigerungsform: „einer der führenden…“, „eine der gefragtesten…“, „einer der angesehensten…“, „eine der erfolgreichsten…“. Laut Katalog gibt es „Päpste, Gurus und Meister, kleine Wun-der und lebende Beweise, Virtuosen und Spitzentrainer, fulminante Feuerwerke und Universalwaffen an der Eventfront, Trainer aus der Champions League der Trainergilde und megastarke Referate, Koryphäen und unerschütterliche Opti-misten, Missionare und Senkrechtstar-ter.“

Diese Top-Speaker können Berge ver-setzen, mit einem unverrückten Lächeln. Ob es ein Problem gibt, das sie mit ih-rer überschäumenden Energie nicht im-stande sind zu terminieren? Mićić legt seinen Vortrag ruhig und eloquent an. Exkurse über Megatrends und Zukunfts-forschung führen zum Kern des Referats, zu den fünf Zukunftsbrillen. Metaphern dienen als Hilfsmittel der Selbstveror-tung: JedeR ist KapitänIn eines Schiffes auf hoher See. Man müsse nur durch alle fünf Brillen schauen. 1. Brille: Was kommt auf uns zu? 2. Brille: Wie könnte die Zukunft uns überraschen? 3. Brille: Welche Zukunftsmärkte und Zukunft-schancen können wir erkennen? 4. Bril-le: Wo und wer wollen wir in Zukunft sein? 5. Brille: Was tun wir jetzt und in diesem Jahr für unsere Visionen? Die Megatrends verweisen auf die Dringlich-keit individueller Profilierung. Es erwarte uns mehr Wettbewerb und eine wach-

sende Polarisierung des Wohlstands, der Wohlfahrtsstaat setze den sozial dome-stizierten Menschen wieder frei. Das erzeuge Stress, Herausforderungen, aber natürlich auch Chancen.All das sind zugleich Antworten auf den Boom des Persönlichkeitsbildungs-marktes. Der Bedeutungsverlust des Politischen hat die Problemlösung zu-nehmend auf die individuelle Ebene ver-lagert. Der Imperativ lautet: Du musst an deiner Persönlichkeit unablässig arbeiten, aus deinem Ich eine Marke machen, Ein-zigartigkeit und Engagement verkörpern, um gesellschaftsfähig zu bleiben. Umso schneller führt der Zwang zur Selbstop-timierung an den Punkt, wo man sich in irgendeiner Weise als defizitär empfindet und Hilfestellung sucht.

Der Persönlichkeitsbildungsmarkt lockt mit Reparaturangeboten, spendet Trost und verspricht dem Individuum Kontrol-le über sein Leben. Zugleich erzeugt er enormen Druck mit seinem Bekenntnis zum individuellen Selbstenthusiasmus: „Es liegt allein an Dir, Glück und Erfolg zu haben!“ Scheitern wird umgekehrt zur individuellen Fehlleistung. Es ist Aus-druck mangelnder Motivation und ne-gativen Denkens von MiesmacherInnen, Demotivationsmonstern und Gute-Laune-DiebInnen. „SiegerInnen erkennt man am Start – VerliererInnen auch!“, „Go hard or go home – 5 Schritte vom Herausforderer zum Sieger“, „Handeln statt jammern!“, so lauten die Slogans im Speakers Excellence Katalog. Die Kehrseite der positiven Haltung ist, wie es die Journalistin Barbara Ehrenreich ausdrückt, ein hartnäckiges Insistieren auf der persönlichen Verantwortung. Wer enttäuscht, wütend oder niedergeschla-gen ist, macht sich zum „Opfer“ und ist nichts weiter als ein „Jammerlappen“.

Mićić gibt dem Publikum eine „Sonn-tagsaufgabe“ mit: JedeR solle sich einmal in Ruhe überlegen - neben mir, begin-nen einige mitzunotieren: Wie könnte die Zukunft aussehen? Was könnte ich aus meinem Leben machen? Aus die-sen Ideen könne man eine Visionsland-karte machen und daraus die richtigen Strategien ableiten, um unsere Visionen Wirklichkeit werden zu lassen. Mit die-ser Aufgabe in der Tasche entlässt uns die Moderatorin in die „Kommunika-tionspause“. Zuvor wird noch ein Trai-ler für das 3-tägige „Millionaire Mind Intensive“-Seminar mit Bestsellerautor Harv Eker abgespielt, in dem dieser auf-klärt, dass es die unbewussten Verhal-tensmuster sind, die den finanziellen Er-folg des Individuums bestimmen.

Deshalb ist es entscheidend, gemeinsam mit ihm an der „Wurzel des Erfolgs“ zu arbeiten – „Ihrem Verstand“. Alles auch nachzulesen in seinem Buch: „So denken

Ein koMMEntAr ZUM 3. WiEnEr WiSSEnSForUM

Power tanken in der Erfolgsdisco

UNI und SERVICE 5

Homepagewww.speakers-excellence.at

LiteraturtippBarbara Ehrenreich: Smile or Die. Wie die Ideologie des Positiven Denkens die Welt verdummt, München 2010.

Millionäre. Die Beziehung zwischen Ih-rem Kopf und Ihrem Kontostand“.

der guru der zeitlosen

Nach der Pause erfolgt der Auftritt von Prof. Dr. Lothar Seiwert (Honorargruppe C – bis 10.000 Euro). Seit Jahren gehört der aktuelle Präsident der German Spea-kers Association zu den Szenegrößen. Im Programmheft wird er als „Europas führender und bekanntester Experte für das neue Zeit- und Lebensmanagement“ bezeichnet. Auch die aufgelisteten Refe-renzen schwelgen in Ehrfurcht: Wir sind im Begriff den „Zeitmanagement-Papst“, den „Guru der Zeitlosen“ zu erleben. Seiwert erklimmt flott die Bühne und geht sogleich in medias res mit einer Till Eulenspiegel-Anekdote, um damit zu seinem Befund zu kommen: Wir leben in einer Welt, in der keiner mehr Zeit hat. Nach Verweisen auf Antony Robbins und Stephen Covey, zwei Überväter der Erfolgstrainerzunft, klappt Seiwert einen Zollstab auf, um metaphorisch zu demonstrieren, wie viel Zeit im Leben bereits hin-ter uns liegt und was noch vor uns liegt: „Heute ist der erste Tag vom Rest Ihres Lebens.“ Nach diesem Appell präsentiert er Strategien, um das Leben optimal zu managen. Die beste Performance im Beruf hätten langfristig die, die sich auch mit anderen Bereichen beschäftigen. Zeit-Balance statt Burn-Out heißt das Motto. Im Hintergrund läuft Johann Seba-stian Bachs Orchester Suite Nr. 3 in D-Dur, die auch Karl Stromberg auf seinem Unterwasserpalast At-lantis in James Bonds „Der Spion, der mich liebte“ gerne gehört hat. Neben musikalischer Untermalung setzt Seiwert ganz im Sinne des In-fotainments immer wieder auf kurze Filmausschnitte, effektvolle Computer-Animationen, Bilder, Metaphern und amüsante Bemerkungen. Er erzählt von US-Workshops, in denen sich die Teil-nehmerInnen gegenseitig Grabreden vorlesen, während der/die Betroffene in einem Sarg liegt, um so ein neues Zeit-bewusstsein zu erlernen. Er fordert uns auf, Visionen zu finden, unsere Zukunft zu designen. Wieder wird die Metapher vom Kapitän auf dem Lebensschiff be-müht. Und natürlich spielt hier wieder einmal das Unterbewusstsein eine zen-trale Rolle. Es hat die Kraft, die Bilder, mit denen wir es füttern, Wirklichkeit werden zu lassen. Mit dem 7-Hüte-Sys-tem könnten Kapazitätsprobleme ver-mieden werden. Um das zu veranschau-lichen, legt sich Seiwert tatsächlich ein Käppchen nach dem anderen auf dem Kopf, bis sie runterfallen: Kapazitäts-problem. Wir sollten daher überlegen, welche 7 Lebenshüte bzw. Alltagsverant-

wortlichkeiten wir gerne haben und wel-che wir besser ablegen. Wir müssen vom Dringenden zum Wichtigen kommen. Beispiele werden sogar mit Zaubertricks garniert. Dann tritt auch noch das IKF auf, das Innere Kleine Faultier. Er hält ein Stofftier in die Höhe. Man/Frau müsse pro-aktiv sein, sich einen Wochenkom-pass zurechtlegen. An dieser Stelle bie-tet der Guru ein besonderes Service an: Wer die Bestellkarte auf seinem Sessel ausfüllt, bekommt jede Woche per Mail einen Zeit-Tipp zugestellt. Auf der Karte ist zu lesen: „1 Minute lesen – 1 Woche in Balance!“ Nachdem Seiwert nebenbei eröffnet hat, bereits über 10.000 Bücher gelesen oder gesichtet zu haben, darf man sich auf die „neuesten Tipps und Tricks für mehr Lebensbalance“ aus sei-nem weiten Wissensfundus freuen. Nach einer weiteren Zaubertrickeinlage und dem Plädoyer, mehr Zeit für Sinn, Kul-

tur und höhere Werte aufzubringen, wie etwa heute beim Wissensforum, verlässt er unter Applaus die Bühne.

Powerfaktor humor

Roman Szeliga, Arzt und Mitbegründer der Clinic Clowns, „infiziert“ im An-schluss daran das Publikum mit Humor (Honorargruppe E – bis 5.000 Euro). Um den Bogen vom Kabarett zu Spea-kers Excellence zu schaffen, lautet sein Motto: „Emotionen bewegen. Humor – der Powerfaktor im Business“. Szeli-ga springt mit seiner Mission, Witz ins Business zu bringen, auf einen fahrenden Zug auf. Am Persönlichkeitsbildungs-markt wird der Zusammenhang zwi-schen Glück und Erfolg intensiv verhan-delt. Zwei Dinge sind für das Magazin manager seminare erwiesen: „Erstens: Glück ist lernbar. Und zweitens: Glück steigert die Produktivität.“ Dieses Gut

ist als Investmentmarkt entdeckt wor-den: Es wird fabriziert, ökonomisiert und instrumentalisiert. So bietet z.B. der Freiburger Lachclub spezielle Lach-Workshop-Formate für den Unternehmens- alltag an: „After Work Lachen“, „Lächel-kurse“, „Management by Begeisterung“ oder „Business Lächeln für Unterneh-mer und Mitarbeiter“. Glück hat seinen Selbstzweck verloren. Man bekommt es nur mehr in Verbindung mit dem ver-kaufsträchtigen Zusatz „um zu“. Im Katalog heißt es daher: „Ein glück-licher Mensch ist auch ein erfolgreicher Mensch“ oder „Glückssache Gesund-heit – Wege zu mehr Leistung, Begeis-terung und Wohlbefinden“. Szeliga ist ein weiterer Repräsentant dieser Linie. Im Programmheft wird Humor als „Po-werfaktor im Verkauf“ beworben. Ganz in diesem Sinne versteht er es, sich gut

zu verkaufen: Sein Kabarett versucht erst gar nicht, die Wissensvermitt-lung in den Vordergrund zu stellen, sondern bewegt sich charmant und leichtfüßig von einem Gag zum nächsten. Zum Schluss bietet er dann noch ein „Humorpackage“ an, das neben Witzutensilien (tat-sächlich hat schon beim nächsten Vortrag ein älterer Herr in meiner Reihe eine rote Nase auf ) „Tipps und Tricks“ beinhaltet, um Spaß ins Business zu bringen.

werden sie ihr eigener weltmeister!

Nach einer neuerlichen „Kommu-nikationspause“ wird Slatco Ster-zenbach auf die Bühne gebeten und als der Experte für Spitzen-leistungen vorgestellt (Honorar-gruppe E – bis 5.000 Euro). Der Sportwissenschaftler und 7-fache

Ironman-Finisher, heißt es, berät WeltmeisterInnen, OlympiasiegerInnen

und Firmenvorstände. Seine Themen sind „Der perfekte Tag“, „Lebenskraft10 “ und „Fit 4 Sale“. Da wie dort geht es um „mehr Energie“ und Formen des Moti-vations-Body-Building: „Business ist wie Leistungssport“. Die Referenzen lesen sich eindrucksvoll: Sterzenbach bringt „anschauliche Weisheiten“, war das „ab-solute Highlight“ einer Veranstaltung, verursacht „ansteckende Begeisterung“, ist schlicht „überwältigend“.Zum Einstieg erzählt er von seinen Iron-man-Erlebnissen und wechselt dann zu chronisch Kranken, die erkannt hätten, dass sie anders leben hätten sollen, als es noch nicht zu spät war. Ein Filmaus-schnitt soll auf humoristische Weise für die Kürze des Lebens sensibilisieren. Da-raufhin erklärt er das „Lebensrad“, das in vier Dimensionen unterteilt ist: die phy-sische, die mentale, die emotionale und die materielle Dimension. Diese Vier sind noch einmal in Teilbereiche des All-

tags zerkleinert. Er fordert uns auf, über das Lebensrad zu reflektieren und jeden Lebensbereich nach einer Skala von eins bis zehn zu bewerten. Daraus könne man erschließen, wo nachjustiert und ausba-lanciert werden muss. Eine Beinmuskula-tur-Übung mit dem Publikum führt zur Präsentation seiner Übungsbücher und DVDs, die man günstig erwerben könne. Doch nicht nur Fitness sei zentral für den ganzheitlichen Erfolg, auf der mentalen Ebene muss immer gearbeitet werden. Erfreulicherweise ergibt eine Umfrage, dass schon viele ein Motivationsseminar besucht haben.Sterzenbach empfiehlt hier nochmals Harv Ekers „Millionaire Mind Intensive“-Seminar. Das sei ein toller Typ, der uns zeigt, mit wie vielen falschen unbewuss-ten Botschaften wir in Bezug auf Geld von klein auf konditioniert worden seien. Von diesen Glaubenssätzen müssten wir uns lösen. Ebenso von den vielen unnöti-gen Sorgen und negativen Gedanken und dem ganzen Krisengerede. Sterzenbach mag das „K-Wort“ nicht. Wer hätte denn die Krise wirklich gespürt? Ja mein Gott, vielleicht hätte der eine oder andere jetzt statt einen Audi A6 einen A4. Wir wür-den doch auf höchstem Niveau jammern. Wichtig sei, sich nicht auf Sorgen, son-dern auf Lösungen zu konzentrieren. Mit rührseliger Musikbegleitung werden „Po-sitive Fragen“ eingeblendet: „Worüber bin ich begeistert in meinem Leben?“, „Wo-für bin ich dankbar in meinem Leben?“, „Was werde ich heute tun, um meinem Lebenstraum ein Stück näher zu kom-men?“ Es wird immer deutlicher: Wir müssen uns selbst unter ständige Selbst-beobachtung stellen, denn unsere Gedan-ken werden zu nicht weniger als unserem Schicksal. Wir seien das Ergebnis un-serer Gedanken. Und jetzt geht’s Schlag auf Schlag: Negative Gedanken würden Stresshormone freisetzen und unser Im-munsystem angreifen. Und schon sind wir mitten in der Quantenphysik: Man kön-ne mit Gedanken auch heilen. Sogar ein Querschnittsgelähmter habe sich schon einmal geheilt. JedeR kennt doch diese Geschichten: Man denkt an jemanden und im gleichen Augenblick ruft dieser jemand an. Das Prinzip der Anziehung: Gleiches ziehe Gleiches an. Daher: Im-mer auf die Gedanken achten. Suggestive Ironman-Bilder mit heroischer Hinter-grundmusik. Leben Sie ein volles Leben? Welche Glaubenssätze limitieren Sie? Aktiv werden. Raus aus der Komfortzone. „Werden Sie Ihr eigener Weltmeister!“

ist durch Motivationstraining wirklich das

Selbstbewusstsein eines Pfaus zu erlangen?

6 UNI & SERVICEUNI und SERVICE

Vom Traum Geschichten zu spielenDEr StEiniGE WEG An DiE ScHAUSPiELScHULE DES MoZArtEUMS

„Und dann kommt der Anruf: ‚Wir freuen uns darüber, dass Sie angenommen sind‘ – das ist so der Spruch des Lebens“, drückt Jose-phine Raschke ihr Glücksgefühl aus. Sie wurde von einem Jury-mitglied des Mozarteums ange-rufen und bekam eine Zusage von der Schauspielschule in Salzburg.

Von Dominik Breithaupt

Denn es ist nicht einfach, an der Schule angenommen zu werden. Josephine ist aus Leipzig, bewarb sich davor noch an vier weiteren Schauspielschulen im deutschspra-chigen Raum. Weil sie an der Ernst Busch Schule in Berlin unter die Besten kam, aber nicht genommen wurde, empfahlen sie die dortigen DozentInnen für die Auswahlrunde in Salzburg und so wurde die 20-Jährige nach einem Jahr des Sprechens, Bangens und Probens an einer Schauspielschule akzeptiert.

Für Tim-Fabian Hoffmann dauerte die Reise bis zur Aufnahme eine ganze Wei-le länger. Er bewarb sich zwar auch das erste Mal mit 20 um einen Platz, doch er musste feststellen, dass für ihn die Zeit noch nicht gekommen war. Dem Westfalen fehlte es noch an Präsenz ge-genüber dem Publikum und seine Fä-higkeiten Spannungen aufzubauen und Stimmungen zu erzeugen, musste er noch ausbauen. Die folgenden drei Jah-re spielte Hoffmann bei kleineren Auf-führungen mit, besuchte Workshops und nahm Sprechunterricht. Das zahlte sich aus, denn heute absolviert Hoffmann mit 23 Jahren das erste Studienjahr am Mo-zarteum.

Auf den ersten Blick sieht es ja so aus, als könnte jeder SchauspielerIn werden: 17 Jahre Lebenserfahrung und ein Schul-abschluss sind die Mindestanforderung für die Schule. Für Frauen liegt dann die obere Altersgrenze bei 23 und für Män-ner bei 28 Jahren. In Salzburg füllt einE InteressentIn lediglich einen Persona-lienbogen aus, gibt drei Rollen und ein Lied an und schickt die Unterlagen ab. Die Rollen sollen drei verschiedene Mo-

nologe aus dramatischen Stücken sein, die man, genauso wie das Lied, der Jury beim Vorsprechen präsentieren wird. „Es bewerben sich rund 500 Leute jedes Jahr und alle sprechen vor“, erzählt Raschke vom Aufnahmeverfahren. Zum ersten Vorsprechen zu kommen, ist also nicht besonders schwierig, doch es sind ins-

gesamt drei Termine, zu denen die Jury begeistert werden will und die Anforde-rungen steigen. „Beim ersten Mal musst du sie packen, sonst bist du raus.“ Danach müssen die AspirantInnen obendrein zeigen, dass sie mit sich arbeiten lassen. Wenn die Jury

einen Vorschlag macht, die Rolle anders zu spielen, dann muss man in der Lage sein, dies auch umzusetzen. „Es hat über-haupt keinen Sinn eineN guteN Schau-spielerIn zu nehmen, wenn er/sie nicht auf die Wünsche der RegisseurInnen eingehen kann.“ Hierbei sind vor allem Einfühlungsvermögen und Flexibilität gefragt. Dazu kommen Körperübungen und eine Improvisation mit einer wei-teren Person, die einem vielleicht unbe-kannt ist. Singen ist ebenfalls wichtig: „Aber es geht nicht darum, jeden Ton zu treffen. Man muss etwas vermitteln können“, sagt Raschke ganz selbstver-ständlich. Vielleicht muss man schon vor der Aufnahme begriffen haben, was es bedeutet, SchauspielerIn zu sein: „Es geht darum, Geschichten zu erzählen. Und lernen zu wollen, die Geschichten immer wieder anders zu erzählen“, schil-dern beide das Handwerk fast uni sono. Wer das kapiert hat und die Strapazen meistert, kann nach der zweiten Runde schon zu den rund 30 FavoritInnen ge-hören, die nur noch die Endauswahl von einem der begehrten Plätze trennt. Von 500 BewerberInnen zu 30 Auserwählten nach zwei Runden – die Konkurrenz ist hart. Doch ob einE AnwärterIn nach der dritten Runde noch dabei bleibt, ist nicht mehr rein eine Frage des Charis-mas, oder des Könnens, sondern auch des Glücks. Denn die Schule nimmt nur rund zwölf Personen auf, die zusammen

ein Ensemble bilden müssen, damit man mit ihnen Stücke spielen kann. So kann auch mal einE sehr guteR BewerberIn wieder rausfliegen, weil die Schule einen Jahrgang zusam-menstellen muss, der auch hetero-gen ist, damit verschiedene Rollen übernommen werden können.

Doch sollte sich niemand entmutigt fühlen, denn manche Nachwuchs-künstlerInnen bewerben sich bis zu zehn Mal, bis sie an einer Schule an-genommen werden. Manche werden nie genommen. Kaum jemand wird nach der ersten Bewerbung gleich eingeschrieben. Josephine Raschke und Tim-Fabian Hoffmann haben es geschafft und sind nun auf dem Weg ihren Traumberuf zu erlernen. Sie erwarten aufregende Jahre an der Schule und ein vollgepackter

Stundenplan. Von Sport, über Clown-Workshops, bis hin zum eigentlichen szenischen Arbeiten, Musiktheorie und Stimmtraining ist das Wochenpensum an Arbeit stets abwechslungsreich. Dies alles soll den zukünftigen Bühnenschaf-fenden helfen, sich „später in der Welt da draußen durchzubeißen“, meint Hoff-mann. Um das große Geld geht es ihnen nicht. „Ich will mit guten Leuten arbei-ten und an einer guten Bühne spielen. Es muss nicht die Größte sein, aber ich will zufrieden sein“, schildert er sein Ziel. Und Raschke sieht es ähnlich: „Glücklich will ich werden. Am liebsten in meiner Heimatstadt Leipzig. Mit mir selbst und meinen Ansprüchen zufrieden sein – das ist mein Ziel.“Sie wollen Geschichten er-zählen, das Publikum ergreifen, das treibt die jungen NachwuchskünstlerInnen an. „Wenn das Stück eigentlich schon vorbei ist. Noch kurz vor dem Applaus, wenn du gerade wieder zu dir kommst und du merkst, dass sich die Luft im Raum ver-ändert hat, das ist das Schönste!“, stim-men sich die beiden gegenseitig zu.

Und wer die Strapazen, die Angst und die Sorgen vor den Bewerbungsgesprächen auf Video sehen will, kann sich nach dem Film Die Spielwütigen umsehen, um sich ein wenig auf kommende Bewerbungen einzustimmen. Viel Glück beim Streben nach einem wirklich beeindruckenden Handwerk.

richtigstellung

In der letzten Ausgabe der Uni:Press haben wir Dr. Karin Stockinger in ei-nem Bildtitel als Fachbereichsleiterin der Kommunikationswissenschaft be-zeichnet. Dies ist ein Fehler, sie ist die Studienbereichsleiterin. Den Fachbe-reich leitet Univ.Prof. Dr. Elisabeth Klaus. Wir entschuldigen uns vielmals für die Verwechslung.

Auflage: 15.000 StückMitarbeiterinnen dieser Ausgabe: Christina-Anna Stenz, Vanessa Ziperzik, Jürgen Plank, Karin Seethaler, Thomas Macher, Teresa Burian, Eva Horvath, Simone Waldl, Jannis Menn, Kathrin Prünstinger, Michael Girkinger, Sophie Plappert, Jennifer Rödl, Sandra Bernhofer, Elisabeth Buchner, Dominik Breithaupt, Tatjana Markl, Svjetlana Vulin, Elli Piller, Marion Plendner.

Druckerei: OÖN Druckzentrum GmbH & Co KG, Medi-enpark 1, 4061 Pasching, www.nachrichten.at

imPressum

Medieninhaberin: Österreichische HochschülerInnenschaft Salzburg, Kaigasse 28, 5020 Salzburg, www.oeh-salzburg.at, [email protected]

Herausgeberin: Tatjana Markl, Vorsitzende der ÖH Salzburgchefinnenredaktion: Christina-Anna Stenz und Vanessa Ziperzik

Grafik und Layout: Ram BovierAnzeigen und vertrieb: Christina-Anna Stenz, Vanessa Ziperzik und Ludwig Seidl

tim Fabian Hoffmann und Josephine raschke studieren am Mozarteum Schauspiel.

Quelle: Mozarteum

Öffnen sich für jemanden die Türen des Mo-zarteums, beginnt eine spannende Ausbildung.

Quelle: Christian Schneider

UNI und SERVICE 7

Homosexualität ist schon lange kein Tabuthema mehr, gesprochen wird da-rüber trotzdem nicht gern. In Salzburg setzt sich die HOSI (Homosexuelle Initiative Salzburg) seit Jahrzehnten für die Gleichstellung und die Rechte von Homosexuellen ein, doch in den letzten Jahren mangelt es an Angebo-ten und Veranstaltungen für die junge Szene. Einige engagierte Studierende versuchen, das zu ändern.

Von Thomas Macher

Salzburg ist nicht ganz normal. „In Stutt-gart, ja selbst in Innsbruck, gibt es eine viel größere Szene als hier. Ich hab bis Mai letzten Jahres gebraucht, bis ich auf Lokale gestoßen bin,“ meint Jessi-ca, die im letzten Wintersemester von Deutschland nach Österreich gezogen ist. Die Kowi-Studentin ist aber nicht die einzige, die eine aktive, junge Schwulen- und Lesbengruppe in Salzburg vermisst. „Dadurch, dass die Community so klein ist, fällt es vielen oft schwer, Anschluss zu finden“, erzählt Flo, der in Salzburg The-ologie studiert und in der Aids-Beratung arbeitet. „Das Fest der Homosexuellen Initiative ist die einzige regelmäßige Ver-anstaltung und das findet nur alle paar Monate statt. Für die junge Szene ist das einfach zu wenig“, meint Jessica.

30 Jahre hosi

Der Homosexuellen Initiative Salzburg selbst kann dieser Mangel nicht angela-stet werden. Im 30sten Jahr ihres Beste-hens ist die HOSI so präsent wie noch nie. Seit April 2010 residiert die Vertre-terin der Salzburger Homosexuellen im neuen Vereinshaus in der Gabelsberger-straße, hier werden Feste gefeiert, Bera-tungssitzungen gehalten und mitunter viel gelesen. „Die HOSI Salzburg besitzt die größte Fachbibliothek zu den Themen Homosexualität, Gender und Bisexua-lität“, erklärt Johanna Reidel-Mathias, Generalsekretärin der Salzburger Initia-tive, nicht ohne Stolz. Nicht nur stand-

ortmäßig, auch gesellschaftlich ist die Schwulen-, Lesben und Transgenderver-einigung weiter ins Salzburger Zentrum gerückt. „Seit einigen Jahren, eigentlich seit Gabi Burgstaller Landeshauptfrau ist, haben wir eine politische Aufwertung erfahren, wir werden nun auch vom Land in vielerlei Hinsicht unterstützt“, meint Reidel-Mathias. Mit der, nach langen ideologischen und politischen Graben-kämpfen, endlich verabschiedeten, einge-tragenen Partnerschaft für schwule und lesbische Paare ist zudem auch österrei-chweit eine große Hürde für die Gleich-stellung von Homosexuellen zwar nicht ganz gefallen, aber doch angestoßen wor-den.

alt und Jung

Den Kampf um Anerkennung erklärt die HOSI deshalb aber noch nicht für beendet, selbst wenn sich die Prioritäten in den letzten Jahren etwas verschoben haben: „Die Zeiten haben sich geändert“, so Johanna Reidel-Mathias: „Die HOSI Salzburg wurde vor 30 Jahren als Selbst-hilfegruppe gegründet, heute versuchen wir vor allem, uns nach außen hin zu öffnen und uns zu etablieren. Wir haben auch heterosexuelle Mitglieder, die sich stark engagieren.“

Die KämpferInnen aus der Gründerzeit stellen immer noch einen großen Teil der Mitglieder, was auch den Mangel an Angeboten für junge Homosexuelle erklären könnte. „Es stimmt, dass unser Altersschnitt in den letzten Jahren im-mer relativ hoch war, inzwischen hat sich eine Jugendgruppe gegründet, die dem Ganzen etwas entgegenwirkt. Spe-zielle Angebote, etwa für Studierende, haben wir aber nicht“, meint die HOSI Generalsekretärin. Jessica sieht in dieser Angelegenheit weniger die HOSI, als die Betroffenen selbst gefordert. Auf Un-terstützung hofft sie vor allem von den alternativen Bars und Vereinen in Salz-burg: „Vielleicht könnte man das MARK

ansprechen, eine monatliche Party in kleineren Etablissements wie dem Denk-mal zu veranstalten.“

ländliche vorurteile

An der Uni Salzburg wird Homosexuali-tät nicht wirklich thematisiert. Bei ihren KommilitonInnen auf der Kommunika-tionswissenschaft stößt Jessica zwar kei-neswegs auf Ablehnung, doch auch nicht wirklich auf Interesse. Viele haben sich ihre Meinung bereits gebildet: „Die mei-sten Studierenden haben von Veranstal-tungen wie dem HOSI-Fest oft ein fal-sches Bild“, so die 20-Jährige. „Die Jungs glauben, dass sie von jedem angebaggert werden und die Mädels denken, dass sie von dem Ganzen zu weit weg sind und auf solchen Veranstaltungen keinen Spaß haben werden.“ Abseits von derartigem Schubladendenken werden Homosexu-elle in Städten wie Salzburg eher selten mit Vorurteilen oder blanker Ablehnung konfrontiert. Ganz anders sieht es im ländlichen Raum aus, wo Vereine wie die HOSI keine Standorte haben. „Ich komme ursprünglich aus einem kleinen Kaff in der Nähe von Stuttgart. Nach-dem ich mich mit 16 geoutet habe, wurde das Thema in der Schule komplett totge-schwiegen“, erzählt Jessica. Aufklärung ist daher oft das Hauptanliegen vieler junger Homosexueller, die selbst erfah-ren mussten, was es heißt, von Familie

und Freunden ausgegrenzt zu werden. Mehrmals im Jahr hält Flo Vorträge und veranstaltet Workshops in Schulklas-sen, etwa auch in kleinen Gemeinden im Pinzgau. „Ich halte diese Arbeit für sehr wichtig und das Interesse der Schü-lerInnen ist auch wirklich groß“, erzählt der 29-Jährige.

mut zum outingTrotz der gesellschaftlichen Anerken-nung, die sich Homosexuelle über die Jahre erkämpft haben, ist das Outing, das oft in der Schulzeit erfolgt, immer noch eine sehr schwere und belastende Entscheidung. Aus eigener Erfahrung und aus vielen Beratungsgesprächen weiß Flo, wie viel Kraft dieser Schritt kosten kann: „Ich selbst komme aus ei-ner sehr konservativen Familie, die da-mit nicht umgehen konnte. Raten kann ich nur jedem, dass er sich selbst keinen Stress macht und auf die eigene Kraft vertraut. Mit dieser Einstellung sollte man auch nach dem Outing durchs Le-ben gehen.“ Auch Jessica glaubt, dass es einer gehörigen Portion an Mut bedarf und dass das Bekenntnis sich am Ende aber doch bezahlt macht: „Sich zu outen ist immer eine individuelle Sache. Ich hab mich zuerst bei meinen Freunden vorgetastet und es dann meiner Familie erzählt. Man sollte es in jedem Fall tun, verstecken ist nicht gut!“ Und das braucht man sich auch nicht mehr, denn trotz aller Ressentiments und anhaltenden Diskriminierungen, ist Homosexualität in der Mitte der Gesell-schaft angekommen und selbstbewusste Menschen, lassen sich nicht mehr an den Rand drängen.

Das neue Selbstbewusstsein der alten KämpferInnen

Bürozeiten HoSi

Dienstag und Mittwoch 13 - 17 Uhr und Donnerstag 8 -12 UhrKontakt: 0662/435927 oder [email protected] Telefonische Beratung: 0676/4406070Veranstaltungen: Frauenabend, jeden Donnerstag ab 19 UhrJungendtreff „Kunterbunt“, jeden zweiten Freitag im Monat ab 18 Uhr

Die HoSi ist auch gesellschaftlich ins Salzburger Zentrum gerückt.

Quelle: HOSI Salzburg

toleranz sollte schon so früh wie möglich vermittelt werden.

Quelle: HOSI

Studieren im Ausland8

Wir essen italienische Pizza und trinken den zugehörigen Wein. Französische Croissants gehören genauso selbstverständlich zu un-serem Frühstück dazu, wie etwa auch holländischer Käse oder Kaf-fee, der eigentlich aus der Türkei kommt. Ganz eindeutig: Unsere Nahrungsmittel sind international. Aber sind wir es auch? Wir Studen-tInnen? Die Antwort lautet leider nein, nicht unbedingt.

Von Simone Waldl

outgoing-zahlen sollen gesteigert werden

Immer weniger junge Leute gehen wäh-rend ihres Studiums für einige Zeit ins Ausland. Obwohl Austauschprogramme zwischen verschiedenen Universitäten innerhalb und außerhalb des Konti-nents die „Mobilität junger Menschen zu Lernzwecken fördern“ sollten. So schön formulierte es zumindest die Kommission der Europäischen Gemein-schaften in ihrem Grünbuch 2009.Außerdem werden alle drei Jahre zwi-schen den österreichischen Universitäten und dem Bundesministerium für Wis-senschaft und Forschung sogenannte Leistungsvereinbarungen beschlossen, in denen unter anderem der Unterpunkt „Erhöhung der Internationalität und Mobilität“ festgehalten ist. Die aktu-ellste Leistungsvereinbarung mit der Uni

Salzburg, gültig von 2010 bis 2012, sieht vor, dass die Outgoing-Zahlen, das heißt die Zahlen jener Studierender, die eine gewisse Zeit ins Ausland gehen, in die-sem Zeitraum um zehn Prozent gestei-gert werden sollen. Fraglich ist, ob dies beim stetigen Rückgang der Outgoing-StudentInnen in den letzten Jahren über-haupt erreicht werden kann.

nur Jeder fünfte erasmus-Platz wird genutzt

Eines der meistgenutzten Austausch-programme ist das bestimmt vielen be-kannte europäische Bildungsprogramm Erasmus. Für das Studienjahr 2010/2011 werden insgesamt 600 Plätze angeboten, aber nur rund 20 Prozent davon werden genutzt. Bei Betrachtung der Anmel-dungen für dieses Studienjahr, stechen die Fachbereiche Philosophie und The-ologie als Extreme sofort ins Auge. Von den insgesamt 15 angebotenen Erasmus-plätzen, wird kein einziger genutzt. Auch bei den Geschichte-Studierenden bleiben 21 von 23 Plätzen frei, obwohl hier elf ver-schiedene Länder zur Auswahl stünden. Als positive Beispiele können die Fach-bereiche Psychologie und Politikwissen-schaft herangezogen werden, wo beinahe alle Plätze vergeben sind.Auf die Frage nach dem Grund für die vielen ungenutzten Plätze, seufzt Sylvia Humer vom Büro für Internationale Be-ziehungen: „Warum die Zahlen derjeni-

gen, die ins Ausland wollen so stark zu-rückgehen, wissen wir leider auch nicht. Jeder hier fragt sich das, bis hin zur Vize-rektorin für internationale Beziehungen, Univ.-Prof. Dr.a Sonja Puntscher Riek-mann.“ Möglicherweise trägt die Umstellung auf Bachelor- und Masterstudien vor einigen Jahren teilweise Schuld daran. Durch diese international anerkannten Studi-enabschlüsse sollte zwar unter anderem die Mobilität gefördert werden, trotzdem haben viele StudentInnen im neuen Sys-tem schlicht und einfach keine Zeit, ins Ausland zu gehen. Häufig sind die Kurse der Studien aufbauend und man kann es sich nicht leisten, ein oder zwei Seme-ster auf einer anderen Uni zu verbringen, wo die weiterführenden Kurse eventuell nicht angeboten werden.

verPflichtendes auslandssemester für alle?

Um die Zahlen wieder zu erhöhen, müs-sen deshalb positive Anreize für ein Aus-landssemester geschaffen werden. Dazu gehören an erster Stelle die notwendige Flexibilisierung der Studienpläne und die damit verbundene Aufhebung von Bindungen der Lehrveranstaltungen an eine bestimmte Reihenfolge. Führen die-se Maßnahmen nicht zum gewünschten Erfolg, könnte ein Auslandsaufenthalt während des Studiums sogar Pflicht wer-den. Im Gespräch ist momentan ein ob-

ligatorisches Auslandssemester bei allen Sprachstudien. Wenn sich dieses bewäh-ren und auch machbar sein sollte, könnte dies, in späterer Folge, bei allen anderen Studienrichtungen ebenfalls eingeführt werden.

Untrennbar mit so einem Semester ver-bunden, ist natürlich die erhebliche or-ganisatorische und finanzielle Belastung. Ein Problem für StudentInnen aus ein-kommensschwachen Schichten, sowie für Berufstätige und Studierende mit Kindern. In dem Policy Paper „Mobili-ty“ der „European Students’ Union“ von 2008, heißt es wörtlich: „One of the core reasons for low mobility rates is insuffi-cient funding for students. Students who are not sure they will be able to fund their living expenses and extra costs caused by their stay abroad are likely not to be mo-bile.”Um solche sozialen Selektionen zu um-gehen, müsste erst einmal das öffentliche Stipendien- und Beihilfensystem ent-sprechend ausgebaut werden. Bis dorthin kann nur darauf gehofft wer-den, dass StudentInnen neben den even-tuell mit einem Auslandsaufenthalt ver-bundenen Schwierigkeiten, vor allem die positiven Seiten daran sehen und wieder vermehrt die Angebote in Anspruch nehmen. Die gesammelten Erfahrungen, Eindrücke und Sprachkenntnisse kann einem nämlich niemand mehr wegneh-men.

Immer weniger Studierende gehen ins AuslandkEHrtWEnDE ErWünScHt!

Im Dezember wurde das alte Webmail System unserer E-Mail Accounts auf einen Dienst von Google umgestellt. Dies hat für stellenweise Verwirrung und Verunsicherung gesorgt. Die IT-Services der Uni haben dazu Antwor-ten bereitgestellt, die diese Missver-ständnisse aufklären sollen.

Von Vanessa Ziperzik

Falls du dich schon gewundert hast, wa-rum das Uni-Mailsystem anders ist, gibt es dafür eine einfache Erklärung: die ho-hen Kosten und das kleine Angebot an verschiedenen Funktionen haben dafür gesorgt, dass wir nun ein neues Angebot von Google Apps benützen, das viel mehr kann und billiger ist. Die Studienvertre-tung Informatik hat eine Unterschriften-aktion gegen das neue System gestartet. Sie kritisieren, dass die Gesamtheit des E-Mail Verkehrs der Studierenden zu viele Informationen über diese enthält und dass Google die Daten mit anderen seiner Anwendungen, wie Kalender, Suchma-schine etc. verknüpfen könnte. Außerdem werden Inhalte von Abschlussarbeiten oft per E-Mail verschickt und enthalten meist Vertrauliches, das nicht für andere einseh-bar sein soll. Des Weiteren bemängelt die StV Informatik, dass es nicht vorhersehbar

ist, wo auf der Welt die Server stehen, auf denen die Daten gespeichert werden. Das bedeute, dass das jeweilige Rechtssystem eventuell den Zugriff von Dritten erlau-ben könnte.Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass es bis-her nicht möglich war, den Account über Mail-Programme abzurufen. Dies soll laut IT-Center im Jänner eingeführt wer-den. Außerdem ist es nicht möglich, die empfangenen Mails auf ein anderes Kon-to (z.B. GMX) weiterzuleiten. Zu guter Letzt beanstandet die StV Informatik, dass die Weiterleitung der E-Mails vom alten Webmail Konto nur bis zum Ende des nächsten Sommersemesters gewähr-leistet wird.Stefan Huber, IT-Student: „Die E-Mails aller Studierenden der Uni-versität Salzburg sind zu sensibel, als dass man sie aus der Hand geben kann.“ Xaver Kienzerle von der StV: „Die langfristigen Folgen, welche eine Auslagerung des stu-dentisch-universitären E-Mail-Verkehrs mit sich bringen, sind zum gegebenen Zeitpunkt schwer vorhersehbar.“Das IT-Servicecenter hat einen FAQ-Katalog ausgearbeitet, um all diese Zweifel zu klä-ren. Google stelle der Universität Salzburg eine private, geschützte IT-Umgebung bereit. Somit ist der Account werbefrei und wird weder gescannt noch automa-

tisch verknüpft. Weiters ist der/die Nut-zerIn selbst InhaberIn seiner/ihrer Daten und kann nur persönlich anderen Zu-griff gestatten. Das ist durch umfassende Schutzmaßnahmen vertraglich gesichert und die Grundlage dieser Kollaborations-plattform.Was die Sicherheit der Daten anbelangt, verweist das IT-Center auf die „Safe Harbor“ Vereinbarung, ein Abkom-men zwischen EU und USA zum Daten-schutz (siehe Infobox). Was die Standorte der Server betrifft, kann man ebenfalls be-ruhigt sein. Die einzelnen Informationen sind nämlich an verschiedenen Standorten gesichert, um einen Verlust zu verhindern. Allerdings sind die gespeicherten Daten „zerstückelt“ und können nur entschlüs-selt werden, wenn zentraler Zugriff auf alle Server besteht.Eine große Anzahl anderer Unternehmen und Institute nützt das gleiche System, unter anderem Motorola, Land Rover und Universitäten wie Amsterdam oder Linköping. Arbeitet jemand an einem Projekt, das geheim gehalten werden soll, bietet die Universität eine zweite, interne E-Mailadresse für die Dauer der Arbeit.PlusOnline Benachrichtigungen können zudem auch an andere E-Mail-Adressen geschickt werden. Dass es nicht möglich ist, seine E-Mail auf einen anderen Ac-

count eines anderen Anbieters weiterzu-leiten (was beim alten System auch nicht möglich war), begründet das IT-Center so: „Aufgrund der Probleme mit der Nach-vollziehbarkeit wurde dies vom Vizerektor für Lehre wieder eingestellt. Im Sinne des Datenschutzes ist eine Weiterleitung von E-Mailverkehr an freie Accounts sehr wohl bedenklich.“ Die Frist für die Weiterleitung der E-Mails von der alten Adresse wird als ausreichend erachtet, um alle Kontakte darüber zu informieren. Die Umstellung wurde vom Rektorat gemein-sam mit den IT-Services und der ÖH be-schlossen. Simon Hofbauer, ÖH-Organi-sationsreferent „Für die ÖH-Salzburg war die vertraglich abgesicherte Datensicher-heit Grundvoraussetzung, um dem neuen System zuzustimmen. Wir sehen diese Bedingung erfüllt. Sollten trotz der hohen Standards ernsthafte Probleme auftreten, könnte nach einem Jahr aber wieder auf das alte System umgestellt werden.“

Google Apps statt Webmail

GooGle Apps www.google.com/apps

IT servIce cenTerwww.uni-salzburg.at/its

sTv InformATIkhttp://strv.cosy.sbg.ac.at

Studieren im Ausland 9

Zugegeben, von der Uni aus ins Aus-land zu gehen, ist kompliziert und erfordert einige Kräfte. Doch es zahlt sich auf jeden Fall aus. Dabei gibt es unzählige andere Angebote neben dem Erasmus-Programm, mit denen ein-fach jedeR die Möglichkeit hat, diese Erfahrung zu machen. Sei es nun bei einem „normalen“ Auslandssemester, bei einem Praktikum oder beim Verfas-sen der Abschlussarbeit. Ab dem drit-ten Semester bist du dazu berechtigt.

Von Vanessa Ziperzik

erasmus

Das Erasmus-Programm ist unter allen am bekanntesten. Von der EU gefördert, gibt es die Möglichkeit an unzählige Uni-versitäten innerhalb des Staatenbundes zu gehen. Die vorhandenen Sprachkennt-nisse sind zentral. Auf der Homepage des Büros für Internationale Beziehungen (www.uni-salzburg.at/international) sind unter der Rubrik „Studieren im Aus-land – Erasmus“ alle Gastuniversitäten angeführt, verlinkt mit der Homepage der jeweiligen Hochschule. Dort kannst du dich über das Bewerbungsprozedere, Fristen und das LV-Angebot informie-ren. Schritt eins ist dabei sich auszusu-chen, wo du gerne hinmöchtest. Ist diese wichtige Entscheidung getroffen, geht’s auf zum/r KoordinatorIn. Der/Die ent-scheidet dann, ob du aufgenommen wirst oder nicht, und hilft bei der Bewerbung an der Gastuni. Danach musst du ei-nen Bewerbungsbogen ausfüllen und im Büro für Internationale Beziehungen in der Kapitelgasse abgeben. Anschließend musst du dir deine Kurse, die du im Aus-land machen möchtest, aussuchen und von dem/r Curricularvorsitzenden deines Fachbereiches bestätigen lassen.

Alle Unterlagen müssen fristgerecht eingereicht werden, die Termine stehen auf der Homepage vom Internationalen Büro. Du erhältst einen Registrierungs-code, mit dem du dich in der Erasmus-Online Datenbank anmelden musst. Das ist unter anderem für den Erhalt des Stipendiums wichtig und läuft aber über die Erasmus-Regionalstelle der LLP-Nationalagentur, also dem ÖAD (im 2. Stock der Germanistik, Akademiestra-ße). StudienbeihilfenbezieherInnen müs-sen sich auch mit der Stipendienstelle in Verbindung setzen. Für alle Studierenden entfallen im Ausland die Studiengebüh-ren und jedeR bekommt ein Stipendium. Weitgehend unbekannt ist noch, dass mit dem Erasmus-Programm auch Prakti-ka absolviert werden können. Einziger Nachteil ist, dass ein Studienaufenthalt oder ein Praktikum nur einmal in An-spruch genommen werden darf.Sylvia Humer vom Internationalen Büro hat weitere Tipps: „Bei den Sprachkennt-nissen müssen die Studierenden selbst

einschätzen, ob sie sich einen Aufenthalt zutrauen, das wird von uns nicht über-prüft. Besonders wichtig ist die Eigenin-itiative. Man muss sich selbst unbedingt die Website der Gastuniversität ansehen, denn die haben oft frühere Fristen als wir. Die Anrechnung der Kurse muss im Vorhinein unbedingt geklärt werden, sonst kommt es zu Problemen.“

leonardo da vinci

Mit dem Leonardo Da Vinci-Programm, kann jedeR ein Praktikum im Ausland absolvieren, der/die bereits ein Studium abgeschlossen hat. Diese Möglichkeit gilt wieder innerhalb der EU, mit weni-gen Ausnahmen, und darf maximal ein-einhalb Jahre nach Studienende in An-spruch genommen werden. Mehr dazu findest du im Artikel auf Seite 14 über Auslandspraktika.

Joint-study

Eine weitere Möglichkeit, um woanders zu studieren, ist das Joint-Study-Pro-gramm. Mit dem Unterschied, dass du Partneruniversitäten auf der ganzen Welt aussuchen kannst. Der Bewerbungsablauf verläuft in den Grundschritten ähnlich wie bei Erasmus. Allerdings ist es hier nötig, von der Gastuni persönlich akzep-tiert zu werden. Dazu brauchst du eine umfangreiche Bewerbung, in der jewei-ligen Landessprache oder Englisch und unter anderem, mit Empfehlungsschrei-ben von ProfessorInnen. Dann wirst du von einer Kommission unter allen Be-werberInnen ausgewählt. Das Joint-Stu-dy-Programm kann öfter in Anspruch genommen werden. Ansprechpartnerin im Internationalen Büro ist hierfür Hed-wig Gratzer, Tel.: 0662/80442043.

iseP

Für all jene, die ein Jahr in den USA verbringen wollen, ist das International Student Exchange Program (ISEP) am besten geeignet. Es stehen ca. 100 US-amerikanische Unis zur Auswahl, doch die Bewerbung ist ein bisschen kompli-ziert als zum Beispiel bei einem Eras-mus-Semester. Dieses Programm funk-tioniert so, dass du deinen Studienplatz mit einem/r amerikanischen StudentIn tauschst und er/sie dafür nach Salzburg kommt. Insgesamt drei Institutionen darfst du dir aussuchen und wirst dann einer zugeteilt. Du musst monatlich

650€ bezahlen, dafür bekommst du einen Heimplatz und Essensgeld. In den USA musst du zwar keine Studiengebühren zahlen, die Nominierung bei ISEP kos-tet jedoch 300 US-Dollar. Für eine Auf-nahme ist außerdem der TOEFL Test zu absolvieren, der deine Englischkenntnis-se überprüft.

abschlussarbeit im ausland

Was viele nicht wissen: Für das Verfas-sen der Bakk-, Master- und Diplomar-beit oder der Dissertation gibt es eben-falls Auslandsstipendien. Voraussetzung dafür ist, dass die Recherche oder Da-tenerhebung nur außerhalb Österreichs durchgeführt werden kann. Wenn also die benötigten Informationen in aus-ländischen Bibliotheken, Archiven oder wissenschaftlichen Sammlungen zu finden sind. Genauso, wenn die Feld-forschung in einem anderen Land voll-zogen werden muss. Für die Bewerbung muss schon im Vorhinein eine Kontakt-person von einer Bibliothek, Universität, Firma etc. bestätigen, dass du dort for-schen darfst. Genehmigt werden bei Ba-chelorarbeiten maximal ein Monat, bei Diplom- und Masterarbeiten maximal drei und bei einer Dissertation maxi-mal sechs. Die Ausformulierungen soll-ten wieder in Österreich durchgeführt werden.

auslandskostenzuschuss für sPrachvertiefung

Der „Auslandskostenzuschuss für Stu-dierende der Anglistik/Amerikanistik, Romanistik und Slawistik“ ermöglicht es jenen, die keinen Anspruch auf ande-re Auslandsstipendien mehr haben, ihre Sprachkenntnisse zu erweitern.

Dabei musst du auf Eigeninitiative eine Universität im für dich passen-den Sprachraum aussuchen, die weder beim Erasmus, noch beim Joint-Study Programm eine Partnerinstitution von Salzburg ist. Studierende dieser drei genannten Studienrichtungen können somit ihre Fremdsprachenkenntnisse erweitern und bekommen dafür einen Auslandskostenzuschuss. Die Auswahl der KandidatInnen erfolgt, wie bei ISEP und Joint-Study, wieder durch eine Kommission. Die Zuschüsse gelten nur für die Reise- und Aufenthaltskosten.

sPezifische kurse

„Stipendium zum Besuch kurzfristiger fachspezifischer Kurse“ nennt sich ein weiteres Programm, das zur Teilnahme an Kursen und Winter- bzw. Sommerschulen verhilft. Diese Lehrveranstaltungen dienen für die Erlernung wissenschaftlicher Meth-oden und Praktiken, die für die späteren Berufsabsichten und die akademische Ausbildung relevant sind. Sprachkurse sind ausgenommen. Die Dauer kann von mindestens einer Woche bis zu maximal drei Monaten variieren. Die Zuschüsse sind wieder nur für die Reise- und Le-benserhaltungskosten, nicht für die Kurs-gebühren.

datenbank für stiPendien

Um einen Überblick zu gewinnen, welche Stipendien und Fördermöglichkeiten ins-gesamt in Österreich zur Verfügung ste-hen, solltest du die Datenbank des Öster-reichischen Austauschdienstes (ÖAD) auf www.grants.at besuchen. Sie ist die größte dieser Art bei uns. Dort sind die verfüg-baren Mittel nach möglichen Ländern aufgelistet. Außerdem wirst du über Ein-reichbedingungen, Dauer, Kontingent und Leistung einer Förderung informiert und erhältst die Kontaktdaten der jeweiligen Einreichstelle. Das solltest du unbedingt einmal ausprobieren! Für noch mehr Infor-mationen und Details zu den vorgestellten Programmen, Stipendien und anderen An-geboten, wende dich an das Internationale Büro in der Kapitelgasse 6.

Einmal Auslandssemester bitte!

Alle links und infos für die einzelnen ProgrAmmeErasmuswww.erasmus.at

ÖAD Ansprechperson: Sandra Schwarzl Tel: 0062 8044 4901www.oead.atwww.grants.at

ISEPhttp://www.isep.org/

TOEFL-Testhttp://www.ets.org/toefl

Internationales BüroKapitelgasse 6Tel.:+43-662-8044-2040/2041/2042/2043/2045E-Mail: [email protected]

Öffnungszeiten:Montag - Freitag 9.00 bis 12.00 UhrMittwoch zusätzlich 12.00 bis 16.00 Uhr

Quelle: Birgit Aschenberger

Ein Auslandssemester erweitert das Blickfeld.

Studieren im Ausland10

HoW A LittLE toWn in AUStriA MEt tHE BiG city

Everybody always asks me: How did a girl like you from New York come to a town like Eggersdorf? My answer is: “by plane”. Now seriously, of course I came by plane! I didn’t swim across the ocean. But what is the real, personal reason I came to Austria? I came to this country because I love it here.

Written by Marion Plendner

Yes, it’s true: I was born and raised in the US. To be more specific: in New York City. Better known as: “the big apple”, “the city that never sleeps” and “the finan-cial capital of the world” to name a few. It’s the place, where everybody states, “O! I’ve always wanted to go there!” when you mention its name. I grew up in a middle-class family. My father worked as an exe-cutive chef in a Marriott Hotel in Lower Manhattan and my mom worked as a teacher’s assistant in a Catholic Prepara-tory school on the Upper East Side. My parents moved around to many different parts of the world before they came to New York due to my dad’s job. But their roots always were in Austria.

I was exposed, at a very young age, to an “international” lifestyle. Not only did I grow up bilingual, I was also exposed to Austrian / German cooking and our summer holidays were always spent in Austria. As I don’t have any family in the states, my parents had many friends that I got to call “auntie” or “uncle”. When I was born, my father called a good friend of theirs his “mother-in-law” just so that she could come see in the hospital. (At that time only family was allowed to come and see newborns in the hospital.) She later became my aunt Reneé.It’s not

easy growing up in a big city. You don’t experience the “careless” childhood other kids do. It’s not about going out to play in your backyard or riding your bike down the street. It’s more or less about knowing your way to school, knowing which bus or train to take and avoiding any situa-tions that appear strange to you. In New York, everything goes by very quickly. So quickly in fact, that they named it “the New York minute”.

On the one hand you get used to being anonymous. If you ride the subway, you get to know the life as a sardine in a can and you get to know the times (usually right before lunch!) where you do happen to get a seat. You also get used to the un-reliable MTA, where trains always hap-pen to go out of service when trains are filled to the rim. If you go to school, you either belonged to the “aliens”, the catho-lic school kids that wear uniforms, or to the public school kids that were dressed in casual clothes. As I went to a catho-lic school, I wore a school uniform, and I mostly got stared at. It’s easier in the winter, when you have to wear a coat!

Other than that, I was a normal kid. I played the flute in our school band and took tennis lessons offered by our gym teacher. After school, my mom took me to piano lessons, offered in the school where she worked. Free time was always carefully planned, as no parent liked their kids out alone after dark without knowing where they were. When I was in high school, my friends and I always had to plan shopping and going out to eat days beforehand. (Unless we met up after school for a coffee at Starbucks.) If we came home after 9 PM a taxi (Mom!) was needed; otherwise it was just too dangerous.At the age of 18, I completed

my high school education, and received my high school diploma. During my high school years, my parents and I had deci-ded to move back to Austria. I was given the choice of either studying in college in America or moving with my parents. I decided to move with my parents, as it has been a dream of mine since I was a child to live in Austria.

Of course the beginning wasn’t easy, but one gets used to it. I, thankfully, spoke the language and knew my surroundings. After our move, I began my studies at a Tourism College in Bad Gleichenberg. I completed my education after two years and started working in the hotel industry. Most people that work in the tourism in-dustry know that moving to many diffe-rent places in the world to attain working experience is part of the job. As I wasn’t willing to move because of personal re-asons, my hotel job never turned out to be the job that really fit to me. In result, I decided this year to take up my studies again and start studying here in Salzburg. I love the student life, I have met many interesting people (many from Austria and some from other countries) and I have had many interesting conversations with people on the train that are curious about what I do.

In conclusion, from what most people in America say, they know Austria only from what they’ve seen in “The Sound of Music”. I had the privilege in my life to travel and learn many different parts of the world. I believe it is important nowa-days that young people get to know dif-ferent cultures and different parts of the world. I believe this opens our minds to new ideas, knowledge and new aspects of our personality that we maybe do not see in everyday life. Sometimes dreaming big

isn’t that easy. But as long as you try to live your dreams and do not hide behind your dreams then you are on the right path. Sometimes one finds ideas and inspira-tion in the most unusual places - places where you might have never thought to look. Seize the day! And remember:

Life is short, so live it up to the fullest.

„The City that never sleeps“ meets „The Sound of Music“

New York CitY

Population: 8.274.527Area in km²: 1.214,4 km² / 468.9 sq mi

Number of Boroughs: 5 (Manhattan, Brook-

lyn, Queens, Bronx, Staten Island)

Time Zone: Eastern Standard Time (UTC -5)

Founded in: 1624

Mayor: Michael Bloomberg

Flight time from Vienna Airport to John F.

Kennedy Airport: 9 hours

Approximate distance between Vienna and

New York: 6.815 km / 4,234 mi

Books I can recommend:

360 Degrees New York by Nick Wood (2003)

DK Eyewitness Travel Guide: New York City by

a Et Al Sorensen (2010)

New York: Portrait of a city by Reuel Golden

(2010)

Sightseeing Tips:

Empire State Building

(Sky Ride: virtual ride through the city)

Statue of Liberty / Ellis Island

Central Park: Carriage Ride through the park,

Lunch / Dinner at Tavern on the Green

Madison Square Garden

SoHo

Financial District: Wall Street, Ground Zero,

Battery Park City, South Street Seaport

Shopping Tips: 5th Avenue & 34th Street

Quelle: Eva Kiesel

Bootsfahrten mitten in New York

Quelle: APA

Studieren im Ausland 11

Während die ÖsterreicherInnen we-gen des Sparpakets der Regierung auf die Barrikaden steigen, gibt es in Frankreich ähnliche Probleme: Das Pensionsantrittsalter soll von 60 auf 62 Jahre angehoben werden. Streiks und Demos sind an der Tagesord-nung, ein Erasmussemester gerinnt zum Klischee.

Von Sandra Bernhofer

Ein ganz normaler Oktobermorgen in der südfranzösischen Stadt Montpellier, möchte man meinen. Doch wer zur Uni will, wird schnell eines Besseren belehrt: Die Tore, die den Campus umgeben, sind eingerastet, bärbeißige Hausmeister-typen ganz in Schwarz stehen rauchend davor herum und sorgen pedantisch da-für, dass niemand das Unigelände betritt. „La fac est fermée“, heißt es. Eine Woche soll die geisteswissenschaftliche Fakultät geschlossen bleiben. Der Grund dafür findet sich wenig später im Posteingang: Das Rektorat stellt in einer offiziellen Aussendung klar, dass der Zutritt zum Campus aus Gründen der Sicherheit nicht mehr möglich ist.

Bereits seit Wochen war das Land wegen der geplanten Erhöhung des Pensionsan-trittsalters von 60 auf 62 Jahre in Aufruhr gewesen. Jugendliche wie ArbeiterInnen begehrten öffentlich gegen die Reform der Regierung auf. Ausschreitungen mit brennenden Autos, zerbrochenen Schau-fenstern und Straßenschlachten mit der Polizei dominierten Nachrichten und Stadtbild. In der Stadt Le Mans brannte gar eine Schule nieder. Die ausgeprägte Protestkultur der Franzosen und Fran-zösinnen, die sich nicht selten in hand-festen Krawallen manifestiert, führt etwa der amerikanische Ethnologe Mark Lil-la darauf zurück, dass Streiks neben der Tour de France das letzte verbleibende öffentliche Ritual seien, das den Franzo-sen und Französinnen das Gefühl gebe, französisch zu sein.

Paul-valéry takes actionIn der Nacht zuvor hatten schließlich auch Studierende der Université Paul-Valéry in Montpellier beschlossen, sich möglichst französisch zu geben und dem Protestaufruf der UNEF, der größten

StudentInnengewerkschaft, nachzukom-men. In einer studentischen Vollver-sammlung hatten sie für die Besetzung der Universität gestimmt, einige richte-ten sich für die Nacht im größten Hör-saal ein. Schon nach wenigen Stunden wurde das Campusgelände allerdings auf Anordnung des Rektorats durch Sicher-heitskräfte geräumt und abgeriegelt, um die Sicherheit für Studierende und Per-sonal gewährleisten zu können, wie es hieß.

Eine Woche sollte die Schließung der Hochschule dauern. Das Rektorat hat-te die Rechnung aber ohne eine Grup-pe Studierender gemacht, die nach der Wiedereröffnung der Uni die ange-dachte Besetzung schließlich in die Tat umsetzt, um ihrer Unzufriedenheit mit der konservativen Regierung Ausdruck zu verleihen. Die Eingänge der Vorle-sungsgebäude werden mit Sesseln und Tischen verrammelt. Anfangs sieht man noch die eine oder andere verwirrte Ge-stalt vor verbarrikadierten Türen stehen, die sich dann aber recht schnell wieder trollt. Bald ist der Campus wie ausgestor-ben und alle scheinen halbwegs froh über die unerwarteten Ferien zu sein. Nur

eine Handvoll BesetzerInnen hat sich im größten Hörsaal verschanzt, wo sie eifrig Plakate bekritzeln oder die Bänke und Wände mit Parolen beschmieren und der Aufforderung, die Uni niederzubrennen – „Brûle ta fac!“. „Uni brennt“ wird hier ein wenig radikaler ausgelegt als etwa in Österreich, wo die Studierendenproteste weitgehend friedlich verlaufen.

Protest ist ProgrammEiner der rund zwanzig BesetzerInnen ist Olivier, Philosophiestudent im 5. Se-mester. Er ist gerade dabei ein Plakat an die Wand zu kleistern: „Es ist völlig schwachsinnig, alte Leute dazu zu zwin-gen, länger arbei-ten zu gehen, wenn gleichzeitig die Jungendarbeitslo-sigkeit explodiert“, meint er, während er einen Pinsel in einen Kübel mit Leim taucht. „Die Reform sieht auch vor, dass wir 41,5 Jahre

lang Beiträge entrichten sollen, um die volle Pension zu bekommen. Wie soll das gehen, wenn die 23 Prozent der Jugend-lichen keinen Job haben? Wenn die Alten künftig später in den Ruhestand gehen als bisher, werden ihre Stellen noch spä-ter frei, die Jungen kommen noch schwe-rer zum Zug. Die Reform ist ungerecht, sie benachteiligt die Jugend!“, verleiht er seiner Wut Ausdruck und pinselt weiter über das dicht beschriebene Blatt Papier. Darauf wird der Austritt aus dem Bolo-gnaprozess gefordert, die Kommerziali-sierung der Gesellschaft angeprangert. Auch die allgemeine Unzufriedenheit mit der Regierung kommt deutlich zum Ausdruck, zentraler Aufreger bleibt aber die Pensionsreform: „Wir werden die Proteste fortsetzen, damit die Regierung die Probleme der Jugend nicht länger ausblenden kann. Wir lassen uns nicht mehr mit vagen Versprechen abspeisen“, sagt Olivier. Obwohl die BesetzerInnen zahlenmäßig nicht besonders beeindru-cken, wagt es das Rektorat nicht, gegen sie einzuschreiten: Im Notfall könnte über Social Networks und SMS schnell eine beträchtliche Anzahl an Sympathi-santInnen zusammengetrommelt wer-den, der Protest außer Kontrolle geraten. Immerhin gilt die Verbarrikadierung der Gebäude mit Wällen aus Tischen und Sesseln bereits als erstes Indiz für eine mögliche Radikalisierung des Konflikts. Und die Zündelfreudigkeit der franzö-sischen Jugend ist nur zu gut bekannt …

der blick von aussenWegen der Proteste blieben seit Septem-ber in ganz Frankreich immer wieder Post- und Arbeitsämter, Schulen, Kin-dergärten und zeitweise bis zu sieben Universitäten geschlossen. Raffinerien und Tankstellen wurden blockiert, öf-fentliche Verkehrsmittel standen still. Die meisten Franzosen und Franzö-

sinnen nehmen die Aktionen gegen die Pensionsreform gelassen hin, viele billi-gen sie sogar ausdrücklich. Etwas unge-haltener, oder zumindest verwunderter, nehmen die ErasmusstudentInnen die Haudraufmentalität der Protestierenden wahr: Zu hitzig und rückhaltlos, zu we-nig durchdacht und zielführend wirken die Aktionen auf diese, sorgen aber zu-mindest für verbale Ergüsse, wie viel pro-duktiver im jeweiligen eigenen Land auf die Barrikaden gestiegen wird. Ähnliche Situationen kennen schließlich viele Na-tionen: Großbritannien, wo die Studien-gebühren empfindlich angehoben werden sollen, Deutschland, das unter Bologna ächzt, Österreich, wo die Kürzung der Familienbeihilfe dräut. Verständnis für die Ausschreitungen in Frankreich haben die wenigsten. Zudem macht sich unter den Erasmus-studierenden eine gewisse Panik breit, was die Anrechenbarkeit ihrer ECTS-Punkte betrifft. Ähnliches gibt auch die Rektorin von Paul-Valéry, Anne Fraïsse, zu bedenken: „Anstatt zu einer wirk-lichen Mobilisierung hat die Blockade der Universität nur zu einem verwaisten Campus geführt, zu Spannungen und ge-walttätigen Auseinandersetzungen zwi-schen BesetzerInnen und VertreterInnen der Universität. Diese Aktion beeinträchtigt in erster Linie die schwächsten StudentInnen: Erstsemester, arbeitende Hochschüle-rInnen und GaststudentInnen aus dem Ausland.“Diese Einwände lassen die Be-setzerInnen nicht gelten. Auch dass die Nationalversammlung die umstrittene Pensionsreform inzwischen bereits ge-nehmigt hat, stört sie wenig. Sie tun wei-ter ihren Unmut kund. Schließlich geht es um ihre Zukunft.

Brûle ta fac! – unibrennt à la françaiseReportage

Quelle: Sandra Bernhofer

Sarkos Pensionsreform sorgt für Empörung in ganz Frankreich.

Spät, aber doch regt sich auch im entspannten Süden Widerstand und sorgt für geschlossene campustore.

Die Franzosen sollen künftig statt mit 60

mit 62 Jahren in Pension gehen. Die Zahl

der nötigen Beitragsjahre wird sukzessive

von momentan 40,5 auf 41,5 Jahre erhöht.

Das im europäischen Vergleich immer

noch niedrige Pensionsantrittsalter lässt

sich nicht etwa durch etwaige höhere

Einzahlungsbeträge erklären, sondern

demografisch: Die Geburtenrate liegt

in Frankreich bei 2,02 Kindern pro Frau

(Österreich: 1,41) und damit deutlich über

dem EU-Schnitt.

Sandra Bernhofer: Die Parolen auf den tischen zeigen deutlich, was die Studierenden von den Plänen der regierung halten.

Quelle: Sandra Bernhofer

Quelle: APA

Studieren im Ausland12

Seitdem ich 14 war, antwortete ich auf die Frage, was ich denn später mal arbeiten wolle mit einem strah-lenden „Entwicklungshilfe“. Ich konnte mir nichts Schöneres vor-stellen, als etwas Sinnvolles zu tun, anderen zu helfen, denen es schlech-ter ging als mir. Für mich war klar, dass ich da bereits während meines Studiums in ein möglichst vernach-lässigtes, armes Land gehen wür-de, um dort meine Erfahrungen zu sammeln. Was genau aber sinnvolle Entwicklungszusammenarbeit ist, diese Frage stellte ich mir nie.

Von Jennifer Rödl

Mit 20 wurde mein Traum vom armen Land, dass „ich entwickeln“ würde, end-lich wahr: Nicaragua, von Bürgerkriegen und Naturkatastrophen geschüttelt, das zweitärmste Land Lateinamerikas, 80% der Bevölkerung leben in Armut und ein Viertel der Bevölkerung sind Analphabe-tInnen. Sehr vage hatte ich im Vorhinein für mich selbst definiert, mit Straßenkin-dern arbeiten zu wollen.

wer entwickelt hier eigentlich wen?

Natürlich war die Realität in Nicaragua eine ganz andere, als ich mir ausgemalt hatte: an jeder Straßenecke gab es bereits ein Hilfsprojekt, eine Städtepartner-schaft, eine NGO. Eigentlich hatten alle genug „Volunteers“ und weiße Prakti-kantInnen, die Organisationen taten sich schwer, genügend Kinder und „Hilfsbe-dürftige“ zu finden, um uns Arbeit zu ge-ben. Endlich begann ich, mich selbst zu fragen, ob es überhaupt sinnvoll war, in einem Zentrum für nur ein Jahr zu arbei-ten, (eine Arbeit für die Einheimische si-cher viel qualifizierter waren) und sich die Kinder an mich gewöhnen würden, kurz vor der Rückkehr in mein Wohlstandseu-ropa. Schmälere ich nicht vielleicht die Chancen der „Nicas“ auf einen bezahlten Arbeitsplatz, wenn ich diese Arbeit gratis mache? Konnte ich denn die Probleme der Menschen dort überhaupt verstehen und nachvollziehen? Was konnte ich ih-nen denn überhaupt an Betreuung zu-kommen lassen, was sie selbst nicht hat-ten? Die essenzielle Frage jedoch war, ob

ich überhaupt wollte und will, dass sich lateinamerikanische Länder so entwi-ckeln, wie unsere Industrienationen,mit all ihren Nebenwirkungen wie verlorene Lebenslust, steigende Suizidraten, Wohl-standserkrankungen etc.

strategische entwicklungsPolitik

Wenn wir uns kritisch mit den Begriffen Entwicklungshilfe oder Entwicklungs-zusammenarbeit auseinandersetzen, kommen wir nicht umhin in uns selbst eine gewisse Arroganz zu erkennen. Wir geben mitunter nicht wenig Geld dafür aus, schaffen es aber nicht, EZA-Länder als gleichberechtigte Partner anzuerken-nen. Die Konzepte und Ansätze für eine sinnvolle Entwicklungspolitik könnten unterschiedlicher nicht sein: Auf der einen Seite das viel gelobte Modell der Milleniumsdörfer von Jeffrey D. Sachs: Sein Prinzip basiert auf einem „Paket verschiedener Interventionen“, wie der Schaffung infrastruktureller Mindest-anforderungen wie Straßenanbindung, Elektrizität und sauberes Trinkwasser. Außerdem soll allen BewohnerInnen ei-nes Dorfes Moskitonetze zur Verfügung gestellt werden, sowie Dünger um den Ernteertrag zu erhöhen. Er setzt staat-liche Hilfe voraus, denn „Private Hilfe kann Anreize schaffen, Lücken füllen und neue Instrumente entwickeln, Ar-mut bekämpfen kann sie nicht“. Außer-dem prangert er auch die Hilfe der Ge-berländer an und kritisiert, dass diese bis heute nicht ihren vor 37 Jahren verein-barten Verpflichtungen zur Zahlung von 0,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Entwicklungshilfe nachgekommen sind. Aber lassen sich mit Geld wirklich alle Probleme dieser Welt lösen?

Entwicklungshilfe kann immer nur durch Beteiligung des Staates funktio-nieren, und solange es Diktatoren gibt, ist es unsere Aufgabe, zu verantworten, wer unsere Steuer- oder Spendengelder bekommt. Den vielen kleinen und gro-ßen Unterdrückern muss endlich der Hahn zugedreht werden. Oftmals fließen die Gelder der UNO an Machthaber, die sich damit selbst bereichern, und hinter den Hilfsmaßnahmen westlicher Staaten

steckt manchmal reiner Egoismus und die Prämisse der Gewinnmaximierung.Traurige Beispiele für das Eigeninteresse durch Entwicklungshilfe sind die Sub-ventionen der Lebensmittel landwirt-schaftlicher Überproduktion in Europa. Afrika wird zur Müllhalde Europas: Un-sere Trockenmilch ist mittlerweile in vie-len afrikanischen Ländern beliebter als herkömmliche Kuhmilch. Beispielsweise kostet ein Liter aufbereitetes Milchpul-ver in Kamerun umgerechnet 40 – 50 Cent. Ein Liter pasteurisierte Milch kamerunischer Kühe hingegen knapp einen Euro. Die EU subventioniert 25-30% des Warenwerts. Oft kommen nur 13% des bereitgestellten Budgets bei den Ärmsten der Armen überhaupt an, der Rest versickert bei korrupten Politike-rInnen oder vorgetäuschten NGOs.

der ewige bettler?

Die Kritik an der klassischen Ent-wicklungshilfe ist den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Viele Wirt-schafterInnen, JournalistInnen und Afrika-ExpertInnen sind der Meinung, dass Hilfe von außen in Form von Al-mosen und Wohlstandsgütern jegliche Initiative der Empfänger lähmt. Immer wieder wird die Eigenverantwortlich-keit „unterprivilegierten“ Staaten be-tont, sich selbst um ihre wirtschaftliche Entwicklung zu kümmern. Der nigeri-anische Literaturnobelpreisträger Wole Soyinka kommentiert Charity Konzer-te vieler Popstars: „Diese Bonos, Gel-dofs und wie sie alle heißen, sagen, dass man uns helfen muss, und unterstellen damit, dass wir dazu selbst nicht in der Lage sind. Das ist Rassismus.“ Auch Rainer Hanke, Journalist der FAZ be-tont: „Entwicklungshilfe macht Men-schen zu Bettlern: sie werden abhängig, korrupt und das eigene wirtschaftliche Engagement bleibt gelähmt.“

Klar ist, dass Entwicklung bestärken bedeutet und wirtschaftliches Wachs-tum zu schaffen, damit ein Land sich selbst erhalten kann. Und auch hier be-tonen viele kritische EZA-ExpertIn-nen: „Wäre es Europa oder den USA ernst mit ihrer Entwicklungsrhetorik, so würden sie den westlichen Markt für afrikanische Produkte öffnen, so-wie den Abbau sämtlicher Hindernis-se, die den freien Handel beschränken, wie z.B. Schutzzölle und restriktive Einfuhrbestimmungen erlassen.“ Un-geachtet von WTO und GATT, wer-den nach wie vor Endprodukte aus Entwicklungsländern, gegenüber Roh-stoffen eindeutig benachteiligt. Die Absicht der Industrieländer für den bevorzugten Rohstoffimport ist, End-produkte möglichst selbst herzustellen. Damit wird die wirtschaftliche Ent-wicklung afrikanischer Staaten nach-haltig geschwächt.

Persönliche gedanken

Gerade kurz vor Weihnachten hat der Spenden- und Mitleidsjournalismus wie-der voll eingeschlagen. Doch genau dann, wenn Bilder von Kindern mit riesengro-ßen, traurigen Kulleraugen im Spiel sind, stellen wir kaum die wirklichen Mecha-nismen, und vor allem die Mitschuld des Westens infrage.Ich bin voller Motivation und Idealismus nach Nicaragua gegangen und habe erst einmal einen gehörigen Kul-turschock erlebt. Die dort vorherrschende „Lethargie und Ohnmacht der Opfer“ war besonders erdrückend. Viele Nicas hatten das Gefühl, ohnehin selbst nichts ausrichten zu können und sich deshalb lieber helfen zu lassen. Bei anderen waren die Beweggründe eher strategischer Na-tur: Warum für umgerechnet 2 Dollar am Tag arbeiten, wenn man sich auch sonst irgendwie durchschlagen kann (mit Hilfs-geldern und Benefits von NGOs)? Durch die Präsenz von mir und anderen „Touris“, wurden die Preise in die Höhe getrieben, ein altbekanntes Phänomen für Orte, die plötzlich von Hilfsorganisationen und „WestlerInnen“ überschwemmt werden. Hinzu kommt ein, durch MTV und an-dere Medien verzerrtes, Bild von weißen Frauen, als „ständig verfügbar“, was einen Umgang mit den Nicas nicht erleichter-te. Ich will gar nicht bestreiten, dass es in Nicaragua an Ecken und Enden fehlte: viele Kinder haben durch die einseitige Ernährung Mangelerscheinungen und die medizinische Versorgung ist für die länd-liche Bevölkerung kaum leistbar und nicht erreichbar. Jedoch wie Entwicklungshil-fe in Nicaragua oftmals funktioniert, hat mich verstört, und ich bin der Überzeu-gung, dass es weitaus bessere Systeme gibt. Nichtsdestotrotz halte ich die vollständi-ge Abschaffung von Entwicklungshilfe für genauso unsinnig, wie die unkritische Fortführung der letzten fünf Jahrzehn-te. Überzeugende Zusammenarbeit setzt einen gleichberechtigten Austausch aller Beteiligten voraus, sowie gegenseitigen Respekt und Verständnis für die Positio-nen des/r Anderen. Wir sollten uns selbst nicht so über das „Geben“ definieren, son-dern das hervorheben, was wir von anderen Kulturen lernen können und auch sollten.

Sinn und Unsinn von Entwicklungshilfe

not macht erfinderisch: viele nicas schlagen sich mit Schuhe putzen oder Bonbon verkaufen durch.

Quelle: Ulrike Kaiser

kinder in einem Armenviertel in Leon: viele Eltern schicken ihre kinder nicht in die Schule, da Gebühren verlangt werden.

Quelle: Ulrike Kaiser

Reportage

Studieren im Ausland 13

Ibeth Garabito Ovando, Betriebswir-tin, Sozialaktivistin und Direktorin der bolivianischen NGO MUSOL (Mujeres en Solidaridad), war auf Einladung von INTERSOL in Öster-reich. Mit Hilfe von österreichischen StudentInnen und ExpertInnen setzt sie sich ein für die Menschenrechte der Opfer des Minenbergbaus in Po-tosi, einst eine der reichsten und größ-ten Städte der Erde. Die Stadt liegt auf 4.000 Meter im kargen bolivianischen Hochland. Über ihr ragt der „Cerro Rico“, der Reiche Berg, Symbol für Armut und Reichtum zugleich. Unter gefährlichsten Bedingungen werden Erze unter Tag abgebaut, verarbeitet und auf internationalen Rohstoff-märkten feilgeboten. Wie dramatisch die Situation in Potosi ist, welche Brücken zu unserem Lebensalltag geschlagen werden und warum Ibeth gerne mit StudentInnen aus Öster-reich arbeitet, erzählt sie im folgenden Interview.

Von Gudrun Danter und Elisabeth Buchner

Ibeth, du bist zwei Wochen in Österrei-ch. Was steht auf dem Programm?Auf Einladung von INTERSOL, un-serem Partner in Salzburg, bin ich in Ös-terreich. Es war nicht ganz einfach, hier-her zu kommen. Es gab Probleme mit dem Visum, aber INTERSOL hat nicht locker gelassen. Nun bin ich glücklich über die Chance, Interessierte persönlich über unsere Arbeit zu informieren. Auf dem Programm stehen Treffen mit ehe-maligen PraktikantInnen, SchülerInnen, Solidaritätsgruppen und anderen Inte-ressierten im Rahmen von Vorträgen und Gesprächen.

Die Unfälle in der chilenischen Ata-cama-Wüste und im Goldbergwerk in Neuseeland haben den Bergbau und sei-ne Auswirkungen in die Öffentlichkeit gebracht. Was kannst du uns über den Berg Cerro Rico in Bolivien berichten?

Chile ist definitiv kein Einzelfall. Viele Bergleute des Cerro Rico kommen nicht mehr lebend von ihrer Arbeit zurück. In den letzten Wochen ist ein 17jähriger Maturant im Berg umgekommen. Das sind dramatische Schicksale. Die vielen Unfälle geschehen, weil es kaum Kontrol-le oder technische Aufzeichnungen gibt. Potosí befindet sich derzeit in einer Art Sackgasse. Uns umgibt eine Kultur des Todes durch die Ausbeutung im Cerro Rico, des Raubes unserer Ressourcen und des Machismo, der Frauen und Kinder zu den schwächsten Gliedern der Ket-

te und den am stärksten Leidtragenden macht. Das Team von MUSOL schafft Bewusstsein, weckt auf, bringt Bewegung und bietet Lösungen an.

Welche Erze werden abgebaut?Bolivien zählt zu den zehn wichtigsten Mineralienproduzenten der Welt. Im Cerro Rico werden vor allem Zink, Zinn, Blei und Silber abgebaut. 2009 gab es eine Produktionssteigerung von 13 % bei den staatlichen Bergbauunternehmen. Die Regierung unter Evo Morales be-mühte sich um gesetzliche Regelungen für mehr Arbeitssicherheit und soziale Mindestsicherung, die Implementierung ist eine andere Sache. Wie soll zum Bei-

spiel die Arbeitssicherheit erhöht werden, wenn nur wenige ArbeitsinspektorInnen unterwegs sind, die schlecht bezahlt sind und die Menschen kaum etwas über ihre Rechte wissen?

In vielen Wohnzimmern stehen noch die geschmückten Weihnachtsbäume - beim Lametta könnte es also gut sein, dass Zinn aus dem Cerro Rico verarbeitet wurde?Richtig und das ist den wenigsten be-wusst. Ebenso wenig bei Produkten des täglichen Gebrauchs wie z.B. Autoka-rosserien, Batterien, Schmuck, Staniol, wo durchaus Zink, Blei, Silber aus Potosi eingearbeitet sein kann.

Wie kann man sich dein Arbeitsumfeld vorstellen?Wir sind die Verbündeten von 100 Fami-lien und über 500 Frauen, Jugendlichen und Kindern. Die Geschichte der Stadt Potosi ist stark mit der Ausbeutung von Ressourcen durch extensiven Bergbau ver-bunden. Der Berg forderte seit Beginn der Ressourcenausbeutung im 16. Jahrhundert durch die spanische Kolonialherrschaft ca. sieben Millionen Tote. Aktuell arbeiten 12.000 Bergleute mit einer durchschnitt-lichen Lebenserwartung von 35 Jahren am Berg. Nur ein Viertel ist sozialversi-chert. 20 Bergleute sterben im Durch-schnitt monatlich, vier bei Unfällen, 16 an Krankheiten wie Silikosis (Staublunge). Zurück bleiben Witwen von Bergarbei-

tern, von denen nur ein Viertel eine Rente bezieht, Palliris - Steineklopferinnen, die die Überreste aus dem Bergbau bearbeiten und deren Auskommen von den Welt-marktpreisen der Erze abhängt und Guar-das - Aufpasserinnen der Stollen und Ge-rätschaften, die in menschenunwürdigen Behausungen am Berg leben und einen Hungerlohn für ihre Arbeit bekommen. Hinzu kommen Traumatisierungen bei den Frauen und Kindern, unzureichende bzw. völlig fehlende soziale Absicherung, gesundheitliche Probleme und die Sorge um die Zukunft. Mit Unterstützung von INTERSOL bieten wir Rechtsberatung, Gesundheitsförderung, psychologische Beratung, Ausbildung, Einkommens- und

Organisationsentwicklung und Kinder- und Jugendförderung (in Form von Kin-derhorten und Stipendien) an.Viel Arbeit für eine kleine Organisation. Wie unterstützen die österreichischen StudentInnen und ExpertInnen dich und dein Team?In den letzten fünf Jahren waren 15 Stu-dentInnen und ExpertInnen bei uns in Potosi. Organisiert und betreut werden die Praktika und Einsätze von INTER-SOL. Es ist ein wichtiger Baustein in der Kooperation von MUSOL, IN-TERSOL und anderen Partnern rund um den Erdball. Bei MUSOL haben wir gute Erfahrungen mit den österrei-chischen „Voluntarios“ gemacht. Wir freuen uns über diese Zeichen der Soli-darität von jungen Menschen, es ermög-licht Vernetzung und Austausch und zeugt von einer besonderen politischen Einstellung. Für ein Praktikum ist es wichtig, dass die sprachliche Kompetenz gegeben ist. Daher absolvieren alle einen Sprachkurs in der Stadt Cochabamba. Dann kom-men sie nach Potosi und arbeiten für mindestens vier Monate bei uns. Eine kürzere Zeit macht wenig Sinn. Man muss richtig ankommen, die Hinter-gründe der Arbeit nachvollziehen, Ver-trauen aufbauen, die Arbeit definieren. Wir sind dankbar über die Mitarbeit, die viel Selbständigkeit voraussetzt. Un-ser kleines Team arbeitet mit viel Herz und Sachverstand. Bisher waren haupt-sächlich SozialarbeiterInnen und Psy-chologInnen bei uns. Wir sind offen für Studierende anderer Studienrichtungen oder AbsolventInnen.

Die gute Fee und 3 Wünsche – was wünschst du dir für MUSOL?Dieser Fee bin ich noch nicht begegnet, aber wenn, dann würde ich sie bitten, dass der politische Wille mit Taten untermau-ert wird. Viele Menschen sollen von Po-tosi, der Dramatik der Situation, der Ar-mut, aber auch dem Mut, der Kraft und dem Lebenswillen der Frauen erfahren und Taten setzen. Unternehmen, Studie-rende, Initiativen und Gruppen sind ein-geladen sich mit uns auf dem Weg ma-chen. Wir sind allen, die uns unterstützen – materiell und immateriell – dankbar, dass sie mit uns den Weg der Solidarität und Kooperation gehen.

Praktikum einmal anders MitArBEit BEi DEr BoLiviAniScHEn nGo MUSoL

Blick von der Stadt Potosi auf den cerro rico.

ibeth Garabito in Österreich mit ehemaligen Praktikantinnen.

Interesse an einem Personaleinsatz

bei MUSOL?

Dann informiere dich auf unserer Home-

page www.intersol.at

Bewerbungen inkl. Lebenslauf und Moti-

vationsschreiben an [email protected]

INTERSOL-Verein zur Förderung INTERna-

tionaler SOLidarität

Imbergstr. 2/3. Stock, 5020 Salzburg

Tel. 0662 874723

Quelle: Elisabeth Buchner

Quelle: Elisabeth Buchner

Studieren im Ausland14

Ein Praktikum ist der ideale Weg ins Berufsleben einzusteigen und wert-volle Einblicke in das Arbeitsleben zu gewinnen.

Von Eva Horvath

vorteile eines auslandsPraktikumsIm Unterschied zu einem Inlandsprakti-kum kannst du bei einem Auslandsprak-tikum intensiver unter Beweis stellen, dass du dich in einem fremden Umfeld zurechtfindest und dass du flexibel und multikulturell ausgerichtet bist. Du wirst viele interessante Leute kennenlernen und neben Kontakten, welche der Karri-ere in der Zukunft förderlich sind, neue Freunde finden. Außerdem werden na-türlich solche Zusatzqualifikationen er-worben, die für den späteren Beruf nütz-lich sein können. Auf jeden Fall ist so ein Praktikum ein dickes Plus im Lebenslauf und somit bei jeder Bewerbung. Und je-der hat es selbst in der Hand.

wie kann ich mir ein aus-landsPraktikum leisten?

Das Programm für Lebenslanges Lernen, dazu gehören Erasmus und Leonardo da Vinci, ermöglicht jungen Menschen be-rufsbildende Praktika in der EU.Das Erasmus-Programm ist Motor für die Modernisierung der Hochschulbil-dung in Europa und fördert Mobilität und grenzüberschreitende Zusammenar-beit. Weniger bekannt ist, dass du nicht nur studieren, sondern auch ein Prakti-kum mit Erasmus machen kannst. Die Studierenden der Uni Salzburg haben die Möglichkeit, in den EU-Mitgliedsstaaten und in Norwegen, Liechtenstein, Island, Kroatien oder in der Türkei entweder ein Pflicht-, oder ein freiwilliges Praktikum zwischen drei und zwölf Monaten zu absolvieren. Das Stipendium beträgt je nach Zielland 290-390€ pro Monat.

Wenn du wegen deines Studienabschlus-ses diese Möglichkeit schon verpasst hast, hast du noch eine andere Chance!

Das Leonardo da Vinci Programm kann ein optimaler Übergang vom aka-demischen zum professionellen Leben sein. Über Leonardo werden zwei bis

sechs monatige Praktika in der EU von Gradierten der Uni Salzburg gefördert (max. 1,5 Jahre nach Studiumabschluss). Das Stipendium beträgt je nach Zielland 400-600€ pro Monat und ist abhängig vom Entgelt.Ein Stipendium muss spätestens vier (Leonardo) bzw. sechs (Erasmus) Wo-chen vor Antritt bei BEP beantragt wer-den.

JedeR Studierende kann sowohl ein Erasmus-Studium als auch ein Erasmus-Praktikum absolvieren – und nach Ab-schluss des Studiums am Leonardo da Vinci Programm teilnehmen.

wie kann ich ein solches stiPendium beantragen?Das Büro für Europäische Programme (BEP) ist dabei Ansprechpartner für Studierende und Graduierte in West-österreich. Mit einer Praktikumszusa-ge bewirbst du dich beim BEP um das Stipendium. Auf der Homepage findest du die nötigen Informationen, Hinweise, Formulare und Erfolgsgeschichten an-derer TeilnehmerInnen. BEP informiert

InteressentInnen gerne über die finanzi-elle Unterstützung und gibt Tipps (über Wohnungsmöglichkeiten, Sprachkurse, Versicherungen, arbeitsrechtliche As-pekte u.v.m.) bei persönlicher und telefo-nischer Beratung. Interesse bekommen? Dann nutz’ die Chance und informier’ dich über Auslandspraktika in Europa!

büro für euroPäische Pro-grammeMag. Brigitte BergerTechnikerstr. 21a / 6020 InnsbruckTel: 0512/ [email protected]

erfahrungen „Ich habe ein Arbeitsfeld kennengelernt, das ich nicht mehr aufgeben möchte.“ Isabelle, Frankreich„...so tolle und spannende, kuriose und skurrile, einzigartige und schöne Erfah-rung erleben...“ Magdalena, Norwegen„Ich habe viele neue Fähigkeiten an mir entdeckt. Eine Erfahrung, die mein Le-ben verändert hat.“ Anna, Schottland

Let’s go mobileGEFÖrDErtE AUSLAnDSPrAktikA in EUroPA

Mit einem Buddy lebt sich‘s leichter – besonders für ausländische Studieren-de in Salzburg. Das Buddy-Network der ÖH stellt AustauschstudentInnen eine Begleitperson an die Seite, um sie für das Leben und das Studium in der Mozartstadt zu wappnen. Freund-schaften nicht ausgeschlossen!

Von Teresa Burian

„Just tell them that I‘m a good buddy“, sagt Marlene lachend zu dem 24-jährigen Austauschstudent Brandon aus New Me-xico, USA. „You are! Fantastic buddy!“, kommt die prompte Antwort. Marlene studiert Sport- und Politikwissenschaft, Brandon ist stolzer Inhaber von drei Ba-chelortiteln in den Fächern Geschichte, Politikwissenschaft und Recht. Derzeit arbeitet er an seinem Master in „Electri-cal Engineering“.Die beiden sind eines von etwa 50 Paaren des Buddy-Networks in Salzburg. Und Freunde geworden.

Koordiniert wird das Netzwerk vom In-ternationalen Referat der ÖH, derzeit unter der Leitung von Karima Yaacou-bi. „Es ist ein Service von Studierenden der Universität Salzburg für ausländische StudentInnen. Idealerweise werden Neu-ankömmlinge bereits am Bahnhof vom zugeteilten Buddy abgeholt“, so die Re-ferentin.

buddy aus überzeugungSinn und Aufgabe dieses Programms ist es, den sogenannten Incomings (interna-tionale Studierende, die nach Salzburg

kommen) tatkräftig zur Seite zu stehen und sie bei der Organisation und der Einrichtung ihres Lebens in der Mo-zartstadt zu unterstützen. Die Hilfe der Buddies kann schon bei der Ankunft ge-fragt sein oder auch nur in Belangen des Studiums. In jedem Fall ist der Beistand solcher MentorInnen von Vorteil, wie Marlene, einst selbst Erasmus-Studentin im schweizerischen Lausanne, berichtet. „Ich hatte dort auch einen Buddy und habe das sehr hilfreich gefunden, deswe-gen habe ich mich entschlossen, von die-ser Erfahrung auch wieder etwas zurück-geben. Ich bin mit meinem Buddy dort immer noch gut befreundet“, erklärt sie ihre Entscheidung, sich dem Programm der ÖH zur Verfügung zu stellen.

Über zu wenig Nachfrage seitens der Neuankömmlinge von internationalen Universitäten kann sich das Buddy-Net-work nicht beklagen. Von etwa 200 aus-ländischen Studierenden haben sich 75 für einen Buddy angemeldet. Seit eineinhalb Jahren arbeitet das Netzwerk auch mit dem Salzburg College zusammen, einer kleinen, privaten Bildungseinrichtung in der Stadt. „Dort hatten wir 15 Studieren-de heuer und die Rückmeldungen waren durchwegs positiv“, freut sich Karima. Auch Brandon, Marlenes Schützling, ist vom Buddy-Network begeistert. Er hat-te überhaupt keine Schwierigkeiten, sich hier zurechtzufinden. „It worked out very well!“, sagt er lachend.

Die internationalen StudentInnen benö-tigen die meiste Unterstützung bei alltäg-

lichen Kleinigkeiten und administrativen Dingen, etwa bei der Eröffnung eines Bankkontos, der Suche nach geeigneten Handytarifen oder in versicherungstech-nischen Belangen. Oder einfach nur, um sich bei dem Druckersystem der Uni zurechtzufinden, wie die zwei Buddies

erzählen. Brandon wollte Unterlagen für einen Kurs an einem Gerät in der Uni ausdrucken, Marlene hatte von dem Sys-tem zwar auch keine Ahnung, aber zu-sammen haben sie es dann geschafft.

neuer anlauf für das buddy-network 2011

Das Buddy-Programm soll in den näch-sten Semestern schrittweise verbessert und ausgebaut werden. Bei der Übernah-me des Internationalen Referats im Sep-tember 2010 passierten ein paar Missge-schicke: „Am Anfang gab es auch negative Rückmeldungen. Auf etwa 70 Anfragen für Buddies hatte ich nur 55 unserer Stu-dentInnen zur Verfügung. Da kam es dann zu „Doppelbelegungen“ und einem Buddy

hatte ich drei Personen zugeordnet, der war natürlich nicht sehr begeistert“, be-dauert die Referentin des Internationalen Referats. Der Mangel an inländischen Buddies ist ein generelles Problem, den Karima mit der Freiwilligenbasis erklärt. Es gibt keine Anerkennung für diese

Tätigkeit, wie zum Beispiel in Form von ECTS-Punkten.

Das kommende Sommersemester gilt als offizielle Testphase für die Neuerungen im Buddy-Network. Geplant sind Daten-erhebungen zu Sprachkenntnissen, Stu-dienrichtung und Freizeitinteressen der Buddies, um eine bessere Übereinstim-mung bei den Buddy-Paaren zu erzielen. Wünsche hinsichtlich der Nationalität des Gegenübers werden berücksichtigt, ergänzt Karima, zum Beispiel wenn man sich in einer bestimmten Sprache üben möchte. Schließlich sollen ja auch die Salzburger Buddies von dem Netzwerk profitieren: „Kompetenzen im Umgang mit anderen Kulturen sind nie verkehrt!“

„I guess I can say we became friends!“ DAS BUDDy-nEtWork DEr ÖH SALZBUrG

Gelungenes Buddy-Net(t)working: Austauschstudent Brandon, ÖH-Referentin Karima und Buddy Marlene (v. l.).

Quelle: Uni:Press

Studieren im Ausland 15

Katrin Fleischmann, 23, Kommunikationswissenschaften (Teneriffa, Spanien)Sommer, Palmen, Sonnenschein – so soll Teneriffa sein! Erasmus bedeutet für mich in erster Linie die Sprache, sowie Land und Leute kennenzulernen. Man kann sich meist nur wenig für die Heimatuni anrechnen lassen. Im Vordergrund steht daher der interkulturelle Austausch nicht nur mit dem Gastland, sondern auch mit den an-deren Erasmusstudierenden aus ganz Europa. Leute lernt man hier schnell auf den ganzen Partys kennen, die quasi täglich sind. Aber man sollte auch die Uni nicht vergessen. Es ist schon schwer, da Seminare und Prüfungen alle in einer fremden Sprache sind. Auf jeden Fall ist das Auslandssemester eine Erfahrung, die man unbedingt machen muss.

Birgit Aschenberger, 23, Pädagogik (Reykjavik, Island)Wer sich auf die Spuren den schönsten Frauen oder den stärksten Männer der Welt begeben möchte, liegt mit einem Auslandssemester in Reykjavik, Island genau richtig. Das Land der Elfen und Trolle begeistert nicht nur mit abwechslungsreichen Naturphänomenen, wie Vulkane, Geysire oder Nordlichter, sondern vor allem durch die hohe Wertigkeit der Kultur, sodass sich die Hauptstadt Reykjavik des Öfteren in ein einzig großes Festival verwandelt. Die Universität Islands bietet ne-ben dem technisch modernen Equipment vor allem eine qualitativ hochwertige, individuelle Studiermöglichkeit. Das kann ich durch meine Erfahrungen an der Fakultät Erziehungswissenschaft nur begeistert bestätigen.

Marlene Hochrainer, 24, studiert Psychologie (Rotterdam, Niederlande) Rotterdam, auch genannt Manhattan an der Maas, ist als eine sehr moderne, lebendige, multikulturelle Stadt und ideal geeignet für ein Auslandssemester. Ein Muss für AustauschstudentInnen in Rotterdam ist es, sich den größten Seehafen Europas, die bewohnbaren Kubushäuser, die gigantischen Brücken und den ob-szönen Santa Claus anzusehen. Sowie typisch nieder-ländische Bitterballs, Stroopwaffeln und natürlich viel Käse zu probieren. Die Erasmus Universität Rotter-dam, an der ich Psychologie studiere, hat einen hohen Standard und bietet viele Möglichkeiten, um inter-nationale Studierende sowie Locals kennenzulernen.

Studierende, die gerade im Ausland sind

Name: Zuzana KliskáAlter: 21Herkunft: Uni Bratislava, SlowakeiStudienrichtung: Jus im siebten SemesterAustauschprogramm: Erasmus

Wie lange bleibst du in Salzburg und warum bist du her-gekommen? Ich bin im September nach Salzburg gekommen und blei-be für zwei Semester, das heißt bis zum Sommer. Salzburg ist eine schöne Stadt und hat auch eine gut qualifizierte Universität. Außerdem ist ein Grund, warum ich hierher-gekommen bin, dass ich nicht so weit weg von zu Hause und meiner Familie bin. Darum kann ich auch einmal im Monat heim fahren.

Die Sprache wird wahrscheinlich für dich auch ein Grund gewesen sein, dich für Österreich zu entscheiden, oder?Ja, natürlich! Ich hatte sechs Jahre lang Deutschunterricht in der Schule, aber leider fehlte mir die Praxis. Im Laufe dieses Jahres möchte ich meine Deutschkenntnisse ver-bessern und auch anwenden können.

Machen viele deiner Jus-StudienkollegInnen ein Aus-landssemester?Nein, es möchten zwar viele eines machen, aber auf mei-ner Fakultät sind die Plätze auf sechs beschränkt. Für die-se sechs Plätze haben sich ungefähr 100 Leute beworben. Ich habe dafür, dass ich genommen werde viele Treffen und Konferenzen schon im Vorhinein besuchen müssen.

Name: Heidi LiukkoAlter: 24Herkunft: Uni Tampere, FinnlandStudienrichtung: Germanistik und Anglistik im siebten SemesterAustauschprogramm: Joint Study

Heidi, wie lange bleibst du in Salzburg?Ich bleibe für zwei Semester hier, das heißt im Sommer muss ich wieder zurück nach Finnland fahren.

Warum sagst du, du musst wieder zurückfahren? Gefällt es dir hier in Salzburg so gut, dass du nicht mehr zurück willst?Ja, mir gefällt es hier sehr gut. Ich mag die Stadt und ich wollte in ein Land fahren, wo man Deutsch spricht, damit ich die Sprache noch besser lerne. Und ich bin sehr gerne im Ausland. Ich möchte ganz Europa sehen! Außerdem ist das Leben in Salzburg für mich relativ billig. Finnland ist viel teurer als Österreich, das gefällt mir! *lacht*

Warst du schon öfter für längere Zeit im Ausland?Ja, ich war nach meinem Schulabschluss für ein halbes Jahr in Deutschland, wo ich auf einem Wein-gut gearbeitet habe. Während dieser Zeit habe ich auch gut Deutsch gelernt, aber ich möchte es noch besser können.

Name: Ivona BuchtováAlter: 26Herkunft: Uni Prag, TschechienStudienrichtung: Jus im elften SemesterAustauschprogramm: Erasmus

Iovona, warum hast du dir Salzburg ausgesucht für dein Auslandssemester?Salzburg war schon immer meine erste Wahl, weil es eine sehr schöne Stadt ist und meiner Meinung nach auch nicht zu groß, wenn man nur ein Semester hier verbringt. Außerdem ist es nicht so weit weg von zu Hause, weshalb ich auch zu Weihnachten heimfahren kann zu meiner Familie.

Wo und wovon lebst du hier in Salzburg?Ich wohne in einer Wohngemeinschaft mit zwei deut-schen Mädchen. Einen Teil des Geldes, das ich zum Le-ben brauche, kann ich von den Fördergeldern bezahlen, die ich von der Erasmus Organisation bekomme, aber einen Großteil müssen meine Eltern beisteuern.

Kennst du auch andere Erasmus-StudentInnen hier in Salzburg?Ja, natürlich. Es wird sowohl von der Organisation, als auch von uns selbst immer wieder etwas organisiert. Wir treffen uns häufig und gehen zusammen tanzen, auf Ka-raoke-Abende, kochen gemeinsam oder machen Partys.

Drei Austauschstudentinnen erzählen über ihre Zeit hier in Salzburg

Studieren im Ausland16

Die Kürzung der Familienbeihilfe ab Juli 2011 erschwert das Studie-rendenleben. Das dadurch entstan-dene Loch im Portemonnaie muss gestopft werden. Die Uni:Press hat nachgefragt, wie sich Betroffene, die in absehbarer Zeit das Kinder-geld verlieren, mit ihrer neuen Ein-kommenssituation arrangieren. Oft führt kein Weg an zusätzlichen Jobs oder einer gesteigerten Erwerbstä-tigkeit vorbei, um weiterhin studie-ren zu können.

Von Teresa Burian

Die 24-jährige Christine studiert Bi-ologie und Lehramt Deutsch im drei-zehnten Semester. Bisher hatte sie etwa 450 Euro zur Deckung der monatlichen Lebenshaltungskosten zur Verfügung, die sich aus Taschengeld und dem Lohn ihrer ganzjährig geringfügigen Beschäfti-gung zusammensetzen. Die 200 Euro der Familienbehilfe wurden bisher für ihren StudentInnenheimplatz aufgewendet. Nun wird dieser Betrag auch von ihren Eltern beigesteuert. „Wofür ich ihnen sehr dankbar bin! Aber sie fragen mich jetzt schon öfter, wann ich denn fertig werde“, fügt Christine hinzu. Um auch sonst noch ein bisschen leben zu können,

hat sie bisher immer in Sommermona-ten von Juli bis September durchgehend gearbeitet: „Mit diesem Geld stolpere ich halt so durch das Jahr.“ Momentan verdient sie bei einem zweimonatigen Praktikum noch ein wenig dazu. Danach überlegt Christine, ihre geringfügige Tä-tigkeit aufzustocken und zusätzlich im freien Februar zu arbeiten.

Peter, ebenfalls 24 Jahre jung, studiert Geschichte und Englisch auf Lehramt im neunten Semester. Er fühlt sich mit seinen durchschnittlich 900 Euro pro Monat recht gesegnet: „Mein Vater über-weist mir großzügigerweise 500 Euro pro Monat.“ Der Rest setzt sich aus dem Entgelt einer geringfügigen Beschäfti-gung mit acht Stunden pro Woche und Ersparnissen der Ferialarbeit im Sommer zusammen.

Ein günstiger WG-Platz erspart hohe Ausgaben fürs Wohnen. Peter hat al-les durchkalkuliert und Ersatz für die Familienbeihilfe gefunden: „Mit dem Geld aus Ferialjobs plus den jeweiligen dreizehnten und vierzehnten Gehältern daraus habe ich bis Dezember 2012 vor-gesorgt. Da möchte ich ohnehin mit mei-nen Studien fertig sein. Ohne die Arbeit

im Sommer müsste ich mich natürlich sehr einschränken“.

Katrin ist 25, studiert Biologie und Ita-lienisch auf Lehramt. Derzeit ist sie im dreizehnten Semester. Im Monat hat sie etwa 500 Euro für ihre Lebenserhal-tungskosten zur Verfügung. Darin ent-halten ist auch der Lohn, den sie für ihre geringfügige Beschäftigung bei einem Nachhilfeinstitut erhält.

Ihr großes Glück: Sie lebt zusammen mit ihrem Freund in einer Eigentumswoh-nung. Somit fallen hohe Kosten für das Wohnen weg. „Es mangelt mir an nichts. Aber da sich durch den Wegfall der Fa-milienbeihilfe mein Monatsbudget fast halbieren wird, werde ich definitiv mehr arbeiten müssen, um mir das Studieren weiterhin leisten zu können.“ Katrin be-fürchtet, dass sich aufgrund der gestei-gerten Erwerbstätigkeit dann ihr Studi-um verlängern wird.

infoboxBeim Strukturieren der Finanzen hilft der Haushaltsbudgetrechner der AK Salzburg:http://goo.gl/Wn4EC (shortcut)

Seitenblicke in studentische Geldbeutel UMFrAGE ZUM tHEMA FAMiLiEnBEiHiLFE

„Wir sowjetisieren“, beschreibt Ste-phanie Fediakov-Flögel aktuelle Entwicklungen im österreichischen Hochschulwesen. Ein Ausdruck, den die langjährige Russischlektorin am Institut für Slawistik vor einiger Zeit prägte und den manche ihrer Kolle-gInnen inzwischen übernommen ha-ben. Als junge Frau hatte sie in den frühen 70er-Jahren das Leben und den Unibetrieb in der Sowjetunion aus erster Hand miterlebt – als eine der wenigen westlichen StudentInnen, die damals für ein Studium an sowjet-russischen Universitäten zugelassen waren.

Von Karin Seethaler

Sie waren eine Gruppe von nicht mehr als zehn. Zehn Studenten und Studen-tinnen aus ganz Österreich, die 1973 für einen akademischen Austausch mit der Sowjetunion ausgewählt wurden. Dass in diesem Jahr zum ersten Mal seit Bestehen des Programms auch zwei Studierende des Instituts für Übersetzen und Dolmetschen (heute Zentrum für Translationswissen-schaften) der Uni Wien an diesem Aus-tausch teilnehmen konnten, ging dabei in erster Linie auf die engagierte Vermitt-lung einer der dort arbeitenden russischen SprachlehrerInnen zurück. Sie war es, die

mit einem offiziellen Empfehlungsschrei-ben ans österreichische Bildungsministe-rium die Sache ins Rollen brachte. Eine der beiden in ihrem Brief Erwähnten: die damals knapp über zwanzig Jahre alte, aus Niederösterreich stammende Stephanie Fediakov-Flögel.„Vom Bildungsministerium ging das Schreiben dann rüber ans Außenministe-rium, die es weiterreichten an das sowje-tische Außenministerium, die das von dort aus wiederum in andere Kanäle weiterlei-teten“, erinnert sich Fediakov-Flögel an den zähen bürokratischen Prozess, der zu durchlaufen war, bevor ihr Auslandsseme-ster am „Moskauer Pädagogischen Institut für Fremdsprachen“ endgültig unter Dach und Fach gebracht werden konnte. Doch Hartnäckigkeit und Warten zahlten sich letztlich aus, denn irgendwann schließlich war es so weit: Die nötigen Dokumente waren besorgt, das beantragte Stipendium bestätigt und auch ein Zimmer im Studie-rendenheim vorreserviert. Der geplanten Studienfahrt in die Hauptstadt des Arbei-terInnen-, Bauern- und Bäuerinnenstaates stand nichts mehr im Weg.

eine „beschaffungsgesellschaft“

So nennt Fediakov-Flögel die Welt, in die sie bei ihrer Ankunft in Moskau ein-

tauchte. Lebhaft in Erinnerung ist ihr das tägliche Schlange stehen vor den Ge-schäften, der florierende Devisenschmug-gel, die Berjoska („Birkchen“) genannten Läden, in denen gegen Fremdwährung anderswo nicht erhältliche Waren er-standen werden konnten. Als streng hie-rarchisch geordnet empfand die in diese Umgebung hineingezogene junge Frau damals die als klassenlos bezeichnete so-wjetische Gesellschaft. Eine Gesellschaft, in der jede Berufsgruppe ihre eigenen sozialen Strukturen pflegte, Theaterleute unter Theaterleuten verkehrten, Musike-rInnen ihre eigenen Lokale betrieben, in denen sie unter sich bleiben konnten und in jeder Studierendengruppe ein Spitzel des KGB saß – oder man das zumindest vermuten musste. Und doch war dies nur ein Aspekt des universitären und sozialen Alltags, den junge ausländische Studen-tInnen damals während ihres Aufenthalts in der – kaum merklich – aber unaufhalt-sam in Richtung Perestroika strebenden Sowjetunion miterlebten. Als genauso prägend etwa beschreibt Fediakov-Flögel die Erfahrung eines „fantastischen Unter-richts“ in einer Umgebung, in der die Lat-te für akademisches Arbeiten sehr hoch lag und in der man über eine technische Ausstattung verfügte, die die österreichi-schen Gäste erstmal staunen ließ. Das

institutseigene Fremdsprachenlabor bei-spielsweise, inklusive ständiger Betreuung durch einen ausgebildeten Techniker, war Standard. Ein Niveau, von dem man heu-te an österreichischen Hochschulen nur träumen könne, wie die Russisch Lekto-rin nachdrücklich anmerkt. Ob sie glaube, dass ein Auslandsstudium heute leichter zu bewerkstelligen sei als zu ihrer Zeit, damals in den 70er-Jahren, zumal in einer Welt, die keinen politischen „Ostblock“ mehr kennt, keinen „Eisernen Vorhang“? Eigentlich nicht, gelangt Stephanie Fedi-akov-Flögel nach kurzem Überlegen zu einem abschlägigen Urteil. Gerade was Russland betrifft, das nicht in europäische Austauschprogramme wie „Erasmus“ ein-gebunden ist, sei die Situation in den ver-gangenen Jahren vielleicht sogar wieder etwas schwieriger geworden. Das liege vor allem an der immer stärkeren Verschulung und Straffung des Universitätsbetriebes in Europa, durch die eher neue Hürden ge-baut als – wie versprochen – alte abgebaut würden. Hindernisse, über die man früher viel-leicht auch eher mal hinwegsah, wenn es beispielsweise um die Anrechnung von im (außereuropäischen) Ausland erbrachten Studienleistungen ging, so Fediakov-Flö-gel resümierend. „Heute wird das jetzt von unserer Seite oft zu eng gesehen.“

Back in the U.S.S.R. AUSLAnDSStUDiUM HintEr DEM EiSErnEn vorHAnG

christine: „Größere Ausgaben für einen Urlaub oder ein Auto sind nicht drin.“

Quelle: Teresa Burian

Peter: „Mir geht’s auch nach der Streichung noch recht gut!“

katrin:„Zum Sparen bleibt nichts übrig.“

Politik 17

Studierenden bläst in diesen Tagen ein kalter Wind um die Ohren. Der Ausfall der Familienbeihilfe bedeutet für viele den Verlust einer wertvollen monatlichen Finanzspritze. Doch das ist nur eine der vielen Hürden, die StudentInnen der heutigen Generati-on überwinden müssen.

Von Teresa Burian

Willkommen im Prekariat! - eine In-skriptionsbestätigung kommt dieser Tage einer solchen Einladung gleich. Dieser neusprachliche Begriff aus der Soziolo-gie leitet sich von dem Adjektiv „prekär“ (misslich, bedenklich) und dem Wort „Proletariat“ ab. Ursprünglich waren es einkommensschwache Beschäftigte in unsicheren Arbeitsverhältnissen, Lang-zeitarbeitslose und Alleinerziehende, aber auch junge HochschulabsolventInnen, die sich im sogenannten „Prekariat“ wie-dergefunden haben. Kennzeichnend für diese Gruppe sind Niedrigsteinkommen und Schulden, sowie mangelnde Bildung, kombiniert mit wenigen Chancen auf eine bessere Zukunft. Mittlerweile gehört eine ganze Generation von Studierenden zumindest teilweise dieser heterogenen Gesellschaftsschicht an. Oder balanciert beständig zwischen kreativen (Über-) Le-bensstrategien und existenzbedrohenden Bedingungen hin und her. Wer kann sich das in Zeiten der Wirtschaftskrise lei-sten? Mit dem Herabsetzen des maxima-len Bezugsalters der Familienbeihilfe auf 24 Jahre und dem Streichen des Zuschus-ses zur studentischen Selbstversicherung hat die Politik die Österreichs Studieren-de schwer getroffen. Diese Maßnahme der Bundesregierung gesellt sich zu einer Reihe anderer Schwierigkeiten, mit de-nen angehende AkademikerInnen heute zu kämpfen haben. Es ist ein Hürdenlauf zum Diplom- oder Mastertitel, begleitet von Klischees des studentischen Müßig-gangs, wilder Partynächte und sorgloser Verantwortungsfreiheit.

kein „schlendrian“ erlaubt

„Unter diesen Bedingungen würde ich nicht noch mal ein Studium beginnen“ - so der Wortlaut einer Diplomandin beim Mittagstisch in der Mensa. Sie spricht für viele KollegInnen, welche die bildungspolitischen Entwicklungen der letzten Jahre mit wachsender Sorge beo-bachten. Die im Jahr 2010 beschlossenen Sparmaßnahmen der Regierung nehmen Studierende in den sprichwörtlichen Schwitzkasten. Etwa 130.000 Studen-tInnen bis 24 Jahre wird die 13. Familien-beihilfe gestrichen, was einen Verlust von 152,70 € pro Jahr bedeutet. Wäre dies viel-leicht noch zu verschmerzen, so trifft es die über 24 bis 26 jährigen Studierenden, beziehungsweise deren Familien, beson-ders hart: Sie verlieren alle 13 Monatsbe-züge sowie zwölf mal den Kinderabsetz-

betrag mit 58,40 €. Das ergibt einen jährlichen Gesamtverlust von 2.685,90 €. Für viele (weiterhin) Studierwillige ist das eine beachtliche Summe, die es aus-zugleichen gilt. Der zusätzliche Wegfall des Ministerium-Zuschusses zur stu-dentischen Selbstversicherung bedeutet für etwa 37.000 Betroffene einen knapp 300 Euro höheren Versicherungsbeitrag pro Jahr. Für StudienanfängerInnen be-deutet dies, dass die Unterstützung der Eltern oder ein Nebenjob für die Dauer des Studiums unumgänglich sein wer-den. Die Beihilfenkürzungen betreffen besonders SchulabgängerInnen von be-rufsbildenden höheren Schulen, da diese später zu studieren beginnen, ebenso wie jene, die ein Freiwilliges Soziales oder Ökologisches Jahr absolvierten. War man vor Aufnahme des Studiums erwerbs-tätig oder beschließt, nach Abschluss des Bachelorstudiums berufspraktische Erfahrungen zu sammeln, wird die Al-tersgrenze ebenfalls überschritten. Auch ein Studiumswechsel, Studien mit hoher Mindestdauer oder Studienzeitverzö-gerungen aufgrund überfüllter Lehr-veranstaltungen sowie Doppelstudien sprengen den kurzen Bezugszeitraum der Familienbeihilfe. Die Tatsachen, dass ein erfolgreicher Abschluss (besonders in Geisteswissenschaften) keine Jobgarantie ist, in der Berufseinstiegsphase verstär-kt mit Arbeitslosigkeit oder zumindest niedrigen Anfangsgehältern gerechnet werden muss und unsichere Beschäfti-gungsverhältnisse auf einen warten, bie-ten nicht unbedingt Anreiz zum Studie-ren. Auch höhere Gehälter im späteren Arbeitsleben bedeuten nicht notwendi-gerweise einen Ausgleich des entstan-denen Verdienstentgangs während des Studiums, aufgrund der höheren Besteu-erung.

studierende in der einkommensarmut (-sfalle)

Martin Schenk, Sozialexperte der Di-akonie Österreich und Mitinitiator der Armutskonferenz, erhält immer öfter Anfragen von Studierenden in einer Not-lage. Im Interview mit einer großen ös-terreichischen Tageszeitung unterschei-det er hinsichtlich Armutsgefährdung zwischen der Einkommensarmut (unter 950 Euro monatlich) und Deprivation, also soziale Ausgrenzung sowie die Exi-stenz unter bedrückenden und schwie-rigen Verhältnissen, beispielsweise auf-grund einer Krankheit. Die Mehrheit der StudentInnen kann als einkommensarm bezeichnet werden, zumal deren Studie-rendenstatus ein vorübergehender ist. In Sonderfällen, wie bei Studierenden mit Kind (ern) oder nach einem Burn-out ist das Risiko der Armutsgefährdung er-höht. Nicht alle werden vom bestehenden Stipendiensystem aufgefangen.Bildung wird in Zukunft verstärkt ver-

mögens- und standesabhängig sein, wie Ergebnisse der Studierenden-Sozialer-hebung 2009 belegen. Seit etwa 15 Jah-ren hat sich an der sozialen Herkunft von StudienanfängerInnen – gemessen am sozio-ökonomischem Lebens- und Bildungsstand der Eltern – kaum et-was verändert. Zwischen 1998 und 2009 sank der Anteil an HochschülerInnen aus den sogenannten „bildungsfernen“ Schichten von 26% auf 19%, während der Anteil an StudentInnen aus besser ge-stellten Schichten mit circa 33% konstant blieb. Ungünstige oder benachteiligende Lebensumstände wirken sich also vor-selektierend auf die Zusammensetzung der zukünftigen AkademikerInnenschaft aus. Die durchschnittliche Verweildau-er am Hochschulsektor wird vermutlich verkürzt werden, ein Anstieg an Absol-ventInnen mit Bachelortiteln ist wahr-scheinlich.

weniger studieren, mehr arbeiten

Um die finanziellen Belastungen zu überbrücken, wird vielfach eine gestei-gerte Erwerbstätigkeit von Nöten sein. Von zehn StudentInnen sind laut Stu-dierenden-Sozialerhebung 2009 bereits sechs neben dem Studium erwerbstätig. Generell sind ältere HochschülerInnen (70% der 26jährigen) mit etwa 25 Wo-chenstunden häufiger und mehr be-rufstätig als jüngere KollegInnen (60% der 24jährigen) mit knapp 20 Wochen-stunden. Dieses hohe Erwerbsausmaß bremst den Studienfortschritt erheblich ein. Es ist zu erwarten, dass, in Anbe-tracht der Beihilfenkürzungen, der An-teil arbeitender Studierender und deren Beschäftigungsausmaß weiterhin stei-gen werden. Doch genau hier scheint sich die Katze in den Schwanz zu bei-ßen – weniger Geld und die daraus re-

sultierende Notwendigkeit, mehr Zeit in den Broterwerb anstatt in das Studium zu investieren, Verzögerungen in Kauf zu nehmen und auf längere Sicht im „Prekariat“ gefangen zu sein, wirken sich zwangsläufig negativ auf Psyche und Motivation aus. Wie die Uni:Press be-reits in der letzten Ausgabe berichtete, verzeichnen psychologische Beratungs-stellen für StudentInnen zum Teil einen Anstieg von 20% an Beratungsgesprä-chen. Diese gesteigerte Nachfrage für psychologische Unterstützung erklärt sich bei Betrachtung des Herausforde-rungskatalogs an Studierende von selbst: Studiumsabschluss in Mindestzeit trotz Nebenjobs oder überlaufener Lehrver-anstaltungen, ausgezeichneter Noten-spiegel, Abwicklung und Koordination der Abschlussarbeit mit überlasteten BetreuerInnen, Erwerb zusätzlicher Fertigkeiten wie Sprachen und andere Zusatzausbildungen für den Lebens-lauf, das obligatorische Auslandsseme-ster und unbezahlte Praktika. Dennoch entschieden sich im Wintersemester 2009/2010 wieder über 68.000 Men-schen für ein Studium in Österreich, davon sind etwa 17.000 Studierende aus dem Ausland. Die Zahl ordentlicher StudentInnen stieg von 1955 bis 2000 kontinuierlich an. Die Einführung der Studiengebühr im Jahr 2001 brachte einen kurzen Einbruch, bald erreichten die Zahlen jedoch wieder ihr ursprüng-liches Niveau. Derzeit scheint der Wei-terbildungswille junger Menschen noch ungebrochen.

Erst die Arbeit, dann das StudierenQuelle: Uni:Press

details zur studierenden- sozialerhebung 2009http://goo.gl/yQzwx (shortcut)

ordentliche Studierende 1955 – 2009, Studierende in Österreich im WS 09/10, Statistik Austriahttp://goo.gl/EtnGz (shortcut)

Arm wie eine kirchenmaus? Wer studieren will, muss viel Zeit in den Broterwerb investieren.

18 UNI & SERVICEPolitik

Wie viel Energie benötigt die Her-stellung einer Tonne Papier? Wie viel Warmwasser fließt bei einer Minute Duschen in den Abfluss? Wie hoch ist der Energieaufwand für einen Kilo-meter Autofahren pro Kopf und Nase im Vergleich mit einer gleich langen Bus- oder Zugfahrt? Fragen wie diese sind es, die das im Mai 2010 gestartete ÖH-Projekt Uni:Nachhaltig beant-worten will. Wie mit solchem Wissen im Alltag umgegangen werden kann, darüber können sich Interessierte in den von der Initiative organisierten Workshops und ExpertInnenvorträ-gen, im Internet und in einer Reihe von Themenbroschüren informieren.

Von Karin Seethaler

Es ist ein Kampf an vielen Fronten, den das Referat für Gesellschaftspolitik, Menschenrechte und Ökologie, Initia-tor des Projektes Uni:Nachhaltig, aufge-nommen hat. Die Waffen, mit denen die Schlacht geschlagen wird, sind Begriffe wie „Biodiversität“, „Energiezukunft“, „Ökologischer Fußabdruck“ und Akti-onen wie Solarkochergrillen, Open-Air-Kino und Infowochen, inklusive Exkur-sion zum Biobauernhof und einem von der „Volxküche“ beigesteuerten vegeta-rischen Buffet. Umweltschutz kann Spaß machen, lautet die Botschaft, und kommt darüber hinaus meist auch den Finanzen zugute.

Das übergreifende Thema heißt „Nach-haltigkeit“. Es ist das Siegel, unter dem die ÖH Salzburg das bunte Aktionspa-ket im Mai 2010 zu einer eigenständigen Kampagne zusammenschnürte. Ein „öko-logisches Feigenblatt“ für KritikerInnen, denen der Sammelbegriff ein rotes Tuch ist und die hinter dem Schlagwort eine leere Worthülse vermuten. Doch die In-itiative zeigte, dass sie die Probleme und Fragestellungen, die sie propagiert, ernst nimmt und setzte sich ein ehrgeiziges Ziel: Langfristig der Universität eine Vorreiterrolle in der Planung zukunfts-fähiger Lebens- und Wirtschaftsweisen zuzuschreiben. Eine ambitionierte Vor-gabe, die man durch parallele Anstren-gungen in drei Bereichen erreichen will: einerseits durch direkte und öffentlich-keitswirksame Aufklärungsarbeit unter den Angehörigen der Universität (mittels Angeboten wie den oben beschriebenen); gleichzeitig auch durch interne Lobbyar-beit und das Etablieren umweltschutzre-levanter Themen in den Lehrplänen.

„wir wollen fairtrade kaffee in den mensen!“

Kleinvieh macht auch Mist, sagt ein Sprichwort. Um das zu veranschaulichen, greifen die Aktivisten und Aktivistinnen von Uni:Nachhaltig gerne auf Vergleiche zurück, die zunächst dazu dienen, die Größenverhältnisse ins rechte Licht zu

rücken. Wie bemisst sich zum Beispiel der tatsächliche Klimavorteil von Recy-clingpapier? Antwort: Der Kohlendio-xidausstoß, der durch Verwendung von Recyclingpapier vermieden wird, ent-spricht bei einer Tonne Papier der eines Pkws auf der Strecke Paris-Berlin. – Und die beträgt immerhin 880 Kilometer. Ein triftiger Grund also, mit gutem Beispiel voranzugehen und den eigenen Ver-brauch auf das Recyclingprodukt umzu-stellen, fand Uni:Nachhaltig und regte gleichzeitig an, dass diese Alternative ab sofort auch in den Printcentern der Universität angeboten wird. Ein Etap-penerfolg bei dem Versuch, die internen Abläufe der Universität ökologischer und wirtschaftlicher zu gestalten, den die Ini-tiative dann vor einigen Monaten auf ih-rer Internetseite (http://oeh-salzburg.at/uninachhaltig) stolz präsentieren konnte.Aber auch andere kleine Erfolge konn-ten in der ersten Phase der Kampagne vermeldet werden. Einen weiteren Teil-sieg in Sachen Papierkonsum etwa gab das Projekt im Mai bekannt, als es ge-lang, in Kooperation mit den Zentralen Wirtschaftsdiensten die Änderung des Preisverhältnisses von einseitigem und doppelseitigem Druck an den Uni-Flow Druckern der Universität durchzusetzen. Wer doppelseitig kopiert, zahlt an den Geräten seitdem im Verhältnis weniger als hartnäckige Einseitigkopierer. Zu-sätzlicher Vorteil laut Uni:Nachhaltig: „Die doppelseitig kopierten Skripten helfen Platz zu sparen.“Es geht um praktisches Handeln. Da-rum, den eigenen Spielraum auszuloten

und so weit wie möglich zu nutzen. En-gagement statt Resignation ist die Devi-se. Tatjana Markl, Vorsitzende der Ös-terreichischen HochschülerInnenschaft Salzburg, drückte es im Rahmen der feierlichen Eröffnung der Kampagne im Mai folgendermaßen aus: „In Zeiten des Spardrucks den Kopf in den Sand zu ste-cken führt zu nichts. Vielmehr wollen wir die Zukunft aktiv gestalten. In entschei-denden Fragen der Zeit vorauszugehen, gehörte seit jeher zum Selbstverständnis der Universitäten. Mit Uni:Nachhaltig wollen wir diesen viel zu oft übersehenen gesellschaftlichen Mehrwert der Univer-sitäten aktiv demonstrieren“.Mangelnde Aktivität kann man dem Referat für Gesellschaftspolitik in die-

ser Sache gewiss nicht vorwerfen – auch nicht was Kreativität bei der Formulie-rung und Umsetzung damit verbundener Forderungen betrifft. So zirkuliert etwa seit Juni auch eine Onlinepetition zur Einführung von FairTrade Kaffee an den Mensen der Universität. Grund da-für: Der derzeit dort angebotene Kaffee mit dem Rainforest Alliance Gütesiegel diene nur dazu, die Konsumenten zu ver-wirren. Das Pseudogütesiegel, das auch beim Greenpeace Marktcheck schlecht abschnitt, werde vorgeschoben, um hö-here Preise zu rechtfertigen. Ein Schutz der Ökosysteme in den Kaffee produ-zierenden Ländern und Einhaltung der ArbeiterInnenrechte in der Herstellung seien dadurch nicht garantiert.

resonanz

Themen wie diese kommen bei den Stu-dierenden an, weiß Sabine Helmber-ger, eine der MitbegründerInnen von Uni:Nachhaltig. Die Studentin steht an der NaWi hinter einem Infostand, verteilt Häppchen mit Hanfaufstrich, Soyadrinks und Orientierungsmaterial und freut sich über das rege Interesse der Vorüberge-henden, von denen einige immer wieder stehenbleiben, nachfragen, zugreifen. Vor einer halben Stunde erst haben sie auf-gebaut, erzählt sie und schon habe man ein beachtliches Publikum gewonnen. Das Thema der laufenden Infokampagne: Fleischkonsum, Massentierhaltung und der damit verbundene Ressourcenver-

brauch. „Es geht ja nicht darum, gar kein Fleisch zu essen“, beruhigt Sabine Helm-berger eine Kommilitonin, die mit der Frage an sie herantritt, ob sie denn gegen Fleisch wäre. Nein, das ist sie nicht. Viel-mehr gehe es darum, ein Bewusstsein für den Fleischkonsum zu schaffen, vielleicht auf regionale Produkte umzusteigen. Die Studentin nickt zustimmend. Während-dessen steckt ihr Begleiter ein Gratisfeuer-zeug der FairTrade-Initiative ein, blättert in ein paar Prospekten und Magazinen und studiert das Programm der aktuell angebo-tenen Vorträge und Diskussionsrunden. Vier Pfoten, Südwind, die „Bio-Hofkä-serei Fürstenhof“ – die Liste der Beteili-gten ist bunt. Aber auch eine ganze Reihe öffentlicher Stellen und Einrichtungen unterstützen Uni:Nachhaltig, stellen In-formationsmaterial zur Verfügung, entsen-den ExpertInnen, die zu den Studierenden sprechen sollen. Zu den dauerhaften Part-nern, die gewonnen werden konnten, zäh-len BIO AUSTRIA, Greenpeace, Intersol, Stadt und Land Salzburg, EZA, die Grü-ne Bildungswerkstatt, wie auch die Cle-an Clothes Kampagne – um nur einige zu nennen. Und wenn die AktivistInnen nun selbst ein Fazit aus bald elf Monaten Uni:Nachhaltig ziehen sollten? Die Erfah-rung habe gezeigt, dass die Studierenden der Uni Salzburg für die Problematik of-fen wären, so der Tenor. Insbesondere bei Fragen, die den eigenen Alltag betreffen stoße man auf großes Interesse, Fragen wie Energieeffizienz, öffentlicher Verkehr, Bi-oprodukte. Hier will man in Zukunft noch stärker aktiv werden. Die nächste Kampa-gne? Wahrscheinlich Mülltrennung. Man wird sehen.

Heute, morgen und übermorgenWiE DiE Uni in FrAGEn DES WirtScHAFtEnS Mit nAtürLicHEn rESSoUrcEn iHrE roLLE ALS viSionärin ZUrückBEkoMMEn SoLL

Die im Mai 2010 ins Leben gerufene Initiative UNI:NACHHALTIG ist ein Projekt des Referats für Gesellschaftspolitik, Ökologie und Menschen-rechte der Österreichischen HochschülerInnen-schaft Salzburg. Über aktuelle Themen, Veran-staltungen und Möglichkeiten zur Mitarbeit informiert die Webseite

http://oeh-salzburg.at/uninachhaltig

„Die natur erobert raum (zurück)“ lautete das thema des im Mai ausgeschriebenen Fotowettbewerbs. Der Preis ging an Lucas Portenkircher für sein „Schattenbild“.

„Uni goes sustainable“ – Mit der initiative Uni:nachhaltig will die ÖH Salzburg auf ökologische Missstände innerhalb der Universität aufmerksam machen.

Eines von Werner Faymanns Hobbys sind Skitouren.Quelle: hcstrache.at

Quelle: ÖH Salzburg

Politik 19

„Mein Leibgericht? Nuss- und Mohnstrudel, wie ihn meine Oma gemacht hat.“Über Werner Faymanns Liebling-sessen, Straches Botox Injektionen, Prölls derzeitigen Kilostand und Eva Glawischnigs Vergangenheit in der Austro-Hitparade.

Von Christina-Anna Stenz

Österreichs PolitikerInnen ganz pri-vat, ein Blick hinter die Kulissen – ist das nicht viel spannender, als die tat-sächlichen politischen Probleme? Im-mer öfter wird Politik zur geschickten medialen Inszenierung. Ein grandioses Beispiel für die Verschmelzung von Po-litik und Unterhaltung war die „Wahl zum Superpraktikanten“ vor einem Jahr. Josef Pröll, seines Zeichens Vizekanzler und Finanzminister, suchte zehn Wo-chen lang mithilfe einer Castingshow

nach seinem persönlichen Praktikanten. Ebenfalls perfekt arrangiert: Die Streif-züge von Heinz-Christian Strache durch zahlreiche Discos und Bars, wodurch er sich als echter Politiker zum Anfassen präsentiert.Für politische AkteurInnen steigt bereits seit geraumer Zeit der Druck, politische Ereignisse zu inszenieren und die Kon-sumentInnen mit Politik zu unterhalten. Denn Informationen müssen nicht nur von den Medien so aufbereitet werden, dass sie Interesse wecken, sondern auch von politischer Seite. Öffentliche Auf-tritte wollen minutiös geplant, die Bot-schaft möglichst medienwirksam ver-breitet sein und Unerfreuliches möglichst durch geschickte PR-Kampagnen in den medialen Abgrund gedrängt werden.

Durch die geplante Platzierung von vorbereiteten Themen in den Medien werden jene Inhalte, die zur Bevölke-rung dringen, bereits im Vorhinein selektiert und bewusst ausgewählt. Die Vermischung von Unterhaltung und Politik ist zwar immer öfter zu beobachten, und dennoch kein neues Phänomen. Nicht nur im Kontext der aktuellen gesellschaftlichen Ent-wicklungen wird über PolitikerInnen und politische Ereignisse gelacht, sich lustig gemacht. Bereits in der Antike gab es zahlreiche Komödien, poli-tische Karikaturen oder Kabaretts. PolitikerInnen haben sich die unter-haltende Komponente bereits längst zu eigen gemacht und nutzen diese Elemente in der täglichen Auseinan-dersetzung. Die Wirkung von Humor ist gerade in politischen Belangen nicht zu unterschätzen. Lachen stärkt den Zusammenhalt, dient als Waf-fe im Sinne von lächerlich machen, kann gleichzeitig Streitigkeiten ent-schärfen und Spannungen abbauen.

Nach Andreas Dörner muss zwischen unterhaltender Politik und politischer Unterhaltung unterschieden werden.

Ja, Politik kann unterhalten!

Und zwar dann, wenn sich politische AkteurInnen dazu entscheiden, auf Ele-mente und Stile aus der Unterhaltung zurückzugreifen. Im Gegensatz dazu setzt man bei der politischen Unterhal-tung politische Themen, Figuren und Geschehnisse bewusst zur Konstruktion von fiktionalen Welten ein. Ein Beispiel dafür wäre das Puppenkabarett „Bei Fay-mann“, oder zuvor „Beim Gusenbauer – Jetzt erst recht“, in denen ein satirischer Blick auf die heimische Politik und ihre AkteurInnen geworfen wird.Tritt aber Heinz-Christian Strache bei „Wir sind Kaiser“ auf, oder präsentiert sich als cooler Rapper in seinem neues-ten Video „HC goes ‚Wiener Blut’“, dann handelt es sich um unterhaltende Politik. Dass sich PolitikerInnen Unterstützung aus der Unterhaltungsbranche holen, hat sowohl positive als auch negative Seiten. Themen können dadurch einfacher trans-portiert werden, erreichen mehr Personen und bleiben aufgrund ihres Unterhal-tungswertes auch länger im Gedächtnis. Doch gefährlich wird es dann, wenn die Inhalte immer mehr in den Hintergrund gedrängt werden, Privates rund um die Person im Mittelpunkt steht und es nur mehr um die „Gaudi“ geht.

selbstPräsentation

Immer auffälliger wird diese Kompo-nente von unterhaltender Politik im In-ternet. Werner Faymann beispielsweise präsentiert sich auf seiner Website als Politiker und Privatperson. So kann man dort erfahren, dass Scrabble und Schach zu seinen Lieblingsspielen zählen, er am liebsten Nuss- und Mohnstrudel isst und, dass er als Kind immer Skirennläufer wer-den wollte. Aber auch einige seiner Kol-legInnen sprechen gerne über Privates. Vizekanzler Josef Pröll berichtet etwa über seinen momentanen Kilostand: „Ich hab‘ schon etliches reduziert durch kon-sequente Ernährungsumstellung seit Juni und Wiederaufnahme von Sport - Rad-fahren und Krafttraining - nach meiner Verletzung. Es sind schon deutlich über 10 Kilo weg.“ Der Lebenslauf von Eva Gla-wischnig führt die LeserInnen in ihre Ju-gend. Damals, als sie noch mit der „Gerald

Gaugeler Band“ in den Top Ten der Aus-tro-Hitparade vertreten war. Ja, das müs-sen Frau und Herr Bürger natürlich über die Chefin der Grünen wissen. Auch der Lebenslauf von Heinz-Christian Strache ist sehr aufschlussreich: musikalisch steht er auf schnelle Rhythmen, sein Lieblings-film ist Braveheart und was er gar nicht lei-den kann, ist Frühes aufstehen. Eine Frage, die uns BürgerInnen auch enorm bewegt ist, wie kann der nur so gut aussehen? Ja, da gibt es auch wilde Spekulationen bei den Medien, denn viele glauben, dass sich der ewig junge HC Botox Injektionen in die Stirn geben hat lassen. Was das alles mit Politik zu tun hat? Genau: nichts. Und da-rin liegt das Problem.

tiefere Einblicke in das verhältnis zwischen Politik und Unterhaltung gibt’s in dem spannendem Buch von Andreas Dörner (2001): Politainment. Politik in der medialen Erlebnisgesellschaft.

Ebenfalls sehr interessante Beiträge zur thematik findest du in:Scholl, Armin/renger, rudi/Blöbaum, Bernd (2007): Journalismus und Unterhal-tung. theoretische Ansätze und empi-rische Befunde.

Und Beispiele aus der Praxis:www.werner-faymann.atwww.oevp.at/proellwww.gruene.at/personen/eva_glawischnigwww.hcstrache.at

Quelle: flickr/ Fotografen: Jürg Christandl/Jakob Glaser

Josef Pröll hat ihn gesucht und gefunden, seinen Superpraktikanten.

Eines von Werner Faymanns Hobbys sind Skitouren.

Hc Strache als Popstar mit seinem Song "Wiener Blut"

Eva Glawischnig mit ihrem Gatten auf dem red carpet des Lifeballs

Quelle: wikipedia.de

Quelle: hcstrache.at

Quelle: www.werner-faymann.at

20 UNI & SERVICEPolitik

Als im Dezember des letzten Jahres die spanischen Fluglotsen zu streiken begannen, rief Spanien den Notstand aus. Damit erlaubte sich der Staat, die Streikenden wegen Befehlsverweige-rung in militärischen Schnellverfah-ren zu langjährigen Haftstrafen zu verurteilen. Laut einem Artikel im Online-Standard vom 6. Dezember sollen einige gar mit vorgehaltener Waffe zum Arbeiten gezwungen wor-den sein. Klingt nicht besonders de-mokratisch. Oder vielleicht doch? Was ist das überhaupt, Demokratie?

Von Kostas Merten

Fragen wir zum Anfangen doch mal ei-nen liberalen Wirtschaftswissenschaftler, was er zur Demokratie zu sagen hat. Lud-wig von Mises, Doktorvater von Fried-rich August von Hayek und einer der wichtigsten Vertreter der sogenannten „Österreichischen Schule“ meint dazu in seinem Werk „Liberalismus“ von 1927:„Es kann nicht geleugnet werden, dass der Faschismus und alle ähnlichen Dik-taturbestrebungen voll von den besten Absichten sind und dass ihr Eingreifen für den Augenblick die europäische Ge-sittung gerettet hat. Das Verdienst, das sich der Faschismus damit erworben hat, wird in der Geschichte ewig fortleben. Doch die Politik, die im Augenblick Ret-tung gebracht hat, ist nicht von der Art, dass das dauernde Festhalten an ihr Er-folg versprechen könnte. Der Faschismus war ein Notbehelf des Augenblicks; ihn als mehr anzusehen, wäre ein verhängnis-voller Irrtum.“ Das Zitat wirkt verstörend: Einerseits findet Mises die Demokratie zwar wün-schenswert – aber falls die „europäische Gesittung“ in Gefahr ist, ist ihm auch der Faschismus recht. Es lohnt sich also, der Frage nachzugehen: Was ist das für eine Gesittung, die er so vehement verteidigen möchte?

Prima freiheit! oder: was muss man wollen?

Demokratie – davon gibt es viele Defi-nitionen. Neben den freien und allge-meinen Wahlen gelten die Wahrung von Freiheit und Gleichheit der BürgerInnen als wichtige Kriterien dafür, ob eine Herrschaft demokratisch ist oder nicht. Freiheit und Gleichheit – das klingt gut! Aber was ist das überhaupt genau? Was bedeutet es konkret für das Leben der Menschen? Freiheit heißt: Ich kann tun und lassen was ich will – solange ich mit meinem Handeln nicht die Freiheit eines anderen Menschen beschneide. Dafür, dass ein Mensch die Freiheit der ande-ren Menschen nicht verletzt, sorgt das Gesetz, das durch den Staat durchgesetzt wird.Aber: Die Reichweite, also das „wie viel“ an Freiheit, ist nicht für alle Menschen gleich. Das sehen wir auch in unserem

Alltag: Ein Manager zum Beispiel hat ganz andere Möglichkeiten als eine Stu-dentin, die knapp bei Kasse ist. Warum das so ist, erfahren wir bei Marx:„Die praktische Nutzanwendung des Menschenrechtes der Freiheit ist das Menschenrecht des Privateigentums. (...) Das Menschenrecht des Privateigentums ist also das Recht, willkürlich, ohne Be-ziehung auf andre Menschen, unabhän-gig von der Gesellschaft, sein Vermögen zu genießen und über dasselbe zu dispo-nieren“ (K. Marx, „Zur Judenfrage“, S. 364f.).Das Zitat von Marx zeigt, was Freiheit mit der Marktwirtschaft zu tun hat. Das Recht jedeR BürgerIn, über ihr/sein Ver-mögen frei zu verfügen, macht erst in ei-ner Klassengesellschaft richtig Sinn. Da ist es dann das Recht des/der einen, mit seinem/ihrem Vermögen ein Unterneh-men zu gründen und sich auf dem Ar-beitsmarkt Arbeitskräfte einzukaufen, die dann für die Vergrößerung seines/ihres Vermögens arbeiten. Umgekehrt ist es das Recht eines/r anderen, der/die nur wenig Geld hat, sich für einen Lohn als Arbeitskraft an eineN UnternehmerIn zu verkaufen – in der nicht immer erfüllten Hoffnung, mit dem Lohn einigermaßen durchs Leben zu kommen. Der Staat sorgt dafür, dass die Freiheiten garantiert blei-ben: : Der Unternehmer darf die Arbei-terin nicht als Sklavin halten, umgekehrt darf die Arbeiterin dem Unternehmer nicht die Fabrik wegnehmen. In diesem Sinne sind wir als BürgerInnen der De-mokratie gleich – der Staat schützt unser aller Freiheit und reproduziert genau da-durch die ökonomische Ungleichheit. So verstandene (bürgerliche) Freiheit ist alles andere als ein Naturzustand und nicht nur ökonomisch eine ungemütliche Sa-che. Sie muss permanent vom Staat mit Gewalt geschützt und hergestellt werden. Genau diese Freiheit hat Ludwig von Mi-ses im eingangs genannten Zitat im Sinn, wenn er von der „europäischen Gesittung“ schreibt: Für die Sicherung des Privatei-gentums ist ihm im Notfall – aber auch nur dann – eine massive Einschränkung der Freiheiten der BürgerInnen durch den Faschismus recht. Das alles heißt natürlich nicht, dass es nicht auch einen emphatischen, also „gu-ten“ Freiheitsbegriff geben kann. Dann ist aber immer wichtig wessen Freiheit, welche Freiheit, Freiheit wovon, Frei-heit wozu? Freiheit als abstraktes Prinzip - bürgerliche Freiheit wie sie oben be-schrieben wurde- ist allerdings borniert. In einer vernünftig organisierten Gesell-schaft würden wir gemeinsam überlegen, wie wir die Welt so gestalten können, damit für alle Menschen ein gutes Leben dabei herauskommt – und nicht jeweils mit unseren privaten Machtmitteln auf-einander losgehen. So in etwa, wie wenn wir mit Bekannten einen Grillabend ver-anstalten – da kommt keineR auf die Idee, dass der- oder diejenige, dem oder der der

Grill gehört, die anderen für sich arbeiten lassen kann, oder etwa, dass jemand, der ein bisschen weniger Zeit mit Grillzeug marinieren verbracht hat, am Ende weni-ger essen darf – und das obwohl wir alle im Kapitalismus sozialisiert worden sind.

das kreuz mit der wahl

Ebenso wie Freiheit und Gleichheit gel-ten allgemeine Wahlen als wichtiger Be-standteil der Demokratie. Auch zu diesem Thema gibt es wieder ein sehr aufschluss-reiches Zitat, diesmal von Henry Kissin-ger:„I don‘t see why we need to stand by and watch a country go communist due to the irresponsibility of its people. The issues are much too important for the Chilean vo-ters to be left to decide for themselves.“ Kissinger schrieb diesen Satz 1970 in sei-ner Funktion als Sicherheitsberater des weißen Hauses als persönliche Notiz an den US-Präsidenten Richard Nixon – kurz vor dem durch die USA unter-stützten Militärputsch chilenischer Eliten gegen den demokratisch gewählten, sozi-alistischen Präsidenten Salvador Allende. Dieses Zitat sagt viel über die Demokratie aus. Kissinger ist grundsätzlich für freie Wahlen – aber nur, solange sie die rich-tigen Resultate bringen. Was sind sie also, diese Resultate?Auch bei der Wahl gilt: Sie soll die bür-

gerliche Freiheit sichern, das Privateigen-tum – und somit den Kapitalismus. Das zeigt sich vor allem darin, dass die zentra-len Ziele, um die es im Staat geht, nie zur Wahl stehen. Oder haben wir schon mal darüber abgestimmt, ob „unsere“ Nation sich in Konkurrenz mit anderen Nationen befinden soll? Nein, das ergibt sich aus der marktwirtschaftlichen Organisation der Wirtschaft. Dementsprechend ist das „Wirtschaftswachstum“ auch parteienü-bergreifend als Argument zu finden. Es ist gewissermaßen die Staatsräson.: Der Staat will mehr Macht, dafür braucht er den Er-folg der Wirtschaft und dafür braucht die Wirtschaft den Staat. Eine Symbiose, die auf Kosten der Lohnabhängigen funktio-niert. Denn Löhne sind immer ein Abzug vom Unternehmensgewinn und daher gilt als Faustformel für mehr Wachstum: Löhne und Sozialausgaben runter, damit Profite rauf ! Wenn also beispielsweise der österreichische Staat kürzlich mit seinem Sparpaket massiv bei denen spart, die eh schon wenig haben, anstatt die Reichen zur Kasse zu bitten, dann ist das weder auf Unfähigkeit noch auf Böswilligkeit der Regierung zurückzuführen, sondern auf diese grundsätzliche Bestimmung des Staates als Kapitalstandort. Der Staat weiß um seine Abhängigkeit von den Märkten und bemüht sich nach Kräften, deren Bedürfnisse zu erfüllen – um seine eigene Macht im Konkurrenzkampf der

Kommentar

Der Staat in der Krise DEMokrAtiE, DiktAtUr oDEr LiEBEr WAS DAZWiScHEn?

Quelle: istockphoto.com

im Wahlkampf bauschen die Parteien ihre Unterschiede auf, sind sie an der Macht, geht es nur noch in eine richtung: Die Wirtschaft muss Profite machen!

Politik 21

Nationen zu steigern. Ein Sparpaket mit einer anderen Stoßrichtung würde einen massiven Bruch mit den Paradigmen der Marktwirtschaft bedeuten. Diese Para-digmen sind in den Staatsapparat ein-geschrieben. Der Schutz des Eigentums genießt Verfassungsrang.Es gibt eine Vielzahl von Mechanismen, die darauf ausgelegt sind, dass die Bür-gerInnen (und auch die PolitikerInnen) dieser marktwirtschaftlichen Staatsräson nicht in die Quere kommen. Zum Bei-spiel sorgt das freie Mandat der Politi-kerInnen dafür, dass diese nie auf ihre Wahlversprechen verpflichtet werden können. Einmal an der Macht, sind sie nur noch ihrem Gewissen verpflichtet – und natürlich dem Gesetzt, das auch für Regierungsbeamte ziemlich genau vorsieht, was diese zu tun und zu lassen haben. Der Zwang zur Verfassungstreue verpflichtet jede Partei, alle Grundsätze des Staates zu akzeptieren – und in die-sen Grundsätzen ist dessen marktwirt-schaftliche Verfasstheit festgeschrieben. Parteien, die andere Ziele haben, wer-den verboten bzw. gar nicht erst zugel-assen. Beispiele dafür sind zum Beispiel. das immer noch gültige KPD-Verbot in Deutschland von 1956 oder auch die ak-tuelle Beobachtung der wirklich nicht besonders revolutionären Linkspartei durch den Verfassungsschutz (der deut-sche Inlandsgeheimdienst). Den Ver-fassungsschützerInnen gilt eben bereits ein ernst gemeinter Sozialreformismus als potenziell staatsfeindlich – womit sie vielleicht gar nicht so unrecht haben, weil die Möglichkeiten zur Verbesserung innerhalb des bestehenden Systems sehr begrenzt sind. Der österreichische Staat hat das in Anbetracht der schwachen Linken gar nicht erst nötig, wie ein Zitat aus dem Verfassungsschutzbericht 2010 deutlich macht: „Die Szene findet nur eine schwache gesellschaftliche Reso-nanz und weist geringe Mitgliederzahlen auf“.Übrigens: Der Grund dafür, dass die BürgerInnen in der Schweiz einen direk-teren Einfluss auf die staatliche Politik haben, liegt darin, dass die Herrschaft sich dort mehr noch als anderswo darauf verlassen kann, dass die Menschen die Staatsräson verinnerlicht haben. Wenn in der Schweiz beispielsweise darüber abge-stimmt wird, ob die Menschen eine Ar-beitszeitverkürzung wollen (derzeit liegt die Wochenarbeitszeit bei 42 Stunden), dann sagen die SchweizerInnen „Nein“ – weil sie bei ihrer Entscheidung an das Wohl der Wirtschaft denken. So ein Volk kann man problemlos über vieles abstim-men lassen.

Zusammengefasst kann man sagen, dass die Wahl die Aufgabe hat, Zustimmung zu den herrschenden Verhältnissen zu generieren. Der Staat weiß, dass die Prin-zipien der Marktwirtschaft viele Men-schen in eine schlechte Lebenssituation bringen. Trotzdem sollen die Menschen aber die Prinzipien von Kapitalismus und staatlicher Herrschaft nicht hinter-

fragen. Statt dessen werden durch die Wahl die schlechten Erfahrungen mit dem Leben im kapitalistischen System in den Wunsch nach einer Perfektionie-rung der Herrschaft kanalisiert. Indem die Menschen bei der Wahl sagen: „Wir wollen besser regiert werden!“ sagen sie vor allem eines, nämlich „Ja“ zum Staat und zur Staatsräson – und damit „Nein“ zu allen alternativen Möglichkeiten, Ge-sellschaft zu organisieren.Diesen „Trick“ der Wahl kann durch fol-gendes Beispiel veranschaulicht werden: Wenn wir hier einen absolutistischen König hätten und der uns das Sparpa-ket verordnet hätte, dann würden sich das viele Menschen wohl nicht gefallen lassen, vielleicht auch die Monarchie sel-ber infrage stellen. Aber von einer demo-kratisch gewählten Partei lässt sich die Mehrheit jeden Blödsinn bieten – und wenn es Kritik gibt, dann nur an der Re-gierung und nicht am System, das aber eigentlich die Ursache ist.

rePression, faschismus oder notstand: wenn sich der staat die demokratie nicht mehr leisten will

Josef Pröll sagte in einem Fernsehinter-view im Jahr 2010 bezüglich der Finanz-transaktionssteuer:

„Wir sind in der Politik, um zu entschei-den – und nicht um zu fragen!“Damit bringt er die Demokratie auf den Punkt: Die Regierung herrscht und macht sich dabei nicht abhängig von der Meinung ihrer BürgerInnen.Die Frage ist: Wie verändert sich die Herrschaft des demokratischen Staates in der Krise? Hierzu sind mehrere Szena-rien denkbar. Bedenken wir, dass die De-mokratie den Zweck hat, die bürgerlich-kapitalistischen Verhältnisse zu sichern, so ist klar, dass ihre Fortführung immer davon abhängt, ob sie diesen Zweck er-füllen kann. Der Staat hat mit vielfäl-

tigen Mitteln für den Fall vorgesorgt, dass sich die BürgerInnen nicht mehr so brav verhalten. So gibt es in vielen Ländern sogenannte Antiterror-Gesetze, die in ihrer Formulierung dermaßen offen sind, dass sie problemlos auf politische Aktivi-stInnen angewendet werden können. Der Artikel 278a im österreichischen Straf-gesetzbuch sieht beispielsweise bei einer „Mitgliedschaft in einer unternehmen-sähnlichen Verbindung“, die „die Freiheit oder das Vermögen bedroht“ und womit „ein erheblicher Einfluss auf Politik oder Wirtschaft angestrebt wird“, den Straf-tatbestand für eine „kriminelle Vereini-gung“ gegeben. Solch ein Artikel könnte beispielsweise auf kämpferische Ge-werkschaften angewendet werden (der ÖGB braucht sich also keine Sorgen zu machen). Auch von der Ausstattung her ist der demokratische Staat mit Überwa-chungstechnik und hochgerüsteter Poli-zei bestens auf eine stärkere Repression innerhalb der Demokratie vorbereitet.

In Österreich mussten kürzlich einige angeblich militante TierschützerInnen erfahren, was es bedeutet, ins Fadenkreuz von Polizei und Justiz zu geraten. Die in diesem Zusammenhang durchgeführte massive Überwachung und Repression kann als „Testballon“ interpretiert wer-den: Der Staat erprobt seine Mittel für den Ernstfall. Ein weiterer Schritt der Eskalation, den sich der Staat gesetzlich fixiert hat, sind die Notstandsgesetze. Diese sehen zum Beispiel in Zeiten von Aufständen die Außerkraftsetzung der BürgerInnenrechte vor – der Staat kann dann ziemlich rücksichtslos gegen Person und Leben seiner BürgerInnen vorgehen.Die vielleicht größte Gefahr für autori-tärere Herrschaft kommt jedoch nicht von oben, sondern von unten. Die mit der Krise einhergehende Verschärfung der sozialen Lage könnte eine zunehmende Zahl von enttäuschten DemokratInnen mit latent faschistischen politischen Po-

sitionen hervorbringen. Dies ist insbe-sondere dann wahrscheinlich, wenn die strukturellen Ursachen der Krise unbe-griffen bleiben. In solch einem Fall spielt eine wirtschaftliche Krise einer rechten Bewegung in die Hände. Denn wenn es dem Bewusstsein der Menschen nach am System nicht liegen kann, ist es nahelie-gend, die Auswirkungen der Krise auf das Fehlverhalten bestimmter gesellschaft-licher Gruppen zu projizieren und sich auf die Suche nach „Fremdkörpern“ und „Schädlingen“ zu machen. Dass faschis-tisches Bewusstsein unten wächst heißt allerdings nicht, dass es nicht auch von oben gegossen werden kann, wie etwa die häufig rassistische Berichterstattung der Kronenzeitung zeigt.

Die Schlussfolgerung aus diesem Artikel ist eine politische: Der nachhaltige Wi-derstand gegen autoritäre Herrschaft darf sich nicht auf die Rettung der Demokra-tie fokussieren, sondern muss sich die Überwindung der Klassengesellschaft als Grundlage autoritärer Gesellschaftsorga-nisation zum Ziel setzen. Das hat der So-zialwissenschaftler Theodor W. Adorno bereits früher einmal (etwas pathetisch, aber trotzdem sehr treffend) formuliert: „Man spricht vom drohenden Rückfall in die Barbarei. Aber er droht nicht, son-dern Auschwitz war er; Barbarei besteht fort, solange die Bedingungen, die jenen Rückfall zeitigten, wesentlich fortdauern. Das ist das ganze Grauen. Der gesell-schaftliche Druck lastet weiter, trotz aller Unsichtbarkeit der Not heute. Er treibt die Menschen zu dem Unsäglichen, das in Auschwitz nach weltgeschichtlichem Maß kulminierte.“

Mit der in der Krise wahrscheinlichen Zunahme der Not, ob unsichtbar oder nicht, steigt auch der gesellschaftliche Druck. Wie er sich entlädt, ist offen.

Quelle: flickr.com / fMoya

Das Streikrecht steht und fällt mit der Systemverträglichkeit des

Streiks: Diese Erfahrung machten kürzlich die spanischen Fluglotsen.

22 UNI & SERVICEPolitik

Der zentrale Auftrag an die Medien ist, die Bevölkerung zu informieren. Wenn dem aber scheinbar nicht nach-gekommen wird, kommen die Watch-blogs ins Spiel.

Von Sophie Plappert

Ein Mann im Anzug, gespielt von Chri-stoph Maria Herbst („Stromberg“), spa-ziert in sein Zuhause. Seine Frau, in die-ser Rolle Anke Engelke („Ladykillers“), begrüßt ihn überschwänglich. Während-dessen erscheint über dem Geschehen ein Zähler.„Na, wie war’s?“, fragt sie. Er antwortet: „Anstrengend“, und im selben Moment scheint die Eins im Zähler auf.Im Lauf des Gesprächs werden die Zah-len immer höher, beispielsweise dann, wenn die Frau fragt, ob die Karin aus der Buchhaltung auch mit in der Schweiz gewesen sei und der Mann verneint. Da-raufhin wird die Botschaft dieses Wer-bespots eingeblendet: Jede Lüge braucht einen Mutigen, der sie zählt.

Diese Meldung soll eine Parodie auf die damals aktuelle Werbekampagne der deutschen Tageszeitung BILD sein, in der Persönlichkeiten wie Galileo Ga-lilei oder Martin Luther King mit dem Spruch übertitelt wurden: Jede Wahrheit braucht einen Mutigen, der sie ausspricht.

Urheber dieses Spots ist der BILDblog, ein Watchblog, der von mehreren Me-dienjournalisten betrieben wird. Von Juni 2004 bis April 2009 beschäftigte er sich mit der BILD-Zeitung und ihren Ablegern, kommentierte kritisch deren Artikel und listete Verstöße gegen den Pressekodex auf. Nunmehr verfolgt dieser Blog als „BILDblog für alle“ auch ande-ren Zeitungen und Zeitschriften, da viele deutsche Medien ihrer Verantwortung nicht gerecht würden.

die medien als kontrolleure

Tatsächlich haben die Medien einer demokratischen Gesellschaft genau formulierte Funktionen, nämlich in-formative, soziale, politische und öko-nomische. Dadurch sollen die Medi-en stellvertretend für die Bevölkerung Wirtschaft und Politik kontrollieren, weshalb sie als vierte Gewalt (neben Legislative, Exekutive und Judikative) bezeichnet werden.Die Kontrolle durch die Gesellschaft spiegelt sich auch im „BILDblog für alle“ wider. LeserInnen können selbst aktiv werden und sich melden, wenn Ihnen etwas auffällt. Unter der Rubrik „Sachdienliche Hinweise?“ kann man

der Redaktion Hinweise auf „die klei-nen Merkwürdigkeiten und das große Schlimme“ geben. Neben der Auflistung solcher Fehltritte werden von Montag bis Freitag um sechs Minuten vor neun Uhr „handverlesene Links zu lesens-werten Geschichten aus alten und neuen Medien“ publiziert. Eine Website, die bisher mehrmals bei „6 vor 9“ erwähnt wurde, ist KOBUK!.

bewusstsein für wahrheiten schaffen

KOBUK! ist ebenfalls ein Watchblog, allerdings für österreichische Medien, und auch an ihn können Hinweise ge-schickt werden. Betrieben wird er von Studierenden der Lehrveranstaltung

“Multimedia-Journalismus” am Publi-zistikinstitut der Uni Wien. Der Name beruht auf einem Streich Helmut Qual-tingers („Der Herr Karl“), bei dem er die österreichischen Medien zur Ankunft des „Eskimodichters“ Kobuk am Wiener Westbahnhof einlud. Dem Zug entstieg

jedoch Helmut Qualtinger selbst, was mehrere Zeitungsenten zur Folge hatte.Das Ziel beider Watchblogs ist dassel-be, nämlich Bewusstsein zu schaffen. Falsche Berichte, bewusste wie unbe-wusste, mögen amüsant sein, keinesfalls aber sind sie harmlos. Deswegen sollte man immer hinterfragen, was als Wahr-heit präsentiert wird.

Es ist Zeit. Zeit für neue Wege. Wege raus aus der Armut, raus aus der Ar-beitslosigkeit, raus aus der Wirt-schaftskrise.

Von Christina-Anna Stenz

Was bedeutet das eigentlich, Krise? Der Begriff stammt aus dem Griechischen und bedeutet ursprünglich Meinung, Beurteilung, Entscheidung, aber auch Zuspitzung. Das Wort findet in unter-schiedlichen Bereichen Anwendung, nicht nur in der Wirtschaft oder Politik, sondern beispielsweise auch in der Psy-chologie. Die zurzeit häufigste Verwen-dung meint eine über einen gewissen Zeitraum anhaltende massive Störung des gesellschaftlichen, politischen oder wirtschaftlichen Systems. Doch Kri-sen sind nicht immer negativ, sie bergen gleichzeitig die Chance zur Verbesserung bestehender Verhältnisse.

„Das Wort Krise setzt sich im Chinesischen aus 2 Schriftzeichen zusammen. Das eine bedeutet Gefahr und das andere Gelegen-heit.“ John F. Kennedy

Doch wenn es ums Geld geht, sind Men-schen nicht rational. Würden wir sonst jede 50-Cent-Orange im Supermarkt ge-nauer begutachten als ein Anlageprodukt um mehrere Tausend Euro? Dass der Ka-pitalismus teilweise sehr absurd ist, kann

an einem weiteren einfachen Beispiel gezeigt werden: dem Handel mit Ak-tien. Verflucht, verteufelt, abgestempelt. Steigt der Index in zwei aufeinander-folgenden Jahren um je 300 Punkte von 1000 auf 1600 Punkte, dann spricht man von einem fantastischen Aufschwung. Steigt der Aktienindex jedoch im ersten Jahr um 800 Punkte und fällt im darauf folgenden Jahr um 200 Punkte, dann ist zwar das Ergebnis mathematisch dassel-be, wird aber als ökonomische Katastro-phe bezeichnet.

„Krise kann ein produktiver Zustand sein. Man muss ihr nur den Beigeschmack der Katastrophe nehmen.“ Max Frisch

Doch der Beigeschmack der Katastrophe zieht weitreichende Kreise. Bleibt die Wirtschaft nicht so stabil, wie erwartet, ja steigt sie ganz frech einfach nicht ste-tig an, dann verlieren wir das Vertrauen in ihr Funktionieren. Bleiben Produkte nicht für ewig am Markt, sondern werden beispielsweise durch Innovationen ausge-tauscht, kann das sogar zu verängstigten Hamsterkäufen führen. Ist das Vertrauen in die Wirtschaft erst einmal verloren, sinkt auch das Interesse an der Politik. Denn man muss ja zuerst einmal auf sich selbst schauen, insbesondere in schwie-rigen Zeiten. Und die PolitikerInnen, die machen ja ohnehin, was sie wollen. Oder?

Dabei sollte sich jedeR am Riemen reißen, nicht den Kopf in den Sand ste-cken und warten, bis die Krise von alleine vorbei geht. Raus aus der Krise! Wann beginnen wir, un-sere Verantwortung wahr-zunehmen, Wege aus der Krise zu finden, und nicht ständig die Schuld auf alle anderen abzuwälzen? Ohne Zweifel steht es mit unserer Demokratie nicht zum Besten. Mangelndes Vertrauen, Unzufriedenheit mit unserer politischen Vertretung, Ab-lehnung, geringe Transparenz der Ent-scheidungen, viele Baustellen, aber auch viele Lösungsmöglichkeiten.

Dabei fällt auf, auch hier ist das Ver-halten vieler Menschen keineswegs ein rationales. Die Unzufriedenheit führt zur Ablehnung, zum Abstand nehmen von der Politik, statt zu mehr Einmi-schung und Eigeninitiative. Späte-stens, wenn die Wahlbeteiligung auf unter 50% sinkt, fällt es der Demokra-tie schwer, sich selbst zu rechtfertigen. Soll wirklich nur jedeR Zweite darüber entscheiden, wie unsere politische Zu-kunft aussehen wird? Eines ist sicher: Extremistischen Tendenzen fällt es dann bestimmt leichter, sich durchzu-

setzen. Ist es tatsächlich das, was wir für unsere Zukunft wollen? Zurückleh-nen, abwarten und warten was passiert?

Wenn wir begreifen, dass politische Entscheidungsprozesse in der Demo-kratie einerseits naturgemäß sehr müh-selig und unvollständig sind, wir aber auf der anderen Seite ohne sie keine Möglichkeit des Wandels zum Besse-ren hätten. An dieser Stelle könnten hohe Erwartungshaltungen und die damit in Verbindung stehenden Ent-täuschungen abgebaut werden. Das Gelingen demokratischer Politik liegt nicht nur bei den PolitikerInnen oder Wirtschaftstreibenden, es liegt in unser aller Händen und Verantwortung. Zu-kunft haben wir nur gemeinsam. Und übrigens: Im Mai sind wieder ÖH-Wahlen!

Kommentar

Raus aus der Krise

Who watches the Watchmen? – The Watchblogs!

weiterführende links

Website des deutschen Presserates: http://www.presserat.info

Website des österreichischen Presserates: http://www.presserat.at

BiLDblog für alle: http://www.bildblog.deDer Werbespot: http://www.bildblog.de/2446/in-eigener-sache-der-bildblog-werbespot/

koBUk!:http://www.kobuk.at/

Kultur 23

Zucht und ZügellosigkeitDer Salzburger Schriftsteller und Essayist Karl-Markus Gauß, erklärt im Uni:Press-Gespräch, warum die Besetzung eines Hörsaals heute nicht mehr als Anschlag auf die Zivilisati-on betrachtet wird, warum er das Rad nicht neu erfinden will und es der Li-teratur nichts nützen würde, wenn Karl-Heinz Grasser Gedichte läse.

Interview von Karin Seethaler Herr Gauß, Sie haben in Salzburg stu-diert, Germanistik und Geschichte. In einem früheren Interview wurden diese beiden Studien einmal als Ihre „Sün-den“ bezeichnet. Würden Sie das heute so stehen lassen?Gauß: Nein, nein, das waren überhaupt keine Sünden, im Gegenteil. Ich gehöre nicht zu den Schriftstellern, die die the-oretische und historische Beschäftigung mit der Welt und der Kunst für überflüs-sig halten. Eine Zeit lang habe ich sogar mit einer wissenschaftlichen Laufbahn geliebäugelt. Die Jahre des Studiums waren für mich ein großes, befreiendes Erlebnis. Allerdings, zu studieren hieß damals noch was anderes als heute.

Welche Unterschiede sehen Sie denn zwischen Ihrer Studienzeit und der heutigen Generation der Studieren-den?Gauß: Damals, 1972, als ich zu studieren begann, herrschten an den Universitäten Bedingungen, von denen die heutigen Studenten nur träumen können. Ich hab mich in den ersten vier Semestern treiben lassen, dort hineingeschnuppert, da etwas ausprobiert. Zu studieren hieß auch, sich umschauen zu dürfen, sich Einblicke in ganz verschiedene Sphä-ren verschaffen zu können. Unabhängig vom Studienerfolg bekamen die Eltern bis zum 27. Lebensjahr der Kinder Kin-derbeihilfe, davon, dass es gratis war, mit den Zügen vom Studien- zum Wohnort zu fahren, einmal ganz abgesehen. Ich hätte, nach heutigen Regeln, schon bald die Kinderbeihilfe verspielt gehabt.

Der Feuilletonchef der „Zeit“ hat die heute Studierenden vor einiger Zeit als „traurige Streber“ bezeichnet. Gemeint war, dass sie keine gemeinsame Vision haben, sich davor scheuen, Stellung zu beziehen. Dass sie ein apathisches, an-gepasstes Leben führen. Teilen Sie sei-ne Einschätzung?Gauß: Am besten gefallen mir ja die lustigen Streber meiner Generation, die auf ihren Chefposten sitzen, darü-ber wachen, dass keine Jüngeren mehr nachkommen und diesen dann vorhal-ten, dass sie nicht so revolutionsgestählt sind. Wie sie selber übrigens nie waren. Ich glaube, dass es für heutige Studie-rende, aber nicht nur für sie, sondern auch für Arbeiter, Lehrlinge, Ange-stellte viel schwerer ist, so etwas wie eine übergreifende Solidarität zu ent-wickeln. Gerade die letzten ein, zwei

Jahre zeigen, dass in den Studenten ein enormes kritisches Potential steckt. Es ist aber aus verschiedenerlei Gründen nicht mehr so leicht für sie, sich nicht nur als lauter einzigartige Individuen zu begreifen, sondern auch als politische Kraft. Und schon gar nicht ist es so, dass die Mächtigen erschauern, wenn sie mal auf die Straße gehen oder einen Hörsaal besetzen. Bei uns war das anders: Jede Demonstration wurde von der Presse als halber Anschlag auf die Zivilisation ge-deutet; so was verbindet auch.

Sie haben die Studierendenproteste dieses und des vergangenen Jahres ver-folgt?Gauß: Natürlich. Wenn es einmal in Österreich nicht nur was zu kritisieren, sondern auch zu rühmen gibt, werde ja nicht ausgerechnet ich wegschauen. Ich nehme die Situation immer auch per-sönlich: Ich empfinde es als persönliche Niederlage, die Welt, die kleine Welt, wie ich sie als Student in Salzburg vor 30, 35 Jahren vorfand, der nächsten Ge-neration, der meiner studierenden Kin-der, in einem schlechteren Zustand zu übergeben.

Wo sehen Sie den emotionalen Kern des Protestes? Warum war eine solche Bewegung plötzlich möglich?Gauß: Den emotionalen Kern. Viel-leicht weil es vielen Leuten doch nicht ausreicht, sich sozialdarwinistisch gegen den Nachbarn, den Kollegen durchzu-setzen. Und sei es bei so was Läppischem wie der Anmeldung für ein überfülltes Seminar. Dass dann so rasch so viel Be-wegung entstand, hat sicher nicht mit der altlinken Idee zu tun, man müsse nur die richtigen Organisationsformen finden, damit die Massen mitziehen. Das Unorganisierte war und ist ja eine Stärke der neuen Oppositionsformen. Man beobachtet das in der Geschichte immer wieder, dass in scheinbar völlig befriedeten, geradezu eingedämmten Situationen dann doch auf einmal uner-wartet und verblüffend rasch die Dinge in Bewegung geraten.

Der Literatur wird als sogenanntem „Bildungsgut“ nach wie vor meist eine gewisse Wertschätzung entgegenge-bracht. Wenn auch vielleicht mehr aus Gewohnheit. Was halten Sie von einem einheitlichen Lektürekanon? Der ver-pflichtenden Lektüre bestimmter eu-ropäischer Klassiker an Schulen und Universitäten?Gauß: Das ist eine heikle Sache. Wenn es einen Kanon geben sollte, müsste er jedenfalls ganz anders ausschauen. Der Kanon ist nicht nur eurozentristisch, sondern auch was Europa betrifft voll-kommen vom deutschen, angelsäch-sischen und – mit Abstrichen – dem romanischen Raum bestimmt. Ich bin aber schon dafür, dass die sogenannte „schöne Literatur“, inklusive Gedichten,

eine Rolle in der Bildung von Schu-le und Universität spielen soll. Was die Pläne zu einer neuen einheitlichen Deutschmatura verheißen, ist da ganz übel. Da wird die Literatur überhaupt auf den Misthaufen der Geschichte ge-worfen. Stattdessen werden bestimmte sogenannte „Kompetenzen“ verlangt, was Textsorten wie Zeitungsartikel, Leserbrief, Bewerbungsschreiben etc. betrifft. In der Literatur und der Dich-tung bleibt aber immer ein großes Mo-ment von Utopie, von radikaler Kritik, ja, ich stehe dazu, von Schönheit wirk-sam. Wenn das gekappt und zum toten, überflüssigen Bildungsgut gekippt wird, dann gute Nacht.

Selber schreiben Sie literarische Reise-berichte, Essays, in denen Sie sich auf die Suche nach Dingen machen, die in der Regel weitab des Kanons liegen. Sie hängen sich an die Spur halbver-gessener Orte und Figuren der – meist europäischen – Geschichte und Ge-genwart. So auch in Ihrem letzten Buch „Im Wald der Metropolen“. Was treibt Sie dazu? Warum nicht einen Abenteu-erroman schreiben, ein Beziehungsdra-ma, eine Aphorismensammlung?Gauß: Gute Frage. Zum einen hat mich immer interessiert, eher etwas Neues zu finden, als dem Altbekannten noch ein paar Facetten abzugewinnen. Die Reisebücher, die zwischen Reporta-ge und Erzählung changieren, habe ich geschrieben, weil ich fasziniert war von den kleinen randständigen, um ihr sprachliches Überleben kämpfenden Nationalitäten. Und weil ich glaube, dass Europa viel größer ist, als wir mei-nen. Ich habe den hochmütigen Vorsatz gefasst, mich mit meiner ganzen Sub-jektivität all dem zu stellen. Alles, was geschieht, und auch mit mir geschieht, in ein Bild meiner selbst und meiner Zeit zu fassen. Naturgemäß ein frag-mentarisches Bild und eines, für das ich verschiedene literarische Genres einset-zen muss. Warum also Reisen ins Un-

bekannte, warum Chroniken des ver-meintlich allen Bekannten? Vielleicht weil das eh Abenteuerromane sind, auch Beziehungsdramen, und Aphorismen kommen ohnedies auch immer ein paar vor.

Eine Folge dieser Art zu schreiben ist es, dass Ihre Bücher in der Regel schwer einer bestimmten Gattung zuzuordnen sind. Bei „Im Wald der Metropolen“ werden auf dem Cover gleich mehre-re mögliche Genres zur Auswahl an-geboten. Über weite Strecken ist man im Fall dieses speziellen Buches aber mit der Bezeichnung „Reiseerzählung“ wohl ganz gut bedient. Was kommt für Sie dabei zuerst: das Schreiben oder die Reise? Schreiben Sie weil Sie reisen oder reisen Sie, um zu schreiben?Gauß: Ich zähle zu den Autoren, die sich dessen, was sie machen, recht be-wusst sind. Ich fahre nie nur so ins Blaue, sondern dorthin, wo mich etwas ganz Bestimmtes interessiert. Es sind Arbeitsreisen, nicht erholsam, sondern anstrengend, und wenn ich wieder zu Hause bin, bin ich ganz erschöpft vom dauernden Die-Augen-offen-Halten und vom dauernden Lauern und No-tieren. Was dann aber zu Hause, beim Schreiben, herauskommt, verändert doch die ursprünglichen Proportionen stark. Dinge, die mir sehr wichtig schie-nen, als ich sie erlebte, kommen dann in einem bestimmten Buch oft gar nicht vor. Anderes, das ich nur so am Rande wahrgenommen habe, erhält eine große Wichtigkeit und führt mich dann vom einen zum anderen. Man muss sich trei-

karl-Markus Gauß, geb. 1954, lebt als Autor und Herausgeber der Zeitschrift „Literatur und kritik“ in seiner Geburtsstadt Salzburg. Seine Werke wurden in viele Sprachen über-setzt und wiederholt ausgezeichnet (zuletzt Johann-Heinrich-Merck-Preis der Deut-schen Akademie für Sprache und Dichtung). Er schreibt u.a. für Standard, Presse, Süd-deutsche Zeitung, nZZ und Zeit. Sein letztes Buch „im Wald der Metropolen“ erschien im Juli 2010 im Paul Zsolnay verlag Wien

(www.hanser-literaturverlage.de).

Quelle: Paul Zsolnay Verlag 2010

24 UNI & SERVICEKultur

Mindestens drei Titel von Salzburger Bands sind stündlich im Programm der Radiofabrik zu hören. Diese selbst auferlegte Quote bietet lokalen Musi-kerInnen die Möglichkeit, den einen oder anderen Hit loszuwerden. Mir-jam Winter, Leiterin des Workshops- und Schulungsbetriebs der Radiofa-brik, sprach mit der Uni:Press über die Einrichtung der „Local Air-Playlist“ und freies Community-Radio.

Von Teresa Burian

Was macht die Radiofabrik zum „feinen Community-Radio“?Mirjam Winter: Die Radiofabrik ist das größte Community-Radio in Westöster-reich, neben den anderen beiden großen in Linz und Wien. Ich denke, dass wir ein gutes Standing in der Stadt haben und in ihrer Kunst- und Kulturszene gut verankert sind. Das alles ist langsam und stetig gewachsen und macht uns so „fein“.

Mit der „Local Air-Playlist“ bietet ihr Salzburger Bands eine Plattform. Wie kam es zur Installierung dieses Formats?Mirjam Winter: Es gibt viele Radioma-cherInnen, die sich mit Salzburger Musik beschäftigen. Wir waren immer der Mei-nung, hier muss mehr getan werden und wer, wenn nicht die Radiofabrik, kann das in der Stadt realisieren? Also haben wir in der Musikredaktion begonnen,

Titel von Salzburger Bands zu sammeln. Auch alte Musik – ein paar Klassiker und natürlich neue Songs. Mittlerweile sind es über 400. Wir sind an Bekann-te und Bands herangetreten, so kam das Ganze ins Rollen. Außerdem bekommt

man immer wieder CDs zugeschickt. Mit der Playlist hatten wir dann endlich eine de-finitive Verwendung für die Musik aus Salzburg.

Wie kommt man als lokale Band ins Pro-gramm der Radiofa-brik?Mirjam Winter: Ein-fach CDs schicken und die Musikredak-tion stellt das dann on air. Das Schöne ist, dass wir diesen „Mu-sik-aus-Salzburg“-Jingle haben, der lo-kale Musik extra mit Band- und Trackna-me ankündigt.

Stichwort Radiotaug lichkeit - nach wel-chen Kriterien wird

lokale Musik ausge wählt?

Mirjam Winter: Nach total subjek-tiven Kriterien – man hört sich ein Album an und nimmt ein, zwei coole Tracks on air. Es muss schon zu un-serem alternativen Gesamtprogramm passen. Hardcore-Speed-Metal oder

sehr jazzige Nummern fallen da jetzt eher heraus.

Welche Potenziale birgt der freie Rund-funk für die lokale Musikszene?Mirjam Winter: Es ist ja sehr schwierig, im Radio unterzukommen, außer man schafft es in den FM4-Soundpark. Ich denke, wir bieten ein niederschwelliges Angebot, so eine Art erste Probebühne.

Welche Pläne zur Unterstützung der Salzburger Bands hegt die Radiofabrik für die Zukunft?Mirjam Winter: Die Plattform „Musik aus Salzburg“ besteht natürlich weiter-hin und Titel werden gesammelt. Es gibt Pläne von der Radiofabrik und weiteren Netzwerkorganisationen für Commu-nity-Fernsehen in Salzburg ab Sommer 2011, was auch für Bands interessant sein wird. Generell ist wichtig: Jeder, der das Gefühl hat, gute Musik oder spannende Themen zu haben, kann bei uns on air gehen, das einer breiten ZuhörerInnen-schaft zuführen!

Salzburger Ohrenschmaus, serviert von der Radiofabrik

Mirjam Winter von der radiofabrik lädt interessierte zur Mitgestaltung des freien rundfunks ein.

ben lassen können, aber auch wieder an die Kandare nehmen. Thomas Mann hat es mal sehr pathetisch und altväterisch gesagt: Schreiben ist Zucht und Zügel-losigkeit.

Sie haben kürzlich Ihre Rolle als Schriftsteller auch mit der eines Eth-nografen verglichen. Welche Rolle spielt die Dokumentation für Sie und Ihr Schreiben?Gauß: Ich glaube, als Ethnographen ha-ben mich andere bezeichnet, nicht ich. Die Dokumentation, die Recherche ist wichtig. Was die Fakten betrifft, so halte ich mich bei meinen Reisegeschichten sehr stark an sie. Ich setze aber auch durchaus fiktive Elemente ein, vor allem dort, wo sie es sind, die die Fakten deut-licher, klarer sprechen lassen. Nur dort, wo ich die echten Namen der Menschen nenne, die ich treffe, halte ich mich penibel an die Realität, denn sie müssen schließlich mit dem leben können, was ich über sie schreibe. Mehr noch, sie sollen sich darin gerecht er-fasst fühlen. Sonst aber gehe ich immer von Fakten aus, wobei ich im Laufe der Jahre den Fiktionen immer mehr Recht und Platz einräume.

Mal ganz platt gefragt: Wozu soll so eine Anhäufung von Wissen gut sein?

Gauß: Wieso Anhäufung? Wer be-stimmt, wann etwas zu viel ist an Wis-sen, Material, Kenntnissen? Ich sehe eine eklatante Bildungsverachtung, vor allem in den Medien. Da ist das Bemü-hen, von mir aus auch nutzloses, unpro-fitables Wissen „anzuhäufen“ schon ein Akt der Renitenz. Wenn sich die Frage auf meine literarische Technik bezieht, immer möglichst viel an Informati-on, Wissen etc. zu erwerben, bevor ich überhaupt zu schreiben anfange, dann ist die Sache klar so zu beantworten: Ich möchte nicht gerne hinter ein Niveau zurückfallen, das vor mir längst erreicht war. Österreich ist ja ein Land, in dem die Amnesie, der allgemeine und gleiche Gedächtnisverlust eine Art von natio-naler Tugend ist. Daher erfinden auch alle paar Jahre ein paar Leute, die sich ganz wild als Neuerer aufführen, das Rad neu. Sie tun das in Unkenntnis der Errungenschaften, der Siege und Nie-derlagen der Vorangegangen. Ich hinge-gen weiß, dass das Rad schon erfunden ist. Und will es daher nicht noch einmal mit der Gebärde des Originalgenies neu erfinden.

In letzter Zeit hat man beobachten können, dass gerade die Geisteswis-senschaften, aber auch Einrichtungen wie Stadttheater etc. zunehmend unter

Rechtfertigungsdruck stehen. Sehen Sie eine ähnliche Entwicklung auch in der Literatur?Gauß: Einerseits nein, denn die Lite-ratur ist ja keine Institution, insofern kommt sie auch nicht in den ja immer ohnehin nur ökonomistisch begründe-ten Rechtfertigungsdruck. Andererseits ja: Für jene, die heute alles, was nicht unmittelbar profitabel ist, als „Orchide-enwissenschaft“ abtun, ist die Literatur ohnedies etwas, das sie weder wahr- noch ernst nehmen. Das ist aber auch wieder nicht so schlimm: Was hätte die Literatur davon, wenn Karl-Heinz Grasser nicht nur Börsenberichte läse, sondern Gedichte? Gar nichts. Eher müsste man sich fragen, was an den Gedichten falsch ist. Was an seinen Bi-lanzen falsch ist und war, beginnt man ja schön langsam auch zu wissen.

Sie werden manchmal als eine Art in-tellektueller Fürsprecher eines meist nicht näher beschriebenen „Wider-stands“, der Subversion gehandelt. Hat man denn als europäischeR AutorIn heute noch die Möglichkeit, mit sei-nem Schreiben subversiv zu handeln?Gauß: Ich bin gegen die gedankenlose Verwendung des Begriffs „Widerstand“. Widerstand haben für mich jene Leute in der Nazizeit geleistet, die dafür mit

ihrem Leben einstehen mussten. Wenn ich heute etwas gegen Strache schrei-be, dann ist das zwar gut so, aber den Ehrentitel eines Widerstandskämpfers möchte ich mir deswegen nicht anma-ßen. Das ist übrigens eine Sache, bei der ich mit den allermeisten intellektuellen Repräsentanten jenes „Widerstands“, der sich gegen die blauschwarze Koali-tion firmierte, nicht einer Meinung war, ja heftig stritt. Ich glaube, ich bin ein nonkonformisti-scher Autor, insofern, als ich mich nicht gerne dem Chor anschließe und nicht immer nur Sachen sage und schreibe, die man von mir erwartet. Und einer, der eine gewisse naturgegebene – entschul-digen Sie das Wort, aber es handelt sich um keine intellektuelle Entscheidung – Sympathie mit den Scheiternden hat.

im Wald der Metro-polen erschien 2010 im Paul Zsolnay ver-lag und kostet 20,50€

musikeinsendungen [email protected] für angehende radioma-

cherinnen & interessierte

Fr, 26. (17 – 20.30 Uhr) & Sa. 27.

(9.30 – 16 Uhr) März 2010

Deine Anmeldung bitte unter:

[email protected]

Kultur 25

Die Schafe aus Glennkill sehen sich plötzlich gezwungen sich mit der Lö-sung eines kriminalistischen Falls auseinanderzusetzen. Ihr Schäfer, George, lag eines Morgens mit einem Spaten im Bauch und einem Huf-abdruck auf der Brust vor dem Heu-schuppen. Die Schafe riechen es so-fort: George ist tot. Wer sollte sie jetzt hüten?

Von Kathrin Prünstinger

Bereits das Cover weckt die Neugier-de. Das wollige Schaf mit den klug-blickenden Augen und der interessant-klingende und treffende Untertitel „Ein Schafskrimi“ ziehen an. Miss Maple, das klügste Schaf der Herde (und vielleicht der ganzen Welt) ist überzeugt, dass ihr Schäfer ermordet wurde. Obwohl sich alle Schafe einig sind, dass George wohl nicht der beste Schäfer war (ein wirklich guter Schäfer hätte sich ausschließlich in die Produkte seiner eigenen Herde ge-kleidet, am besten in ein Ganzkörperfell aus Schafswolle), fühlten sie sich verant-wortlich. Immerhin wollte er mit ihnen nach Europa reisen (das sich die Schafe als eine große Wiese voller Apfelbäume vorstellen) und er las ihnen jeden Abend vor. Die Schafe liebten Geschichten. Besonders mochten sie den Krimi, den George fluchend weggeworfen hatte, bevor der Detektiv zur Aufklärung des

Mordes kam. Zu schade, denn diese Ge-schichte hätte ihnen sicher geholfen. Zu-mindest wissen die Schafe nun, was ein Indiz ist. Das ist ein Anfang. Die Ermitt-lungen können beginnen...

kein schaf darf die herde verlassen

Leonie Swann beschreibt mit viel Witz und Einfallsreichtum das Leben der Schafe auf der Weide von Glennkill. Es sind ganz besondere Schafe, die hier Tag für Tag grasen: George hat nur die klügsten, wolligsten, schwärzesten und gefräßigsten Schafe in seine Herde auf-genommen. Egal ob Mopple the Whale, das Gedächtnisschaf (wenn er sich etwas merkt, vergisst er es nie), Zora, das einzi-ge weibliche Schaf mit Hörnern, die täg-lich stundenlang bei den Klippen steht, und hofft ein Wolkenschaf zu werden, oder der schwarze Widder Othello mit einer geheimnisvollen Vergangenheit, den George eines Nachts in seinem al-ten rostigen Auto mitbrachte. Die Au-torin gibt jedem einzelnen Schaf einen unverwechselbaren Charakter und be-schreibt gelungen die Verwirrungen, die durch diese Eigenarten entstehen, denn nicht immer führen die Gespräche un-tereinander zu wirklichen Ergebnissen. Einzig Miss Maple kann die Herde von ihrer Lieblingsbeschäftigung, dem Gra-

sen, abhalten und zum Denken anregen. Und Denken ist dringend nötig, um dem Mörder auf die Schliche zu kommen. George war immerhin ein Mitglied ihrer Herde und es gilt: Kein Schaf darf die Herde verlassen.

wo findet man ein kunststück?

Wer ist nun der Mörder? Vielleicht der Metzger, den die Schafe fürchten, weil seine Hände und seine Kleidung nach Tod stinken? Oder Gott, der über Georges´ Leiche ein komisches Zeichen machte und dessen Wege unergründlich sind? Oder war es sogar ein Schaf aus den eigenen Reihen?Die Geschichte erzählt aus der Sichtwei-se der Schafe, ermöglicht den LeserIn-nen einen Einblick in eine völlig andere Welt. Eine Welt, in der Schafe tiefsinnig denkende Wesen sind, die den Menschen in ihren Überlegungen in nichts nach-stehen. Die Schafe verlassen auf ihren Geruchsinn und können Angstschweiß, ernst gemeinte oder geheuchelte Trauer, Zigarettenrauch und auch ungewaschene Füße riechen. Sie kommen so zu Schlüs-sen, die am Ende zur Aufklärung des Mordes führen. Doch wie sollen sie nun den Leuten im Dorf erklären, wie George gestorben ist. Schnell von Begriff waren sie bis-

her nie. Die einzige Möglichkeit ist der Smartest-Sheep-of-the-World-Contest, um die Aufmerksamkeit der Dorfbewoh-nerInnen zu gewinnen. Dafür muss ein Kunststück her. Doch was ist eigentlich ein Kunststück und wo bekommt man eins her? Vielleicht findet man ja eines in Georges Geräteschuppen ...

Glennkill, der Debütroman von Leonie Swann sorgte auf Anhieb im deutsch-sprachigen Raum und auch internatio-nal für Furore. Ihre außergewöhnliche Schreib- und Erzählweise macht sie nicht umsonst zu einer herausragenden Neuentdeckung der vergangenen Jahre.

Miss Maple und der Fall des ermordeten Schäfers

Der Schnee liegt in aufgebauschten Decken auf den Dächern und Wegen, und man rutscht beim Gehen fast auf dem Eis aus. Auf dem Domplatz ste-hen die tannengrünen Hütten des Christkindlmarktes, es riecht nach Seife, nach Weihrauch, gebrannten Mandeln und Punsch, nach Ofenkar-toffeln und geschnittenem Holz. Im Sommer wird der Platz zur Bühne, wenn Hugo von Hoffmannsthals „Je-dermann“ gespielt wird.

Von Sophie Plappert

„Ich habe ihn mit ungefähr zwanzig ge-sehen, auf einem Stehplatz für fünf Schil-ling“, erzählt Walter Kappacher, der nur 300 Meter entfernt in der Galerie Welz sitzt. Neben ihm steht ein Glas warmen Wassers, der Kaffee kommt gleich. Seit Neuestem wird der Autor zu den Salz-burger Festspielen eingeladen.1938 kam er in Salzburg zur Welt. Seine früheste Erinnerung an die Stadt sind Spaziergänge mit der Mutter in der Alt-stadt. Die Durchhäuser sind in seiner Erinnerung sehr schmal, man muss sich durchdrängeln, denn rechts und links waren Kleider aufgehängt. Derzeit lebt er mit seiner Frau in Obertrum, aus prak-tischen Gründen. Sonst bedeutet der Ort nichts. „Spazierwege gab es anfangs gar

nicht, und erst vor wenigen Jahren habe ich den Grabensee entdeckt“, erklärt er und gibt damit einen Hinweis auf sei-ne Bilder. Damit sind Fotografien von „Schilf und Eis an einem Uferabschnitt des Grabensees“ gemeint, wie es in dem schmalen Band Marilyn Monroe liest Ulysses steht. „10.000 sind es. Das hat mich selbst erschrocken. Aber einige hundert sehr gute sind schon darunter.“

schreiben heisst warten

2009 erhielt der Schriftsteller den Georg-Büchner-Preis für sein Werk, die bedeu-tendste literarische Auszeichnung im deutschen Sprachraum. Aus seinen Bü-chern spannen sich zarte Fäden zur Stadt. In Silberpfeile erzählt der Protagonist, ein Journalist, vom Gasthaus zum Fidelen Affen. Man findet es, wenn man von der Linzergasse in die Priesterhausgasse geht. Über dem Eingang hängt ein eisernes Türschild, das einen Affen mit einem Glas Alkohol in der Hand darstellt. Der Flie-genpalast handelt von Hugo von Hoff-mannsthal, als er sich nach Bad Fusch zurückzieht, um aus seiner Sprachkrise herauszufinden.Kappachers eigene Schreibblockaden sind weniger Sprachprobleme. „Bei der ersten Fassung schaue ich nicht auf die Sprache.

Das wird alles nur hingeschludert, ich ver-suche, irgendwie einen Handlungsstrang zu finden und eine Geschichte zu formu-lieren. Beim Gehen überlege ich dann Fi-guren, und Konstellationen ergeben sich. Ich komme so auf zwei, drei Sätze. Das entwickelt sich eher so im Halbbewusst-sein, einem tagträumerischen Zustand.“

Schreiben bedeutet für Kappacher ge-duldig sein: „Ich kann nur vormittags schreiben. Da muss ich um sechs aufste-hen, damit ich um neun den ersten Satz formulieren kann. Dieses Trödeln ist auch ein Ritual.“Der Frühling ist Kappachers Hauptar-beitszeit. „Wenn ich nur einen Tag auslas-se, brauche ich vier, fünf Tage, um wieder weitermachen zu können.“Schreiben ist überdies nur an einem festen Ort möglich, im Moment sein Arbeits-zimmer in Obertrum. Zuvor war es das „Kämmerchen“ im Stadtteil Parsch.

ruinierte häuser

„Jetzt komme ich im Schnitt zwei- bis dreimal die Woche in die Stadt, für Besor-gungen. Aber ich halte mich hier nirgends auf, zu viele Touristen.“ 2009 veröffentli-chte Kappacher eine Satire auf den Frem-denverkehr, Touristomania oder die Fikti-on vom aufrechten Gang, die – wie Felix

Mitterers Piefke-Saga - in vielen Aspekten längst von der Realität überholt worden ist. „Es gibt kaum noch Bewohner in der Stadt. Alle Häuser werden ruiniert, zu Ge-schäften ausgebaut, um nach 3 Jahren wie-der ausgebaggert zu werden. Etwas Neues kommt hinein, was hoffentlich mehr Ge-winn abwirft.“ Als die Sprache auf die Mora Buchhand-lung fällt, schüttelt Kappacher den Kopf. „Eine Katastrophe nach der anderen.“ Bis Ende September des letzten Jahres gab es in der Nähe vom Domplatz die Mora Buchhandlung, ein Geschäft mit knar-render Wendeltreppe und verschiebbaren Bücherregalen. Im Herbst wurde es ge-schlossen, da sich der Betrieb nicht mehr lohnte. Mittlerweile findet sich dort eine Immobilienvermittlung. „Immobilien sind ein Sinnbild für Salzburg.“ Touristenströ-me sind es ebenso, die Kappacher vom Be-such des Geburtshauses Mozarts abhalten. „Ich war einmal dort, früher, als man sich noch bewegen konnte.“

STADT. LAND. SCHREIBEN.

Walter Kappachers Salzburg

Walter kappacher in der Galerie Welz

infos zum buchGlennkill, 384 Seiten, 18,40€

26 UNI & SERVICEKultur

Auf dem Geländer der kleinen Ve-randa hängen unzählige Stofffetzen, die mit Ölfarbe in allen erdenklichen Nuancen befleckt sind. Im Hof davor stehen eine zwei Meter hohe Staffelei und daneben ein Tisch, überhäuft mit Pinseln und einem Holzbrett voller Farbe.

Von Vanessa Ziperzik

Der Künstler bewegt eine kleine Spach-tel mit großen und ganz kleinen Gesten über die Leinwand. Er geht ein Stück zurück, legt den Kopf schief, betrachtet das Bild eine Weile und malt dann wei-ter. Im Hintergrund hört man Straßen-lärm und das Lachen der Kinder, die am angrenzenden Balkon vorbeilaufen. Hier in der Demokratischen Republik Kongo ist Musik und Gemeinschaft wichtig. Zwei Studierende, die der Kunstprofes-sor unter seine Fittiche genommen hat, sind da, malen und lachen. Das Bild, an dem der Meister gerade malt, hat einen orangen Kreis in der Mitte, um den sich blaue Ranken schlingen. Mit viel Fanta-sie kann man ein Gesicht erkennen oder einen Obstgarten. Wie die meisten seiner Werke, ist auch dieses sehr abstrakt.Henri Kalama Akulez wurde 1973 in der Demokratischen Republik Kongo in der Nähe von Lubumbashi geboren. Nach dem Abschluss einer Kunstschu-le studierte er von 1996 bis 1999 an der Kunstuniversität “Académie des Beaux-Arts” in Kinshasa. Anschließend lebte er fünf Jahre in China und absolvierte dort das Masterstudium der Ölmalerei an der “China Academy of Art” in Hangzhou. Nach der Zeit in Asien kehrte er wieder in seine Heimat zurück und ist seit 2009 Institutsvorstand für Ölmalerei an seiner

früheren Uni. Schon seit seiner Schulzeit stellt er auf der ganzen Welt aus, unter anderem in der DR Kongo, China, Polen, Deutschland, Belgien, Österreich, Kame-run, USA und Südafrika. Außerdem gab er schon öfter Kurse an der Sommeraka-demie von Libramont in Belgien. Einige Zeit des Jahres verbringt Henri in Öster-reich, da seine Frau von hier kommt.Über seinen Weg zur Kunst erzählt Hen-ri: „Ich habe mit dem Malen begonnen, weil mein Vater und alle meine Onkel das immer machten. Für sie war das ganz alltäglich, doch sie sahen sich nicht als Künstler. So wuchs ich mit der Malerei auf. Als ich dann in eine weiterführende Schule gehen sollte, wollte ich eigentlich etwas Technisches machen, aber dort waren keine Plätze mehr frei. Darum schickte mich mein Vater für vorerst zwei Jahre auf eine Kunstschule. Dort fand ich heraus, dass ich wirklich gut war, und wurde schnell Klassenbester. Das ist mir zuvor noch nie passiert und somit blieb ich bei der Kunst.“ Bereits damals ver-kaufte er Bilder von Blumen und Land-schaften. Für ihn ist Malen die beste Art sich auszudrücken: „Ich denke die Malerei ist wie Musik, du hast unzählige Möglichkeiten dich auszudrücken. Was auch immer ich fühle, in meinen Bildern kann ich es ausdrücken. In der Sprache gibt es zu viele Grenzen.“ Und obwohl er acht davon spricht, greift er am liebsten auf die der Kunst zurück. Seine bereits zweite Ausstellung in Österreich, fand im November des vergangenen Jahres in Le-onding (OÖ) statt. Anlass waren 50 Jah-re Unabhängigkeit der Demokratischen Republik Kongo und deshalb stellten die zwei Künstler Lema Kusa Lucien, einer der großen Meister und Henri Kalama Akulez gemeinsam aus. Die Werke wur-

den unter dem Motto „Begegnungen“ zu-sammengefasst und begeisterten bereits bei der Vernissage mehr als 150 Personen. Außerdem wurden 15% des Gewinnes an ein Hilfsprojekt in Kinshasa gespendet. Da er schon ein Monat zuvor angereist ist und die Zeit vor der Ausstellung im Haus seiner Schwiegereltern verbracht hatte, flossen in die Bilder auch Eindrü-cke von Österreich ein.Schon beim Öffnen der Haustüre, hört man jemanden aus Leibeskräften singen. Eher brüllen. Bei genauerem Hinhören identifiziert der aufmerksame Kenner das Lied als „L‘histoire de la vie“, den Titel-song von König der Löwen. Im Keller des Hauses malt Henri an einem neuen Bild und hört wie immer Musik dabei. Seine schwarze Hose ist fast nicht mehr als solche zu erkennen, da er die Pinsel im-mer darin abwischt. Das Wetter ist ihm hier im Winter viel zu kalt: „Denn da trocknen die Bilder nicht schnell genug. So kann man nicht arbeiten!“ Während er sich noch wegen der Arbeitsumstän-

de beschwert, malt er schon wieder wei-ter. In der einen Ecke des neuen Bildes ist ein großer, heller, beiger Kreis, der in eine Vermischung von Gelb und Oran-ge übergeht. Nach unten hin werden die Flächen und Stricher immer kleiner und unruhiger. Eine Dichte aus Farben lässt Figuren oder Formen erkennen. Mit sei-nen Bildern ist es ein bisschen so, wie mit den Wolken am Himmel, man kann die unterschiedlichsten Dinge darin erken-nen. Doch jeder sieht sie anders.

Kunst durchbricht alle Grenzen

„richtung Sieg“ wurde in der letzten Ausstellung bereits verkauft

Henri kalama Akulez bei der Arbeit

Wenn du mehr über Henri kalama Akulez

erfahren möchtest, oder mit ihm in kontakt

treten willst - er freut sich immer über neue

Fans - dann kannst du ihn unter diesen Links

erreichen:

www.kalamaakulez.com

[email protected]

www.youtube.com/henrikalamaakulez

Und auf Facebook ist Henri

natürlich auch zu finden!

Kultur 27

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Es gibt wieder Eintrittskarten zu gewinnen!

Die ÖH Salzburg verlost 2 x 2 Freikarten für folgende veranstaltung im Schauspielhaus Salzburg. Um an der verlosung teilzunehmen, schicke eine Mail mit dem Betreff „Schau-spielhaus-verlosung“, deinem namen sowie deiner Wunschveranstaltung an [email protected].

Hauptsache Arbeitvon Sybille BergDi 22.01.2011, 19:30 UhrEin Versicherungskonzern. Der Chef lädt zu einem Be-triebsausflug – und keiner wagt zu fehlen. Als exklusivenVeranstaltungsort hat man ein Vergnügungsboot gewählt –wie originell! Hier tummeln sich die manischen Auf- unddie notorischen Absteiger zwischen Reling, Tanzdeck undRaucherraum, betrinken sich freudlos, kopulieren pflicht-schuldig und nehmen an absurden Gesellschaftsspielenteil. Die wahren Helden der Arbeit aber sinddie Ratten im Unterdeck. Unermüdlich analysieren undgnadenlos kommentieren sie das Treiben der Menschenund sind sich schnell einig: „Wenn es am Schönsten ist,soll man gehen.“

Wir verlosen außerdem 2x2 karten für das Salzburger Landestheater. Um an der ver-losung teilzunehmen, schicke eine Mail mit dem Betreff „Landestheater-verlosung“, deiner Wunschveranstaltung und deinem namen an presse@oeh-salzburg.

kollaborationvon ronald HarwoodSo 13.02.2011, 19:00 UhrDer 1935 geborene britische Autor Ronald Harwood ist dem Publikum vor allem als Drehbuchautor bekannt. Für „Der Pianist“ erhielt er den Oscar, 2007 war die erfolgreiche Produktion „Schmetterling und Taucher-glocke“ im Kino zu sehen. Mit „Kollaboration“ wendet Harwood sich der Begegnung von Richard Strauss und Stefan Zweig in Salzburg zu. Das Aufeinandertreffen beider ist der Glücksfall einer kongenialen Zusammen-arbeit von Komponist und Textdichter – eine absolute Seltenheit. Im Zentrum des Stücks steht die Arbeit die-ser Ausnahmekünstler an der Oper „Die schweigsame Frau“. Das Drama gibt einen ergreifenden Einblick in eine künstlerische Beziehung, die von den politischen Zuständen untergraben und zerstört wurde. Das Stück Kunst- und Zeitgeschichte inszeniert Claus Tröger, der langjährige Intendant des kleinen Theaters in Salzburg.

Die ÖH Salzburg verlost 1x2 karten für fol-gende veranstaltung im kleinen theater. Um an der verlosung teilzunehmen, schicke eine Mail mit dem Betreff „kleinestheater-verlosung“, deinem namen und deiner Wunschveranstaltung an [email protected]. Glasmenangerie

theater Milunakomödie in Herz-Moll – Burleske romanze für eine einsame Frauenseelevon cezary Domagala SA 29.01.2011, 20:00 UhrHerr Mag. Lieblig, selbst noch Junggeselle, Besitzer eines Ehevermittlungsbüros, hat ein einziges Problem: 500 Kandidatinnen und keinen anständigen Bräuti-gam. Um sein Unternehmen vor dem Konkurs zu ret-ten, muss sich Herr Lieblig einiges einfallen lassen. Mit

Uni:Press-Ticketverlosung

gutem Rat kommt ihm seine polnische Angestellte Frau Basia zu Hilfe, die Spezialistin nicht nur für Ordnungsangelegenheiten. „Komödie in Herz-Moll“, anzusiedeln zwischen Kabarett und Musik-theater, beinhaltet 12 Lieder, 11 in polnischer Spra-che und eines in der deutschen Übersetzung von Peter Blaikner.

Zudem verlosen wir je 1x2 karten für kon-zerte im rockhouse. Um an der verlosung teilzunehmen, schicke eine Mail mit dem Betreff „rockhouse-verlosung“, deinem namen und deiner Wunschveranstaltung an [email protected].

yeah!club - 4th Anniversaryvinnie Who (Dk), Sleep Party People (Dk), cody (Dk), Bloodgroup (iSL), red Drapes (Uk), trippin in London (A), yc DJ-team.Fr 04.02.2011, 20:30 UhrWie die Zeit vergeht, der Yeah!Club feiert seinen 4. Geburtstag! Dazu schickt das Spot Festival drei der aufregendsten neuen dänischen Bands zum ersten Mal nach Österreich: Bloodgroup aus Island, die britische

Band Red Drapes, Trippin in London und das YC DJ-Team versprechen ein großartiges Geburtstagsfest.

Marteriaverstrahlt tour 2011Do 17.02.2011, 20:30 UhrEr war schon Fußballer, Model und Schauspieler – mit Ende 20 ist Marteria heute einer der angesagtesten Rapper Deutschlands und Stars wie Jan Delay, Peter Fox oder Sido outen sich als Fans!

Guitar-rock-HighlightGreg koch trio (US) feat. tom Good & Del BennettMo 21.02.2011, 20:30 UhrDer „Gristle King“ aus Milwaukee und seine Band unter-halten ihr Publikum gleichermaßen mit Virtuosität und Sinn für Humor. Kochs Stil lässt sich als Gitarrenpyro-technik in bester Hendrix-Manier beschreiben, wobei die Spielfreude seiner Mitmusiker niemals zu kurz kommt. Das hört man nicht nur auf dem 2007ner Album „Greg Koch And Other Bad Men Live!“, sondern natürlich auch auf dem neuen Album zur Tour: „From The Attic“. Man darf gespannt sein!

Hendrix trifft Comedy - Greg Koch

Quelle: Rockhouse

Quelle: Kleines Theater Quelle: Rockhouse

Marteria rappt im rockhouse.Zwischen kabarett und Musiktheater: „komödie in Herz-Moll“

Quelle: Rockhouse

Bloodgroup aus island.

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12.02.11Mama Africa – Circus der SinneWild! Exotisch! Erotisch! Anders - Afrikanischer Zirkus 2011 mit neuer ShowSalzburg Arena, Beginn: 20 Uhr, Eintritt: 47,45€ bis 65,00€

13.02.11KollaborationTheater –Drama von Ronald HarwoodLandestheater, Beginn: 19:00, Eintritt: 19,00€ (Stu-dierende „last minute“: 6€)

17.02.11Verstrahlt Tour 2011Marteria rappt im RockhouseRockhouse, Beginn20:30 Uhr, Eintritt: 15,80€

25.02.11Luise Pop & Francis International AirportCharmanter, feministischer Electro-Pop trifft Indie-Popmusik für Connaisseure. ARGE, Beginn 21 Uhr, Eintritt: 14€ (V: 12€)

März13.03.11Kabarett: Alfred Dorfer„bisjetzt“ - ARGEkultur zu Gast im Salzburger Lan-destheaterSalzburger Landestheater, Beginn: 20 Uhr

13.03.11London West End Musical GalaDie Stars des Londoner Westend auf grosser Europa-Tournee.Salzburg Congress/Europasaal, Beginn: 20 Uhr, Eintritt: 31€ - 59€

14.03.11 – 15.03.11KabarettGernot & Niavarani – 2 MusterknabenSalzburg Congress/Europasaal, Beginn: 20 Uhr, Ein-tritt: 42,50€ - 53,50€

JännerJeden DienstagSalsa Nightpresented by salsasalzburgRepublic, Beginn: 21:00, Eintritt frei.

8.,9.,11.01.11Theater: Same Time Same Stationvon gold extraARGE, Beginn 20 Uhr, Eintritt:

18.01.11Theater: Hauptsache ArbeitBitterböse, hochzynisch und schwarzhumorig von Sybille BergSchauspielhaus, Beginn: 19:30, Eintritt: 23€ (V: 21€, E: 13€)

18.01.11 – 22.01.11Ausstellung Gemeisselte KörperAndreas H. BitesnichLeica Galerie, Mirabellplatz 8Öffnungszeiten: Di-Fr 14-18 Uhr, Sa 10-14 Uhr

21.01.11The SorrowVorarlbergischer Metalcore im RockhouseBeginn: 20:30, Eintritt: 18€

23.01.11 – 06.03.11Ästhetische ParanoiaFotoarbeiten von Jürgen KlaukeMuseum der ModerneÖffnungszeiten: 10-18 Uhr, Eintritt: 2,00€

Konzerte, Kabarett & More –der Uni:Press-Veranstaltungskalender

romeo und Julia tanzen im Salzburger Landestheater.

Quelle: Salzburger Landestheater

25.01.11 Das Phantom der Oper - JubiläumstourDie große Originalproduktion von Arndt Gerber (Musik) & Paul Wilhelm (Text) nach dem Roman von Gaston LerouxSalzburg ArenaBeginn: 20:00, Kartenpreise: 40,90€ bis 72,90€

27.01.11 Hader muss wegJosef HaderRepublic Saal, Beginn: 20:00, Eintritt: 23,50€ (E: 11,90€)

28.01.11Russian Voodoo TourRusskajaRepublic Saal, Beginn: 20:00, Eintritt: 21,40€ (E: 17,00€)

Februar04.02.11ARGE Kabarett – MotzArt FestivalÖsterreich Premiere „Schöner Arsch - oder das Ende vom Ich“ von Michael AltingerARGE, Beginn: 20 Uhr, Eintritt: 22€ (V: 20€)

07.02.11Nathan der WeiseSchauspiel von Gotthold Ephraim LessingSalzburger Landestheater, Beginn: 19:30, Eintritt: Studierende 4€

08.02.11ComedyDieter Nuhr - Nuhr die RuheDVD/FernsehaufzeichnungDieter Nuhr und RTL im Salzburger FestspielhausBeginn: 20 Uhr, Eintritt: 27€

09.02.11Romeo und JuliaBallett von Peter Breuer und Andreas GeierSalzburger Landestheater, Beginn 19:30, Eintritt: 25,20€ (Studierende „last minute“: 6€)

© Jürgen Klauke

ästhetischer Aufruhr von Jürgen klauke im Museum der Moderne