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>POP >ROCK >METAL >INDIE/ALTERNATIVE >COUNTRY/AMERICANA >SWISS >BLUES >WORLD Das einzige Schweizer Gratis-Magazin für musikalische Lebenskultur No. 5/2013 September/Oktober 3. Jahrgang STORIES INTERVIEWS KONZERTE WETTBEWERBE CD+DVD REZENSIONEN THE ANSWER PEARL JAM SILLY IN EXTREMO PULVER PHIL ANSELMO SALTATIO MORTIS BOYSETSFIRE * STACIE COLLINS 2RAUMWOHNUNG * ABBY MICHAEL KIWANUKA * MYRON DEEP PURPLE * MARK ELLIOTT SLAYER * IRON MAIDEN The Story so far Rock mit Stil

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Das grösste Schweizer Gratis-Musik- und Veranstaltungsmagazin

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>POP >ROCK >METAL >INDIE/ALTERNATIVE >COUNTRY/AMERICANA >SWISS >BLUES >WORLD

Das einzige Schweizer Gratis-Magazin für musikalische Lebenskultur N

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STORIESINTERVIEWSKONZERTEWETTBEWERBECD+DVD REZENSIONEN

THE ANSWER PEARL JAM SILLYIN EXTREMOPULVER PHIL ANSELMO SALTATIO MORTISBOYSETSFIRE * STACIE COLLINS 2RAUMWOHNUNG * ABBYMICHAEL KIWANUKA * MYRONDEEP PURPLE * MARK ELLIOTT SLAYER * IRON MAIDEN

The Story so far

Rock mit Stil

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FEATURES / INTERVIEWS:

- BOYSETSFIRE 9 Immer auf die 12

- ABBY 12 Auf dem Sprung zu Rockstar-Status

- SALTATIO MORTIS 15 Rock und Dudelsack - 2RAUMWOHNUNG 16 Rosa Kakerlaken

- PHIL ANSELMO 36 Im Bund mit Illegalen

- MARK ELLIOTT 47 Zwischen Blues und Hardrock

- - SLAYER / BATAILLON 57 - GREENFIELD OPEN AIR 58 - MICHAEL KIWANUKA 59 - DEEP PURPLE 59

- SILLY 4 Deutsch-deutsches Kulturgut

- IN EXTREMO 10 Mit Hosenträgern auf Kunstraub

- PEARL JAM 25 Konsequent

- PULVER 44 Metal als Familienangelegenheit

- MYRON 49 Gereifter Schmetterling

IRON MAIDEN 56

Schweizer Szene:

LIVE REVIEWS:

Inhalt

- 6 Mainstream/Indie/Alternative Gov›t Mule, Johnny Lang, Down Below, Mono Inc., Everlast, Ken Hensley, The Rides, The Mission, The Blow Monkeys,Sammy Hagar, Pat Travers .....

- 32 Hard/Heavy/Metal Amon Amarth, Baroness, Children Of Bodom, Helstar, Newsted, Scorpion Child, Sinner, Shining, Vista Chino, We Came As Romans ...

- 44 Swiss

Pulver, Englemaker, Phased, The Dues, Sin Starlett, Book On Shelves, Quantensprung, Excelsis ......

- 50 Country/Americana/Roots US Rails, The Statesboro Revue, The Del-Lords, ...

- 54 Re-Releases

Cochise, Fear Factory, Deicide, Tandyn Almer, Obituary, Sepultura, Type O Negative ...

- 56 DVD Stacie Collins, Aerosmith, Paul McCartney, Live Wire

- 60 Konzertkalender

- 62 Wettbewerb / Impressum

I See Hawks In LA, Dailey & Vincent

Editorial

3

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FOX 40

Dass diese, eine der erfolgreichsten Bands der Musikgeschichte, noch einmal auf Tour gehen würde, hätte wohl niemand mehr für möglich gehalten. Anlass, die wechselvolle Geschichte der Band, die 1967 von Britanniens legendärem Blues-gitarristen Peter Green gegründet wurde, zu erzählen.

FLEETWOOD MAC 18

CD

Mit klassischem Hardrock in der Tradition von Free und Led Zeppelin begeisteren die Nordiren seit ihrem 2006er Debüt «Rise». Zusammen mit AC/DC waren sie fast zwei Jahre auf Welttournee. Mit ihrem neuen Al-bum «New Horizon» geben sie nun ihr bis-lang stärkstes Statement ab. Ausnahmesän-ger Cormac Neeson im grossen Interview.

THE ANSWER 28

Mit dem neuen Album «Lucifer» ist dem ehema-ligen Shakra-Sänger ein herausragendes Werk gelungen, das sein Solo-Debüt «2012" mit neuer Band und grossartigen Songs überrundet. Mark Fox steht Rede und Antwort

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Als die deutsche Schauspielerin Anna Loos der ehemaligen DDR Band Silly vor acht Jahren neues Leben einhauchte,

zweifelten viele am Erfolg der Sache. Zu gross waren die Schuhe der verstorbenen Silly-Sängerin Tamara Danz, in die Anna

Loos schlüpfen musste. Aber sie erledigte den Job mit Bravour und Können, heute sind Silly wieder eine Macht im

deutschsprachigen Rock, eine in jeder Beziehung besten Bands, die es jemals in beiden Teilen Deutschlands gab. Ein Silly-

Konzert ist ein besonderes Erlebnis, das höchste qualitative Ansprüche befriedigt. Darauf können sich nun auch endlich

wieder die Schweizer Fans freuen, wenn Silly im Dezember eines ihrer raren Konzerte bei uns geben.

Der erste Teil der Silly-Geschichte reicht bis in die späten Siebziger zurück. Ihr Schallplattendebüt erscheint übrigens zunächst ausschließlich im Westen. Erst ein Jahr später – 1981 – gibt es auch in der damaligen DDR eine LP. Bereits das zweite Album "Mont Klamott" (1983) steht für den auch noch heute ganz eigenen Bandsound, geprägt durch das hohe Können (sowohl spielerisch wie kompositorisch) der Bandmitglieder Zweifellos waren Silly der Cadillac bzw. der Wartburg Deluxe unter allen DDR-Bands.Auszeichnungen wie Band, Musiker, Sängerin oder LP des Jahres gehören nun zu ihrem Musikeralltag. Ihre Alben verkaufen sich hunderttausendfach. Mit Tamara Danz hatte die Band eine aussergewöhnliche Frontfrau, gesegnet mit einem riesigen Charisma und einer unverwechselbaren Stimme. Sie

verstand es perfekt, die poetischen Texte, die mit vielen an der DDR-Zensur „vorbeigeschleusten“ zwischen den Zeilen versteckten Wahrheiten/Kritiken versehen waren, in stimmige musikalische Form umzusetzen ohne den Eindruck zu hinterlassen, dass Gedichte zwangsmusikalisiert werden. Silly Songs schafften es, auch hartgesottene Rocker zu Tränen zu rühren. Viele Songs wie beispielsweise „Batallion d'Amour“ (1986) oder „Verlorne Kinder“ (1989) haben bis heute nichts von ihrer Bedeutung und ihrem einzigartigen Glanz verloren. Das erfolgreiche Silly-Kapitel endet im Sommer 1996 tragisch: Tamara Danz, Sängerin und Herz der Band, erliegt mit nur 43 Jahren einem Krebsleiden. In Berlin-Friedrichshain ist eine Straße nach ihr benannt. Silly ist nicht irgendeine Band, die mal ein paar Hits hatte. Silly

ist eine Institution und gleichzeitig Musikgeschichte jüngeren Datums. Würde es nicht so pathetisch klingen, deutsch-deutsches Kulturgut. Sie waren in den Achtzigern die wichtigste Band im Osten Deutschlands und bewiesen ebenso Rückgrat nach dem Mauerfall. So schlugen sie beispielsweise einen gut

entsteht. Darauf werden Melodiebögen gesetzt, die ungeheuer eingängig sind, sich aber nie irgendwo anbiedern. Die nie auf Mehrheiten schielen und sie trotzdem oder gerade deshalb problemlos einfangen. Das Ergebnis ist unverwechselbar; die Musik dieser Band hat künstlerisch den besten Kopierschutz, den es gibt: Die Einzigartigkeit ihrer Macher.

dotierten Plattenvertrag aus, als das Majorlabel künstlerisch eingreifen wollte. Die jüngere, zweite Geschichte beginnt 2005, als die Band wieder anfängt, live zu spielen. Zunächst mit Gastsängern, dann mit Anna Loos, eine der erfolgreichsten deutschen Schauspielerinnen. Anna ist eine großartige Sängerin und die Entscheidung, mit ihr zusammen zu arbeiten, ist ein Glücksgriff. Sie, bekennender Tamara-Danz-Fan, ist in der Lage, das für andere unerreichbare Erbe anzutreten und schafft es, die Geschichte fortzuschreiben. "Alles Rot", das Album aus 2010, ist der vorläufige Höhepunkt. "Alles Rot" erscheint fast auf den Tag genau drei Jahre vor dem im Frühjahr 2013 veröffentlichten aktuellem Album „Kopf an Kopf“ und ist ein Meilenstein. Nicht der erste der Band, aber ein ganz besonderer. Es ist ein fulminantes Comeback, aber auch ein Debüt. Comeback, weil es sich lange Zeit so anfühlte, dass es nie wieder ein neues Silly-Album geben würde – zwischen "Alles Rot" und seinem Vorgänger liegen immerhin 14 lange Jahre. Debüt, weil Silly sich neu aufstellt – mit der neuen Sängerin Anna Loos in ihrer Mitte. Mehrere hunderttausend Kopien werden von "Alles Rot" bis heute über die Verkaufstische gereicht. Es gibt ausverkaufte Tourneen und einen zweiten Platz bei Stefan Raabs "Bundesvision Song Contest". Und es gibt 2011 Platin – zum ersten Mal nach der Wiedervereinigung an eine Band aus dem ehemaligen Osten, die bereits zu DDR Zeiten Erfolge feiert. Dabei haben Silly den Rock'n Roll nicht neu erfunden. Ihr Geheimnis ist, dass sie ihre Zutaten in einer Weise miteinander verweben, dass eine ganz neue sinnliche, kraftvolle Harmonie TAMARA DANZ † 22. Juli 1996

LIVE3. Dezember 2013Zürich, Härterei

Deutsch-Deutsches Kulturgut

InseratAll Blues

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Als die deutsche Schauspielerin Anna Loos der ehemaligen DDR Band Silly vor acht Jahren neues Leben einhauchte,

zweifelten viele am Erfolg der Sache. Zu gross waren die Schuhe der verstorbenen Silly-Sängerin Tamara Danz, in die Anna

Loos schlüpfen musste. Aber sie erledigte den Job mit Bravour und Können, heute sind Silly wieder eine Macht im

deutschsprachigen Rock, eine in jeder Beziehung besten Bands, die es jemals in beiden Teilen Deutschlands gab. Ein Silly-

Konzert ist ein besonderes Erlebnis, das höchste qualitative Ansprüche befriedigt. Darauf können sich nun auch endlich

wieder die Schweizer Fans freuen, wenn Silly im Dezember eines ihrer raren Konzerte bei uns geben.

Der erste Teil der Silly-Geschichte reicht bis in die späten Siebziger zurück. Ihr Schallplattendebüt erscheint übrigens zunächst ausschließlich im Westen. Erst ein Jahr später – 1981 – gibt es auch in der damaligen DDR eine LP. Bereits das zweite Album "Mont Klamott" (1983) steht für den auch noch heute ganz eigenen Bandsound, geprägt durch das hohe Können (sowohl spielerisch wie kompositorisch) der Bandmitglieder Zweifellos waren Silly der Cadillac bzw. der Wartburg Deluxe unter allen DDR-Bands.Auszeichnungen wie Band, Musiker, Sängerin oder LP des Jahres gehören nun zu ihrem Musikeralltag. Ihre Alben verkaufen sich hunderttausendfach. Mit Tamara Danz hatte die Band eine aussergewöhnliche Frontfrau, gesegnet mit einem riesigen Charisma und einer unverwechselbaren Stimme. Sie

verstand es perfekt, die poetischen Texte, die mit vielen an der DDR-Zensur „vorbeigeschleusten“ zwischen den Zeilen versteckten Wahrheiten/Kritiken versehen waren, in stimmige musikalische Form umzusetzen ohne den Eindruck zu hinterlassen, dass Gedichte zwangsmusikalisiert werden. Silly Songs schafften es, auch hartgesottene Rocker zu Tränen zu rühren. Viele Songs wie beispielsweise „Batallion d'Amour“ (1986) oder „Verlorne Kinder“ (1989) haben bis heute nichts von ihrer Bedeutung und ihrem einzigartigen Glanz verloren. Das erfolgreiche Silly-Kapitel endet im Sommer 1996 tragisch: Tamara Danz, Sängerin und Herz der Band, erliegt mit nur 43 Jahren einem Krebsleiden. In Berlin-Friedrichshain ist eine Straße nach ihr benannt. Silly ist nicht irgendeine Band, die mal ein paar Hits hatte. Silly

ist eine Institution und gleichzeitig Musikgeschichte jüngeren Datums. Würde es nicht so pathetisch klingen, deutsch-deutsches Kulturgut. Sie waren in den Achtzigern die wichtigste Band im Osten Deutschlands und bewiesen ebenso Rückgrat nach dem Mauerfall. So schlugen sie beispielsweise einen gut

entsteht. Darauf werden Melodiebögen gesetzt, die ungeheuer eingängig sind, sich aber nie irgendwo anbiedern. Die nie auf Mehrheiten schielen und sie trotzdem oder gerade deshalb problemlos einfangen. Das Ergebnis ist unverwechselbar; die Musik dieser Band hat künstlerisch den besten Kopierschutz, den es gibt: Die Einzigartigkeit ihrer Macher.

dotierten Plattenvertrag aus, als das Majorlabel künstlerisch eingreifen wollte. Die jüngere, zweite Geschichte beginnt 2005, als die Band wieder anfängt, live zu spielen. Zunächst mit Gastsängern, dann mit Anna Loos, eine der erfolgreichsten deutschen Schauspielerinnen. Anna ist eine großartige Sängerin und die Entscheidung, mit ihr zusammen zu arbeiten, ist ein Glücksgriff. Sie, bekennender Tamara-Danz-Fan, ist in der Lage, das für andere unerreichbare Erbe anzutreten und schafft es, die Geschichte fortzuschreiben. "Alles Rot", das Album aus 2010, ist der vorläufige Höhepunkt. "Alles Rot" erscheint fast auf den Tag genau drei Jahre vor dem im Frühjahr 2013 veröffentlichten aktuellem Album „Kopf an Kopf“ und ist ein Meilenstein. Nicht der erste der Band, aber ein ganz besonderer. Es ist ein fulminantes Comeback, aber auch ein Debüt. Comeback, weil es sich lange Zeit so anfühlte, dass es nie wieder ein neues Silly-Album geben würde – zwischen "Alles Rot" und seinem Vorgänger liegen immerhin 14 lange Jahre. Debüt, weil Silly sich neu aufstellt – mit der neuen Sängerin Anna Loos in ihrer Mitte. Mehrere hunderttausend Kopien werden von "Alles Rot" bis heute über die Verkaufstische gereicht. Es gibt ausverkaufte Tourneen und einen zweiten Platz bei Stefan Raabs "Bundesvision Song Contest". Und es gibt 2011 Platin – zum ersten Mal nach der Wiedervereinigung an eine Band aus dem ehemaligen Osten, die bereits zu DDR Zeiten Erfolge feiert. Dabei haben Silly den Rock'n Roll nicht neu erfunden. Ihr Geheimnis ist, dass sie ihre Zutaten in einer Weise miteinander verweben, dass eine ganz neue sinnliche, kraftvolle Harmonie TAMARA DANZ † 22. Juli 1996

LIVE3. Dezember 2013Zürich, Härterei

Deutsch-Deutsches Kulturgut

InseratAll Blues

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CD Mainstream/Indie/Alternative Mainstream/Indie/Alternative CD

WILLIE NILEAmerican RideBlue Rose / MV

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SAMMY HAGAR Sammy Hagar & Friends Frontiers Records / MV

mv. Zum 40-jährigen Bühnenjubi-läum hat Sammy Hagar (Chickenfoot, ex-Van Halen) gemeinsam mit vielen Freunden, alten Weggefährten sowie Band-kollegen ein neues Soloalbum namens "Sammy Hagar and Friends" aufgenommen. Und der umtriebige Sänger und Song-writer hat sich für diese Scheibe wirklich einige prominente Unterstützung an Bord geholt: zusammen mit Neal Schon (Journey), Kid Rock, Nancy Wilson (Heart), Joe Satriani (Chickenfoot), Ronnie Dunn (Brooks & Dunn), Michael Anthony (ex-Van Halen, Chicken-foot), Chad Smith (Red Hot Chili Peppers, Chickenfoot), Bill Church & Denny Carmassi (Montrose), The Wabos sowie seinem Sohn Aaron Hagar wur-den viele neue Songs sowie einige Coverversionen aufge-nommen. Das Ganze präsentiert sich wie erwartet extrem spiel-freudig und jenseits aller Genre-grenzen. Sammy mischt hier Rock, Country, Blues und Pop zu einem wunderbar relaxten, coolen Cocktail. Interessant sind sicher die gelungenen Coverversionen von Bob Seger's “Ramblin' Gamblin' Man” und Depeche Mode's “Personal Jesus” sowie das schöne Duett "Father Sun" mit seinem Sohn Aaron. Sammy ist nach all den Jahren nach wie vor bei super Stimme und ver-sprüht tonnenweise Energie und Lebensfreude. Album-Highlights erspare ich mir, jeder Song klingt völlig anders und das Album wirkt vor allem als Ganzes. Perfekt für die nächste Autofahrt oder zum Sonne & Drinks geniessen auf der Terrasse, am Strand oder der nächsten Party.

einiger Zeit, speziell durch seinen dortigen Hit „One Guitar“ als grösste Hoffnung der US-Singer/ Songwriter-Szene angesehen und gern mit Bob Dylan und Bruce Springsteen (mit dem er auch schon mal zusammen auf der Bühne steht) verglichen. Nach-zuvollziehen sind diese Vergleiche in Songs wie dem Dylanesken „American Ride“ und dem Springsteen-like „If I Ever See The Light“ vom vorliegenden Album. Aber Willie Nile auf dieses beiden grossen Namen zu reduzieren täte dem Mann grosses Unrecht. Nile hat sich genauso sehr den frühen

hh. Vier Jahre haben sich die Mulis Zeit gelassen, um ein neues Studio-Album nachzuschieben. Auf der faulen Haut haben sie nicht gelegen, viele Konzerte und Mule-Boss Warren Haynes' Soloalbum hielten die Amerikaner in dieser Zeit auf Trab. Erstaunlich, dass bei Haynes' dichtgedrängtem Terminkalender, er ist neben den Mules auch noch bei den Allman Brothers und Dead (Greatful Dead Nachfolge Band) aktiv, überhaupt Zeit für das Songwriting blieb. Offenbar schüttelt der Mann neue Songideen nur so aus dem Ärmel, die dann zusammen mit der Band ausgearbeitet werden. „Shout!“ ist ein typisches Mule-Album geworden, mit allen bewährten und von den Fans geliebten Ingredienzen, die da sind: Blues, Rock, Soul, Funk und Jazzeinflüsse, ausufernde Soli und eine geschmeidig groovende Band, die sich Zeit für spannende Improvisationen nimmt. Musikalische Hektik kommt dabei nie auf, Gov't Mule grooven durchweg im Slow-

/Midtempo-Bereich, auch das ist man von ihnen generell gewohnt. Einzig im wavigen Rocker „Funny Little Tragedy“ mit dezenten The Clash-Einflüssen wird stärker aufs Gaspedal gedrückt. Im 11-minütigen Opus „Bring On The Music“ lebt Warren Haynes seine Verehrung für die britische Bluesrock-Band Free und insbesondere deren verstorbenen Gitarristen Paul Kossoff aus. Wurden bislang auf jeder Gov't Mule Platte Zitate von Free verwendet, mal mehr mal weniger offensichtlich und auch schon mal ein Free-Original als Cover auftauchte, verknüpft Haynes hier Sequenzen aus verschiedenen Free-Klassikern wie „Wishing Well“, „Be My Friend“, „Fire & Water“ und baut ein Solo in allerbester „Mr. Big“-Art ein. Grund für diesen Song ist das „Jubiläum“ des Splits von Free vor 40 Jahren. Ebenfalls 40 Jahre ist es her, seit das wegweisende Album „Fresh“ der Funk-Rocker Sly & The Family Stone das Licht der Welt erblickte,. Die Mulis feiern das Ereignis im funky „How Could You Stoop So Low“. Mit „Scared To Live“ gibt es auch noch einen laidback Reggae. Es ist immer wieder beeindruckend, wie sehr diese Band groovt, sich in ihre Musik fallen- und treiben lässt. Dass das nie

GOV`T MULEShout!Provogue/MV

langweilig wird und auch keine Behäbigkeiten zulässt, liegt zweifellos an der aussergewöhnlichen Klasse der beteiligten Musiker. Allen voran das perfekt harmonierende Rhythmusgespann aus Gründungsmitglied und Drummer Matt Abts und Bassist Jorgen Carsson. Abts Drumming ist virtuos, gleichzeitig jedoch in jeder Note song- und banddienlich, von einem fast unglaublichen Gespür für Haynes' Licks und Riffs geprägt, die er mit exzellenten Akzenten verstärkt. Mit Dany Louis hat die Band zudem einen herausragenden Tastenmann, der auch die Hammond eines Booker T. sound- und spieltechnisch voll und ganz im Herzen trägt. Ausserdem profiliert sich Louis je länger je mehr auch als ausgezeichneter Gitarrist.Auch wenn „Shout!“ nahtlos fortsetzt, wofür Gov't Mule nun seit knapp 20 Jahren und 19 Alben (inkl. Live-Platten) steht und somit grosse Überraschungen ausbleiben, begeistert das Album auf ganzer Linie. Wunderschöne Songs, die vom Hörer Aufmerksamkeit verlangen und ihn dafür vielfältig entschädigen, vorgetragen von der besten Band des sogenannten Jam-Rocks. In der langen Discografie der Band beansprucht „Shout!“ einen Platz unter den Top 3. Hervorragend!

Inserat SAXO

TRICKYFalse IdolsFalse Idols/!K7/Namskeio

hug. Armer Tricky. Inzwischen 45 und noch immer zerrissen von den vielen Seelen, die ach in seiner Brust kämpfen. Seine letzten bei-den Alben seien schlecht gewe-sen, sagt Tricky, weil er irgendwel-chen Leuten habe gefallen wollen und dabei sich selber ganz ver-gessen habe. (Das mit dem Sich-selber-Vergessen mag vielleicht stimmen, aber «Mixed Race» und «Knowle West Boy» waren trotz-dem tolle Tricky-Alben, verquastet, dicht und dringlich.) (Trotzdem ist es wohltuend, wenn wieder mal ein Musiker den Mut hat zu sagen, dass eines oder mehrere seiner Alben aus seiner Sicht nicht wirk-lich gut waren.) Nun handle, führt Tricky weiter aus, sein neues Al-bum davon, wie er wieder zu sich selber finde. Das tut er, indem er im Vergleich zu früheren Werken eher ruhig an die Sache geht, geradezu ausgewogen und gerad-linig und nicht mehr wie bei «Vulnerable» eine ganze Gross-stadt auf einen Silberling zusam-menquetscht. Dazu covert er gleich zu Anfang Van Morrisons «Somebody's Sins» und «My Funny Valentine», das in Trickys Version nur noch «Valentine» heisst. Wiederum arbeitet er mit Gastsängerinnen, die den Tracks weitere Dimensionen geben (vor allem Francesca Belmonte und Fifi Rong, die beide auf Trickys Label

False Idols gesignt sind). Auch wenn «False Idols» als schwer-mütig ausgelegt werden kann (eigentlich ein Pleonasmus bei Tricky) und vergleichsweise minimalistisch daherkommt: Es bleibt ein echtes Tricky-Album.

ANNY CELSIJanuary Ragazza Music

rp War ihr zweites Werk «Tangle-Free World» noch gekennzeichnet durch ein breites Spektrum von Einflüssen wie Rootsrock, Power Pop, Folk, Janglepop, Soul, R'n'B, Americana, Pop bis zu hin Anlei-hen an Filmmusik, so macht es einem das dritte Album «January» von Anny Celsi diesbezüglich etwas einfacher. Die Grundsub-stanz der neun Songs ist Pop. Pop meint im Fall von «January» vor allem Kirsty MacColl. Immer wieder wird der Einfluss der 2000 verstorbenen Engländerin offen-kundig. Neben gesanglichen Ähnlichkeiten verfügt Anny Celsi auch über die Gabe Heiterkeit und ebenso Nachdenklichkeit (beides auch Qualitäten von MacColl) subtil, überzeugend und anrüh-rend in ihren Songs zum Aus-druck zu bringen. Durch diese Fokussierung klingt «January» ausgewogener, kompakter und stimmiger. Kirsty MacColl hätte ihre Freude an «January» gehabt.

rp Das Drama eines griechi-schen Theaters darf man von «Lost Out At Sea» nicht er-warten. Im Gegenteil. Die bei-den schwedischen Musiker Sven Fröberg und Frederick Persson (ehemals The Halos), die hinter The Greek Theatre stecken, offerieren auf ihrem Debüt bezaubernden Wohl-klang, entspannend und ohne (allzu) dramatische Wendun-gen. Inspirieren liessen sich die beiden von den späten Sechzigern ohne aber ebenso im Hier und Jetzt beheimatet zu sein. Konkret heisst das, dass man den elf tollen Songs neben den Byrds, den Beach Boys, Love oder Crosby, Stills, Nash And Young auch die Nähe zu aktuellen Bands wie den Pearlfishers, den Wonder-mints, Kontiki Suite oder Blitzen Trapper anhört. Zum Abschluss wagen The Greek Theatre sogar noch einen Ausflug in Richtung Artrock britischer Prägung. «Lost Out At Sea» ist übrigens das erste von vier Alben. Während des Sommers 2009 schrieben Fröberg und Persson 44 Songs, die sie über vier Alben verteilt, nach und nach veröffentlichen. Dann freuen wir uns jetzt schon Album Nummer zwei.

THE GREEK THEATRE Lost Out At Sea Truce Records

Hervorragend

Erscheint am 20.9

hh. Der New Yorker Singer/Song-writer mit ausgeprägtem Hang zum Rock'n'Roll ist in unseren Breitengraden mehrheitlich eine unbekannte Grösse. In New York wird er allerdings schon seit

Punk einverleibt wie auch Beatles oder Paul Weller. Mit diesen ex-zellenten Zutaten kocht er sein eigenes Süppchen und zeigt sich dabei als hervorragender „Chef de Cuisine“. Alle Songs haben Klasse und werden von seiner sehr guten Band bestens interpretiert. Nile zeigt sich dabei zudem als über-durchschnittlich guter Sänger, egal ob es folkig oder rockig kommt. Ausserdem sind Nile's Texte ebenfalls allerbeste Rock-poesie. Fazit: „American Ride“ ist ein verdammt gutes Album, das auf breiter Front zu begeistern weiss. Hier unbedingt reinzuhören ist mehr als eine Empfehlung – es ist ein MUSS! Und ein spezieller Dank gilt Willie Nile für sein tolles Remake von „People Who Died“ des verstorbenen, legendären New Yorker Punkpoeten Jim Carroll.

JOEL SARAKULA The Golden AgeArt Parade

rp Für das vierte Album des australischen Sängers und Multiinstrumentalisten Joel

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CD Mainstream/Indie/Alternative Mainstream/Indie/Alternative CD

WILLIE NILEAmerican RideBlue Rose / MV

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SAMMY HAGAR Sammy Hagar & Friends Frontiers Records / MV

mv. Zum 40-jährigen Bühnenjubi-läum hat Sammy Hagar (Chickenfoot, ex-Van Halen) gemeinsam mit vielen Freunden, alten Weggefährten sowie Band-kollegen ein neues Soloalbum namens "Sammy Hagar and Friends" aufgenommen. Und der umtriebige Sänger und Song-writer hat sich für diese Scheibe wirklich einige prominente Unterstützung an Bord geholt: zusammen mit Neal Schon (Journey), Kid Rock, Nancy Wilson (Heart), Joe Satriani (Chickenfoot), Ronnie Dunn (Brooks & Dunn), Michael Anthony (ex-Van Halen, Chicken-foot), Chad Smith (Red Hot Chili Peppers, Chickenfoot), Bill Church & Denny Carmassi (Montrose), The Wabos sowie seinem Sohn Aaron Hagar wur-den viele neue Songs sowie einige Coverversionen aufge-nommen. Das Ganze präsentiert sich wie erwartet extrem spiel-freudig und jenseits aller Genre-grenzen. Sammy mischt hier Rock, Country, Blues und Pop zu einem wunderbar relaxten, coolen Cocktail. Interessant sind sicher die gelungenen Coverversionen von Bob Seger's “Ramblin' Gamblin' Man” und Depeche Mode's “Personal Jesus” sowie das schöne Duett "Father Sun" mit seinem Sohn Aaron. Sammy ist nach all den Jahren nach wie vor bei super Stimme und ver-sprüht tonnenweise Energie und Lebensfreude. Album-Highlights erspare ich mir, jeder Song klingt völlig anders und das Album wirkt vor allem als Ganzes. Perfekt für die nächste Autofahrt oder zum Sonne & Drinks geniessen auf der Terrasse, am Strand oder der nächsten Party.

einiger Zeit, speziell durch seinen dortigen Hit „One Guitar“ als grösste Hoffnung der US-Singer/ Songwriter-Szene angesehen und gern mit Bob Dylan und Bruce Springsteen (mit dem er auch schon mal zusammen auf der Bühne steht) verglichen. Nach-zuvollziehen sind diese Vergleiche in Songs wie dem Dylanesken „American Ride“ und dem Springsteen-like „If I Ever See The Light“ vom vorliegenden Album. Aber Willie Nile auf dieses beiden grossen Namen zu reduzieren täte dem Mann grosses Unrecht. Nile hat sich genauso sehr den frühen

hh. Vier Jahre haben sich die Mulis Zeit gelassen, um ein neues Studio-Album nachzuschieben. Auf der faulen Haut haben sie nicht gelegen, viele Konzerte und Mule-Boss Warren Haynes' Soloalbum hielten die Amerikaner in dieser Zeit auf Trab. Erstaunlich, dass bei Haynes' dichtgedrängtem Terminkalender, er ist neben den Mules auch noch bei den Allman Brothers und Dead (Greatful Dead Nachfolge Band) aktiv, überhaupt Zeit für das Songwriting blieb. Offenbar schüttelt der Mann neue Songideen nur so aus dem Ärmel, die dann zusammen mit der Band ausgearbeitet werden. „Shout!“ ist ein typisches Mule-Album geworden, mit allen bewährten und von den Fans geliebten Ingredienzen, die da sind: Blues, Rock, Soul, Funk und Jazzeinflüsse, ausufernde Soli und eine geschmeidig groovende Band, die sich Zeit für spannende Improvisationen nimmt. Musikalische Hektik kommt dabei nie auf, Gov't Mule grooven durchweg im Slow-

/Midtempo-Bereich, auch das ist man von ihnen generell gewohnt. Einzig im wavigen Rocker „Funny Little Tragedy“ mit dezenten The Clash-Einflüssen wird stärker aufs Gaspedal gedrückt. Im 11-minütigen Opus „Bring On The Music“ lebt Warren Haynes seine Verehrung für die britische Bluesrock-Band Free und insbesondere deren verstorbenen Gitarristen Paul Kossoff aus. Wurden bislang auf jeder Gov't Mule Platte Zitate von Free verwendet, mal mehr mal weniger offensichtlich und auch schon mal ein Free-Original als Cover auftauchte, verknüpft Haynes hier Sequenzen aus verschiedenen Free-Klassikern wie „Wishing Well“, „Be My Friend“, „Fire & Water“ und baut ein Solo in allerbester „Mr. Big“-Art ein. Grund für diesen Song ist das „Jubiläum“ des Splits von Free vor 40 Jahren. Ebenfalls 40 Jahre ist es her, seit das wegweisende Album „Fresh“ der Funk-Rocker Sly & The Family Stone das Licht der Welt erblickte,. Die Mulis feiern das Ereignis im funky „How Could You Stoop So Low“. Mit „Scared To Live“ gibt es auch noch einen laidback Reggae. Es ist immer wieder beeindruckend, wie sehr diese Band groovt, sich in ihre Musik fallen- und treiben lässt. Dass das nie

GOV`T MULEShout!Provogue/MV

langweilig wird und auch keine Behäbigkeiten zulässt, liegt zweifellos an der aussergewöhnlichen Klasse der beteiligten Musiker. Allen voran das perfekt harmonierende Rhythmusgespann aus Gründungsmitglied und Drummer Matt Abts und Bassist Jorgen Carsson. Abts Drumming ist virtuos, gleichzeitig jedoch in jeder Note song- und banddienlich, von einem fast unglaublichen Gespür für Haynes' Licks und Riffs geprägt, die er mit exzellenten Akzenten verstärkt. Mit Dany Louis hat die Band zudem einen herausragenden Tastenmann, der auch die Hammond eines Booker T. sound- und spieltechnisch voll und ganz im Herzen trägt. Ausserdem profiliert sich Louis je länger je mehr auch als ausgezeichneter Gitarrist.Auch wenn „Shout!“ nahtlos fortsetzt, wofür Gov't Mule nun seit knapp 20 Jahren und 19 Alben (inkl. Live-Platten) steht und somit grosse Überraschungen ausbleiben, begeistert das Album auf ganzer Linie. Wunderschöne Songs, die vom Hörer Aufmerksamkeit verlangen und ihn dafür vielfältig entschädigen, vorgetragen von der besten Band des sogenannten Jam-Rocks. In der langen Discografie der Band beansprucht „Shout!“ einen Platz unter den Top 3. Hervorragend!

Inserat SAXO

TRICKYFalse IdolsFalse Idols/!K7/Namskeio

hug. Armer Tricky. Inzwischen 45 und noch immer zerrissen von den vielen Seelen, die ach in seiner Brust kämpfen. Seine letzten bei-den Alben seien schlecht gewe-sen, sagt Tricky, weil er irgendwel-chen Leuten habe gefallen wollen und dabei sich selber ganz ver-gessen habe. (Das mit dem Sich-selber-Vergessen mag vielleicht stimmen, aber «Mixed Race» und «Knowle West Boy» waren trotz-dem tolle Tricky-Alben, verquastet, dicht und dringlich.) (Trotzdem ist es wohltuend, wenn wieder mal ein Musiker den Mut hat zu sagen, dass eines oder mehrere seiner Alben aus seiner Sicht nicht wirk-lich gut waren.) Nun handle, führt Tricky weiter aus, sein neues Al-bum davon, wie er wieder zu sich selber finde. Das tut er, indem er im Vergleich zu früheren Werken eher ruhig an die Sache geht, geradezu ausgewogen und gerad-linig und nicht mehr wie bei «Vulnerable» eine ganze Gross-stadt auf einen Silberling zusam-menquetscht. Dazu covert er gleich zu Anfang Van Morrisons «Somebody's Sins» und «My Funny Valentine», das in Trickys Version nur noch «Valentine» heisst. Wiederum arbeitet er mit Gastsängerinnen, die den Tracks weitere Dimensionen geben (vor allem Francesca Belmonte und Fifi Rong, die beide auf Trickys Label

False Idols gesignt sind). Auch wenn «False Idols» als schwer-mütig ausgelegt werden kann (eigentlich ein Pleonasmus bei Tricky) und vergleichsweise minimalistisch daherkommt: Es bleibt ein echtes Tricky-Album.

ANNY CELSIJanuary Ragazza Music

rp War ihr zweites Werk «Tangle-Free World» noch gekennzeichnet durch ein breites Spektrum von Einflüssen wie Rootsrock, Power Pop, Folk, Janglepop, Soul, R'n'B, Americana, Pop bis zu hin Anlei-hen an Filmmusik, so macht es einem das dritte Album «January» von Anny Celsi diesbezüglich etwas einfacher. Die Grundsub-stanz der neun Songs ist Pop. Pop meint im Fall von «January» vor allem Kirsty MacColl. Immer wieder wird der Einfluss der 2000 verstorbenen Engländerin offen-kundig. Neben gesanglichen Ähnlichkeiten verfügt Anny Celsi auch über die Gabe Heiterkeit und ebenso Nachdenklichkeit (beides auch Qualitäten von MacColl) subtil, überzeugend und anrüh-rend in ihren Songs zum Aus-druck zu bringen. Durch diese Fokussierung klingt «January» ausgewogener, kompakter und stimmiger. Kirsty MacColl hätte ihre Freude an «January» gehabt.

rp Das Drama eines griechi-schen Theaters darf man von «Lost Out At Sea» nicht er-warten. Im Gegenteil. Die bei-den schwedischen Musiker Sven Fröberg und Frederick Persson (ehemals The Halos), die hinter The Greek Theatre stecken, offerieren auf ihrem Debüt bezaubernden Wohl-klang, entspannend und ohne (allzu) dramatische Wendun-gen. Inspirieren liessen sich die beiden von den späten Sechzigern ohne aber ebenso im Hier und Jetzt beheimatet zu sein. Konkret heisst das, dass man den elf tollen Songs neben den Byrds, den Beach Boys, Love oder Crosby, Stills, Nash And Young auch die Nähe zu aktuellen Bands wie den Pearlfishers, den Wonder-mints, Kontiki Suite oder Blitzen Trapper anhört. Zum Abschluss wagen The Greek Theatre sogar noch einen Ausflug in Richtung Artrock britischer Prägung. «Lost Out At Sea» ist übrigens das erste von vier Alben. Während des Sommers 2009 schrieben Fröberg und Persson 44 Songs, die sie über vier Alben verteilt, nach und nach veröffentlichen. Dann freuen wir uns jetzt schon Album Nummer zwei.

THE GREEK THEATRE Lost Out At Sea Truce Records

Hervorragend

Erscheint am 20.9

hh. Der New Yorker Singer/Song-writer mit ausgeprägtem Hang zum Rock'n'Roll ist in unseren Breitengraden mehrheitlich eine unbekannte Grösse. In New York wird er allerdings schon seit

Punk einverleibt wie auch Beatles oder Paul Weller. Mit diesen ex-zellenten Zutaten kocht er sein eigenes Süppchen und zeigt sich dabei als hervorragender „Chef de Cuisine“. Alle Songs haben Klasse und werden von seiner sehr guten Band bestens interpretiert. Nile zeigt sich dabei zudem als über-durchschnittlich guter Sänger, egal ob es folkig oder rockig kommt. Ausserdem sind Nile's Texte ebenfalls allerbeste Rock-poesie. Fazit: „American Ride“ ist ein verdammt gutes Album, das auf breiter Front zu begeistern weiss. Hier unbedingt reinzuhören ist mehr als eine Empfehlung – es ist ein MUSS! Und ein spezieller Dank gilt Willie Nile für sein tolles Remake von „People Who Died“ des verstorbenen, legendären New Yorker Punkpoeten Jim Carroll.

JOEL SARAKULA The Golden AgeArt Parade

rp Für das vierte Album des australischen Sängers und Multiinstrumentalisten Joel

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THE COMPUTERSLove Triangles Hate SquaresOne Little Indian/Namskeio

hug. Für die, die das Debüt letztes Jahr verpasst haben: The Compu-ters haben nichts mit Computern am Hut, sondern sind eine frisch-fröhliche Rock-Band aus dem englischen Exeter, die mit Punk-Attitüde vollkommen unvorein-genommen im Rockabilly, Northern Soul und Surf-Sound wildern. Das ändert auch auf ihrem zweiten Album nicht: So frisch (jedenfalls meistens) und druckvoll sind diese 12 neuen Lieder, dass die Beine von alleine zu zappeln beginnen. «Bring Me The Head Of A Hipster» heisst der erste Track des Albums, und der kann nur selbstironisch gemeint sein, denn The Computers spielen mit englischer Frische die perfekte Hipster-Musik und sind mit ihren Rockabilly-Eskapaden längst viel lustiger als Volbeat.

und Wirkungen sind sie aber vielschichtig. Die traurigen Indiefolksongs strahlen immer auch Schönheit aus. Und durch die Texte schimmern ebenso Hoffnung und Zuversicht: «Try As They Might. They Cannot Get Me Down.» (aus «Try As The Might»). Heilung in Sicht.

PAT TRAVERS BANDCan DoFrontiers Records/MV

hh. Der Kanadier hat im Laufe seiner knapp 40-jährigen Karriere alle Höhen und Tiefen des Musik-business erfahren. Vom Aufstieg aus den Clubs von Toronto zum Headliner in den grössten ameri-kanischen Stadien und wieder zurück in die Clubs. Dabei hat er

rp «Guide To An Escape», das zweite Album des anglo-ameri-kanischen Duos Rue Royale war eines meiner Lieblingsal-ben im letzten Jahr: Ein wun-derbares Werk voll atmosphäri-scher Kraft. Leider wurde es auf breiter Ebene zu wenig gewür-digt. Auf eine treue Fanbasis kann das Musiker-Ehepaars Ruth und Brookln Dekker aber zählen. « Remedies Ahead» wurde gänzlich via Kickstarter finanziert. Ein Fan steuerte gar 1000 Pfund bei. Die zwölf Songs enttäuschen nicht. «Remedies Ahead» knüpft nahtlos an die Qualitäten des Vorgängers an. Einen Teil der Anziehungskraft macht einmal mehr die nach-denkliche, berührende und tiefgründige Mischung aus Indiefolk, Dreampop und elek-tronischen Elementen aus. Die Songs von Rue Royale handeln von Entwurzelung, der Rastlo-sigkeit, die mit dem auf Tour sein einher gehen kann. Die meisten Songs entstanden «On The Road». In ihren Aussagen

RUE ROYAL Remedies AheadRough Trade /Sinnbus

konnte, hat er musikalisch aus-formuliert. Der Auftakt «Sex For Me Now» ist eine dunkle, düster schleppende in Fragestellung. So kann Sex keinen Spass machen. «Never», mit seinem orientalischen Folk klingt da schon versöhnlicher. In der Single «Sick Boys» kontras-tieren EBM mit funky Bass-läufen, orientalischen Gesangs-parts und Beats zu einer tanz-baren Krankheitserklärung. «One Thing» kriecht als eine beunruhigende Mischung aus depressivem Gesang, dunklen Bassläufen, schleppenden Rhythmen, Postwave und zor-nigen Gitarren aus den Boxen. Mit «This One Is A Downer» liefert Kaplan zusammen mit Sängerin Leila Peacock depres-sive Wut. «We Are One Two Three» klingt wie eine ungesun-de Kooperation der Beatnigs, PIL, Primus, Wartime (Henry Rollins) und einer Fahrt im Orientexpress. Nichts für Heiratswillige.

Songs um genau zu sein. Nach ihrem selbst betitelten Debüt im 2009 also bereits das zweite Werk der Truppe. In ihrem Heimatland Schweden haben sie sich damals schon einen Namen gemacht und sind inzwischen gut etabliert und feiern mit den neuen Singles „Karma Babe“ und „Who Do You Voodoo“ bereits grosse Erfolge. Schon der Opener „Candy In Mouth“ kommt mit schnellen Beats und einfachen Texten rotzig frech daher und zeigt welchen Weg die Schweden gewählt haben. Rock'n'roll pur und bestimmt Schweiss gebadete Konzert-keller bringen „Karma Babe“ und „Who Do You Voodoo“, die beiden Singles. Etwas aus der Reihe tanzt dann der weniger schnelle „Radio“ mit Chorus-gesang und eingängigem Refrain zum Mitgrölen. Richtig im Dreck wühlt der Satan mit jaulenden Gitarren bei „I Wanna Hold Your Hand“ bevor er dann mit dem beinahe dahin schmel-zenden „Leave Me Alone“ die Wölfe zum Heulen bringt, und es mit „A Bit Of Hell“ wieder auf dem Rücksitz krachen lässt. Man beschreibt die Musik der Drei auch gerne mal als einen Tritt in den Bauch wenn man schon am Boden liegt, süchtig machend, robust, unkompliziert und ironisch. Besser hätten wir es nicht auf den Punkt bringen können und sind somit auch nicht erstaunt, dass man sie bereits jetzt als beste live Band des Landes anpreist. Diesen Ruf machen sie somit ihren Lands-leuten von The Hives streitig. Wer diese Art von Musik jedoch mag wird bemerken, dass diese drei Herren, zumindest auf Platte, genauso viel Druck hinbringen wofür genannte Truppe fünf Member benötigt.

rp Szenen des Endes einer Ehe. Auf «We Are One Two Three» verarbeitet der israelische Musi-ker Micha Kaplan das Scheitern seiner Ehe. Kein Schönreden, direkte brutale Ehrlichkeit. Was der Sänger und Bassist viel-leicht nicht in Worte fassen

NETANYA We Are One Two Three Snowhite

SATAN TAKES A HOLIDAYWho Do You VoodooSTAH Music / Rough Trade

CD Mainstream/Indie/Alternative

rk. Das schwedische Trio Satan Takes A Holiday liefert mit „Who Do You Vodoo“ ein Album gefüllt mit 60er Jahre Garage Punk ab. 12

Single «I Will Deliver» kombiniert er seine Vorliebe für Ben Folds mit einer ordentlichen Prise Mika und Ben Kweller. Die Charts rufen. Auch spätere Songs wie «Old Yellow Photographs», «Bohe-mian», «Present Tense» oder «Only One Still Dancing» rufen Ben Folds in Erinnerung, was übrigens als Kompliment gedacht ist, lassen aber auch die Beach Boys, ELO, Brendan Benson und einmal mehr Mika anklingen. Tolle Melo-dien, beschwingt und erfrischend in Szene gesetzt. Gerade richtig als Soundtrack für laue Sommer-abende. «Matchstick Girl», das zuweilen an David Bowie mahnt, erscheint da vergleichsweise düster. Vor allem der experimen-telle instrumentale Abschluss. Wie auch «Good books» mit seinen sanften nachdenklichen Piano-klängen und einer Stimme, die in sich versunken klingt. Ein wohl-tuender Kontrast auf einem herausragenden Indiepopalbum.

Sarakula hat sich einiges geän-dert. Sarakula ist von Sydney nach London gezogen. «The Golden Age» veröffentlicht er wieder unter seinem vollen Namen und erst-mals ausserhalb Australiens. An der Musik hat sich glücklicher-weise nicht viel geändert. Immer noch hat Joel Sarakula ein untrüg-liches Gespür für erfrischend un-widerstehliche und ausgeklügelte Popsongs, die meistens Piano basiert sind. Im Auftakt, der

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rk. Man trennte sich im Jahre 2007 und fand drei Jahre später wieder zusammen. Bassist Robert gab 2011 seinen Rücktritt bekannt, wurde durch Marc Krupanski ersetzt, welcher nur kurze Zeit später zusammen mit seinem Bruder und Gründungsmitglied Matt am Schlagzeug die Band wieder verliess. Zurück kamen Robert am Bass und neu Dan an den Schlagstöcken sowie auch Chris Rakus am Bass. Wieso zwei Bassisten? Robert erklärt „ Nachdem sich die Band getrennt hatte, bin ich relativ schnell zurück nach München wo meine Familie lebt. Logistisch wurde dies dann sehr mühsam, immer nach Amerika. Die Band hat dann unter Protest hingenommen, dass sie sich jemand aus Amerika suchten. Es klappte aber irgendwie nicht richtig und sie wollten mich zurück, was für mich so nicht möglich war. Die Band akzeptierte das nicht, also wollten sie wissen wer nebst der Familie mein wichtigster Mann war, also nannte ich Chris. Die Jungs teilten mir dann mit, sie hätten ihn in die Band geholt und jetzt teilen wir uns das Ganze. Er macht vor allem Amerika und ich dann eher Europa. Dass jemand so Etwas für mich macht, das sagt eigentlich alles über die Band und den Zusammenhalt.“Vergessen wir das Vergangene und schauen in die Gegenwart. Nach sieben Jahren und der Reunion kommt nun das 7. Album „While A Nation Sleeps...“ auf den Markt. Wie sieht das die Band, eine Fortsetzung oder ein Neubeginn? „ Als wir uns entschieden haben wieder zusammen zu kommen, wir haben es auch sehr vermisst und die Freundschaft war in der Zwischenzeit ja nie anders, wollten wir zuerst einfach wieder spielen. Es war dann aber ziemlich bald klar, dass wir keine Band sein wollten, die immer wieder das Alte macht und somit etwas Neues kommen musste.“ Umso stärker sind natürlich die Freuden und aber auch die Erwartungen bei den Fans. Die Kritiken und Rückmeldungen sprachen für die Band. Durch und durch positive Meldungen, sowie in Deutschland Platz 22 der Album Charts. Boysetsfire ist eine musikalische Einheit und die Songs entstehen gemeinsam, meist zuerst die Musik, dann die Lyrics dazu. Diese kommen mehrheitlich von Nathan. Chad ist so was wie der musikalische Direktor mit dem Blick für das Ganze. Zum ersten Mal hat die Band alles selber gestaltet, produziert und veröffentlicht. Dazu gründeten sie ihr eigenes Label End Hits Records. In ihrer ganzen Karriere war die Truppe nie mehr als einen Release beim selben Label „Es ist nicht so, das die alle böse und wir alle gut sind, aber wir sind einfach eine sehr schwere, komplexe Band mit denen das Arbeiten nicht

leicht fällt. Wir sind zwar bereit Kompromisse einzugehen, aber sobald jemand zu sehr mitreden will machen die Klappen zu.“Es hat weder der Band noch dem Album geschadet, „While A Nation Sleeps...“ ist direkt und wie früher voller Energie. Bassist Robert erklärt den Unterschied zum Vorgänger in eigenen Worten: „The Misery Index war grossartig, ich liebe das Album. Aber es ist unter viel Schmerzen entstanden und war erschöpfend. Das neue Album war das Gegenteil, nur Spass und Freude und niemand redete dazwischen. Sie sind also da schon gegensätzlich. Es ist aber auch direkter. Als Boxer sage ich das mal so, The Misery Index ist mehr so ein linker Haken, der kommt und sitzt. Aber While A Nation Sleeps ist mehr so eine Gerade, direkt mitten ins Gesicht.“ Das Album wurde nach einem alten Flyer aus Gründungszeiten benannt. Der Titel kam bei der Reunion wieder auf den Tisch und ist unterbewusst wohl auch ein kleines zurück zu den Wurzeln. Auch das Cover verbindet Vergangenheit und Gegenwart. Seit Boysetsfire zurück sind verwendeten sie die Freimaurer Symbole. Wie damals in den 70ern, wo Covers noch etwas mystischer und spezieller waren. Natürlich hat es auch eine weitere Bedeutung dahinter, aber wie auch bei den Songs findet der Musiker es spannender Platz für eigene Interpretationen zu lassen.Als Bühnenintro, wie auch als roten Faden durch das Album, benutzt die Band Teile aus dem Film „Der grosse Diktator“ (Charlie Chaplin). Für die Band ein guter Faden, welcher die teilweise unterschiedlichen Songs auf dem Album zu einem geschlossenen Werk werden lässt. Aber auch den rauen Ton der neuen, reiferen Band widerspiegelt „Wir sind erschrocken dass diese Aussagen schon 70 Jahre her sein sollen, denn es sind Themen, welche aktuell sind und die Menschheit wohl auch immer betreffen werden. Es wird eher schlimmer als besser. Deshalb werden wir auch in Zukunft nicht sanfter, sondern im Gegenteil.“ Robert, inzwischen selbst Vater, fügt hinzu: „Der ganze Einfluss der Medien, Lehrer, Religionen oder Leute die Kindern sagen wollen wie sie zu sein haben, das macht wütend“. Diese Erkenntnisse reflektieren sich auch im neuen und wohl auch zukünftigen Alben der leidenschaftlichen Musiker.

Boysetsfire ist eine amerikanische Post-Hardcore-Band aus Delaware, oder etwas genauer gesagt eine amerikanisch-deutsche Band aus Newark und München. Denn Bassist Robert Ehrenbrand (Mitglied von 2003-2011 sowie aktuell), ist ursprünglich Deutscher und lebt inzwischen auch mit seiner Familie in München. So irritierend wie sich das liest, so verwirrend waren die letzten Jahre der Band.

Wie eine direkte Gerade

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Nachdem ihre beiden letzten Alben „Sängerkrieg“ und „Sterneneisen“ jeweils auf Platz 1 der deutschen Charts kletterten, kann man In Extremo zweifellos als das erfolgreichste Flaggschiff der deutschen Mittelalterrockszene bezeichnen. Ende September erscheint der neue Langspieler und passend dazu kommt die Truppe um Sänger Das Letzte Einhorn für ein Konzert im November nach Zürich.

hh. Auf das neue Album darf man gespannt sein, denn wie es schon im Vorfeld heisst, wird „Kunstraub“, so der Titel, eine deutlich metallische Schlagseite bekommen und somit das wohl härteste Album in der In Extremo-Geschichte werden. Selbst Double-Bass-Attacken von der Drummer-Fraktion kommen zum Einsatz. Allerdings, um alte Fans zu beruhigen, werden die typischen Komponenten wie Dudelsack und weitere mittelalterliche Instrumente auch weiterhin die Essenz des Bandsounds ausmachen. „Wir wollten neue Akzente setzen und uns nicht auf unseren alten Lorbeeren ausruhen“, heisst es dazu aus dem Bandlager. Seit die Band 1995 gegründet wurde, zuerst aktiv in zwei unterschiedlichen Projekten als einerseits reine Rockband und andererseits als reine Mittelaltertruppe, die vor allem auf Mittelalter-Festivals und –Märkten unterwegs war und sich zwei Jahre später „vereinten“, kletterte die Truppe kontinuierlich die Erfolgsleiter nach oben. Mit einer spektakulären Bühnenshow, in der massiv Pyrotechnik zum Einsatz kam und immer noch kommt, erarbeiteten sie sich einen Ruf als herausragender Live-Act. Europaweite Tournee, die sie bis nach Russland führten und erfolgreiche Abstecher über den „grossen Teich“ nach Nord- Mittel- und Südamerika bauten den Erfolg weiter aus. Auch in der Schweiz geniesst In Extremo einen ausgezeichneten Ruf und kann sich auf eine im Laufe der Jahre stetig gewachsene Fangemeinde verlassen.Und diese Fans dürfen sich freuen, wenn ihre Lieblingsband im November nach Zürich kommt, und neben ihren Hits und Klassikern neue Songs aus „Kunstraub“ vorstellen wird. Es empfiehlt sich unbedingt den Vorverkauf zu nutzen, denn das Platzangebot im Komplex 457 ist begrenzt. Und wer bislang noch nie eine In Extremo-Show erleben konnte, sollte das jetzt schleunigst nachholen – denn hier wird heisses und grosses Rockkino geboten.

Kunsträuber

LIVE10. November 2013

Zürich, Komplex 457

Inserat2Raumwohnung

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sich stets den Ruf bewahrt, einer der besten Gitarristen zu sein – und das zu Recht! Gründe für seinen nicht anhaltenden Erfolg waren unter anderem die qualita-tive Berg- und Talfahrt hinsicht-lich seines Songwritings, sowie der zeitweise massive Gebrauch ungesunder Substanzen. Seit Jahren zeigt sich Pat Tavers allerdings wieder gesund und munter und bringt seinen Sound per Dauertourneen unter die Leute. Was fehlte, war ein zün-dendes neues Album, um seinen Stern wieder strahlender schei-nen zu lassen. Das könnte jetzt mit seinem neuen Album „Can Do“ passieren. Es zeigt Travers wieder in alter Klasse und Rasse und auch das Songwriting knüpft wieder an seine erfolg-reichste Zeit Ende 70er/Anfang 80er an. Als Grund dafür nennt Travers die Zusammenarbeit mit dem italienischen Classic Rock-Label Frontiers Records, das ihm ermöglichte, das Album ohne Zeitdruck aufzunehmen. Etwas, das Travers während der letzten Jahre finanziell selbst nicht stemmen konnte. Frontiers dür-fen mit dem Ergebnis zufrieden sein, Travers und seine Band haben hier gute bis sehr gute Arbeit abgeliefert und die Pro-duktion von Sean Shannon und Pat Travers vervollständigt das Bild einer rundum gelungenen Platte. Grosse Stricke wird Travers damit zwar nicht zerreis-sen, aber wer schafft das schon heute noch speziell in dem dicht bevölkerten Bluesrock-Genre. Aber jeder Liebhaber von gitar-renorientiertem Classic- und Bluesrock kommt mit „Can Do“ voll auf seine Kosten und Fans des kanadischen Saitenvirtuosen bekommen endlich wieder das vollfette Programm ihres Lieblings. Der Album-Titel ist Programm, Pat Travers kann es noch – und zwar allerbestens!

KEN HENSLEY & LIVE FIRE LiveHear No Evil Recordings

hh. Der ehemalige Uriah Heep Keyboarder und Verfasser eini-ger der grössten Heep-Hits war

im letzten Jahr mit seiner Band Live Fire in deutschen und Schweizer Clubs unterwegs. Aus den Shows wurden insgesamt 14 Songs auf diesem Album festge-halten. Da durften natürlich Heep-Klassiker wie „Look At Yourself“, „July Morning“, „Look At Yourself“, „The Wizzard“, „Gypsy“, „Stealin“, „Easy Living“ und das mittlerweile völlig aus-gelutschte „Lady In Black“ nicht fehlen. Was, war man an einem dieser Konzerte persönlich da-bei, noch in etwa hinhaute, weil man in den kleinen Clubs schliesslich mit einer Rockle-gende auf Tuchfühlung gehen konnte, funktioniert als Konser-ve nur sehr bedingt. Das liegt sicher auch zu einem grossen Teil daran, dass man den über-wiegenden Teil der hier vorge-tragenen Songs bereits 1000 mal gehört hat, und davon 990 mal besser. Auch bei Uriah Heep selbst kann man inzwischen bei diesen Songs ein Gähnen nur schwerlich unterdrücken, aber so lieblos und uninspiriert, wie das auf dieser (Doppel-)CD rüberkommt, ist es bei Mick Box und seinen Jungs eher die Aus-nahme. Ken Hensley & Live Fire muten wir eine mittelmässige Heep-Cover-Truppe an, in der allein Gitarrist Ken Ingwersen noch für einige Glanzpunkte sorgt. Hensley selbst hat als Sänger wesentlich bessere Zeiten erlebt und gerade mal einige Keyboard-/Hammond-Passagen lassen erahnen, wozu der Mann eigentlich in der Lage ist bzw. war. Auch wenn Uriah Heeps Stern langsam aber sicher immer tiefer sinkt, weiss man nach dem Konsum von „Live“, weshalb Heep immer noch in mittelgrossen Hallen auftreten und Hensley nur in Pubs und Clubs.

hug. Kaum zu glauben eigent-lich, dass ihr Konzert kürzlich an den Stanser Musiktagen der allererste Auftritt von Anthony Joseph und seiner Spasm Band

ANTHONY JOSEPH & THE SPASM BANDLive in BremenNaïve/Musikvertrieb

HOUSE OF WOLVES - Fold In The Wind Hinter House Of Wolves steckt der Amerikaner Rey Villalobos, der zwischen 2004 und 2008 die feine, aber hier-zulande wenig bekannte Indie-Kapelle The Coral Sea (hörenswert ist ihr Album «Volcano And Heart» von 2006) anführte. Diese Quali-täten hat er sich auch für sein neues Projekt bewahrt. Der atmosphärische, behutsame und teils gespenstige Loner-Indiefolk auf «Fold In The Wind» berührt und überzeugt uneingeschränkt. BIBIO - Silver Wilkinson Stephen Wilkinson, der hinter Bibio steckt, ist ein grosser Fan seiner Label-Genossen Boards of Canada. Das hört man dem Sound auf seinem nunmehr siebten Werk «Silver Wilkinson» einmal mehr an. Elektro-Indiepop und Ambient mit einem Hang zum Experi-ment, aber auch verspielt, herzerwärmend (Ist bei Elektro-Indiepop ja nicht Vorrausetzung) und atmosphärisch dicht. RON SEXSMITH - Forever Endeavour Musiker und Bands wie Chris Martin (Coldplay), Radiohead, Elvis Costello, Sarah McLachlan, Rod Stewart und Paul McCartney zählen zu den Fans von Ron Sexsmith. Durchschlagenden Erfolg hat dies dem Kanadier aber bis jetzt nicht eingebracht. Der häufige Plattenfirmen-Wech-sel hat seinen bis anhin zehn Alben auch nicht gerade gut getan. Sein elftes Werk «Forever Endeavour» wird seine «Pechsträhne» wahr-scheinlich auch nicht been-den. Am Songmaterial liegt es einmal mehr nicht. «Forever Endeavour» enthält zwölf nachdenkliche im Folk von Nick Drake, Elliott Smith, Ray Davies oder Elvis Costello beheimatete Songs, die mit Tiefe und textlichem Hinter-sinn aufwarten. BEGGAR'S JAM - Feat. Mr. Casablanca Michael Voss und Holggy Begg legen mit «Feat. Mr. Casablanca» ihren Zweitling als Beggar's Jam vor. Das deutsch-schweizerische Duo wird auf den zwölf Songs von wohlklingenden Namen wie Herman Rarebell (Scorpions), Mark Schulman (Pink, Foreigner, Cher) und Mandy

Pally’s kurz und knapp

Mainstream/Indie/Alternative CD

Meyer (Gotthard, Asia, Krokus) unterstützt. Diese hochkarätige Besetzung passt bestens zur ebenfalls ausgezeichnetem Mischung aus varianten-reichem Pop und Rock. Geprägt von Voss's feiner und melo-diöser Stimme überzeugen die Songs mit dem gewissen Etwas. JUNIP - Junip Gut drei Jahre nach ihrem Debüt «Fields» präsentiert das Trio um José González (bekannt durch sein Album «Veneer» von 2003), Elias Araya und Tobias Winterkorn ihr Nachfolgewerk. Gonzalez's Indiefolk wird im Trio von elektronischen Elemen-ten überlagert und erweitert. Dies erzeugt Kontraste, Span-nung aber auch dezente Mono-tonie («Your Life Your Call»). Durchzogen. JAN ROTH - L.O.W. Jan Roth, Schlagzeuger für die deutschen Hundreds aber auch für Clueso, Max Prosa oder Norman Sinn ist ein Hans-dampf in allen Gassen. Jazz-rock, Postrock, Elektronik oder Krautrock gehören u.a. zu seinen Arbeitsgebieten. Auf seinem instrumentalen Solo-debüt «L.O.W.» fliesst vieles davon ein. Roth kanalisiert diese Einflüsse in ruhig vor-wärtsschreitende, dezent treibende Klanggebilde. An einem lauen Sommerabend zu geniessen. PAUL MESSIS - Case ClosedDer Engländer Paul Messis,Mitte zwanzig, hätte lieber in den späten Sechzigern gelebt – zur Zeit des Beat, Garage und der psychedelischen Musik. Sein zweites Album «Case Closed» belegt dies unzweifel-haft. Die zwölf Songs stehen authentisch in der Tradition von Bands wie den Beatles, Love oder den Byrds. Nostalgie pur! JACK SAVORETTI - Before The Storm Corinne Bailey Rae hat den englischen Singer-Songwriter Jack Savoretti auf einer ihrer Europatourneen eingeladen. Das spricht für Savoretti, der so nebenbei erwähnt, eine Zeitlang in Lugano gelebt hat, aber auch für den guten Geschmack von Bailey Rae. Savorettis drittes Werk «Before The Storm» ist wunderbar und überzeugend eingebettet zwischen James Morrison, Bruce Springsteen, Paolo Nutini und einer Portion Bob Dylan.

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hh. Das Berliner Quartett will zwar nicht mit Coldplay oder Snow Patrol verglichen werden, aber sie werden damit leben müssen. Ähnlich wie vorgenannte Genre-Grössen pendeln Abby zwischen tanzbarem ravelastigen und melancholischen Indie-Pop. Zudem beweisen die Jungs auf ihrem im Juli veröffentlichten Album „Friends & Enemies“ (Universal) einen ausgeprägten Hang, oder sagen wir besser, eine erstaunliche Fähigkeit zu grossen Melodien, die den Hits der erfolgreichen Britenbands in nichts nachstehen ohne sie zu kopieren. Erst vor vier Jahren gegründet, haben Abby können Abby bereits einige Erfolge verbuchen, für die andere Bands ein halbes Leben brauchen. So spielten sie mit der 2011 veröffentlichten EP „Welcome Home“ im Gepäck nicht nur in den Clubs von halb Europa, sondern setzten sich auch erfolgreich in der „Höhle des Löwen“ Grossbritannien in Szene. 2012 wagten sie einen erfolgreichen Abstecher in die USA, wo sie u.a. beim renommierten South By Southwest auftraten. In ihrer Heimatstadt Berlin sind alle vier Musiker Filou (voc, gtr), Tilly (gtr, cello), Lorenzo (synth.) und Henne (dr) neben ihrer Tätigkeit bei Abby tief in der Musikszene, speziell in der Danceszene verwurzelt. Diese Einflüsse sind denn auch in ihrem gemeinsamen Projekt Abby hörbar und sorgen dafür, dass die Livegigs nicht nur ein aussergewöhnliches musikalisches Erlebnis sind, sondern zugleich jeden Club in einen schweisstreibenden Dancefloor verwandeln. Wir müssen nicht orakeln, wenn wir behaupten, dass Abby in naher Zukunft einer der erfolgreichsten Popexporte Deutschlands werden. Die Gelegenheit, die Berliner Band noch in intimer Umgebung geniessen zu können, bietet sich den Schweizer Fans, wenn Abby im Oktober nach Zürich kommen.

LIVE16. Oktober 2013

Zürich, Papiersaal

Berliner JungsABBY

in der Schweiz war: Da stand, der Ausdruck sei erlaubt, der klassi-sche Supa-Nigga auf der Bühne, gross, kräftig, schön, selbstbe-wusst und exaltiert, tänzelte in seinen Golfer-Karree-Hosen mit ausladend geschneidertem Schritt, spielte mit dem Mikro-phonständer wie einst James Brown und sang nicht, er sprach nur, er erzählte von der Welt und sich, während seine Band zwischen Blaxploitation, Funk, Jazz und No Jazz im Geiste der Last Poets und James Brown das Publikum in Trance spielte – mit einem Sprenzel an der Gitarre, dessen Dreadlooks bis zu den Knöcheln reichten. Das war: eine Offenbarung. In seinen bisheri-gen Studio-Alben kam diese Kraft, diese Selbstsicherheit und dieser ironische Charme leider nie ganz zum Tragen. Umso dring-licher wurde es deshalb, dass diese Band nun mit einem Live-Album zeigt, was sie wirklich drauf hat – was hiermit getan ist. Musikfreunden sei empfohlen: kaufen! Und allen Veranstaltern: buchen!

Hugs Wegweiser durch die Populär-Galaxie

Kolumne

von Christian Hug

Als der gute Campino von den Toten Hosen noch Punk war, hätte er sich wohl in seinen kühnsten Träumen nicht vorstellen können, dass der Eintritt zu einem seiner Konzerte mal sage und schreibe 95 Franken kosten würde. So geschehen am Moon and Stars in Locarno. 95 Franken! Da muss ein Punk am Zürcher Stadelhofen lange für betteln, und dann hat er vor Ort noch nichts gegessen. Sein Hund übrigens auch nicht. Anderes Beispiel: Tricky und Morcheeba, immerhin im Doppelpaket, am Blueballs in Luzern: 75 Franken. Das sind immer noch 15 Franken zu viel. Da kann Festivaldirektor Urs Leierer noch so jammern, dass die Miete des KKL so teuer sei und alles so kompliziert und überhaupt, das interessiert mich eigentlich nicht. 75 Franken sind schlicht und einfach zu viel. Vor allem dann, wenn rund um das Festival mit kleinen Tricks zusätzlich Geld gescheffelt wird. Das Pfand zum Beispiel. Ist ja korrekt und richtig und hält das schöne Luzern sauber. Die zwei Franken Pfand kann allerdings nur eintauschen, wer mit dem leeren Teller auch den kleinen Plastik-Chip mitliefert, der mit dem vollen Teller ausgehändigt wurde. Heisst im Klartext: Für jeden Chip, der verlorengeht, kassiert die Festivalleitung die zwei Franken Pfand in den eigenen Sack. Ein balinesisches gelbes Rindercurry kostete übrigens 16 Franken netto.Die Festivalleitung weiss auch, wie man beim Eintritt noch ein paar Zweifränkler extra machen kann: Wer ins KKL hinein will, muss das halb getrunkene Bier draussen lassen (schwupp, zwei Franken Pfand nicht eingelöst) und muss sich drinnen ein neues Bier kaufen (und schwupp, zusätzlich ein halbes Bier extra verkauft). Beim Rausgehen übrigens dasselbe Prozedere (und schwupp, schon wieder ein Bier extra). Die vielen Securitas-Menschen am Eingang kennen da kein Pardon. Die machen ja auch nur ihren Job. Und die Festivalleitung wird wahrscheinlich argumentieren, dass das alles so sein müsse wegen den KKL-Regeln und dass das alles kompliziert sei und überhaupt. Aber das interessiert mich als Konzertbesucher und Musikfreund kein bisschen. Klar: Man kann diese heimliche Abzocke als Blueballs-Besucher umgehen. Man muss bloss seine Flüssigkeits- und Nahrungsaufnahme penibel mit dem Konzert koordinieren und den Plastik-Chip an einem sicheren Ort aufbewahren. Das Portemonnaie ist dafür ideal, denn nach dem Bezahlen des teuren Eintritts ist selbiges so leer, dass man bedenkenlos zehn Plastik-Chips darin bunkern kann. Im Übrigen bin ich der Ansicht, dass Bono Vox verboten werden sollte.

hug. Die Original Full Length Version von «Beat And The Pulse» aus ihrem Debüt war ein dermassen überragender Elektro-Track, dass dagegen der Rest des Albums in Sachen Glanz und Glorie keine Chance hatte und man sich erst nach und nach eingestehen konnte, dass dieser Rest zwar ganz okay, aber auch nicht wirklich überragend war. Immerhin: Austra, das lettisch-kanadische Trio mit der Sirenen-

stimme von Katie Stelmanis, spielt astreinen New Wave der Achtziger Jahre, und das mach-ten sie so gut, dass es echt klang und breitenwirksam eingefahren wäre, wäre das Debüt in den Achtzigern erschienen. Fans der guten alten Zeit von Depeche Mode, Anne Clark und der Tubeway Army hatten auch letztes Jahr noch Freude an «Feel It Break». Nun also das Zweite Album. Das beginnt mit «What We Done» ganz ordentlich new-wavig depro und sirenig mit aus-ladend melancholischen Synthie-klängen. Aber dann will das Al-bum einfach nicht so recht in die Gänge kommen. Zwar bleibt immer eine Spur ergriffener und ergreifender Melancholie hän-gen, aber diese mit Wucht und Klarsicht zu verbinden wie im eingangs erwähnten «Beat And The Pulse», das schaffen Austra nicht. Schade. So bleibt am Ende ein respektvolles Kopfnicken für den stilechten Retro, und Emos, die sowieso mit allem zufrieden sind, das irgendwie nach

Synthie-traurig klingt, werden auch «Olympia» mögen. Wir aber hätten das gerne, naja, ein bisschen tiefer.

AUSTRAOlympiaDomino/Musikvertrieb

MISS KITTINCalling From The StarsWagram/Disques Office

hug. Mit ihrem unglaublich präzisen Gespür für knackigen Minimaltechno und schon fast ungezählten Kollaborationen ist die Französin längst zur «First Lady of Techno» aufgestiegen (immer wieder köstlich: «Requiem For A Hit» aus dem

Album «I Com»). Nun hat sie zum ersten Mal sämtliche Tracks für ein neues Album selber komponiert – und das klingt sehr konsequent. Die zackig-treibenden Beats sind komp-lett verschwunden, teilweise sogar bis zur Verweigerung der Rhythmusma-schine. Stattdessen entfaltet sie elek-tronische Klangteppiche und Atmos-phären, die eher besonnen bis düster daherkommen. Ihr treffsicheres Ge-spür für Klang und Computer bewahrt Miss Kittin davor, mit einem solchen Vorhaben in die leider meist übliche Belanglosigkeit abzudriften. Denn auch hier bleiben die Klänge und der Aufbau der Tracks sehr präzise. Mehr noch: Sie ist eine Meisterin des, wenn man so sagen will, Suspense-Techno: Sie baut Spannung auf, ohne diese zum Ausbruch zu bringen, und schafft es dabei, die Spannung aufrecht-zuerhalten – am klarsten zu hören bei «Cosmic Love Radiation». Folgerichtig heisst dann der letzte Track dieses Doppelalbums selbstironisch «I Don't Know How To Move». Ein Album zum Im-Sofa-Sitzen-und-Mithören.

hh. Schon ein Jahr nach dem Top-Ten-Chartserfolg des Albums „After The War“ in Deutschland kommt die Hamburger Gothicrock-Truppe mit einer neuen Langrille. Zum ersten Mal wird überwiegend deutsch ge-sungen, ein Resultat aus der Zusam-menarbeit von Mono Inc.-Kopf Mar-tin Engler und NDW-Urgestein Joa-chim Witt, der Engler dazu ermutig-te. Und daran hat er gutgetan, denn den Mono Inc. Songs steht die deutsche Sprache sehr gut, wesent-lich besser als die mit hörbarem deutschen Akzent vorgetragenen englischen Lyrics. Joachim Witt steht dann auch bei dem Song „Kein Weg zu weit“ selbst vor dem Mikro. Der Mix aus deutschen und engli-schen Songs funktioniert gut, wirkt nie störend. In den schnellen Titeln erinnern Mono Inc. phasenweise sehr an Rammstein, besonders wenn im Opener „Heile, heile Se-gen“ auch noch Kinderstimmen wie in Rammsteins „Engel“ vorkommen. Aber das schmälert das Hörvergnü-gen nicht, im Gegenteil. Mono Inc. überzeugen mit „Nimmermehr“

MONO INC.NimmermehrSPV/MV

durch gute Arrangements, neue Sounds und einem hohen Energielevel. Klar gibt es auch ein paar Titel, die das ansonsten hohe Niveau nicht ganz erreichen, aber das ist wohl dem hohen Arbeitstempo (praktisch jedes Jahr ein neues Album) geschuldet. Jedoch tun diese Titel dem gesamten Spass keinen Abbruch, da sie immer noch über anständige Qualität verfügen. Mono Inc. enttäuschen ihre alten Fans nicht und werden mit „Nimmermehr“ neue Fans dazugewinnen.

THE MISSIONThe Brightest LightSPV/MV

em. Zu den Briten von The Mission bedarf es keine Worte der Vorstellung. 27 Jahre nach ihrem Erstlingswerk und turbulen-ten Bandereignissen liegt das neue Al-bum «The Brightest Light» vor. Mit dem Opener «Black Cat Bone» zeigen die Herren, dass sie noch jede Menge Spiel-freude im Blut haben. Der Track klingt klassisch rockig und dient als Wegweiser für den Rest dieser straighten Scheibe. Alle elf Kompositionen sind schnörkel- und zeitlose Rocksongs, die super pro-duziert wurden und sich mit beschwing-ten Attributen durchsetzen. Die Stimme von Sänger und Originalmitglied Wayne Hussey klingt dabei immer druckvoll und stark. Überraschungsmomente sind wäh-rend der ersten paar Songs eher selten, aber das tut der positiven Stimmung keinen Abbruch. Ab dem zweiten Drittel gibt es wesentlich mehr Potenzial an Spannung und Abwechslung. Zum Bei-spiel durch «Born Under A Good Sign», das durch eine treibende und eingehende Melodie hervorsticht oder auch «The Girl In A Fur Skin Rug», welches etwas pop-piger, aber gemütlicher daherkommt. Apropos gemütlich: «Ain't No Prayer In The Bible Can» ist eine sehr gemächliche Sache mit einem absolut tollen Groove. Wayne Husseys Stimme hat hier am meisten Charakter. Eines der absoluten Highlights auf «The Brightest Light». Für die meisterliche Gitarrenarbeit von Simon Hinkler gibt es mit «From The Oyster Comes The Pearl» den beeindruckenden Beweis. Die beiden letzten Lieder «Swan Song» und «Litany For The Faithful» bestechen ebenfalls durch ihr langsames Tempo. Während «Swan Song» recht kühl wirkt ist Schlusslicht «Litany For The Faithful» eine äusserst gefühlvolle und akustische Nummer, bei der Wayne Hussey noch mal seine Stimmenvielfalt

CD Mainstream/Indie/Alternative Mainstream/Indie/Alternative CD

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hh. Das Berliner Quartett will zwar nicht mit Coldplay oder Snow Patrol verglichen werden, aber sie werden damit leben müssen. Ähnlich wie vorgenannte Genre-Grössen pendeln Abby zwischen tanzbarem ravelastigen und melancholischen Indie-Pop. Zudem beweisen die Jungs auf ihrem im Juli veröffentlichten Album „Friends & Enemies“ (Universal) einen ausgeprägten Hang, oder sagen wir besser, eine erstaunliche Fähigkeit zu grossen Melodien, die den Hits der erfolgreichen Britenbands in nichts nachstehen ohne sie zu kopieren. Erst vor vier Jahren gegründet, haben Abby können Abby bereits einige Erfolge verbuchen, für die andere Bands ein halbes Leben brauchen. So spielten sie mit der 2011 veröffentlichten EP „Welcome Home“ im Gepäck nicht nur in den Clubs von halb Europa, sondern setzten sich auch erfolgreich in der „Höhle des Löwen“ Grossbritannien in Szene. 2012 wagten sie einen erfolgreichen Abstecher in die USA, wo sie u.a. beim renommierten South By Southwest auftraten. In ihrer Heimatstadt Berlin sind alle vier Musiker Filou (voc, gtr), Tilly (gtr, cello), Lorenzo (synth.) und Henne (dr) neben ihrer Tätigkeit bei Abby tief in der Musikszene, speziell in der Danceszene verwurzelt. Diese Einflüsse sind denn auch in ihrem gemeinsamen Projekt Abby hörbar und sorgen dafür, dass die Livegigs nicht nur ein aussergewöhnliches musikalisches Erlebnis sind, sondern zugleich jeden Club in einen schweisstreibenden Dancefloor verwandeln. Wir müssen nicht orakeln, wenn wir behaupten, dass Abby in naher Zukunft einer der erfolgreichsten Popexporte Deutschlands werden. Die Gelegenheit, die Berliner Band noch in intimer Umgebung geniessen zu können, bietet sich den Schweizer Fans, wenn Abby im Oktober nach Zürich kommen.

LIVE16. Oktober 2013

Zürich, Papiersaal

Berliner JungsABBY

in der Schweiz war: Da stand, der Ausdruck sei erlaubt, der klassi-sche Supa-Nigga auf der Bühne, gross, kräftig, schön, selbstbe-wusst und exaltiert, tänzelte in seinen Golfer-Karree-Hosen mit ausladend geschneidertem Schritt, spielte mit dem Mikro-phonständer wie einst James Brown und sang nicht, er sprach nur, er erzählte von der Welt und sich, während seine Band zwischen Blaxploitation, Funk, Jazz und No Jazz im Geiste der Last Poets und James Brown das Publikum in Trance spielte – mit einem Sprenzel an der Gitarre, dessen Dreadlooks bis zu den Knöcheln reichten. Das war: eine Offenbarung. In seinen bisheri-gen Studio-Alben kam diese Kraft, diese Selbstsicherheit und dieser ironische Charme leider nie ganz zum Tragen. Umso dring-licher wurde es deshalb, dass diese Band nun mit einem Live-Album zeigt, was sie wirklich drauf hat – was hiermit getan ist. Musikfreunden sei empfohlen: kaufen! Und allen Veranstaltern: buchen!

Hugs Wegweiser durch die Populär-Galaxie

Kolumne

von Christian Hug

Als der gute Campino von den Toten Hosen noch Punk war, hätte er sich wohl in seinen kühnsten Träumen nicht vorstellen können, dass der Eintritt zu einem seiner Konzerte mal sage und schreibe 95 Franken kosten würde. So geschehen am Moon and Stars in Locarno. 95 Franken! Da muss ein Punk am Zürcher Stadelhofen lange für betteln, und dann hat er vor Ort noch nichts gegessen. Sein Hund übrigens auch nicht. Anderes Beispiel: Tricky und Morcheeba, immerhin im Doppelpaket, am Blueballs in Luzern: 75 Franken. Das sind immer noch 15 Franken zu viel. Da kann Festivaldirektor Urs Leierer noch so jammern, dass die Miete des KKL so teuer sei und alles so kompliziert und überhaupt, das interessiert mich eigentlich nicht. 75 Franken sind schlicht und einfach zu viel. Vor allem dann, wenn rund um das Festival mit kleinen Tricks zusätzlich Geld gescheffelt wird. Das Pfand zum Beispiel. Ist ja korrekt und richtig und hält das schöne Luzern sauber. Die zwei Franken Pfand kann allerdings nur eintauschen, wer mit dem leeren Teller auch den kleinen Plastik-Chip mitliefert, der mit dem vollen Teller ausgehändigt wurde. Heisst im Klartext: Für jeden Chip, der verlorengeht, kassiert die Festivalleitung die zwei Franken Pfand in den eigenen Sack. Ein balinesisches gelbes Rindercurry kostete übrigens 16 Franken netto.Die Festivalleitung weiss auch, wie man beim Eintritt noch ein paar Zweifränkler extra machen kann: Wer ins KKL hinein will, muss das halb getrunkene Bier draussen lassen (schwupp, zwei Franken Pfand nicht eingelöst) und muss sich drinnen ein neues Bier kaufen (und schwupp, zusätzlich ein halbes Bier extra verkauft). Beim Rausgehen übrigens dasselbe Prozedere (und schwupp, schon wieder ein Bier extra). Die vielen Securitas-Menschen am Eingang kennen da kein Pardon. Die machen ja auch nur ihren Job. Und die Festivalleitung wird wahrscheinlich argumentieren, dass das alles so sein müsse wegen den KKL-Regeln und dass das alles kompliziert sei und überhaupt. Aber das interessiert mich als Konzertbesucher und Musikfreund kein bisschen. Klar: Man kann diese heimliche Abzocke als Blueballs-Besucher umgehen. Man muss bloss seine Flüssigkeits- und Nahrungsaufnahme penibel mit dem Konzert koordinieren und den Plastik-Chip an einem sicheren Ort aufbewahren. Das Portemonnaie ist dafür ideal, denn nach dem Bezahlen des teuren Eintritts ist selbiges so leer, dass man bedenkenlos zehn Plastik-Chips darin bunkern kann. Im Übrigen bin ich der Ansicht, dass Bono Vox verboten werden sollte.

hug. Die Original Full Length Version von «Beat And The Pulse» aus ihrem Debüt war ein dermassen überragender Elektro-Track, dass dagegen der Rest des Albums in Sachen Glanz und Glorie keine Chance hatte und man sich erst nach und nach eingestehen konnte, dass dieser Rest zwar ganz okay, aber auch nicht wirklich überragend war. Immerhin: Austra, das lettisch-kanadische Trio mit der Sirenen-

stimme von Katie Stelmanis, spielt astreinen New Wave der Achtziger Jahre, und das mach-ten sie so gut, dass es echt klang und breitenwirksam eingefahren wäre, wäre das Debüt in den Achtzigern erschienen. Fans der guten alten Zeit von Depeche Mode, Anne Clark und der Tubeway Army hatten auch letztes Jahr noch Freude an «Feel It Break». Nun also das Zweite Album. Das beginnt mit «What We Done» ganz ordentlich new-wavig depro und sirenig mit aus-ladend melancholischen Synthie-klängen. Aber dann will das Al-bum einfach nicht so recht in die Gänge kommen. Zwar bleibt immer eine Spur ergriffener und ergreifender Melancholie hän-gen, aber diese mit Wucht und Klarsicht zu verbinden wie im eingangs erwähnten «Beat And The Pulse», das schaffen Austra nicht. Schade. So bleibt am Ende ein respektvolles Kopfnicken für den stilechten Retro, und Emos, die sowieso mit allem zufrieden sind, das irgendwie nach

Synthie-traurig klingt, werden auch «Olympia» mögen. Wir aber hätten das gerne, naja, ein bisschen tiefer.

AUSTRAOlympiaDomino/Musikvertrieb

MISS KITTINCalling From The StarsWagram/Disques Office

hug. Mit ihrem unglaublich präzisen Gespür für knackigen Minimaltechno und schon fast ungezählten Kollaborationen ist die Französin längst zur «First Lady of Techno» aufgestiegen (immer wieder köstlich: «Requiem For A Hit» aus dem

Album «I Com»). Nun hat sie zum ersten Mal sämtliche Tracks für ein neues Album selber komponiert – und das klingt sehr konsequent. Die zackig-treibenden Beats sind komp-lett verschwunden, teilweise sogar bis zur Verweigerung der Rhythmusma-schine. Stattdessen entfaltet sie elek-tronische Klangteppiche und Atmos-phären, die eher besonnen bis düster daherkommen. Ihr treffsicheres Ge-spür für Klang und Computer bewahrt Miss Kittin davor, mit einem solchen Vorhaben in die leider meist übliche Belanglosigkeit abzudriften. Denn auch hier bleiben die Klänge und der Aufbau der Tracks sehr präzise. Mehr noch: Sie ist eine Meisterin des, wenn man so sagen will, Suspense-Techno: Sie baut Spannung auf, ohne diese zum Ausbruch zu bringen, und schafft es dabei, die Spannung aufrecht-zuerhalten – am klarsten zu hören bei «Cosmic Love Radiation». Folgerichtig heisst dann der letzte Track dieses Doppelalbums selbstironisch «I Don't Know How To Move». Ein Album zum Im-Sofa-Sitzen-und-Mithören.

hh. Schon ein Jahr nach dem Top-Ten-Chartserfolg des Albums „After The War“ in Deutschland kommt die Hamburger Gothicrock-Truppe mit einer neuen Langrille. Zum ersten Mal wird überwiegend deutsch ge-sungen, ein Resultat aus der Zusam-menarbeit von Mono Inc.-Kopf Mar-tin Engler und NDW-Urgestein Joa-chim Witt, der Engler dazu ermutig-te. Und daran hat er gutgetan, denn den Mono Inc. Songs steht die deutsche Sprache sehr gut, wesent-lich besser als die mit hörbarem deutschen Akzent vorgetragenen englischen Lyrics. Joachim Witt steht dann auch bei dem Song „Kein Weg zu weit“ selbst vor dem Mikro. Der Mix aus deutschen und engli-schen Songs funktioniert gut, wirkt nie störend. In den schnellen Titeln erinnern Mono Inc. phasenweise sehr an Rammstein, besonders wenn im Opener „Heile, heile Se-gen“ auch noch Kinderstimmen wie in Rammsteins „Engel“ vorkommen. Aber das schmälert das Hörvergnü-gen nicht, im Gegenteil. Mono Inc. überzeugen mit „Nimmermehr“

MONO INC.NimmermehrSPV/MV

durch gute Arrangements, neue Sounds und einem hohen Energielevel. Klar gibt es auch ein paar Titel, die das ansonsten hohe Niveau nicht ganz erreichen, aber das ist wohl dem hohen Arbeitstempo (praktisch jedes Jahr ein neues Album) geschuldet. Jedoch tun diese Titel dem gesamten Spass keinen Abbruch, da sie immer noch über anständige Qualität verfügen. Mono Inc. enttäuschen ihre alten Fans nicht und werden mit „Nimmermehr“ neue Fans dazugewinnen.

THE MISSIONThe Brightest LightSPV/MV

em. Zu den Briten von The Mission bedarf es keine Worte der Vorstellung. 27 Jahre nach ihrem Erstlingswerk und turbulen-ten Bandereignissen liegt das neue Al-bum «The Brightest Light» vor. Mit dem Opener «Black Cat Bone» zeigen die Herren, dass sie noch jede Menge Spiel-freude im Blut haben. Der Track klingt klassisch rockig und dient als Wegweiser für den Rest dieser straighten Scheibe. Alle elf Kompositionen sind schnörkel- und zeitlose Rocksongs, die super pro-duziert wurden und sich mit beschwing-ten Attributen durchsetzen. Die Stimme von Sänger und Originalmitglied Wayne Hussey klingt dabei immer druckvoll und stark. Überraschungsmomente sind wäh-rend der ersten paar Songs eher selten, aber das tut der positiven Stimmung keinen Abbruch. Ab dem zweiten Drittel gibt es wesentlich mehr Potenzial an Spannung und Abwechslung. Zum Bei-spiel durch «Born Under A Good Sign», das durch eine treibende und eingehende Melodie hervorsticht oder auch «The Girl In A Fur Skin Rug», welches etwas pop-piger, aber gemütlicher daherkommt. Apropos gemütlich: «Ain't No Prayer In The Bible Can» ist eine sehr gemächliche Sache mit einem absolut tollen Groove. Wayne Husseys Stimme hat hier am meisten Charakter. Eines der absoluten Highlights auf «The Brightest Light». Für die meisterliche Gitarrenarbeit von Simon Hinkler gibt es mit «From The Oyster Comes The Pearl» den beeindruckenden Beweis. Die beiden letzten Lieder «Swan Song» und «Litany For The Faithful» bestechen ebenfalls durch ihr langsames Tempo. Während «Swan Song» recht kühl wirkt ist Schlusslicht «Litany For The Faithful» eine äusserst gefühlvolle und akustische Nummer, bei der Wayne Hussey noch mal seine Stimmenvielfalt

CD Mainstream/Indie/Alternative Mainstream/Indie/Alternative CD

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anderen für Alanis Morissette und die Simple Minds) und Danny Carey (Ex-Drummer von Pigmy Love Circus). Das Ergeb-nis erfüllt die Erwartungen nicht ganz: Dass sie keinen Rock spielen, sondern Jazzrock aus den Siebzigern im Stil von Billy Cobham, Toni Williams und Janne Schaffer, ist okay, aber halt nicht mehr sonderlich originell. Wichtiger aber ist, dass sich die Musiker mehr auf ihre Soli konzentrieren als auf die Instrumentaltracks. Also eine Art Musik von Musikern für Musiker. Dass sie ihre Instrumente beherrschen, steht ja ausser Frage. Deshalb hätten wir uns einige weitergehende Ideen gewünscht. Und hoffentlich ist lediglich die hier vorliegende Vorab-CD so grauenhaft dumpf abgemischt.

klingt heute wie Musik zur Zeit, nicht zur Vergangenheit. Sänger Robert Howard trägt mit seiner ruhigen, warmen Stimme die Songs und lässt sein Timbre variieren von der Melancholie eines Mark Lanegan («Cover Me») bis zur Verzückung des frühen Cat Stevens («That's Not Right»), und lässt zwischen-durch die typischen Blow-Monkeys-Melodieschwinger erklingen («Chained»). Schön. Mit dem Track «In No Time At All» wagen sie sich gar an eine funkig-entspannte, jazzige Jam-Session, die an «Golden Brown» erinnert: Noch schöner. Als Bonus gibt's noch eine CD mit Akustik-Songs, die aber nicht so dringlich sind wie das

TRAVISWhere You StandRed Telephone Box/Limmat

hug. Diese Schotten muss man ja nicht mehr weiter vorstellen, deshalb lassen wir einfach mal ein paar Zahlen sprechen: Ge-gründet 1990, 7 Studioalben (inklusive «Where You Stand»), davon 5 in den englischen Top 5, 8,3 Millionen Alben verkauft, 2 Singles Platz 1 in der Schweiz, zwei weitere Platz 2, zweimal Best British Group. Da lassen Travis auf ihrem neusten Werk natürlich nichts anbrennen und bleiben eine ungemein freund-liche, nette Pop-Band mit schö-nen Melodien und erfreulich viel Abwechslung innerhalb ihres Genres.

VOLTO! IncitareConcord

hug. Das Line-up von Volto lässt viel erwarten: John Ziegler (Tool-Drummer), Lance Morrison (Tourgitarrero unter

Musikern diese Abwechslung von Herzen und «inspizieren» die reduzierten Tracks gerne im Hin-blick darauf, ob die Essenz der Songs überzeugend herausgear-beitet wurde. Und nebenbei: Die Akustik-Alben zum Beispiel von Nirvana und Eric Clapton sind deren jeweils meistverkauften in ihren Karrieren. Nun also Ever-last, ehemaliger House-of-Pain-Rapper, Solist und La-Koka-Nostra-Mitglied. Er spielt zwölf seiner Songs nur mit Gitarre und zuweilen mit Keyboards/Klavier begleitet und reduziert sie auf einen starken, stabilen Kern. Das hat einerseits mit Everlasts ful-minanter Stimme zu tun, ander-seits mit der maskulinen Hal-tung, die Everlast noch immer

ausführlich repräsentiert. Erstaunlicherweise verzichtet Everlast darauf, seine grössten Hits zu entelektrifizieren, des-halb fehlen Tracks wie «What It's Like» und «White Trash Beauti-ful», was wir befürworten: Ever-last umgeht so eine akustische Best-of-Sammlung und lenkt das Augenmerk auf die Akustik-Idee. Dafür gibt's als Abschluss-Schmankerl «Jump Around» aus der House-of-Pain-Zeit.

THE BLOW MONKEYSFeels Like A New MorningCherry Red/

hug. Das ist nun schon das drit-te Album der Blow Monkeys seit ihrer Wiederauferstehung 2008 (das Live-Album nicht mitge-zählt), und allerspätestens jetzt können wir ganz beruhigt sein, dass 1) die das ernst meinen und 2) die befürchtete Achtzi-ger-Yuppie-Nostalgie ausbleibt. Klar: Die Engländer spielen immer noch den sehr gepfleg-ten und herausgeputzten Pop für Leute mit Stil, aber der

CD Mainstream/Indie/Alternative

DOWN BELOWZur Sonne – Zur FreiheitSPV/Musikvertrieb

zeigt, die sonst etwas zu kurz kommt. «The Brightest Light» ist ein sehr gelungenes und schönes Wiedersehen mit den Herren von The Mission.

em. Es ist das vierte Studioalbum der deutschen Formation Down Below. Das konzeptartige Haupt-motiv sind dabei Berge, Einsam-keit und Freiheit. Musikalisch umgesetzt haben die Jungs diese Substantive in Form erhabener Klänge, die sich mit harten Riffs paaren und viel Raum für eingän-gige Melodien und einige Elektro-passagen lassen. Stilmässig be-wegt sich die Band irgendwo zwi-schen Unheilig («Dem Himmel so nah») und Rammstein in einer Lightversion («Lauf»). Das Vor-gehen scheint bei fast allen zwölf Kompositionen identisch. Alles beginnt mit melodiösen Stro-phen, kraftvollen Übergängen zu einem heroischen Refrain. Zwi-schendurch gibt es stampfende Rhythmen und etwas gehässig ausgedrückt, jede Menge pseu-dopoetischer Texte («Nordstern»). Darüber täuscht auch ein gekün-steltes Duett («Unvergessene Zeit») mit Natalia Avelon nicht hinweg. Down Below bedienen sich etwas zu sehr an den Deutsch-Gothic-Rock-Klischees. Es fehlt an Eigenständigkeit und Tiefgang. Trotzdem wird es viele Konsumenten geben, denen dieses Album durchaus gefallen wird. Wahrscheinlich all jenen, die sich nicht intensiv mit Musik beschäftigen, sondern diese wie etwas Alltägliches nur allzu unbe-dacht zu sich nehmen. Da scheint der gleichnamige Song «Zur Sonne – Zur Freiheit» schon fast wie ein Lichtblick. Down Below lassen keine Grauzone zu. Die einen werden sich an dieser konstruierten und lieblosen Ver-öffentlichung erfreuen während sich die anderen fragen warum das so ist.

EVERLASTThe Life AcousticSPV/Musikvertrieb

hug. Irgendwann muss ja jeder mal ein Akustik-Album machen. Das ist okay, wir gönnen den

THE VIBRATORSOn The Guest ListCleopatra

hug. Die Idee ist ja gut und gerecht: The Vibrators, altge-diente Punk-Band der ersten Tage, spielt mit Freunden aus ebendieser Zeit ein paar Songs im Studio ein. Zum Beispiel Hugh Cornwell von den Stranglers, Eddie Spaghetti von den Supersuckers, Campino und Wayne Kramer und noch eine ganze Reihe mehr, die 13 neue Songs und drei neu eingespielte Vibrators-Klassiker einspielen («Automatic Lover», «Baby Baby» und «Whips And Furs»). Das ist nett. Man kennt sich ja seit langem und mag immer noch den guten alten Punk. Doch am Ende zeigt das Album einmal mehr, dass die Punks von einst alle auch schon in die Jahre gekommen und altersmilde geworden sind. Es rockt ordentlich, aber das wars dann auch schon. Understatement ist wichtiger als Action. Aber wenn schon Understatement, dann wäre das Album dichter und kräftiger geworden, wenn man Iggy Pop die ganze Arbeit hätte machen lassen.

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01. Früher war alles besser02. Wachstum über alles03. Krieg kennt keine Sieger04. Der Kuss05. My Bonnie Mary06. Sandmann07. Satans Fall08. Idol09. IX10. Galgenballade11. Abrakadabra12. Nur ein Traum13. Randnotiz14. Schloss Duwisib (Bonustrack)

SALTATIO MORTISDas Schwarze EinmaleinsNapalm/Universal

hh. Unterlegten die 2000 gegründeten Saltatio Mortis (SaMo) in den Anfangsjahren ihren rockigen, mit Metal-Elementen angereicherten Sound noch mit elektronischen Spielereien, gaben sie diese zugunsten geradlinigem harten Rock auf, der sich perfekt mit dem dominanten Einsatz von mittelalterlichen Instrumenten wie Dudelsack oder Schalmeien verbindet. Seit 2006 treten SaMo vermehrt auf Rock- und Metalfestivals auf. Nach wie vor sind die Jungs aber auch gerngesehene Gäste auf Mittelalterfesten, wo sie ihre Songs akustisch auf alten Instrumenten, die zum Teil von den Bandmitgliedern selbst hergestellt werden, vortragen.

Das neue Album „Das Schwarze Einmaleins“ zeigt die Band auf dem Höhepunkt ihres bisherigen Schaffens. Die Songs sind in den Arrangements gestrafft, glänzen durch Dynamik und überzeugen durch bestes Songwriting. Dazu kommen tiefgründige und oft provokante Texte, die nicht nur dem Mittelalter entlehnt sind sondern durchaus moderne und aktuelle Themen behandeln. Mit Alea der Bescheidene haben SaMo zudem einen der besten Sänger in diesem Genre, der die Texte in griffige Melodien umwandelt und dabei ein grosses Gespür für Stadionhymnen beweist. Die Produktion des Albums ist ebenfalls erste Sahne, mit sattem Druck und grosser Transparenz donnern die Lieder aus den Lautsprechern. „Das Schwarze Einmaleins“ ist perfekt geeignet, alle alten SaMo-Fans

nachhaltig zu beglücken und gleichzeitig jede Menge neue Fans auch aus anderen musikalischen Lagern dazu zu gewinnen. Dass SaMo zudem eine durch unzählige Konzerte gestählte herausragende Live-Band sind, die gleichermassen grosses Kino für Auge und Ohr bieten, davon können sich „Neu-Fans“ überzeugen, wenn der rockige Dudelsack-Tross im November wieder in die Schweiz kommt, wo bereits eine im Laufe der Jahre immer grösser gewordene Gemeinde aus eingeschworenen Fans wartet und wieder für ein volles Haus und beste Stimmung besorgt sein wird.

Neben In Extremo, Schandmaul und Subway To Sally sind Saltatio Mortis (lateinisch für Totentanz) die Aushängeschilder der deutschen Mittelalterrock-Szene. Mit dem neuen Album

„Das Schwarze Einmaleins“ bringt die Truppe ihr bislang stärkstes Werk an den Start.

LIVE9. November 2013

Pratteln, Z7

Foto: Ann Buster

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Rosa Kakerlaken gehen nicht so schnell kaputt

Einen guten Grund zu haben, ein zwingendes Gefühl, wieder ins Studio zu gehen, wieder zu fühlen, wieder zu zweifeln, wieder fürchterlich zu sein und alles zu feiern, dieses Gefühl kommt und geht und hört nie auf. „Plötzlich macht sich eine Art Klangraum auf, den wir füllen möchten. Und daraus wird Musik“, sagt Eckart. „Texte schreiben, ist die Pest“, sagt Humpe. „Es ist jedes Mal eine virtuelle Himalaya-Besteigung.“ In Kalifornien, weit weg von Berlin, gab es Abstand. „Zu sich selbst. Zum Lärm. Zum nächsten Exzess. Irgendwas ist immer.“ Es war alles anders. Neue Städte, neue Studios, neue Geräte. Fremde Musiker, Komponisten und Produzenten, viele Experimente, viel Verschnitt und viele neue Songs. „Wir hören und sehen die Dinge nicht so, wie sie sind. Wir hören und sehen sie so, wie wir sind“, sagt Humpe. „Wie ein Kabel, das in einen rosa Synthi gesteckt wird und als Wellenform wieder rauskommt“, sagt Eckart. „Ausbrechen aus den eigenen Regeln“, nennen es die beiden. „Psychedelische Transformation. Frequenzen. Es gibt keine Beschwerden, weil Beschwerden nicht inspirierend sind.“ Es war schon immer ein Leitmotiv von 2raumwohnung, das große Drama des Lebens zu entdramatisieren. Im Jahr 2000 in Berlin fing alles an. DJ-Sets, ein offenes Mikro, deutsche improvisierte Texte. Clubs, zu zweit, überall Raves und endlose Nächte. Über sechs verschiedene Alben entwickelte sich der ursprüngliche, verspielte, ravige Sound zu Pop, Bossa Nova, Techno und Punk, zu Neo-Wave und wieder zu Pop. Mit „Achtung Fertig“ kehren 2raumwohnung zurück zu ihrem Ursprung: Elektronik, Elektronik. Kaum Gitarren, wenige akustische Instrumente. Eine große Veränderung zu den letzten zwei Alben. Ein anderes Spielen und Programmieren, mehr als bloß eine musikalische Idee. „Es ist eine Haltung“, sagt Tommi. „Es ist eine Behauptung“, sagt Inga, „rosa Kakerlaken gehen nicht so schnell kaputt...“

Die Texte und Humpes Stimme sind dabei der Klebstoff ihres Gesamtwerks. Ihre Art, Worte zu gebrauchen, hat schon seit dem ersten Album „Kommt Zusammen“ (2001) eine eigene Form und Sprache. Quer, aphoristisch, direkt und ohne Pathos. Seit dreizehn Jahren bilden die beiden als Duo den Sound und das freie Leben in Berlin ab. Ihre Musik ist seit dreizehn Jahren der Soundtrack zum Schminken im Bad, zur Nacht und zum Kindermachen auf dem Rücksitz, zum Rummachen auf dem Klo und zum Sonnenaufgang zwischen Schornsteinen und Plattenbauten. Angefangen hat Humpe, ein Kind der Neuen Deutschen Welle, mit den Neonbabies Ende der 70er. Mit der Gruppe DÖF, Humpe & Humpe (mit ihrer Schwester Anette, ex-Ideal), Thomas Fehlmann, Trevor Horn und Marc Almond ging es weiter bis zum exzessiven Techno, der für sie bis heute eine Offenbarung ist. Tommi Eckart kommt aus 80er Punk, Techno, Experimental und House. DJ Hell, Palais SchaumburgsRalf Hertwig und Andreas Dorau waren Partner. In den Nullerjahren begann mit 2raumwohnung eine neue Zeit, die sich genauso absichtslos und unbemerkt entwickelte wie der Sound des neuen Albums von heute. Die Erkenntnis, dass dieses Album so sehr an die Anfänge anknüpfen, dabei aber auch zeitgenössisch klingen könnte, „schlich sich ganz leise an uns heran als die ersten Ideen aufkamen. Dann auf einmal stand eine neue Sache im Raum. „Achtung Fertig“ ist ein neues Gefühl. Unsere Sehnsucht nach dem druckfreien Moment und vor allem: einfach Musik.“

„Achtung Fertig“ – so heißt das neue Album von 2raumwohnung. Aufgenommen in Berlin, Los Angeles und San Francisco. Mit einer Kommune aus dreißig verschiedenen Leuten. Es ist nach der letzten Platte «Lasso» aus dem Jahr 2009 das siebte Album von Inga Humpe und Tommi Eckart und es ist „eine Suche nach dem druckfreien Raum“.

LIVE28. Oktober 2013Zürich, Härterei

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WORLD REGGAE - Reggae Playground Ungewöhnlich, dass eine Sampler-Serie wie diese einzelne Alben re-released und dabei ein paar neue Songs hinzufügt und alte weglässt... Man hätte ja einfach die alte nachpressen und Teil zwei mit ausschliesslich neuen Songs anbieten können...ACOUSTIC AMERICA - American Playground...wie zum Beispiel diese beiden. Putumayo, lästerte jemand kürzlich im Radio, sei der Ikea der Weltmusik. Das stimmt: Putumayo war schon immer mehrheitsfähig. Genau das erleichtert dem Publikum ja den Einstieg in die Weltmusik. So gesehen: prima! Und genau so klingen auch die beiden neuen Sampler aus der Kinder- und der Akustik-Reihe. FIGHT THE BEAR - Thirty Eight DegreesDrittes Album der drei Briten mit dem lustigen Bandnamen. In den letzten fünf Jahren haben die Jungs 700 Konzerte gegeben. Entsprechend klingt ihr überaus gefälliger, melodiöser Pop nie kitschig oder oberflächlich, sondern trotz aller Leichtigkeit dicht und berührend.NEW ORDER - Live At Bestival Das Revival mit der ehemals Techno-vorprägenden Band aus Manchester will nicht richtig in die Gänge kommen. Das zeigt diese kurz nach ihrem diesjährigen Album «Lost Sirens» nachgeschobene Live-CD mit einem Mitschnitt von 2012: Alles nett, die zurückhaltende Art von einst wirkt heute aber bloss unmotiviert, und eigentlich warten im Publikum sowieso alle nur auf «Blue Monday».THUNDERCAT - ApocalypseSchwermütiger Kunst-Rap/-Techno mit Falsett-Stimme. Etwas anstrengend, und am Ende bleibt kaum was hängen. GOGOL BORDELLO - Pura Vida ConspiracyAuf ihrem letzten Album «Trans-Continental Hustle» hat Rick Rubin als Produzent die Zigeunerpunks um Sänger Eugene Hütz gezwungen, ihrer musikalischen Anarchie ein bisschen Form zu geben, woraus schon fast tanzbarer Balkanbeat entstand. Produzent Andrew Scheps geht einen Schritt weiter und macht aus Gogol Bordello eine brave Scherzkekstruppe. Das nächste Mal bitte wieder chaotisch!

HUG’s Shorties

InseratGadgetSILLY

Big Names in der amerikanischen Musikszene. Allen voran Stephen Stills, der nach seiner Buffalo Springfield Zeit mit Crosby,Stills & Nash zum Mega-Seller aufstieg. Mit Kenny Wayne Shepherd ist einer der erfolgreichsten Gitarristen des Bluesrock dabei und Keyboard-Legende Barry Goldberg (Electric Flag) macht das Line-Up komplett. Unterstützt wurde das Trio im Stu-dio von Drummer Chris Layton (ex-Stevie Ray Vaughan's Double Trouble) und Bassist Kevin McCor-mick, der ebenfalls zu den erfolg-reichsten Musikern/Produzenten der Staaten zählt und für seine Arbeit mit Keb Mo' und Melissa Etheridge mit Grammys ausgezeichnet wurde. Für Stephen Stills ist The Rides „die Bluesband meiner Träume“, was nicht weiter überrascht, denn Stills ist bislang nicht unbedingt als Blueser (sieht man von seiner Mitwirkung an Mike Bloomfield's/ Al

Kooper's „Super Session“-Album von 1968 ab) unterwegs gewesen. Auf „Can't Get Enough“ zeigt Stills jedoch, dass er in diesem Metier durchaus zuhause ist und im Verbund mit seinen beiden Mitstreitern zu grosser Form aufläuft. Entstanden sind die Songs während gemeinsamer Sessions in Stills Haus und mit „Rocking In The Free World“ (Neil Young), „Talk To Me Baby“ (Elmore James), “Honey Bee“ (Muddy Waters) sowie dem artfremden „Search & Destroy“ von Iggy & The Stooges wurden noch ein paar Covers integriert. Man kann beim Hören den Spass der Musiker nachvoll-ziehen, den dieses gemein-same Projekt ihnen bereitet hat; die Spiellaune ist allge-genwärtig. Die eigenen Kom-positionen stehen den Covers in nichts nach, was im Resultat bedeutet, dass „Can't Get Enough“ durchgehend ein überdurchschnittlich gutes Album ist, des bei Blues- und Bluesrockfans für Spass und Begeisterung sorgen wird. Die Produktion von Jerry Harrison (Talking Heads) bewegt sich auf gleich hohem Niveau, alles kommt warm und transparent durch die Lautsprecher, mit sattem Druck da, wo er nötig ist.

THE RIDES Can't Get EnoughProvogue /Musikvertrieb

hh. The Rides sind sozusagen ein All-Star-Trio, denn alle drei Musi-ker gehö-ren zu den

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ip. Vor allem in Amerika verfügt das Quintett aus Seattle über eine extrem treue Fanbasis, der Jamily, die ihren Helden in jeder freien Minute hinterherreisen und nicht selten sämtlichen Urlaub und Erspartes dafür hergeben. Das hat Pearl Jam schon Vergleiche mit Grateful Dead eingebracht, deren Gefolgschaft ähnlich loyal ist und der Band für jeweils komplette Tourneen zur Seite steht. Ein Grund für diese Loyalität dürfte, neben der Musik natürlich, das hohe Engagement aller Bandmitglieder in Politik-, Umwelt- oder Charitybereichen sein, was bei den Fans gut ankommt. Ein Teil der Bandeinnahmen gehen fix an verschiedene Organisationen und dazu spendet auch jeder Musiker nochmals privat. Allerdings hat dieser Aktivismus auch zu Unmut und Kritik geführt, denn die Alben in Pearl Jams politisch offensivster Phase um die Jahrtausendwende und in die Nullerjahre hinein waren musikalisch bestenfalls durchwachsen und zeichneten sich eher durch zu verkopfte Langeweile und unverlangten Tiefgang aus. Dass man ihnen dann Berechnung à la U2 und die Näseligkeit eines Bob Dylan vorwarf, machte das Bild von verfehlter Promotion komplett und die Verkaufszahlen dümpelten, verglichen mit ihren Hits der Neunziger, im Keller herum.Dabei sind Gründungsväter Eddie Vedder, Jeff Ament, Stone Gossard, Mike McCready und Matt Cameron (der seit 1998 bei Pearl Jam an den Drums sitzt) alles andere als berechnende Geldscheffler. Ihr Aktivismus war die logische Folge aus der Grungebewegung, die wiederum Inhalte des Punks adoptiert hatte und die als Gegenmittel zu Hochglanz, Establishment und Konservatismus fungierte. Im Gegensatz zu den meisten Punkbands verfügten die Vertreter des Grunge allerdings über markante Aushängeschilder wie Chris Cornell (Soundgarden), Kurt Cobain (Nirvana) oder eben Eddie Vedder, die nicht Chaos predigten, sondern ihre Verletzlichkeit offenlegten und sie damit zu Sympathieträgern machte. Eddie Vedder gelang es mit den beiden grossartigen Gitarristen McCready und Gossard eine sehr eigene Version des Grunge zu erschaffen, die zwar einerseits zu

Beginn wegen zuviel Melodie und Mainstream von Genrekollegen verachtet wurde, aber letztendlich zu dem Erfolg führte, den sie heute immer noch feiern dürfen. Über 60 Millionen verkaufte Alben weltweit sprechen eine deutliche Sprache und dass ihre Konzerte regelmässig mit den Klassikern "Alive", "Jeremy" oder auch "Evenflow" beenden, zeigt, dass diese Perlen über die Zeit nichts an Magie eingebüsst haben.Ein weiterer Grund für den Erfolg dürfte auch in der zeitweisen Totalverweigerung liegen, Interviews zu geben. Vedder erlegte der kompletten Band ein Redeverbot auf, nachdem die erste Welle des Erfolges ihren Höhepunkt erreicht hatte. Was für grosse Irritation in der Medienwelt sorgte und Prophezeiungen über den Niedergang der Band hervorrief, mauserte sich allerdings als Rettungsanker, denn im Nachhinein ist sich die Band einig, dass sie diese Medienverweigerung vor der Auflösung bewahrt hatte. Keiner der Musiker konnte den schnellen Erfolg so schnell verdauen, wie er ihnen vorgesetzt wurde, aber das Schweigen gab ihnen die nötige Zeit dazu. Auch ihr Feldzug gegen Ticketmaster einige Jahre später, bei dem sie ihre Weigerung über zu hohe Ticketpreise des Monopolisten zum Ausdruck brachten, führte nicht zum erneut vorhergesagten Untergang der Band. Es führte aber, und das ist wohl unbestritten der Grund für die Qualität von Pearl Jam und die grosse Unterstützung seitens der Jamily, zu riesiger Sympathie und der Bindung der Fans an die Band, die so konsequent ist, wie kaum eine andere. Im Oktober erscheint ihr neues Album "Lightning Bolt", dessen erste Single "Mind Your Manners" sehr danach klingt, als ob sich Pearl Jam wieder mehr ihrer Musik als politischen Dingen widmen. Der Track verspricht mehr Geschwindigkeit und Rückkehr zu den härteren Momenten ihrer Karriere und hinterlässt ein Jucken in den Fingern, sich "Lightning Bolt" ganz dringend in voller Länge anhören zu wollen.

Mit dem richtigen Gespür für Melodie, der Kombination von Holzfällerhemden, langer Unterwäsche und Shorts zu Doc Martens und äusserst ungewöhnlichen Marketingstrategien haben sich Pearl Jam von einer der wichtigsten Grungebands der Neunziger zu einer der wichtigsten Rockbands der Moderne

vorgearbeitet.

PEARL JAM Gegen den Strich

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Auf zu neuen Horizonten

hh. Spätestens seit dem Release ihres ersten Albums „Rise“ im Jahr 2006 zählt die nordirische Truppe zu den am härtesten arbeitenden Bands des Planeten. Permanente Tourneen, u.a. knapp zwei Jahre zusammen mit AC/DC auf deren Black Ice Reise, haben die Band stetig wachsen und reifen lassen.Am 27. September wird das neue Album „New Horizon“ der Hardrocker erscheinen. Es ist das vierte reguläre Studioalbum und zeigt die Band auf dem bisherigen Höhepunkt ihres Schaffens. TRACKS traf den überaus sympatischen Frontmann und Ausnahmesänger Cormack Neeson zu einem Gespräch.

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Auf zu neuen Horizonten

hh. Spätestens seit dem Release ihres ersten Albums „Rise“ im Jahr 2006 zählt die nordirische Truppe zu den am härtesten arbeitenden Bands des Planeten. Permanente Tourneen, u.a. knapp zwei Jahre zusammen mit AC/DC auf deren Black Ice Reise, haben die Band stetig wachsen und reifen lassen.Am 27. September wird das neue Album „New Horizon“ der Hardrocker erscheinen. Es ist das vierte reguläre Studioalbum und zeigt die Band auf dem bisherigen Höhepunkt ihres Schaffens. TRACKS traf den überaus sympatischen Frontmann und Ausnahmesänger Cormack Neeson zu einem Gespräch.

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Welche Unterschiede gibt es aus deiner Sicht zwischen dem neuen Album und den alten?

Ich habe den Eindruck, dass „New Horizon“ weniger bluesig ist

Ich denke, „New Horizon“ ist wohl das bislang fokussierteste Album. Wir wollten ein direktes, druckvolles und vor allem schnörkelloses Album machen, das von der ersten bis zur letzten Note richtig rockt. Ich liebe alle unsere Platten, aber auf den vorherigen Platten sind immer verschiedene Stilarten, wir haben da einfach drauflos gespielt und das ist manchmal etwas ausgeufert. Das war sicher ok, aber dieses Mal wollten wir gezielter vorgehen. Wir haben alle Songs live und so roh wie möglich eingespielt und bei jedem neuen Song nach dessen Bedürfnissen gesucht: Was braucht der Song und was braucht er nicht. Dann haben wir versucht, alles Überflüssige weg zu lassen. Jedes Mal, wenn wir beim Aufnehmen von dieser Linie abwichen, hat uns unser Produzent gestoppt: Verliert nicht den Fokus, bleibt bei unserem Plan! Das hat sich dann zum Schluss ausbezahlt.

als die alten Platten.

Nun, vielleicht ist es auf den ersten Blick weniger bluesig. Aber die Grund-lage des ganzen Albums ist Rhythm&Blues. Die Band wurde überwie-gend auf einer breiten Bluesbasis gegründet, das ist unser Hinter-grund. Und diese Basis drückt in jedem Song durch. Das ist eine ganz natürliche Sache, der Blues liegt uns im Blut. Wir wollten nicht unbe-dingt den normalen 12-Takt-Blues reproduzie-ren, sondern eigenstän-dige Rocksongs schrei-ben. Aber die Bluesbasis ist immer vorhanden, das können wir über-haupt nicht verhindern. Doch ich stimme dir zu, auf „New Horizon“ ist der Blues auf den ersten Blick nicht mehr so offensichtlich wie auf unserem ersten Album.

Die neuen Songs scheinen kommerzieller als die alten. Ist das bewusst geschehen, muss nun endlich der Erfolg auf breiter Front her?

Wie gross war der Einfluss von eurem Produzenten Toby Jepson?

Wir haben mit jeder Platte einen erfolgreichen Durchbruch an-gestrebt. The Answer ist unser Leben und unsere Arbeit, die wir auch zukünftig weiterführen wollen. Und bei jedem Song, den wir heraus-bringen, hoffen wir, dass das eben genau der richtige ist, der Hit! Der uns in unserer Karriere einen Schritt weiterbringt. Aber ich kann nicht sagen, dass wir wissentlich versucht haben jetzt kommerziellere Songs zu schreiben. Wir hatten ja auch auf den alten Platten immer einige solche Songs. Ich glaube, der Eindruck entsteht, weil die neuen Songs klarer strukturiert sind und dadurch griffiger. Aber das ist ja eine sehr gute Sache, genau das hatten wir beabsichtigt.

Wir hatten bislang mit jedem Produzenten gut zusammen gearbeitet. Ein Produzent ist ja sowas wie ein zusätzliches Bandmitglied wäh-rend der Produktion. Aber Toby hat eine Menge zu diesem Album beigetragen, er hat ja auch einige Songs mitgeschrieben. Im Vorfeld zu den Aufnahmen haben wir zusammen ein paar Bier getrunken und Toby hat uns gefragt, was wir für eine Platte machen wollen. Wir haben gesagt: Wir machen das wie immer. Wir gehen ins Studio und schauen mal, was dabei herauskommt. Er meinte: Hey, Leute, das ist

nicht genug. Er brachte uns dazu, dass wir uns intensiver mit den Songs befassten, die Arrangements strafften. Toby hat sehr gut ge-hört, wo jeweils das Herz des Songs lag und uns darauf fokussiert, das Wesentliche herausgearbeitet und den Rest über Bord geworfen. Das war eine sehr strukturierte Arbeitsweise, die wir vorher noch nie so gemacht hatten.

Nein, wir haben das Album in drei Wochen eingespielt. Aber die Vor-produktion in unserem Proberaum war intensive Arbeit und hat ge-dauert. Als wir dann ins Studio gingen, standen die Songs, da musste nicht mehr viel verändert werden. Paul, unser Gitarrist, hat noch einige Overdubs gemacht. Aber ich hatte keine keine Zeit mehr, da noch richtig grosse Chöre, so wie in Queen's „Bohemian Rhapsody“, zu machen (lacht). Aber so gesehen, dass wir die Essenz einer vierköpfigen Rock'n'Roll Band hörbar machen wollten, war der Umstand, dass wir nur drei Wochen Studiozeit hatten, sehr hilfreich.

Das hört sich nach sehr zeitaufwändigen Studiosessions an.

Zu eurem letzten Album „Revival“ gab es eine Deluxe-Version als Doppel-album mit vielen Studio-Outtakes und Demo-Versionen der Songs. Wird es für „New Horizon“ auch wieder eine spezielle Version geben?

Ich glaube, es wird auch eine zusätzliche spezielle Version mit vier Extra-Songs ge-ben, die auf dem regu-lären Album keinen Platz mehr hatten. Wir wollten unbedingt auf der regulären CD 10 Songs haben, nicht mehr und nicht weni-ger. Da sind dann eini-ge gute Tracks über die Klippe gesprun-gen. Ob diese Deluxe-Version zeitgleich mit der regulären Platte rauskommt, weiss ich aber noch nicht.

Vielleicht kommt im nächsten Jahr eine Platte mit Songs, die von dieser Session übrig geblieben sind und noch ein paar Live-Songs. Wir haben viel Material, dass wir live aufgenommen haben, vielleicht wird es dann auch eine komplette Live-Platte. Aber das liegt in der Zukunft, da gibt es noch keinen Plan und das ist im Moment ja auch nicht so wichtig.

Wir setzen uns zusammen mit einem Schreibblock und einem Auf-nahmegerät. Dann schauen wir, was so an Ideen vorhanden ist. Paul kommt dann mit einem Riff, ich habe vielleicht einen Text, das neh-men wir auf und dann wälzen wir die Ideen wochen- oder monatelang hin und her, arbeiten verschiedenen Sachen heraus und dann kom-men, wie jetzt geschehen, um die 30 neue Songs zusammen. Die sind natürlich nicht alle gut. Aber da gibt es in einer ansonsten nicht besonders aufregenden Songidee vielleicht eine gute Bridge oder ein bestimmtes Riff, eine spezielle Gesangsmelodie oder einen Refrain. Diese Fragmente behalten wir und setzen sie wenn möglich in andere Songs ein. Und so machen wir aus 30 unausgegorenen Songs dann 15 richtig ausgearbeitete Tracks. In diesen Ausfilterungs-Prozess ist dann auch der Produzent involviert, der uns mitunter gnadenlos sagt: Der Song ist Scheisse! Da musst du schon manchmal deinen Stolz runterschlucken!

Wie schreibt ihr eure Songs?

Ihr habt mit den österreichischen Napalm Records jetzt ein neues Label, das eigentlich auf Metal spezialisiert ist. Aber mit Metal habt ihr musikalisch ja nichts zu tun. Wie ist es zu dieser Zusammenarbeit gekommen?

Du bist mit deiner Band permanent auf Tour und deine Art zu singen, ist sehr powervoll und anstrengend. Bekommst du da stimmlich keine Probleme, wie hältst du das durch?

Aber du bist doch Ire?

Wer hat dich als Sänger und welche Band am stärksten beeinflusst?

Ende September kommt „New Horizon“ heraus. Wie sehen eure Pläne hinsichtlich Tourneen aus?

Wir waren mit unserer alten Firma nicht besonders zufrieden und haben uns nach einem neuen Partner umgeschaut. Letztes Jahr hatten wir in Österreich auf einem Festival gespielt und da kamen ein paar Leute von Napalm Records, um die Show zu sehen. Die haben sich danach mit unserem Management in Verbindung gesetzt und eine Offerte gemacht. Wir haben dann gesagt, lass uns die Jungs mal nach Belfast einladen. Dort haben sie uns dann ihre Vision erklärt und wie The Answer da hineinpassen würden. Das hat uns gefallen, denn sie sind mit Leidenschaft bei der Sache. Sie nehmen auch nur Bands unter Vertrag, auf die sie persönlich stehen, deren Musik sie selbst gern haben. Ausserdem möchten sie ihr Programm von einem reinem Metal-Label hin zu einem mehr Mainstream orientierten Rocklabel ausbauen. Und in dieser Vision spielen The Answer eine grosse Rolle. Das alles hat uns überzeugt und wir haben uns gesagt: Lass uns diesen Traum gemeinsam teilen! Wenn du von einem Major-Label kommst, wo du nicht mehr als eine Nummer warst, dann ist es wirklich erfrischend, mit Menschen, die eine grosse Liebe zur Musik haben und wo du dich als Musiker und Mensch verstanden und aufgehoben fühlst, zusammen zu arbeiten. Natürlich wissen wir, dass das alles Business ist, aber die Leidenschaft von Napalm Records hat uns doch sehr imponiert.

Man muss auf seine Stimme aufpassen, gesund leben.

(lacht) Ja, stimmt. Wir trinken nun mal nicht jeden Abend Orangen-saft. Aber ich versuche auf Tour, nicht jeden Abend die Sau rauszu-lassen – es sei denn, wir haben den nächsten Tag frei (lacht). Aber exzessiv geht das bei uns sowieso nicht zur Sache. Ich bin mir bewusst, dass ich einen Job zu erledigen habe, und darauf konzen-triere ich mich, denn ich will diesen Job so gut machen wie möglich. Und dazu gehört nun mal, dass man entsprechend lebt. Inzwischen ist meine Stimme aber auch so gut trainiert, dass ich normalerweise keine Probleme habe immer das volle Programm zu liefern. Zu An-fang einer Tour ist das noch etwas schwierig, aber nach ein paar Wochen hat sich dein Körper daran gewöhnt und du kommst in diese Tournee-Routine, das macht es dann einfacher.

In meiner Teenie-Zeit bin ich sehr auf die ganzen Grunge-Bands gestanden, besonders auf Pearl Jam. Aber auch die Smashing Pumpkins fand ich geil. Aber wirklich gepackt und somit auch wohl beeinflusst haben mich dann später 70er Bands wie besonders Free, Bad Company und Led Zeppelin. Als Sänger ganz klar Paul Rodgers, der ist bis heute mein absoluter Favorit. Ich habe ihn und seine Frau vor einiger Zeit kennengelernt, die sind beide sehr in Ordnung und Paul ist ein sehr sympathischer Typ. Er hat dann auch mit uns zusammen bei einem Konzert in England ein paar Songs gesungen. Das war ein echt grosses Erlebnis für mich.

Wir werden erst ein paar Promo-Gigs machen und dann geht es auf eine zweimonatige Tour durch Europa. Wir starten die Tour in Belfast, dann geht's nach England und danach aufs europäische Festland, wo wir auch wieder in die Schweiz kommen werden. Vor Weihnachten sind dann noch einige Japan Gigs geplant und nach den Feiertagen geht's rüber nach Amerika. Und dann stehen ja auch schon wieder die europäischen Festivals im nächsten Sommer an. Es wird sicher ein arbeitsreiches Jahr werden.

Ich versuche, nicht jeden Abend die Sau rauszulassen – es sei denn, wir haben den nächsten Tag frei

Foto: Ian Keates

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Welche Unterschiede gibt es aus deiner Sicht zwischen dem neuen Album und den alten?

Ich habe den Eindruck, dass „New Horizon“ weniger bluesig ist

Ich denke, „New Horizon“ ist wohl das bislang fokussierteste Album. Wir wollten ein direktes, druckvolles und vor allem schnörkelloses Album machen, das von der ersten bis zur letzten Note richtig rockt. Ich liebe alle unsere Platten, aber auf den vorherigen Platten sind immer verschiedene Stilarten, wir haben da einfach drauflos gespielt und das ist manchmal etwas ausgeufert. Das war sicher ok, aber dieses Mal wollten wir gezielter vorgehen. Wir haben alle Songs live und so roh wie möglich eingespielt und bei jedem neuen Song nach dessen Bedürfnissen gesucht: Was braucht der Song und was braucht er nicht. Dann haben wir versucht, alles Überflüssige weg zu lassen. Jedes Mal, wenn wir beim Aufnehmen von dieser Linie abwichen, hat uns unser Produzent gestoppt: Verliert nicht den Fokus, bleibt bei unserem Plan! Das hat sich dann zum Schluss ausbezahlt.

als die alten Platten.

Nun, vielleicht ist es auf den ersten Blick weniger bluesig. Aber die Grund-lage des ganzen Albums ist Rhythm&Blues. Die Band wurde überwie-gend auf einer breiten Bluesbasis gegründet, das ist unser Hinter-grund. Und diese Basis drückt in jedem Song durch. Das ist eine ganz natürliche Sache, der Blues liegt uns im Blut. Wir wollten nicht unbe-dingt den normalen 12-Takt-Blues reproduzie-ren, sondern eigenstän-dige Rocksongs schrei-ben. Aber die Bluesbasis ist immer vorhanden, das können wir über-haupt nicht verhindern. Doch ich stimme dir zu, auf „New Horizon“ ist der Blues auf den ersten Blick nicht mehr so offensichtlich wie auf unserem ersten Album.

Die neuen Songs scheinen kommerzieller als die alten. Ist das bewusst geschehen, muss nun endlich der Erfolg auf breiter Front her?

Wie gross war der Einfluss von eurem Produzenten Toby Jepson?

Wir haben mit jeder Platte einen erfolgreichen Durchbruch an-gestrebt. The Answer ist unser Leben und unsere Arbeit, die wir auch zukünftig weiterführen wollen. Und bei jedem Song, den wir heraus-bringen, hoffen wir, dass das eben genau der richtige ist, der Hit! Der uns in unserer Karriere einen Schritt weiterbringt. Aber ich kann nicht sagen, dass wir wissentlich versucht haben jetzt kommerziellere Songs zu schreiben. Wir hatten ja auch auf den alten Platten immer einige solche Songs. Ich glaube, der Eindruck entsteht, weil die neuen Songs klarer strukturiert sind und dadurch griffiger. Aber das ist ja eine sehr gute Sache, genau das hatten wir beabsichtigt.

Wir hatten bislang mit jedem Produzenten gut zusammen gearbeitet. Ein Produzent ist ja sowas wie ein zusätzliches Bandmitglied wäh-rend der Produktion. Aber Toby hat eine Menge zu diesem Album beigetragen, er hat ja auch einige Songs mitgeschrieben. Im Vorfeld zu den Aufnahmen haben wir zusammen ein paar Bier getrunken und Toby hat uns gefragt, was wir für eine Platte machen wollen. Wir haben gesagt: Wir machen das wie immer. Wir gehen ins Studio und schauen mal, was dabei herauskommt. Er meinte: Hey, Leute, das ist

nicht genug. Er brachte uns dazu, dass wir uns intensiver mit den Songs befassten, die Arrangements strafften. Toby hat sehr gut ge-hört, wo jeweils das Herz des Songs lag und uns darauf fokussiert, das Wesentliche herausgearbeitet und den Rest über Bord geworfen. Das war eine sehr strukturierte Arbeitsweise, die wir vorher noch nie so gemacht hatten.

Nein, wir haben das Album in drei Wochen eingespielt. Aber die Vor-produktion in unserem Proberaum war intensive Arbeit und hat ge-dauert. Als wir dann ins Studio gingen, standen die Songs, da musste nicht mehr viel verändert werden. Paul, unser Gitarrist, hat noch einige Overdubs gemacht. Aber ich hatte keine keine Zeit mehr, da noch richtig grosse Chöre, so wie in Queen's „Bohemian Rhapsody“, zu machen (lacht). Aber so gesehen, dass wir die Essenz einer vierköpfigen Rock'n'Roll Band hörbar machen wollten, war der Umstand, dass wir nur drei Wochen Studiozeit hatten, sehr hilfreich.

Das hört sich nach sehr zeitaufwändigen Studiosessions an.

Zu eurem letzten Album „Revival“ gab es eine Deluxe-Version als Doppel-album mit vielen Studio-Outtakes und Demo-Versionen der Songs. Wird es für „New Horizon“ auch wieder eine spezielle Version geben?

Ich glaube, es wird auch eine zusätzliche spezielle Version mit vier Extra-Songs ge-ben, die auf dem regu-lären Album keinen Platz mehr hatten. Wir wollten unbedingt auf der regulären CD 10 Songs haben, nicht mehr und nicht weni-ger. Da sind dann eini-ge gute Tracks über die Klippe gesprun-gen. Ob diese Deluxe-Version zeitgleich mit der regulären Platte rauskommt, weiss ich aber noch nicht.

Vielleicht kommt im nächsten Jahr eine Platte mit Songs, die von dieser Session übrig geblieben sind und noch ein paar Live-Songs. Wir haben viel Material, dass wir live aufgenommen haben, vielleicht wird es dann auch eine komplette Live-Platte. Aber das liegt in der Zukunft, da gibt es noch keinen Plan und das ist im Moment ja auch nicht so wichtig.

Wir setzen uns zusammen mit einem Schreibblock und einem Auf-nahmegerät. Dann schauen wir, was so an Ideen vorhanden ist. Paul kommt dann mit einem Riff, ich habe vielleicht einen Text, das neh-men wir auf und dann wälzen wir die Ideen wochen- oder monatelang hin und her, arbeiten verschiedenen Sachen heraus und dann kom-men, wie jetzt geschehen, um die 30 neue Songs zusammen. Die sind natürlich nicht alle gut. Aber da gibt es in einer ansonsten nicht besonders aufregenden Songidee vielleicht eine gute Bridge oder ein bestimmtes Riff, eine spezielle Gesangsmelodie oder einen Refrain. Diese Fragmente behalten wir und setzen sie wenn möglich in andere Songs ein. Und so machen wir aus 30 unausgegorenen Songs dann 15 richtig ausgearbeitete Tracks. In diesen Ausfilterungs-Prozess ist dann auch der Produzent involviert, der uns mitunter gnadenlos sagt: Der Song ist Scheisse! Da musst du schon manchmal deinen Stolz runterschlucken!

Wie schreibt ihr eure Songs?

Ihr habt mit den österreichischen Napalm Records jetzt ein neues Label, das eigentlich auf Metal spezialisiert ist. Aber mit Metal habt ihr musikalisch ja nichts zu tun. Wie ist es zu dieser Zusammenarbeit gekommen?

Du bist mit deiner Band permanent auf Tour und deine Art zu singen, ist sehr powervoll und anstrengend. Bekommst du da stimmlich keine Probleme, wie hältst du das durch?

Aber du bist doch Ire?

Wer hat dich als Sänger und welche Band am stärksten beeinflusst?

Ende September kommt „New Horizon“ heraus. Wie sehen eure Pläne hinsichtlich Tourneen aus?

Wir waren mit unserer alten Firma nicht besonders zufrieden und haben uns nach einem neuen Partner umgeschaut. Letztes Jahr hatten wir in Österreich auf einem Festival gespielt und da kamen ein paar Leute von Napalm Records, um die Show zu sehen. Die haben sich danach mit unserem Management in Verbindung gesetzt und eine Offerte gemacht. Wir haben dann gesagt, lass uns die Jungs mal nach Belfast einladen. Dort haben sie uns dann ihre Vision erklärt und wie The Answer da hineinpassen würden. Das hat uns gefallen, denn sie sind mit Leidenschaft bei der Sache. Sie nehmen auch nur Bands unter Vertrag, auf die sie persönlich stehen, deren Musik sie selbst gern haben. Ausserdem möchten sie ihr Programm von einem reinem Metal-Label hin zu einem mehr Mainstream orientierten Rocklabel ausbauen. Und in dieser Vision spielen The Answer eine grosse Rolle. Das alles hat uns überzeugt und wir haben uns gesagt: Lass uns diesen Traum gemeinsam teilen! Wenn du von einem Major-Label kommst, wo du nicht mehr als eine Nummer warst, dann ist es wirklich erfrischend, mit Menschen, die eine grosse Liebe zur Musik haben und wo du dich als Musiker und Mensch verstanden und aufgehoben fühlst, zusammen zu arbeiten. Natürlich wissen wir, dass das alles Business ist, aber die Leidenschaft von Napalm Records hat uns doch sehr imponiert.

Man muss auf seine Stimme aufpassen, gesund leben.

(lacht) Ja, stimmt. Wir trinken nun mal nicht jeden Abend Orangen-saft. Aber ich versuche auf Tour, nicht jeden Abend die Sau rauszu-lassen – es sei denn, wir haben den nächsten Tag frei (lacht). Aber exzessiv geht das bei uns sowieso nicht zur Sache. Ich bin mir bewusst, dass ich einen Job zu erledigen habe, und darauf konzen-triere ich mich, denn ich will diesen Job so gut machen wie möglich. Und dazu gehört nun mal, dass man entsprechend lebt. Inzwischen ist meine Stimme aber auch so gut trainiert, dass ich normalerweise keine Probleme habe immer das volle Programm zu liefern. Zu An-fang einer Tour ist das noch etwas schwierig, aber nach ein paar Wochen hat sich dein Körper daran gewöhnt und du kommst in diese Tournee-Routine, das macht es dann einfacher.

In meiner Teenie-Zeit bin ich sehr auf die ganzen Grunge-Bands gestanden, besonders auf Pearl Jam. Aber auch die Smashing Pumpkins fand ich geil. Aber wirklich gepackt und somit auch wohl beeinflusst haben mich dann später 70er Bands wie besonders Free, Bad Company und Led Zeppelin. Als Sänger ganz klar Paul Rodgers, der ist bis heute mein absoluter Favorit. Ich habe ihn und seine Frau vor einiger Zeit kennengelernt, die sind beide sehr in Ordnung und Paul ist ein sehr sympathischer Typ. Er hat dann auch mit uns zusammen bei einem Konzert in England ein paar Songs gesungen. Das war ein echt grosses Erlebnis für mich.

Wir werden erst ein paar Promo-Gigs machen und dann geht es auf eine zweimonatige Tour durch Europa. Wir starten die Tour in Belfast, dann geht's nach England und danach aufs europäische Festland, wo wir auch wieder in die Schweiz kommen werden. Vor Weihnachten sind dann noch einige Japan Gigs geplant und nach den Feiertagen geht's rüber nach Amerika. Und dann stehen ja auch schon wieder die europäischen Festivals im nächsten Sommer an. Es wird sicher ein arbeitsreiches Jahr werden.

Ich versuche, nicht jeden Abend die Sau rauszulassen – es sei denn, wir haben den nächsten Tag frei

Foto: Ian Keates

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Hard/Heavy/Metal CD Hard/Heavy/Metal CD

hh. Unsere liebsten Nordirland-Rocker sind nun beim österreichischen Label Napalm Records gelandet und prä-sentieren das neue Album „New Horizon“. Der Album-Titel ist Pro-gramm, die irischen Classic-Hard-rocker verlassen hier zwar nicht die von ihnen gewohnten, tief in den 70ern verwurzelten Pfade Richtung Led Zeppelin/Free, sondern geben sich einen moderneren Anstrich. Das machen sie intelligent, denn sie ver-leugnen ihre Wurzeln keineswegs, sondern injizieren zusätzliche Elemen-te aus den letzten drei Dekaden des Hardrock. Auffällig sind die massen-haft vertretenen stadiontauglichen Gesangshymnen von Frontmann Cormack Neeson, der alle Tracks mit seiner aussergewöhnlichen Stimme im wahrsten Sinne des Wortes ver-edelt. Wäre Neeson bereits zur Hoch-zeit des Classic Rock in den 70ern aktiv gewesen, er würde heute neben Robert Plant und Paul Rogers zu den grössten Rocksängern aller Zeiten zählen. Aber der Mann befindet sich ja in der Blüte seiner Jahre, so kann das also durchaus noch was werden. Die Qualitäten hat er im Übermass, es gibt derzeit nur sehr wenig Rock-shouter auf Neeson's Niveau, die in ihrem Gesangsstil eine dermassen funktionierende und mitreissende Mischung aus Aggression, Gefühl und Härte zeigen und dabei nie Gefahr laufen als reine Schreihälse abquali-fiziert zu werden. Neeson ist ganz einfach der perfekte Frontmann mit Stimmbändern aus Stahl, der seine Mitbewerber mühelos in Grund und Boden singt; nachzuvollziehen in jedem einzelnen Titel dieses Albums. Auch seine Mitstreiter laufen auf „New Horizon“ zur Top-Form auf.

Speziell Gitarrist Paul Mahon hat sich von Album zu Album stetig weiterent-wickelt und zeigt sich jetzt in be-stechender Form. Er schüttelt massive Riffs aus dem Ärmel als wäre das das Leichteste der Welt und glänzt mit feinsten Soli. Das Rhythmusgespann aus Bassist Mickey Waters und Drummer James Heatley steht dem in nichts nach. Man merkt der Band die jahrelange Knochenarbeit des endlo-sen Tourens an, The Answer ist jetzt eine Band, die perfekt, solide und mit einem ungeheuren Groove ausgestat-tet ist und ihre durch beispielsweise die 2-jährige AC/DC-Support-Welttour-nee erworbene Routine gekonnt und mit grosser Selbstverständlichkeit in die Waagschale wirft. Unter den zehn straff arrangierten Songs gibt es keinen einzigen Ausfall, „all killers no fillers“! Der Sound ist massiv und drückt wie ein Klitschko-Haken auf den Solar Plexus, die Riffs sind hart und heavy, weisen dabei immer eine gesunde Bluesbasis, die für Tiefgang sorgt, auf. „New Horizon“ ist ein hammergeiles Hardrock-Album und ein herausragendes, musikalisches Statement einer der besten Hardrock-bands weltweit. Es wird Zeit, dass das nun auch endlich die breite Masse der Rockfans kapiert und The Answer dahin bringt, wohin sie gehören: GANZ NACH OBEN!!! Für diese Fahrt haben sich die Iren mit „New Horizon“ das Erste-Klasse-Ticket reserviert!

THE ANSWERNew HorizonNapalm Rec./Universal

Erscheint am 27.9

wie eine junge Ausgabe von Robert Plant klingt und die Band in einigen Songs ähnlich heavy riffig zu Werke geht wie die frühen Zeppelin und auch der Gitarrensound mitunter sehr an Jimmy Page's erinnert. Allerdings kopieren Scorpion Child das bleierne Luftschiff nicht, sondern bedienen sich aus dem Fundus der bluesbased Hardrocker der 70er Jahre – und da spielt nun mal Zeppelin die grösste Rolle. Im Beipackzettel des Labels wird denn auch darauf hingewiesen, dass sich der Scorpion Child Sound an Fans eben von Led Zeppelin und Rival Sons richtet. Wie gesagt, Zep-pelin geht ja noch durch, aber sie mit der völlig überbewerteten Kasper-Kapelle Rival Sons auf eine Stufe zu stellen bzw. zu vergleichen, ist fast schon ein Sakrileg. Denn im Gegensatz zu den Sons haben die Skorpione ihre Instrumente sou-verän im Griff und glänzen mit gutem, stimmigen Songwriting. Die Band lockert ihren Heavyrock immer wieder mit ruhigen Passagen auf, was zu einer guten Dynamik führt und die Wucht, mit der die Band ansonsten agiert, erst richtig herausstellt. Das Debut-Album der Truppe ist durchweg als äus-serst gelungen zu bezeichnen, die Songs pendeln zwischen hervorragend und grossartig, die Band spielt virtuos und stets songdienlich und ihr Front-mann ist punkto stimmlicher Ausstrahlung und Gefühl für genau die richtigen Melodien ein Klasse für sich. Fazit: „Scorpion Child“ ist ein herausra-gendes Debut, hat grosse Klasse und lässt noch viele Grosstaten für die Zukunft erhoffen. Fans des 70er Classic Rocks, insbesondere von Zeppelin, Black Country Communion, und mit Abstrichen von Black Sabbath und Deep Purple müssen sich diese Scheibe gönnen. Und Fans von Rival Sons bekommen hier eine eindrückliche Lektion, wie es richtig geht.

SCORPION CHILD Scorpion ChildNuclear Blast/Warner

hh. Im Zusammen-hang mit den ameri-kanischen Classic Rockern Scorpion Child fällt immer wie-der der Name Led Zeppelin. Und das ist nicht von der Hand zu weisen, zumal Sänger Aryn Jonathan Black

AMON AMARTHDeceiver Of The GodsMetal Blade / Sony

lg. Die schwedischen Vikinger von Amon Amarth um Frontmann Johan Hegg haben mit "Deceiver Of The Gods" ihr bereits neuntes Langeisen geschmie-det, welches ihnen weitere Gebiete auf

ihrem Eroberungsfeldzug sichern wird. Mit dem thrashigen Titelsong geht es richtig schön los – die Melodie des Refrains ist nicht von dieser Welt. Schön klassisch geht es mit "At Loke Falls" weiter – beim Anfang denkt man an die ganz grossen wie Iron Maiden und Judas Priest. So macht diese Band um Frontmann Johan Hegg echt Spass. Es geht sehr abwechslungsreich weiter: Amon Amarth sind nach wie vor im melodischen Death Metal nordi-scher Prägung verwurzelt, doch lassen sie immer wie mehr klassische Heavy Metal sowie Doom

Metal Elemente in ihren Sound einfliessen. Letzteres manifestiert sich auch mit der Hinzunahme des Ex-Candlemass Sängers Messiah Marcolin (zu hören auf dem Song "Hel"). Abgerundet wird dieses majestätische Heavy Metal Album mit einer tollen Produktion von Andy Sneap. Am 22. Novem-ber 2013 sind die einzig wahren Metalvikinger von Amon Amarth zusammen mit der Kulttruppe Carcass im Komplex 457 in Zürich in der Schweiz zu Gast. Up the horns!

CHILDREN OF BODOMHalo Of BloodNuclear Blast / Warner

lg. Der Gitarrenwi-zard Alexi Laiho und seine Trup-pe melden sich mit einem neu-en Album,

das im Vergleich zu den direkten Vorgängern wieder härter zur Sache geht und einiges an Ballast verloren hat. Schon der Opener "Waste Of Skin" besticht durch coole Gitarrenleads, viel Abwechs-lung und eben nicht allzu viel Keyboard-Gedudel. Der Titelsong folgt dann mit einem Black Metal-artigen Anfang und fesselt den Hörer mit dem Wechselspiel zwischen Gitarre und Keyboard. Die weiteren Songs sind teilweise etwas gemässigter und leben mehrheitlich vom absolut gran-diosen Gitarrenspiel von Alexi aber auch vom diesmal sehr starken Songwriting ("Bodom Blue Moon""). Das achte Album der Kinder vom Lake Bodom wird den Ausnahmestatus der finni-schen Band in ihrer ganz eigenen stilistischen Nische (irgendwo zwischen traditionellem Metal, Black- und Death-Metal mit Keyboards) sicher noch weiter zementieren. Sehr cool und kurzweilig!

WE CAME AS ROMANSTracing Back RootsNuclear Blast / Warner

lg. Mit "Tracing Back Roots" sind We Came As Romans aus Michi-gan/USA bereits mit

ihrem dritten Album am Start. 2005 gegründet sind sie schnell am Firmament des Metal-Core Himmels erschienen und konnten sich rasch eine grosse Fanbase

erarbeiten. Vorschnell konnte man dies als Hype abtun. Doch mit "Tracing Back Roots" schaffen es We Came As Romans endlich den Vorschusslorbeeren gerecht zu werden und liefern ihre bis dato mit Abstand beste Scheiblet-te ab. Stilistisch kann man das Sextett in die Metalcore-Schub-lade packen, Nu-Metal-Riffs sind allgegenwärtig, das Wechselspiel der beiden Sänger Kyle Pavone (cleaner Gesang) und David Stephens (Brüllgesang) ist ein Trademark. Doch haben We Came Has Romans mehr zu bieten: die ruhigen Passagen verleihen den Songs Tiefe und das stark domi-nierende Keyboard sowie die all-gegenwärtigen Elektro-Elemente haben schon zur Eröffnung der Stilschublade Trancecore geführt. Am Ende haben wir hier harte Metal-Riffs mit viel Pop-Musik. Die Musik kommt in einer ziem-lichen Frische daher und We Came As Romans müssen den Vergleich mit Grössen wie Linkin Park nicht scheuen. Anspieltipps: der Opener und Titelsong "Tracing Back Roots". "Fade Away" oder "Tell Me Now". Cooler Sommersoundtrack!

MASTERPLANNovum InitiumAFM Records

mv. Um Masterplan war es sehr ruhig ge-worden in den letzten Jahren. Zehn Jahre ist es her,

seit das Debutalbum "Masterplan" damals in der Metal-Szene ein-schlug wie eine Bombe und der Band um den ehemaligen Hello-ween-Mitgliedern Roland Grapow und Uli Kusch sowie Sänger Jorn Lande mehr als rosige Zukunfts-aussichten bescherte. Leider kamen in den Folgejahren unzäh-lige Line-Up Wechsel dem grossen Erfolg in die Quere, was sich auch in der Qualität der letzten Alben niederschlug. An das geniale Debut sowie den ebenfalls super-ben Nachfolger "Aeronautics" kam danach kein Album mehr heran. Auch für das vorliegende fünfte Masterplan Album "Novum Initium" ist nun wieder ein komp-lett neues Line-Up am Start. Am Gesang ist neu der von At Vance und Thunderstone her bekannte Rick Altzi, dazu kommen Bassist Jari Kainulainen (ex-Stratovarius) und Schlagzeuger Martin Marthus Skaroupka (ex-Cradle Of Filth). Vom Stil her hat sich aber nichts geändert, Hauptsongwriter Roland Grapow ist schliesslich nach wie

vor fest im Sattel und Rick Altzi klingt hier oft wirklich sehr ähn-lich wie sein Vorgänger Jorn Lande. Bleiben noch die Songs an sich und hier muss man leider feststellen, dass auch dieses Al-bum von der Qualität weit weg von den ersten beiden Grosstaten entfernt ist. Man knüpft nahtlos an den Vorgänger "Time To Be King" an und bietet typischen Me-lodic Power Metal in der Schnitt-menge von Helloween und Stra-tovarius, welcher aber leider sehr arm an Überraschungen und grossen Hooks ist. Viele Melodien sind gerade in diesem Bereich einfach schon etwas zu oft ge-nutzt worden und so klingt hier einiges wie schon mal gehört. Selbstverständlich ist das Album nicht wirklich schlecht, die Erwar-tungen sind an diese Band und die Musiker dahinter halt auch etwas höher als bei einem New-comer oder einer Underground-Band. Hört am besten selbst mal rein, als Anspieltipps kann ich "The Game", "Return From Avalon" und "Pray On My Soul" empfehlen.

TIMO TOLKKI'S AVALONThe Land Of New HopeFrontiers Records /MV

mv. Ex-Stratovarius Mainman Timo Tolkki ist aus der Versenkung zurückge-kehrt. Statt der geplan-

ten Soloscheibe gibt es nun eine Metal-Oper im Stile von Avanta-sia's letzten Megasellern. Das Ding nennt sich Timo Tolkki's Avalon und bringt wie schon Avantasia eine stattliche Anzahl sehr bekannter Metal-Musiker/ Innen an den Start. Am Gesang brillieren Michael Kiske (Uniso-nic, Avantasia, Place Vendome), Elize Ryd (Amaranthe), Rob Rock (Driver, Impellitteri), Russell Allen (Symphony X), Sharon Den Adel (Within Temptation) and Tony Kakko (Sonata Arctica), dazu sind in der Szene bekannte Könner wie Drummer Alex Holzwarth (Rhapsody of Fire) sowie die Keyboarder Jens Johansson (Stratovarius), Derek Sherinian (Black Country Communion) und Mikko Härkin (Sonata Arctica) für die instrumentale Umsetzung mit an Bord. Und natürlich Timo selbst der die Gitarren und Bass übernahm. Das Album hat für eine Metal-Oper erstaunlich wenig Bombast zu bieten. Viele Songs haben die Gitarren im Vor-dergrund und werden nur von den Keyboards unterstützt. Orchestral

wird es nur sporadisch und das ist auch gut so. Gerade Songs wie "We Will Find A Way", "A World Without Us", "The Magic Of The Night" oder "To The Edge Of The Earth" könnten locker auf den 90er Scheiben von Stratovarius stehen und bieten den vom Meister gewohnten Melodic Power Metal mit viel Eingän-gigkeit und hymnischen Refrains. Dazu gibt's mit "Shine" oder "Enshrined In My Memory" auch noch sehr hit-verdächtige, leicht poppige Songs mit tollem weiblichem Gesang. Und natürlich dürfen auch die Balladen nicht fehlen auf so einem Album, wobei hier "I'll Sing You Home" sehr gelungen ist. Highlight der Platte ist aber der bombasti-sche Schluss- und Titeltrack "The Land Of New Hope", in welchem dank Kiske's genia-lem Gesang starke Erinne-rungen das Helloween 15 Minuten-Monster "Keeper Of The Seven Keys" wach wer-den. Das Konzeptalbum mit entsprechend geilem Artwork kommt vom Songwriting her zwar nicht ganz an Avantasia heran, die letzten Stratovarius Alben werden aber locker erreicht und die Zielgruppe wird so oder so begeistert sein von dem Album.

BARONESSLive At Maida Vale - BBCRelapse / Non Stop Music

sehr angesagten Amerikaner von Baroness, welche stili-stisch eine Mischung zwi-schen Sludge Metal, Alter-native und Progressive Rock/ Metal zelebrieren, auf eine grosse Rundreise durch die Welt gegangen. Im Rahmen dieser Tour wurde vorliegende 4-Song EP aufgenommen (und zwar in den Maida Vale Stu-dios von BBC in London). Die Songs bieten einen guten Querschnitt durch Yellow & Green und sind durchgehend in guter Qualität aufgenom-men: "Take My Bones Away" ist ein härterer Song, "March To The Sea" hat das Zeugs, in den grössten Arenen dieser Welt gespielt zu werden und "Cocainium" ist eher auf der ruhigeren und psychedeli-schen Seite anzusiedeln. "The Line Between" rundet diese

lg. Nach dem Dop-pelalbum "Yellow & Green" aus dem letz-ten Jahr sind die

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Hardrock-Album des Jahres

Foto: Ian Keates

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Hard/Heavy/Metal CD Hard/Heavy/Metal CD

hh. Unsere liebsten Nordirland-Rocker sind nun beim österreichischen Label Napalm Records gelandet und prä-sentieren das neue Album „New Horizon“. Der Album-Titel ist Pro-gramm, die irischen Classic-Hard-rocker verlassen hier zwar nicht die von ihnen gewohnten, tief in den 70ern verwurzelten Pfade Richtung Led Zeppelin/Free, sondern geben sich einen moderneren Anstrich. Das machen sie intelligent, denn sie ver-leugnen ihre Wurzeln keineswegs, sondern injizieren zusätzliche Elemen-te aus den letzten drei Dekaden des Hardrock. Auffällig sind die massen-haft vertretenen stadiontauglichen Gesangshymnen von Frontmann Cormack Neeson, der alle Tracks mit seiner aussergewöhnlichen Stimme im wahrsten Sinne des Wortes ver-edelt. Wäre Neeson bereits zur Hoch-zeit des Classic Rock in den 70ern aktiv gewesen, er würde heute neben Robert Plant und Paul Rogers zu den grössten Rocksängern aller Zeiten zählen. Aber der Mann befindet sich ja in der Blüte seiner Jahre, so kann das also durchaus noch was werden. Die Qualitäten hat er im Übermass, es gibt derzeit nur sehr wenig Rock-shouter auf Neeson's Niveau, die in ihrem Gesangsstil eine dermassen funktionierende und mitreissende Mischung aus Aggression, Gefühl und Härte zeigen und dabei nie Gefahr laufen als reine Schreihälse abquali-fiziert zu werden. Neeson ist ganz einfach der perfekte Frontmann mit Stimmbändern aus Stahl, der seine Mitbewerber mühelos in Grund und Boden singt; nachzuvollziehen in jedem einzelnen Titel dieses Albums. Auch seine Mitstreiter laufen auf „New Horizon“ zur Top-Form auf.

Speziell Gitarrist Paul Mahon hat sich von Album zu Album stetig weiterent-wickelt und zeigt sich jetzt in be-stechender Form. Er schüttelt massive Riffs aus dem Ärmel als wäre das das Leichteste der Welt und glänzt mit feinsten Soli. Das Rhythmusgespann aus Bassist Mickey Waters und Drummer James Heatley steht dem in nichts nach. Man merkt der Band die jahrelange Knochenarbeit des endlo-sen Tourens an, The Answer ist jetzt eine Band, die perfekt, solide und mit einem ungeheuren Groove ausgestat-tet ist und ihre durch beispielsweise die 2-jährige AC/DC-Support-Welttour-nee erworbene Routine gekonnt und mit grosser Selbstverständlichkeit in die Waagschale wirft. Unter den zehn straff arrangierten Songs gibt es keinen einzigen Ausfall, „all killers no fillers“! Der Sound ist massiv und drückt wie ein Klitschko-Haken auf den Solar Plexus, die Riffs sind hart und heavy, weisen dabei immer eine gesunde Bluesbasis, die für Tiefgang sorgt, auf. „New Horizon“ ist ein hammergeiles Hardrock-Album und ein herausragendes, musikalisches Statement einer der besten Hardrock-bands weltweit. Es wird Zeit, dass das nun auch endlich die breite Masse der Rockfans kapiert und The Answer dahin bringt, wohin sie gehören: GANZ NACH OBEN!!! Für diese Fahrt haben sich die Iren mit „New Horizon“ das Erste-Klasse-Ticket reserviert!

THE ANSWERNew HorizonNapalm Rec./Universal

Erscheint am 27.9

wie eine junge Ausgabe von Robert Plant klingt und die Band in einigen Songs ähnlich heavy riffig zu Werke geht wie die frühen Zeppelin und auch der Gitarrensound mitunter sehr an Jimmy Page's erinnert. Allerdings kopieren Scorpion Child das bleierne Luftschiff nicht, sondern bedienen sich aus dem Fundus der bluesbased Hardrocker der 70er Jahre – und da spielt nun mal Zeppelin die grösste Rolle. Im Beipackzettel des Labels wird denn auch darauf hingewiesen, dass sich der Scorpion Child Sound an Fans eben von Led Zeppelin und Rival Sons richtet. Wie gesagt, Zep-pelin geht ja noch durch, aber sie mit der völlig überbewerteten Kasper-Kapelle Rival Sons auf eine Stufe zu stellen bzw. zu vergleichen, ist fast schon ein Sakrileg. Denn im Gegensatz zu den Sons haben die Skorpione ihre Instrumente sou-verän im Griff und glänzen mit gutem, stimmigen Songwriting. Die Band lockert ihren Heavyrock immer wieder mit ruhigen Passagen auf, was zu einer guten Dynamik führt und die Wucht, mit der die Band ansonsten agiert, erst richtig herausstellt. Das Debut-Album der Truppe ist durchweg als äus-serst gelungen zu bezeichnen, die Songs pendeln zwischen hervorragend und grossartig, die Band spielt virtuos und stets songdienlich und ihr Front-mann ist punkto stimmlicher Ausstrahlung und Gefühl für genau die richtigen Melodien ein Klasse für sich. Fazit: „Scorpion Child“ ist ein herausra-gendes Debut, hat grosse Klasse und lässt noch viele Grosstaten für die Zukunft erhoffen. Fans des 70er Classic Rocks, insbesondere von Zeppelin, Black Country Communion, und mit Abstrichen von Black Sabbath und Deep Purple müssen sich diese Scheibe gönnen. Und Fans von Rival Sons bekommen hier eine eindrückliche Lektion, wie es richtig geht.

SCORPION CHILD Scorpion ChildNuclear Blast/Warner

hh. Im Zusammen-hang mit den ameri-kanischen Classic Rockern Scorpion Child fällt immer wie-der der Name Led Zeppelin. Und das ist nicht von der Hand zu weisen, zumal Sänger Aryn Jonathan Black

AMON AMARTHDeceiver Of The GodsMetal Blade / Sony

lg. Die schwedischen Vikinger von Amon Amarth um Frontmann Johan Hegg haben mit "Deceiver Of The Gods" ihr bereits neuntes Langeisen geschmie-det, welches ihnen weitere Gebiete auf

ihrem Eroberungsfeldzug sichern wird. Mit dem thrashigen Titelsong geht es richtig schön los – die Melodie des Refrains ist nicht von dieser Welt. Schön klassisch geht es mit "At Loke Falls" weiter – beim Anfang denkt man an die ganz grossen wie Iron Maiden und Judas Priest. So macht diese Band um Frontmann Johan Hegg echt Spass. Es geht sehr abwechslungsreich weiter: Amon Amarth sind nach wie vor im melodischen Death Metal nordi-scher Prägung verwurzelt, doch lassen sie immer wie mehr klassische Heavy Metal sowie Doom

Metal Elemente in ihren Sound einfliessen. Letzteres manifestiert sich auch mit der Hinzunahme des Ex-Candlemass Sängers Messiah Marcolin (zu hören auf dem Song "Hel"). Abgerundet wird dieses majestätische Heavy Metal Album mit einer tollen Produktion von Andy Sneap. Am 22. Novem-ber 2013 sind die einzig wahren Metalvikinger von Amon Amarth zusammen mit der Kulttruppe Carcass im Komplex 457 in Zürich in der Schweiz zu Gast. Up the horns!

CHILDREN OF BODOMHalo Of BloodNuclear Blast / Warner

lg. Der Gitarrenwi-zard Alexi Laiho und seine Trup-pe melden sich mit einem neu-en Album,

das im Vergleich zu den direkten Vorgängern wieder härter zur Sache geht und einiges an Ballast verloren hat. Schon der Opener "Waste Of Skin" besticht durch coole Gitarrenleads, viel Abwechs-lung und eben nicht allzu viel Keyboard-Gedudel. Der Titelsong folgt dann mit einem Black Metal-artigen Anfang und fesselt den Hörer mit dem Wechselspiel zwischen Gitarre und Keyboard. Die weiteren Songs sind teilweise etwas gemässigter und leben mehrheitlich vom absolut gran-diosen Gitarrenspiel von Alexi aber auch vom diesmal sehr starken Songwriting ("Bodom Blue Moon""). Das achte Album der Kinder vom Lake Bodom wird den Ausnahmestatus der finni-schen Band in ihrer ganz eigenen stilistischen Nische (irgendwo zwischen traditionellem Metal, Black- und Death-Metal mit Keyboards) sicher noch weiter zementieren. Sehr cool und kurzweilig!

WE CAME AS ROMANSTracing Back RootsNuclear Blast / Warner

lg. Mit "Tracing Back Roots" sind We Came As Romans aus Michi-gan/USA bereits mit

ihrem dritten Album am Start. 2005 gegründet sind sie schnell am Firmament des Metal-Core Himmels erschienen und konnten sich rasch eine grosse Fanbase

erarbeiten. Vorschnell konnte man dies als Hype abtun. Doch mit "Tracing Back Roots" schaffen es We Came As Romans endlich den Vorschusslorbeeren gerecht zu werden und liefern ihre bis dato mit Abstand beste Scheiblet-te ab. Stilistisch kann man das Sextett in die Metalcore-Schub-lade packen, Nu-Metal-Riffs sind allgegenwärtig, das Wechselspiel der beiden Sänger Kyle Pavone (cleaner Gesang) und David Stephens (Brüllgesang) ist ein Trademark. Doch haben We Came Has Romans mehr zu bieten: die ruhigen Passagen verleihen den Songs Tiefe und das stark domi-nierende Keyboard sowie die all-gegenwärtigen Elektro-Elemente haben schon zur Eröffnung der Stilschublade Trancecore geführt. Am Ende haben wir hier harte Metal-Riffs mit viel Pop-Musik. Die Musik kommt in einer ziem-lichen Frische daher und We Came As Romans müssen den Vergleich mit Grössen wie Linkin Park nicht scheuen. Anspieltipps: der Opener und Titelsong "Tracing Back Roots". "Fade Away" oder "Tell Me Now". Cooler Sommersoundtrack!

MASTERPLANNovum InitiumAFM Records

mv. Um Masterplan war es sehr ruhig ge-worden in den letzten Jahren. Zehn Jahre ist es her,

seit das Debutalbum "Masterplan" damals in der Metal-Szene ein-schlug wie eine Bombe und der Band um den ehemaligen Hello-ween-Mitgliedern Roland Grapow und Uli Kusch sowie Sänger Jorn Lande mehr als rosige Zukunfts-aussichten bescherte. Leider kamen in den Folgejahren unzäh-lige Line-Up Wechsel dem grossen Erfolg in die Quere, was sich auch in der Qualität der letzten Alben niederschlug. An das geniale Debut sowie den ebenfalls super-ben Nachfolger "Aeronautics" kam danach kein Album mehr heran. Auch für das vorliegende fünfte Masterplan Album "Novum Initium" ist nun wieder ein komp-lett neues Line-Up am Start. Am Gesang ist neu der von At Vance und Thunderstone her bekannte Rick Altzi, dazu kommen Bassist Jari Kainulainen (ex-Stratovarius) und Schlagzeuger Martin Marthus Skaroupka (ex-Cradle Of Filth). Vom Stil her hat sich aber nichts geändert, Hauptsongwriter Roland Grapow ist schliesslich nach wie

vor fest im Sattel und Rick Altzi klingt hier oft wirklich sehr ähn-lich wie sein Vorgänger Jorn Lande. Bleiben noch die Songs an sich und hier muss man leider feststellen, dass auch dieses Al-bum von der Qualität weit weg von den ersten beiden Grosstaten entfernt ist. Man knüpft nahtlos an den Vorgänger "Time To Be King" an und bietet typischen Me-lodic Power Metal in der Schnitt-menge von Helloween und Stra-tovarius, welcher aber leider sehr arm an Überraschungen und grossen Hooks ist. Viele Melodien sind gerade in diesem Bereich einfach schon etwas zu oft ge-nutzt worden und so klingt hier einiges wie schon mal gehört. Selbstverständlich ist das Album nicht wirklich schlecht, die Erwar-tungen sind an diese Band und die Musiker dahinter halt auch etwas höher als bei einem New-comer oder einer Underground-Band. Hört am besten selbst mal rein, als Anspieltipps kann ich "The Game", "Return From Avalon" und "Pray On My Soul" empfehlen.

TIMO TOLKKI'S AVALONThe Land Of New HopeFrontiers Records /MV

mv. Ex-Stratovarius Mainman Timo Tolkki ist aus der Versenkung zurückge-kehrt. Statt der geplan-

ten Soloscheibe gibt es nun eine Metal-Oper im Stile von Avanta-sia's letzten Megasellern. Das Ding nennt sich Timo Tolkki's Avalon und bringt wie schon Avantasia eine stattliche Anzahl sehr bekannter Metal-Musiker/ Innen an den Start. Am Gesang brillieren Michael Kiske (Uniso-nic, Avantasia, Place Vendome), Elize Ryd (Amaranthe), Rob Rock (Driver, Impellitteri), Russell Allen (Symphony X), Sharon Den Adel (Within Temptation) and Tony Kakko (Sonata Arctica), dazu sind in der Szene bekannte Könner wie Drummer Alex Holzwarth (Rhapsody of Fire) sowie die Keyboarder Jens Johansson (Stratovarius), Derek Sherinian (Black Country Communion) und Mikko Härkin (Sonata Arctica) für die instrumentale Umsetzung mit an Bord. Und natürlich Timo selbst der die Gitarren und Bass übernahm. Das Album hat für eine Metal-Oper erstaunlich wenig Bombast zu bieten. Viele Songs haben die Gitarren im Vor-dergrund und werden nur von den Keyboards unterstützt. Orchestral

wird es nur sporadisch und das ist auch gut so. Gerade Songs wie "We Will Find A Way", "A World Without Us", "The Magic Of The Night" oder "To The Edge Of The Earth" könnten locker auf den 90er Scheiben von Stratovarius stehen und bieten den vom Meister gewohnten Melodic Power Metal mit viel Eingän-gigkeit und hymnischen Refrains. Dazu gibt's mit "Shine" oder "Enshrined In My Memory" auch noch sehr hit-verdächtige, leicht poppige Songs mit tollem weiblichem Gesang. Und natürlich dürfen auch die Balladen nicht fehlen auf so einem Album, wobei hier "I'll Sing You Home" sehr gelungen ist. Highlight der Platte ist aber der bombasti-sche Schluss- und Titeltrack "The Land Of New Hope", in welchem dank Kiske's genia-lem Gesang starke Erinne-rungen das Helloween 15 Minuten-Monster "Keeper Of The Seven Keys" wach wer-den. Das Konzeptalbum mit entsprechend geilem Artwork kommt vom Songwriting her zwar nicht ganz an Avantasia heran, die letzten Stratovarius Alben werden aber locker erreicht und die Zielgruppe wird so oder so begeistert sein von dem Album.

BARONESSLive At Maida Vale - BBCRelapse / Non Stop Music

sehr angesagten Amerikaner von Baroness, welche stili-stisch eine Mischung zwi-schen Sludge Metal, Alter-native und Progressive Rock/ Metal zelebrieren, auf eine grosse Rundreise durch die Welt gegangen. Im Rahmen dieser Tour wurde vorliegende 4-Song EP aufgenommen (und zwar in den Maida Vale Stu-dios von BBC in London). Die Songs bieten einen guten Querschnitt durch Yellow & Green und sind durchgehend in guter Qualität aufgenom-men: "Take My Bones Away" ist ein härterer Song, "March To The Sea" hat das Zeugs, in den grössten Arenen dieser Welt gespielt zu werden und "Cocainium" ist eher auf der ruhigeren und psychedeli-schen Seite anzusiedeln. "The Line Between" rundet diese

lg. Nach dem Dop-pelalbum "Yellow & Green" aus dem letz-ten Jahr sind die

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Hardrock-Album des Jahres

Foto: Ian Keates

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Hard/Heavy/Metal CD Hard/Heavy/Metal CD Hard/Heavy/Metal CD

HELSTARNosferatuRoadracer Records

KLASSIKER

mv. Nach drei grandiosen Alben ("Burning Star" von 1984, "Remnants Of War" von 1986 und "A Distant Thunder" von 1988) waren die Texaner von Helstar leider immer noch ein Underground Tipp und wollten 1989 endlich den längst verdienten Durchbruch schaffen. Dazu schrieben sie mit dem Vampir-Konzeptal-bum "Nosferatu" ihr absolutes Meisterwerk. Es ist kaum in Worte zu fassen, was hier James Rivera (Vocals), Larry Barragan und André Corbin (Gitarren), Jerry Abarca (Bass) und Frank Ferreira (Drums) an Ideen, Riffs und Melodien verbraten haben. Andere Bands hätten daraus mindes-tens drei Alben gemacht. Virtuose und filigrane Gitar-renarbeit, unterlegt mit fantas-tischen, sehr abwechslungs-reichen Lead Vocals, dazu blitzschnelle pumpende Bassläufe, atmosphärische Akustikparts und Samples aus alten Bela-Lugosi-Filmen prägen diesen Endachtziger-Klassiker. Highlights und absolutes "Kennen muss" für jeden echten Metal Maniac sind der Opener "Baptized In Blood" (rasend schnelle Riffs gepaart mit Screams und genialen Hooks von James Rivera), "The Curse Has Passed Away" (düstere Akustikgitarren wechseln sich mit progressiven Gitarrenriffs und entfesselten Soli ab, dazu ein genialer mit Orgeln unter-legter Chorus), "Perserverance And Desperation" (verspieltes

Instrumental, welches verschiedene Stimmung gekonnt vermittelt) sowie das Meisterwerk "To Sleep, Per Chance to Scream" (eingängige und doch sehr komplexe Riffs, geniale Breaks, hohes Tempo und bedrohliche, geniale Vocals, besser kann man US Metal nicht zelebrieren). Dass es mit so einem Killeralbum nicht zu mehr Ruhm und Aufmerksamkeit gereicht hat ist eine Schande, weshalb sich die Band danach auch bald mal frustriert auflöste für einige Jahre. Mit dem Vampir-Konzept waren die Jungs ihrer Zeit und dem Trend leider auch zwei Dekaden voraus. Vermutlich waren Helstar für den normalen Metalfan immer eine Spur zu heavy und schnell, für die damaligen gerade im Trend liegenden Thrash Metal Fans dafür eine Spur zu melodiös. Wie auch immer, echte Metal Fans werden sich dieses Album immer und immer wieder anhören, da es sich absolut nicht abnutzt. Zusammen mit den Klassikern von Jag Panzer und Agent Steel die Speerspitze des 80er US Metal.

BLAAK HEAT SHUJAAThe Edge Of An EraTee Pee

length Album vor. Musikalisch würde diese Band allerdings eher eine Bergkette weiter östlich in das Gebiet der weiten Wüsten passen, denn stilistisch haben wir es hier mit sehr psychedelisch angehauchtem Stoner-Rock zu tun. Hört man die Musik von Blaak Heat Shujaa befindet man sich in einer sehr farbenfrohen psychedelischen Rock-Reise um die Welt und wähnt zunächst in einem Western Film irgendwo in Arizona bevor man in den Nahen Osten und dann gleich nach Asien transportiert wird. Die fünf meist sehr langen und mit wenig Gesang ausgestatteten Songs (plus Intro) reflektieren diese Mischung und bringen das Talent von Black Heat Shujaa an den Tag. Produziert wurde dieses feine Album von Scoot Reeder (Kyuss, The Obsessed, Goatsnake). Genreafficionados sollen jetzt am besten sofort diese Scheibe besorgen, irgendwo chillen und die Räucherstäbchen anzünden!

lg. Dieses in Los Angeles ansässige französische Trio legt mit "The Edge Of An Era" sein zweites full-

coole EP ab. "Live At Maida Vaile" ist das letzte Tonzeugnis des alten Line-Ups mit Allen Blickle (dr.) und Matt Maggioni (dr.), welche Baroness Monate nach dem schweren Busunfall im Juli 2012 und wegen ihren Verletzungen verlassen haben. Das neue Baro-ness Line-Up um Mastermind John Baizley macht am 16. Okto-ber 2013 im Kiff/Aarau Halt. Sehr empfehlenswerte Angelegenheit.

PROCESSIONTo Reap Heavens ApartHigh Roller Records

lg. Die im Jahre 2006 gegründeten Procession um den chilenischen Mastermind Felipe Plaza

(g./v.) zelebrieren den epischen Doom-Metal wie in Candlemass, Solitude Aeturnus und Solstice (UK) gespielt haben – das heisst, es findet sich immer eine leichte Power-Metal Schlagseite und der Sound driftet weniger in Richtung Black Sabbath, wie das die ande-ren grossen Bands des Doom Metals (Pentagram, Saint Vitus, Trouble, Count Raven etc.)

mach(t)en. Dazu trägt sicher der glasklare Gesang von Felipe bei, mittlerweile dem einzigen Chile-nen neben Sidekick Claudio Botarro (bs.) in der nach Schwe-den übergesiedelten Band (u.a. nun mit dem In-Solitude Drum-mer Uno Bruniusson an der Schiessbude). Nach dem Intro "Damnation Memorae" folgt der verhältnissmäsig kurze und coole Doomer "Conjurer". Das folgende und relativ lange "Death & Judge-ment", eines der Albumhighlights, ist bereits vorab als mittlerweile rare Vinyl 10" ausgekoppelt wor-den. Trademark sind hier die Pas-sagen, in welchem Felipe nur mit Begleitung des Basses singt. Das Level auf "To Reap Heavens Apart": bleibt sehr gut der teil-weise flotte Titelsong, das mit einem sehr langen Intro verse-hene und sehr düster-schleppen-de "The Death Ministrel" sowie der letzte und längste Song "Far From Light" (was für ein geniales Riff). "To Reap Heavens Apart" ist bereits jetzt ein grosses Highlight des epischen Doom-Metals und sollte Fans der oben genannten Bands (allen voran Candlemass aus den 80er Jahren) bedingungs-los ansprechen. Gebt dem Album ein paar Durchläufe, dann entfaltet sich die Wirkung von "To Reap Heavens Apart" vollends.

DEATH DEALERWar MasterSteel Cartel Records

mv. Was für ein Brett ! Das ist der erste Gedanke nach dem Hören des Openers "Death Dealer"

dieses Albums. High pitched killer vocals, rasende Gitarren und donnernde Drums prasseln mit unglaublicher Wucht auf den un-vorbereiteten Hörer nieder und lassen ein breites Grinsen zurück. Wer steckt hinter diesem musika-lischen Inferno namens Death Dealer ? Beim genaueren Be-trachten stellt sich schnell heraus, dass hier eine neue Band mit einem All-Star-Line-Up am Start ist. Death Dealer bestehen aus dem Ausnahmesänger Sean Peck von Cage, den beiden ex-Manowar Recken Ross The Boss (Gitarre) und Rhino (Drums) sowie Gitarrist Stu Marshall (Dungeon) und Bassist Mike Davis (Lizzy Borden, Halford). Das verspricht sehr viel und wird ausnahmsweise aber auch gehalten. Das meiste Mate-rial von "War Master" bietet extrem kraftvollen, aggressiven US Speed Metal ("Death Dealer", "War-master", "Heads Spikes Walls" oder "Curse Of The Heretic"). Die schnellen Tracks erinnern vor

allem aufgrund des Gesangs von Sean Peck natürlich sehr an seine Hauptband Cage, aber auch an Judas Priest zur "Painkiller"-Pha-se. Bei den stampfenden Kra-chern wie "Never To Kneel", "Hammer Down" oder "Wraiths On The Wind" hört man aber dann auch die Manowar Vergangenheit von Ross und Rhino sofort heraus und enttäuschte Manowar Fans werden begeistert eine neue Lieb-lingsband entdecken. Hervorhe-ben möchte ich auch noch die sehr epische Halbballade "Chil-dren Of Flames", welche nach ein paar Durchläufen zusammen mit dem Opener das absolute High-light des Albums darstellt und Gänsehaut garantiert. Nach 10 Songs ist man fast erschlagen ab der Wucht des Albums und drückt umgehend wieder auf Play, um den Schädel wieder rotieren zu lassen. US Metal Fanatiker sowie verprellte Manowar- und Judas Priest-Fans werden das Album lieben, Cage Fans sowieso. Pure Fucking Metal !!

HAREM SCAREMMood Swings II Frontiers Records

mv. Es scheint sich langsam ein neuer Trend abzu-zeichnen. Bekannte Bands nehmen

ihre Klassiker zu einem Jubiläum komplett neu auf und veröffent-lichen diese dann zusammen mit ein paar neuen Songs unter dem Albumtitel Part 2. So nun also auch die kanadischen Hard Rocker von Harem Scarem, wel-che seit ihrem letzten Studioal-bum "Hope" von 2008 eigentlich nicht mehr wirklich aktiv waren. Die Reunion erfolgt nun genau 20 Jahre nach dem Release ihres zweiten Hitalbums "Mood Swings", indem die Band dieses Album komplett neu aufgenom-men und drei brandneue Songs hinzugefügt hat. "Mood Swings" von 1993 ist für viele Melodic Metal Anhänger ja eines der besten Alben dieser Art der 90er Jahre. Und die Musik spricht hier wirklich für sich. Auch in der Neu-aufnahme versprühen Hard Rock Perlen wie "No Justice", "Senti-mental Blvd.", "Had Enough", "Empty Promises", "If There Was A Time" oder der absolute Megahit "Stranger Than Love" diese Frische und Leichtigkeit und umschmeicheln die Ohren mit wunderschönen Melodien sowie endlos genialen Hooklines wie es Def Leppard, Giant oder Hardline in ihrer besten Zeit demonstriert hatten. Das Album bietet ohne Ausnahme nur Hits, jeder Song ist

für sich ein kleines Meister-werk. Die Neuaufnahmen sind wuchtig eingespielt und top produziert, es bleiben eigentlich keine Wünsche offen. Die Band hat es geschafft, die Songs ins neue Jahrtausend zu transpor-tieren und in neuem Glanz erstrahlen zu lassen. Und auch die drei neuen Songs können tatsächlich direkt an die alten Sachen anknüpfen und bieten einmal mehr alles, was dieses Genre ausmacht. Def Leppard würden wohl viel hergeben, um heute noch Songs wie "World Gone To Pieces" oder "Anarchy" schreiben zu können. Wer die-ses Album oder gar die Band um den grandiosen, total unterbewerteten Sänger Harry Hess bisher noch nicht kannte muss sich umgehend dieses Album besorgen. Over the top !

SINNERTouch Of Sin 2AFM Records

mv. Die deut-sche Hard Rock Institu-tion Sinner veröffentlicht mit "Touch Of Sin 2" nicht

etwa ein neues Album, welches eine Fortsetzung ihres 80er Jahre Klassikers "Touch Of Sin" darstellt sondern eine Art Best Of Album aus ihren ganzen Klassikeralben aus dieser Zeit, dazu wurde aber alles im Studio neu eingespielt im heutigen Line-Up. Klar, dass somit dieses Album in Sachen Hard Rock vieles locker an die Wand bläst, was sonst so jeden Monat neu erscheint. Perlen wie das Hook-monster "Knife In My Heart", das 80er Jahre Heavy Metal Lehrstück und Bandhighlight "Danger Zone" oder Rockgra-naten wie "Emerald", "Shout", "Comin' Out Fighting", "Bad Girl", "Concrete Jungle" etc. sind schliesslich schon damals wild abgefeiert worden und genies-sen seither Klassikerstatus. Da die alten Alben alle längst nicht mehr erhältlich sind, macht diese Veröffentlichung umso mehr Sinn. Und die Neuaufnah-men sind dank der tollen Pro-duktion von Achim Köhler so-wie Gastauftritten von David Readman (Pink Cream 69), Erik Martensson (W.E.T.) und Tom Naumann (Primal Fear) mehr als gelungen. Das Coverartwork ist ebenfalls eine sehr coole Hommage an die alten Sinner Sachen. Als wäre das nicht ge-nug gibt es mit "Don't Believe A Word" (wunderschöne Melo-dien, sehr positiver Song der nicht nur von den Melodien her

an glorreiche Thin Lizzy Zeiten erinnert), "Blood On The Sand" (melodiebetonter sehr eingängiger Hard Rock) und "Heat Of The City" (erinnert an ganz alte Sinner Stampfer) noch drei brandneue, exzellente Songs zu hören. Sinner Fans werden das Teil eh sofort verhaften, alle anderen Hard Rock Fans dürfen sich das Album nicht entgehen lassen. Ich zitiere ein weiteres hier vertretenes Sinner-Highlight: "Germany Rocks" !

TWILIGHT OF THE GODSFire On The MountainSeason Of Mist

comer, bestehend aus Alan Averill (Primordial) am Gesang, Patrik Lindgren (Thyrfing) und Rune Eriksen (Aura Noir) an den Gitar-ren, Frode Glesnes (Einherjer) am Bass sowie Nick Barker (ex Cradle Of Filth, ex-Dimmu Borgir, ex-Testament) an den Drums. Band-name, Background der Band und die beteiligten Musiker lassen eigentlich sofort an klares Bathory Worshipping und Viking Metal denken, doch Überra-schung – die Songs dieses Al-bums klingen fast überhaupt nicht nach Bathory sondern bie-ten meist epischen, mal kauzigen, mal doomigen und mal puren Heavy Metal. Oft erinnern die Riffs an Manowar ("Fire On The Mountain" oder "Children Of Cain"), aber auch Bands wie Grand Magus, Twisted Tower Dire, Slough Feg oder der Immortal Ableger "I" können als Vergleich herangezogen werden. Bathory werden erst im letzten Song des Albums "At Dawn We Ride" ziem-lich offensichtlich zitiert. Die Pro-duktion ist spartanisch, aber gut und passt perfekt zum Material. Das Album besteht leider nur aus 7 Tracks und es fehlt trotz aller Qualität ein wenig an ganz grossen Momenten.

mv. Der Name Twilight Of The Gods lässt na-türlich Bathory Fans sofort auf-horchen. Schliesslich war

ja deren Epic Metal Meisterwerk von 1991 genau nach diesem Titel benannt. Und später gab es dann eine Bathory Tribute Band mit die-sem Namen, welche nun entgegen der damaligen Ankündigungen doch ein Album mit eigenem Ma-terial aufgenommen hat und jetzt auf die Metal-Szene loslässt. Hier präsentiert sich also wieder mal eine neue Supergroup als New-

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Hard/Heavy/Metal CD Hard/Heavy/Metal CD Hard/Heavy/Metal CD

HELSTARNosferatuRoadracer Records

KLASSIKER

mv. Nach drei grandiosen Alben ("Burning Star" von 1984, "Remnants Of War" von 1986 und "A Distant Thunder" von 1988) waren die Texaner von Helstar leider immer noch ein Underground Tipp und wollten 1989 endlich den längst verdienten Durchbruch schaffen. Dazu schrieben sie mit dem Vampir-Konzeptal-bum "Nosferatu" ihr absolutes Meisterwerk. Es ist kaum in Worte zu fassen, was hier James Rivera (Vocals), Larry Barragan und André Corbin (Gitarren), Jerry Abarca (Bass) und Frank Ferreira (Drums) an Ideen, Riffs und Melodien verbraten haben. Andere Bands hätten daraus mindes-tens drei Alben gemacht. Virtuose und filigrane Gitar-renarbeit, unterlegt mit fantas-tischen, sehr abwechslungs-reichen Lead Vocals, dazu blitzschnelle pumpende Bassläufe, atmosphärische Akustikparts und Samples aus alten Bela-Lugosi-Filmen prägen diesen Endachtziger-Klassiker. Highlights und absolutes "Kennen muss" für jeden echten Metal Maniac sind der Opener "Baptized In Blood" (rasend schnelle Riffs gepaart mit Screams und genialen Hooks von James Rivera), "The Curse Has Passed Away" (düstere Akustikgitarren wechseln sich mit progressiven Gitarrenriffs und entfesselten Soli ab, dazu ein genialer mit Orgeln unter-legter Chorus), "Perserverance And Desperation" (verspieltes

Instrumental, welches verschiedene Stimmung gekonnt vermittelt) sowie das Meisterwerk "To Sleep, Per Chance to Scream" (eingängige und doch sehr komplexe Riffs, geniale Breaks, hohes Tempo und bedrohliche, geniale Vocals, besser kann man US Metal nicht zelebrieren). Dass es mit so einem Killeralbum nicht zu mehr Ruhm und Aufmerksamkeit gereicht hat ist eine Schande, weshalb sich die Band danach auch bald mal frustriert auflöste für einige Jahre. Mit dem Vampir-Konzept waren die Jungs ihrer Zeit und dem Trend leider auch zwei Dekaden voraus. Vermutlich waren Helstar für den normalen Metalfan immer eine Spur zu heavy und schnell, für die damaligen gerade im Trend liegenden Thrash Metal Fans dafür eine Spur zu melodiös. Wie auch immer, echte Metal Fans werden sich dieses Album immer und immer wieder anhören, da es sich absolut nicht abnutzt. Zusammen mit den Klassikern von Jag Panzer und Agent Steel die Speerspitze des 80er US Metal.

BLAAK HEAT SHUJAAThe Edge Of An EraTee Pee

length Album vor. Musikalisch würde diese Band allerdings eher eine Bergkette weiter östlich in das Gebiet der weiten Wüsten passen, denn stilistisch haben wir es hier mit sehr psychedelisch angehauchtem Stoner-Rock zu tun. Hört man die Musik von Blaak Heat Shujaa befindet man sich in einer sehr farbenfrohen psychedelischen Rock-Reise um die Welt und wähnt zunächst in einem Western Film irgendwo in Arizona bevor man in den Nahen Osten und dann gleich nach Asien transportiert wird. Die fünf meist sehr langen und mit wenig Gesang ausgestatteten Songs (plus Intro) reflektieren diese Mischung und bringen das Talent von Black Heat Shujaa an den Tag. Produziert wurde dieses feine Album von Scoot Reeder (Kyuss, The Obsessed, Goatsnake). Genreafficionados sollen jetzt am besten sofort diese Scheibe besorgen, irgendwo chillen und die Räucherstäbchen anzünden!

lg. Dieses in Los Angeles ansässige französische Trio legt mit "The Edge Of An Era" sein zweites full-

coole EP ab. "Live At Maida Vaile" ist das letzte Tonzeugnis des alten Line-Ups mit Allen Blickle (dr.) und Matt Maggioni (dr.), welche Baroness Monate nach dem schweren Busunfall im Juli 2012 und wegen ihren Verletzungen verlassen haben. Das neue Baro-ness Line-Up um Mastermind John Baizley macht am 16. Okto-ber 2013 im Kiff/Aarau Halt. Sehr empfehlenswerte Angelegenheit.

PROCESSIONTo Reap Heavens ApartHigh Roller Records

lg. Die im Jahre 2006 gegründeten Procession um den chilenischen Mastermind Felipe Plaza

(g./v.) zelebrieren den epischen Doom-Metal wie in Candlemass, Solitude Aeturnus und Solstice (UK) gespielt haben – das heisst, es findet sich immer eine leichte Power-Metal Schlagseite und der Sound driftet weniger in Richtung Black Sabbath, wie das die ande-ren grossen Bands des Doom Metals (Pentagram, Saint Vitus, Trouble, Count Raven etc.)

mach(t)en. Dazu trägt sicher der glasklare Gesang von Felipe bei, mittlerweile dem einzigen Chile-nen neben Sidekick Claudio Botarro (bs.) in der nach Schwe-den übergesiedelten Band (u.a. nun mit dem In-Solitude Drum-mer Uno Bruniusson an der Schiessbude). Nach dem Intro "Damnation Memorae" folgt der verhältnissmäsig kurze und coole Doomer "Conjurer". Das folgende und relativ lange "Death & Judge-ment", eines der Albumhighlights, ist bereits vorab als mittlerweile rare Vinyl 10" ausgekoppelt wor-den. Trademark sind hier die Pas-sagen, in welchem Felipe nur mit Begleitung des Basses singt. Das Level auf "To Reap Heavens Apart": bleibt sehr gut der teil-weise flotte Titelsong, das mit einem sehr langen Intro verse-hene und sehr düster-schleppen-de "The Death Ministrel" sowie der letzte und längste Song "Far From Light" (was für ein geniales Riff). "To Reap Heavens Apart" ist bereits jetzt ein grosses Highlight des epischen Doom-Metals und sollte Fans der oben genannten Bands (allen voran Candlemass aus den 80er Jahren) bedingungs-los ansprechen. Gebt dem Album ein paar Durchläufe, dann entfaltet sich die Wirkung von "To Reap Heavens Apart" vollends.

DEATH DEALERWar MasterSteel Cartel Records

mv. Was für ein Brett ! Das ist der erste Gedanke nach dem Hören des Openers "Death Dealer"

dieses Albums. High pitched killer vocals, rasende Gitarren und donnernde Drums prasseln mit unglaublicher Wucht auf den un-vorbereiteten Hörer nieder und lassen ein breites Grinsen zurück. Wer steckt hinter diesem musika-lischen Inferno namens Death Dealer ? Beim genaueren Be-trachten stellt sich schnell heraus, dass hier eine neue Band mit einem All-Star-Line-Up am Start ist. Death Dealer bestehen aus dem Ausnahmesänger Sean Peck von Cage, den beiden ex-Manowar Recken Ross The Boss (Gitarre) und Rhino (Drums) sowie Gitarrist Stu Marshall (Dungeon) und Bassist Mike Davis (Lizzy Borden, Halford). Das verspricht sehr viel und wird ausnahmsweise aber auch gehalten. Das meiste Mate-rial von "War Master" bietet extrem kraftvollen, aggressiven US Speed Metal ("Death Dealer", "War-master", "Heads Spikes Walls" oder "Curse Of The Heretic"). Die schnellen Tracks erinnern vor

allem aufgrund des Gesangs von Sean Peck natürlich sehr an seine Hauptband Cage, aber auch an Judas Priest zur "Painkiller"-Pha-se. Bei den stampfenden Kra-chern wie "Never To Kneel", "Hammer Down" oder "Wraiths On The Wind" hört man aber dann auch die Manowar Vergangenheit von Ross und Rhino sofort heraus und enttäuschte Manowar Fans werden begeistert eine neue Lieb-lingsband entdecken. Hervorhe-ben möchte ich auch noch die sehr epische Halbballade "Chil-dren Of Flames", welche nach ein paar Durchläufen zusammen mit dem Opener das absolute High-light des Albums darstellt und Gänsehaut garantiert. Nach 10 Songs ist man fast erschlagen ab der Wucht des Albums und drückt umgehend wieder auf Play, um den Schädel wieder rotieren zu lassen. US Metal Fanatiker sowie verprellte Manowar- und Judas Priest-Fans werden das Album lieben, Cage Fans sowieso. Pure Fucking Metal !!

HAREM SCAREMMood Swings II Frontiers Records

mv. Es scheint sich langsam ein neuer Trend abzu-zeichnen. Bekannte Bands nehmen

ihre Klassiker zu einem Jubiläum komplett neu auf und veröffent-lichen diese dann zusammen mit ein paar neuen Songs unter dem Albumtitel Part 2. So nun also auch die kanadischen Hard Rocker von Harem Scarem, wel-che seit ihrem letzten Studioal-bum "Hope" von 2008 eigentlich nicht mehr wirklich aktiv waren. Die Reunion erfolgt nun genau 20 Jahre nach dem Release ihres zweiten Hitalbums "Mood Swings", indem die Band dieses Album komplett neu aufgenom-men und drei brandneue Songs hinzugefügt hat. "Mood Swings" von 1993 ist für viele Melodic Metal Anhänger ja eines der besten Alben dieser Art der 90er Jahre. Und die Musik spricht hier wirklich für sich. Auch in der Neu-aufnahme versprühen Hard Rock Perlen wie "No Justice", "Senti-mental Blvd.", "Had Enough", "Empty Promises", "If There Was A Time" oder der absolute Megahit "Stranger Than Love" diese Frische und Leichtigkeit und umschmeicheln die Ohren mit wunderschönen Melodien sowie endlos genialen Hooklines wie es Def Leppard, Giant oder Hardline in ihrer besten Zeit demonstriert hatten. Das Album bietet ohne Ausnahme nur Hits, jeder Song ist

für sich ein kleines Meister-werk. Die Neuaufnahmen sind wuchtig eingespielt und top produziert, es bleiben eigentlich keine Wünsche offen. Die Band hat es geschafft, die Songs ins neue Jahrtausend zu transpor-tieren und in neuem Glanz erstrahlen zu lassen. Und auch die drei neuen Songs können tatsächlich direkt an die alten Sachen anknüpfen und bieten einmal mehr alles, was dieses Genre ausmacht. Def Leppard würden wohl viel hergeben, um heute noch Songs wie "World Gone To Pieces" oder "Anarchy" schreiben zu können. Wer die-ses Album oder gar die Band um den grandiosen, total unterbewerteten Sänger Harry Hess bisher noch nicht kannte muss sich umgehend dieses Album besorgen. Over the top !

SINNERTouch Of Sin 2AFM Records

mv. Die deut-sche Hard Rock Institu-tion Sinner veröffentlicht mit "Touch Of Sin 2" nicht

etwa ein neues Album, welches eine Fortsetzung ihres 80er Jahre Klassikers "Touch Of Sin" darstellt sondern eine Art Best Of Album aus ihren ganzen Klassikeralben aus dieser Zeit, dazu wurde aber alles im Studio neu eingespielt im heutigen Line-Up. Klar, dass somit dieses Album in Sachen Hard Rock vieles locker an die Wand bläst, was sonst so jeden Monat neu erscheint. Perlen wie das Hook-monster "Knife In My Heart", das 80er Jahre Heavy Metal Lehrstück und Bandhighlight "Danger Zone" oder Rockgra-naten wie "Emerald", "Shout", "Comin' Out Fighting", "Bad Girl", "Concrete Jungle" etc. sind schliesslich schon damals wild abgefeiert worden und genies-sen seither Klassikerstatus. Da die alten Alben alle längst nicht mehr erhältlich sind, macht diese Veröffentlichung umso mehr Sinn. Und die Neuaufnah-men sind dank der tollen Pro-duktion von Achim Köhler so-wie Gastauftritten von David Readman (Pink Cream 69), Erik Martensson (W.E.T.) und Tom Naumann (Primal Fear) mehr als gelungen. Das Coverartwork ist ebenfalls eine sehr coole Hommage an die alten Sinner Sachen. Als wäre das nicht ge-nug gibt es mit "Don't Believe A Word" (wunderschöne Melo-dien, sehr positiver Song der nicht nur von den Melodien her

an glorreiche Thin Lizzy Zeiten erinnert), "Blood On The Sand" (melodiebetonter sehr eingängiger Hard Rock) und "Heat Of The City" (erinnert an ganz alte Sinner Stampfer) noch drei brandneue, exzellente Songs zu hören. Sinner Fans werden das Teil eh sofort verhaften, alle anderen Hard Rock Fans dürfen sich das Album nicht entgehen lassen. Ich zitiere ein weiteres hier vertretenes Sinner-Highlight: "Germany Rocks" !

TWILIGHT OF THE GODSFire On The MountainSeason Of Mist

comer, bestehend aus Alan Averill (Primordial) am Gesang, Patrik Lindgren (Thyrfing) und Rune Eriksen (Aura Noir) an den Gitar-ren, Frode Glesnes (Einherjer) am Bass sowie Nick Barker (ex Cradle Of Filth, ex-Dimmu Borgir, ex-Testament) an den Drums. Band-name, Background der Band und die beteiligten Musiker lassen eigentlich sofort an klares Bathory Worshipping und Viking Metal denken, doch Überra-schung – die Songs dieses Al-bums klingen fast überhaupt nicht nach Bathory sondern bie-ten meist epischen, mal kauzigen, mal doomigen und mal puren Heavy Metal. Oft erinnern die Riffs an Manowar ("Fire On The Mountain" oder "Children Of Cain"), aber auch Bands wie Grand Magus, Twisted Tower Dire, Slough Feg oder der Immortal Ableger "I" können als Vergleich herangezogen werden. Bathory werden erst im letzten Song des Albums "At Dawn We Ride" ziem-lich offensichtlich zitiert. Die Pro-duktion ist spartanisch, aber gut und passt perfekt zum Material. Das Album besteht leider nur aus 7 Tracks und es fehlt trotz aller Qualität ein wenig an ganz grossen Momenten.

mv. Der Name Twilight Of The Gods lässt na-türlich Bathory Fans sofort auf-horchen. Schliesslich war

ja deren Epic Metal Meisterwerk von 1991 genau nach diesem Titel benannt. Und später gab es dann eine Bathory Tribute Band mit die-sem Namen, welche nun entgegen der damaligen Ankündigungen doch ein Album mit eigenem Ma-terial aufgenommen hat und jetzt auf die Metal-Szene loslässt. Hier präsentiert sich also wieder mal eine neue Supergroup als New-

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energiegeladene Bühnenperformance abliefert.

Das neue Album kommt unter dem Banner "Philip H. Anselmo And The Illegals" heraus. Während Phil in der Metalszene allseits bekannt ist, will TRACKS wissen, wer denn die Illegalen sind. "Der Gitarrist heisst Marzi Montazeri und ist seit den 80er Jahren ein alter Kumpel von mir. Es war ein Traum, mal wieder gemeinsame Sache zu machen (Anm: Phil und Marzi haben schon mal bei Superjoint Ritual miteinander gearbeitet). Drummer ist ein Kid namens Jose Manuel Gonzales und Mitglied der texanischen Thrash-Band Warbeast, welche bei meinem Label Housecore Records unter Vertrag steht. Am Bass zockt auf dem Album schliesslich Bennett Bartley aus New Orleans, der in zahlreichen anderen Bands aktiv ist und irgendwie schwierig in der Band zu halten ist. Für die Tour wird nun Steve Taylor die Position am Bass besetzen." erklärt Phil ausführlich. "Und wir sind eine richtige Band

– nicht irgendein Projekt. Auch Touren sind geplant: zunächst durch die USA (ab Ende Juli 2013) und dann hoffentlich bald in Europa".

Angesprochen auf die Tatsache, dass Phil sowohl den Namen der Band vorgibt wie auch mit seinem Antlitz das Cover von "Walk Trough Exits Only" ziert, relativiert Phil das obige Statement, dass es sich um ein echtes Bandgefüge handelt. "Diese Geschichte ist meine Band. Ich habe jede Note und jedes Wort geschrieben. Doch bringt Marzi mit seinem unnachahmlichen Stil und seinen coolen Soli eine eigene Würze in die Songs." Allerdings gibt Phil zu Protokoll, dass es sich bei "Philip H. Anselmo And The Illegals" nicht um eine weitere Supergroup handelt, sondern er weniger bekannten Musikern eine Plattform geben will. "Das war schon mit Pantera so. Wir nahmen Bands wie Eye Hate God, Crowbar oder auch Satyricon mit auf Tour, damit sie ein grösseres Publikum erreichen." Wie ordnet denn Phil seine neue Truppe in stilistischer Hinsicht ein (nachdem ich ihm nachreiche, dass Journalisten eine Schubladisierung lieben)? "Ich sehe "Philip H. Anselmo And The Illegals" als eine Mischung meines bisherigen Schaffens. Es hat Elemente von Down, Pantera, Superjoint Ritual oder auch Necrophagia. Doch keine dieser Bands hätte ein solches Album wie "Walk Through Exits Only" veröffentlicht." Phil weiter: "Mein Ziel war, ein Album zu erschaffen, das in allen Belangen extrem ist und nicht in eine blosse Metal-Schublade versorgt werden kann. Am Ende ist doch alles Heavy Metal, nicht?"Angesprochen auf seine ersten Schritte mit Pantera (das Album "Power Metal" aus dem Jahre 1988) erklärt Phil: "Es war ein notwendiges Album in der Geschichte der Band. Ich hasste Studios und hatte damals null Erfahrung. Doch es war für mich der Anfang einer grossartigen Karriere, welche mir viele Türen geöffnet hat."

Auf die Frage, was nun nach der Festivaltour mit Down, dem Mix

des neuen Eye Hate God (sehr empfehlenswerte US-Sludge Legende) Albums und der US-Tour mit "Philip H. Anselmo And The Illegals" ansteht, antwortet Phil: "Wir werden mal zwei neue Songs mit den Illegals aufnehmen, dann bin ich mit meinem Label Housecore am Horror Film Festival in Austin/Texas unterwegs und schliesslich geht es mit Down daran, die drei weiteren angekündigten EPs aufzunehmen". Da kann sich der Anselmo-Fan ja echt freuen! Die erste EP (aus dem Jahre 2012) war ja hervorragend.

Im Juli dieses Jahres hat Philip H. Anselmo, der ehemalige Pantera- und jetzige Down-Shouter, sein allererstes Solo-Album veröffentlicht. "Walk Through Exits Only" heisst diese interessante Scheibe (Review in der letzten Ausgabe von TRACKS). Phil Anselmo hat mit TRACKS über sein Solo-Debüt gesprochen.

PHIL ANSELMOUnterwegs mit Illegalen

lg. Als ich Phil anrufe (er nimmt das Telefon mit den Worten "Old School" ab!) , ist er gerade mit der Produktion des neuen Eye Hate God Albums beschäftigt. "Und in neun Tagen geht es für drei Wochen mit Down nach Europa, wo wir auf einigen Sommerfestivals spielen werden. Darauf freue ich mich sehr. Ich bin ein Bühnenmensch" so Phil. Die letzte Aussage lässt sich einfach nachvollziehen, denn wer Phil schon live gesehen hat, weiss, dass er immer 200% gibt und eine tolle und

Immer wenn jemand geht, merkt man, dass das Leben endlich ist»

Derzeit kommt man nicht darum herum, extremere Heavy Metal Musiker auf den Tod der Gitarrenikone Jeff Hanneman anzusprechen. "Slayer waren die erste grosse Band, welche Pantera unterstützten. Slayer und somit das Gitarrenspiel von Jeff haben mich massiv beeinflusst. Es ist, als wenn ein Bruder von uns gegangen wäre." Phil erklärt weiter, dass das satanische Album "Hell Awaits" seine Lieblingscheibe von Slayer ist. ""At Dawn They Sleep" ist mein Lieblingssong der Scheibe. Kerry King hat mir mal gesagt, dass sich die Songstrukturen zu dieser Zeit so gewandelt haben und recht vertrackt geworden sind, da Slayer damals sehr viel Mercyful Fate gehört haben." Zum Schluss sagt Phil: "Immer wenn jemand geht, merkt man, dass das Leben endlich ist. Zum einen scheint es lang zu sein, andererseits ist es doch sehr kurz." Wahre Worte eines geläuterten früheren "enfant terrible", welches auch schon eine Nahtoderfahrung machen musste (Überdosis Heroin nach einer Pantera-Show 1996 in Dallas/Texas)…

InseratSOUNDTRAXX

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energiegeladene Bühnenperformance abliefert.

Das neue Album kommt unter dem Banner "Philip H. Anselmo And The Illegals" heraus. Während Phil in der Metalszene allseits bekannt ist, will TRACKS wissen, wer denn die Illegalen sind. "Der Gitarrist heisst Marzi Montazeri und ist seit den 80er Jahren ein alter Kumpel von mir. Es war ein Traum, mal wieder gemeinsame Sache zu machen (Anm: Phil und Marzi haben schon mal bei Superjoint Ritual miteinander gearbeitet). Drummer ist ein Kid namens Jose Manuel Gonzales und Mitglied der texanischen Thrash-Band Warbeast, welche bei meinem Label Housecore Records unter Vertrag steht. Am Bass zockt auf dem Album schliesslich Bennett Bartley aus New Orleans, der in zahlreichen anderen Bands aktiv ist und irgendwie schwierig in der Band zu halten ist. Für die Tour wird nun Steve Taylor die Position am Bass besetzen." erklärt Phil ausführlich. "Und wir sind eine richtige Band

– nicht irgendein Projekt. Auch Touren sind geplant: zunächst durch die USA (ab Ende Juli 2013) und dann hoffentlich bald in Europa".

Angesprochen auf die Tatsache, dass Phil sowohl den Namen der Band vorgibt wie auch mit seinem Antlitz das Cover von "Walk Trough Exits Only" ziert, relativiert Phil das obige Statement, dass es sich um ein echtes Bandgefüge handelt. "Diese Geschichte ist meine Band. Ich habe jede Note und jedes Wort geschrieben. Doch bringt Marzi mit seinem unnachahmlichen Stil und seinen coolen Soli eine eigene Würze in die Songs." Allerdings gibt Phil zu Protokoll, dass es sich bei "Philip H. Anselmo And The Illegals" nicht um eine weitere Supergroup handelt, sondern er weniger bekannten Musikern eine Plattform geben will. "Das war schon mit Pantera so. Wir nahmen Bands wie Eye Hate God, Crowbar oder auch Satyricon mit auf Tour, damit sie ein grösseres Publikum erreichen." Wie ordnet denn Phil seine neue Truppe in stilistischer Hinsicht ein (nachdem ich ihm nachreiche, dass Journalisten eine Schubladisierung lieben)? "Ich sehe "Philip H. Anselmo And The Illegals" als eine Mischung meines bisherigen Schaffens. Es hat Elemente von Down, Pantera, Superjoint Ritual oder auch Necrophagia. Doch keine dieser Bands hätte ein solches Album wie "Walk Through Exits Only" veröffentlicht." Phil weiter: "Mein Ziel war, ein Album zu erschaffen, das in allen Belangen extrem ist und nicht in eine blosse Metal-Schublade versorgt werden kann. Am Ende ist doch alles Heavy Metal, nicht?"Angesprochen auf seine ersten Schritte mit Pantera (das Album "Power Metal" aus dem Jahre 1988) erklärt Phil: "Es war ein notwendiges Album in der Geschichte der Band. Ich hasste Studios und hatte damals null Erfahrung. Doch es war für mich der Anfang einer grossartigen Karriere, welche mir viele Türen geöffnet hat."

Auf die Frage, was nun nach der Festivaltour mit Down, dem Mix

des neuen Eye Hate God (sehr empfehlenswerte US-Sludge Legende) Albums und der US-Tour mit "Philip H. Anselmo And The Illegals" ansteht, antwortet Phil: "Wir werden mal zwei neue Songs mit den Illegals aufnehmen, dann bin ich mit meinem Label Housecore am Horror Film Festival in Austin/Texas unterwegs und schliesslich geht es mit Down daran, die drei weiteren angekündigten EPs aufzunehmen". Da kann sich der Anselmo-Fan ja echt freuen! Die erste EP (aus dem Jahre 2012) war ja hervorragend.

Im Juli dieses Jahres hat Philip H. Anselmo, der ehemalige Pantera- und jetzige Down-Shouter, sein allererstes Solo-Album veröffentlicht. "Walk Through Exits Only" heisst diese interessante Scheibe (Review in der letzten Ausgabe von TRACKS). Phil Anselmo hat mit TRACKS über sein Solo-Debüt gesprochen.

PHIL ANSELMOUnterwegs mit Illegalen

lg. Als ich Phil anrufe (er nimmt das Telefon mit den Worten "Old School" ab!) , ist er gerade mit der Produktion des neuen Eye Hate God Albums beschäftigt. "Und in neun Tagen geht es für drei Wochen mit Down nach Europa, wo wir auf einigen Sommerfestivals spielen werden. Darauf freue ich mich sehr. Ich bin ein Bühnenmensch" so Phil. Die letzte Aussage lässt sich einfach nachvollziehen, denn wer Phil schon live gesehen hat, weiss, dass er immer 200% gibt und eine tolle und

Immer wenn jemand geht, merkt man, dass das Leben endlich ist»

Derzeit kommt man nicht darum herum, extremere Heavy Metal Musiker auf den Tod der Gitarrenikone Jeff Hanneman anzusprechen. "Slayer waren die erste grosse Band, welche Pantera unterstützten. Slayer und somit das Gitarrenspiel von Jeff haben mich massiv beeinflusst. Es ist, als wenn ein Bruder von uns gegangen wäre." Phil erklärt weiter, dass das satanische Album "Hell Awaits" seine Lieblingscheibe von Slayer ist. ""At Dawn They Sleep" ist mein Lieblingssong der Scheibe. Kerry King hat mir mal gesagt, dass sich die Songstrukturen zu dieser Zeit so gewandelt haben und recht vertrackt geworden sind, da Slayer damals sehr viel Mercyful Fate gehört haben." Zum Schluss sagt Phil: "Immer wenn jemand geht, merkt man, dass das Leben endlich ist. Zum einen scheint es lang zu sein, andererseits ist es doch sehr kurz." Wahre Worte eines geläuterten früheren "enfant terrible", welches auch schon eine Nahtoderfahrung machen musste (Überdosis Heroin nach einer Pantera-Show 1996 in Dallas/Texas)…

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flott, die Intensität der Gitarren-arbeit steigert sich mit zuneh-mender Spieldauer und domi-niert den Song. Tolles Ausrufe-zeichen eines sehr begabten Musikers.

WATAIN The Wild HuntHis Master's Noise

lg. Die schwedi-schen Für-sten der Dunkelheit sind mit "The Wild Hunt" und

damit mit ihrem fünften Album zurück (erstmals auf dem eige-nen Label). Seit dem Jahr 2000 veröffentlichen Watain regel-mässig, aber nicht allzu häufig brillante Alben und vereinigen die Essenz des bösen und finste-ren Black Metal. Kontinuierlich hat sich die Band in punkto Kreativität und Ambitionen ge-steigert, sich weiteren Einflüs-sen aus den Ursprüngen des Heavy Metals geöffnet und im-mer mehr an Popularität zuge-legt. Doch nie haben E (v.), P (git.) und H (dr.) ihre Wurzeln (alte Bathory, Dissection) so-wohl musikalisch wie auch text-lich verleugnet. Schon das Intro "Night Vision" beginnt sehr schaurig-schön und knüpft nahtlos an den Rausschmeisser des letzten Albums, "Waters Of Ain", an. Der schnelle erste Song "De Profundis" hat in der Gitarrenarbeit einige Iron Mai-den-Zitate vorzuweisen. Auch das getragene "Black Flames March" fesselt den Hörer. Das bereits bekannte "All That May Bleed" ist ein typischer Watain-Song. "The Child Must Die" punktet dann mit phantasti-schen Gitarrensoli und –melo-dien und lässt den Hörer nicht mehr los (diese Harmonien!). Die grösste Überraschung und eines der Albumhighlights ist sicherlich "They Rode On", der erste Song in der Geschichte von Watain mit Clean Vocals und das fast als morbide Balla-de bezeichnet werden kann (Tiamat in Bestform – angerei-chert mit mehr Dunkelheit – lassen grüssen). Der Song ist dermassen intensiv geraten und zeigt, wie Watain das nächste Level erreichen. Auch der Rest von "The Wild Hunt" hält das Ni-veau. Ganz spannend ist auch der Titelsong "The Wild Hunt", der mit Flamenco-Gitarren auf-hört. Watain ist derzeit die beste Black Metal Band des Planeten und kann auch generell in der Metal-Szene Akzente setzen. Ganz gross und vorbehaltlos zu empfehlen!

lg. Der frühere Powervice- und The Devil's Blood Gitarrist tritt gleich

nach dem Split von The Devil's Blood mit dem ersten Ausrufe-zeichen unter eigenem Namen aufs Parkett. Diese drei Song EP, auf welcher der Holländer Selim für die meisten Instru-mente sowie den Gesang ver-antwortlich ist, bringen es auf eine Spielzeit von gut 27 Minu-ten. Der erste Song, "Echaton", ist sehr schleppend und be-zaubert durch wabernde Gitar-ren, welche den Hörer direkt in einen David Lynch Film bringen (und zwar in einen staubig-schaurigen Streifen). Herausra-gend und sehr vielschichtig ist da natürlich die Gitarrenarbeit des grossen Meisters persön-lich, welche alleine die An-schaffung dieser EP rechtfer-tigt. Der zweite Song "Thistle" hat ein ganz spezielles Pink Floyd-Vibe aus den 60er Jahren – auch grandios. Alles über-ragend ist der abschliessende Longtrack "Your Way Down", der etwas wie eine Fortsetzung des Erbe von The Devil's Blood anmutet. Der Rhythmus ist

ist nun auch im Farbuniver-sum angekommen und lässt schon im Titel Parallelen an die Überflieger Baroness aufkommen. Um Kylesa zu verstehen, muss man die fetten Riffs von Black Sabbath mit den psychedelischen Ele-menten alter Pink Floyd paa-ren, mit etwas 90s Industrial à la Young Gods anreichern und ins aktuelle Zeitalter transpor-tieren, indem man eine Prise Mastodon, Neurosis und Kolle-gen beimischt. Trademark der schwer einzuordnenden Band sind zwei Schlagzeuger sowie der wechselweise Gesang von Laura und Philip. „Ultraviolet“ braucht allerdings etwas An-laufzeit, entfaltet nach einigen Durchläufen seine volle Kraft. Songs wie „Exhale“, „Unspo-ken“ oder „Long Gone“ sind psychedelische Sludge-Perlen, die nicht nur urbane Hornbril-lenträger ansprechen sollten, sondern auch für Fans härterer Musik etwas sind, die dem Worten „Entwicklung“ und „Innovation“ nicht ablehnend gegenüber stehen. Geil!

SELIM LEMOUCHI AND HIS ENEMIESMens Animus CorpusVán Records / Phonag

blutrünstige Kommando aus Schweden firmiert, sondern sich auch ein norwegisches Trio austobt. Das orange Cover mag abschreckend wirken, doch befindet sich auf dem Album "One One One" sehr spannende Musik, welche viele Grenzen sprengt und für Inno-vation steht, was derzeit leider (zu) selten anzutreffen ist. Vor drei Jahren konnten Shining mit dem Album „Blackjazz“ richtig abräumen. Nun, auf "One One One" hat sich in Sache Eingängigkeit einiges geändert, das Album ist rocki-ger und etwas einfacher als der

Vorgän-ger zu hören. Der Ope-ner "I Won't Forget" erinnert

irgendwie an einen Bastard aus Celtic Frost zu "Into the Pandemonium"-Zeiten und Voivod in ihrer innovativsten Phase Ende der 80er/anfangs der 90er gepaart mit jazzigen Elementen (sowohl Free-Jazz artige Frickelparts wie auch das oft eingesetzte Saxophon erinnern an diese Musikrich-tung) und elektronischen Parts. Der Gesang kommt zudem eher Black Metal-artig daher, weshalb die von der Band selbst kreierte Schublade Blackjazz gut passt. Der zweite Songs, "The One Inside", ist noch abgefahrener als der Opener, beinhaltet wahnwit-zige Speed-Parts, Jazz-Elemen-te und begeistert total. "My Dying Drive" beginnt mit ko-mischen Keyboards (fast schon EBM/Industrial-mässig) wird aber zu einem Metal-Song mit einem fetten (Nu)-Metal Riff. So abwechslungsreich wie die ersten drei Songs geht es auf dem ganzen Album weiter (weitere Anspieltipps: "Black-jazz Rebels" und das mit einem Saxophon Solo beginnende "How Your Story Ends"). "One One One" ist, abgesehen vom hässlichen Cover, ein wahnsin-niges Album geworden, das es unbedingt anzutesten gilt. Es fordert dem Hörer viel ab – dieser wird aber nach dem zehnten Durchlauf belohnt.

KYLESA UltravioletSeason of Mist/Irascible

lg. Das sech-ste Album von Kylesa aus Georgia/ USA namens „Ultraviolet“

WOLFPAKK Cry WolfAFM Records

Casanova, Mad Max) und Mark Sweeney (Ex-Crystal Ball) leiten und nach dem gelungenen, er-folgreichen Debut von 2011 nun in die zweite Runde schicken. Auch diesmal sind wieder ganze Heer-scharen von prominenten Gästen mit an Bord. Alleine die Aufzäh-lung aller beteiligten Musiker würde schon das Review füllen. Wichtig ist aber bei solchen Pro-jekten, ob denn auch die Musik stimmt und in der Flut von Ver-öffentlichungen überzeugen kann. Und das kann "Cry Wolf" definitiv, denn die Scheibe ver-sprüht gute Laune und überzeugt mit vielen tollen Melodic Metal Songs sowie diversen True Metal Anleihen. Auch die vielen hervor-ragenden Sänger konnten perfekt in die jeweiligen Songs einge-bunden werden, es wirkt niemals gezwungen oder fehl am Platz. So macht es Freude, Johnny Gioeli (Axel Rudi Pell, Hardline) beim Stadionrock Song "Matter Of Time" brillieren zu hören, Ralf Scheepers (Primal Fear, ex-Gam-ma Ray) macht den Opener "Moonlite" zum quasi-Primal Fear Song, Amanda Somerville bringt die Ballade "Cold Winter" in Avan-tasia Gefilde, Göran Edman (ex-Yngwie Malmsteen) lässt mit der True Metal Hymne "The Beast In Me" Hammerfall alt aussehen, Tony Mills (Shy, TNT) rockt den "Palace Of Gold", in "Wakken" geht es mit Piet Sielck (Iron Savior) etwas gar Accept mässig zu und her, Doogie White (ex-Michael Schenker Group, ex-Rainbow) gibt sich in "Pressure Down" die Ehre und Blaze Bayley (ex-Iron Mai-den) überzeugt im atmosphäri-schen, düsteren 10 Minuten Epos "Cry Wolf" auf ganzer Länge. Dazu gibt es noch einige Songs, wo Sweeney und Voss selber die Leadvocals teilen und ein cooles Rainbow Cover ("Run With The Wolf" mit Original Rainbow-Keyboarder Tony Carey). Die Scheibe ist top produziert und Fans von traditionellem Hardrock und Metal wärmstens empfohlen.

mv. Wolf-pakk sind ein Allstar-Projekt, wel-ches die bei-den Sänger Michael Voss (Ex-

SHINING (N)One One OneIndie Recordings/Irasciblelg. Es hat sich langsam herumge-sprochen, dass unter dem Band-namen Shining nicht nur das

Hard/Heavy/Metal CD

Metal Legende Kyuss, sind mit einem neuen Projekt am Start. Vista Chino heisst nun eine Band, welche im derzeit boo-menden Genre des Stoner Rocks sicher einschlagen wird. Einige werden sich sicher an Kyuss Lives! erinnern, welche vor einiger Zeit live aufgetreten sind. Vista Chino ist die Nach-folgeband und zelebriert stilis-tisch genau den Kyuss'schen Sound: zähe Lavariffs, viel basslastiger Rock und viel Wüstengroove zusammen mit der unnachahmlichen Stimme von John Garcia. Das vorlie-gende Debüt macht Spass und bietet den Genre-Fans genau oben genannte Attribute. Der Opener "Dargona Dragona" killt ohne Ende und ist eher im Up-tempo anzusiedeln. "Peace" ist abwechslungsreich, doch sind dennoch nicht alle Tracks Su-persongs – insbesondere die etwas langsameren und sof-teren Songs sind eher belang-los. Alles ist vergessen beim 13-minütigen und magistralen Abschlusstrack "Acidize… The Gambling Moose": Fette Riffs, Tempiwechsel, gute Arrange-ments und psychedelische Elemente bringen den Hörer direkt in die Wüste Südkali-forniens. Yeah!

InseratNAPALM

Fahrtwind auf und veröffent-licht nach zahlreichen Auf-tritten auf den grossen euro-päischen Festivals das full-length Debüt mit dem plaka-tiven Titel "Heavy Metal Mu-sic". Die Musik ist groovebe-tonter Heavy Metal, der auch gewisse Referenzen zu Metal-lica in ihrer Black Album/Load /Re-Load-Phase sowie teilwei-se zu Black Sabbath ("Ampos-sible") und sogar zum Alterna-tive Metal der 90er Jahre auf-weist. Musikalisch ist die Scheibe solid, der Gesang von Jason ist nicht spitzenmässig, ja sogar über gewisse Strecken etwas monoton. Her-vorzuheben sind allerdings die sehr gute Produktion und die fetten Gitarren (von ex-Staind Klampfer Mike Mushok sowie Jessie Farnsworth). "Heavy Metal Music" ist nett aber sicherlich kein Muss und somit leider eine etwas zwiespältige Angelegenheit.

VISTA CHINOPeaceNapalm Records / Universal

lg. Brant Bjork (dr) und John Garcia (git), zwei Grün-dungsmit-glieder der Stoner-

NEWSTEDHeavy Metal MusicSony Music

lg. Wenn jemandem der Name Jason New-sted nicht geläufig sein sollte, dann hat er

keine Ahnung von Heavy Metal. Jason Newsted prägt den Metal seit 30 Jahren, sei es an-fangs als Songwriter und Bas-sist der Arizona-Speed-Metal-Legende Flotsam & Jetsam, dann während 15 Jahren als Bassist und Energiebündel bei Metallica und nach der schmerzhaften Trennung zunächst bei Ozzy Osbourne, dann bei Voivod und schliess-lich unter eigenem Namen "Newsted". Nach der letztjäh-rigen EP "Metal" nimmt Jason mit seiner neuen Truppe nun

lg. Das letzte und zweite "Blood Lust" schlug ja in Vintage-Rock verseuchten Heavy Metal-Krei-sen zu Recht wie eine Bombe ein und enthielt mit "13 Cand-les" einen Hit. Coole und gut arrangierte Songs und nicht blosses Okkult-Getue mit Frau-engesang waren auf dem Al-bum zu finden. Auf "Mind Con-trol" wenden Uncle Acid And The Deadbeats grundsätzlich die gleiche Zauberformel an: sie zelebrieren lupenreinen 70s Hard-Rock/Heavy-Metal mit alten Black Sabbath und Deep Purple als Vorbilder. Auch eine Prise Pentagram, Alice Cooper, The Stooges und generell psy-chedelische Sounds sind in der Musik enthalten. Die fuzzy Gi-tarren braten ordentlich, die Hammond-Orgel dudelt schön und die weiteren Instrumente machen ordentlich Druck. Auch der Gesang kommt ganz gut rüber und nicht ganz so hoch wie auf dem Vorgänger. Als Anspieltipps sind die fol-genden Songs zu nennen: der Opener "Mt. Abraxas" (super Riff!), die rockige Single "Poi-son Apple" sowie der psyche-delische Doomer "Death Valley Blues". Die Zeit wird allerdings zeigen, wie der 70s Doom-Hard-Rock von Uncle Acid And The Deadbeats den Test of Ti-me bestehen wird. Das Cover zeigt übrigens einen der be-kanntesten Schweizer Berge – nämlich die Jungfrau im Ber-ner Oberland. Wieso auch immer.

UNCLE ACID AND THE DEADBEATSMind ControlRise Above/Irascible

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flott, die Intensität der Gitarren-arbeit steigert sich mit zuneh-mender Spieldauer und domi-niert den Song. Tolles Ausrufe-zeichen eines sehr begabten Musikers.

WATAIN The Wild HuntHis Master's Noise

lg. Die schwedi-schen Für-sten der Dunkelheit sind mit "The Wild Hunt" und

damit mit ihrem fünften Album zurück (erstmals auf dem eige-nen Label). Seit dem Jahr 2000 veröffentlichen Watain regel-mässig, aber nicht allzu häufig brillante Alben und vereinigen die Essenz des bösen und finste-ren Black Metal. Kontinuierlich hat sich die Band in punkto Kreativität und Ambitionen ge-steigert, sich weiteren Einflüs-sen aus den Ursprüngen des Heavy Metals geöffnet und im-mer mehr an Popularität zuge-legt. Doch nie haben E (v.), P (git.) und H (dr.) ihre Wurzeln (alte Bathory, Dissection) so-wohl musikalisch wie auch text-lich verleugnet. Schon das Intro "Night Vision" beginnt sehr schaurig-schön und knüpft nahtlos an den Rausschmeisser des letzten Albums, "Waters Of Ain", an. Der schnelle erste Song "De Profundis" hat in der Gitarrenarbeit einige Iron Mai-den-Zitate vorzuweisen. Auch das getragene "Black Flames March" fesselt den Hörer. Das bereits bekannte "All That May Bleed" ist ein typischer Watain-Song. "The Child Must Die" punktet dann mit phantasti-schen Gitarrensoli und –melo-dien und lässt den Hörer nicht mehr los (diese Harmonien!). Die grösste Überraschung und eines der Albumhighlights ist sicherlich "They Rode On", der erste Song in der Geschichte von Watain mit Clean Vocals und das fast als morbide Balla-de bezeichnet werden kann (Tiamat in Bestform – angerei-chert mit mehr Dunkelheit – lassen grüssen). Der Song ist dermassen intensiv geraten und zeigt, wie Watain das nächste Level erreichen. Auch der Rest von "The Wild Hunt" hält das Ni-veau. Ganz spannend ist auch der Titelsong "The Wild Hunt", der mit Flamenco-Gitarren auf-hört. Watain ist derzeit die beste Black Metal Band des Planeten und kann auch generell in der Metal-Szene Akzente setzen. Ganz gross und vorbehaltlos zu empfehlen!

lg. Der frühere Powervice- und The Devil's Blood Gitarrist tritt gleich

nach dem Split von The Devil's Blood mit dem ersten Ausrufe-zeichen unter eigenem Namen aufs Parkett. Diese drei Song EP, auf welcher der Holländer Selim für die meisten Instru-mente sowie den Gesang ver-antwortlich ist, bringen es auf eine Spielzeit von gut 27 Minu-ten. Der erste Song, "Echaton", ist sehr schleppend und be-zaubert durch wabernde Gitar-ren, welche den Hörer direkt in einen David Lynch Film bringen (und zwar in einen staubig-schaurigen Streifen). Herausra-gend und sehr vielschichtig ist da natürlich die Gitarrenarbeit des grossen Meisters persön-lich, welche alleine die An-schaffung dieser EP rechtfer-tigt. Der zweite Song "Thistle" hat ein ganz spezielles Pink Floyd-Vibe aus den 60er Jahren – auch grandios. Alles über-ragend ist der abschliessende Longtrack "Your Way Down", der etwas wie eine Fortsetzung des Erbe von The Devil's Blood anmutet. Der Rhythmus ist

ist nun auch im Farbuniver-sum angekommen und lässt schon im Titel Parallelen an die Überflieger Baroness aufkommen. Um Kylesa zu verstehen, muss man die fetten Riffs von Black Sabbath mit den psychedelischen Ele-menten alter Pink Floyd paa-ren, mit etwas 90s Industrial à la Young Gods anreichern und ins aktuelle Zeitalter transpor-tieren, indem man eine Prise Mastodon, Neurosis und Kolle-gen beimischt. Trademark der schwer einzuordnenden Band sind zwei Schlagzeuger sowie der wechselweise Gesang von Laura und Philip. „Ultraviolet“ braucht allerdings etwas An-laufzeit, entfaltet nach einigen Durchläufen seine volle Kraft. Songs wie „Exhale“, „Unspo-ken“ oder „Long Gone“ sind psychedelische Sludge-Perlen, die nicht nur urbane Hornbril-lenträger ansprechen sollten, sondern auch für Fans härterer Musik etwas sind, die dem Worten „Entwicklung“ und „Innovation“ nicht ablehnend gegenüber stehen. Geil!

SELIM LEMOUCHI AND HIS ENEMIESMens Animus CorpusVán Records / Phonag

blutrünstige Kommando aus Schweden firmiert, sondern sich auch ein norwegisches Trio austobt. Das orange Cover mag abschreckend wirken, doch befindet sich auf dem Album "One One One" sehr spannende Musik, welche viele Grenzen sprengt und für Inno-vation steht, was derzeit leider (zu) selten anzutreffen ist. Vor drei Jahren konnten Shining mit dem Album „Blackjazz“ richtig abräumen. Nun, auf "One One One" hat sich in Sache Eingängigkeit einiges geändert, das Album ist rocki-ger und etwas einfacher als der

Vorgän-ger zu hören. Der Ope-ner "I Won't Forget" erinnert

irgendwie an einen Bastard aus Celtic Frost zu "Into the Pandemonium"-Zeiten und Voivod in ihrer innovativsten Phase Ende der 80er/anfangs der 90er gepaart mit jazzigen Elementen (sowohl Free-Jazz artige Frickelparts wie auch das oft eingesetzte Saxophon erinnern an diese Musikrich-tung) und elektronischen Parts. Der Gesang kommt zudem eher Black Metal-artig daher, weshalb die von der Band selbst kreierte Schublade Blackjazz gut passt. Der zweite Songs, "The One Inside", ist noch abgefahrener als der Opener, beinhaltet wahnwit-zige Speed-Parts, Jazz-Elemen-te und begeistert total. "My Dying Drive" beginnt mit ko-mischen Keyboards (fast schon EBM/Industrial-mässig) wird aber zu einem Metal-Song mit einem fetten (Nu)-Metal Riff. So abwechslungsreich wie die ersten drei Songs geht es auf dem ganzen Album weiter (weitere Anspieltipps: "Black-jazz Rebels" und das mit einem Saxophon Solo beginnende "How Your Story Ends"). "One One One" ist, abgesehen vom hässlichen Cover, ein wahnsin-niges Album geworden, das es unbedingt anzutesten gilt. Es fordert dem Hörer viel ab – dieser wird aber nach dem zehnten Durchlauf belohnt.

KYLESA UltravioletSeason of Mist/Irascible

lg. Das sech-ste Album von Kylesa aus Georgia/ USA namens „Ultraviolet“

WOLFPAKK Cry WolfAFM Records

Casanova, Mad Max) und Mark Sweeney (Ex-Crystal Ball) leiten und nach dem gelungenen, er-folgreichen Debut von 2011 nun in die zweite Runde schicken. Auch diesmal sind wieder ganze Heer-scharen von prominenten Gästen mit an Bord. Alleine die Aufzäh-lung aller beteiligten Musiker würde schon das Review füllen. Wichtig ist aber bei solchen Pro-jekten, ob denn auch die Musik stimmt und in der Flut von Ver-öffentlichungen überzeugen kann. Und das kann "Cry Wolf" definitiv, denn die Scheibe ver-sprüht gute Laune und überzeugt mit vielen tollen Melodic Metal Songs sowie diversen True Metal Anleihen. Auch die vielen hervor-ragenden Sänger konnten perfekt in die jeweiligen Songs einge-bunden werden, es wirkt niemals gezwungen oder fehl am Platz. So macht es Freude, Johnny Gioeli (Axel Rudi Pell, Hardline) beim Stadionrock Song "Matter Of Time" brillieren zu hören, Ralf Scheepers (Primal Fear, ex-Gam-ma Ray) macht den Opener "Moonlite" zum quasi-Primal Fear Song, Amanda Somerville bringt die Ballade "Cold Winter" in Avan-tasia Gefilde, Göran Edman (ex-Yngwie Malmsteen) lässt mit der True Metal Hymne "The Beast In Me" Hammerfall alt aussehen, Tony Mills (Shy, TNT) rockt den "Palace Of Gold", in "Wakken" geht es mit Piet Sielck (Iron Savior) etwas gar Accept mässig zu und her, Doogie White (ex-Michael Schenker Group, ex-Rainbow) gibt sich in "Pressure Down" die Ehre und Blaze Bayley (ex-Iron Mai-den) überzeugt im atmosphäri-schen, düsteren 10 Minuten Epos "Cry Wolf" auf ganzer Länge. Dazu gibt es noch einige Songs, wo Sweeney und Voss selber die Leadvocals teilen und ein cooles Rainbow Cover ("Run With The Wolf" mit Original Rainbow-Keyboarder Tony Carey). Die Scheibe ist top produziert und Fans von traditionellem Hardrock und Metal wärmstens empfohlen.

mv. Wolf-pakk sind ein Allstar-Projekt, wel-ches die bei-den Sänger Michael Voss (Ex-

SHINING (N)One One OneIndie Recordings/Irasciblelg. Es hat sich langsam herumge-sprochen, dass unter dem Band-namen Shining nicht nur das

Hard/Heavy/Metal CD

Metal Legende Kyuss, sind mit einem neuen Projekt am Start. Vista Chino heisst nun eine Band, welche im derzeit boo-menden Genre des Stoner Rocks sicher einschlagen wird. Einige werden sich sicher an Kyuss Lives! erinnern, welche vor einiger Zeit live aufgetreten sind. Vista Chino ist die Nach-folgeband und zelebriert stilis-tisch genau den Kyuss'schen Sound: zähe Lavariffs, viel basslastiger Rock und viel Wüstengroove zusammen mit der unnachahmlichen Stimme von John Garcia. Das vorlie-gende Debüt macht Spass und bietet den Genre-Fans genau oben genannte Attribute. Der Opener "Dargona Dragona" killt ohne Ende und ist eher im Up-tempo anzusiedeln. "Peace" ist abwechslungsreich, doch sind dennoch nicht alle Tracks Su-persongs – insbesondere die etwas langsameren und sof-teren Songs sind eher belang-los. Alles ist vergessen beim 13-minütigen und magistralen Abschlusstrack "Acidize… The Gambling Moose": Fette Riffs, Tempiwechsel, gute Arrange-ments und psychedelische Elemente bringen den Hörer direkt in die Wüste Südkali-forniens. Yeah!

InseratNAPALM

Fahrtwind auf und veröffent-licht nach zahlreichen Auf-tritten auf den grossen euro-päischen Festivals das full-length Debüt mit dem plaka-tiven Titel "Heavy Metal Mu-sic". Die Musik ist groovebe-tonter Heavy Metal, der auch gewisse Referenzen zu Metal-lica in ihrer Black Album/Load /Re-Load-Phase sowie teilwei-se zu Black Sabbath ("Ampos-sible") und sogar zum Alterna-tive Metal der 90er Jahre auf-weist. Musikalisch ist die Scheibe solid, der Gesang von Jason ist nicht spitzenmässig, ja sogar über gewisse Strecken etwas monoton. Her-vorzuheben sind allerdings die sehr gute Produktion und die fetten Gitarren (von ex-Staind Klampfer Mike Mushok sowie Jessie Farnsworth). "Heavy Metal Music" ist nett aber sicherlich kein Muss und somit leider eine etwas zwiespältige Angelegenheit.

VISTA CHINOPeaceNapalm Records / Universal

lg. Brant Bjork (dr) und John Garcia (git), zwei Grün-dungsmit-glieder der Stoner-

NEWSTEDHeavy Metal MusicSony Music

lg. Wenn jemandem der Name Jason New-sted nicht geläufig sein sollte, dann hat er

keine Ahnung von Heavy Metal. Jason Newsted prägt den Metal seit 30 Jahren, sei es an-fangs als Songwriter und Bas-sist der Arizona-Speed-Metal-Legende Flotsam & Jetsam, dann während 15 Jahren als Bassist und Energiebündel bei Metallica und nach der schmerzhaften Trennung zunächst bei Ozzy Osbourne, dann bei Voivod und schliess-lich unter eigenem Namen "Newsted". Nach der letztjäh-rigen EP "Metal" nimmt Jason mit seiner neuen Truppe nun

lg. Das letzte und zweite "Blood Lust" schlug ja in Vintage-Rock verseuchten Heavy Metal-Krei-sen zu Recht wie eine Bombe ein und enthielt mit "13 Cand-les" einen Hit. Coole und gut arrangierte Songs und nicht blosses Okkult-Getue mit Frau-engesang waren auf dem Al-bum zu finden. Auf "Mind Con-trol" wenden Uncle Acid And The Deadbeats grundsätzlich die gleiche Zauberformel an: sie zelebrieren lupenreinen 70s Hard-Rock/Heavy-Metal mit alten Black Sabbath und Deep Purple als Vorbilder. Auch eine Prise Pentagram, Alice Cooper, The Stooges und generell psy-chedelische Sounds sind in der Musik enthalten. Die fuzzy Gi-tarren braten ordentlich, die Hammond-Orgel dudelt schön und die weiteren Instrumente machen ordentlich Druck. Auch der Gesang kommt ganz gut rüber und nicht ganz so hoch wie auf dem Vorgänger. Als Anspieltipps sind die fol-genden Songs zu nennen: der Opener "Mt. Abraxas" (super Riff!), die rockige Single "Poi-son Apple" sowie der psyche-delische Doomer "Death Valley Blues". Die Zeit wird allerdings zeigen, wie der 70s Doom-Hard-Rock von Uncle Acid And The Deadbeats den Test of Ti-me bestehen wird. Das Cover zeigt übrigens einen der be-kanntesten Schweizer Berge – nämlich die Jungfrau im Ber-ner Oberland. Wieso auch immer.

UNCLE ACID AND THE DEADBEATSMind ControlRise Above/Irascible

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Für hiesige Verhältnisse ist es sehr ungewöhnlich, nach nur einem Jahr ein weiteres Album herauszubringen. Der ex-Shakra-Frontmann Mark Fox hat es gewagt und gewonnen. Das in diesen Tagen veröffentlichte neue Album „Lucifer“ überzeugt auf ganzer Linie. Warum er seine alte Band gefeuert hat, wer die neuen Musiker sind und was sonst so abgeht, darüber spricht Fox im Interview mit TRACKS.

Alles neu

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Für hiesige Verhältnisse ist es sehr ungewöhnlich, nach nur einem Jahr ein weiteres Album herauszubringen. Der ex-Shakra-Frontmann Mark Fox hat es gewagt und gewonnen. Das in diesen Tagen veröffentlichte neue Album „Lucifer“ überzeugt auf ganzer Linie. Warum er seine alte Band gefeuert hat, wer die neuen Musiker sind und was sonst so abgeht, darüber spricht Fox im Interview mit TRACKS.

Alles neu

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Wo wurde „Lucifer“ aufgenommen?Im Studio von Dennis Ward (Pink Cream 69) in Karlsdorf bei Karlsruhe.Wie lange dauerten die Aufnahmen zu „Lucifer“?Einen Monat.Warst du immer dabei oder nur für die Gesangsaufnahmen.Ich war immer dabei, die ganze Zeit.Wer hat die Songs geschrieben?Ich habe alle Songs und Texte geschrieben.Wie schreibst du deine Songs?

und die Musiker, mit denen Fox die Platte fabrizierte, spielen hörbar in einer anderen Liga als seine ehemalige Mitstreiter. Zudem mutet die Produktion im Vergleich zum Debutalbum nicht mehr so provinziell an, sondern kommt auf absolut internationalem Niveau daher. Der Sound drückt gewaltig, ist dabei sehr transparent und dynamisch und Mark Fox liefert hier seine bislang beste Gesangsleistung überhaupt ab. Tolle Melodieführungen, ausgeprägt goldenes Händchen für Hooklines, die sich schnell in den Gehörgängen festkrallen – überhaupt generell eine Gesangsleistung, die wir Mark Fox trotz durchaus guter Performances in der Vergangenheit, in dieser Form nicht zutrauen konnten. Offenbar hat es Produzent Dennis Ward verstanden, alles aus Fox rauszukitzeln. Musikalisch bietet „Lucifer“ eine reiche Palette zwischen Hardrock mit metallischem Einschlag, melodiösem Poprock und gefühlvollen Balladen. Dabei weisen sie mehrheitlich aussergewöhnlich gute (vergleicht man sie mit dem Debut-Album) Songwriter-Kunst auf, einige Titel entfalten ihre ganz Klasse erst nach mehrmaligem Hören. Bereits der Einstieg in „Lucifer“ mit dem Stadionrocker „The Answer“ ist eine sichere Bank für Live-Shows. Gespickt mit geilsten Gitarrenlicks und einem hammergeilen Solo ist das der perfekte Opener. Gefolgt vom Speed-Rocker „Hang On Ruby“ mit Bonham-Drum-Zitaten aus Zeppelin's „Rock'n'Roll“ inkl. einem weiteren Hammer-Gitarrensolo kommt danach der Titelsong „Lucifer“, ein Midtempo-Rocker mit tollem Ohrwurm-Refrain, Classic Rock in Reinkultur, der auch einem Alice Cooper bestens stehen würde. Mit „Back For More“ folgt die erste Ballade. Der mit Hammond-Orgel unterlegte stimmungsvolle Song lässt Erinnerungen an den frühen Rod Stewart aufkommen und ist neben weiteren softeren Titel wie das hymnenmässige „Too Young To Die“, die Piano-unterlegte Ballade „Nothing To Lose“ allerbestes Radiofutter. Mit „I Can't Sleep“ wurde bereits eine mit dezenten Americana-Einflüssen verzierte, eingängige Poprock-Nummer als Single ausgekoppelt. „Lucifer“ ist von A-Z eine verdammt gute Rockscheibe, die mit Klasse-Songs, herausragenden Musikern und Super-Produktion den Vorgänger „2012“ vergessen lässt. Das Niveau von „Lucifer“ zu toppen dürfte Mark Fox künftig schwerfallen. Obwohl, der Mann ist ja für Überraschungen gut – denn wer hätte ihm nach „2012“ schon solch eine gewaltige, auf ganzer Linie überraschende Leistungssteigerung wie „Lucifer“ zugetraut.

hh. Alles neu auf Mark Fox' zweitem Soloalbum. Der ex-Shakra Fronter hat bis auf die Plattenfirma sein gesamtes Umfeld neu orientiert. Die Band, mit der er sein relativ erfolgreiches Debutalbum fabrizierte, wurde gefeuert und Fox begab sich in das Studio von Pink Cream 69-Basser Dennis Ward, wo bereits Krokus ihre aktuelle Dög-CD aufnahmen. Der Schritt hat sich gelohnt, „Lucifer“ ist rundum eine klasse Scheibe geworden

Wenn ich eine Idee habe, dann trage ich die eine Zeit mit mir herum. Wenn sie danach immer noch in einem Kopf ist, setze ich mich ans Piano oder greife die Gitarre und nehme sie auf.Vergisst man da nicht manchmal gute Einfälle?Nee, eigentlich nicht. Sobald ich eine Songidee habe, dann pfeife ich die auf mein iphone. Nach einem Monat oder so höre ich mir das dann an. Komisch dabei ist, dass ich dann nicht mehr weiss, welchen Takt ich ursprünglich im Kopf hatte. Da kommt dann manchmal etwas ganz anderes heraus, aber die Melodie ist gleich geblieben.Wie bist du an deinen Produzenten Dennis Ward und die Musiker gekommen? Über Krokus, die hatten ja dort auch aufgenommen?Ja, das kam über Krokus. Ich hatte ja schon bei den letzten beiden Krokus-Platten die Backing Vocals gemacht und mit Dennis deshalb Kontakt gehabt. Ich wusste also, was Dennis macht und was dabei herauskommt. Und das hat mir immer gefallen. Wir sind ziemlich einer gemeinsamen musikalischen Meinung und deshalb wollte ich gern mit ihm zusammenarbeiten.Du hast ja nun eine komplett neue Band, von deinen alten Musikern ist niemand mehr dabei. Wie ist es dazu gekommen?Ich möchte da nicht zu sehr in die Einzelheiten gehen. Aber es hatte diverse Komplikationen mit meinen ex-Musikern gegeben, die es mir sehr schwer gemacht hätten, in dieser Konstellation weiter zu fahren, musikalisch und persönlich. Das eskalierte dann auch schon mal und wurde handgreiflich – das war dann nicht mehr so toll. Ich bin froh, dass das jetzt nicht mehr so ist. Aber ich habe keine Probleme mit den Leuten, sie eher mit mir – weil sie jetzt ja nicht mehr dabei sind. Aber das wird sich sicher irgendwann alles legen und dann kann man wieder ein Bier zusammen trinken. Jedenfalls wünsche ich mir das.Wie hast du deine neuen Musiker gefunden und wer sind

Du hattest ja mit diesen Musikern vorher noch nie zusammengearbeitet. Sind die Songs schlussendlich trotzdem genauso herausgekommen, wie du dir das vorgestellt hattest?Ja, absolut. Das war alles sehr entspannt, es gab praktisch nichts, was mich gestört hat. Zum Beispiel: Ich sitze im Regieraum und plötzlich spielt Kullmann eine Double-Bassdrum. Ich mag eigentlich keine Double-Bass und war zuerst etwas irritiert. Aber dann habe ich mir das nochmal angehört und es passte genau zum Song. Das war toll, die Jungs haben sich selbst auch noch mit eingebracht. Und Dennis hat eine Menge beigetragen, hat dem Gitarristen auch mal Melodie-Ideen für Soli vorgesungen und Tom hat das dann auch genauso umgesetzt. Da gab es nie Sprüche wie: Nee, das spiel ich nicht oder da hab ich keinen Bock drauf. Das war alles sehr harmonisch und für mich war es da erste Mal in meiner gesamten Karriere als Musiker, dass ich das so erleben durfte. Es ging nie um persönliche Egos, sondern immer nur darum, was zum Song passt, was der Song verlangt. Und das ist geil, dann kommen die Songs auch richtig knackig rüber. Das war eine sehr schöne Erfahrung.

Was ist im Nachhinein aus deiner Sicht mit deinem Debut-Album „2012“ gut und was schlecht gelaufen?Der Start des Albums war sehr gut. Es ist direkt auf Platz 2 der Charts gegangen. Gut war auch, dass ich mir damit ein Fundament aufbauen konnte und es hat mir sehr viele Türen geöffnet. Es sind Songs auf dem Album, die finde ich immer noch geil, aber es hat auch Songs darauf, die würde ich nie mehr machen. Aber das ist ja immer so, das werde ich wahrscheinlich irgendwann auch über Songs von der neuen Platte sagen werden. Wir haben zu der Zeit das Maximale aus der Platte rausgeholt bzw. reingesteckt, was wir konnten.Chris von Rohr hatte ja auch einen gewissen Input bei „2012“.

sie?Dennis hatte die vorgeschlagen. Er meinte: Die können das, die haben für deine Musik das richtige Feeling. Ich kannte Tom Naumann, den Gitarristen und Markus Kullmann, den Drummer. Zwar nicht persönlich, aber ich kannte sie von ihren Bands. Tom durch seine Arbeit mit Primal Fear und Sinner und Markus durch Voodoo Circle. Ich fand Dennis' Vorschlag geil und habe sofort zugestimmt. Den Bass hat Dennis selbst gespielt. Wir waren dann ja auch eine lange Zeit zusammen im Studio und es war eine tolle Zeit. Wir hatten viel Spass und haben uns bestens verstanden.

Wie gross war sein Einfluss?Relativ gross, jedenfalls auf mich selbst bezogen. Er war nicht ja nicht mit im Studio bei den Aufnahmen. Ich hatte ihm die Songs geschickt, und er hat mir dann Tipps gegeben. Ich war sehr froh, dass er das gemacht hat. Es ist ja nicht selbstverständlich, dass ein Chris von Rohr das einfach so macht. Aber Chris ist auch schon seit Jahren ein guter Freund von mir.Wie erklärst du dir selbst den hörbaren Qualitätsunterschied zwischen „2012“ und „Lucifer“ sowohl musikalisch wie auch vom Songwriting her?Ich hatte nach dem ganzen Theater mit der alten Band zum Schluss dermassen die Schnauze voll, weil das was ich machen wollte einfach nicht so gemacht wurde. Und als die Sache dann vorbei war, fühlte ich mich befreit und hatte plötzlich einen unglaublichen Kreativitäts-Schub. Die Songs flossen wie ein Wasserfall aus mir heraus, innerhalb kürzester Zeit waren die da. Das hatte ich vorher so noch nie erlebt. Das war eine richtige Erlösung. Endlich konnte ich meine eigenen Ideen umsetzen, ohne dass irgendwer eine dumme Schnauze hatte und nörgelte: Das geht nicht und das geht gar nicht und das spiele ich nicht. Bei der neuen Platte gab es überhaupt keine Diskussionen. Die Musiker kannten die Songs von meinen Demos her und haben das entsprechend umgesetzt. Die ganzen Drums hat der Kullmann in zwei Tagen eingespielt, das kannte ich vorher auch überhaupt nicht. Da haben wir früher 10 Tage im Studio nur für die Drumspuren gebraucht. Und mit den Gitarren ging das genau so ab. Die Jungs hören zu, was der Produzent oder ich sage und dann setzen die das in kürzester Zeit genauso um. Und diese Frische zusammen mit dem hohen Können der Musiker hört man dem neuen Album an. Es passiert ja häufig, dass man nach Fertigstellung eines neuen Albums denkt, das oder das hätte ich lieber anders gemacht. Geht dir das mit „Lucifer“ auch so oder bist du mit dem Ergebnis rundum glücklich?Bis jetzt habe ich überhaupt keine Gedanken in diese Richtung, wenn ich das Album höre. Und das ist ja das tolle, denn bislang war es immer so, auch da--mals bei Shakra, dass, wenn ein neues Album fertig im Kasten war, dann hörte ich mir das nicht mehr an. Aber „Lucifer“ höre ich immer wieder, weil mir das Album wirklich durch und durch gefällt. Wird deine Tourband identisch mit den Studiomusikern von „Lucifer“ sein?Der Gitarrist und der Drummer sind gleich, Dennis Ward wird nicht dabei sein. Alex Jansen, ein Holländer, wird Bass spielen und dann haben wir mit Frank Rössler, der auch bei Sinner war, ei-nen zweiten Gitarristen. Frank kann auch noch Keyboards spielen.Die Schweiz ist ja ein kleines Land. Für die Musik, die du auf deinem neuen Album hast, dürften die Landesgrenzen sicher bald zu eng werden. Hast du Pläne fürs Ausland?Ja, klar. Aber ob man die verwirklichen kann ist eine andere Sache. Was ich einfach nicht mehr will, ist wieder die gleichen kleinen Clubs in Deutschland abklappern. Shakra macht das immer noch so, die spielen immer noch in den gleichen Clubs wie zu meiner Zeit. Das will ich nicht. Wenn es die Möglichkeit gibt, mit einer grossen Band zusammen zu touren, wäre das toll. Aber solange das nicht anliegt, bleibe ich im Lande. Erst einmal arbeite ich daran, dass die Homebase stimmt.Noch ein paar Worte zu Shakra. Das war für dich ja ein Sprungbrett, kann man das so sagen?

Das ist wahr, ich war ja acht Jahre dabei.Die Trennung verlief ja nicht gerade im besten Einvernehmen. Hast du noch Kontakt zu den Jungs?Kontakt kann man nicht gerade sagen, mittlerweile sind wir aber Facebook-Freunde (lacht). Aber das mit Shakra ist ja nun auch schon eine Weile her. Wir haben zusammen viel erlebt. Klar gab es Sachen, die nicht gut waren, aber das, was gut war, überwiegt – im Nachhinein sowieso. Einige Konzerte stehen ja schon fest, ich denke aber, dass da noch einige dazukommen.Ja, ich hoffe, dass wir über den Winter möglichst viele Gigs zusammenbekommen und dann im nächsten Jahr auch Open Airs und Festivals spielen werden. Dafür waren wir in diesem Jahr leider zu spät dran. Und ich hoffe, dass wir nächstes Jahr auch eine Support-Tour mit einer grossen Band machen können.

FOX Lucifer Sony

Wenn ein neues Album im Kasten war, hörte ich mir das nicht mehr an. Aber «Lucifer» höre ich immer wieder

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Wo wurde „Lucifer“ aufgenommen?Im Studio von Dennis Ward (Pink Cream 69) in Karlsdorf bei Karlsruhe.Wie lange dauerten die Aufnahmen zu „Lucifer“?Einen Monat.Warst du immer dabei oder nur für die Gesangsaufnahmen.Ich war immer dabei, die ganze Zeit.Wer hat die Songs geschrieben?Ich habe alle Songs und Texte geschrieben.Wie schreibst du deine Songs?

und die Musiker, mit denen Fox die Platte fabrizierte, spielen hörbar in einer anderen Liga als seine ehemalige Mitstreiter. Zudem mutet die Produktion im Vergleich zum Debutalbum nicht mehr so provinziell an, sondern kommt auf absolut internationalem Niveau daher. Der Sound drückt gewaltig, ist dabei sehr transparent und dynamisch und Mark Fox liefert hier seine bislang beste Gesangsleistung überhaupt ab. Tolle Melodieführungen, ausgeprägt goldenes Händchen für Hooklines, die sich schnell in den Gehörgängen festkrallen – überhaupt generell eine Gesangsleistung, die wir Mark Fox trotz durchaus guter Performances in der Vergangenheit, in dieser Form nicht zutrauen konnten. Offenbar hat es Produzent Dennis Ward verstanden, alles aus Fox rauszukitzeln. Musikalisch bietet „Lucifer“ eine reiche Palette zwischen Hardrock mit metallischem Einschlag, melodiösem Poprock und gefühlvollen Balladen. Dabei weisen sie mehrheitlich aussergewöhnlich gute (vergleicht man sie mit dem Debut-Album) Songwriter-Kunst auf, einige Titel entfalten ihre ganz Klasse erst nach mehrmaligem Hören. Bereits der Einstieg in „Lucifer“ mit dem Stadionrocker „The Answer“ ist eine sichere Bank für Live-Shows. Gespickt mit geilsten Gitarrenlicks und einem hammergeilen Solo ist das der perfekte Opener. Gefolgt vom Speed-Rocker „Hang On Ruby“ mit Bonham-Drum-Zitaten aus Zeppelin's „Rock'n'Roll“ inkl. einem weiteren Hammer-Gitarrensolo kommt danach der Titelsong „Lucifer“, ein Midtempo-Rocker mit tollem Ohrwurm-Refrain, Classic Rock in Reinkultur, der auch einem Alice Cooper bestens stehen würde. Mit „Back For More“ folgt die erste Ballade. Der mit Hammond-Orgel unterlegte stimmungsvolle Song lässt Erinnerungen an den frühen Rod Stewart aufkommen und ist neben weiteren softeren Titel wie das hymnenmässige „Too Young To Die“, die Piano-unterlegte Ballade „Nothing To Lose“ allerbestes Radiofutter. Mit „I Can't Sleep“ wurde bereits eine mit dezenten Americana-Einflüssen verzierte, eingängige Poprock-Nummer als Single ausgekoppelt. „Lucifer“ ist von A-Z eine verdammt gute Rockscheibe, die mit Klasse-Songs, herausragenden Musikern und Super-Produktion den Vorgänger „2012“ vergessen lässt. Das Niveau von „Lucifer“ zu toppen dürfte Mark Fox künftig schwerfallen. Obwohl, der Mann ist ja für Überraschungen gut – denn wer hätte ihm nach „2012“ schon solch eine gewaltige, auf ganzer Linie überraschende Leistungssteigerung wie „Lucifer“ zugetraut.

hh. Alles neu auf Mark Fox' zweitem Soloalbum. Der ex-Shakra Fronter hat bis auf die Plattenfirma sein gesamtes Umfeld neu orientiert. Die Band, mit der er sein relativ erfolgreiches Debutalbum fabrizierte, wurde gefeuert und Fox begab sich in das Studio von Pink Cream 69-Basser Dennis Ward, wo bereits Krokus ihre aktuelle Dög-CD aufnahmen. Der Schritt hat sich gelohnt, „Lucifer“ ist rundum eine klasse Scheibe geworden

Wenn ich eine Idee habe, dann trage ich die eine Zeit mit mir herum. Wenn sie danach immer noch in einem Kopf ist, setze ich mich ans Piano oder greife die Gitarre und nehme sie auf.Vergisst man da nicht manchmal gute Einfälle?Nee, eigentlich nicht. Sobald ich eine Songidee habe, dann pfeife ich die auf mein iphone. Nach einem Monat oder so höre ich mir das dann an. Komisch dabei ist, dass ich dann nicht mehr weiss, welchen Takt ich ursprünglich im Kopf hatte. Da kommt dann manchmal etwas ganz anderes heraus, aber die Melodie ist gleich geblieben.Wie bist du an deinen Produzenten Dennis Ward und die Musiker gekommen? Über Krokus, die hatten ja dort auch aufgenommen?Ja, das kam über Krokus. Ich hatte ja schon bei den letzten beiden Krokus-Platten die Backing Vocals gemacht und mit Dennis deshalb Kontakt gehabt. Ich wusste also, was Dennis macht und was dabei herauskommt. Und das hat mir immer gefallen. Wir sind ziemlich einer gemeinsamen musikalischen Meinung und deshalb wollte ich gern mit ihm zusammenarbeiten.Du hast ja nun eine komplett neue Band, von deinen alten Musikern ist niemand mehr dabei. Wie ist es dazu gekommen?Ich möchte da nicht zu sehr in die Einzelheiten gehen. Aber es hatte diverse Komplikationen mit meinen ex-Musikern gegeben, die es mir sehr schwer gemacht hätten, in dieser Konstellation weiter zu fahren, musikalisch und persönlich. Das eskalierte dann auch schon mal und wurde handgreiflich – das war dann nicht mehr so toll. Ich bin froh, dass das jetzt nicht mehr so ist. Aber ich habe keine Probleme mit den Leuten, sie eher mit mir – weil sie jetzt ja nicht mehr dabei sind. Aber das wird sich sicher irgendwann alles legen und dann kann man wieder ein Bier zusammen trinken. Jedenfalls wünsche ich mir das.Wie hast du deine neuen Musiker gefunden und wer sind

Du hattest ja mit diesen Musikern vorher noch nie zusammengearbeitet. Sind die Songs schlussendlich trotzdem genauso herausgekommen, wie du dir das vorgestellt hattest?Ja, absolut. Das war alles sehr entspannt, es gab praktisch nichts, was mich gestört hat. Zum Beispiel: Ich sitze im Regieraum und plötzlich spielt Kullmann eine Double-Bassdrum. Ich mag eigentlich keine Double-Bass und war zuerst etwas irritiert. Aber dann habe ich mir das nochmal angehört und es passte genau zum Song. Das war toll, die Jungs haben sich selbst auch noch mit eingebracht. Und Dennis hat eine Menge beigetragen, hat dem Gitarristen auch mal Melodie-Ideen für Soli vorgesungen und Tom hat das dann auch genauso umgesetzt. Da gab es nie Sprüche wie: Nee, das spiel ich nicht oder da hab ich keinen Bock drauf. Das war alles sehr harmonisch und für mich war es da erste Mal in meiner gesamten Karriere als Musiker, dass ich das so erleben durfte. Es ging nie um persönliche Egos, sondern immer nur darum, was zum Song passt, was der Song verlangt. Und das ist geil, dann kommen die Songs auch richtig knackig rüber. Das war eine sehr schöne Erfahrung.

Was ist im Nachhinein aus deiner Sicht mit deinem Debut-Album „2012“ gut und was schlecht gelaufen?Der Start des Albums war sehr gut. Es ist direkt auf Platz 2 der Charts gegangen. Gut war auch, dass ich mir damit ein Fundament aufbauen konnte und es hat mir sehr viele Türen geöffnet. Es sind Songs auf dem Album, die finde ich immer noch geil, aber es hat auch Songs darauf, die würde ich nie mehr machen. Aber das ist ja immer so, das werde ich wahrscheinlich irgendwann auch über Songs von der neuen Platte sagen werden. Wir haben zu der Zeit das Maximale aus der Platte rausgeholt bzw. reingesteckt, was wir konnten.Chris von Rohr hatte ja auch einen gewissen Input bei „2012“.

sie?Dennis hatte die vorgeschlagen. Er meinte: Die können das, die haben für deine Musik das richtige Feeling. Ich kannte Tom Naumann, den Gitarristen und Markus Kullmann, den Drummer. Zwar nicht persönlich, aber ich kannte sie von ihren Bands. Tom durch seine Arbeit mit Primal Fear und Sinner und Markus durch Voodoo Circle. Ich fand Dennis' Vorschlag geil und habe sofort zugestimmt. Den Bass hat Dennis selbst gespielt. Wir waren dann ja auch eine lange Zeit zusammen im Studio und es war eine tolle Zeit. Wir hatten viel Spass und haben uns bestens verstanden.

Wie gross war sein Einfluss?Relativ gross, jedenfalls auf mich selbst bezogen. Er war nicht ja nicht mit im Studio bei den Aufnahmen. Ich hatte ihm die Songs geschickt, und er hat mir dann Tipps gegeben. Ich war sehr froh, dass er das gemacht hat. Es ist ja nicht selbstverständlich, dass ein Chris von Rohr das einfach so macht. Aber Chris ist auch schon seit Jahren ein guter Freund von mir.Wie erklärst du dir selbst den hörbaren Qualitätsunterschied zwischen „2012“ und „Lucifer“ sowohl musikalisch wie auch vom Songwriting her?Ich hatte nach dem ganzen Theater mit der alten Band zum Schluss dermassen die Schnauze voll, weil das was ich machen wollte einfach nicht so gemacht wurde. Und als die Sache dann vorbei war, fühlte ich mich befreit und hatte plötzlich einen unglaublichen Kreativitäts-Schub. Die Songs flossen wie ein Wasserfall aus mir heraus, innerhalb kürzester Zeit waren die da. Das hatte ich vorher so noch nie erlebt. Das war eine richtige Erlösung. Endlich konnte ich meine eigenen Ideen umsetzen, ohne dass irgendwer eine dumme Schnauze hatte und nörgelte: Das geht nicht und das geht gar nicht und das spiele ich nicht. Bei der neuen Platte gab es überhaupt keine Diskussionen. Die Musiker kannten die Songs von meinen Demos her und haben das entsprechend umgesetzt. Die ganzen Drums hat der Kullmann in zwei Tagen eingespielt, das kannte ich vorher auch überhaupt nicht. Da haben wir früher 10 Tage im Studio nur für die Drumspuren gebraucht. Und mit den Gitarren ging das genau so ab. Die Jungs hören zu, was der Produzent oder ich sage und dann setzen die das in kürzester Zeit genauso um. Und diese Frische zusammen mit dem hohen Können der Musiker hört man dem neuen Album an. Es passiert ja häufig, dass man nach Fertigstellung eines neuen Albums denkt, das oder das hätte ich lieber anders gemacht. Geht dir das mit „Lucifer“ auch so oder bist du mit dem Ergebnis rundum glücklich?Bis jetzt habe ich überhaupt keine Gedanken in diese Richtung, wenn ich das Album höre. Und das ist ja das tolle, denn bislang war es immer so, auch da--mals bei Shakra, dass, wenn ein neues Album fertig im Kasten war, dann hörte ich mir das nicht mehr an. Aber „Lucifer“ höre ich immer wieder, weil mir das Album wirklich durch und durch gefällt. Wird deine Tourband identisch mit den Studiomusikern von „Lucifer“ sein?Der Gitarrist und der Drummer sind gleich, Dennis Ward wird nicht dabei sein. Alex Jansen, ein Holländer, wird Bass spielen und dann haben wir mit Frank Rössler, der auch bei Sinner war, ei-nen zweiten Gitarristen. Frank kann auch noch Keyboards spielen.Die Schweiz ist ja ein kleines Land. Für die Musik, die du auf deinem neuen Album hast, dürften die Landesgrenzen sicher bald zu eng werden. Hast du Pläne fürs Ausland?Ja, klar. Aber ob man die verwirklichen kann ist eine andere Sache. Was ich einfach nicht mehr will, ist wieder die gleichen kleinen Clubs in Deutschland abklappern. Shakra macht das immer noch so, die spielen immer noch in den gleichen Clubs wie zu meiner Zeit. Das will ich nicht. Wenn es die Möglichkeit gibt, mit einer grossen Band zusammen zu touren, wäre das toll. Aber solange das nicht anliegt, bleibe ich im Lande. Erst einmal arbeite ich daran, dass die Homebase stimmt.Noch ein paar Worte zu Shakra. Das war für dich ja ein Sprungbrett, kann man das so sagen?

Das ist wahr, ich war ja acht Jahre dabei.Die Trennung verlief ja nicht gerade im besten Einvernehmen. Hast du noch Kontakt zu den Jungs?Kontakt kann man nicht gerade sagen, mittlerweile sind wir aber Facebook-Freunde (lacht). Aber das mit Shakra ist ja nun auch schon eine Weile her. Wir haben zusammen viel erlebt. Klar gab es Sachen, die nicht gut waren, aber das, was gut war, überwiegt – im Nachhinein sowieso. Einige Konzerte stehen ja schon fest, ich denke aber, dass da noch einige dazukommen.Ja, ich hoffe, dass wir über den Winter möglichst viele Gigs zusammenbekommen und dann im nächsten Jahr auch Open Airs und Festivals spielen werden. Dafür waren wir in diesem Jahr leider zu spät dran. Und ich hoffe, dass wir nächstes Jahr auch eine Support-Tour mit einer grossen Band machen können.

FOX Lucifer Sony

Wenn ein neues Album im Kasten war, hörte ich mir das nicht mehr an. Aber «Lucifer» höre ich immer wieder

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lg. Wenn ein gestandener Musiker eine Band gründet und seine Frau am Gesang ranlässt, kann schnell der Verdacht aufkommen, dass ein solches "Projekt" im Schatten der Hauptband steht. In diesem Fall sprechen wir beim potentiellen Schattenspender von der Schweizer Groove-Metal Institution Gurd mit V.O. Pulver am Gesang und an der Gitarre. Inga dazu": Gurd ist natürlich die Hauptband von V.O. Mit Pulver können wir aus verschiedenen Gründen nicht 110% fahren. Wir haben zwei Kids und ich möchte auch als Mami da sein. Weiter sind vom aktuelle Pulver Line-Up Franky Winkelmann (bs, auch Gurd) und Tschibu (dr, auch The Order) ebenfalls bei gestandenen Bands aktiv, so dass es klar ist, dass Pulver danach kommt. Aber das macht mir nichts aus." Zudem nennt Inga zu diesem Thema, dass die Band Pulver diejenigen Songs machen kann, welche für Gurd nicht passen und Pulver somit viel freier agieren kann. "Mit Pulver-Songs würden die Gurd-Fans oftmals wohl vor den Kopf gestossen werden, bei Pulver können wir machen, was wir wollen". Angesprochen auf eine stilistische Kategorisierung von Pulver meint Inga: "Man hört Black Sabbath sowie bei gewissen Gesangspassagen Alice In Chains heraus, doch ich kann mich nicht so auf wenige Bands beschränken. Pulver spielen Metal im weiteren Sinne und verarbeiten viele Einflüsse, vor allem aus dem Doom und Southern Rock Bereich, ohne die Grooves zu vernachlässigen".

Mit der Hinzunahme des Gitarristen Sandro Pellegrini (ex-Pure Inc.) hat die Band auch gewonnen. "Die beiden Jungs an den Gitarren (Anm.: Sandro und V.O.) sind für die Musik zuständig, mein Beitrag beschränkt sich auf die Aufteilung der verschiedenen Parts im jeweiligen Song sowie die Gesangslinien", gibt Inga Auskunft. "Mein weiterer wesentlicher Beitrag sind die Texte. Ich habe für "Let It Shine“ alle ausser denjenigen für "When My Time Has Come" verfasst. In diesem Song geht es um uns sehr nahestehende Menschen, welche von uns gegangen sind. Der Text stammt von V.O." Textlich ist "Let it Shine relativ durchmischt. Neben Texten, welche die Beziehungsebene zum Gegenstand haben, verarbeiten Songs wie "Mexico" oder "Racing Queen“ so profane Themen wie Ferien oder Autorennen. "Und "Bring It On" rechnet mit Grossmäulern ab. Wichtig ist mir, in den Texten eine Prise Humor zu haben. Ich mag nicht auf der Bühne stehen und depressive Texte singen."

An der Konzertfront wird sicher nach dem für Ende Oktober angepeilten Release von "Let It Shine" eine Plattentaufe

stattfinden. Am 18. Oktober spielen Pulver als Special Guest für The Force in der Galery in Pratteln. Inga könnte sich sogar eine Tour vorstellen: "Wir kennen uns alle so lange und so gut, so dass es sicher gut gehen würde. Pulver ist fast eine Familie."

Pulver sind im Jahre 2000 gegründet worden, doch hat es sage und schreibe acht Jahre gedauert, bis das selbstbetitelte Debüt-Album fertig war. Der Grund dafür waren sehr ausgefüllte Jahre: "Zwei Kinder kamen zur Welt, um den rockenden Nachwuchs für den Raum Basel sicherzustellen, V.O. hat sein Studio gebaut und ich habe wieder nach und nach zu arbeiten begonnen, und schliesslich war für V.O. auch Gurd prioritär. Auch wollte ich primär als Mutter für meine Kinder da sein".

Metal-Sängerinnen sind immer noch eine eher seltene Spezies. "Als ich angefangen habe, gab es viel weniger Metal-Frauen als jetzt. Neben Lita Ford und Doro war da nicht sehr viel. Heute lerne ich viele jüngere und talentiertere Metal-Musikerinnen kennen. Diese Entwicklung finde ich super". Inga hat übrigens gar nicht als Sängerin angefangen. Sie war jahrelang immer als Gitarristin aktiv und hat den Gesang manchmal zusätzlich übernommen. "Mir fehlt schon etwas ohne Gitarre. Ich habe wieder angefangen, ernsthaft zu spielen und nehme wieder Stunden (bei Mark Elliott von The Force). Ich habe Lust auf Gitarre" so Inga.

Auf die Frage nach dem Highlight mit Pulver, antwortet Inga: "Dass es uns überhaupt gibt, ist sicher ein Highlight. Nein, im Ernst: Mein Highlight ist, dass ich mit dem Menschen, mit dem ich lebe (V.O.), auch meine musikalischen Leidenschaften teilen kann". Wenn das keine schönen Worte sind…

Gegen Ende Oktober wird das zweite Album der Schweizer Band Pulver erscheinen. "Let It Shine" heisst das interessante Werk (Review in dieser Ausgabe). Die Frontfrau und Sängerin Inga Pulver

hat sich dem Kreuzverhör von TRACKS gestellt.

LIVE (Special Guest von THE FORCE)

18. Oktober 2013Pratteln, Galery

Familienangelegenheit

PULVERLet It Shinewww.pulvermusic.net

lg. Pulver, die Band um das rockende Ehepaar Inga und V.O. Pulver (auch Gurd, ex-Poltergeist) veröffentlicht gegen Ende Oktober mit "Let it Shine" ihr zweites Al-bum nach dem Debüt aus dem Jahre 2008. Weiter mit von der Partie sind alles gestandene Musi-ker wie Franky Winkelmann (bs.,

auch Gurd), Tschibu (dr., auch The Order, ex-Gurd) sowie Sandro Pellegrini (ex-Pure Inc.). Musika-lisch kriegt der Hörer da ein Ge-misch aus doomigen und groo-venden Riffs (Black Sabbath, Black Label Society, Alice In Chains), gepaart mit coolem Frauengesang und mit verschie-densten Metal-Einflüssen im weitesten Sinne gekreuzt. Auch schimmert da und dort manchmal ein wenig Gurd durch, aber nicht allzu viel, so dass sich Pulver von Gurd doch wesentlich unterschei-den. Das schleppende "Broken" macht den Anfang und erinnert mit dem doppelten Gesang und der Schwermütigkeit zunächst an die Grunge-Veteranen Alice in Chains. Dann kommt ein schnel-lerer Part mit V.O.'s und Inga's Gesang im Wechselspiel, das auch coole Gitarrensoli enthält. Sehr guter Einstieg. Weiter folgt das im Midtempo angesiedelte

"When My Time Has Come“, wel-ches in Sachen Gitarren Reminis-zenzen an die US-Doomer von Trouble aufkommen lässt. "Racing Queen" ist ein rockender Song, der auch Einflüsse aus den 70ern sauber in die heutige Zeit trans-portiert. Der vierte Song, "Bleeding Skies", wird von den satten Rhythmusgitarren ange-trieben und geht in einen griffigen Refrain über (hier wirklich super Gesang). Das nachfolgende "Bring It On" ist für mich der beste Song des Albums, ein quasi Gurd-Riff startet den Song sofort, das Schlagzeug treibt weiter an und der Refrain ist sogar hitverdäch-tig. Auch hier wird gesunde Härte mit genügend Melodie verknüpft, was generell das klare Markenzei-chen von "Let It Shine" ist. So geht es grundsätzlich auf dem Album weiter, ohne dass sich im Verlauf der Scheibe ein Qualitätsabfall bemerkbar machen würde. Im

Vergleich zum Vorgänger ist "Let It Shine" schlicht und einfach besser und abwechslungsreicher, auch wenn der eine oder andere Song etwas einfach gestrickt ist. Das Album ist sehr gut instrumentiert und man merkt den beteiligten Musikern den Spass an der Sache an. Auch Inga hat in Sachen Ge-sang einen rechten Zacken zuge-legt. Die Produktion – natürlich aus V.O.'s Little Creek Studio stammend – passt auch bestens. Tolle Metal/Rock-Scheibe, welche Lust auf Live-Konzerte von Pulver macht und für eine konzertmäs-sige Umsetzung schlicht und einfach prädestiniert ist.

ENGLEMAKEREnglemaker – 10"Disiplin Media

lg. Der Begriff Englemaker spiegelt ein dunkles Kapitel der norwegi-schen Geschichte wider: So wurden Leute genannt, welche

und Napalm Death. Der Schweizer Konnex besteht darin, dass an der Gitarre der nach Norwegen ausge-wanderte Schweizer Simon Fülle-mann (früher Cataract und Arma

Gathas) zockt. Sowohl als 10" Vinyl wie auch als Download über englemaker. bandcamp.com zu beziehen. Wers brutal mag, ist hier bestens bedient.

Album vor, welches Potenzial hat, im old-school Metal-Underground richtig Staub aufzuwirbeln. Schon der Opener "Headed By The Hexx" zeigt die Marschrichtung an – rohe und knackige Riffs, interessante Songstrukturen, welche den Fan in die Zeit früherer Judas Priest und der New Wave Of Britisch Heavy Metal katapultieren, sowie der tolle und variable Gesang von Elias drücken den Songs den Stempel auf. Weitere Highlights sind "Relenteless Aussault" und when "Just When The Riot Begins". Sin Starlett machen eigentlich alles richtig und servieren wirklich eingängige Songs, welche sofort ins Ohr gehen. "Throat Attack" gibt es auch in toller Aufmachung auf Vinyl (http://www.emanesmetal records.com/). Neben Emerald sind Sin Starlett definitiv eine der besten traditionellen Heavy Metal Bands der Schweiz! Daumen hoch!!

gegen Entgelt Kinder auf die Welt setzten. Musikalisch bieten Engle-maker aus Oslo wütender Hard-core/Punk/Metal und hauen mit den 5 Songs vorliegender EP voll auf die zwölf. Cooler und abwechs-lungsreicher Sound in der Schnitt-menge zwischen Bolt Thrower, Discharge, Heresy, The Exploited

SIN STARLETTThroat AttackEmanes Metal Records

lg. Von Gitarrist Reno und Sänger Elias im Jahre 2005 gegründet, legen die Luzerner von Sin Starlett mit "Throat Attack" ihr erstes

VARIOUS ARTISTSHeavy Metal Nation IXQuam Libet Records

mv. Heavy Metal Nation ist eine Samplerreihe, welche sich der Schweizer Rock- und Metal-szene widmet und nun bereits in die neunte Runde geht. Der Idealismus dahinter und der unaufhörliche Wille, die Schweizer Szene zu unterstüt-zen und bekannter zu machen sind bewundernswert und

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lg. Wenn ein gestandener Musiker eine Band gründet und seine Frau am Gesang ranlässt, kann schnell der Verdacht aufkommen, dass ein solches "Projekt" im Schatten der Hauptband steht. In diesem Fall sprechen wir beim potentiellen Schattenspender von der Schweizer Groove-Metal Institution Gurd mit V.O. Pulver am Gesang und an der Gitarre. Inga dazu": Gurd ist natürlich die Hauptband von V.O. Mit Pulver können wir aus verschiedenen Gründen nicht 110% fahren. Wir haben zwei Kids und ich möchte auch als Mami da sein. Weiter sind vom aktuelle Pulver Line-Up Franky Winkelmann (bs, auch Gurd) und Tschibu (dr, auch The Order) ebenfalls bei gestandenen Bands aktiv, so dass es klar ist, dass Pulver danach kommt. Aber das macht mir nichts aus." Zudem nennt Inga zu diesem Thema, dass die Band Pulver diejenigen Songs machen kann, welche für Gurd nicht passen und Pulver somit viel freier agieren kann. "Mit Pulver-Songs würden die Gurd-Fans oftmals wohl vor den Kopf gestossen werden, bei Pulver können wir machen, was wir wollen". Angesprochen auf eine stilistische Kategorisierung von Pulver meint Inga: "Man hört Black Sabbath sowie bei gewissen Gesangspassagen Alice In Chains heraus, doch ich kann mich nicht so auf wenige Bands beschränken. Pulver spielen Metal im weiteren Sinne und verarbeiten viele Einflüsse, vor allem aus dem Doom und Southern Rock Bereich, ohne die Grooves zu vernachlässigen".

Mit der Hinzunahme des Gitarristen Sandro Pellegrini (ex-Pure Inc.) hat die Band auch gewonnen. "Die beiden Jungs an den Gitarren (Anm.: Sandro und V.O.) sind für die Musik zuständig, mein Beitrag beschränkt sich auf die Aufteilung der verschiedenen Parts im jeweiligen Song sowie die Gesangslinien", gibt Inga Auskunft. "Mein weiterer wesentlicher Beitrag sind die Texte. Ich habe für "Let It Shine“ alle ausser denjenigen für "When My Time Has Come" verfasst. In diesem Song geht es um uns sehr nahestehende Menschen, welche von uns gegangen sind. Der Text stammt von V.O." Textlich ist "Let it Shine relativ durchmischt. Neben Texten, welche die Beziehungsebene zum Gegenstand haben, verarbeiten Songs wie "Mexico" oder "Racing Queen“ so profane Themen wie Ferien oder Autorennen. "Und "Bring It On" rechnet mit Grossmäulern ab. Wichtig ist mir, in den Texten eine Prise Humor zu haben. Ich mag nicht auf der Bühne stehen und depressive Texte singen."

An der Konzertfront wird sicher nach dem für Ende Oktober angepeilten Release von "Let It Shine" eine Plattentaufe

stattfinden. Am 18. Oktober spielen Pulver als Special Guest für The Force in der Galery in Pratteln. Inga könnte sich sogar eine Tour vorstellen: "Wir kennen uns alle so lange und so gut, so dass es sicher gut gehen würde. Pulver ist fast eine Familie."

Pulver sind im Jahre 2000 gegründet worden, doch hat es sage und schreibe acht Jahre gedauert, bis das selbstbetitelte Debüt-Album fertig war. Der Grund dafür waren sehr ausgefüllte Jahre: "Zwei Kinder kamen zur Welt, um den rockenden Nachwuchs für den Raum Basel sicherzustellen, V.O. hat sein Studio gebaut und ich habe wieder nach und nach zu arbeiten begonnen, und schliesslich war für V.O. auch Gurd prioritär. Auch wollte ich primär als Mutter für meine Kinder da sein".

Metal-Sängerinnen sind immer noch eine eher seltene Spezies. "Als ich angefangen habe, gab es viel weniger Metal-Frauen als jetzt. Neben Lita Ford und Doro war da nicht sehr viel. Heute lerne ich viele jüngere und talentiertere Metal-Musikerinnen kennen. Diese Entwicklung finde ich super". Inga hat übrigens gar nicht als Sängerin angefangen. Sie war jahrelang immer als Gitarristin aktiv und hat den Gesang manchmal zusätzlich übernommen. "Mir fehlt schon etwas ohne Gitarre. Ich habe wieder angefangen, ernsthaft zu spielen und nehme wieder Stunden (bei Mark Elliott von The Force). Ich habe Lust auf Gitarre" so Inga.

Auf die Frage nach dem Highlight mit Pulver, antwortet Inga: "Dass es uns überhaupt gibt, ist sicher ein Highlight. Nein, im Ernst: Mein Highlight ist, dass ich mit dem Menschen, mit dem ich lebe (V.O.), auch meine musikalischen Leidenschaften teilen kann". Wenn das keine schönen Worte sind…

Gegen Ende Oktober wird das zweite Album der Schweizer Band Pulver erscheinen. "Let It Shine" heisst das interessante Werk (Review in dieser Ausgabe). Die Frontfrau und Sängerin Inga Pulver

hat sich dem Kreuzverhör von TRACKS gestellt.

LIVE (Special Guest von THE FORCE)

18. Oktober 2013Pratteln, Galery

Familienangelegenheit

PULVERLet It Shinewww.pulvermusic.net

lg. Pulver, die Band um das rockende Ehepaar Inga und V.O. Pulver (auch Gurd, ex-Poltergeist) veröffentlicht gegen Ende Oktober mit "Let it Shine" ihr zweites Al-bum nach dem Debüt aus dem Jahre 2008. Weiter mit von der Partie sind alles gestandene Musi-ker wie Franky Winkelmann (bs.,

auch Gurd), Tschibu (dr., auch The Order, ex-Gurd) sowie Sandro Pellegrini (ex-Pure Inc.). Musika-lisch kriegt der Hörer da ein Ge-misch aus doomigen und groo-venden Riffs (Black Sabbath, Black Label Society, Alice In Chains), gepaart mit coolem Frauengesang und mit verschie-densten Metal-Einflüssen im weitesten Sinne gekreuzt. Auch schimmert da und dort manchmal ein wenig Gurd durch, aber nicht allzu viel, so dass sich Pulver von Gurd doch wesentlich unterschei-den. Das schleppende "Broken" macht den Anfang und erinnert mit dem doppelten Gesang und der Schwermütigkeit zunächst an die Grunge-Veteranen Alice in Chains. Dann kommt ein schnel-lerer Part mit V.O.'s und Inga's Gesang im Wechselspiel, das auch coole Gitarrensoli enthält. Sehr guter Einstieg. Weiter folgt das im Midtempo angesiedelte

"When My Time Has Come“, wel-ches in Sachen Gitarren Reminis-zenzen an die US-Doomer von Trouble aufkommen lässt. "Racing Queen" ist ein rockender Song, der auch Einflüsse aus den 70ern sauber in die heutige Zeit trans-portiert. Der vierte Song, "Bleeding Skies", wird von den satten Rhythmusgitarren ange-trieben und geht in einen griffigen Refrain über (hier wirklich super Gesang). Das nachfolgende "Bring It On" ist für mich der beste Song des Albums, ein quasi Gurd-Riff startet den Song sofort, das Schlagzeug treibt weiter an und der Refrain ist sogar hitverdäch-tig. Auch hier wird gesunde Härte mit genügend Melodie verknüpft, was generell das klare Markenzei-chen von "Let It Shine" ist. So geht es grundsätzlich auf dem Album weiter, ohne dass sich im Verlauf der Scheibe ein Qualitätsabfall bemerkbar machen würde. Im

Vergleich zum Vorgänger ist "Let It Shine" schlicht und einfach besser und abwechslungsreicher, auch wenn der eine oder andere Song etwas einfach gestrickt ist. Das Album ist sehr gut instrumentiert und man merkt den beteiligten Musikern den Spass an der Sache an. Auch Inga hat in Sachen Ge-sang einen rechten Zacken zuge-legt. Die Produktion – natürlich aus V.O.'s Little Creek Studio stammend – passt auch bestens. Tolle Metal/Rock-Scheibe, welche Lust auf Live-Konzerte von Pulver macht und für eine konzertmäs-sige Umsetzung schlicht und einfach prädestiniert ist.

ENGLEMAKEREnglemaker – 10"Disiplin Media

lg. Der Begriff Englemaker spiegelt ein dunkles Kapitel der norwegi-schen Geschichte wider: So wurden Leute genannt, welche

und Napalm Death. Der Schweizer Konnex besteht darin, dass an der Gitarre der nach Norwegen ausge-wanderte Schweizer Simon Fülle-mann (früher Cataract und Arma

Gathas) zockt. Sowohl als 10" Vinyl wie auch als Download über englemaker. bandcamp.com zu beziehen. Wers brutal mag, ist hier bestens bedient.

Album vor, welches Potenzial hat, im old-school Metal-Underground richtig Staub aufzuwirbeln. Schon der Opener "Headed By The Hexx" zeigt die Marschrichtung an – rohe und knackige Riffs, interessante Songstrukturen, welche den Fan in die Zeit früherer Judas Priest und der New Wave Of Britisch Heavy Metal katapultieren, sowie der tolle und variable Gesang von Elias drücken den Songs den Stempel auf. Weitere Highlights sind "Relenteless Aussault" und when "Just When The Riot Begins". Sin Starlett machen eigentlich alles richtig und servieren wirklich eingängige Songs, welche sofort ins Ohr gehen. "Throat Attack" gibt es auch in toller Aufmachung auf Vinyl (http://www.emanesmetal records.com/). Neben Emerald sind Sin Starlett definitiv eine der besten traditionellen Heavy Metal Bands der Schweiz! Daumen hoch!!

gegen Entgelt Kinder auf die Welt setzten. Musikalisch bieten Engle-maker aus Oslo wütender Hard-core/Punk/Metal und hauen mit den 5 Songs vorliegender EP voll auf die zwölf. Cooler und abwechs-lungsreicher Sound in der Schnitt-menge zwischen Bolt Thrower, Discharge, Heresy, The Exploited

SIN STARLETTThroat AttackEmanes Metal Records

lg. Von Gitarrist Reno und Sänger Elias im Jahre 2005 gegründet, legen die Luzerner von Sin Starlett mit "Throat Attack" ihr erstes

VARIOUS ARTISTSHeavy Metal Nation IXQuam Libet Records

mv. Heavy Metal Nation ist eine Samplerreihe, welche sich der Schweizer Rock- und Metal-szene widmet und nun bereits in die neunte Runde geht. Der Idealismus dahinter und der unaufhörliche Wille, die Schweizer Szene zu unterstüt-zen und bekannter zu machen sind bewundernswert und

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den eingeschlagenen Weg kon-stant fort und bietet erneut Folk/ Pagan Metal mit starkem Power Metal Einschlag. Knackige Metal-Riffs treffen auf Dudelsack, Flöten, Shargia, Akkordeon, Mundharmo-nika, Geige sowie traditionelle Instrumente wie "Talerschwinge" und "Bäsechlopfe". Die Songs sind mal sehr episch, mal schnell und heavy und ab und zu auch mal balladesk, was für gelungene Abwechslung sorgt. Einmal mehr ragen Excelsis aus der Masse heraus, weil sie viele Textpassa-gen in Schweizerdeutsch singen (abwechselnd mit englischen Passagen). Dies verleiht der Band ein sehr eigenständiges, originel-les Flair. Das Artwork und die Produktion sind ebenfalls sehr gelungen, weshalb man "Vo Chrie-ger U Drache" nur empfehlen kann. Schnappt Euch ein Horn voll mit Met und eine Hellebarde und folgt Excelsis auf ihrer Reise durch die Schweizer Geschichte…

THE DUES Pay Your Dueswww.thedues.ch

hh. Aus Winterthur kommt das junge Bluesrock-Trio mit seinem EP-Debut. Fünf Songs haben Pablo Jucker (voc, gtr), Stefan Huber (bs) und Dominik Jucker (dr) auf den Silberling, der im Eigenvertrieb unter die Leute gebracht wird, gebannt. Geboten wird fetter Bluesrock, mit Schwer-gewicht auf Rock, der sich spe-ziell an den Genre-Grössen aus den späten 60ern/frühen 70ern orientiert, namentlich Rory Gallagher (zu dem Pablo Jucker eine gewisse stimmliche Nähe aufweist), The Groundhogs und auch Savoy Brown. Natürlich dürfen Hendrix-Reminiszenzen nicht fehlen. Aktuell sind The Dues noch am ehesten mit den Briten The Brew vergleichbar, auch wenn deren Explosivität hier (noch) nicht erreicht wird. Der Sound ist gesund old-school, die Songs haben durchaus Qualität und das Zusammenspiel, speziell die Dual-Läufe von Bass und Gitarre, harmoniert gut. „Pay Your Dues“ ist ein sehr gelungener Einstand, jedoch ohne grosse Stricke zu zerreissen. Wenn die Band ihren eingeschlagenen Weg weiter kultiviert, kann hier noch Grosses erwartet werden. Eine wichtige Hilfe dabei könnte ein Produzent sein, der sich mit den Originalen der erwähnten Dues-Einflüsse auskennt und ebenso in der aktuellen Szene zuhause ist. Potenz ist in der Band jedenfalls reichlich vorhanden.

Quam Libet Records gehört ein-mal mehr ein grosses Lob dafür. Mit dem neuesten Wurf "Recor-dings Of Fear" gingen die Macher für einmal neue Wege und arbei-teten eng mit dem Musiker, Soundengineer und Studiobesit-zer Raphael Angst zusammen, welcher 16 Bands in sein "Tonstu-dio Raphael Angst" eingeladen hat, um je einen Song für dieses Album aufzunehmen. Dass dabei fast alle Stilarten der Rock/Metal-Szene zum Vorschein kamen, war sicher eine grosse Herausforde-rung für den Soundengineer, spricht aber für eine lebendige und interessante Schweizer Musiklandschaft. Fast alle Bands sind noch relativ unbekannt und können sich hier zum ersten Mal der Szene präsentieren. Am bekanntesten sind wohl die schon länger aktiven Traditionsmetaller von Emerald (welche mit "Tears Of A Warrior" einen älteren "Band-klassiker" im neuen Line-Up frisch eingespielt haben und hier ex-klusiv zur Verfügung stellen) sowie die Doomer von Pylon (vertreten ebenfalls mit einem Re-Recording des Songs "Doom-stone"). Der Sampler bietet somit enorme Abwechslung und eine tolle Möglichkeit, der aktuellen Schweizer Metalszene auf den Zahn zu fühlen und neue Bands für sich zu entdecken. Es dürfte bei dieser Vielfalt für jeden Geschmack etwas dabei sein. Check it out !

mv. Die Schweizer Folk Metal Pioniere Excelsis bringen mit "Vo Chrieger U Drache" ihr bereits siebtes Werk auf den Markt. Excelsis, welche 1996 mit dem gelungenen Debutalbum "Anduin The River" zum ersten Mal auf sich aufmerksam machten und danach fünf Alben über die Schweizer Geschichte veröffent-lichten, waren lange vor vielen heutigen Pagan Metal Stars unterwegs und konnten leider bis heute nicht den verdienten ganz grossen Erfolg ernten. Die Band liess sich aber zum Glück nie entmutigen und blieb ihrem Stil immer treu. Das neue Werk führt

EXCELSISVo Chrieger U Drache Non Stop Music

InseratAnyeventeluveitie

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MARK ELLIOTT Made In Yorkshire

Seit Jahren gehört der in England geborene Mark Elliott zu den führenden Gitarristen der Schweiz. Neben seiner Bluesband Elliott Marks Group (EMG) und seiner Classic Hardrock Gruppe The Force ist er zudem ein begehrter Gitarrenlehrer. Vor kurzem veröffentlichte Elliott eine neue EP mit seiner EMG. Grund genug, den Ausnahmegitarristen zu einem Gepräch zu bitten.

Geboren und aufgewachsen im Norden Englands, genauer gesagt in Hull/Yorkshire, waren seine Jugendfreunde die inzwischen verstorbenen Mick Ronson (David Bowie's Spiders From Mars, Ian Hunter, Dalbello) und Trevor Bolden (Uriah Heep), die in Elliotts unmittelbarer Nachbarschaft wohnten. Zur Musik ist er jedoch durch seinen älteren Bruder gekommen, ein begeisterter Anhänger der grossen britischen 70er Bands wie Deep Purple, Black Sabbath oder Pink Floyd. Zum 15. Geburtstag schenkte ihm Marks Vater seine erste E-Gitarre samt kleinem Verstärker. „Ich glaube, die hatte er bei Woolworth gekauft. Das war mir aber damals völlig egal – es war meine erste eigene Gitarre und ich habe wie besessen darauf geübt,“ erinnert sich Mark. Schnell ist soweit, dass er in lokalen Bands mitspielen kann, stellt aber nach ein paar Jahren fest, dass es für ihn als Musiker in dem kleinen Fischerstädtchen Hull keine Zukunft geben wird. Mit 22 Jahren packt Mark seine wenigen Habseligkeiten und seine Gitarre und siedelt nach London um. „London war der Ort, wohin du gehen musstest, wenn du professionell Musik machen wolltest. Da war die Szene, da spielte sich alles ab.“ Die englische Metropole sollte für die kommenden zehn Jahre Marks Heimat werden. Mit verschiedenen Bands klapperte er die Clubs ab und machte sich in der Londoner Szene schnell einen Namen als überdurchschnittlicher Saitenartist. „Ich habe zwar ewig von Baked Beans und Toast gelebt und war ständig pleite, aber zumindest konnte ich Musik machen. In der Zeit hatte ich eine Bluesband zusammen mit Algy Ward (Tank) und eine Rocktruppe mit Nicky Moore von Samson. Dazwischen gab es auch Studiojobs und mit Rory Gallagher habe ich einige tolle Sessions gespielt.“ Geld verdiente er mit einer Soul-/Bluesband, die überwiegend Blues Brothers Songs coverten und in den Clubs und Pubs von London eine relativ grosse Nummer waren. Mit dieser Truppe ging es dann auch auf diverse Tourneen aufs europäische Festland, unter anderem gastierten sie auch im Basler Atlantis, als das noch ein Musikclub war. Hier traf Mark auf Monique. „Das war vor 22 Jahren und Monique war und ist bis heute meine grosse Liebe. Ich bin dann zu ihr nach Basel gezogen und seitdem lebe ich hier mit ihr und unserer Tochter Stella.“Mark arbeitet fortan in verschiedenen Musik-Shops, als Gitarrentechniker und gibt Gitarrenunterricht. In die aktive Musikerszene am Rheinknie kommt er über den Bassisten Kelvin Bullen, der ihn mit Marc Storace und der Schweizer Gitarrenlegende Vic Vergeat bekannt macht. Zusammen nehmen sie ein paar Songs auf, aber bevor damit etwas passieren konnte, wechselte Marc Storace wieder zu Krokus. „Damit war dieses Projekt gestorben und ich habe danach mit Phil Dankner einige Zeit gespielt.“ Inzwischen war Mark intensiv vom Stevie Ray Vaughan Virus befallen und verlegte sich zunehmend auf Blues und Bluesrock. Zusammen mit Drummer Hanns Haurein und Bassist Beat Schaub arbeitete er als Tour Backing Band für den britischen Gitarristen Bobby Tench (u.a. Jeff Beck, Van Morrison, Eric Burdon, Streetwalkers). Als Tench wieder nach England zurückkehrte, blieben Elliott, Haurein und Schaub zusammen und stellten das Hardrock-Powertrio The Force auf die Beine, die inzwischen fünf CDs veröffentlichten und zur Elite der Schweizer Hardrock-Szene gehören. Daneben lebt seine Elliott seine Liebe zum Blues mit seiner eigenen Bluesband EMG aus, mit der er kürzlich eine neue EP herausgebracht hat. Seit neustem hat er daneben noch ein weiteres Projekt mit dem Sessiongitarristen von Myron zusammen, in dem sie unter dem Namen LA Punks Fusion-Sound machen Richtung Steve Lukather oder Jeff Beck. Seine Brötchen jedoch verdient Elliott im grössten Basler Music-Store in der Job Factory am Dreispitz (www.musicstorebasel.ch), wo er sowohl im Shop als auch als Gitarrentechniker in der Werkstatt arbeitet. „Ich versuche ausserdem, hier in der Job Factory eine

Gitarrenschule aufzubauen unter dem Namen School Of Rock. Da bringe ich den Schülern bei, wie man Rock und Blues spielt, also entgegengesetzt zur normalen Musikschule, wo die Schüler ja mit klassischen Gitarren beginnen.“ Für Nachwuchsgitarristen mit Hang zum Rock sicher die Topadresse, denn Mark Elliott ist definitiv einer der besten Rock- und Blues-Saitenvirtousen des Landes. Wer Mark persönlich treffen oder Unterricht bei ihm nehmen will, der trifft ihn Dienstags und Samstags im Music Shop der Job Factory (www.musicstorebasel.ch) oder kontaktiert ihn über www.markelliottsite.com oder www.rockschool.ch.Und wer ihn live heftig abrocken sehen und hören will, dem werden untenstehende Konzerte empfohlen, wo Mark mit The Force gastiert.

THE FORCE Live6. September 2013

Zürich, Viadukt Nacht (mit BOMBUS)7. September 2013

La Neuveville, Fêtes du Vin18. Oktober 2013

+ Special Guest PULVERPratteln, Galery

Basel`s grösstes Musikhaus, der MUSICSTORE in der Job Factory beim Dreispitz

THE FORCE

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MYRON

Selbstbestimmung

rk. Nach zwei jähriger Pause melden sich Myron zurück. Das Schweizer Duo veröffentlicht im September mit „Butterfly“ ihr viertes Studioalbum. Obwohl es sich nach wie vor im Pop bewegt, schwebt das Album dem Namen gerecht in neue Höhen. Mit erwachsener Reife ohne den jugendlichen Touch zu verlieren kommen sie griffig, erdig und kraftvoll mit einer kleinen Dosis Rock und gehen weg vom reinen Radiosound. Wie Manu und Chris stolz erklären haben sie das komplette Album von A-Z alleine geschrieben, aufgenommen, produziert und sogar der Endschliff ging nur durch ihre Hände. Eine befreite Freude und Spass, welchen man den elf Songs auch anhört. Schliesslich weiss man als Schreiber der Songs am besten, was man sich vorstellt oder daraus machen will, ergänzt Manu. Eine komplette Eigenproduktion bringt aber auch neue Herausforderungen wie das Planen und Einhalten von Deadlines oder das man sich mehr darauf konzentrieren muss eine neutrale Sicht zu behalten. Beides haben die Vollblutmusiker durch jahrelange Erfahrung trotzdem gemeistert und das Endprodukt kann sich dementsprechend hören lassen. Die Idee einfach einmal alles zu 100% selbst zu bestimmen war einfach zu verführend und half den Respekt davor zu überwinden.„Every Little“ wird als erste Single veröffentlicht. Obwohl er das Album nach eigener Aussage der Basler nicht perfekt repräsentiert, ist es ein passender erster Einstieg nach dieser Pause. Der Song erzählt davon, dass man selber geprägt wird durch seine Handlungen und Bewegungen und man das ist, was man macht. Dabei ist ihnen der passende Mix gelungen zwischen dem was man kennt und dem wo sie heute stehen. Obwohl sich Manu's Mutter lieber einen zweiten Robbie Williams gewünscht hätte und Chris' Mutter einen Gitarristen wie Dieter Bohlen, „da, wer im Fernsehen ist ja was können muss“ (das lassen wir mal so stehen), haben sich die beiden ihren Namen im Schweizermarkt auch so erkämpft und verdient. Natürlich sind auch Ambitionen für das Ausland vorhanden bestätigen Myron uns, aber das sehen beide sehr entspannt und realistisch, da man es weder beeinflussen, noch zu verbissen angehen sollte. In erster Linie wünschen sie sich für „Butterfly“ einen guten Start, dass ihre Musik ankommt und natürlich wäre eine tolle Chartsplatzierung auch schön. Aber vor allem möchten sie die Songs live unters Volk bringen . Dazu ist eine Tour zu Beginn 2014 in Planung und soll mit etwas mehr Showeffekten die neuen Lieder unterstreichen. Denn auf eine gute live Performance hat man schon immer wert gelegt und soll auch mit hohem Anspruch an sich selber so umgesetzt werden.Der grösste Wandel im Musikmarkt seit ihrem Bestehen beschreibt Manu wie folgt: „Als wir angefangen haben, war der Markt für deutsche Musik enorm stark. Und als englisch singende Band wurde man irgendwie weniger oder gar nicht beachtet. In den letzten paar Jahren hat sich der Fokus da sehr verstärkt, wenn nicht sogar

gewendet und man merkt, dass die Schweiz ja auch coole Bands mit englischen Songs hat und nicht immer nur nach Übersee schauen muss.“ Wer sich davon überzeugen will, ist mit dem im September erscheinenden Album „Butterfly“ bestimmt auf dem richtigen Weg und kann sich von dem Schweizer Duo in ihre leidenschaftliche Pop-Rock Welt entführen lassen.

MYRONButterflyUniversal

01 Your Life 02 Every Little 03 Butterfly 04 Remember 05 Hide 06 I Am So Sorry 07 Stronger 08 On My Wall 09 Heat Is On 10 Into You 11 I'm Here

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PHASEDPhasedSpace Rock Productions

lg. Die Basler Institution vonPhased hat in diesen Wochen ein sehr schönes und auf 300 Exemplare limitiertes Vinyl-Doppelalbum (in roter Farbe und auf 180 Gramm Vinyl) im Gatefold-Cover veröffentlicht. Stilistisch kann man den Sound des Dreiers als psychedeli-schen Space-Rock-Stoner-Doom einordnen, was aber die Sache nicht ganz klar macht. Oder Doom mit einem Hawk-wind-Einschlag kommt dem Stil von Phased allenfalls etwas nä-her. Eins vorweg: "Phased" ist kein neues Album dieser 1997 gegründeten Band (am Anfang unter dem Namen Phased 4°F firmierend), sondern eine Zu-sammenstellung von Tracks der letzten drei regulären (und sehr starken) Studioalben "Music For Gentlemen" (2003), "Medica-tions" (2006) und "A Sort Of Spasmic Phlegm Induced By Leaden Fumes Of Pleasure" (2009) – die Alben zwei, drei und vier von Phased. Zudem ist ein unveröffentlichter Song, "Nexus" aus dem Jahre 2002 ("Music For Gentlemen"-Ses-sions), enthalten. Für all diese Songs ist es die erste Veröf-fentlichung auf Vinyl. Nun zu den Songs: Die ersten fünf Songs stammen von "Music For Gentlemen" (sehr cool ins-besondere “Alien Think Thank“ und das tolle Riff von “Anu-bia“), anschliessend folgt das bereits genannte und sehr gute "Nexus". Bei diesen sechs Tracks ist noch Michael Grei-linger am Bass zu hören. Wei-ter sind zwei Tracks von "Medi-cations" enthalten, gefolgt von Sage und Schreibe fünf Songs des sehr starken, letzten regu-lären und sehr spacigen Al-bums mit dem langen Titel ("A Sort Of Spasmic Phlegm Indu-ced By Leaden Fumes Of Plea-sure"). Seite D von “Phased“ mit den Songs “Maelstrom“ (super!) und “Nachspiel In Oslo (Part I & II)“ ist die abge-fahrenste Seite dieser Compi-lation. Weshalb "Medications" so stiefmütterlich behandelt

wurde, ist nicht klar, ist diese Scheibe doch sehr stark und doomig (!) ausgefallen. Man höre da nur den Brecher “Wor-ship The Sun“ sowie das etwas flottere „Nihil Slayride“. Aber das mag an der limitierten Spielzeit von vier Vinyl-Seiten liegen. Insgesamt ist zu sagen, dass die Songs gut zusam-menpassen und diese chrono-logische Zusammenstellung wie aus einem Guss daher-kommt und ohne weiteres am Stück durchgehört werden kann. Alle Songs sind damals in Zusammenarbeit mit V.O. Pulver und Franky Winkel-mann im Little Creek Studio aufgenommen für diesen Release in England remixed worden. Für Phased be-schliesst das Album auch die ersten zehn Jahre als Trio-Besetzung. Der langjährige Bassist Chris Walt ist in aller Freundschaft ausgestiegen. Nachfolger wird der erfahrene Marco Grementieri (ex-Zato-krev), der inskünftig mit Chris Sigdell (v., git.) und Marko Lehtinen (dr.) rocken wird. Phased werden bald das Stu-dio entern und im neuen Line-Up neue Songs aufnehmen. Laut Aussagen der Band wer-den sie noch doomiger und härter. Diese sehr empfehlens-werte Scheibe wird in der Schweiz nicht direkt vertrie-ben, sondern kann bei der Band (www.phased.ch) oder über ausgewählte Mailorders wie Clearspot oder Just For Kicks bezogen werden. Lasst euch dieses schöne Sammler-stück Basler Rockgeschichte nicht entgehen. Ihr werdet es nicht bereuen!

JIM BARBER & HIS SHINY BLADESThaumatropeSaiko Records

«Thaumatrope» ist eine Wunder-scheibe, die durch Bewegung unbewegte Bilder zum Leben erweckt. Auch das Debüt der Fribourger Formation um Sän-ger, Songschreiber und Multiin-strumentalist Mario Weiss er-weckt Bilder im Kopf. Bilder voller Leben, Atmosphäre, Erha-benheit, Poesie, Dramatik und Behutsamkeit. Die Tindersticks hätten ihre Freude daran.

BACKWASHBackwashNonstop

hug. «Hier werden Drumsticks noch zu Sägemehl verarbei-tet», schreibt die Zürcher Band in ihrer Bio, und da hat sie recht. Und dafür, dass die Drumsticks erst nach Feier-abend zu Kleinholz verarbeitet werden, klingt ihr geradeaus-Rock ganz satt. Auf ihrem zweiten vollen Album gehts

natürlich, wie es sich gehört, wie-der um Girls, Rock'n'Roll und, äh, Girls. Veranstalter von Wald-, Wie-sen- und Motorradfesten sollten diese Band buchen.

MINIMETAL Never hang AroundSM Records

hug. Der Berner Nik Emch (voc, gtr) und der Lausanner Laurent Goei (dr) sind nicht nur passionier-te Kyuss-Fans, sondern auch Künstler zwischen Performance, Video und Musik, und das zwi-schen New York, London, Paris und Zürich. Wenn sie musizieren, spielen sie immer dieselben elf Songs in immer neuen Versionen. Fünf davon sind in diesem Sinne als Version in einem auf 150 Stück limitierten Paket mit Vinyl/CD/ Poster erhältlich, und die sind...

cool, irgendwie. Die reduzierte Form mit Schlagzeug und Gitarre lässt erfahrungsgemäss nichts Gutes erahnen, doch Minimetal vermögen den Raum ohne Bassist und nur mit we-nig Gesang auszufüllen, und das mühelos. Ihre Tracks ge-hen nicht so heftig ab und er-reichen umständehalber auch nicht die Wucht von, sagen wir, Kyuss, aber dieses Manko ma-chen sie mit cleverem Spiel und sauber inszeniertem Span-nungsaufbau wett. Ist das noch Rock'n'Roll oder schon Kunst? Beides. Fünf Tracks in 45 Minuten.

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Americana/Roots/Country CD Americana/Roots/Country CD

InseratSET

I SEE HAWKS IN LAMystery DrugBlue Rose

mey. Nach dem letztjährigen Album „New Kind of Lonely“ erscheint schon ein Jahr später das siebte Album „Mystery Drug“ der Folk Country Blue-grass Band „I See Hawks in LA“. Rob Waller: Lead Vocals, Acoustic Guitar; Paul Lacques: Guitars, Vocals; Paul Marshall: Bass, Vocals bilden wie immer den Grundstock der Band. Unterstützt werden sie durch: Shawn Nourse, Victoria Jacobs, Anthony Lacques, Marc Doten, Rick Shea, Pete Grant und Richie Lawrence. Ein tenden-ziell eher ruhiges, folkiges Al-bum war das Resultat dieser Aufnahmesessions. Rob Waller versteht es auch auf diesem Album schöne Geschichten und Storys zu erzählen. Seine tiefe Stimme hat viel Charakter und Persönlichkeit und passt vorzüglich in den eigenen Sound dieser Band. Mit „Oklahoma's Going Dry“ geht es recht gemächlich ans Werk. Im Stile eines Mid-Tempo Country Songs mit schönen Steel Guitar Parts rieselt der Titel dahin. Bei „Mystery Drug“ und „Yesterday's Coffee“ wird aber schon mal auf die Bremse gedrückt. Im langsamen Tempo fühlt sich diese Band wohl. Hier zeigen die Lyrics Wirkung und die Stimme von Rob Waller kommt voll zur Entfaltung. Eine tolle elektrische Slide Guitar eröffnet den Song „The Beauty Of The Better States“. Aber auch im rollenden Beat verliert Waller nie die Kontrolle über seine Stimme. Passend zum Stil der Band bleibt man sich treu. „We Could All Be In Laughlin Tonight“ fliesst wieder mit der Untermalung der schwülstigen Steel Guitar dahin. Das ist wohl der einzige Abstrich dieses Albums. Hier tönt alles zu ähnlich und im festen Schema von Waller/ Lacques/Marshall Spectrum. Die zwei Shorts „Stop Driving Like An Asshole“ und „My Local Merchants“ fallen da leicht aus dem Rahmen. Kurz und prägnant die Statements der Band. Den Abschluss

dieses Albums bildet „The River Knows“. Mit 7:43 Minuten weist der Song schon fast eine epochale Länge aus. Doch die belanglosen Oooh, oooh's ziehen diesen an sich schönen Song in eine pomadige Länge, der um die Hälfte gekürzt wesentlich schöner und eingängiger gewesen wäre. Das Album „Mystery Drug“ ist schön anzuhören, reisst aber nicht vom Hocker und reicht nicht ganz an das Niveau des Vorgängers heran.

US RAILSHeartbreak SuperstarBlue Rose

mey. Nach ihrer längeren Euro-pa Tour 2012 und der dazuge-hörigen Live Doppel CD mit DVD erscheint das dritte re-guläre Studioalbum von US Rails. Ben Arnold, Joseph Parsons, Tom Gillam, Scott Bricklin und Matt Muir bringen dreizehn Songs auf ihrem Album unter. Da jeder dieser Musiker für sich ein exzellen-ter Songwriter und Sänger ist, fällt es ihnen dementspre-chend leicht mit „Heartbreak Superstar“ ein abwechslungs-reiches Americana Southern Rock Album abzuliefern. Jeder Song tönt natürlich durch den permanenten Wechsel der Lead Vocals immer anders, was zu einem spannenden Resultat führt. Mit dem Titel-track „Heartbreak Superstar“ den rockigeren Songs „Heaven Right Now“, „Follow The Light“ und “Love Reaction” wird rollender bis kantiger Americana mit Southern Rock Einflüssen zelebriert. „Fear-less“ und „Old Faithful“ klin-gen radiotauglicher. Mit schö-nen Gesangsarrangements sorgen „US Rails“ für einen nachhaltigen Groove in den Gehörgängen. Tom Gillam's „Devil In My Hands“ zeigt auch einmal die dunkleren Seiten der Band. „Drag Me Down“ aus der Feder von Scott Bricklin überzeugt durch seinen speziellen Groove und den tollen Songaufbau. Die Erwartungen an eine Band, die aus fünf hervorragenden

Einzelmusikern zusammen gestellt ist, sind entsprechend hoch. Eine kompromisslose satte Produktion und gutes Songmaterial erfüllen weitge-hend diese Haltung. „Heart-break Superstar“ ist ein ge-lungenes Werk mit ganz klei-nen Abstrichen. Der Platz-halter „Most Of It“ passt nicht wirklich auf das Album und erscheint wie ein Fremdkörper. Ansonsten Daumen hoch.

DAILEY & VINCENTBrothers Of The Highway Rounder Records

mey. Für viele Country und Bluegrass Fans sind Jamie Dailey und Darrin Vincent spätestens seit ihrem Auftritt in Gstaad beim Countryfestival 2011 ein Begriff. Die beiden Ausnahmegitarristen, Bassist und Sänger sind aus der amerikanischen Bluegrass Szene nicht mehr wegzuden-ken. Seit Jahren gewinnen sie Preise auf Preise und Nomina-tionen bei Bluegrass Vereini-gungen gehören zum Alltags-geschäft des Duos. Mit „Brothers Of The Highway“ erscheint das sechste Album von Dailey & Vincent. Schon beim erstmaligen Hören lässt sich auch hier sagen: Auch dieses Album wird in den Bluegrass Charts wieder auf Nummer 1 landen. Im Moment sind in Sachen Vocal Duos die beiden das Mass aller Dinge. Einfach sensationell wie sich diese Stimmen harmonisch ergänzen. Dazu kommt das Spiel der Musiker, die zu den Meistern ihrer Klassen gehö-ren. Sei es Banjo, Mandoline oder Fiddle die wir alle in einer tollen modernen Aufmachung hören. Ein Spitzenalbum, das auf dem Bluegrass Sektor wirklich keine Wünsche offen lässt. Mit zwölf Songs ist die-ses Album auch gut „be-stückt“. Schon der Opener „Steel Drivin' Man“ geht wahr-lich ab wie die Post. Ein Blue-grass Song mit modernen Ein-schlägen, der total Spass macht. „Brothers Of The Highway“, „Tomorrow I'll Be Gone“ usw. Stück für Stück wahre Perlen, die wir auf

diesem Album hören. „Hills Of Caroline“ von Vince Gill wird hervorragend umgesetzt. Nur mit akustischen Gitarren wer-den die Stimmen von Jamie Dailey und Darrin Vincent untermalt. Mit „Howdy Neigh-bor Howdy“ und „Back To Hancock County“ fühle ich mich in die vierziger bis fünfzi-ger Jahre zurück versetzt. Old Style Bluegrass in Hochform. Also fertig mit Lobhudelei – „Brothers Of The Highway“ von Dailey&Vincent haben ganz klar die Höchstnote verdient. SENSATIONELL!

THE STATESBORO REVUERamble On Privilege Creek Blue Rose

mey. Wer The Statesboro Revue kennt, weiss in was für grosse Spuren das neuste Album steigen muss. Mit „Ramble On Privilege Creek“ bringen das Brüderpaar Stewart und Garrett Mann das vierte Album auf den Markt. Das Debutalbum von 2008 „Different Kind Of Light“ war ein vielbeachtetes und auch bemerkenswertes Album. Was weiter auffällt ist die Mitarbeit von Mastermind Stewart Mann's jüngerem Bruder Garett an der Gitarre und an den Backing Vocals. Sicher haben sich The Statesboro

Revue stilistisch ein wenig geändert. Die Band tönt reifer mit mehr Tiefgang. Ihre Songs haben die überraschende Wildheit von „Different Kind“ abgelegt. Kurzum das Face-lifting hat der Band auf keinen Fall geschadet. „Ramble On Privilege Creek“ ist ein rundes Ding, das nach mehrmaligem Hören seine volle Bandbreite entfaltet. Balladeske Songs wie „Huck Finn“, ein schöner weicher Southern Song oder „Cold November“ entfalten erst nach mehrmaligem Hören ihre volle Stärke. „Another Day In Rome“ überzeugt schon nach den ersten Akkorden. Eine wunderbare Ballade, die zuerst nur von der Gitarre lebt aber dann durch eine treiben-de Orgel an Kraft und Aus-druck gewinnt. Über die

stimmlichen Qualitäten von Stewart Mann musste man noch nie diskutieren. „Til I Leave“ sowie „Hands On The Sun“ bringen ordentlich Groove in die Stube. “Ramble On Privilege Creek” hat mich überrascht, aber gleichzeitig auch erstaunt. Es ist immer schwierig nach einem Hammer-debut das musikalische Niveau zu halten. The Statesboro Revue haben vielleicht etwas von ihrer Wildheit und experi-mentellen Rohheit eingebüsst, dafür sind sie musikalisch aus-gewogener und reifer gewor-den. Das steht ihnen auch ganz gut an.

THE DEL-LORDSElvis ClubBlue Rose

mey. Da hört man von einer Band mehr als zwanzig Jahre nichts und dann kommen sie

zurück mit einem Album, das sich gewaschen hat. Mit „Elvis Club“ gelingt den Gitarren-rockern aus New York ein furioses Album. Eric „Roscoe“ Ambel, Michael Duclos, Frank Funard, Scott Kempner klingen mit ihren scheppernden Gitar-renriffs und dem Gesang wie eine Mischung aus Tom Petty und dem jungen Neil Young. Midtempo Rock mit Americana Einflüssen und leichten Punk-anleihen ist wohl die kompli-zierte Bezeichnung des Stils in dem sich die Del-Lords bewe-gen. Immer dominant die mes-serscharfen Gitarren und der leicht kaputte Gesang, die den Songs ihren speziellen Stempel aufdrücken. „When The Drugs Kick In“ ist der ideale Opener zu diesem Album. „Princess“ leitet mit seinem dominanten Intro in einen groovigen Rocksong. „Chicks, Man!“ kommt leicht punkig daher. Rotzig und fre-cher kann man diesen Song nicht interpretieren, um immer noch glaubwürdig zu bleiben. Mit „Flying“ und „All Of My Life“ wird die Intensität deutlich heruntergefahren. Besonders das melancholische „All Of My Life“ zeigt eine andere Seite der Band. Spätestens bei „Me And The Lord Blues“ wird die Axt wieder ausgepackt. Ein toll gemachter Song mit guten und

interessanten Wechseln. Geheim-favorit ist wohl „You Can Make A Mistake One Time“ Die uralten Gitarrensounds wie vor 40 Jahren und der leicht nasale Gesang machen diesen Song sehr spe-ziell. Ein gelungenes Comeback von The Del-Lords. „Elvis Club“ ist ein Album das auch moder-nen Ansprüchen auf diesem Sektor standhalten kann.

LEE ANN WOMACKThe Definitive CollectionHump Head Records

mey. Fans der traditionelleren Countryklänge ist der Name Lee Ann Womack ein Begriff. Die 1966 in Jacksonville (Texas) geborene Sängerin und Songwriterin gilt als eine der unterschätztesten Count-rystimmen in Amerika. Als Song-schreiberin für Grössen wie Bill Anderson und Ricks Skaggs machte sie sich in der Nashville Szene einen Namen. Ihr 1997 erschienenes Debut Album „Lee Ann Womack“ schlug auf Anhieb ein. Die ausgekoppelte Single „The Fool“ schaffte es bis Platz 2 der Country Charts. Im gleichen Jahr wurde sie von der Academy of Country Music zur besten Nachwuchssängerin gekürt. Ihr Pech war der Rückzug ihrer damaligen Plattenfirma aus dem Country Music Geschäft. Unter neuem Label entstand 1999 das Album „I Hope You Dance“. Die

daraus ausgekoppelte gleichna-mige Single erreichte auf Anhieb Platz 1 der Country Charts. Der Song „I Hope You Dance“ wurde von der CMA sowie bei MCA als Single des Jahres und Song des Jahres geadelt. Ein Jahr später erhielt Lee Ann Womack einen Grammy für das Duett mit Willie Nelson „Mendocino County Line“. In den folgenden Jahren ent-wickelte sie sich weg vom tradi-tionellen Country in Richtung radiotauglicher Popmusik. Ihr Album „Something Worth Leaving Behind“ konnte nicht mehr an den Erfolg von „I Hope You Dance“ anknüpfen. 2005 mit dem wieder traditionelleren Album „There's More Where That Came From“ fand sie den Weg zurück zu kommerziel-len Erfolgen. Dieses Album erhielt wieder sehr gute Kritiken und wur-de mit dem CMA Award für „Bestes Album des Jahres“ ausgezeichnet. Im Oktober 2008 erschien ihr bisher letztes Studioalbum „Call Me Cra-zy“. Mit der Doppel CD „The Defini-tive Collection“ erscheint nun ein Sampler mit den wichtigsten Songs von Lee Ann Womack. Auf jeder Scheibe sind siebzehn Songs ver-treten, von denen mehrere als wah-re Perlen der Country Music gelten.

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Americana/Roots/Country CD Americana/Roots/Country CD

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I SEE HAWKS IN LAMystery DrugBlue Rose

mey. Nach dem letztjährigen Album „New Kind of Lonely“ erscheint schon ein Jahr später das siebte Album „Mystery Drug“ der Folk Country Blue-grass Band „I See Hawks in LA“. Rob Waller: Lead Vocals, Acoustic Guitar; Paul Lacques: Guitars, Vocals; Paul Marshall: Bass, Vocals bilden wie immer den Grundstock der Band. Unterstützt werden sie durch: Shawn Nourse, Victoria Jacobs, Anthony Lacques, Marc Doten, Rick Shea, Pete Grant und Richie Lawrence. Ein tenden-ziell eher ruhiges, folkiges Al-bum war das Resultat dieser Aufnahmesessions. Rob Waller versteht es auch auf diesem Album schöne Geschichten und Storys zu erzählen. Seine tiefe Stimme hat viel Charakter und Persönlichkeit und passt vorzüglich in den eigenen Sound dieser Band. Mit „Oklahoma's Going Dry“ geht es recht gemächlich ans Werk. Im Stile eines Mid-Tempo Country Songs mit schönen Steel Guitar Parts rieselt der Titel dahin. Bei „Mystery Drug“ und „Yesterday's Coffee“ wird aber schon mal auf die Bremse gedrückt. Im langsamen Tempo fühlt sich diese Band wohl. Hier zeigen die Lyrics Wirkung und die Stimme von Rob Waller kommt voll zur Entfaltung. Eine tolle elektrische Slide Guitar eröffnet den Song „The Beauty Of The Better States“. Aber auch im rollenden Beat verliert Waller nie die Kontrolle über seine Stimme. Passend zum Stil der Band bleibt man sich treu. „We Could All Be In Laughlin Tonight“ fliesst wieder mit der Untermalung der schwülstigen Steel Guitar dahin. Das ist wohl der einzige Abstrich dieses Albums. Hier tönt alles zu ähnlich und im festen Schema von Waller/ Lacques/Marshall Spectrum. Die zwei Shorts „Stop Driving Like An Asshole“ und „My Local Merchants“ fallen da leicht aus dem Rahmen. Kurz und prägnant die Statements der Band. Den Abschluss

dieses Albums bildet „The River Knows“. Mit 7:43 Minuten weist der Song schon fast eine epochale Länge aus. Doch die belanglosen Oooh, oooh's ziehen diesen an sich schönen Song in eine pomadige Länge, der um die Hälfte gekürzt wesentlich schöner und eingängiger gewesen wäre. Das Album „Mystery Drug“ ist schön anzuhören, reisst aber nicht vom Hocker und reicht nicht ganz an das Niveau des Vorgängers heran.

US RAILSHeartbreak SuperstarBlue Rose

mey. Nach ihrer längeren Euro-pa Tour 2012 und der dazuge-hörigen Live Doppel CD mit DVD erscheint das dritte re-guläre Studioalbum von US Rails. Ben Arnold, Joseph Parsons, Tom Gillam, Scott Bricklin und Matt Muir bringen dreizehn Songs auf ihrem Album unter. Da jeder dieser Musiker für sich ein exzellen-ter Songwriter und Sänger ist, fällt es ihnen dementspre-chend leicht mit „Heartbreak Superstar“ ein abwechslungs-reiches Americana Southern Rock Album abzuliefern. Jeder Song tönt natürlich durch den permanenten Wechsel der Lead Vocals immer anders, was zu einem spannenden Resultat führt. Mit dem Titel-track „Heartbreak Superstar“ den rockigeren Songs „Heaven Right Now“, „Follow The Light“ und “Love Reaction” wird rollender bis kantiger Americana mit Southern Rock Einflüssen zelebriert. „Fear-less“ und „Old Faithful“ klin-gen radiotauglicher. Mit schö-nen Gesangsarrangements sorgen „US Rails“ für einen nachhaltigen Groove in den Gehörgängen. Tom Gillam's „Devil In My Hands“ zeigt auch einmal die dunkleren Seiten der Band. „Drag Me Down“ aus der Feder von Scott Bricklin überzeugt durch seinen speziellen Groove und den tollen Songaufbau. Die Erwartungen an eine Band, die aus fünf hervorragenden

Einzelmusikern zusammen gestellt ist, sind entsprechend hoch. Eine kompromisslose satte Produktion und gutes Songmaterial erfüllen weitge-hend diese Haltung. „Heart-break Superstar“ ist ein ge-lungenes Werk mit ganz klei-nen Abstrichen. Der Platz-halter „Most Of It“ passt nicht wirklich auf das Album und erscheint wie ein Fremdkörper. Ansonsten Daumen hoch.

DAILEY & VINCENTBrothers Of The Highway Rounder Records

mey. Für viele Country und Bluegrass Fans sind Jamie Dailey und Darrin Vincent spätestens seit ihrem Auftritt in Gstaad beim Countryfestival 2011 ein Begriff. Die beiden Ausnahmegitarristen, Bassist und Sänger sind aus der amerikanischen Bluegrass Szene nicht mehr wegzuden-ken. Seit Jahren gewinnen sie Preise auf Preise und Nomina-tionen bei Bluegrass Vereini-gungen gehören zum Alltags-geschäft des Duos. Mit „Brothers Of The Highway“ erscheint das sechste Album von Dailey & Vincent. Schon beim erstmaligen Hören lässt sich auch hier sagen: Auch dieses Album wird in den Bluegrass Charts wieder auf Nummer 1 landen. Im Moment sind in Sachen Vocal Duos die beiden das Mass aller Dinge. Einfach sensationell wie sich diese Stimmen harmonisch ergänzen. Dazu kommt das Spiel der Musiker, die zu den Meistern ihrer Klassen gehö-ren. Sei es Banjo, Mandoline oder Fiddle die wir alle in einer tollen modernen Aufmachung hören. Ein Spitzenalbum, das auf dem Bluegrass Sektor wirklich keine Wünsche offen lässt. Mit zwölf Songs ist die-ses Album auch gut „be-stückt“. Schon der Opener „Steel Drivin' Man“ geht wahr-lich ab wie die Post. Ein Blue-grass Song mit modernen Ein-schlägen, der total Spass macht. „Brothers Of The Highway“, „Tomorrow I'll Be Gone“ usw. Stück für Stück wahre Perlen, die wir auf

diesem Album hören. „Hills Of Caroline“ von Vince Gill wird hervorragend umgesetzt. Nur mit akustischen Gitarren wer-den die Stimmen von Jamie Dailey und Darrin Vincent untermalt. Mit „Howdy Neigh-bor Howdy“ und „Back To Hancock County“ fühle ich mich in die vierziger bis fünfzi-ger Jahre zurück versetzt. Old Style Bluegrass in Hochform. Also fertig mit Lobhudelei – „Brothers Of The Highway“ von Dailey&Vincent haben ganz klar die Höchstnote verdient. SENSATIONELL!

THE STATESBORO REVUERamble On Privilege Creek Blue Rose

mey. Wer The Statesboro Revue kennt, weiss in was für grosse Spuren das neuste Album steigen muss. Mit „Ramble On Privilege Creek“ bringen das Brüderpaar Stewart und Garrett Mann das vierte Album auf den Markt. Das Debutalbum von 2008 „Different Kind Of Light“ war ein vielbeachtetes und auch bemerkenswertes Album. Was weiter auffällt ist die Mitarbeit von Mastermind Stewart Mann's jüngerem Bruder Garett an der Gitarre und an den Backing Vocals. Sicher haben sich The Statesboro

Revue stilistisch ein wenig geändert. Die Band tönt reifer mit mehr Tiefgang. Ihre Songs haben die überraschende Wildheit von „Different Kind“ abgelegt. Kurzum das Face-lifting hat der Band auf keinen Fall geschadet. „Ramble On Privilege Creek“ ist ein rundes Ding, das nach mehrmaligem Hören seine volle Bandbreite entfaltet. Balladeske Songs wie „Huck Finn“, ein schöner weicher Southern Song oder „Cold November“ entfalten erst nach mehrmaligem Hören ihre volle Stärke. „Another Day In Rome“ überzeugt schon nach den ersten Akkorden. Eine wunderbare Ballade, die zuerst nur von der Gitarre lebt aber dann durch eine treiben-de Orgel an Kraft und Aus-druck gewinnt. Über die

stimmlichen Qualitäten von Stewart Mann musste man noch nie diskutieren. „Til I Leave“ sowie „Hands On The Sun“ bringen ordentlich Groove in die Stube. “Ramble On Privilege Creek” hat mich überrascht, aber gleichzeitig auch erstaunt. Es ist immer schwierig nach einem Hammer-debut das musikalische Niveau zu halten. The Statesboro Revue haben vielleicht etwas von ihrer Wildheit und experi-mentellen Rohheit eingebüsst, dafür sind sie musikalisch aus-gewogener und reifer gewor-den. Das steht ihnen auch ganz gut an.

THE DEL-LORDSElvis ClubBlue Rose

mey. Da hört man von einer Band mehr als zwanzig Jahre nichts und dann kommen sie

zurück mit einem Album, das sich gewaschen hat. Mit „Elvis Club“ gelingt den Gitarren-rockern aus New York ein furioses Album. Eric „Roscoe“ Ambel, Michael Duclos, Frank Funard, Scott Kempner klingen mit ihren scheppernden Gitar-renriffs und dem Gesang wie eine Mischung aus Tom Petty und dem jungen Neil Young. Midtempo Rock mit Americana Einflüssen und leichten Punk-anleihen ist wohl die kompli-zierte Bezeichnung des Stils in dem sich die Del-Lords bewe-gen. Immer dominant die mes-serscharfen Gitarren und der leicht kaputte Gesang, die den Songs ihren speziellen Stempel aufdrücken. „When The Drugs Kick In“ ist der ideale Opener zu diesem Album. „Princess“ leitet mit seinem dominanten Intro in einen groovigen Rocksong. „Chicks, Man!“ kommt leicht punkig daher. Rotzig und fre-cher kann man diesen Song nicht interpretieren, um immer noch glaubwürdig zu bleiben. Mit „Flying“ und „All Of My Life“ wird die Intensität deutlich heruntergefahren. Besonders das melancholische „All Of My Life“ zeigt eine andere Seite der Band. Spätestens bei „Me And The Lord Blues“ wird die Axt wieder ausgepackt. Ein toll gemachter Song mit guten und

interessanten Wechseln. Geheim-favorit ist wohl „You Can Make A Mistake One Time“ Die uralten Gitarrensounds wie vor 40 Jahren und der leicht nasale Gesang machen diesen Song sehr spe-ziell. Ein gelungenes Comeback von The Del-Lords. „Elvis Club“ ist ein Album das auch moder-nen Ansprüchen auf diesem Sektor standhalten kann.

LEE ANN WOMACKThe Definitive CollectionHump Head Records

mey. Fans der traditionelleren Countryklänge ist der Name Lee Ann Womack ein Begriff. Die 1966 in Jacksonville (Texas) geborene Sängerin und Songwriterin gilt als eine der unterschätztesten Count-rystimmen in Amerika. Als Song-schreiberin für Grössen wie Bill Anderson und Ricks Skaggs machte sie sich in der Nashville Szene einen Namen. Ihr 1997 erschienenes Debut Album „Lee Ann Womack“ schlug auf Anhieb ein. Die ausgekoppelte Single „The Fool“ schaffte es bis Platz 2 der Country Charts. Im gleichen Jahr wurde sie von der Academy of Country Music zur besten Nachwuchssängerin gekürt. Ihr Pech war der Rückzug ihrer damaligen Plattenfirma aus dem Country Music Geschäft. Unter neuem Label entstand 1999 das Album „I Hope You Dance“. Die

daraus ausgekoppelte gleichna-mige Single erreichte auf Anhieb Platz 1 der Country Charts. Der Song „I Hope You Dance“ wurde von der CMA sowie bei MCA als Single des Jahres und Song des Jahres geadelt. Ein Jahr später erhielt Lee Ann Womack einen Grammy für das Duett mit Willie Nelson „Mendocino County Line“. In den folgenden Jahren ent-wickelte sie sich weg vom tradi-tionellen Country in Richtung radiotauglicher Popmusik. Ihr Album „Something Worth Leaving Behind“ konnte nicht mehr an den Erfolg von „I Hope You Dance“ anknüpfen. 2005 mit dem wieder traditionelleren Album „There's More Where That Came From“ fand sie den Weg zurück zu kommerziel-len Erfolgen. Dieses Album erhielt wieder sehr gute Kritiken und wur-de mit dem CMA Award für „Bestes Album des Jahres“ ausgezeichnet. Im Oktober 2008 erschien ihr bisher letztes Studioalbum „Call Me Cra-zy“. Mit der Doppel CD „The Defini-tive Collection“ erscheint nun ein Sampler mit den wichtigsten Songs von Lee Ann Womack. Auf jeder Scheibe sind siebzehn Songs ver-treten, von denen mehrere als wah-re Perlen der Country Music gelten.

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ReReleases, Best Of, Tributes ReReleases, Best Of, Tributes

Roadrunner veröffentlichen seit ein paar Monaten in schöner Regelmässigkeit Boxen zu einem kleinen Preis. Es werden fünf bis sechs CDs von Bands zusammengefasst, welche in den späten 80ern oder 90ern für Furore gesorgt haben. Die CDs kommen im dünnen Pappschuber daher (man könnte auch in Label-Sprache von LP Replicas sprechen). Dies führt leider auch dazu, dass im Vergleich zu den Originalen alle relevanten Informationen wie Texte und sonstige Details fehlen, weshalb diese Boxen doch kein wirklicher Ersatz für die originalen CDs oder gar LPs sind. Auch ist die Bildqualität auf den Boxen mässig und es wurde versäumt, für die Box selber ein neues Artwork zu kreieren. Für Einsteiger um Komplettisten sind diese Boxen dennoch interessant.

THE COMPLETE ROADRUNNER COLLECTION: BOXSETS

DEICIDE - The Complete Roadrunner Collection 1990-2001

lg. Leider ist die Sammlung doch nicht so vollständig, wie es der Titel suggeriert (es fehlen die Demo-Compilation "Amon: Feasting The Beast" sowie das Live-Album "When Saten Lives") doch kann sich der Fan hier die Sternstunden der Tampa-Death-Metaller um Satansbraten Glenn Benton (v., bs), Steve Asheim (dr.) und die Hoffmann-Brüder an den Klampfen geben. Das Debüt "Deicide" (1990) sowie der Nachfolger "Legion" (1992) sind absolute Klassiker und beinhalten alle Trademarks des Old-School Florida Death Metal. Diese beiden Alben gehören auch zu den erfolgreichsten Genrealben aller Zeiten. Weiter enthalten sind die guten "Once Upon The Cross" (1995) und "Serpents Of The Light" (1997) während die nachfolgenden "Insineratehymn" (2000) und "In Torment, In Hell" (2001) im Vergleich zu den Vorgängern deutlich abfallen.

FEAR FACTORY - The Complete Roadrunner Collection 1992-2001

lg. Auch mit Bezug auf die Kalifornier von Fear Factory um den Gitarristen Dino Cazares und Sänger Burton C. Bell kommt eine Box heraus. Sie enthält die folgenden Werke: "Soul Of A New Machine" (1992), "Demanufacture" (1995), das überflüssige Remix-Album "Remanufacture", "Obsolete" (1998) und schliesslich "Digimortal" (2001). Auf dem ersten Album dominierten noch Death-Metal Einflüsse. Mit "Demanufacture" landeten Fear Factory dann den grossen Coup: Unter Produzent Rhys Fulber baute die Band Industrial-und elektronische Elemente in den Sound ein und landete mit "Replica" einen riesen Klub-Hit. Der groove-orientierte Industrial-Metal war auch das Rezept des herausragenden Albums "Obsolete" und etablierte Fear Factory auf hohem Niveau. Mit "Digimortal" sank dann der Stern von Fear Factory – das Album konnte keinerlei neue Akzente setzen.

OBITUARY - The Complete Roadrunner Collection 1989-2005

lg. Ende der 80-er Jahre sind ganz am Anfang des Florida-Death Metal Booms Obituary um die beiden Tardy-Bruder aufgetaucht und schlugen mit Ihrem Debüt "Slowly We Rot" (1989) wie eine Bombe ein. Sehr schneller Death-Metal wurde mit langsamen Celtic Frost-artigen Riffs gepaart, was mit dem extrem krassen Gebrülle von John Tardy zu einer höchst explosiven Mischung wurde. Mit "Cause Of Death" (1990) und "The End Complete" (1992) haben Obituary ihren Still verfeinert und die Welt erobert – sie wurden zu einer der erfolgreichsten Death Metal Bands aller Zeiten. Mit "World Demise" (1994) und "Back From The Dead" wurden keinerlei neue Akzente gesetzt und in der Folge des nachlassenden Death-Metal Booms verschwanden Obituary etwas von der Bildfläche bevor sie mit dem coolen "Frozen In Time" (2005) wieder zu alter Stärke aufliefen. Alle genannten Alben sind in vorliegender Box enthalten, welche sehr zu empfehlen ist. Dass die Texte nicht dabei sind, stört hier nicht, denn John Tardy hat auf den Frühwerken von Obituary auf gutturale Geräusche statt auf echte Songtexte gesetzt.

SEPULTURA - The Complete Max Cavalera Collection 1987-1996

lg. Hier ist das Wort "Complete" ein Witz, denn die Frühwerke von Sepultura, die Songs der Split EP "Bestial Devastation" (1985) mit Overdose und das Debüt "Morbid Visions" (1986) werden aussen vor gelassen, wo Max Cavalera natürlich auch mit von der Partie war. Zugegebenermassen dominierte dann etwas holpriger Black-Thrash den Bandsound, doch geniessen die Frühwerke Kultstatus und waren für die Entwicklung der Brasilianer von eminenter Bedeutung. Das erste hier enthaltene Album ist "Schizophrenia" (1987), auf welchem erstmals Andreas Kisser an der Gitarre zu hören ist. Darauf dominiert cooler, aber etwas dünn produzierter Thrash. Ganz anders geht es dann weiter mit "Beneath The Remains" (1989) und "Arise" (1991), welche beide mit einer Produktion der damals in den Morissound-Studios von Tampa aktiven Kultproduzenten Scott Burns versehen sind und Sepultura massiv am Thrash-Metal Thron der damaligen Könige von Slayer sägen liess. Doch die Anbiederung am New Metal ("Chaos A.D", 1993), der Einbau von Tribal-Sounds ("Roots", 1996) sowie der darauffolgende Ausstieg des charismatischen Frontmanns Max Cavalera machte Sepultura einen Strich durch den Plan. Alle Alben auf dieser Box sind für sich einzigartig und sollten in keiner ernstzunehmenden Metal-Sammlung fehlen.

KIND DIAMOND -The Complete Roadrunner Collection 1986-1990

lg. In vorliegendem Boxset sind die grössten Klassiker und besten Alben von King Diamond enthalten. "Fatal Portrait" (1986), "Abigail" (1987), "Them" (1988), "Conspiracy" (1989) und "The Eye" (1990) sind stilprägend und dürfen in keiner ernstzunehmenden Metal-Sammlung fehlen. Während "Fatal Portrait" noch sehr stark an Mercyful Fate, der vorherigen Band von Sänger King Diamond (bürgerlich Kim Bendix Petersen), angelehnt ist, hat sich auf "Abigail" und "Them" (für viele die beiden besten Alben des Diamantenkönigs überhaupt), der im klassischen und progressiven Heavy-Metal verwurzelte Stil vollständig entfaltet. Weitergeführt wird das Theatralische auch auf den nachfolgenden beiden Geniestreichen "Conspiracy" und "The Eye". Alle Alben ab "Abigail" sind Konzeptalben und im (okkulten) Horrorbereich anzusiedeln. Trademarks der Musik sind der extreme Falsettgesang des Königs persönlich sowie das herausragende Gitarrenspiel von Andy La Rocque. Leider ist auch diese Sammlung nicht so vollständig, wie es der Titel einem schmackhaft machen will: Alle EPs und Maxis aus dieser Zeit fehlen

("No Presents For Christmas", "Halloween", "The Family Ghost", "The Dark Sides"). Eine zusätzliche CD hätte diese Veröffentlichungen locker abgedeckt und diese Box wertiger gemacht. Dennoch ist vorliegende Veröffentlichung essentiell. König, erhöre die Rufe Deiner Jünger und komm doch mit Deiner massiven Show endlich wieder mal die Schweiz. Und vergiss bitte Deine Grossmutter nicht…

TYPE O NEGATIVE - The Complete Roadrunner Collection 1992-2001

lg. Diese Roadrunner-Sammlung ist für einmal komplett: Die sechs ersten Alben von Type O Negative, der Gothic-Metal Band aus Brooklyn/NY um den charismatischen Frontmann Peter Steele (v., bs./† 2010) mit der tiefsten Metal-Stimme werden darin zusammengefasst. Während das extrem schwere Debüt "Slow, Deep And Hard" mit kontroversen Song-Titeln die Polemik um die frühere Band von Peter Steele, Carnivore, weiter anfachte und musikalisch ohne Wenn und Aber überzeugen konnte, ist die nachfolgende Scheibe "The Origin Of The Feeces" (ein Fake-Live-Album) mehr oder weniger verzichtbar. Richtig durchstarten konnten Type O Negative mit dem 93er-Album "Bloody Kisses", auf welchem die Jahrhundertsongs und Gothic-Metal Epen "Christian Woman" und "Black No. 1" verewigt sind. Auch "October Rust" (1996) schlug in die gleiche Kerbe wie der Vorgänger und enthält einerseits eingängige Songs und anderseits sehr düstere schwere Tracks sowie wütende Punk-Ausbrüche. Die späteren "World Is Coming Down" (1999) und "Life Is Killing Me" (2003) vereinen alle Type O Negative Trademarks

(inklusive des düsteren Humors von Peter Steele), konnten aber keine weiteren Akzente setzen. Leider fehlen auch hier Bonustracks gänzlich (man denke da an den Rerelease von "Bloody Kisses" aus dem Jahre 1994, der mit 8 zusätzlichen Songs angereichert war, oder an "The Least Worst Of Type O Negative"). Dennoch coole Sammlung.

LIFE OF AGONY - The Complete Roadrunner Collection 1989-2005

lg. Life Of Agony aus New York sind eine Rock-/Metal-Band, welche in den 90er Jahren zu den ganz Grossen der Szene gehörte. Das recht wütende und groovende Debüt "River Runs Red" aus dem Jahre 1993 schlug ein wie eine Bombe und könnte als erste Emo-Metal-Scheibe bezeichnet werden. Inhaltlich handelt das Album von der letzten Lebenswoche eines jungen Mannes, der überwältigt von seinen Problemen am Ende des Album Suizid begeht. "Through And Through" war der Hit des Albums und dürfte noch einigen bekannt sein. Auch der sehr charismatische Gesang von Keith Caputo gilt als Trademark der Scheibe. "Ugly" (1995) schlug in die gleiche Kerbe während Life Of Agony auf dem dritten Album "Soul Searching Sun" etwas gemächlicher zu Werke gingen. Nette Box, welche auch die Raritäten-Compilation ("1989-1999") sowie die Live-Scheibe "Unplugged At Lowlands Festival '97". Aber auch hier sind Bonustracks Fehlanzeige.

COCHISE Velvet Mountain – An Anthology 1970-1972Esoteric Recordings / Cherry Red

rp. Man könnte die englische Band Cochise auf den späteren Wirkungsbereich ihrer Bandmit-glieder reduzieren, wenn man wollte. Gitarrist Mick Grabham veröffentlichte nach der Auflö-sung des Quintettes 1972 ein Soloalbum und stieg dann bei Procol Harum ein. Pedalsteel-Gitarrist B.J. Cole veröffentliche ebenso ein Solowerk und avan-cierte danach zu einem gefragten

Sessionmusiker für Elton John, Uriah Heep und andere. Und Rick Wills (Bass) und John "Wil-lie" Wilson (Drums) spielten auf David Gilmour's (Pink Floyd) Solo-debüt von 1978. Damit wird man Cochise aber keineswegs gerecht. Das Quintett bestand nicht nur aus versierten Musikern sondern hatte auch in kompositorischer Hinsicht einiges zu bieten. Ihre drei Alben, zwischen 1970 und 1972 erschienen, enthalten feinen, zuweilen herausragenden West-coast und Countryrock amerika-nischer Prägung. Die 2-CD Com-pilation «Velvet Mountain – An Anthology 1970-1972» ruft diese Qualitäten erneut in Erinnerung. Neben allen drei Alben sind auch Songs von Singles enthalten. Nummern wie «Velvet Mountain», «Trafal-gar Day», «Watch This Space», «Past love», «Jed Coll-der», «Home Again», «Lost Hearts», «Can I Break Your Heart», «Blind Love», «So Many Times» oder «Up And Down» sind zeitlose Klassiker dieses Genres.

rp Der amerikanische Sänger, Musiker, Komponist und Produzent Tandyn Almer ist im Januar dieses Jahres 70-jährig verstorben. Falls ihnen dieser Name nichts sagt, werden Songs wie «Along Comes Mary», «Musty Dusty», «Marcella» oder «Sail on, Sailor» eher die eine oder andere Glocke läuten lassen. Almer hat «Along Comes Mary» verfasst und damit 1966 The Association einen Hit beschert. Besagter Song wurde später u.a. von George Benson, 24-7 Spyz und Bloodhound Gang nachgespielt. «Musty Dusty» verfasste er mit dem leider vergessenen Sixties-Wunderkind Curt Boettcher (u.a. Produzent The Association) und «Marcella» und «Sail On, Sailor» waren Beach-Boys-Songs, an denen er mitbeteiligt war. Tandyn Almer, der einer bipolaren Störung litt,

war als Komponist u.a. für Plattenfirmen wie A&M Records oder Musikverlage wie Davon, Vance und Irving Music tätig. Die fünfzehn Songs auf «Along Comes Tandyn» sind Demos für Davon Music, entstanden zwischen 1965 und 1966. Gedacht waren sie als mögliche Hits für Bands. Nur wenige davon wurden aber tatsächlich gebraucht, z.B. «Anything You Want» oder «Bring Your Own Self Down». Charterfolge konnte keiner verbuchen. Was schon etwas verwundert. Songs wie «Find Yourself», «Anything You Want», «About Where Love Is», «There's Gotta Be A Way», «I Get High» oder dem an Bob Dylan mahnenden Abschluss «Sunset Strip Soliloquy», stilistisch irgendwo zwischen Softpop, Pop, R'n'B und dezentem Psychedelik situiert, hätten Potential für mehr gehabt.

TANDYN ALMERAlong Comes Tandyn Sundazed

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ReReleases, Best Of, Tributes ReReleases, Best Of, Tributes

Roadrunner veröffentlichen seit ein paar Monaten in schöner Regelmässigkeit Boxen zu einem kleinen Preis. Es werden fünf bis sechs CDs von Bands zusammengefasst, welche in den späten 80ern oder 90ern für Furore gesorgt haben. Die CDs kommen im dünnen Pappschuber daher (man könnte auch in Label-Sprache von LP Replicas sprechen). Dies führt leider auch dazu, dass im Vergleich zu den Originalen alle relevanten Informationen wie Texte und sonstige Details fehlen, weshalb diese Boxen doch kein wirklicher Ersatz für die originalen CDs oder gar LPs sind. Auch ist die Bildqualität auf den Boxen mässig und es wurde versäumt, für die Box selber ein neues Artwork zu kreieren. Für Einsteiger um Komplettisten sind diese Boxen dennoch interessant.

THE COMPLETE ROADRUNNER COLLECTION: BOXSETS

DEICIDE - The Complete Roadrunner Collection 1990-2001

lg. Leider ist die Sammlung doch nicht so vollständig, wie es der Titel suggeriert (es fehlen die Demo-Compilation "Amon: Feasting The Beast" sowie das Live-Album "When Saten Lives") doch kann sich der Fan hier die Sternstunden der Tampa-Death-Metaller um Satansbraten Glenn Benton (v., bs), Steve Asheim (dr.) und die Hoffmann-Brüder an den Klampfen geben. Das Debüt "Deicide" (1990) sowie der Nachfolger "Legion" (1992) sind absolute Klassiker und beinhalten alle Trademarks des Old-School Florida Death Metal. Diese beiden Alben gehören auch zu den erfolgreichsten Genrealben aller Zeiten. Weiter enthalten sind die guten "Once Upon The Cross" (1995) und "Serpents Of The Light" (1997) während die nachfolgenden "Insineratehymn" (2000) und "In Torment, In Hell" (2001) im Vergleich zu den Vorgängern deutlich abfallen.

FEAR FACTORY - The Complete Roadrunner Collection 1992-2001

lg. Auch mit Bezug auf die Kalifornier von Fear Factory um den Gitarristen Dino Cazares und Sänger Burton C. Bell kommt eine Box heraus. Sie enthält die folgenden Werke: "Soul Of A New Machine" (1992), "Demanufacture" (1995), das überflüssige Remix-Album "Remanufacture", "Obsolete" (1998) und schliesslich "Digimortal" (2001). Auf dem ersten Album dominierten noch Death-Metal Einflüsse. Mit "Demanufacture" landeten Fear Factory dann den grossen Coup: Unter Produzent Rhys Fulber baute die Band Industrial-und elektronische Elemente in den Sound ein und landete mit "Replica" einen riesen Klub-Hit. Der groove-orientierte Industrial-Metal war auch das Rezept des herausragenden Albums "Obsolete" und etablierte Fear Factory auf hohem Niveau. Mit "Digimortal" sank dann der Stern von Fear Factory – das Album konnte keinerlei neue Akzente setzen.

OBITUARY - The Complete Roadrunner Collection 1989-2005

lg. Ende der 80-er Jahre sind ganz am Anfang des Florida-Death Metal Booms Obituary um die beiden Tardy-Bruder aufgetaucht und schlugen mit Ihrem Debüt "Slowly We Rot" (1989) wie eine Bombe ein. Sehr schneller Death-Metal wurde mit langsamen Celtic Frost-artigen Riffs gepaart, was mit dem extrem krassen Gebrülle von John Tardy zu einer höchst explosiven Mischung wurde. Mit "Cause Of Death" (1990) und "The End Complete" (1992) haben Obituary ihren Still verfeinert und die Welt erobert – sie wurden zu einer der erfolgreichsten Death Metal Bands aller Zeiten. Mit "World Demise" (1994) und "Back From The Dead" wurden keinerlei neue Akzente gesetzt und in der Folge des nachlassenden Death-Metal Booms verschwanden Obituary etwas von der Bildfläche bevor sie mit dem coolen "Frozen In Time" (2005) wieder zu alter Stärke aufliefen. Alle genannten Alben sind in vorliegender Box enthalten, welche sehr zu empfehlen ist. Dass die Texte nicht dabei sind, stört hier nicht, denn John Tardy hat auf den Frühwerken von Obituary auf gutturale Geräusche statt auf echte Songtexte gesetzt.

SEPULTURA - The Complete Max Cavalera Collection 1987-1996

lg. Hier ist das Wort "Complete" ein Witz, denn die Frühwerke von Sepultura, die Songs der Split EP "Bestial Devastation" (1985) mit Overdose und das Debüt "Morbid Visions" (1986) werden aussen vor gelassen, wo Max Cavalera natürlich auch mit von der Partie war. Zugegebenermassen dominierte dann etwas holpriger Black-Thrash den Bandsound, doch geniessen die Frühwerke Kultstatus und waren für die Entwicklung der Brasilianer von eminenter Bedeutung. Das erste hier enthaltene Album ist "Schizophrenia" (1987), auf welchem erstmals Andreas Kisser an der Gitarre zu hören ist. Darauf dominiert cooler, aber etwas dünn produzierter Thrash. Ganz anders geht es dann weiter mit "Beneath The Remains" (1989) und "Arise" (1991), welche beide mit einer Produktion der damals in den Morissound-Studios von Tampa aktiven Kultproduzenten Scott Burns versehen sind und Sepultura massiv am Thrash-Metal Thron der damaligen Könige von Slayer sägen liess. Doch die Anbiederung am New Metal ("Chaos A.D", 1993), der Einbau von Tribal-Sounds ("Roots", 1996) sowie der darauffolgende Ausstieg des charismatischen Frontmanns Max Cavalera machte Sepultura einen Strich durch den Plan. Alle Alben auf dieser Box sind für sich einzigartig und sollten in keiner ernstzunehmenden Metal-Sammlung fehlen.

KIND DIAMOND -The Complete Roadrunner Collection 1986-1990

lg. In vorliegendem Boxset sind die grössten Klassiker und besten Alben von King Diamond enthalten. "Fatal Portrait" (1986), "Abigail" (1987), "Them" (1988), "Conspiracy" (1989) und "The Eye" (1990) sind stilprägend und dürfen in keiner ernstzunehmenden Metal-Sammlung fehlen. Während "Fatal Portrait" noch sehr stark an Mercyful Fate, der vorherigen Band von Sänger King Diamond (bürgerlich Kim Bendix Petersen), angelehnt ist, hat sich auf "Abigail" und "Them" (für viele die beiden besten Alben des Diamantenkönigs überhaupt), der im klassischen und progressiven Heavy-Metal verwurzelte Stil vollständig entfaltet. Weitergeführt wird das Theatralische auch auf den nachfolgenden beiden Geniestreichen "Conspiracy" und "The Eye". Alle Alben ab "Abigail" sind Konzeptalben und im (okkulten) Horrorbereich anzusiedeln. Trademarks der Musik sind der extreme Falsettgesang des Königs persönlich sowie das herausragende Gitarrenspiel von Andy La Rocque. Leider ist auch diese Sammlung nicht so vollständig, wie es der Titel einem schmackhaft machen will: Alle EPs und Maxis aus dieser Zeit fehlen

("No Presents For Christmas", "Halloween", "The Family Ghost", "The Dark Sides"). Eine zusätzliche CD hätte diese Veröffentlichungen locker abgedeckt und diese Box wertiger gemacht. Dennoch ist vorliegende Veröffentlichung essentiell. König, erhöre die Rufe Deiner Jünger und komm doch mit Deiner massiven Show endlich wieder mal die Schweiz. Und vergiss bitte Deine Grossmutter nicht…

TYPE O NEGATIVE - The Complete Roadrunner Collection 1992-2001

lg. Diese Roadrunner-Sammlung ist für einmal komplett: Die sechs ersten Alben von Type O Negative, der Gothic-Metal Band aus Brooklyn/NY um den charismatischen Frontmann Peter Steele (v., bs./† 2010) mit der tiefsten Metal-Stimme werden darin zusammengefasst. Während das extrem schwere Debüt "Slow, Deep And Hard" mit kontroversen Song-Titeln die Polemik um die frühere Band von Peter Steele, Carnivore, weiter anfachte und musikalisch ohne Wenn und Aber überzeugen konnte, ist die nachfolgende Scheibe "The Origin Of The Feeces" (ein Fake-Live-Album) mehr oder weniger verzichtbar. Richtig durchstarten konnten Type O Negative mit dem 93er-Album "Bloody Kisses", auf welchem die Jahrhundertsongs und Gothic-Metal Epen "Christian Woman" und "Black No. 1" verewigt sind. Auch "October Rust" (1996) schlug in die gleiche Kerbe wie der Vorgänger und enthält einerseits eingängige Songs und anderseits sehr düstere schwere Tracks sowie wütende Punk-Ausbrüche. Die späteren "World Is Coming Down" (1999) und "Life Is Killing Me" (2003) vereinen alle Type O Negative Trademarks

(inklusive des düsteren Humors von Peter Steele), konnten aber keine weiteren Akzente setzen. Leider fehlen auch hier Bonustracks gänzlich (man denke da an den Rerelease von "Bloody Kisses" aus dem Jahre 1994, der mit 8 zusätzlichen Songs angereichert war, oder an "The Least Worst Of Type O Negative"). Dennoch coole Sammlung.

LIFE OF AGONY - The Complete Roadrunner Collection 1989-2005

lg. Life Of Agony aus New York sind eine Rock-/Metal-Band, welche in den 90er Jahren zu den ganz Grossen der Szene gehörte. Das recht wütende und groovende Debüt "River Runs Red" aus dem Jahre 1993 schlug ein wie eine Bombe und könnte als erste Emo-Metal-Scheibe bezeichnet werden. Inhaltlich handelt das Album von der letzten Lebenswoche eines jungen Mannes, der überwältigt von seinen Problemen am Ende des Album Suizid begeht. "Through And Through" war der Hit des Albums und dürfte noch einigen bekannt sein. Auch der sehr charismatische Gesang von Keith Caputo gilt als Trademark der Scheibe. "Ugly" (1995) schlug in die gleiche Kerbe während Life Of Agony auf dem dritten Album "Soul Searching Sun" etwas gemächlicher zu Werke gingen. Nette Box, welche auch die Raritäten-Compilation ("1989-1999") sowie die Live-Scheibe "Unplugged At Lowlands Festival '97". Aber auch hier sind Bonustracks Fehlanzeige.

COCHISE Velvet Mountain – An Anthology 1970-1972Esoteric Recordings / Cherry Red

rp. Man könnte die englische Band Cochise auf den späteren Wirkungsbereich ihrer Bandmit-glieder reduzieren, wenn man wollte. Gitarrist Mick Grabham veröffentlichte nach der Auflö-sung des Quintettes 1972 ein Soloalbum und stieg dann bei Procol Harum ein. Pedalsteel-Gitarrist B.J. Cole veröffentliche ebenso ein Solowerk und avan-cierte danach zu einem gefragten

Sessionmusiker für Elton John, Uriah Heep und andere. Und Rick Wills (Bass) und John "Wil-lie" Wilson (Drums) spielten auf David Gilmour's (Pink Floyd) Solo-debüt von 1978. Damit wird man Cochise aber keineswegs gerecht. Das Quintett bestand nicht nur aus versierten Musikern sondern hatte auch in kompositorischer Hinsicht einiges zu bieten. Ihre drei Alben, zwischen 1970 und 1972 erschienen, enthalten feinen, zuweilen herausragenden West-coast und Countryrock amerika-nischer Prägung. Die 2-CD Com-pilation «Velvet Mountain – An Anthology 1970-1972» ruft diese Qualitäten erneut in Erinnerung. Neben allen drei Alben sind auch Songs von Singles enthalten. Nummern wie «Velvet Mountain», «Trafal-gar Day», «Watch This Space», «Past love», «Jed Coll-der», «Home Again», «Lost Hearts», «Can I Break Your Heart», «Blind Love», «So Many Times» oder «Up And Down» sind zeitlose Klassiker dieses Genres.

rp Der amerikanische Sänger, Musiker, Komponist und Produzent Tandyn Almer ist im Januar dieses Jahres 70-jährig verstorben. Falls ihnen dieser Name nichts sagt, werden Songs wie «Along Comes Mary», «Musty Dusty», «Marcella» oder «Sail on, Sailor» eher die eine oder andere Glocke läuten lassen. Almer hat «Along Comes Mary» verfasst und damit 1966 The Association einen Hit beschert. Besagter Song wurde später u.a. von George Benson, 24-7 Spyz und Bloodhound Gang nachgespielt. «Musty Dusty» verfasste er mit dem leider vergessenen Sixties-Wunderkind Curt Boettcher (u.a. Produzent The Association) und «Marcella» und «Sail On, Sailor» waren Beach-Boys-Songs, an denen er mitbeteiligt war. Tandyn Almer, der einer bipolaren Störung litt,

war als Komponist u.a. für Plattenfirmen wie A&M Records oder Musikverlage wie Davon, Vance und Irving Music tätig. Die fünfzehn Songs auf «Along Comes Tandyn» sind Demos für Davon Music, entstanden zwischen 1965 und 1966. Gedacht waren sie als mögliche Hits für Bands. Nur wenige davon wurden aber tatsächlich gebraucht, z.B. «Anything You Want» oder «Bring Your Own Self Down». Charterfolge konnte keiner verbuchen. Was schon etwas verwundert. Songs wie «Find Yourself», «Anything You Want», «About Where Love Is», «There's Gotta Be A Way», «I Get High» oder dem an Bob Dylan mahnenden Abschluss «Sunset Strip Soliloquy», stilistisch irgendwo zwischen Softpop, Pop, R'n'B und dezentem Psychedelik situiert, hätten Potential für mehr gehabt.

TANDYN ALMERAlong Comes Tandyn Sundazed

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DVD DVD

gehörigen Portion Dreck unter den Fingernägeln glänzt.Aber der Hammer ist die Chefin! Stacie Collins rockt wie der Teufel, ist eine unglaubliche Rampensau, die vor Energie förmlich zu platzen droht. Ihren erwähnten herausragenden Fähigkeiten als Harp-Spielerin stehen ihre gesanglichen Qualitäten in nichts nach, sie beweist grosses Gespür und Gefühl sowohl für Soul, Blues, Rock und natürlich hat sie die speziellen Country-Phrasierungen drauf. Dass sie zudem noch umwerfend aussieht, ist sicher auch kein Nachteil. Stacie Collins kommt in jeder Minute authentisch rüber, es ist ihr deutlich anzusehen, dass sie liebt was sie macht und wenn sie im Stones-Remake „Jumping Jack Flash“ singt „I was born in a crossfire hurricane…“, dann glaubt man ihr aufs Wort.Alles zusammen ergibt eine der geilsten Clubrock-Bands, die man sich vorstellen kann. Die Songs reihen sich wie Perlen auf die Kette. Zwar bleibt die Machart relativ gleich, aber jeder Track glänzt für sich und ergibt in der Summe ein Live-Set ohne Schwachstellen. „You can't kill Rock'n'Roll“ – dafür stehen Stacie und ihre Jungs mit Leib und Seele. Bonus-Track auf der Audio-CD ist AC/DC's „It's A Long Way To The Top“ mit The Quireboys-Gitarrist Paul Guerin als Gast und geilem Harp-Solo von Stacie.Der Sound der DVD/CD ist satt und druckvoll und die Kameraführung unaufgeregt und aufs Wesentliche, der kleinen Bühne entsprechend beschränkt. Aber mehr brauchts auch nicht, um mit dieser Band glücklich zu werden. LET THE MUSIC DO THE TALKING!

hh. Das « Verhängnis » nahm seinen Lauf, als die in Nashville aufgewachsene Stacie Collins, die bis dahin in der herkömmlichen Country-Szene zu Hause war, ein Konzert der ass-kicking-country-rock'n'roller JASON & HE SCORCHERS erlebte. Diese Band, die in den 80ern der amerikanischen Country-Szene mit Stahlkappen-Biker-Boots und hartem Rock›n›Roll ganz gehörig in den Arsch trat, veränderte Stacie Collins Einstellung zur Musik auf breiter Ebene. Dass sie sich ausserdem in Scorchers-Bassist Al Collins verliebte, der dann ihr Ehemann wurde und jetzt ihre Band The Al-Mighty-Three anführt, tat das Übrige dazu. Und so wurde innerhalb kurzer Zeit aus einer gepflegten Nashville Country-Sängerin ein wahrhaftiges Rock'n'Roll Tier, das zudem eine der heissesten und dreckigsten Mundharmonikas dieses Planeten bläst. Das hier vorliegende Konzert wurde letzten Oktober in einem kleinen englischen Pub mitgeschnitten und präsentiert die Essenz aus den besten Momenten von Acts wie The Fabulouse Thunderbirds, The Blasters, Georgia Satellites und natürlich Jason & The Scorchers und die nennt sich „Southern Rockin' Harp Howlin' Twang Banging' Rock'n'Roll“.Die Band rockt hart, groovt und swingt dabei als gäbe es kein Morgen. Da strömt der Schweiss schon beim Zuschauen auf dem heimischen Sofa. Dauergrinser Al Collins ist der perfekte R'n'R-Bassist, der seinen Bass auch mal in bester Lemmy Kilmister Art zur Rhythmus-Gitarre umfunktioniert und souverän die Band leitet. Der junge Drummer Brad Cummings unterlegt das Ganze mit einem massiv harten, punktgenauen Beat und Gitarrist Jason Graumlich, ebenfalls der Nashville Szene zugehörig, beweist sich als herausragender Saitenartist, der sich in allen Bereichen (Country-Picking, Slide, R'n'R) zuhause fühlt und in seinem Spiel mit einer

PAUL McCARTNEY & WINGSRockshowEagle Vision /MV

den USA Shows wurden fest-gehalten auf dem Triple-Album „Wings Over America“, das kurz nach Veröffentlichung 1977 Platz 1 der US-Charts belegte. Das Abschluss-Konzert dieser Tour im riesigen Kingdome von Seattle vor 67'000 Fans wurde gefilmt und in Auszügen als Laser-Disc, Betamax sowie VHS-Kassette 1981 unter die Leute gebracht. Nun, über 30 Jahre später, gibt es diese Wings-Show in voller Länge (139 Minuten) und in remasterter Version inkl. 5.1 Double Sur-round. 29 Songs umfasste die Set-List und neben Wings-Hits wie „Venus & Mars/Rock-show“, „Jet“, „Band On The Run“ oder „Hi Hi Hi“ und natürlich der Oscar nominierte Bond-Titel-song „Live And Let Die“ gab Macca auch ein paar Beatles-Songs zum Besten, was er zu Beginn der Wings-Ära strikt verweigerte. Das Konzerte zeigt McCartney und seine Truppe, bestehend aus den beiden Gitar-risten Jimmy McCulloch, Denny Laine, Drummer Joe English und Paules Gattin Linda an den Key-boards in Topform und blenden-der Spiellaune. Natürlich ent-spricht das Bild den damaligen Gegebenheiten, das heisst die Aufnahmen sind mitunter relativ dunkel und körnig. Die Kamera-führung entspricht ebenfalls der Zeit, was allerdings kein Nach-teil ist, denn so kann der Be-trachter ausgiebig auf den ein-zelnen Musikern und ihrer Per-formance verweilen, ohne dass schnelle Schnitte Hektik auf-kommen lassen. Der Sound jedoch ist, dank sorgfältigem Remastering, tadellos. Somit ergibt sich in jeder Beziehung eine ausgezeichnete Live-Doku-mentation, die die verschie-denen Facetten des ex-Beatle (Rock, Pop, Kitsch, Substantiel-les und Banales) ungekünstelt und ohne Schnickschnack widerspiegelt. Ein grosses Kon-zert, das nicht nur Macca- und Beatles-Fans begeistert, sondern auch in keiner gut sortierten Sammlung fehlen darf und jeden Rappen des Anschaf-fungspreises wert ist. Sehr schön gemacht ist die Ver-

packung in Hardcover-Buchform mit reich bebildertem Booklet und ausführlichen Liner-Notes.

hh. 1976 war der ex-Beatle mit seiner Band Wings auf ausge-dehnter Welttournee, Auszüge aus

zer Tribute-Band der Aussie-Rocker, sondern sie schaffen es regelmässig, den Rocktempel Z7 in Pratteln auszuverkaufen. Etwas, das normalerweise gerade

hh. Die Nordwest-schweizer AC/DC-Tribute Band ist ein Phänomen. Nicht nur ist die Truppe definitiv die beste Schwei-

STACIE COLLINSShinin' Live (+ Audio CD)Blue Rose

Rock'n'Roll Magie

LIVE10. Oktober 2013Pratteln, Galery

weitere Termine im Konzertkalender

LIVE WIRE10 Years – Live At Z7Eigenvertrieb www.live-wire.ch

mal internationale Big-Names schaffen. Im letzten November, zum 10-jährigen Live-Wire-Jubiläum, gelang das sogar an zwei aufeinanderfolgenden Abenden. Die passende Kulisse also, um eins der beiden Jubi-läums-Konzerte in Bild und Ton aufzunehmen. Das Ergebnis liegt nun vor und ist wahrlich beeindruckend. Live Wire brin-gen das volle Programm und machen hier deutlich, weshalb ihr ausgezeichneter Ruf inzwi-schen auch die letzte Ecke der Schweiz erreicht hat. Original-getreu donnert das Quintett die grössten Hits von Angus & Co durch die Halle und bietet dabei noch eine grandiose Show, in der weder For-Those-About-To Rock-Kanone, die riesige Hells-

Bells-Glocke, noch It's-A-Long-Way-To-The-Top-Dudelsackbläser fehlen. Dazu kommt eine Band, der nicht nur die Musik sondern auch die Seele der Aussies in Fleisch und Blut übergegangen ist. Herausragend sind definitiv Sänger Däny, der stimmlich auf engster Tuchfühlung zu Brian Johnson unterwegs ist und Angus Young „Ersatz“ Cello, der in authentischer Schuluniform jedes Gitarrenlick und das Po-sing originalgetreu rüberbringt. Das Backing-Trio aus Adi (gtr), Beat (bs) und Ronny (dr) liefert dazu den druckvollen, geradli-nigen und mächtig groovenden Teppich, immer genau auf den Punkt. Die Kameraführung ist ausgezeichnet und die Schnitte kommen unaufgeregt und

stilvoll, fangen zudem die bombastische Stimmung der Fans bestens ein. Gleiches Qualitätskriterium gilt für den druckvollen, transparenten Sound, gemixt von V.O. Pulver. Auch wenn das Original das Original bleibt und es von ihnen inzwischen genügend Live-Dokumentationen gibt, ist „10 Years – Live At Z7“ eine verdammt gut gemachte, knapp zwei Stunden rockende Verbeugung und Respektbekundung vor AC/DC, die speziell bei Live Wire Fans auf riesige Begeisterung stossen wird. Und das zu recht, Live Wire sind die Schweizer AC/DC!

AEROSMITH Rock For The Rising Sun Eagle Vision/MV

hh. Im Rahmen ihrer knapp zweimonatigen „Back On The Road“-Tour besuchten die Boston-Rocker im Herbst 2011 neben Mittel- und Südamerika auch das durch Erdbeben, Tsunami und Fukushima arg gebeutelte Japan. Die vorliegende DVD (auch als Blu-Ray) zeigt 17 Songs (+ 2 als Bonus) aus verschiedenen Konzerten im Reich der aufgehenden Sonne. Zwischen den Songs werden kurze Sequenzen eingeblendet, die die Band beim Sightseeing, Shopping und Treffen mit Fans zeigt, ausserdem Interviewausschnitte mit dem japanischen TV. Das ist sehr gut gemacht, denn die jeweiligen Sequenzen halten sich kurz und sind so eine Bereicherung anstatt störendes Beiwerk, das normalerweise in der Bonus-Sektion landet.

Die Live-Mitschnitte zeigen Aerosmith in Top-Form. Was diese Truppe doch für eine grossartige und einzigartige Rockband ist, bekommt man hier in bester Bild- und Tonqualität vor Augen geführt. Einmal mehr wird klar, dass Aerosmith zu der Handvoll von Rocktruppen gehört, die nach wie vor eine Macht sind und bis in alle Ewigkeit zu den allzeit Grössten des Planeten zählen. Und das im 40. Jahr ihres Bestehens! Dass alle Musiker bereits jenseits der 60 sind, ist angesichts der Energie und Spielfreude jedes Einzelnen kaum zu glauben. Speziell Steven Tyler, mit 65 Jahren der Älteste im Verbund, gibt nach wie vor die Rampensau zum besten (ohne auch nur im Ansatz wie eine Karrikatur seiner selbst auszusehen) und zeigt sich stimmlich in bestechender Form. Dass ihn dabei des Öfteren eingespielte Overdubs unterstützen, ist deutlich hörbar,

aber nichts besonderes – das war/ist bei Aerosmith seit ewigen Zeiten so. Es ist einfach erstaunlich, wie fit der kleine, drahtige Frontmann mit der riesigen Stimme, der über viele Jahre einen exzessiven körperlichen Raubbau betrieb, immer noch ist. Zudem sieht er immer noch aus fantastisch aus. Gleiches gilt für Tyler's Partner in Crime Joe Perry. Mit seinen 63 Jahren sieht er glatt 20 Jahre jünger aus, präsentiert sich rank und schlank und ist spieltechnisch ebenfalls in absoluter Top-Form. Perry lädt ab, dass es eine wahre Freude ist, geilste Soli, herausragende Slide-Einwürfe und Riffs, wie nur er und Keith Richards sie spielen können. Perry ist der Riffmaster des Hardrocks schlechthin, mit dem Rock im Blut und dem Blues im Herzen – eine einzig grosse Freude, diesem Mann bei der Arbeit zusehen zu dürfen. Dass Tyler und Perry bei Aerosmith von jeher im Spotlight stehen, sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass die drei anderen in der Band ähnlich grosse musikalische Kaliber und in dieser Truppeschlichtweg unersetzbar sind. Brad Whitford, zwar der jüngste aber gleichzeitig auch der gesichtsälteste, ist ebenfalls ein aussergewöhnlich guter und eigenständiger Saitenartist, was er eindrucksvoll in einigen Solo-Passagen und im Zusammenspiel mit Perry hier beweist. Bassist Tom Hamilton und Drummer Joey Kramer sind ohnehin ein perfekt aufeinander eingestimmtes Rhythmus-Gespann. Aerosmith spielen sich durch eine Reihe ihrer grossen Hits und Klassiker, gleich die ersten drei

Titel „Draw The Line“, „Love In An Elevator“ und „Living On The Edge“ donnern mit einer Wucht aus den Boxen, dass sich der Zuschauer an der Sessellehne festkrallen muss, um nicht weggeblasen zu werden. Und so geht es weiter durch eine grossartige Set-Liste, die die meisten Songs, die man von der Band erwartet, widergibt, mit Schwergewicht auf ihre genialen Zeiten in den 70ern („Rats In The Cellar“, „Last Child“, „Sweet Emotion“, „Toys In The Attic“ etc. – und selbstverständlich „Walk This Way“, wie natürlich auch der Yardbirds-Standard „Train Kept A Rollin'“, ohne den ein Luftschmied-Konzert undenkbar ist. „Rock For The Rising Sun“ ist eine grandiose Live-Dokumentation einer grandiosen Band, die zu den besten zählt (wenn es nicht sogar die beste ist), die man bisher von Aerosmith erwerben konnte. Dermassen tight, immer voll auf den Punkt, energiegeladen und spieltechnisch auf allerhöchstem Niveau waren die Boston-Bad-Boys im Laufe ihrer Karriere selten zu bewundern. Jeder, der auf druckvollen, melodiösen Hardrock bzw. bluesbased ClassicRock steht, muss sich dieses Werk sofort besorgen. Ganz grosse Klasse!!!

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DVD DVD

gehörigen Portion Dreck unter den Fingernägeln glänzt.Aber der Hammer ist die Chefin! Stacie Collins rockt wie der Teufel, ist eine unglaubliche Rampensau, die vor Energie förmlich zu platzen droht. Ihren erwähnten herausragenden Fähigkeiten als Harp-Spielerin stehen ihre gesanglichen Qualitäten in nichts nach, sie beweist grosses Gespür und Gefühl sowohl für Soul, Blues, Rock und natürlich hat sie die speziellen Country-Phrasierungen drauf. Dass sie zudem noch umwerfend aussieht, ist sicher auch kein Nachteil. Stacie Collins kommt in jeder Minute authentisch rüber, es ist ihr deutlich anzusehen, dass sie liebt was sie macht und wenn sie im Stones-Remake „Jumping Jack Flash“ singt „I was born in a crossfire hurricane…“, dann glaubt man ihr aufs Wort.Alles zusammen ergibt eine der geilsten Clubrock-Bands, die man sich vorstellen kann. Die Songs reihen sich wie Perlen auf die Kette. Zwar bleibt die Machart relativ gleich, aber jeder Track glänzt für sich und ergibt in der Summe ein Live-Set ohne Schwachstellen. „You can't kill Rock'n'Roll“ – dafür stehen Stacie und ihre Jungs mit Leib und Seele. Bonus-Track auf der Audio-CD ist AC/DC's „It's A Long Way To The Top“ mit The Quireboys-Gitarrist Paul Guerin als Gast und geilem Harp-Solo von Stacie.Der Sound der DVD/CD ist satt und druckvoll und die Kameraführung unaufgeregt und aufs Wesentliche, der kleinen Bühne entsprechend beschränkt. Aber mehr brauchts auch nicht, um mit dieser Band glücklich zu werden. LET THE MUSIC DO THE TALKING!

hh. Das « Verhängnis » nahm seinen Lauf, als die in Nashville aufgewachsene Stacie Collins, die bis dahin in der herkömmlichen Country-Szene zu Hause war, ein Konzert der ass-kicking-country-rock'n'roller JASON & HE SCORCHERS erlebte. Diese Band, die in den 80ern der amerikanischen Country-Szene mit Stahlkappen-Biker-Boots und hartem Rock›n›Roll ganz gehörig in den Arsch trat, veränderte Stacie Collins Einstellung zur Musik auf breiter Ebene. Dass sie sich ausserdem in Scorchers-Bassist Al Collins verliebte, der dann ihr Ehemann wurde und jetzt ihre Band The Al-Mighty-Three anführt, tat das Übrige dazu. Und so wurde innerhalb kurzer Zeit aus einer gepflegten Nashville Country-Sängerin ein wahrhaftiges Rock'n'Roll Tier, das zudem eine der heissesten und dreckigsten Mundharmonikas dieses Planeten bläst. Das hier vorliegende Konzert wurde letzten Oktober in einem kleinen englischen Pub mitgeschnitten und präsentiert die Essenz aus den besten Momenten von Acts wie The Fabulouse Thunderbirds, The Blasters, Georgia Satellites und natürlich Jason & The Scorchers und die nennt sich „Southern Rockin' Harp Howlin' Twang Banging' Rock'n'Roll“.Die Band rockt hart, groovt und swingt dabei als gäbe es kein Morgen. Da strömt der Schweiss schon beim Zuschauen auf dem heimischen Sofa. Dauergrinser Al Collins ist der perfekte R'n'R-Bassist, der seinen Bass auch mal in bester Lemmy Kilmister Art zur Rhythmus-Gitarre umfunktioniert und souverän die Band leitet. Der junge Drummer Brad Cummings unterlegt das Ganze mit einem massiv harten, punktgenauen Beat und Gitarrist Jason Graumlich, ebenfalls der Nashville Szene zugehörig, beweist sich als herausragender Saitenartist, der sich in allen Bereichen (Country-Picking, Slide, R'n'R) zuhause fühlt und in seinem Spiel mit einer

PAUL McCARTNEY & WINGSRockshowEagle Vision /MV

den USA Shows wurden fest-gehalten auf dem Triple-Album „Wings Over America“, das kurz nach Veröffentlichung 1977 Platz 1 der US-Charts belegte. Das Abschluss-Konzert dieser Tour im riesigen Kingdome von Seattle vor 67'000 Fans wurde gefilmt und in Auszügen als Laser-Disc, Betamax sowie VHS-Kassette 1981 unter die Leute gebracht. Nun, über 30 Jahre später, gibt es diese Wings-Show in voller Länge (139 Minuten) und in remasterter Version inkl. 5.1 Double Sur-round. 29 Songs umfasste die Set-List und neben Wings-Hits wie „Venus & Mars/Rock-show“, „Jet“, „Band On The Run“ oder „Hi Hi Hi“ und natürlich der Oscar nominierte Bond-Titel-song „Live And Let Die“ gab Macca auch ein paar Beatles-Songs zum Besten, was er zu Beginn der Wings-Ära strikt verweigerte. Das Konzerte zeigt McCartney und seine Truppe, bestehend aus den beiden Gitar-risten Jimmy McCulloch, Denny Laine, Drummer Joe English und Paules Gattin Linda an den Key-boards in Topform und blenden-der Spiellaune. Natürlich ent-spricht das Bild den damaligen Gegebenheiten, das heisst die Aufnahmen sind mitunter relativ dunkel und körnig. Die Kamera-führung entspricht ebenfalls der Zeit, was allerdings kein Nach-teil ist, denn so kann der Be-trachter ausgiebig auf den ein-zelnen Musikern und ihrer Per-formance verweilen, ohne dass schnelle Schnitte Hektik auf-kommen lassen. Der Sound jedoch ist, dank sorgfältigem Remastering, tadellos. Somit ergibt sich in jeder Beziehung eine ausgezeichnete Live-Doku-mentation, die die verschie-denen Facetten des ex-Beatle (Rock, Pop, Kitsch, Substantiel-les und Banales) ungekünstelt und ohne Schnickschnack widerspiegelt. Ein grosses Kon-zert, das nicht nur Macca- und Beatles-Fans begeistert, sondern auch in keiner gut sortierten Sammlung fehlen darf und jeden Rappen des Anschaf-fungspreises wert ist. Sehr schön gemacht ist die Ver-

packung in Hardcover-Buchform mit reich bebildertem Booklet und ausführlichen Liner-Notes.

hh. 1976 war der ex-Beatle mit seiner Band Wings auf ausge-dehnter Welttournee, Auszüge aus

zer Tribute-Band der Aussie-Rocker, sondern sie schaffen es regelmässig, den Rocktempel Z7 in Pratteln auszuverkaufen. Etwas, das normalerweise gerade

hh. Die Nordwest-schweizer AC/DC-Tribute Band ist ein Phänomen. Nicht nur ist die Truppe definitiv die beste Schwei-

STACIE COLLINSShinin' Live (+ Audio CD)Blue Rose

Rock'n'Roll Magie

LIVE10. Oktober 2013Pratteln, Galery

weitere Termine im Konzertkalender

LIVE WIRE10 Years – Live At Z7Eigenvertrieb www.live-wire.ch

mal internationale Big-Names schaffen. Im letzten November, zum 10-jährigen Live-Wire-Jubiläum, gelang das sogar an zwei aufeinanderfolgenden Abenden. Die passende Kulisse also, um eins der beiden Jubi-läums-Konzerte in Bild und Ton aufzunehmen. Das Ergebnis liegt nun vor und ist wahrlich beeindruckend. Live Wire brin-gen das volle Programm und machen hier deutlich, weshalb ihr ausgezeichneter Ruf inzwi-schen auch die letzte Ecke der Schweiz erreicht hat. Original-getreu donnert das Quintett die grössten Hits von Angus & Co durch die Halle und bietet dabei noch eine grandiose Show, in der weder For-Those-About-To Rock-Kanone, die riesige Hells-

Bells-Glocke, noch It's-A-Long-Way-To-The-Top-Dudelsackbläser fehlen. Dazu kommt eine Band, der nicht nur die Musik sondern auch die Seele der Aussies in Fleisch und Blut übergegangen ist. Herausragend sind definitiv Sänger Däny, der stimmlich auf engster Tuchfühlung zu Brian Johnson unterwegs ist und Angus Young „Ersatz“ Cello, der in authentischer Schuluniform jedes Gitarrenlick und das Po-sing originalgetreu rüberbringt. Das Backing-Trio aus Adi (gtr), Beat (bs) und Ronny (dr) liefert dazu den druckvollen, geradli-nigen und mächtig groovenden Teppich, immer genau auf den Punkt. Die Kameraführung ist ausgezeichnet und die Schnitte kommen unaufgeregt und

stilvoll, fangen zudem die bombastische Stimmung der Fans bestens ein. Gleiches Qualitätskriterium gilt für den druckvollen, transparenten Sound, gemixt von V.O. Pulver. Auch wenn das Original das Original bleibt und es von ihnen inzwischen genügend Live-Dokumentationen gibt, ist „10 Years – Live At Z7“ eine verdammt gut gemachte, knapp zwei Stunden rockende Verbeugung und Respektbekundung vor AC/DC, die speziell bei Live Wire Fans auf riesige Begeisterung stossen wird. Und das zu recht, Live Wire sind die Schweizer AC/DC!

AEROSMITH Rock For The Rising Sun Eagle Vision/MV

hh. Im Rahmen ihrer knapp zweimonatigen „Back On The Road“-Tour besuchten die Boston-Rocker im Herbst 2011 neben Mittel- und Südamerika auch das durch Erdbeben, Tsunami und Fukushima arg gebeutelte Japan. Die vorliegende DVD (auch als Blu-Ray) zeigt 17 Songs (+ 2 als Bonus) aus verschiedenen Konzerten im Reich der aufgehenden Sonne. Zwischen den Songs werden kurze Sequenzen eingeblendet, die die Band beim Sightseeing, Shopping und Treffen mit Fans zeigt, ausserdem Interviewausschnitte mit dem japanischen TV. Das ist sehr gut gemacht, denn die jeweiligen Sequenzen halten sich kurz und sind so eine Bereicherung anstatt störendes Beiwerk, das normalerweise in der Bonus-Sektion landet.

Die Live-Mitschnitte zeigen Aerosmith in Top-Form. Was diese Truppe doch für eine grossartige und einzigartige Rockband ist, bekommt man hier in bester Bild- und Tonqualität vor Augen geführt. Einmal mehr wird klar, dass Aerosmith zu der Handvoll von Rocktruppen gehört, die nach wie vor eine Macht sind und bis in alle Ewigkeit zu den allzeit Grössten des Planeten zählen. Und das im 40. Jahr ihres Bestehens! Dass alle Musiker bereits jenseits der 60 sind, ist angesichts der Energie und Spielfreude jedes Einzelnen kaum zu glauben. Speziell Steven Tyler, mit 65 Jahren der Älteste im Verbund, gibt nach wie vor die Rampensau zum besten (ohne auch nur im Ansatz wie eine Karrikatur seiner selbst auszusehen) und zeigt sich stimmlich in bestechender Form. Dass ihn dabei des Öfteren eingespielte Overdubs unterstützen, ist deutlich hörbar,

aber nichts besonderes – das war/ist bei Aerosmith seit ewigen Zeiten so. Es ist einfach erstaunlich, wie fit der kleine, drahtige Frontmann mit der riesigen Stimme, der über viele Jahre einen exzessiven körperlichen Raubbau betrieb, immer noch ist. Zudem sieht er immer noch aus fantastisch aus. Gleiches gilt für Tyler's Partner in Crime Joe Perry. Mit seinen 63 Jahren sieht er glatt 20 Jahre jünger aus, präsentiert sich rank und schlank und ist spieltechnisch ebenfalls in absoluter Top-Form. Perry lädt ab, dass es eine wahre Freude ist, geilste Soli, herausragende Slide-Einwürfe und Riffs, wie nur er und Keith Richards sie spielen können. Perry ist der Riffmaster des Hardrocks schlechthin, mit dem Rock im Blut und dem Blues im Herzen – eine einzig grosse Freude, diesem Mann bei der Arbeit zusehen zu dürfen. Dass Tyler und Perry bei Aerosmith von jeher im Spotlight stehen, sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass die drei anderen in der Band ähnlich grosse musikalische Kaliber und in dieser Truppeschlichtweg unersetzbar sind. Brad Whitford, zwar der jüngste aber gleichzeitig auch der gesichtsälteste, ist ebenfalls ein aussergewöhnlich guter und eigenständiger Saitenartist, was er eindrucksvoll in einigen Solo-Passagen und im Zusammenspiel mit Perry hier beweist. Bassist Tom Hamilton und Drummer Joey Kramer sind ohnehin ein perfekt aufeinander eingestimmtes Rhythmus-Gespann. Aerosmith spielen sich durch eine Reihe ihrer grossen Hits und Klassiker, gleich die ersten drei

Titel „Draw The Line“, „Love In An Elevator“ und „Living On The Edge“ donnern mit einer Wucht aus den Boxen, dass sich der Zuschauer an der Sessellehne festkrallen muss, um nicht weggeblasen zu werden. Und so geht es weiter durch eine grossartige Set-Liste, die die meisten Songs, die man von der Band erwartet, widergibt, mit Schwergewicht auf ihre genialen Zeiten in den 70ern („Rats In The Cellar“, „Last Child“, „Sweet Emotion“, „Toys In The Attic“ etc. – und selbstverständlich „Walk This Way“, wie natürlich auch der Yardbirds-Standard „Train Kept A Rollin'“, ohne den ein Luftschmied-Konzert undenkbar ist. „Rock For The Rising Sun“ ist eine grandiose Live-Dokumentation einer grandiosen Band, die zu den besten zählt (wenn es nicht sogar die beste ist), die man bisher von Aerosmith erwerben konnte. Dermassen tight, immer voll auf den Punkt, energiegeladen und spieltechnisch auf allerhöchstem Niveau waren die Boston-Bad-Boys im Laufe ihrer Karriere selten zu bewundern. Jeder, der auf druckvollen, melodiösen Hardrock bzw. bluesbased ClassicRock steht, muss sich dieses Werk sofort besorgen. Ganz grosse Klasse!!!

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LIVE REVIEWS LIVE REVIEWS

IRON MAIDEN, VOODOO SIX

Zürich, Hallenstadion 22.6.13 Fotos: Ian Keates

mv. Seit Monaten schon waren Iron Maiden Fans in der Schweiz gespannt und in riesiger Vorfreude auf diese Show im Hallenstadion. Schliesslich hatte das britische Metal-Flagschiff angekündigt, auf dieser Tour die legendäre "Seventh Son Of A Seventh Son" Tour aus dem Jahr 1988 neu aufzulegen und mit dem fast gleichen Stage Set und ähnlicher Setlist wie damals durch die Welt zu touren. Eine wei-tere History Tour also nach der „Early Days“-Tour und der „Some-where Back In Time“-Tour, welche ja zu den ganz grossen Konzert-Highlights der letzten Jahre zählten. Und so viel kann man vorweg nehmen, auch diese Tour wird noch lange in Erinnerung bleiben und bald zu den grossen Highlights dieser Dekade in Sachen Heavy

Metal Shows zählen. Aber von vorne. Die Vorband Voodoo Six spielte modernen Hard Rock und konnte weder gross begeistern noch waren sie wirklich schlecht. So gab es Höflichkeitsapplaus und alle warteten gespannt auf den Headliner. Wie immer kam zuerst "Doctor Doctor" von UFO vom Band, das mittlerweilen bekannte Intro für jede Maiden Show. Die Stimmung in der Halle war bereits jetzt gigantisch und stieg beim Opener "Moonchild" nochmals markant an. Voller Energie und in super Laune sprinteten die Musiker um Leitfigur Steve Harris über die Bühne und liessen sich zu keiner Se-kunde anmerken, dass sie alle bereits Mitte Fünfzig sind (Nicko ist sogar schon über Sechzig). Vor allem Bruce Dickinson, der ja neben Iron Maiden noch Pilot, Schriftsteller, Fechter, Drehbuchautor, Solo-künstler und weiss der Teufel noch was alles ist, scheint einfach nicht älter zu werden. Er strotzt nur so vor Energie, singt immer noch wie ein Gott und dirigiert das Schweizer Publikum perfekt, so dass die Stimmung immer weiter kocht und bei Songs wie "The Trooper" oder "The Number Of The Beast" für Schweizer Verhältnisse unfass-bar geil ist. Absolut bemerkenswert sind dann auch die gigantische Lightshow, Bühnenaufmachung und diversen Eddie-Auftritte. Im Hintergrund gibt es zu vielen Songs riesige von Hand bemalte Back-drops, welche bekannte Maiden Artworks in neuer Eiszeit Version zeigen (z.B. „Can I Play With Madness“, „Phantom Of The Opera“ oder „2 Minutes To Midnight“). Dazu brennen und knallen während der Show unzählige Pyros durch die Luft. Und Bandmaskottchen Eddie tritt gleich in 3 verschiedenen Varianten in Erscheinung. Bei „Run To The Hills“ als Soldat in Uniform mit Säbel unterwegs auf der Bühne, beim Epos „Seventh Son Of A Seventh Son“ als Schriftsteller Statue umgeben von den Eddie-Eiskreaturen und riesigen Kerzen (Innersleeve der damaligen „Seventh Son“ LP) und bei der Band-Hymne „Iron Maiden“ als Kreatur mit Fruchtblase (Artwork von

„Seventh Son Of A Seventh Son“). Fanherz was willst Du mehr ? Natürlich noch eine Klassiker-Setlist, welche kaum Wünsche offen lässt ! Neben den schon erwähnten Songs werden noch unsterbliche Hymnen wie „The Prisoner“, „Wasted Years“, „The Clairvoyant“, „Afraid to Shoot Strangers“ (grosse Überraschung und eines der nicht erwarteten Highlights) oder „Fear Of The Dark“ gespielt. Es reiht sich heute Abend tatsächlich Hit um Hit und die Fans können es teilweise kaum glauben, was da an Musik und Show abgeht, bes-ser geht's kaum noch (einziger kleiner Wehrmutstropfen: auch dieses Mal wird wie schon in der Vergangenheit das brilliante „Somewhere In Time“ Album viel zu stiefmütterlich behandelt). Als dann als erste Zugabe sogar noch „Churchill's Speech“ ertönt und der Oberhammer „Aces High“ die Ohren zum bluten bringt, kommt sogar noch „Live After Death“-Atmosphäre auf und die Freude kennt keine Grenzen mehr. Mit „The Evil That Men Do“ und „Running Free“ machen Mai-den nach zwei Stunden den Sack zu und hinterlassen nur glückliche Gesichter. Dieses Konzert wird selbst von der Band selber nur noch schwer zu toppen sein. Legendär !

SLAYER, BATAILLONZürich, Komplex 457 4.8.13 Fotos: Daniel Strub

lg. 50%-original-Slayer haben gerufen und die Scharen kamen in Massen. 1400 Fans wollten es sich an diesem heissen Sonntagabend nicht entgehen lassen, wie die Thrash-Metal Legende um die Originalmitglieder Kerry King (git.) und Tom Araya (bs., v.) nach dem Tod des Gitarristen Jeff Hanneman (2. Mai 2013) und dem Rauswurf von Drummer Dave Lombardo früher in diesem Jahr in Form ist. Doch nun alles der Reihe nach:Als Anheizer fungierte die Zürcher Thrash-Metal Band von Battalion, welche zwei gute Alben im Gepäck hat. Sowohl Songs vom Debüt "Underdogs" (2010) wie auch vom Nachfolger "Set The Phantom Afire" (2012) wurden da solide und kurzweilig runtergeholzt. Besonders originell ist der Bandsound nicht, sind die Einflüsse von Bands wie Metallica, Megadeth und Slayer doch sehr offensichtlich. Die Songs wurden allerdings mit Hingabe gezockt und der Auftritt machte dem Publikum Hunger auf mehr, sprich Slayer.Um viertel nach neun betraten dann Slayer zu den Introklängen von "World Painted Blood" die sehr schlichte Bühne (keine Marshalltürme, nur ein Backdrop mit einem riesigen Slayer-Logo sowie das Drumkit, das in der Mitte der Bühne majestätisch thront) und wurden wie verlorene Söhne vom Publikum lautstark empfangen. An der zweiten Gitarren fungierte der seit längerer Zeit im Live-Line-Up von Slayer aktive Gary Holt (Exodus) und an der Schiessbude befand sich Paul Bostaph, der diesen Posten ja schon während gut 10 Jahren bekleidet hatte. Die beiden ersten Songs ("World Painted Blood", "Disciple") kamen soundmässig etwas gar matschig daher, doch ab "War Ensemble" wurde es besser. Es herrschte auch Klassikeralarm. Der Reihe nach wurden "At Dawn They Sleep", "Mandatory Suicide", "Chemical Warfare", "Altar of Sacrifice" und "Jesus Saves" ins sehr gut abgehende Publikum gefeuert. Ansagen des gut gelaunten Toms waren selten und beschränkten sich auf die klassischen Sprüche wie "Do you wanna die" zu "Postmortem" sowie "This a song about a romance" zu "Dead Skin Mask", das einen Massenmörder zum Gegenstand hat. Weiter wurden die Klassiker "Seasons In the Abyss", "Hallowed Point" und das gigantische "Hell Awaits" (bestes Metal-Intro aller Zeiten) gespielt. Die Band zeigte sich spielfreudig, Tom Araya strahlte bis über beide Backen und Kerry King zog sein Kopf-Banging während des gesamten Sets durch. Und zum Glück wurden nicht allzu viele Songs neueren Datums gespielt, denn da war jeweils ein Stimmungsabfall leicht spürbar. Das reguläre Set

wurde mit dem obligaten "Raining Blood" beendet, bevor die Band von der Bühne verschwand. Nach einer kurzen Pause betrat der Vierer wieder die Bühne, welche von einem anderen Backdrop zu Ehren von Jeff Hanneman geschmückt war. Darauf stand in einem Heineken-Logo: "Hannemann – Angel Of Death – Still Reigning". Das war ein würdiger Tribut am kongenialen Gitarristen und zusammen mit Kerry King dem Songwriter von Slayer. Musikalisch gab es dann noch das genial, schleppende "South Of Heaven" sowie das alles vernichtende "Angel Of Death" (eines der besten Slayer-Songs überhaupt). Am Ende waren sowohl Fans als auch Band glücklich. Slayer hatten an diesem Abend alles, aber wirklich alles mit ihrem Thrash-Metal-Gewitter gekillt und ein super Konzert abgeliefert! Doch muss auch leise Kritik angebracht werden. Einerseits haben Slayer aus unverständlichen Gründen keinen einzigen Songs vom bahnbrechenden Debüt "Show No Mercy" gespielt. Auch kommt das neue Line-Up nicht ganz an die Originalbesetzung heran. Gary Holt spielt zwar perfekt, doch es fehlt etwas der Dreck oder das Kaputte, welches Jeff Hanneman verkörperte. Zudem muss bei Paul Bostaph gesagt werden, dass er sein Schlagzeug hervorragend malträtiert, doch er spielt sehr maschinell und es fehlt ihm etwas die Virtuosität und Unberechenbarkeit von Dave Lombardo, dem er somit das Wasser nicht ganz reichen kann. Doch verwaltet dieses Line-Up das Erbe von Slayer sehr gut. Man darf gespannt sein, wie es mit Slayer weitergeht: Kerry King hat schon von einem neuen Album gesprochen, während sich Tom Araya anders geäussert hat. Time will tell…

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LIVE REVIEWS LIVE REVIEWS

IRON MAIDEN, VOODOO SIX

Zürich, Hallenstadion 22.6.13 Fotos: Ian Keates

mv. Seit Monaten schon waren Iron Maiden Fans in der Schweiz gespannt und in riesiger Vorfreude auf diese Show im Hallenstadion. Schliesslich hatte das britische Metal-Flagschiff angekündigt, auf dieser Tour die legendäre "Seventh Son Of A Seventh Son" Tour aus dem Jahr 1988 neu aufzulegen und mit dem fast gleichen Stage Set und ähnlicher Setlist wie damals durch die Welt zu touren. Eine wei-tere History Tour also nach der „Early Days“-Tour und der „Some-where Back In Time“-Tour, welche ja zu den ganz grossen Konzert-Highlights der letzten Jahre zählten. Und so viel kann man vorweg nehmen, auch diese Tour wird noch lange in Erinnerung bleiben und bald zu den grossen Highlights dieser Dekade in Sachen Heavy

Metal Shows zählen. Aber von vorne. Die Vorband Voodoo Six spielte modernen Hard Rock und konnte weder gross begeistern noch waren sie wirklich schlecht. So gab es Höflichkeitsapplaus und alle warteten gespannt auf den Headliner. Wie immer kam zuerst "Doctor Doctor" von UFO vom Band, das mittlerweilen bekannte Intro für jede Maiden Show. Die Stimmung in der Halle war bereits jetzt gigantisch und stieg beim Opener "Moonchild" nochmals markant an. Voller Energie und in super Laune sprinteten die Musiker um Leitfigur Steve Harris über die Bühne und liessen sich zu keiner Se-kunde anmerken, dass sie alle bereits Mitte Fünfzig sind (Nicko ist sogar schon über Sechzig). Vor allem Bruce Dickinson, der ja neben Iron Maiden noch Pilot, Schriftsteller, Fechter, Drehbuchautor, Solo-künstler und weiss der Teufel noch was alles ist, scheint einfach nicht älter zu werden. Er strotzt nur so vor Energie, singt immer noch wie ein Gott und dirigiert das Schweizer Publikum perfekt, so dass die Stimmung immer weiter kocht und bei Songs wie "The Trooper" oder "The Number Of The Beast" für Schweizer Verhältnisse unfass-bar geil ist. Absolut bemerkenswert sind dann auch die gigantische Lightshow, Bühnenaufmachung und diversen Eddie-Auftritte. Im Hintergrund gibt es zu vielen Songs riesige von Hand bemalte Back-drops, welche bekannte Maiden Artworks in neuer Eiszeit Version zeigen (z.B. „Can I Play With Madness“, „Phantom Of The Opera“ oder „2 Minutes To Midnight“). Dazu brennen und knallen während der Show unzählige Pyros durch die Luft. Und Bandmaskottchen Eddie tritt gleich in 3 verschiedenen Varianten in Erscheinung. Bei „Run To The Hills“ als Soldat in Uniform mit Säbel unterwegs auf der Bühne, beim Epos „Seventh Son Of A Seventh Son“ als Schriftsteller Statue umgeben von den Eddie-Eiskreaturen und riesigen Kerzen (Innersleeve der damaligen „Seventh Son“ LP) und bei der Band-Hymne „Iron Maiden“ als Kreatur mit Fruchtblase (Artwork von

„Seventh Son Of A Seventh Son“). Fanherz was willst Du mehr ? Natürlich noch eine Klassiker-Setlist, welche kaum Wünsche offen lässt ! Neben den schon erwähnten Songs werden noch unsterbliche Hymnen wie „The Prisoner“, „Wasted Years“, „The Clairvoyant“, „Afraid to Shoot Strangers“ (grosse Überraschung und eines der nicht erwarteten Highlights) oder „Fear Of The Dark“ gespielt. Es reiht sich heute Abend tatsächlich Hit um Hit und die Fans können es teilweise kaum glauben, was da an Musik und Show abgeht, bes-ser geht's kaum noch (einziger kleiner Wehrmutstropfen: auch dieses Mal wird wie schon in der Vergangenheit das brilliante „Somewhere In Time“ Album viel zu stiefmütterlich behandelt). Als dann als erste Zugabe sogar noch „Churchill's Speech“ ertönt und der Oberhammer „Aces High“ die Ohren zum bluten bringt, kommt sogar noch „Live After Death“-Atmosphäre auf und die Freude kennt keine Grenzen mehr. Mit „The Evil That Men Do“ und „Running Free“ machen Mai-den nach zwei Stunden den Sack zu und hinterlassen nur glückliche Gesichter. Dieses Konzert wird selbst von der Band selber nur noch schwer zu toppen sein. Legendär !

SLAYER, BATAILLONZürich, Komplex 457 4.8.13 Fotos: Daniel Strub

lg. 50%-original-Slayer haben gerufen und die Scharen kamen in Massen. 1400 Fans wollten es sich an diesem heissen Sonntagabend nicht entgehen lassen, wie die Thrash-Metal Legende um die Originalmitglieder Kerry King (git.) und Tom Araya (bs., v.) nach dem Tod des Gitarristen Jeff Hanneman (2. Mai 2013) und dem Rauswurf von Drummer Dave Lombardo früher in diesem Jahr in Form ist. Doch nun alles der Reihe nach:Als Anheizer fungierte die Zürcher Thrash-Metal Band von Battalion, welche zwei gute Alben im Gepäck hat. Sowohl Songs vom Debüt "Underdogs" (2010) wie auch vom Nachfolger "Set The Phantom Afire" (2012) wurden da solide und kurzweilig runtergeholzt. Besonders originell ist der Bandsound nicht, sind die Einflüsse von Bands wie Metallica, Megadeth und Slayer doch sehr offensichtlich. Die Songs wurden allerdings mit Hingabe gezockt und der Auftritt machte dem Publikum Hunger auf mehr, sprich Slayer.Um viertel nach neun betraten dann Slayer zu den Introklängen von "World Painted Blood" die sehr schlichte Bühne (keine Marshalltürme, nur ein Backdrop mit einem riesigen Slayer-Logo sowie das Drumkit, das in der Mitte der Bühne majestätisch thront) und wurden wie verlorene Söhne vom Publikum lautstark empfangen. An der zweiten Gitarren fungierte der seit längerer Zeit im Live-Line-Up von Slayer aktive Gary Holt (Exodus) und an der Schiessbude befand sich Paul Bostaph, der diesen Posten ja schon während gut 10 Jahren bekleidet hatte. Die beiden ersten Songs ("World Painted Blood", "Disciple") kamen soundmässig etwas gar matschig daher, doch ab "War Ensemble" wurde es besser. Es herrschte auch Klassikeralarm. Der Reihe nach wurden "At Dawn They Sleep", "Mandatory Suicide", "Chemical Warfare", "Altar of Sacrifice" und "Jesus Saves" ins sehr gut abgehende Publikum gefeuert. Ansagen des gut gelaunten Toms waren selten und beschränkten sich auf die klassischen Sprüche wie "Do you wanna die" zu "Postmortem" sowie "This a song about a romance" zu "Dead Skin Mask", das einen Massenmörder zum Gegenstand hat. Weiter wurden die Klassiker "Seasons In the Abyss", "Hallowed Point" und das gigantische "Hell Awaits" (bestes Metal-Intro aller Zeiten) gespielt. Die Band zeigte sich spielfreudig, Tom Araya strahlte bis über beide Backen und Kerry King zog sein Kopf-Banging während des gesamten Sets durch. Und zum Glück wurden nicht allzu viele Songs neueren Datums gespielt, denn da war jeweils ein Stimmungsabfall leicht spürbar. Das reguläre Set

wurde mit dem obligaten "Raining Blood" beendet, bevor die Band von der Bühne verschwand. Nach einer kurzen Pause betrat der Vierer wieder die Bühne, welche von einem anderen Backdrop zu Ehren von Jeff Hanneman geschmückt war. Darauf stand in einem Heineken-Logo: "Hannemann – Angel Of Death – Still Reigning". Das war ein würdiger Tribut am kongenialen Gitarristen und zusammen mit Kerry King dem Songwriter von Slayer. Musikalisch gab es dann noch das genial, schleppende "South Of Heaven" sowie das alles vernichtende "Angel Of Death" (eines der besten Slayer-Songs überhaupt). Am Ende waren sowohl Fans als auch Band glücklich. Slayer hatten an diesem Abend alles, aber wirklich alles mit ihrem Thrash-Metal-Gewitter gekillt und ein super Konzert abgeliefert! Doch muss auch leise Kritik angebracht werden. Einerseits haben Slayer aus unverständlichen Gründen keinen einzigen Songs vom bahnbrechenden Debüt "Show No Mercy" gespielt. Auch kommt das neue Line-Up nicht ganz an die Originalbesetzung heran. Gary Holt spielt zwar perfekt, doch es fehlt etwas der Dreck oder das Kaputte, welches Jeff Hanneman verkörperte. Zudem muss bei Paul Bostaph gesagt werden, dass er sein Schlagzeug hervorragend malträtiert, doch er spielt sehr maschinell und es fehlt ihm etwas die Virtuosität und Unberechenbarkeit von Dave Lombardo, dem er somit das Wasser nicht ganz reichen kann. Doch verwaltet dieses Line-Up das Erbe von Slayer sehr gut. Man darf gespannt sein, wie es mit Slayer weitergeht: Kerry King hat schon von einem neuen Album gesprochen, während sich Tom Araya anders geäussert hat. Time will tell…

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LIVE REVIEWS LIVE REVIEWS

DEEP PURPLE, BRIAN MAY/KERRY ELLIS Montreux, Auditorium Stravinski 19.7.13 Foto: Lionel Flusin

Greenfield Festival 2013

Interlaken 13.-15.6.13 Fotos: Regina Kühni

ds. Ein sehr intimes Konzert erlebte man mit Brian May und Kerry Ellis. Intim war es natürlich nicht vor ausverkauftem Haus oder 3000 Besucher zu spielen, aber die dezente Bühnenbeleuchtung inkl. zwei Kerzenständer, links und rechts der Protagonisten positioniert, vermittelte den Eindruck. Zu Brian May mit Akustikgitarre und Sängerin Kerry Ellis gesellte sich ab dem zweiten Song, Dust In The Wind, der Keyboarder Jeff Leach zur Untermalung der oft akustisch gespielten Songs. Neben eigenen Songs wurden dank Brian May's Vergangenheit etliche Queen-Songs zum Besten gegeben. Mit der Musical-Darstellerin Kerry Ellis hat sich May zweifellos eine grossartige Stimme an Bord geholt, aber für mich wirkte es zu theatralisch, was sie am Freitagabend boten. Richtig Stimmung im Saal kam erst auf, als Brian May die Akustikgitarre mit seiner „Red Special“-E-Gitarre austauschte und zum Intrumental Last Horizon losrockte. All das was ich zuvor vermisste kam in diesen 6 Minuten zum Vorschein. Eine ähnlich gute Stimmung herrschte nur beim Über-Queen-Song We Will Rock You. Mit den Queen-Songs No-One but You (Only the Good Die Young) und Crazy Little Thing Called Love als Zugabe beschloss man den Abend.Nach einem orchestralen Intro betraten Ian Gillan, Ian Paice, Roger Glover, Steve Morse und Don Airey die Bühne. Mit

Fireball und Into the Fire wurde den Zuschauer Feuer unter den Arsch gemacht und es herrschte bereits eine bessere Stimmung als beim Schwachstrom-Konzert zuvor. Weiter gings mit Hard Lovin' Man vom „In Rock“-Album. Deep Purple vertrieben endgültig die Lethargie und brachten einen ersten Song vom letzten Album „?! – Now What“ mit Namen des amerikanischen Horrorfilm-Darstellers Vincent Price. Der Song ist auf CD schon toll, aber live ist er genial. Die schrägen Orgelklänge in Kombination mit der Lichttechnik und dem Einspielen des hämischen Lachens Price's wirkten unglaublich. Mit dem Steve Morse Gitarren-Solo im Zwischenteil gehörte der Song zu den Höhepunkten an diesem Abend. Auch zwei weitere Songs vom aktuellen Werk, All Time in the World und Above and Beyond, hinterliessen einen guten Eindruck. Die Mischung von älteren und neuen Songs war optimal.Sänger Ian Gillan war klar der Mittelpunkt

im Geschehen, dicht gefolgt von Gitarrist Steve Morse. Der renommierte Gitarrenhexer bekam sehr viel Spielzeit, um sein Können zu zeigen und dies zu recht. In diesem Zusammenhang war es ein Genuss dem Duett Stimme vs. Gitarre während des Songs Strange Kind of Woman zu lauschen. Das fast Duell der beiden „Kontrahenten“ gipfelte in einem Outro in Form des Frankie Valli' (1967) Songs Can't take my eyes off you („I Love You Baby“). Mit frenetischem Applaus wurde dies vom Publikum quittiert. Im Lauf des Konzertes konnten sich auch die anderen Musiker mit Soli ausdrücken, Roger Clover mit einem Bass-Solo im Zugabeteil, Don Airey als Intro zu Perfect Strangers und Schlagzeuger Ian Paice mit dem Stück Bodyline.Ein musikalischer wie auch emotionaler Höhepunkt war Gillan's Widmung an Claude Nobs mit dem Song Lazy. Als Gillan in einem Teil des Songs zur Mundharmonika griff, dachte man unweigerlich an den Festivalgründer (Nobs liess es sich nicht nehmen mit seiner Mundharmonika bei Jam Sessions seinen Beitrag zu leisten). Die Rock-Hymne schlechthin, Smoke on the Water, durfte nicht fehlen und wurde zum Schluss des regulären Sets dem begeistertem Publikum serviert – Mitsingen und Mitklatschobligatorium – DAS Highlight! Deep Purple kamen für zwei Songs und dem Bass-Solo Glovers nochmals zurück auf die Bühne, liessen sich entsprechend feiern und verabschiedeten sich erst nach Black Night von den Fans.

MICHAEL KIWANUKALuzern, Blue Balls Festival 19.7.13 Foto: Blue Balls

mm. Michael Kiwanukas Erstlingswerk erklomm viele Chartspitzen. Auch zum Eröffnungskonzert am Blue Balls Lucerne erinnerte der Britische Troubadour an vergangene Country- und Soulgrössen. Denkt man an London, denkt man vielleicht an Madame Tussauds, an die Beatlesmanie oder an royale Neugeburten. Michael Kiwanuka, hingegen, war bis 2012 kein verbreiteter Begriff. Michael Kiwanuka, ein Engländer ugandischer Abstammung, war bis zum Frühling 2012 ein unbeschriebener Nordlondoner Gitarrenpicker. Desto mehr verblüffte es die Presse, als sie Michael auf der alljährlichen BBC Sound Of -Talentbühne singen hörten. Kiwanuka, nur 25 Jahre alt, wurde quasi über Nacht zum aufregensten Newcomer von über 180 britischen Juroren gekürt. Nicht nur BBC-Hörer stufen den Singer/Songwriter als Sensation ein, auch amerikanische Feuilletons wie die Sunday Times nennen ihn einzigartig ,

«Home Again»

« »

« » und auch die Besucher des Blue Ball Lucerne haben seine teilweise spirituellen Lieder sehr positiv aufgenommen. Vintage-Charakterzüge haben auch in Luzern seinen inzwischen verbreiteten Country- und Soul-Liedern Oberwasser verliehen. Wie man es von seinem Erstling «Home Again» kennt, summte das Liedgut voller Verve, der Bass-Gitarren-Beat bahnte Kiwanuka eine Ebene für inbrünstige Melodien. Der Eröffnungsabend im Konzertsaal des KKL führte also routiniert durch die meisten Lieder auf dem Erstlingswerk von Michael Kiwanuka, wobei es auch vier neue Lieder - eine Interpretation von Jimi Hendrix - zu verköstigen gab. Kiwanuka

seine "hölzerne" Vokals, wie auch seine Lieder von Trennung und Liebe, erinnern irgendwie sehr stark an den Geist von Sam Cooke, aber auch an oszillierende Strassenmusik, die durch eine Mundharmonika oder pure, schimmernde Gesangsläufe vertieft wird. Auch wenn die zehn Songs auf «Home Again» in Luzern keine Andeutungen von Protest-Folk innehielten, Kiwanuka setzte Lied für Lied das grössere Publikum in Feuer und Flamme, welches zum Eröffnungskonzert am 19. Juli doch von den Stühlen aufstand, phasenweise tanzte und tosend applaudierte.

rk. Das grösste und auch einzige reine Rock Festival der Schweiz konnte in diesem Jahr einen Besucherrekord von 27'000 Festivalwütigen verzeichnen. Die Bergwelt in Interlaken ist nach wie vor eine der beliebtesten Kulissen unter Rockfans und Bands. Bereits zum 9. Mal brennte in diesem Jahr die Luft rund um das Flughafengelände. Brennen ist abgesehen von der Stimmung in diesem Jahr genau das richtige Wort, denn als Headliner überzeugten Rammstein einmal mehr mit ihrer wilden für diesen Sommer ausgedachten Pyro-Show. Damit aber nicht genug, Bands wie Queens Of The Stone Age, The Prodigy, Nightwish, Slayer oder Stone Sour überzeugten das Publikum. Auch bei den mittelgrossen und kleinen Bands mangelte es nicht an bekannten Namen und Abwechslung. Saltatio Mortis transportieren die Zuhörer mit einer enormen Spielfreude direkt ins Mittelalter. Trotz Hitze liessen sich die Zuhörer mitreissen. Nicht nur die Punk Fans überzeugten NOFX mit ihrer souveränen Show, auch alte Hasen wie Bad Religion und auch SKA-P standen dem nichts nach. Nebst den etwas melodiöseren Deaf Havana am Mittag überzeugten auch die deutschen Punkrocker Itchy Poopzkid, welche mitten am Nachmittag schon eine brodelnde Stimmung verursachten. Die längste Autogrammschlange des ganzen Festivals beim cede Stand sprach danach auch für sich. Für Muskelkater im Genick sorgten nebst Slayer auch Bullet For My Valentin oder Airbourne. Absolut auf ihre Kosten kamen die Core Fans, denn das Genre war auf verschiedenste Weise am stärksten vertreten in diesem Jahr. Von Bury Tomorrow (waren auch im letzten Jahr dabei) über The Devil Wears Prada, Adept, Deez Nuts zu The Ghost Inside und Gallows. Und wem eine Band gerade nicht passte, kühlte sich bei den Duschen ab, hüpfte ins Partyzelt oder schlenderte durch die Marktstände. Das Greenfield Festival bot wie immer Unterhaltung auf, neben und um die Bühne. Ausser einigen kurzen Schauern am Donnerstag war das Wetter mehrheitlich heiss bis sehr heiss, was Wasserpistolen zu einem mehr oder weniger beliebten Dauertool werden liess.Ein rundum erfolgreiches Festival mit viel Sonne, guter Musik, viel Bier, Sonnencreme, explosiver Stimmung und immer wieder tollen Leuten. Doch was machen die Veranstalter wohl nächstes Jahr?? Zum 10-jährigen Jubiläum haben die Besucher sehr hohe Ansprüche an Line-Up und Festival. Wir sind gespannt.

ITCHY POOPZKID

BOYSETSFIRE

SALTATIO MORTIS

QUEENS OF THE STONE AGE

PRODIGY

RAMMSTEIN

EMIL BULLS

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Page 59: Tracks 5 13

LIVE REVIEWS LIVE REVIEWS

DEEP PURPLE, BRIAN MAY/KERRY ELLIS Montreux, Auditorium Stravinski 19.7.13 Foto: Lionel Flusin

Greenfield Festival 2013

Interlaken 13.-15.6.13 Fotos: Regina Kühni

ds. Ein sehr intimes Konzert erlebte man mit Brian May und Kerry Ellis. Intim war es natürlich nicht vor ausverkauftem Haus oder 3000 Besucher zu spielen, aber die dezente Bühnenbeleuchtung inkl. zwei Kerzenständer, links und rechts der Protagonisten positioniert, vermittelte den Eindruck. Zu Brian May mit Akustikgitarre und Sängerin Kerry Ellis gesellte sich ab dem zweiten Song, Dust In The Wind, der Keyboarder Jeff Leach zur Untermalung der oft akustisch gespielten Songs. Neben eigenen Songs wurden dank Brian May's Vergangenheit etliche Queen-Songs zum Besten gegeben. Mit der Musical-Darstellerin Kerry Ellis hat sich May zweifellos eine grossartige Stimme an Bord geholt, aber für mich wirkte es zu theatralisch, was sie am Freitagabend boten. Richtig Stimmung im Saal kam erst auf, als Brian May die Akustikgitarre mit seiner „Red Special“-E-Gitarre austauschte und zum Intrumental Last Horizon losrockte. All das was ich zuvor vermisste kam in diesen 6 Minuten zum Vorschein. Eine ähnlich gute Stimmung herrschte nur beim Über-Queen-Song We Will Rock You. Mit den Queen-Songs No-One but You (Only the Good Die Young) und Crazy Little Thing Called Love als Zugabe beschloss man den Abend.Nach einem orchestralen Intro betraten Ian Gillan, Ian Paice, Roger Glover, Steve Morse und Don Airey die Bühne. Mit

Fireball und Into the Fire wurde den Zuschauer Feuer unter den Arsch gemacht und es herrschte bereits eine bessere Stimmung als beim Schwachstrom-Konzert zuvor. Weiter gings mit Hard Lovin' Man vom „In Rock“-Album. Deep Purple vertrieben endgültig die Lethargie und brachten einen ersten Song vom letzten Album „?! – Now What“ mit Namen des amerikanischen Horrorfilm-Darstellers Vincent Price. Der Song ist auf CD schon toll, aber live ist er genial. Die schrägen Orgelklänge in Kombination mit der Lichttechnik und dem Einspielen des hämischen Lachens Price's wirkten unglaublich. Mit dem Steve Morse Gitarren-Solo im Zwischenteil gehörte der Song zu den Höhepunkten an diesem Abend. Auch zwei weitere Songs vom aktuellen Werk, All Time in the World und Above and Beyond, hinterliessen einen guten Eindruck. Die Mischung von älteren und neuen Songs war optimal.Sänger Ian Gillan war klar der Mittelpunkt

im Geschehen, dicht gefolgt von Gitarrist Steve Morse. Der renommierte Gitarrenhexer bekam sehr viel Spielzeit, um sein Können zu zeigen und dies zu recht. In diesem Zusammenhang war es ein Genuss dem Duett Stimme vs. Gitarre während des Songs Strange Kind of Woman zu lauschen. Das fast Duell der beiden „Kontrahenten“ gipfelte in einem Outro in Form des Frankie Valli' (1967) Songs Can't take my eyes off you („I Love You Baby“). Mit frenetischem Applaus wurde dies vom Publikum quittiert. Im Lauf des Konzertes konnten sich auch die anderen Musiker mit Soli ausdrücken, Roger Clover mit einem Bass-Solo im Zugabeteil, Don Airey als Intro zu Perfect Strangers und Schlagzeuger Ian Paice mit dem Stück Bodyline.Ein musikalischer wie auch emotionaler Höhepunkt war Gillan's Widmung an Claude Nobs mit dem Song Lazy. Als Gillan in einem Teil des Songs zur Mundharmonika griff, dachte man unweigerlich an den Festivalgründer (Nobs liess es sich nicht nehmen mit seiner Mundharmonika bei Jam Sessions seinen Beitrag zu leisten). Die Rock-Hymne schlechthin, Smoke on the Water, durfte nicht fehlen und wurde zum Schluss des regulären Sets dem begeistertem Publikum serviert – Mitsingen und Mitklatschobligatorium – DAS Highlight! Deep Purple kamen für zwei Songs und dem Bass-Solo Glovers nochmals zurück auf die Bühne, liessen sich entsprechend feiern und verabschiedeten sich erst nach Black Night von den Fans.

MICHAEL KIWANUKALuzern, Blue Balls Festival 19.7.13 Foto: Blue Balls

mm. Michael Kiwanukas Erstlingswerk erklomm viele Chartspitzen. Auch zum Eröffnungskonzert am Blue Balls Lucerne erinnerte der Britische Troubadour an vergangene Country- und Soulgrössen. Denkt man an London, denkt man vielleicht an Madame Tussauds, an die Beatlesmanie oder an royale Neugeburten. Michael Kiwanuka, hingegen, war bis 2012 kein verbreiteter Begriff. Michael Kiwanuka, ein Engländer ugandischer Abstammung, war bis zum Frühling 2012 ein unbeschriebener Nordlondoner Gitarrenpicker. Desto mehr verblüffte es die Presse, als sie Michael auf der alljährlichen BBC Sound Of -Talentbühne singen hörten. Kiwanuka, nur 25 Jahre alt, wurde quasi über Nacht zum aufregensten Newcomer von über 180 britischen Juroren gekürt. Nicht nur BBC-Hörer stufen den Singer/Songwriter als Sensation ein, auch amerikanische Feuilletons wie die Sunday Times nennen ihn einzigartig ,

«Home Again»

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« » und auch die Besucher des Blue Ball Lucerne haben seine teilweise spirituellen Lieder sehr positiv aufgenommen. Vintage-Charakterzüge haben auch in Luzern seinen inzwischen verbreiteten Country- und Soul-Liedern Oberwasser verliehen. Wie man es von seinem Erstling «Home Again» kennt, summte das Liedgut voller Verve, der Bass-Gitarren-Beat bahnte Kiwanuka eine Ebene für inbrünstige Melodien. Der Eröffnungsabend im Konzertsaal des KKL führte also routiniert durch die meisten Lieder auf dem Erstlingswerk von Michael Kiwanuka, wobei es auch vier neue Lieder - eine Interpretation von Jimi Hendrix - zu verköstigen gab. Kiwanuka

seine "hölzerne" Vokals, wie auch seine Lieder von Trennung und Liebe, erinnern irgendwie sehr stark an den Geist von Sam Cooke, aber auch an oszillierende Strassenmusik, die durch eine Mundharmonika oder pure, schimmernde Gesangsläufe vertieft wird. Auch wenn die zehn Songs auf «Home Again» in Luzern keine Andeutungen von Protest-Folk innehielten, Kiwanuka setzte Lied für Lied das grössere Publikum in Feuer und Flamme, welches zum Eröffnungskonzert am 19. Juli doch von den Stühlen aufstand, phasenweise tanzte und tosend applaudierte.

rk. Das grösste und auch einzige reine Rock Festival der Schweiz konnte in diesem Jahr einen Besucherrekord von 27'000 Festivalwütigen verzeichnen. Die Bergwelt in Interlaken ist nach wie vor eine der beliebtesten Kulissen unter Rockfans und Bands. Bereits zum 9. Mal brennte in diesem Jahr die Luft rund um das Flughafengelände. Brennen ist abgesehen von der Stimmung in diesem Jahr genau das richtige Wort, denn als Headliner überzeugten Rammstein einmal mehr mit ihrer wilden für diesen Sommer ausgedachten Pyro-Show. Damit aber nicht genug, Bands wie Queens Of The Stone Age, The Prodigy, Nightwish, Slayer oder Stone Sour überzeugten das Publikum. Auch bei den mittelgrossen und kleinen Bands mangelte es nicht an bekannten Namen und Abwechslung. Saltatio Mortis transportieren die Zuhörer mit einer enormen Spielfreude direkt ins Mittelalter. Trotz Hitze liessen sich die Zuhörer mitreissen. Nicht nur die Punk Fans überzeugten NOFX mit ihrer souveränen Show, auch alte Hasen wie Bad Religion und auch SKA-P standen dem nichts nach. Nebst den etwas melodiöseren Deaf Havana am Mittag überzeugten auch die deutschen Punkrocker Itchy Poopzkid, welche mitten am Nachmittag schon eine brodelnde Stimmung verursachten. Die längste Autogrammschlange des ganzen Festivals beim cede Stand sprach danach auch für sich. Für Muskelkater im Genick sorgten nebst Slayer auch Bullet For My Valentin oder Airbourne. Absolut auf ihre Kosten kamen die Core Fans, denn das Genre war auf verschiedenste Weise am stärksten vertreten in diesem Jahr. Von Bury Tomorrow (waren auch im letzten Jahr dabei) über The Devil Wears Prada, Adept, Deez Nuts zu The Ghost Inside und Gallows. Und wem eine Band gerade nicht passte, kühlte sich bei den Duschen ab, hüpfte ins Partyzelt oder schlenderte durch die Marktstände. Das Greenfield Festival bot wie immer Unterhaltung auf, neben und um die Bühne. Ausser einigen kurzen Schauern am Donnerstag war das Wetter mehrheitlich heiss bis sehr heiss, was Wasserpistolen zu einem mehr oder weniger beliebten Dauertool werden liess.Ein rundum erfolgreiches Festival mit viel Sonne, guter Musik, viel Bier, Sonnencreme, explosiver Stimmung und immer wieder tollen Leuten. Doch was machen die Veranstalter wohl nächstes Jahr?? Zum 10-jährigen Jubiläum haben die Besucher sehr hohe Ansprüche an Line-Up und Festival. Wir sind gespannt.

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10.1. Luzern, Schüür

18.1. Pratteln, Z7

24.1. Zürich, Härterei

31.1. Solothurn, Kofmehl

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8.2. Chur, Marsöl

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AIRBORNE

11.11. Zürich, Volkshaus

ALTER BRIDGE

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ANNA ROSSINELLI

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AUGUST BURNS RED

28.9. Solothurn, Kofmehl

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30.11. Pratteln, Z7

6.12. Thun, KK

7.12. Herisau, Casino

13.12. Chur, Marsöl

14.12. Baden, Nordportal

BLACK REBEL MOTORCYCLE CLUB

1.9. Zürich, ZH Open Air

BEAUTY OF GEMINA

19.10. Lyss, KUFA

BETH HART

17.12. Zürich, Volkshaus

BIRTH CONTROL

13.9. Pratteln Galery

BLOODLIGHTS

8.10. Zürich, Mascotte

BONOBO

26.9. Solothurn, Kofmehl

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BRING ME THE HORIZON

22.11. Solothurn, Kofmehl

BRUNO MARS

23.10. Zürich, Hallenstadion

BUBBLE BEATZ

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BUCKCHERRY, HARDCORE SUPERST.

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BUENA VISTA SOCIAL CLUB

27.10. Zürich, Kongresshaus

CANDY DULFER

22.+23.10. Zürich, Kaufleuten

CAROLINE CHEVIN

12.10. Bern, Bierhübeli

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CELTIC WOMAN

26.10. Zürich, Hallenstadion

CHRISTINA STÜRMER

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CIRCUS MAXIMUS

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COCO ROSIE

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DANA FUCHS BAND

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DAVE STEWART

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ELVENKING

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EMERALD

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ELUVEITIE & FRIENDS

28.12. Frauenfeld, Rügerholz

EVERLAST

21.10. Solothurn, Kofmehl

FAMARA

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21.9. Freienstein, Herbstfest

FAT FREDDY'S DROP

21.10. Zürich, Komplex 457

FISH

1.11. Zug, Chollerhalle

FLEETWOOD MAC

13.10. Zürich, Hallenstadion

FOX

11.9. Solothurn, Kofmehl

13.9. Schwarzsee

14.11. Lyss, Kufa

23.11. Schaffhausen, Rock Arena

GARLAND JEFFREYS

11.10. Rubigen, Mühle

12.10. Zug, Chollerhalle

GENTLEMAN & THE EVOLUTION

27.10. Zürich, Komplex 457

GOGOL BORDELLO

26.11. Zürich, Komplex 457

GOLDFRAPP

26.10. Zürich, Kaufleuten

GUSTAV

24.10. Rubigen, Mühle

HAKEN

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HELLDORADO

23.10. Zürich, Eldorado

HIM

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HURTS

18.11. Bern, Festhalle

IN EXTREMO

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ITCHY POOPZKID

17.10. Basel, Sommercasino

18.10. Chur, Selig

19.10. Bern, ISC

JAN GARBAREK ft. TRILOK GURTU

28.11. St. Gallen, Tonhalle

29.11. Basel, Stadtcasino

30.11. Zürich, Tonhalle

2.12. Bern, Kulturcasino

JOHNNY CLEGG

13.11. Zürich, Volkshaus

JONNY LANG

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LESLIE CLIO

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LIVE WIRE

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LUNIK

10.12. Zürich, Tonhalle

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MACEO PARKER

11.11. Zürich, Kongresshaus

MARIZA

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MATT BIANCO

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MELANIE PAIN

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MOTÖRHEAD

7.11. Zürich, Hallenstadion

MUNGO JERRY

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NAVEL

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NEW MODEL ARMY

22.10. Zürich, Komplex 457

NICKELBACK

10.11. Zürich, Hallenstadion

PABLOPOLAR

7.9. Open Air Greifensee

13.9. Hasliberg, Wetterhorn

24.10. Baden, Nordportal

26.10. Münchenbuchsee, Bären

8.11. Thun, Mokka

9.11. Herzogenbuchsee

PAPA ROACH

21.11. Zürich, Komplex 457

PARAMORE

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PATRICIA KAAS

16.11. Zürich, Kongresshaus

PEE WEE ELLIS GROUP

14.12. Zürich, Kaufleuten

PETER GABRIEL

8.10. Genf, Arena

PHILIPP FANKHAUSER

4.12. Zürich, Volkshaus

PILEDRIVER

8.9. La Neuveville, Fetes de Vin

12.10. Luzern

PULVER

18.10. Pratteln, Galery

QUEENS OF THE STONE AGE

6.11. Basel, St. Jakob Halle

REDNEX

23.11. Lyss, KUFA

REDWOOD

10.10. Lyss, KUFA

ROACHFORD

10.11. Zug, Chollerhalle

ROGER WATERS "THE WALL"

11.9. Zürich, Letzigrund

RUSSIAN CIRCLES/CHELSEA WOLFE

16.10. Fribourg, Fri-Son

SEASICK STEVE

2.11. Zürich, Komplex 457

SEVEN

20.+21.12. Zürich, Kaufleuten

SHAKRA

13.12. Lyss, KUFA

SILBERMOND

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SKID ROW

24.11. Luzern, Schüür

SKINDRED

9.11. Lyss, KUFA

SLAM & HOWIE

14.9. Herzogenbuchsee, Schlacht

21.9. Oberarth, Horseshoe Bar

25.10. Eschenbach, Löwen

SPAN

14.9. Worb, Zelt

20.9. Pratteln Galery

18.10. Lyss, KUFA

26.10. Bern, Kursaal

7.12. Mühlethurnen, Alti Moschti

17.1. Lenzburg, Baronessa

24.1. Münchenbuchsee, Bäre

25.1. Hasliberg, Wetterhorn

SPENCER

6.9. Spreitenbach, Open Circle

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5.10. Aarau, Kiff

19.10. Adliswil, Nelson

SPIN DOCTORS

4.10. Rubigen, Mühle

STACIE COLLINS

10.10. Pratteln Galery

11.10. Uster, Star Club

12.10. Gams, S-Event

13.10. Rubigen, Mühle

STATUS QUO

14.9. Zürich, Hallenstadion

STEVE VAI

5.10. Lyss, KUFA

STILLER HAS

19.10. Pratteln Galery

20.+21.9. Rubigen, Mühle

SUZANNE VEGA

28.10. Zürich, Plaza

TEN YEARS AFTER

11.10. Zug, Chollerhalle

THE ANSWER

8.11. Luzern, Schüür

9.11. Winterthur, Gaswerk

THE BLACK DALIAH MURDER

8.10. Solothurn, Kofmehl

THE BOSSHOSS

7.9. Thun, Arena

19.10. Winterthur, Eulachhalle

THE BREW

12.10. Rubigen, Mühle

THE CAT EMPIRE

31.10. Zürich, Komplex 457

THE DILLINGER ESCAPE PLAN

30.9. Zürich, Komplex Club

THE FORCE

6.9. Zürich, Viadukt Nacht

7.9. La Neuveville, Fetes du Vin

18.10. Pratteln, Galery

THE MANHATTAN TRANSFER

26.11. Luzern, KKL

THE NAKED & FAMOUS

11.11. Zürich, Komplex 457

THE OLD DEAD TREE

9.10. Pratteln Galery

THE ORDER

14.9. Pratteln Galery

THE PEACOCKS

20.9. Aarau, Kiff

12.10. Stans, Senkel

THE QUIREBOYS

3.11. Luzern, Schüür

THIRTY SECONDS TO MARS

5.11. Zürich, Hallenstadion

TINKABELLE

26.10. Rubigen, Mühle

TOMMY CASTRO & PAINKILLERS

28.9. Rubigen, Mühle

TURBOSTAAT

1.11. Lyss, KUFA

UWE OCHSENKNECHT & THE SCREEN

23.11. Zürich, Kaufleuten

VISTA CHINO

15.11. Pratteln, Z7

VOLBEAT

14.11. Zürich, Hallenstadion

WALTER TROUT

18.10. Rubigen, Mühle

WHITE LIES

15.11. Zürich, Komplex 457

WOODKID

21.11. Zürich, Volkshaus

27.1. Zürich, Volkshaus

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11.12. Bern, Kulturcasino

MACEO PARKER

11.11. Zürich, Kongresshaus

MARIZA

1.12. Zürich, Kongresshaus

MATT BIANCO

27.9. Rubigen, Mühle

MELANIE PAIN

14.10. Winterthur, Albani

MOTÖRHEAD

7.11. Zürich, Hallenstadion

MUNGO JERRY

27.9. Solot5hurn, Kofmehl

NAVEL

28.9. Laufen, Biomill

NEW MODEL ARMY

22.10. Zürich, Komplex 457

NICKELBACK

10.11. Zürich, Hallenstadion

PABLOPOLAR

7.9. Open Air Greifensee

13.9. Hasliberg, Wetterhorn

24.10. Baden, Nordportal

26.10. Münchenbuchsee, Bären

8.11. Thun, Mokka

9.11. Herzogenbuchsee

PAPA ROACH

21.11. Zürich, Komplex 457

PARAMORE

8.9. Zürich, Komplex 457

PATRICIA KAAS

16.11. Zürich, Kongresshaus

PEE WEE ELLIS GROUP

14.12. Zürich, Kaufleuten

PETER GABRIEL

8.10. Genf, Arena

PHILIPP FANKHAUSER

4.12. Zürich, Volkshaus

PILEDRIVER

8.9. La Neuveville, Fetes de Vin

12.10. Luzern

PULVER

18.10. Pratteln, Galery

QUEENS OF THE STONE AGE

6.11. Basel, St. Jakob Halle

REDNEX

23.11. Lyss, KUFA

REDWOOD

10.10. Lyss, KUFA

ROACHFORD

10.11. Zug, Chollerhalle

ROGER WATERS "THE WALL"

11.9. Zürich, Letzigrund

RUSSIAN CIRCLES/CHELSEA WOLFE

16.10. Fribourg, Fri-Son

SEASICK STEVE

2.11. Zürich, Komplex 457

SEVEN

20.+21.12. Zürich, Kaufleuten

SHAKRA

13.12. Lyss, KUFA

SILBERMOND

22.9. Schupfart

SKID ROW

24.11. Luzern, Schüür

SKINDRED

9.11. Lyss, KUFA

SLAM & HOWIE

14.9. Herzogenbuchsee, Schlacht

21.9. Oberarth, Horseshoe Bar

25.10. Eschenbach, Löwen

SPAN

14.9. Worb, Zelt

20.9. Pratteln Galery

18.10. Lyss, KUFA

26.10. Bern, Kursaal

7.12. Mühlethurnen, Alti Moschti

17.1. Lenzburg, Baronessa

24.1. Münchenbuchsee, Bäre

25.1. Hasliberg, Wetterhorn

SPENCER

6.9. Spreitenbach, Open Circle

27.9. Zürich, Komplex Club

5.10. Aarau, Kiff

19.10. Adliswil, Nelson

SPIN DOCTORS

4.10. Rubigen, Mühle

STACIE COLLINS

10.10. Pratteln Galery

11.10. Uster, Star Club

12.10. Gams, S-Event

13.10. Rubigen, Mühle

STATUS QUO

14.9. Zürich, Hallenstadion

STEVE VAI

5.10. Lyss, KUFA

STILLER HAS

19.10. Pratteln Galery

20.+21.9. Rubigen, Mühle

SUZANNE VEGA

28.10. Zürich, Plaza

TEN YEARS AFTER

11.10. Zug, Chollerhalle

THE ANSWER

8.11. Luzern, Schüür

9.11. Winterthur, Gaswerk

THE BLACK DALIAH MURDER

8.10. Solothurn, Kofmehl

THE BOSSHOSS

7.9. Thun, Arena

19.10. Winterthur, Eulachhalle

THE BREW

12.10. Rubigen, Mühle

THE CAT EMPIRE

31.10. Zürich, Komplex 457

THE DILLINGER ESCAPE PLAN

30.9. Zürich, Komplex Club

THE FORCE

6.9. Zürich, Viadukt Nacht

7.9. La Neuveville, Fetes du Vin

18.10. Pratteln, Galery

THE MANHATTAN TRANSFER

26.11. Luzern, KKL

THE NAKED & FAMOUS

11.11. Zürich, Komplex 457

THE OLD DEAD TREE

9.10. Pratteln Galery

THE ORDER

14.9. Pratteln Galery

THE PEACOCKS

20.9. Aarau, Kiff

12.10. Stans, Senkel

THE QUIREBOYS

3.11. Luzern, Schüür

THIRTY SECONDS TO MARS

5.11. Zürich, Hallenstadion

TINKABELLE

26.10. Rubigen, Mühle

TOMMY CASTRO & PAINKILLERS

28.9. Rubigen, Mühle

TURBOSTAAT

1.11. Lyss, KUFA

UWE OCHSENKNECHT & THE SCREEN

23.11. Zürich, Kaufleuten

VISTA CHINO

15.11. Pratteln, Z7

VOLBEAT

14.11. Zürich, Hallenstadion

WALTER TROUT

18.10. Rubigen, Mühle

WHITE LIES

15.11. Zürich, Komplex 457

WOODKID

21.11. Zürich, Volkshaus

27.1. Zürich, Volkshaus

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Wunschartikel auf eine Postkarte schreiben und einsenden an:

TRACKS -Wettbewerb-, Postfach 108, 4323 Wallbach oder eine E-Mail an:

[email protected] Die Gewinner werden ausgelost

KONZERT-TICKETS:

28. Oktober 2013Zürich, Härterei

10. November 2013Zürich, Komplex 457

3. Dezember 2013Zürich, Härterei

27. Januar 2014Zürich, Volkshaus

je 2 x 2 Tickets für

2RAUMWOHNUNG

IN EXTREMO

SILLY

DREAM THEATER

Herausgeber: Hanns Hanneken

Redaktionsanschrift: TRACKS Magazin Postfach 108 CH- 4323 Wallbach T +41 61 861 03 73 [email protected] www.tracks-magazin.ch

Erscheinungsweise: 2-monatlich (6 Ausgaben/Jahr)

Auflage: 30'000

Verlag: Friedrich Reinhardt Verlag Missionsstrasse 36 4012 Basel T +41 61 264 64 50 F +41 61 264 64 88

Chefredaktor: Hanns Hanneken (hh)

Ständige Mitarbeiter: Daniel Strub (ds)Erika Moser (em)Inga Pulver (ip)

Marion Gross (mg) Martin Eyer (mey)

Regina Kühni (rk)Christian Hug (hug)

Michael Vaucher (mv)Robert Pally (rp)Laurent Giovanoli (lg)

Miky Merz (mm) Nadine Lehtinen (nl) Marko Lehtinen (leh)

Ian Keates (Foto) Rockpearl&Bluesdrop (Foto)

Inserate: Beatrix Schmocker [email protected] T +41 (0)79 797 35 81 Druck: Reinhardt Druck Basel Missionsstrasse 36 4012 Basel T +41 61 264 64 64 [email protected]

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