t e x t i l + m o d e w e l t 2010 11+ · der Wirtschaftskrise alles prognos-tiziert, von V- und...

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2010 11 + textil + modewelt

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InhaltInhaltInhalt

Vorwort Heinz Horn Ê 03

Rundblick Ê 04–09Die Textil- und Modebranche in Deutschland: Innovativ aus Tradition Ê 04Kurz notiert Ê 06„I have a dream“ – Interview mit Heinz Horn Ê 08

Tarifpolitik Ê 10–13Umsetzung des Tarifabschlusses 2009 / 2010 – Ausblick auf die Tarifrunde 2011 Ê 10Wir fragen die Verhandlungsführer: Was erwarten Sie von der Tarifrunde 2011? Ê 13

Bildungspolitik Ê 14–19Demografi scher Wandel Ê 14GO TEXTILE! Ê 17

Sozialpolitik Ê 20–23Künstlersozialabgabe Ê 20Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse Ê 22

Internationale Märkte Ê 24–41Rasante Entwicklung in Übersee Ê 24Strategische Herausforderungen – neue Perspektiven Ê 34Rohstoffsicherheit Ê 38Auslandsmesseetat: Deutsche Unternehmen auf Exportmärkten stärken Ê 41

Europapolitik Ê 42–43Europäische Innovationspolitik Ê 42

Forschung Ê 44–49Aktuelle Entwicklungen in der Forschungsförderung Ê 44Nanotechnologie Ê 47

Umwelt & Energie Ê 50–53Beispiele aus der Unternehmerpraxis: Von Ressourceneffi zienz bis zum nachhaltigen Produkt Ê 50

Rück- & Ausblick Ê 54–60Rückblicke 2009 Ê 54Termine 2010 Ê 57Präsidium & Kontakt Ê 58Impressum Ê 60

Sehr geehrte Damen und Herren, was haben die Experten am Anfang der Wirtschaftskrise alles prognos-tiziert, von V- und U-förmigen Kon-junkturentwicklungen war da die Rede, von der Rückkehr der D-Mark und sogar vom Ende der sozia-len Marktwirtschaft. Wie immer bewahrheitet sich, dass am Ende nichts so heiß gegessen wird, wie es gekocht wurde.

Insgesamt hat die weltweite Krise die Branche aber weniger getroffen, als erwartet. Dies lässt sich unter ande-rem auf den hohen Innovationsgrad und den internationalen Wissensvor-sprung bei textilen Anwendungen zurückführen. Einige Unternehmen haben sich mit Mitteln wie Kurzar-beit durch die Krise geholfen, nur wenige mussten tatsächlich Personal abbauen. Seit Beginn 2010 blickt die Branche wieder zuversichtlich nach

vorn, ein Drittel der Fir-men rechnet sogar mit Umsatzsteigerungen. Im Durchschnitt werden sich die Beschäftigtenzahlen auf dem Niveau des Vor-jahres einpendeln.

HerausforderungenZum Ausruhen bleibt aber keine Zeit. Neue Herausforderungen wer-fen Fragen auf: Wie ge-hen wir mit der Roh-stoffknappheit und den

Preissteigerungen um? Welche Belastungen kommen durch er-höhte Energiekosten auf uns zu? Mit welchen Angeboten gehen wir in die neue Tarifrunde? Hier en-gagiert sich der Gesamtverband textil+mode gegenüber der Politik und anderen Interessensvertretun-gen, um tragbare Lösungen für un-sere Branche zu erwirken.

Der Strukturwandel der letzten Jah-re hat die Textilindustrie internati-onal zu einem zukunftsweisenden Wirtschaftszweig gemacht: Textile Produkte fi nden unter anderem An-wendung im Automobil- und Flug-zeugbau, in Medizin und Geotechnik. So sind zum Beispiel Kohlenstoff-faserverbundstoffe unerlässlich für den Leichtbau. Und das nicht nur bei Elektroautos oder Flugzeugen. Den textil+mode Innovationspreis, den der Gesamtverband textil+mode

jährlich vergibt, gewannen in die-sem Jahr in der Kategorie Technische Textilien zwei Ingenieure, die ein Se-gelboot konstruierten, das dank Koh-lenstofffaserverbund-Sandwich-Bau-weise wesentlich leichter und daher schneller ist – und laut Aussage der beiden Entwickler unsinkbar. Auch die textilen Entwicklungen in der Me-dizintechnik sind vor dem Hinter-grund der immer älter werdenden Gesellschaft von besonderer Bedeu-tung. So kann NutriWear1 durch die Messung bestimmter Vitalparameter ein Signal abgeben, wenn der Träger zu wenig getrunken hat, Teppichbö-den mit Induktionsleisten können hilfl ose Personen retten, in dem sie Stürze registrieren und einer Notfall-stelle melden.

Dies sind die wirklich heißen Themen unserer Branche. Reden wir darüber.

Präsident des Gesamtverbandes textil+mode

Heinz Horn Vorwort

Heinz HornÊ Präsident Gesamtverband textil+mode

Herzlichst, Ihr

1 Textilintegriertes intelligentes System zum Ernährungs- und Wasserhaushaltsmanagement

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texti l

Unsere Branche ist durch eine lan-ge Tradition und oft regionale Ver-bundenheit sowie eine mittelstän-dische Struktur, in der mehr als 3⁄4

der Unternehmen einen Umsatz von weniger als 100 Mio. Euro erzielen, gekennzeichnet. Trotzdem hat sie die Globalisierung schon früher als andere Branchen gelebt: Der Expor-tanteil liegt bei über 40 Prozent, vor zehn Jahren waren es gerade einmal

30 Prozent. Nach China / Hongkong (dem mit Abstand größten Textilex-porteur) und Italien ist Deutschland der drittgrößte Exporteur der Bran-che. Das zeigt, wie stark die Stellung textiler Produkte aus Deutschland international ist. Die Unternehmen der Branche sehen die Außenhan-delsverfl echtungen nicht als Bedro-hung, sondern als Möglichkeit und Notwendigkeit zum Wachstum.

Dazu müssen sich die deutschen Un-ternehmen jedoch dynamisch ent-wickeln. Eine der entscheidenden Voraussetzungen ist Innovation. Die deutsche Textil- und Modeindustrie ist sehr innovationsfreudig und wendet viel Geld für Forschung und Entwicklung (FuE) auf.Ein ganz wesentlicher Wachstums- und Innovationsmotor sind die Techni-schen Textilien. Ob in medizinischen

Die Texti l - und Mode-Die Texti l - und Mode-Die Texti l - und Mode-Die Texti l - und Mode-Die Texti l - und Mode-Die Texti l - und Mode-branche in Deutschland:branche in Deutschland:Innovativ aus Tradition Innovativ aus Tradition Die deutsche Textil- und Modeindustrie ist in Deutschland nach wie vor einer der

größten Konsumgüterhersteller. Etwa 130.000 Beschäftigte in Deutschland sind

in 1.300 Unternehmen tätig. Die Branche ist eindeutig mittelständisch orientiert,

oft seit Generationen inhabergeführt.

Ê Marcus Jacoangeli

Exporthandel in Mrd. $

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Hongk

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Italie

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Deutsch

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22,8

Türkei

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Anwendungen, im Fahrzeug- oder Leichtbau, in der Bau- oder Agrarwirt-schaft, der Funktions- oder Sicher-heitsbekleidung: In vielen Produkten, alltäglichen wie hochspezialisierten, steckt Textil. Etwa die Hälfte der texti-len Anwendungen wird nach Umsatz bereits heute im Segment Technische Textilien erwirtschaftet.

Die deutsche Textil- und Beklei-dungsindustrie hat die Krise gut gemeistert. Die Umsätze nähern sich Mitte 2010 wieder dem Ni-veau von 2008 und die Progno-sen sind gut: Die erwartete Um-satzsteigerung in 2010 wird laut einer Umfrage vom Jahresan-fang etwa 5 Prozent betragen. Der

Anteil der internen FuE-Aufwendungen des Wirtschaftssektors an der Brutto-wertschöpfung 2007

Neu oder merklich verbesserte Produkte bzw. Dienstleistungen, die ein Unternehmen in-nerhalb des zurückliegenden Dreijahreszeit-raums auf den Markt gebracht hat

Bekleidungsgewerbe 20

Textilgewerbe 10

Verbrauchsgüterindustrie 8

Investitionsgüterindustrie 2

Verarbeitendes Gewerbe 4

Investitionen 2010, Veränderung zu 2009 in %

Fahrzeugbau 56

Elektroindustrie 41

Instrumententechnik 31

Maschinenbau 28

Textil, Leder, Bekleidung

27

Chemie, Pharma, Mineralöl 18

Glas, Keramik, Steinwaren 16

Gummi- & Kunst-stoffverarbeitung 13

Möbel, Sport- & Spielwaren, Recycling 12

Holz, Papier, Druck, Verlag 11

Metallerzeugung & -bearbeitung 11

Ernährung, Tabak 10

Fahrzeugbau 17,78

Chemie 12,28

Elektrotechnik 10,48

Maschinenbau 5,83

Gummi, Kunststoff 2,85

Textil, Bekleidung 2,55

Kokerei, Mineralöl 2,35

Glas, Keramik, Steine, Erden 1,69

Möbel, Schmuck, Musik- instru mente, Recycling 1,56

Metallerzeugung & -bearbeitung 1,36

Ernährung, Tabak 0,86

Leder 0,68

Konjunkturklimaindex ist derzeit (Stand: September 2010) so hoch wie seit Anfang 2007 nicht mehr. In dieses Bild passt auch die hohe Investitionsneigung: Etwa 2/3 der Unternehmen planen laut unseren Erhebungen Investitionen, davon über die Hälfte im Inland.

Quelle: ZEW, iwd-Institut der deutschen Wirtschaft 02/2010

Quelle: Ifo-Institut

Quelle: Statistisches Bundesamt, Stifterverband Wissenschaftsstatistik

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Internationale Märkte Europapol it ik Forschung Umwelt & Energie

Ê Dr. Christoph Schäfer

„Made in“ – Protektionis-mus statt Information

„Der Verbraucher muss wissen, wo ein Bekleidungsstück herkommt.“ Die Botschaft ist so einfach, wie sie falsch ist. Dennoch propagiert die italienische Industrie dies seit vielen Jahren. Verbraucherschützer interes-sieren sich kaum für das Thema. Das aber hat die wenigsten im Europäi-schen Parlament nachdenklich ge-stimmt. Mit großer Mehrheit hat

wollen den unzulässigen Schluss vom Herstellungsland zu den unterstellt niedrigen Sozial- und Umweltstan-dards des Konfektionslandes ermög-lichen. Es geht um Stigmatisierung, nicht um gehaltvolle Information. Es bleibt zu hoffen, dass die Mitglieds-staaten an ihrer ablehnenden Position festhalten und vielleicht ein Kompro-miss für eine harmonisierte freiwil-lige Kennzeichnung gefunden wird. t+m hat hierfür einen Vorschlag erar-beitet und setzt sich für seine Umset-zung ein.

Ê Dr. Christoph Schäfer

Corporate Social Responsibility

„Finger weg von Corporate Social Re-sponsibility!“ – Dieses Motto galt bis-her bei vielen kleinen und mittelstän-dischen Unternehmen. Lange Zeit war der Begriff CSR mit einer diffusen Angst belegt und die Missachtung des Themas war das Mittel der Wahl, um drohendes (Regulierungs-)Unheil abzuwenden. Gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklungen erfor-dern aber eine Auseinandersetzung mit dem Thema CSR. Daher haben t+m und seine Mitgliedsverbände die unternehmerische Verantwortung als Arbeits- und Aufgabengebiet über-nommen. Statt Missionierung soll In-formation und eine Chancen-Risiken-Analyse im Zentrum stehen. Oberstes Gebot ist das freiwillige Engagement der Firmen.

Nicht ganz vermeiden lässt sich aller-dings, dass Druck auf Unternehmen entsteht, die anders als ihre Konkur-renten das Thema nicht proaktiv an-gehen – letztendlich ist das auch eine Form von Wettbewerb. Mit einem CSR-Frühstück bei der Heimtextilmes-se und einem Branchen Code of Con-duct haben wir in diesem Jahr erste Impulse gegeben. Auch in 2011 wird t+m das Thema CSR weiterhin bear-beiten, denn wir glauben, dass Unter-nehmen, die ökologische, soziale und wirtschaftliche Belange in Einklang bringen, langfristig erfolgreich sein werden. Und wenn eine Branche hier gut aufgestellt ist, macht sie eine Re-gulierung überfl üssig.

Ê Christina Meßner & Dr. Christoph Schäfer

Zum Energiekonzept der Bundesregierung: Was kostet uns der grüne Traum?

Die Bundesregierung hat mit ihrem am 28. September 2010 verabschie-deten Energiekonzept Deutschland vor die Aufgabe gestellt, die vorhan-denen Energiestrukturen komplett umzustellen. Ziel soll es sein, dass Deutschland eine der effi zientesten und umweltfreundlichsten Volks-wirtschaften der Welt wird. Die Er-neuerbaren Energien sollen bis zum Jahr 2050 einen Anteil von 60 Pro-zent am Bruttoenergieverbrauch ausmachen. Für den Gesamtverband textil+mode stellt sich die zentrale Frage: Wer soll die Umgestaltung des „grünen Traums“ fi nanzieren? Wer in Deutschland produziert, braucht Energie. Die gibt es fast überall auf der Welt für weniger Geld als bei uns – auch in Euro-pa. Die Textilindustrie steigert ihre Energieeffi zienz ständig, um diesen Nachteil auszugleichen. Eine weite-re staatlich induzierte Belastung der Energiepreise kann diese Branche nicht mehr abpuffern. Zudem hält der fehlende Wettbewerb auf den Energiemärkten die Preise hoch und der Staat trägt immer stärker dazu

notiert

Made in

?sich das EP für die protektionistische Maßnahme ausgesprochen, mit der die italienischen Konfektionsbetriebe geschützt werden sollen. Die gefor-derte Kennzeichnung nach den nicht-präferenziellen Ursprungsregeln ver-kennt die Komplexität der textilen Kette. Es bleibt im Dunkeln, wo die Faser herkommt, wo gesponnen, ge-webt und ausgerüstet wurde. Und in einer globalisierten Welt ist das für den Verbraucher auch nicht mehr wichtig. Die „Made in“-Befürworter

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bei, die Produktion am Standort Deutschland durch Erhöhung der Energiekosten zu verteuern. Die För-derung erneuerbarer Energien steigt 2011 auf 35 Euro pro Megawattstun-de Strom – eine Steigerung von 70 Prozent gegenüber 2010. Die „Erneu-erbaren“ haben sich zu einem Fass ohne Boden entwickelt. t+m wird sich für Reformen einset-zen und Allianzen mit anderen Bran-chen schmieden. Das Ziel „Klima-schutz“ muss mit dem Bedürfnis des industriellen Mittelstands nach bezahlbarer Energie in Einklang ge-bracht werden.

Förder- und Entwicklungsprogram-men verankert werden.

Was kann die deutsche Textilindus-trie für den Leitmarkt Elektromobi-lität leisten?

Ê Effi zienzsteigerungen durch Gewichtsreduktion: Dabei spielen Faserverbundwerkstoffe eine ent- scheidende Rolle.Ê Bereitstellung neuer Werkstoffe und Reduktion der Importab- hängigkeit: Glas- und kohlefaser- verstärkte Thermoplaste / Duro- plaste / keramikfaserverstärktes Aluminium können dazu beitragen.Ê Neue Produktionstechnologien: Der Werkstoff Textil wird anders verarbeitet als klassische Materialien. Ê Erhöhte Sicherheit: Textile Verbundwerkstoffe ermöglichen effi zienten Schutz.Ê Reduktion von Emissionen und Steigerung der Energieeffi zienz.

Da diese textilen Eigenschaften viel-fach nicht bekannt sind, war viel Über-zeugungsarbeit seitens des Gesamt-verbandes textil+mode erforderlich, um zu erreichen, dass die deutsche Textilindustrie in die Nationale Platt-form Elektromobilität eingebunden wird. In der Arbeitsgruppe IV „Nor-mung, Standardisierung und Zerti-fi zierung“ ist unsere Branche durch Bruno Lammers (Saertex GmbH & Co. KG) und in der Arbeitsgruppe V „Ma-terialien & Recyling“ durch Dr. Gerd Wingefeld (SGL Carbon SE) vertreten. t+m-Geschäftsführer Dr. Wolf-Rüdiger Baumann arbeitet im Industriekreis Elektromobilität mit.

Ê Sven Eriskat

European Textil Alliances

Die beiden Auslandsbüros des Ge-samtverbandes textil+mode stehen den Mitgliedsunternehmen wei-terhin mit Rat und Tat zur Verfü-gung. Das Moskauer RETA-Büro

verzeichnete trotz der Nachwirkun-gen der Finanzkrise ein reges Inter-esse der Unternehmen und beant-wortete im Jahr 2009 142 Anfragen von 52 deutschen Textil- und Beklei-dungsunternehmen. Schon im Ok-tober 2010 wurde die Performance des Vorjahres erreicht, was dafür spricht, dass die Dynamik in den russischen Absatzmarkt zurückge-kehrt ist. Auch in China zeichnen sich bemer-kenswerte Entwicklungen ab. Der Beschaffungsmarkt ist weitgehend erschlossen, während der riesige Ab-satzmarkt gerade erst entsteht. Um den geänderten Anforderungen der Unternehmen gerecht zu werden, wurde das Shanghaier CETA-Büro neu ausgerichtet. Neben der weiter-hin exzellenten Kompetenz im Be-schaffungsmarkt steht den Mitglie-dern ab jetzt auch ein strategischer Partner für das Verkaufsgeschäft vor Ort zur Verfügung.

Kontakt siehe Seite 58

Ê Dr. Wolf-Rüdiger Baumann

Elektromobilität

Elektroautos gelten als der neue Me-gatrend. In den kommenden Jah-ren wollen daher nahezu alle nam-haften Hersteller Elektroautos für den Massenmarkt bauen. Allein Deutschland will bis 2020 eine Mil-lion Autos auf die Straße bringen.Noch sind die Hürden groß: So ist bei elektrischer Mobilität das Ge-wicht des Autos ein entscheidender Faktor. Für die schweren Lithium-Ionen-Batterien muss man daher ultraleichte Wagen entwickeln. Anforderungen an neue Materiali-en und deren Entwicklung müssen deshalb berücksichtigt und in den

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Internationale Märkte Europapol it ik Forschung Umwelt & Energie

Seit Juli 2010 ist der ehemalige Felina-Chef, Heinz Horn,

Präsident beim Gesamtverband textil+mode.

Ê Interview: Kirsten Rahmann

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„Ich habe einen Traum. Ich schlage 2015 die

Zeitung auf und lese dort: Alte Frau von Tep-

pichboden gerettet. Die 80-jährige Elisabeth R.

war in ihrer Wohnung gestürzt und lag hilfl os

am Boden. Trotzdem war nach zehn Minuten

der Rettungswagen vor Ort ...“

Rundbl ick Tari fpol i t ik Bi ldungspol it ik Sozialpol i t ik

Herr Horn, Sie sind seit Juli 2010 Präsi-dent des Gesamtverbandes textil+mode und hatten sich 100 Tage erbeten, bevor Sie Ihre Zielsetzungen formulieren ...Horn: Ja, das stimmt. Ich wollte zu-nächst erst einmal viele Gespräche führen mit Verbandskollegen, Unter-nehmern, Politikern und mir so ein breites Bild der Branche zeichnen. Ich komme aus dem Wäschebereich, war lange bei Schiesser tätig und da-nach über 10 Jahre Geschäftsführer bei Felina. Aber Textil ist ja mehr als Bekleidung. Ich habe in den vergan-genen 100 Tagen viel über Techni-sche Textilien erfahren und fi nde diesen Bereich unglaublich span-nend. Jetzt ist die Zielformulierung da: Wir sollten das Image der Tex-til- und Modebranche in Deutsch-land aufpolieren. Klingt profan, ist es aber nicht. Mit Mode kann jeder Mensch etwas assoziieren und Textil wird dem gleichgesetzt. An Anwen-dungen wie Carbonfasern im Airbus, Blutgefäße und Stents, Vliesstof-fe für Filter und vieles mehr denken die wenigsten. Da müssen wir mehr trommeln und die breite Öffentlich-keit darauf aufmerksam machen, wie viel Zukunft und Innovation in Textil steckt.

Warum ist das so wichtig?Horn: Wir kämpfen gegen viele Vor-urteile, wie die Modebranche verla-gere alle Arbeitsplätze ins Ausland,

die Textilindustrie in Deutschland habe keine Zukunft oder existiere gar nicht mehr. Wir in der Branche wissen natürlich, dass das so nicht stimmt, aber wir müssen das auch in die Öffentlichkeit tragen. Warum? Damit die Branche wahrgenommen wird und Gewicht hat. Damit un-sere Interessen noch stärker gehört werden, wir für den Nachwuchs ein interessanter Arbeitgeber sind, un-sere Forschung noch stärker geför-dert wird und wir international als Wachstumsmotor anerkannt wer-den. Denn die Möglichkeiten textiler Anwendungen sind noch lange nicht ausgeschöpft.

Und wie wollen Sie das Branchen image stärken? Haben Sie bereits konkrete Pläne?Horn: Ich habe jahrelang in Marke-ting und Vertrieb gearbeitet und weiß natürlich, dass man ein Image nicht von heute auf morgen um-krempelt. Denken Sie beispielswei-se an Audi: Der Konzern hat rund 15 Jahre gebraucht, um vom angestaub-ten Fahrer-mit-Hut-Image wegzu-kommen. Es reicht nicht, nach dem Gießkannenprinzip zu arbeiten, sondern wir brauchen eine konkrete Strategie. Daran arbeite ich gerade.

Welche weiteren wichtigen Themen ste-hen auf Ihrer Agenda?Horn: Bildung ist eine weitere

elementare Aufgabe unserer Gesell-schaft und für unsere Branche von grundlegender Bedeutung. Perfekt ausgebildeter Nachwuchs spielt heute schon eine Schlüsselrolle und wird noch weiter an Bedeutung zunehmen.Branchenspezifi sche Bildung muss auf allen Stufen von berufsbegleiten-der Ausbildung bis zu den Lernin-halten an Hochschulen und Univer-sitäten aktualisiert und reformiert werden. Diesem Thema werde ich mich ebenfalls mit hoher Intensität zuwenden.

Ehrenamt ist nicht gerade die beliebtes-te Form der Freizeitbeschäftigung. Wa-rum haben Sie sich für das Präsidenten-amt beim Gesamtverband textil+mode entschieden?Horn: Ich schätze diese textile Welt außerordentlich. Ich fi nde sie mit all ihren Facetten hochinteressant und mit ihrem hohen Innovationsgrad faszinierend. Außerdem stellt sie mit 1.300 Unternehmen in Deutsch-land und mit 28 Mrd. Euro Umsatz ein gewaltiges wirtschaftliches Po-tenzial dar. Als Kollegen der Branche meinten, ich könne mit meiner Er-fahrung für die Textil- und Mode-industrie etwas leisten, konnte und wollte ich mich nach reifl icher Über-legung nicht verweigern. Und bisher macht mir die verantwortungsvolle Aufgabe überwiegend Spaß.

„... Induktionsstreifen im Teppichboden hatten den Sturz der alten Dame

registriert und einen Alarm ausgelöst. Nächste Meldung: Elektroautos auf

dem Vormarsch. Der Absatz von Elektroautos hat sich im letzten Jahr ver-

vierfacht. Durch die komplette Fertigung der Außenhülle aus Carbonfaser-

verbundstoffen sind die Fahrzeuge mittlerweile so leicht, dass sie mehr als

1.000 Kilometer am Stück zurücklegen können.“

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Ê Oskar Vogel

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Umsetzung des Umsetzung des Tarifabschlusses 2009/2010Tarifabschlusses 2009/2010

Ausbl ick auf die Ausbl ick auf die Tarifrunde 2011

„Die Zeit der Bescheidenheit ist vorbei“. So wird vonseiten der

Gewerkschaften derzeit der „heiße Herbst“ eingeläutet. Doch trotz

des sich allmählich auch in der Textil- und Bekleidungsbranche

einstellenden Aufschwungs heißt es, Maß zu halten.

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Unser Krisen-Tarifabschluss aus dem Frühjahr 2009 wurde vor al-lem deshalb gelobt, weil er den Unternehmen viele flexible Stell-schrauben an die Hand gab. Im Einzelnen handelte es sich um fol-gende flexible Bausteine:

Ê Für die Monate Mai bis Dezember 2009 erhielten die Beschäftigten Ein-malzahlungen in Höhe von jeweils 42,50 Euro. Diese Zahlungen konnten durch freiwillige Betriebsvereinba-rungen gegen Beschäftigungszusage ganz oder teilweise bis Ende 2009 ver-schoben werden oder wegfallen. Ê Ab Januar 2010 erhielten die Be-schäftigten eine lineare Erhöhung der Tarifentgelte um 1,5 Prozent.

Diese Erhöhung kann durch frei-willige Betriebsvereinbarung gegen Beschäftigungszusage ganz oder teilweise bis zum 31. Dezember 2010 verschoben werden.

Wie haben nun die Unternehmen die-sen Flexibilitätsrahmen tatsächlich genutzt?Eine Umfrage von t+m aus dem Mo-nat Februar 2010 bei 222 Unterneh-men ergab:

Ê Die Einmalzahlungen des Jahres 2009 wurden von ca. zwei Drittel der Unternehmen in voller Höhe ausge-zahlt. Von dem verbleibenden Drittel zahlten etwa ein Viertel die Einmal-zahlungen später oder teilweise aus. Dabei nutzten die Unternehmen die vollständige kreative Bandbreite der sich ihnen bietenden Möglichkeiten: Die Auszahlung der Einmalbeträge wurde von einem Monat bis zu meh-reren Monaten ausgesetzt. Die Be-schäftigungszusage wurde in knapp 60 Prozent der Unternehmen der Textilbranche und in 80 Prozent der Unternehmen der Bekleidungsbran-che für den ganzen Betrieb, ansons-ten teilbezogen erteilt. Aber auch hier wurden von den Betriebspart-nern andere Vereinbarungen – wie beispielsweise der Abschluss von Standortsicherungstarifverträgen – getroffen.

Ê Die 1,5-prozentige Erhöhung der Tarifentgelte wurde von knapp drei

Viertel der Unternehmen zum frü-hesten Zeitpunkt im Januar 2010 gezahlt. Bei dem Viertel, das die An-hebung verschoben hat, wurde die erforderliche Beschäftigungszusage in knapp 70 Prozent der Unterneh-men der Textilbranche und in über 90 Prozent der Unternehmen der Be-kleidungsbranche für den gesamten Betrieb erteilt.

Daran zeigt sich: Der Tarifabschluss wurde von den Betrieben sehr gut angenommen und war in der Krise das „Instrument der Stunde“. Aber auch den Betriebspartnern ist Res-pekt auszusprechen: Unter verant-wortungsvoller Nutzung der tarif-lichen Stellschrauben haben sie im Schulterschluss mit dem gemein-samen Ziel der Überwindung der schwersten Wirtschaftskrise seit den 30er Jahren angemessene Vereinba-rungen erzielt.

Diese Vereinbarungen haben bei-den Seiten viel abverlangt. Die Be-schäftigten der Textil- und Beklei-dungsbranche mussten eine geringe Erhöhung ihrer Löhne und Gehäl-ter hinnehmen. Und viele Unter-nehmen, die in nicht unerheblicher Zahl erhebliche Verluste einfuhren, trugen selbst an dieser moderaten Entgelterhöhung schwer. Die Durch-schnittsbelastung für die gesamte zweijährige Laufzeit beträgt je nach Nutzung der Stellschrauben mindes-tens 1,4 Prozent bis zu 2,9 Prozent.

Internationale Märkte Europapol it ik Forschung Umwelt & Energie

t+m TARIF -BLOG

Ab Januar 2011 werden wir im geschützten Mitgliederbereich auf unserer Website www.textil-mode.de einen TARIF-BLOG einrichten und Sie mit Informationen zur Tarifrunde 2011 versorgen. Wir möch-ten Sie ein Stück mit hinter die Kulissen der Verhandlung nehmen, Sie auf dem Laufenden halten und über die Kommentarfunktion auch mit Ihnen in den Dialog treten. Wie beim Bloggen üblich, wird

der Ton unserer Beiträge locker sein und wir wer-den versuchen, Zwischentöne aufzugreifen, die in der sachlichen Presseberichterstattung fehlen. In den Blog werden Sie über die Menüleiste auf der Startseite geführt. Lesen und kommentieren

können Sie dann ganz einfach mit Ihren Zugangsdaten für den passwort-geschützten Mitgliederbereich. Neuanmeldungen funktionie-

ren jederzeit über das Registrations-feld oben rechts auf der Startseite www.textil-mode.de. Nach

Prüfung erfolgt die Freischaltung. Der geschützte Bereich ist unseren Mitgliedsverbänden sowie selektiven Organisationen und Personen vorbehalten. Wir möchten Ihnen mit diesem Blog einen zusätzlichen Service bieten und freuen uns, Sie so in die Tarifrunde mitnehmen können. Und zö-gern Sie nicht, kommentieren Sie!

der Ton unserer Beiträge locker sein und wir wer-den versuchen, Zwischentöne aufzugreifen, die in der sachlichen Presseberichterstattung fehlen. In den Blog werden Sie über die Menüleiste auf der Startseite geführt. Lesen und kommentieren

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Mit Blick auf diese Einschnitte erscheint es auf den ersten Blick nachvollziehbar, dass die Gewerk-schaften nun einen Ausgleich for-dern. Auch wenn sich seit Monaten die überraschend positiven Prog-nosen und Meldungen der Wirt-schaftsinstitute überschlagen, gilt dies gerade für unsere Branche aber nicht uneingeschränkt: Denn im Unterschied zur Gesamtkon-junktur zeigt sich, dass der sich in der Textil- und Bekleidungsbran-che langsam abzeichnende Auf-schwung noch zurückhaltend und mit vielen Risiken behaftet ist. Da-rüber hinaus darf nicht vergessen werden, von welcher Basis der Auf-schwung ausgeht. Auch wenn sich das Umsatzniveau zur Jahresmitte 2010 wieder dem des Gesamtjah-res 2008 annähert, müssen die Un-ternehmen mit diesen Umsätzen weiterhin ihre in der Krise entstan-den Defizite ausgleichen. Damit werden die Unternehmen wieder

stabil, was der Wettbewerbsfähig-keit zugute kommt.

Leider folgen in unserer Bran-che die Beschäftigtenzahlen dem Umsatztrend und dem Trend der Auftragseingänge nicht, im Ge-genteil. Dies zeigt einmal mehr: Auch wenn die Beschäftigung ein zeitlich nachlaufender Indikator ist, so kann der noch junge Auf-schwung den vom Strukturwandel geprägten Rückgang der Beschäf-tigtenzahlen nicht kompensieren. Beschäftigungssicherung ist nach wie vor angesagt.

Deshalb ergeht an unseren Ta-rifpartner IG Metall der dringen-de Appell, bei der im Februar 2011 beginnenden Tarifrunde die gute Zusammenarbeit aus den Zeiten der Krise fortzusetzen und die For-derungen mit realistischem Au-genmaß zu formulieren. Über-zogene Lohnforderungen sind

dagegen geeignet, die wirtschaftli-che Erholung der Unternehmen zu gefährden.

Keine Neuaufl age einer tarifl ichen AltersteilzeitNachdem wir bei den Gesprächen mit der IG Metall zum Themenkom-plex „Arbeitszeit, Altersausstieg und Übernahme Ausgebildeter“ nicht zu einem Ergebnis gekommen sind, schlug die Gewerkschaft vor, für die Altersteilzeit separat eine tarifl iche Nachfolgeregelung abzuschließen. Diese sollte vorsehen, die Zugangs-voraussetzungen (Altersgrenze, Rechtsanspruch oder Freiwillig-keit) über eine Betriebsvereinba-rung einzelbetrieblich festzulegen, bei zwingender Wiedereinsetzung der ausgelaufenen materiellen Tarif-bedingungen. Eine solche isolierte Lösung lehnten wir auf Arbeitge-berseite im Rahmen einer Tarifver-handlung am 11.03.2010 ab. Denn sie hätte bedeutet, dass alle neuen Al-tersteilzeit-Arbeitsverhältnisse auf 85 Prozent des bisherigen Nettoein-kommens aufgestockt hätten werden müssen. Da die gesetzliche Förde-rung seit dem 1. Januar 2010 ausge-laufen ist, hätte der Arbeitgeber die Aufstockung selbst bei einer Wie-derbesetzung allein zu tragen. Damit bleibt es dabei, dass unser bisheri-ger Tarifvertrag zur Förderung der Altersteilzeit zum 31. Dezember 2009 ohne Nachwirkung ausgelaufen ist.

Rundbl ick Tari fpol i t ik Bi ldungspol it ik Sozialpol i t ik

Anfang des Jahres haben die Unterneh-men der Textil- und Modebranche zuver-sichtlich auf das vor ihnen liegende Jahr geblickt, nun leidet die Branche u.a. un-ter hohen Rohstoffpreisen. Was bedeutet das aus Ihrer Sicht für die kommende Tarifrunde?Brinkmann: Die Branche ist so hete-rogen, dass die einzelnen Unterneh-men ganz unterschiedlich von den gestiegenen Kosten betroffen sind. Marktstarke Unternehmen werden versuchen, ihre Endpreise anzupas-sen, kleinere Betriebe können sich das aber nicht erlauben und müssen Verteuerungen innerhalb der Lie-ferkette intern kompensieren. Wir werden die weiteren Entwicklungen genau beobachten, um eine für alle tragbare Tarifl ösung zu fi nden.Jung: Wir nehmen die Klagen über den Kostenauftrieb bei den Rohstof-fen wahr. Das wird für die Branche am Ende jedoch das kleinere Übel sein. Denn darunter leiden die Wettbewerber in der ganzen Welt. Wir sehen viele hausgemachte Pro-bleme in der deutschen Textil- und Modebranche, die es gilt zu bewäl-tigen. Ich nenne die Stichworte: Zu-kunftsfähigkeit, Attraktivität …Das Problem hoher Rohstoffpreise werden nicht die Arbeitnehmer kom-pensieren. Es wird keinen Energieab-schlag in einem Tarifabschluss geben.Übrigens, die mittelständische Wirt -schaft läuft besser als vor der Krise und strotzt vor Optimismus. Bei einer

Umfrage der Wirtschaftsauskunftei Creditreform bewerteten die Unter-nehmen „ihre derzeitige Geschäftsla-ge so gut wie seit 2007 nicht mehr“. So etwas lesen auch die Beschäftigten.

Wirtschaftsminister Brüderle hat An-fang Oktober kräftige Lohnerhöhun-gen befürwortet und als Vorbild für an-dere Branchen den Stahlabschluss mit 3,6 Prozent genannt. Kann dieser Ab-schluss richtungsweisend für die Textil- und Modeindustrie sein?Jung: Wir haben in den letzten Jah-ren und auch gerade in der Krise für die Betriebe und Unternehmen der textilen Branchen mit maßvol-len Tarifabschlüssen große Ver-antwortung gezeigt. Ich halte den Stahl-Tarifabschluss sehr wohl als richtungsweisend. Eine ähnliche Erhöhung beteiligt die Beschäftigten in der Textil- und Modebranche, die tagtäglich äußerst fl exibel und hochqualifi ziert gute Arbeit leisten, am Aufschwung und ist erforderlich, damit die Wende endlich weg von der Lohnzurück-haltung hin zu einem stetigen fairen Einkommenszuwachs geschaffen werden kann.Brinkmann: Der Stahlabschluss kann natürlich nicht richtungsweisend für unsere Tarifverhandlungen sein. Die Politik sollte derartige Äußerun-gen unterlassen und sich aus dem Thema heraushalten. Das ist Sache der Tarifpartner. Im Übrigen kommt es ja auch nicht nur auf das Entgelt

an, das wäre viel zu kurz gegriffen. In den Tarifverhandlungen geht es um ein Gesamtpaket, in dem auch Punkte wie der demografi sche Wan-del eine Rolle spielen. Klar ist, dass nur zufriedene Mitarbeiter gute Ar-beit leisten. Aber diese Zufrieden-heit misst sich eben nicht nur rein an dem, was am Ende des Monats im Portemonnaie ist.

Der böse Arbeitgeber, der sich die Taschen vollstopft, und der gute IG Metaller, der für seine Mitglieder kämpft. Sehen Sie den jeweils anderen in dieser Rolle oder empfinden Sie sich eher als Partner?Brinkmann: Wir haben uns immer als Partner gesehen und ich wünsche mir, dass das auch so bleibt. Nur so sind zielführende Verhandlungen möglich und es ist unsere Aufgabe, Ergebnisse zu erzielen, die für beide Seiten akzeptabel sind. Jung: Es gibt nicht die Guten oder die Bösen. Wir sind in der Vergangenheit fair miteinander umgegangen und ha-ben auch faire, für beide Seiten tragfä-hige Kompromisse erzielt. Ich gehe da-von aus, dass es auch in Zukunft so ist.

Ihr Motto für die anstehende Tarifrunde? Jung: Das Motto ist derzeit inner-halb der IG Metall in der Diskussi-on. Wenn es nach mir ginge, sollte es „Beteiligung – fair geht vor“ heißen.Brinkmann: Die Tarifrunde 2011 muss unter dem Motto Beschäfti-gungssicherung stehen.

Ê Fragen: Kirsten Rahmann

Was erwarten Sie von der

Tarifrunde 2011?In der kommenden Tarifrunde treffen die Verhandlungsführer

Wolfgang Brinkmann als Arbeitgebervertreter und Michael

Jung als Vertreter der Arbeitnehmer wieder aufeinander.

Wir haben beide nach ihren Erwartungen gefragt.

Tarifrunde 2011?Tarifrunde 2011?Tarifrunde 2011?Tarifrunde 2011?Tarifrunde 2011?Tarifrunde 2011?Tarifrunde 2011?Tarifrunde 2011?Tarifrunde 2011?

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Wolfgang Brinkmann, Geschäftsführender Gesellschafter der F.W. Brinkmann GmbH, Vizepräsident des Gesamtverbandes textil+mode und Vorsitzender des Arbeitgeberverbunds

Michael Jung, IG Metall Vorstand, FB Tarifpolitik

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Deshalb steht dieses Thema seit zwei Jahren verstärkt auf der t+m-Agen-da. Haben wir zunächst gezielt eine Nachwuchskampagne ins Leben gerufen („GoTextile!“), war unse-re diesjährige Bildungstagung am 30.09. / 01.10. in Berlin ganz auf die „Chancen im Umgang mit älteren Mitarbeitern“ fokussiert.Dabei beschäftigten wir uns insbe-sondere mit folgenden Fragen:Wie bleiben ältere Mitarbeiter länger fi t, motiviert und leistungsfähig? Wie entstehen Synergien aus der Zu-sammenarbeit der Generationen im Betrieb? Was braucht es für eine de-mografi efeste Personalpolitik?

Unterschiede zwischen großen und mittleren / kleinen Unternehmen:Bei den größeren Unternehmen ist das Thema schon gut implemen-tiert, was natürlich mit Manpower (Personalentwicklungsstellen etc.) zusammenhängt. So wissen wir, dass Mitgliedsun-ternehmen im Sinne einer nach-haltigen Personalpolitik längst dazu übergegangen sind, eine ge-zielte, geordnete und rechtzeitige

Nachwuchs- bzw. Nachfolgepla-nung vorzunehmen.

Wir müssen allerdings die kleinen und mittleren Betriebe für dieses Thema noch mehr sensibilisieren. Hier kommen die Nachfolgedis-kussionen oft zu kurzfristig oder gar zu spät – dann geht nicht nur der alte Meister, sondern auch sein Wissen verloren.

Demografi eanalyseJedes Unternehmen sollte eine De-mografi eanalyse anfertigen, um eine effektive Personalentwicklung dar-auf aufbauen zu können. Neben der Altersstruktur sollte sich aus einer solchen Analyse der Qualifi kations-stand eines jeden Mitarbeiters erge-ben. Dadurch kann das Unterneh-men leicht erkennen, wer für eine interne Nachfolgeregelung am ehes-ten in Betracht käme, wenn ein älte-rer Vorgesetzter in Rente geht.

Lebensphasenorientierte Personalpolitik Damit die Beschäftigungsfähigkeit auch noch jenseits der 50 Jahre in

vollem Umfang gewahrt bleibt, reicht es nicht aus, erst dann aktiv zu wer-den, wenn die Mitarbeiter in diese Altersgruppe hineinwachsen. Viel-mehr sollte das Unternehmen den Mitarbeiter über alle Berufs- und Le-bensphasen hinweg mit abgestimm-ten Entwicklungsschwerpunkten be-gleiten. Die Fort- und Weiterbildung erfolgt im Sinne eines lebenslangen Lernens. Großer Wert ist auf eine al-tersgerechte Qualifi zierung zu legen. Wird der Mitarbeiter älter, müssen bei Weiterbildungsmaßnahmen Be-sonderheiten berücksichtigt werden, wie insbesondere:

Ê die Angst vor Überforderung nehmen (Feedback geben, häufi ger loben),

Ê die Angst vor Überforderung ist häufig auch Folge einer Lernent-wöhnung; daher darf es ganz im Sinne einer altersgerechten Per-sonalentwicklung keine (längere) Weiterbildungspause geben,

Ê eine ausgrenzende Ansprache vermeiden: Allein die Bezeichnung

Ê Oskar Vogel

DemografischerDemografischer

WandelWandelUnsere Branche ist wie kaum eine andere vom demografi schen Wan-

del betroffen. So weist die Textil- und Modeindustrie einen überproporti-

onalen Anteil älterer Beschäftigter auf. Gleichzeitig liegen wir in den Be-

schäftigtenanteilen unter 35 Jahren unter dem Gesamtdurchschnitt.*

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Ältere Mitarbeiter:

s t a t t a l t e s E i s e n !Edelmetall

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„50plus“ im Seminartitel kann dazu führen, dass Teilnehmer sich nicht an-melden (besser: „Sehtraining für Mit-arbeiter an Bildschirmarbeitsplätzen“ oder „Stressbewältigung im Vertrieb“).

Unternehmenskultur auf den demografi schen Wandel einstellenDie Herausforderung „Demogra-fie“, vor allem der Umgang mit dem älteren Mitarbeiter, muss zur „Chefsache“ im Unternehmen ge-macht werden. Und dem folgend, müssen sich die Führungskräfte auf der 2. und 3. Ebene ebenfalls mit dem Thema befassen bzw. be-fassen können. Unter den beste-henden Rahmenbedingungen kann die Führungskraft diese Rolle aber oft nicht ausfüllen. Sie hat keine freie Kapazität, wird dafür – insbe-sondere als Komponente in einem Vergütungssystem – nicht bezahlt. Gutes Führungsverhalten („Coa-chen“) trägt aber gerade in der Al-tersgruppe 50plus zu einer Verbes-serung der Arbeitsfähigkeit und Motivation bei.

WissenstransferFerner gehört zu einer zeitgemä-ßen modernen Führung, dass für einen rechtzeitigen und struktu-rierten Wissenstranfer zwischen

GesundheitsmanagementDie heutige Arbeitsplatzgestaltung ist mit derjenigen vor zehn oder zwanzig Jahren nicht mehr zu ver-gleichen. Die Arbeitsplätze sind mo-derner und dadurch gesundheits-schonender geworden. Damit die

ErgonomischeHilfsmittel

Beratungs-gespräche

Gesundheits-check

Fitness-angebote

Betriebs-sport

Die Herausforderung „Demografi e“,

vor allem der Umgang mit dem älteren

Mitarbeiter, muss zur „Chefsache“ im

Unternehmen gemacht werden.

Alt und Jung gesorgt wird. Dies ge-schieht vor allem über Mentoring-Prozesse, also dadurch, dass ältere Mitarbeiter gezielt Ansprechpart-ner für eine Gruppe junger Nach-wuchskräfte werden. Gleichzeitig erhalten ältere Mitarbeiter dadurch eine neue attraktive Rolle im Betrieb, was ihre Motivation erhält bzw. so-gar steigern kann. Hierzu kann auch

gehören, dass manuelle Fertigkei-ten für die „Nachwelt“ visualisiert werden, denn nicht selten können sprachliche Erläuterungen nicht al-les leisten.

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* (vgl. Kistler-Studie der Hans Böckler Stiftung vom Januar 2008).

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Mitarbeiter bis 65, 66 oder 67 Jahren leistungsfähig und motiviert im Be-trieb bleiben können, muss das Ge-sundheitsmanagement konsequent ausgebaut werden. Beispiele:Ê technische / ergonomische Hilfsmittel am ArbeitsplatzÊ kostenlose BeratungsgesprächeÊ kostenloser Gesundheitscheck für Mitarbeiter über 50 JahreÊ FitnessangeboteÊ Betriebssport

EntlohnungssystemEin bislang ungelöstes Problem ist, dass der ältere Mitarbeiter per se teu-rer ist als der jüngere. Viele unserer regionalen Branchentarifverträge enthalten noch alters- oder betriebs-dauerbezogene Anhebungen der Entgelte. Zudem gibt es eine hohe Absicherung des tarifl ichen Ver-dienstes bei Um- oder Versetzungen auf niedriger qualifi zierte Arbeits-plätze. Solche Senioritätsprivilegien müssen – nicht nur vor dem Hinter-grund des Allgemeinen Gleich-behandlungsgesetzes – auf den Prüfstand kommen. Sie hemmen ansonsten die Einstellung älterer

Arbeitnehmer erheblich. Die Tarif-partner arbeiten derzeit an einem einheitlichen Entgeltrahmentarif-vertrag, wonach angestellte wie ge-werbliche Mitarbeiter ausschließlich nach ihrer jeweiligen Arbeitsaufgabe in neue, gemeinsame Tarifgruppen eingestuft werden sollen.

Tarifpolitischer ExkursEiner tarifvertraglichen Regelung zum Gesundheitsmanagement – wie von der IG Metall gefordert – stehen wir im Arbeitgeberverbund skep-tisch gegenüber, weil sich die An-forderungen hier für den jeweiligen Betrieb unterschiedlich stellen. Eine pauschale tarifvertragliche Ver-pfl ichtung könnte insoweit kontra-produktiv sein. Ebenso wenig halten wir im Unterschied zur IG Metall etwas davon, die Altersteilzeit – auf Kosten der Arbeitgeber – tarifver-traglich wieder attraktiv zu machen. Auch das wäre zum gesetzgeberi-schen Paradigmenwechsel „Rente mit 67“ kontraproduktiv. Offen ste-hen wir dagegen der Einführung von Lebensarbeitszeitkonten im Sinne von Wertguthaben gegenüber.

SchlussFührung – Wissenstranfer – Perso-nalentwicklung – Weiterbildung – Gesundheitsmanagement – dies sind zusammengefasst die Schlüs-selkriterien für eine demografi efeste Personalpolitik. Wie die Unternehmen im Einzel-nen ihre Schwerpunkte setzen, dafür gibt es kein Patentrezept. Vielmehr muss jedes Unternehmen seinen ganz individuellen Weg fi nden, den Bedürfnissen seiner Belegschaft, ebenso wie den Markterfordernis-sen, mit einem intergenerativen An-satz gerecht zu werden. Der indivi-duelle Zuschnitt ist auch gegenüber dem einzelnen Mitarbeiter zu beach-ten, denn jeder Mitarbeiter ist eine eigene Persönlichkeit.

Ganz wesentlich ist ein neues Al-tersbild in unserer Gesellschaft. Nur wenn wir die Potenziale älterer Be-schäftigter anerkennen und fördern, bleiben wir wettbewerbsfähig und können unseren Wohlstand halten. Unsere Zukunft lässt sich nur mit Erfahrung meistern nach dem Mot-to: „Edelmetalle statt alte Eisen!“

Führung – Wissenstranfer – Personalentwicklung

– Weiterbildung – Gesundheitsmanagement – dies

sind zusammengefasst die Schlüsselkriterien für

eine demografi efeste Personalpolitik.

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Herzstück der Kampagne GO TEXTI-LE! ist die web-2.0-basierte Internet-plattform www.go-textile. de. Hier prä-sentiert sich die gesamte Branche mit ihren vielfältigen, spannenden, inno-vativen Ausbildungsberufen und den dahinter stehenden Unternehmen. Die Firmen haben eine aktive Funkti-on: Sie pfl egen ihre Profi le selbst und halten somit ihr Ausbildungsangebot

laufend aktuell. Eine zielgerichtete Menüführung, begleitet von Bildern und Filmen, führt die Jugendlichen in den detailliert dargestellten Aus-bildungsberufen zum passenden Un-ternehmen in ihrer Nähe.

Nach dem ersten Jahr intensi-ver Arbeiten im Team rund um die Kampagne gaben wir gemeinsam

strukturelle Antworten auf die gro-ße Herausforderung der öffentlichen Bekanntmachung unserer Nach-wuchsinternetkampagne. Wir lenk-ten unsere Betrachtungen auf die in-ternen Programmierungen der neuen Plattform und auf diverse Aktivitäten in verschiedenen Bundesländern zur externen Flankierung.

Auf diese Art

Ê weisen wir den Weg zu einer neu-en gemeinsamen Recruiting-Strategie des Nachwuchses aller Unternehmen der Textil- und Bekleidungsbranche,

Ê beantworten wir den Wunsch unserer Branche nach einem neuen Service in der Fachkräfte-Recruitie-rung mithilfe des Internets, das die Jugendlichen für Informationen und soziale Kontakte nutzen,

Was macht die Nachwuchsinternetkampagne

für Jugendliche, die vor einer Ausbildungs-

entscheidung stehen, interessant?

Ê Karin Terdenge

Dein Job – Dein Job –Deine ChanceDeine Chance

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Ê sorgen wir für innovative Bei träge, u.a. Messen in den verschiedenen Bundesländern, um Aufmerksam-keit bei Jugendlichen zu generie-ren und verbessern die Kampag-ne stetig durch neue, strategische Programmierungen.

Um dieses Ziel zu erreichen, waren und sind wir angewiesen auf:

Ê das zukunftsfähige Know-how unserer Kolleginnen und Kollegen – den Bildungsreferen-ten in den verschiedenen Ländern – einschließlich der Werbeagen-tur „die wegmeister“ und deren Einsatzbereitschaft,

Ê die weiterhin nötige pekuniä-re Unterstützung der Landes- und Fachverbände, um unsere Aktivitä-ten auch fi nanziell abzusichern,

Wir setzen als Arbeitskreis auf die Ergebnisse von Google PageRank, um eine Übersicht über die Zugriffs-zahlen zu erhalten. Diese erhöhen sich sukzessive.

Seit dem Start der Kampagne am 01.09.2009 verzeichnet GO TEXTILE! eine Zugriffszahl von 30.132 Besu-chen mit 160.122 Seitenaufrufen(5,31 Seiten / Besuch). Der Google-PageRank-Algorithmus weist dieser Seite inzwischen einen sehr guten Wert zu (PageRank 5). Fazit: Die Vernetzung der Seite ent-wickelt sich positiv, was sich u.a. in den wachsenden Zugriffszahlen manifestiert. Ausblick: Durch die immer stärker werdende Vernetzung von www.go-textile.de ist mit weiter wach-senden Zugriffszahlen zu rechnen. Diese Annahme stützen die Zu-griffszahlen zur Mitte des Monats September 2010. Eine noch höhe-re Bekanntheit der Seite soll u.a. dadurch ausgebaut werden, dass Hochschulen und andere Bildungs-stätten Zugang zu eigenen Profilen erhalten und im Gegenzug auch auf die Plattform verlinken.

Aktivitäten 2010

1. Funk und Fernsehen waren vor Ort, als wir im Sommer un-ser Textiles Labyrinth auf dem Alexander platz aufstellten. Schü-lerinnen und Schüler des Ober-stufenzentrums Bekleidung und Mode, Berlin, rollten die Stoff-bahnen auseinander, Passanten liefen durch das Labyrinth. Da-neben informierte der Gesamtver-band textil+mode über die Ausbil-dungskampagne. Die notwendigen textilen Flächen wurden von der Firma KBC Manufacture Koechlin, Baumgartner & Cie. GmbH, Lör-rach, gesponstert. An dieser Stelle möchten wir uns herzlich für die-se Sachspende bedanken!

2. Präsentationen auf unterschied-lichen Messen mit unseren bunten Displays und der kooperativen Un-terstützung ausgewählter sportli-cher oder kultureller Promotions er-gänzten unsere Aktivitäten.

2.1 Im Frühjahr 2010 präsentier-ten wir unsere Kampagne auf dem Young Professionals Day der Tex-tilwirtschaft, der auf dem Campus der Goethe Universität in Frankfurt / Main statt fand. Mehr als 30 Aus-steller – überwiegend Modehandel, Schulen, Hochschulen und Verbän-de – stellten sich dort über 600 in-teressierten jungen Besuchern vor. Das Team des Gesamtverbandes textil+mode gab Auskunft über die Kampagne GO TEXTILE!, Karriere-möglichkeiten und Bewerbungs-verfahren und pflegte Kontakte. Vor allem die über GO TEXTILE! zur Verfügung gestellten Praktika kamen bei den jungen Leuten sehr gut an.

2.2 Im Herbst waren wir zum zweiten Mal mit einem Promotion-team auf Europas größter Jugend-messe YOU in Berlin unterwegs. An drei Tagen wird die Messe täg-lich von 10.000 Jugendlichen be-sucht. Auch hier konnten unse-re bedruckten Textilflächen des

Labyrinths eine hohe Aufmerk-samkeit erzielen.

3. Wir sponserten den Gibbon Slackline Wettbewerb auf der Friedrichshafener Outdoor-Sport-messe. Das Balancieren auf dem Band hat sich mittlerweile zu einer Trendsportart entwickelt und welt-weit etabliert. Ob zur Steigerung von Koordination und Gleichge-wicht, für das pure Freizeitvergün-gen oder um seine eigenen Grenzen auszutesten, Slacklining ist in.

AusblickDie Vernetzung von GO TEXTILE! wird in den kommenden Monaten mit ausgewählten Partnern weiter intensiviert. Zunächst werden die Daten von Schulen, Hochschulen und Bildungsstätten unseres Berufs-feldes auf der Plattform eingepfl egt. Programmiertechnische Vorausset-zungen wurden bereits erarbeitet. Anschließend werden die Internet-seiten der Schulen und Hochschulen mit unserer Kampagne verlinkt.

Kurze Filme der Ausbildungsbe-rufe sollen in den YOUTUBE-Kanal

Gäste des Young Professionals Day, Karin Terdenge (rechts), t+m

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entwickeln gilt, soll die Präsentati-on unseres Berufsfeldes vor Schülern noch intensiver und erlebnisreicher gestaltet werden.

Natürlich kommt auch das textile Labyrinth weiterhin im Rahmen von Guerilla-Aktionen zum Ein-satz. Ein Highlight für GO TEX-TILE! soll die Präsentation unse-rer Nachwuchsinternetkampagne beim Berlin Marathon im Herbst 2011 mit Unterstützung des For-schungsinstituts Denkendorf und dem neuen T-Shirt mit Vitalfunk-tionen sein.

Unsere Ideen, strategischen Pla-nungen und daraus resultierenden Maßnahmen haben den Bekannt-heitsgrad unserer Nachwuchsinter-netkampagne GO TEXTILE! nach-weislich erhöht.

Eines steht fest: Wir werden auch im neuen Jahr gemeinsam weite-re große Anstrengungen auf dem Pfad zur weiteren Promotion unse-rer Nachwuchskampagne im Netz unternehmen, um GO TEXTILE! zu einem wettbewerbsrobusten, an-erkannten und stabilen Informati-onsinstrument zu entwickeln.

von GO TEXTILE! eingebracht wer-den. So wird sich der Bekanntheits-grad unserer Kampagne weiter erhöhen.

Für das kommende Jahr 2011 sol-len die Informationen und Inhal-te der Kampagne verstärkt in die allgemeinbildenden Schulen hi-neingetragen werden. Anspre-chen möchten wir damit die 7. und 8. Klassen im Rahmen von Berufsorientierungsmaßnahmen.

Mithilfe eines textilen Experimen-tier- und Erlebniskoffers, den es zu

Unsere Ideen, strategischen

Planungen und daraus resul-

tierenden Maßnahmen haben

den Bekanntheitsgrad unserer

Nachwuchsinternetkampagne

GO TEXTILE! nachweislich erhöht.

Prof. Haug und Christine Schneider beim Young Professionals Day

Beim Gibbon Slackline Wettbewerb auf der Outdoor-Messe Friedrichshafen

Textiles Labyrinth auf dem Alex mit Schülerinnen und Schülern des Oberstufenzentrums Bekleidung und Mode

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Die Gründung der „Ausgleichsvereinigung

textil+mode e.V.“ schreitet voran.

t+m kümmert sich seit 2009 um die Gründung der „Ausgleichsver-einigung textil + mode e.V.“ Die-se zieht von ihren Mitgliedern die Künstlersozialabgabe mittels ei-ner jährlichen Pauschale ein. Dies hat für das Mitglied gegenüber der

Ê Susanne Wicht

Künstler -sozialabgabesozialabgabe

„Die Ausgleichsvereinigung nimmt unseren Mitgliedsverbänden und deren Mitglieds-

unternehmen den bürokratischem Ballast ab“, so Oskar Vogel, stellvertretender

Hauptgeschäftsführer von t+m und Vorsitzender des Vereins „Ausgleichsvereinigung

textil+mode e.V.“.

Künstlersozialversicherung

Über die Künstlersozialversicherung erlangen selbststän-dige Künstler und Publizisten einen ähnlichen sozialen Schutz wie sozialversicherungspfl ichtig beschäftigte Ar-beitnehmer. Diese Versicherung wird unter anderem mit-tels der sogenannten Künstlersozialabgabe fi nanziert, die Unternehmen zu entrichten haben, die für Zwecke ihres eigenen Unternehmens Werbung oder Öffentlichkeitsar-beit betreiben und dabei nicht nur gelegentlich Aufträge an selbstständige Künstler oder Publizisten erteilen. Hierzu zählen u.a. Aufträge an selbstständige Designer, Stylis-ten, Fotografen, Webdesigner, Layouter. Die Höhe der Ab-gabe beträgt derzeit 3,9 Prozent des an den Künstler oder

Publizisten zu entrichtenden Entgelts und ist vom Unter-nehmen selbst an die Künstlersozialkasse abzuführen. Das Verfahren zur Abführung der Künstlersozialabgabe ver-pfl ichtet den Unternehmer zu diversen Aufzeichnungs-, Do-kumentations- und Meldepfl ichten, deren bürokratischer Aufwand sich einer Studie zufolge auf jährlich 142 Milli-onen Euro beziffert. Seit 2008 wird die ordnungsgemäße Entrichtung der Künstlersozialabgabe durch die Deutsche Rentenversicherung Bund im Rahmen deren turnusmäßig alle vier Jahre stattfi ndenden Betriebsprüfung vorgenom-men, wodurch zunehmend auch die Unternehmen der Tex-til- und Bekleidungsbranche in den Fokus geraten.

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Künstlersozialkasse befreiende Wir-kung, womit sämtliche Aufzeich-nungs- und Meldepfl ichten entfallen. Während der Mitgliedschaft fi nden keine die Künstlersozialabgabepfl icht betreffenden Betriebsprüfungen statt. Der mit dem herkömmlichen

Künstler sozialabgabeverfahren ver-bundene Bürokratieaufwand kann so erheblich abgebaut und die Bürokra-tiekosten verringert werden.

2009 sensibilisierte t+m die Unter-nehmen der Textil- und Mode branche

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Funktionsweise und Vorteile einer Ausgleichsvereinigung

Unternehmen i.S.d. KSVG

Ausgleichs-vereinigung

Künstler / PublizistVersichertenbeiträge

Künstler. / publizist. Leistung

Honorar Abrechnung / Korrespondenz

Ê Wegfall der DRV-Betriebsprü- fung bzgl. Künstlersozialabgabe

Ê Wegfall der Melde- und Aufzeichnungspfl ichten

Ê Rechts- / Kalkulationssicherheit

Pauschaler Beitrag

Künstlersozialkasse

Quelle: Gesamtmetall

durch mehrere Informationsver-anstaltungen für die Thematik und informierte über die Vorteile einer Ausgleichsvereinigung. Aufgrund der großen Resonanz seitens der Un-ternehmen beschloss t+m die Grün-dung der „Ausgleichsvereinigung textil+mode e.V.“ und formierte eine das Gründungsverfahren betreuende Arbeitsgruppe.

Diese tagte erstmalig am 28. Ja-nuar 2010 in Berlin und setzt sich aus Vertretern repräsentativer Be-kleidungs- und Textilunterneh-men, Verbandsvertretern sowie den Gründungsmitgliedern des seit September 2009 bestehen-den Vereins „Ausgleichsvereini-gung textil+mode e.V.“ zusammen. Der primäre Diskussionsschwer-punkt lag bei diesem ersten Treffen auf der Ermittlung der branchen-spezifischen Bemessungsgrund-lage. Diese wird bei der Abfüh-rung der Künstlersozialabgabe in

Form der Pauschale die wesentli-che Berechnungsgrundlage dar-stellen. Aufgrund der Heteroge-nität der Branche kam die Gruppe zu dem Ergebnis, dass sich die Bemessungs grundlage am Werbe-kostenaufwand orientieren sollte.

Im Zuge einer sich anschließenden bundesweiten Unternehmensabfra-ge wurden zur Verifi zierung dieses Ergebnisses verschiedene Daten er-hoben. An der Befragung beteilig-ten sich etwa vierzig Unternehmen, sodass ein repräsentativer Daten-satz gewonnen werden konnte. Aus dessen Auswertungsergebnis ent-wickelte t+m ein erstes, am Werbe-kostenaufwand orientiertes Modell zur Berechnung der Pauschale, das der Künstlersozialkasse als erster Verhandlungsvorschlag im April 2010 zur Verfügung gestellt wurde. Nachdem die Kasse zu einer derarti-gen Berechnung ihre grundsätzliche

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Zustimmung signalisiert hatte, war die Durchführung der sogenannten Stichprobenprüfung erforderlich. Da-bei ermittelt die Künstlersozialkasse als Vertragspartner von t+m in eigener Durchführung bei einigen Unterneh-men stichprobenartig die bereits t+m zur Verfügung stehenden Daten.

Nach intensiven Gesprächen konn-ten 15 repräsentative Unternehmen gewonnen werden, die sich für die Stichprobenprüfung zur Verfügung stellten. Auch t+m selbst nahm an den Stichprobenprüfungen teil, die im Zeitraum September bis Novem-ber 2010 erfolgten.

Nach Abschluss der Prüfungen werden die Verhandlungen mit der Künstlersozialkasse fortgesetzt. Es ist geplant, zum Beginn des Jahres 2011 eine Einigung zu erzielen, so-dass die „Ausgleichsvereinigung textil+mode e.V.“ ihre Arbeit im Frühjahr 2011 aufnehmen kann.

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11 Die Fusionen waren durch den

gesetzgeberischen Auftrag im Zuge des Unfallversicherungsmodernisie-rungsgesetzes aus dem Jahr 2008 er-forderlich geworden. Ziel des Fusionsauftrags war die Nutzung von Synergieeffekten und die Schaffung von noch effi zienteren Einheiten.

Susanne Wicht ist seit 01.01.2010 von t+m beauftragtes Mitglied der Vertreterversammlung der BG ETEM.

Verbindungen ausbauen und zusammenwachsen

Ê Susanne Wicht

BG ETEM:BG ETEM:Berufsgenossenschaft Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro Energie Textil Elektro MedienerzeugnisseMedienerzeugnisse

Die BG ETEM ist der zum 01.01.2008 begonnene und zum 01.01.2010 abge-

schlossene fi nale Zusammenschluss aus der ehemaligen Textil- und BekleidungsBG,

der BG Feinmechanik und Elektrotechnik, der BG Gas, Fernwärme und Wasserwirt-

schaft und der BG Druck und Papier. Sie versichert nunmehr rund 3,6 Millionen

Arbeitnehmer in gut 250.000 Unternehmen. Damit sind nach 125 Jahren die

Branchen unter dem neuen blauen Logo der BG ETEM vereint, die sich seit Gründung

der ersten Berufsgenossenschaft im Jahre 1885 als Erste um die Notwendigkeit

einer Unfallversicherung für ihre Arbeitnehmer verdient gemacht haben.

Eine der wesentlichen Herausfor-derungen des Jahres 2010 für die Mitglieder der Selbstverwaltung war die Vorbereitung der am 1. Juni 2011 stattfindenden Sozialwahl. Diese kann im Wege der Urwahl, welche aufgrund des erheblichen Or-ganisations- und Kostenaufwands in der Geschichte der Sozial wahlen sel-ten erfolgte, oder aber im Wege der sogenannten Friedenswahl durch-geführt werden. Bei einer solchen

fi ndet eine Wahlhandlung im eigent-lichen Sinne nicht statt. Es gelten die Personen als gewählt, die mittels der von Arbeitgeber- oder Versicherten-seite eingereichten Listen vorge-schlagen werden, nachdem sich die Listenträger vorher einvernehmlich auf das gemeinsame Ergebnis geei-nigt haben.

Neben dieser Verständigung auf eine einheitliche Liste gab es ein

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weiteres Problem zu lösen: Im Zuge der Fusio nen hatten sich Vor-stand und Vertreterversammlung der BG ETEM erheblich vergrö-ßert. Die Vertreterversammlung be-steht seit 01.01.2010 aus jeweils 42 Vertreter(innen) von Versicherten- und Arbeitgeberseite; der Vorstand aus jeweils 17 Vertreter(innen). Die Größe der Organe soll im Zuge der Sozialwahl auf jeweils 30 Mitglieder der Vertreter versammlung und je-weils 13 Vorstandsmitglieder redu-ziert werden. Trotz nicht einfacher Verhandlun-gen konnte auf Arbeitgeberseite von den zuständigen Branchenvertretern ein Kompromiss erzielt werden: Da-nach werden die Textil- und Beklei-dungsbranche sowie die weiteren von der ehemaligen TBBG versicher-ten Branchen der Schuhherstellung und des Schuhhandwerks, der Textil-reiniger und Wäschereien und der Schneidereien in der 11. Wahlperiode

ein Mitglied im Vorstand und fünf Mitglieder in der Vertreterversamm-lung stellen. Darüber hinaus wird der erste persönliche Stellvertreter ei-nes Vorstandsmitglieds aus der ehe-maligen BGDP von der Textil- und Be-kleidungsbranche benannt. Daneben haben die Branchenvertreter bereits eine verbindliche Absichtserklärung für die 12. Wahlperiode vereinbart,

wonach die Branchen der ehemaligen TBBG mindestens zwei Plätze im Vor-stand besetzen sollen.

Unter diesen guten Vorzeichen der konstruktiven Zusammenarbeit starten die Selbstverwaltungsorgane der BG ETEM in die neue Wahlperiode und stellen sich den kommenden ge-meinsamen Herausforderungen.

BGFEBG Feinmechanik

Elektrotechnik

BGFWBG Gas FernwärmeWasserwirtschaft

TBBGTextil/BekleidungsBG

Unter diesen guten Vorzeichen der

konstruktiven Zusammenarbeit starten

die Selbstverwaltungsorgane der

BG ETEM in die neue Wahlperiode.

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BGDPBG Druck Papier

in Übersee

Rasante Entwicklung

Ê Sven Eriskat

in ÜberseeEntwicklungEntwicklungEntwicklungin ÜberseeEntwicklungin ÜberseeEntwicklung

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Veränderungsrate in Prozent des privateninländischen Konsums 2007 / 2020

Entwicklung und Vorhersage des privateninländischen Konsums 2007 – 2020 in Mrd. $

Quelle: McKinsey Global Institute Quelle: McKinsey Global Institute

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Saturiert seien sie, Überkapazitäten müssten abgebaut werden – tatsäch-lich wurde schon eine weitere Blase am Horizont gesehen. Diese scheint aber nicht platzen zu wollen und nur sechs Monate später treten Begriffe wie „Boom“ und „Exportweltmeis-ter“ an die Stelle der negativen Vor-hersagen in den Medien. Auch die deutsche Textilindustrie profi tierte von dieser Entwicklung: In den ers-ten acht Monaten des laufenden Jah-res zogen die Exporte insgesamt um 11,3 Prozent im Vergleich zum Vor-jahreszeitraum an.

Tatsächlich zeichnet sich eine über-aus zuträgliche Entwicklung in den wichtigen großen Märkten ab, eine

wirtschaftliche Entfaltung, die von struktureller Stabilität und einem stark anziehenden privaten inländi-schen Konsum getragen wird. China hat die globale Abschwächung rela-tiv unbeschadet überstanden, nicht zuletzt aufgrund der massiven öf-fentlichen Investitionen. Aber auch die wachsende Bedeutung des Bin-nenmarktes hat die weltwirtschaft-liche Abkühlung zumindest teilwei-se kompensieren können. Längst haben die chinesischen Unterneh-men den einheimischen Markt ent-deckt und der chinesische Käufer ersetzt zunehmend den zögerlichen Konsumenten in den klassischen Exportmärkten in Europa oder den USA. Und von den chinesischen

Konsumenten gibt es immer mehr: Seit 2007 hat der private Konsum erheblich zugelegt und die Prog-nosen sagen eine Wachstumsrate von bis zu 200 Prozent bis zum Jahr 2020 voraus.

Der Grund hierfür ist die breite-re Verteilung des „Kuchens“, also steigende (plus 17 Prozent im Jahr 2009 im Vergleich zum Vorjahr) und damit höhere verfügbare Einkom-men im Land. Im Verhältnis liegen die Einkommen von Arbeitern trotz dieser Steigerung wohlgemerkt im-mer noch weit unter denen der west-lichen Industrienationen (ca. fünf Prozent der Löhne, die derzeit in den USA bezahlt werden). Zugleich

Man blickt mit Erstaunen auf das Tempo, in dem sich die deutsche Wirtschaft

von den Folgen der Finanzkrise erholen konnte. Noch im Januar überwogen

negative Schlagzeilen die Wirtschaftsberichterstattung in den Medien. Die

Prognosen sagten eine – wenn überhaupt – nur mäßige Erholung der wirt-

schaftlichen Dynamik zu Hause und vor allem im Ausland voraus. Die großen

neuen Märkte in Asien, aber auch Südamerika, Nordafrika sowie in den GUS

schienen erste Signale einer Abschwächung zu senden.

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Entwicklung der chinesischen Bevölkerung nach AltergruppenQuelle: US Census Bureau

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hat sich das Sparverhalten des chi-nesischen Verbrauchers verändert. Legten die chinesischen Haushalte im Jahr 2004 noch 26 Prozent ihres Haushaltseinkommens zur Seite, sind es heute nur noch 12 Prozent. Schätzungen zufolge gibt es heute ca. 200 Millionen Menschen in Chi-na, die, inklusive Eigentumswoh-nung und Pkw, über ein Vermö-gen von mindestens 100.000 Euro und zusätzlich ein stabiles monat-liches Einkommen von mindestens 500 Euro verfügen. Eine Gruppe

heute händeringend nach Fachkräf-ten und sehen sich immer häufi ger gezwungen, den eigenen Schritt in Richtung der asiatischen Märkte zu wagen. Den zumeist verlocken-den Absatzmarktperspektiven steht jedoch eine angespannte Beschaf-fungskette gegenüber, bei der sich die Rahmenbedingungen der indus-triellen Fertigung den westlichen Verhältnissen langsam annähern. Neue Gesetze stärken die Rechte von Arbeitern und Angestellten (das chi-nesische Arbeitsrecht wurde zuletzt

Von den mit diesen Mitteln ins Leben gerufenen Projekten profi tieren auch die deutschen Textilunternehmen. Andererseits sind weitere Umwelt-regulierungen zu erwarten, die den Standort China mittelfristig teurer machen werden. Im August 2010 wur-den über 2.000 chinesische Unter-nehmen in verschiedenen Sektoren – darunter alleine 200 Textilveredler und 25 Hersteller von synthetischen Fasern – wegen Verstößen gegen Um-weltkriterien von der Regierung ge-schlossen. Dieses Vorgehen zeigt, wie ernst die chinesische Regierung den Umweltschutz nimmt und die Ein-führung einer Umweltsteuer, die die Unternehmen weiter belasten wird, ist mittelfristig zu erwarten.

Verliert China seine global heraus-ragende Wettbewerbsstellung als vollstufi ger Anbieter von Textil- und Bekleidungsprodukten? Es ist davon auszugehen, dass sich der Beschaffungsmarkt aufgrund der gesellschaftlichen Entwicklungen verändert, aber nicht an Bedeu-tung verlieren wird. Die Ressour-cen an verfügbaren und bezahlbaren

vermögender chinesischer Käufer gehört schon heute zu den wich-tigsten Abnehmern hochwertiger westlicher Textil- und Bekleidungs-produkte. Hinzu kommen über 400.000 USD-Millionäre, die für jeden sichtbar die Boutiquen der Einkaufsstraßen der europäischen Metropolen füllen. Kurz, es ergeben sich vielversprechende Absatzpers-pektiven für deutsche Anbieter von Bekleidungsprodukten oder Heim-textilien, aber auch für Hersteller von technischen Textilien. 2008 wur-den knapp 13 Millionen Fahrzeuge verkauft und noch immer besitzen nur 17 von 1.000 Chinesen einen Pkw (im Vergleich zu 500 von 1.000 Deut-schen). Aufgrund der immensen Nachfrage müssen deutsche Auto-mobilhersteller – trotz schon heute bedeutender Fertigungskapazitäten vor Ort – Fahrzeuge aus Deutschland importieren. Gestern noch mit Kurz-arbeit befasst, suchen die Zulieferer

im Jahr 2008 in erheblichem Um-fang zugunsten der Arbeitnehmer reformiert). Das Ergebnis sind hö-here Lohn- und damit Fertigungs-kosten vor Ort. Seit 1995 haben sich die Löhne in China durchschnittlich verdreifacht (wenngleich es zu be-rücksichtigen gilt, dass sich die Pro-duktivität pro Arbeiter im gleichen Zeitraum verfünffacht hat). Künftig wird sich in China eine demogra-fi sche Entwicklung auswirken, die den Anteil von jungen Chinesen im Alter von 15 bis 29 Jahren schrump-fen lässt (siehe Abbildung).

Der Umweltschutz wird in China in der Zukunft eine stärkere Rolle spie-len, denn die chinesische Regierung ist fest entschlossen, Maßnahmen zum Schutz der natürlichen Ressour-cen umzusetzen. Aus dem im Jahr 2008 verabschiedeten „Stimulus-paket“ entfi elen insgesamt 146,5 Mil-liarden USD auf den Bereich Umwelt.

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Verliert China seine global heraus-

ragende Wettbewerbsstellung als

vollstufi ger Anbieter von Textil- und

Bekleidungsprodukten?

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Arbeitskräften sind, besonders im Westen des Landes, noch immens und die chinesische Regierung ist darum bemüht, Investitionen in die-sen Teil Chinas mit ihrer „Go West“-Strategie zu fördern.

Das textile Beschaffungswesen ist schon immer ein besonders dyna-mischer Prozess und die Unterneh-men müssen sich fortlaufend neu auf den Märkten orientieren, um auch morgen noch weltweit wettbewerbs-fähig zu bleiben. Die Textil- und Be-kleidungsindustrie in Vietnam zum Beispiel hat sich laut Weltbank an die sechste Stelle der textil- und be-kleidungsexportierenden Länder vorgearbeitet (nach China, der EU, der Türkei, Bangladesh und Indi-en). Die vietnamesische Textil- und Bekleidungsindustrie setzt sich aus ca. 2.500 Bekleidungsherstellern, 150 Spinnereien, 400 Webereien und 100 Veredlungsunternehmen sowie weiteren 120 Zulieferunternehmen zusammen. Dem vietnamesischen Textilverband nach soll die Produk-tion von Webstoffen von 1,2 Mrd. m2 in 2009 auf 1,5 Mrd. m2 in 2015 und auf 2 Mrd. m2 in 2020 gesteigert wer-den. Der wichtigste Investor sind die USA und schon heute verlagern eine

vietnamesischen Beschaffungsmarkt entdeckt. Vietnam profi tiert von der Mitgliedschaft in der Association of Southeast Asian Nations (ASEAN). Reduzierte bzw. entfallene Zölle im ASEAN-Raum haben den Binnen-markt in der Region angeheizt, dies bietet erhebliche Potenziale für aus-ländische Direktinvestitionen. Hinzu kommen die bilateralen Freihandels-abkommen zwischen ASEAN und Drittländern wie China und Indien.

Der Blick richtet sich auch zuneh-mend auf Korea. Das am 6. Okto-ber 2010 zwischen der EU und Korea unterzeichnete Freihandelsabkom-men wird ab dem 1. Juli 2011 vorläu-fi g angewandt (vorausgesetzt, das Europäische Parlament hat bis da-hin zugestimmt und die Fragen zur Schutzklausel sind geklärt). Damit entstehen erhebliche Chancen für die Beschaffung, aber auch für den Verkauf. Korea verfügt schon heute über eine bedeutende Chemiefaser-industrie, die den heimischen und den europäischen Markt bedient. Als Zulieferer der Automobilindustrie ist die Chemiefaserindustrie Koreas zu Hause und weltweit ein wichti-ger Akteur. Mit dem Schrumpfungs-prozess der in Europa ansässigen

synthetischen Spinnfasern um 43,4 Prozent, Watte, Filze und Vlies um 16,6 Prozent, Spezialgeweben um 19,2 Prozent und bestrichenem Gewebe um 28,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zulegen.

Mit einer Bevölkerung von knapp 46 Millionen hat Korea in etwa so viele Einwohner wie Spanien. Schon aus diesem Grund kann das Land nicht mit den Konsumgütermarktprogno-sen von China oder Indien mithal-ten. Jedoch geben die Koreaner einen erheblichen Anteil ihres verfügbaren Einkommens für Konsumgüter des oberen Preissegments aus. Das Land verzeichnet eine stark sinkende Spar-quote bei Einkommensverhältnissen, die mit denen der westlichen Welt ver-gleichbar sind. Die Absatzperspekti-ven für Hersteller hochwertiger Mar-kenbekleidung sind damit positiv.

Auch auf dem indischen Subkontinent dreht sich das Rad heute schneller. Kämpfte das Land noch vor noch nicht allzu langer Zeit mit dem Ruf eines Entwicklungslandes, sieht es sich heute als Chinas Wettbewerber Nummer eins. Zahlreiche Firmen-übernahmen indischer Unternehmer, auch deutscher Traditionsmarken aus dem Bekleidungsbereich, belegen das neue Selbstbewusstsein der indi-schen Industrie. Auch Indien hat die Finanzkrise relativ unbeschadet über-standen und erfreut sich einer immer stärker werdenden Mittelschicht, die ihre Ausgaben für hochwertige Tex-til- und Bekleidungsprodukte stetig steigert. Im Gegensatz zu China kann das Land auf eine zuträgliche demo-grafi sche Entwicklung bauen, die das Land langfristig mit Arbeitskräften und Konsum versorgen wird (siehe Abbildung). Das Alterssegment 25 bis 29 Jahre – und damit die wirt-schaftlich aktivste Gruppe – wird in den nächsten zehn Jahren wachsen, während sich der Anteil von Men-schen mit über 60 Lebensjahren nur marginal erhöht. Diese Kennzahlen erlauben zuversichtliche Progno-sen für die Entwicklung des privaten Konsums.

Vielzahl von namhaften amerikani-schen Bekleidungsherstellern ihre Produktionen von China nach Viet-nam. Koreanische Unternehmen in-vestieren schon seit geraumer Zeit in Fertigungen – speziell im Chemie-faserbereich – in Vietnam. Aber auch europäische Investoren, etwa aus den Niederlanden, haben den

Chemiefaserherstellung sind alterna-tive Beschaffungsmärkte unentbehr-lich geworden und die koreanischen Unternehmen haben das Know-how und die Kapazitäten, um mögliche Engpässe abdecken zu können. In den ersten fünf Monaten des laufenden Jahres konnten die Exporte von syn-thetischen Fasern um 24,8 Prozent,

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Es ist aber auch in Indien nicht „al-les Gold, was glänzt“. Das Land ver-fügt nach wie vor in weiten Teilen über eine mangelhafte Infrastruk-tur, die den Warenverkehr im Land behindert. Zumindest mittelfristig besteht ein Mangel an qualifi zierten Arbeitskräften. Hinzu kommt eine ineffi ziente Behördenstruktur, die den gewünschten Investitionen im Land häufi g im Wege steht. Die Ein- und Ausfuhrbestimmungen sowie deren Umsetzung sind regelmäßig Gegenstand internationaler Kritik. Nichttarifäre Handelshemmnisse erschweren ferner die Einfuhr von Waren und Dienstleistungen in das Land. Das seit 2007 zwischen der EU und Indien verhandelte Freihandels-abkommen soll Abhilfe schaffen. Als wichtigster EU-Handelspartner muss Deutschland ein vitales Inter-esse daran haben, ein tarifäres Um-feld für Unternehmen zu schaffen, das die Wettbewerbsfähigkeit ge-genüber der asiatischen Konkurrenz stärkt. Seit einigen Jahren bemüht sich die indische Regierung zuneh-mend erfolgreich um den Zugang zu den neuen Märkten der Nachbarn in Fernost. So wurde der Gütermarkt im Rahmen eines Freihandelsab-kommens mit den ASEAN-Staaten liberalisiert, was den regionalen Handel erheblich dynamisierte und

den indischen Unternehmen sehr zugute kam. Das Abkommen soll in naher Zukunft um Regelungen zum Dienstleistungsbereich ergänzt werden. Auch der Handel mit dem Erzkonkurrenten China verzeichnet bemerkenswerte Zuwachsraten. Die Schaffung gleichberechtigter Wett-bewerbsbedingungen für europä-ische Unternehmen ist daher ein zentrales Anliegen. Die Gespräche zwischen der Europäischen Kom-mission und der indischen Regie-rung verlaufen aber schleppend. Zu oft beharrt der indische Gesprächs-partner auf Ausnahmen und droht zeitweilig mit dem Abbruch der Verhandlungen. Es ist jedoch davon auszugehen, dass der einmal ange-stoßene Prozess nicht mehr aufzu-halten ist und zumindest mittelfris-tig eine Liberalisierung des Handels zwischen der EU und Indien er-reicht wird.

Die Absatzperspektiven für deut-sche Textil- und Bekleidungsunter-nehmen in Indien haben geradezu gigantische Ausmaße und die Un-ternehmen müssen sich heute um die Marktanteile von morgen bemü-hen, damit sie im Wettbewerb gegen die asiatische, aber auch gegen die europäische Konkurrenz bestehen können. Der Hauptantreiber für die

immensen Wachstumsraten von morgen ist die indische Einkom-mensentwicklung. Dem Beratungs-unternehmen McKinsey zufolge wird sich allein die Anzahl von indi-schen Haushalten mit einem realen jährlichen Haushaltseinkommen in Höhe von mehr als 22.000,00 USD bis zum Jahr 2025 verachtfachen. Noch wichtiger ist die Ausdehnung der Mittelklasse, die über ein jährli-ches Haushaltseinkommen in Höhe von zwischen 4.500,00 USD und 22.000,00 USD verfügt (unter Be-rücksichtigung der Kaufkraftparität 24.000,00 USD – 118.000,00 USD).

Die Vertriebswege auf dem indi-schen Markt unterscheiden sich we-sentlich von denen in China, wo die Verkaufsfl ächen sich kaum von de-nen der westlichen Welt abheben. Im Bekleidungsbereich dominieren wei-terhin die vielen offenen Märkte, die das Gros der indischen Konsumen-ten bedienen. Diese Märkte eignen sich nicht für den Verkauf von Mar-kenartikel für die urbane indische Mittelklasse, die sich vornehmlich in den rasch aus dem Boden schießen-den Shopping Malls versorgt. Es ist wichtig zu berücksichtigen, dass der indische Verbraucher im Vergleich zu seinem Pendant in China oder Korea kostenbewusster einkauft.

Bevölkerungswachstum und Altersgruppen in IndienQuelle: United Nations Economic and Social Commission for Asia and the Pacifi c (ESCAP)

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Anteil der Bevölkerung im jeweiligen Einkommensbereich Quelle: McKinsey & Company

Mittelklasse 22.000 $ Mittelklasse 4.500 – 22.000 $ Benachteiligt

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Grundsätzlich lässt sich sagen, dass der indische Konsument mehr von seinem verfügbaren Einkommen spart und in wirtschaftlich ange-spannten Zeiten sein Kaufverhalten ad hoc ändert, das heißt auf günsti-gere Angebote zurückgreift.

Seit 2006 können ausländische Unter nehmen mit einem Mehrheits-anteil von bis zu 51 Prozent einen „Monostore“ betreiben. Außerdem können ausländische Investoren bis zu 100 Prozent in den Großhan-del einsteigen. Die indische Regie-rung ist sich aber bewusst, dass die Rahmenbedingungen für auslän-dische Investoren liberalisiert wer-den müssen, um die angestrebten Wachstumsraten zu erzielen. Bislang bleibt der Einstieg in den indischen Einzelhandelsmarkt häufi g ein gera-dezu abenteuerliches Unterfangen, das mit der schwierigen Aufgabe beginnt, einen passenden indischen Partner zu fi nden. Hier unterschei-det sich der Markteinstieg wesent-lich von den Verhältnissen in China: Ist ein guter Partner eine gute Vor-aussetzung für das Geschäft in Chi-na, ist er in Indien unverzichtbar. Das wissen auch die potenziellen Ansprechpartner und die Verhand-lungen werden häufi g durch weitrei-chende Forderungen von indischer Seite erschwert.

Im Investitionsgüterbereich ist die Situation noch schwieriger. Rigi-de und unübersichtliche Regulie-rungen, zu denen auch die nicht-tarifären Handelshemmnisse wie die Produktzertifi zierung gehören, er-schweren den Eintritt ausländischer Unternehmen in den indischen Bin-nenmarkt. Dennoch braucht das Land europäische Technologie, um den modernen Herausforderungen in den Bereichen Gesundheit und Infrastruktur begegnen zu können. Schon heute werden eine Million neue Krankenhausbetten benötigt und im Gegensatz zu anderen Sek-toren (wie z.B. dem Einzelhandel) sind Investitionen im Gesundheits-wesen relativ unreglementiert. Dies

führt dazu, dass in- und ausländi-sche Investoren in diesem Bereich inzwischen erhebliche Zuwächse verzeichnen. So konnte die indische Fortis Healthcare Gruppe ihre Ope-rationen von einem Krankenhaus im Jahr 2001 auf heute 48 Kliniken mit mehr als 8.000 Betten ausbauen. Der Umsatz legte allein im zweiten Quar-tal 2010 um stolze 85 Prozent zu. Die-se Entwicklung wird den Bedarf an Textilien aus Deutschland im Hygi-enebereich (Vliesstoffe) und im OP- und Berufsbekleidungsbereich ent-sprechend anheizen.

Der im Jahr 2012 auslaufende Fünf-jahresplan sieht 515 Milliarden USD für den Ausbau der Infrastruktur vor. Die indische Regierung ist sich aber

demografi schen Entwicklung und kann daher als Beschaffungsstandort zukünftig eine noch wichtigere Rolle einnehmen. Mit einem Freihandels-abkommen werden sich die Chancen, in Indien zu kaufen oder zu fertigen, erst voll entfalten und die Unterneh-men müssen sich heute auf dem in-dischen Markt strategisch aufstellen, um von den sich morgen bietenden Chancen zu profi tieren. Neben China ist Indien heute das einzige Land, das einen „two-way-traffi c“ verspricht, nämlich ausgewogene Absatz- und Beschaffungsperspektiven in einem der dynamischsten Wachstumsmärk-te weltweit.

Aber nicht alles passiert in Asi-en und wir dürfen den Blick gen

Westen nicht au-ßer Acht lassen. Auch die Länder auf dem südame-rikanischen Kon-tinent bewegen sich nach vorne, wenn auch in ge-mäßigterer Ge-schwindigkeit als in Asien. Gehört Brasilien schon seit Längerem zu den wichtigsten Inves-titionsstandorten anderer Branchen und Länder (nicht zuletzt Chinas), tut sich die deut-

sche Textil- und Bekleidungsindus-trie dort immer noch schwer, die vollen Marktpotenziale zu nutzen. Dennoch zeigt sich eine außeror-dentlich erfreuliche Tendenz bei den Ein- und Ausfuhren mit dem größten und bevölkerungsreichs-ten Land in Südamerika (knapp 200 Millionen Menschen), nämlich eine scherenförmige Entwicklung des Ausfuhrüberschusses zugunsten Deutschlands (siehe Grafi k). Nach einer leichten Delle im Krisenjahr 2009 konnten sich die Ausfuhren im Laufe des ersten Quartals 2010 im Vergleich zum Vorjahreszeit-raum sogar verdoppeln.

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Ausfuhren Einfuhren

Ein- und Ausfuhrentwicklung Textil und Bekleidung, Brasilien 2006 – 2009 in 1.000 €Quelle: BAFA

bewusst, dass die Infrastrukturaus-gaben für den Folgeplan (2012 – 2017) auf eine Billion USD aufgestockt werden müssen. Schließlich benöti-gen die ca. zwei Millionen verkauften Autos jährlich – Tendenz steigend – auch Straßen, auf denen sie fahren können. Die zu erwartenden Infra-strukturprojekte benötigen eine Viel-zahl von Geotextilien, die in den teils extremen klimatischen Bedingun-gen besser bestehen können als her-kömmliche Baustoffe.

Zugleich profi tiert der indische Be-schaffungsmarkt mittel- und lang-fristig von der vielversprechenden

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Die brasilianische Regierung

berichtet, dass ca. acht Millionen

neue Wohnungen benötigt

werden und wiederum spielt die

demografi sche Entwicklung die

zentrale Rolle: Im Jahr 2030

wird das Land 35 Millionen mehr

Familien haben als heute.

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Nach zwei schwachen Jahren 2008 und 2009 zeigt der Einzelhandel eine erstaunliche Dynamik im Laufe der ersten fünf Monate 2010. Von dem sich erholenden Konsum können in erster Linie chinesische Unterneh-men Nutzen ziehen, die ihren Markt-anteil mit knapp 44 Prozent der Einfuhren (ohne Baumwollfasern) kräftig ausbauen konnten. Auch Bra-silien profi tiert von einer zuträgli-chen demografi schen Entwicklung, die das Wirtschaftswachstum des Landes mittel- und langfristig po-sitiv beeinfl ussen wird. Ein Groß-teil der brasilianischen Bevölkerung ist heute aber in erster Linie auf die günstigen chinesischen Einfuhren

angewiesen. Der Pro-Kopf-Verbrauch von Textil- und Bekleidungsproduk-ten beträgt aktuell 164,00 USD pro Jahr und liegt damit deutlich unter dem von z.B. Chile, wo die Verbrau-cher heute schon 268,00 USD aus-geben. Europäische Bekleidungs-produkte im mittleren und höheren Preissegment treffen in Brasilien auf eine überschaubare Abnehmer-gruppe. Mit der gesellschaftlichen Veränderung verbessern sich die Perspektiven. Dem Brasilianischen Institut für Geographie und Statis-tik (IBGE) zufolge hat sich der Anteil von Menschen, die der „Sozialklas-se-C“ zugeordnet werden können (Haushalte mit einem monatlichen

Haushaltseinkommen in Höhe von ca. 500,00 Euro – 2.000,00 Euro), von 42 Prozent der Gesamtbevölke-rung in 2004 auf 52 Prozent in 2008 erhöht. Öffentliche Investitionen haben Arbeitsplätze im privaten, aber vor allem auch im öffentlichen Sektor geschaffen. Dies wieder-um hat den privaten Kreditzugang verbessert und der brasilianische Einzelhandel umwirbt die neue Käuferschicht heute mit diversen Konsumkreditprogrammen, um von der neuen Kaufl ust der Brasilianer zu profi tieren. Konsumkredite ha-ben durchschnittlich nominal um 28 Prozent pro Jahr im Verlauf der letz-ten vier Jahre zugelegt. Der franzö-sische Luxusmarkenhersteller Lou-is Vuitton hat jüngst die weltweit höchsten Profi te pro Quadratmeter auf seiner Ladenverkaufsfl äche in Sao Paulo erzielt. Der Juwelier Tif-fany betreibt mehr Ladengeschäf-te in Sao Paolo als in jeder anderen Stadt dieser Welt. Noch interessan-ter ist aber die Entstehung des bra-silianischen Massenverbrauchsgü-termarkts, der auch für europäische Anbieter immense Absatzperspek-tiven verspricht. Brasilianer spa-ren nicht, sondern möchten kon-sumieren. Nicht selten dienen die

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Charaktere der berühmten „Teleno-velas“ (TV Soap Opern) als Vorbil-der für ein neues Konsumverhalten, welches sich in erster Linie an den Trends aus den USA und Europa ori-entiert. Aber auch der Investitionsgü-termarkt trägt zur prognostizierten Wachstumsrate von sieben Prozent im laufenden Jahr bei. Die brasilia-nische Regierung berichtet, dass ca. acht Millionen neue Wohnungen be-nötigt werden und wiederum spielt die demografi sche Entwicklung die zentrale Rolle: Im Jahr 2030 wird das Land 35 Millionen mehr Familien ha-ben als heute. Der private Wohnungs-bau wird in den nächsten Jahren von immensen Infrastruktur investitionen begleitet. Aus dem Olympiabudget in Höhe von 14,4 Milliarden USD, für die Durchführung der Spiele im Jahr 2016 in Rio de Janeiro, geht ein wesentlicher Anteil in den Bau von Stadien, Straßen und öffentlichen Gebäuden. Hinzu kommen geschätz-te Direktinvestitionen in Höhe von 50 Milliarden USD. Ein Vorläufer zu den Olympischen Spielen ist die Fuß-ballweltmeisterschaft, die zwei Jahre vorher in Brasilien stattfi nden wird. Auch dieser Event wird erhebliche Investitionen, in erster Linie aus der

öffentlichen Hand, freisetzen. Insge-samt wurden 13 Milliarden USD für Infrastrukturprojekte auf föderaler und lokaler Verwaltungsebene für die Fußballweltmeisterschaft veran-schlagt. Davon sollen alleine 6,4 Mil-liarden USD in die Verbesserung der öffentlichen Verkehrsmittel fl ießen. Die Brazilian National Development Bank (BNDES) hat zwischenzeitlich 563 Millionen USD für private Hotel-projekte bereitgestellt. Diese Investi-tionen bieten vornehmlich Absatz-perspektiven für technische Textilien und Heim- und Haustextilien. Die Zulieferer der Automobilindustrie sollten auch die Verkaufszahlen von Automobilen in Brasilien interessie-ren: Im Krisenjahr 2009 wurden 3,2 Millionen Fahrzeuge neu zugelas-sen, was einem Plus von 11,4 Prozent im Vergleich zu 2008 entspricht. Die Prognosen sagen ein weiteres Absatz-plus von neun Prozent für das Jahr 2010 voraus, was das Land zum viert-größten Automobilmarkt der Welt befördern würde. Bei einem Verhält-nis von derzeit einem Pkw auf sieben Menschen ist eine Marktsaturierung noch in weiter Ferne. Es ist jedoch zu berücksichtigen, dass diese beein-druckenden Zahlen zu einem nicht

unbeträchtlichen Maß auf staatliche Konjunkturförderung durch steuer-liche Anreize und Investitionspro-gramme zurückzuführen sind. Sollte die staatliche Stützung in Zukunft zurückgefahren werden, droht damit auch Gefahr für den Aufschwung. Hinzu kommen weiterhin schwierige Ein- und Ausfuhrbedingungen, die trotz der schon erzielten Vorteile im Rahmen des Mercusorprozesses vor-aussichtlich auch bis 2014 / 2016 nicht gänzlich verschwunden sein werden.

Zurück zu Europa: Der Konsum in den EU-Binnenmarktländern hat sich in den ersten drei Quartalen er-holt. In den neuen Mitgliedsstaaten, wie zum Beispiel Polen, hat sich der Absatz deutscher Textil- und Bekleidungsprodukte sehr positiv entwickelt, wie sich der Darstel-lung der Ein- und Ausfuhren ent-nehmen lässt (siehe Grafi k). Polen hat sich damit von einem Beschaf-fungsstandort zu einem der wich-tigsten europäischen Absatzmärkte gewandelt.

Andere Länder, Rumänien ist hier zu nennen, haben die Finanzkrise we-niger unbeschadet überstanden.

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Ausfuhren Einfuhren

Ein- und Ausfuhren Textil und Bekleidung, Deutschland – Polen 2006 – 2009 in 1.000 €

Ein- und Ausfuhren Textil und Bekleidung, Deutschland – Rumänien 2006 – 2009 in 1.000 €

Quelle: BAFA Quelle: BAFA

Internationale Märkte Europapol it ik Forschung Umwelt & Energie

Onl ine -Länderprof i le

Eine Vielzahl von Wirtschaftsmedien veröf-fentlicht regelmäßig Informationen zu den wichtigsten Ländern und Regionen weltweit. Häufi g sind dies aber Momentaufnahmen, die zudem nur ein allgemeines Bild vermitteln. In der Informationsfl ut lassen sich die wichtigen Daten oft nicht einfach herausfi ltern. In einer globalisierten Wirtschaft ist der Zugriff auf aktuelle und branchenbezogene Informatio-nen aber von großem Nutzen.

Im geschützten Mitgliederbereich der t+m- Website (www.textil- mode.de) werden da-

her in Kürze die ersten Länderprofi le veröffentlicht. Mit einer einfa-chen Suchfunktion, die nach dem Prinzip „Klick auf Kontinent und Land“ funktioniert, kann der Besucher die wichtigsten Daten zu dem jeweiligen Land recherchieren. Neben einer allgemeinen Landesüber-sicht wird ein detailliertes Branchenprofi l mit Daten zum Beschaf-fungs- und Absatzmarkt angeboten. Zusätzlich werden Erfahrungs-berichte aus Unternehmen zugänglich gemacht. Ergänzt wird das Angebot um eine Datenbankfunktion für die Suche nach potenziellen Geschäftspartnern ( für Russland und China entfällt diese, dort stehen die European Textile Alliance Büros den Mitgliedsunternehmen zur Verfügung). Die Länderprofi le werden systematisch und regelmäßig ergänzt und aktualisiert, Unternehmenskontakte sind mit einem Eintragsdatum versehen.

Mit Live-Schaltung des Portals werden ca. 3 bis 5 Länder erscheinen. Ziel ist es, innerhalb eines Jahres die wichtigsten Regionen weltweit darzu-stellen. Selbstverständlich nimmt der Gesamtverband textil+mode Län-dervorschläge gerne entgegen.

Die vornehmlich exportorientier-te Textil- und Bekleidungsindustrie musste insgesamt schwere Export-rückgänge in den letzten vier Jahren verkraften (siehe Grafi k). Auch in den ersten drei Monaten des laufen-den Jahres liegen die Ausfuhrwerte unter den schon sehr niedrigen Wer-ten des Jahres 2009.

Die schlechte Ausfuhrentwicklung wird von einem drastischen, im zweistelligen Prozentbereich lie-genden Rückgang der für das Land so wichtigen ausländischen Direkt-investitionen begleitet. Investoren verhalten sich vorsichtig und noch bieten die Wettbewerber in Fernost häufi g günstigere Bedingungen, als

dies in Rumänien der Fall ist. Lan-ge konnte sich das Land aufgrund der niedrigen Lohnkosten und der vorhandenen, gut ausgebildeten Ar-beitskräfte als passiver Lohnverede-ler gegenüber anderen zentral- und osteuropäischen Ländern behaup-ten. Im Bereich der Arbeitskräfte ha-ben sich jedoch in der jüngeren Ver-gangenheit Probleme abgezeichnet. Während der Sommermonate gab es in den vergangenen Jahren unvor-hergesehene Mitarbeiterengpässe. Viele Arbeitnehmer zogen es vor, in den südlichen Feriengebieten in we-nigen Wochen oder Monaten so viel zu verdienen wie zu Hause im gan-zen Jahr. Hinzu kommen eine relativ niedrige Arbeitsproduktivität, eine ineffi ziente öffentliche Verwaltung und eine in weiten Gebieten weiter-hin schwache Infrastruktur. Solche Entwicklungen schrecken Investo-ren und Kunden gleichermaßen ab und Letztere nahmen immer häufi -ger längere Lieferzeiten in Kauf, um von der vertikal integrierten und gut funktionierenden Beschaffungskette in China zu profi tieren. Die Vortei-le des Landes bleiben seine geografi -sche Nähe zum EU-Markt und seine – wenn verfügbar – gut ausgebilde-ten Arbeitskräfte. Mit steigenden Energie- und damit Transportkosten bietet das Land eine „alte“ Alternati-ve zu den neuen Beschaffungsmärk-ten in Asien. Auch die Zeitersparnis interessiert insbesondere solche Be-kleidungsunternehmen mit jährlich sechs oder mehr Kollektionen.

Der wichtigste osteuropäische Wachstumsmarkt

Russland musste einen schweren Rückschlag

nach dem Exportrekordjahr 2008 verkraften.

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Bevölkerungswachstum 2010 – 2020

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Deutschland

Japan

Frankreich

UK

USA

Mexiko

Brasilien

Indien

China

-1,6 Mio. in 2020

-3,3 Mio. in 2020

+2,3 Mio. in 2020

+3,2 Mio. in 2020

+2,9 Mio. in 2020

+9 Mio. in 2020

+14 Mio. in 2020

+153 Mio. in 2020

+77 Mio. in 2020

Der wichtigste osteuropäische Wachstumsmarkt Russland muss-te einen schweren Rückschlag nach dem Exportrekordjahr 2008 verkraf-ten. Insgesamt wurden 2009 über 30 Prozent weniger Textil- und Be-kleidungsprodukte aus Deutsch-land importiert. Auch das erste Quartal des laufenden Jahres ver-lief schleppend. Eine Wiederbele-bung scheint sich seit Juni dieses Jahres abzuzeichnen und Deutsch-land als wichtigster Handelspart-ner von Russland sollte davon in der Gesamtübersicht 2010 profi tieren. Es gibt aber Herausforderungen: Chinesische und türkische Unter-nehmen drängen auf den Markt. Der WTO-Beitritt Russlands liegt noch in weiter Ferne, beharren doch zu viele Akteure auf die schützen-den Einfuhrzölle. Tatsächlich gibt es Stimmen, die eine Erhöhung der Zölle explizit fordern, um damit die heimischen Hersteller zu schüt-zen. Auch das Thema Normen und Standards bzw. deren Anerkennung bei Einfuhrverfahren gestaltet sich weiterhin schwierig. Aber das Land birgt nach wie vor riesige Potenzi-ale. Deutschland steht für Qualität und Style und wird mit einem ho-hen Lebensstandard assoziiert – ein wertvolles und nachhaltiges Allein-stellungsmerkmal, das den Unter-nehmen einen wesentlichen Wett-bewerbsvorteil verschafft.

Es ist insgesamt davon auszugehen, dass die globalen Wirtschaftszent-ren von morgen dort zu fi nden sind, wo eine positive demografi -sche Entwicklung zu beobachten ist. Etablieren werden sich dyna-mische Wirtschaftsräume dort, wo es genügend Konsumenten und Arbeitskräfte gibt und gute Aus-sichten für ein weiteres Wachstum dieser Gruppen bestehen. Rechtssi-cherheit, funktionierende Struk-turen etc. könnten demgegenüber zukünftig die Rolle eines „nice-to-have“ einnehmen, d.h. sie sind wünschenswert und förderlich, aber keine unabdingliche Voraus-setzung für Erfolg. Es ist daher

nicht verwunderlich, dass sich die wirtschaftlichen Prognosen paral-lel zu den demografi schen Voraus-sagen bewegen (siehe Abbildung). Die BRIC-Länder stehen heute für Wachstum. China bietet riesige Ver-kaufsperspektiven, kann es aber auch als Beschaffungsbasis weiter-hin bestehen? Indien verspricht, zumindest in einer mittelfristi-gen Perspektive, beides zu bieten, nämlich gute Ein- und Verkaufs-prognosen. Brasilien und Russland sind als Beschaffungsmärkte fast

Quelle: Population Division of the Department of Economic and Social Affairs of the United Nations Secretariat

Beschaffungsmarkt infrage und das in erster Linie als Standort für die passive Lohnveredlungskonfekti-on. Aber die ersten Anzeichen für eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung sind zu erkennen und es ist davon auszugehen, dass sich mittelfristig auch Absatzperspekti-ven bieten werden.

Die Verbindung zwischen demogra-fi scher und wirtschaftlicher Ent-wicklung kann aber auch zu Eng-pässen führen. Der weltweite Bedarf

nicht bekannt, stehen aber als Ab-nehmer für heute (Russland) und morgen (Brasilien) ganz oben auf der Liste der Vertriebsstrategien deutscher Unternehmen. Bei dieser Betrachtungsweise ist es unum-gänglich, auch die Länder und Re-gionen auf dem afrikanischen Kon-tinent im Auge zu behalten. Heute kommen nur einzelne Regionen als

für z.B. Baumwolle ist im Laufe der letzten 5 Jahre rasant gestiegen. Der plötzliche Wegfall einer einzigen Beschaffungsquelle (z.B. Pakistan) verdeutlichte, mit welch geringen Reserven gearbeitet wird. Eine effi zi-ente, aber auch diversifi zierte globa-le Aufstellung der Unternehmen für die Beschaffung und für den Absatz wird daher immer wichtiger.

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Strategische Heraus-Strategische Heraus-forderungen – forderungen – neue Perspektiven

Liberalisierung

Modernisierter Zollkodex

Bilaterale Freihandelsabkommen

Außenwir tschaft, Tei l IAußenwir tschaft, Tei l I

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Unter den Vorzeichen einer wieder anziehenden Weltkonjunktur war auch das Jahr 2010 von tiefgreifenden Entwicklungen im Außenhandel ge-prägt, welche die Unternehmen vor neue Perspektiven, aber auch strate-gische Herausforderungen stellten.

Die Liberalisierung des Welt-handels schreitet weiter voranNachdem auf der multilateralen WTO-Ebene die Öffnung der Märkte im Rahmen des Doha-Prozesses trotz neuer Anläufe weiterhin von Still-stand geprägt ist, nimmt die Anzahl bilateraler Freihandelsabkommen

Als exportorientierte und am Standort Deutschland verwurzelte Industrie ist die Tex-

til- und Modebranche stark von außenwirtschaftlichen Rahmenbedingungen abhän-

gig. Dabei spielen nicht nur neue Absatzmöglichkeiten in und außerhalb der EU so-

wie die Versorgungssicherheit mit Rohstoffen und Vormaterialien eine wichtige Rolle,

sondern auch zollrechtliche Aspekte, die den grenzüberschreitenden Warenverkehr

und damit die Wertschöpfungsketten immer stärker beeinfl ussen.

weltweit kontinuierlich zu. Mit In-krafttreten des Abkommens zwi-schen China und den ASEAN-Staa-ten Anfang 2010 ist allein in Asien eine der größten Freihandelszonen der Welt entstanden. Indien als ei-ner der größten Exporteure von Tex-til- und Bekleidungsprodukten hat-te bereits zuvor in 2009 den Handel mit dem ASEAN liberalisiert. Auch die EU versucht Anschluss an diese Entwicklung zu halten. Die Freihan-delsgespräche mit dem ASEAN als Ganzes wurden zwar 2009 aufgrund

gegensätzlicher Forderungen ausge-setzt, jedoch sind sie 2010 bilateral mit Singapur wieder aufgenommen worden. Der offi zielle Startschuss für Malaysia und Vietnam ist mitt-lerweile ebenfalls gefallen. Weitere Mitgliedstaaten des ASEAN sollen folgen, nachdem auch Thailand und die Philippinen ihr Gesprächsinter-esse bekundet haben.

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Präferenzielle Ursprungsregeln

WTO

Antidumpingzölle35

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und -abgaben sowie nichttarifäre Handelshemmnisse schränken je-doch bisher Marktzugang und Ab-satzchancen in Indien erheblich ein. Für die deutsche Textil- und Beklei-dungsindustrie hat daher das Frei-handelsabkommen, das seit 2007 zwischen der EU und Indien verhan-delt wird, größte Bedeutung. An-gesichts der hohen Wettbewerbsfä-higkeit der primär baumwolle- und wollelastigen Industrie Indiens, die 2009 allein nach Deutschland Tex-til- und Bekleidungsgüter im Wert von über 1,3 Mrd. Euro exportiert hatte, setzt sich textil+mode für ein „Abkommen auf gleicher Augen-höhe“ ein. Dass Indien bisher die Befreiung bestimmter Waren von Liberalisierungen verlangt bzw. Übergangsfristen von bis zu 10 Jah-ren für das Auslaufen der eigenen Zölle, ist nachvollziehbar. Jedoch steht außer Frage, dass ein ausgewo-genes und faires Abkommen einen symmetrischen und vollständigen Zollabbau bei allen textilen Produk-ten erfordert. Mit einem Abschluss der Verhandlungen ist voraussicht-lich erst im Sommer 2011 zu rech-nen. Diesem werden in absehbarer Zeit auch wichtige Abkommen mit Kanada und den zentralamerikani-schen Staaten folgen, mit denen die EU gegenwärtig Freihandelsgesprä-che führt.

Auch Japan sieht sich spätestens seit den Fortschritten mit Südkorea und Indien in Zugzwang und strebt da-her seit Längerem ebenfalls Gesprä-che mit der EU an. Da die Markt-zugangsprobleme in Japan eher nichttarifärer Natur sind, war die EU gegenüber diesem Anliegen bisher verhalten eingestellt. In der nahen Zukunft ist jedoch mit einer Auf-nahme offi zieller Verhandlungen zu rechnen. Größter Knackpunkt dürfte dabei der stark abgeschottete japa-nische Automobilmarkt sein. Auch wenn sich der Marktzugang in Japan bis heute sehr zeitaufwendig und schwierig gestaltet, würde ein zu-künftiges Freihandelsabkommen ein hohes Marktpotenzial für deutsche Textil- und Bekleidungshersteller mit sich bringen – v.a. in Anbetracht der hohen Kaufkraft der japanischen Bevölkerung.

Moderne Ursprungsregeln für mehr Wettbewerbsfähigkeit Auch beim Thema präferenzielle Ursprungsregeln gab es 2010 neue Entwicklungen, nachdem die EU die langwierigen Reformgespräche über das neue allgemeine Präferenz-system der EU (APS) abgeschlossen hat, welches bereits ab Anfang 2011 angewendet werden soll. Trotz der vielversprechenden Zielsetzungen am Anfang des Revisionsprozesses ist jedoch auch das neue System von gewissen Defi ziten geprägt. So ist u.a. die Einführung eines „Systems

Nach der Unterzeichnung des Frei-handelsabkommens zwischen der EU und Südkorea in diesem Jahr wird der Handel zwischen beiden Märkten durch Wegfall der Ein-fuhrzölle für fast alle Produkte An-fang Juli 2011 liberalisiert. Gewisse Konstruktionsdefi zite des Abkom-mens, wie die erstmalige Lockerung des bisher gängigen Zollrückvergü-tungsverbots, die Gegenstand kon-troverser Diskussionen in der EU waren, konnten jedoch nicht verhin-dert werden. Auch mit den geplan-ten speziellen Schutzklauseln sowie Quoten für bestimmte Produkte wurden lediglich ineffi ziente Kom-promisslösungen beschlossen. Den-noch wird die Schaffung der ersten gemeinsamen Freihandelszone mit einem asiatischen Staat für deutsche Textil- und Bekleidungshersteller neue Exportchancen v.a. bei hoch-wertigen Produkten für Verbraucher und Industrie eröffnen sowie die Be-schaffungsmöglichkeiten bei wichti-gen Vormaterialen verbessern.

Ein gewaltiges Exportpotenzialfür Textilen und Bekleidung aus Deutschland verspricht demgegen-über Indien. Angetrieben von einer prosperierenden Wirtschaft wird die Nachfrage der wachsenden indi-schen Mittelschicht nach hochwerti-gen Bekleidungs- und Heimtextilien in den kommenden Jahren eben-so weiter steigen wie der Bedarf an technischen Textilien für den indus-triellen Einsatz. Hohe Einfuhrzölle

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des registrierten Exporteurs“ (REX) vorgesehen, welches generelle Ver-einfachungen bei der Ursprungs-zertifi zierung mit sich bringen soll, tatsächlich aber die Rechtsicher-heit der Nutzer von Zollpräferen-zen erheblich mindert. Für deut-sche Unternehmen, die besonders in Deutschland einer sehr strengen Zoll überwachung unterliegen, ist dies ein großer Grund zur Besorg-nis. Gerade deshalb hatten sich textil+mode und andere Branchen-verbände gegen diese geplante Neu-regelung ausgesprochen. Auch im Bereich der Listenregeln, die für jedes Erzeugnis die notwendigen Ver- und Bearbeitungsschritte für den Erhalt des Präferenzursprungs vorschreiben, ist eine zufrieden-stellende Modernisierung aufgrund gegensätzlicher handelspolitischer Auffassungen in der europäischen Textil- und Bekleidungsindustrie nicht gelungen. Die Modernisierung

der veralteten Regeln war dringend geboten. Dennoch wurde bei der Re-form ein Liberalisierungsschwer-punkt lediglich auf die Importseite gelegt, während eine exportorien-tierte Flexibilisierung der Regeln, wie sie textil+mode und eine Reihe anderer nationaler Textilverbände in Europa nachdrücklich gefordert hatten, weitestgehend vernach-lässigt wurde. Das Inkrafttreten des neuen APS-Präferenzschemas ab 2011 wird daher weitreichen-de Auswirkungen haben und mehr Textil- und Bekleidungswaren aus Entwicklungsländern den zollfrei-en Marktzugang in die EU ermög-lichen. Da für die „am wenigsten entwickelten Länder“ lediglich die Einstufi gkeit für die Ursprungsbe-gründung vorgesehen, ist kann z.B. ein chinesisches Gewebe nach der Konfektion in Bangladesch zollfrei in die EU importiert werden. Pa-radoxerweise soll jedoch für ein in

Kroatien konfektioniertes europäi-sches Gewebe aus türkischem Garn weiterhin Einfuhrzoll in die EU be-zahlt werden. Umso mehr wurde in diesem Kon-text eine vorläufi ge Grundsatzent-scheidung der EU-Kommission hinsichtlich der Frage der zollrecht-lichen Auslegung der sogenann-ten Bedrucken-Regel von der deut-schen Textil- und Modeindustrie begrüßt. Diese war seit einigen Jah-ren aufgrund einer uneinheitlichen Zoll praxis in der EU kontrovers diskutiert worden. Nach aktiver Intervention von textil+mode und gleichgesinnten europäischen Ver-bänden wurde ihre Rechtmäßigkeit 2010 von den EU-Behörden und der deutschen Zollverwaltung noch-mals amtlich bestätigt. Dabei ist die liberale Auslegung der Regel, die in Deutschland seit Jahrzehnten un-ter der Bezeichnung „Kantendruck“ Anwendung fi ndet, lediglich ein Symptom der veralteten präferenzi-ellen Ursprungsregelwerke der EU, zu denen auch das APS und die Pan-Euro-Med-Abkommen gehören. An-gesichts der Komplexität der heu-tigen Regeln verwundert es daher auch nicht, dass die Zahl der Unter-nehmen, die Zollpräferenzen in An-spruch nehmen, tendenziell sinkt, während das Dickicht neuer Präfe-renzregelungen und -abkommen der EU kontinuierlich zunimmt.

Im Vergleich zum autonomen APS spielen Zollpräferenzen in den bila-teralen Präferenzabkommen der Pan-Euro-Med-Zone für deutsche Tex-til- und Bekleidungshersteller eine umso wichtigere Rolle. Einen Revisi-onsprozess der noch aus den 60/70er Jahren stammenden Ursprungsre-geln hatten die Mitglieder der Frei-handelszone bereits 2009 angesto-ßen, zu denen die EU, EFTA, Türkei und die meisten Mittelmeeranrainer gehören. Nach Abschluss der erste Reformphase Ende 2010, die sich auf „Regionale Konvention“ als allgemei-ne rechtliche Grundlage der Präfe-renzabkommen bezieht, stehen ab 2011 die Listenregeln im Mittelpunkt

Eine Flut neuer komplexer

Zollvorschriften im Rahmen des

elektronischen Zollverfahrens

ATLAS - Ein- und Ausfuhr

beeinträchtigt zunehmend

den ungehinderten grenzüber-

schreitenden Warenfl uss.

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der Verhandlungen. Angesichts des enormen Modernisierungsbedarfes der Ursprungsregeln sowie der dro-henden handelspolitischen Schiefl a-ge infolge des neuen APS ist die EU daher dringend angehalten, die not-wendige Flexi bilisierung der Regeln voranzutreiben, die sich an den tech-nischen und wirtschaftlichen Realitä-ten orientiert.

Handelserleichterungen für Pakistan Einigkeit herrscht in der europäischen Textil- und Bekleidungsindustrie hin-sichtlich ihrer ablehnenden Haltung gegenüber den geplanten Handels-erleichterungen der EU für Pakistan. Aufgrund der Flutkatastrophe hatte Pakistan als einer größten Textil- und Bekleidungsexporteure die EU um zollfreien Marktzugang für Tex-tilien gebeten. Nach kontroverser Diskussion hatten sich die EU-Mit-gliedstaaten und die EU-Kommissi-on zu einem entsprechenden Maß-nahmenvorschlag durchgerungen, der kurzfristig einseitige Zollermä-ßigungen für bestimmte textile Pro-dukte vorsieht. Demzufolge sollen ab Anfang 2011 die EU-Einfuhrzöl-le für 75 Warenpositionen für drei Jahre ausgesetzt werden, wobei mit 64 textilen Produkten der Schwer-punkt auf Textilien und Bekleidung liegt. Vielmehr als die Flutkatastro-phe spielen im Hintergrund jedoch andere politische Motive wie der Kampf gegen den Terrorismus und die sicherheitspolitische Instabi-lität der Atommacht Pakistan eine ausschlaggebende Rolle. Langfris-tig wird die Lockerung der Kriteri-en zur Gewährung des sogenannten APS+-Status in Betracht gezogen, obwohl pakistanische Einfuhren in die EU bereits heute Präferenzbe-günstigung erfahren. Dieses wirft jedoch auch EU- bzw. WTO-recht-liche Probleme auf und würde die Verhandlungsposition der EU bei zukünftigen Freihandelabkommen nachhaltig zulasten einer einzigen Industrie schwächen. Zudem wür-de das eigentliche Ziel – die direkte und effektive Hilfe für die betroffene

Bevölkerung – verfehlt werden. Da-her hatten sich textil+mode und alle europäischen Textil- und Beklei-dungsverbände gegen weitere ein-seitige Handelserleichterungen und vielmehr für eine verstärkte direkte Hilfe durch technische, materielle und fi nanzielle Unterstützung der EU ausgesprochen. Eine letztend-liche Entscheidung wird die EU im November 2010 fällen.

AntidumpingverfahrenIn der europäischen Handelspolitik hielt auch ein neues Antidumping-verfahren der EU gegen importierte hochfeste Polyester-Filamentgarne (HTYP) mit Ursprung China, Süd-korea und Taiwan deutsche Herstel-ler technischer Textilien in Atem. Das ursprünglich am 8. September 2009 auf Antrag des europäi schen Chemiefaserverbandes CIRFS einge-leitete Antidumpingverfahren ge-gen importierte hochfeste Polyes-ter-Filamentgarne fand dabei Mitte November 2010 einen erfolgreichen Abschluss, nachdem sich die EU für vergleichsweise moderate Maßnah-men entschieden hatte. Demzufol-ge werden keine Strafzölle gegen Fa-ser- und Garnimporte aus Südkorea und Taiwan erhoben. Gleiches gilt für zwei wichtige chinesische Zulie-ferer. Demgegenüber werden relativ niedrige Strafzölle in Höhe von bis zu 5,5 Prozent gegen eine Reihe von Herstellern in China erhoben, die im Untersuchungsverfahren mit der EU-Kommission „kooperiert“ hatten. Auf die Importe „aller anderen“ Hersteller von HTYP in China wird ein Strafzoll von 9,8 Prozent erhoben.

Das Ergebnis der Antidumpingun-tersuchung ist als ein großer Erfolg anzusehen. textil+mode und eine Reihe aktiv mitwirkender Mitglieds-unternehmen und -verbände hatten sich intensiv am Verfahren beteiligt und drohende Antidumpingzölle von über 50 Prozent gegen China, Südko-rea und Taiwan verhindert. Wenn-gleich eine vollständige Einstellung des Verfahrens wünschenswerter ge-wesen wäre und viele Verwender auch

von diesen vergleichsweise niedrigen Strafzollsätzen stark belastet werden, konnte die Versorgungssicherheit mit hochfestem Polyester-Filament-garn aufrechterhalten werden.

Die Komplexität europäischer Zollvorschriften nimmt weiter zuDie komplexen Zollvorschriften der EU, insbesondere im Rahmen des elek-tronischen Zollverfahrens ATLAS - Ein- und Ausfuhr, nehmen in ih-rer Bedeutung innerhalb der Wert-schöpfungsketten kontinuierlich zu und beeinträchtigen zunehmend den ungehinderten grenzüberschrei-tenden Warenfl uss. Umso schwieri-ger ist es sowohl für Unternehmen als auch die Zollverwaltungen mit einer schier endlosen Flut an neuen Zollregelungen der EU, in der Pra-xis Schritt zu halten. Mit der klei-nen Modernisierung der Zollko-dex-Durchführungsvorschriften (MZKDVO) und in Anbetracht einer besonders strengen Anwendung der Regeln durch die deutsche Zollver-waltung werden allen voran KMU im täglichen Geschäft vor immer neue zollrechtliche Herausforderungen gestellt. Dass es dadurch im Wirt-schaftssystem zunehmend klemmt, ist nicht verwunderlich. So kam in diesem Zusammenhang die deut-sche Zollverwaltung jüngst auf die Idee, für die Gewährung des AEO-Status datenschutzrechtlich bedenk-liche Informationen in Form eines Personal-Screenings anhand gängi-ger Terrorlisten zu verlangen, was im EU-Zollkodex gar nicht vorgese-hen ist und zu erheblicher Kritik aus der Wirtschaft führte. Ebenso hat-ten zahlreiche Bußgeldverfahren im Rahmen von Online-Abschreibun-gen genauso wie die unangekündigte Umcodierung bei „Robbenfellen“ in ATLAS für erheblichen Wirbel in der Industrie und kostspielige Liefer-verzögerungen gesorgt. Angesichts dieser bedenklichen Ereignisse äußern auch textil+mode und der BDI nach-drücklich Kritik an dieser zollrechtli-chen Entwicklung in der EU und for-dern ein realitätsnahes Umdenken auf nationaler und europäischer Ebene.

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Rohstof f -Rohstof f -Rohstof f -Rohstof f -Rohstof f -sicherheitsicherheit

Außenwir tschaft, Tei l I IAußenwir tschaft, Tei l I I

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Die anhaltenden Beschaffungsschwierigkeiten bei Rohstoffen und textilen Vor-

materialien geben zunehmend Grund zur Besorgnis. Starke Preiszuwächse in den

vergangenen Monaten sowie die kontinuierlich steigende Abhängigkeit von Vormateri-

alimporten stellen die Unternehmen vor große strategische Herausforderungen und

gefährden die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Textil- und Modeindustrie.

So ist allein der Preis der wichtigen Naturfaser Baumwolle weltweit auf ein Rekordniveau gestiegen, nachdem dieser im Oktober 2010 zwischenzeit-lich sogar über 1,31 US-Cent pro Pfund lag. Im Vergleich zum Vorjahresmonat bedeutete dies einen Preisanstieg von über 45 Prozent. Der überproportio-nal steigenden Nachfrage, allen voran des größten Verbrauchers China, steht weltweit ein begrenztes Angebot ge-genüber. Die weitgehende Aufl ösung von Lagerbeständen und vielerorts üb-licher Staatsreserven genauso wie die

Ausweitung von Anbaufl ächen u.a. in Indien und den USA konnte jedoch nicht verhindern, dass nach Schätzun-gen im Gesamtjahr 2010 eine gewal-tige Lücke von rund 1 Mio. Tonnen entstand. Börsenspekulationen mit Baumwolle sowie die Exportrestrikti-onen klassischer Baumwollerzeuger wie Indien und Pakistan trieben den Baumwollpreis zusätzlich nach oben.

Dabei steht meist nur Baumwolle im Mittelpunkt öffentlicher Auf-merksamkeit. Auch die Bezugspreise

anderer textiler Basisrohstoffe ziehen gewaltig an. Der Einkaufspreis für Wolle war 2010 um über 40 Prozent gestiegen. Ein ähnlicher Preisan-stieg ist mit anziehender Welt-konjunktur auch bei künstlichen Fasern und Garnen zu beobachten. Allein die Preisentwicklung bei erd-ölbasierten Vorprodukten von Che-miefasern, z.B. den Polyamiden, zeigt deutlich nach oben. Dabei lassen die Indikatoren auch langfris-tig keine Besserung der Si-tuation erwarten und deuten darauf hin, dass sich die Preise auf hohem Niveau einpendeln werden.

Gegenüber diesem Preis- und Kostenas-pekt nimmt die Abhän-gigkeit der Textil- und Modein-dustrie von Vormaterialimporten aus Drittstaaten speziell mit Blick auf den Chemiefaserbereich kontinuierlich zu. Angesichts der schwindenden europäischen Basis an künstlichen Fasern und Garnen stellt dies eine zwangsläufi ge Entwicklung dar. Ne-ben den Folgen des Strukturwandels

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Preisentwicklung BaumwolleQuelle: Cotton Outlock

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innerhalb der Chemiefaserindustrie sind das Fehlen nachhaltiger Unter-nehmensstrategien sowie der stei-gende Wettbewerbsdruck aus Asien Gründe für das akute Strukturprob-lem am Anfang der textilen Wert-schöpfungskette. Speziell der zuneh-mende Rückzug aus dem klassischen Massengeschäft mit Standardgarnen und die Konzentration auf profi tab-lere Nischenprodukte haben dabei zu einem industriellen Substanzverlust geführt, der sich für die langfristige Überlebensfähigkeit vieler Faserher-steller kritisch auswirken dürfte.

Für Verwender in der Textilin-dustrie äußert sich diese Ent-wicklung in einer allgemeinen

Unterversorgung mit wichtigen Standardgarnen, zunehmenden Lie-

ferunsicherheiten sowie der Tatsa-che, dass zahlreiche Fasertypen und -qualitäten im Zuge einer fortschrei-tenden Reduzierung der Produktpa-lette nicht mehr in der Europäischen Union hergestellt werden – und dies trotz großem Bedarf in der EU. Aus Sicht deutscher Verwender sind daher nicht selten Hersteller v.a. aus China, Südkorea oder Japan die einzigen glo-balen Anbieter bestimmter Chemie-fasergarnspezialitäten. Angesichts der wachsenden Dominanz Asiens in der Kunstfaserproduktion mit

einem weltweiten Anteil von mittler-weile rund 87 Prozent ist dies kaum verwunderlich.

Auswirkungen auf die Textil- und ModeindustrieDas hohe Preisniveau infolge des ge-ringen Angebots von kurzfristig ver-fügbarer Baumwolle sowie steigende Preise bei künstlichen Fasern und Gar-nen tragen dazu bei, dass die Produk-tionskosten von Geweben, Gewirken, Vliesstoffen und anderen textilen Pro-dukten signifi kant steigen. Angesichts des international hohen Wettbewerbs-druckes ist es schwierig, diese Kosten an industrielle bzw. kommerzielle Ver-braucher weiterzugeben.

Gleichzeitig verschlechtern sich für deutsche Hersteller die direkten Be-zugsmöglichkeiten bei Chemie- und Naturfasern. Sei es infolge aktiver Maßnahmen, z.B. durch Exportrestrik-tionen in Drittstaaten bzw. Antidum-pingmaßnahmen der EU, die u.a. den Import von wichtigen Chemiefaser-garnen verteuern. Oder seien es die erwähnten strukturellen Fehlentwick-lungen in der europäischen Zuliefer-industrie. Dabei dominiert gerade der Einsatz von Chemiefasern in allen Textilsegmenten zunehmend im Ver-gleich zur Naturfaser. Allein im inno-vationsträchtigen Zukunftsbereich Technische Textilien liegt der Anteil bei über 90 Prozent, bei Heim- und Bekleidungstextilien über 70 Prozent. Während Synthetik- und Zellulosefa-sern 2009 weltweit einen Anteil von über 66 Prozent am Gesamtfaserver-brauch hatten, lag Baumwolle bei rund 32 Prozent. Der Aspekt „Rohstoffsi-cherheit“ stellt demnach deutsche Unternehmer vor große strategische Herausforderungen und die Frage, ob Produktion am Standort langfristig unter diesen Bedingungen überhaupt noch gesichert werden kann. Bei einer weiteren derartigen Entwicklung wäre auch die bisher erfolgreiche und dau-erhafte Besetzung von Zukunfts- und Nischenmärkten – wie Luftfahrt-, Au-tomobil-, Bau- und Gesundheitsindus-trie – mit technischen Textilien aus Deutschland gefährdet.

Die Knappheit an Chemiefasergarnen spielt zudem beim Thema „Innovati-on“ eine kritische Rolle. Schließlich beginnen viele technische Neuerun-gen meist beim Garn. Mit Blick auf Forschung und Entwicklung sind enge Kooperations- und Kommunika-tionsbeziehungen zwischen Garnlie-feranten und Verwendern am Stand-ort eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg und die Zukunftsfähigkeit der gesamten Industrie. Die Entwick-lung neuer Garnkonstruktionen muss sich schließlich unmittelbar an den hohen technischen und qualitativen Ansprüchen der Verwender orientie-ren. Technologischer Fortschritt und Innovationsfähigkeit wären jedoch ohne eine tragfähige Faser- und Garn-basis in der EU nur eingeschränkt möglich. Die deutsche Textil- und Modeindustrie hat daher ein vitales Interesse an einer starken europäi-schen Garn- und Faserbasis.

Im Kontext des zunehmenden Preisdrucks und der Knappheit an bestimmten Vormaterialien darf auch der Aspekt „präferenzielle Ur-sprungsregeln“ nicht außer Acht gelassen werden. Trotz erster Re-formen der EU sind diese weiter-hin restriktiv gestaltet, sodass sie bis heute die schwindende Garnba-sis nicht ausreichend berücksichti-gen. Dabei würden gerade effi zien-tere Nutzungsmöglichkeiten von Zollpräferenzen durch liberale und an heutige Produktionsbedingun-gen angepasste Listenregeln das Rohstoffproblem an sich zwar nicht lösen, aber zumindest den zuneh-menden Kostendruck mindern und die Wettbewerbsfähigkeit der ge-samten Industrie steigern.

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Chemiefaser-Produktion weltweitQuelle: IVC

Westeuropa USA

China Sonstige

1 Japan ist beispielsweise weltweit Marktführer in der Herstellung hochfester Kohlefasern. Die Technolo- gie wurde in Deutschland entwickelt, jedoch auf- grund mangelnder Investitions- und Weiterentwick- lungsbereitschaft an Japan verkauft. 2 Ein Beispiel ist weißes und damit färbbares hochfes- tes Polyester-Filament-Garn, das in Autosicher- heitsgurten Anwendung fi ndet. Trotz enormem Be- darf in der Automobilindustrie wird in der EU ledig- lich schwarzes Garn hergestellt und angeboten, welches den oben genannten technischen Nachfra- geanforderungen jedoch nicht entspricht.

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Notwendige Maßnahmen aus Sicht von textil+modeDie oben genannten Probleme stellen einen zunehmenden Wettbewerbs-nachteil für deutsche Textil- und Be-kleidungsunternehmen dar, insbe-sondere gegenüber Konkurrenten aus Asien. Angesichts der vielschichtigen Problemstellung existiert jedoch kein Königsweg für eine kurzfristige Lö-sung. So kann z.B. die EU der weltwei-ten Knappheit an Baumwolle nicht allein entgegenwirken. Vielmehr ist in diesem Kontext die Anwendung verschiedener Instrumente erforder-lich, um die Wettbewerbssitua tion der deutschen Textil- und Mode-industrie zu verbessern:

Ê Nachhaltige Sensibilisierung der Po-litik für das „textile“ Rohstoffproblem. Im Kontext der allgemeinen Dis-kussion über die industrielle Roh-stoffsicherheit muss ein verstärktes Augen merk auf die Rohstoffknapp-heit speziell im Textil- und Beklei-dungsbereich gelegt werden. Nicht nur, da die Rohstoffsicherheit in vielen textilspezifi schen Politik-bereichen ein Querschnittsthema darstellt, sondern auch, da sie eine existenzielle Rolle für die Zukunfts-fähigkeit der Industrie spielt. Da-her verfolgt der Gesamtverband textil+mode mit Blick auf die euro-päische Industrie- und Handelspo-litik eine breite Kommunikation des Problems auf nationaler bzw. euro-päischer Ebene.

Ê Verhinderung von Exportrestriktio-nen und künstlicher Rohstoffverknap-pung. Bestehenden Exportbeschrän-kungen in wichtigen Lieferländern muss die EU auf bilateraler und multilateraler Ebene entschieden entgegenwirken. Gleiches gilt für Drittstaaten, die beabsichtigen, dem Beispiel Indiens oder Pakistans zu folgen. In diesem Zusammen-hang dürfen auch künstliche Roh-stoffverknappungen, wie sie u.a. die aggressive Rohstoff- und Zollpolitik Chinas verursacht, unter WTO-Mit-gliedern grundsätzlich nicht akzep-tiert werden.

Ê Ausrichtung der europäischen Han-delspolitik auf steigenden Rohstoff- und Vormaterialbedarf aus Drittstaaten. Eine wichtige Voraussetzung hier-für ist der begrenzte und refl ektier-te Einsatz von handelspolitischen Schutzmaßnahmen der EU, wie An-tidumpingzölle. Ebenso müssen ein besserer Marktzugang und größere Versorgungssicherheit im textilen Rohstoffbereich in Freihandelsab-kommen der EU verstärkt Berück-sichtigung fi nden; Zollliberalisierun-gen und fl exible Ursprungsregeln sind dabei entscheidende Stellschrau-ben. Die aktuellen Rohstoffi nitiati-ven Deutschlands und der EU stellen in diesem Gesamtzusammenhang einen notwendigen Politikansatz dar und werden daher von textil+mode unterstützt. Weitere Schritte in Rich-tung einer proaktiven und nachhal-tigen Rohstoffpolitik der EU müssen jedoch folgen.

Ê Intensivere Nutzung von autonomen Zollaussetzungen und -kontingenten. Die EU bietet deutschen Unterneh-men regelmäßig die Möglichkeit, ent-sprechende Anträge gegenüber dem Bundeswirtschaftsministerium zu stellen, sofern bestimmte Rohstoffe oder Vormaterialien nicht mehr bzw. in unzureichenden Mengen in der EU hergestellt werden. Hier ist auch die Industrie selbst gefordert, dieses Ins-trument möglichst effektiv auszu-nutzen. Die Aufklärung der Unter-nehmen über Nutzen und Potenziale dieses Instrumentes sowie eine aktive Unterstützung bei Antragsverfahren ist daher eine wichtige Aufgabe für textil+mode und seine Mitglieder.

Ê Enge Kooperation mit der Chemiefa-serindustrie im Rahmen eines kontinu-ierlichen „Branchendialogs“. Die deut-sche Textil- und Modeindustrie und die Chemiefaserindustrie müssen als „gegenseitig abhängige Glieder ein und derselben Kette“ effektiver in Fragen der Handels- und Industrie-politik sowie der Forschung zusam-menarbeiten. Der Erfolg einer der-artigen Kooperation erfordert aus Sicht von textil+mode:

Eine möglichst weitgehende Ab-stimmung in handels- und industrie-politischen Themen. Diese schließen insbesondere die Notwendigkeit ei-ner zukunftsorientierten Modernisie-rung und Flexibilisierung der präfe-renziellen Ursprungsregelwerke der EU sowie den verantwortungsvollen Einsatz handelspolitischer Schutzins-trumente im Sinne der gesamten tex-tilen Kette mit ein.

Die verbandseitige Förderung einer „verbesserten Kommunikation“ zwi-schen Garnherstellern und Verwen-dern, um individuelle Unternehmens-strategien, Produktionskapazitäten, Kundenservice sowie F&E im Sinne der Gesamtindustrie effi zienter und nachhaltiger aufeinander abzustim-men. So müssen die Verbände u.a. als Initiator und Plattform für entspre-chende Dialoge zwischen Entschei-dungsträger der textilen Kette fungie-ren und somit gesamtindus triellen Fehlentwicklungen nach Möglichkeit nachhaltig entgegenwirken.

Die Steigerung von Effi zienz und Transferleistungen im Bereich For-schung und Entwicklung, um die in-ternationale Wettbewerbsfähigkeit und den technologischen Vorsprung der deutschen Industrie zu sichern. So bedarf es für einen verbesserten Transfer von Ergebnissen aus F&E-Aktivitäten in die industrielle Praxis eines intensiven Dialogs zwischen Forschungseinrichtungen und Faser-herstellern. Neue Faser- und Material-entwicklungen sind dabei neben der betriebswirtschaftlichen auch aus der Perspektive der Zukunftsfähigkeit der Chemiefaserindustrie als Bestandteil des Textilsektors zu bewerten.3 Eine nachhaltige Unterstützung von staat-licher Seite mit Blick auf die notwen-digen Rahmenbedingungen für F&E ist dementsprechend unabdinglich.

3 Ein Beispiel sind aktuelle F&E-Aktivitäten, die da- rauf abzielen, Kohlefasern mittleren Festigkeits- niveaus durch neue Rohstoffe in höheren Volumina verfügbar zu machen. Dies würde auch deutschen und europäischen Produzenten profi table und zu- kunftsorientierte Anteile am Chemiefasermarkt si- chern – eine Chance die diesmal genutzt werden sollte.

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Der Auslandsmesse-Etat des BMWi ist 2011 auf 41,5 Mio. Euro aufge-stockt, 1 Mio. Euro ist avisiert. Damit werden weltweit 240 Messebeteili-gungen von 540 Anträgen durch-geführt. Mit der jährlichen Summe kann mittelfristig bis 2014 geplant werden. Die größten Gemeinschafts-stände der Modeindustrie, mit je ca. 150 Ausstellern im Frühjahr und Sommer an der Collection Première Moscow, sind zukünftig gesichert. Zusätzlich ist die erstmalig in Som-mer 2010 erfolgreich stattgefundene Collection Première Istanbul aufge-nommen. Auch alle anderen 14 von t+m in Abstimmung mit den Fach-verbänden beantragten Beteiligun-gen an den weltweiten Messen für Interieur-, technische und Beklei-dungstextilien wurden vom BMWi genehmigt. Die bereits genehmigte Sonderschau „High-Tex from Ger-many“ wurde in Abstimmung mit dem Partner Messe Frankfurt auf-grund der im nächsten Jahr statt-fi ndenden Leitmesse für technische Textilien sowie die der Partnerbran-chen auf 2012 verschoben.

Als Aushängeschild für deutsche Mode zeigten in Abstimmung mit t+m und dem BMWI die Gewinner des textil+mode Innovationsprei-ses 2009 und 2010 in der Kategorie Modedesign, Michael Sontag und Sebastian Dahlmans, ihre Kollektio-nen in Shanghai. Dort fand vom 13. bis 16. Oktober 2010 im Rahmen der Interior Lifestyle China die Sonder-schau „German Living“ statt, um dem in China steigenden Bedarf an hochwertigen Markenprodukten aus dem Ausland gerecht zu werden. Auch der Bereich Interieurtextilien

war angesprochen. Es kamen rund 12.500 Fachbesucher.

Eröffnet wurde die „German Living“ von Wirtschaftsminister Rainer Brü-derle. Er kündigte an, sich für einen besseren Marktzugang in dem Land einzusetzen – besonders für deut-sche Mittelständler. Brüderle beton-te, „dass Protektionis-mus ein Hemmschuh für den Ausbau unserer Wirtschaftsbeziehun-gen und für den Wett-bewerb ist“. Er möchte „dazu beitragen, Markt-zugangshemmnisse abzubauen und vor al-lem deutschen Mittel-ständlern den Weg nach China erleichtern. Sie brauchen unsere politi-sche Unterstützung für den Markteintritt noch mehr als die großen Konzerne, die sich seit Jahren erfolgreich auf dem chinesischen Markt bewegen. In der Zusammenarbeit mittelständischer Unternehmen gibt es nach wie vor Nachholbedarf und großes Potenzi-al“. Zur Umsetzung dieses Ziels ist das offi zielle Auslandsmesse-Pro-gramm des Bundes maßgeschneidert für die mittelständische Industrie.

„Die Messe zielt auf die rund 200 Millionen wohlhabenden Chinesen ab“, sagte Brüderle. Und deren Zahl steige schnell. Der Bedarf an hoch-wertiger Ware wächst und deutsche Produkte haben ein herausragendes Image in China. Verglichen mit dem Vorjahreszeitraum, stiegen die Um-sätze des chinesischen Einzelhandels um 18 Prozent. Die „German Living“,

die nach dem Vorbild der „High-Tex from Germany“ konzipiert wurde, ergänzte die deutsche Beteiligung an der WORLDEXPO in Shanghai und zielte auf Besuchersynergien ab. Brü-derle lobte die Sonderschau als „tol-les Aushängeschild Deutschlands für innovatives Design und deutsche Wertarbeit“.

Die von Bundesminister Brüderle im März 2010 vorgestellte Außenwirt-schaftsoffensive hat sich neben vielen anderen ineinander greifenden Maß-nahmen zur Aufgabe gemacht, die politische Flankierung der KMU auf wichtigen Exportmärkten ins Zen-trum zu stellen. Dazu gehört auch, dass die größte und am intensivsten abgerufene Förderung, das Auslands-messeprogramm des Bundes, neben den insgesamt 55 Förderprogrammen des BMWI gegenüber nicht so stark nachgefragten Programmen ausgebaut wird. Damit trägt die Bundesregierung den verstärkten Exportanstrengungen der deutschen Wirtschaft Rechnung. Angesichts der weltweit steigenden Be-teiligungskosten fordert t+m im Schul-terschluss mit dem AUMA eine mittel-fristige Erhöhung auf 45 Mio. Euro.

Ê Claudia Saam

Deutsche UnternehmenDeutsche Unternehmenauf Exportmärkten stärkenauf Exportmärkten stärkenAuslandsmesse-Etat erfolgreich aufgestockt – alle beantragten Messen wurden genehmigt

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Rainer Brüderle (l.), Sebastian Dahlmans (2 v.l.) & Michael Sontag (r.) auf der German Living

Internationale Märkte Europapol it ik Forschung Umwelt & Energie

Ê Yvonne Hendrych

Mit dem Beschluss der Post-Lissabonstrategie Europa 2020 haben die

europäischen Staats- und Regierungschefs die Weichen für die künftige Politik

der Europäischen Union gestellt und die Themen Forschung und Innovationen

an die Spitze der europäischen Politikagenda gesetzt.

EuropäischeEuropäischeInnovat ionspol it ik

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Die Europäische Kommission hat die Relevanz von Innovationen zum Er-halt der Wettbewerbsfähigkeit euro-päischer Unternehmen erkannt und wird 2011 fast 6,4 Mrd. Euro in For-schung und Innovationen investie-ren. Diese Summe stellt das bislang größte europäische Investitionspa-ket in diesem Bereich dar.

Auf Grundlage der EU 2020-Strategie erarbeitet die Europäische Kommis-sion eine neue Leitinitiative, die so-genannte „Union der Innovationen“, die Ende 2010 von den Staats- und Regierungschefs verabschiedet wer-den soll. Diese Leitinitiative soll die gesamte Innovationskette von der Forschung bis hin zum Markteintritt

optimieren und bestehende Hinder-nisse beseitigen, die einem gemein-samen europäischen Innovations-markt und einem internationalen Wettbewerb entgegenstehen. In der „Union der Innovationen“ werden Maßnahmen sowohl auf europäi-scher als auch auf nationaler Ebene vorgeschlagen, wie:

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Knowledge for Innovation

Anfang 2010 ist der Gesamtverband textil+mode dem Brüsseler Netz-werk „Knowledge for Innovation“ beigetreten, dem Vertreter aus In-dustrie, dem öffentlichen Sektor und der Forschung angehören. Ziel dieses Netzwerkes ist der kontinuierliche Austausch mit den euro-päischen Entscheidungsträgern der Kommission und des Parlaments zu innovationspolitischen Themen. Zu diesem Zweck werden regel-mäßig parlamentarische Abendessen mit Abgeordneten des Parla-ments, Vertretern der Kommission und des Rates organisiert. Themen sind unter anderem der Schutz geistigen Eigentums, die Forschungs-rahmenprogramme und das europäische Funding.

Daneben organisiert das Netzwerk jährlich einen „InnovationSum-mit“ im Europäischen Parlament. Der Gipfel fi ndet dieses Jahr unter dem Motto „Tackling the Grand Challenges: Policy Meets Practice“ statt und widmet sich den großen Herausforderungen wie Klimawan-del, Energieversorgung und demografi schem Wandel. Die politischen Entscheidungsträger in Brüssel erfahren durch Ausstellungen und Po-diumsdiskussionen, welche Lösungsansätze die Industrie zur Bewäl-tigung dieser Herausforderungen bereits anzubieten hat und welche politischen Rahmenbedingungen sie von Brüssel bei der Entwicklung neuer innovativer Produkte und Dienstleistungen benötigt.

die Überarbeitung des europäischen Systems für Normung erreicht wer-den. Daneben müssen einheitliche internationale Standards festgelegt werden. Zusätzlich sind Maßnah-men geplant, um innovative Pro-dukte und Dienstleistungen bei der öffentlichen Beschaffung stärker zu berücksichtigen.

Schließlich schlägt die Kommission sogenannte Innovations-Partner-schaften vor, die sich den künftigen Herausforderungen wie Klimaschutz, Energie- und Ressourceneffi zienz, Rohstoffe, Gesundheit und demogra-fi scher Wandel widmen sollen. Ziel dieser Partnerschaften ist es, Politik, Forschung und Industrie an einen Tisch zu bringen, Informationen und Know-how auszutauschen und Maß-nahmen zu entwickeln, die ein inno-vationsfreundliches Klima entlang der gesamten Innovationskette schaffen.

Die europäische Politik hat klar erkannt, dass Innovationen der

Schlüssel zur Bewältigung der wirt-schaftlichen, gesellschaftlichen und ökologischen Herausforde-rungen der kommenden Jahre sind und neue politische Schwerpunk-te gesetzt. Die deutsche Textil- und Bekleidungsindustrie ist Synonym einer innovativen Industrie und hat sich seit Langem den oben genann-ten Herausforderungen wie Klima-wandel, Ressourceneffi zienz und demografi schem Wandel gewidmet. Oftmals wird dieses Innovationspo-tenzial der Textil- und Bekleidungs-industrie jedoch durch politische Rahmenbedingungen und neue Ge-setzesvorhaben gehemmt und die internationale Wettbewerbsfähig-keit erschwert. Durch diese neue politische Schwerpunktsetzung auf europäischer Ebene eröffnen sich neue Chancen, einen noch intensi-veren Austausch mit den politischen Akteuren zu pfl egen und bei der Ausarbeitung der oben genannten Maßnahmen und Partnerschaften in unserem Sinne mitzuwirken.

Ê Die Förderung der Wissens- basis und des kreativen Potenzials in EuropaÊ Die Erleichterung beim Zugang zu FinanzenÊ Die Vervollständigung eines europäischen Binnenmarktes für InnovationenÊ Die Initiierung von „Innovations-Partnerschaften“

Insbesondere ist ein Rahmenvor-schlag zum Europäischen For-schungsraum ERA geplant, der den grenzüberschreitenden Austausch von Personen, Ideen und Fördermit-teln erleichtern soll. Ein jährliches Ranking europäischer Universitä-ten ist ebenso vorgesehen wie weite-re Maßnahmen zur Modernisierung von Universitäten und Förderung wissenschaftlicher Karrieren.Ein weiterer Schwerpunkt wird die Erleichterung des Zugangs zu Finan-zen für klein- und mittelständische Unternehmen sein. Damit soll für bestimmte Projekte in den Bereichen Gesundheit, Bio-Wirtschaft, Umwelt und Nanotechnologien ein KMU-An-teil von 35 Prozent des Gesamtbud-gets erreicht werden. Außerdem sol-len Mittel aus dem Kohäsionsfonds für Projekte aus dem Bereich For-schung und Innovationen umgelei-tet werden.

Für die neue Förderperiode ab 2014 sollen neue Förderinstrumente ge-schaffen werden, um bestehende Lücken zu schließen und die Finan-zierung für innovative KMU und Projekte sowie wachstumsorientier-ter Unternehmen zu verbessern. Bis Ende 2011 will die EU-Kommission die Vorschriften zu staatlichen Bei-hilfen einer Revision unterziehen. So soll sichergestellt werden, dass innovative Technologien, Produk-te und Dienstleistungen angemes-sen gefördert werden können. Ein echter europäi scher Binnenmarkt für Innovation soll u.a. durch die vollständige Umsetzung eines ein-heitlichen europäischen Patents und

Internationale Märkte Europapol it ik Forschung Umwelt & Energie

Aktuel le Entwicklungen in der

Forschungs-förderung

Ê Dr. Klaus Jansen

Ein starkes Forschungsnetzwerk sichert

die Zukunftsfähigkeit der Textil- und

Bekleidungsbranche in Deutschland.

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Das FKT hat mit seinem Strate-giepapier „Textilforschung in Deutschland – Perspektiven 2015“ Leitlinien defi niert, die die zukünf-tige Entwicklung der Textil- und Bekleidungsindustrie beeinfl us-sen. Der Wandel unserer Branche hin zu einer Werkstofforientierung erfordert auch eine veränderte He-rangehensweise in der Forschung. Faserbasierte Werkstoffe werden zweifellos einen relevanten Beitrag zu den Themen Gesundheit, Mo-bilität, Sicherheit, Kommunikati-on und Emotionalität leisten. Das wird uns allerdings nur durch eine weitere Verbesserung der Rahmen-bedingungen für Forschung und Entwicklung auf nationaler und eu-ropäischer Ebene gelingen.

Nach ihrer Wahl hat die neue Re-gierungskoalition bestätigt, trotz rigider Sparmaßnahmen Bildung, Forschung und Innovation durch zu-sätzliche Mittel zu stärken. 12 Mrd. Euro sollen zusätzlich in dieser Le-gislaturperiode diesen Bereichen zufl ießen. Von dem defi nierten Ziel, bis zum Jahr 2010 europaweit 3 Pro-zent des Bruttoinlandsprodukts in

Forschung und Entwicklung zu in-vestieren, sind wir jedoch weit ent-fernt und dürfen daher die Anstren-gungen nicht reduzieren.Bedauerlicherweise konnte der sehr positive Mittelzuwachs der letzten Jahre für das Förderpro-gramm der Industrielle Gemein-schaftsforschung (IGF) im Bundes-ministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) nicht auf glei-chem Niveau fortgeführt werden. Mit 128,8 Mio. Euro in 2010 fördert das BMWi in der IGF vorwettbe-werbliche Forschungsarbeiten, die speziell KMU zugute kommen und die im Mittelstand überwie-gend schwache unternehmensin-terne Forschungskapazitäten unterstützen.

Das vom BMWi 2008 neu gestalte-te Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) unterstützt in 3 Modulen Einzelprojekte von Un-ternehmen, Kooperationen und Netzwerken. Laut einer Studie der Fraunhofer Gesellschaft stößt ZIM im Mittelstand auf höchst positive Resonanz, da eine lang angemahn-te Transferlücke geschlossen wird.

2009 war für viele Firmen ein Jahr mit starkem Um-

satzeinbruch. Durch Unterstützung der Bundesregierung

konnte über das Instrument der Kurzarbeit oftmals die

Verkleinerung der Belegschaft verhindert werden. Zeit-

gleich haben viele Unternehmen die Periode geringerer

Beschäftigung für die Aus- und Weiterbildung ihrer Mit-

arbeiter genutzt. Trotz knapper Mittel fl ossen Investitio-

nen in die Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistun-

gen. Mit aktivem Engagement in der Forschung wurde

die Basis für Innovationen geschaffen. Diese Unterneh-

men können heute die Wünsche Ihrer Kunden mit Pro-

dukten befriedigen, die besser und zukunftsfähiger sind.

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Das Erfolgsrisiko einer Überführung von Forschungsergebnissen in die indus trielle Praxis ist hoch. Durch die anteilige Förderung aus dem ZIM-Programm werden die fi nanziellen Be-lastungen für KMU deutlich reduziert. Bundesweit wurden bislang rund 7.600 Kooperationsprojekte von Unter-nehmen mit ca. 965 Mio. Euro geför-dert. Im Schwerpunkt Textilforschung laufen zurzeit 247 Kooperationen mit einem Gesamtvolumen von 28,7 Mio. Euro. Um den in der Wirtschaftskri-se gewachsenen Finanzierungsbedarf für Forschungs- und Entwicklungs-aktivitäten zu unterstützen, wurden diese Fördermöglichkeiten bis Ende 2010 für Unternehmen mit bis zu 1.000 Beschäftigten im gesamten Bundesge-biet geöffnet. ZIM unterstützt so den innovativen Mittelstand, schneller auf Veränderungen reagieren zu können und durch die Entwicklung innovati-ver Produkte, Verfahren und Dienst-leistungen seine Marktchancen mit Blick auf die Zeit nach der Krise zu sichern.Die steuerliche Forschungsförderung, gefordert von BDI und BDA, konntebislang politisch nicht realisiert wer-den. Geplant als Steuergutschrift im Rahmen der Veranlagung zur Körper-schafts- oder Einkommenssteuer soll-te unabhängig von der Größe der Un-ternehmen mindestens zehn Prozent des gesamten unternehmerischen FuE-Aufwands abziehbar sein. In Er-gänzung zur themenoffenen Projekt-förderung und nicht zu deren Lasten können Unternehmen so zu stärkeren F&E-Aktivitäten motiviert werden.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert in zwei Programmen Forschungsvor-haben mit textilrelevanten Fragestel-lungen. Die ersten abgeschlossenen Projekte des Schwerpunkts „Intelli-gente Technische Textilien (MST-Tex-til)“ haben Ergebnisse im diesjähri-gen Statusmeeting MST-Textil (15. – 16.06.2010) präsentiert. Drei von 15 Vorhaben mit einer BMBF-För-derung von rund 4 Mio. Euro sind zur Jahresmitte 2010 beendet. Weitere zwölf Projekte laufen teilweise über

dieses Jahr hinaus. Mit über 70 Teil-nehmern erfreute sich das Statusmee-ting einer hohen Resonanz.

Die Fördermaßnahme „NanoTextil“ erschließt die Nanotechnologie für die Textilbranche. In 12 industriel-len Verbundprojekten werden neue oder deutlich verbesserte Textili-en sowie Verfahren entwickelt und gleichzeitig der sichere Umgang mit

Sammlung, Aufbereitung und Wei-terentwicklung von Technologiewis-sen für den Textilmaschinenbau ist, um ressourceneffi zientere Maschi-nenkonzepte mit größerer Flexibili-tät zu entwickeln. In 2009 und 2010 haben die mit dem FKT kooperie-renden Forschungsstellen in den letzten drei Calls des ERA-net COR-NET II 6 Kooperationsprojekte mit anderen europäischen Instituten

Die Zusammenarbeit von Forschung

und Entwicklung innerhalb Europas

wird immer intensiver.

der Nanotechnologie gewährleis-tet. Insgesamt fl ießen rund 13 Mio. Euro in diese Fördermaßnahme. In elf Vorhaben sind auch Textilfor-schungsinstitute mit einem Förder-volumen von 3,6 Mio. Euro beteiligt. Im Vordergrund stehen die Bereiche Medizintechnik, Automobil, textile Architektur, Bauwesen, Gesundheit, Hygiene, Funktionsbekleidung, Um-welt- und Sicherheitstechnologie.

Vor einigen Jahren begannen die Überlegungen, Grundlagenfor-schung (DFG) und anwendungsbe-zogene Förderung (AiF) miteinander zu verbinden, um Synergieeffek-te zu nutzen. Im DFG-AiF-Cluster-vorhaben „Leichtbau und Textil“ ist diese Zielsetzung umgesetzt worden. Im Dezember 2009 gestar-tet, arbeiten Einrichtungen unter-schiedlicher Themenschwerpunkte in elf Teilprojekten an gemeinsamen Entwicklungen bei faserverstärkten Compositmaterialien.

Auf europäischer Ebene konnten in den letzten zwölf Monaten eini-ge Fortschritte erzielt werden. Im Forschungsprojekt „NU-WAVE“ unterstützen drei deutsche Verbän-de ein Vorhaben, dessen Ziel die

eingereicht. Eins ist bereits bewil-ligt, ein weiteres kann zeitnah anfi -nanziert werden. Das FKT folgt auf diese Weise der Überzeugung, die F&E-Zusammenarbeit innerhalb Eu-ropas zu intensivieren, um größe-re Entwicklungsschritte zum Wohle der europäischen Textil- und Beklei-dungsindustrie machen zu können.

Erstmals in diesem Jahr hat das FKT die Leistungen des Forschungsnetz-werks auf einer branchenfremden Messe dargestellt. Die Hannover Mes-se gilt als die internationale Leitmesse der Industrie. In der Forschungshal-le präsentieren sich zahlreiche Netz-werke, Dienstleister und Initiativen. Auf dem Gemeinschaftsstand des BMWi stellte sich die Initiative Kom-petenznetze Deutschland vom 19. – 23.04.2010 mit einigen Mitgliedern – so auch dem FKT – einem breiten Publikum dar. Rückblickend ist die Messeteilnahme ein großer Erfolg, da mehr als 100 interessierte Fachleute unterschiedlicher Branchen großes In-teresse an den ausgestellten Expona-ten äußerten und gezielt Kontakte zu den jeweiligen Forschungsstellen ver-mittelt werden konnten.

Mehr Infos: www.textilforschung.de

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Ê Christina Meßner

Nanotechnologie beschreibt die Untersuchung, Anwendung

und Herstellung von Strukturen, molekularen Materialien

und Systemen mit einer Dimension oder Fertigungstoleranz

typischerweise unterhalb von 100 Nanometern. Allein aus

der Nanoskaligkeit der Systemkomponenten resultieren dabei

neue Funktionalitäten und Eigenschaften zur Verbesserung

bestehender oder Entwicklung neuer Produkte und

Anwendungsoptionen.

(Defi nition des BMBF 2007)

Nanotechnologie beschreibt die Untersuchung, Anwendung

und Herstellung von Strukturen, molekularen Materialien

und Systemen mit einer Dimension oder Fertigungstoleranz

Nano-technologie

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Internationale Märkte Europapol it ik Forschung Umwelt & Energie

1 DNS ist eine Abkürzung für: Desoxyribonuklein- säure, enthält die genetische Information, das „Erbgut“ von Zellen.

Was ist Nanotechnologie? Der Begriff „Nano“ leitet sich vom griechischen Wort „nanos“, der Zwerg, ab. Ein Nanometer ist der milliardste Teil eines Meters. Ein Strang des menschlichen Erbguts DNS1 ist 2,5 Nanometer, ein Eiweiß-molekül 5 Nanometer, ein rotes Blut-körperchen 7.000 Nanometer und ein menschliches Haar ganze 80.000 Nanometer breit.

Nanotechnologien wurden schon im Mittelalter angewandt, z.B. für die Farben von Kirchenfenstern. Die Glashersteller damaliger Zeit schrie-ben diesen Effekt noch nicht der Na-notechnologie zu. Jedoch formten

Gottes“ auf Nanotechnologie. Auch beim Härten von Schwertern wurde bereits im Mittelalter Nano-technologie angewendet.Als die Araber gegen die Kreuz-ritter kämpften, hatten sie einen nanotechnologischen Vorteil. Sie verfügten über Waffen aus dem sa-genumwobenen Damaszener Stahl. Wie Forschungen der heutigen Zeit ergaben, verdankte dieser seine Fes-tigkeit besonderen Nanostrukturen.

Das Neue an den heutigen Nanotech-nologien ist, dass Nanoobjekte nicht mehr zufällig, sondern gezielt her-gestellt werden. Dabei liefert uns die Natur Anwendungsbeispiele, zum

diesen Effekt bei ihrem Markisen-Produkt Swela® zunutze.

Runder Tisch „Nanotechnologien und Textilien“ Wie bei jeder neuen Technologie müssen auch bei der Nanotechno-logie Chancen und Risiken, Nutzen und Kosten gegeneinander abgewo-gen werden. Keine Technologie sollte bereits im Vorfeld ihrer Marktchan-cen und Nutzenbeiträge beraubt werden. Auf der anderen Seite gilt es zum Schutz des Verbrauchers und der Umwelt, mögliche Risiken früh-zeitig zu erkennen und einzugren-zen. Dabei kommt der transparen-ten und für den Laien verständlichen Kommunikation eine zentrale Be-deutung zu. Zu diesem Zweck haben sich der Verbraucherzentrale Bundesver-band (vzbv) und der Gesamtverband

sich die winzigen Goldmengen, die sie mit dem Glas einschmolzen, zu Partikelverbünden, sogenannten Clustern, aus Nanopartikeln. Kleine Partikel, großer Effekt: Die Fenster leuchteten statt goldgelb nun strah-lend rot.

Wie man herausgefunden hat, kann man damit sogar Luft reinigen: Sonnenlicht verwandelt das Gold in einen Katalysator. Fällt das Son-nenlicht durch goldgelbe Kirchen-fenster, so deutet der „Fingerzeig

textil+mode im Jahr 2009 dazu ent-schlossen, einen Runden Tisch „Na-notechnologien und Textilien“ ins Leben zu rufen. Dadurch soll Ver-tretern der Umwelt- und Verbrau-cherbehörden, Nichtregierungsor-ganisationen sowie Vertretern der Wirtschaft und der Wissenschaft eine Plattform geschaffen werden, um sich über Chancen und Risiken der Anwendung von Nanotechno-logie in der Textilindustrie offen auszutauschen.

Beispiel wird der sogenannte Lotus-Effekt, den Pfl anzen zur Selbstrei-nigung einsetzen, heute auf textilen Produkten genutzt.

Anwendung fi ndet der Lotus-Effekt beispielsweise bei der Ausrüstung von Markisen. So reduziert sich der Reinigungsaufwand, da der Schmutz eingeschlossen in einen Wassertrop-fen von der Oberfl äche des Textils abperlt. Die Schmitz-Werke, ein mit-telständisch geprägtes Unterneh-men im Münsterland, machen sich

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Welchen Nutzen bringt die Anwendung

von Nanotechnologien in Textilien?

Material

Cyclodextrine

Aluminium(hydr)oxide

Silber

Siliziumdioxid

Titandioxid,Zinkoxid

Vanadiumdioxid

Funktion

Geruchsabsorption

Abriebfest, fl ammhemmend

Antimikrobiell (geruchshemmend),leitfähige Fasern

Selbstreinigung („Lotus-Effekt“), Ober-fl ächenmodifi zierung, verbesserte Färbbarkeit

UV-SchutzPhotokatalytischer „Schmutzabbau“

Wärmeisolierung

Anwendungsbeispiele

Funktionswäsche

Textilien

Schutzkleidung, Sportbekleidung, Unterwäsche, Wischtücher

Arbeits- und Freizeitkleidung, Markisen

Textilien, z. B. T-Shirts, Markisen

Vorhänge

Darüber hinaus ist der Gesamtver-band textil+mode am „Nanodialog“, dem offi ziellen Forum der Bundes-regierung, aktiv beteiligt. Die Beru-fung der NanoKommission durch das Bundesumweltministerium erfolgte im Rahmen der Hightech-Strategie der Bundesregierung Ende 2006. Die NanoKommission hat ihre Arbeit auf Nanomaterialien fokussiert und sich zu Beginn folgende Ziele gesetzt:

1. Das Potenzial von Nanomateriali-en für eine nachhaltige Entwicklung herauszuarbeiten, im Sinne einer Entlastung für Umwelt, Gesundheit und für unsere begrenzten Ressour-cen. Dazu sollen gute, verständliche Beispiele dargestellt werden, die Im-pulse für eine sinnvolle Standortpo-litik geben können.

2. Der Frage nach möglichen Ri-siken für Umwelt und Gesundheit

durch Nanomaterialien nachzu-gehen. Hier geht es vor allem um eine Klärung, welches Wissen zu möglichen Gefährdungen bereits verfügbar ist und welche weiteren Forschungsaktivitäten kurz- bis mit-telfristig notwendig sind.

3. Empfehlungen zu erarbeiten, wie in einer Phase noch unzureichen-den Wissens zum einen freiwillige Verpfl ichtungen einen Beitrag für ei-nen verantwortungsvollen Umgang mit Nanomaterialien leisten können (Prinzipienpapier). Und zum ande-ren inwiefern eine vorläufi ge Einstu-fung von Nanomaterialien zu mög-lichen Risikopotenzialen erfolgen kann, damit Innovationen Kriterien der Nachhaltigkeit und der Risiko-vorsorge entsprechen. (aus: Bericht und Empfehlungen der NanoKom-mission der deutschen Bundesregie-rung 2008)

Allen Beteiligten war klar: Der gesellschaftliche Dialog über Nanotechnologiewird im November 2008 nicht beendet sein. Und so fand der Nanodialog bereits 2009 seine Fortsetzung. Der Gesamtverband textil+mode beteiligte sich in der zweiten Pro-jektphase aktiv an der Themen-gruppe 2, die sich den Nutzen- und Risikenaspekten von Nanoanwen-dungen in verbrauchernahen Pro-dukten widmete, und war auch mit zwei Beispielprodukten aus der Textilanwendung beteiligt.

Die Ergebnisse der zweiten Projekt-phase zum Nanodialog sollen im Februar 2011 der Öffentlichkeit prä-sentiert werden.

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Internationale Märkte Europapol it ik Forschung Umwelt & Energie

Karl Otto Braun GmbH & Co. KG, Wolfstein:

Mit Energiemanagement zur Effi zienzoptimierung

Binden und Verbände helfen zu heilen – rund um den Globus, Tag für Tag. Weltweit größter Produzent ist die Karl Otto Braun GmbH, kurz: KOB. „Gemeinsam neue Wege gehen“ – das erweist sich bei KOB schon seit über 100 Jahren als Erfolgsrezept. Die Preisentwicklung im Energiebe-reich ist dramatisch: Obwohl KOB seit 1997 den Verbrauch sogar gesenkt hat, stiegen die Kosten im gleichen Zeitraum um mehr als das Doppelte. Um der Kostenexplosion wirkungs-voll zu begegnen, entschied sich KOB

Energie?“, „Wo kommt sie her?“, „Wo geht sie hin?“, „Wo gibt es Einsparmöglichkeiten?“ lieferte das Energie-Informations-System MESSDAS® eine umfassende Daten-grundlage. Diese Energieverbrauchs-daten ermöglichten schließlich Aussagen darüber, wo die größten Einsparpotenziale lagen und wo sich Veränderungen lohnten.Darauf basierend wurde bei KOB eine Vielzahl von Einzelprojekten abgeleitet und umgesetzt. Allein im Jahr 2009 konnte der Ge-samtenergieverbrauch im Unter-nehmen KOB durch diese Maß-nahmen um 8 Prozent gesenkt werden, was einer jährlichen Ein-sparung von mehr als 4,5 Mio. kWh entspricht.

TVU Textilveredlungsunion GmbH & Co. KG, Leutershausen:

Biomasse-Heizwerk und Wärmerückgewinnung in der Textilveredlung

Am Standort Leutershausen, im mittelfränkischen Landkreis Ans-bach, wird gefärbt und veredelt. Für die TVU Textilveredlungsuni-on ist Umweltschutz ein wichtiges Unternehmensziel. Untermauert wird diese Aussage mit jahrelanger

dafür, ein Energiemanagementsys-tem in Anlehnung an die DIN EN 16001 einzuführen.

Einsparpotenziale erkennen – und konsequent nutzen.Bei der Suche nach Antworten auf Fragen wie „Was geschieht mit der

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Funktionsweise MESSDAS®

Energiedaten-plattform

MESSDAS® Master

Elektrizität

Heißwasser

Datentransfer

(z.B. Energiekosten)

Vorhandene Daten z.B. aus BDE oder PLS

Druckluft

Trinkwasser

EthernetBüro LAN

Beispiele aus der Unternehmenspraxis:

Ê Christina Meßner

VonVon Ressourcen- Ressourcen-effizienz effizienz bis zumbis zum nach- nach-haltigen Produkthaltigen Produkt

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Die Deutsche Energie-Agen-tur GmbH (www.dena.de) würdigt diesen Erfolg und präsentiert KOB auf ihrer Website (www.industrie-energieeffi zienz.de) als de-na-Referenzprojekt für „op-timal realisierte Projekte effi zienter Energienutzung in Industrie und Gewerbe“.

konsequenter Umsetzung im Prozess, bei technischen Investitionen mit po-sitiven Auswirkungen für den Mitar-beiter und die Umwelt. Eine ganz wesentliche Bedeutung für einen Veredlungsbetrieb kommt dem Wärmebedarf zu. Hier ist TVU mit ganzem Engagement dabei. So konnte durch diverse Maßnah-men der Wärmerückgewinnung der spezifi sche Wärmebedarf seit 1989 halbiert werden. Für 2010 erreich-te TVU eine weitere Absenkung des Wärmeverbrauchs durch die Verdoppelung der Plattenoberfl ä-che der Wärmetauscher. Außerdem wurde eine neue moderne SPS-Steu-erung für die Wärmerückgewin-nung sowie eine vollautomatische Druckluft- und Säurerückspülung der Plattentauscher installiert. Die-se Wärmerückgewinnung spart wei-tere 4.700 t CO2/a. Im Jahr 2005 erstellte TVU ein neu-es Gesamtenergiekonzept und fand mit dem Heizwerk Leutershausen einen Contractingpartner. Seitdem erzeugt ein mit Holzhackschnit-zel befeuertes Biomasse-Heizwerk die nötige Energie für TVU. Von der Abgaswärme profitieren z.B. die angeschlossene Schule, das Hallen-bad und die Stadthalle. Durch das neue Heizwerk verringert sich der Ausstoß von Kohlendioxid (CO2) um 80 Prozent (4.200 to) pro Jahr.

TWD Fibres GmbH, Deggendorf:

Wärme- und Energie-einsparkonzept 2009Am Standort Deggendorf produziert die TWD Fibres GmbH hochwerti-ge Produkte für so unterschiedliche, anspruchsvolle Einsatzbereiche wie Automobil, Medizin, Bekleidung, Heimtextil, Strumpf, Nähgarn, Um-windung, Texturierung und techni-sche Produkte.Neben der Entwicklung innovativer Produkte arbeitet die TWD Fibres GmbH ständig an neuen Energiekon-zepten, an effi zienterem und um-weltschonenderem Ressourcenma-nagement. Somit konnte kürzlich ein verbessertes Wärme- und Ener-gieeinsparungskonzept realisiert werden.Im Kesselhaus der TWD-Fibres sind zwei Kessel installiert, die zum größ-ten Teil für die Erzeugung des Pro-zessdampfes für die Färberei genutzt werden. Durch die Installation meh-rerer Wärmetauscher, eines Vorwär-mers für die Verbrennungsluft und eine effi zientere Regelung wurde eine Steigerung des Kesselwirkungs-grades um 13,8 Prozent erreicht. Umbauten am Kessel, wie beispiels-weise ein FU (Frequenzumformer), geregeltes Verbrennungsluftgeblä-se, eine O2-Regelung im Abgas, Feu-erraumdruckregelung, salzarme

Fahrweise, Automatisierung der Absalz- und Abschlammungsanla-ge und Lastregler sparen zusätzlich Strom und Wasser ein. Das spezielle Energiesparungskon-zept der Färberei setzt sich aus einer Wärmerückgewinnung (WRG) für das Heizungssystem der TWD Fibres, einer WRG für die Weichwasserer-wärmung in der Färberei und einer Einsparung des Weichwassers durch Wiederverwendung des Kondensates als Weichwasser zusammen. Durch diese WRG ergibt sich eine Energie-einsparung von ca. 1.000 MWh/a. Dazu kommt die Einsparung durch die Stilllegung der Dampfl eitung in den Sommermonaten mit 250 t / a Dampf.Um das benötige Weichwasser für den Färbeprozess in der Färberei von ca. 8 °C auf ca. 55 °C vorzuhei-zen, wurde eine weitere WRG instal-liert. Diese daraus gewonnene Ener-giemenge (ca. 17.220 MJ / Tag) wird komplett in der Färberei verbraucht.

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CO2-Emissionen CO2-Einsparungen

CO2-Einsparung t / Jahr bei der TVU

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Mit Wärmerückgewinnung

Mit Wärmerückgewinnung und Biomasse-Heizwerk

Ohne Wärmerückgewinnung

4.700 4.900

8.900 700

9.600

Voith Paper Rolls GmbH & Co. KG, Heidenheim:

Effi ziente Energiegewinnung schont die UmweltVoith Paper Fabrics & Roll Systems fertigt am Standort Düren Press-fi lze für Papiermaschinen. Für die energieintensive Herstellung nut-zen Blockheizkraftwerke (BHKW) die Technologie der Kraft-Wärme-Kopplung. Darunter versteht man die Erzeugung von Strom durch ei-nen verbrennungsmotorisch ange-triebenen Generator unter Nutzung der anfallenden Wärme zu Heizzwe-cken. Blockheizkraftwerke verfügen über einen Wirkungsgrad von 85 – 90 Prozent und sind daher sowohl ökonomisch als auch ökologisch äu-ßerst interessant. Mit den Stadtwer-ken Düren fand Voith Paper einen kompetenten Partner. Das BHKW ist zentraler Bestandteil der Gesamter-neuerung des betrieblichen Heiz-systems. Dadurch werden jährlich rund 830 MWh weniger Erdgas bei der Wärmeerzeugung verbraucht,

das spart rund 166 t CO2 pro Jahr. Das BHKW speist ca. 770 MWh Strom in das betriebseigene Netz ein, was den CO2-Ausstoß jährlich um weitere 454 Tonnen reduziert. Insgesamt spart das BHKW in Düren den beachtli-chen Wert von 620 Tonnen CO2 im Jahr ein.

Gebr. Elmer & Zweifel GmbH & Co. KG, Bempflingen:

Nachhaltigkeit in der Textilindustrie am Beispiel des Labels Cotonea Die Firma Gebr. Elmer & Zweifel GmbH & Co. KG setzt mit ihrer Mar-ke Cotonea beispielhafte nachhal-tige Akzente. Unter der Marke Co-tonea werden Textilien für das Bett, das Bad und die Babypfl ege über den Fachhandel vermarktet.Der Rohstoff Biobaumwolle wird aus Anbauprojekten in Kirgistan und Uganda gewonnen. Der An-bau erfolgt nach den Richtlinien für biologischen Landbau der EU ohne

Einsatz von gentechnisch veränder-tem Saatgut, Kunstdüngern oder Pestiziden und unter Anwendung von Fruchtfolgen. Die Verarbeitung der Baumwolle zu den Endproduk-ten geschieht nach den IVN best Standards (Internationaler Verband Naturtextil). Die Fertigungsbetriebe vermeiden jede Umweltverschmut-zung, der Energieeinsatz entspricht dem aktuellen Stand der Technik. Alle Beteiligten der Produktions-kette werden fair behandelt, auch die Händler und Endkunden erhal-ten mit Cotonea ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis. Das ist gelebte CSR (Corporate Social Res-ponsibility) in der Fertigungskette. Darüber hinaus nimmt Gebr. Elmer & Zweifel GmbH & Co. KG Verant-wortung vor Ort wahr und produ-ziert Strom aus Wasserkraft und So-larstrom. Der selbst benötigte Strom wird aus regenerativen Quellen bezo-gen. Auf dem Firmengelände gibt es Biotope für Tiere und Pfl anzen sowie eine Markthalle mit nachhaltigen Produkten.

Der Rohstoff Biobaumwolle wird aus Anbau-

projekten in Kirgistan und Uganda gewonnen.

Der Anbau erfolgt nach den Richtlinien für

biologischen Landbau der EU.

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Die ausführlichen Konzepte fi nden Sie unter www.textil-mode.de im Themenbereich Energie und Umwelt.

Rundbl ick Tari fpol i t ik Bi ldungspol it ik Sozialpol i t ik

Rückbl ickeRückbl ickeflflflflflflflflflflShowroommeileShowroommeile

Fashionweekflflflflflflflfl

Slackl ine ContestSlackl ine ContestHANNOVER MESSE flflflflflflflflflflflflfl

Themenfrühstück CSR flflflflflflflflflflflflfl

CETA-Generalversammlung

Rückbl ickeCETA-Generalversammlung

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Rückbl ickeflflflflflflflflflflflflfl

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flflflflflflflflflflflflflBundesverdienstkreuz für Peter Schwartze

Ê Januar 2009

Themenfrühstück: CSR – Brot und Butter moderner Unternehmen? Frankfurt am Main. Im Rahmen der Heimtextil in Frankfurt lud t+m, in Zusammenarbeit mit Heimtex, IVGT und der Messe Frankfurt zum Themenfrühstück unter dem Titel Corporate Social Responsibiltiy ein. Expertenvorträge, Erfahrungen aus Unternehmen und eine anschließen-

de Diskussion mit allen Teilnehmern boten interessante Einblicke und er-weiterten das Verständnis und die Anwendungsmöglichkeiten von CSR.

textil+mode Innovationspreis-gewinner auf der FashionweekBerlin. Designer Michael Sontag präsentierte seine neue Kollektion

Herbst Winter 2010/2011 auf der Fa-shionweek. Der Gesamtverband textil+mode unterstützte den Ge-winner des textil+mode Innovati-onspreises 2009 bei der Organisa-tion seiner Fashionshow. Um die Bekanntheit des Preises weiter zu erhöhen, integrierte t+m die nomi-nierten Arbeiten der Kategorie Tex-tildesign 2009 und die Wundaufl a-ge des Gewinners in der Kategorie Technische Textilien in Ausstellun-gen der Showroommeile 2010.

Ê Februar 2010

Fünf Jahre China Europe Textile AllianceShanghai. Das CETA Büro feierte 5. Geburts-tag. Im Februar 2005 von t+m, dem Textilverband Schweiz und dem Fach-

verband der österreichischen Tex-tilindustrie gegründet, schlossen sich 2006 der französische Verband Union des Textiles und 2007 der spanische Baumwollverband Ait-pa sowie der fi nnische Textil- und Bekleidungsverband Finatex an. Bis heute haben rund 1.000 Unter-nehmen aus den Partnerverbänden

die Beratungsleistungen vor Ort in Anspruch genommen, um auf dem chinesischen Markt aktiv zu werden.

Besuch indischer TextilministerFrankfurt am Main. Der indische Textilminister, Dayanidhi Maran, und eine Delegation aus Poli-tik und Unternehmen trafen sich mit deutschen Unternehmern und Verbänden der Textil- und

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Michael Sontags Kollektion auf der Fashionweek

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Modebranche. Die Veranstaltung informierte über aktuelle und zu-künftige Potenziale des indischen Marktes und diente als Kontakt-plattform. „India has what Ger-many wants“: Selbstbewusst warb Maran in Europa für Investitionen und präsentierte die Entwicklung Indiens vom Schwellenland zum lukrativen Wirtschaftsstandort.

Peter Schwartze erhält das Bundesverdienstkreuz 1. KlasseKiel. Peter Schwartze, Präsident des Gesamtverbandes textil+mode von 2005 bis 2010, erhielt das Ver-dienstkreuz 1. Klasse des Ver-dienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Der schleswig-hol-steinische Ministerpräsident Peter Harry Carstensen überreichte die Auszeichnung vor ausgewählten Gästen. Schwartze war unter ande-rem maßgeblich an der Entstehung des Gesamtverbandes textil+mode beteiligt. Mitte 2010 übergab er das Amt des Präsidenten an seinen

Nachfolger, ist aber u.a. in den Präsidien von EURA-TEX und dem BDI weiterhin aktiv.

t+m-Workshop zum Wachstumsmarkt AsienFrankfurt am Main. Mit 30 Teilnehmern aus Präsi-dium und Mitgliedsver-bänden führte t+m einen Workshop zum Thema Wachstumsmärkte in Asi-en durch. Fridolin Strack, Geschäftsführer des Asien-Pazifik-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft, mo-derierte die Veranstaltung. Vorträge hielten u.a. Peter Schwartze, der von seiner Asienreise und über die neuesten Entwicklungen

des Marktes berichtete, sowie Prof. Dr. Eckhard Schollmeyer, Deut-sches Textilforschungszentrum Nord-West, der die Potenziale Chi-nas aus Sicht der Forschungsinsti-tute erläuterte.

Ê März 2010

Euratex 5th Annual Public ConferenceBrüssel. Am 31. Mai fand die Eura-tex General Assembly unter dem Motto „Nachhaltigkeit in der eu-ropäischen Textil- und Beklei-dungsindustrie“ in Brüssel statt. Die Veranstaltung wurde mit ei-ner Ansprache durch den Vize-präsidenten der Europäischen Kommission und Kommissar für Industrie und Unternehmen Anto-nio Tajani eröffnet. Im Anschluss daran wurden in Paneldiskussio-nen und anhand von Präsentati-onen verschiedene Themen rund um die Nachhaltigkeit, wie z.B. Soziale Verantwortung, nachhalti-ge Produktion, Nachhaltigkeit als Wettbewerbsvorteil und Trends im Konsumentenverhalten, disku-tiert. An der Veranstaltung haben rund 160 Gäste aus Industrie und Politik teilgenommen.

Ê April 2010

Das Forschungskuratorium auf der HANNOVER MESSE Hannover. Innerhalb der Mitglieder von Kompetenznetze Deutschland, die sich auf dem Gemeinschafts-stand des BMWi auf der Hannover Messe präsentierten, zeigte das For-schungskuratorium die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten des Werk-stoffs Textil. Exponate lieferte z.B. das ITV Denkendorf mit selbstleuch-tenden Textilstrukturen und der tex-tilen Schneekette; das Sächsische Textilforschungsinstitut stellte erd-bebensichere Mauern durch textile Hybridbewehrungen vor. Die HAN-NOVER MESSE 2010 vereinte neun Leitmessen an einem Ort: Industri-al Automation, Energy, Power Plant Technology, MobiliTec, Digital Fac-tory, Industrial Supply, CoilTechni-ca, MicroNanoTec sowie Research & Technology.

Ê Mai 2010

CETA-GeneralversammlungShanghai. Anlässlich der CETA-Ge-neralversammlung nutzten Peter Schwartze und Dr. Wolf-Rüdiger

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Indiens Textilminister Maran (l.)

Peter Schwartze bei der Verleihung (l.)

t+m auf der HANNOVER MESSE

Baumann die Gelegenheit, um Ge-spräche mit der CNTAC / CCCT zu führen. Auch Helmut Lüders, Leiter der Handelsabteilung der Deutschen Botschaft in Peking, und Eddy Hen-ning, Direktor Deutsche Bank Chi-na, luden zum Dialog. Es wurde über die Entwicklung der Wirtschaft in China und über Möglichkeiten einer Zusammenarbeit im Bereich Messen und Ausstellungen gesprochen.

Sitzung der Vizepräsidenten des Gesamtverbandes textil+mode Riva. Themen der Sitzung der t+m-Vize präsidenten waren unter anderem die Auswertung der Ergebnisse des Workshops Wachstumsmarkt Asien vom Februar, die Nationale Plattform Elektromobilität sowie Berichte aus verschiedenen t+m-Arbeitskreisen.

Ê Juni 2010

Hearing im EU-Parlament zu „Made in“

Brüssel. Das Hearing zur verpfl ich-tenden Herkunftsbezeichnung (Made in) im Europäischen Par-lament fand einen solch großen Anklang, dass am Ende nur noch

Stehplätze vergeben werden konn-ten. Der DIHK organisierte die Ver-anstaltung zusammen mit dem Ge-samtverband textil+mode und der Schwedischen Handelskammer. Auf dem Podium diskutierten Befür-worter, wie die italienische Abge-ordnete Christiana Muscardini, mit Gegnern, wie dem schwedischen Abgeordneten Christofer Fjellner und Frank Kirchner als Vertreter

der Firma FALKE. Im Hea-ring wurde noch einmal deutlich, dass dem Ver-braucherschutz mit dem derzeitigen Vorschlag zur Herkunftsbezeichnung, der den Fokus auf den letzten Ort der Fertigung legt, nicht gedient wird. In einem kurzen gemein-samen Positionspapier brachten 15 der 17 Kam-mern und Verbände ihre ablehnende Haltung gegen

ein verpfl ichtendes „Made in“ zum Ausdruck.

TexMed TunisiaTunis. Dr. Christoph Schäfer reis-te auf Einladung der Organisatoren zur TexMed Tunisia, die zum 11. Mal stattfand. Rund 250 Aus-steller, meist aus Tunesi-en, präsentierten sich auf der Textil- und Beklei-dungsmesse. Tunesien hat ein großes Interesse, stärker mit deutschen Fir-men Geschäftsbeziehun-gen einzugehen, da das Volumen der Produktion von deutschen Unterneh-men in Tunesien nach wie vor gering ist.

Fußballfi eber bei t+m Berlin. Zur Weltmeister-schaft lud t+m befreundete Verbände und Institutio-nen in Berlin zum gemein-

samen Public Viewing des Spiels Deutschland gegen Serbien ein. Bei weltmeisterlichem Wetter, selbst ge-grillten Würstchen und kalten Geträn-ken kochten die Emotionen.

Textiles Labyrinth auf dem AlexanderplatzBerlin. Mit Jugendlichen des Ober-stufenzentrums Bekleidung- und Mode machte der Gesamtverband textil+mode am 4. Juni 2010 mit ei-ner Guerilla-Aktion auf seine Ausbil-dungskampagne www.go-textile.de aufmerksam: Am Vormittag liefen die Jugendlichen auf den Platz vor dem Fernsehturm, entfalteten Stoff-bahnen und stellten sich in Windes-eile zu einem textilen Labyrinth auf. Auch die Medien waren vor Ort: Der rbb berichtete in seiner Abendschau, der Radiosender JAM FM im Laufe des Nachmittagsprogramms.

RETA GeneralversammlungMoskau. Zur RETA-Generalver-sammlung reisten Heinz Horn, Pe-ter Schwartze und Dr. Wolf-Rüdiger Baumann nach Russland.

Peter Schwartze (2.v.l.) & Dr. Wolf-Rüdiger Baumann (3.v.r.)

Guerilla Aktion auf dem Alex

Am Rande der TexMed Tunesia

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17. Innovationstag MittelstandBerlin. Über 200 Unternehmen und Forschungseinrichtungen aus ganz Deutschland stellten auf dem Freigelände der AiF in Berlin neue Produkte, Verfahren und Dienst-leistungen vor, die mit fi nanziel-ler Unterstützung der Innovations-förderung des BMWi entwickelt wurden. Auch das Forschungsku-ratorium Textil war mit einigen interessanten Exponaten und For-

schungsinsti-tuten vertreten. Mit dabei war ein Betonsessel der Technischen Uni-versität Dresden, leuchtende Texti-lien und gestickte Leiterplatten des TITV Greiz und ein Sensorshirt mit Messeinrich-tung des ITA /RWTH Aachen.

Ê Juli 2010

Neue Regie beim Gesamtverband textil+modeBerlin. Im Juli trat Heinz Horn das Amt des Präsidenten beim Gesamt-verband textil+mode an. Gewählt worden war er auf der Mitgliederver-sammlung im Dezember 2009. Der 65-jährige Horn übernahm das Amt von Peter Schwartze, der fünf Jahre die Fäden in der Hand hatte.

GO TEXTILE! und der Slackline ContestFriedrichshafen. In Kooperation mit Gibbon-Slacklines veranstaltete t+m auf der European Outdoor Messe ei-nen Slackline Contest. Beim Slack-linen, der neuen Trendsportart, balanciert man auf einem textilen Gurtband, das zwischen zwei Befesti-gungspunkten gespannt ist. Balance, Konzentration und Koordinationsver-mögen sind nötig, um ein Slackliner zu werden. Mit Gewinnen und Mer-chandising erzielte GO TEXTILE! zu-sätzliche Aufmerksamkeit vor Ort.

Deutsch-französische Kontaktveranstaltung zu Technischen TextilienStrasburg. In Zusammenarbeit mit unserem französischen Partnerver-band UIT lud t+m zu einer Informa-tions- und Kontaktveranstaltung über Anwendungsgebiete und Zu-kunftspotenziale von Technischen Textilien ein. Die Veranstaltung diente außerdem dem Networking zwischen deutschen und französi-schen Unternehmen.

Showroommeile in BerlinBerlin. t+m zeigte eingereichte Wett-bewerbsbeiträge in der Ausstellung BerliNordik im Atrium der Deut-schen Bank, Unter den Linden in Berlin, sowie in der neuen In-Lo-cation, Stattbad Wedding, und rief zur Teilnahme am textil+mode In-novationspreis auf.

Ê September 2010

Bildungstagung in BerlinBerlin. „Chancen im Umgang mit älteren Mitarbeitern“ lautete das Thema der Bildungstagung in die-sem Jahr. Wieder trafen sich Ver-treter von Unternehmen, Verbän-den und Bildungseinrichtungen, um sich in verschiedenen Foren mit Themen wie Weiterbildung, demografischer Wandel, Gesund-heitsmanagement und Kompetenz-management auseinander zu set-zen, Erfahrungen auszutauschen und Strategien zu entwickeln.

Ê Oktober 2010

German Living Messe in ChinaShanghai. Als Aushängeschild für deutsche Mode zeigen die Gewinner des textil+mode Innovationspreises 2009 und 2010 in der Kategorie Mode-design, Michael Sontag und Sebas-tian Dahlmans, ihre Kollektionen in

Shanghai. Dort fand vom 13. bis 16. Oktober 2010 im Rahmen der Interior Lifestyle China die Ausstellung Ger-man Living statt, um dem in China steigenden Bedarf an hochwertigen Markenprodukten aus dem Ausland gerecht werden. Das Bundesministe-rium für Wirtschaft und Technologie veranstaltete die German Living in Zusammenarbeit mit dem AUMA-Ausstellungs- und Messe-Ausschuss der deutschen Wirtschaft. Der Ge-samtverband textil+mode war als Partner beteiligt. Die Veranstaltung ergänzte die deutsche Beteiligung an der EXPO in Shanghai.

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Sensorshirt auf dem Innovationstag

Showroommeile 2010

Auf der Bildungstagung in Berlin

TermineTermine‡‡

20112011Ê Januar 2011

12.01. – 15.01.2011: Heimtextil in Frankfurt

Ê Februar 2011

Frühjahr: Beginn der Arbeit der „Ausgleichsvereinigung textil+mode e.V.“

Frühjahr (Februar / März): Tarifverhandlungen für die Unternehmen der Textil- und Bekleidungsindustrie

Ê März 2011

15.03.2011: Sitzung AK Energie- und Klimapolitik, Münster

16.03.2011: Sitzung AK Umwelt, Münster

März / April: Sitzung AK Arbeitsrecht

Ê April 2011

04.04. – 08.04.2011: HANNOVER MESSE

Ê Mai 2011

08.05. – 10.05.2011: RETA-Treffen, Moskau / Ivanovo

Ê Juli 2011

30.06./01.07.2011: Zukunftskonferenz Textil in Stuttgart

Ê September 2011

Verleihung des textil+mode Innovationspreises 2011

Ê Oktober 2011

12.10.2011: Sitzung AK Energie- und Klimapolitik, Frankfurt

13.10.2011: Sitzung AK Umwelt, Frankfurt

Ê November 2011

25./26.11.2010: Aachen-Dresden International Textile Conference

23.11.2011: Mitgliederversammlung Forschungskuratorium

29./30.11.2011: Abendveranstaltung / Mitgliederversammlung t+m

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Dr. Fritz Goost, Bierbaum Proenen GmbH & Co. KG

Wolf Dieter Kruse, TVU Textilveredlungsunion und Garn-vertrieb GmbH & Co. KG

Reinhart Leendertz

Thomas Lindner, Strumpfwerk Lindner GmbH

Georg Saint-DenisGlobal Safety Textiles GmbH

Heiko A. WestermannROY ROBSON FASHIONGmbH & Co. KG

Präsident

Heinz Horn

Vizepräsidium

Wolfgang Brinkmann,F.W. Brinkmann GmbH

Klaus Huneke, Heimbach GmbH & Co. KG

Armin KnauerHOS Anlagen und Beteiligungen GmbH & Co.

Rolf A. Königs, AUNDE Achter & Ebels GmbH

Ingeborg Neumann, PEPPERMINT. Holding GmbH

Dr. Christian Heinrich Sandler, Sandler AG

Justus Schmitz, Schmitz-Werke GmbH & Co. KG

Präsidium

Donata Apelt-IhlingAlfred Apelt GmbH

Martina Bandte, Karl Conzelmann GmbH & Co. KG

Klaus Berthold, HB Schutzbekleidung GmbH & Co. KG

Wilfried Brandes

Werner Braun, KARL OTTO BRAUN GmbH & Co. KG

Dr. Alexander Colsman, Gebrüder Colsman GmbH & Co. KG

Claas E. Daun, Daun & Cie. AG

Hans Digel, Gustav Digel Kleiderfabriken GmbH & Co. KG

Franz-Peter Falke, FALKE KGaA

Dr. Klaus Faust, Lodenfrey Menswear GmbH

PräsidiumPräsidiumPräsidium

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Ê BrüsselYvonne Hendrych31, rue du CommerceB-1000 BruxellesTel +32 2 50089-64Fax +32 2 50089-69Mail [email protected]

Ê MoskauIgor SalomakhinRussia-Europe-Textile-Alliance (RETA)9/3 Poslannikov per105005 Moskau, RusslandTel +7 495 58918-81Fax +7 495 58918-82Mobil +7 916 2656134Mail [email protected] www.r-e-t-a.ru

Ê ShanghaiVivian ZhuChina-Europe Textile Alliance (C.E.T.A.)25/F, China Fortune Tower No. 1568 Century Avenue Pudong DistrictShanghai 200122ChinaTel +86 21 6875-8536 Fax +86 21 6875-8573 Mail [email protected] www.c-e-t-a.com

Hauptgeschäftsführer

Dr. Wolf-Rüdiger Baumann

StellvertretenderHauptgeschäftsführer

Oskar Vogel

Kaufmännischer Leiter

Marcus JacoangeliTel 030 72 6220-24Mail [email protected]

Arbeitgeberverbund / Sozialpolitik

Ê Arbeits- und SozialversicherungsrechtSusanne WichtTel 030 726220-27Mail [email protected]

Ê BildungKarin TerdengeTel 030 726220-28Mail [email protected]

Ê TarifpolitikOskar VogelTel 030 726220-21Mail [email protected]

Referate / Wirtschaftspolitik

Ê AußenhandelFelix EbnerTel 030 726220-30Mail [email protected]

Ê Energie und UmweltChristina MeßnerTel 030 726220-36Mail [email protected]

Ê Forschung und InnovationDr. Klaus JansenTel 030 726220-40Mail [email protected]

Ê Internationale BeziehungenSven EriskatTel 030 726220-37Mail [email protected]

Ê Messen und Internationale MärkteClaudia SaamTel 030 726220-35Mail [email protected]

Ê Kommunikation, Presse und ÖffentlichkeitsarbeitKirsten RahmannTel 030 726220-22Mail [email protected]

Ê Recht und SteuernDr. Christoph SchäferTel 030 726220-32Mail [email protected]

Büros

Ê BerlinGesamtverband der deutschen Textil- und Modeindustrie e. V.Reinhardtstr. 12-1410117 BerlinTel 030 726220-0Fax 030 726220-44Mail [email protected] www.textil-mode.de

KontaktKontaktKontakt

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Der Gesamtverband textil+mode im Web.

Film: Wussten Sie schon über Textilien ...?

www.texti l -mode.de

ImpressumHerausgeber: Gesamtverband der deutschen Textil- und Modeindustrie e. V., BerlinRedaktion: Kirsten RahmannGestaltung: tack graphik, Berlin

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