STARS Journal 01 2007 [Ulrich Berding, Juliane Pegels, Bettina Perenthaler und Klaus Selle]

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    Erstausgabe April 2007

    STARS-Journal: was, warum, wie?

    [STARS]Stadtrume in Spannungsfeldern

    Pltze, Parks und Promenaden im Spannunffentlicher und privater Aktivitten

    Stadtrume in Spannungsfeldern

    Pltze, Parks und Promenaden im Schnittbereichffentlicher und privater Aktivitten

    Was ist nun das ein Journal, das unter demauf den ersten Blick schwer verstndlichen TitelSTARS daherkommt...? Die Antwort auf denletzten Teil der Frage kann knapp ausfallen, da-her sei mit ihr begonnen: Auf der Suche nacheiner kurzen Fassung fr den langen Titel ei-

    nes Forschungsprojekts kam eben das STARS heraus. Gemeint sind StadtRume in Span-nungsfeldern. Was damit gemeint ist signali-siert der Untertitel: Pltze, Parks und Promena-den im Schnittbereich ffentlicher und privaterAktivitten und was genau das benennt, er-fhrt die geneigte Leserschaft in dieser erstenAusgabe unseres Journals.

    Womit der erste Teil der Frage angespro-chen ist: Fr die Untersuchung der ffentlichnutzbaren Stadtrume, die nicht im kommu-

    nalen Eigentum sind oder in denen sich aufandere Weise die Interessen und Aktivittenffentlicher und privater Akteure berlagern haben wir uns viel Zeit genommen: Schonseit fast drei Jahren sondieren wir im Rahmenvon kleinen, mit Bordmitteln finanziertenVorstudien in Aachen und Hannover. Anhandeiniger erster Pltze, Parks und Promenadenin beiden Stdten die Milchstrae oder derDomhof hier, der Quartiersplatz und die Passa-ge dort entwickelten wir die Instrumente undMethoden zur Auseinandersetzung mit diesenStadtrumen besonderer Art. Dies mndete in

    ein umfassendes Forschungskonzept und wirfreuen uns sehr, dass die Deutsche Forschungs-gemeinschaft und ihre Gutachter diesem Kon-

    zept so viel Vertrauen schenken, dass sie unsfr drei Jahre Forschungsmittel bewilligten.Wir stehen nun am Anfang dieser zweiten Ar-beitsphase und wrden uns, wollten wir war-ten, bis die Ergebnisse des Projektes vorliegen,2010 wieder melden.

    Das aber ist nicht unsere Absicht.Forschung lebt, so meinen wir, vom Dialog

    von Beginn der Arbeit an. So fand schon wh-rend der Vorstudienphase ein Workshop statt(vgl. Berding, Selle 2006) und fr die Haupt-phase sind weitere Werkstattgesprche und eineTagung geplant. Und: Wir mchten den Dialogber diese Anlsse hinaus pflegen. Womit wirzum Journal kommen: Es soll nicht wie derName nahe legt: tglich, aber doch mehrmalsim Jahr alle am Projekt Interessierten berden Stand der Arbeiten informieren und ihnen

    damit jederzeit die Mglichkeit zu kritischerResonanz und Zwischenrufen zu geben.So ist also auch dieses Editorial als herz-

    liche Einladung zu verstehen: Lassen Sie unswissen, wer an Informationen ber das Projektinteressiert sein knnte, geben Sie uns Hinwei-se auf Flle und Materialien, die wir kennensollten und melden Sie, wo immer es notwendigerscheint, Kritik und Diskussionsbedarf an.

    Es freut sich auf den weiteren Dialogdas Team des [STARS]-Projektsam Lehrstuhl fr Planungstheorie und

    StadtentwicklungUlrich Berding, Juliane Pegels,Bettina Perenthaler und Klaus Selle

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    In Spannungsfeldern?Es gab einmal ganz einfache Bilder von der Beschaffenheit der Stadt: Sie sei deutlich zu unterteilen in

    ffentliche und private Rume, in schwarz und wei so nahm man an. Und auch die Vorstellungenvon Rolle und Reichweite des Planens und Steuerns ffentlicher Akteure schienen mit diesen Bildernaufs Engste zu korrespondieren: In den ffentlichen Rumen wirkte die Gestaltungsmacht der kom-munalen Planung und Politik, in den privaten die der Mrkte und einzelner Eigentmer gezgeltbestenfalls durch ffentliche Rahmensetzungen.

    Diese Bilder und Vorstellungswelten sinddurchaus noch nicht ganz verschwunden. Siewirken etwa in der Diskussion ber die Privati-sierung ffentlicher Rume fort: Dabei scheintes so, als wrde vormals ffentliches nun demPrivaten zugeschlagen. Zugleich aber erffnet

    diese Diskussion den Blick auf etwas, das esbislang nicht zu geben schien: Stadtrume r-cken ins Blickfeld, die zwar ffentlich nutzbarsind oder doch zu sein scheinen, die sich aberkeineswegs im ffentlichen, sondern im pri-vaten Eigentum befinden. Und bei dem Blickber Grenzen, etwa nach Japan und den USA,wird deutlich, dass und wie seit Jahrzehntenffentlich zugngliche Rume hergestellt wer-den, die in privatem Besitz sind (privately ow-ned public spaces). Alles dies sind eingngigeBeispiele dafr, wie sich ffentliche und private

    Einflusssphren in vielschichtiger Weise in denffentlichen Rumen berlagern knnen.Mit einem vor etwa drei Jahren begonne-

    nen Forschungsansatz am Lehrstuhl fr Pla-nungstheorie und Stadtentwicklung gehen wirder Vermutung nach, dass das, was bei Mallsund Passagen sichtbar wird, keineswegs ein aufexotische Sondersituationen und neueste Ent-wicklungen beschrnktes Phnomen ist. Viel-mehr bestand und besteht Grund zu der An-nahme, dass viele alltgliche Stadtrume, derenNutzung unbegrenzt ffentlich ist oder doch zusein scheint, nicht ausschlielich kommunaler

    Verfgung und Gestaltungsmacht unterliegen.Um diese Vermutung zu berprfen, gilt

    es vor dem Hintergrund einer kurzen Skiz-

    ze der wissenschaftlichen Diskussionsfelder,in deren Schnittmenge das Thema angesiedeltist (1) zunchst die Wahrnehmungsweisen zundern, um stdtische Realitten differenzier-ter und damit realittsnher abzubilden (2).

    In einem zweiten Beitrag erlutern wir

    die mit diesem Instrumentarium untersuchtenRume und knnen von ersten Vermutungen,Folgerungen und Ergebnissen aus unserer Vor-studienzeit berichten.

    1 Diskussionszusammenhnge:ffentliche Rume, berlagerungen undKooperationen

    Der hier vorzustellende Untersuchungsansatzliegt im Schnittbereich von drei Diskussions-feldern: Seit einigen Jahren ist das Interesse der

    Fachdiskussion an ffentlichen Rumen inden Stdten wieder erwacht (1.1). Dabei zeigt sich auf unterschiedliche Weise,

    dass die traditionell scharfe Trennung derffentlichen und privaten Sphren in dieserForm nicht aufrecht zu erhalten, sonderndurch eine differenzierende Betrachtungvon bergngen und berlagerungen zuersetzen ist (1.2).

    Auf der Handlungs- und Steuerungsebenekorrespondiert dies mit einer verndertenSicht auf die Rollenverteilung zwischen f-fentlichen und privaten Akteuren bei Stadt-

    entwicklung und Stdtebau (1.3).

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    Erstausgabe April 2007

    Editorial 01

    In Spannungsfeldern? 02

    Von der Theorie zur Praxis Fallstudien in Hannover und Aachen 09

    Literatur 14

    Fundstcke 16

    Impressum/Kontakt 16

    01

    1.1 ffentliche Rumeffentliche Rume werden als ein zentralesHandlungsfeld der Stadtplanung angesehen(vgl. Berding u. a. 2003, Selle 2003 und Altrock/Huning 2006: 415ff.) und stellen daher seitlangem einen zentralen Inhalt der fachlichen

    Auseinandersetzung dar. In den letzten Jahrenhat sich die Diskussion jedoch intensiviert, wasdie praktische und wissenschaftliche Relevanzdes Themas besttigt. Die Kontinuitt undBreite der wissenschaftliche Diskussion weistauch darauf hin, dass die Entwicklung der f-fentlichen Rume in einem stndigen Wandelbegriffen ist und permanenten Vernderungenunterliegt. Obwohl dieser Wandel oft als Krisewahrgenommen wird und groe Unschrfenund kontrre Beobachtungen den Diskurs be-lasten, ist unstrittig: Die ffentlichen Rumesind von groer Bedeutung fr unsere Stdte,sie unterliegen vielfltigen Einflssen, und ihrWandel bringt immer wieder neue Herausfor-derungen mit sich.

    In der Vergangenheit hatten ffentlicheRume viele Funktionen inne: Sie dienten un-ter anderem der Darstellung kirchlicher undweltlicher Macht, der Austragung politischerDebatten und Manifestationen und der Abwick-lung von Handel und Alltagsgeschehen. Dashat sich auf vielfache Weise verndert; doch wiegenau sich Funktionen und Nutzungen ffent-licher Rume gewandelt haben, ist in der Fach-

    debatte durchaus umstritten. So wird beispiels-weise einerseits von einem Rckzug ins Priva-te gesprochen. Andererseits wird konstatiert:Parallel zum Rckzug ins Private gibt es denAuszug ins ffentliche (Schneider 2001).Vertreter dieser Auffassung meinen, dass sichdas Interesse am ffentlichen Raum intensi-viert habe, ja sogar eine bernutzung etwavieler ffentlicher Grnrume zu beobachtensei. Zudem seien Festivals, Events und Veran-staltungen nicht nur als Probleme anzusehen,sondern sie bedeuteten auch eine Chance fr

    die Weiterentwicklung zentraler stdtischerBereiche (Hassenpflug 2000). Auch fr dieInnenstdte, denen oft angesichts der Konkur-renz zu den neuen Einkaufsbereichen (an derPeripherie) eine schlechte Prognose ausgestelltwurde, sieht die Entwicklung nicht nur dsteraus: Denn dort, wo die Kommunen die Quali-tt der Innenstdte weiter entwickeln und sieam Markt halten (vgl. Pesch 2002), entstehenfunktionsfhige Stadtrume.

    Diese vielfltigen Beobachtungen machendeutlich, dass weggefallene Funktionen des f-fentlichen Raums in vielfacher Weise durch an-dere ersetzt werden. Die wenigen empirischenUntersuchungen der letzten Jahre sprecheneine deutliche Sprache: Die Aktivitten in f-

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    fentlichen Rumen nehmen nicht ab, sonderneher zu. In der Gesamtheit des Diskurses berden Zustand ffentlicher Rume bleibt alsofestzustellen: Es ist weniger ein Bedeutungs-verlust, denn ein Bedeutungswandel zu ver-merken (Giseke 2000).

    Im Kontext der Diskussion um die Vern-derungen und den Wandel ffentlicher Rumekommt dem Einfluss privater Aktivitten aufden ffentlich nutzbaren Raum eine besondereRolle zu. So werden zum Beispiel Phnomenewie eine vermeintlich voranschreitende Pri-vatisierung kritisch beobachtet und oftmalsvorschnell mit negativen und unerwnschtenEntwicklungen in Verbindung gebracht. Auchdie von wissenschaftlicher Seite eher kritisch,von Praktikern aber auch positiv bewertete (vgl.Berding u. a. 2003) Kommerzialisierung, alsodie (temporre) Nutzung ffentlicher Rumefr kommerzielle Zwecke, ist in diesem Zu-sammenhang zu nennen: ebenfalls ein keines-falls neues Phnomen, von dem jedoch in derFachwelt zu hren ist, es dringe wie die Pri-vatisierung in neue Dimensionen vor.

    In der Errterung dieser Phnomene wirdoft davon ausgegangen, dass ehemals ffentlichnutzbare Rume privat angeeignet und regu-liert also privatisiert werden, womit dasAngebot unbegrenzt ffentlich zugnglicherFlchen verringert werde. Stichproben (z. B.Gehl/Gemzoe 1996) zeigen jedoch, dass seit

    den 1980er Jahren eine flchenmige Auswei-tung ffentlich nutzbarer Rume in den Stdtenzu verzeichnen ist, beispielsweise durch neueStraen-, Platz- und Grnrume. Der Blickauf die Stadtentwicklung der letzten Jahrzehn-te zeigt zudem, dass durch ffnung ehemalsabgeschotteter Bahn-, Hafen-, Kasernen- undIndustriegelnde neue ffentlich zugnglicheRume entstehen. Gesicherte Flchenbilanzenliegen nicht vor, aber es spricht viel dafr, dassder Zuwachs an ffentlichen Rumen erheblichist, die Aneignung vormals ffentlicher Rume

    durch Private hingegen vergleichsweise gering.Als Folgen aktuell beobachteter Ent-wicklungen werden auch qualitative Vern-derungen wie die Ausgrenzung bestimmterBevlkerungsgruppen beschrieben. Mit derAusdehnung privater Hausrechte wrdenVerhaltensfreiheiten im ffentlichen Raum ein-geschrnkt. ffentlicher Raum, oder genauer:das Recht, sich in diesem Raum jederzeit undohne Einschrnkungen aufhalten zu knnen,gehrt zum Kernbereich dessen, was als std-tische Freiheit bezeichnet wird. (Hatzfeld2002) Und dieser Kernbereich sei, so heit es,in Gefahr.

    Der genaue Blick zeigt allerdings, dass dieAusgrenzung bestimmter Nutzergruppen von

    Privaten und Kommunen gleichermaen vorangetrieben wird. Es sind also nicht nur die priva-ten Akteure, sondern ebenso die Kommunen,darum bemht sind, vor allem zentrale (Ein-kaufs-)Bereiche von Unerwnschten und un-erwnschtem Verhalten freizuhalten (Schubert

    2002; auch Bannwarth, Rodemers 2001; Tessin2004: 46). Entgegen dieser problematisieren-den Sichtweise gibt es Erkenntnisse, die zeigen,dass die Reibungen mit diesen Nutzergruppennicht die Schrfe haben, die ihnen oft unter-stellt wird (vgl. Gehl/Gemzoe 1996; Gestring etal. 2005; von Seggern/Havemann 2004).

    In der Diskussion um die Folgen der Ein-flussnahme privater Akteure auf die Produktionund Instandhaltung ffentlicher Rume werdenauch Steuerungsdefizite diskutiert. Gemeintist damit in diesem Zusammenhang die Ausla-gerung von Aufgaben, die vormals von ffent-lichen Verwaltungen wahrgenommen wurden auch diese Aufgabenverlagerung wird hufigals Privatisierung bezeichnet. Kritisiert wird andiesen Vernderungen vor allem, dass so diepolitische Kontrolle ausgehebelt, die ohnehinschwierige Koordinierung von Manahmenerschwert werde und vermeintliche Kosten-einsparungen durch Zusatzkosten an andererStelle berkompensiert wrden (Berding et al.2003: 65).

    Auch die mit Organisationsformen despublic-private partnership verbundene Vermi-

    schung von Staat und Privat, der schleichendebergang ffentlicher Funktionen von Politikund kommunaler Verwaltung hin zu priva-ten Unternehmen (Marten 1997) ist fr vieleKommentatoren kritikwrdig: Der Staat bleibtallenfalls als leere Verpackung brig. (ebd.)Auch wenn man dieser Bewertung nicht folgenmag, so ist doch unstrittig, dass ffentlich-pri-vate Kooperationen inzwischen fast alle Aufga-benbereiche im ffentlichen Raum erreicht ha-ben und damit alle Herausforderungen diesesZusammenwirkens thematisiert werden ms-

    sen (vgl. Selle 1999; Beckmann/Witte 2000;Heinz 2006).So kontrr die in der Diskussion um den

    ffentlichen Raum angesprochenen Beobach-tungen sind, so breit gefchert sind die jewei-ligen Anstze zur Erluterung der Wirkungs-zusammenhnge. Wie auch immer die Folgenund Konsequenzen privater Einflussnahme aufffentlich nutzbare Rume bewertet werden, dieDiskussion macht deutlich, dass der ffentlicheRaum in besonderer Weise im Spannungsfeldffentlicher und privater Aktivitten liegt unddie Entstehung und Entwicklung dieser Rumevon durchaus divergierenden kommunalen,privaten und gesellschaftlichen Interessengeprgt ist.

    Die Empirie spricht freine Zunahme von Aktivi-

    tten im ffentlichen Raum

    Privatisierung und Kom-merzialisierung als Gefahr

    fr ffentliche Rume?

    Die ffnung vormalsprivater Flchen sorgt fr

    eine steigende Zahl ffent-licher Rume

    Die Entstehung von ffent-lichen Rumen ist heute

    vielfach von kommunalenund privaten Interessen

    geprgt.

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    Sphre erweitert werden muss (vgl. Hoffmann-Axthelm 2006).

    Nimmt man die 1970er Jahre zum Ver-gleichsmastab, dann wird man feststellenknnen, dass zunehmend mehr, vormals vorallem ffentlich geplante und finanzierte Vor-

    haben der stdtischen Entwicklung nun inprivat-ffentlicher Kooperation durchgefhrtwerden. In einem Positionspapier der Baumi-nisterkonferenz 2004 wird diese Entwicklungbeschrieben und begrndet:

    In den letzten Jahren haben sich parallel undin Zusammenhang mit der Vernderung der Stdte Charakter und Instrumente der Stadt- und Regional-planung stark verndert. [] Die ffentlichen Inves-titionsmittel, die zur Infrastrukturfinanzierung undzur Umsetzung nachhaltiger Stadtentwicklungsstra-tegien eingesetzt werden knnen, werden zusehendsknapper. Die noch vorhandenen Mittel mssen noch

    effektiver als bisher eingesetzt werden.Dabei geht es zum einen um eine bessere Ver-zahnung der unterschiedlichen ffentlichen Inves-titionen und zum anderen um eine noch bessereAbstimmung mit der privaten Investitionsttigkeit.Schlielich hat sich auch die Rolle der Partner derffentlichen Stadtentwicklungsplanung verndert.

    Das betrifft sowohl die Brgerinnen und Br-ger als auch die Wirtschaft: In den 80er und 90erJahren hat sich die Stadt- und Regionalplanung in-tensiv mit den Mglichkeiten befasst, die Stadtbe-wohner mglichst umfassend in Planungsprozesseeinzubeziehen. [...]

    Parallel dazu kommt es zu immer mehr und

    immer intensiveren Kooperationsformen zwischender ffentlichen Stadtplanung auf der einen undprivaten Unternehmen, Investoren und Projektent-wicklern auf der anderen Seite (public-private-part-nership ppp). Das Spektrum der Kooperationsan-stze ist breit und reicht von der gemeinschaftlichenPlanung, Finanzierung und Umsetzung einzelnerProjekte bis hin zu komplexen Stadtentwicklungs-manahmen. (Bauministerkonferenz 2004)

    Dieses Zitat wird hier so ausfhrlich wiederge-geben, weil in ihm gleichsam die Summe derFachauffassungen zum aktuellen Stand der Ko-

    operationsdiskussion in Stdtebau und Stadt-entwicklung zum Ausdruck gebracht wird. Manhat, wie Jean Ruegg (1992: 6; vgl. Selle 2005)sich ausdrckt, akzeptiert, dass man nicht al-les allein machen kann und dass wichtigernoch die Wirksamkeit des eigenen Handelnswesentlich vom Handeln anderer Akteure ab-hngt.

    Diese Einsicht bezieht sich inzwischennicht mehr nur auf spezielle Projekte in pu-blic-private partnerships, sondern auch aufden Kernbestand ffentlicher Aufgaben: Bauund Unterhalt von Infrastrukturen, Pflege und

    Entwicklung ffentlicher Grn- und Freiru-me. Dabei haben sich die frhen bilateralenKooperationsformen vielfach zu komplexen

    trilateralen Formen der Zusammenarbeit wei-ter entwickelt (vgl. Herz u. a. 2005). Auch diesgilt nicht nur in Ausnahmefllen, sondern istzum Teil ausdrcklich Voraussetzung fr std-tebauliche Frderung des Bundes und der Ln-der. Das gilt fr das ganze Programmspektrum

    von der Sozialen Stadt ber den Stadtumbaubis zum Stadtmarketing der 2. Generation, alsoden Business-Improvement-Districts oder denImmobilien- und Standortgemeinschaften (vgl.hierzu Hatzfeld 2006, insbes. S. 183ff.). DieseKooperationen sind nicht immer spannungsfrei das ist oft betont worden (vgl. Ibert u. a. 1999;Selle 2005: 324ff.; Heinz 2006). Auch bedrfensie immer wieder neuer Ausformulierungen,um auf sich wandelnde Rahmenbedingungenreagieren und unterschiedliche Akteurskon-stellationen respektieren zu knnen.

    An diese Betrachtungen knpfen wir an,wenn wir fragen, wie die Schnittbereiche zwi-schen den Aktivitten verschiedener Akteurebei der Entwicklung ffentlich nutzbarer Stadt-rume neuer wie seit langem bestehender gestaltet werden bzw. wurden und welche Kon-sequenzen daraus fr diese Kooperation unddie Steuerung dieser Prozesse zu ziehen sind.

    2 Vernderte WahrnehmungWenn Pltze, Promenaden und Parks ffentlichnutzbar, aber nicht ffentlich im eigentums-rechtlichen Sinne sind, dann macht das als ers-

    tes deutlich, dass unser Begriffsinstrumentari-um zu grob ist. Hinter der einen Bezeichnung(ffentlich) verbergen sich offensichtlich ver-schiedene Sachverhalte, die sichtbar gemachtwerden mssen, um Rume angemessen be-schreiben, verstehen und gestalten zu knnen.Dies fhrt zu Vernderungen der Wahrneh-mungsweisen (2.1) und entsprechend ausge-richteten ersten empirischen Analysen (2.2).Vor diesem Hintergrund stellen wir kurz deneigenen Untersuchungsansatz vor (2.3)

    2.1 Auf Nollis SpurenGianbattista Nolli fertigte im 18. Jahrhunderteine Pianta di Roma. Diese Kartierung ist untervielerlei Gesichtspunkten bemerkenswert. Wirmchten hier nur einen Aspekt herausgreifen:Nolli hielt in seiner Karte alles wei, was prin-zipiell ffentlich zugnglich war.Dazu gehren auch Innenhfe, Passagen undselbst das Pantheon. Wendet man dieses Er-fassungsprinzip auf die heutige Stadt an, wirdpraktisch der ganze, nicht ausdrcklich fr Drit-te unzugngliche Stadtraum in die Betrachtungeinbezogen. Eine solche Sichtweise entsprichtaber durchaus dem Nutzungsverhalten vielerStadtbewohner, die sich weniger an Eigentums-und Zustndigkeitsgrenzen, sondern an der

    Einsicht kommunalerAkteure, auf Kooperationen

    angewiesen zu sein

    Auch der Kernbestandffentlicher Aufgaben wird

    inzwischen durch Koopera-tionen realisiert

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    Abbildung 1:

    Gianbattista Nolli:Pianta di Roma von 1784

    physischen Zugnglichkeit orientieren. Beson-ders deutlich wird das etwa bei Kartierungen zuden Streifrumen von Kindern, die ohne Sor-ge auch eigentumsrechtlich eindeutig private,aber nicht nachdrcklich abgesperrte Flchenin ihre Erkundungen mit einbeziehen.

    Ebenso wird bei einer solchen Kartie-rungsweise das zumindest temporr nutzbarePotenzial von Wohnstraen fr Stadtteilfeste,

    von Parkpltzen fr Freizeitveranstaltungenund von aufgelassenen B-Ebenen unter Kreu-zungsbereichen fr Kultur oder fr AktivittenJugendlicher um nur Beispiele zu nennen(vgl. Bette/Schneider in: Selle 2003) erfasst.

    Mit diesem Verstndnis von ffentlichnutzbaren Rumen wird also ein Angebotbezeichnet, das durch unterschiedliche Nach-fragen (definierbar ber Nutzergruppen, Artder Nutzung, Zeitrume etc.) erschlossen wer-den kann. Anders ausgedrckt: Es geht hierum Gelegenheiten, die Raum fr Aktivit-ten bieten knnen, ohne schon damit zu sa-gen, welche dies sein werden (vgl. Obermaier1980). Mit einer solchen Unterscheidung wer-den auch, das sei nur am Rande bemerkt, dieverschiedenen Zugnge von Stdtebau undFreiraumplanung auf der einen und Sozialwis-senschaften auf der anderen Seite markiert: Be-zogen auf den gleichen Gegenstand fragen dieeinen nach den Rumen, wie sie entstehen, wersie wie produziert und reguliert, welche gestal-terischen und funktionalen Qualitten sie ha-ben und was sich daraus fr Nutzungsangeboteergeben whrend die anderen Aktivitten und

    Verhalten sowie deren (kulturellen, sozialen,konomischen etc.) Voraussetzungen vorran-gig im Auge haben.

    Was aber haben Nolli und diese von unsals hybrid bezeichneten ffentlich nutzbarenRume im Schnittbereich privater und ffentli-cher Aktivitten miteinander gemein? Und wasfolgt daraus? Eine Kartierung, die ffentlichnutzbare Rume als System wahrnimmt und

    Betrachtungsweisen, die Aktionsrume dar-stellen und untersuchen, werden immer wie-der auch Rume beinhalten, in denen sich dieHandlungsbereiche unterschiedlicher Akteureberschneiden und sich damit auch Zustndig-keiten und Verantwortlichkeiten berlagern. Esmag auf die vielfach sehr punktuelle Betrach-tung ffentlicher Rume (der Park, der Platz,die Strae) zurckzufhren sein, dass demThema der Koproduktion von Stadtrumenund der sich berlagernden Einflussnahmenund Interessen bislang vergleichsweise wenigAufmerksamkeit gewidmet wurde.

    2.2 Aktuelle Entwicklungen und UntersuchungenIst der Blick einmal durch die Nollische Kar-tierung geschrft, wird auch deutlich, dass dasPhnomen der ffentlichen Nutzung auf nicht-ffentlichen Grund und Boden und andereFormen der berlagerung keineswegs neuist. Zahlreiche Beispiele aus der Stadtgeschich-te von den Stadtrumen der Dorias in Genuaber die privaten Marktrechte an ffentlichenPltzen in London (vgl. Kostof 1992) bis zurprivaten Produktion von Straen im Zuge der

    Berliner Stadterweiterung (ein besonders be-kanntes Beispiel: Riehmers Hofgarten in Ber-lin-Kreuzberg; vgl. Sagner-Dchting u. a. 2006:210) machen deutlich, dass die Verhltnissenie so eindeutig waren, wie sie in der jngerenFachdiskussion gelegentlich gesehen wurden.

    Insbesondere das zuletzt genannte Bei-spiel ermglicht es zudem, eine unmittelbareBrcke zu aktuellen Entwicklungen zu schla-gen: Aus der Praxis wird vielerorts berichtet,dass zwischen Kommunen und Bautrgern beider Entwicklung von Baugebieten vielfach die

    Frage der Produktion und Bewirtschaftung derffentlichen Rume unter Kostengesichtspunk-ten zum Diskussionsgegenstand wird. Dabeientstehen Lsungen, die deutlich machen, wievielfltig die berlagerungen ffentlicher undprivater Einflusssphren bei Pltzen und Stra-en sein knnen: Sie reichen von der traditio-nellen Mitfinanzierung (Erschlieungsbeitrge)ber die in stdtebaulichen Vertrgen geregel-ten Produktion der ffentlichen Rume durchPrivate mit anschlieender vollstndiger (Ei-gentum) oder teilweiser (Pflege) bernahmedurch die Kommune bis hin zur gnzlichenberantwortung von Bau und Unterhalt ffent-lich nutzbarer Straen an die privaten Anrai-ner. Letzteres Modell findet sich insbesondere

    Verstndnis von ffentli-chem Raum als ein Sys-tem, dem alle frei zugngli-chen Rume angehren.

    Auch historisch gesehensind hybride Rume keinneues Phnomen.

    Vielfltige Kooperations-formen sind mglich undwerden schon praktiziert.

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    in sehr finanzschwachen Stdten, die sich nurmehr in dieser Weise in der Lage sehen, neueBaugebiete in Angriff zu nehmen.

    Diese verschiedenen Erscheinungsformenwaren, wie erwhnt, bislang kaum Gegenstandwissenschaftlicher Untersuchungen. Das be-

    ginnt sich zu ndern: Insbesondere die im Ge-folge des Strukturwandels entstandenen undentstehenden Rume (Breuer 2006) wurdenzum Gegenstand fachlicher Diskussion. Denndort, wo Flchen von Bebauung befreit wer-den, wo ehemals privat genutzte Flchen ver-ffentlicht werden, entstehen neue, potenziellffentlich nutzbare Rume. Vor dem Hinter-grund knapper Ressourcen gewinnen diese alsOrte rumlicher und zeitlicher berlagerungvon Funktionen an Relevanz und bieten neueOptionen fr Nutzung und Aneignung. ErnstHubeli weist in diesem Kontext auf die typolo-gischen Erweiterungen von ffentlichen Ortenhin und sieht insbesondere in der Verwandlungvon Nicht-Orten in ffentliche Orte auf Zeitein Potenzial (Hubeli 2005). Der Aspekt derzeitlichen Dimension von Kompetenzverschie-bungen und Vernderungen stellt auf der einenSeite eine Bereicherung des Raumangebots dar.Er begrndet aber auf der anderen Seite auchneue Dimensionen der Betrachtung und dieNotwendigkeit weiterer Differenzierungen.

    2.3 Konzeption der Vorstudien

    Der Nollischen Betrachtungsweise folgendund die neueren Forschung zu privately ow-ned public spaces nutzend (vgl. Pegels 2004;Dimmer 2006), hatten wir bereits in frherenUntersuchungen einen Beschreibungsansatzentwickelt (vgl. Berding u. a. 2003; Selle 2003:39ff), den wir in Vorstudien weiter differenzie-ren und empirisch prfen wollten.

    Mit dieser Absicht haben wir zwei Std-te und ihre ffentlich nutzbaren Stadtrumegenauer betrachtet: In Aachen und Hannovergingen wir der Frage nach, wo im ffentlich

    zugnglichen Stadtraum berlagerungen vorallem ffentlicher und privater Aktivitten beiProduktion, Nutzungsregulierung und Ent-wicklung der Rume zu finden sind und wiesich diese hybriden Verhltnisse beschreibenlassen.

    Ausgangspunkt ist die tatschliche Nut-zung bzw. Nutzbarkeit: Wir betrachten also denZusammenhang aller ffentlich zugnglichenund nutzbaren Freirume. Damit folgen wirebenso Gianbattista Nolli mit seiner Pianta diRoma wie dem alltglichen Verhalten heutigerStadtnutzer.

    Aus der Gesamtheit der so identifizierten Ru-me betrachten wir einzelne Ausschnitte genau-er und fragen:wer ber Eigentums- und Nutzungsrechteverfgt (Recht),wer sie in welcher Weise tatschlich produ-

    ziert, unterhlt, pflegt und weiterentwickelt(Raumproduktion) undwer de facto welche Regeln und Hinweise frdie Nutzung des Raumes definiert (Regulie-rung).

    Zugleich wurde in unseren ersten Anwen-dungsversuchen deutlich, dass die Frage nachden Akteuren (Wer ist, Wer hat) gleich-falls zu differenzierter Beantwortung zwingt:Dass die privaten Akteure sehr unterschiedlichsind, was ihre Interessen und Handlungsmg-lichkeiten betrifft, hat sich herumgesprochen.Dass aber hnliches auch fr die ffentlichenAkteure gilt, ist eine noch relativ neue Erkennt-nis. Es wird jedoch sehr schnell deutlich, dassein Wohnungsunternehmen, eine Immobilien-tochter der Bahn, ein Bau- und Liegenschafts-betrieb und viele andere auch wenn sie (noch)ganz oder mehrheitlich im Eigentum von Kom-munen, Lndern oder Bund sind durchaussehr eigene Interessen im Umgang mit ihrenoffenen Rumen verfolgen und keinesfalls denKommunen unbeschrnkte Gestaltungs- undPlanungsmacht zubilligen. Es gilt also auch aufder ffentlichen Seite zwischen verschiedenen

    Akteure und ihren Einflssen auf die Stadt-rume zu unterscheiden Kommunen, Land,Eigenbetriebe und Unternehmen im ffent-lichen Eigentum, ffentliche Krperschaften,Kirchen und so fort.

    Die Ergebnisse erster Analysen unsererVorstudienzeit mit der in diesem Artikel erlu-terten Theorie als Basis haben wir im folgendenBeitrag zusammengefasst.

    Nicht-Orte als Potenzialfr ffentliche Rume

    auf Zeit.

    Ausgangspunkt fr unsereUntersuchungen ist die

    tatschliche Nutzbarkeit.

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    entwickelt werden, durch kommunale Rahmensetzungen in

    ihrer Nutzung reguliert werden.

    Wie in Hannover fhrten wir Gesprche mitden Eigentmern oder Teileigentmern der

    jeweiligen Rume sowie mit zustndigen m-tern der Stadt (Ordnungsamt, Katasteramt, Pla-nungsamt).

    Im Ergebnis zeigt sich zunchst ein hn-liches Bild wie in Hannover: Die ausgewhltenRume weisen sehr unterschiedlich gestaltetehybride Verhltnisse auf. Das Spektrum derAkteure reicht von der Kirche (Domhof, HeiligKreuz) ber die Hochschule und eine Versi-cherungsgesellschaft (Karlsplatz) bis zum klas-sischen Investor (z. B. Kapuzinerkarree oderMilchstrae) womit durchaus heterogeneInteressenslagen einhergehen. Auch die Pfle-ge und Gestaltung liegt wie in Hannover in derHand der Eigentmer.

    Die hybriden Verhltnisse des Aache-ner Schnitts zeigen aber auch Unterschiede zuden Hannverschen Inseln: So bernimmtdie Polizei und der Innenstadtberwachungs-dienst der Stadt zwar durchaus auch die Ver-antwortung fr die Sicherheit einiger Rume(Domhof, Elisengalerie und mit Einschrnkun-gen auch auf dem Bcherplatz), im Regelfallhalten sich die ffentlichen Sicherheitsorganejedoch aus den nicht-kommunalen Rumen

    heraus, berlassen es also den Eigentmern,fr die Sicherheit ihrer Rume zu sorgen. Pro-fessionelle private Sicherheitsdienste sind abernur vereinzelt im Einsatz: Die Hochschule undder Betreiber der Elisengalerie verfgen jeweilsber einen eigenen Sicherheitsdienst.

    Selbstverstndlich ist es allein auf der Basisdieser beiden, von uns auch methodisch experi-mentell angelegten Zugnge noch zu frh, umschon zu abschlieenden Folgerungen zu kom-men. Aber eines lsst sich doch sagen: Beide

    Untersuchungsanstze machen deutlich, dasshybride Verhltnisse in ffentlich nutzbarenRumen nicht auf Ausnahmen beschrnkt sindund lediglich im Kontext neuer Projekte oderprivater Grovorhaben entstehen. Sie treten inden unterschiedlichsten stdtischen Zusam-menhngen auf, haben oft eine lange Geschich-te und knnen vielerlei Gestalt annehmen.Dabei ist diese spezifische Entstehungs- undRegulierungsform in der groen Mehrzahl derFlle fr die Stadtbewohnerinnen und -bewoh-ner nicht erkennbar: Ihnen erscheinen diesePltze und Promenaden wie alle anderen auch.Kurzum: Es spricht viel dafr, dass die hybri-den Rume zum Alltag der Stadt gehren.

    Abbildung 2:

    Der Aachener Schnitt

    die diese Aufgabe gelegentlich an die Pchterbzw. Mieter weiterreichen.

    Alle Rume sind im Prinzip frei fr je-dermann zugnglich, und zumeist besteht einffentliches Geh- und Wegerecht. In fast allenFllen kmmert sich die Polizei, oft in Koope-

    ration mit privaten Sicherheitsdiensten, um dieSicherheit dieser privaten Rume. Ergnzendkommt in einigen Fllen etwa in der Niki-de-Saint-Phalle-Passage, im Ihmezentrum oderauf dem Quartiersplatz in der Kasseler Strae Videoberwachung zum Einsatz. GenerelleNutzungseinschrnkungen gelten darber hin-aus zumeist fr den motorisierten Verkehr.

    1.2 Der Aachener SchnittIn Aachen bestimmten wir mehr oder min-der willkrlich einen rechteckigen Stadt-Aus-schnitt (ca. 0,5 km x 2 km) (siehe Abb. 2), derbis ins Stadtzentrum reicht und so einen Teilder Aachener Innenstadt abdeckt. In diesemAusschnitt wurde eine grndliche Ortsbesichti-gung durchgefhrt, um all die Rume zu iden-tifizieren, die als ffentlich nutzbar wahrge-nommenen werden und welche von ihnennicht ausschlielich im kommunalen Eigentum/Besitz sind, von der Kommune produziert wurden bzw.

    nicht allein von ihr gestaltet, gepflegt und

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    2 Vertiefende AnalysenUm zu zeigen, wie die Rume funktionieren,ob und in welcher Weise die berlagerung vonffentlicher Nutzung, privater Verfgung undkommunalen Einflssen Wirkungen zeitigtoder gar zu Problemen fhrt, untersuchten wir

    einzelne Rume im Detail. Hier zwei Beispieleaus Aachen:

    2.1 Die MilchstraeDie Milchstrae die ihren Namen einer ehe-mals dort gelegenen Molkerei verdankt liegtin dem studentisch geprgten Pontviertel nrd-lich der Aachener Innenstadt. Der Raum ist zudrei Seiten von Bebauung begrenzt, stellt aberzugleich mittels einer anschlieenden Pas-sage die Verbindung zwischen zwei Straenund zum Hochschulviertel her (s. Abb. 3).

    Dieser bedeutende Ort des studentischenLebens in Aachen wird vollstndig geprgtdurch ein Kino, Restaurants, Cafs und Knei-pen mit ihrem Mobiliar und Vordchern. Diemeisten Sitzmglichkeiten bietet der Bereichder Auengastronomie, zudem ermglicheneinige Balustraden und Treppenstufen einenungezwungenen Aufenthalt. Bume, Hochbee-te, Konstruktionen der berdachungen undkleine Zune grenzen den Gastronomiebereichvon der mittig freigehaltenen Feuerwehrzu-fahrt ab.

    Recht und RegulierungDas gesamte Areal befindet sich in der Handeines Privateigentmers. Das Hausrecht ha-ben die Pchter der Gastronomieeinrichtungeninne.

    Der Eigentmer hat den Raum in seinemheutigen Zustand hergestellt und entwickelt. Ertrgt auch die Verantwortung fr die Sicherheit,wobei alle erforderlichen alltglichen Manah-men zur Sicherung von den Pchtern der Gas-tronomiebetriebe bernommen werden. DieKosten fr Pflege, Unterhalt und Versicherun-

    gen werden ber Nebenkosten auf die Pchterverteilt.Die Grenzen zwischen Milchstraenge-

    lnde und ffentlichen Brgersteig/Strae sindklar in Plnen definiert und am Bodenbelagablesbar, so dass kein Zweifel darber besteht,wo die private Zustndigkeit fr Sicherheit undSauberkeit aufhrt und die ffentliche Zustn-digkeit beginnt.

    Im gesamten Milchstraenbereich gibtes keine ffentliche Widmung, doch eine Be-schrnkung der Zugnglichkeit besteht (der-zeit) nicht. Bei der Veruerung des Nach-bargrundstcks durch die Stadt wurde ein 1,5Meter breites ffentliches Gehrecht festgelegtund als Baulast im Grundbuch eingetragen.

    Das Gehrecht gewhrleistet die unverbaubareVerbindung der Milchstrae mit den angren-zenden Straen.

    Akteure und Verantwortlichkeiten

    Die Hauptakteure der Milchstrae sind der Ei-gentmer und Investor sowie die Pchter, alsoPrivate. Sie alle begren die Wahrnehmungund Erlebbarkeit des Ortes als ffentlicherRaum, da ihnen dadurch die erwnschte Kund-schaft leichter zukommt.

    Die Verantwortung fr alles, was auf demGrundstck geschieht, trgt der Eigentmer.So mssen die Pchter jede Weiterentwicklungdes Raums wie etwa den Bau von Terrassenoder das Aufstellen von Pflanztrgen mit demEigentmer abstimmen. Die Vernderungen

    erfolgen je nach Umfang dann durch die Pch-ter selbst oder durch den Eigentmer.Die Stadt als ffentlicher Akteur wird vor

    allem bei besonderen Anlssen mit groem

    Abbildung 3:

    Lage der Milchstrae

    Abbildung 4:

    Groer Publikumsandrangauf der Milchstrae wh-rend der Fuballweltmeis-terschaft 2006

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    Abbildung 5:

    Lage des Bcherplatzes

    Andrang auf die gastronomischen Betriebe ak-tiv. So sperrt sie etwa bei Fuballbertragungenund anderen Groereignissen die angrenzen-den ffentlichen Straen fr den PKW-Verkehr,um so die Sicherheit zu gewhrleisten.

    Im Regelfall jedoch greift die Stadt nicht in

    das Nutzungs- und Aktivittsgefge der Milch-strae ein: Solange sich niemand beschwert,nimmt die Stadt eher eine Beobachterpositionein. Sie schtzt das private Engagement ein-schlielich der kontinuierlichen kleinen undgreren Bau- und Umgestaltungsmanah-men. So bleibt die Milchstrae attraktiv undlebendig.

    Kooperation und KoproduktionDie meisten alltagsrelevanten Fragen werdenzwischen Eigentmer und Stadt informell oderim stillschweigenden Einvernehmen geregeltwerden.

    Konflikte bestehen allerdings zwischenEigentmer bzw. den Pchtern und den An-wohnern der angrenzenden Wohngebiete: Dievon den gastronomischen Betrieben ausge-henden Lrmbelstigungen und das generellhohe Publikumsaufkommen vor allem in denSommermonaten veranlasste die Anwohner zumassivem Protest es sind bereits zwei Br-gerinitiativen aktiv, die gegen die lrmbedingteMinderung der Wohnqualitt vorgehen. Bislangist der Konflikt nicht beigelegt.

    2.2 Der BcherplatzEine deutlich andere Situation zeigt sich amBeispiel des innerstdtisch gelegenen Bcher-platzes. Der Name des Platzes geht auf dielangjhrige Nutzung durch eine Buchhandlungzurck, die das grte Gebude am Platz alsAntiquariat nutzte.

    Die Lage des Bcherplatzes wird durcheine der wenigen fr den motorisierten Verkehr

    offenen Innenstadtstraen sowie den benach-barten Elisenpark geprgt. Die an den Platz an-grenzende Bebauung mit ihren Ladenlokalengibt Raum fr Einzelhandel, Gastronomie undDienstleistungen. Der von Fugngern starkfrequentierte Platz dient dem anliegenden Eis-

    caf als Terrasse und den Passanten als Wege-verbindung und Verweilort. Ein ffentlichesTelefon, ein Parkschein- und ein Geldautomatstrken die ffentliche Nutzung des Platzes.

    Recht und RegulierungDer Platz ist in privater Hand. Das Hausrechtallerdings ist auf zwei Parzellen geteilt. Auf ei-ner der Parzellen verfgt die Stadt Aachen bereine beschrnkte persnliche Dienstbarkeit,also ber Nutzungsrechte. Auch die Verkehr-sicherungspflichten sind aufgeteilt: Die Stadthat ein groes Spielgert auf dem Platz aufge-stellt und bernimmt fr diesen Bereich unddie direkte Umgebung die Verkehrssicherungs-pflicht. Weiterhin ist sie fr einen drei Meterbreiten Streifen auf der Treppe an der nrdli-chen Platzseite zustndig. Die Vereinbarungenhierber wurden aber nicht im Grundbucheingetragen, sondern sind vertraglich zwischenStadt und Eigentmerin geregelt.

    Der ffentlichkeitscharakter des Platzesergab sich aus der Neubebauung des Grund-stcks 1961. Dabei stellte die Stadt die Auflage,den ffentlichen Fugngerverkehr auf dem

    Grundstck zu dulden und sicherte dieses Geh-recht im Grundbuch ab.

    Die Nutzung des Platzes wird zum Gro-teil von dem Pchter eines Eiscafs bestimmt,der zur warmen Jahreszeit etwa die Hlfte derFlche mit seinem Terrassenmobiliar belegt.Zudem laden Bnke teils inmitten der Hoch-beete, eine Spielskulptur und unterschiedlicheAnbindungen an den Straenraum, ebenerdigwie ber Treppen, zum Durchqueren des Plat-zes und zum Aufenthalt ein. Fr die Sicher-heit sorgen der stdtische Innenstadtberwa-

    chungsdienst, das Personal der anliegendenLadenlokale und der Hausmeister.Die Stadt wiederum achtet genau darauf,

    dass die im Grundbuch eingetragene ffentlicheZugnglichkeit uneingeschrnkt gewhrleistetist und erteilt dem Eigentmer, wenn der An-lass gegeben ist, durchaus auch schon einmaleine Abmahnung. Allerdings darf sie trotz derallgemeinen Zugnglichkeit und der Sicherungdurch den Innenstadtberwachungsdienst kei-ne Knllchen fr falsches Parken verteilen.

    Nutzungshinweise baulicher Art gibt esin Form von zwei Treppenanlagen und Hoch-beeten, die ber den Platz verteilt stehen. Eineschmale steinerne Treppe fhrt an der Ostseitevom Platz auf den Brgersteig der Buchkremer-

    Bcherplatz

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    strae. Deren Geflle macht an der Nordseiteeinen Hhenversprung zwischen Platz undBuchkremerstrae erforderlich, whrend derPlatz an der Sdseite ebenerdig erschlossenwerden kann. Die Treppe im Norden des Plat-zes fhrt mit flachen Stufen auf das Straenni-

    veau der Buchkremerstrae hinunter.Zusammenfassend betrachtet, erscheint

    der Platz seinen Nutzerinnen und Nutzern wieeine Fugngerzone im kommunalen Eigen-tum.

    Akteure und VerantwortlichkeitenZustndig fr den Platz sind sowohl die Ei-gentmer als auch die Stadt Aachen. Fr dieErstellung und Finanzierung des Platzes in sei-ner aktuell sichtbaren Form ist der frhere Ei-gentmer verantwortlich. Dieser verkaufte seinehemaliges Verwaltungsgebude das Hausder Kohle mit Anbauten, der Tiefgarage unddem Platz 1990 an den heutigen Eigentmer.Eine lange Jahre als Mieterin ansssige Buch-handlung hat den Bcherplatz in seiner aktuel-len Form gestaltet. Die Pflege der Grnanlagenwird vom Hausmeister des Hauses der Kohlebernommen noch nicht geklrt ist, ob diesder tatschlichen Verantwortlichkeit entsprichtoder nur einen funktionierenden informellenModus darstellt.

    Fr die Erhaltung und Instandsetzung desPlatzes ist der Eigentmer verantwortlich. Im

    Bereich der Spielskulptur trgt die Stadt dieKosten bei Ausbesserungen. Abhngig vomMietvertrag drfen die Mieter fr die Auslageihrer Waren den Platz mitbenutzen. Zudemwerden in Kurzvertrgen Eiswagen oder Infor-mationsstnde auf dem Platz geduldet.

    Vernderungswnsche die meistens vonden Mietern ausgehen mssen vom Eigent-mer in Absprache mit der Stadt genehmigt wer-den, fr die Umsetzung kommen dann in derRegel die Mieter auf.

    Kooperation und KoproduktionDie Kontakte zwischen Stadt und Eigentmersind sachlich und auf die dringlichsten The-men konzentriert. Finanzielle Beteiligungendes Eigentmers an Bauarbeiten und Investiti-onen, die in die Verantwortung der Stadt fallen,unterbleiben zumeist.

    2.3 Beobachtungen im berblickEs gibt hauptschlich zwei verschiedene Entste-hungsarten fr ffentlich zugngliche Rumeauf privatem Grund. Zum einen hat die Stadtbei der Neubebauung innerstdtischer Grund-stcke oft die Auflage daran geknpft, einenTeil des Grundstcks ffentlich zugnglich zugestalten, andererseits liegt erstaunlich oft kei-

    ne ffentliche Widmung vor. Dann handelt essich eher um das Interesse der Eigentmer, ei-nen ffentliche Raum zu gestalten.

    Auch die Art der Kommunikation zwi-schen Privaten und Stadt erscheint uns be-merkenswert: Kooperationen erfolgen meis-tens eher versteckt und still im gegenseitigenEinvernehmen oder informell. Erstaunlichselten werden schriftliche Vertrge oder Verein-

    barungen getroffen. Trotzdem waren sich dieBefragten einig, dass in fast allen SituationenRechtssicherheit herrsche. Dies hngt auch da-mit zusammen, dass die Raumgrenzen aus Pol-lern oder unterschiedlichen Bodenbelgen etc.meist ablesbar sind. Die Zugnglichkeit wirddadurch aber nicht beeintrchtigt.

    Generell sind Aktivitten und Einflussnah-me der ffentlichen (kommunalen) Hand sehrunterschiedlich zu beobachten. Es gibt sehrvielschichtige Modelle der kommunalen Betei-ligung, vom Straenfeger, der freiwillig auf ei-nem ffentlich genutzten Kirchplatz fegt, bis zu

    strikten Regelungen im Grundbuch (Widmung,Gehrecht) oder Miteigentum an bestimmtenFlchen.

    3 So what Gibt es Probleme, welcheFolgerungen sind zu ziehen?

    Was folgt aus diesen ersten Beobachtungen?Zunchst: Die Stadt ist nicht schwarz-wei,sondern bunt. Diese Farben mischen sich ausden unterschiedlichsten Einflssen verschie-dener Akteure fr viele Teilrume jeweils neu.Damit sind die zwar durchgngig als ffentlich

    nutzbar erlebten Rume keinesfalls auch in ih-rer eigentumsrechtlichen Zuordnung oder hin-sichtlich der kommunale Zugriffs- und Gestal-

    Abbildung 6:

    Uneingeschrnkterffentlichkeitscharakterdes Bcherplatzes

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    tungsmglichkeiten etc. einheitlich, sondernsehr verschieden. Das widerspricht recht deut-lich den bisherigen Wahrnehmungsgewohn-heiten in der Fachdiskussion und steht wohlauch einer groen gestalterischen Geste berdie Vielfalt dieser heterogenen Rume hinweg

    im Wege. Anders ausgedrckt: Die ffentlichnutzbaren Stadtrume sind schon heute in vie-len Teilbereichen nur in Kooperation verschie-dener Akteure weiterzuentwickeln.Und darber hinaus? Erffnen sich mit derberschneidung der Einflussbereiche ver-schiedener ffentlicher und privater Akteurenicht zahlreiche Probleme?

    Es ist zweifellos noch zu frh, hier ab-schlieende Antworten geben zu wollen. Abererste Vermutungen sind doch mglich. Die ge-nerelle lautet: Da bislang von diesen hybridenVerhltnissen so wenig gewusst und gespro-chen wurde, besteht Grund zu der Annahme,dass sie relativ geruschlos funktionieren. Dazudrei Illustrationen:

    Die von uns untersuchten Rume sind in Bezug auf ihre Nutzung und Nutz-

    barkeit tatschlich ffentlich die Stadt-bewohnerinnen und -bewohner mssensich den Zugang zu diesen Rumen nichterkmpfen. Sie stehen allen Interessier-ten offen. Auch sind Nutzerselektionenund Nutzungsregulierungen ber das in

    anderen, etwa im kommunalen Eigentumbefindlichen Rumen bliche Ma hinausnicht festzustellen.

    wurden nicht aus kommunalem Eigentumin private Hand berfhrt oder auf andereWeise kommunaler Kontrolle entzogen. In-sofern erbrigt sich auch eine Klage berPrivatisierung. Vielmehr kann z. B. imFall der Milchstrae festgestellt werden,dass auf privatem Grund & Boden und pri-vaten Verwertungsinteressen folgend einffentlich nutzbarer Raum entstand, der

    sich groer Beliebtheit erfreut. sind auf den ersten Blick auch kein Quell

    stndiger rechtlicher Auseinandersetzun-gen zwischen den Beteiligten. Es scheintrechtlich eindeutige Zuordnungen vonVerantwortlichkeiten zu geben. Darberhinaus regeln informelle Absprachen undVereinbarungen zwischen privaten Akteu-ren und ffentlicher Hand den Alltag. An-gesichts der sonst sprichwrtlichen Rege-lungswut mag bestenfalls diese Informali-tt und Lockerheit den einen oder anderenirritieren.

    Zu den informellen Regelungen gehrt ins-besondere auch die Kontrolle der ffentlichnutzbaren (privaten) Rume durch Polizei und

    sonstige Sicherheitskrfte. Hier gibt es durch-aus Unterschiede: So geniet der AachenerDomhof besondere Aufmerksamkeit, der klei-ne Kirchenvorplatz im Studentenviertel jedochnicht; die Einkaufspassage in der Innenstadtliegt auf der Route des ffentlichen Sicherheits-

    personals, die Kneipenmeile oder die Hoch-schulareale nicht

    Das verweist bereits darauf, dass genauerzu betrachten wre, ob und wie das Zusam-menwirken der Akteure zu rumlichen und so-zialen Selektivitten fhrt.

    Schon jetzt kann festgestellt werden, dassdie zum Teil patchworkartige Zustndigkeits-verteilung in den ffentlich nutzbaren und alsZusammenhang erlebbaren Rumen der Stdtezu einer ebensolchen Gestaltung fhren kann wenn jeder in seinem Einflussbereich undfr sich denkt, plant und gestaltet. Eine Kon-sequenz besteht darin, dass jeder etwas ber-greifende Gestaltungsansatz (etwa im Zuge vonInnenstadtkonzepten) die Einbindung einergroen Akteurszahl voraussetzt.

    Diese Tendenz zur Fragmentierung mit derFolge noch komplexerer Kooperationsprozesseverschrft sich noch in dem Mae wie weiterevormals kommunale oder staatliche Aufgabenan selbstndige Organisationen und Betriebeausgelagert werden (so wird in Aachen auch dieHochschulen zu einer rechtlich eigenstndigenKrperschaft). Das frher kompakt gedachte

    ffentliche driftet immer mehr auseinanderund wird zu einem Archipel unterschiedlicherInteressenslagen und Handlungsweisen.

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    Fundstcke

    01 Impressum/KontaktJournal zum Forschungsprojekt [STARS] Stadtrume in Spannungsfeldern.Herausgegeben von:Ulrich Berding, Juliane Pegels, Bettina Perenthaler und Klaus SellePTLehrstuhl fr Planungstheorie und Stadtentwicklung, RWTH AachenPostfach, 52056 Aachen. T +49 241 80 983 [email protected] www.pt.rwth-aachen.de

    Auszge aus den hier abgedruckten Artikeln werden demnchst verffentlicht in:Jan Wehrheim (Hg.) (2007): Shopping Malls. Interdisziplinre Betrachtungen eines neuen Raumtyps.(Reihe: Stadt, Raum, Gesellschaft). Wiesbaden (im Erscheinen)

    ffentlich nutzbarer Raum in privatem Eigentum in der virtuellen Welt Second Life. ber dasInternet kann sich der Computernutzer ein virtuelles Alter Ego erschaffen, durch Pltze, Parksund Promenaden wandeln, in Shoppingmalls (fr reales Geld!) Kleidung und Konsumgtererwerben und andere Second-Life-Bewohner aus aller Welt treffen. Second Life das wahreLeben im Falschen (Virtuellen)?