SOMMAIRE INHALT Chronographie Terrestre (Work in … · CHRONO TERRESTRE (Work in Progress)...
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HORST HAACK
GRAPHIEC H R O N O
TERRESTRE(Work in Progress)
TOPOGRAPHIE DE L’ART, PARIS
LA SUITE
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SOMMAIRE
Chronographie Terrestre (Work in Progress)Dix panneaux, no 176 – no.185
page 7
Lida von Mengden « L’interieur est l’exterieur:à propos de zapping et de rap, de shopping
et de vide, de temps et de mort »page 13
Adon Peres « Vers le labyrinthe »page 40
Martine Lusardy/Horst Haack « Repères »page 59
« Lying » Panneau no 180page 72
« Bagdadflashback » Panneau no 181page 91
« It was slimy » Panneau no 184page 110
Les Blow Ups(Détails de la Chronographie Terrestre)
page 131
Biographie d’artistepage 138
Biographies des auteurspage 140
INHALT
Chronographie Terrestre (Work in Progress)Zehn Tafeln, Nr. 176 – Nr. 185Seite 7
Lida von Mengden „Innen ist Außen, Außen ist Innen:über Zapping und Rap, Shopping und Leere,Zeit und Tod“Seite 27
Adon Peres „Zum Labyrinth“Seite 50
Martine Lusardy/Horst Haack „Wegmarken“Seite 65
„Lying“ Tafel Nr. 180Seite 72
„Bagdadflashback“ Tafel Nr. 181Seite 91
„It was slimy“ Tafel Nr. 184Seite 110
Die Blow Ups(Details aus der Chronographie Terrestre)Seite 131
Biographie des KünstlersSeite 138
Biographien der AutorenSeite 141
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Künstler wollen nicht nur nichts als Komplimente, sondernverlangen auch, dass man ihnen die Wahrheit sagt.(Nach Jules Renard, „Journal“)
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Die Vermischung von Gattungen, dasCross-Over unterschiedlicher künstleri-scher Konzepte, ihre wechselseitige Be-einflussung und die Schaffung neuerGenres, ist zum Kennzeichen der künst-lerischen Moderne seit dem Ende des 20.Jahrhunderts geworden. Durch die Fusionunterschiedlicher Medien – als konzepti-onelle Verschmelzung – entwickelten sichseit Anfang des 20. Jahrhunderts zahlreicheneue Genres, wie Installationen, Perfor-mances, Land Art, Lautpoesie, Künstler-bücher, Mail Art, Graphic Scores, Video.Es handelte sich hierbei um Kunst einerneuen Mentalität, die nicht die Schaffungewiger, gleichbleibender Werte oder deseinen originalen Werks anstrebte, sondernstattdessen das Veränderliche und Pro-zesshafte, sowie die Bedeutung fließenderStrukturen und das Thema Variabilität insZentrum ihrer künstlerischen Aktivitätenstellte. Es zeichnet sich somit ein Paradig-menwechsel ab, weg vom Konzept dereinzigen, der „richtigen“ Form, wie es fürdie modernistische Kunst des 20. Jahr-hunderts Gültigkeit besessen hatte, hin zueiner Ästhetik der Komplexität. „Diederzeit stattfindenden Umwertungen, diesich in letzter Konsequenz aus der freienVerfügbarkeit oder auch Beliebigkeit dervorhandenen Repertoires ergeben, sindZeichen für einen Paradigmenwechsel: DieSuche nach der Idee, dem Wesen, demGesetz (in der klassischen Moderne) mün-dete in einen Komprimierungsvorgang; derununterbrochen dahinfließende Strom anInformationen, Bild- und Formelementen,faktisch unüberschaubar, sich unaufhörlich
Innen ist Außen, Außen ist Innen:über Zapping und Rap, Shoppingund Leere, Zeit und Tod
„Die Transzendenz ist in Tausende von Frag-menten zerbrochen, die wie Bruchstücke einesSpiegels sind, in denen wir flüchtig noch unserSpiegelbild greifen können, bevor es vollendsverschwindet.“ (Jean Baudrillard)
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mischend, immer neue Wechselwirkungen zeitigend, führte zum Eingeständnisder Gleichwertigkeit dieser Interaktionen.“ (1)
Horst Haacks Chronographie terrestre (Work in progress) die er seit 1981 alseine Art Künstler-Tagebuch im Sinne einer umfassenden Reflexion desWeltgeschehens angelegt hat, hat in ihrer Insistenz auf dem Transitorischen inForm einer offenen, virtuell fließenden Bild- und Textverschränkung das obengenannte Prinzip der Komplexität bestätigt und Variabilität und Veränderungüber die Statik eines monolitischen Werks gestellt.
Sein Werk verbindet Bild und Text zu einer optischen Einheit, die beide Medienals autonome Entitäten respektiert, aber dennoch gerade aus ihrer gegenseitigenVerschränkung künstlerisches Kapital schlägt. Für beide Gattungen setzt Haackein Collage-, bzw. Montageverfahren gleichermaßen ein; er verwendet bereitsvorhandenes, reproduziertes Bild- und Textmaterial sowie eigene Zeichnungenoder Aquarelle. Die Objets trouvés oder gedruckten Ready-mades kombiniertder Künstler mit den eigenen Werken, er setzt sie zumeist in fragmentierterForm, sei es durch Überlagerung, Verschmelzung oder ähnliche Verfahren neuzusammen. Anschließend überarbeitet Haack die entstandenen Konstellationenmit Tusche und Pinsel, fügt eigene Bildideen hinzu, verdichtet, verändert,verfremdet. Die Textfragmente wiederum, Presseberichte, literarische Texte oderwissenschaftliche Abhandlungen und ähnliches, werden – wie in einem unend-lichen Redefluss – zitiert, und mit tagebuchartigen Reflexionen zusammenhanglosverbunden. In einem schöpferischen Prozess anverwandelt sich der Künstler„Fremdkörper“ und entwickelt sie zu „Artefakten mit künstlerischem Eigenrecht“(Erik Stephan). Haacks ästhetische Sprache entsteht somit aus der Kombinationunterschiedlicher Quellen, Bilder und Informationen. Der Künstler mischt Elemen-te der eigenen Gegenwart mit Bildern des Zeitgeschehens, angereichert mit Zitatenaus dem Fundus der Kunstgeschichte.
Für eine dialogartige Anordnung von Bild und Text, wie sie für die Chronographiecharakteristisch ist, sei hier nur exemplarisch auf einige Beispiele hingewiesen,die möglicherweise den Künstler anregten. Einflüsse könnte man etwa in derfrühen Reiseliteratur oder den einst beliebten Quodlibets ausmachen. Durch gewissestrukturelle Eigenheiten fühlt man sich auch an die in der Barockzeit beliebteEmblemliteratur erinnert, weil dort ähnlich wie bei Haack Bild und Text auf einerMetaebene aufeinander bezogen sind und nur bei Kenntnis dieser Metaebenesich der Sinn erschließt. Beim Emblem kommentieren ein „Motto“ und einemoralisierende Botschaft ein meist allegorisch gemeintes Motiv, etwa der Naturoder der antiken Mythologie, welches dadurch weit über den bildnerischen Kontexthinaus bedeutsam wird. Bei Haack wiederum sind es die beschriebenen komplexenBildschöpfungen, die er unter dem Thema der „Gestimmtheit des Monats“ (Edu-ard Roditi) zusammenfasst, und durch autobiographisch geprägte Beobachtungen,Zitate aus der Literatur etc. zu einem Bericht über die Verfasstheit der Weltheute ergänzt.
Doch im Wesentlichen bezieht Haack Anregungen aus dem Dadaismus undSurrealismus. Er macht sich zwar die Collagetechnik des Dadaismus zunutze,aber es sind die surrealistischen Verfahren, die die Chronographie zum28
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Kompendium einer künstlerischen Weltsicht machen, der Cadavre exquis, dieEcriture automatique, die Betonung des Irrationalen. Dada hatte das Verfahrenerfunden, Abbildungen aus Zeitungen, Magazinen, Romanen oder wissen-schaftlichen Lehrbüchern auszuschneiden, und zu unerwarteten Kombinationen
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Wer sich selbst zitiert, ist ein Geizhals
N’importe qui est capablede création, même l’enfant
L’ART, LUIRESIDE DANS L’ASTUCE DE CITER!
Erfinden kann jeder,jedes Kind kann erfinden.IM ZITIEREN LIEGT DIE KUNST!
Celui qui se cite soi-même est un radin72
LYING He had been lyingin the dark at least fora day when the door ofthe room opened felt rat-her than seen or heard itwas his sister and he roseto his elbow she took shapevaguely approaching thebed Du kannst eines TagesFrauenärztin werden sag-te dazu Tracy's Mutter alsTracy all die Geschenkezu ihrem zehnten Geburts-tag enttäuscht wieder ein-gewickelt hatte Du kannstMedizin studieren oderRockstar werden oder Kom-missarin in der Mordab-teilung Du könntest Tabledancer werden so freueDich doch le culte desserpents les pouvoirssurnaturels qu'on leurattribue ce sont descroyances répandues dansle monde entier et dontl'origine remont à cellede l'homme lui-même andTracy thought well mumsurely is the car on voitdéjà se manifester thegreatest chez les singesson of a bitch alive àl'égard du reptile unesorte d'horreur quidépasse le sentiment decrainte d'un ennemiordinaire Du kannst Ku-rier und Drogenhändlerwerden dann siehst Du wasvon der Welt she came closeand looked down at him sohow much longer are yougoing to keep this up sheasked on honore et onencense volontiers ce
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Blow Up, détail du no 178,nov./dec. 2002. Jet d’encre sur papier chiffons 310 g, 145 x 112 cms, tirage de 5
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Blow Up, détail du no 175,mai/juin 2002. Jet d’encre sur papier chiffons 310 g, 145 x 112 cms, tirage de 5