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DE Saalheft DIE SAMMLUNG Klassiker, Entdeckungen und neue Positionen EN Exhibition Booklet THE COLLECTION Classic Works, Discoveries and New Positions

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    Saalheft

    DIE SAMMLUNGKlassiker, Entdeckungen und neue Positionen

    EN

    Exhibition Booklet

    THE COLLECTIONClassic Works, Discoveries and New Positions

  • 2

    DE

    LeseraumLENTOS Edition

    Das Opfer

    Geöffneter Raum /Zu schade für die Lade

    StiftungenLENTOS Freunde

    Hans Kupelwieser:Rotation

    Die Leere und der Raum

    ekw14,90:Der vierte Raum

    Pop-Ikonen

    Ist Kunst logisch?Geometrie und Abstraktion

    Özlem Altin:Untitled

    (touch or melancholy)

    Özlem Altin:Untitled

    (touch or melancholy)

    Der Mensch willsich wiederfinden.

    Vom Expressionismuszur Neuen Sachlichkeit

    Verena Dengler:Unähnliches Selbstbildnis

    Eingang

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    INHALT

    EINLEITUNG 4

    VERENA DENGLER 5

    UNÄHNLICHES SELBSTBILDNIS

    DER MENSCH WILL SICH WIEDERFINDEN 6

    VOM EXPRESSIONISMUS ZUR NEUEN SACHLICHKEIT

    ÖZLEM ALTIN 7

    UNTITLED (TOUCH OR MELANCHOLY)

    IST KUNST LOGISCH? 8

    GEOMETRIE UND ABSTRAKTION

    POP-IKONEN 9

    DAS OPFER 10

    GEÖFFNETER RAUM 11

    ZU SCHADE FÜR DIE LADE 12

    STIFTUNGEN LENTOS FREUNDE 13

    HANS KUPELWIESER 14

    ROTATION

    DIE LEERE UND DER RAUM 15

    ekw14,90 16

    DER VIERTE RAUM

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    DE

    EINLEITUNG

    Das Herzstück jedes Museums ist seine Sammlung. Wir präsentieren unsere Schätze immer wieder neu. Noch nie gezeigte Objekte finden den Weg aus dem Depot in die Ausstellung, Werke bekannter KünstlerInnen werden in unerwartete Zusammenhänge gebracht: ein spannender Streifzug durch die Kunstgeschichte mit Highlights aus der Sammlung, neuen Positionen und überraschenden Begegnungen.

    Das LENTOS lebt den aktiven Dialog mit KünstlerInnen: Bei uns wählen nicht nur die Kunstexpertinnen des Museums Werke für die Neupräsentation aus, sondern auch KünstlerInnen. Drei Räume der Sammlungsgalerien werden von Özlem Altin, Verena Dengler und Hans Kupelwieser gestaltet – ausgehend von eigenen Werken und einer persönlichen Auswahl aus der Sammlung.

    Teil der Präsentation ist ein Medienkunstwerk von ekw14,90.Das KünstlerInnenkollektiv wählt Werke aus der Sammlung aus und reagiert auf diese in einem eigenen W-LAN-Netz.

    Schwerpunkte liegen auf der Geschichte der Sammlung, auf Expressionismus und Neuer Sachlichkeit, auf Informel und Pop Art sowie zeitgenössischen Positionen. Unter dem Motto Zu schade für die Lade werden laufend neue Entdeckungen und Schätze aus unserem Grafikdepot vorgestellt.

    Präsentiert werden Werke von Herbert Bayer, VALIE EXPORT, Gottfried Helnwein, Gustav Klimt, Maria Lassnig, Gabriele Münter, Egon Schiele, Andy Warhol und vielen anderen. Ein vielfältiger Überblick über das Kunstschaffen aus den letzten 150 Jahren.

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    VERENA DENGLER:UNÄHNLICHES SELBSTBILDNIS

    Verena Dengler, die 1981 in Wien geboren wurde, zählt zur Generation der sogenannten Digital Natives. Für diese Kunstschaffenden ist die Digitalisierung ebenso selbstverständlich wie das Leben mit und in sozialen Medien. Erstrangige Informationsquelle ist das Smartphone, dessen Social Media Anwendungen die Veröffentlichung eigener Statements und Inhalte nicht nur ermöglichen sondern herausfordern.

    Denglers durch Interaktivität geschärfte Aufmerksamkeit und ihr kritischer Geist ist Grundlage eines künstlerischen Werks, das Monumentalität, geschlossene Form, eindeutige Aussage und formale Brillanz bewusst in den Hintergrund rückt. Dem Werk eingeschrieben ist Denglers feministische Haltung in einem Kunstbetrieb, der weiterhin den Wettbewerb männlicher Egos fördert.

    Fundstücke ihrer medialen und urbanen Beutezüge verknüpft die Künstlerin mit Geschichte und Gegenwart, legt Machtstrukturen, Vorurteile und kulturelle Codes frei. Selbstgemachte und gefundene Objekte sind gleichwertig neben einander gesetzt, Malerei und Zeichnung neben Stickerei und Collage. Die Skulptur Germany vs. Austria zitiert mit Augenzwinkern die klassische Anordnung von Sockel und plastischem Kopfporträt. Klassizismus trifft Nachkriegsmoderne trifft Modegeschichte in einem Mix der Hinweise auf Aufstiegsträume der Mittelklasse. Diese sind oft ebenso zum Scheitern verurteilt wie die österreichische Nationalmannschaft, wenn sie auf dem Fußballplatz Deutschland gegenüber steht. Die Fototapete ist mit dem Schweizer Künstler Yoan Mudry* entstanden. Im oberen Teil, Denglers Beitrag, wird Barack Obama von der „wahren Anführerin der Nation“ gegrüßt. Beyoncé** wird auch bleiben, wenn Obama schon längst seinen Posten geräumt hat.

    Aus der LENTOS Sammlung wählt Dengler vorwiegend (Selbst-)Porträts und figürliche Darstellungen als Verbindung von Porträt und Objekt; sie interessiert sich für die Entgrenzung zwischen dem Ich und dem Außen. Als Raumtitel leiht sie sich den Namen eines Werks der Linzer Künstlerin Margit Palme, das hier selbstverständlich auch gezeigt wird.

    * Yoan Mudry, geb. 1990 in Lausanne** Beyoncé: US-amerikanische R&B- und Pop-Sängerin, Schauspielerin und Songwriterin

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    DER MENSCH WILL SICH WIEDERFINDEN.VOM EXPRESSIONISMUS ZUR NEUEN SACHLICHKEIT

    „…Niemals war eine Zeit von solchem Entsetzen geschüttelt, von solchem Todesgrauen... Auch die Kunst schreit mit, in die tiefe Finsternis hinein, sie schreit um Hilfe, sie schreit nach dem Geist: das ist der Expressionismus.“So schildert der Schriftsteller Hermann Bahr 1916 die durch den Ersten Weltkrieg aus den Fugen geratene Welt. Aus einer apokalyptischen Grundstimmung heraus streben KünstlerInnen aller Bereiche nach Ursprünglichkeit. Sie versuchen, durch Verformung der sichtbaren Wirklichkeit ihre Gefühle und Ideen darzustellen. Der in Deutschland gegründete Expressionismus bedeutet Zertrümmern von klassischen Formen, Farbverzerrungen, eine Übersteigerung des Ausdrucks. Die Zentren des deutschen Expressionismus sind: Dresden mit der Künstlergemeinschaft Die Brücke (1905−1913, hier vertreten durch Karl Schmidt-Rottluff, Otto Mueller und Max Pechstein), Berlin mit der Secession und der von Herwarth Walden 1910 gegründeten losen Gruppe Der Sturm, zu der auch Oskar Kokoschka gehörte, und München mit dem Blauen Reiter (1908−1913, u. a. Gabriele Münter und Marianne von Werefkin). ExpressionistInnen schildern Menschen oder Landschaften nicht, sondern sie erleben diese. Sie geben nicht nüchtern wieder, sondern vereinfachen Formen und Farben, bauen ihre Bilder auf Kontrast und Flächenwirkungen auf und geben innerste Emotionen preis.

    1918, in einem der schicksalsträchtigsten Jahre der Geschichte, zerfällt das Habsburgerreich. Die österreichische Kunstszene wird durch den Tod von Gustav Klimt und Egon Schiele bzw. durch den Weggang von Kokoschka nach Deutschland seiner wichtigsten Künstler beraubt.

    Die KünstlerInnen der Neuen Sachlichkeit versuchen nun, die Realität objektiv und präzise wiederzugeben. Einzelgänger wie Albin Egger-Lienz, Carl Hofer, Oskar Laske oder Franz Sedlacek sind Vertreter dieser neu aufkommenden Richtung.

    Ein Gemälde von Helene Funke oder Anton Koligs Entwürfe zum Eisernen Vorhang des Salzburger Festspielhauses runden den Gang durch die österreichische und deutsche Kunst der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ab.

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    ÖZLEM ALTIN: UNTITLED (TOUCH OR MELANCHOLY)

    Özlem Altin interessiert sich für Konzepte des Körpers, im Besonderen für Geste, Kontakt und Berührung. Über die Jahre hat die Künstlerin, die 1977 in Goch/Deutschland geboren wurde und heute in Berlin lebt, eine umfangreiche Sammlung von Bildern zusammengetragen. Aus diesem Archiv wählt sie Bilder oder Bildausschnitte. Diese verwendet sie assoziativ für Collagen. Für andere Werke isoliert sie Details gefundener Bilder und überhöht sie durch Vergrößerung. Manche Fotografien sind selbst inszeniert. Gefundene und selbstgemachte Bilder erhalten im Œuvre die gleiche Wertigkeit. Auffallend ist, dass Gesichter gar nicht, abgewendet oder im Hintergrund gezeigt werden, so dass die individuelle Persönlichkeit mit ihrer Geschichte keine Rolle spielt. Auch Malerei entsteht in Altins Werk, das oft die Gestalt raumgreifender Installationen annimmt. Der Körper der Betrachterin und des Betrachters setzt sich mit den präsentierten Körperbildern in Beziehung.

    In ihren beiden Räumen im LENTOS schafft Altin eine gewisse Stimmung der Erschöpfung, des ausdruckslosen Innehaltens. In ihrem Diptychon Untitled (Mädchen im Baum) zieht die Schwerkraft den schlaffen Körper erdwärts. Das Liegen ist ein wiederkehrendes Motiv, dem der Schlaf und letztlich der Tod verwandt sind (dies führt uns mit Paul Albert Leitner auf den berühmten Pariser Friedhof Père Lachaise). Die aktive Geste ist die stärkste Bewegung in einem thematischen Panorama, in dem in den Fotografien von André Kertész (Bei Mondrian) oder von Elfie Semotan (Fetzen) der Mensch physisch verschwunden und nur in seinen Spuren präsent ist.

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    IST KUNST LOGISCH? GEOMETRIE UND ABSTRAKTION

    Edgar Knoop unterrichtete an der Münchner Akademie der bildenden Künste von 1972–2000 experimentelle Farbtheorie, setzte sich mit Licht, Farbsystemen, Farbmetrik und der Lehre von Farbkontrasten auseinander. Seine frühen farbsystematischen Arbeiten, seine Tafelbilder, standen am Anfang seiner intensiven theoretischen Forschung. Zwei Quadrate, die sich in kleinere Vierecke durch Proportionsverschiebungen untergliedern, bieten Kontraste sowie Raum- und Tiefenillusionen. Das Objekt aus Plexiglas, ein welliges Farbprofil aus neonleuchtenden Stäben, stellt eine geheimnisvolle räumliche Verbindung zu den beiden Bildern her.

    Auch für Herbert Bayer war Farbtheorie die Grundlage seines künstlerischen Schaffens. Bayer, der am Bauhaus unterrichtete, war fasziniert von der Geometrie und Goethes Farbenlehre, von der Natur und dem Kosmos. Sein großformatiges Gemälde Suspended Secrets (Schwebende Geheimnisse) zeigt ein freies Spiel geometrischer, verschachtelter Formen. Quadrate, Dreiecke, Kreise, eine Ellipse und Segmente treiben im unendlichen Universum. Sonne, Mond und Sterne sind wichtige Bestandteile in Bayers geometrisch dominierter Bildwelt. Die jahrelange Arbeit am World Geographic Atlas verstärkte sein Naturverständnis noch weiter.

    Mit der Frage „Ist Kunst logisch?“ und der Aussage „Zeit ist die Summe von Informationen“ provoziert der Einzelgänger Hermann Painitz. Sein Graphisches Alphabet stellt eine intensive Auseinandersetzung mit Zeichensystemen dar. 156 mit Glas gerahmte Einzelbilder mit geometrischen Zeichen beziehen sich auf Goethes Farbenlehre. Der Pulttisch mit 26 Elementen hilft beim Enträtseln. Haben Sie die Lösung des Rebus-Rätsels auf dem letzten Einzelbild entdeckt?

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    POP-IKONEN

    Die Pop Art, die in den 1950er-Jahren in England und den USA entstand, ist auf ihrem Höhepunkt: Claes Oldenburg verkündet: „Ich bin für eine Kunst, die etwas anderes tut, als in einem Museum auf ihrem Arsch zu sitzen.“ Andy Warhol behauptet „Für mich ist die Monroe nur ein Mensch unter vielen…“.Warhol, der als Werbegrafiker begann, entnahm seine Bildvorlagen der Werbung. Er verwendete Dinge des alltäglichen Lebens wie die Campbell’s Tomatensuppendose oder ein Standbildfoto aus dem Film Niagara, in dem Marilyn Monroe die Hauptrolle spielte. Warhol gab das Marilyn-Portfolio 1967 mit 10 Siebdrucken in einer Auflage von 250 Stück heraus. Der Künstler stilisierte Marilyn, die 1962 überraschend verstorben war, und Mao Zedong, den Vorsitzenden der kommunistischen Partei Chinas, durch Farbverfremdungen und Reduktion auf ein maskenhaftes Äußeres zu Pop-Ikonen.

    Waren für Warhol oft Medienfotos Ausgangspunkt für seine Arbeiten, so projiziert Franz Gertsch selbst aufgenommene Dias auf die Leinwand. Was auf Entfernung wie ein Foto erscheint, ist bei näherer Betrachtung ein Gemälde auf Leinwand. Der französische Wallfahrtsort Saintes Maries de la Mer, an dem Sinti und Roma aus aller Welt zusammenkommen, ist bekannt als Ort der Ausgrenzung aber auch der Lebensfreude.

    Christo enthüllt durch Verhüllen. Er begann in Paris die traditionellen Gattungen der Malerei und Skulptur zu sprengen. Der Künstler wurde im Rahmen des Wiener Super Sommers 1976 eingeladen, den Flakturm im Esterhazy-Park zu verhüllen. Leider wurde das Projekt, durch das Wien die Aufmerksamkeit der internationalen Kunstwelt auf sich gelenkt hätte, nicht durchgeführt. Die collagierte Zeichnung mit Stadt- bzw. Lageplan konnte Peter Baum, damals Direktor der Neuen Galerie, für Linz sichern. Durch den Erfolg der Berliner Reichstagsverhüllung wurde das Flakturmprojekt 1995 neu diskutiert, jedoch wieder abgewiesen.

  • 10

    DAS OPFER

    Vom Angreifen und Zurückschlagen: Die Frage kreist um das Opfer-Täter-Schema, um Blutvergießen, gewalttätige Angriffe und brutale Gegenschläge. Doch wer hat angefangen? In Rudolf Jettmars Radierfolge nimmt sich Luzifer, der gefallene Engel, um Kain, den ersten Mörder der Menschheitsgeschichte, an. Kain ermordete seinen Bruder Abel, da Gott dessen Gabe seiner vorzog.

    Kriege wurden immer schon auf dem Rücken der Völker ausgetragen. Baltasar Lobos Frau mit Totenkopf trifft hier auf Käthe Kollwitz’ Frau mit totem Kind. Lobo kämpfte 1939 auf der Seite der Republikaner im Spanischen Bürgerkrieg. Die Folge von Kriegen sind unzählige Tote, Geflüchtete und Gefangene auf beiden Seiten als Opfer von Gewalthandlungen. Erich Lessings Reportagefotos berichten über die Vertreibung von Angehörigen der türkischen Minderheit aus Bulgarien im Jahr 1951. Auch während des Aufstands in Ungarn im Jahr 1956 war der österreichische Magnum-Fotograf mit seiner Kamera am Ort des Geschehens und schoss Bilder, die das menschliche Leid drastisch schildern. Diesem widmet sich auch Sevda Chkoutova, die zur Zeit der neuerlichen Welle von Vertreibungen der türkischen Minderheit aus Bulgarien in den 1980er-Jahren noch ein Kind war. Anfang 1989 übten kommunistische Machthaber Druck auf die türkische Minderheit aus, das Land zu verlassen. Bis heute wird die türkische Minderheit im Herkunftsland Chkoutovas in nationalistisch geprägten Kreisen abgelehnt. Der Schweizer Künstler Mario Sala bindet ein Zeitungsbild einer Revolte im brasilianischen Gefängnis Carandiru aus dem Jahr 2001 in sein Werk ein. Bereits 1992 gab es dort einen großen Aufstand. 111 Häftlinge wurden damals durch Kopf- und Genickschüsse hingerichtet.

    Wann endlich beginnt die Suche nach einem Ausweg aus der Gewaltspirale? In Deborah Sengls Zeichnung Das Schaf – als Opfer – ertarnt sich seinen Täter wird das eindeutige Opfer-Täter-Schema differenziert abgehandelt. Eine Frage, die dahinter stehen könnte, wäre: „Zieht das Opfer seinen potenziellen Täter unbewusst an?“

  • 11

    GEÖFFNETER RAUM

    „Drei Dimensionen reichen aus, um die Form jedes beliebigen Körpers zu beschreiben. Sollten Veränderungen der Form und Raumlage berücksichtigt werden, wird die Dimension der Zeit benötigt.“ (Rudolf Arnheim)

    Unsere subjektive Erfahrung des Raumes lässt sich mit einem Blick durch eine Linse vergleichen: Die physisch sichtbare Welt wird immer abstrakter, je mehr wir einerseits das Detail fokussieren oder andererseits aber auch in die Weiten des Weltalls abdriften. In der bildenden Kunst kann Raum sogar dargestellt werden, obwohl das Bildmotiv ungegenständlich ist. Wie unterschiedlich setzen sich nun KünstlerInnen mit Fläche und Raum, Gegenständlichkeit und Abstraktion in ihren Werken auseinander?

    Der Raumtitel geht auf ein Werk von Zoran Mušič zurück. Die Aquatintaradierung Lieu ouvert (Geöffneter Raum) wird von den Rändern zur Bildmitte immer heller.Sie erzeugt dadurch förmlich eine Sogwirkung, die uns in den Bildraum hineinzieht. In Joachim Bandaus Schwarzaquarell wird die Farbigkeit auf Nuancen zwischen Hell und Dunkel reduziert. In feinen Lasuren fließt die Farbe über das Papier, schichten sich unterschiedlich helle Grautöne übereinander. Transparenzen erzeugen Raum. Brigitte Kowanz zeichnet mit Licht. Das Werk birgt – dem Titel zufolge – einen geheimnisvollen Code, den es zu knacken gilt. Das Kunstwerk erobert als abstrakte Lichtspur den Raum.

    Sean Scullys Gemälde Wall of Light Golden Brown beschränkt sich auf dasmonochrome Farbspektrum verschiedener Brauntöne. Die pastos gemalten Farbbalken scheinen durch ihre schimmernde Oberfläche mit Licht angereichert zu sein. Da der Raster nicht bis in die kleinsten Ecken ausgemalt ist, wirken die einzelnen Balken als würden sie wie körperhafte Farbnebel vor dem Bildträger schweben.

    Zwei Werke erinnern an den im Jänner 2018 verstorbenen Linzer Künstler Robert Mittringer.

  • 12

    ZU SCHADE FÜR DIE LADE

    Zurzeit verfügt die Grafiksammlung des LENTOS über etwa 13.500 Exponate. Unter der Bezeichnung Grafik verstehen wir künstlerische Arbeiten, die auf Papier ausgeführt wurden.

    Zu schade für die Lade zeigt in wechselnder Hängung Arbeiten sehr bekannter KünstlerInnen oder auch wahre Entdeckungen. Die Werkdatierungen liegen zwischen 1850 bis heute. Dies ermöglicht ein schrittweises Kennenlernen des Museumsbestandes.

    Zusätzlich zur Ausstellung werden die einzelnen grafischen Blätter einer kunstwissenschaftlichen Betrachtung unterzogen. Den Text dazu können Sie im LENTOS Blog auf unserer Website nachlesen.

  • 13

    STIFTUNGEN LENTOS FREUNDE

    Was haben die Kunstwerke von Georges Mathieu, Hubert Scheibl, Arnulf Rainer, Herbert Boeckl, Helmut Swoboda oder Gunter Damisch in diesem Raum gemeinsam? Sie alle haben dank großzügiger Stiftungen der LENTOS Freunde in die Sammlung Eingang gefunden.Im Jahr 1985 gründeten der Direktor der Neuen Galerie der Stadt Linz Peter Baum und eine Gruppe Linzer Kunst-EnthusiastInnen einen Verein zur Unterstützung des Museums. Drei Jahrzehnte später ist aus der Neuen Galerie das LENTOS Kunstmuseum Linz geworden. Der Verein der LENTOS Freunde hat über 200 engagierte Mitglieder, die sich die Förderung des Museums zum Ziel gesetzt haben. Durch den Ankauf von Werken moderner und zeitgenössischer Kunst – bislang wurden 1.7 Mio. € für Kunstankäufe zur Verfügung gestellt – unterstützen die LENTOS Freunde großzügig die Museumsleitung bei der notwendigen Erweiterung der Sammlung.

    Unübersehbar ist die wertvollste Skulptur der LENTOS Sammlung. Sie stammt vom 1949 in Liverpool geborenen Bildhauer Tony Cragg. Seine organisch wirkende Bronzeskulptur New Curly aus dem Werkkomplex der Early Forms, korrespondiert mit der nach oben strebenden Stele von Joannis Avramidis. Typisch für den griechischen Bildhauer, der Teilnehmer an der documenta und der Biennale di Venezia war, sind abstrahierte Figuren, die sich durchdringen und zu einer Säule vereinen.

    Werden auch Sie FreundIn des LENTOS Kunstmuseum Linz und erweitern Sie mit Ihrem Mitgliedsbeitrag die Sammlung des LENTOS

    Kontakt und Information:Claudia Kern T +43 732 7070 3600 [email protected]

  • 14

    HANS KUPELWIESER: ROTATION

    Die Installation Swingletatlin ist ein kinetisches Kunstwerk in mehreren Medien. Die primäre Hardware besteht aus übereinander gestapelten Gartensesseln, die auf einem Drehteller montiert rotieren. Die Sesselgruppe ist von einer Ellipse aus poliertem Edelstahlblech umschlossen. Durch die Rotation sieht der Betrachter auf der inneren spiegelnden Oberfläche die „virtuelle“ Verzerrung scheinbar als Film ablaufen. Ausgangspunkt der Skulptur Roulade ist ein Fotogramm von diesen gestapelten Gartensesseln. Dieses zweidimensionale Bild ist auf Plexiglas gedruckt und eingerollt, wodurch eine neue transparente Skulptur entsteht.

    Kupelwieser hat zum Themenkomplex „Bewegung und Wahrnehmung“ aus der Sammlung folgende Arbeiten ausgewählt:Fotogramme von Man Ray, Alexander Rodchenko und László Moholy-Nagy.Erika Giovanna Klien befasst sich in ihrem Frühwerk mit Licht und Schattenwirkungen von Kreisen. Bewegung spielt auch im wirbelnden Rock einer Flamencotänzerin von Inge Morath oder bei der Spirale in Heinrich Heidersbergers Rhythmogramm Conchoide eine Rolle. Der nach Amerika emigrierte ungarische Fotograf André Kertész zeigt eine am Sofa liegende Tänzerin in künstlicher Pose. Herbert Bayer versetzt eine Landschaft in Bewegung und Hildegard und Harold Joos bringen schwarz-weiße Streifen in Rotation. Kinetische Kunstwerke aus den 1960er-Jahren von der Gruppe Zero (hier vertreten durch Grafiken von Günther Uecker und Heinz Mack) und die Medienkunst des Avantgardefilmers Marc Adrian, der seit 1955 Hinterglasmontagen in Op Art-Manier entwickelte, spielen ebenfalls mit optischen Wahrnehmungen. Die KünstlerInnen täuschen die BetrachterInnen, suggerieren Bewegung und fordern das Publikum auf, aktiv am Kunstprozess teilzuhaben.

  • 15

    DER KÖRPER UND DIE LEERE

    Im letzten Sammlungsraum präsentiert das LENTOS aktuelle Neuankäufe, Schenkungen und Leihgaben. Im Film „River Plate“ des österreichischen Künstlers Josef Dabernig, der in einer Videobox zu sehen ist, werden jene Motive eingeführt, die auch in anderen präsentierten Kunstwerken thematisiert werden: Körper, Architektur und Leere.

    Zwischen den unterschiedlichen Arbeiten entspinnt sich ein komplexes Spiel von inhaltlichen und formalen Beziehungen, wobei unterschiedliche Darstellungen von Körperlichkeit - Aggression, Sexualität, Fruchtbarkeit oder einfach die schiere Existenz wie bei Dabernig – im Zentrum stehen. Wie ein Echo fügen sich in das Arrangement der Bilder und Objekte jene ein, die nicht figurativ sind, und in abstrakterer Form das Körperliche spiegeln oder aufnehmen, als Gefäß, Gerät, Behausung oder die leere Platte, welche das Schreiben der Hand aufzeichnet und aufbewahrt (Julia Haller).

  • 16

    ekw14,90: DER VIERTE RAUM

    Das KünstlerInnenkollektiv wurde im Jahr 2000 von Moke Klengel, Christoph Rath, Marlies Stöger und André Tschinder in Graz gegründet und arbeitet in den Bereichen Performance, Video, Foto, Musik und Theater. Die Arbeiten von ekw14,90 zeichnen sich durch einen subtilen Umgang mit Assoziation und Sprachwitz, mit radikaler Reduktion oder absurder Überhöhung aus.ekw14,90 lädt zu einer virtuellen Reise durch die Sammlung des LENTOS Kunstmuseum Linz ein.

    Über zwölf W-LAN-Access-Points im gesamten Ausstellungsbereich der Sammlungspräsentation – und im Freiraum vor dem LENTOS – lassen sich unterschiedlichste Zugänge zu Kunstwerken finden. Einfach mit dem Smartphone oder Tablet in den gekennzeichneten Bereichen einloggen und die vielfältige Sammlungswelt von ekw14,90 entdecken.

    Hinter dem Access-Point Welches Bild bist Du? verbirgt sich ein Spiel, das an Facebook erinnert. Es erlaubt, ein Kunstwerk aus der Sammlung zu wählen, das einem persönlich entspricht. An einem anderen Access-Point war das Werk 72nd Street and Broadway von Haus-Rucker-Co Grundlage für ein Hörspiel. Mit einem Text-Adventure im Stil der ersten Computerspiele reagiert ekw14,90 auf die Fotografie Party auf einer Jacht am East River von Inge Morath. Auch eigens produzierte Videokunst wie zum Beispiel eine Installation, die auf Otto S. Grewes Arbeit Auge und Ei gründet, ist Teil der Auseinandersetzung von ekw14,90 mit der Vielfalt der Sammlung.

  • 17

    EN

    Reading RoomLENTOS Edition

    The Victim

    Open Space /Too good to hide

    Donations made byLENTOS Friends

    Hans Kupelwieser:Rotation

    Body and the Void

    ekw14,90:The Fourth Room

    Pop icons

    Is art logical?Geometry and abstraction

    Özlem Altin:Untitled

    (touch or melancholy)

    Özlem Altin:Untitled

    (touch or melancholy)

    You need to come face to face with yourself.

    From Expressionism to New Objectivity

    (Neue Sachlichkeit)

    Verena Dengler:Self-portrait

    bearing no resemblance

    Entrance

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    CONTENTS

    INTRODUCTION 19

    VERENA DENGLER 20

    SELF-PORTRAIT BEARING NO RESEMBLANCE

    YOU NEED TO COME FACE TO FACE WITH YOURSELF 21

    FROM EXPRESSIONISM TO NEW OBJECTIVITY

    ÖZLEM ALTIN 22

    UNTITLED (TOUCH OR MELANCHOLY)

    IS ART LOGICAL? 23

    GEOMETRY AND ABSTRACTION

    POP ICONS 24

    THE VICTIM 25

    OPEN SPACE 26

    TOO GOOD TO HIDE 27

    DONATIONS MADE BY THE LENTOS FRIENDS 28

    HANS KUPELWIESER 29

    ROTATION

    BODY AND THE VOID 30

    ekw14,90 31

    THE FOURTH ROOM

  • 19

    EN

    INTRODUCTION

    Its permanent collection is the centre piece of every museum and at theLENTOS, it is the reservoir we draw on for periodically new presentations ofour treasures. Objects that have never been on display before find their wayfrom the depot to the exhibition halls, works by well-known artists are putinto unexpected, challenging new contexts: a thrilling tour d’horizon acrossart history, featuring outstanding masterpieces, new statements andsurprising encounters.

    The LENTOS is committed to an active dialogue with its artists. Here, theselection of works for a new presentation is not the exclusive domain of artexperts: artists have their say as well. Three rooms of the Permanent Collectionare curated by artists – Özlem Altin, Verena Dengler and Hans Kupelwieser –who combine at least one of their own works with their personal selections fromthe LENTOS’s holdings.

    The new presentation of the Collection includes an on-line media artwork.The artists’ collective ekw14,90 select works from the Collection and post their reactions to them on the works’ own W-LAN net.

    The emphasis is on the history of the Collection, on expressionism and New Objectivity, Art Informel, Pop Art and contemporary positions. Adhering to its motto of Too good to hide, the LENTOS continues to present new discoveriesand classic works from its graphics holdings.

    The presentation includes works by Herbert Bayer, VALIE EXPORT, Gottfried Helnwein, Gustav Klimt, Maria Lassnig, Gabriele Münter,Egon Schiele and Andy Warhol, adding up to a comprehensive,multifaceted survey of 150 years of art production.

  • 20

    VERENA DENGLER:SELF-PORTRAIT BEARING NO RESEMBLANCE

    Verena Dengler, who was born in Vienna in 1981, belongs to the generation of digital natives. For artists who can claim that label digitisation is as natural as life with and in social media. The supreme source of information is the smartphone, whose social media applications make the diffusion of individual statements and content not only possible but imperative.

    Dengler’s attention, which has been honed by interactivity, and her critical attitude provide the basis for an artistic oeuvre that deliberately pushes monumentality, closed forms, unambiguous messages and formal panache to the backburner. What is inscribed in Dengler’s work is her feminist take on the art scene which continues to privilege the competition between male egoes.

    The artist links objects she has found in the course of her forays into the media and urban environments to past and present, revealing power structures, prejudices and cultural codes. Self-made objects and found objects are placed side by side without ranking them and paintings and drawings are found next to pieces of embroidery and collages. The sculpture Germany vs. Austria is a tongue-in-cheek reference to the classic arrangement of plinth and sculpted portrait head. Neo-Classicism meets postwar modernity meets fashion history in a tangle of hints gesturing toward middleclass dreams of upward mobility. These dreams have the odds stacked as massively against them as is the case with Austria when it confronts Germany on the soccer field. The photo tapestry is a work for which Dengler has collaborated with the Swiss artist Yoan Mudry*. In its upper part, which bears Dengler’s imprint, Barack Obama is greeted by the “true leader of the nation”. Beyoncé** will retain her place when Obama will long have receded into history.

    Dengler’s selection from the LENTOS Collection emphasises (self-) portraits and figurative representations as combinations of portrait and object. The artist focuses on removing the boundary separating the self and its ambience. The title she has given to the room is borrowed from a work by the Linz artist Margit Palme, which, as might be expected, is also on display.

    * Yoan Mudry, b. 1990 in Lausanne** Beyoncé: U.S American R&B and pop singer, actress and song writer

  • 21

    YOU NEED TO COME FACE TO FACE WITH YOURSELFFROM EXPRESSIONISM TO NEW OBJECTIVITY

    “Never was any period so shaken by horror, by such dread… Art cries out, too, cries in the depths of darkness, cries for help, cries for the spirit: that is Expressionism.“ This is how the writer Hermann Bahr described in 1916 art in a world that had been thrown out of joint by the First World War. In a basic mood fraught with apocalyptic overtones practitioners in all fields of art strove for a primeval quality in their work. They attempted to depict their feelings and ideas by distorting visible reality. Expressionism, which originated in Germany, aimed to smash up traditional forms. Its trademark use of non-naturalistic colours serves to heighten expressivity often to breaking point. The focal points of German Expressionism were Dresden with Die Brücke (1905−1913), a groupof artists represented here by Karl Schmidt-Rottluff, Otto Mueller and Max Pechstein; Berlin with the Secession and a more informal group, Der Sturm,founded in 1910 by Herwarth Walden, which included Oskar Kokoschka; and Munich with Der Blaue Reiter (1908−1913), which enlisted Gabriele Münter and Marianne von Werefkin among others. Expressionists do not describe human beings or landscapes, they aim to experience them. Rather than concerning themselves with the sober rendition of reality they reduce forms and colours to basics, exploit contrast and spatial effect in their pictures and lay bare innermost emotions.

    1918, one of the most fateful years in Austria’s history, sees the demise of the Habsburg Empire. Austria’s art scene loses Gustav Klimt and Egon Schiele to death and Kokoschka to emigration to Germany, a development that deprived it of its most important artists.

    The artists belonging to the New Objectivity movement attempt to render reality in an objective, precise manner. Albin Egger-Lienz, Carl Hofer, Oskar Laske and Franz Sedlacek, all of them loners, are representative of this movement, which flourished in the interwar period.

    Helene Funke‘s painting and Anton Kolig’s drafts for the Iron Curtain of the Festspielhaus in Salzburg complete this tour d’horizon through Austrian and German art in the first half of the 20th century.

  • 22

    ÖZLEM ALTIN: UNTITLED (TOUCH OR MELANCHOLY)

    Özlem Altin is interested above all in concepts of the body, mainly in gesture, contact and touch. Over the years the artist, who was born in Goch/Germany in 1977, has built up her own extensive collection of pictures. For her current work she draws on this archive of pictures and picture sections to redeploy them in collages composed in an associative manner. For other works she isolates details of found pictures and enhances their effect by enlarging them. Some photographs are themselves staged. Altin’s oeuvre does not distinguish between photos she has found and others that she has made herself. What is striking is her treatment of faces. These are either not shown at all or are turned away from the observer or relegated to the background so that the personality of the individual with its history is not accorded any explicit role. Altin’s oeuvre also features paintings, often in the form of spatial installations. The observer’s body enters into a relationship with the body images on display.

    In the two rooms at the LENTOS curated by Altin a certain mood of exhaustion is dominant, the sense of a pause devoid of expression. In her diptych Untitled (Girl in tree) gravity visibly exerts a downward pull on the limp body. Figures lying down are a recurrent motif related to sleep and, ultimately, to death. This leads us to the well-known cemetery Père Lachaise in Paris in the company of Paul Albert Leitner. The imperative gesture is the most powerful movement in a thematic panorama, where, in André Kertész’s photos (Chez Mondrian) and in photos by Elfie Semotan (Fetzen/Rags) the evidence of humankind’s physical presence has either been eradicated altogether or is only there in forlorn traces.

  • 23

    IS ART LOGICAL? GEOMETRY AND ABSTRACTION

    Between 1972 and 2000, Edgar Knoop taught Experimental Theory of Colours at the Munich Akademie der bildenden Künste, experimenting with light, colour systems, colourimetry and the theory of colour contrasts. His early colour systematic works called Tafelbilder mark the beginnings of his dedicated theoretical research. Two squares broken up into smaller rectangles by proportional shifts create contrasts, spatial illusions and the illusion of depth. An object made of plexiglass, a wavy colour profile consisting of neon-lit staves, constitutes a mysterious spatial link between the two pictures.

    Herbert Bayer, too, made colour theory the basis for his work as an artist. Bayer, who taught at the Bauhaus, was fascinated by geometry and by Goethe’s Theory of Colours, by nature and the cosmos. His large-scale painting Suspended Secrets (Schwebende Geheimnisse) depicts the free interplay of interlinked geometrical forms. Squares, triangles, circles, an ellipse and segments drift through the infinite spaces of the universe. Sun, moon and stars are significant elements in Bayer’s geometrically dominated pictorial world. The years he spent working on his World Geographic Atlas added new dimensions to his understanding of Nature.

    “Is art logical?“, “Time is the sum total of chunks of information” – these are only two of the provocative statements that are associated with the maverick Hermann Painitz. His Graphisches Alphabet submits sign systems to an intense scrutiny. 156 individual glass-framed depictions of geometrical figures all relate to Goethe’s Theory of Colours. The table desk with its 26 elements is bound to be helpful in resolving the puzzle. Have you spotted the solution of the rebus in the last individual picture?

  • 24

    POP ICONS

    Pop Art, which had its origins in the 1950s in England and United States, is here seen at its climax. Claes Oldenburg announces: “I’m in favor of an art that does something other than just sit on its ass in a museum” and Andy Warhol asserts that for him “Monroe is a person like any other“. Warhol, who began as a commercial illustrator, found his subjects in advertising. He made use of everyday objects such as Campbell’s soup cans and a still from the film Niagara, in which Marilyn Monroe played the female lead role. In 1967 Warhol published the Marilyn Portfolio, comprising 10 screen prints in anedition of 250 copies. Using colour substitution and the reduction to a mask-like appearance, he turned Marilyn, who had died unexpectedly in 1962, and Mao Zedong, the Chairman of the Chinese Communist Party, into pop icons.

    Where media photos figured as points of departure for Warhol, Franz Gertsch projects his slides on a screen. What seems to a be photo when seen from a distance turns out, on closer inspection, to be a painting. The French pilgrimage destination Saintes Maries de la Mer, where Sinti and Roma from all over the world congregate in May, is emblematic not only of segregation but also of French joie de vivre.

    Christo reveals by concealing. The artist first called the traditional boundaries between painting and sculpture into question during his time in Paris. As part of Vienna’s Super Summer in 1976 he was invited to wrap the Flak tower in the city’s Esterhazy Park. Unfortunately, this project, which would have enabled Vienna to attract the international art world’s attention, was not realised. Peter Baum, then director of the Neue Galerie, managed at least to secure the collaged city and location plan for Linz. The stir caused by Christo’s and Jeanne Claude’s wrapping of the Reichstag in Berlin briefly revived the Flak tower project in 1995 before it was again aborted.

  • 25

    THE VICTIM

    Attacks and counter-attacks: this is all about the victim-perpetrator schema, about bloodshed, violent aggression and brutal retaliation. Who started this vicious circle? In Rudolf Jettmar’s series of etchings the fallen angel, Lucifer, takes Cain, the first murderer in the history of mankind, under his wing; Cain killed his brother Abel, because God seemed to favour Abel’s offering.

    Wars have always been fought at the expense of the peoples involved. Baltasar Lobo’s Frau mit Totenkopf is displayed here alongside Käthe Kollwitz’ Frau mit totem Kind. Lobo fought on the Republican side in the Spanish Civil War in 1939. The consequences of war are countless casualties, refugees and prisoners on both sides as victims of acts of violence. Erich Lessing’s reportage photos document the expulsion of members of the Turkish minority from Bulgaria in 1951. The Hungarian Revolution in 1956 provided another opportunity for the Austrian Magnum photographer to bear witness in drastic form to human suffering. The theme of suffering features also in the work of Sevda Chkoutova, who was still a child when the Turkish minority was subject to large-scale persecution in Bulgaria in the 1980s. In early 1989 the Communist rulers of the country again exerted pressure on the Turkish minority to force them to emigrate. To this day the Turkish minority is a thorn in the side of nationalist circles in Chkoutova’s country of birth. The Swiss artist Mario Sala integrates into his oeuvre a press photo of a 2001 prison riot at Carandiru, a prison in Brazil. This riot had been preceded by a mass riot in 1992, when 111 convicts were executed by being shot in the head or in the back of the neck.

    When will we finally get round to looking for a way to break the vicious circle of violence? In Deborah Sengl’s drawing Das Schaf – als Opfer – ertarnt sich seinen Täter the seemingly straightforward victim-perpetrator schema is subjected to a more differentiated treatment. The question underlying all this could be: “Does the victim unwittingly attract the potential perpetrator?“

  • 26

    OPEN SPACE

    “Three dimensions suffice to describe the shape of any body whatsoever. If alterations in the body’s shape or in its location in space are to be taken into account, the additional dimension of time is required.“ (Rudolf Arnheim)

    Our subjective experience of space is comparable to looking through a lens: the physically visible world becomes increasingly more abstract in proportion to how we focus gaze on details or allow it to veer off into the depths of outer space. In the fine arts, space can be represented even though the pictorial motif is non-figurative. What different approaches do artists use to deal in their work with flat surfaces and three-dimensional space, with representationalism and abstraction?

    The title this room has been given is borrowed from one of Zoran Mušič’s works. His aquatint etching Lieu ouvert (Open space) features shades that become increasingly lighter as we move from the margins to the centre. This creates something like a suction effection that pulls us into the pictorial space. In Joachim Bandau’s black water colour colours are reduced to shades of grey. They spread across the paper in transparent streaks, different shades of greyaccumulate. Transparency allows space to articulate itself. Brigitte Kowanz draws with light. This work contains – as the title suggests – a secret code observers are challenged to crack. The art work conquers space as an abstract luminous line.

    Sean Scully’s painting Wall of Light Golden Brown confines itself to a monochrome colour spectrum consisting of different shades of brown. The pastose bars of colour seem to have been charged with light through their luminous surface. As places in the extreme margin of the grid have remained free of colour, the individual bars give the impression of floating in front of the picture carrier like billowing colourful mist.

    Two works remind us of the Linz artist Robert Mittringer, who passed away in January 2018.

  • 27

    TOO GOOD TO HIDE

    At present, the holdings of the LENTOS’s graphic arts collection comprise around 13,500 items. Works on paper are subsumed under the term graphic arts in this context.

    Too Good to Hide showcases a successive series of works by renowned or emerging artists. The period illustrated by the works on display extends from 1850 to the present day. This enables visitors to adopt a step-by-step approach to the museum’s holdings.

    Each exhibit comes with a commentary that places it against its background in art history. Follow the LENTOS blog (German only) to access the commentaries.

  • 28

    DONATIONS MADE BY THE LENTOS FRIENDS

    What do the works exhibited in this room by Georges Mathieu, Hubert Scheibl, Arnulf Rainer, Herbert Boeckl, Helmut Swoboda and Gunter Damisch have in common? It is thanks to the generous donations from the LENTOS Friends that they have all become part of the Collection.In 1985 the director of the New Gallery of the City of Linz, Peter Baum, and agroup of art enthusiasts from Linz founded an association to support the museum. Three decades later the New Gallery became the LENTOS Kunstmuseum Linz. The Association of LENTOS Friends has more than 200 dedicated members, who have set themselves the goal of supporting the museum. With the purchase of works of modern and contemporary art – so far 1.7 million € have been provided for art purchases – the LENTOS Friends assist the management of the museum with the necessary expansion of the Collection.

    The most valuable sculpture in the LENTOS Collection is impossible to overlook. It was created by the sculptor Tony Cragg, who was born in Liverpool in 1949. His seemingly organic bronze sculpture New Curly from the work complex Early Forms appears to be involved in a dialogue with an upward striving stele by Joannis Avramidis. A tell-tale feature of the Greek sculptor, who participated both in documenta and the Biennale di Venezia, is interlocking abstract figures that unite to form a single column.

    Join the Friends of the LENTOS Kunstmuseum Linz and contribute to the growth of the Collection of the LENTOS

    Contact and informationClaudia Kern T +43 732 7070 3600 [email protected]

  • 29

    HANS KUPELWIESER: ROTATION

    The installation Swingletatlin is a kinetic artwork simultaneously utilising several media. The primary hardware consists of a stack of garden chairs mounted on a revolving plate. The chairs are surrounded by an ellipse made of a sheet of polished stainless steel. What observers get to see on the inside of the reflecting surface as the chairs rotate is the “virtual” distortion of their image that looks like a film. Kupelwieser’s sculpture Roulade makes use of a photogram of the stacked garden chairs. The two-dimensional image has been transferred to plexiglass and rolled up, creating a new transparent sculpture.

    The works Kupelwieser has selected from the Collection to illustrate the theme “Movement and Perception” include photograms by Man Ray, Alexander Rodchenko and László Moholy-Nagy.Erika Giovanna Klien’s early work includes studies of light and of the shadows thrown by circles. Movement is also of paramount importance in a flamenco dancer’s whirling frock and in the spiral in Heinrich Heidersberger’s rhythmogram Conchoide. André Kertész, a Hungarian photographer who emigrated to the United States, is represented by the photo of a female dancer lying on a sofa in an exaggerated pose. Herbert Bayer causes a landscape to move and Hildegard and Harold Joos make black and white stripes rotate. Optical illusion is at the centre of kinetic artworks dating from the 1960s by Gruppe Zero (here represented by graphic works by Günther Uecker and Heinz Mack) and the media art of avant-garde filmer Marc Adrian, who started experimenting in 1955 with what he called Hinterglasmontage, a screen printing technique, in a style indebted to Op Art. The artists play optical tricks on observers by producing the illusion of movement and invite them to take an active part in the artistic process.

  • 30

    BODY AND THE VOID

    In the collection’s last room the LENTOS presents its latest acquisitions, donations and loans. River Plate, a film by Austrian artist Josef Dabernig on view in a video box features motifs which are also addressed by other artworks on display: body, architecture and the void.

    A complex interaction in terms of content and form takes shape, which involves various artworks, focussing on the differences in the representation of corporeality – aggression, sexuality, fertility or simply unquestioning existence, as in the case of Dabernig. Like an echo, non-figurative artworks insert themselves into the arrangement of pictures and objects and mirror or take up in other ways the theme of corporeality in a more abstract form, as vessel, housing or the virgin stone ready to receive and preserve handwriting (Julia Haller).

  • 31

    ekw14,90: THE FOURTH ROOM

    The artists’ collective was founded in 2000 by Moke Klengel, Christoph Rath, Marlies Stöger and André Tschinder in Graz and is active in the areas performance, video, photo, music and theatre. Characteristic of works by ekw14,90 are the collective’s subtle handling of association and wordplay and the way they are drawn to radical reductionism on one hand and absurd exaggeration on the other. ekw14,90 issue an invitation to a virtual journey through the Collection of the LENTOS Kunstmuseum Linz.

    Twelve W-LAN access points installed at different spots within the exhibition area of the Collection and in the Freiraum outside the museum open up a wide variety of approaches to the artworks. And this is what you do: once you have reached one of the specially marked spots, log in via smartphone or tablet and discover ekw14,90’s multifaceted collection world.

    The access point Welches Bild bist Du? (Which picture are you?) is the gateway to a game reminiscent of Facebook. It enables visitors to select a work of art that is uniquely congenial to them. At another access point, 72nd Street and Broadway by Haus-Rucker-Co forms the basis for a radio play. A text adventure, whose design recalls pioneering computer games, is ekw14,90’s response to Party auf einer Jacht am East River (Party on board a yacht on East River), a photograph by Inge Morath. Another example of ekw14,90’s approach to the plurality represented in the LENTOS Collection is specially produced video art such as an installation based on Otto S. Grewe’s Auge und Ei (Eye and Egg).

  • DE

    Dieses Saalheft erscheint anlässlich der Ausstellung

    DIE SAMMLUNGKlassiker, Entdeckungen und neue Positionen im LENTOS Kunstmuseum Linz

    Herausgeber und Verleger:

    Direktorin Hemma SchmutzErnst-Koref-Promenade 1, 4020 LinzT + 43 (0) 732 7070 3600E-Mail: [email protected]/lentoslinzwww.twitter.com/lentoslinzwww.instagram.com/lentoslinz

    Copyright der Texte: bei den Autorinnen und dem HerausgeberTexte: Elisabeth Nowak-Thaller, Brigitte Reutner, Stella Rollig, Magnus HofmüllerRedaktion: Dunja SchneiderÜbersetzung: Otmar BinderGrafische Gestaltung: Edith DurstbergerDruck: Personal und Zentrale Services

    EN

    This booklet is published for the exhibition

    THE COLLECTIONClassic Works, Discoveries and New Positions in LENTOS Kunstmuseum Linz

    Published by:

    Director Hemma SchmutzErnst-Koref-Promenade 1, 4020 LinzT + 43 (0) 732 7070 3600E-Mail: [email protected]/lentoslinzwww.twitter.com/lentoslinzwww.instagram.com/lentoslinz

    Copyright: the authors and the publisherTexts: Elisabeth Nowak-Thaller, Brigitte Reutner, Stella Rollig, Magnus HofmüllerEditing: Dunja SchneiderTranslation: Otmar BinderLayout: Edith DurstbergerPrinted by: Personal und Zentrale Services