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Running Head: ADVANCED PRACTICE NURSE (APN) ROLLENENTWICKLUNG 1 Advanced Practice Nurse Rollenentwicklung Universität Basel, Studiengang Master in Pflegewissenschaft HS 2015 - FS 2016 Student: Helmut Weninger BScN, RN Kursleitung: Katharina Fierz, PhD, RN Seminar: Morag Henry BScN, RN Juni 2016 Helmut Weninger, QEM EG [email protected]

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Running Head: ADVANCED PRACTICE NURSE (APN) ROLLENENTWICKLUNG 1

Advanced Practice Nurse

Rollenentwicklung

Universität Basel, Studiengang Master in Pflegewissenschaft

HS 2015 - FS 2016

Student: Helmut Weninger BScN, RN

Kursleitung: Katharina Fierz, PhD, RN

Seminar: Morag Henry BScN, RN

Juni 2016

Helmut Weninger, QEM EG

[email protected]

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ADVANCED PRACTICE NURSE (APN) ROLLENENTWICKLUNG 2

Einleitung

Am Institut für Pflegewissenschaft Basel (INS) wird im Masterkurs 2015/2016 erstmals das

Modul Rollenentwicklung Advanced Nursing Practice (ANP) angeboten. Das Ziel ist die Entwicklung

einer Advanced Practice Nurse (APN) Rolle im eigenen Arbeitsumfeld. Dazu wird das Modell

„Participatory, Evidence-Based, Patient-Focused Process for Advanced Practice Nursing” (PEPPA-

Modell) verwendet (Bryant-Lukosius & Dicenso, 2004). Das PEPPA-Modell ist ein evidenzbasiertes

und patienten-fokussiertes Instrument zur Planung und Implementierung von APN-Rollen. Das

PEPPA-Modell besteht aus 9 Phasen: Diese Arbeit beschreibt die Phasen 1-6.

1. Zielgruppe definieren und das aktuelle Modell der Pflege beschreiben

2. Identifikation und Beteiligung der Stakeholder1

3. Bedarf für ein neues Betreuungsmodell bestimmen

4. Prioritäre Ziele und Probleme identifizieren

5. Synthese aller Information und Entscheidungen

6. Strategie zur Implementierung planen, das Logische Modell

7. Umsetzungsplan APN Rolle starten

8. Auswertung der APN Rolle und des neuen Modells der Pflege

9. Überprüfen der APN Rolle und des Modells der Pflege über einen längeren Zeitraum

Das Psychiatriezentrum Münsingen (PZM) hat verschiedene Linien (Kliniken). Eine davon ist die

ehemalige Abhängigkeitslinie (AL) für alkohol- und medikamentenabhängige Menschen, die seit

01.01.2016 Bestandteil der Klinik für Psychose und Abhängigkeit mit insgesamt 48 Betten ist, mit den

drei Stationen, Aplus (Akutaufnahme), ReAL (Rehabilitation) und TAM (Therapie) (PZM, 2015). Auf

der Station ReAL stehen 18 Betten für Patienten mit Abhängigkeitserkrankungen zur Verfügung. Die

vorliegende Arbeit bezieht sich auf meine 13 jährige Berufserfahrung im PZM und Praktikumsmodule

der Universität Basel, welche ich als Student im PZM umgesetzt habe. Diese sind die Module Clinical

Leadership auf der Station ReAL (Weninger, 2015), Forschung II und Clinical Assessment III und das

sogenannte APN Praktikum auf den Stationen TAM und ReAL im Herbst 2015.

1. Zielgruppe definieren und das aktuelle Modell der Pflege beschreiben

Die meisten Patienten treten freiwillig für einen Alkoholentzug, eine Stabilisierungsphase

(Station Aplus und ReAL) und allenfalls eine Entwöhnungstherapie (Station TAM) ein. Sie sind

meistens motiviert, aktiv an ihrem Genesungsprozess zu arbeiten. Einige Patienten treten unfreiwillig

durch angeordnete fürsorgerische Unterbringung (FU), teils mit Gutachtensauftrag, ein. Sie sind oft

nicht motiviert, an ihrem Genesungsprozess zu arbeiten. Daneben gibt es sogenannte „fremdplatzierte“

Patienten ohne Abhängigkeit, jedoch mit einer anderen psychiatrischen Erkrankung.

1Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung weiblicher und männlicher Formen verzichtet.

Die Personenbezeichnungen gelten gleichwohl für beide Geschlechter.

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Die Zielgruppe dieser Arbeit umfasst nur Patienten mit einer Abhängigkeitserkrankung und

Genesungsmotivation. Der Behandlungspfad der Abhängigkeitslinie orientiert sich nach dem

Transtheoretischen Modell (DiClemente et al., 1991). Die verschiedenen Phasen der Abhängigkeit sind

im Rad der Veränderung den Stationen zugeordnet (Anhang 1), wobei die Stationen Aplus und ReAL

zusammengefasst mit der Bezeichnung Qualifizierter Entzug Münsingen (QEM) und ergänzend das

Ambulatorium (AL-Ambi) aufgeführt sind (PZM, 2016). Zusätzlich sind die Triage Kriterien

angegeben (Anhang 1). In der Abhängigkeitslinie orientiert sich die Kommunikation mit den Patienten

nach der motivierenden Gesprächsführung (Miller & Rollnick, 2009).

Das aktuelle Modell der Pflege der Station ReAL richtet sich nach dem Stationskonzept. Die

Pflege bietet eine Milieu- Soziotherapie (MST) an. Diese beinhaltet das Angebot der Unterstützung in

der Aufrechterhaltung einer Tagesstruktur und dem Einüben von Aktivitäten des täglichen Lebens

(ATL). Dazu gib es verschiedene Angebote: Spaziergänge, Einkauf im Dorf, Kochen, Atelier,

Morgenrunde, Stationsversammlung, Arbeitstherapien und Beschäftigungsprogramme. Die

halbstündigen Spaziergänge morgens oder nachmittags dienen der körperlichen Bewegung in der Natur

und bieten Möglichkeiten für Gespräche mit den Patienten, welche entlastend wirken oder auch wertvoll

für den weiteren Behandlungsverlauf sein können. Einmal pro Woche wird in der Regel auf der Station

mit den Patienten gekocht. Das Bestimmen der Mahlzeit für das Mittagessen, das Zusammenstellen der

Einkaufsliste und der gemeinsame Einkauf im Dorf gehören ebenso dazu wie das Kochen in der

Kleingruppe und das gemeinsame Essen mit allen Patienten. So können alltägliche Kompetenzen

wieder erlernt und die Zusammenarbeit und der Austausch innerhalb der Gruppe geübt werden. Das

begleitete Atelier der Station dient der Beschäftigung der Patienten mit verschiedenen Möglichkeiten

der kreativen Betätigung. Mit der Morgenrunde starten die Patienten und Fachpersonen der Station

gemeinsam in den Tag. Neue Patienten werden begrüsst und Austretende verabschiedet sowie der

Tagesablauf, Termine, Informationen bekanntgegeben und Anliegen der Patienten besprochen. Einmal

pro Woche findet eine Stationsversammlung statt. Es gilt die neuen „Ämtli“, welche die Patienten

übernehmen können wie Blumen giessen oder den Essenswagen runterstellen zu verteilen sowie

allgemeine Informationen auszutauschen. Ausserdem haben die Patienten die Möglichkeit, sich über

das Zusammenleben auf der Station zu äussern. Womit haben sie Probleme in der Gruppe? Was

funktioniert gut? Oft erwähnte Beanstandungen der Patienten sind, dass ihnen im Kühlschrank

angeschriebene Nahrungsmittel weggegessen werden oder gebrauchtes Geschirr nicht in die

Abwaschmaschine eingeräumt wird sowie Klagen über den verschmutzten Aufenthalts- oder

Raucherraum. Es gibt aber auch Reklamationen zum Behandlungsverlauf im Allgemeinen, sie fühlen

sich nicht ernst genommen und wünschen sich mehr Gespräche über ihre Behandlung mit den

Fachpersonen.

Ein wichtiger Teil des aktuellen Modells der Pflege ist die Bezugspersonen Arbeit. Die

Bezugspflegenden erstellen im besten Fall zusammen mit dem Patienten die Pflegeplanung mit

Diagnose, Ressourcen, Massnahmen und Ziele nach NANDA (Escalada Hernandez, Munoz Hermoso,

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& Marro Larranaga, 2013). Meist werden die Pflegeplanungen von den Pflegefachpersonen alleine

erstellt und nicht mit dem Patienten besprochen und ihm abgegeben. Es sollten regelmässige Gespräche

über Massnahmen und Zielerreichung geführt werden. Die Bezugspflegenden nehmen an den

interprofessionellen Rapporten (IPR), Gesprächen mit Angehörigen und externen Diensten teil, soweit

es die Arbeitsbelastung der Station und ihr individueller Arbeitsplan zulassen. Jedoch hat die

Pflegeplanung einen marginalen Stellenwert während des IPR, weil wenige Pflegefachpersonen damit

arbeiten und sie interprofessionell vorstellen. Eine aktuelle Dokumentenanalyse vom 06. Mai 2016 bei

14 Patienten zeigt, dass keine Pflegeplanung gemacht wird. Die Pflegefachpersonen berichten am IPR

über die Teilnahme des Stationsprogramms, Verhalten auf der Station und die Aufenthaltsdauer des

Patienten. Der Fallführende entscheidet in Rücksprache mit dem Fallverantwortlichen, einem Oberarzt,

über das weitere Prozedere, wobei das Statement der Pflege einen Einfluss insbesondere auf die

Zielerreichung und die Entlassung haben kann. Die Patienten werden gut betreut, begleitet und

unterstützt während dem Alkoholentzug. Einige der Patienten verlangen schon während dem Entzug

eine Beschäftigung. Nachdem der Entzug abgeschlossen ist, in der Stabilisierungsphase, wird ein

Therapierundgang gemacht, bei dem die Patienten das Angebot der Klinik besichtigen können und sich

entscheiden, in welches Therapieangebot sie einsteigen. Wir bieten ein Arbeitstraining oder ein

Beschäftigungsprogramm an. Man kann sich halb- oder ganztags anmelden. Das Arbeitstraining dauert

in der Regel von Montag bis Freitag 8.00 bis 11.00 Uhr und 13.00 bis 16.00 Uhr. Das

Beschäftigungsprogramm von Montag bis Freitag 9.00 bis 11.00 Uhr und 14.00 bis 16.00 Uhr. Die

gewählten Therapien werden zusammen mit der Körperwahrnehmung, der Motivationsgruppe (eine

Gruppengesprächstherapie zu Suchtthemen) und der Entspannungsgruppe auf einem individuellen

verbindlichen Wochenplan festgehalten, mit dem Patienten besprochen und ihm abgegeben.

Obwohl die Station ReAL ein breites Angebot für Patienten anbietet, erwähnen immer wieder

verschiedene Patienten seit Jahren das gleiche Anliegen. Sie äussern sich an der Morgenrunde, während

dem Spaziergang, der Stationsversammlung oder in den Bezugspersonengesprächen über das Fehlen

von genügend individuellen Gesprächen mit den Ärzten oder der Pflege. Einige beklagen sich, sie hätten

nur ein Gespräch alle zwei Wochen. Andere äussern sich, ihr Problem werde nur auf das Thema Alkohol

reduziert. Viele wünschen sich eine umfassendere Therapie, in der auch andere Aspekte ihrer Krankheit

behandelt werden. Eine eigene aktuelle Befragung während der Morgenrunde bei zwölf Patienten im

Dezember 2015 bestätigt meine mehrjährige Beobachtung. Patienten, welche in der Klinik sein müssen,

können sich nur sehr schwer auf eine Therapie einlassen. Diejenigen Patienten, welche aktiv Wege aus

ihrer Abhängigkeitserkrankung suchen, wünschen sich öfters individuelle Gespräche mit den Ärzten

oder der Pflege und eine spezifischere Behandlung ihrer verschiedenen Probleme. Eine

Verhaltensentwicklung der Patienten und damit weniger Rückfälle wäre dringend nötig, da die

Alkoholkrankheit sehr gravierende Auswirkungen zur Folge hat.

Der Alkohol ist die zweitgrösste Belastung in Europa. Schädlicher Alkoholkonsum ist ein

Hauptfaktor für nichtübertragbare Krankheiten und birgt verschiedene Risiken: Bluthochdruck,

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Rauchen, hoher Blutzucker, Übergewicht, Bewegungsarmut, hohe Blutfette und unausgewogene

Ernährung (WHO, 2011). Die Lebenserwartung von Patienten mit einer chronisch-psychiatrischen

Störung ist bis zu 20 Jahre kürzer als jene psychisch gesunder Menschen. Die vermeidbare Ursache ist

ein sich selbst vernachlässigender Lebensstil (Bochsler, 2013), (Lawrence, Hancock, & Kisely, 2013).

Die motivierende Gesprächsführung fördert gezielt durch Interaktion: die Veränderungsmotivation,

die Selbstwirksamkeit und das Selbstmanagement des Patienten (Miller & Rollnick, 2009). Besonders

effektiv ist die Kurzintervention (Vasilaki, Hosier, & Cox, 2006).

Die Befragung, die Feedbacks der Patienten, die Dokumentenanalyse, die mehrjährige

Beobachtung und die Studie (Lawrence et al., 2013) zeigen auf, dass eine ganzheitliche

Auseinandersetzung mit der Lebenssituation und der Erkrankung wichtig und gewünscht wären. Viele

Patienten äussern ein Bedürfnis nach mehr Auseinandersetzung mit ihrer Krankheit auch in der Akut-

und Stabilisierungsphase und wünschen sich eine bessere Entwicklung in ihrem Genesungsprozess zu

mehr Selbständigkeit. Es wird klar, dass das aktuelle Betreuungsmodell dies alles theoretisch zwar

zulassen würde, die Umsetzung jedoch den einzelnen Betreuungspersonen überlassen bleibt und keine

standardisierte Vorgehensweise oder ein theoretischer Rahmen als Grundlage vorhanden ist. Die

gegenwärtige Pflege zu optimieren, eine sogenannte „best care“, könnte für die Pflegefachpersonen

bedeuten, fachkundige Gesprächspartner zu sein und mehr Interventionen selber zu managen. Den

Patienten unterstützen und fördern in seiner Veränderungsmotivation und Einsicht, sich innerlich

entwickeln und selber bereit sein zu müssen für die Veränderung von der Fremd- zur Eigenmotivation

und damit Verantwortung zu übernehmen für die notwendige Verhaltensänderung. Zusammen mit den

Patienten die Pflegeplanung mit Zielen und Massnahmen zu erarbeiten und interprofessionell zu

vertreten. Damit könnte sich die Pflege zielgerichteter am Betreuungsverlauf beteiligen und hätte

interprofessionell mehr Einfluss, wenn in Zusammenarbeit mit dem Patienten die Ziele festgelegt und

evaluiert werden.

Einen möglichen Ansatz der „best care“ lernte ich in England während einem APN Work-

Shadowing (Weninger, 2013) mit dem Instrument „The Outcomes Star for Alcohol RecoveryTM“

(Alkohol Stern) kennen (Triangle, 2014), in welchem als Grundlage die motivierende

Gesprächsführung integriert ist. Der Alkohol Stern ermöglicht systematische und strukturierte

Gespräche auf umfassenderer Ebene und unterstützt das Erkennen der notwendigen

Verhaltensänderung bei Abhängigkeitserkrankten (MacKeith & Burns, 2010). Der Alkohol Stern ist ein

Assessmentinstrument mit Ziel und Massnahmen, er bildet die zehn wichtigsten Bereiche des täglichen

Lebens ab. In England wird im National Health Service (NHS) im psychiatrischen Bereich das

Instrument erfolgreich von Advanced Practice Nurses (APN`s) und Pflegefachpersonen angewendet

(Weninger, 2013). Den Alkohol Stern habe ich für mein Clinical Leadership Projekt aus dem

Englischen ins Deutsche übersetzt und auf der Station ReAL mit Patienten und Pflegefachpersonen

angewendet.

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Der Alkohol Stern wurde mit Studien evaluiert und die Validität geprüft. Dazu untersuchten

MacKeith und Burns (2008) mit ihrer Studie den Outcome Stern in 25 Organisationen und fanden, dass

sich die Bezugspersonen Arbeit verbesserte, da diese systematischer und konsequenter geführt wurde.

Die Gesprächsthemen beinhalteten ein breiteres Spektrum und die Priorität der Gespräche richtete sich

auf die Verhaltensentwicklung der Patienten aus. Ausserdem war das Instrument nützlich, um Lücken

im Angebot der Dienste zu eruieren. Zum Alkohol Stern schreibt Triangle (2016), dass der Alkohol

Stern zusammen mit andern Messinstrumenten validiert wurde. Die Ergebnisse waren, dass von allen

Messungen der Alkohol Stern am meisten mit der Reduktion des Alkoholkonsums korrelierte. Dieser

Befund zeigt die starke konvergente Reliabilität des Instruments mit den Messungen des

Alkoholkonsums.

Im Weiteren soll untersucht werden, welche Akzeptanz das Instrument im Psychiatriezentrum

Münsingen erfährt. Damit der Alkohol Stern als Teil einer APN Rolle implementiert werden kann, muss

das Betreuungsmodell der Klinik für Abhängigkeit angepasst werden.

2. Identifikation und Beteiligung der Stakeholder

An einer Veränderung des Betreuungsmodells sind direkt betroffen: die Patienten und

Angehörige, die Pflegefachleute, Oberärzte mit Fallverantwortung, Assistenzärzte mit Fallführung,

Psychologen mit Fallführung und Sozialarbeiter (Anhang 2). Ergänzend sind Physiotherapeuten,

Ernährungsberatung und Hausärzte bei Ein- und Austritten involviert. Die medizinisch pflegerische Co-

Leitung befasst sich mit der strategischen Ausrichtung, dem Management und der Ökonomie. Um den

Patienten eine Tagesstruktur zu ermöglichen oder ihre Kreativität oder Bewegung zu fördern, sind

verschiedene Therapeuten involviert. Externe Stakeholder sind bei Ein- und Austritt und bei einer

Standortbestimmung wichtig.

Zu den medizinischen Stakeholdern gehören: Ärzte, Pflegefachleute, Physiotherapeuten,

Ernährungsberatung, medizinische Leitung, Pflegeleitung, Hausärzte, Psychiatrie-Spitex, externe

psychiatrische Institutionen und zum Teil Wohnheime.

Zu den nicht medizinischen Stakeholdern gehören: Patienten, Angehörige, Psychologen,

Sozialarbeiter, Werktherapeuten, Bewegungstherapeuten, Musiktherapeuten, Kunsttherapeuten,

Betreuer des Arbeitstrainings und der geschützten Werkstätten, Selbsthilfegruppen und zum Teil

Wohnheime.

An einer Retraite der Station ReAL äusserten sich die Stakeholder: drei Ärzte, sieben

Pflegefachpersonen, zwei Psychologen und eine Sozialarbeiterin zu „unmet Patient need“, unerfüllte

Patientenbedürfnisse und den dazugehörigen Rahmenbedingungen. Dabei wurde die Wichtigkeit einer

gemeinsamen interdisziplinären Zusammenarbeit betont. „Im Patientengespräch wird sichtbar, dass

das interdisziplinäre Team gut zusammenarbeitet.“ Die Voraussetzung für eine erfolgreiche

Teamarbeit ist ein regelmässiger und vollständiger Informationsfluss zwischen allen Beteiligten. „Eine

transparente Haltung ist nötig für einen regelmässigen Informationsaustausch der patientenbezogenen

Aktualitäten.“ Die gegenseitige Wertschätzung stärkt das interdisziplinäre Team und fördert die

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Qualität der Behandlung. „Respektvoller und wertschätzender Umgang im interdisziplinären Team mit

Patienten wirkt sich aus auf den Umgang mit den Patienten.“ Den Fokus der Interventionen immer nur

auf den Alkohol zu reduzieren, wird in Frage gestellt. „Das Gesunde hat einen Stellenwert.“ Einige

wünschen sich mehr Innovation. „Bin offen für Neues.“ Das gemeinsame Fazit zur Verbesserung der

Patientenbedürfnisse war die Förderung der Patienten in ihrem Selbstmanagement. „Den Patienten in

seiner Selbstwirksamkeit weiter bringen.“

Die Stakeholder des Managements haben ein Leitbild für die ganze Klinik zusammengestellt

(PZM, 2016). Darin sind die Patientenbedürfnisse und der Umgang damit zu vier verschiedenen

Aspekten abgebildet. Vertrauen schaffen: „Wir gestalten die Beziehung zu den Patienten und ihren

Angehörigen respektvoll und nehmen ihre individuellen Bedürfnisse wahr.“ Kommunikation gestalten:

„Wir stellen den Dialog mit den Patientinnen sowie ihrem Umfeld ins Zentrum unserer Arbeit.“

Qualität leben: „Wir begleiten die Patienten im interdisziplinären Team mit Fachkompetenz und

Sorgfalt und überprüfen unser Vorgehen.“ Ressourcenbewusstsein fördern: „Wir fördern die

Ressourcen und Fähigkeiten der Patienten durch unsere Haltung und mit unserem lösungsorientierten

Handeln.“

Das „unmet Patient need“ der Patienten ist bei Phase1 notiert: „Zielgruppe definieren und das

aktuelle Modell der Pflege beschreiben.“

3. Bedarf für ein neues Betreuungsmodell bestimmen

Wie bereits in der Phase 1 beschrieben soll untersucht werden, welche Akzeptanz der Alkohol

Stern im Psychiatriezentrum Münsingen erfährt, damit das Instrument als Teil einer APN Rolle

implementiert werden kann. Ist ein Bedarf für das neue Betreuungsmodell bei den Stakeholdern

vorhanden? Zur Informationssammlung dienen: die Evaluation des Projekts Clinical Leadership, in dem

der Alkohol Stern als Pilotprojekt angewendet und ausgewertet wurde, Erfahrungen aus den Modulen

Forschung II und Clinical Assessment III, das Leitbild des PZM (2016) und eine Rückmeldung aus

einer Selbsthilfegruppe.

Die Gesundheitsbedürfnisse der Patienten und ihrer Familien, der ungedeckte

Betreuungsbedarf und die bestmögliche Betreuung gemäss den Stakeholdern sind unter „2.

Identifikation und Beteiligung der Stakeholder“ beschrieben und sollen hier zusammengefasst werden.

Diese sind im interdisziplinären Team mit Ärzten, Pflegefachpersonen, Psychologen und

Sozialarbeit: das interdisziplinäre Team muss konstruktiv zusammenarbeiten, eine transparente Haltung

im Team ist nötig für einen regelmässigen Informationsaustausch, respektvoller und wertschätzender

Umgang, das Gesunde hat einen Stellenwert, offen sein für Neues, den Patienten in seiner

Selbstwirksamkeit weiter bringen.

Vom Management sind diese in der Leitlinie dokumentiert: respektvolle Beziehung gestalten

und individuelle Bedürfnisse der Patienten wahrnehmen, Dialog mit den Patienten und Angehörigen

sind im Zentrum unserer Arbeit, die Patienten im interdisziplinären Team mit Fachkompetenz und

Sorgfalt begleiten und unser Vorgehen überprüfen, die Ressourcen und Fähigkeiten der Patienten durch

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unsere Haltung und mit unserem lösungsorientierten Handeln fördern. In Anbetracht der Zeitressourcen

und des beschränkten Umfangs dieser Arbeit wurde keine Evaluation mit weiteren Stakeholdern

durchgeführt.

Im Folgenden wird die Meinung der Stakeholder zum Alkohol Stern eruiert. Siebzehn Patienten

wurden zum Pilotprojekt des Clinical Leadership befragt mit vielen positiven Antworten (Weninger,

2013). Es gab Stimmen wie: „Ist etwas vom Besten, was ich bis jetzt gemacht habe und ich habe schon

viel gemacht.“ „Das hier ist genial.“ „Ich finde es sehr ausgewogen, es deckt die wichtigen Gebiete

des Lebens ab und es ist sehr gut verständlich.“ „So etwas hat auf der Station noch gefehlt.“ Die

Stimmen der Fachpersonen zeigten ähnlich positive Antworten. Pflege: „Den Stern lernte ich als gut

anwendbares Instrument kennen und ich hatte das Gefühl, dass ich bei der Anwendung anfänglich

sicher noch Hilfe benötigen würde, aber dass es nach gewisser Übungszeit einfach anzuwenden wäre.“

„Für die Bezugspersonen Arbeit kann ich mir den Alkohol Stern als Instrument gut vorstellen, da ist

für mich der Verlauf auch besser überprüfbar, da ich zum Teil davon ausgehe, dass die Patienten mit

gewissen Fragestellungen Unterstützung brauchen können.“ „Ich bin gespannt, was für neue Wege

sich zwischen Patient und Pflege auftun. Auch finde ich es stark, dass sich das ReAL im PZM

innovativer zeigen kann. Diese Chance sollten wir unbedingt packen.“ „Ich halte es für realistisch,

dass sich der Alkohol Stern zu einem etablierten Instrument entwickeln kann in der Pflege.“

Sozialarbeiterin: „Mich haben verschiedene Patienten von sich aus bereits zum Recovery Stern

angesprochen und mir mitgeteilt, dass es für sie ein sehr unterstützendendes Instrument sei. Zwei haben

mir gesagt, es sei äusserst anstrengend, aber durch das Beschäftigen mit diesem Stern sei ihnen

erstmals bewusst geworden, wo sie wirklich mit sich selber stehen.“ Pflegedirektion: „Es ist

erstaunlich, wie engagiert und ausführlich die Patienten an ihren Massnahmen und Zielen gearbeitet

haben.“ Im Modul Forschung II konnte ich eine Patientin interviewen, welche über ihre halbjährige

Erfahrung mit dem Alkohol Stern berichtete, die Kernaussagen: „Es bringt mir nichts, das Hirn ständig

auszuschalten“, „es bewegt sich was“, „motiviert dran sein“, „gesetzten Zielen folgen“, „Sachen nicht

totschweigen“. Ihr Fazit: „Mit mehr Horizont durchs Leben gehen“ (Weninger, 2015). Im Modul

Clinical Assessment III sagte die Assistenzärztin, die für mich verantwortlich war: „Bin beeindruckt

vom Alkohol Stern, es gibt einige Patienten, die damit profitieren könnten.“ Und der Oberarzt, der für

mich zuständig war, meinte: „Wir arbeiten mit der motivierenden Gesprächsführung, dieses Instrument

passt da gut ins Konzept, führe es doch ein.“ Ein Teilnehmer einer Selbsthilfegruppe äusserte sich:

„Der Stern wäre auch für die Selbsthilfegruppe gut.“ Als Fazit kann gesagt werden, der Alkohol Stern

stiess bei Patienten und den befragten Fachpersonen auf breite Zustimmung.

Für die Implementation des Alkohol Sterns müssten das Erstellen der Pflegediagnose, die

Pflegeplanung und die elektronische Pflegedokumentation angepasst werden, damit keine

Doppelspurigkeit entstehen würde. Regelmässige Bezugspersonengespräche müssten öfters

durchgeführt werden, da sich die Patienten vermehrt mit ihrer Verhaltensänderung auseinandersetzen

würden. Es müsste interdisziplinär mit dem Alkohol Stern gearbeitet werden, was die gegenwärtige

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Betreuungspraxis vertieft in Richtung Eigenverantwortung und Selbstmanagement der Patienten

verändern würde.

4. Prioritäre Ziele und Probleme identifizieren

Patientenbedürfnisse: Patienten möchten mehr Gespräche mit Pflegefachpersonen und

Fallführenden, Gespräche sollten sich nicht nur auf die Alkoholproblematik fokussieren,

Auseinandersetzung mit Krankheit auch in der Akut- und Stabilisierungsphase, mehr Entwicklung zur

Selbständigkeit. Daraus ergibt sich das Problem: Die unzureichende Förderung der Patienten mit einer

Abhängigkeitserkrankung in ihrer Veränderungsmotivation im Prozess ihrer Recovery.

Versorgungsprobleme: ungenügende Personalressourcen, unterschiedliche Pflegestrategie und

Kenntnisse der motivierenden Gesprächsführung, Schulungsbedarf zur Anwendung des Alkohol Sterns.

Mit dem Alkohol Sterns können die Veränderungsmotivation der Patienten gefördert und ihr

Selbstmanagement gestärkt werden. Dann kann gezielt mit der motivierenden Gesprächsführung

gearbeitet werden, was zu mehr Gesprächen mit Pflegefachpersonen und Fallführenden führen würde.

Daraus ergibt sich das Ziel: Die Patienten haben durch die Förderung ihrer Veränderungsmotivation ein

verbessertes Selbstmanagement der Aktivitäten des täglichen Lebens erarbeitet und damit einen

gesünderen Lebensstil erreicht. Je nach Motivation des Patienten und der Fachpersonen können alle

Ziele der Patientenbedürfnisse erreicht und die Selbständigkeit gefördert werden.

5. Synthese aller Information und Entscheidungen

Das Assessment mit dem Alkohol Stern wird von der Pflegefachperson zusammen mit dem

Patienten beim Eintritt, während den ersten paar Tagen oder nach der Entzugsphase durchgeführt.

Wichtig ist, dass der Patient das Prinzip der Verhaltensänderung als Weg über mehrere Stufen versteht.

Die Stufen sind: Festsitzen, Hilfe akzeptieren, Vertrauen, Lernen und Selbständigkeit (Anhang 3). Dann

kann er gemeinsam mit der Pflegefachperson seine Entwicklungsstufen den zehn verschiedenen

Bereichen des täglichen Lebens zuordnen (Anhang 4). Damit kann mit dem Alkohol Stern die Triage

der Patienten systematisch durchgeführt und in den Behandlungspfad integriert werden (Anhang 8).

Nach dem Assessment werden Ziele und Massnahmen abgeleitet. Dazu hilft auch die Erfahrung anderer

Betroffener, welche in der Anleitung, je eine für jeden Bereich, als Orientierungshilfen angegeben sind,

als Beispiel der Bereich Alkohol (Anhang 5). Dieses Assessment hat den Vorteil, dass der gegenwärtige

Entwicklungsstand des Patienten graphisch festgehalten und mit einem Blick erkennbar wird. Dies kann

sehr gut während dem interprofessionellen Rapport angeschaut und besprochen werden. Nun kann

gezielt mit der motivierenden Gesprächsführung die Veränderungsmotivation gefördert werden

(Anhang 6). Mit einem neuen Assessment werden Veränderungen sichtbar (Anhang 7). Somit kann das

neue Betreuungsmodell in den Behandlungspfad integriert werden (Anhang 8).

Die Voraussetzungen für das neue Betreuungsmodell sind, dass die Gesundheitsfachpersonen den

Alkohol Stern kennen und anwenden. Dass das Team geschult ist für die Arbeit mit dem Alkohol

Stern und mit der motivierenden Gesprächsführung. Dass Wiederholungskurse mit praktischen

Anwendungen in der Agenda stehen. Dass die Fachpersonen gezielt mit der motivierenden

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Gesprächsführung Gespräche mit den Patienten führen, insbesondere wenn es darum geht, Vorschritte

auf dem Weg der Veränderung zu fördern. Dass ein Support gewährleistet ist, um schwierige

Situationen zu unterstützen. Im Bericht, „Southside Partnership -Recovery Star Implementation

Report“, informierte das Mental Health Providers Forum [MHPF] (2009) über die Implementation des

Outcomes Stars in 15 Organisationen. Über die notwendigen Kompetenzen der

Gesundheitsfachpersonen schrieben die Autoren, dass für die Arbeit mit dem Outcomes Stern

folgende Fähigkeiten und Fertigkeiten nützlich waren: Motivierende Gesprächsführung, Emotionale

Intelligenz, Aktionspläne zu entwickeln, Mediation, Verhandlungsgeschick, Personen zentriertes

Arbeiten, Problemlösung.

Für mein Clinical Leadership Projekt übersetzte ich den Alkohol Stern als APN-Student, erwarb dafür

eine Lizenz bei Triangle in England und wendete das Instrument auf der Station ReAL an. Dazu führte

ich wöchentlich eine Gesprächsrunde für Patienten und Fachpersonen durch. Erklärte den Alkohol Stern

und wir bearbeiteten ihn gemeinsam. Fragen konnten gestellt und diskutiert werden. Diese Runde wurde

geschätzt und hatte sich bewährt. Zusätzlich führte ich Schulungen für das Fachpersonal der

Projektgruppe durch.

Um in einer Institution das Outcomes Instrument einzuführen, empfahl das Mental Health

Providers Forum [MHPF] (2009) in ihrem Bericht einen 12 monatigen Implementationsplan für diesen

komplexen Vorgang. Zentral waren die permanente Aus- und Weiterbildung und die Evaluation, damit

möglichst ein einheitliches Assessment durchgeführt werden konnte. Wichtig waren der Support der

Fachverantwortlichen der Stationen und regelmässige Coachings. Für eine Implementation des Alkohol

Sterns in der Schweiz muss das Instrument zuerst validiert werden, da es diesen nicht auf Deutsch gibt.

Dazu müssen die einzelnen Bereiche des Instruments auf unsere Kulturverhältnisse angepasst werden.

Am besten mit der Zusammenarbeit möglichst vieler Stakeholder: Patienten, Ärzte, Psychologen,

Sozialarbeiter, Pflegefachpersonen, andern Therapeuten und Diensten. Dies benötigt auch eine enge

Zusammenarbeit mit Triangle in England (Triangle, 2014). Ausserdem braucht es eine Lizenz für alle

Fachpersonen.

Daraus ergeben sich für die Implementierung verschiedene neue Aufgaben für eine APN. Die

APN absolviert die obligatorische Schulung in England. Sie führt regelmässig Schulungen fürs gesamte

Team zum Alkohol Stern und zur motivierenden Gesprächsführung durch. Sie stellt den Patienten den

Alkohol Stern in einer wöchentlichen Gesprächsrunde vor. Die APN bietet Support für Patienten und

Fachpersonen, besonders für anspruchsvolle Fragestellungen. Die APN koordiniert den Ablauf des

neuen Betreuungsmodells und übernimmt die Leitung. Der Alkohol Stern wird in den

Behandlungsprozess einbezogen für Bezugspersonengespräche, IPR, andere Rapporte, Kontakte mit

externen Diensten und Austritte. Eine graphische Skizze der neuen APN-Rolle mit ihren Aufgaben ist

im neuen Betreuungsmodell dargestellt und integriert (Anhang 9). Der Aufgabenbericht und die

Kompetenzen sind im Modell von Hamric, Spross und Hanson (2009) zusammengestellt und können

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übernommen werden (Anhang 10). Die neue APN-Rolle wäre dann: Klinikverantwortlicher für den

Alkohol Stern und Spezialist für Motivierende Gesprächsführung.

6. Logisches Modell

Das logische Modell bringt die zugrunde liegende Problemsituation, die investierten Mittel, die

APN Aktivitäten und die Ergebnisse in einen Zusammenhang. Dieser Ablauf wird mit einem einfachen

Diagramm übersichtlich dargestellt. Es zeigt die erwarteten Schritte und Ergebnisse und wie die APN-

Rolle umgesetzt werden kann (University of Kansas, 2016).

Die in der Klinik für Abhängigkeit neu einzuführende APN-Rolle beinhaltet die Aufgaben, das

neue Betreuungsmodell mit integriertem Behandlungspfad, den Alkohol Stern und die motivierende

Gesprächsführung zu implementieren. Mit dem logischen Modell werden die Schritte beschrieben:

Problem, Ziel, Inputs, Aktivitäten, Outputs, Outcomes, Impacts (Anhang 11). Mögliche Barrieren der

Implementierung sind beschrieben bei „Annahmen“ und „externen Faktoren“.

Problem: Die unzureichende Förderung der Patienten mit einer Abhängigkeitserkrankung in ihrer

Veränderungsmotivation im Prozess ihrer Recovery.

Ziel: Die Patienten haben durch die Förderung ihrer Veränderungsmotivation ein verbessertes

Selbstmanagement der Aktivitäten des täglichen Lebens erarbeitet und damit einen gesünderen

Lebensstil erreicht.

Inputs:

▪ „The Outcomes Star for Alcohol RecoveryTM“ (Alkohol Stern)

▪ Motivierende Gesprächsführung

▪ Neues Betreuungsmodell

▪ Master of Science in Nursing (MScN) Fachrichtung APN

Aktivitäten:

▪ Alkohol Stern mit den Stakeholdern validieren in Zusammenarbeit mit Triangle in England

▪ Führung und Koordination der Validation und Implementation des Alkohol Sterns

▪ Lizenz für alle Fachpersonen bei Triangle in England beantragen und managen

▪ Obligatorische Schulung und Weiterbildung zum Alkohol Stern in England bei Triangle für die APN

▪ Für das neue Betreuungsmodell, den Alkohol Stern und die motivierende Gesprächsführung:

Konzepte erstellen, Schulung und Weiterbildung fürs gesamte Team durchführen

▪ Den Alkohol Stern und die motivierende Gesprächsführung in den Behandlungsprozess, Triage,

Bezugspersonengespräche, IPR, andere Rapporte und Austrittsvorbereitungen einbeziehen

▪ Einführung des Alkohol Sterns bei den Patienten

▪ Kontakte zu externen Diensten und Stakeholdern aufnehmen bei den Austrittsvorbereitungen

▪ Support leisten für Fachpersonen und Patienten

▪ Evaluation durchführen

▪ Implementieren der APN-Rolle

Outputs:

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ADVANCED PRACTICE NURSE (APN) ROLLENENTWICKLUNG 12

▪ Alkohol Stern ist validiert und einsatzbereit

▪ Management der Implementation

▪ Die Lizenz ist erworben und wird unterhalten

▪ Ausbildung in England ist erfolgreich abgeschlossen

▪ Konzepte und Guidelines liegen vor, Aus- und Weiterbildung finden statt

▪ Die Pflegefachpersonen führen Assessments mit dem Alkohol Stern durch und arbeiten mit der

motivierenden Gesprächsführung

▪ Im Behandlungsprozess und der Triage ist der Alkohol Stern integriert

▪ Patienten arbeiten mit dem Alkohol Stern

▪ Neues Austrittsprozedere wird angewendet

▪ Support ist gewährleistet

▪ Die Evaluation wird fortlaufend durchgeführt

▪ APN-Rolle ist implementiert

▪ Kongress und Poster Vortrag am Dreiländerkongress Pflege in der Psychiatrie Oktober 2014 (Anhang

13)

▪ Publikation SBK 2015: „In kleinen Schritten das Suchtverhalten ändern“

▪ Klinikverantwortlicher Alkohol Stern

▪ Spezialist für Motivierende Gesprächsführung

Outcomes kurzfristig: (1 bis 2 Monate)

▪ Wissenszuwachs der Fachpersonen durch Verbesserung ihrer Beratungsfähigkeiten und

Gesprächskompetenzen

▪ Verbesserte Behandlungsmöglichkeit durch gezieltes Assessment und adäquate Zuteilung der

Patienten zu den Stationen

▪ Verbesserte Entscheidungsfindung der Patienten durch das Festlegen von konkreteren und

differenzierteren Zielen und Massnahmen. Mit dem Alkohol Stern in 10 verschiedenen Bereichen, mit

der Therapievereinbarung in bedeutend weniger (Anhang 12).

▪ Zunahme der Patientenzufriedenheit, da sich die Patienten intensiver und mit mehr Begleitung mit

ihrer Recovery auseinandersetzen können.

Outcomes mittelfristig: (2 bis 3 Monate)

▪ Therapieabbrüche sinken, da die Patienten selber Ziel und Massnahmen setzen, gezielter an ihrem

Selbstmanagement arbeiten und fundierter von den Fachpersonen unterstützt werden.

▪ Sicht- und messbare Fortschritte im Selbstmanagement durch zweites Assessment (Anhang 7)

Outcomes langfristig: (2 bis 3 Jahre)

▪ Reduktion der Wiedereintritte durch die Verlängerung der stabilen Phasen

▪ Zunahme der Arbeitsplatz Attraktivität für Pflegefachpersonen, durch vermehrte Mitsprache der

Pflege im Behandlungsprozess und durch vermehrte und gezieltere Gespräche mit den Patienten

▪ Die Patienten haben einen gesünderen Lebensstil erreicht durch ein verbessertes Selbstmanagement.

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ADVANCED PRACTICE NURSE (APN) ROLLENENTWICKLUNG 13

▪ Zunahme der Berufsaussichten für Masterabsolventen der Pflegewissenschaft in der Psychiatrie durch

die neue attraktive APN-Rolle.

▪ Die APN hat eine eigenständige APN-Rolle mit selbständigem Aufgaben und Arbeitsbereich.

Impacts:

▪ Lebensqualität gestiegen durch das verbesserte Selbstmanagement

▪ Erhöhung der Lebenserwartung durch einen gesünderen Lebensstil

▪ APN ist ein eigenständig, unabhängig und gesetzlich anerkannter Beruf.

Mögliche Barrieren bei der Implementierung der APN-Rolle:

„Assumptions“ Annahmen:

Mit einer APN in der Psychiatrie und dem Alkohol Stern können die Pflegefachpersonen befähigt

werden, eine Verhaltensänderung bei Patienten mit einer Abhängigkeitserkrankung systematisch und

zielgerichtet zu fördern. Eine APN mit Spezialisierung Psychiatrie bringt die nötigen Kompetenzen mit.

Die neue Rolle der APN wird vom Behandlungsteam begrüsst und das Angebot ist im

Betreuungsmodell integriert.

„External factors“ Externe Faktoren: Politische Barrieren: APN ist kein eigenständiger, unabhängiger

und gesetzlich anerkannter Beruf. Barriere der Klinik: unklare strategische Ausrichtung der APN-Rolle.

Ausserdem sind unklar: die Strategie der Klinik für den Behandlungspfad, die Klinikkultur, die Kosten,

die Unterstützung der Führung, die Rollenakzeptanz, der Wettbewerb mit andern Projekten und die

Bereitschaft zur Veränderung.

Ergänzungen zum Logischen Modell:

Das logische Modell ist bedeutungsvoll, plausibel, machbar und überprüfbar.

Bedeutungsvoll: Wissenszuwachs, verbesserte Behandlungsmöglichkeit und verbesserte

Entscheidungsfindung sind einige wertvolle kurzfristige Outcomes, diese stimmen mit den Zielen der

APN-Rolle überein. Negative Auswirkungen werden keine gesehen. Diese Rolle ist in England schon

länger von APN`s implementiert und mir sind keine negativen Ausweisungen bekannt. Die Stakeholder

sind im (Anhang 2) visualisiert aufgeführt.

Plausibel: Die Evidenz basierte Theorie hinter der APN-Rolle ist das Transtheoretische Modell

(DiClemente et al., 1991). Outputs und Outcomes wurden separat aufgeführt. Die Aufgaben der APN-

Rolle sind sinnvoll zusammengetragen und alle wichtigen Schritte aufgezeigt.

Machbar: Die Bewilligung zu diesem Projekt und die Sprechung der nötigen Ressourcen liegen im

Bereich des Möglichen. Hürden und externe Faktoren sind oben aufgeführt. Die Meinungen einiger

Stakeholder sind in dieser Arbeit beschrieben. Der Support für diese APN-Rollen Implementierung der

Schlüssel-Stakeholder muss noch erarbeitet werden, dazu soll auch diese vorliegende Arbeit dienen.

Überprüfbarkeit: Die Überprüfbarkeit des Outcomes mit dem Alkohol Stern ist eine Stärke dieses

Projekts. Liegen zwei Assessments vor, kann die Evaluation mit Zahlenwerten durchgeführt und

deskriptiv ausgewertet werden (Anhang 7). Ein Assessment zu machen ist eine Aktivität. Die

Veränderung auf dem Weg zur Selbständigkeit, also der Abstand zwischen zwei Assessments auf der

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ADVANCED PRACTICE NURSE (APN) ROLLENENTWICKLUNG 14

numerischen Skala, ist ein Outcome. Zusätzlich kann mit Fragebögen oder Interviews die Zufriedenheit

der Patienten oder der Fachpersonen evaluiert werden.

Reflexion

Im Herbstsemester 2012/2013 begegnete ich erstmals dem Begriff APN im Unterricht des

Studiums der Pflegewissenschaft in Basel. Zur praktischen Erfahrung der vorgestellten Rolle wurde mir

ein dreitägiges Praktikum in England ermöglicht. Dabei bekam ich Einsicht in die vielfältigen Aufgaben

einer APN. Sehr interessant war die Arbeit mit der motivierenden Gesprächsführung zusammen mit

dem Instrument „The Outcomes Star for Mental Health“. Damit lassen sich Änderungen im Verhalten

graphisch darstellen. Meine Faszination für das Instrument hatte begonnen. Im PZM Magazin konnte

ich einen Artikel über mein Work-Shadowing in England publizieren. Den Alkohol Stern „The

Outcomes Star for Alcohol Recovery“ hatte ich für mein Clinical Leadership Projekt im PZM in den

Jahren 2013/2014 ins Deutsche übersetzt und bei 17 Patienten erfolgreich angewendet. Im Herbst 2014

stellte ich das Projekt mit einem Poster und einem Referat im Inselspital Bern am Dreiländerkongress

Pflege in der Psychiatrie vor. Im Modul Forschung II führte ich ein Interview mit einer Patientin, die

ein halbes Jahr mit dem Alkohol Stern gearbeitet hatte. Im Modul Familie und Pflege schätzte ich mit

einer Patientin zwei Assessments ein, eines in der Klinik und das zweite bei ihr zu Hause, so dass

Veränderungen sichtbar wurden. Im Frühjahr 2015 publizierte ich in der SBK Zeitschrift diese

Erfahrungen im Artikel „Mit kleinen Schritten das Suchtverhalten ändern“. Im Modul Clinical

Assessment III arbeitete ich gezielt mit einigen Patienten mit dem Instrument. Seit dem Clinical

Leadership Projekt ist das Instrument auf der Station vorhanden. Die Stationsleitung unterstützt das

Instrument, aber eine Implementierung erfolgte noch nicht. Selten führe ich mit einzelnen ausgewählten

Patienten ein Assessment durch. In der neuen Motivationsgruppe stelle ich den Patienten das Instrument

vor. Seit anfangs 2016 biete ich die Arbeit mit dem Alkohol Stern auf privater Basis an und kann zwei

Klienten begleiten. Zusätzlich stelle ich den Alkohol Stern auf meiner Homepage vor

(www.helmutweninger.ch).

In England arbeiten APN`s mit Masterabschluss auf der Station direkt mit Patienten und

Pflegefachpersonen und besprechen an konkreten Patientenbeispielen den Alkohol Stern und die Arbeit

mit der motivierenden Gesprächsführung. Diese vorliegende Arbeit zeigt, dass eine APN notwendig ist,

falls in einem Pflegeteam mit dem Alkohol Stern gearbeitet werden möchte. Dies ist eine besondere

Herausforderung, da in der Schweiz APN`s in der Psychiatrie, die in der direkten Pflege arbeiten, noch

recht selten sind.

Fallführung

Ein weiteres hier nicht besprochenes Aufgabengebiet einer APN in der Psychiatrie ist

die Fallführung mit Aufgaben und Kompetenzen ähnlich denjenigen der Assistenzärzte und

Psychologen.

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ADVANCED PRACTICE NURSE (APN) ROLLENENTWICKLUNG 15

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ADVANCED PRACTICE NURSE (APN) ROLLENENTWICKLUNG 17

Anhang:

Anhang 1: Behandlungspfad

Der Behandlungspfad der Abhängigkeitslinie orientiert sich nach dem Transtheoretischen

Modell von DiClemente et al. (1991). Die verschiedenen Phasen der Abhängigkeit sind im Rad der

Veränderung den Stationen zugeordnet, wobei die Stationen Aplus und ReAL zusammengefasst mit

der Bezeichnung qualifizierter Entzug Münsingen (QEM) und ergänzend das Ambulatorium (Al-Ambi)

aufgeführt sind.

Triage Kriterien:

Für die Triage gibt es kein Assessment Instrument, nur Erfahrungswerte. Bekannte Patienten

werden den Stationen zugewiesen, wo sie schon einmal behandelt wurden. Patienten, welche am Abend,

in der Nacht oder am Wochenende ankommen, treten auf der Station QEM EG ein.

Ausschlusskriterien QEM OG: Akute Eigen- oder Fremdgefährdung, produktiv psychotisches

Erleben, schwere somatische Komorbiditäten, intensiv überwachungsbedürftige Patienten.

Verlegungen werden nicht immer mit dem Patienten besprochen und sind für diesen oft nicht

nachvollziehbar.

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ADVANCED PRACTICE NURSE (APN) ROLLENENTWICKLUNG 18

Anhang 2: Stakeholder von Abhängigkeitserkrankten

Im Zentrum stehen die Patienten mit den Angehörigen. Zum engeren Betreuungskreis gehören

Pflegefachleute, Ärzte, Psychologen und Sozialarbeiter (oranger Bereich). Medizinisch sind

Physiotherapie, Erhärtungsberatung oder Hausärzte involviert. Darüber ist die Leitung aufgeführt

(blauer Bereich). Um eine Tagesstruktur zu ermöglichen oder Kreativität und Bewegung zu fördern,

sind verschiedene Therapeuten involviert (violetter Bereich). Wichtige externe Stakeholder sind

zuunterst angegeben.

Patienten

Pflegefachleute

Ärzte

Angehörige

Sozialarbeiter Physiotherapie

Selbsthilfegruppe

n Psychiatrie-Spitex Wohnheim

e

Hausärzte

Bewegungstherapeuten

Psychologe

n

Werktherapeuten

Stationsleitung

Pflege

Bereichsleitung

Pflege

Pflegedirektion Ärztliche Leitung

Bereich Bildung

Pflege

Ernährungs

-beratung

Musiktherapeuten

Kunsttherapeuten Arbeitstraining Geschützte Werkstätten

Psychiatrische

Institutionen

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ADVANCED PRACTICE NURSE (APN) ROLLENENTWICKLUNG 19

Anhang 3: Der Weg der Veränderung

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ADVANCED PRACTICE NURSE (APN) ROLLENENTWICKLUNG 20

Anhang 4: Alkohol Stern

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ADVANCED PRACTICE NURSE (APN) ROLLENENTWICKLUNG 21

Anhang 5: Als Beispiel die Orientierungshilfe im Bereich Alkohol

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ADVANCED PRACTICE NURSE (APN) ROLLENENTWICKLUNG 22

Anhang 6: Quintessenz zur motivierenden Gesprächsführung (MI)

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Anhang 7: Bearbeiteter Alkohol Stern mit zwei Assessments

Blaue Linie: 1. Assessment / Grüne Linie: 2. Assessment

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ADVANCED PRACTICE NURSE (APN) ROLLENENTWICKLUNG 24

Anhang 8: Neues Betreuungsmodell integriert in den Behandlungspfad

Der Behandlungspfad der Abhängigkeitslinie orientiert sich nach dem Transtheoretischen

Modell von DiClemente et al. (1991). Die verschiedenen Phasen der Abhängigkeit sind im Rad der

Veränderung den Stationen zugeordnet, wobei die Stationen Aplus und ReAL zusammengefasst mit

der Bezeichnung Qualifizierter Entzug Münsingen (QEM) und ergänzend das Ambulatorium (Al-

Ambi) aufgeführt sind. Neu heisst die Station Aplus, QEM EG und die Station ReAL, QEM OG.

Durch das Assessment mit dem Alkohol Stern kann mit den Zahlenwerten bestimmt werden,

in welcher Stufe sich ein Patient befindet Stufe 1 bis 10. Im neuen Betreuungsmodell werden

Patienten anhand der Alkohol Stern Stufen den Stationen zugeordnet. Damit kann zusammen mit dem

Patient beurteilt und begründet werden, in welcher Abteilung er seine gegenwärtig beste

Unterstützung erhält.

Die Stationen mit den zugeordneten Stufen des Alkohol Sterns:

Station Stufe

QEM EG 1 bis 5

QEM OG 4 bis 7

TAM 5 bis 8

Al-Ambi 7 bis 10

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ADVANCED PRACTICE NURSE (APN) ROLLENENTWICKLUNG 25

Anhang 9: Neues Betreuungsmodell mit APN-Rolle

Die Kasten mit der violetten Schrift beschreiben die Aufgaben der neuen APN-Rolle im

Zusammenhang mit der Implementierung des Alkohol Sterns ins neue Betreuungsmodell.

Eine Auswahl der Aufgaben einer APN:

Alkohol Stern validieren zusammen mit den Stakeholdern in Zusammenarbeit mit Triangle in

England

Führung und Koordination der Validation

Lizenz für alle Fachpersonen bei Triangle in England beantragen und managen

Obligatorische Schulung und Weiterbildung des Alkohol Sterns in England bei Triangle

Schulung und Weiterbildung fürs gesamte Team der Klinik für Abhängigkeit zum Alkohol

Stern und zur motivierenden Gesprächsführung

Einführung und Aufrechterhaltung des Alkohol Sterns bei den Patienten

Den Ablauf des Betreuungsmodells neu koordinieren

Den Alkohol Stern in den Behandlungsprozess einbeziehen

Integration der Bezugspersonengespräche, IPR und andere Rapporte in den neuen

Behandlungsprozess

Austrittsvorbereitung und Kontakte zu externen Diensten und Stakeholdern

Support leisten für Fachpersonen und Patienten

Elektronische Implementierung des Alkohol Sterns

Weitere Outcomes Sterne implementieren

Evaluation

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ADVANCED PRACTICE NURSE (APN) ROLLENENTWICKLUNG 26

Anhang 10: Kompetenzen APN-Rolle nach Hamric, Spross und Hanson (2009)

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ROLLENENTWICKLUNG ANP

Anhang 11: Logisches Modell für Advanced Practice Nurse (APN) – Abhängigkeitserkrankte

Problem: Die unzureichende Förderung der Patienten mit einer Abhängigkeitserkrankung in ihrer Veränderungsmotivation im Prozess ihrer Recovery

Ziel: Die Patienten haben durch die Förderung ihrer Veränderungsmotivation ein verbessertes Selbstmanagement der Aktivitäten des täglichen Lebens erarbeitet und damit einen

gesünderen Lebensstil erreicht.

Inputs Aktivitäten Outputs Outcomes kurzfristig Outcomes mittelfristig Outcomes langfristig

„The Outcomes Star

for Alcohol

RecoveryTM“

(Alkohol Stern)

▪Alkohol Stern: validieren, managen,

Konzept erstellen, Lizenz erwerben,

Ausbildung in England

▪Fachpersonen: Schulung und

Weiterbildung

▪Patienten: Einführung

▪Support: Fachpersonen, Patienten

▪Evaluation

▪Validiert, Management

Konzept, Lizenz,

Ausbildung vorhanden

▪Aus- und Weiterbildung

finden statt.

▪Assessments werden

durchgeführt.

▪Support ist gewährleistet.

▪Evaluation fortlaufend

▪Wissenszuwachs der

Fachpersonen

▪Verbesserte

Entscheidungsfindung

der Patienten

▪Sicht- und messbare

Fortschritte des

Selbstmanagement

▪Patienten haben einen gesünderen

Lebensstil erreicht.

Motivierende

Gesprächsführung

(MI)

▪Konzept erstellen

▪Fachpersonen: Schulung und

Weiterbildung

▪Support Fachpersonen, Patienten

▪Evaluation

▪Anwendung umgesetzt

▪Aus- und Weiterbildung

finden statt

▪Support ist gewährleistet

▪Evaluation terminiert

▪Verbesserung der

Beratungsfähigkeiten

Neues

Betreuungsmodell

▪Konzept erstellen

▪Alkohol Stern, MI Einbezug in den

Behandlungsprozess, Triage,

Bezugspersonengespräche, Rapporte

und Austrittsvorbereitungen

▪Schulung Team

▪Evaluation

▪Konzept erstellt

▪Alkohol Stern und MI sind

ins Betreuungsmodell

integriert.

▪Austrittsprozedere wird

angewendet

▪Evaluation terminiert

▪Verbesserte

Behandlungs-

möglichkeit

▪Zunahme der

Patientenzufriedenheit

▪Therapieabbrüche

nehmen ab.

▪Reduktion der Wiedereintritte

▪Zunahme der Arbeitsplatz

Attraktivität für

Pflegefachpersonen

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ROLLENENTWICKLUNG ANP

Master of Science in

Nursing (MScN)

Fachrichtung APN

▪Implementieren der APN- Rolle

▪Evaluation

▪Klinikverantwortlicher

Alkohol Stern

▪Spezialist für Motivierende

Gesprächsführung

▪Evaluation terminiert

▪Zunahme der Berufsaussichten

für Masterabsolventen der

Fachrichtung APN in der

Psychiatrie

Impacts: Lebensqualität gestiegen durch das verbesserte Selbstmanagement / Erhöhung der Lebenserwartung durch einen gesünderen Lebensstil

Annahmen: Mit einer APN in der Psychiatrie und dem Alkohol Stern können die Pflegefachpersonen befähigt werden, eine Verhaltensänderung bei Patienten mit einer

Abhängigkeitserkrankung systematisch und zielgerichtet zu fördern. Eine APN mit Spezialisierung Psychiatrie bringt die nötigen Kompetenzen mit. Die neue Rolle der APN wird

vom Behandlungsteam begrüsst und das Angebot ist im Betreuungsmodell integriert.

Externe Faktoren: Politische Barrieren: APN ist kein eigenständig, unabhängig und gesetzlich anerkannter Beruf. Barriere der Klinik: unklare strategische Ausrichtung der APN-

Rolle.

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ROLLENENTWICKLUNG ANP

Anhang 12: Baseline, Häufigkeit

Balkendiagramm Baseline Häufigkeit:

Als Baseline dienten N = 37 Therapievereinbarungen, die von Oktober bis Dezember 2013

gesammelt wurden. Die von den Patienten angegebenen Ziele wurden den zehn Bereichen des

Alkoholsterns zugeordnet. Die 3 häufigsten Ziele waren Alkohol 30, Nutzen der Zeit 27 und

Körperliche Gesundheit 19. Dies entspricht sehr gut den oft geäusserten Zielvorstellungen der

Patienten. „Ich möchte den Entzug machen, ins Atelier gehen und mich erholen.“

30

19

27

9

14 14

0

11

1

7

0

5

10

15

20

25

30

35

Häu

figkei

t

Bereiche

Baseline

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ROLLENENTWICKLUNG ANP

Anhang 13: Kongressposter: 11. Dreiländerkongress Pflege in der Psychiatrie Oktober 2014