Remix Improve Share: R.I.S.-Journal 001 / 2014

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ANNER 2014, AUSGABE 001 R.I.S. Journal Remix Improve Share - das freie, creative-commons lizensierte Journal zu den Themen Open-Source, Spiele Programmierung, Open Education. Preis: Zahlen Sie so viel Sie wollen (siehe Editorial). R.I.S. Journal Ausgabe 001, J¨ anner 2014: Remix, Improve, Share. Das freie, creativ-commons lizensierte Journal. m Download und andere Formate: spielend-programmieren.at/de:ris:start B [email protected] Seite 1

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Open Source, Open Education & (teaching) game programming: german language journal, free & cc-by-sa licensesd. freie, deutschsprachige creativ-commons (cc-by-sa) lizensierte Zeitschrift um freie Software Kultur (FLOSS, free libre Open Source) in Schulen zu fördern.

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JANNER 2014, AUSGABE 001

R.I.S. Journal

Remix Improve Share - das freie, creative-commons lizensierte Journal zu den Themen Open-Source, SpieleProgrammierung, Open Education. Preis: Zahlen Sie so viel Sie wollen (siehe Editorial).

R.I.S. Journal Ausgabe 001, Janner 2014: Remix, Improve, Share. Das freie, creativ-commons lizensierte Journal.m Download und andere Formate: spielend-programmieren.at/de:ris:start B [email protected] Seite 1

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Inhalt

Impressum:⇒impressum, S. 2Editorial: Horst Jens (Herausgeber)uber den Zweck dieser Zeitschrift,Creative-Commons Lizenzen undFree Software culture:⇒editorial,

S. 3

Kalender: Termine fur 2014:⇒kalender, S. 60Sponsorenhinweise: siehe Impress-um und Kalender

Report

Linuxtage 2013 in Chemnitz, Vortraguber Linux in Schulen, OSDomoticsSmarthome:⇒chemnitz, S. 6

Lifestyle

Freiwillig obdachlos: ⇒nomad, S.

9

Billionar werden: ⇒trilions, S.

12

Beruf

Berufsbild: Spiele Tester:⇒spieletester, S. 14

Firmengrunder Stefan Reinalter

erzahlt uber seine Spielegrafik-Engine: ⇒molecularmatters, S.

17

Lebensweg: Wie ein Osterreicher sei-nen Weg in die games industry fand:⇒austrianguy, S. 19Berufsbild: Counterstrike-Profispieler: ⇒counterstrike, S.

22

Warnung: Meide die Games In-dustry ! (Rant auf reddit.com):⇒redditrant, S. 25

Schule

Meinung: Wie smart istdie Samsungs Smartschool ?⇒smartschool, S. 28

Kanada: c3inspire bringt Studieren-de von Technik und Wirtschaft zu-sammen:⇒c3inspire, S. 29

England: Umstellung einerMadchenschule auf Linux:⇒westcliff, S. 32

USA / Vietnam: Neil Fraser macht inVietnam Urlaub, erforscht den Com-puter Science Unterricht vor Ort undprogrammiert ein grafisches Lern-tool:⇒vietnam, S. 36

OLPC Austria: Christoph Derndo-fer macht sich Gedanken uber dasOne Laptop per Child Projekt:⇒olpcnewyear, S. 38

Madchen programmieren

Pyladies Vienna Grunderin FloorDrees im Interview⇒floor, S. 40

Railsgirls haben mein Lebenverandert: Blogposting von LauraGaetano uber Railsgirls, Pyladiesund wie man Schriftstellerin wird:⇒laura, S.43

Praxis

Tutorial: Freies Software-Repositoryfur fdroid fur Android installieren:⇒fdroid, S. 45

Hardware: Tutorial: Zahnbursten-Roboter selber machen:⇒bristlebot, S. 46

Game

Open Source game: Chemiebaukas-ten: Welten zerstoren mit The Pow-der Toy:⇒powdertoy, S. 48

Tutorial: Wasser bewegen mit ThePowder Toy: ⇒powdertoytutorial,

S. 53

Tutorial: Ballspiel grafisch program-mieren mit Scratch2: ⇒scratch,

S. 54

ImpressumInformationspflicht lt. §5 E-Commerce Gesetz,§14 Unternehmensgesetzbuch bzw. §63 Ge-werbeordnung und Offenlegungspflicht lt. §25Mediengesetz, Auszug aus dem Firmen A-Zder Wirtschaftskammer OsterreichFirmenname: Horst JENSUnternehmensbezeichnung:spielend-programmierenAdresse: Brigittenauerlande 6, 1020 Wien,AustriaTelefon: +43 / (0)660 52 65 377

Fax: +43 (0)1 / 33 285 30 14

Web: spielend-programmieren.atE-Mail:[email protected]: keineBehorde gem. ECG (E-Commerce Gesetz): Ma-gistratisches Bezirksamt des II. BezirkesAnwendbare Rechtsvorschriften:www.ris2.bka.gv.atRechtsform: EinzelunternehmerBankverbindung:

BIC OPSKATWW

IBAN AT696000000075159553

Offenlegung gemaß §25 Mediengesetz: Fir-mensitz: Wien. Unternehmensgegenstand:EDV-Training, ProgrammierungMitglied der Wirtschaftskammer Wien, Fach-gruppe: IT-Dienstleistung.

BlattlinieDas RIS-Journal ist ei-ne hoffentlich bald re-gelmaßig im Interneterscheinende, creativ-commons lizensierte (cc-

by-sa) Zeitschrift zum selber ausdrucken.Daseinszweck ist die Bewerbung von Dienst-leistungen (Programmierkursen) der Firmaspielend-programmieren (Horst JENS) sowieder Propagierung und Bekanntmachungen vonfrei lizensierten (cc-by-sa) Inhalten die sichmit den Themen der freien Software Kulturbefassen, insbesondere in Schulen.

Amazon-PartnerprogrammHorst JENS ist Teilnehmer des Partnerpro-gramms von Amazon EU, das zur Bereitstel-lung eines Mediums fur Websites konzipiertwurde, mittels dessen durch die Platzierungvon Werbeanzeigen und Links zu Amazon.deWerbekostenerstattung verdient werden kann.

SponsorenDas RIS-Journal dankt folgenden Sponsorendieser Ausgabe:

Wukonig.com, die Internetagentur ausOsterreich

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Editorial

von HORST JENS

Horst JENS [1]

Wenn Sie dieses Editorial zu En-de lesen verrate ich [1] Ihnen wosich die Werbung im R.I.S.-Journalversteckt, warum Sie zu viel dafurgezahlt haben, wofur der NameR.I.S. steht und was es mit denCreativ-Commons Lizenzen auf sichhat. Und wie Sie mich dazu brin-gen an in Ihrer Schule einen Game-Programming Workshop zu veran-stalten.

Wie alles begann...

Genau vor einem Jahr, zum Jahres-wechsel 2012 auf 2013, hatte ichdie Idee um mein Geschaft (Pro-grammierkurse fur Jugendliche)1 an-zukurbeln anstatt der ublichen Pla-kate, Flugzettel und Inserate gleicheine eigene Zeitschrift herauszubrin-gen um sie an Schulen als Werbe-mittel zu verteilen. Genialerweise istes teurer ein einziges Inserat in ei-ner uninteressanten Zeitung zu be-zahlen als eine interessante Zeitungohne uninteressante Inserate zu er-stellen. Weiter unten erklare ich wieSie das R.I.S. Journal fur Ihre eige-nen Zwecke nutzen konnen.

Diverse Projekte verzogertenmein Vorhaben bis es endlich zumJahreswechsel 2013 / 2014 so weitwar: Ich hatte genug Zeit um die

bisher gesammelten Artikel noch ein-mal durchzuarbeiten, die Layoutspra-che LATEX zu lernen und sehr vieleE-Mails zu schreiben um weltweitnach Ubersetzungs- und Abdruck-Genehmigungen zu fragen.

Lausch- und Lesefutter

Die meisten der Artikel dieser Aus-gabe des RIS-Journals habe ich vomEnglischen ins Deutsche ubersetzt.Viel weniger Artikel als ursprunglichgeplant sind von mir selbst... freuenSie sich auf die nachste Ausgabe desRIS-Journals dort werden mehr Ar-tikel von mir drin sein. Werfen Siebis dahin einen Blick auf die Tutori-als meiner Homepage [2] oder in meinPython Game Book [3] bzw. horenSie sich meinen wochentlichen Pod-cast [4] an, dann wissen Sie recht gutwelche Themen ich in den nachstenAusgaben dieses Journals behandelnwerde und uber welche Themen ichan Ihrer Schule einen Workshop an-bieten kann:

Meine Werbung...

Warum ich an Ihrer Schule zeigenwill was ich kann: Einerseits weil es(selten, aber doch) vorkommt dassSchulen mich direkt fur einen Work-shop bezahlen; vor allem aber weilich dadurch Kunden fur meine Pro-grammierkurse [1] gewinnen kann.Bei spielend-programmieren gibt esfur Jugendliche jede Altersstufe Pro-grammierkurse, sowohl wahrend derSchulzeit als auch wahrend der Feri-en. Naheres erfahren Sie auf meinerHomepage [1]!

Logo der Firma spielend-programmieren: Tuxmit Joystick

...an Ihrer Schule

Womit wir beim Sinn dieses Jour-nals angelangt sind: Ich kann gernein Ihrer Schule / fur Ihre Organisa-tion einen Workshop (bzw. eine Pro-bestunde) zum Thema Open Source/ Programmieren / Game Program-ming abhalten, kombinierbar mit bei-nahe jedem Unterrichtsfach 2 - kon-taktieren Sie mich einfach per Email,Kontaktmoglichkeiten und Einzelhei-ten finden Sie auf meiner meiner Ho-mepage spielend-programmieren.at.

Frei lizensiert

Alle (ubersetzten) Texte im RIS Jour-nal sind frei lizensiert und auch fastalle Grafiken3. Da (zumindest dieTexte) alle unter eine Creative Com-mons cc-by-sa Lizenz fallen konnenSie diese Texte nicht nur im Unter-richt beliebig (legal!) verteilen undverwenden sondern daraus auch ih-re eigene Zeitschrift machen...mit Ih-rer Werbung und mir Ihren eigenen,zusatzlichen Inhalten. Unter Beach-tung folgender Bedingung:

• Namensnennung (recognition):Sie mussen auf die Original-quelle verlinken / hinweisen.

• Weitergabe unter gleichen Be-dingungen (share-alike): Diedaraus entstehenden Artikelnoder Werke mussen ebenfallscc-by-sa lizensiert sein und freikopiert werden konnen.

Was Sie nicht konnen ist eine cc-by-sa Lizenz ruckgangig zu machen:meine Artikel bleiben frei lizensiert.Sie konnen trotzdem fur Ihre Zeit-schrift Geld verlangen, Sie konnenaber nicht verhindern dass die freienArtikeln kopiert werden. Sie durfenkeinen Kopierschutz oder Copyright-Vermerk zu Inhalten des RIS Jour-nals hinzufugen, davor schutzt dieCreative-Commons Lizenz. Womitwir beim Preis angelangt sind:

1Open Source Game Programming - Kurse fur Kinder, Jugendliche und Schulen: Firma spielend-programmieren [1]2Sogar Turnstunden, und sogar ohne Computer. Am Liebsten sind mir Schulen mit gut bestucktem EDV-Saal3bitte beachten Sie im Einzelfall die Bildunterschriften

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Preis

Das RIS Journal wird immer kos-tenlos erhaltlich sein (z.B. indemSie die Online-Version herunterla-den, ausdrucken und verteilen). Wo-bei es vollkommen in Ordnung ist dasR.I.S.-Journal zu verkaufen: kosten-los ist ja nicht das selbe wie wertlos,und die cc-by-sa Lizenz erlaubt auchden Verkauf ausdrucklich. Sie konnendieses R.I.S.-Journal nehmen und je-mand anderem verkaufen, ich freuemich sogar daruber! Bitte schreibenSie mir welchen Preis Sie erzielt ha-ben.

R.I.S. Journal ?

Im Name Journal kommt steckt dasWort ’jour’ (franzosich fur Tag), ge-meint ist eine tagliche bzw. tages-aktuelle Zeitschrift. Sie halten Aus-gabe 001 in der Hand und ich ha-be uber ein Jahr dafur gebraucht...realistischerweise habe ich vor et-wa vier Ausgaben pro Jahr heraus-bringen, spater vielleicht mehr. R.I.S.steht fur Remix - Improve - Shareund fasst recht gut das Gedanken-gebaude der freien Software / OpenSource Welt zusammen, namlich dievier Grundfreiheiten der gpl-Lizenz:Die Freiheiten ein Werk (z.B. Softwa-re)

• zu nutzen (use, remix)

• zu verbessern (modify, impro-ve)

• zu verbreiten (share)

• zu studieren (study) (davon zulernen, Zugriff auf die Quellda-teien /Bauplane zu haben)

Diese vier Grundfreiheiten bildendas Fundament der Welt der freienSoftware (Free/libre Open SourceSoftware) und fuhren zu einer Kul-tur (Hackerethik) des miteinanderTeilens (von Wissen), des weltweitenZusammenarbeitens4. Diese Kulturist der Grund warum heute techni-sches Spitzenprodukte frei erhaltlichsind wie etwa das BetriebssystemGnu/Linux, die Grafiksoftware Gimp

oder die 3D-Software Blender. Die-se Kultur ist der Grund warum tau-sende Freiwillige die großte jemalsverfugbare, creativ-commons lizen-sierte Enzyklopadie erschaffen haben(Wikipedia) an der jeder mitarbei-ten kann. Diese Kultur ist der Grundwarum sich weltweit Leute zusam-mentun um ein freies Hochglanz-magazine wie Gimpmagazine.org zuerschaffen oder gemeinsam an einemfreien Film wie Sintel [5] zu arbeiten.

Szene aus dem Blender-Film Sintel.Bildrechte: [5]

Diese Kultur bleibt nicht auf im-materielle Guter wie Software be-schrankt sondern betrifft z.B. dankaustauschbarer Plane fur 3D Druckermehr und mehr Bereiche außerhalbder klassischen Software-Industrie.Werfen Sie einmal einen Blick aufden Blog von Open Source Ecology:erdverbundener geht es nicht mehr.

Mitmachen

Diese freien Inhalte und die damitverbundene Kultur bekannt zu ma-chen und zu fordern, speziell in Schu-len, ist mein Ziel fur das R.I.S. Jour-nal. Ich wunsche viel Spaß beimLesen. Bitte schreiben Sie mir wasIhnen gefallen hat, und vor allem:Wenn Ihnen ein Artikel nicht gefal-len hat, schreiben Sie mir einen bes-seren Artikel fur die nachste Ausga-be! Wie Sie sehen konnen brauche ichauch dringend Grafiker, Ubersetzter,Redakteure, Korrekturleser und Leu-te die sich mit LATEX auskennen.

Spenden

Auch wenn Sie das RIS Journal kos-tenlos downloaden, ausdrucken undverbreiten durfen bedeutet dies kei-nesfalls dass ich mich gegen Spen-den wehre. Wenn Sie mir absolut kei-nen Auftrag fur einen Programmier-kurs geben wollen sondern mir lie-ber einfach so Geld zukommen lassenwollen, ganz ohne Gegenleistung:

Bankuberweisung: Bitte schrei-ben Sie in den Buchungstext ’Spendefur RIS-Journal 001’: Kontoinhaber:Horst JENS

IBAN: AT69 6000 0000 7515 9553

BIC: OPSKATWW

Selbstverstandlich freue ich michauch uber Bitcoins:1CZ4 dCgF 8sMX Zmbd wjiR 9nPM

52b4 QSxa nb Sowie uber Flattr -Spenden: http://goo.gl/5nJz6y

Bitcoin-Adresse (links) und Flattr Adresse(rechts) von Horst JENS

Gliederung

Bis ich eine bessere Layout Idee habeist jeder Artikel folgendermaßen auf-gebaut:

• Anrisstext, fett gedruckt wokurz erklart wird worum es indem Artikel geht damit Sie ent-scheiden konnen ob Sie ihn le-sen wollen oder nicht.

• Der Artikeltext selbst, inklusi-ve Bildern, →fett geschriebe-nen Fachbegriffen mit Pfeilund kursiven Links zu Web-Adressen (URL) [1], mit Zahlenin eckigen Klammern dahinter(siehe Quellen) falls die URLnicht selbst-erklarend ist. In derOnline-Version ist die URL di-rekt anklickbar.

• Fachbegriffe (sofern vorhan-den) einzeln erklart. Falls

4die Open Source Welt kann mehr Programmierer auf eine Aufgabe konzentrieren als jede einzelne Firma

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die Website zum Fachbegriffnicht dem gleichlautendemWikipedia-Artikel entsprichtwird sie extra angegeben.

• Download & Feedback: Linkzum Direkt-Download des Arti-kels, falls vorhanden Link zurAudio-Datei (Podcast). Fallsvorhanden E-Mail Adresse derAutoren.

• Lizenzangabe diese Lizenzan-gabe bezieht sich immer aufden (in Deutsche ubersetzten)Text. Bilder und Originaltextekonnen abweichende Lizensie-rungen haben !

• Quellen: Alle Links und Quel-lenangaben dieses Artikels

Fachbegriffe:

cc-by-sa creative-commons, reco-gnition, share-alike Lizenz: Namens-nennung, Weitergabe unter gleichenBedingungen. Siehe auch weiter un-ten

gpl General Public License,ermoglicht die 4 Grundfreiheiten use,study, share, improve im Bereich Soft-ware. Sie wurde von Richard Stall-man erfunden und wird weltweit vonder Free Software Foundation (Eu-ropa: fsfe.org) gefordert und durch-gesetzt. Fur Dokumentationen, Text,Musik und kunstlerische Werke hatsich die Creative Commons Lizenzcc-by-sa bewahrt.

Hackerethik Laut Steven Levy’sBuch Hackers. 25th Anniversary Editi-on: Heroes of the Computer Revolution

Bildrechte: Amazon Partner Programm [8]

geht es bei der Hackerethik um fol-gende Werte:

• Free access: Zugang zu Compu-tern soll frei sein

• Sharing: Information soll freisein

• Decentralization: Misstraue Au-toritat (Behorden) - fordere De-zentralisierung

• Openness: Beurteile Hackernach deren Taten, nicht nachderen Zeugnissen

• World Improvement: Du kannsKunst und Schonheit mit demComputer erschaffen

• World Improvement: Computerkonnen Dein Leben verbesseren

Gnu/Linux auch einfach nur Li-nux genannt, zum großen Leidwesenvon Richard Stallman. Ein freies Be-triebssystem fur Computer. Stecktu.a. in Ihrem Android-Smartphone.Das Maskottchen von Linux, den Pin-guin Tux, haben Sie sicher schongesehen.

Podcast Eine Radiosendug (cast)welche als mp3 Datei via Internet ge-sendet wird und per Computer odermp3-Player (iPod) angehort wird.

Wikipedia Lesen Sie einmal dieLizenzinformation eines beliebigenWikipedia-Artikels !

Open Source Ecology [6]: EineGruppe von open-source begeistertenLandfreaks die an einem Global Vil-lage Construction Set werkeln: vom

Ziegelschneider uber den Traktor biszum Fertighaus werden alle Planeund Erfahrungen uber das Internetverteilt, frei lizensiert und weltweitnachgebaut und verbessert.

Flattr eine Micro-payment Dienstder es erlaubt sehr kleine Betragezu spenden (z.B. einen Zwanzigs-tel von einem Cent). Auf http:

//flattr.com erfahren Sie mehrdaruber.

Bitcoins Bitcoins sind elektroni-sches Geld welches sich teils oh-ne Uberweisungsgebuhr ubertragenlasst, in beliebig kleinen Betragen.Naheres erfahren Sie jede Woche imBitcoin-Update [7] Podcast.

Download, Feedback:

R.I.S.-Journal, Ausgabe 001:spielend-programmieren.at/de:ris:001Download Ordner, verschiedene For-mate: spielend-programmieren.at/risjournal/001/editorial

Feedback B horst.jens@spielend-

programmieren.at

Lizenz, Quellen

Dieses Material stehtunter der Creative-Commons-Lizenz Na-mensnennung - Wei-

tergabe unter gleichen Bedingungen4.0 International. Um eine Kopiedieser Lizenz zu sehen, besuchenSie http://creativecommons.org/

licenses/by-sa/4.0/deed.de.Quellen:

[1] Spielend-Programmieren.at[2] http://goo.gl/0X37fd[3] ThePythonGameBook.com[4] Biertaucher.at[5] Sintel.org[6] OpenSourcEecology.org[7] BitcoinUpdate.com[8] goo.gl/EAkg5Q

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Chemnitzer Linuxtage2013

von HORST JENS

Horst JENS [1] berichtet vonden Chemnitzer Linuxtagen 2013[2], dem erfreulichen Zusammen-treffen mit leibhaftigen Open-Source Programmierern, einemVortrag von Kurt Gramlich [3] zumThema Linux in Schulen [4] unddem OSDomotics [5] Messestandzum Thema Smart Home

Ein Reisebericht

Der jahrliche stattfindende Chemnit-zer Linuxtag [2] vereinigt alles wasin der deutschsprachigen Open Sour-ce Welt Rang und Namen hat. EinWochenende lang stellen uber 400Aussteller Ihre Open Source Projek-te bzw. Firmen vor, es gibt Vortrageund Workshops, Dr.Tux hilft bei Com-puterproblemen, Kinder basteln mitdem Raspberry Pi und loten Roboter;fur den reibungslosen Ablauf sorgtein Heer engagierter Freiwilliger Hel-ferInnen.

Horst JENS und Florian Schweikert.Bildrechte: [1], cc-by-sa

Fur mich war es nach 2009 [6]der zweite Besuch auf einem Chem-nitzer Linuxtag, dementsprechend er-wartungsvoll fuhr ich hin. MeineReisegruppe bestand aus acht Leu-ten vom Verein OSDomotics [5].Nach einer langen Zugfahrt (Wien- Nurnberg - Chemnitz) und An-kunft in einem Wolkenkratzer-Hotel(W-Lan im Zimmer nur gegen Auf-preis) machten wir uns auf den Wegzum Gelande der technischen Uni-versitat wo der Chemnitzer Linuxtag

(Hashtag #CLT2013) jahrlich stattfindet.

Der Freitag Abend ist fur das Auf-bauen und Verkabeln des Messestan-des vorgesehen - fur das Publikumoffnet sich die Messe erst am SamstagFruh. Die erste schone Uberraschungerlebten wir gleich nach der Ankunft:Es gab erfreulich wenig zu tun, dieOrganisatoren hatten ganze Arbeitgeleistet: Das Messestandplakat warschon ausgedruckt und aufgeklebt,der Tisch war schon hergerichtet (in-kl. Stromkabeln und Sesseln), Aus-stellerausweise mit Essensgutschei-nen und Workshop / Vortragsver-zeichnis lagen schon bereit, und dasW-Lan funktionierte einwandfrei.

Bei andere Messen (nicht nur Li-nuxtage, sondern auch kommerziel-len Messen) ist eine so gute Organi-sation keineswegs selbstverstandlich.

Bier und Schokolade

Geany Entwickler bekommt Schokolade.Bildrechte: [1], cc-by-sa

Nachdem Aufbau unserer Mes-seattraktion (ein Puppenhaus mit6LoWPAN Funksensoren und Lich-tern) schlenderte ich mit Flori-an Schweikert [7] (bekannt vomBiertaucher-Podcast [8]) durch dieMessehalle um die anderen Standpla-kate anzuschauen. Zu unserer großenFreude entdeckten wir vom frei-en Programmiereditor Geany undvom Python Framework Django ei-gene Messestande. Spontan beschlos-sen wir am Samstag mit Bier undSchokolade bei den Projektbetreibernvorbei zu schauen.

Am Samstag (nach einem Spa-ziergang durch das eher menschen-leere Chemnitz) kam unsere Ge-schenkaktion sehr gut an. Geany wird

von einem uber die ganze Welt ver-streuten Team von Open Source Pro-grammierern (unentgeltlich) entwi-ckelt, und die beiden anwesendenEntwickler aus Deutschland warensichtlich erfreut uber ein Stuck hand-feste Dankbarkeit. Die Geany Home-page hat mittlerweile zusatzlich zumPayPal Link auch einen Flattr Spen-denbutton.

Geany der Flaschengeist. Bildrechte: [1],cc-by-sa

Ebenso freute sich der anwe-sende Django Entwickler, der stell-vertretend fur die in der Django-Foundation organisierten Program-mierer das Bier annahm und ver-sprach es so gerecht wie moglichzu verteilen. Uns machte das Schen-ken ebenfalls große Freude, vielleichtentsteht eine kleine nette Traditiondaraus.

Da der OSDomotics Messestandmit acht Leuten sehr gut bemanntwar hatte ich ein wenig Zeit mir amSamstag die anderen Messestandeanzusehen und sogar zwei Vor-trage zu besuchen. Weil ich nachMoglichkeit mit jedem Messestand-personal (eigentlich gab es keineuninteressanten Messestande) kurzplaudern wollte verging der Samstagwie im Flug.

Am Abend eroffnete eine Tromm-lertruppe das große Festbuffet, spatam Abend fuhr die OSDomoticsGruppe gut gelaunt, aber mudezuruck ins Hotel.

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Unser Messestand. Rechts im Bild mitFotoappart: Harald Pichler, Verein

OSDomotics. Bildrechte: [1], cc-by-sa

Kleinunternehmen

Am Sonntag war deutlich weni-ger Publikumsandrang als am Sams-tag, der OsDomotics Messestand wartrotzdem immer gut besucht. Erst um16:00 gelang es mir ein Foto vomMessestand ohne Besucher davor zumachen. Nur zwei Vortrage konnteich vollstandig besuchen: Einen Vor-trag von zwei selbstandigen Compu-ter / Open Source Beratern welchedazu aufriefen kleine Unternehmenzu betreuen anstatt sich auf großeUnternehmen zu konzentrieren. DieZahlen fur Deutschland, Osterreichund Schweiz ahneln sich:

Circa 80 Prozent aller Unterneh-men sind sogenannte Kleinunterneh-men mit weniger als 10 Mitarbeitern.(Die Definition Kleinunternehmen istvon Land zu Land unterschiedlich).Und wahrend diese Masse kleinerUnternehmen nur einen geringen An-teil am Gesamtumsatz hat -siehe Pa-retoprinzip-, so stellen sie doch ei-ne große Masse an potentiellen Kun-den. Meist mit knappem Budget undeigenwilligen Prioritaten (Das Dingsoll funktionieren sonst schreib’ ich dieRechnungen mit der Schreibmaschi-ne).

Wie die beiden Vortragenden ineiner Art Doppelconference darleg-ten haben kleine Unternehmen einenVorteil den es bei großen Unterneh-men nicht gibt: Aus erfolgreicher Ar-beit bei kleinen Unternehmen entste-hen oft personliche Freundschaften.

Besucher am Chemnitzer Linuxtage 2013.Bildrechte: [1], cc-by-sa

Linux in Schulen

Der andere Vortrag den ich be-sucht habe war von Kurt Gramlichuber den Einsatz (und das Scheitern)von SkoleLinux im deutschen Bun-desland Rheinland-Pfalz. Kurt Gram-lich ist ein sehr engagierter, weiß-haariger Volkshochschul-Lehrer ausNordreihn-Westfalen der sich uberJahre hinweg mit Linux in Schu-len befasst hat. Als aus politischenGrunden das Bundesland Rheinland-Pfalz eine Microsoft-Alternative such-te und ’von oben’ das Skolelinux-Projekt forderte war er stark darininvolviert. Nachdem -aus politischenGrunden- das Bundesland Rheinland-Pfalz an Skolelinux nicht mehr inter-essiert war sprangen viele vorher be-teiligte Schulen aus dem Projekt wie-der ab.

Es gibt immer noch Schulen inRheinland-Pfalz welche Skole-Linuxverwenden, allerdings nicht mehr soviele wie zu Zeiten der offiziellen Pro-jektforderung. Fur mich waren vor al-lem folgende Erkenntnisse aus demVortrag interessant:

Kurt Gramlich. Bildrechte: [3]

Top-down vs. Bottom-Up: Revo-lutionen (im Bildungsbereich) wir-ken nachhaltig von unten nach oben,nicht umgekehrt

Kulturelle Unterschiede: Es gibtgroße kulturelle Unterschiede zwi-schen Skandinavien und Deutsch-land. In Skandinavien gibt es z.B.keine Schul-Internetfilter, in Deutsch-land werden sie von Behorden undEltern verlangt.

Learning by Doing: Die beste ArtSysAdmins fur ein SkoleLinuxSys-tem auszubilden ist es, engagiertenSchulern so viel Verantwortung furdie Schul-EDV wie moglich zu geben(’macht Euch das alles selbst aus’).Diese Schuler werden teils spater er-folgreiche Admins.

Nehmen was da ist: Die Schulesollte laut Kurt Gramlich nicht ver-suchen mit Gewalt Technologien zuunterrichten welche an der Lebens-wirklichkeit der Schuler vorbeigehensondern die Technologie benutzenwelche die Schuler sowieso besitzen(Smartphones, Tablets) und versu-chen damit etwas Vernunftiges zumachen.

Open Source braucht Zeit: Linux/ Open Source Neulingen sollte manals gutmeinender Open Source Evan-gelist nicht das Kostenargument (Li-nux kost’ nix!) als den Vorteil frei-er Software ’verkaufen’. Auch freieSoftware kostet: Zeit, Nerven undSupport. Speziell fur Schulen wel-che Raubkopien verwenden oder IhreSoftware geschenkt / vom Staat be-zahlt bekommen ist das Kostenargu-ment zweitrangig.

Der Geist von Open Source, -das Erkennen und Erleben was freieSoftware bedeutet- dauert laut KurtGramlich 2 bis 3 Jahre, erst dann ver-steht ein neuer User dass er Teil einerGemeinschaft ist, etwas geschenktbekommt (Support, Bier, Schokola-de...) und sich kreativ und hilfreich indiese Gemeinschaft einbringen kann.In einem Beratungsgesprach oder miteiner Gratis-CD ist diese Erfahrungnicht zu vermitteln.

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Go East!

Neben der wirklich hervorragendenOrganisation seitens der ChemnitzerStudierenden -es gab z.B. ein standiggut gefulltes Buffet im Backstage Be-reich fur Standbetreuer- war ich an-genehm uberrascht von den Besu-chern am OSDomotics Messestand.Viele Besucher hatten selber klei-ne Firmen oder waren Handwerker/ Wohnungs- bzw. Haus-(um)bauerund hatten sofort Ideen was manmit einer Funkvernetzung von Sen-soren und Aktoren machen konnte.Darunter waren Ideen (Gartnereien,Alarmanlagen, Passivhauser) auf wel-che wir OSDomotics Leute von selbstnicht gekommen waren.

Außerdem erfuhr ich dass vie-le Firmen in Sachsen (Silicon Sa-xony) Mitarbeiter suchen - wegendem Bevolkerungsruckgang und demAbwandern vieler junger Studien-abganger nach Westdeutschland su-chen die Firmen teils von Pragbis Portugal nach qualifizierten IT-Mitarbeitern und Facharbeitern.

Bildrechte:Chemnitzer Linuxtage 2014

Ich freue mich schon auf dennachsten Chemnitzer Linuxtag (15.und 16. Marz 2014, siehe RIS Journal001, kalender, Seite page 60) undkann eine Reise dorthin jedem an Li-nux Interessiertem empfehlen.

Fachbegriffe:

OSDomotics: ist ein Verein der freieSoftware und freie Hardware im Be-reich Haustechnik fordert. Der Ver-ein entwickelt Sensoren (z.B. Tem-peraturfuhler) und Steuerungen (z.B.eine Funksteckdose) welche draht-los via 6LoWPAN-Protokoll mitein-ander kommunizieren. Damit ist esz.B. moglich per Android Smartpho-ne vom Urlaub aus die Heizung im

Haus einzuschalten oder die Feuch-tigkeit zu uberwachen.

Bildrechte: osdomotics.com

Hashtag: Durch Voranstellen ei-ner Raute (#, englisch: Hash) voreinen Begriff (englisch: Tag) kanndieser Begriff in Social Media Anwen-dungen leichter gefunden werden.

6LoWPAN besonders energies-effizienter Datenfunk-Standard fur’Das Internet der Dinge’

Geany sehr beliebter freier(free/libre open Source) Texteditorfur verschiedenste Programmierspra-chen. Die LATEXFiles fur diese Zeit-schrift werden z.B. mit Geany bear-beitet. http://geany.org

Django: Ein Web-EntwicklungsFramework. Ermoglicht die Program-mierung komplexer Web-Projekte mitDatenbank-Anbindung (z.B. Web-shops, Wikis etc) mit Hilfe der ele-ganten Programmiersprache Python.https://www.djangoproject.com

Flattr: flattr.com ist ein skandi-navischer Spenden / MicropayingDienst der vor allem in Europa beider Podcast-Szene popular ist.

Paretoprinzip: oder die 80-20Regel besagt dass oft 20 Prozentder Kunden/Pflanzen/Tatigkeiten 80Prozent der Etrage bringen.

Skolelinux skolelinux.org ist einaus Skandinavien kommendes Linux-Projekt welches auf den Einsatz inSchulen spezialisiert ist. WeitereSchul-Linuxe sind z.B. Edubuntu [9],Desktop4Education [10], Linux Ad-vanced [11] (beide aus Osterreich)bzw. das Schweizer Projekt Lernstick[12], welches gemeinsam mit LinuxAdvanced entwickelt wird.

System-Administratoren,Sysadmins sind die technischen Be-treuer eines großen, vernetzten Com-

putersysteme.

Silicon Saxony: eine Ansamm-lung von IT-Firmen aus den Berei-chen Mikroelektronik und Photovol-taik, hauptsachlich im Raum Dres-den, mit Ihren Zulieferern und dazu-gehorigen Firmen.

Podcast

Einen ausfuhrlichenAudio-Bericht vonHorst JENS undFlorian Schweikertuber den Chemnit-zer Linuxtage 2013horen Sie im Bier-taucherpodcast 096:

goo.gl/rmu79.

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Quellen:[1] spielend-programmieren.at[2] chemnitzer.linux-tage.de/2013/[3] http://goo.gl/Fa6mu2[4] http://goo.gl/EoIDpy[5] osdomotics.com[6] goo.gl/fUs552[7] goo.gl/THuHS9[8] biertaucher.at[9] edubuntu.org[10] Desktop4Education[11] linuxadvanced.at[12] imedias.ch/lernstick

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Technik-Nomade

von HORST JENS UND JONAS

SMEDEGAARD

Ein Lifestyle Bericht von HorstJENS [5] uber Jonas SMEDEGAARD[1], einen Sysadmin aus Danemarkder jahrelang freiwillig obdachloslebte, aber niemals arbeitslos warund der dank Internet konsequentortsunabhangig arbeitet.

Jonas Smedegaard [1], cc-by-sa

’Herumzigeunern’, ’obdachlos’,’Herbergssuche’, ’nicht-sesshaft’: Die-se Worte haben im deutschen Sprach-raum keinen guten Beigeschmack.Keinen festen Wohnsitz zu habenwird eher mit Armut als mit Frei-heit assoziiert, eher mit Begriffenwie ’Versager’ als mit ’Lifestyle’. Zu-mindest in meinem Freundes- undBekanntenkreis erregt der Satz ’Ichweiß nicht wo ich morgen schlafenwerde’ Mitleid anstatt Neid.

Aus eigener Anschauung habe ichfast nur positive Erfahrungen mitkurzfristiger, freiwilliger Wohnungs-Ungewissheit gemacht: Eine Wochein England ausschließlich per Couch-surfing unterwegs sein, als Jugend-licher mehrmals einen Monat langper Interrail mit der Bahn herum-fahren und in Fahren, Bahnhofen,Felshohlen und Gepacknetzten schla-fen, in Griechenland mit Schlafsackund Isomatte unterwegs sein: Aberimmer mit der beruhigenden Gewiss-heit dass ’zu Hause’ ein warmes Zim-mer auf mich wartet, maximal ein,zwei Tagesreisen entfernt, komplett

mit technischer und sozialer Infra-struktur.

Umso mehr fasziniert es michwenn ich Leute treffe die Ob-dachlosigkeit bewusst leben, nichtaus Not heraus oder als Urlaub-sabenteuer, sondern sozusagen alsLebensabschnitt-Lifestyle:

Jonas, einem System-Admin ausDanemark, habe ich in Deutschland(bei einem OSDOmotics-Workshop5

im November 2013 kennen gelernt.Jonas sieht eine Spur unangepasstaus (so als ob er nicht oft Krawat-ten tragt) und hat eine sehr freundli-che, extrovertierte Art. Speziell wennes darum geht uber die Vorteile vonLinux oder freier Software zu redenwird er sehr enthusiastisch.

Jonas

Jonas wurde 1972 in Danemark ge-boren, er beendete die (in Danemarkzehn-jahrige) Grundschule aber flogzwei mal durch in der (drei-jahrigen)Oberstufe. 1992, mit 20 Jahren, ’stop-ped trying to get an education’ gab erdie Schule endgultig auf und ging sei-nen Interessen nach: Computern undSozialarbeit.

Mit 19 Jahren (noch als Student)hatte er seinen ersten IT-Job: in ei-nem ’Pre Press office’ wurden Prin-tings von Werbeagenturen druckfer-tig gemacht. Er war fur die Ver-netzung der Macintosh Computerzustandig. Im Gegensatz zu WindowsPC’s waren Macs zu dieser Zeit leichtvernetzbar, per Telefonkabel.

Mit einem Freund [2] welcherhobbymaßig Cartoons zeichnete er-stellte Jonas erste Webseiten mitanklickbarer Grafik (image map) furden Netscape Navigator 6. Jonas zogvon zu Hause aus und wohnte inKopenhagen und Aarhus. Er starteteseine eigene IT-Firma Macværk 1996(spater unbenannt in IT-guide dr. Jo-nes) als Einzelunternehmer.

Sein wichtigster Kunde war (undist immer noch) die Kaospilot Univer-sity [3] in Aarhus fur die er als Sys-temadministrator arbeitete. Die Uni-versitat schickte ihre Studenten und

Angestellten manchmal fur ein Jahrzum Arbeiten ins Ausland, darun-ter auch Freunde von Jonas. Er ver-sprach seinen Freunden, sie im Aus-land zu besuchen.

Auf einer Reise in die Schweiz(Jonas begann sich mit Unix/Linuxzu beschaftigen) wahlte er sich vomZug aus per Handy-Modem in einenComputer in Danemark ein um seineEmails zu checken. Das war moglichweil er mit Linux im Terminal (Text-modus) arbeitete (ohne GUI) und da-her nur wenig Bandweite brauchte.Dabei kam ihm zum ersten Mal dieErkenntnis das er von jedem Ort derWelt aus arbeiten konnte.

1998 besuchte er einen Freundder gerade ein Auslandsjahr in SanFranzisko (USA) machte. Vor der Ab-fahrt stellte Jonas sicher keine offe-nen Rechnungen zu haben, kundigteseine Wohnung, aber nicht seinenJob. Auch von der USA aus arbei-tete er weiter fur seine Kunden inDanemark. Der US-Aufenthalt warauf 3 Monate begrenzt, danach hat-te er keine genauen Plane... vielleichtweiter nach Kanada reisen.

Distance working war damals ge-rade erst ein Schlagwort, alle Weltwar der Meinung man musste dafurerst mal schnelle ISDN-Verbindungenausbauen. Jonas arbeitete per Dial-Up Modem und SSH Verbindung vonSan Franzisko aus um die Computerin Danemark zu warten, sein Geldwurde weiterhin auf ein danischesKonto gezahlt und er war weiterhinin Danemark sozialversichert. Jonasmusste nie um ein US-Arbeitsvisumansuchen. Nur er selbst befand sichin den USA, seien Wertschopfung er-folgte in Europa.

In dieser Zeit baute er ein-mal ordentlich Mist: er verwechsel-te bei einem Linux-Kommando ein< mit einem > wahrend er die Da-tei /etc/passwd bearbeite. Dadurchwurde die Datei geschrieben anstattgelesen und alle Studenten der Ka-ospilot University hatten keinen Zu-gang mehr zu ihren Emails. WahrendJonas in San Francisco handeringendnach einer Losung suchte (er bekam

5siehe Artikel chemnitz, RIS Journal 001, Seite 6)6aus diesem Browser ging spater der populare Mozilla Firefox hervor

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schließlich durch ein Webmin-Web-Interface mit schlecht konfigurierterSecurity Zugang zu einem Backup-File) schrieb ihm ein (!) Student ei-ne Email mit der Frage warum er sei-ne E-mails nicht mehr checken kann.Der Rest der Studenten merkte nichtsbis der Fehler behoben war oder be-schwerte sich zumindest nicht. (Da-bei spielt auch der Zeitunterschiedzwischen Europa und USA eine Rol-le). Seitdem schatzt Jonas die Pipe (|)fur Linux Kommandos.

In Danemark hatte sich Jonas furdie Zeit seines Auslandaufenthalteseinen Buro-Raum in einem Internet-cafe gemietet wo er seine Sachen ein-quartierte. Als er von den USA zuruckkam plante er in diesem Buroraum(illegalerweise) auf dem Boden zuschlafen. Diese Plane scheiterten dar-an dass das Internetcafe mittlerweilePleite gegangen war, Jonas kam ge-rade noch rechtzeitig um seine Sa-chen abzuholen. Mangels Platz muss-te er einige alte, aber funktionierendeComputer wegschmeissen, was ihmsehr leid tat. Schließlich erlaubte ihmsein Arbeitgeber, die Kaospilot Uni-versity, einen Lagerraum zu benut-zen. In diesem Lagerraum schlief Jo-nas auch. Einer seiner Freunde (Mor-ten P.) hatte Mitleid und in der Uni-versitat einen festen Buroraum alsArbeitsplatz. Er ließ Jonas Nachts indiesem Buroraum schlafen - unterdem Schreibtisch im Schlafsack. SeinFreund weckte ihn jeden Morgen umseinen Arbeitsplatz zu reklamieren.

Jonas hatte es nach eigenen Anga-ben zu dieser Zeit einfach satt standignach neuen Wohnungen (bzw. La-gerraumen) zu suchen die er dochnur fur ein paar Monate behaltenwurde. Er beschloss daher bewusstauf Wohnungssuche zu verzichtenund am Arbeitsplatz zu schlafen.

Mit der Zeit wurde dies zu sei-nem Lifestyle. Er schlief oft bei ver-schiedenen Freunden. Da er nicht um’Schlaferlaubnis fur ein paar Tage’betteln wollte und seinen Freundennicht lastig werden wollte unterließer jede Vorausplanung seiner Schlaf-platze sondern ’nahm jeden Tag sowie er kam’. Er wusste sprichwortlicham Morgen nicht wo er am Abend

schlafen wurde...aber es machte ihmnichts aus. Wenn er einmal gar kei-nen Schlafplatz fand nahm er sichein Hotelzimmer, eine Jugendherber-ge oder (weil billiger als ein Hotel)eine Schlafwagen-Bahnkarte fur dieFahrt zwischen Aarhus und Kopenha-gen. Der Zug fuhr nachts uber einFahrschiff, weshalb die Fahrt rechtlange dauerte.

Smoke (Spielfilm). Bildrechte: Amazon

Partner Programm [4]

Duschen konnte er bei Freun-den. Ein Problem war der Mangel anKleidung: Er hatte drei verschiede-ne Sets von Kleidung, damit er im-mer ein Set waschen konnte. SeinGepack bestand aus einem Beutelmit den Kleidungs-Sets, Handtuch,Zahnburste und Laptop.

In Waschsalons zog er sich zuruckwenn er ein paar Momente ’alleine’sein wollte... Waschsalons sind bes-ser geheizt als Bahnhofe oder andereoffentliche Platze, sind durchgehendgeoffnet und weniger uberfullt. MitKopfhorern konnte er sich dort ruhigin eine Ecke setzten um zu compu-tern, Musik zu horen oder Wasche zuwaschen.

Im Winter fand er ein Gentle-men’s Agreement mit einem Kaffee-hausbesitzer in Aarhus. Dieser Mannwar laut Jonas ’very laid back, likethe owner in the film Smoke [4]’. Un-ter anderem gab es in dem Kaffee-haus keine fixen Preise, sondern derBesitzer sagte jedem Kunden aus sei-

ner Laune heraus wie viel er zu zah-len hat.

Die Kunden liebten den schrulli-gen Besitzer. Wahrend Jonas mit demBesitzer tratschte (und von GastenWhiskey spendiert bekam) fragte erwohin die Kellerture fuhrte. Ein La-gerraum den er fur seine Sachenmieten konnte ? Ohne nachzuden-ken oder gar uber einen Preis zuverhandeln gab ihm der Besitzerden Schlussel...zum ganzen Kaffee-haus, nicht nur zum Lagerraum. Jo-nas musste fur den Lagerraum (derzwar nicht geheizt war, aber einBett hatte) niemals etwas zahlen, nureinmal bat ihn der Cafehausbesitzerum einen Gefallen: Eine Rechtsan-waltskanzlei hatte sich das Kaffee-haus fur die Firmen-Weihnachtsfeiergemietet und der Besitzer wollte dassJonas in die Party hineinplatzte mitder (wahren) Behauptung er woh-ne hier. Jonas tat ihm den Gefallenund ging einigen Jung-Anwalten aufdie Nerven weil er sich großzugigvom Buffet bediente und mit denSekretarinnen flirtete, aber schließ-lich trank er friedlich mit dem Chefder Anwaltskanzlei welcher ihn lustigfand.

Das Kaffeehaus wechselte den Be-sitzer und Jonas gab den Schlusselzum Lagerraum zuruck.

Jonas lebte weiter sein Noma-denleben in Danemark. Eine Woh-nung vermisste er zu diesem Zeit-punkt nicht. Was ihm ’etwas’ abgingwar ’die Bequemlichkeit mehr Kleiderzu besitzen als man standig herum-tragen kann’. Im Herbst 1999 rief ihneine japanische Bekannte an die erin Kalifornien kennen gelernt hatte.Ob er nach New York kommen woll-te, das liege genau zwischen Kalifor-nien und Danemark? Zuerst wollte ernicht, doch nach einer Woche nach-denken packte er seinen Laptop undflog nach New York. Dort wohnte erin einer Jugendherberge und dannbei Freunden von Freunden von Leu-ten die er zufallig kennen gelernt hat-te. Zu dieser Zeit war Couchsurfingein Begriff, noch keine Web Service.

Zu einer erhofften Romanze mitder japanischen Bekannten kam esnicht da sie nicht nur von ih-

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rem Boy-Friend und einer Gruppezusatzlicher Freunde, sondern auchvon ihrer kleinen Schwester ’be-wacht’ wurde. Jonas fuhr zuruckzu seiner nicht-existenten Wohnungnach Danemark, sein mittlerwei-le trans-kontinentales Nomadenlebenfortfuhrend. In Danemark lebte erzeitweise in der Wohnung seinesBruders, oder bei Freunden. Einmalbetatigte er sich auch als ’house-sitter’ und passte auf das Haus einesBekannten auf.

Er schlief unter anderem bei Kun-den und einmal in einem Dachbodender Kaospilot University (wo er beimAufstehen merkte das im Raum dar-unter eine Vorlesung stattfand).

Im Jahr 2000 (er wohnte gera-de bei seinem Bruder) merkte erdass sein Bruder gerne mehr Pri-vatsphare hatte. Jonas wurde be-wusst dass er nicht ewig bei Freun-den und Verwandten leben konnte.Im Fruhling 2000 lud Jonas die ja-panische Immer-noch-nicht-Freundinfur einen Monat nach Danemark ein.Als sie zusagte ging ihm auf dasser keine geeignete Wohnung son-dern nur ein WG-Zimmer hatte under seine Bekannte schlecht in La-gerraumen unterbringen konnte. So-mit miete er kurzfristig einen zwei-ten Raum in der Wohngemeinschaft,sich vom obdachlosen Wohnraum-Schnorrer zum multiplen Zimmerbe-sitzer entwickelnd.

Zu seiner großen Freude kamdie Japanerin ohne Boyfriend nachDanemark, zu seinem großen Leid-wesen brachte sie ihre kleine Schwes-ter mit und er hatte kein einzigeMal die Gelegenheit mit der alterenSchwester alleine zu sein. Um dasMasß voll zu machen wolten die bei-den Madchen standig mit ihm Sight-seeing oder Aktivitaten machen -stets alle zusammen. Die Situationwurde so unertraglich fur ihn dass ersich schließlich außert erratisch be-nahm, sich in Arbeit verkroch, vonden japanischen Schwestern nichtswissen wollte und beide schlussend-lich aus der Wohngemeinschaft (unddamit aus Danemark) hinauswarf.

Jahre spater hat er sich fursein Verhalten entschuldigt und (der

alteren Schwester) seine damaligenGefuhle gestanden. Sie dachte dieganze Zeit, er ware homosexuell unddeshalb nicht an ihr interessiert.

Jonas miete sich in diver-sen Wohngemeinschaften ein undschließlich 2001 in einem Hacker-space in welchem Nachts elektro-nische Musik gemacht wurde undwo regelmaßig Konzerte stattfanden.In diesem Hackerspace (einer ehe-maligen Fabrik) gab es einen Kon-trollraum welcher gegen Funken-schlag geschutzt war...ein faraday-scher Kafig. Jonas deponierte seineSachen (und oft auch sich selbst)in diesem Kontrollraum. Laut seinenAngaben machte es ihm nichts ausin einem Kafig zu schlafen, aber diebetrunkenen, lauten Konzertbesu-cher gingen ihm manchmal auf dieNerven.

Im September 2001 lernte Jonasseine jetzige danische Freundin -Siri-kennen. Nach einer kurzen Bezie-hung mit ihr war er wieder Single.2003 verließ Jonas Kopenhagen undzog in eine Ein-Zimmer Wohnungein einem Ecovillage (Okodorf). Sess-haft geworden merkte er dass ihmSiri (sie hatte inzwischen einen an-deren Freund) fehlte und er woll-te dass sie ihren damaligen Freundverlasst und zu ihm zog. Siri hattezu diesem Zeitpunkt schon zwei Kin-der und wollte zwar zu ihm ziehen,aber (aus fur Jonas nicht ganz nach-vollziehbaren Grunden) nicht in ei-ne Ein-Zimmer-Wohnung. 2004 zo-gen Siri und Jonas endgultig zusam-men - in eine großere Wohnung.Heute, 10 Jahre spater, ist Jonasglucklich mit Siri zusammen und be-wohnt mit ihr ein Haus auf einerkleinen danischen Insel. Jonas hatnie aufgehort als selbststandiger IT-Administrator zu arbeiten und hatgute und langjahrige Kunden.

Jonas und Siri in ihrem Haus. Bildrechte: [1]

Obwohl mittlerweile ziemlichsesshaft und gut im Leben angekom-men hat Jonas sein Nomadentumnicht ganzlich abgelegt.

Immer wieder zieht es ihn indie Ferne auf ausgedehnte interna-tionale Vortragsreisen. Dort schlafter bei Fremden welche er nur vonOnline-Chats kennt, fliegt ohne Re-tourticket in fremde Lander fur dieer kein Visum hat um sich dort vonZufallsbekanntschaften am Flugha-fen zu Hackertreffen in noch frem-dere Lander einladen zu lassen umschließlich bei Verwandten von Be-kannten von Nachbarn von Leu-ten die er nicht kennt aufzuwa-chen und zu merken dass er we-der Sprache noch primitivste ortlicheHygiene- oder Essgewohnheiten ver-steht. Jonas halt Vortrage uber Linuxund Web-Technologie und lernt ger-ne neue Leute und fremde Kulturenkennen.

Und selbstverstandlich betreut erseine danischen Kunden weiter, egalwo er sich gerade befindet.

Jonas betreibt einen kleinen Blogauf http://dr.jones.dk/

Fachbegriffe

Couchsurfing: Eine beson-ders bei jungen ReiselustigenLeuten belibte Website, auf derman unkompliziert kostenloseUbernachtungsmoglichkeiten an-bieten oder anfragen kann. Siehehttps://www.couchsurfing.org/.

GUI: Graphical User Interface,(grafische Benutzerschnittstelle):

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wenn man einen Computer durchanklicken von Symbolen bedienenkann (z.B. Windows). Im Gegensatzdazu muss man im Textmodus Befeh-le eintippen, um z.B. alle Dateien ineinem Verzeichnis zu sehen oder umz.B. ein Programm zu starten.

Pipe: (engl. f. Rohrleitung)Ein Umleitungsfunktion, die esermoglicht dass der Output eines Be-fehls als Input eines anderen Befehlsverwendet wird. Analog zur Anwei-sung: ’frag den Installateur welcheErsatzteile ihm fehlen und geh dannins Lager und hole diese Ersatzteile’.Eine Pipe erzeugt man auf deutschenTastaturen durch gedruckt halten derrechten Alt (Altgr) Taste und druckender Taste links vom kleinen Ypsio-lon... deren dritte Belegung ist einsenkrechter Strich, die Pipe. Mehrzum Thema erfahren Sie auf der Wi-

kiseite von ubuntuusers.de.Hackerspace ein Raum wo ge-

meinschaftlich an Computer- undHardwareprojekten geforscht und ge-arbeitet wird. In Wien z.B. dasmetalab.at

Podcast

Horst erzahlt uberseine Begegnung mitJonas im Biertau-cherpodcast 134:goo.gl/WcUuX4

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Lizenz, Quellen:

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licenses/by-sa/4.0/deed.de.Quellen:

[1] dr.jones.dk[2] binx.com[3] kaospilot.dk[4] goo.gl/9ENgMR[5] spielend-programmieren

Wie man Billionar wird

von DAVID CAIN

In diesem Blogposting vomJanner 2011 (!) erklart David Cain[1] den Unterschied zwischen vielGeld, wirklich viel Geld und viel zuviel Geld. Das Originalposting er-schien auf dem Raptitude.com Blog[2]. Originaltitel: How to make tril-lions of dollars.

David Cain. Bildrechte: [1]

Ubersetzung von Gerald PINKund Horst JENS mit freundlicherGenehmigung des Autors. Anmer-kung: Die Namen fur große Zahlensind im Amerikanischen etwas an-ders als im Deutschen (ein beliebterUbersetzungsfehler). Zur Ubersicht:

Eine Million (engl.: million)

(eine 1 und 6 Nullen):

1.000.000

Eine Millarde (engl.: billion)

sind 1.000 Millionen:

1.000.000.000

Eine Billion (engl.: trillion)

sind 1.000 Milliarden:

1.000.000.000.000

(Beginn der Ubersetzung)

Zu Beginn mochte ich klarstellen,dass ich das nicht empfehle. Ich er-klare diese Strategie nur um zu in-formieren, damit du verstehst in wel-cher Umgebung du arbeitest, und da-mit du fur dich personlich gute Ent-scheidungen treffen kannst, daruber,wie du dein Geld verdienst und wiedu mit Geld umgehst.

Ich ermuntere Dich dazu ein Mil-lionar zu werden, wenn dich das in-teressiert. Falls du Milliardar wer-den mochtest finde ich das zwarverdachtig, aber ich mochte dichnicht vorverurteilen. Wenn du Billi-onar werden willst: das ist nur etwasfur die wirklich Bosen. Dann konnenwir leider keine Freunde sein.

Richtig großes Geld steckt nicht

im Produzieren von Gutern sondernim Schaffen von Kunden. Ein einzel-ner, lebenslang treuer Kunde der seinLeben so verbringt, wie du es willst,ist Millionen wert. Millionen solcherKunden zu schaffen, das ist der Wegzum Billionar.

Du kannst Millionen machen mitdem Verkauf eines großartigen Pro-dukts, welches die Leute brauchen;aber du machst Milliarden und Bil-lionen damit, ganze Nationen undVolker dazu zu erziehen, auf jedesWehWeh, auf jeden Wunsch, auf je-de fluchtige Begierde oder Angst mitKAUFEN zu reagieren.

Du brauchst etwas Geld um dieBillionars-Strategie in Schwung zubekommen. Das geht nicht mit in-dischen 5 Dollar/Stunde Assistenten.Aber, wie gesagt, ich mochte sowiesonicht dass du Billionar wirst, weil dasnicht so gut fur den Rest von uns ist .

Um in Schwung zu kommenbraucht es einen Kulturwandel.Kleinunternehmer kriegen das niehin, aber wenn du etwas ’altes Geld’(Vermogen) geerbt hast (irgendwerhat das immer) dann bist du in derPosition um Politiker, Zeitungen und

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Trendsetter zu beeinflussen, unddann kannst du ziemlich schnell de-finieren, was in Zukunft als ’normal’gilt.

Nach dem Ende des 2.Weltkriegsentwickelten ein paar privilegierteAmerikaner eine brilliante Formel umeine unvorstellbar große Okonomiezu erschaffen:

American retail analyst Victor Le-bow [3]:

[Unsere Wirtschaft] ver-langt dass wir ein Da-sein als Konsument fuhren,dass wir aus dem Kauf vonund dem Gebrauch vonGutern ein Ritual machen,dass wir unsere spirituelleund personliche Erfullungim Konsum suchen. Um so-zialen Status zu messen,Prestige, soziale Akzeptanz... das findet man in unse-rem Konsumverhalten [...]Wir mussen Dinge konsu-mieren, verbrennen, ver-brauchen, ersetzten, weg-schmeißen in einem im-mer schnelleren Temo. Wirmussen die Menschen es-sen, trinken, anziehen, Au-to fahren lassen mit im-mer komplizierteren - unddeshalb immer teurerem -Konsumgutern.

(Danke an Leserin Anna fur denHinweis)

Das ist High-level-Marketing, undes hat den Großteil der entwickeltenWelt um uns herum geformt.

Durch Benutzung von vor allemMassenmedien (Fernsehen) haben esHigh-Level Marketing Manner ge-schafft eine Nation zu erschaffen de-ren Menschen typischerweise:

• fast die ganze Zeit arbeiten

• sich jede Nacht zu Hause stun-denlang Werbung reinziehen

• mude sind, ungesund leben [4]und mit ihrem Leben unzufrie-den sind

• auf Langeweile, Unzufrieden-heit oder Angstlichkeit nur auf

genau eine Weise reagieren:Dinge KAUFEN

• Geld zur Verfugung haben aberkeine erfullendere Arbeit fin-den aus Angst davor die Sozi-alversicherung zu verlieren

• Gesundheitsprobleme fur sichselber erzeugen, welche mit Ta-bletten behandelt werden.

• weitaus mehr Dinge besitzen[5] als sie benutzten, und trotz-dem glauben dass sie hat nichtgenug (Dinge) haben

• sehr leicht abgelenkt sind vonihrer ungesunden Lebenssitua-tion und -Kultur durch standigeNachrichten (breaking news)sowie TV-Tratsch uber Promi-nente

• standig selbst uberzeugt sinddass genau jetzt nicht der rich-tige Zeitpunkt ist um den Le-bensstil zu andern

• gerne Sachen kaufen die einJahr spater kaputt gehen undvon dem niemand weiß wieman sie repariert

• gelernt haben durch die Me-dienkultur der Schuldzuwei-sung, dass der Schlussel zurprivaten und offentlichen Pro-blemlosung darin liegt heraus-zufinden welche Leute manhassen muss

Im Rest der entwickelten Welt istes nicht viel anders. Billionare und ih-re Angestellten arbeiten rund um dieUhr daran diese Gewohnheiten perTV in die Wohnzimmer der Mensch-heit zu pumpen. Große Wirtschafts-macht, große Bevolkerung, globalerEinfluss.

Gesunde Menschen - Men-schen die wissen wie man mitEnttauschungen umgeht, Menschendie nicht an ’Wunderlosungen’ (Ma-gic Bullets) glauben, Menschen wel-che nicht ungehemmt TV schauen,Menschen welche Erfullung findendurch die Dinge im Leben die keinGeld kosten - solche Menschen sindschlechte (poor) Konsumenten. Die

High-Level-Marketing Manner habeneine Kultur produziert die genau dasGegenteil propagiert.

Heutzutage wirst du gedrangt,aus allen Richtungen, ungesund undunerfullt zu werden oder zu blei-ben, denn dann willst du mehr KAU-FEN. Ich mochte dir nicht Angst ma-chen, aber dies ist der primare Zweckdes matt schimmernden Kastens indeinem Wohnzimmer - dich auffzu-fordern zu schlechter ( gerade nochnicht Konsum hemmender) Gesund-heit, genereller Wehleidigkeit und ei-nem unbewussten Reflex: Geld aus-zugeben.

Dieser Text ist nicht ein Aufruf da-zu den nachsten Wal-Mart nieder zubrennen. Der Anti-Kaptialismus, dasist doch etwas fur kleine Kinder.

Ich rate dir auch nicht dazuden Fernseher aus dem Fenster zuschmeissen. Obwohl das ein Akt miteinem hohen Return of Investementware, falls dich der Gedanke interes-siert.

Ich rate nicht mal dazu einen Hassauf ’den Mann’ (der diese Strategieerfunden hat) zu schuren. Es ware ei-ne Untertreibung zu sagen dass wareso wie den falschen Baum anbellen.Da draußen ist nichts - keine Ideo-logie, Methodologie, Verhalten, Per-son oder Idee - welche es wert warezu hassen. ’Der Mann’ macht was ermacht weil er es nicht besser weiß -er ist selbst abhangig und weiß we-nig vom Leben.

Deine Lebensfahigkeiten (Skills)konnen besser sein, so dass siedich davor schutzen zerstorerischenund selbst-beschadigenden Drangennachzugeben. Solchen Drangen wie -unter anderem- z.B. dem Drang eineKultur zu schaffen der schlechten Ge-sundheit, eine Kultur der Angst, eineKultur der Sucht nur damit du exklu-sive Sensationen erlebst wie das Tra-gen von 10.000 Dollar Unterwasche.Oder an der Borse mit Firmen zockenso als waren sie Spielkarten.

Ein wirklich armer Mann ist der-jendige der es nicht zusammenbringtein komfortables Leben zu fuhren oh-ne dafur Millionen Menschen zu ver-armen um leichter an deren Geld zukommen. Er kann da nicht raus - er

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ist geldsuchtig.Also hasse nicht ’den Mann’,

das macht dich nur schwach undlenkt dich ab davon was du errei-chen kannst wenn du nicht seinenRatschlagen folgst. Hass hat einenwirklich lausigen Return Of Invest-ment, zumindest was die Lebensqua-litat betrifft. Wenn du uberkochst vorWut und Dampf ablassen musst, be-treibe Sport. Richte deinen Zorn wegvon anderen Menschen und Tieren.Wenn du genug Dampf abgelassenhast, richte deine Energie auf die Ver-besserung deiner Lebensgewohnhei-ten und -Fahigkeiten.

Ich rede gar nicht uber spezielleFahigkeiten wie z.B. Reifen wechseln,Hemden bugeln oder Waschraumeoffnen ohne die Turklinke zuberuhren, obwohl sowas nutzlich ist.

Ich rede uber die Fundamente:Ein selbstbestimmter Mensch zu sein.

Kreativitat. Neugier. Widerstandgegen Ablenkung. Geduld mit Mit-menschen.

Und um das alles zu ermoglichen:Selbstsicherheit - unbeugsamer Wil-len die Verantwortung fur das eigeneLeben zu ubernehmen. Egal wer allerdaran mitgewirkt hat dass dein Lebenso ist wie es ist.

Kultiviere diese Fahigkeiten in dirselbst und in Anderen. Wenn die-se Lebenseinstellung normal wirddann werden die Lifestyle-Tipps vonPlakatwerbung, Sonderangebotenund CNN -die bewahrte Billionars-Strategie- nicht mehr wirken. Beiniemandem mehr.

Sogar von einem ohnmachtigemStartpunkt aus - ein mieses Zimmerin einer vergessenen Ecke der Gesell-schaft welches geradezu erschaffenwurde dazu dich krank und impotentzu machen - Diese Lebensfahigkeitenwerden mehr fur dich tun als je-de ’Anti’-Haltung die du dir vorstel-

len kannst. Das System zu hassenist Amerikas Lieblingsbeschaftigungin der Vergangenheit gewesen. Esfuhlt sich gut an, einmal begonnenist es schwer damit aufzuhoren, undes fuhrt dich exakt nirgendwo hin. Soetwa wie Doritos essen.

Es geht nicht um wir gegen die,es geht um wir fur uns. (englischesWortspiel: us for U.S.)

Obwohl ’der Mann’ in vielerleiHinsicht unreif ist, so hat er doch ei-nes: sehr viel Geld. Seine Macht wirstdu uberall spuren.

Er hat deinen Lifestyle designt[6], beginnend mit den Jahren wodu einer Arbeit nachgehst die nichtsmit deinen Leidenschaften zu tunhat; von der Autowerbung die du an-starrst wahrend du in einer Restau-ranttoilette bist, uber deinen DVD-Player der genau 30 Tage langer lebtals die Gewahrleistungspflicht vor-schreibt, bis zum ausgetretenen Pfadzwischen deiner Mikrowelle und dei-ner Fernseh-Couch.

Die Billionars-Strategien die duerlebst sind so schrecklich weil sieschon als so normal aufgefasst wer-den. Du wirst merken wie sie sichin dein Leben hineinwinden. Nichtnur explizit - durch Zeitschriften undWerbung - sondern auch implizit, inder Art wie deine Mitmenschen, dei-ne Lieben, von dir erwarten zu leben.

Du wirst ungewohnlich werdenmussen. Ich hoffe du traust dich.

(Ende der Ubersetzung)

Fachbegriffe:

Wal-Mart Ein amerikanische Super-marktkette, gehort den erzkonserva-tiven Koch-Brudern (u.a. Sponsorender Tea-Party)

Doritos amerikanische Kartoffel-chips (Markenbezeichnung).

Return of Investment abgekurztROI: Grob gesagt der Gewinn divi-diert durch das eingesetzte Kapital:Wie schnell man eine Investition wie-der ’hineinverdient’ hat.

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Quellen:[1] David Cainbzw: raptitude.com/contact[2] goo.gl/g7bSCF[3] en.wikipedia.org/wiki/Victor Lebow[4] http://goo.gl/Q2F9cM[5] http://goo.gl/S5xbPH[6] http://goo.gl/AL1Rcy

Beruf: Spiele-Tester

von CHRISTIAN HAUMER UND HORST

JENS

Horst JENS [1] interviewte Dipl.Ing. Christian Haumer [2], der inWien als Tester fur Computerspielearbeitet. Christian spricht uber sei-nen Werdegang, seinen Beruf und

die dafur notwendigen Qualifika-tionen. Außerdem gibt er Tippsfur Bewerbungsschreiben und re-det uber den Frauenmangel in derBranche

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Christian Haumer [2]

Interview

H: Servus Christian.C: Gruß Dich!H: Du hast einen super Job in Wien,du wirst bezahlt furs Computerspie-len. Wie hast Du das geschafft?C: Ich hab einfach angefangenmich zu informieren. Ich hab ein-mal geschaut was es in Osterreichuberhaupt fur Firmen gibt. MancheFirmen habe ich schon vom Namenher gekannt, wie z.B. Sproing [3],die anderen habe ich gegoogelt. Unddann habe ich mich einfach blind be-worben.H: Aus der Diktion deiner Vokaleschließe ich dass bist nicht aus Wienbist?C: Nein, ich bin aus Niederosterreich.H: Wie alt warst du, als du dich da-mals zu bewerben begonnen hattest?C: Ich war schon ein wenig alter,knapp uber 30, hatte gerade meinMedientechnik Studium an der FH St.Polten beendet und war auf der Su-che nach einem Job.H: In welchem Bereich arbeitet manda dann ublicherweise?C: Es war eine sehr breite Ausbil-dung: Audiotechnik, Videotechnik,Computeranimation, Fotografie undvieles mehr. Arbeiten kann man dannpraktisch bei jeder Firma, die mit so-was zu tun hat.H: Wurden dort auch Spiele-relevante Themen unterrichtet?C: Computer Spiele haben mich im-mer schon interessiert, waren in derAusbildung aber leider nicht dabei.H: Wie hast Du deinen derzeitigenJob bekommen?C: Ich hatte halt leider keine direk-te Games-Ausbildung. Ich kein Ar-

tist, kein Programmierer, kein Pro-jektmanager, kein Level-Designeroder dergleichen. Ich sah aber dannim Making Games Magazin einePraktikums-Ausschreibung von Spro-ing fur einen Q.A. Job und hab micheinfach mal beworben. Nach einigerZeit kam dann eine E-mail, ob ichnoch verfugbar ware und ob ich malfur ein Bewerbungsgesprach vorbei-kommen konnte. Das Gesprach warerfolgreich und so bin ich dann dortin der Qualitatssicherung gelandet.Was ich daraus gelernt habe: Bewer-bungen sind extrem wichtig! Auchwenn man nicht gleich eine Antwortoder erst einmal eine Absage erhalt:Die Firmen behalten einem im Auge.Wenn spater dann doch ein Job freiwird, wird man eventuell kontaktiert.Wenn die Bewerbung gut und aussa-gekraftig war, versteht sich.H: War es ein unbezahltes Prakti-kum?C: Nein, es war bezahlt, sogar nichteinmal schlecht. Man hort ja immerGeschichten, dass man als Praktikantnichts gezahlt kriegt. Zumindest mei-ner Erfahrung nach werden Praktikain unserer Branche aber ganz gut be-zahlt.H: Hat es eine Rolle gespielt dass Duschon dein Studium absolviert hat-test?C: Nur indirekt. Q.A. ist ein typischerQuereinsteiger-Job, fur den man ei-gentlich keine spezielle Ausbildungbraucht. Es ist aber nicht so leichtwie viele Leute glauben: Man ist mit-ten drin im Projekt, man begleitet dasganze Projekt, uberpruft den Standdes Spiels, pflegt die Bug-Datenbank,weist die Bugs (Programmierfehler)den Programmierern zu und vielesmehr.H: Das machst auch Du?C: Ja, wenn der Programmierer denBug gefixt (ausgebessert) hat, be-komme ich automatisch eine Mel-dung. Dann muss ich auf die neueVersion des Spiels warten, wo der Fixschon drin ist, und dann kann ich tes-ten, ob der Bug wirklich gefixt ist. Esist eine recht kleinteilige Arbeit: Bugsreporten, schauen ob der Bug schonin der Datenbank drin ist, schauen obvielleicht schon von jemand anderem

gefixt wurde, doppelt vorhandeneEintrage schließen und so weiter.H: Das Nachtesten ist notwendig?C: Ja, das ist notwendig. Der Grundwarum es Q.A. als Job gibt ist dass(Computer) Spieleprojekte extremgroß und kompliziert sind, und vie-le Leute daran beteiligt sind. Wennder Programmierer eine Kleinig-keit andert, und danach alles tes-ten wurde, was an der Anderungdes Programmcodes noch dranhangt,dann kann das gleich ein paar Stun-den dauern. Naturlich wurde dasmoglich sein, aber effizienter ist es,wenn das Testen jemand er anderesmacht: Die QA. Ideal ist sowieso eineMischung aus beidem: Der Program-mierer ’checkt seine Anderungen ein’,schaut sich dann die unmittelbarenAuswirkungen an (z.B. startet dasSpiel noch?), und wir, die Q.A., testendann im großem Rahmen alles ab,wahrend der Programmierer schonan den nachsten Sachen arbeitet.

Man arbeitet aber nicht nur mitdem Programmierer zusammen son-dern auch mit allen anderen Pro-jektmitgliedern, den Designern, denGrafikern, den Projektmanagern, denMusikern und so weiter. Fehlerkonnen leider ja quasi uberall passie-ren.H: Wie sehr kommt es auf die ’Soci-al Skills’ an? Ich nehme an du musstjemandem auch diplomatisch sagenkonnen das etwas nicht so toll ist?C: Das ist wahrscheinlich der Punktwo sich die Q.A. Spreu vom Wei-zen trennt. Wir sind diejenigen, diedem Entwickler sagen mussen Duhast einen Fehler gemacht. Das musshalt in einer Weise passieren, so dasser nicht beleidigt ist und dann nach-her immer noch mit mir redet.

Social Skills sind speziell in einerkleinen Firma extrem wichtig. BeiSproing haben wir Teams von 5 bis20 Leuten, da hat man mit jedemMitglied direkten Kontakt. Bei richtiggroßen Spielen anderer Firmen, wiez.B. Call of Duty oder Gran Turismosind wahrscheinlich hunderte Men-schen involviert. Dort gibt es dut-zende Tester die dann ganz strengProzessen und Workflows folgenmussen, und kaum direkten Kontakt

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mit den Programmierern haben. Beieinem Autorennspiel kann es gleichmal sein, dass man dann zwei Jahrelang nur das Menu testet, wo mandas Auto customizen kann. Da siehtman praktisch nichts vom fertigenSpiel. Ehrlich gesagt, das ware nichtsfur mich. Ich personlich arbeite sehrgerne in einem eher kleinen Team,da sind die Aufgaben viel abwechs-lungsreicher und interessanter.H: Wie ist das wenn man 8 Stundenam Tag Spiele testet? Gehst du dannnach Hause und spielst noch Com-puter, oder fuhlt sich das dann nachArbeit an?C: (Lacht) Ich probier’s! Fruher habeich mehr gespielt, aber jetzt werdeich selektiver. Ich mochte unkompli-zierte Spiele zum Entspannen, zumBeispiel Nintendo Spiele. Fruher ha-be ich auch epische Rollenspiele mitdicken Handbuchern gespielt, in dieman sich lange einarbeiten muss. Dasmache ich jetzt nicht mehr. Wenn sichein Spiel zu sehr nach Arbeit anfuhlt,dann mache ich einen Bogen darumherum.H: Was ware ruckwirkend ein guterSchwerpunkt in der Schule gewesenfur einen Beruf als Spieletester?C: Hmm. Alles, was mit Social Skills,Projekt-Management und Selbst-Management zu tun hat. Ganz wich-tig ist auf jeden Fall eine gewisseAusdauer und Frust-Resistenz. Eskann z.B. sein dass man zum zehn-ten Mal uber einen speziellen Bugdruber stolpert, der immer wiederauftaucht und schon bereits schonmehrmals gefixt wurde. Man sagtdann dem Programmierer: ’Es tut mirLeid, aber das Problem tritt immernoch auf’. Der Programmierer fixtden Bug dann erneut und man tes-tet wieder. Der Bug scheint weg zusein, alles ist super. Stunden spater,man testet gerade an einer ganz an-deren Ecke des Spiels, taucht der Bugdann plotzlich wieder auf. Der Pro-grammierer ist verargert und meint’Das kann nicht sein, das kann nichtsein! Ich habe das schon gefixt!’ Dannmuss man ihm eben ganz genau zei-gen, wie man es geschafft hat, dassder Bug wieder auftritt, und er ihnnoch einmal fixen kann. Es ist meis-

tens so, dass aus Grunden, die manvorher nie erahnen wurde, ein Bugfixewig braucht.H: Schreibst Du den Bug einfach indie Datenbank oder versucht Du auchihn zu reproduzieren? Inwieweit bistdu da involviert?C: Naturlich muss ich den Bug immerreproduzieren, bevor ich ihn repor-ten kann. Aber damit komme ichzum nachsten Punkt: Man brauchtganz gute schriftliche und kommuni-kative Skills. Und Englisch ist extremwichtig!H: Obwohl Eure Firma in Osterreichist lauft die Bug-Datenbank auf Eng-lisch?C: Genau. Bei uns ist die Firmen-sprache Englisch, weil einfach vieleEnglisch-Sprechende bei uns sind.Wir haben Leute aus Neuseeland, wirhaben Leute aus Island, aus Portugal,wir haben Amerikaner, Englanderetc. Du musst Dich in der Brancheunbedingt auf Englisch verstandigenkonnen, es muss zum Gluck jedochnicht perfekt sein. Wir haben aberleider schon einmal einen Bewer-ber abweisen mussen, weil sich beimBewerbungsgesprach herausgestellthat, dass sein Englisch nicht gut ge-nug war. Obwohl er ansonsten einenrichtig positiven Eindruck gemachthat. Das war auch fur uns bitter.H: Ist (englische) Schrift oder eherSprache wichtig?C: Beides. Ich kann zum Beispielauch nicht perfekt Englisch, aber ichkann mich ausreichend verstandigen.Wichtig ist dass die Leute verstehenwas ich schreibe und sage. In kurzenWorten eine genaue Anleitung verfas-sen, wie man den Bug reproduzierenkann, ist essentiell. Wenn der Pro-grammierer erst einen langen Textlesen muss um zu verstehen worumes uberhaupt geht, kostet das zu vielZeit. Der Entwickler, der den Bugre-port zugewiesen bekommt, soll sofortverstehen wo das Problem liegt.H: Du bist schon langer in der Fir-ma, verstehst Du dich noch immermit allen Entwicklern gut? Oder bistdu verschrien als der Mann, der dieschlechten Nachrichten bringt? Ge-hen die Leute nicht mehr mit dir Biertrinken?

C: (Lacht) Nein, ich verstehe michmit allen gut. Jeder, der professionellin der Branche arbeitet, weiß dassFehler passieren. Es ist eigentlichnur die Ausnahme dass sich jemandpersonlich angegriffen fuhlt.H: Was sagst du, wie hoch ist derFrauenanteil in deiner Firma / derBranche ?C: Bei Sproing arbeiten fast 90 Leuteund ich glaube knapp 15 davon sindFrauen. Das ist fur die Branche schonsehr gut, aber insgesamt halt leiderdoch noch viel zu wenig.H: Du sprichst jetzt als Mitarbeiterund nicht als Firmenleitung, aberhattet ihr gerne mehr Frauen / Be-werberinnen ?C: Ja, auf jeden Fall! Sproing hat zumBeispiel sogar eine Geschaftsfuhrerin.In der Entwicklung arbeiten eine Pro-grammiererin, ich glaube zwei Grafi-kerinnen, drei Projekt Managerinnen,eine QA Testerin und der Rest der Da-men ist dann (eher klassisch) in derVerwaltung tatig. Wir wurden mehrFrauen sicher begrußen. Und soweitich weiß gibt es bei Sproing, und auchin der Branche bei uns in Osterreichkeine Vorurteile gegenuber Frauen.Es gibt halt einfach uberhaupt keinenGrund, warum ein Madchen nichtProgrammieren studieren, und da-nach als Programmiererin arbeitensollte.H: Hast Du was gehort uber schlech-tes Betriebsklima, Waa, lauter Nerds..C: Nein, im Gegenteil! Das sind dochalles eher Klischees.H: Du selbst hast nie programmierengelernt?C: Die Grundlagen hab ich einmal ge-lernt, aber es ist nie uber Hello Worldhinausgekommen.H: Hast Du das Gefuhl, die Entwick-ler freuen sich wenn Du als Spie-letester etwas vom Programmierenverstehst, oder ist ihnen das eherlastig ?C: Sagen wir so: Wenn man sieben-gescheit sein will und ihnen erklarenwill, wie sie zu arbeiten haben undwas da abgeht, dann werden sie daseher nicht so cool finden. Aber eshilft naturlich, wenn du die Grund-lagen vom Programmieren verstehst.Du weißt dann eher warum welche

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Sachen passieren, obwohl du es ganzgenau nie verstehen wirst. Du solltestauf jeden Fall einen Hang zu Compu-ter und Technik haben, schließlichhast Du den ganzen Tag mit sehrtechnischen Dingen zu tun. Es hilfauch sehr, wenn man kleine Compu-terprobleme selber losen kann undnicht immer gleich zur IT rennenmuss.H: Mochtest Du den Lesern abschlie-ßend noch etwas mit auf den Weggeben?C: Wenn man vorhat, in der rechtkleinen osterreichischen Spielebran-che einen Job zu finden, dann mussman auf jeden Fall sehr geduldig undausdauernd sein. Nie das Ziel ausden Augen verlieren, immer weiteran sich selbst arbeiten und sich nichtdavon entmutigen lassen, wenn mannicht gleich was findet. Es kann oftviele Jahre dauern bis man sein Zielerreicht.H: Dein privater Blog?C: Mein privater Blog istwww.humepage.at [2] und als Game-Dev Blog habe ich nochprojectdev.humepage.at [6].H: Danke fur das Interview !

C: Sehr gerne!

Fachbegriffe:

Q.A: steht fur Quality Assurance,Qualitatssicherung.

Bug: englisch fur Wanze, Kafer:steht fur einen Programmierfehler,da einer der ersten dokumentiertenComputerfehler durch ein totes In-sekt in einem Rechner ausgelost wur-de. Den (langwierigen) Vorgang derFehlerbeseitigung nennt man debug-gen.

GameDev: Abkurzung fur Ga-me Developer, Spiele-Entwickler bzw.Programmierer.

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Podcast

Das Interview wur-de am 13. Dezem-ber 2013 im Muse-umsquartier Wien imRahmen einer Sub-otron [5] Veranstal-tung aufgezeichnetund ist im Origi-

nalton im Biertaucherpodcast 135:goo.gl/HJNlEc zu horen.

Lizenz, Quellen:

Dieses Material stehtunter der Creative-Commons-Lizenz Na-mensnennung - Wei-

tergabe unter gleichen Bedingungen4.0 International. Um eine Kopiedieser Lizenz zu sehen, besuchenSie http://creativecommons.org/

licenses/by-sa/4.0/deed.de.Quellen:

[1] spielend-programmieren.at[2] www.humepage.at[3] sproing.at[4] projectdev.humepage.at[5] subotron.com

Molecular Matters

von STEFAN REINALTER UND

CHRISTIAN HAUMER

Christian Haumer war fur sei-nen Blog project:DEV [1] beimosterreichischen Game-Dev Vetera-nen Stefan Reinalter zu Besuch:dabei wurde uber Stefans Werde-gang und die Grundung seiner Fir-ma Molecular Matters [2] geplau-dert.

Molecular Matters Firmenlogo. Bildrechte:Molecular Matters

Dieses Interview erschien am 22.

Mai 2013 im GameDev Blog von Chris-tian Haumer [3]

Interview:

C:Hallo! Kannst Du dich und Mole-cular Matters bitte kurz vorstellen?S:Mein Name ist Stefan Reinalter undich bin jetzt schon seit etwa zehn Jah-ren in der Industrie tatig. Vor zweiJahren habe ich mich selbststandiggemacht und dann das Unterneh-men Molecular Matters gegrundet,mit dem ich Middleware fur dieComputerspiel-Industrie herstellenund verkaufen mochte. Daneben leh-re ich an der FH Technikum Wien dieGegenstande Objektorientierte Pro-grammierung in C++, Game Develop-ment, Game Engine Design und fortge-schrittene Konsolen-Programmierung.C:Was ist deine Vorgeschichte, was

hast Du bisher gemacht?S:Ich habe vor etwa zehn Jahrenbei Rabcat als Programmierer an-gefangen, als sie noch ein internesProgrammierer-Team hatten und aneinem eigenen Projekt gearbeitet ha-ben. Nachdem dieses Projekt leidernicht fertiggestellt werden konnte,bin ich ein paar Monate spater zuSproing gewechselt, wo ich dann ubersechs Jahre lang gearbeitet habe. Ja,und vor kurzem habe ich mich da-zu entschlossen, mich selbststandigzu machen um mich voll und ganzdem widmen zu konnen, von demich glaube, dass ich es gut kann –also die Entwicklung einer neuen, ei-genen Engine von Grund auf.C:Wann war das genau?S:Molecular Matters gibt es jetzt seitSeptember 2012.C:Wie hat eigentlich alles begonnen,

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wie entstand die Idee, ein eigenesUnternehmen und eine eigene GameEngine zu entwickeln?S: Das Entwickeln von Technologiewar schon immer das, was mir ammeisten Spaß gemacht hat. Ich woll-te mich schon immer voll und ganzauf das Entwickeln einer Technolo-gie konzentrieren, ohne nebenbei anein Projekt oder an eine tatsachlicheEntwicklung gebunden zu sein, diein 9-12 Monaten fertig gestellt seinmuss. Mich hat einfach interessiert,was man technisch auf die Beine stel-len kann, wenn man die Zeit dafurhat, und an keine externen Deadli-nes gebunden ist. Daraus ist uber dieZeit diese Idee entstanden, die michletztendlich zur Grundung meines ei-genen Unternehmens bewegt hat.C: Wie lang dauerte es ungefahrvom Aufkommen der Idee biszum tatsachlichen Schritt derSelbststandigkeit?S: Eigentlich gar nicht so lange. Ichhabe eh schon immer daheim vielherumgebastelt und Ideen auspro-biert. Aber so drei bis vier Monatevor der tatsachlichen Grundung warmir diesmal klar, dass ich den Schrittwagen und endlich meine eigene En-gine realisieren werde.C: Wie verlief der Schritt zum Unter-nehmen?S: Ehrlich gesagt, am Anfang wussteich uberhaupt nicht, was mich er-wartet. Ich habe versucht mich sogut es geht auf diversen Webseitendaruber zu informieren, und habedann uber Freunde und Bekannte er-fahren, dass es beim AMS das Unter-nehmensgrundungsprogramm (UGP)[4] gibt.

Nachdem ich auch arbeitslos ge-meldet war, habe ich mich relativbald fur das UGP beworben und binauch aufgenommen worden. Dannbekam ich von einer Consulting Fir-ma einen Betreuer zugeteilt, der mirdurch die ganze Burokratie gehol-fen hat. Er sagte mir, welche Schrit-te ich in welcher Reihenfolge erledi-gen soll, wies mich auf die Jungun-ternehmerforderung [5] hin und halfmir bei so gut wie allen Fragen zurUnternehmensgrundung weiter. Dasganze hat etwa zwei bis drei Mo-

nate in Anspruch genommen, weilman auch seine Geschaftsidee ausge-arbeitet haben und einen Business-plan und einen Finanzplan vorlegenmuss. Die tatsachliche Grundung istdann im September 2012 erfolgt.C: Wann wurde der Name fur dasUnternehmen und die Engine gefun-den – und wie aufwandig war die Na-menssuche?S: Das muss irgendwann im Som-mer 2012 gewesen sein, kurz vor derGrundung. Mir war schnell klar wasder USP (unique selling point) derEngine sein wird, namlich dass maneinzelne Bauteile kaufen kann, oh-ne gleich die ganze Engine erwer-ben zu mussen. Dieser Aspekt desmodularen Aufbaus hat dann rechtschnell zur Analogie der Atome undMolekule gefuhrt, und der Name Mo-lecule Engine war bald klar. Den Na-men fur das Unternehmen zu fin-den hat dann schon langer gedau-ert. Gemeinsam mit meiner Lebens-gefahrtin wurde sehr lange gebrain-stormt, was mehrere A4 Seiten mitIdeen und Namens- Kandidaten pro-duziert hat. Wir haben darauf geach-tet, dass sich der Name gut in ein Lo-go umsetzen lasst, und dass er Be-zug zum Namen der Engine hat. Unddaraus ist dann letztendlich Molecu-lar Matters entstanden.C: Bietest Du mit Molecular Mattersneben der Engine auch noch andereProdukte oder Services an?S: Das Hauptaugenmerk liegt auf derEngine, fruher oder spater soll dasUnternehmen naturlich wachsen. In-tern entwickle ich mit einigen Part-nern auch ein kleines Spiel, damitdie Engine auch gleich einen ei-genen Showcase (Vorfuhrspiel) be-kommt der zeigt, was man mit ihralles machen kann. Ich biete aberauch Consulting und Contract Workan, was ich auch noch langer bei-behalten will. Im letzten Jahr habeich zum Beispiel bei Mi’pu’mi Gamesan der Xbox 360- und Playstation3-Portierung der Hitman HD-Trilogymitgearbeitet.

Meine Starken liegen da vorallem in den Bereichen Debug-ging und Bug-Fixing, Low-Level-Programmierung, sowie Optimierun-

gen jeglicher Art. Bei Hitman habeich mich vor allem um schwierigeCrash-Bugs und Konsolen-spezifischeOptimierungen gekummert. An ei-nem anderen Projekt, zu dem ichim Moment leider noch nichts sagendarf, war ich in den letzten Monatenauch beteiligt. Dabei wurde ich gerneetwas daruber erzahlen, weil ich aufdas Ergebnis wirklich sehr stolz bin.Aber das muss halt leider noch war-ten.C: Kommen wir zur Molecule Engine.Was kannst Du uns genaueres dazuerzahlen?S: Die Entwicklung der Engine istschon sehr weit fortgeschritten, aberdauert leider noch etwas an. ImMoment gibt es zwei fertige Mo-dule, die man sich von der Web-site runterladen kann. Das eine istdas Basis-Modul, das alles abdeckt,was man sich an Basisfunktiona-litaten einer Engine erwartet, alsoFilesystem, Debugging, Memory Ma-nagement, Task-Scheduler, Profiling,Threading Utilities, Konfigurationsfi-les und so weiter. Das zweite Mo-dul ist dazu da, um mit diversenInput-Devices zu kommunizieren. Essupportet Joysticks, Keyboard, Maus,Konsolen-Controller, etc. Diese bei-den Module kann man sich wie ge-sagt jederzeit kostenlos von meinerWebsite herunterladen und nach Her-zenslust ausprobieren und evaluie-ren.

Richtig ins Detail mochte ich je-doch erst in ein paar Monaten gehen,dann wenn der große Grafikteil fertigist. Weil heutige Spiele einfach ex-trem grafiklastig sind, ist dieser Teileindeutig der aufwandigste Part derEngine. Aber wenn er fertig ist wirdes dann auch endlich ausfuhrlichesMaterial zum Herzeigen geben. Unddann kann ich hoffentlich auch schonmeinen Anteil an dem besagten, abernoch geheimen Projekt prasentieren.C: Wann wird das voraussichtlichsein ?S: Mein Plan ist es, das Grafik-Modulim Oktober/November fertig gestelltzu haben. Dann mochte ich schonverschiedene Tech-Demos und viel-leicht einen ersten Showcase vorzei-gen konnen und endlich mit dem

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eigentlichen Marketing fur die Mole-cule Engine durchstarten.C: Das klingt ja nach einem perfektenZeitpunkt fur ein weiteres Interview,das sich dann voll und ganz auf dieEngine konzentriert, oder?S: Auf jeden Fall, es wurde mich sehrfreuen!C: Wunderbar, dann beenden wirdieses Interview an dieser Stelle undsehen uns spater wieder!S: Abgemacht!C: Gibt es von deiner Seite noch et-was zu erwahnen?S: Ja! Zur Entwicklung der MoleculeEngine gibt es seit zwei Jahren denBlog Molecular Musings [6], der tie-fe und detaillierte Einblicke in denProzess und die Engine selbst gibt.Besonders stolz bin ich darauf, dassder Blog inzwischen von richtigenGroßen der Entwickler-Szene gele-sen wird. Er wird von Leuten vonBlizzard, Crytek, Valve, Ubisoft undvielen mehr besucht, die sich oft di-rekt in den Kommentaren zu Wort

melden. Inzwischen habe ich uberden Blog schon einige sehr inter-essante Kontakte gemacht. Das gibtdem ganzen dann naturlich einenzusatzlichen Motivations-Schub :)C:Das kann ich mir vorstellen. Hastdu noch abschließende Worte?S:Hmm. Ich glaube fur den Momentist alles Wichtige gesagt.C:Na dann vielen Dank fur das netteInterview und bis bald!S:Bitte, gern geschehen, hat michsehr gefreut!

Wer mehr uber Stefan Reinaltererfahren will, dem sei neben seinenzahlreichen Artikeln auf #AltDevBlog[7] besonders der Artikel How theaustrian guy ended up working in thegames industry [8]7 empfohlen.

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licenses/by-sa/4.0/deed.de.Quellen:

[1] projectedv.humepage.at[2] molecular-matters.com[3] projectdev.humepage.at/1419[4] www.ams.at/sfa/14081 10435[5] http://goo.gl/zGU1xy[6] molecularmusings.wordpress.com[7] goo.gl/Zrxf3O[8] http://goo.gl/Sv060y

Vom Computerspielerzum Programmierer

von STEFAN REINALTER

Stefan Reinalter, Grunder derFirma Molecular-matters [1] be-schreibt in diesem Blogposting(Originaltitel: How the austrianguy ended up working in thegames industry [2]) seine Ent-wicklung vom jungen Vidospie-ler zum erwachsenen Programmie-rer in der Game-Industrie, inklusi-ve einer kleinen Zeitreise zuruckin die 80er Jahre mit ihren ers-ten Videospielen und Homecom-putern. Ubersetzung und Republi-zierung unter Creative-CommonsLizenz von Horst JENS [3] mitfreundlicher Genehmigung des Au-tors.

Bildrechte: cc-by-sa by David Liuzzo[3],[4],public domain: [5],[6],[7],[8]

Firmenlogo von Stefan’s Firma

Beginn der UbersetzungIch dachte es ware nett hier auf

meinem Blog (#altdevblogaday [4])ein Vorstellungs-Posting zu haben;und was ware dazu besser geeig-net als meine Geschichte: von ei-

nem Bub aus Osterreich (wir sinddas Land ohne Kangurus) der in der(Computer)Spiele-Industrie gelandetist....

Fruhe Sucht

Es begann vor uber zwanzig Jah-ren, als mir mein Vater eine→ColecoVision Spielkonsole zeigte- ich war damals circa funf Jahre alt.Ich habe jetzt noch schonste Erin-nerungen daran, damit Mouse Trap,Donkey Kong und Pitfall auf unseremalten Fernsehgerat zu spielen. Weildie Spiele damals so teuer warenkauften meine Eltern nur ein- oderzweimal im Jahr neue Spiele. Wirwaren stolze Besitzer einer Samm-lung von acht (8!) Spielen. Trotzdem,wir Kinder spielten damit so oft wirnur konnten.

7Siehe auch RIS-Journal 001, austrianguy, Seite 19

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ColecoVision-Spielekonsole. Bildrechte: publicdomain

Commodore 64

Ein paar Jahre spater investiertemein Vater sein Geld in unseren ers-ten Computer - einen→Commodore64. Ah, der C64 !

Nicht nur gab es fur den C64 ei-ne riesige Auswahl an Spielen; eswar sogar moglich Spiele zu kopieren(Raubkopien waren ein großes Pro-blem). Es gab damals nicht viele of-fizielle Computerspiele-Verkaufer inOsterreich; wir organisierten uns dieSpiele durch Kopieren bei Bekannten.Es stellte sich heraus dass mein Vatereinige Leute kannte, und wir spieltenunzahlig viele verschiedene Spiele.Obwohl das jetzt mehr als zwei Jahr-zehnte her ist bekomme ich immernoch eine wohlige Gansehaut wennich an die Spiele denke und spezi-ell an die Melodien vom SID Sound-chip des C64... Jeder von uns nahmLadezeiten von uber zehn Minutenund mehr in Kauf (mit dem Datasette- Kasettenrekorder) einfach weil dieSpiele so großartig waren. Der C64war eine tolle Maschine, ich liebteihn !

Mit ihm konnte man nicht nur ei-ne ungeheure Menge Computerspielespielen, es war auch moglich Compu-terprogramme in der Programmier-sprache→BASIC zu schreiben und zustarten. Bevor ich uberhaupt wusstewas Programmieren oder gar BASICwar, zeigte mir mein Vater →LOGO(mit →Turtle-Grafik!), wahrschein-lich mein erster Kontakt mit einerProgrammiersprache. Nicht lange da-nach bekam ich heraus wie mandamit einfache Schneeflockenmusterzeichnet mittels den Turtle-Befehlenturn-left, move-forward, turn-right.Kurz danach beschaftigte ich michmit BASIC.

Obwohl ich damals noch nicht inder Lage war hohere Konzepte wie

z.B. →GOSUB zu verstehen kann ichmich daran erinnern dass es mir Spaßmachte einfache BASIC Programmezu schreiben. Immer wenn meine El-tern nicht da waren schlich ich inihr Schlafzimmer um den Computerzu benutzen. Immer ofter versuchteich einfache Konzepte nach zu bas-teln die ich in anderen Spielen ge-sehen hatte, um herauszubekommenwie man das macht. Naturlich hatteich noch keine Ahnung von→Spritesoder der C64 Architektur, aber es fas-zinierte mich den Computer dazu zubringen etwas zu tun.

Commodore 64 Heimcomputer. Bildrechte:Bill Betram [5], cc-by-sa

erste Programmier Schritte

Wenige Jahre spater gab mein Va-ter einen Haufen Geld aus fur un-seren ersten PC - einen 386er mit33 MHz. Wir spielten zeitlose Klas-siker darauf wie →Wing Comman-der, →Syndicate, →Ufo (X-Com),→Doom - und wir luden Gaste insHaus ein, um die ganze Nacht DoomDeathmatches zu zocken. Ich kannmich gut daran erinnern wie sehrich die Leute bewunderte die in derSpiele-Industrie arbeiteten. Ich wuss-te es ist mein Traum eines Tages einSpiele-Entwickler zu sein und an sol-chen Spielen zu arbeiten. Um dieseZeit herum begann mein alterer Bru-der mit →Turbo Pascal unter →MS-Dos zu programmieren. Ich versuchteso viel zu lernen wie ich konnte undnervte ihn andauernd mit Fragen.

PC Demo Szene

Und dann kam der Tag an dem ichBekanntschaft mit der PC Demo Sze-ne machte.

Dies muss der Punkt gewesen seinin meinem Leben an dem ich an-fing mich brennend fur Low-Level

Programming zu interessieren, furHardware-Details, fur Arbeiten mitden grundlegendsten Hardwarekom-ponenten um aus allen Teilen dasLetzte herauszuholen. Ich konnte ein-fach nicht glauben dass so etwas Fan-tastisches wie Second Reality oderCrystal Dream 2 auf der dem armen386 meines Vaters moglich war. Die-se Demos gehoren zu den besten De-mos welche jemals gemacht wurden,und ich werde sie nie vergessen. Ichwar entflammt. Ich wollte jedes nochso winzige Detail wissen uber Tex-ture Mapping, uber 3D Algorithmenund mode 13h programming. Aberich wusste nicht wo ich anfangensollte. Zum Gluck war mein Bruderschon in der Oberstufe und half mirdabei uber Vektoren und Matrizen zulernen sowie generell programmierenzu lernen.

Second Reality. Bildrechte: public domain

Ausbildung

Ich ging bald selbst in eine HTL undlernte langsam →C/C++ in meinerFreizeit. Uberraschenderweise lern-ten wir in der Schule fast nie pro-grammieren, nur ein wenig Pas-cal, was fur eine technische Aus-bildung eigentlich ungewohnlich ist.Zu dieser Zeit beschaftigte ich michimmer noch mit Texture-Mappingund Ahnlichem, aber ich kam nierecht voran mit meinem eigenemSpiel. Ich war immer viel zu beein-druckt von den neusten technischenMoglichkeiten und Fachartikeln dieich im Internet las. All das Fachchi-nesisch uber 3D Grafik machte es furmich noch viel mehr interessant. Ichwar richtig suchtig nach Technologieund Low-Level Details.

Nach dem HTL Abschluss wuss-te ich dass ich nicht zuruck wolltein einen technischen Beruf, denn dieshatte durch die Schulzeit seinen Reiz

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fur mich verloren. Nicht richtig wis-send was und wo ich studieren solltestolperte ich in ein Computer ScienceMaster Programm an der TU Wien.Ich ubersiedelte nach Wien und stu-dierte Computer Graphics und DigitalImage Processing.

Bildrechte: TU-Wien [6]

Erster Lohn

Zuruckblickend weiß ich das man-ches von dem was mir an der Univer-sitat gelehrt wurde nicht ganz mei-nen Erwartungen entsprach (hoflichausgedruckt) aber manches davonbahnte mir meinen Weg in dieSpiele-Industrie. Ich war im 3. Se-mester von meinem Bachelorpro-gramm und wir Studenten musstenin Gruppen ein eigenes 3D Spiel mitOpen-GL programmieren. Ich wuss-te dies war meine Chance um meineFahigkeiten zu erweitern und state-of-the-art 3D Programmierung zu ler-nen. Und naturlich war ich ganz ausdem Hauschen bei der Idee dass wirunser eigenes Spiel schreiben konn-ten und dafur noch Noten bekamen,also steckte ich sehr sehr viel Zeit hin-ein. Unser Spiel gewann den Best Ga-me of 2004 [6] Preis der TU-Wien !

Spater im Sommer dieses Jahreskontaktierte ich einen Studienkolle-gen der in einem osterreichischemEntwicklungs-Studio arbeitete (dieSzene in Osterreich ist winzig klein).Ich fragte ihn ob sein Chef Prakti-kumsplatze anbietet. Es stellte sichheraus dass mein Kollege nicht mehrfur die Firma arbeitete und nichtsuber deren Praktika wusste. Aber erbot an ein Job-Interview fur michzu arrangieren bei seinem derzeiti-gem Arbeitgeber, wenn ich interes-siert ware. Und ob ich interessiert

war! Ich ergriff die Chance, zeigtemein Portfolio her, zeigte das Spielwelches wir an der Uni gemacht hat-ten und ich begann am nachstenMontag zu arbeiten.

Nach all den Jahren war ich in derSpiele-Industrie gelandet.

fast forward

In den letzten 7 Jahren lernte ichextrem viel uber Programmieren inmeiner Zeit in der Branche. Ich ar-beitete mit sehr talentierten, leiden-schaftlichen und kreativen Leuten.Und auch wenn ich ein paar Crunch-times erlebte mit uber 100 Arbeits-stunden pro Woche, kann ich es vonganzem Herzen empfehlen in derSpiele-Industrie mit Gleichgesinntenzu arbeiten. In die Spiele-Industrie zugehen war die beste Entscheidung inmeinem Leben, es war immer meinTraum.

Ende der Ubersetzung

Fachbegriffe:

Colecovsion: Eine der erstenSpielekonsolen, produziert von 1982bis 1984. Sie zeichnete sich da-durch aus dass damals populareSpielautomaten-Klassiker wie Don-key Kong oder Zaxxon recht gutauf die Colecovision portiert wur-den, da ahnliche Hardware wie inden ’großen’ Spieleautomaten ver-baut wurde.

Commodore 64: ein sehr po-pularer Heimcomputer, mit einerunuberblickbarern Anzahl an (raub-kopierten) Spielen. Wurde produziertvon 1982 bis 1993. Zum Zeitpunktseines Erscheinens war er mit 64 Ki-lobyte (Kb) Ram sehr leistungsstarkund hatte fur damalige Verhaltnisseerstaunliche Grafik- (16 Farben!) undSound-Fahigkeiten. Mitgeliefert wur-de ein BASIC Interpreter von Micro-soft.

BASIC steht fur ’Beginner’s All-purpose Symbolic Instruction Code,eine einfach zu erlernende Program-miersprache war in auf jedem Heim-computer der 80er Jahre installiert

(allerdings in zueinander nicht kom-patiblen Dialekten).

Logo eine in den 60er Jahren vonSeymour Papert(der unter anderemTablet-Computer voraussah) entwi-ckelte Programmiersprache, gedachtum Kindern Programmieren beizu-bringen. War ihrere Zeit weit voraus.

Turtle-Grafik simuliert eineSchildkrote, an der ein Stift befestigtist und die uber ein Papier wandert.Man kann der Schildkrote Anweisun-gen geben (z.B. gehe nach vorn, drehdich nach links) wodurch Muster aufdem Papier entstehen. Turtle Gra-fik gibt es heute fur verschiedensteProgrammiersprachen.

GOSUB ’geh runter’ ein Sprung-befehl der Programmiersprache BA-SIC. Der Computer wurde damit an-gewiesen ein Unterprogramm aus-zufuhren.

Sprites: (engl. Geist) sind beweg-liche (2D)-Computergrafiken, z.B.die Spielfiguren beim Spiel ’Pac Man’.Wenn man eine Briefmarke auf einemBild herumschiebt entspricht dies derBewegung eines Sprites in einemComputerspiel.

Wing Commander Space-OperaRaumschiffspiel fur den, 1990 er-schienen.

Syndicate 1993 fur MS-Dos-PC’erschienenes taktisches Echtzeit-Computerspiel. Der Spieler steuert inIso-Grafik eine Gruppe von Agentenseines Konzerns in einem finsterenCyberpunk Szenario welche Missio-nen erledigen mussen.

Ufo (X-Com) eine Serie vonrunden-basierten, taktische Compu-terspielen (ab 1994). Der Spielersteuert eine kleine Anzahl soldatenum die Erde gegen Außerirdische zuverteidigen und muss sich auch umForschung, Basenbau und Personal-management kummern. Mehrer Fort-setzungen und Spin-offs, unter ande-rem das Opens-Source Spiel ufoai.sf.net

Doom (1993) einer der erstennetzwerkfahigen 3D Egoshooter vonID Software. Machte den Begriff ’Kil-lerspiel’ popular.

MS-Dos Kommandozeilen-Betriebssystem (ab 1982) von Mi-crosoft fur 386er Computer.

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Turbo Pascal war eine Vari-ante der Programmiersprache Pas-cal komplett mit Entwicklungsumge-bung (Compiler, Editor) und kam von1983 bis 1993 in immer neuen Ver-sionen heraus. Da deutlich schnellerund leistungsfahiger als Basic warTurbo Pascal u.a. vorzuglich geeignetum Programme fur das Betriebssys-tem MS-Dos zu schreiben und wurdeoft in Schulen als Programmierspra-che fur den EDV-Unterricht gelehrt.Mit dem Aufkommen des Betriebs-system Windows verlor Turbo Pascalan Bedeutung. Open Source Projek-te wie Free Pascal werden auch heutenoch weiterentwickelt und sind mit

Turbo-Pascal kompatibel.C,C++ Moderne Programmier-

sprachen.

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Lizenz, Quellen

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tergabe unter gleichen Bedingungen4.0 International. Um eine Kopiedieser Lizenz zu sehen, besuchenSie http://creativecommons.org/

licenses/by-sa/4.0/deed.de.Quellen:

[1] molecular-matters.com[2] goo.gl/ohJNMH[3] spielend-programmieren.at[4] altdevblogadey.com[5] goo.gl/pyDNWP[6] goo.gl/jUmhba

Beruf: CounterstrikeSpieler

von JULIAN WALTER UND HORST

JENS

Julian Walter (im Bild rechts). Bildrechte: [1]

Julian Walter [1] erzahltuber seine Zeit als professio-neller Counter-Strike-E-Sportlerund die damit verbundenen Ver-dienstmoglichkeiten

Interview:

H: Servus JulianJ: HalloH: Julian du hast mir erzahlt duwarst Counterstrike-LegionarJ: Das ist soweit korrekt. In meiner

Glanzzeit, zwischen 16 und 21 habeich sehr viel gespielt. Ich war sehraktiv und habe praktisch alle meineFreizeit in dieses Spiel gesteckt umso gut zu werden wie es moglich istund hatte viel Spaß dabei.H: Kannst du erzahlen, hattest duvorher schon irgendeinen Sport oderirgendetwas professionell betrieben?E-Sport? Oder hast du aus demNichts heraus angefangen?J: Nee, Nein, so kann man das defini-tiv nicht sagen ich habe angefangensehr fruh mit der ersten Counterstri-ke Version die damals zu kaufen war.H: Nicht mit dem Mod (zu Half-Life)sondern mit dem gekauften Spiel?J: Genau mit dem gekauften (Spiel),da war ich 11 (Jahre alt).H: Mit 11 hast du schon herum ge-ballert?J: Genau. Man merkt halt mit derZeit - durch das public (auf publicservern) spielen, dass man besser istals andere Leute und hat dann an-gefangen sich Leute zu suchen mitdenen man langere Zeit zusammen-spielt um dann auf Wettbewerbsebe-ne zu bleiben. So ist das im Prinzipentstanden.H: Du hast gemerkt dass du aufge-stiegen bist in den Rankings?J: Ja genau. Man wurde immer bes-ser und immer besser und dann kamder Ehrgeiz hinzu. So jung wie manist macht das dann auch Spaß.

H: Wie viel Zeit hast du ins Counter-striken investiert? Hast du taglicheTrainingszeiten gehabt?J: Definitiv. Zu meinen Top-Zeiten,wo ich monatlich bezahlt wurde fursSpielen,H: Das war dann spater..J: Ja, das war erst spater, da wares taglich jeden Abend, 5 x die Wo-che, (je) 4 bis 5 Stunden. Da hatman dann wirklich schon sein Leben(da)mit verbracht, kann man so sa-gen.H: Und du hast nebenher noch Berufoder Ausbildung gemacht?J: Genau. Erst Schule, dann Zivil-dienst, Ausbildung.H: Hat deine Ausbildung daruntergelitten? Hast du gemerkt du hastweniger Zeit fur Freundin...J: Ja. Definitiv. Ich hatte auch Bezie-hungen nebenher. Das war naturlichbesonders stressig, weil die Freundinhat das dann halt nicht nachvollzie-hen konnen dass ich da so viel Zeithineinstecke. Und das alles untereinen Hut zu kriegen ist sehr schwie-rig. Meistens - leider Gottes muss ichdas sagen - haben die personlichenBeziehungen darunter gelitten.H: Du hast lieber gespielt als dich ..*lacht*J: Ja, das war einfach so.H: Bist du rekrutiert worden vonClans oder hast du selber einen ge-grundet? Wie hat sich deine Profes-

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sionalisierung entwickelt?J: Ich bin durch die Amateur-Series-so hieß das damals- aufgestiegenaus eigenen Kraften mit meinen 4Freunden quasi in die Pro(fessional)-Series. Nach einer Saison, wo wir unseigentlich ganz gut gezeigt hattenwurde ich sofort rekrutiert und ...H: Nur du oder auch deine Freunde?J: Damals nur ich.H: Du wurdest aus deinem Clan her-ausgerissen sozusagen?J: Genau.H: Wie hat der Clan dann reagiert?Haben sich alle gefreut Jawoll, duwirst jetzt Profi?J: Die waren geteilter Meinung. Dieeinen sagten: O.K., Du bist ein Arsch-loch, weil Du hast den Clan verlassenH: Du lasst Dich kaufen.. [lacht]J: Genau, Du verlasst Deine Freunde...Anderseits muss man dazu sagen:Will man Erfolg haben muss manletzten Endes egoistisch sein, das hatmir nicht geschadet.H: Wie lauft das dann, du bist ja nichtoft physikalisch mit dem neuen Clanzusammen. Oder schon? Geht manda gemeinsam auf ein Trainingscamp-wie beim Rudersport?J: Kommt ganz drauf an wie machtig,wie groß der (Clan) ist, wir groß die-se Organisation ist. Wenn es einegroße Firma ist dann hat man daRaume gemietet und hat sich da re-gelmaßig getroffen.H: Das heißt ihr wart auch physika-lisch zusammen?J: Ja. Ich habe auf jeden Falle alle(vom neuen Clan) kennengelernt.H: Meinst du das bringt beim E-Sportetwas, wenn man wirklich physika-lisch im selben Raum ist? Im Gegen-satz zu nur online zusammenzuarbei-ten...J: Fur mich: Ja. Es gibt allerdingsauch Leute, die nennt man gerne dieOnliner, das sind halt die Leute diehalt lieber zu Hause spielen in ihremKammerchen.H: Die gehen nicht gerne raus...J: Genau. Aber es gibt auch Leutedie sind deutlich besser wenn man(physikalisch) zusammen sitzt. Weilauch die Stimmung ganz anders ist.H: Macht man dann nachher nochgemeinsam viel, wie beim Sport, dass

man sagt wir gehen nachher noch aufein Bier nach dem Training? Oder istdas dann eher selten?J: Nach dem Trainings Bier das kannman so nicht sagen. Naturlich hatman viel Spaß miteinander. AufEvents, wenn man auf großen Tur-nieren ist, da geht man dann auchmiteinander feiern. Ansonsten...Tja.H: Ansonsten spielt es sich so abdass ihr zusammen sitzt, ihr trainiert,spielt euer Spiel und seid nachhermude?J: Ja. So sieht es aus.H: Spielt man dann zum Ausgleichein anderes Spiel, z.B. ein Grafikad-venture, irgendwas ruhiges zum run-ter kommen? Oder hat man nebenbeinoch einen Zweit-Egoshooter?J: (Zweit-)Egoshooter ware fatal, dassollte man nicht tun, weil Counter-strike sehr speziell ist, was vor allemdas Spielgefuhl und so angeht.H: Da lernt man dann den falschenEgoshooter? Du sollst keinen Egoshoo-ter haben neben deinem?J: Sollte man besser nicht tun. ZumAusgleich ganz gerne DOTA damals -ein Warcraft3 Mod. Kennst du Hon,LoL, League of Legends?H: Ahhhhh...J: Das sind alles Ableger von Dota.H: Also ein ganz ein anderes Genrezum Ausgleich.J: Ja, aber auch nicht zu viel.H: Kannst du zum Finanziellen etwassagen, also in der Zeit wo du Profiwarst, ist das jetzt lange her?J: Das war ein Jahr her, 2011 warmeine letzte Top Season.H: Was kann man als Professionelleroder als Semi-Professioneller verdie-nen?J: Kommt drauf an. In Deutschlandist es nicht so hoch.H: Du warst damals in Deutschland?J: Klar. In Deutschland sind die Top-Gehalter so bei 1.000,- bis 1.500,-Euro (pro Monat). Es gibt aber nureine Handvoll (Spieler) maximal (dieso viel verdienen). Wenn man insAusland guckt, gerade im asiatischenBereich, da verdienen sie deutlichmehr. Bis 5.000,- , 7.000,- Euro....H: Hast du realistisch Chancen alsEuropaer nach Asien rekrutiert zuwerden wenn du so gut bist?

J: Das gibt es, ja. Aber selten.H: Ich nehme an da leidet das Sozi-alleben dann noch mehr...J: Genau, diesen Schritt hatte ichnicht gewagt.H: Du sagst in Deutschland kann ei-ne Handvoll Leute vom Counterstrikespielen leben, ca. 1.000, Euro, tollerVerdienstJ: Es ist ein guter Nebenverdienst.H: Man sollte daneben noch einenJob haben?J: Kommt auf die Zeit an. Mit 16,17 Jahren ist das lustig. Vor allemGeld mit counterstrike zu verdienenmacht Spaß, hebt nochmal den Ehr-geiz an... Spater dann, wenn mannicht nur ein Studium macht, sollteman damit aufhoren. Weil das raubtKraft und das raubt Zeit.H: Der durchschnittlicheCounterstrike-Verdiener ist Studentoder Schuler? Oder sind das dann so40-jahrige Arbeitslose?J: Nein, um Gottes Willen. Eigentlichgehort man mit 25 (Jahren) schon zuden Rentnern in diesem Sport, in derRegel sind die nicht alter als 25 unddie meisten sind Studenten.H: Die haben einfach Zeit...J: Genau.H: Kannst du sagen was verdientdie große Masse der Counterstrike-Verdiener? Als nicht die HandvollTop-Leute?J: Mittlerweile hat sich das schonfast erubrigt mit dem Bezahlen, daverdienen -sag ich mal- noch ca. 40Leute in Deutschland, und auch nichtmehr als 200,- , 300,- Euro..H: Die bessern sich ihr Taschengeldauf sozusagenJ: Ja genau. Und sie machen nur esfur den Ehrgeiz, fur den Spaß.H: Also wenn man es auf die Stundenumrechnet, die man rein steckt, ist eseigentlich blod...J: Rechnet sich auf jeden Fall nicht.H: Hast du da Einblick, wie sehr ver-erbt sich das Hobby Counterstrike?Der Generationen-Durchsatz muss jarecht hoch sein wenn die Leute nichtlange im Sport bleiben weil sie zualt werden.. Wird das immer wie-der weitergegeben an die nachsteGeneration? Vereinsleben, E-Sport...Konnte es sein das Counterstrike ein-

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mal so ein Großvater-Spiel wird unddie Jungen auf ganz etwas Anderesabfahren?J: Das Ur-Counterstrike 1.6, das wareigentlich der Beste E-Sport Titelmeiner Meinung nach, das ist diesesJahr komplett gecancelt worden, esgibt keine Turniere mehr, der Betriebwurde fast eingestellt.H: Von den E-sport-Betreibern aus?Oder weil du das Game nicht mehrkriegst?J: Naturlich kriegst du das Spielnoch. Es wird eigentlich auch nochgespielt, aber nicht mehr auf Wett-bewerbsebene, weil es zu alt ist. Dasist jetzt einfach 11 Jahre alt... Jetztgibt es den Nachfolger, Global Offen-sive, wird jetzt wieder mehr gespielt..ich denke das andere Genres denUberflieger machen, so wie Leage ofLegends und DOTA 2.H: Das sind nicht Egoshooter?J: Das sind keine Egoshooter.H: Der E-sport verlagert sich...Kannst Du sagen welcher Ego-Shooter ist der mit dem (noch) meis-ten Esport-Leben?J: Nur Counterstrike.H: Die anderen Ego-Shooter ...konnen da nie richtig dagegen an-stinken?J: Battlefield z.B. ist nie wirklich aufWettbewerbsebene gespielt worden.Damals halt naturlich Quake und Un-real Tournament, aber die sind mitt-lerweile auch quasi ausgestorben.H: Magst du irgendeine (Le-bens)Erfahrung mitgeben fur jugend-liche Horer von unserem Podcast diesich denken Ja, ich werde mein Geldmit Videospielen verdienen...?J: [lacht] Das ist ein schoner Traum,macht extrem viel Spaß, man lerntviele nette Leute kennen. Wenn mangut ist reist man auch tatsachlich vielum die Welt. Allerdings muss mandarauf Acht geben dass man nichtseine personlichen Beziehungen aufsSpiel setzt. Das passiert einfachschnell, wenn man den Uberblickverliert. Das ist schon fast wie eine

Sucht. Man muss aufpassen dabei.Und man muss Prioritaten setzten.Definitiv NICHT Counterstrike uberdie Schule stellen oder uber das Stu-dium oder die Ausbildung. Mannmuss einfach Prioritaten setzten unddann macht es Spaß, ja.H: O.K. Kannst du ein schones Erleb-nis erzahlen?J: Mein schonstes Counterstrike Er-lebnis war: In Paris wurde ich zueinem Stage-Match, ein Spiel auf derBuhne, eingeladen gegen ein sehr gu-tes Team. Wir waren die deutschenUnderdogs. Wir haben uns sehr gutvorbereitet und haben sie wirklich,wirklich geklatscht 8. Und diesesGefuhl, vor 3.000 Leuten zu stehendie applaudieren weil du gewonnenhast...das ist unvergleichlich.H: Und das Publikum ist mitgegan-gen, oder kriegst du davon eh nichtsmit weil du Kopfhorer auf hast..J: Man sieht es (das Publikum) nicht(wahrend dem Spiel), nein. Aber(nachher) super Gefuhl, unvergleich-lich.H: O.k. Seltsamstes Erlebnis?J: Leute kennen zu lernen von de-nen man noch nie Bilder gesehen hatund plotzlich etwas erschrocken seinweil...das Außere ein wenig ... unge-pflegt ist. Drucken wir es mal so aus.H: [lacht] Du hattest nichts dagegengehabt die (Leute) weiterhin nur on-line zu kennen....J: Ja.H: Danke Julian !

Fachbegriffe:

Counterstrike: Multiplayer, Team-Ego-Shooter, (Killerspiel) bei dem 2Teams aus bis zu je 16 Spielern ge-geneinander kampfen und versucheneine Aufgabe fur ihr Team zu losen.Counter-Strike enstand 1999 als Modfur das Spiel Half-Life und ist inzwi-schen ein eigenstandig verkauftesSpiel.

E-Sport: Elektronischer Sport,organisiertes Computerspielenmit Wettkampfen, MeisterschaftenVerbanden etc. Besonders popular inSudkoriea.

Download:

Dieses Interview wurde am 15. Okto-ber 2012 von Horst JENS [2] aufge-nommen und ist im Biertaucherpod-cast 074 [3] zu horen.

Podcast

Dieses Interview wur-de am 15. Okto-ber 2012 von HorstJENS [2] aufgenom-men und ist im Bier-taucherpodcast 074:goo.gl/50iZE zuhoren.

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programmieren.at

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tergabe unter gleichen Bedingungen4.0 International. Um eine Kopiedieser Lizenz zu sehen, besuchenSie http://creativecommons.org/

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[1] goo.gl/PqQ42q[2] spielend-programmieren.at

8abgewatscht, besiegt

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Die Spieleindustrie istein einziger Betrug, ar-beite dort nicht!

von GAMESINDUSTRYVET

anonymer Autor

In diesem rant auf der Diskus-sionsseite reddit.com/r/gamedevschrieb sich Nutzer ”gamesin-dustryvet “(Profil mittlerweilegeloscht) 2012 seinen Frust vonder Seele und warnt vor denschlechten Arbeitsbedingungen inder (U.S. amerikanischen) ”gamesindustry “.Originaltitel: The game industryis a scam and this is why youshouldn’t work for it [1]

Kommentiert und ubersetzt vonHorst JENS[2], Abdruck mit freund-licher Genehmigung von reddit.com

(Beginn der Ubersetzung)

Posting auf r/gamedev

Hallo Leute, ich bin seit 10 Jah-ren ein Veteran der (Compu-ter)Spieleindustrie. Ich kann es selbstnicht glauben dass ich schon so langedrin bin. Durch anstrengende Miss-erfolge, gefolgt von noch mehr Miss-erfolgen (meist das Resultat haar-straubender Management Entschei-dungen) hat sich jeder Hauch vonInteresse zerstort den ich fur dieseBranche je hatte.

Ich suche nach Arbeit außerhalbder Branche Dank der in der Com-puterspieleindustrie gemachten trau-matisierenden Erfahrungen. Ein paarBeispiele:

1) Ich arbeitete nonstop 52 Stun-den. Ich hatte fast 2 Stunden Schlafin dieser Crunch-time aber blieb dieganze Zeit uber im Buro um dasProjekt am Laufen zu halten. Weilich Angststorungen (anxiety disorder)habe nahm ich meine Medikamen-te nicht (wahrend der Crunch-time)und hatte einen totalen Zusammen-bruch (mental breakdown) am Ende.

2) Ich wurde zwei mal in eine an-dere Stadt versetzt von einer großenFirma und 3 mal gekundigt (von derselben Firma), jedes mal nicht ein-mal ein Jahr nachdem ich angefan-gen hatte. Beim letzten Mal 2 Wo-chen nachdem ich angefangen hatte.

3) Ich verlor mein Haus, musstePrivatkonkurs anmelden (had to fi-le bankruptcy) und humpelte durchsLeben nach meinem ersten Umzug.Ich verlor (die Beziehung zu) vielenFreunde und Verwandten wahrenddieser Zeit wegen Stress.

4) Vor Kurzem arbeitete ich furein kleines Entwicklungsstudio undmusste mich operieren lassen was 2Wochen Arbeitsausfall nach sich zog.Am Tag nach der Operation wurdeich gekundigt, obwohl mir vorher ge-sagt wurde es ware kein Problemwenn ich die Operation machen las-se. Ich hatte wegen der Operation niemeinen Job riskiert... aber warte, dasist die Games Industry, da ist jederJob standig gefahrdet, außer wenndu ein Programmierer (Coder) bist.

Ich wechselte die letzten 5 Jah-re mindestens einmal pro Jahr dieFirma. Ich war schon lange nichtmehr bei einem Produkt-Launch(Veroffentlichung eines Spiels) dabeiwegen der schlechten Entscheidun-gen die senior manager machten. Vie-le der Computerspiele (titles) werdengecancelt unabhangig von der Qua-litat, weil jemand oben in der Hier-achie mit irgendeiner Entscheidungnicht einverstanden ist.

Ich brachte enorme Opfer fur die-se Industrie. Ich bin fast 40 und ha-be keine Freundin (no relationship tospeak of). Ich lebe in einer fremden,uberteuerten Stadt woch ich -wiedereinmal- arbeitslos bin, und meine Le-benslauf schaut aus wie Mist (lookslike hell). Ich ging auf eine bekann-

te technische Universitat und mach-te einen begehrten Abschluss (nichtals Programmierer) aber gab das al-les auf um meinem Traum zu folgen.

Dieser Traum wurde total undvollstandig vernichtet von denhoheren Managern. Jenen die la-chen, winken und hier auf Redditdaruber posten wie großartig es istin der Games Industry zu sein. Diesind an ihre Position gelangt weilsie die rucksichtslosesten Leute imGeschaft sind und Karrieren, Fami-lien und Nachbarschaften zerstoren.Alles damit sie Stars in der GamesIndustry werden obwohl sie außer-halb der Branche niemand kennt.Ich habe Freunde und Kollegen diein dieser Branche waren und physi-kalisch krank geworden sind, emo-tionale Schaden haben, und absolutniemand kummert sich darum wieMitarbeiter in der Games Industry be-handelt werden, weil, Hey, da gibt’simmer 5 Neue hinter Dir die mehrals willig sind alles zu opfern fur denErfolg der Bosse.

Ich hab lange daruber nachge-dacht dies alles aufzuschreiben. Ichweiß das viele von Euch (Lesern)in die Games Industry rein wol-len. Aber ich warne Euch: es gibteinen Grund warum dies ein Erfolgs-abhangiges Geschaft ist (hit-drivenbusiness), und das alte Herren Netz-werk ist fest eingessesen in dieserBranche. Ich lernte dass hart arbeitenund gute Qualitat zu produzieren denBossen absolut nichts bedeutet. Diewollen dass du das tust. Es wird vor-ausgesetzt, und wenn du fertig bistmit produzieren schmeissen sie dichraus.

Dieses Geschaft ist ruchlos,halsabschneiderisch und voll mitnachaffenden Firmen (copycat com-panies) welche versuchen erfolgrei-chen Titeln die Kunden zu stehlenund dazu zu bringen den eigenen,unoriginellen Mist zu kaufen. Undhey, mit genug Werbung werden sieauch Erfolg haben.

Die ganze Industrie hat fast garnichts zu tun mit der Qualitat einesSpiel. Ja, manchmal kommen gute Ti-teln heraus und deren Entwicklungs-studios sind trotz allem erfolgreich.

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Aber selbst solche Studios (ich den-ken an das LA Noire team) leiden.

Die Games Industry Angestelltenverlassen in Scharen diese Branche...nur sagt dir das niemand. NachdemEA-Spouse unterging war EA’s (Elec-tronic Arts) Antwort jeden Mitarbei-ter unterhalb der Management Ebenenur noch stundenweise zu bezahlen,aber Vollzeitbeschaftigung verlangtemindestens 45 Stunden pro Woche.Wenn du das nicht geschafft hastbekamst du keine Vergunstigungen.Niemand erwahnte das jemals. ZumGluck arbeitete nie wirklich jemand45 Stunden pro Woche in dieserBranche. Vielleicht tun es diese Exe-cutives die man niemals personlichsieht aber die ihre Hinter mir die Sin-flut Strategie verfolgen um einen Hitzu schaffen.

Die meisten Angestellten haltenes keine 5 Jahre aus. Entweder arbei-test du an einem Titel den du nichtleiden kannst, oder du wirst gefeuertnach dem du dir deine Seele zerstorthast (busting your balls) um einen Ti-tel zu prozieren damit die Spielebran-che weiterhin an der harten Arbeitder kleinen Leute profitiert.

Mein Posting wirkt bitter, weil esbitter ist. Meine Karriere ist komplettzerstort, und als Resultat ist mein ZielNummer Eins diese Branche zu ver-lassen. Ich mochte Euch da draußenwarnen vor den Risiken wenn man inder Games Industry arbeitet.

Ja, es gibt einige wenige (SEHRWENIGE) Entwickler-Studios dadraußen die sich um ihre Angestell-ten ein wenig kummern aber selbstdie großen Namen in diesem busi-ness quetschen ihre Leute aus wieZitronen (run their people into theground). Und wenn die Leute ganzausgequetscht sind, dann werden sieausgespuckt um neuen Trotteln Platzzu machen.

Deine beste Chance, wenn duwirklich mit Computerspielen arbei-ten willst, ist es dein eigenes Produktzu machen. Denk dran, wenn es einErfolg wird dann bereite dich dar-auf vor dass oben erwahnte Spiele-firemen tun werden was sie konnenum deine Idee zu stehlen, und du bistam Ende der Dumme.

Wenn Computerspiele wirklichdas sind was du beruflich machenwillst, dann mach es nebenher, zudeinen Bedingungen. Heutzutage istes einfacher als je zuvor ein eige-nes Spiel zu publizieren. Du machstvielleicht nicht das große Geld, du ar-beitest vielleicht nicht fur ein großesStudio oder einen großen Publisher(glaub mir, das hort sich weit besseran als es ist), aber wenigstens hast dueine professionelle Karriere und wirst(hoffentlich) mit Respekt behandeltund nicht wie eine Ameise unter ei-ner Lupe.

EDIT

Ich werde nicht auf jedes einzel-ne posting einzeln antworten aber ichversuche ein paar Fragen zu beant-worten. Ich merke dass machen Leu-te speziell abgestumpft scheinen undich glaube das sind die Leute die ge-rade in den Markt eintreten, voll mitTraumen und Hoffnungen wie ich siedamals hatte. Ich glaube ich muss aufdie selbe Weise antworten wie schonfruher. Ich bin nicht in die Branchereingegangen weil ich mittelmaßigoder faul sein wollte. Ich hatte Lei-denschaft, und wer das nicht glaubtist ein Idiot.

Ich entschuldige mich dafur ab-sichtlich unklar gewesen zu sein, aberich muss irgendwie meine Gehalts-schecks verdienen.

1) Mein technischer Uniabschlusswar kein Online-Studium.. er warvon einer beglaubigten, sehr be-gehrten Universitat. Ich bekam eineakademisches Stipendium, studiertetrotz einer Behinderung und arbei-tete halbtags um mein Studium zubeenden. Niemand half mir dabei,ich musste alles alleine machen. Ichwuchs sehr arm auf und dass, denkeich, war der einzige Weg um aus die-sem Zustand rauszukommen.

2) Meine Situation mag einzig-artig fur mich sein, aber ich ken-ne viele Andere deren Erfahrung ein-zigartig fur sie waren, uns die en-deten alle mit Burnout. Sie arbeite-ten alle sehr hart fur einen Traum,wahrend es die Fuhrungskrafte ganzoben unmoglich machten dass dieser

Traum in Erfullung geht.3) Der Grund warum ich in der 52

Stunden crunch time keine Medika-mente nahm war dass ich keine Ah-nung hatte dass ich so lange in derArbeit festsitzen wurde. Der Grundwar dass ein Manager einen Out-source Entwickler anheuerte der un-glaublich Mist baute (screwed us all).Ich hatte keinen Zugriff auf Medika-mente. Und lass mich eins klarstel-len, ich habe Angststorungen... dasmacht mich NICHT schwach oder we-niger fahig als andere Leute. Ich binziemlich sicher ich arbeitete harterals die meisten Leute die ich ken-ne trotz meiner Behinderung undder Angststorungen (welche uber dieJahre schlimmer wurden durch dieSchwankungen des Computergame-Marktes).

4) Fur ca. 5 Jahre bis zur großenRezession hatte ich sogar einen mil-den Erfolg und war konstant bei eineranstandigen Firma beschaftigt. Aberdas ging zu Ende und ich schaffte esdanach fur eine sehr lange Zeit nichtdurchgehend angestellt zu sein...wases noch schwieriger macht in dieserIndustrie wieder Fuß zu fassen. Hiergilt dass du ein Versager bist wenn dunicht an erfolgreichen Titeln beteiligtwarst.

5) Ich habe einige meiner Er-fahrungen gar nicht aufgeschrieben,hauptsachlich weil sie sehr schmerz-haft fur mich waren. Aber ich ge-wann einige Freunde in dieser In-dustrie und das Schlimmste ist dasdurch die standigen Kundigungendieses Freunde uber die ganze Weltverstreut werden. Das erlaubt einbrauchbarers virtual network, aber esersetzt nicht ein Netzwerk von ech-ten Freunden die dich wirklich un-terstutzen. Wenn du so ein Freundes-netzwerk finden kannst, trotz all derKundigungen, dann empfehle ich dirdringend dass Du diese Freundschaf-ten ausbaust und pflegst.

6) Ich bin nicht hierher (Reddit)gegangen um ein allwissender Ve-teran zu sein oder so etwas. Ehr-lich, ich kam her um meine Geschich-te zu ezahlen, zu erzahlen dass ichvon vielen anderen ahnlich Schau-erhaftes horen musste, und das die

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Erfolgreichen in dieser Branche dieTechniker und die rucksichtslosestenHaie im Geschaft sind. Jede Indus-trie braucht mehr als nur Program-mierer und hohere Manager. Es gibtDesigner, Manager, Verwaltungsleuteetc. etc.... nur weil jemand kein Pro-grammierer ist macht ihn das nichtwertlos.

7) zur 45 Stunden Woche: Daspassierte kurz nachdem ich zu Elec-tronic Arts ging. Ich machte dieseErfahrung nicht selbst, sondern ei-ner meiner Mitarbeiter. Ich denke eshorte recht schnell auf sobald dieLeute merkten wie illegal es war. Ichdenke es dauerte vielleicht ein paarMonate, aber der Punkt ist dass kei-ne dieser Firmen es notwendig fin-den die Arbeitszeitregelen einzuhal-ten (none of those companies botherto follow). Ich selbst arbeitete nie-mals weniger als 45 Stunden pro Wo-che und ich arbeite sehr sehr hart.

Wie auch immer, lest aus mei-nem Posting heraus was ihr wollt.Manche Leute haben Gluck in diesemhit-driven business, sehr sehr vielehaben kein Gluck. Ich wunschte ichhatte solch tolle Erfahrungen gehabtwie sie hier auf Reddit gepostet wer-den aber das ist mir nie passiert.

(Ende der Ubersetzung)

Das Posting loste eine Reihevon Antworten aus, die man aufReddit.com [1] direkt unter demOriginal-Posting nachlesen und be-werten kann. Neben Ablehnung gabes auch Zustimmung.

Anmerkungen von HorstJENS:

Horst JENS. Bildrechte: [2] cc-by-sa

Als Anbieter von Programmier-kursen fur Jugendliche[2] und

Ubersetzer des Postings mochte icheinige Anmerkungen beisteuern:

• Die Situation des Autors istwegen der -fur europaischeVerhaltnisse schlechten- U.S.Sozialversicherung nicht Einszu Eins mit der Situation inOsterreich vergleichbar.

• Nicht nur wer in der Spiele-branche arbeiten will, einfachjeder sollte heutzutage pro-grammieren (coden) konnen! Mit moderner Lernsoftwa-re wie z.B. Scratch [3] istdas in kurzester Zeit moglich,z.B. innerhalb der (kostenlo-sen) Probestunde bei spielend-programmieren [2]!

• Ein guter Einstieg in die Spiele-Industrie ist es sicher, ein ei-genes (Spiele)Projekt herzei-gen zu konnen bzw. an einemgroßen (freien) Projekt mitge-wirkt zu haben. Zum Beispieleines der vielen Open Sour-ce Projekte auf Github.comoder ahnlichen Plattformen.Wer noch nicht so gut program-mieren kann findet genugendAufgaben um sich bei bestehen-den Projekten einzubringen,z.B. als Ubersetzer, Grafiker,Level-Designer, Bug-Reporter,Tester etc.

• Eine andere gute Idee fur je-den Interessierten ist es aneinem GameJam mitzuma-chen. Wer sich beim spielend-programmieren Newsletter [3]anmeldet wird uber entspre-chende Veranstaltungen imRaum Wien per Email infor-miert.

• Ich kann den im Postingerwahnten Tipp (...mach esnebenher, zu deinen Bedingun-gen...) nur bekraftigen. Ahnlichwie das Spielen eines Mu-sikinstruments hat (Spiele)-Programmierung viel mit Kunstzu tun. Es gibt Kunstler, die mitihrer Musik genug Geld verdie-nen, aber Geld verdienen solltenicht der einzige Beweggrund

sein ein Musikinstrument zulernen. Spiele programmierenzu konnen ist eine Fahigkeitdie unter Umstanden zu ei-nem Neben- oder gar Haupt-beruf werden kann, so wiejedes Hobby. Es ist vor allemeine Fahigkeit mir der man sichselbst und anderen viel Freudemachen kann.

Fachbegriffe

Reddit.com ist eine großtenteilsenglischsprachige, sehr beliebte Web-site welche zu zahlreichen ThemenDiskussionsseiten (Webforen) anbie-tet, sogenannte Sub-Reddits. Im Ge-gensatz zu simplen Social-Media Sei-ten wie Facebook oder Google+sind auf Reddit Threads moglichbei Kommentaren, außerdem konneneinzelne Beitrage und Kommenta-re sowohl hinauf- als auch hinuter-ge”voted”werden. Aufgrund des inbeide Richtungen moglichen Voting-Mechanismus schwimmen beliebteThemen innerhalb einer Gruppeschnell nach oben und bekommenmehr Aufmerksamkeit. Die Registrie-rung auf Reddit ist kostenlos, und je-der User kann sowohl offene als uachprivate Subreddits anlegen. Redditbasiert auf freier Software [5].

Crunch-time (englisch, tocrunch: zerbeissen, zermalmen) Zeitkurz vor der Veroffentlichung einesSpieles die von großem Streß ge-kennzeichnet ist und von den Pro-grammierern Uberstunden erfordert,da der Veroffentlichungstermin fest-steht und letzte Fehler beseitigt wer-den mussen.

Thread wortlich ubersetzt Ge-sprachsleitfaden ist ein Feature vonguten Email-Programmen, Usenet-Readern oder Webforen. Es bedeu-tet dass die einzelnen Nachrichten(bzw. Kommentare oder Emails)nicht streng chronologisch geord-net sind sondern dass eine Ant-wort B auf eine Nachricht A di-rekt (und meist nach rechts ein-geruckt) unter der Nachricht Asteht. Siehe auch dieses Schaubild:

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Thread-Darstellung

Game Jam ist ein organisiertesTreffen bei dem Grafiker, Musikerund Programmierer zusammenkom-men um gemeinsam in einer vorgege-benen Zeit (meist ein Wochenende)und zu einem vorgegebenem ThemaComputerspiel(e) zu entwickeln. InOsterreich wird jahrlich im Rahmendes Global Game Jam [6] der AustriaGame Jam [7] organisiert, zu dem

sich jede(r) Interessierte(r) anmel-den kann. Andere GameJams werdenrein uber das Internet organisiert.

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programmieren.at

Lizenz, Quellen:

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tergabe unter gleichen Bedingungen4.0 International. Um eine Kopiedieser Lizenz zu sehen, besuchenSie http://creativecommons.org/

licenses/by-sa/4.0/deed.de.Quellen:

[1] goo.gl/ivfVkJ[2] spielend-programmieren.at[3] scratch.mit.edu[4] goo.gl/wHP0ID[5] github.com/reddit[6] globalgamejam.org[7] austriagamejam

Samsung macht dieSchule smart?

von MARTIN MAYR

Martin Mayr macht sich in sei-nem Blogposting [1] vom April2013 ein wenig lustig uber dieSamsung Smartschool Initiativeim Bildungsbereich. Originalti-tel: The future of education, po-wered by Samsung. Martin lebtin Wien und beschaftigt sichmit Ernahrungssouveranitat, Ur-ban Gardening sowie Montessori-Padagogik. Er betreibt einen Blogund ist manchmal zu Gast imBiertaucher-Podcast [2].

Martin Mayr. Bildrechte: Horst JENS[3]cc-by-sa

(Beginn des Original-Textes)

Eine Antwort auf einen Futurezo-ne Bericht uber Smartschools [4].

Wie soll das Klassenzimmer der Zu-kunft aussehen, wie soll es funktionie-ren und wie stellen sich Schuler denUnterricht vor? - Das frage ich michauch schon lange. Das Spektrum derLosungen soll nun von zwei relativneuen Akteuren [5] gefunden wer-den: Futurezone und Samsung star-ten den Ideenwettbewerb SamsungSmart School, der vom Bundesminis-terium fur Unterricht, Kunst und Kul-tur unterstutzt wird.

Der Technologiekonzern lanciertso wie es aussieht eine internatio-nale Kampagne ( siehe Leaflet [6])um seine Produkte in die Klassenzim-mer der Welt zu bekommen, und inOsterreich springen Medien wie Mi-nisterien, im Angesicht der allgemei-nen Ratlosigkeit bei der Bewaltigungder vielfaltigen Probleme im Bil-dungssystem, mit großter Freude auf.

Wie soll die Schule der Zukunftnun also aussehen?

”Osterreichweit sind al-

le Volksschulen und alleMittel- und Oberstufeneingeladen, sich Gedan-ken uber die Schule derZukunft, uber den Unter-richt der Zukunft, ubermobile Losungen und

den interaktiven Unter-richt und selbstbestimm-tes Lernen außerhalb desUnterrichts zu machen.“

Selbstbestimmtes Lernen soll aberaußerhalb des Unterrichts stattfin-den? Genau dort hat selbstbestimm-tes Lernen schon immer stattgefun-den und wird durch neue Technolo-gieen nicht zwangslaufig verbessert.

Als Erzfeind wurde vollkommenrichtig der Frontalunterricht identi-fiziert, ob neue Lernkonzepte ihrenWeg in den Schulalltag finden wer-den bleibt aber offen [4] Samsungschreitet nun gottlob als weiser Rit-ter heran, um uns von der kinder-verblodenden Kreidetafel zu erlosen.Dies erfolgt umsatzsteigernd durchTablets, Pads, Slates oder PCs, in Ko-operation mit Bundesministerium furUnterricht, Kunst und Kultur sowiefuturezone.at.

Eine kleine Auswahl was uns indiesem Sinne erwartet: (Quellen: Fu-turezone [4], Futurezone [7])

• ”. . . es [ist] nun moglich, demLehrer . . . auf privatem WegeFragen zu stellen”

• ”. . . eine integrierte Lernplatt-form, mit der Lehrer undSchuler in einer interaktivenUmgebung arbeiten konnen.”

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• ”das Wort . . . von einem NativeSpeaker vorgelesen . . . ”

Bleibt die Frage: Welche heute imKlassenzimmer abwesende Technolo-gie hindert unsere Gesellschaft darandiese Erfahrungen den Schulern zubieten?

Aber welche Umgebung soll nunlaut Samsung den Schulalltag zumBesseren wenden? Die Futurezo-ne Bildergalerie[4] gibt Aufschlussdaruber: Das Ersetzen von grunenTafeln, Kreiden und Schulbucherndurch Smartboards und Tablets solldie Lernerfolge unserer SchulerInnenverbessern (oder doch ein neuesGeschaftsfeld erschliessen?).

Als ’integrierte Lernplattform’kommt mir das, mit einigem gutenWillen, bekannt vor. Im MontessoriKinderhaus [8] wird so gelernt, jedesKind mit einem Material, welches bisins kleinste Detail wohluberlegt kon-struiert vom absorbierenden Geistverinnerlicht wird. Die perfekte vor-bereitete Umgebung. Wenn nicht derTablet die Reprasentanz aller Lehr-materialien ware, als denkbar un-geeignetste Moglichkeit Inhalte anKindergartenkinder zu Vermitteln.

Leider ist so eine Umgebung furKinder im Volksschulalter alles ande-re als geeignet. Montessori hat ausgutem Grund fur jede Altersgruppeein neues, aber auf ihren Erkennt-nissen beruhendes Konzept erarbei-tet. Und dass jedes Kind alleine vorm

Lehrmaterial sitzt gehort fur diesesAlter jedenfalls nicht dazu. Ganz imGegenteil, die Kinder erarbeiten ihrwissen selbststandig, in Kleinstgrup-pen und nutzen dafur vielfaltige Ma-terialien und Quellen.

Samsungs Vision von der Schu-le der Zukunft aber bleibt eine Er-weiterung des Bildungssystems wiewir es in den letzten Jahrzehnten be-obachtet haben. Die Schule der Zu-kunft erfordert namlich keine neuenTechnologien sondern einen grundle-gend neuen Zugang zu der Art undWeise wie Bildung vermittelt wird.Und warum dieser gerade von einemTechnologiekonzern in die Welt ge-bracht werden soll muss zumindestausgiebig hinterfragt werden.

Eine andere Antwort [9] liefertStephen Hughes, der als Kinder-Neuropsychologe vielleicht ein kleinwenig qualifizierter ist, sich zu die-sem Thema zu außern.

Fachbegriffe:

Smartboards oder digitale Whi-teboards: Elektronische Schultafel,meist eine Kombination aus vertika-lem Bildschirm bzw. Projektorflachefur Beamer und geeigneten Eingabe-medium in Form eines Stiftes sowiespezieller Software. Statt den Com-puter per Maus oder Touchpad zu be-dienen kann an der vertikalen ’Tafel’am Computer wie mit Kreide ’gemalt’

werden.Tablet: Jeder flache, nur aus

befuhrungsempfindlichem (Touch)-Bildschirm bestehender Computer,z.B. Apple’s IPad

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Lizenz, Quellen:

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tergabe unter gleichen Bedingungen4.0 International. Um eine Kopiedieser Lizenz zu sehen, besuchenSie http://creativecommons.org/

licenses/by-sa/4.0/deed.de.Quellen:

[1] http://goo.gl/1zMxod[2] http://biertaucher.at[3] spielend-programmieren.at[4] http://goo.gl/Q42rbW[5] http://goo.gl/WrHB4i[6] http://goo.gl/Ev9j0u[7] http://goo.gl/c6v2BA[8] montessorie-kindergarten.at[9] https://vimeo.com/40791188

C3 inspire

von ASSEM SHARMA

C3 Inspire [2]

Folgendes Interview habe ich(Aseem Sharma [1]) mit Alim Ma-herali, dem Grunder von C3 In-spire [2], gefuhrt und habe da-durch einiges gelernt daruber wieman eine Organisation aufbaut

und erfolgreich fuhrt basierendauf den Open-Source PrinzipienZusammenarbeit, Vernetzung undTeilen (collaboration, connections,and sharing)

Dieser Artikel von erschien am17. Dezember 2013 in opensour-ce.com unter einer cc-by-sa Lizenzund wurde daher ohne eine Antwortauf Ruckfrage abzuwarten von HorstJENS ins Deutsche ubersetzt und re-publiziert.

Aseem Sharama. Bildrechte: [1]

(Beginn der Ubersetzung)

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Open Source als Grundlagevon Startup Firmen

Tatkraftige und motivierte Leute zu-sammenzubringen um Startups zugrunden welche eine positive Aus-wirkung auf die Gesellschaft habenist ein großartiges, visionares Unter-fangen. Eines davon ist C3 Inspire,dessen Ziel es ist Unternehmer vonmorgen schon heute zusammenzu-bringen und ihnen eine Plattformund Umgebung zu schaffen auf dersie ihre besten Fahigkeiten einbrin-gen konnen fur gemeinsame, großereAufgaben.

Im Interview erzahlt Alim uber ei-ne neue Startup-Businesskultur miteinem vorherrschenden Bewusstseinfur den Sinn von Zusammenarbeitund dem Einsatz von free/libre OpenSource Software.

Interview:

Aseem: Welche Notwendigkeit inder Welt und im Ausbildungsbe-reich fuhrte Dich dazu C3 Inspire zugrunden? Welche Prinzipien leitetenDich, welche Mission verfolgst Du mitC3 Inspire?Alim: Ich grundete C3 Inspire we-gen der Lucken im Ausbildungswe-sen die ich selbst erfahren hatteals Undergraduate (Bachelor) Stu-dent in Waterloo Ontario (Kana-da). Ich hatte die einmalige Gele-genheit der erste Absolvent eines 2-Studien-Programms zu sein mit Ab-schlussen von der Universitat Wa-terloo und der Wilfrid Laurier Uni-versitat. Als ein Student der sowohleine business school als auch ei-ne technische Universitat gleichzeitigbesucht merkte ich Herausforderun-gen und Fahigkeitslucken denen sichalle Studenten beider Universitatengegenubersehen:

Ontario, Kanada. Bildrechte: Tubs [3],cc-by-sa

Technik-Studenten von der UniWaterloo fanden es z.B. schwerihre unternehmerischen Ideen zuverwirklichen wegenden fehlendemBusiness-Bereich, z.B. in Finanz undMarketing. Daran mangelte es denStudenten an der Wilfried LaurierUni nicht, die konnten unglaublichgut Business-Plane zusammenstellenaber sie hatten Schwierigkeiten da-mit eine Webseite oder ein eCom-merz zu erschaffen weil ihnen dazudie technischen Fahigkeiten fehlten.

C3 Inspire wurde gegrundet umStudenten mit unterschiedlichenFahigkeiten und von unterschiedli-chen Studienrichtungen zusammenzu bringen damit sie sich gegenseitigdabei helfen konnen ihre Ideen zuverwirklichen.

Ein anderer Grund C3 Inspire zugrunden war der dass sich in jederder beiden Universitaten die bestenund scharfsinnigsten Studenten nichtmiteinander trafen ...erst sehr spat inihrem Studium. Es gab keine Infra-struktur fur die besten Studenten ei-ner Uni um zusammen zu kommen.Konsequenterweise bedauerten vieleStudenten ruckblickend dass sie sichgegenseitig gerne viel fruher besserkennengelernt hatten um gemeinsamProjekte zu verwirklichen.

Schlussendlich: Wirklich jederdem ich in der Schule uber den Weggelaufen bin

wollte etwas Sinnvolles(mit seinem Leben) ma-chen ...etwas das die Weltzu einem besseren Platzmacht. Doch nur einigenwenige taten das wirklich.

Viele Studenten wollten spater im Le-ben etwas Sinnvolles tun nachdemsie sich ein paar Jahre lang finanzi-ell abgesichert hatten. Leider schaut

die Wirklichkeit so aus dass wenn dieJahre vergehen, es immer schwieri-ger wird die Welt zu verandern. BeiC3 Inspire wollen wir Soziales Unter-nehmertum fordern und anderen Stu-dierenden zeigen dass es moglich istdie Welt zu verbessern und gleichzei-tig eine bezahlte Karriere zu machen.

Ich war als undergraduate studentmit all diesen Herausforderungenkonfrontiert, und nachdem ich mei-nen Abschluss gemacht hatte horteich Jahr fur Jahr wie sich die Studen-ten uber die gleichen Schwierigkeiten-wie ich sie hatte- beklagten. Nach-dem ich die selben Klagen von so vie-len verschiedenen Studenten gehorthatte dachte ich mir, dagegen mussman etwas unternehmen, und damitwar die Idee zu C3 Inspire geboren.Heute ist jeder C3 Event so struktu-riert um genau diese Probleme anzu-gehen!

Aseem: Inwieweit verwenden dieStartups mit denen du arbeitest freieSoftware und Open Source Technolo-gien bzw. Open Source Methoden?

Alim: Open Source Losungen lie-gen jedem Startup zugrunde mit demich heute zu tun habe. In Fakt, vie-le Startups verwenden Open Sour-ce Technologien fur fast alles. Es istnicht ungewohnlich fur neue Firmendass sie Wordpress fur ihre Websitebenutzen, Joomla oder Drupal fur ihrCMS, SugarCRM fur ihr CRM, undTRAC fur Ihr Issue-Tracking System.

Unternehmertum bekommt mehrund mehr kollaborativ. Die Tageder geheimniskramerischen Startupswelche niemandem erzahlen was sievorhaben sind vorbei. (Junge) Un-ternehmer verstehen dass die Vortei-le von Zusammenarbeit und Ideen-Austausch bei weitem das Risikoaufwiegen, jemand konne ihre Ide-en stehlen. Das ganze Unternehmer-Okosystem gleicht sich mehr undmehr dem Open-Source Okosysteman, wo die Menschen wissen dassZusammenarbeit, etwas beitragen (tocontribute), allen hilft. Also tragt je-der etwas bei. Es gibt da eine ge-meinsame Stromung in fast allen un-ternehmerinschen Aspekten, von Ge-meinschaftsburos (shared spaces) zur

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Standardisierung von Risikokapital-Deals.

Aseem: Was ist deine Beziehungzur open source Technologie? Be-nutzt Du freie Software innerhalbDeiner Organisation? Auch draußen,im Feld?

Alim: Ich sehe freie Softwareals einen Befahiger fur Menschen.Freie, Open Source Software er-laubt Menschen finanzielle Hurdenzu uberwinden und gibt ihnen dieChance zum Testen, zum Entdeckenund zum Erfinden die sie sonst nichthatten. Nachdem das gesagt ist; ichhabe enormen Respekt vor kommer-zieller Software. Es gibt definitiv Si-tuationen wo eine kommerzielle Soft-warelosung mehr Sinn macht als eineOpen Source Losung, aber beide Ar-ten von Losungen haben ihren Platzund dienen Menschen und Organisa-tionen. C3 Inspire benutzt eine brei-te Auswahl an Open Source Losungenvon Wordpress uber GitHub zu Sug-arCRM.

Aseem: Welche Rolle spielt DeinerMeinung nach Open Source in derZukunft der Bildung?

Alim: Open Source Technologi-en werden weiterhin ein kraftvol-ler Motor fur den Bildungssektorsein durch die verstarkte Anwen-dung von eLearning Techniken, spe-ziell in Entwicklungslandern. Soft-ware wie Moodle ist mittlerweilesehr robust und dramatisch positi-ve Resultate sind moglich wenn manLosungen implementiert in Orten wobisher Kosten eine Hurde darstell-ten. Noch wichtiger: Open SourceSofware ist der Bereich wo Erfinderneue Ideen ertraumen und austes-ten. Indirekterweise ist dadurch derEinfluss von Open Source Losungenauf Leute im Bildungsbereich außer-halb der traditionellen Bildungsinsti-

tutionen ganz schon gewaltig. MeinerMeinung nach werden Open SourceLosungen Bildung und Gesellschaftsehr verandern in den kommendenJahren.

Aseem: Inwieweit unterscheidetsich C3 Inspire genenuber anderenOrganisationen und Programmen?

Alim: C3 Inspire unterscheidetsich in 3 wesentlichen Punkten vonanderen Organisationen.

Erstens, C3 Inspire bringt Stu-denten von verschiedensten Univer-sitaten zusammen in Programmenmit unterschiedlichen Fahigkeiten.

Zweitens, C3 Inspire bemuht sichgleichermaßen um die Grundungvon sozialen Initiativen wie um dieGrundung von (business) Startup’s.

Drittens bringt C3 Inspire Unter-nehmer, OpenSource Aktivisten underfahrene Profis zusammen um denStudenten zu ermoglichen ihre eige-nen Ideen zu realisieren. Viele ande-re Organisationen bringen nur Unter-nehmer zusammen die schon ihre ei-genen Ideen haben und deshalb nichtsehr auf Zusammenarbeit aus sind.

Ich glaube es ist die Kombinationdieser 3 Elemente die den Studentenwirklich hilft ihr Potential zu entfes-seln.

Aseem: Wie genau arbeitest Dumit Startups?

Alim: Genau wie in der OpenSource Community ist Zusammenar-beit auch die Grundlage von unserenWerten bei C3 Inspire. Wir machenwas wir konnen um andern Startupsdie mit uns zu tun haben zu helfenund mit ihnen zusammen zu arbei-ten: Wir haben ein Forum wo Leutesich treffen um neue Organisationengemeinsam zu grunden; wir stellenStartups in unserem Blog vor, wir las-sen Startups auf unseren Veranstal-tungen Vortrage halten. Wir mogen

Startups und helfen ihnen gerne.

Fachbegriffe

Open Source Quelloffene (freie)Software. Mit Open Source Prinzipi-en sind im Artikel der Austauch vonWissen (Sourcecode), Offenheit undZusammenarbeit gemeint.

CMS: Content Management Sys-tem, (Inhalts-Management) z.B. einWiki (wie Wikipedia) oder ein Blog.

CRM: Customer Relationship Ma-nagement System, Kundenbezie-hungsvewaltung. Im Prinzip eineKontakt- bzw. Kundendatenbank.

Issue Tracking: auch Trouble-Ticket genannt. Eine Datenbank umProgrammierfehler oder Anforderun-gen an Software zu verwalten.

e-learning elektronisches Lernen:Lernen bei dem moderne Medien (In-ternet) eingesetzt wird.

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Lizenz, Quellen:

Dieses Material stehtunter der Creative-Commons-Lizenz Na-mensnennung - Wei-

tergabe unter gleichen Bedingungen4.0 International. Um eine Kopiedieser Lizenz zu sehen, besuchenSie http://creativecommons.org/

licenses/by-sa/4.0/deed.de.Quellen:

[1] aseemsharma.info/about-me[2] c3inspire.com[3] http://goo.gl/rylcEz

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Ein Jahr danach: West-cliff High School forGirls migriert zu Linux

von STU JARVIS UND MALCOLM

MOORE

Im Sommer 2012 begann dieWestcliff High Shool for Girls Acade-my (WHSG) [1] im Sudosten Eng-lands ihre Schulercomputer auf Li-nux (KDE Desktop) umzustellen.Der Netzwerk-Manager der Schu-le, Malcom Moore, kontaktiertedot.kde.org damals. Ein Jahr da-nach fuhrte Stuart Jarvis [2] fol-gendes Interveiw mit Schuladmi-nistrator Malcolm Moore um her-auszufinden wie es ihm und denStudentinnen geht in einer Weltohne Windows.

Stu Jarvis [2]

Dieser Artikel von Stu Jarvis[3] erschien am 4. Juli 2013 aufdot.kde.org [4] und wurde am 31. Ju-li 2013 auf opensource.com [5] untereiner creative-commons Lizenz repu-bliziert. Ubersetzung von Horst JENS[6], mit freundlicher Genehmigungdes Autors.

(Beignn der Ubersetzung)

Interview

Stu: Hallo Malcom, danke fur dei-ne Bereitschaft zu diesem Interview.Kannst du uns ein wenig uber dieSchule und deinen Job erzahlen ?

Malcolm: Die Westcliff HighSchool for Girls Academy ist eineselective Grammar School9 mit ei-ner 6. Schulform mit ungefahr 340Schulerinnen. Gegrundet 1920 als ei-ne gemischte Schule (Burschen und

Madchen) in der Victoria Avenue /Southend, zog sie auf 1931 auf denheutigen Platz und unterrichtet der-zeit 1.095 Madchen.

Der IT Support besteht aus dreiAngestellten: ich selbst, Paul Ano-nelli und Jenny Lidbury. Meine Rol-le ist die des Netzwerk-Managers.Der IT Support ist zustandig fur dieWartung und Anschaffung von al-lem was in der Schule mit Compu-tern zu tun hat. Dazu zahlen 200Lehrer-Computer, uber 400 Schuler-Computer, 33 IMacs, uber 100 Lap-tops und ein paar Android Tablets.Wir warten auch alle Multimedia-Gerate wie Beamer, interaktive Whi-teboards, Fernsehgerate etc.

Stu: Wessen Idee war es die Com-puter auf Linux umzustellen? Waswaren die Grunde dafur ?

Malcolm: Wir haben schon langerLinux benutzt als das Betriebssystemfur unseren Email Server, fur un-ser VLE (Virtual Learning Enviroment)und fur unsere Homepage und ichhatte schon in meinem vorigen Job inder Finanzindustrie Linux verwendet.

Es war meine Idee die SchulerComputer auf Linux umszustellendenn es wurde mehr und mehr klardass die Große, Komplexitat und Kos-ten der IT exponentiell wuchsen. Et-was musste getan werden und meinStolz verbietet mir bei der Qualitatder Maschinen die wir warten zu spa-ren.

Wir begannen zu testen mit ei-ner kleinen Gruppe von 60 Computer,bekamen Ruckmeldungen von denSchulerinnen, machten notwendigeAdjustierungen, testeten erneut undso weiter. Nachdem wir diesen Test-Zyklus mehrmals wiederholt hattenmit Red Hat / Fedora und mit Su-se/OpenSusue Konfigurationen unddamit zufrieden waren reichte ichmeinen Vorschlag beim Schultrager(Senior Leadership Team) ein.

Die Motivation dafur war ur-sprunglich sowohl Kosten als auchPhilosophie: Selbst in einer ausge-zeichneten Schule ist das Budget im-mer limitiert (Politiker kapieren ein-fach nicht die Volksweisheit: Wenndu glaubst Bildung ist teuer, probier

Ignoranz). Die Kosten Windows zubenutzen sind hoch aber nicht im-mer klar ersichtliche. Windows bringteinen Haufen Gepack mit sich wasdie Kosten gegenuber einem LinuxSystem deutlich in die Hohe treibt.Die philosophische Motivation warwahrscheinlich die Philosophie desPragmatismus.

Wir wollten das bestmogliche ITSystem und die bestmogliche Bildungmit dem vorhandenen Budget anbie-ten.

Anstatt Geld aus zu gebenum im Endeffekt bei denSchulern Werbung fur Mi-crosoft Windows und Mi-crosoft Office zu machengeben wir das Geld lieberfur altmodische Dinge wieLehrkrafte und echte Bil-dung aus.

Glucklicherweise verwarf um die-se Zeit die Regierung von Großritan-nieren den EDV-Lehrplan (welcherhauptsachlich daraus bestand denSchulern beizubringen wie man Mi-crosoft Office verwendet) und sagteden Schulen sie sollen einen mehrComputerstudien-basierten Lehrplan(go for a more computer studied-based syllabus) verwenden. Wirrannten sozusagen offene Turen ein.

Stu: Gab es Widerstande gegendie Linux-Migration und wie bist dudamit umgegangen ?

Malcolm: Uberraschenderweisesehr wenig. Das Schultrager-Komitee

”verhorte“ mich zwei langen Sitzun-

gen, das war ein Spaß!Sobald du einen Schritt

zuruckgehst von der falschen Vor-stellung Computer = Windows undbeginnst ernsthaft nachzudenkenuberwiegen die Vorteile glasklar dieNachteile. Die Welt andert sich sehrschnell. Da gibt es eine Studie ausdem Jahr 2000 die besagt dass 97%der Computer weltweit Windowsinstalliert haben. Aber heutzutage,mit Tablets, Smartphones etc. ist derWindows-Anteil auf nur noch 20%geschrumpft. In der Welt von Big Ironherrscht Linux unangefochten. Wir

9entspricht ungefahr einem Gymnasium

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als Schule sind spezialisiert auf Wis-senschaft und Technik und mochtendass unsere Schulerinnen spaterGroßes bewirken, wie das nachsteGoogle grunden oder das Univer-sum von CERN zum Einsturz zu brin-gen. In diesen Umgebungen werdendie Schulerinnen Wissen uber Linuxbrauchen.

Stu: Was fur eine Wahl hastdu bezuglich Software getroffen undwarum ? Musste neue Hardware ge-kauft werden ?

Malcolm: Wir uberlegten unddass die Schulerinnen das Inter-face mogen mussen also war pret-ty is a feature eine Bedingung furdie Schulercomputer. Fur uns vonder IT Abteilung ist Stabilitat dasWichtigste fur die Server. Obwohlich weiß dass viele Leute da drau-ßen sind die unterschiedliche Linux-Distributionen mogen, kenne ichselbst mich eigentlich nur mit denRPM basierten aus. Hatten wir dieResourcen gehabt hatten wir uns an-dere Distributionen genauer ange-schaut, aber wir probierten nur RedHAT / Fedora und Suse / openSuse.Am Schluss hat Suse/openSuse ge-wonnen wegen deren KDE SoftwareSupport. Zuerst wollten wir nicht denSchulerinnen zu viele Anderungenzumuten und KDE’s Plasma kannso hergerichtet werden dass er sehrahnlich ausschaut wie (von Win-dows?) gwohnt. Danach, wahrendder Test-Phase, forderten wir dieSchulerinnen auf sowohl KDE Plas-ma als auch GNOME auszuprobieren.Plasma gewann mit Abstand bei derBeliebtheit. Die endgultige Entschei-dung fur Software war openSUSUE12.2 und Plasma Desktop 4.10.

Was die Workstations (Schuler-PC’s?) angeht war keine neue Hard-ware notwendig. Einer der Haupt-grunde warum wir Linux wollten warweil Linux gut auf alteren PC’s lauft.

Der ubliche Zirkus, 400Schuler-PC’s alle drei odervier Jahre zu ersetzen ver-ursacht horrende Kosten

. - Viele Schulen konnen sich das inZeiten der Krise nicht erlauben. Mitder Performanz die wir jetzt haben

will ich unsere Maschinen so langelaufen lassen bis sie auseinanderfal-len ! Ich rate aber jedem sicherzustel-len dass sie ein gutes Netzwerk habenbevor auf Linux umgestellt wird.

Stu: Wie war die Umstellung ?Gab es technische Probleme und wiewurden sie gelost ?

Malcolm: Die Umstellung auf Li-nux erfolgte wahrend der Sommerfe-rien 2012. Zu diesem Zeitpunkt rann-ten wir in keine signifikanten techni-schen Probleme, aber das soll nichtheissen das wir nicht spater welchebekamen!

Stu: Gab es im Vergleich zum al-ten System Software die ihr vermissthabt ?

Malcolm: Zur Zeit arbeiten unse-re Schulerinnen mit Linux und dieLehrkrafte mit Windows7. Gabe esbei uns einen SIMS (Schools Informa-tion Management System) Client furLinux dann ware die Umstellung derganzen Schule einfach zu bewaltigen.So wie es jetzt ist hatten wir damituber das Ziel hinausgeschossen. ImEducational Software Bereich fehltuns bei Linux nichts, aber wir ha-ben ein paar Windows Programmedie wir unter WINE laufen lassen da-mit die Schulerinnen ihre laufendenProjekte in Ruhe abschließen konnenund dann langsam auf andere Soft-ware umsteigen konnen.

Erwahnenswert ist dier Einsatzvon Raspberry Pi und ahnlichenGeraten in Schulen. Das Raspber-ry Pi team sagt dass ein Vorteilbeim Einsatz ihres Computers ist dassdie Studenten damit experimentierenkonnen ohne den PC der Schule (bzw.-den der Eltern) kaputt zu machen.Dank Linux konnen die Studentenherumexperimentieren.

Unser ICT department bietetbereits Programmierunterricht furSchuler ab 11 Jahren an, und mitunserem System ist das Schlimms-te was passieren kann dass sich dieKinder den eigenen Account kapputmachen. Selbst wenn sie den kom-plett zerstoren kann er innerhalb vonMinuten wiederhergestellt werdenund die nachste Person die an demselben Computer arbeitet wird davonnicht tangiert.

Stu: Hast Du KDE oder openSu-se wegen Unterstutzung kontaktiert ?Wie war die Reaktion ?

Malcolm: Ich habe haufig die Fo-ren sowohl von KDE als auch vonopenSuse benutzt sowie die Bug-zilla Seiten; beide waren sehr hilf-reich. Die OpenSUSUE Foren konnenmanchmal ein bischen ruppig seinwenn Leute dort finden dass eine Fra-ge schlecht formuliert ist und nichtganz durchdacht. Dies ist zum Gluckbei den KDE Foren nicht so, dortist jeder sehr hilfreich und hoflich.Bei OpenSUSE muss man dazu sa-gen dass manche der Fragen die ichdort gepostet hatte nicht klar formu-liert waren. Leider gibt es wie ge-sagt nur drei Leute in unserer Abtei-lung und RTFM ist keine realistischeOption fur uns. Ein Tag hat einfachnicht genug Stunden. Wenn ich et-was posten kann -selbst wenn es furmanche dumm klingt- dann ist daseine großartige Hilfe. Wenn wir al-les uber Linux erst lernen musstendann wurde es dieses Migrationspro-jekt niemals geben, wir wurden im-mer noch RTFM!

Obwohl ich manchmal als Idiotbeschimpft wurde bekam ich gute,brauchbare Antworten auf alle mei-ne Fragen, sodass ich die Foren jeder-mann empfehlen kann. Manchmal istes notwendig nicht allzu dunnhautigzu sein.

Stu: Wie denken Schulerinnen,Eltern und Lehrer uber den Wechselzu Linux ?

Malcolm: Jungere Schulerinnenakzeptieren es als normal. AltereSchulerinnen sind etwas weniger fle-xibel. Es gibt ein paar wenige die sichan Microsoft Word klammern. Lehrersind genau so -uberraschenderweisehat es nichts mit dem Alter zu tun.Manche finden es in Ordnung undmanche hassen es. Dies gesagt ha-bend, eine gleich große Anzahl Leh-rer hasste Windows 7 und kein ein-ziger Lehrer mochte Windows 8. Ichdenke das grundlegende Problem istdas Windows XP ein Opfer des ei-genen Erfolgs wurde. Es funktio-niert ausreichend gut vom Benutzer-standpunkt aus betrachtet und es istschon seit ewigen Zeiten da. Außer-

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dem mogen die Leute generell keineVeranderungen, seltsamerweise auchmanche Schulerinnen nicht.

Sobald wir uns entschieden hat-ten die Umstellung auf Linux zu be-ginnen sendeten wir einen Rund-brief an alle Eltern. Wir haben viel-leicht weniger als ein halbes DutzendSchreiben erhalten von Eltern dienicht einverstanden waren und mein-ten dass Office Skills nutzliche Skillswaren. Ich akzeptiere deren Ansich-ten, aber ich argumentiere dass ei-ne heute 11 Jahre alte Schulerin dieim September 2014 bei uns anfangtwird den Arbeitsmarkt nicht vor 2024betreten wird. Wie wird Office 2024ausschauen ? Your guess is as goodas mine. Gute Grundlagenkenntnis-se und ein logischer und analytischerUmgang mit Computern werden le-benslang nutzliche Fahigkeiten sein.

Stu: Im Ruckblick ein Jahr da-nach, was hat funktioniert und washat nicht geklappt ? Was wurdest duanders machen oder anderen Schu-len raten anders zu machen ?

Malcolm: Es ware schon wennich sagen konnte alles hat per-fekt geklappt, aber so war es nicht.Das erste Halbjahr nach der Umstel-lung war furchterlich. Das Haupt-problem war (mangelnde) Geschwin-digkeit des Systems und das es zulange dauerte sich in KDE Plas-ma einzuloggen. Unsere Tests rann-ten mit nur 60 Maschinen denn eswar schwierig so viele Schulerinnenwahrend der Mittagspause aufzutrei-ben um das System so schlimm wiemoglich zu testen. Außerdem hattenwir wahrend dieser Test-Phase noch400 Schulerinnen PC’S mit WindowsXP zu betreuen.

Zusammenfassung: Linux renntsehr gut auch auf alten Kisten, aberwenn man LDAP authentication undNFS home directories haben will- so wie in jeder besseren Schu-le oder in einer mittleren Firma -dann braucht man ein gigabit Netz-werk. Mit nur 100Mb funktioniert esgerade noch, aber es ist eine un-befriedigende Erfahrung wie wir zuunserem Leidwesen feststellen muss-ten. Schließlich mussten wir achtNetzwerk-Switches ersetzen um das

gesamte Netzwerk auf Gigabit Ban-dreite zu verbessern. Die Ersetzungder Switches war zwar sowieso ge-plant, aber ich hatte das gerne ohneZeitdruck spater gemacht.

Außerdem kooperieren mancheDinge im KDE nicht von selbst mitNFS home directories - ich weiß dassdieses Problem bei spateren Versio-nen zu einem gewissen Grad gelostwurde. Wir haben mehrere Skriptsgemacht die auf unseren Servern ren-nen und die gewisse KDE Optionenerzwingen um das Netzwerk zu ent-lasten. Nachdem wir das geschaffthatten warhend der Semesterferienberuhigte sich die Situation dankens-werterweise.

Stu: Was konnte KDE tun um soeine Umstellung einfacher zu machen?

Malcolm: Dokumentation ! Mankann KDE uber das GUI unglaub-lich genau konfigurieren, aber Ad-mins mussen Defaults (Vorgabewer-te) fur alle User setzen. Die openSU-SE Defaults sind o.k. fur Einzelplatz-rechner, aber sie mussen angepasstwerden fur einen Schulbetrieb. Wirmachten dies indem wir uns einenRechner nahmen, Anderungen mach-ten und dann durch alle dot Datei-en durchgingen um zu sehen wel-cher davon betroffen war. Außerdemlocherten wir Ben Cooksley im KDEForum mit Fragen. Es war harte Ar-beit ! Das Problem hierbei - und ichglaube es gibt keine einfache Losungdafur - ist dass mit Linux, und teilsauch mit Windows - die Technolo-gie sich in manchen Fallen so schnellweiterentwickelt dass die Dokumen-tation veraltet ist noch bevor sieuberhaupt ausgedruckt wurde.

Stu: Welche Programme (KDEund andere) waren beeindruckend?Wo fehlt noch was ?

Malcolm: Ausgenommen ein hal-bes Dutzend Schulerinnen die GNO-ME benutzten: Jeder ist begeistertvon der Moglichkeit Desktop undProgramme selbst zu konfigurieren.Die meisten Admins sperren diesesFeature bei Windows weil sich User- speziell Studenten - damit rechtschnell das System kaputtkonfigurie-ren konnen. Wir sind der Ansicht dass

wir zuruck wollen zum Begriff despersonlichen Computers (PC). WennSchulerinnen ihren PC konfigurierenkonnen so viel sie wollen gibt ihnendies ein Gefuhl von Eigentum uberihren Desktop. Wir haben Restriktio-nen gemacht damit man eine Maschi-ne nicht unbenutzbar machen kann.Die Schulerinnen bekommen gene-rell (wenn sie sich verkonfiguriert ha-ben) einen Desktop Reset bevor es einGesprach gibt.

So viel Freiheit zuzulassenist ein ungewohnte Idee furSchulen

. Am Anfang wurden mancheDesktops wahrlich kaputtkonfigu-riert. Nachdem dies den Reiz desNeuen verloren hat schauen dieDesktops vernunftiger aus, und wirmussten schon monatelang keinenReset mehr machen. In dieser Hin-sicht ist es ein großer Erfolg dassdie Schulerinnen nun Verantwortungfur ihre eigene Arbeitsumgebungubernehmen und dass sie solche Auf-gaben erledigen anstatt gesagt zubekommen: ”Da hast du Windowsund Office. Benutze es!”

Stu: Andere Kommentare, Beob-achtungen oder Erfahrungen?

Malcolm: Hatte ich schlafloseNachte ? Ja. Wurde ich fast wahnsin-nig? Ja. Wurde ich es nochmal ma-chen? Sofort!

Stu: Vielen Dank und auch in Zu-kunft viel Erfolg!

Zusammenfassung

Das Beispiel der Westcliff HighSchool for Girsl Academy gibt unsviel zum Nachdenken. Linux, mitKDE Software, kann klar in solch ei-ner Umgebung arbeiten, aber es gibtnoch Schwierigkeiten beim Einsatzund bei der Gewohnung an dien neu-es System. Die Erfahrungen von Mal-colm unterstreichen die Bedeutungder KDE Foren im Bereich wilkom-men heißen und Unterstutzen neu-er Mitglieder um freie Software zugroßerem Publikum zu verhelfen.

(Ende der Ubersetzung)

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Fachbegriffe

Windows XP existiert seit 2001 amMarkt.

KDE K Desktop Enviroment, eineSammlung verschiedenster, gut zu-sammenpassender Linux Software in-klusive eines Desktops.

C.E.R.N Europaisches Kernfor-schungszentrum fur physikalischeGrundlagenforschung in der Nahevon Genf. Bekannt durch den riesi-gen Teilchenbeschleuniger.

RPM stand fur RedHat Packa-ge Manager und ist heute ein ubermehrere Linuxdistributionen verbrei-teter Standard zur Bereitstellung vonLinux-Software. Libre-Office oder an-dere Software fur Linux wird z.B. di-rekt auf der entsprechenden Home-page als rpm-Paket angeboten, wasDownload und Installation fur rpm-baiserte Linuxdistributionen (Redhat,Suse, Fedora..) erleichtert.

Plasma: Eigentlich KDE PlasmaWorkspaces ist eine Weiterentwick-lung von KDE.

Gnome Softwaresammlung furLinux inklusive Desktop. Steht inKonkurrenz zu KDE und anderen,leichteren Desktops. Bei jeder Linux-distribution ist es mogliche sich ent-weder beim Start fur einen installier-ten Desktop (z.B. Gnome oder KDE)zu entscheiden bzw. die Program-me gemischt einzusetzen, z.B. einenKDE-Testeditor in einem Gnome-Desktop zu verwenden.Wine steht fur Wine Is No Emula-tor und bietet eine Laufzeitumgebungunter Linux an mit der es moglich istviele Windows-Programme direkt ausLinux heraus zu starten, wo sie dannin einem Fenster laufen.

Raspberry Pi sehr billiger Com-puter (ca. 30 Euro) welcher extra furden Schulunterricht entwickelt wur-de und unter Linux lauft. Wegendem geringen Preis, kleinen Abmes-sungen (ungefahr so groß wie eineZigarettenschachtel) und den nied-rigem Stromverbrauch sehr beliebtbei Bastlern und Do-it-Yourself Pro-

jekten. Wird unter anderem bei Pro-grammierkursen der Firma spielendprogrammieren eingesetzt.

(Web)Forum Diskussionsforumim Internet, die das offentliche pos-ten von Nachrichten erlauben sowiedas ebenfalls offentliche Antwortenauf ein Posting.

Bugzilla Eine WebbasierteFehlerverwaltungs-Software (IssueTracker) bei der man Programmfeh-ler (engl.: bugs) eintragen und ver-walten kann, z.B. um herauszufindenob jemand schon eine Losung fur einbestimmtes Problem gefunden hatoder daran arbeitet.

RTFM speziell in Webforen ge-brauchliche Abkurzung. Wortlich:Read the fucking Manual (schau imHandbuch nach).

LDAP steht fur Lightweight Di-rectory Access Protocol Gemeint istein uber das Web erreichbarer Ver-zeichnisdienst der es z.B. ermoglichtEmail-Adressbucher, Telefonverzeich-nisse und ahnliches zentral zu ver-walten. Ist in großeren Firmen undInstitutionen ublich, damit nicht je-der Mitarbeiter selbst eine Daten-bank aller internen Telefonnum-mern pflegen muss. Die im Arti-kel erwahnte authentication beziehtsich darauf dass jede Schulerin perWebbrowser auf diese Verzeichnis-se zugreifen kann. Dazu muss siesich ublicherweise mit Username undpasswort anmelden, was vom LDAP-Server ermoglicht werden muss.

NFS home directories steht furNetwork File System Heimatverzeich-nisse (manche Begriffe sollte manerst gar nicht ubersetzen). Gemeintist dass jede Schulerin ein home-directory hat auf der sie ihre eige-nen Dateien abspeichern kann. Die-ses Verzeichnis ist fur sie immmeran der gleicen Stelle erreichbar, egalvon welchem der 400 Schulcomputersie sich anmeldet (bzw. auch wennsie sich von zu Hause aus anmel-det). Das Verzeichnis liegt in Wirk-lichkeit auf einem Schul-Server, zuwelchem sich die Schulerin beim An-

melden am Computer verbindet. DerService ist ahnlich, aber nicht iden-tisch mit Cloud-Computing wie z.B.Google Drive oder Dropbbox.

Netzwerk-Switch: Eine Art Ver-teilerkasten fur Netzwerk-Kabel.Ahnlich einer Mehrfachsteckdose,nur eben nicht fur Strom sondern furLan-Kabel.

GUI bedeutet ”Graphical UserInterface”, grafische Benuzter-Schnittstelle und umfasst alles wasman mit Maus (bzw Touch) bedienenkann, anklicken und verschieben vonIcons und Fenstern etc.

Spenden

Stu mochte selbst keine Spendenbekommen aber empfiehlt folgendeWebseiten: jointhegame.kde.org

und kde.org/community/donations

Download, Feedback:

R.I.S.-Journal, Ausgabe 001:spielend-programmieren.at/de:ris:001Download Ordner, verschiedene For-mate: spielend-programmieren.at/risjournal/001/westcliff

FeedbackB [email protected]

Lizenz, Quellen

Dieses Material stehtunter der Creative-Commons-Lizenz Na-mensnennung - Wei-tergabe unter glei-

chen Bedingungen 4.0 Internatio-nal. Um eine Kopie dieser Lizenzzu sehen, besuchen Sie http://

creativecommons.org/licenses/

by-sa/4.0/deed.de.Quellen:

[1] www.whsg.info[2] dot.kde.org/users/stuart-jarvis[3] www.asinen.org/about[4] goo.gl/4paq3n[5] goo.gl/Je8Hx1[6] spielend-programmieren

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Computer-Unterricht inVietnam

von NEIL FRASER

Neil arbeitet in den USA beiGoogle. In diesem Blogposting vom16. Marz 2013 [1] berichtet eruber seine Reise nach Vietnam undvergleicht den Computer-ScienceUnterricht in Vietnam mit jenemder USA. Anlasslich seines Besu-ches programmierte Neil die Lern-software Blocky Maze [3].

Neil Fraser. Bildrechte: Neil Fraser

Ubersetzung aus dem Amerika-nischen von Horst JENS [10] mitfreundlicher Genehmigung des Au-tors. Die Bildrechte der Fotos wa-ren nicht mit vernunftigem Aufwandabzuklaren, aber alle Fotos wur-den von Neil Fraser freundlichst zurVerfugung gestellt.

(Beginn der Ubersetzung)

Wahrend meinem letzten Be-such in Vietnam hatte ich Gelegen-heit einige Schulen zu besuchenund zu sehen wie dort Compu-ter Science (CS) vor Ort unterrich-tet wird. Offiziell durfen Auslandernur mit Genehmigung des Unter-richtsministeriums Schulen betre-ten. Doch es ist wesentlich einfa-cher (und die Ergebnisse sind re-prasentativer) wenn man einfach

unangemeldet auftaucht. Eine Visi-tenkarte von Google zu haben hilft.

Computer Science in Schulenin Vietnam und in den USA

Computer Science Unterricht startet inder 2. Klasse (sencond grade)10. DieKinder beginnen mit den Grundlagen– inklusive dem korrekten Umgangmit Disketten.

Unterrichtsmaterial uber Disketten.Bildrechte: Volksrepublik Vietnam

In der 3. Klasse lernen die SchulerMicrosoft Windows zu benutzen. Vi-etnam ist zu 100 Prozent eine Win-dows XP Monokultur. Wahrschein-lich haben alle Windows-Lizenzenim Land die selbe Seriennummer.Verstandlich, wenn man bedenkt dasseine Windows Lizenz soviel kostetwie ein Monatsgehalt.

Tippen (10-Finger-System) wirdgelehrt mittels Microsoft Word. GanzVietnam verwendet englischsprachi-ge Software in Schulen, was das Tip-pen lernen fur die Kinder in diesemAlter erschwert.

Ab der 4. Klasse starten die Kin-der mit der Programmiersprache Lo-go. Zuerst mit Sequenzen von Befeh-len, danach mit Schleifen (Loops). Inder 5. Klasse schreiben die KinderProzeduren (Unterprogramme) wel-che Schleifen enthalten welche Un-terprogramme aufrufen welche wie-derum Schleifen enthalten.

Ein Vergleich mit den USA ist hierangebracht: Einige Besuche in SanFrancisco’s ’magnet school for scienceand technology (Galileo Academy)’zeigten mir Schuler der 11. und 12.Klasse 11 die sich schwer taten damitden image tag) in Html zu verstehen.

Computer Science Hausaufgaben wa-ren von der Schuldirektion verbotenworden.

Zu sagen dass ich beeindrucktwar vom Computer Science Un-terricht und Lehrplan in Vietnam’sGrundschulen ist eine Untertreibung.Ich fragte was ich tun konne umzu helfen. Unerwarteterweise wardie Antwort: Software! Education-Software existiert in vietnamesischerSprache uberhaupt nicht, und es gibtauch kein Geld um sie zu kaufen,selbst wenn sie existieren wurde.Ich verbrachte den Rest meines Ur-laubs damit, Software zu schreiben.Das Resultat ist Blocky Maze [2],welches in verschiedenen Sprachenlauft. Hier ein Link zur Online-Demo-Version von Blocky Maze [3]. Blocky-Maze ist ein Selbst-Lern-Programmmit einer Reihe von Tutorials umProgrammieren zu lernen. Verwendetwerden Schleifen (loops) und Bedin-gungen (conditionals) sowie im Level10 auch Listen, Variablen und Proze-duren. Ich musste alles auf eine CDbrennen denn die Schule konnte sichkeinen zuverlassigen Internetzugangleisten.

Blocky Maze, ein mehrsprachigesProgrammierlernspiel. Bildrechte:

Volksrepublik Vietnam

Die Ubergabe der Software zweiWochen spater war ein surreales Er-lebnis: Im Buro des Schuldirektorszu sitzen ist als Erwachsener ge-nauso furchterregend wie als Schul-kind. Von der Wand sah der allge-genwartige Ho Chi Minh auf michherab. Vor der Schule begannen

10Im Amerikanischen werden die Klassen fortlaufend gezahlt. First Grade entspricht der ersten Klasse Volksschule, Fifth Grade entspricht der 1.Klasse Hauptschule / Gymnasium

11entspricht 16-jahrigen, Anm. d. U.

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1.500 Kinder ihre Morgengymnastik,zum Teil bestehend aus dem Chickendance [4].

Der Computer Science Lehrerwar hoch erfreut und versprach mirBlocky schon am nachsten Tag im Un-terricht einzusetzen. Wegen fehlen-dem Budget konnte sich die Schu-le keinen zweiten Computer ScienceLehrer leisten, und nur die Halfte derKinder bekam Computer Science Un-terricht. Ich fragte nach wieviel einComputer Science Lehrer im Monatverdient: 100 Dollar. Daraufhin gingzum nachsten Bankomat und kaufteder Schule einen zweiten ComputerScience Lehrer fur ein Jahr.

Es stellte sich heraus dass manziemlich popular wird wenn manSoftware und einen Lehrer spendet:

happy Neil, happy students. Bildrechte:Volksrepublik Vietnam

Wenn 5-grader in Vietnam min-destens genauso gut ”performen”wie11-grader in den USA, wie gut sinddann die 11-grader in Vietnam ?Ich ging in eine CS-Klasse in einerHigh School, auch diesmal ohne Vor-ankundigung. Die Klasse arbeitete aneinem Test:

Computer Science Test. Bildrechte:Volksrepublik Vietnam

Gegeben war eine Data Fileder ein Labyrinth mit diagonalenWanden beschreibt. Aufgabe war

es die Nummer der umschlosse-nen Flachen zu zahlen und denFlacheninhalt der großten umschlos-senen Flache auszurechnen.

Data File:

10000000100010001000000010100000100010100010000010001000100010001000100010000010100010000010001010001000100010001000100010000010000010001000101000100000100010001000100010001000001010001000100000100010000010001000100000001000100010001010001000001010000010001000100010001000100010001000001000101000001010001000100010001000100010100000101000001000100010001000100010001000100010000010100000101000100010000000100000001000100010000

Nach meiner Ruckkehr in dieUSA fragte ich einen senior engineerwie er die Prufungsfrage einschatzenwurde bezuglich eines Job-Interviewsbei Google. Ohne dass er uber dieHerkunft der Frage Bescheid wuss-te antwortete mir der Senior Engi-neer die Frage entsprache dem obe-ren Drittel. Die Klasse in Vietnam hat-te 45 Minuten Zeit eine Losung inPascal zu implementieren. Fast alleSchuler wurden fertig, und nur eini-ge wenige brauchten zusatzliche funfMinuten. Die Halfte dieser Schulerwurden den Google Job InterviewProzess uberstehen.

Ich war in die High School in Vi-etnam hineingegangen mit der Be-reitschaft zu helfen so gut ich konn-te. Doch anstatt dass die Schule vonmir und meiner Erfahrung profitier-te, lernte ich etwas von den Schulern.Diese Schuler zeigten mir wie manComputer Science Unterricht machensollte: Fruh mit Programmierunter-richt beginnen [5], verpflichtend furalle Schuler. Den Schulern die sichdafur interessieren unbegrenzt Raumzum wachsen geben.

Allerdings gibt es einen Ha-ken im Vietnamesischen System. DieEinfuhrung des Computerunterrichts

in das Vietnamesische Schulsystemist relativ neu. Es scheint so als ob esin allen Altersstufen gleichzeitig be-gann vor ein paar Jahren. Als ich ei-ne Universitat besuchte war ich nichtbeeindruckt davon was die Studen-ten dort taten. Doch dies wird sichschnell andern sobald die derzeitigenSchuler auf die Universitaten kom-men mit ihrer bereits in der Schuleerworbenen Programmiererfahrung.

Vergleich mit USA

Der Zustand der AmerikanischenComputer Science Education ist er-schreckend im Vergleich dazu.

Schultrager kampfen darum Com-puter Science [6] aus den Schu-len herauszuhalten, denn jede Minu-te die mit CS verbracht wird fehltbei den Kernfachern Englisch undMathematik. Die Testergebnisse derSchuler in diesen Kernfachern be-einflussen das jahrliche Schulbudget,deshalb wird Computerunterricht alsBedrohung wahrgenommen.

Lehrer weigern sich oft Compu-ter Science vernunftig zu unterrich-ten, nicht zuletzt deshalb weil sienichts davon verstehen. Stattdessenunterrichten Sie Textverarbeitung undHTML und nennen dies dann Compu-ter Science [7].

Eltern opponieren gegen Compu-ter Science Klassen weil deren No-ten sich nicht direkt auf die akademi-schen Chancen ihrer Kinder auswir-ken. Dazu kommt

”Dass Eltern den Un-

terschied zwischenKindern die Video-spiele spielen [8] undKindern die Video-spiele programmierennicht erfassen. “

Schuler verlassen absichtlich dieComputer Science Klassen da alsNerd zu gelten unglaublich unpo-pular ist.

Das Resultat in den USA istein Widerstand gegen CS auf jederEbene. Diese Situation sinnvoll zu

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andern erscheint unmoglich. Ich ar-beite fur die Bildungsabteilung vonGoogle und die Geschichten mitdenen unsere externen Padagogenzuruckkommen sind schockierendund nicht veroffentlichbar. Wir spen-den Unsummen [9] und enorme Res-sourcen mit minimalem Ergebnis.

Im Kontrast dazu ist es in Viet-nam genau umgekehrt. Schulen, Leh-rer, Eltern und Schuler sind lernwil-lig in einer Weise die ich in den USAnie erlebt habe. Es brauchte weni-ger als 10 Minuten um Blocky’s Ma-ze der Vietnamesischen CS Lehrerinzu zeigen. Ihre Kinder spielten es ineiner Schulstunde durch, die meistendavon beendeten die ersten 9 Level.Und wollten mehr.

(Ende der Ubersetzung)In Neils Blog gibt es weitere, auf

diesen Artikel bezugnehmende Pos-tings, z.B. uber Neils Hochzeit [11]oder die Popularitat von Blockly [12].

Fachbegriffe:

Disketten: Magnetbeschichtete,scheibenformige Datentrager, bis

zum Aufkommen von USB-Sticksweit verbreitet.

Logo: wegweisende Program-miersprache, siehe auch RIS-Journal001, austrianguy, Seite 19

Ho Chi Min: VietmanesischerGuerillafuhrer und Prasident, 1890-1969.

Pascal: beinahe ausgestorbeneProgrammiersprache, siehe auch RIS-Journal 001, Artikel austrianguy

Seite 19

Nerd engl. fur Computerfreak,Fachidiot, Streber, Außenseiter.

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Lizenz, Quellen:

Dieses Material stehtunter der Creative-Commons-Lizenz Na-mensnennung - Wei-

tergabe unter gleichen Bedingun-gen 4.0 International. Um eine Kopiedieser Lizenz zu sehen, besuchenSie http://creativecommons.org/

licenses/by-sa/4.0/deed.de.

Quellen:[1]: neil.fraser.name/news/2013/03/16/[2]: code.google.com/p/blockly[3]: http://goo.gl/gz5j50[4]: youtu.be/4xmV5uHWNag[5]: neil.fraser.name/news/2012/07/01/[6]: goo.gl/W1ixgX[7]: blog.carolynworks.com/?p=572[8]: youtu.be/Lql-otlQfNo[9]: neil.fraser.name/news/2011/07/16/[10]: spielend-programmieren.at[11]: neil.fraser.name/news/2013/04/15/[12]: neil.fraser.name/news/2013/12/31/

Gedanken uber das OneLaptop per Child Projekt[1]

von CHRISTOPH DERNDOFER

Christoph Derndorfer [2] istMitgrunder von OLPC Austria [3],und forscht, reist, programmiertund bloggt [4] auf englisch undspanisch uber das One Laptop perChild (OLPC) Projekt [1] und uberMoglichkeiten die Bildungssitua-tion in Entwicklungslandern zuverbessern.

Christoph Derndorfer. Bildrechte: [2]

Hintergrund:

Ziel des One Laptop per Child Pro-jekts war es einen billigen 100 US$Computer fur jedes Kind in Entwick-lungslandern zu entwickeln. Obwohldieses Ziel nie ganz erreicht wurdefuhrten die damit einhergehendentechnologischen Durchbruche zur

Kategorie der Billig-Netbooks undgunstigen Tablet-Computer und Ent-wicklung von open source Lernsoft-ware [5]. Das One Laptop per ChildProjekt wurde vom charismatischen(und umstrittenen) MIT ProfessorNicholas Negroponte [6] gegrundetund hatte den bisher großten Erfolgin Peru und Uruguay. In Osterreichgab es zwischen 2008 und 2012 ei-ne Probeklassen in der Steiermark dieden OLPC XO Laptop [7] regular imUnterricht einsetzte.

Ubersetzung von Horst JENS [8].Originaltitel: Happy new year fromOLPC News [9]

(Beginn der Ubersetzung)

Wahrend ich hier sitze und durchdie Postings von 2013 durchblattereanstatt mich fur die Silvesterpartyvorzubereiten bekomme ich einen

R.I.S. Journal Ausgabe 001, Janner 2014: Remix, Improve, Share. Das freie, creativ-commons lizensierte Journal.m Download und andere Formate: spielend-programmieren.at/de:ris:start B [email protected] Seite 38

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Gedanken nicht aus meinem Kopf:2013 war ein seltsames Jahr fur OneLaptop per Child.

Ich meine nicht dass es ein er-eignisloses Jahr war. Aber die ge-ringen Anzahl an Postings -nur zweiDutzend im letzten Jahr- zeigt dochdeutlich dass nicht allzuviel passiertist was mich zum schreiben inspirierthatte. Die Wahrheit ist, dass vielesvon dem was passiert ist mich eherdeprimiert hat.

Auch wenn das viele Leute inner-halb der globalen OLPC Communitynicht wahrhaben wollen: Es wurdensehr offensichtlich dass OLPC heu-te eine andere Organisation ist alssie 2012 und davor war. Naturlichbedeutete ’anders’ nicht automati-sche ’schlechter’. Ich personlich kannmich aber weder sehr fur das neueXO Tablet (auf das sich die OLPCAssociation in Miami 2013 großteilskonzentriert hat) begeistern noch fin-de ich es besonders wertvoll.

Die große Herausforderung, diemich antreibt, bleibt es herauszu-finden wie man Informations- undKommunikationstechnologien indas Bildungssystem von Entwick-lungslandern integrieren kann. Wirhaben viel daruber gelernt was funk-tioniert und was nicht funktioniertseit OLPC 2005 gegrundet wurde.Und ich traue mich zu behaupten,dass die Welt dank der Bemuhungender Organisation, ihrer Angestelltenund weltweiten Unterstutzer ein bes-serer Ort geworden ist.

Allerdings habe ich das Gefuhldass 2013 gezeigt hat dass wir aneinem toten Punkt angelangt sind.

OLPC Association als Organisa-tion kummert sich nicht langer umdie richtigen Fragen, produziert kei-ne relevanten Antworten und hatan personellen Kapazitaten verloren,welche sie die letzten Jahre uber in-nehatte.

Als olpc Community und großerwerdendes Okosystem haben wirnoch nicht herausgefunden wie wirmit diesen Anderungen umgehen sol-len.

Klar, immer noch arbeiten Leu-te an interessanten technischenLosungen von denen einige sicherlichspater sehr wertvoll werden. Aber da-von abgesehen ist nicht klar wer dieschweren Herausforderungen losenwird (oder zumindest versuchen wirdsie zu losen) welche ich die sechsKriterien einer erfolgreichen Integra-tion von Informationstechnologie inden Bildungsbereich von Entwick-lungslandern nennen mochte:

• Infrastruktur

• Wartung

• Unterrichtsmaterialien (Con-tent)

• Einbindung der Communities

• Lehrerausbildung

• Evaluierung (Erfolgskontrolle)

Wenn wir erfolgreich sein wollen,mussen wir uns diesen Herausfor-derungen stellen und nicht daraufhoffen das jemand anderer dies furuns tun wird. Denn das ist der Geistder OLPC von Anfang an angetriebenhat.

Die Frage ist -egal ob inOsterreich oder in Zambia- nichtlanger ob wir Informationstechno-logie im Unterricht verwenden sollenoder nicht. Die Frage ist welche Tech-nologie wir verwenden sollen und-wichtiger noch- wie wir sie verwen-den wollen.

Wenn wir bei diesen Fragen mit-reden wollen anstatt zuzuschauenwie sich die Klassenzimmer der Weltmit ungeeignetem Geraten und ver-alteten padagogischen Konzeptenfullen - dann sollten wir uns bessermehr anstrengen und auf die wichti-gen Fragen konzentrieren.

Anderenfalls finden wir uns inein paar Jahren abseits der Entwick-lung stehend und daruber jammerndwelche Chancen wir versaumt habenund mit Vorwurfen und Fehlersuchebeschaftigt. Ich weiß nicht wie esEuch damit geht aber ich habe ande-re Plane fur 2018.

Mit diesen Gedanken im Kopfwunsche ich Euch allen eingluckliches neues Jahr und freuemich auf 2014!

(Ende der Ubersetzung )

Spenden:

OLPC (Austria) freut sich uber jeg-liche Unterstutzung und Spenden.Konktakt: [email protected].

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tergabe unter gleichen Bedingungen4.0 International. Um eine Kopiedieser Lizenz zu sehen, besuchenSie http://creativecommons.org/

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[1] one.laptop.org[2] christoph-d.blogspot.co.at[3] olpc.at[4] olpcnews.com[5] http://goo.gl/1SE4Xm[6] Nikolas Negroponte[7] fuzo-archiv.at/artikel/1503081v2[8] spielend-programmieren.at[9] goo.gl/uvojYk

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Pyladies Vienna

von FLOOR DREES UND HORST

JENS

Floor Drees. Bildrechte. Floor [1]

Floor Drees [1], Grunderin derLerngruppe Pyladies Vienna [2],beantwortete in diesem Email-Interview Fragen zur uber dieProgrammiersprache Python [3]und spricht uber Pyladies, den Un-terschied zwischen Holland undOsterreich sowie uber die Situati-on von Frauen in der IT-Branche.Ubersetzung von Horst JENS [4]

Logos von python und pyladies. Bildrechte:[3], [2]

(Beginn der Ubersetzung)Horst: Hallo Floor, bitte erzahl kurzuber dich. Wo bist du her, warum bistdu in Wien, wovon lebst du?

Floor: Hallo. Naja, ich studierte Gra-fik Design in Rotterdam und arbeite-te dort einige Jahre als Communi-ty Managerin bevor ich nach Wienzog um in einem Startup zu arbeiten.Ich sagte mir ich bleibe fur vielleichtein Jahr in Wien, aber es wurdenzweieinhalb Jahre daraus. Vor zweiWochen ubersiedelte ich nach Berlin.Seit ich nach Wien zog hat sich vielverandert.

Ich begann mich furs Program-mieren zu interessieren, ich begannCSS, Ruby und Python zu lernenund ich bekam einen Job als ’De-veloper evangelist’ bei CheckiO [5],einer Spiele-Plattform fur Program-mierer. Ich liebe es Kommunikati-onsfahigkeiten mit technischen Skillszu kombinieren, und Dank der Arbeitbei CheckiO (gamified learning)konnte ich meine Coding-Skills or-dentlich verbessern!Horst: Was ist fur dich derauffalligste Unterschied bei Land undLeuten zwischen Holland (bzw. ande-ren Landern) und Osterreich, deinerErfahrung nach ?Floor: Was ich als großten Unter-schied erlebt habe generell ist die’Schau ma mal..’ Mentalitat hier. Ichkann ziemlich enthusiastisch (ex-cited) werden fur ein Projekt undmag sofort loslegen. Die meistenOsterreicher sind mehr... konservativ,schatze ich. Vielleicht sind Hollandereinfach nur direkter. Ich hatte dasGefuhl sobald ich jemanden gefun-den hatte der gern mit mir arbeitetwaren sie (die Osterreicher) voll da-bei. Es hat nur ein bisserl langergebraucht.Horst: Warum sollten junge Leute(speziell Madchen) programmierenlernen?Floor: Ich denke die Fahigkeit zuprogrammieren ist DER ’Skill’ derZukunft. So wie die Baby-Boomerlernen mussten mit all den Computerum sie herum umzugehen.

Wer das nicht macht wurde sichselbst vom Arbeitsmarkt ausschlie-ßen. Um von meiner eigenen Erfah-rung zu sprechen, ich wurde we-sentlich besser in meinem Job alsCommunity-Manager sobald ich lern-te die Wunsche der Community den

Entwicklern (devs) zu ubersetzten.Ich denke es ist eine wichtigeFahigkeit wenigstens die Grundla-gen von Markup und Styling (html,css) zu verstehen, zu wissen was Ba-ckend passiert und vielleicht leichtverstandlichen Programmcode wieRuby oder Python lesen zu konnen.

Pyladies-Treffen. Bildrechte: [1]

Und falls diese Jugendlichen zufalligMadchen sind und sich fur solcheSachen interessieren dann hoffe ichsehr dass sie ihre Studien in diesemGebiet weiterverfolgen, denn wirbrauchen dringend mehr Diversityum bessere Software zu erschaffen!Horst: Was war deine MotivationProgrammieren zu lernen? Hattestdu ein (weibliches) Rollenmodell?Floor: Das klingt vielleicht lustig,aber ich wollte eigentlich Bugs fi-xen. Und ich wollte lernen wie manmit den Entwicklern bei dem Star-tup halbwegs professionell kommu-niziert. Ich fing an die Rails Girls Tu-torials durch zu arbeiten mit einemArbeitskollegen. Er ist extrem gut mitCSS vertraut und ein sehr geduldigerTyp. Spater verbrachte ein andererFreund und Ex-Arbeitskollegen seineWochenenden damit mir und einemFreund Ruby beizubringen, ’the testdriven way’. Diese Unterstutzung be-deutete enorm viel fur mich. Wasich als Community-Managerin uberdie Jahre gelernt habe ist dass eingroßer Teil der Arbeit darin be-steht gut reden zu konnen (Talkingthe Talk... sich selbst und die eige-nen Fahigkeiten verbal prasentierenzu konnen). Ich begann all dieKonferenz-Talks uber Programmie-rung anzuschauen, und ich lausch-te dem Ruby Rogues Podcast [6] in-brunstig. Am Anfang musste ich al-le 10 Minuten auf die Pause Tastedrucken um die Fachbegriffe nachzu-schlagen. Aber nach einer Weile be-gann ich Dinge im Kopf miteinanderzu verbinden und erkannte Begriffe

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und ich konnte eine ganze Episodeohne Pause anhoren. All die Jungsund Madels bei Ruby Rogues wurdenfur mich zu Vorbildern. Ich moch-te speziell Bucher von Avdi Grimm,(z.B. Objects on Rails [7] oder Confi-dent Ruby [8]) . Seine Bucher habeich von vorne bis hinten gelesen. Undauch Katrina Owen [9]).

Confident Ruby. Bildrechte: [8]

Objects on Rails. Bildrechte: [7]

Horst: Deine erste Programmierspra-che war?Floor: Zuerst probierte ich mit PHPherum als ich anfing mit WordPresszu arbeiten. Ich war damals 18 Jah-re alt oder so. Aber das war mehr einloschen, reloaden und schauen-was-passiert Ansatz !

Horst: Warum Python?Floor: Ich arbeite fur mehrere Star-tups die Python verwendeten, undich hatte mit Django zu tun, sodass eslogisch war dass Python als nachstesauf meine Liste kam. Und, nicht zuvergessen, Python Erfinder Guido vanRossum ist Hollander !Horst: Was ist Pyladies Vienna?Floor: Immer wenn ich etwas neueslerne brauch ich ...sozialen Druck. Al-leine lernen kann sehr ode sein undich wollte andere AnfangerInnen fin-den die den Samstag mit mir gemein-sam verbringen wollten um zu ler-nen. Deshalb organisierte ich einenersten Workshop, suchte mir ein Tu-torial aus, besorgte Kekse und legtelos.

Dass ich eine Pyladies Gruppe(chapter) grundete war eher Zufall.Ich las uber diese internationale Be-wegung und dachte mir dass dieseMarke zu ubernehmen (franchisingthis brand) wurde mir dabei helfenTeilnehmerInnen und Unterstutzungzu finden. Was funktionierte. Ich binsehr zuversichtlich dass PyLadies Vi-enna weiterhin wachsen wird, mitLaura als neuer Anfuhrerin und dassdie geplante Zusammenarbeit mit La-ber’s Lab (die haben die Arduinobootcamps in Wien organisiert) funk-tionieren wird.Horst: Deine Meinung zu anderenProgrammiersprachen?Floor: Ich beschaftige mich in letz-ter Zeit mit JavaScript, und ich ver-fluche mich dass ich nicht schonviel fruher damit begonnen habe. Esmacht Spaß - manchmal. Fur ein Ne-benprojekt musste ich etwas Java ler-nen und mochte das auch. Sicher,Java ist umstandlich und man musssehr viele Programmzeilen schreibendamit man ein Resultat sieht... aberJava hat seine Verdienste. Ich magdieses language bashing gar nichtdass man manchmal auf Konferenzensieht. Es ist so unnotig.Horst: Deine Erfahrung mit Frauenin der Technik?Floor: Generell gibt’s da zu wenigFrauen - haha ! Aber immer wenn ichEntwicklerinnen (female developers)kennen lerne (they are usually superexcited about coding) sind die begeis-

tert vom Programmieren und dieserEnthusiasmus ist ansteckend.Horst: Warum glaubst du gibt eshauptsachlich mannliche Program-mierer in Osterreich / in anderenLandern)?Floor: Ich personlich denke -und viel-leicht liege ich falsch- dass Informa-tik als Fach in den Schulen nichtsehr attraktiv fur Madchen ist. Ichwar wirklich schlecht in Mathema-tik und habe die Aufgaben nie inter-essant gefunden. Warum soll ich dieWahrscheinlichkeit, eine rote Mur-mel aus einem Sack zu ziehen, aus-rechnen? Ich durstete nach Beispie-len aus dem echten Leben. Unse-re Informatikstunden ertranken inMathematik-Ratseln, ich hatte wirk-lich gerne gelernt wie man Homepa-ges selber macht (HTML, CSS, viel-leicht JavaScript). Etwas machen woman -nach Knopfdruck- die Fruchteder eigenen Arbeit bewundern kann,dass hatte mich total fasziniert.

Mir fallt auf dass auf den RailsGirls Workshops wo ich unterrichte(und die ich organisiere) die meistenTeilnehmerinnen ebenfalls dieses so-fortige Feedback suchen.Horst: Dein schlimmstes Vorurteils-Erlebnis (in Bezug auf Frauen inTechnik)? Welche typische Aussagenervt dich speziell?Floor: Wenn sie (Frauen) sich (furTechnik) interessieren wurden dasswaren sie hier. Wir sind offen fur al-le. Das ist soooo vergiftet. Viele Frau-en die mit Programmieren anfangensind schon etwas alter weil sie inder Schule nie dafur interessiert wur-den. Manchmal sind sie oder fuhlensie sich wie Anfangerinnen. Wennsie dann Bilder sehen von Meetingsmit gegen 100% Manneranteil dannwirkt das nicht sehr einladend. Dufurchtest dich dass deine Fahigkeitenin Frage gestellt werden. Was manch-mal auch passiert. Bestes Beispiel:Oft kommen neue Leute zum Vien-na.rb (Ruby) Meeting die ich mitor-ganisiere. Bis die Leute sehen dass ichden Eroffnungsvortrag halte glaubensie ich bin die Servierkraft vom Cate-ring. Das ist nicht cool, aber ich kannmeistens druber lachen.Horst: Dein bestes Technik/Gender

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Erlebnis?Floor: Ich finde die Ruby/Rails Ge-meinschaft als Ganzes sehr einla-dend. Ich teile mit anderen meine Co-de Schnipsel, oder erzahle welchesBuch ich gerade lese, und ich bekom-me super nettes Feedback via Twit-ter. Vielleicht spielen Rails Girls undRailsbridge eine große Rolle dabeiein so sicheres Umfeld zu schaffen.

Als ich neulich fragte wer mit mirzusammen an einem Javascript Pro-jekt zu arbeiten will bekam ich auchextra nette Antworten.Horst: Welchen Rat hast du fur jun-ge (Schul)Madchen die sich fur eineProgrammier-Karriere interessieren?Floor: Du fragst eine Kunststuden-tin die Social-Media-Managerin wur-de um dann eine Kehrtwendung zumachen und Webseiten zu erstellen!Mein Rat:

Folge deinem Herz, da draußengibt es Resourcen die dir helfen wer-den wenn du deine Meinung anderstund etwas anderes lernen willst. Undich hoffe du bewahrst dir Offenheitund eine gesunde Person Neugier(aufs Programmieren naturlich!).Horst: Letzte Lebensweisheiten furunsere jungen LeserInnen?Floor: Was sie dir in der Schule bei-bringen ist wie man sich Wissen an-eignet, nicht endgultiges Wissen. Dadraußen gibt es so viel, benutze dei-ne Fahigkeiten um etwas zu lernenwas DU nutzlich und interessant fin-dest. Oft wirst du Leute finden diedich dabei anleiten, vielleicht sogardeine Lehrer!

(Ende der Ubersetzung)

Output eines Pyladies Treffen. Bildrechte: [1]

Fachbegriffe

Pyladies Vienna [1] steht fur Py-thon Ladies, eine Selbstlerngruppefur die Programmiersprache Python[3], speziell fur Frauen.

Python [3] einfach zu erlernen-de, Allzweck-Programmiersprache.Wird in den Programmierkursen derFirma spielend-programmieren [4]eingesetzt.

Community Manager betreutdie Gemeinschaft (Community) imInternet. Kummert sich z.B. fur ei-ne Spielefirma um die Anliegen derim Internet organisierten Fans einesComputerspiels.

Startup junges Unternehmen.

Developer evangelist versuchtProgrammierer fur eine Firma oderTechnologie zu begeistern.

Gamification, gamified learningversucht die Belohnungsmechanis-men und die Motivation von (Com-puter)spielen auf andere Bereiche zuubertragen, in diesem Fall Lernen.Ein Beispiel dafur sind die Punkteund Badges (Abzeichen) die man beider Website KhanAcademy.org erwer-

ben kann.

html steht fur Hyper Text MarkUp Language. Seitenauszeichnungs-sprache. Damit werden Websiten be-schrieben, z.B. Uberschriften, Tabel-len, Hyperlinks etc.

Css steht fur Cascading Sty-le Sheet. Ermoglicht es, Webseiten(html) optisch zu gestalten (Farben,Layout)

Bugs fixen: Programmfehler (sogenannte Bugs) reparieren

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Lizenz, Quellen

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[1] FloorDreesbzw. plus.google.com/+FloorDrees[2] twitter.com/pyladies viebzw: meetup.com/pyladies-vienna[3] python.org[4] spielend-programmieren.at[5] www.CheckiO.org[6] rubyrogues.com[7] objectsonrails.com[8] confidentruby.com[9] kytrinyx.com

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Railsgirls haben meinLeben verandert

von LAURA GAETANO

Logos von railsgirls. Bildrechte: [5]

Laura bloggt uber ihre leben-veranderndes erstes Mal bei ei-nem Rails Girls Treffen wo sie dieProgrammiersprache Ruby ken-nen lernte und seither selbst un-terrichtet. Außerdem schreibt sieuber Sexismus in der Tech-Szene,Javascript lernen, Tricks zum re-gelmaßigen Schreiben und ihr Le-ben.

Laura Gaetano. Bildrechte: [1]

Laura Gaetano, im Internet be-kannt als AliceTragedy [1] arbeitet inWien als Junior Developer und So-cial Media Expertin bei Bitstem [2].Seit Ende 2013 organisiert sie diePyladies Vienna Meetings. Folgendes

Blogposting [3] schrieb sie im Ok-tober 2013. Ubersetzung von HorstJENS [4].

(Beginn der Ubersetzung)

Es war einmal, in einer weit,weit entfernten Galaxie...

Ich habe das Schreiben dieses Blog-Postings lange vor mir her gescho-ben. Das Leben ist ein so viel nettererPlatz als das Internet in letzter Zeit,also habe ich lieber das Leben genos-sen als es still vom Rande aus zu be-schreiben wie ich das sonst mache.

Fur die (paar) die es interessiert,hier ist eine kleine Zusammenfassungder letzten Monate:

RailsGirls:

Ich besuchte den RailsGirls Eventim Janner, und er hat mein Lebenverandert. Ich sah dort eine MengeDinge die Frau verbessern konnte umdas Erlebnis als Besucherin angeneh-mer zu machen. Deshalb besuchte ichim August zum ersten Mal uberhaupteinen RailsGirls Event als Trainerin,in Bratislava [5]. Dieses Wochenen-de war ich auch seit sechs Monatenin meinem neuen Job. Wirklich ? Einhalbes Jahr kampfe ich mich schontaglich mit Ruby on Rails ab? Werhatte vor neun Monaten gedacht dassich einmal von Stadt zu Stadt reisenwurde um Vortrage uber die Kom-mandozeile zu halten ?

Aber es gibt fur Alles ein ers-tes Mal und ich lernte einige wirk-lich großartige und interessante Leu-te kennen, ich lernte besser in derOffentlichkeit Vortrage zu halten,und ich bekam gratis Aufkleber. Vorallem: Ich freue mich immer so zusehen wenn wenigstens eine meinerstudents sich fur das Programmierenbegeistert (get excited about makingstuff) und sich ernsthaft uberlegt indieser Richtung zu arbeiten.

Rails-Treffen The Hague. Bildrechte: [1]

(Nebenbemerkung: In letzter Zeitgab es einiges Aufsehen uber dasThema Sexismus in der Technologie-Branche. Ich denke man kann nichtgenug darauf hinweisen dass diesnichts speziell mit der Ruby Com-munity zu tun hat, oder mit Pro-grammieren im Allgemeinen, odermit der IT-Industrie. Sexismus, undjede andere Form von Diskriminie-rung, ist unglucklicherweise ein welt-weites, branchenubergreifendes Pro-blem. Es ist traurig, aber ich den-ke es hilft nicht das wir Frauen unsals Opfer betrachten. Vielleicht istder Effekt von Organisationen wieRailsGirls die Frau welche Teil derIT-Industrie werden will offentlichzu machen und das Problem damitgroßer zu machen als es eigentlichist; Ich weiß es nicht. Fur mich warRailsGirls der erste Schritt in Rich-tung Programmieren und ich mochtediese positive Erfahrung an anderezuruck geben.)

Meetups:

Momentan ich ich regelmaßige Be-sucherin der Vienna.rb [6] Meetupsund der WordPress Vienna [7] Mee-tups in Wien. Die Meetups fuhlen sichfast so nett an wie ein Familientref-fen, deshalb schlage ich vor ihr be-sucht uns wenn ihr Interesse daranhabt mit netten Leuten zusammen zusein und Programmieren zu lernen.Pyladies Vienna [8], welches ich zu-sammen mit Floor DREES12 organi-siere, findet auch bald statt.

750 Worter:

Vor Jahren, ich ging noch ins Gymna-sium, fand ich ein Buch uber ’kreativ

12Siehe Artikel floor in dieser Ausgabe

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Schreiben’ welches empfahl taglichzu schreiben. Nicht notwendigerwei-se gut konstruierte kleine Essays oderGeschichten; aber trotzdem drei volleSeiten taglich (die ’morning pages’)ohne zu viel uber den Inhalt nach-zudenken. Der Grund dafur ist dassdies dabei hilft die Schreibblockade zumindern.

Einige Jahre spater nahm ichan Nanowrimo [9] teil und balddarauf meldete ich mich bei 750Words an, inspiriert durch meineSchreibubungen. 750 Words erlaubtdem User taglich Seiten zu schrei-ben, fuhrt Statistiken uber Schreib-geschwindigkeiten und Stimmungen,und man kann Abzeichen (badges)gewinnen.

Als ich in Bratislava war beschlossich am monatlichen 750words Wett-bewerb teilzunehmen: Ich habe seit-dem nicht mehr aufgehort zu schrei-ben und finde jeden Tag 15 bis 20Minuten Zeit dafur. Ironischerweiseblogge ich seitdem deutlich weniger,aber man kann nicht alles gleichzeitigmachen.

Und jetzt ?

Ich lese einen Haufen Sachbucher(Gay Talese und Norman Mailer sindgerade meine Favoriten), ich ver-bessere meine Typografie Kenntnis-se und versuche langsam Javascriptin meinen Kopf hinein zu bekommenweil ich Javascript noch uberhauptnicht kann. Außerdem verfolge ichein paar Nebenprojekte. Und ich ha-be erstmals in meinem Leben GTA ge-spielt (ich weiß, unakzeptabel, aberwozu gibt es einen Freund mit Play-station?). Und obwohl ich nur spo-radisch blogge bleibt Blogs schreibenmeine erste Liebe zu der ich hoffent-lich bald zuruck komme.

(Ende der Ubersetzung)

Anmerkungen

Alterslimit:Laut Laura gibt es weder fur Rails

Girls noch fur Pyladies Treffen ein Al-terslimit, die altesten Teilnehmerin-nen bisher waren uber 50. Mit min-derjahrigen Teilnehmerinnen hat sienoch keine Erfahrung und ersucht beider Anmeldung extra auf das Alterhinzuweisen, um die Organisation zuerleichtern.

Vortrage:Wer auf einem (Pyladies) Treffeneinen sogenannten Lightning-Talkhalten will (max. 5 Minuten, sehrempfehlenswert) moge Laura im Vor-feld kontaktieren.

Fachbegriffe

RailsGirls Internationaler Verein, or-ganisiert Treffen fur Frauen welchedie Programmiersprache Ruby onRails lernen mochten.

Ruby on Rails ist ein open sourceweb application framework, geschrie-ben in der Programmiersprache Ru-by.

Ruby ist eine general-purpose pro-gramming language ahnlich wie Py-thon

Kommandozeile oder commandline: Text-Eingabemethode im Un-terschied zu grafischen User Inter-faces (GUI), welche mit der Mausbedient werden. Die Kommandozeilewird vor allem von Programmierernbevorzugt da man damit im Unter-schied zu einem GUI deutlich schnel-ler arbeiten kann (wenn man sichauskennt).

Sexismus Diskriminierung auf-grund des Geschlechts. In der IT-Branche ist damit meist die Diskrimi-nierung von Frauen gemeint.

IT-Industrie Internet-Technologie

Pyladies Vienna [8] steht fur Py-thon Ladies, eine Selbstlerngruppefur die Programmiersprache Pythonspeziell fur Frauen.

Python leicht zu erlernende ge-neral purpose Programmiersprache

Wordpress populare Opens-Source Software um Webseiten, spe-ziell Blogs, zu erstellen

Blog eine offentlich sichtbares Ta-gebuch, Logbuch im Internet.

Typografie Druckkunst, gestalte-rische Merkmale eines Schriftsatzes.

Javascript Programmiersprache(nicht zu verwechseln mit Java)die innerhalb eines Browserfensterslauft.

Grand Theft Auto, GTA: Sehr po-pulare Computerspiel-Serie

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Dieses Material stehtunter der Creative-Commons-Lizenz Na-mensnennung - Wei-

tergabe unter gleichen Bedingungen4.0 International. Um eine Kopiedieser Lizenz zu sehen, besuchenSie http://creativecommons.org/

licenses/by-sa/4.0/deed.de.Quellen:

[1] www.alicetragedy.org/blog/[2] bitstem.com[3] goo.gl/WG7AvI[4] spielend-programmieren.at[5] railsgirls.com/bratislava[6] vienna.rb[7] wpvienna.com[8] meetup.com/pyladies-vienna[9] nanowrimo.org/[10] 750words.com/

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Fdroid Installationsan-leitung

von HORST JENS

In diesem Tutorial wird erklartwie Sie sich auf einem AndroidSmartphone oder Tablet das Fdro-id Repository fur freie (free/libreOpen Source) Software installie-ren, um eine sinnvolle Erganzungzum Google Play Store zu haben.

Fdroid

Das freies Softwarereposito-ry Fdroid fur Android instal-lieren

Wirklich freie (free/libre Open Sour-ce) Software [1] fur Android [2]-Gerate zu finden ist gar nicht soleicht: Der Google Play Store [3] lasstsich zwar nach kostenlos durchsu-chen, aber kostenlos (free as beer)ist eben nicht das selbe wie wirklichfrei (quelloffen, free as freedom) imSinne der GPL Lizenz [4]. Mit rela-tiv wenig Aufwand ist es allerdingsmoglich, auf Android-Geraten (De-vices wie Smartphones, Tablets, ...)ein alternatives Softwareverzeichnis,ein sogenanntes Repository [5] zu in-stallieren, welches nur wirklich freie

Software anbietet. Keine Crippleware[6], keine nervenden Werbebanner,kein geheimer Programmcode. Die-ses Tutorial erklart wie es geht:

Anleitung:

Die folgende Schritte moglichstdirekt mit dem Android-Geratausfuhren:

Geratezugriff gewahren: DieFDroid-App verlangt beim Installie-ren weitgehende Rechte auf demAndroid-Gerat, um weitere Apps in-stallieren und loschen zu durfen:

• Im Systemmenu des Android-Gerats unter Einstellungen - Si-cherheit die Option Unbekann-te Herkunft - Installation vonApps aus anderen Quellen alsdem PlayStore zulassen ankli-cken (das Hackchen muss ge-setzt sein).

• Die Website http://f-droid.

org/ ansurfen und die Seitedurchlesen. (Die Seite akzep-tiert Spenden per Flattr, PayPalund Bitcoin.) Im Fdroid FAQ(im Wiki) wird u.a. erklart,warum FDroid NICHT im Goo-gle Play Store drin ist (Konkur-renzverbot).

• Direkt auf der FDroid-Websitekann man mit dem MenupunktBrowse schauen was fur freieApps es gibt, um zu entschei-den ob man FDroid uberhauptbraucht.

• Direkt auf der FDroid-Website[7] ist ein Download-Link mitdem man die Datei FDroid.apk[8] downloaden kann. Oderman scannt mit dem Android-Device diesen QR-Code:

• Die heruntergeladene DateiFDroid.apk offnen. Dazu obenin der Statusleiste auf das Dow-nloadsymbol (Pfeil nach unten)mit dem Finger wischen undauf die Meldung Download ab-geschlossen drauf klicken. Nacheinigem Nachfragen wird dieFDroid-App auf dem Android-Device installiert.

• Die FDroid-App im App-Menudes Android-Gerats suchen undstarten.

• Wenn die FDroid-App lauft, denMenu-Button drucken und Up-date wahlen. Nach einiger Zeiterscheint eine Liste verfugbarerfreier Apps, die man mittels In-stall, Update und Remove mana-gen kann.

• Um zu schauen ob es neuereVersionen von freien Apps gibtmuss man FDRoid starten undim Menu auf update klicken.Die fdroid-Apps werden NICHTuber den Google Play Store ak-tualisiert.

• Es empfiehlt sich manchmal,nicht die allerneuste Version ei-ner App zu installieren sonderndie vorletzte Version (die 2. vonoben in der Versionliste). Da-durch verzichtet man zwar aufdie allerneusten Features, er-spart sich dafur die allerneus-ten Fehler.

• FDroid selbst lasst sich mittelsFDroid updaten :-)

Fachbegriffe:

freie Software [1]: ist nicht zu ver-wechseln mit kostenloser Software(Freeware). Freie Software gewahrtdie 4 Grundfreiheiten gemaß derGPL-Lizenz und ermoglicht es, denQuellcode (SourceCode) der Soft-ware anzuschauen, zu benutzen, zuverandern und zu kopieren und wei-terzugeben.

Gnu Public License (GPL) [4]

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garantiert dem Nutzer der Softwa-re die 4 Grundfreiheiten use, stu-dy, share, improve. Naheres dazukonnen Sie im Leitartikel dieser Aus-gabe nachlesen.

Android [2]: Ein freies, Linux-basiertes Betriebssystem, vor allemfur Smartphones und Tablets. An-droid selbst ist GPL-lizensierte, freieSoftware, aber viele der Apps dieauf Android laufen (z.B. Skype, aberauch der Google Play Store sind un-freie Software..

Google Play Store ist ein vonGoogle vorinstallierter Softwareshopfur Android-Gerate, ahnlich Apple’sAppStore. Derzeit (Dez 2013) lasstsich Google’s Play Store zwar nachkostenlosen Apps filtern, nicht abernach freien Lizenzen.

Software-Repository [5]: EinVerzeichnis installierbarer Software

(oder Apps) welches eine Versions-verwaltung beinhaltet und das instal-lieren, loschen, updaten und verwal-ten von Software oder Apps erlaubt.Im Linux-Bereich hat fast jede Distri-bution ein eigenes Repository (z.B.Debian, Ubuntu, Suse...). Man kannsich auch selbst Repositorys erstellen.

Crippleware, Kruppelware: einverachtlicher Begriff fur kostenloseVersionen von Software, deren Leis-tungsumfang stark eingeschrankt istund erst nach einer entsprechendenZahlung sinnvoll verwendbar ist. Vie-le Apps im Google Play Store sindin der ”kostenlos”Variante als Cripp-leware zu bezeichnen, da ihnen ent-weder wichtige Features fehlen oderweil sie den Nutzer standig durchWerbebanner nerven, bis er ein kos-tenpflichtiges Upgrade zur Vollversi-on durchfuhrt.

Danksagung:Die Android-Screenshots wurden vonPhillip Seibt erstellt.

Download, Feedback:

R.I.S.-Journal, Ausgabe 001:spielend-programmieren.at/de:ris:001

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tergabe unter gleichen Bedingun-gen 4.0 International. Um eine Kopiedieser Lizenz zu sehen, besuchenSie http://creativecommons.org/

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Quellen:[1] wikipedia/Freie-Software[2] android.com[3] play.google.com[4] http://goo.gl/4UTW5B[5] de.wikipedia.org/wiki/Repository[6] de.wikipedia.org/wiki/Crippleware[7] f-droid.org[8] f-droid.org/FDroid.apk[9] spielend-programmieren

Zahnburstenroboter

von WINDELL H. OSKAY, PH.D.

Windell ”Evil Mad Chief Scien-tist” Oskay [1] zeigt in diesemTutorial wie man Roboter ausZahnbursten baut, so genannteBristlebots

Der englischsprachige OriginalArtikel ist copyright-geschutzt vonWindell Oskay [1] und erschien erst-mals am 19.12.2007 auf seiner Ho-mepage [2]. Ubersetzung von HorstJENS [3] mit freundlicher Genehmi-gung des Autors.

Windell Oskay, Ph.D. Bildrechte: [1]

(Beginn der Ubersetzung)

Der Zahnburstenroboter (Bristle-Bot) ist ein einfacher, kleiner, emsigerRoboter. Zutaten: Eine Zahnburste,eine Batterie, und ein Vibrationsmo-tor. Das Resultat kann man auf Youtu-be bewundern [4].

Bristlebot. Bildrechte: [1]

Der BristleBot ist unser Versucheinen Vibrobot [5] zu bauen: primiti-ve Roboter die durch einen einzigen

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Vibrations(Exzentrik)-Motor bewegtwerden. Sehenswerte Varianten da-von sind z.B. der mint-tin (siehe Ma-ke Magazin) und der Kid’s draw bot[6]: ein Vibrobot mit Beinen aus Blei-stiften.

Zahnburste mit schragen Borsten. Bildrechte:[1]

Zu Anfang steht naturgemaßdie Zahnburste. Wir brauchen eineZahnburste deren Borsten alle mehroder weniger schief geneigt sind(nicht senkrecht). Moglicherweisefunktioniert auch ein Bristlebot mitsenkrechten Borsten die man vonHand biegt, aber ich habe es nichtversucht. Wenn die Borsten unter-schiedlich lang sind ( wie auf denFotos) brauchen wir vielleicht eineSchere um alle Borsten gleich lang zustutzen.

Burstenkopf abschneiden. Bildrechte: [1]

Schneide den Griff derZahnburste ab, sodaß nur eine kleineRoboterplattform ubrigbleibt.

Nachster Punkt: Wir braucheneinen Virbrationsmotor oder einenanderen winzigen Moter mit einerUnwucht an der Drehachse. WennDu einen genugend kleinen Motorfindest kannst du das Gewicht derUnwucht notfalls selbst dran montie-ren. Man findet solche Motoren z.B.fur Pager in allen moglichen Großen.Ich habe meinen fur ein paar Dollarauf Ebay bekommen, schau mal dortnach.

Vibrationsmotor. Bildrechte: [1]

Der Motor den ich bekommenhabe lief zufrieden mit fast jederherkommlichen Spannung von 1 bis9 Volt. Als Stromquelle funktionie-ren Alkaline oder Lithium-Batterien(Uhr-Batterien) mit 1,5 Volt oder

3 Volt. Um den Motor an die Bat-terie anzuschließen habe ich einenLotkolben benutzt und etwas Kupfer-draht an die Motordrahte gelotet.

Außerdem brauchen wir Doppel-klebeband. Gib einen kleinen Strei-fen davon auf die Oberseite derZahnburste (die Roboterplattform)auf welcher der Motor aufliegt.

Doppelklebeband. Bildrechte: [1]

Klebe den Motor auf das Klebe-band. Das Klebeband sorgt fur Ab-stand damit das Unwucht-Gewichtnicht auf die Zahnburste hammert.Außerdem sorgt das Klebeband fureine starke, flexible Verbindung wel-che die starken Vibrationen des Ro-boters aushalt. Eine erste Verbindungzur Batterie ist moglich indem mandie Batterie einfach draufstellt - dasist allerdings nicht sehr stabil und siewird bald runterfallen.

Eine bessere Methode ist es einender Drahte runterzubiegen zum Kle-beband, sodaß man die Batteriedraufkleben kann und trotzdem ei-ne elektrisch leitende Verbindungschafft. Mit dem anderen Draht dieandere Seite der Batterie beruhrenund es kann los gehen.

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Batterien. Bildrechte: [1]

Der vollendete BristleBot, aktionsbe-reit. Wenn Du einen Bristlebot laufenlasst merkst Du dass er eine Ten-denz hat nach rechts oder links zusteueren. Das wird beeinflusst durchBorstenlange (z.B. eine einzelne lan-ge Borste), die Position von Motorund Batterie und auf welcher Seiteman die Batterie anschliesst. Drehedie Batterie einmal um wenn derBristlebot nicht vernunftig lauft.

Nur zur Erinnerung: Dies ist ei-

ner von vielen verschiedenen Artenvon Vibrobots - da draußen gibt esviele andere Varianten wenn du nursuchst. Wir haben viele andere Va-rianten gesehen oder davon gehort,und wir wissen dass Bursten mitschiefen Borsten schon zuvor als An-trieb verwendet wurden. Diese spezi-elle Variante ist vielleicht einzigartig,auf jeden Fall spaßig. Nur wenige Ro-boter die man selbst so einfach bauenkann sind so belohnend. Mit den rich-tigen Teilen kannst du einen in einpaar Minuten bauen. Mach eine Hor-de davon und lass sie um die Wetterennen !

Bristle Bot. Bildrechte: [1]

(Ende der Ubersetzung)

Fachbegriffe:

Vibrobot von Vibrations-Roboter.

Bristlebot von engl. bristle =Burste.

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Quellen:[1] evilmadscientist.com[2] evilmadscientist.com/go/bristlebot[3] spielend-programmieren.at[4] youtu.be/rUSTXUis ys[5] makezine.com/projects/make-10/vibrobots[6] finkbuilt.com/blog/kids-art-bot

Spielen mit Schießpul-ver:The Powder Toy

von HORST JENS

Dieser Artikel beschreibt dasPhysik/Chemie-SimulationsspielThe Powder Toy [1] und zeigt einenkleinen Teil der Moglichkeiten dieman damit anstellen kann. ThePowder Toy ist freie (free/libreOpen Source) Software, die vonjedem Interessierten benutzt, ko-piert, verandert und weiterentwi-ckelt werden kann, gemaß den

vier Grundfreiheiten welche dieGPL-Lizenz [2] gewahrt.

Horst JENS. Bildrechte: [3], cc-by-sa

Hinweis: Wenn Sie Internetver-bindung haben, schauen Sie sich diefolgenden Bilder online an in Farbe

oder drucken Sie diesen Artikel aufeinem Farbdrucker aus.

erst die Arbeit...

Auf der Homepage von The PowderToy [1] kann man sich die aktuel-le Version oder die noch in Entwick-lung befindliche, allerneuste Beta-Version fur verschiedene Betriebssys-teme downloaden. Zum nur damitspielen ist nichts weiter notwendig(Download starten und Spiel instal-lieren). Weil ich mir den Sourcecodegenauer anschauen will habe ich mirdas Programm selbst kompiliert. Da-zu muss ich mir die tagesaktuelle Ver-sion des Programms von Github her-

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unterladen. Wie das geht beschreibtdas englische Tutorial Compile for Li-nux [4] im The Powder Toy Wikiganz gut. Fur Windows und Mac Usergibt es im Wiki eigene Tutorials. Hiersind die Schritte die ich gemacht ha-be (Ubuntu Linux, 64-bit, 2 Prozesso-ren):

• Ein Terminal offnen(Alt+STR+T) und folgendeseintippen

• In jenes Verzeichnis wechselnunter welchem The Powder Toyinstalliert werden soll. Nach-dem ich mir ein games Ver-zeichnis erstellt hatte (mkdirgames) war das bei mir dasVerzeichnis home/horst/games

deshalb musste ich dorthinwechseln mit: cd games

• Jetzt die neues Version vonGithub klonen (folgenden Be-fehl in eine einzige Zeile schrei-ben):

• das Kommando ls (oderein Blick auf meinen Datei-Manager) verrat mir dass ichein neues Verzeichnis auf mei-ner Festplatte habe, in welchesich gleich hineinwechsle: cd

The-Powder-Game

• Jetzt kann der Kompiliervor-gang starten! Ich tippe:

Was die Parameter bedeutenwird im Wiki erklart. Wer kein64bit System hat lasst das

--64bit weg, wer einen altenComputer hat lasst das --sse3

weg und wer 4 Prozessoren hatschreibt -j4 anstatt so wie ich-j2 oder lasst diesen Parame-ter ganz weg. Nach ein paar Mi-nuten ist das Programm fertigcompiliert und befindet sich imUnterverzeichnis ’build’

• In dieses Unterverzeichnis hin-einwechseln, entweder per Da-teimangaer oder per cd build

und ls.

• Je nachdem welche Parameterman gewahlt hat heisst das Pro-gramm jetzt unterschiedlich.Meines heisst powder64 und ichkann es per Doppelklick startenoder per .powder64.

...dann das Vergnugen

The Powder Toy begrußt den Spieler außerst unspekta-kular:

Das wichtigste Icon ist jenes mit dem man die Fens-tergroße einstellen kann bzw. den Fullscreen-Modus ak-tiviert. Es ist das 3. Icon von rechts auf der Iconleiste amunteren Bildschirmrand, ein weisser Kreis mit einem Ha-ken drin. Dieses Icon anklicken und entweder auf ’LargeScreen’ oder ’Full Screen’ klicken, zumindest wenn maneinen großen Monitor besitzt.

Jetzt kann es losgehen, zum Aufwarmen zerstore icheinen Unterwasserbunker mittels Sprengstoff: Mit der’Open’ Schaltflache ganz links unten offne ich (sofern In-ternetverbindung vorhanden ist) eine hubsche Vorlage:

In diesem Fall den ’Underwater bunker’ aber eigent-lich ist es nicht so wichtig welche Szene ich offne.

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Man beachte die hohe Framerate links oben von fast 60FPS und das sich das Spiel im Pause-Modus befindet. Mitdem Pause-Icon (ganz rechts unten im Eck) kann ich je-derzeit zwischen Pause und Echtzeit umschalten.

Die Spielszene empfiehlt (Schrift oben im Bild) mit-tels eines Funken (Sprk) das ’Gift-Leck’ (Poison-Leak) an-zuzunden, aber ich habe andere Plande:

Ich klicke das Menu fur Explosionsstoffe rechts anund wahle bei der Auswahl unten Thermit (im Spielals ’THRM’ bezeichnet), welches laut Spielbeschreibungsehr heiss verbrennt und laut Wikipedia sehr gut geeig-net ist um Wolkenkratzer und Stahlkonstruktionen ab-zureißen. (Ich hatte auch mit dem Luben-Icon (2. vonunten, Iconleiste rechts) nach allen Verfugbaren Stoffensuchen konnen). Noch im Pause-Modus male ich wie miteinem Malprogramm die beiden Bunkerraume unter dem2. Baum von links voll mit Thermit.

Nach Umschalten auf den Echtzeit - Modus (Icon ganzrechts unten) merke ich dass mein Thermit nicht nurnach unten rieselt sondern durch eine Taucherluke auchgleich ins Wasser. Normalerweise verhindert die Luftbla-se uber der Taucherluke das Eindringen von Wasser inden Bunker, aber da ich die Luft mit Thermit ersetzt ha-be und das mein herunter-rieselnder Sprengstoff Was-ser verdrangt (Die Physik in The Powder Game ist et-was vereinfacht) schwappt jetzt ublelriechendes Meer-

wasser zu in meinen Bunker. Womoglich rosten dadurchdie Giftmullfasser !

Schnell klicke ich unten rechts auf ’Fire’ und klicke da-mit (im Echtzeitmodus) auf das Thermit, um das Wasserper Hitze zu vertreiben.

Zu dumm aber auch, ich habe das herunterrieselndeThermit angezundet, nicht das neben den Giftfassern:

Oha, das Feuer frisst sich nach oben in den Bergund nach unten in den Bunker!. Wenigstens lasst es dieGiftfasser in Ruhe

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Aber ein Teil des Meerwassers wird in die Luft geschleu-dert und die Stahlwande im Bunker fangen an rot zugluhen.

Autsch, das waren die Giftfasser. Na, wenigstens sind sienicht gerostet.

Im Bunker wirds ganz schon heiss...

Und das (dekorative, nicht-brennbare) Segelbot verliertdurch die Verdampfung das Wasser unter dem Bug. DasU-Boot zeigt sich hingegen unbeeindruckt:

Spat aber doch vertreibt die Hitze das verbliebene Wasseraus dem (ehemaligem) Giftfass-Raum wo es der thermi-sche Aufwind nach oben treibt:

Jetzt zerlegt es auch noch die letzten im Berg verbuddel-ten Giftfasser

Und auch das U-Boot kommt nicht ungeschoren davon:

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Weder vom Bunker noch vom Meer bleibt viel ubrig:

Wie lange das Plasma im Bunker wohl brennt ?

Auch im Pause Modus kann man mittels Mauszeiger je-derzeit Pixelgenau erfahren um welches Material es sichhandelt und welchem Druck und welcher Temperatur ergerade ausgesetzt ist.

Moglichkeiten

Das Wiki der The Powder Game Homepage bietet ein Fo-rum und ein FAQ sowie einige Tutorials. Man lernt wie

man mittels Lua eigene Materialien mit eigenen Eigen-schaften programmiert, man kann mittels The PowderToy elektrische Schaltkreise und Logik-Schaltungen simu-lieren (umstandlich) oder einfach schone Pixelkunstwer-ke pinseln (und sie dann anzunden). Das Spiel bietet ne-ben Elektrizitat (leitende Materialien, Isolierungen etc.)auch Gravitation und Temperatur-Veranderer (im Echt-zeitmodus) mit denen sich etwa Ventilatoren, Staubsau-ger oder schwarze Locher simulieren lassen. Die MeistenMaterialien interagieren mit anderen Materialien: Man-che lassen nur Gas durch, manche nur Flussigkeit, man-che reagieren unterschiedlich auf Hitze oder Elektrizitat.Besonders gefallen mir die Schaltflachen Game of Life mitdenen man das scheinbar ’lebende’ Organismen erschaf-fen kann (siehe Conways Game of Live) und die Speci-als, z.B. Materialien die Partikel verdoppeln (damit ist einendloser Wasserfall moglich) oder die kleinen, per Tasta-tur steuerbaren ’Stickmen’ und die sie jagenden ’Fighter’.

Fachbegriffe:

GPL Lizenz [2]: garantiert die vier Grundfreiheiten ’touse, to stuy, to modify and to share’.

Sourcecode oder Quellcode sind die Programmzeilenaus denen ein Computerprogramm besteht. The PowderToy ist in C++ geschrieben, fur kleinere Veranderungen(z.B. ein neues Material hinzufugen) reichen aber Kennt-nisse der relative leicht zu lernenden Programmierspra-che Lua.

komilieren, to compile bedeutet ein Programm zuubersetzten, gemeint ist aus den Programmzeilen einausfuhrbares Programm (binary) machen, mit Hilfe einesCompilers.

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[1] powdertoy.co.uk/[2] gnu.org/philosophy/free-sw.de.html[3] spielend-programmieren.at[4] goo.gl/LK4z01

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The Powder Toy Tutorial

von SEBASTIAN KRAHSMAIER

Sebastian Krahsmaier (12 J) lernt gerade die Pro-grammiersprache Python bei spielend-programmieren[1] und erforscht mittels The Powder Toy [2] physika-lische Zusammenhange. In diesem Tutorial versuchter die Aufgabe zu losen, Wasser von einem Topf linksin einen Topf rechts zu befordern.

Erklarung: Die Flammen sollten das Ol anzunden undanschließend die Kohlen unter dem Metalltopf links. DaMetall warmeleitend ist steigt aus dem Topf Wasserdampfauf. Die Rutsche uber dem Topf ist dampfdurchlassig, derDampf schmilzt den Schnee und das Eis. Da die RutscheFlussigkeiten abweist und nach rechts geneigt ist rinntdas Schmelzwasser in den Topf rechts. Hat man alles rich-tig gemacht dann verdampft das Wasser im linken Topfkomplett und es sammelt sich Wasser im rechten Topf.

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[1] spielend-programmieren.at[2] powdertoy.co.uk/

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Scratch 2 Tutorial

von HORST JENS

Horst JENS zeigt in diesemTutorial (welches ublicherweisewahrend einer Probestunde beispielend-programmieren [1] ver-wendet wird) die Neuheiten beider grafischen Programmierober-flache Scratch 2.0 [2]. Konstru-iert wird ein kleines Spiel beiwelchem man Abwurfwinkel undAbwurfgeschwindigkeit einstellenmuss um einen Ball auf (mehrere)Fledermause zu schießen.

Scratch

Die erste Version der Programmiero-berflache Scratch [1] wurde von derAbteilung Lifelong Kindergarten group[3] des MIT Media Labs (Massachu-setts Institute of Technology [4]), 2003entwickelt. Scratch ist bis zur Ver-sion 1.4 freie Software (GPL Lizen-siert). Der Sourcecode der neuerenVersion (Scratch 2.0) ist laut ScratchHomepage noch nicht verfugbar, undwird vermutlich ebenfalls frei lizen-siert werden.

Scratch 2.0 lauft rein im Web-browser, außer einer Internet Ver-bindung und einem modernen Web-browser (mit installiertem AdobeFlash) ist keine Installation er-forderlich. Auf der Scratch-Websitewird auch eine noch experimentelleOffline-Version [5] zum Download an-geboten

In Scratch selbst konnen be-wegbare, animierbare Grafiken -sogenannte Sprites- mit Skriptenprogrammiert werden ohne eineneinzigen Befehl eintippen zu mussen.Stattdessen werden Logik-Blocke mitder Maus aneinandergefugt, ahnlichwie Puzzle-Steine. Dadurch eignetsich Scratch sehr gut fur Program-mieranfanger und Schulen, um z.B.kleine Spiele, Filme oder Animatio-nen zu erstellen.

Scratch wird mit einigen Grafi-ken und Soundeffekten ausgeliefert,welche loblicherweise alle Creative-Commons (cc-by-sa) lizensiert sind,

ebenso wie das Scratch Logo. Diemit Scratch erstellten Spiele las-sen sich per Knopfdruck weltweitveroffentlichen (Share) wodurch sieebenfalls cc-by-sa lizensiert sind.Durch die look inside Funktion kannman jedes veroffentlichte Werk aufder Scratch Website klonen (Fork)und umbauen, ahnlich wie bei er-wachsenen Code Repositorys.

Account anlegen

Der erste Schritt um mit Scratch zuarbeiten besteht darin sich auf derScratch Homepage [1] (kostenlos) zuregistrieren und einen Scratch Ac-count anzulegen. Sodann kann mit-tels Create Link der Scratch Program-miereditor aufgerufen werden. Mansieht das Scratch Maskottchen, eineorange Katze. Es empfiehlt sich zudiesem Zeitpunkt das Scratch Pro-jekt zu benennen (anstatt Untitled imFeld oben einen eigenen Namen hin-eintippen, z.B. Wurfdemo) sowie dieSpracheinstellung auf Englisch um-zustellen (kleines Weltkugel Icon di-rekt rechts vom Scratch Schriftzugoben links). Der Grund dafur istdass in fast allen Programmierspra-chen englische Befehlsnamen ver-wendet werden und man sich (undseinen Schulern) nichts gutes damittut Wenn sonst anstatt das internatio-nal gebrauchliche If - Else lernen zulassen. Die Spracheinstellungen las-sen sich jederzeit andern.

Vier Sprites

Die orange Katze kann man gleichloschen und erstellt stattdessen viereigene Sprites: Eine Fledermaus

(bat), einen Pfeil (nach rechts schau-end) ein Wurfgeschoss (Basketball)sowie einen dicken grunen Strich(Wiese). Die ersten drei Sprites habeich mit Hilfe des kleinen New Spri-te Icons aus dem Scratch Katalogubernommen, die Wiese hab ich mitHilfe des Scratch Editors selbst ge-zeichnet (Vektormodus). Im Prinzipkann man alle Sprites selber zeich-nen oder eigene Grafiken uploaden:Zu Beachten ist dabei dass man dieRechte an den Grafiken haben sollte(sonst gibt es legale Probleme sobaldman das Scratch Spiel veroffentlicht)und dass das Wurfgeschoss absicht-lich rund gewahlt wurde: Bei einemrunden Flugobjekt (Ball, Kanonenku-gel) fallt es weniger auf wenn sichdas Flugobjet nicht in Flugrichtungdreht.

Noch sind alle 4 Sprites starr undunbewegt, ihnen fehlen Anweisun-gen (Script). Zuerst kummern wiruns um ein paar globale Variablen:

Globale Variablen

Eine Varia-ble kann mansich wie ei-ne Sparbuchsevorstellen: EinBehalter miteinem Na-men (z.B. Klas-senkassa) indem ein sichuber die Zeit

andernder Betrag drin ist. GlobaleVariablen bedeuten bei Scratch dassalle Sprites diese Variablen sehen(und verandern) durfen. Fur diesesBeispiel werden folgende globale Va-riablen benotigt: Gravitation (gravi-ty), Winkel, Kraft, Punkte und Level.Die Namen der Variablen sind be-liebig wahlbar. Allerdings sollte dasZielpublikum bedenken: Wenn manmit seinem Scratch-Projekt weltweit

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herzeigen (share) will sind englischeNamen (oder noch besser: selbst-erklarende Grafiken) besser geeignetals deutsche Namen. Man erzeugt ei-ne Variable durch klick auf den oran-gen data Knopf in der Bildschirm-mitte und danach durch Klick auf dieweiße ’Make a Variable’ Schaltfache.

Bei Erzeu-gung einer glo-balen Varia-ble muss derschwarze Op-tionskreis forall Sprites ge-setzt sein. Hatman die vierVariablen er-zeugt so siehtman sie ange-zeigt als oran-

ge, verschiebbare Beschriftung imSpielfeld links. Ob eine Variableuberhaupt angezeigt wird kann miteinem Hakchen in der Bildschirm-mitte beim Variablennamen festle-gen. Die ersten drei Variablen sollenper Maus einstellbare Werte haben(Sliders): Dazu auf mit der rech-ten (!) Maustaste auf die Variablen-Beschriftungen klicken und erst Sli-der und dann Set Slider min and maxanklicken (wie gewohnt mit der lin-ken Maustaste). Bei Gravity habe ich-20.00 bis 0.00 gewahlt (die 2 Nul-len hinter dem Dezimalpunkt sindwichtig!), fur Winkel Werte zwischen0.00 und 90.00 und fur Kraft Wertezwischen 0.00 und 100.00 - Punkteund Level bekommen keine Slidersondern dienen rein zur Anzeige derVariablenwerte.

Wiese

Nun zu den Scripts fur die einzelnenSprites: Am unkompliziertesten istdas Wiesen-Sprite: Es tut gar nichtsund lieft einfach nur herum. SeinDaseinszweck besteht -neben hubschausschauen- darin den Basketballbei Beruhrung erkennen zu lassendass sein Flug vorbei ist. Mit demVergroßer / Verkleiner Icon (obenrechts)

kann die Große eines Spritesverandert werden. Die Wiese sollteden ganzen unteren Bildschirmrandausfullen. Wie jedes Sprite kann sieper Drag and Drop (linke Maustastegedruckt halten) verschoben werden.

Pfeil

Relativ einfach zu programmieren istdas Skript fur den (nach rechts schau-enden) Pfeil. Er symbolisiert Abwurf-winkel und Abwurfgeschwindigkeit.Diese beiden globale Variablen las-sen sich sowohl per Maus als auchper Tastatur (Pfeiltasten) verandern,wenn man folgendes Skript richtignachbaut: Das Pfeilsprite anklickenund danach folgende Befehle zusam-menklicken (siehe auch vergroßerteAbbildung Pfeilcode am Ende diesesArtikels):

pfeilcode

Erklarung: Falls Sie dieses Tuto-rial auf einem Schwarzweissdruckerausgedruckt haben uberlegen Sie sicheinen Farbausdruck oder werfen Sie

einen Blick auf die (bunte) onlineVersion dieses Artikels. Die braunen,halbrunden ’Buckel’ finden Sie unterdem Menupunkt Events. Die orangenset (setze) und change (verandere)Befehle finden Sie unter data. Diegelbe forever Schleife findet man un-ter Control, den blauen point in direc-tion Befehl unter Motion und den vio-leten set size Befehl unter Looks. Diegrunen Minus und Plus Operatorenfindet man unter -erraten- Operators.Auch wenn man nicht versteht wasdie Befehle im Einzelnen tun kannman sie (sogar ohne Lesekenntnisse)nachbasteln.

Hier die Erklarung: Die gruneFahne (rechts oben im Spielfeld)startet das Spiel. Danach werdenmit den ’set’ Befehlen die Start-werte fur die globale Variablengesetzt - der letzte Spieler hatsie moglicherweise hoffnungslos ver-stellt. Die wie ein Schraubstock aus-sehende forever Schleife wiederholt(loop) endlos die von ihr eingezwick-ten Befehle: Das Pfeil-Sprite drehtsich in Richtung des angegebenenWinkels (Die Berechnung (90 - Win-kel) ist erforderlich da Scratch2 denWinkel 0 nach oben zeigen lasst undnicht nach rechts. Per Klick auf dasblaue i Symbol beim Pfeilsprite kannfolgende Detail-Ansicht geoffnet wer-den:

Dort den Rotation style auf 360Grad (linkes Icon) einstellen.

Der set size to (100 + Kraft)%Befehl sorgt dafur dass der Pfeilschrumpft und wachst. Das 100+ist notwendig damit der Pfeil auchbei einem Kraftwert von 0 sichtbarbleibt.

Die vier when key pressed Befehleerlauben die Veranderung von Win-kel und Kraft mit den Pfeiltasten.

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Fledermaus

Ein ganz ande-res Biest ist dasSkript der Fle-dermaus, hierist mehr zutun. Das Fle-dermaus Spritebesteht aus 2(oder mehr)Bildern umim Spiel ani-miert flatternzu konnen.Auf das Fle-dermaus Spriteklicken, oben

mitte auf Costumes klicken und perKatalog-Icon (links neben dem Pin-sel) ein zweites Fledermaus-Kostumhinzufugen. Praktischerweise sindim Scratch-Katalog gleich zwei pas-sende Fledermaus-Kostume enthal-ten. Wer kunstlerisch begabt ist kannnoch mehr Fledermaus-Kostume hin-zufugen, dadurch schaut die Animati-on im fertigen Spiel flussiger aus. Einbeliebter Trick ist es ein Kostum ofterzu duplizieren (per Rechtsklick) unddann in jedem Kostum z.B. die Au-genfarbe zu andern - dadurch enstehtspater ein gluhender Augen Effekt dergut ausschaut und nicht allzu vielArbeit erfordert.

Zuerst ein-mal brauchtdie Fledermauseine privateVariable: DasFledermaus-Sprite ankli-cken, von Co-stumes wie-der auf Scriptswechseln, aufData klicken,Make a Varia-ble anklicken,for this sprite

only einstellen und den Namen dxvergeben. Diese Variable muss nichtstandig sichtbar sein, deshalb dasHakchen wegnehmen:

Wie man sieht bleiben die glo-balen Variablen sichtbar wenn mandas Fledermaus Sprite anklickt. Die

private Variable dx wird unsichtbarwenn man zwischendurch ein ande-res Sprite (z.B. die Wiese) anklickt.Das bedeutet das jedes Sprite un-abhangig voneinander eine privateVariable namens dx haben kann, oh-ne dass dieses Variablen sich ge-genseitig in die Quere kommen. Dxsteht ubrigens fur delta-x und meintdie Geschwindigkeit auf der X-Achse(rechts-links Bewegung). Man kannVariablen jeden beliebigen anderenNamen vergeben.

Das Batcode-Skript ist etwas auf-wendiger zu programmieren (sieheauch vergroßerte Abbildung Batcodeam Ende dieses Artikels):

Abbildung Batcode

Den blauen if on edge, bounce Be-fehl habe ich nur als Erklarung da-zugetan, er kann auch weggelassenwerden. Da er nicht an einen ’Bu-ckel’ angedockt ist wird er sowie-so nicht ausgefuhrt. Zur Erklarung:Der Code unter der grunen Fahnesetzt zu Spielstart die globalen Va-riablen Level und Punkte auf den

Wert Null macht das Fledermaus-Sprite unsichtbar. Kurz zuvor wirdaber noch ein sichtbarer Klon desFledermaus-Sprites erzeugt.

Der eigentliche Progammcode be-ginnt mit When i start as a clo-ne. Was macht der frisch erzeug-te Fledermaus-Klon ? Er bekommtvon den grunen pick random num-ber Befehlen eine zufallige Position(X und Y Koordinate, blau) zuge-wiesen und eine zufallige Geschwin-digkeit (private Variable dx, orange).Danach wird per reset timer (hell-blau) eine interne Stoppuhr auf Nullgesetzt und eine sehr große Fore-ver-Schleife abgearbeitet: Zuerst be-wegt sich die Fledermaus mit derGeschwindigkeit dx in Flugrichtung(move Befehl, blau). Der blaue setrotation style to left-right Befehl beiSpielstart hat dafur gesorgt dass dieFledermaus nicht nach einer Rich-tungsanderung mit dem Kopf nachunten fliegt. Die zwei gelben if Befeh-le testen ob sich die blaue x-Positionder Fledermaus in verbotenen Berei-chen (großer als 210 oder kleinerals -210) befindet und dreht ggf. dieFledermaus in eine andere Richtung.Diesen Teil hatte eigentlich der blaueif on edge, bounce Befehl erledigensollen, allerdings fuhrte dies auf mei-nem Computer dazu dass die Fle-dermaus immer wieder in der Wandhilflos flatternd stecken blieb. Die Xund Y Position eines Punktes auf demSpielfeld erfahrt man indem man denMauszeiger dorhin bewegt und dieKoordniaten rechts unten unter demSpielfeld abliest.

Danach kommt ein vierfach ver-schachtelter if Befehl bei dem sich al-les um eine collision detection mitdem Basketball dreht:

Da auf Beruhrung zwischen Fle-dermaus und Baskeball mehrmalspro Sekunde getestet wird (pro Fra-me) kann der Basketball gar nicht soschnell von der Fledermaus abpral-len (dazu spater mehr) und wurdepro Treffer mehrere collision detec-teions auslosen. Deshalb wird mitder Abfrage der hellblauen Timer Va-riable geschaut ob seit der letztenBeruhrung mehr als eine Sekundevergangen ist und erst dann weiter-

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gemacht:In diesem Fall wird die globa-

le Variable Punkte um eins erhoht(change) und falls die Punktezahlglatt durch 5 teilbar ist (Punkte mo-dulo 5 = 0) dann kommt der Spie-ler in den nachsthoheren Level. Da-bei wird aber nicht einfach nur dieglobale Variable Level erhoht son-dern ein sogenannter Event gene-riert und per broadcast Komman-do verkundet. Anschließend wird dieStoppuhr per reset timer (hellblau)wieder auf zuruckgesetzt und nochein reflect Event per broadcast versen-det, damit der Basketball weiß dasser von der Fledermaus abprallen soll.

Parallel dazu wird ein zwei-ter when i start as a clone Be-fehl ausgefuhrt: Der sorgt dafurdass die Fledermaus sichtbar ist(show, violett) und wechselt alle0.05 Sekunden (Dezimalpunkt!) dasFledermaus-Kostum - dadurch ent-steht der Flatter-Effekt oder die Ani-mation.

Am seltsamsten ist vermutlich derbraune When i receive next LevelBefehl: Hier wird erst ein neuerFledermaus-Klon generiert und da-nach der aktuelle Klon geloscht mitdelete this clon. Warum ? Ich emp-fehle einfach den delete this clon Be-fehl einmal wegzulassen und das fer-tige Spiel ein paar Runden zu spielen:Exponentielles Fledermauswachstumdroht ! Meine Erklarung: Jede Fle-dermaus, auch die unsichtbare ’Ur-sprungs’ Fledermaus, reageiert aufden NextLevel-Event. Wenn eine un-sichtbare und eine sichtbare Fleder-maus jeweils einen sichtbaren Klonerzeugen gibt es bei Level 2 ( 2 x 2= 4 - 1 = 3) schon drei Fledermause.Bei Level 3 (4 x 2 = 8 - 1 = 7) sindes dann schon sieben sichtbare Fle-dermause, bei Level 4 schon ( 8 x 2= 16 - 1 = 15) funfzehn usw.

Basketball

Nun zum schwierigsten Sprite-Skript,dem fur den Basketball. Zunachstbraucht der Baksetball gleich drei un-sichtbare private Variablen, namlichdx, dy und fliegt. Letztere ist ein soge-

nanntes Flag oder auch boolsche Va-riable: Sie soll nur zwei verschiedeneWerte annehmen konnen, namlich:Der Basketball fliegt oder eben DerBasketball fliegt nicht. In Scratch wirddas durch die beiden Werte Eins(fliegt) und Null (fliegt nicht) reali-siert.

Delta-X und Delta-Y hingegen sind Vek-toren13 und geben dieFluggeschwindigkeitin der X-Achse (links-rechts) bzw in derY-Achse (oben-unten)an. Beide zusammen-

genommen beschreiben ob der Ballschrag fliegt.

Wurde man noch eine Varibale furDelta-Z sowie eine fur die Z-Positionerzeugen dann ließe sich mit Scratchein perspektivisches 3D Spiel realisie-ren - Ein Beispiel fur den B.E. Unter-richt finden Sie auf verlinkt auf mei-ner Homepage [6]

Der Code fur den Ball benutzt diedunkel-violette More Blocks Funktio-nalitat von Scratch2 um ein Subpro-gramm zu realisieren (siehe auch ver-großerte Abbildung Ballcode am En-de dieses Artikels):

Abbildung Ballcode

Die Ball ins Eck Subroutine wirdvon drei verschiedenen Stellen aufge-rufen und stellt den Ball wieder in dieEcke links unten, knapp uber die Wie-se.

Delta-X und Delta-Y werden uberdie Cosinus- bzw. Sinus-Funktion vonScratch berechnet: dorthin fliegt derBall. Die Schwerkraft (gravity) ziehtdie ganze Zeit uber den Ball nach un-ten und verandert sein Delta-Y. Wennder Basketball die Wiese beruhrtoder die Taste e gedruckt wurdehort er auf zu fliegen und wirdin die Ecke teleportiert. Außerdemlauscht der Basketball auf den reflectEvent welcher von einem beliebigenFledermaus-Klon gebroadcastet wer-den kann: In diesem Fall drehen sichDelta-X und Delta-Y um, der Ball wirdreflektiert.

Geschickte Spieler konnenden Ball zwischen mehreren Fle-dermausen reflektieren lassen.

Der grune Pendown Befehl sorgtdafur dass der Ball eine (trep-penformige) Flugbahn zeichnet, dergrune clear Befehl loscht diese Spurwieder weg. Beide Befehle befindensich im grunen Pen Menu.

Fledermaus wurde im Flug getroffenreflektiert den Basketball

Fachbegriffe

Sprite (englisch: Geist) bewegbareComputergrafik, z.B. der Mauszeiger.

Code Repository eine Websiteauf der (Open Source) Code-Projektegesammelt und verwaltet werden umweltweites gemeinsames Arbeiten zuermoglichen. Beispiel. github.com

Collision Detection: Kollisions-erkennung, ublicherweise zwischenzwei Sprites oder zwischen einemSprite und einer Hintergrundfarbe.

13Der Mathematiklehrer Ihres Vertrauens außert sich sicher gerne ausfuhrlichst zu diesem Thema

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Frame, Framerate, Frames perSecond (fps) gibt an wie viele Ein-zelbilder (Frames) der Comptuerpro Sekunde (FPS) anzeigt um dieIllusion einer Bewegung zu erzeu-gen. Ein idealer Wert sind 60 fra-mes per second, der aber speziell vonschwacheren Computern und kom-plexen Spielen mit vielen Spritesnicht erreicht wird. Unter 10 FPSwird ein Spiel unangenehm ruckelig.

Event englisch: Ereignis. BeiScratch berichtet ein Skript perbroadcast (=herumschreien, funken)allen anderen Sprites von einem Er-eignis. Diese konnen per when i recive

broadcast darauf reagieren.

Lizenz, Quellen:

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Feedback B horst.jens@spielend-

programmieren.at

Quellen:[1] spielend-programmieren.at[2] Scratch.mit.edu[3] llk.media.mit.edu[4] www.media.mit.edu[5] scratch.mit.edu/scratch2download[6] goo.gl/ClnYs0

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Ballcode

Abbildungen: Pfeilcode (links), Batcode(rechts)

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Die Firma spielend-programmieren (Horst JENS) bie-tet Prorammierkurse fur Jugendli-che sowohl wahrend der Schulzeitals auch wahrend der Ferien anund freut sich 2014 auf folgendeTermine:

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2014-02-01 bis 2014-02-02Fosdem.org/2014 Brussel, Bel-gien 2014-02-02 (So) me-talab.at/wiki/Lockpicking2014-02-03 bis 2014-02-08Semesterferien Intensiv Kurse:spielend-programmieren.at Mo-Fr,9:00 bis 12:00 Wien2014-02-06 (Do) subotron.com Vor-trag: Indies go Playstation. Wien,MQ, quartier21, 19:002014-02-07 (Fr) subotron.com Vor-trag: Emerging Swiss Game Design –Pitch Session, Wien, MQ, quartier21,19:002014-02-20 (Do) subotron.com Vor-trag: Projektanalyse osterreichischerGames: ’Son of Nor’, Wien, MQ, quar-tier21, 19:002014-02-21 (Fr) fsfe.org FSFE Tref-fen im Metalab Wien

2014-02-28 (fr) subotron.com Vor-trag: Game Development: lokale, so-ziale & kulturelle Einflusse, Wien,MQ, quartier21, 19:00

Marz 2014

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