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Internationale Tagung Das wiederholte Überschreiben der Vergangenheit am Beispiel des ungarischen Wien Wien, 06. – 08.06.2016

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Internationale Tagung

Das wiederholte Überschreiben

der Vergangenheit am Beispiel des ungarischen Wien

Wien, 06. – 08.06.2016

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Organisation und Unterstützung

Eine Veranstaltung des EVSL / gemeinsam mit dem Wien Museum und dem Österreichischen Institut für Ungarische Studien (ÖIUS).

Mit Unterstützung der Stiftung Aktion Österreich-Ungarn.

Inhalt

Inhalt............................................................................................................................................................2

Die Konferenz...............................................................................................................................................3

Programm....................................................................................................................................................4

Abstracts......................................................................................................................................................7

Tagungsort und Anfahrt.............................................................................................................................13

Organisation und Unterstützung................................................................................................................14

Kontakt.......................................................................................................................................................15

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Die Konferenz

Das heutige Österreich und Ungarn bildeten über Jahrhunderte hinweg politische Einheiten verschiedenster Provenienz. 881 tauchten die Ungarn erstmals vor Wien auf, verloren 955 auf dem Lechfeld einstmals eroberte Gebiete des späteren Ostösterreich, nahmen schließlich das Christentum an und gründeten unter König Stephan (998-1038) einen Staat im sogenannten Karpatenbecken. 1437 wurde ein Habsburger, Albrecht, König von Ungarn und unter König Matthias Corvin wurde sogar die habsburgische Erbfolge in Ungarn vertraglich geregelt. Von 1527 bis 1918 saß so gut wie kontinuierlich ein Habsburger auf dem ungarischen Thron und bildete Wien dementsprechend sowohl politisch als auch kulturell einen der wichtigsten Bezugspunkte für Ungarn. In den ersten Jahren und Jahrzehnten nach dem Ersten Weltkrieg war Wien immer noch ein wichtiges Ziel von Migration, ein Prozeß, der mit dem sogenannten Anschluss 1938 endete.

Der Beobachtungszeitraum, dem sich die geplante Tagung widmet, beginnt im Spätmittelalter und endet nach dem 1. Weltkrieg, also mit dem Zusammenbruch der Doppelmonarchie und den politischen und geopolitischen Konsequenzen, die die Friedensschlüsse von Saint-Germain-en-Laye 1919 und von Trianon 1920 für beide Länder brachten. Das politische und auch kulturelle Zusammenwirken beider Länder, das sich in durchaus unterschiedlicher Intensität und mehr oder weniger friedvoll vollzog, führte im Laufe der Jahrhunderte zu einem symbiotischen Nebeneinander. Die Ungarn gebrauchen heute noch den Begriff der „verschwägerten Völker“, wenn sie über Österreich und Ungarn sprechen und der Witz vom Fußballspiel „Österreich-Ungarn“ mit der Pointe: ja, aber gegen wen? wird ebenfalls gerne bemüht, wenn es darum geht, das Nahverhältnis beider Staaten zu charakterisieren.

1918 kam es zu eigenen Staatengründungen unter geographisch extrem reduzierten Grenzverläufen und Ungarn musste schließlich 1920 auch das Burgenland an Österreich abtreten. Die Grenzziehung hatte zur Folge, dass sich ca. 14.000 Personen, die im Burgenland lebten, zur ungarischen Minderheit bekannten, eine Zahl, die allerdings im Laufe der Jahrzehnte aus verschiedenen Gründen beträchtlich schrumpfte (1951 waren es 5.251 Personen, 1991 6.772, seit 1979 sind sie durch einen Volksgruppenbeirat vertreten und seit 1992 sind auch die Wiener Ungarn als Volksgruppe anerkannt).

Fragestellungen

Wie oben ersichtlich, spannt sich der historische Bogen der Tagung über einen Zeitraum von mehr als 500 Jahren. In diesem halben Jahrtausend kam es zu kulturellen Begegnungen der beiden Staaten, die auf vielen Gebieten sowohl sprachliche als auch territoriale und ethnische Grenzen verschwimmen, ja auch verschwinden ließen. Anil Bhatti spricht in diesem Zusammenhang von einer Art „Palimpsest“. Er verwendet den Ausdruck für immer neu entstehende kulturelle Konglomerate, die sich bilden und bald wieder überschrieben werden durch neue Formen des Zusammenlebens und des gegenseitigen Wirkens aufeinander. Diese kulturelle Nähe entwickelte sich zwischen Österreich und Ungarn in sprachlicher Hinsicht aber auch in literarischer, sie wurde im Theaterleben sichtbar, in den angewandten und bildenden Künsten, ja auch in den Medien allgemein. Die Formen des Transfers sowie die Grenzen, im Rahmes derer er sich vollzog, waren dabei durchaus unterschiedlich.

Die Tagung soll sich mit diesem gegenseitigen kulturellen Austausch beschäftigen und die auch heute noch anhaltende „Nähe“ zwischen den beiden Staaten dokumentieren.

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Programm

Montag 06.06Wien Museum, Karlsplatz 8, 1040 Wien

18.30 Matti Bunzl (Wien Museum), Andrea Seidler (Universität Wien): Begrüßung

18.45 Ágnes Heller (Budapest):Tradition und Aktualität der sozialen Vorurteile in Ungarn 

Dienstag 07.06Vortragssaal des Zentralverbandes Ungarischer Vereine und Organisationen in

Österreich, Schwedenplatz 2/9, 1010 Wien

9.30 – 10.00 Károly Kókai, Andrea Seidler (Universität Wien): Eröffnung

10.00 – 10.45 Anil Bhatti (New Delhi): Plurikulturalität. Über Ähnlichkeit und Differenz in der Diversität

10.45 – 11.00 Pause

Vorsitz: Wolfgang Müller-Funk

11.00 – 11.30Manfred Glauninger (Wien): Einstellungen zu und Gebrauch von Sprache im ‘kakanischen’ Kontext. Österreichisch-ungarische Wechselwirkungen aus – kulturell dimensionierter – linguistischer Sicht

11.30 – 12.00 Andrea Seidler (Wien): Alterität in österreichischen Lustspielen der Aufklärung. Zu Karl Marinellis Theaterstück „Der Ungar in Wien“

12.00 – 12.30 Wynfrid Kriegleder (Wien): Ladislaus Pyrker: österreichischer, deutscher oder ungarischer Dichter?

12.30 – 14.00 Mittagspause

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Vorsitz: Andrea Seidler

14.00 – 14.30 Brigitta Pesti (Wien): Das Bild der Türken in der ungarischsprachigen Wiener Presse des späten 18. Jahrhunderts

14.30 – 15.00 Márton Szilágyi (Budapest): Die Rolle Wiens in der ungarischen Literatur des ausgehenden 18. Jahrhunderts

15.00 – 15.30 Katalin Blaskó (Wien): Möglichkeiten einer gemeinsamen Identität? Ungarische Themen in Joseph von Hormayrs Zeitschriften

15.30 – 16.00 Pause

Vorsitz: Brigitta Pesti

16.00 – 16.30 Endre Hárs (Szeged): Die Wiener Stadtportraits des Ludwig Hevesi

16.30 – 17.00 Zsuzsa Gati (Wien): Nyugat 2.0 # Bécs/Wien

17.00 – 17.30 Károly Kókai (Wien): Die Spuren der ungarischen Avantgarde in Wien

Mittwoch 08.06Vortragssaal des Zentralverbandes Ungarischer Vereine und Organisationen in

Österreich, Schwedenplatz 2/9, 1010 Wien

Vorsitz: Wynfrid Kriegleder

9.30 – 10.15 Karl Vocelka: Die Beziehungen Kaisers/Königs Franz Joseph I. zu Ungarn

10.15 – 10.45Lilla Krász: Ärzte im Netz: Sammeln, Ordnen und Verteilen des medizinischen Wissens in der Habsburger Monarchie des 18. Jahrhunderts

10.45 – 11.00 Pause

Vorsitz: Endre Hárs

11.00 – 11.30 Katalin Czibula: Ein Klimt-Gemälde aus der Perspektive der österreichisch-ungarischen Kulturbeziehungen

11.30 – 12.00 Ernő Deák: Ungarisches Leben in Wien am Beispiel des Freihauses Nádasdy (16.-17. Jahrhundert)

12.00 – 13.30 Mittagspause

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Vorsitz: KárolyKókai

13.30 – 14.00 Klaus Heydemann und Czibula Katalin: Liliom geht über die Grenze

14.00 – 14.30 Wolfgang Müller-Funk: Zwischen Heimat und Fremde: Nikolaus Lenaus „Schilflieder“

14.30 – 15.00Gábor Schein: „Unter meinen Sohlen gibt es keinen Boden mehr“. Die Erfahrungen des Unheimischen (Rilke, Attila József, Musil, Füst)

Die Veranstalter: Schlussworte und Response

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Abstracts

Anil Bhatt i (New Delhi): Plurikulturali tät. Über Ähnlichkeit und Differenz in der Diversität

In diesem Vortrag beschäftige ich mich in vergleichender Absicht mit Charakteristika von großen mehrsprachigen, Gesellschaften, die durch eine Vielfalt von ethnischen, religiösen und kulturellen Unterschieden gekennzeichnet sind. Die Diversität in diesen Gesellschaften zeichnet sich durch eine hohe Komplexität aus. Mit dem Begriff des "Multikulturalismus" wird die Spezifik dieser Gesellschaften nur unzureichend erfasst. Es geht hier nicht um das Nebeneinander verschiedener Parallelstränge, sondern vielmehr um Verschränkungen und Überlappungen in einem Beziehungsgeflecht, das durch ein flexibles Wechselspiel von Ähnlichkeit und Differenz gekennzeichnet ist. Das bildet auch die innere Spannung solcher "plurikultureller" Gesellschaften, die stets der gesellschaftspolitischen und kulturellen Auseinandersetzung zwischen Homogenisierung und Heterogeneität unterliegen. Im Vortrag werde ich die Habsburger Monarchie,  und Indien als Bezugspunkte nehmen.

Katal in Blaskó (Wien): Möglichkeiten einer gemeinsamen Identität? Ungarische Themen in Joseph von Hormayrs Zeitschriften

Joseph Freiherr von Hormayr und sein geistiger Kreis versuchten das politische Konzept einer übernationalen gemeinsamen Identität des multinationalen Habsburgerreiches kulturell und literarisch zu legitimieren. Bei dieser Bestrebung gilt als eines der wichtigsten Unternehmen die zwischen 1810 und 1830 in Wien herausgegebene Zeitschrift Archiv für Geographie, Historie, Staats- und Kriegskunstundderen Fortsetzung die Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst. Während in Ungarn die Entwicklung des romantischen Nationsbewußtseins immer intensiver wurde, versuchten Hormayrs ungarische Mitarbeiter Ungarns Geschichte und Kultur in das Gesamtvaterland-Konzept zu integrieren.

Katal in Czibula (Budapest): Ein Klimt-Gemälde aus der Perspektive der österreichisch-ungarischen Kulturbeziehungen

Das Klimt-Gemälde vor dem Zuschauerraum des alten Burgtheaters war das Vorbild einer ebenfalls von Klimt gemalten ungarischen Darstellung im Tataer Theater. Das Wiener Gemälde verweist auf interessante Kontakte mit dem ungarischen Kulturleben: Klimt verewigte eine Vielzahl von Personen auf dem Bild, unter anderem Lajos Dóczi. Der Vortrag stellt diesen Schriftsteller und Dramatiker vor, der auch der persönliche Sekretär des Grafen Andrássy gewesen ist, und fokussiert zudem auf die Rolle der Klimt-Brüder im Rahmen der Theaterbautätigkeit in der Österreichisch-Ungarischen Monarchie.

Ernő Deák (Wien): Ungarisches Leben in Wien am Beispiel des Freihauses Nádasdi (16.–17. Jahrhundert)

Die Schlacht bei Mohács (1529) bzw. die Besetzung Buda/Ofens durch die Osmanen (1541) brachten auch in Bezug auf die Ungarn in Wien eine Wende. Dadurch, dass Ferdinand I. letztendlich als König von Ungarn seine Residenz in Wien errichtete, wurden die Ungarn betreffenden Hofstellen größtenteils mit Ungarn belegt. Die fortlaufenden Geschäfte machten es erforderlich, dass Hochadelige mit ihrer Hofhaltung, wenn sie sich auch nicht endgültig in

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Wien niederließen, um sich die Strapazen der wiederholten Fahrten zu ersparen, sich auf die Dauer in Wien häuslich einrichteten. Ein markantes Beispiel dafür war das an der Ecke Augustienerstraße – Dorotheergasse stehende Freihaus, das Thomas Nádasdy (1498-1562), ab 1554 Palatin, käuflich erworben hatte. Die Briefe des Hochadeligen und die verschiedenen Rechnungsbücher eröffnen den Blick in die damalige Zeit. Im Zusammenhang mit den Bauarbeiten und der Einrichtung des Hauses können die Beschaffung von Baumaterialien und der Umgang mit den Handwerkern vergägenwärtigt werden. Gleichermaßen ist der Umgang Thomas Nádasdys mit dem Hof, persönlich mit dem König ein signifikantes Beispiel für das Hofleben.Nach dem Tod Thomas Nádasdys kann man nicht viel über die Weiterführung des Freihauses erfahren. Es entsteht sogar der Eindruck, als ob das Freihaus erst zu Lebzeiten des Franz III. Nádasdy (1622-1671), Eigentum der Familie geworden wäre. Trotz fehlender Quellen kann jedoch angenommen werden, dass die Familie Nádasdy das Freihaus seit der Mitte des 16. Jahrhunderts ununterbrochen ihr eigen nannte. Dennoch findet das Bauobjekt erst um 1650 wieder Erwähnung. Franz III., eine der Hauptfiguren der Magnatenverschwörung (1671), musste verschiedene Darlehensgeschäfte tätigen, die dann als Hypothek auch das Freihaus in Wienbelasteten. Infolge der Güterkonfiskation wurde die Familie auch des Freihauses verlustig, das dann zur Begleichung noch offener Darlehen Gläubigern überlassen wurde. So kam das desolate Haus 1677 in den Besitz des Rittmeisters Nikolaus von Prevost, dessen Vater Franz III. Nádasdy ein Darlehen von fl. 18.000 geliehen hatte, letzterer es jedoch nicht zurückgezahlt hatte.Aus den Quellen lassen sich Zustand und Verwicklungen der letzten Jahre der älteren Nádasdyschen Geschichte rekonstruieren.

ZsuzsaGáti (Wien): Nyugat 2.0 # Bécs/Wien

Hinter dem kryptisch anmutenden Titel verbergen sich Hinweise auf das Thema und den methodischen Ansatz des Vortrages: Der vollständig digitalisierte Textbestand einer der wichtigsten Zeitschriften der ungarischen Literaturgeschichte - der der Zeitschrift Nyugat - wird mit den Mitteln der Digital Humanities ergründet und erprobt. Dabei werden insbesondere die Stichworte Bécs/Wien berücksichtigt und die Verbindungen zu Wien untersucht.

Manfred Glauninger (Wien): Einstel lungen zu und Gebrauch von Sprache im ‘kakanischen’ Kontext. Österreichisch-ungarische Wechselwirkungen aus – kulturell dimensionierter – linguistischer Sicht

Im Rahmen einer konstruktivistisch fundierten (Sozio-)Linguistik problematisiert der Vortrag österreichisch-ungarische Wechselwirkungen im habsburgischen Kontext im Licht der „sozialen Bedeutung“ (verschiedenster Erscheinungsformen) von Sprache. Die dabei fokussierte, schillernde (meta-)semiotische Funktionalität entfaltet(e) sich auf Basis der Konventionalität von Sprachkonzepten. Ziel ist es, das – im umfassenden Sinn kulturelle und naturgemäß auch kritisch zu beurteilende – Potenzial solcher Konzepte (stärker) ins Bewusstsein zu rufen.

Endre Hárs (Szeged):Die Wiener Stadtportraits des Ludwig Hevesi

Ludwig Hevesi (1843-1910), Journalist, Kunstkritiker und Schriftsteller in Budapest und (ab 1875) Wien, hat sich auf mehreren Gebieten einen Namen erworben, am nachhaltigsten als Kritiker und ’Theoretiker’ der Sezession, darüber hinaus als Theaterrezensent und Kinderbuchautor, nicht zuallerletzt als „Chroniqueur des alten Pest” (Max Falk) und Verfasser eines Reiseführers über das neue Budapest (1873). In letztgenannter Eigenschaft ist er

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Beobachter und Protokollist der urbanen Entwicklung Österreich-Ungarns und als Kulturvermittler in der Lage, den Städtevergleich als politisch-kulturellen Subdiskurs der Monarchiezeit (und der Zeit danach) mitzubeeinflussen. Der Vortrag ist jener Sparte dieser Aktivitäten Hevesis gewidmet, die kaum gezielt untersucht wurde: Feuilletons, Skizzen und Portraits über die Stadt Wien. Sie ist eingebettet in Hevesis ’Reisebericht-Literatur’ und natürlich nicht ohne die Schriften über die Zwillingstadt Budapest zu denken – was Hevesis topographischen Blick auf die Kaiserstadt desto interessanter macht.

Ágnes Heller (Budapest): Tradition und Aktualität der sozialen Vorurteile in Ungarn

Der Vortrag leitet die Frage mit der Analyse der Wurzel aller Vorurteile in Ungarn ein. Es geht um die radikale Spaltung zwischen Nation und Fortschritt. Diese Spaltung wurde das Grundmotiv aller Vorurteile in Ungarn in allen geschichtlichen Perioden. Sie legitimiert Klassenvorturteile, Rassimus und besonders Antisemitismus. Der Vortrag behandelt die Modifikationen dieser Vorurteile in der ungarischen Geschichte seit dem Ende des 18. Jahrhunderts bis zum heutigen Tag.

Klaus Heydemann und Katal in Czibula (Wien und Budapest) : Liliom geht über die Grenze

Die Referenten berichten parallel von der Geschichte der Erstaufführung des Dramas ’Liliom’ von Ferenc Molnár in Budapest und in Wien. Anhand von zeitgenössischen Kritiken werden verschiedene Aspekte der Rezeption behandelt, die Wirkung des Stückes im Original und in der Übersetzung beim jeweiligen Publikum, der Anteil der Schauspieler, etwa der Irén Varsányi und Hansi Niese, bei der theatralischen Umsetzung und schließlich die vom epochemachenden Wiener Erfolg motivierte Neuinszenierung in Budapest im Jahr 1919.

Lilla Krász (Budapest): Ärzte im Netz: Sammeln, Ordnen und Vertei len des medizinischen Wissens in der Habsburger Monarchie des 18. Jahrhunderts

Der Vortrag soll im Vorfeld von Wien als Wissens- sowie administratives Zentrum der Habsburger Monarchie jene spezifisch ungarländischen Entwicklungen und Strategien näher beleuchten, die die Medikalisierung der Gesellschaft im Allgemeinen, den Ausbau eines Netzwerks von beamteten und salarisierten Ärzten im Besonderen möglich machten. Im Laufe des 18. Jahrhunderts ist die bestimmende Rolle von Wien sowohl in der Bildung und professionalen Identitätsformierung der Ärzteschaft als auch in den legislativen, administrativen und pädagogischen Aspekten der medizinischen Wissensorganisation zu registrieren. Anhand von modellhaft zu betrachtenden konkreten Beispielen werden die charakteristischen ärztlichen Bildungswege (peregrinatio hungarica medica), die Sammlung-, Systematisierungs- und Verteilungspraktiken (ärztliche Berichterstattungen, medizinische Lehr- und volksaufklärerische Schriften) des bei den verschiedensten regionalen und lokalen Regierungsämtern sowie universitären Wissenschaftszentren kumulierten Wissens veranschaulicht.

Wynfrid Kriegleder (Wien): Ladislaus Pyrker: österreichischer, deutscher oder ungarischer Dichter?

Johann Ladislaus Pyrker, 1772 in Ungarn geboren, katholischer Priester und seit 1812 Abt des Stiftes Lilienfeld, wurde 1819 vom Kaiser zum Bischof der Zips ernannt. 1821 wurde er Patriarch von Venedig. Von 1827 bis zu seinem Tod 1847 übte er als Erzbischof von Erlau/Eger eine wichtige politische Funktion im vormärzlichen Ungarn aus. Als produktiver

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Dichter verfasst er vaterländische Epen. An seiner Person entzündete sich schon zu Lebzeiten eine Kontroverse. Pyrker, der sich selbst als Hungarus definierte, schrieb nämlich seine Werke in deutscher Sprache, was ihm die junge ungarische Literatengeneration um Franz Toldy zum Vorwurf machte.

1824 veröffentlichte Pyrker das „Heldengedicht in zwölf Gesängen“ Rudolph von Habsburg, ein heute weitgehend vergessenes Parallelunternehmen zu Franz Grillparzers bekanntem Theaterstück König Ottokars Glück und Ende. Das Epos vermittelt eine klare politische Botschaft: Die römische Kaiserwürde geht sozusagen auf natürlichem Weg auf das Haus Österreich über. In der Schlussszene wird die Legitimierung der habsburgischen Herrschaft noch dadurch bekräftigt, dass Rudolf den ungarischen König und den böhmischen Thronerben adoptiert. Andererseits bezeichnet sich Rudolf aber selbst aber als „Kaiser der Deutschen“. Der Text ist damit ein Zeugnis für die Aporie, mit der das österreichische Kaisertum seit 1804 konfrontiert war: die alte, übernationale Idee des römischen Imperiums mit dem neuen Nationalbewusstsein zu verknüpfen.

Károly Kókai (Wien): Die Spuren der ungarischen Avantgarde in Wien

Ungarische Avantgardisten lebten sowohl zur Zeit der sogenannten klassischen als auch zur Zeit der sogenannten Neo-Avantgarde in Österreich. In der internationalen Forschung wird insbesondere die Bedeutung des Kreises um Lajos Kassák in den Jahren 1920-1926 hervorgehoben. Kassák und seine Mitarbeiter haben in Wien eine rege Publikationstätigkeit entfaltet, mehrere Magazine herausgegeben, Bücher und Buchreihen publiziert, Ausstellungen organisiert und Literatur- und Musikabende veranstaltet. Der Vortrag unternimmt den Versuch die Orte aufzulisten, an denen diese Avantgardetätigkeit stattfand und stellt die Frage, welche Spuren der ungarischen Avantgarde in Wien heute aufzufinden sind.

Wolfgang Müller-Funk (Wien): Zwischen Heimat und Fremde: Nikolaus Lenaus „Schilf l ieder“

Am Beispiel von einigen Landschafts- und Erinnerungsgedichten Lenaus möchte ich zeigen, wie stark der ungarisch—österreichische Dichter Nikolaus Lenau aus den Bilder der ungarischen Landschaft eine Identität entwickelt, in der die Natur zum Spiegelbild eines romantischen Individuums wird, das zugleich eine nationale und revolutionäre Selbstkonstruktion enthält. Damit hat Lenau maßgeblich das Bild ‚Ungarns‘ eines heldischen und revolutionären Heimatlandes im deutschen Kontext geprägt. Dieser zivilisationsfreie Raum ist von zwei Gruppen beherrscht, „Zigeunern“ (denen er nach seinem Amerika-Aufenthalt die nordamerikanischen Indianer zugesellen wird) und „Räuber‘. Mit diesen Figurengruppen entwirft Lenau anarchische, ausgelassene und zugleich melancholische Männlichkeitsbilder, die weit bis ins 20. Jahrhundert hinein wirksam sind. Die ungarische Landschaft ist als ein Reservat konzipiert, in dem noch ‚authentische‘ Menschen, die sich der modernen Zivilisation widersetzen. Demgegenüber sind die Husaren ambivalent gezeichnet. Ihre Unbändigkeit wird wie im Gedicht „Werbung“ von der imperialen und kaiserlichen Macht instrumentalisiert und ausgebeutet. So lässt sich das spezifisch Revolutionäre des Romantikers aus einem spezifisch ungarischen Kontext erklären, der hier freilich noch nicht an die ungarische Sprache, wohl aber die Geschichte geknüpft ist, wenn am Ende des Gedichtes „Heideschenke“ die Zigeuner dem lyrischen Ich „“alte Lieder […] Rakóczy´s, des Rebellen“ spielen. Insofern fügen sich seine Gedichte bruchlos in das Narrativ einer romantisch überhöhten Nationsbildung ein.

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Brigitta Pesti (Wien): Das Bild der Türken in der ungarischsprachigen Wiener Presse des späten 18. Jahrhunderts

Im 18. Jahrhundert sieht die westeuropäische Öffentlichkeit die Türken – nach der ablehnenden Haltung der vorangehenden Jahrhunderte - bereits mit großem Interesse als exotisches Volk mit bemerkenswerter Kultur an. Die Türkenmode erfasst auch den Wiener Hof, der „alla turca“ feiert und sich kleidet. Währenddessen sind in Ungarn diese Veränderungen noch gar nicht spürbar, die Topoi aus dem 14.-15. Jahrhundert über einen mythisierten Nationalfeind und über die herausragende, heroische, jedoch tragische Rolle der ungarischen Nation sind im 18. Jahrhundert immer noch stark präsent. Ein sehr interessante Position nehmen dabei die in Wien herausgegebenen ungarischsprachigen Zeitschriften, wie unter anderem die „Hadi és Más Nevezetes Történetek“ (Kriegs- und weitere namhafte Geschichten), die hauptsächlich über Kriegsereignisse berichtet, ein. Mein Vortrag thematisiert, wie die Zeitschrift von Dániel Görög und Sámuel Kerekes die während der sog. „Türkenfurcht“ herausgebildeten Alteritäts- und Identitätskonstruktionen der ungarischen Kultur- und Literatur reflektiert.

Gábor Schein (Budapest): „Unter meinen Sohlen gibt es keinen Boden mehr“. Die Erfahrungen des Unheimischen (Rilke, Att i la József, Musil , Füst)

Es ist keine Überraschung, dass so viele ungarische Romane, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts geschrieben wurden, in langen Passagen oder im Ganzen in Wien spielen. Die kulturellen und sozialen Kontakte zwischen den beiden Hauptstädten könnten kaum enger gewoben sein. Von den vielen möglichen Romanen wähle ich „A mester én vagyok” (Der Meister bin ich selber) von Milán Füst. Das Ziel meines Vortrags ist aber ein ganz anderes, als die Vorstellungen eines ungarischen Romans über Wien. Die Hauptfigur des 1932 geschriebenen, aber erst im Jahre 1998 veröffentlichten Romans, eine der ersten ungarischen Ärztinnen, erlebt eine Art von Fremdheit und Heimatlosigkeit, die in der Mentalität der Intellektuellen der Doppelmonarchie in den 20-er und 30-er Jahren immer deutlicher zu beobachten ist. Das zu beweisen, zitiere ich inhaltlich ganz ähnliche Texte von Attila József, Rainer Maria Rilke und Robert Musil. Den Begriff der Fremdheit und der Heimatlosigkeit erkläre ich aufgrund der phänomenologischen Theorien von B. Waldenfels. Nach meiner These geht diese existentielle Erfahrung auf die zweideutige, im ästhetischen Bereich revolutionär, im Bereich der gesellschaftlichen Ambitionen und Machtbeziehungen aber konservativ ausgerichtete Struktur der Moderne der Monarchie zurück.

Andrea Seidler (Wien): Alterität in österreichischen Lustspielen der Aufklärung. Zu Karl Marinel lis Theaterstück „Der Ungar in Wien“

1773 erschien in Wien im Verlagshaus Sulzer das Theaterstück „Der Ungar in Wien“, ein Originallustspiel in drei Aufzügen, verfasst von einem zu jener Zeit gefeierten Wiener Schauspieler, Carl Marinelli (dem Älteren, 1803 geadelt: Carl, Edler von Marinelli). Das Stück selbst bietet leichte Unterhaltung und hat wohl auch aufgrund seines Wortwitzes, der gängigen Praxis, sogenannte „Volkscharaktere“ klischeehaft vorzuführen und zu verlachen das Publikum angesprochen. Texte dieser Art bildeten im 18. Jahrhundert keine Seltenheit, die Tradition setzte sich im Volksstück, der Volkskomödie des 19. Jahrhunderts in der österreichischen Literatur noch fort und sorgt bis heute auf Theaterbühnen für volle Häuser – oft geringfügig für jeweils zeitgenössische Publikumsansprüche korrigiert. „Der Ungar in Wien“ soll in dem Vortrag auf seine politische Botschaft hin untersucht werden: es geht vorrangig um Eigen- und Fremdbilder in diesem Text, um die Sprache als politisches Instrument und um die Ökonomie der Theaterproduktion im Habsburger Reich.

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Márton Szilágyi (Budapest): Die Rolle Wiens in der ungarischen Literatur des ausgehenden 18. Jahrhunderts

Der Vortrag thematisiert die Frage, warum Wien als die Hauptstadt des Habsburger Reiches im 18. Jahrhundert für ungarische Autoren als Standort und auch als Ausgangspunkt ihrer schriftstellerischen Laufbahn sehr attraktiv war. Es geht dabei um eine Gegenüberstellung von Zentrum und Peripherie, um die Möglichkeiten, die Wien den Autoren auch aufgrund seiner zahlreichen modernen Institutionen bot: Akademien, Schulen, Ämter, aber auch zum Beispiel Freimaurerlogen bildeten einen Anziehungspunkt für Kulturschaffende. Autoren wie Bessenyei, Kazinczy und viele mehr lebten und kehrten immer wieder in diese vom ungarischen Blick her betrachtet entwickeltere Umgebung zurück und lebten und wirkten zwischen beiden Kulturen.

Karl Vocelka (Wien): Die Beziehungen Kaisers/Königs Franz Joseph I. zu Ungarn

Das Verhältnis Franz Josephs zu Ungarn durchlief im Laufe der Zeit einige Wandlungen. Während er in seiner Jugend, in der er auch ungarisch lernte, durchaus eine positive Beziehung zu diesem Land hatte, kam es 1848/49 durch die Revolution zu einem Bruch. Nach der Niederwerfung des „Aufstandes“ der Ungarn folgte ein Strafgericht, das einen Verlust der Privilegien und die Unterdrückung Ungarns zur Folge hatte.Nach der Krise des Staates 1859 kam es zu einer Fühlungnahme mit dem Vertretern Ungarns, die 1867 im Ausgleich und der Schaffung der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie endete. Folge des Ausgleichs war auch die Krönung Franz Josephs in Budapest.

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Tagungsort und Anfahrt

Wien Museum, Karlsplatz 8, 1010 Wien - Ubahn (Linie U1, U2, U4):Karlsplatz

Vortragssaal des Zentralverbandes Ungarischer Vereine und Organisationen in Österreich, Schwedenplatz 2, 1010 Wien - Ubahn (Linie U1, U4): Schwedenplatz

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Kontakt

Bei Rückfragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung:

Andrea [email protected]+43 69919561949

Károly Kó[email protected]

Universität Wien Abteilung Finno-UgristikCampus AAKH Hof 7,Spitalgasse 2-41090 WienT: +43-1-4277-43010

http://das-ungarische-wien.univie.ac.at/