Music Guide: Blues - Plattenladentipps · 2018-05-31 · Shuffle mit Slide Guitar und Vibrato....

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Music Guide: Blues 100 wegweisende Alben der Bluesgeschichte LESE- PROBE

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Music Guide: Blues 100 wegweisende Alben der Bluesgeschichte

LESE-PROBE

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In einer Zeit, in der es scheint, als sei alle Musik der Welt jederzeit verfügbar, wird eines

immer wichtiger: Orientierung. Genau die liefern wir Plattenläden, und Orientierung

geben soll auch unsere neue Reihe: die Milestones Music Guides, deren erste Ausgabe Du

gerade in den Händen hältst.

Mit dem Milestones-Katalog haben wir 2007 500 Alben vorgestellt, die Musikgeschichte

geschrieben und diese nachhaltig beeinflusst haben. Jetzt schreiben wir dieses Konzept

fort, konzentrieren uns auf einzelne Musikrichtungen und widmen uns dort den Künst-

lern und Alben, die Maßstäbe gesetzt haben. Die Milestones sind ausdrücklich keine

Hitparade oder Bestenliste, sondern präsentieren die Glanztaten der Musikgeschichte

chronologisch, um Entwicklungen und Strömungen aufzeigen zu können. Dabei fas-

sen wir bewusst den Blick etwas weiter und zeigen anhand wegweisender Veröffent-

lichungen, wo Künstler neue Pfade beschritten und so musikalisches Neuland betreten

oder gar den Grundstein für ein neues Genre gelegt haben.

Den Anfang dieser neuen Reihe macht der Blues, der Urahn der heutigen Unterhal-

tungsmusik, dessen musikalische DNA auf die ein oder andere Weise in praktisch jedem

modernen Musikgenre zu finden ist. Wir laden Euch ein auf eine Entdeckungsreise durch

die Geschichte des Blues, angefangen bei den ersten kommerziellen Plattenaufnahmen

über die Glanztaten der auch heute noch legendären Blueser und die Entstehung des

Rock bis hin zu den neuen Helden, die auch heute noch die Fahne des Blues hochhalten.

Entdeckt bisher Ungehörtes neu und entdeckt Eure Favoriten erneut, die als Meilensteine

der Musikgeschichte auch in Zukunft nicht wegzudenken sind. Erkundet die musikalische

Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft jetzt im Plattenladen Eures Vertrauens!

IMPRESSUM Herausgeber: AKTIV MUSIK MARKETING GMBH & CO. KG, Steintorweg 8, 20099 Hamburg, UstID: DE 187995651,

Persönlich haftende Gesellschafterin: AKTIV MUSIK MARKETING VERWALTUNGS GMBH & CO. KG, Steintorweg 8, 20099 Hamburg, Sitz: Hamburg, HR B 100122, Geschäftsführer: Marcus-Johannes Heinz, Fon: 040/468 99 28-0, Fax: 040/468 99 28-15, E-Mail: [email protected]

Projektleitung: Daniel Ahrweiler (verantwortlich für den Inhalt), Texte: Henning Richter, Schlussredaktion: Katrin Zabel, Layout: wn8.de, Druck & Vertrieb: Frank Druck GmbH & Co. KG, Industriestraße 20, 24211 Preetz/Holstein Auflage: 60.000

An der Titelauswahl haben mitgewirkt: Daniel Ahrweiler (AMM), Peter Bongartz (Bongartz – Musik in allen Formaten, Erlan-gen), Heinz Bross (Rimpo Tonträger, Tübingen), Edmund Epple (Discy MusikBuchHandlung, Landsberg), Tim Geppert (AMM), Georg Kruse (CD Bessungen, Darmstadt), Henning Richter (freier Journalist), Bernhard Sauer (Der Schallplattenmann, Erlangen)

INHALT: Entstehung des Blues S. 3 | Delta-Blues S. 5 | Chicago-Blues S. 7 | British Invasion S. 10 | Jazz und Blues S. 13 | Rock und Blues S. 15 | Frauen im Blues S. 18 | Blues: The Next Generation S. 20 | Register S. 22

Editorial

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Die Wurzeln des Blues sind nicht exakt zu lokali-

sieren, doch Musikhistoriker sind sich einig, dass

sie in Westafrika liegen. Von hier wurden die mei-

sten Sklaven gewaltsam nach Nordamerika ver-

schleppt, deshalb finden sich im Blues Traditionen

aus dem westlichen Afrika. Hier gab es Griots,

musikalische Geschichtenerzähler, die über

Themen wie Liebe, Familie, Hungersnöte,

Herrscher und den alltäglichen Kampf sangen.

Oft nutzten sie Saiteninstrumente, ähnlich denen,

die später den Blues transportieren sollten. Als Ali

Farka Touré in den Neunzigern zum Star aufstieg,

wurde er auch „der John Lee Hooker Afrikas“

genannt. Ein weiterer Faktor waren die brutalen

Bedingungen, unter denen die Sklaven lebten

und arbeiteten. Musik machte ihnen das Leben

erträglich, so sangen sie etwa bei der Feldarbeit.

Lieder waren zudem eine Möglichkeit, Geschich-

ten zu erzählen und Informationen auszutau-

schen – der „Call and Response“ des Blues begann

hier. Auch ein paar „weiße“ Elemente fanden den

Weg in den Blues, etwa das europäische Piano und

Folk-Einflüsse. Daneben wurde auch Kirchenmu-

sik zum Blues-Bestandteil, Reverend Gary Davis

etwa war ein Blueser, der auch Gospel sang. Zum

ersten Mal berichtet der schwarze Bandleader W.

C. Handy 1892 in seiner Autobiografie vom Blues.

Handy wartete in Mississippi auf den Zug und

hörte einen Gitarristen im Bahnhof singen. „Die

Schwarzen des Südens singen über alles: Züge,

Dampfschiffe, Dampfpfeifen, Vorschlaghämmer,

schnelle Frauen, gemeine Chefs, sture Maultiere –

alles wird Thema ihrer Lieder. Dabei begleiten sie

sich mit allem, dem sie einen Ton oder Rhythmus

entlocken können: von der Harmonika bis zum

Waschbrett.“

Entstehung des Blues

Bessie Smith // The Rough Guide To Bessie Smith

1923 Noch vor Billie Holiday wurde Bessie Smith zum ersten Superstar des Gen-res, ihre Fans nannten sie ehrfürchtig „The Empress Of The Blues“. Das Doppel-album mit remasterten Auf-

nahmen enthält die Höhepunkte ihres Schaffens. Die Anthologie springt von Smiths Debütauf-nahme „Down Hearted Blues“ von 1923 zu Hits wie „A Good Man Is Hard To Find“ über Coverversionen wie „St. Louis Blues“ (mit Louis Armstrong) zu einfühlsamen Balladen à la „Gimme A Pigfoot And A Bottle Of Beer“.

(World M.N./Harmonia Mundi) 605633126426

Ma Rainey // Mother Of The Blues1923 Sie hatte bereits 20 Jahre den Blues gesun-gen, bevor Gertrude Prid-gett alias Ma Rainey ihren Platten-Einstand gab. Das Doppelalbum ‚Mother Of The Blues‘ stellt die größten

Hits seit der ersten Aufnahme 1923 zusammen, darunter „See See Rider“, „Bo-Weavil Blues“ und „Jelly Bean Blues“. Schon als Kind sang sie für Minstrel- und Medicine Shows. Als Sidemen für ihre Plattenaufnahmen wählte sie Jug-Bands, Gitarrenduos, Blueser wie Tampa Red und Blind

Blake, aber auch Jazz-Stars wie Louis Armstrong, Kid Ory und Fletcher Henderson.

(JSP/H‘Art) 788065779320

Blind Willie Johnson // Dark Was The Night 1927–1930 Dallas Atlanta And New Orleans Recordings

1927 Der Gitarrist und Predi-ger besaß ein ehrfurchtein-flößendes Organ und einen ausgefeilten Slide-Stil, er gilt als Pionier der Gleit-gitarre. Zu seinen Hits zählt seine spukige Hymne „Dark

Was The Night, Cold Was The Ground“. Unter den Titeln, die Johnson in Dallas einspielte, war etwa „It´s Nobody’s Fault But Mine“, von dem sich Led Zeppelin für ihre Version inspirieren ließen (ohne Johnson Credits zu gewähren). 1945 lebte Blind Willie Johnson als Reverend in Beaumont, Texas, wo sein Haus abbrannte und er kurz darauf an Malaria und Syphilis starb.

(Soul Jam/In-Akustik) 8436559461832

Blind Willie McTell // 1927–19401927 Während andere Blue-ser seiner Zeit die sechssai-tige Gitarre spielten, zog der Mann aus Georgia zwölf Saiten auf, die er gelegent-lich auch mit dem Slide-Röhr - chen strich. Sein Einfluss auf

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andere Musiker war profund, die Allman Brothers etwa coverten seinen „Statesboro Blues“ und Bob Dylan ehrte ihn mit seinem Song von 1983 „Blind Willie McTell“. Die meiste Zeit seines Lebens verbrachte er als Straßenmusiker, der Piedmont Blues darbot, einen ländlichen Blues-Stil, bei dem die Basslinie mit dem Daumen angeschlagen wird und dessen Texte meist fröhlicher sind als beim Deep Blues.

(Real Gone/H‘Art) 5036408185228

Charley Patton // Founder Of The Delta Blues

1930 Der erste Star des Delta Blues mag ihn nicht erfun-den haben, aber er war der erste, der ihn aufnahm. Sein Blues wurde von einem pulsierenden Beat voran-getrieben, er beinhaltete

Spirituals, Ragtime und Balladen. Patton spielte eine einfache und flüssige Gitarre, auch als Slide mit seiner Blechpfeife. Seine Stimme war derart laut, dass sie 500 Meter weit reichte. Dazu liebte Patton Whiskey und Frauen, was er in seine Texte einflocht. Damit wurde er zum großen Ein-fluss für kommende Talente wie Son House und Robert Johnson.

(Yazoo)

Son House // Delta Blues1930 Zusammen mit Charley Patton zählt er zu den Ein-flüssen von Robert Johnson und Muddy Waters. Eddie James „Son“ House wurde wegen Mordes verurteilt, saß aber nur zwei Jahre ab,

da das Gericht später auf Notwehr erkannte. Einige Zeit vergessen, wurde Son House im Zuge des Folk Revivals wiederentdeckt. Kurz nach seiner Haftentlassung im Mai 1930 nahm er seine Songs erstmals kommerziell auf, bis zu seinem nächs-ten Studiobesuch sollte es dann aber 35 Jahre dauern. Zu den Musikern, die Son House als Einfluss benennen, gehören neben Waters und Johnson auch John Hammond, Canned Heats Alan Wilson, Bonnie Raitt, Rory Block, Jack White und viele andere.

(Complete Blues/edel) 0636551002622

Robert Johnson // The Complete Recordings

1936 Als Keith Richards den fingerfertigen Robert Johnson zum ersten Mal hörte, glaubte er, es seien zwei Gitarristen am Werk. Wie Charlie Parker im Jazz und Elvis im Rock’n’Roll ist

diese sagenhafte Gestalt ein Mythos des Blues geworden. Man sagt, er habe seine Seele an einer Kreuzung dem Teufel verkauft, um Erfolg zu

haben. Johnson wurde zum König des Delta Blues und verfasste in seinen 27 Lebensjahren haufen-weise Hits wie etwa „Rambling On My Mind“ und „Hellhound On My Trail“, die auch hier zu hören sind. Dazu gibt’s Liner Notes von Keith Richards und Eric Clapton.

(Columbia/Sony) 5099748441423

Elmore James // Dust My Broom1951 Er bereitete den Weg des Blues zum Rock, der Ton seiner elektrisch verstärkten Gitarre und sein Slide-Spiel beeinflussten Sechssaiten-Musiker wie B. B. King und Chuck Berry. Von Beruf war

er Radio-Reparateur, so baute er in seiner Frei-zeit einen Gitarrenverstärker mit einem rohen, verzerrten Ton. Sein Signature-Song wurde „Dust My Broom“ eine Weiterentwicklung von Robert Johnsons „I Believe I Dust My Broom“. Dabei machte Elmore James aus einem braven Country Blues einen rockenden, elektrisch verstärkten Shuffle mit Slide Guitar und Vibrato.

(Charly/Cargo) 803415572229

Jimmy Reed // Boss Man1953 Seine einfachen und einprägsamen Songs mach-ten ihn zum Vorbild für frühe Rock’n‘Roller wie Elvis Presley, Charlie Rich, Rolling Stones und diverse Bands der britischen Blues Inva-

sion der Sechziger. Der Gitarrist und Harmonika-spieler war schon zu Lebzeiten ein Star, dessen Erfolgsrezept immer dem gleichen musikalischen Schema folgte. Diese Sammlung umfasst Hit-singles wie die Debütsingle von 1953 „High And Lonesome“, „Bright Lights, Big City“, „Big Boss Man“ und „You Don‘t Have To Go“, inzwischen allesamt Teile des Standard-Blues-Repertoires.

(Recall/Edel) 636551423229

Fats Domino // The Fats Domino Jukebox – 20 Greatest Hits

1955 Antoine „Fats“ Domino verstand es, mit beschwing-tem Rock’n’Roll und Boogie Woogie Stimmung zu erzeugen. Der Pianist und Song writer, dessen Debütal-bum 1955 erschien, war ein

Showman reinsten Wassers, er verkaufte mehr Schallplatten als alle anderen Rock’n’Roller, mit Ausnahme von Elvis Presley. Seine Millionenver-käufe hatten nicht zuletzt damit zu tun, dass Fats Domino in seinem Publikum schwarz und weiß vereinte. Geboren in New Orleans, basierten seine Songs auf traditionellem Rythm and Blues, der von Piano, Saxofonen, Bass, Elektrogitarre und Schlagzeug getragen wurde.

(Blue Note/Universal) 724353760021

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Zwar wurde im gesamten amerikanischen Süden

Blues gespielt, doch nirgendwo war die Bluesszene

fruchtbarer als im Mississippi-Delta. Hier war die

Konzentration von Afro-Amerikanern besonders

hoch. Das Land gehörte Weißen, die es schwarzen

Pächtern überließen. Deren Leben mag bes-

ser gewesen sein als das der Sklaven, aber mit

Landwirtschaft, ohne Maschinen, ließ sich nur

das Nötigste verdienen. In den dicht besiedel-

ten Landstrichen gab es kaum Ablenkung, die

Menschen sangen alte Folksongs und Spirituals.

Das Bedürfnis nach Unterhaltung war dennoch

groß, Musiker zogen von Farm zu Farm, wo am

Wochenende Partys gefeiert wurden. Mehrköp-

fige Kapellen waren teuer, doch Solo-Gitarristen

konnten sich auch kleine Farmer leisten. In die-

ser Umgebung wurden Pioniere wie Charley Pat-

ton, Son House, Robert Johnson, Skip James und

Mississippi John Hurt zu lokalen Stars. Robert

Palmer, Kritiker und Delta-Blues-Experte,

beschreibt den Delta-Blues als „Innovation. Er ent-

hält die Tradition der Arbeitslieder und Feldbrüller

(„field hollers“) sowie die expressiven Möglich-

keiten des neuen populären Saiten instruments,

der Gitarre“. Könner wie Robert Johnson und

Charley Patton waren Meister der Polyrhythmen,

sie konnten simultan verschiedene Rhythmen

spielen, wie ein Jongleur, der verschiedene Bälle

kreisen lässt, oder ein Modern-Jazz-Drummer.

Patton entwickelte dazu eine weitere Charakteris-

tik, er sang über eigene Erlebnisse und Beobach-

tungen außerhalb der gewöhnlichen Mann-Frau-

Beziehungen, was seinen Liedern eine persönliche

Note gab. Sie reflektieren den harten Kampf und

die bittere Realität des Lebens der Schwarzen im

amerikanischen Süden der Zwanzigerjahre.

Delta-Blues

Billy Holiday // Lady Sings The Blues1956 „Lady Day“ beeinflusste Jazz und Popmusik gleicher-maßen. Nach einer turbu-lenten Kindheit sang sie in Nachtclubs, wo sie von John Hammond entdeckt wurde. „Lady Sings The Blues“

speist sich aus Sessions zwischen 1954 und 1956. Ihre Stimme ist inzwischen schon ein wenig brüchig, aber von ungeheurem Ausdruck. So singt sie etwa „Strange Fruit“, das tragische Lied über Lynchjustiz in den Südstaaten, den von ihr selbst verfassten Titelsong und auch leichtere Kost wie den Musical-Hit „I Must Have That Man“.

(Verve/Universal) 600753458877

Odetta // Sings Ballads And Blues1956 Sie gilt als Stimme der Bürgerrechtsbewegung, deren Repertoire hauptsäch-lich aus US-Folk, Blues, Jazz und Spirituals besteht. Auf ‚Sings Ballads And Blues‘ widmet sich Odetta Holmes

hauptsächlich traditionellen Spirituals und Blues-Coversongs. Darunter etwa der „Muleskinner Blues“ von Jimmie Rodgers, „Hound Dog“ von Leiber/Stoller und „Alabama Bound“ von Huddie Ledbetter. Bob Dylan bezeichnete Odettas Debüt - album als eine seiner Lieblingsplatten, die ihn dazu inspirierte, Folk anstatt Rock’n’Roll zu wählen.

(Soul Jam/In-Akustik) 8436542014564

Alexis Korner’s Breakdown Group feat. Cyril Davies // Blues From The Roundhouse

1957 Gitarrist und Sänger Alexis Korner, Sohn einer griechischen Mutter und eines österreichischen Vaters, zählt neben John Mayall zu den Initiatoren des British Blues. Cyril

Davies war ein englischer Gitarrist und Mund-harmonikaspieler. Beide hatten in verschiedenen Jazz- und Skiffle-Combos gespielt. Dieser frühe Mitschnitt aus dem Jahr 1957 bildet die erste Plattenaufnahme ihrer Formation, sie wählten Songs von Huddie Ledbetter, Sleepy John Estes, Merriweather und anderen. Korner und Davies sind die Pioniere, denen wenig später die Rolling Stones nacheiferten.

(Highnote/rough trade) 827565049127

Slim Harpo // I’m A King Bee1957 Sein Swamp Blues machte James Isaac Moore zu einem der kommerzi-ell erfolgreichsten Blueser seiner Zeit. Mit Gitarre und Rack-Neck-Mouth-Harp (Harpo von Harp) ähnelt

sein Stil den einfach strukturierten Songs eines Jimmy Reed. Diese generöse Scheibe enthält 24 Songs, darunter Hits wie der Titelsong, „I Got Love If You Want It“ und „Rainin‘ In My Heart“,

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aber auch kaum bekannte Nummern. Slim Harpos Lieder gefielen besonders den weißen Rockmusikern Großbritanniens, so nahmen etwa die Rolling Stones, Pretty Things, Yardbirds, Kinks und andere seine Songs auf.

(Ace/H‘Art) 29667151023

Bo Diddley // Bo Diddley1958 Er erfand den „Bo- Diddley-Beat“. Für den synkopischen, afrikanisch anmutenden Rhythmus schrieb Ellas McDaniel sogar ein Lied namens „Bo Diddley Beat“. Es erschien auf die-

sem gleichnamigen Debütalbum von 1958. Zu seinen Markenzeichen zählten der Hut und eine rechteckige „Zigarrenschachtel-Gitarre“. Hier finden sich seine frühen Singles, viele davon selbst komponiert. Sein markanter Beat tauchte bei vie-len berühmten Kollegen auf: etwa beim Buddy- Holly-Song „Not Fade Away“, der auch von den Rolling Stones gecovert wurde, Steppenwolf („Magic Carpet Ride“) oder The Who („Magic Bus“).

(Hoodoo/In-Akustik) 8436542014878

Champion Jack Dupree // Blues From The Gutter

1958 Als junger Musiker begann Dupree durch die USA zu tingeln. In Detroit traf er Boxer Joe Louis, der ihn ermutigte, mit dem Faustkampf zu beginnen. Er bestritt 107 Gefechte und

errang den Kampfnamen „Champion Jack“. Erst 1958 spielte der Pianomann sein Albumdebüt ein, ‚Blues From The Gutter‘ enthält sechs Eigen-kompositionen und vier Cover, darunter den Klassiker „Stack-O-Lee“. Das flüssige Barrelhouse Piano und seine geschmeidige Stimme, unter-stützt von Gitarre und Saxofon, vermitteln das Gefühl eines coolen Club Sets.

(Soul Jam/In-Akustik) 8436542019200

Little Walter // The Best Of1958 Den Einfluss von Marion Walter Jacobs als Blueser, Songwriter und Mundhar-monikaspieler kann man kaum überschätzen. Mick-Jagger etwa, selbst leiden-schaftlicher Harmonika-

bläser, zählt zu seinen erklärten Fans. Geboren in Louisiana, verließ Walter die Schule mit zwölf und wurde musikalischer Begleiter von Sonny Boy Williamson, Honeyboy Edwards und ande-ren. 1945 zog er ins Blues-Mekka Chicago, wo er lernte, seine Mouth Harp elektrisch zu verstärken. Zu seinen großen Hits zählen das Instrumental „Juke“ und das Gospel-beeinflusste „My Babe“,

beide gingen auf Platz eins der R’n’B Charts. (Hallmark/H‘Art) 5050457136826

Lightnin’ Hopkins // Lightnin’ Hopkins

1959 Bevor dieses bahn-brechende Album aufge-nommen wurde, hatte der Texas-Blues-Sänger, Songwriter und Gitarrist bereits eine Karriere hinter sich. Geboren 1912, hatte

er als Kind das Gitarrenspiel erlernt und Blind Lemon Jefferson bei Auftritten in der Kirche begleitet. 1959 war Hopkins von der Bildfläche verschwunden. Ein Blueshistoriker spürte ihn auf und überredete ihn mit einer Flasche Gin, zehn Songs als Solist in einem Raum mit nur einem Mikro aufzunehmen. Das Resultat ist ein Blues-Klassiker, der dem Hörer durch Mark und Bein fährt.

(Soul Jam/In-Akustik) 8436542014380

Ray Charles // The Genius Of Ray Charles

1959 Der blinde Pianist und Sänger entwickelte die schwarze Popmusik namens Soul aus Blues, Gospel und Jazz. Für die erste Hälfte von ‚The Genius Of Ray Charles‘ engagierte

er Musiker seiner eigenen Big Band und kom-binierte sie mit Könnern aus den Kapellen von Count Basie und Duke Ellington. Für Highlights wie „Let The Good Times Roll“ und „Deed I Do“ schreit er sich die Seele aus der Kehle. Die zwei-ten sechs Songs sind Balladen mit Streicher-orchester. Auch hier zeigt sich Charles auf der Höhe seiner Kunst und haucht den Klassikern einen frischen Geist ein.

(MFSL/Fenn Music) 821797205566

Sonny Boy Williamson II // Down And Out Blues

1959 Es gab zwei Blue-ser namens Sonny Boy Williamson, beide spielten Mundharmonika und schrie-ben Songs. Sonny Boy Wil-liamson I (John Lee William-son) hatte als Erster Erfolg,

worauf sich Alex Miller (oder Ford) ebenfalls so nannte. Dabei spielten beide einen völlig unter-schiedlichen Stil. 1948 wurde SBW I ermordet, so erntete SBW II den Ruhm von beiden. ‚Down And Out Blues‘ war sein Debütalbum, sämt-liche Songs sind Eigenkompositionen, darun - ter Hits wie „All My Love In Vain“ und „Don’t Start Me Talkin“, die immer wieder gecovert werden.

(BeatGoesOn/H‘Art) 5017261206039

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Der Blues kam aus dem Süden in den Norden.

Wegen der ärmlichen Lebensverhältnisse auf dem

Land und der harschen Rassentrennung zogen

in den Zwanzigern Millionen von Schwarzen in

die nördlichen Industriestädte. Mit ihnen zog der

klassische Blues, der sich im ersten Schritt zum

Urban Blues wandelte.

Besonders Blueser aus Mississippi beeinflussten die

schwarzen Musiker Chicagos, die nun städtische

Themen anstelle von Baumwolle und Maultieren

wählten. Zudem klang ihre Musik industrieller, sie

wurde von der elektrischen Gitarre und der ver-

stärkten Mundharmonika getragen, immer öfter

erklang ein Piano. Vor dem Zweiten Weltkrieg

dominierten Namen wie Tampa Red, Sonny Boy

Williamson I, Washboard Sam und Big Bill Broonzy

die Szene. Nach dem Zweiten Weltkrieg instal-

lierten die Bluesmusiker Lautsprechersysteme,

dazu ver stärkten Schlagzeug und E-Bass den

Groove. Jetzt konnten die Combos auch die großen

Blues-Clubs der South Side beschallen. Mit Muddy

Waters kamen die verstärkten Instrumente, die

später sogar bis nach England drangen. Neben

Muddy strebten Howlin‘ Wolf, Little Walter, Willie

Dixon und andere auf die Bühnen der „Windy City“.

1947 bis 1957 gilt als Blütezeit des Chicago-Blues.

Während seine Popularität in den Vereinigten

Staaten danach abnahm, fanden sich Anfang der

1960er Jahre in Europa viele Fans des Blues, die

im nächsten Schritt für den Re-Import in die

USA sorgten. Das wiederum beflügelte eine neue

Generation von Chicago-Musikern wie Buddy Guy,

Otis Rush, Magic Sam, Luther Allison, Junior Wells

und andere, die den Blues ab Mitte der Sechziger

erneut aufblühen ließen.

Chicago-Blues

Willie Dixon // Willie’s Blues1959 Der wichtigste Songwri-ter des Chicago-Blues spielte Kontrabass, Gitarre und sang. Er schrieb für Muddy Waters, Howlin’ Wolf, Little Walter, Bo Diddley und viele andere. Auch Rocker

wie Chuck Berry, Doors, Rolling Stones oder Cream bedienten sich bei ihm. Später konnte Dixon es sich leisten, seine Rechte einzuklagen, zum Beispiel von Led Zeppelin. Für sein Album-debüt ‚Willie’s Blues‘ spielt er mit einem Sex-tett, in dem Memphis Slim am Piano sitzt. Zehn Kompositionen stammen von Dixon, zwei von Memphis Slim. Heraus kommt eine geschmack-volle Session, die angeblich in nur zwei Stunden zwischen zwei Flügen aufgenommen wurde.

(Soul Jam/In-Akustik) 8436542017893

Memphis Slim // Blue This Evening1960 Über 500 Aufnahmen machte der Pianist, Singer und Songwriter, der bür-gerlich John Len Chatman hieß. Er führte verschiedene populäre Jump Blues Bands an und sein „Every Day I

Have The Blues“ avancierte zum Klassiker. Die 19 Songs dieser Scheibe wurden 1960 in London aufgenommen, es sind Standards, die seit Langem zu Slims Repertoire zählten, darunter auch Big Bill Broonzys „Rock Me Baby“ und seine nach ihm benannte Eigenkomposition „Memphis Slim (USA)“. An der Gitarre begleitete ihn der Vater des britischen Blues, Alexis Korner.

(Jazzcolours/Da Music) 4002587476328

Hier ist die Leseprobe zu Ende. Den kompletten Music Guide Katalog mit allen 100 Titeln gibt‘s

in allen AMM-Plattenläden. Adressen unter: www.plattenladentipps.de/adressen

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