KMU Magazin Digital Marketing Trends 2014

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00 KMU-Magazin Nr. 1/ 2, Januar / Februar 2014 Marketing & Vertrieb 1. Mobile ist alles Wer im Jahr 2014 noch keine responsive oder mobile optimierte Webseite anbie- tet, hat bereits verloren. Gemäss einer diesjährigen Studie von Net-Metrix be- sitzen derzeit rund 60 Prozent der Schweizer Bevölkerung ein Smartphone. Diese Zahl steigt jährlich um rund zehn bis 15 Prozent. Auch die Anzahl und Nut- zung von Tablets hat sich im Jahr 2013 bereits mehr als verdoppelt. Während die klassische Mediennutzung in der Schweiz (TV, Radio und Zeitung) jähr- lich um zwei bis drei Prozent abnimmt, nimmt hingegen die Nutzung im Bereich Smartphone um über 20 Prozent zu. Wer heute sein Marketingbudget nicht um mindestens 20 Prozent in den Bereich Mobile verschiebt, verpasst 2014 wo- möglich den Anschluss. Warum dem so ist, zeigt ebenfalls die Studie von Net-Metrix: Neun von zehn Personen suchen über ihr Smartphone nach einem Produkt oder einer Dienst- leistung und bereits 40 Prozent kauften nach dieser Recherche mit ihrem Smart- phone das Produkt online. Wogegen nur gerade 30 Prozent der Personen das Pro- dukt im Geschäft kauften. 2. Mobile ist nicht gleich mobile Gemäss Carpathia Consulting liegt der mobile Umsatzanteil im Schweizer E- Commerce bei etwas über zehn Prozent. Leider werden fälschlicherweise Smart- phones und Tablets immer noch in den gleichen Mobile-Topf geworfen. Nun sind beide Geräte prinzipiell mobil nutzbar, dennoch laufen sehr selten Menschen mit einem Tablet durch die Stadt wie mit ei- nem Smartphone (Touristen ausgenom- men). Eine Webseite wirkt visuell und transaktionsbasiert anders auf einem Smartphone mit drei bis vier Zoll gegen- über einem Tablet mit sieben bis zehn Zoll (doppelt so gross). Auch wird ein Tablet eher im Sitzen, im Zug, auf der Couch oder in der Freizeit benutzt, ein Smart- phone ist jedoch ständig «on the Go». Diese Tatsachen gilt es zu berücksichti- gen, wenn Online Shops Features gebaut und Werbekampagnen gefahren werden. So ist bei einem Smartphone die Produkt- suche elementar, auf einem Tablet lässt sich dieses Produkt allerdings noch in 360° Ansicht drehen und anwenden. 3. Social Commerce Klassische E-Commerce-Modelle wurden vom Erfolg Zalandos wohl ebenso über- rascht wie der Detailhandel. Dennoch zeigt sich auch hier bereits, was 2006 sei- nen Anfang nahm und mit fortschrei- tendem Social-Media-Konsum seine Ver- breitung fand. Bei Social Commerce involvieren Unternehmen den Kunden beim Design, Verkauf und Marketing (z. B. über Kaufempfehlungen oder Kom- mentare) und nutzen soziale Netzwerke zur Verbreitung dieser Einbindung. Da- bei können Plattformen entweder den vollen Prozess anbieten (wie Kickstarter) oder bei Verkauf und Marketing in die Vollen preschen. Gerade der Status, der mit einem entsprechenden Kauf einher- geht, kann so für eigene Werbezwecke entsprechend genutzt werden. Unterneh- men tun gut daran, zu überprüfen, ob So- cial-Media-Kanäle zur Akquisition und soziale Mechanismen im Verkaufsprozess genutzt werden können. 4. Image-Based-Content- Marketing Visuelle Kommunikation schlägt das ge- schriebene Wort. Sei es bei 20 Minuten gegenüber der Tagesschau oder wie man unlängst sehen konnte bei Pinterest, Ins- tagram und Tumblr. Die stetig wachsende Beliebtheit von Online-Videos bestätigt Roger Basler Online-Marketing Digital Marketing Trends 2014 Das Jahr 2013 stand ganz im Zeichen der mobilen, visuellen Kommunikation gegenüber der Information sowie der Media Konvergenz. Im Jahr 2014 werden die Karten zwar nicht neu gemischt, aber die Aufgaben für Digital Marketeers geschärft. Ein Ausblick mit fünf ausge- suchten Digitalmarketing Trends für 2014.

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KMU-Magazin Nr. 1 / 2, Januar / Februar 2014

Marketing & Vertrieb

1. Mobile ist allesWer im Jahr 2014 noch keine responsive oder mobile optimierte Webseite anbie-tet, hat bereits verloren. Gemäss einer diesjährigen Studie von Net-Metrix be-sitzen derzeit rund 60 Prozent der Schweizer Bevölkerung ein Smartphone. Diese Zahl steigt jährlich um rund zehn bis 15 Prozent. Auch die Anzahl und Nut-zung von Tablets hat sich im Jahr 2013 bereits mehr als verdoppelt. Während die klassische Mediennutzung in der Schweiz (TV, Radio und Zeitung) jähr-lich um zwei bis drei Prozent abnimmt, nimmt hingegen die Nutzung im Bereich Smartphone um über 20 Prozent zu. Wer heute sein Marketingbudget nicht um mindestens 20 Prozent in den Bereich Mobile verschiebt, verpasst 2014 wo-möglich den Anschluss.

Warum dem so ist, zeigt ebenfalls die Studie von Net-Metrix: Neun von zehn Personen suchen über ihr Smartphone nach einem Produkt oder einer Dienst-leistung und bereits 40 Prozent kauften nach dieser Recherche mit ihrem Smart-phone das Produkt online. Wogegen nur gerade 30 Prozent der Personen das Pro-dukt im Geschäft kauften.

2. Mobile ist nicht gleich mobileGemäss Carpathia Consulting liegt der mobile Umsatzanteil im Schweizer E-Commerce bei etwas über zehn Prozent. Leider werden fälschlicherweise Smart-phones und Tablets immer noch in den gleichen Mobile-Topf geworfen. Nun sind beide Geräte prinzipiell mobil nutzbar, dennoch laufen sehr selten Menschen mit einem Tablet durch die Stadt wie mit ei-nem Smartphone (Touristen ausgenom-men). Eine Webseite wirkt visuell und transaktionsbasiert anders auf einem Smartphone mit drei bis vier Zoll gegen-über einem Tablet mit sieben bis zehn Zoll (doppelt so gross). Auch wird ein Tablet eher im Sitzen, im Zug, auf der Couch oder in der Freizeit benutzt, ein Smart-phone ist jedoch ständig «on the Go». Diese Tatsachen gilt es zu berücksichti-gen, wenn Online Shops Features gebaut und Werbekampagnen gefahren werden. So ist bei einem Smartphone die Produkt-suche elementar, auf einem Tablet lässt sich dieses Produkt allerdings noch in 360° Ansicht drehen und anwenden.

3. Social CommerceKlassische E-Commerce-Modelle wurden vom Erfolg Zalandos wohl ebenso über-

rascht wie der Detailhandel. Dennoch zeigt sich auch hier bereits, was 2006 sei-nen Anfang nahm und mit fortschrei-tendem Social-Media-Konsum seine Ver-breitung fand. Bei Social Commerce involvieren Unternehmen den Kunden beim Design, Verkauf und Marketing (z. B. über Kaufempfehlungen oder Kom-mentare) und nutzen soziale Netzwerke zur Verbreitung dieser Einbindung. Da-bei können Plattformen entweder den vollen Prozess anbieten (wie Kickstarter) oder bei Verkauf und Marketing in die Vollen preschen. Gerade der Status, der mit einem entsprechenden Kauf einher-geht, kann so für eigene Werbezwecke entsprechend genutzt werden. Unterneh-men tun gut daran, zu überprüfen, ob So-cial-Media-Kanäle zur Akquisition und soziale Mechanismen im Verkaufsprozess genutzt werden können.

4. Image-Based-Content- MarketingVisuelle Kommunikation schlägt das ge-schriebene Wort. Sei es bei 20 Minuten gegenüber der Tagesschau oder wie man unlängst sehen konnte bei Pinterest, Ins-tagram und Tumblr. Die stetig wachsende Beliebtheit von Online-Videos bestätigt

› Roger Basler

Online-Marketing

Digital Marketing Trends 2014Das Jahr 2013 stand ganz im Zeichen der mobilen, visuellen Kommunikation gegenüber der

Information sowie der Media Konvergenz. Im Jahr 2014 werden die Karten zwar nicht neu

gemischt, aber die Aufgaben für Digital Marketeers geschärft. Ein Ausblick mit fünf ausge-

suchten Digitalmarketing Trends für 2014.

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Marketing & Vertrieb

dies. Alleine auf Facebook werden täglich 350 Millionen Bilder geteilt, auf Insta-gram sind es über 55 Millionen, und Google sowie Youtube integrieren immer clevere Werbeformen. Der Fall ist klar: Vi-suals erlangen mehr Aufmerksamkeit, und das in einer sehr lauten, bunten und schnelllebigen Werbelandschaft. Das Schöne am bewegten Bild: Es ist mehr Wert als tausend Worte, denn es kann emotional berühren und Identifikation schaffen.

5. Die Nischennetzwerke kommenDer Erfolg von Whatsapp und Snapchat macht es vor: Menschen wollen zwar in-ternational informiert sein, interagieren wollen sie jedoch lokal, und zwar mit Menschen, welche die gleichen Interes-sen teilen wie sie selbst. Keine komplizier-ten Einstellungen und grosse Plattfor-men, sondern Social-Lokal-Mobile. Dazu gibt es neben den erwähnten zwei be-kannten Applikationen: Riffer (für Gitar- risten), Goodreads (für Bücherfans), Red Karaoke (Sie erraten es) sowie Nextdoor (für die Nachbarschaft). Zwei weitere Netzwerke sind auf sehr gutem Weg, Fa-cebook & Co den Rang abzulaufen oder

von eben jenen akquiriert zu werden. Path.com und Highlig.ht. Der Clou der beiden Apps: persönliche Echtzeit-Kom-munikation und Hinweise von weiteren Nutzern in nächster Umgebung. Was be-deutet dies für Unternehmen? Suchen Sie sogenannte Early-Adopters und beobach-ten, interagieren Sie, vielleicht können diese auch als Botschafter der eigenen Produkte und Marken genutzt werden.

Eine abschliessende Bemerkung sei er-laubt: Durch die ständig fortschreitende Digitalisierung darf eines nicht vergessen werden: Wir Menschen sind und funktio-nieren offline immer noch am besten. Un-ternehmen tun gut daran, in den eigenen Kundenservice und Mitarbeiterschulung zu investieren, denn es gilt: Gut behan-delte Kunden kommen wieder und reden darüber, egal in welchem Netzwerk. «

Porträt

Roger BaslerBerater

Roger Basler ist Betriebsökonom FH und «Unterneh-mens-Architekt». Seine Fachspezialisierungen sind Busi-ness-Development, New Media, Social-Commerce und Digitales Marketing. Er ist Marketingleiter bei Preloved AG, leitete bis vor Kurzem die WebComTV AG in Winter-

thur, unterrichtet an der Swiss School for International Business, der BFS Winter-thur und ist im Vorstand der MSM Investorenvereinigung, welche Start-ups be-rät und finanziert.

Kontakt

[email protected], www.unternehmens-architekt.ch