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Art AND JAZZsiNce 1920
KUNstUNDJAZZseit1920
i GOtrHYtHM
Art AND JAZZ siNce 1920
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KUNSTUNDJAZZSEIT1920
ArT AND JAZZ SINcE 1920
Hg. / EDS.UlrIKE grooSSvEN bEcKSTETTEmArKUS müllEr
PrESTElMünchen . London . New York
KUNSTmUSEUm STUTTgArT
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Vor- und grussWorteUlrike Groos 6Kulturstiftung des Bundes 8Baden-Württemberg Stiftung 10Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG 12Landesbank Baden-Württemberg 14Allianz Deutschland AG 16
Jonny sPielt AuFEssay von Ulrike Groos 20
history oF JAzzDie Geburt eines Stils 32
JosePhine bAker & die geheimnisse des sichtbArenEssay von Anne Anlin Cheng 52
le tumulte noir Josephine Baker als Ikone der Moderne 64
sichtbArkeitEssay von Markus Müller 94
begin the beguineJazz und Swing von den 1920er- zu den 1940er-Jahren 114
mehr Als musikEssay von Sven Beckstette 166
little rAce riotBebop und Abstrakter Expressionismusnach dem Zweiten Weltkrieg 178
komPlementäre AbstrAktionEssay von Daniel Milnes 200
hyenA stomPGeometrische Abstraktion und Jazz 212
big boRock ’n’ Roll, Pop und Jazz 234
die unzeitlichkeit des bluesEssay von George E. Lewis 246
PeoPle to be resemblingJazzgeschichte als Material seit den 1970er-Jahren 258
Werkliste 280
inhAlt i got rHytHm. Kunst und jazz seit 1920
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PreFAce And messAges FromUlrike Groos 7Kulturstiftung des Bundes 9Baden-Württemberg Stiftung 11Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG 13Landesbank Baden-Württemberg 15Allianz Deutschland AG 17
Jonny sPielt AuFEssay by Ulrike Groos 26
history oF JAzzThe Birth of a Style 32
JosePhine bAker & the mysteries oF the VisibleEssay by Anne Anlin Cheng 58
le tumulte noir Josephine Baker as a Modernist Icon 64
VisibilityEssay by Markus Müller 104
begin the beguineJazz and Swing from the 1920s to the 1940s 114
more thAn Just musicEssay by Sven Beckstette 172
little rAce riotBebop and Abstract Expressionism after World War II 178
mutuAlly Assured AbstrActionEssay by Daniel Milnes 206
hyenA stomPGeometric Abstraction and Jazz 212
big boRock ’n’ Roll, Pop, and Jazz 234
timeless bluesEssay by George E. Lewis 252
PeoPle to be resemblingArtists of the 1970s and Beyond Use the History of Jazz as Material 258
list oF Works 280
contents i got rHytHm. art and jazz since 1920
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6 VorWort ulriKe groos
Vor einhundert Jahren, am 11. Juli 1915, erschien
in der US-amerikanischen Tageszeitung Chicago
Daily Tribune ein Artikel, in dem der Begriff „Jazz“
wahrscheinlich zum ersten Mal mit dem gleichna-
migen afroamerikanischen Musikstil in Verbindung
gebracht wurde. Unter der Überschrift „Blues is
Jazz and Jazz is Blues“ schrieb Gordon Seagrove
über eine neue Tanzmusik, die so süchtig mache,
dass sie sogar Ehen zu zerstören vermöge. In sei-
ner dokumentarisch-fiktionalen Glosse erzählt der
Journalist von einem Mann, der nicht mit seiner
Frau Foxtrott tanzen kann, weshalb sie ihn schließ-
lich verlässt. Doch was genau ist diese Musik, die
sowohl „Blues“ als auch „Jazz“ genannt wird? Ein
junger Pianist liefert in dem Text die Antwort: „Die
Blues-Stücke sind niemals niedergeschrieben,
vielmehr machen Pianisten oder andere Musiker
sie sich zu eigen. Sie sind nicht neu. Sie haben nur
eine neue Popularität erlangt. Sie begannen vor
einem halben Jahrhundert im Süden und sind ur-
sprünglich musikalische Einschübe von den Far-
bigen. Der Markenname dafür lautet ‚Jazz‘. Es gibt
im Moment eine richtige Welle. Die Leute finden
sie hervorragend zum Tanzen.“
Schon zu diesem Zeitpunkt war der Jazz im
Norden der USA als improvisierte Tanzmusik aus
dem Süden mit afroamerikanischen Wurzeln be-
kannt und beliebt. Seinen endgültigen Durch-
bruch erlebte er nach dem Ersten Weltkrieg, als
Joe King Oliver, Jelly Roll Morton, Bix Beiderbecke
und vor allem Louis Armstrong erste Plattenauf-
nahmen veröffentlichten. Und als er in den 1920er-
Jahren seinen Weg nach Europa fand, eroberte er
auch die dortigen Tanzsäle, Bars, Varietés und
Kinos im Sturm. Das soeben angebrochene Jahr-
zehnt wurde sogleich zur Jazz-Ära erklärt.
Aufgrund seiner weiten Verbreitung lässt sich
der Jazz als erstes Pop-Phänomen bezeichnen. Er
begeisterte Boheme und Großbürgertum genau-
so wie Jugendliche und Intellektuelle. Zugleich
wurde Jazz als die erste eigenständige Kultur-
leistung der Vereinigten Staaten überhaupt wahr-
genommen, in dessen komplexen Rhythmen sich
das Maschinenzeitalter widerspiegelte. Jazz und
Swing als wilde und virtuose Tanzmusiken markie-
ren dabei auch den Beginn einer Jugendkultur
und ihrer Kommerzialisierung. Und nicht zuletzt
galt Jazz als authentisches Zeichen für den Beginn
afroamerikanischer Emanzipation.
Einhundert Jahre Jazz, ließe sich also sagen,
und auch wir feiern 2015 einen runden Jahrestag.
Vor zehn Jahren wurde das Kunstmuseum Stuttgart
am Kleinen Schlossplatz eröffnet. Anlässlich die-
ses Jubiläums haben wir unser Programm unter
das Motto „Kunst und Musik“ gestellt. Neben Film-
reihen, Konzerten und Performances bildet eine
große Sonderausstellung dabei den Höhepunkt.
Mit I Got Rhythm. Kunst und Jazz seit 1920, so der
Titel, wollen wir anhand heraus ragender künstleri-
scher Arbeiten darlegen, dass der Jazz von Beginn
an eine bemerkenswerte Rezeption auch in der
Kunstszene hervorgerufen hat. Im Jazz zeigte sich
zum ersten Mal die Verbindung zwischen populä-
rer Kultur und Kunst, die heute mit Lady Gaga,
Kanye West, Jay Z und Björk eine neue Stufe er-
reicht hat. Künstler wie Otto Dix, Max Beckmann,
Paul Colin, Adolf Loos, Piet Mondrian und Henri
Matisse bezogen sich auf Stars des Jazz-Zeit alters,
modische Tänze oder bestimmte Lieder.
Bis in die 1960er-Jahre hinein war der Jazz
Synonym für populäre Musik und immer stärker
auch intellektuelle kritische Praxis. Bebop, Ab-
straktion und Free Jazz verkörperten Modernismus
und das westliche Freiheitsparadigma. Jackson
Pollock hörte tage- und nächtelang nur Jazz, wäh-
rend er an seinen Bildern arbeitete. Andy Warhol
entwarf Plattencover für Blue Note Records. Auf
der anderen Seite des Atlantiks veranstaltete
K.R.H. Sonderborg malerische Aktionen gemein-
sam mit Jazzmusikern. Verena Loewensberg unter-
hielt in Zürich einen einflussreichen Plattenladen
mit einer umfangreichen Jazzabteilung. Wie sich
anhand von Künstlerinnen und Künstlern wie Stan
Douglas, Kara Walker, Jutta Koether und Anton
Henning sehen lässt, finden sich bis heute zahl-
reiche Belege dafür, dass der Jazz unmittelbar
Prozesse in der bildenden Kunst beeinflusst hat
und weiter beeinflussen wird.
Eine derartige Ausstellung ist nicht möglich
ohne die Hilfe vieler Beteiligter. Ich danke Chris
Rehberger von dem Berliner Grafikbüro Double
Standards für die Gestaltung der Drucksachen
und des Katalogs. Für ihre Beiträge im Katalog sei
Anne Anlin Cheng und George E. Lewis gedankt.
Katharina Haderer, Constanze Holler und Andrea
Cobré vom Prestel Verlag gilt mein Dank für die
Betreuung der Katalogproduktion. Lektorat und
Übersetzung haben Michael Ammann, Danko
Szabó, Gerrit Jackson, Holger Wölfle und Jennifer
Taylor übernommen, wofür ich mich bei ihnen be-
danken möchte. Die Ausstellungsgestaltung lag
in den Händen von Nina S. Beitzen und den Ar-
chitekten von Kuehn Malvezzi aus Berlin. Ihnen
gebührt mein Dank genauso wie Florian Käppler
und den Stuttgarter Sounddesignern von Klang-
erfinder, die den Medien guide konzipiert haben.
Bei der Organisation der Konzerte unterstützten
uns Jürgen Schlensog, Dirk Pohl und Mini Schulz
von Opus, wofür ich ihnen herzlich danke. Die
Verantwortung für die Realisierung des Projekts
lag im Haus bei Sven Beckstette sowie dem ex-
ternen Kurator Markus Müller. Unterstützt wurden
sie dabei von unserem wissenschaftlichen Volon-
tär Daniel Milnes. Ihnen gilt mein großer Dank.
Besonders möchte ich mich beim gesamten
Team des Kunstmuseum Stuttgart sowie allen be-
danken, die hinter den Kulissen zum Gelingen
der Ausstellung beigetragen haben.
Ausstellung und Katalog wären nicht möglich
gewesen ohne die großzügige finanzielle Unter-
stützung durch die Kulturstiftung des Bundes, die
Baden-Württemberg Stiftung, die Dr. Ing. h.c. F.
Porsche AG, die Landesbank Baden-Württem-
berg und die Allianz ArtPrivat. Die Kunstvermitt-
lung wurde von der Holtzbrinck Publishing Group
sowie der Robert Bosch Stiftung gefördert. Hier-
für möchte ich allen sehr danken. Bedanken
möchte ich mich außerdem bei unseren Medien-
partnern Ströer Deutsche Städte Medien und
dem SWR 2 sowie unserem Mobilitätspartner, der
Deutschen Bahn AG. Sehr herzlich möchte ich
mich schließlich bei den privaten und öffent lichen
Leihgebern aus dem In- und Ausland bedanken,
die bereit waren, ihren teils empfindlichen Werken
eine weite Reise zuzumuten.
Ulrike GroosDirektorin, Kunstmuseum Stuttgart
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7PreFAce ulriKe groos
A hundred years ago, on July 11, 1915, the Chicago
Daily Tribune ran an article containing what is
probably the first use of the term “jazz” in refer-
ence to the African-American musical style we
now know by that name. Under the headline “Blues
Is Jazz and Jazz Is Blues,” Gordon Seagrove noted
the emergence of a new kind of dance music so
addictive it might even wreck a marriage. A blend
of reporting and fiction, the short feature tells the
story of a man whose wife is so dismayed with his
inability to dance the fox-trot with her that she
eventually leaves him. But what exactly is this
music called both “blues” and “jazz”? A young
pianist is quoted with the answer: “The blues are
never written into music, but are interpolated by
the piano player or the other players. They aren’t
new. They are just reborn into popularity. They
started in the south half a century ago and are the
interpolations of the darkies originally. The trade
name for them is ‘jazz.’ There’s a craze for them
now. People find them excellent for dancing.”
By the year 1915, jazz—a dance music genre
with roots in the black South—was widely known
and popular in the American North. Its final break-
through came after World War I, when Joe King
Oliver, Jelly Roll Morton, Bix Beiderbecke, and,
most famous of them all, Louis Armstrong brought
out their first records. In the 1920s, jazz crossed
the Atlantic and took Europe’s dance halls, bars,
cabarets, and movie theaters by storm. The new
decade was promptly labeled the Jazz Age.
Given its broad and diverse fan base, jazz may
be described as the original pop phenomenon.
Bohemians as well as members of the grande
bourgeoisie thrilled to jazz; so did teenagers and
intellectuals. It was perceived as the first genu-
inely American cultural achievement, its complex
rhythms a reflection of the machine age. Fueling
the rise of unbridled and athletic dance styles,
jazz and swing were also the sound track of
youthful rebellion and the commercialization of
youth culture. Last but not least, jazz was per-
ceived as the authentic expression signaling the
beginning of African-American emancipation.
As we look back on a round century of jazz, we
also celebrate a little milestone of our own in 2015:
ten years ago, the Kunstmuseum Stuttgart, located
in the heart of the capital of Baden-Württemberg,
first opened its doors. Putting together our anni-
versary program, we decided to make “art and
music” its motto, with film screenings, concerts,
performances, and—the year’s highlight—a grand
special exhibition. I Got Rhythm. Art and Jazz since
1920, as the show is titled, presents outstand-
ing works of art in order to highlight the remark-
ably prolific response that jazz elicited in the arts
scene from the outset. As old as jazz itself, this
creative echo augured the alliance of popular cul-
ture and visual art embodied today by celebrities
like Lady Gaga, Kanye West, Jay Z, and Björk.
Artists including Otto Dix, Max Beckmann, Paul
Colin, Adolf Loos, Piet Mondrian, and Henri Matisse
took inspiration from stars of the Jazz Age, fash-
ionable dances, or particular songs.
Well into the 1950s and 1960s, jazz was virtually
synonymous with popular music; it also increas-
ingly came to be associated with critical intellectual
practices. Bebop, abstraction, and free jazz epit-
omized modernism and the Western paradigm of
freedom. Jackson Pollock played jazz records
nonstop for days and nights while working on his
paintings. Andy Warhol designed record covers
for the legendary label Blue Note Records. Across
the Atlantic, K.R.H. Sonderborg held painting ac-
tions during which he shared the stage with jazz
musicians. Verena Loewensberg operated an in-
fluential record store with an extensive jazz sec-
tion in Zurich. And as works by artists such as
Stan Douglas, Kara Walker, Jutta Koether, and
Anton Henning illustrate, there is ample evidence
that jazz continues to exercise a strong influence
on creative processes in the visual arts.
An exhibition project such as this one depends
on the assistance of many people. I am grateful to
Chris Rehberger at the graphic design agency
Double Standards, Berlin, for designing the cata-
logue and other printed matter, and to Anne Anlin
Cheng and George E. Lewis, who generously
agreed to contribute essays for the catalogue.
I would also like to thank Katharina Haderer,
Constanze Holler, and Andrea Cobré at Prestel
Verlag for chaperoning the catalogue into print,
and Gerrit Jackson, Holger Wölfle, Jennifer Taylor,
Michael Ammann, and Danko Szabó for the trans-
lations and copyediting. Nina S. Beitzen and the
architects at Kuehn Malvezzi, Berlin, conceived
the wonderful exhibition design, and Florian Käp-
pler and the sound designers at Klangerfinder,
Stuttgart, created the media guide. For their ex-
pert help in the organization of the series of con-
certs accompanying the exhibition, I would like to
thank the team at Opus, led by Jürgen Schlensog,
Dirk Pohl, and Mini Schulz. At the Kunstmuseum,
Sven Beckstette and the visiting curator Markus
Müller led the project, supported by our trainee
and research assistant Daniel Milnes. I am most
grateful to them and to the museum’s entire staff,
as well as to everyone else who worked behind
the scenes to bring this project to fruition.
We could not have made the exhibition and
the catalogue a reality without generous finan-
cial support from the Kulturstiftung des Bundes,
the Baden-Württemberg Stiftung, Dr. Ing. h.c. F.
Porsche AG, Landesbank Baden-Württemberg,
and Allianz ArtPrivat. I would also like to thank
the Holtzbrinck Publishing Group and the
Robert Bosch Stiftung, who sponsored the art
education program; our media partners, Ströer
Deutsche Städte Medien and SWR 2; and our
mobility partner, Deutsche Bahn AG. I am most
grateful, finally, to the private and public lenders
in Germany and abroad who were willing to send
their treasures, including some very delicate
works, on the long journey to Stuttgart.
Ulrike GroosDirector, Kunstmuseum Stuttgart
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8 grussWort Kulturstiftung des bundes
„Wir leben im Zeitalter des Jazz“, verkündete der amerikanische Schrift-
steller F. Scott Fitzgerald Anfang der 1920er-Jahre. Improvisation, Tempo,
Dissonanz, Expression, Eleganz – alles, was im Jazz zählte, zählte auch in
der Welt des Großen Gatsby, die von Reichtum und dem Wirtschaftsboom
der Nachkriegsära ebenso geprägt war wie von den Umbrüchen und Wider-
sprüchen einer Migrationsgesellschaft. Wild und virtuos erfasste der Jazz
zunächst die Metropolen Nordamerikas – New Orleans, Chicago und New
York –, bis die Bewegung schließlich über den Atlantik schwappte, um die
Varietés, Salons und Ballhäuser in Europa zu erobern. Der Jazz riss sein
Publikum quer durch alle gesellschaftlichen Schichten hindurch mit. Als
musikalisches Massenphänomen gilt er als eine Vorwegnahme der Popkultur.
Vielleicht übte er deswegen bereits in den roaring twenties eine breite
Wirkung auf die künstlerische Avantgarde aus. Le Corbusier, Piet Mondrian,
Max Beckmann zählten zu den frühen Jazzbegeisterten, Adolf Loos entwarf
gar eine eigene Architektur für Josephine Baker.
Das ist die ästhetische Seite der Wechselbeziehungen zwischen Jazz
und Kunst, von der diese Ausstellung im großen Panorama seit den 1920er-
Jahren bis in unsere Gegenwart berichtet. Es gibt eine zweite, politisch
orientierte Seite: Denn Jazz und bildende Kunst verbanden sich über Jahr-
zehnte hinweg in ihren Ambitionen, die Widersprüche ihrer Zeit kritisch zu
reflektieren. So war Charles Mingus beides zugleich: Jazzkomponist und
Bürgerrechts aktivist; Andy Warhol entwarf nicht nur Plattencover für das
Jazzlabel Blue Note Records, sondern griff – zum Beispiel in seiner
Siebdruck- Serie Little Race Riots – direkt das Thema der Rassendiskrimi-
nierung auf. Und diese Wechselgeschichte lässt sich forterzählen: Von
Basquiat in den 1980er- Jahren bis zu Stan Douglas heute eröffnen der
Bebop, der Free Jazz und die zahlreichen zeitgenössischen Fusionen des
Jazz einflussreiche Assoziationsräume, um zu Fragen von Identität, Ge-
schichte und Widerstand künstlerisch Stellung zu beziehen.
Die Kulturstiftung des Bundes ist froh, mit I Got Rhythm. Kunst und Jazz
seit 1920 ein Ausstellungsprojekt zu fördern, das einen neuen Blick auf die
transatlantische Musik- und Kunstproduktion der letzten einhundert Jahre
wirft. Unser Dank gilt der Direktorin des Kunstmuseum Stuttgart, Dr. Ulrike
Groos, sowie den Kuratoren Dr. Sven Beckstette und Markus Müller, denen
es gelingt, das facettenreiche Beziehungsgeflecht von Jazz und bildender
Kunst nicht nur zur Anschauung, sondern auch zum Klingen zu bringen.
Hortensia VölckersVorstand / Künstlerische Direktorin der Kulturstiftung des Bundes
Alexander FarenholtzVorstand / Verwaltungsdirektorder Kulturstiftung des Bundes
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9A messAge From tHe Kulturstiftung des bundes
Hortensia VölckersArtistic Director, Executive Boardof the Kulturstiftung des Bundes
Alexander FarenholtzAdministrative Director, Executive Board of the Kulturstiftung des Bundes
“We are living in the jazz age,” the American writer F. Scott Fitzgerald pro-
claimed in the early 1920s. Improvisation, drive, dissonance, expression,
elegance—everything that mattered in jazz also mattered in the world of
The Great Gatsby, which was marked by enormous wealth and the postwar
economic boom, as well as the upheavals and antagonisms of a society of
migrants. Ferocious and technically demanding, jazz rapidly spread through
North America’s big cities—New Orleans, Chicago, New York—and then
crossed the Atlantic to conquer the variety theaters, salons, and ballrooms
of Europe. Jazz thrilled audiences from all walks of life. As a musical mass
phenomenon, it augured the rise of pop culture. That is perhaps why it almost
immediately influenced many members of the artistic avant-garde of “The
Roaring Twenties.” Le Corbusier, Piet Mondrian, and Max Beckmann were
among its early enthusiasts, and Adolf Loos even envisioned a distinctive
architecture for Josephine Baker.
That is the aesthetic side of the relationship of mutual inspiration be-
tween jazz and art that this exhibition retraces in a wide panorama from the
1920s to the present. There is also a second, more political side: for several
decades, jazz and the visual arts were united in their aspiration to reflect
critically on the contradictions of their time. For Charles Mingus, for exam-
ple, his work as a jazz composer went hand in hand with his civil rights
activism; Andy Warhol not only designed record covers for the jazz label
Blue Note Records, he also addressed the issue of racial discrimination
head on, as in the silkscreen series Little Race Riots. And the story continues:
from Basquiat in the 1980s to Stan Douglas today, bebop, free jazz, and the
numerous contemporary fusions between jazz and other styles serve as
important spaces of creative association that allow artists to explore ques-
tions of identity, history, and resistance.
The Kulturstiftung des Bundes is delighted to support I Got Rhythm. Art
and Jazz since 1920, an exhibition project that discovers new perspectives
on the music and art created on both sides of the Atlantic over the past
century. We are grateful to Dr. Ulrike Groos, director of the Kunstmuseum
Stuttgart, and to the curators, Dr. Sven Beckstette and Markus Müller; they
have assembled a wonderful show that lets us experience the multifaceted
relationship between jazz and visual art with our own eyes—and ears.
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10 grussWort baden-Württemberg stiftung
Baden-Württemberg zeichnet sich durch eine vielfältige Kultur und eine aus-
gesprochen gut entwickelte Struktur von Institutionen aus, in denen Kunst
und Kreativität gepflegt werden. Dies ist ein wichtiger Standortfaktor, der die
Menschen prägt und miteinander verbindet. Die Bewahrung dieser Kultur-
landschaft gehört zu einer modernen, bürgerfreundlichen und lebenswerten
Gesellschaft. Mit ihrem Engagement für Kunst und Kultur leistet die Baden-
Württemberg Stiftung einen bedeutenden Beitrag zur Entwicklung und zum
Erhalt des kulturellen Lebens im Land.
Besonders die Stadt Stuttgart verfügt über eine vielfältige Kunst- und
Kultur szene, die in vielen Dimensionen erlebbar ist. Beispielhaft dafür ist
die Ausstellung I Got Rhythm. Kunst und Jazz seit 1920 des Kunstmuseum
Stuttgart. Sie zeigt, wie der Jazz künstlerische Prozesse und Ideen in der bil-
denden Kunst seit 1920 beeinflusst hat und dies bis heute tut. Auch die
herausragende Rolle, die Baden-Württemberg im Nachkriegseuropa für die
Jazzmusik gespielt hat, wird in der Ausstellung zum Ausdruck gebracht.
Seit den 1950er-Jahren besteht in Baden-Württemberg eine lebendige
Jazzszene mit vielen Jazzfestivals und Jazzclubs, die zu einer Reihe der
ältesten in Deutschland gehört. Viele renommierte Jazzmusiker waren in
der Landeshauptstadt zu Gast. Um die herausragende Bedeutung des Jazz
für das Land zu erhalten, fördert die Baden-Württemberg Stiftung innovative
und außergewöhnliche Projekte in der Jazzszene.
Wir freuen uns, dass die Ausstellung I Got Rhythm. Kunst und Jazz seit
1920 mit der Unterstützung der Baden-Württemberg Stiftung verwirklicht
werden konnte, und danken den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des
Kunstmuseum Stuttgart für ihr herausragendes Engagement. Bereits in der
Vergangenheit zeichnete sich die Zusammenarbeit mit dem Kunstmuseum
durch eine hohe Qualität aus.
Wir wünschen Ihnen, liebe Besucherinnen und Besucher, viele interes-
sante Entdeckungen und der Ausstellung die verdiente Beachtung und den
größtmöglichen Erfolg.
Christoph DahlGeschäftsführerder Baden-Württemberg Stiftung
Birgit PfitzenmaierAbteilungsleiterin Gesellschaftlicher Wandel & Kultur, Soziale Verantwortungder Baden-Württemberg Stiftung
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11A messAge From tHe baden-Württemberg stiftung
Christoph DahlManaging Director,Baden-Württemberg Stiftung
Birgit PfitzenmaierHead of Department,Social Change & Culture, Social Responsibility,Baden-Württemberg Stiftung
Baden-Württemberg is home to a diverse cultural scene and a highly de-
veloped ensemble of institutions that nurture art and creativity. Culture is
an important soft economic factor; it helps make us who we are as human
beings and as a community. As a modern society that cherishes all its
members and seeks to offer them a rich life, we work to preserve this cul-
tural landscape. By promoting art and culture, the Baden-Württemberg
Stiftung makes an important contribution to fostering and sustaining cul-
tural institutions and activities throughout the state.
The city of Stuttgart stands out for its ample and varied artistic and
cultural life, which attracts locals and visitors alike with a wide range of
experiences. The exhibition I Got Rhythm. Art and Jazz since 1920 at the
Kunstmuseum Stuttgart is a perfect example: it demonstrates how jazz
has inspired—and still inspires—creative processes and ideas in the visual
arts. The show also illustrates the prominent role Baden-Württemberg has
played for the flourishing of jazz in postwar Europe.
Baden-Württemberg’s lively jazz scene emerged in the 1950s, making
it one of Germany’s oldest, and boasts numerous jazz festivals and clubs.
Many famous jazz musicians have come to the state capital to perform. In
recognition of the special significance jazz has in the state’s musical life,
the Baden-Württemberg Stiftung supports innovative and unconventional
projects in the jazz scene.
We are delighted that our support has made the exhibition I Got Rhythm.
Art and Jazz since 1920 possible and would like to express our gratitude to
the entire staff of the Kunstmuseum Stuttgart for their extraordinary dedica-
tion to the project. We have worked with the Kunstmuseum before and value
the outstanding professionalism of its team.
We hope that you, dear visitor, will make many an interesting discovery and
we wish the exhibition the attention it merits and the greatest possible success.
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12 grussWort dr. ing. H.c. f. PorscHe ag
Seit den 1920er-Jahren haben sich die Kunstgattungen Musik und Malerei
in vielfacher Weise gegenseitig ergänzt und befruchtet. Das Lebendige und
Spontane des oftmals improvisierten Jazz, der mit einigen Konventionen
der klassischen Musikkomposition brach, traf in den Metropolen der Verei-
nigten Staaten und Europas auf eine rege Künstlerszene, die gerade dabei
war, der bildenden Kunst neue Impulse in Richtung Moderne zu geben. Das
Zusammentreffen von avantgardistischen Musikern und Malern, die nach
neuen künstlerischen Ausdrucksformen und Techniken suchten, führte in
beiden Gattungen zu einem enormen Kreativitätsschub, der sich in bedeu-
tenden Kunst- und Musikwerken niederschlug.
Die Ausstellung I Got Rhythm. Kunst und Jazz seit 1920 nimmt den Be-
sucher mit auf eine spannende Abenteuerreise durch eine kunsthistorisch
bedeutende, sehr vielfältige und noch längst nicht abgeschlossene Ära.
Die Kuratoren des Kunstmuseum Stuttgart eröffnen dem Betrachter neue,
interessante und vielfach sicher auch recht überraschende Perspektiven
auf die lebendige gemeinsame Geschichte zweier miteinander verwobener
Kunstgattungen.
Musik und bildende Kunst sind Universalsprachen, die Menschen unter-
schiedlicher Herkunft über nationale und kulturelle Grenzen hinweg mitei-
nander verbinden. Als international aufgestelltes Unternehmen, das mit
seinen faszinierenden Sportwagen Kunden weltweit begeistert, ist es Porsche
ein großes Anliegen, diese Verständigung auf hohem Niveau lebendig zu
halten. Deshalb unterstützen wir bedeutende Kunst- und Kulturprojekte wie
diese Ausstellung.
Mit seiner Kunstförderung unterstreicht unser Unternehmen aber nicht
nur seine Nähe zur Kultur. Wir belegen damit auch unsere enge Verbunden-
heit mit den Regionen, in denen wir eigene Standorte unterhalten. Das gilt
natürlich in besonderem Maße für Stuttgart – die Stadt, in der Professor
Ferdinand Porsche vor mehr als acht Jahrzehnten sein unabhängiges Kons-
truktionsbüro gegründet hat, aus dem zwanzig Jahre später unser heutiges
Unternehmen, die Sportwagenschmiede Porsche, hervorgegangen ist.
Die baden-württembergische Landeshauptstadt ist Stammsitz und
Heimat von Porsche. Im Stadtteil Zuffenhausen befindet sich die zentrale
Verwaltung und das traditionelle Herzstück unserer Sportwagenproduktion.
In Weissach, unmittelbar vor den Toren der Schwabenmetropole, haben
wir unser Entwicklungszentrum errichtet. Hinzu kommen Tochtergesell-
schaften und Funktionsbereiche in Bietigheim-Bissingen, Ludwigsburg
und Sachsenheim. Heute beschäftigt unser Unternehmen im Großraum
Stuttgart insgesamt mehr als 16 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Vor
diesem Hintergrund versteht es sich von selbst, dass Porsche sich aktiv
daran beteiligt, die hohe Attraktivität des Standorts weiter zu verbessern.
Ein umfassendes und vielfältiges Kulturprogramm gehört ohne Zweifel
zu den Faktoren, die eine Stadt lebenswert machen – auch für unsere Mitar-
beiterinnen und Mitarbeiter. Deshalb fördert Porsche vor Ort unter anderem
als Hauptsponsor das Stuttgarter Ballett und die Nachwuchsarbeit der dieser
Institution angeschlossenen John-Cranko-Schule.
Unsere Sponsoring-Partner aus dem Kulturbereich, zu denen auch das
Gewandhausorchester und der Opernball an unserem zweiten Produktions-
standort Leipzig gehören, stehen für Tradition, Innovation und Perfektion,
für Freude, Dynamik und Kultur. Sie bereichern die kulturelle Vielfalt mit
einzigartigen Premium-Angeboten. Damit verkörpern sie all das, was auch
unsere eigenen Produkte so unverwechselbar macht.
Könnte denn nicht auch eine Sportwagen-Ikone wie der Porsche 911, der
mit seiner unverwechselbaren Silhouette und zeitlosen Linienführung seit
mehr als fünfzig Jahren angeboten wird, im weitesten Sinne als Kunstwerk
angesehen werden?
Vor mehr als einem Jahrhundert wurde ein solcher Vergleich immerhin
schon einmal gewagt: „Wir erklären, dass sich die Herrlichkeit der Welt um
eine neue Schönheit bereichert hat: die Schönheit der Geschwindigkeit.
Ein Rennwagen, dessen Karosserie große Rohre schmücken, die Schlangen
mit explosivem Atem gleichen … ein aufheulendes Auto, das auf Kartätschen
zu laufen scheint, ist schöner als die Nike von Samothrake“, schwärmte der
italienische Dichter Filippo Tommaso Marinetti 1909 in seinem Manifest
des Futurismus, mit dem er die gleichnamige avantgardistische Kunstbe-
wegung begründete.
So gesehen passen die Marke Porsche und die Kunst gut zusammen.
Der aktuellen Ausstellung I Got Rhythm. Kunst und Jazz seit 1920 im Kunst-
museum Stuttgart wünschen wir eine hohe Besucherzahl und viel Erfolg.
Thomas EdigVorstand Personal- und SozialwesenDr. Ing. h.c. F. Porsche AG
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Thomas EdigExecutive Vice President Human ResourcesDr. Ing. h.c. F. Porsche AG
A messAge From dr. ing. H.c. f. PorscHe ag
The 1920s mark the beginning of a new prolific synergy in the arts—and music
and painting have complemented and inspired each other in diverse ways
ever since. When jazz, which encouraged improvisation and flouted some of
the conventions of classical musical composition, arrived in America’s and
Europe’s metropolitan centers, its vitality and spontaneity energized lively
arts scenes that were poised to bring a fresh modernist impetus to the visual
arts. The encounter between avant-garde musicians and painters looking
for novel techniques and forms of artistic expression sparked an enormous
creative flourishing in both art forms that produced eminent works of art as
well as music and is very much alive today.
The exhibition I Got Rhythm. Art and Jazz since 1920 takes the visitor on
an exciting journey of discovery through an important and highly diverse
chapter in art history. The curators at the Kunstmuseum Stuttgart have as-
sembled a show that offers new, interesting, and in some ways surprising
perspectives on the vibrant shared history of two closely interwoven art forms.
Music and the visual arts are universal languages that bring people from
diverse backgrounds together across national and cultural boundaries. As
an internationally operating company whose fascinating sports cars are be-
loved by drivers around the world, Porsche is committed to nurturing an
engaging and sophisticated cultural dialogue by supporting outstanding
projects in the arts and culture such as this exhibition.
By promoting the arts, Porsche not only demonstrates its dedication to
cultural values. We also embrace our close ties to the cities and towns where
we live and work. Stuttgart, of course, is where, more than eight decades ago,
Professor Ferdinand Porsche established his independent engineering office,
the nucleus of what became, twenty years later, the sports car manufacturer
still known by his name today.
The capital of Baden-Württemberg is home to Porsche’s headquarters
and the heart of our storied tradition. Our central administration and the
core of our sports car manufacturing facilities have long been based in the
district of Zuffenhausen. Our development center resides in Weissach, just
outside the city. Several departments and subsidiaries are located in Bietig-
heim-Bissingen, Ludwigsburg, and Sachsenheim. Our workforce in the
Greater Stuttgart area now numbers over 16,500 people. In light of Porsche’s
prominent role in the region’s economy, we are steadfastly committed to
Stuttgart as an excellent place in which to live and work and actively support
efforts to enhance its great appeal.
An extensive and diverse program of cultural offerings is no doubt crucial
to a city’s quality of life—for our employees and all other residents of the
region. That is why Porsche is proud to be the lead sponsor for the Stuttgarter
Ballett and the company’s John Cranko Schule, where tomorrow’s ballet
stars are trained.
Our sponsoring partners in the world of culture—which include the Ge-
wandhaus Orchestra and Opera Ball in Leipzig, our second manufacturing
base—exemplify tradition, innovation, perfection, and the joy and dynamic
energy of culture. Enriching the cultural life of their cities with extraordinary
highlights, they embody the values that make our own products unique.
Might we not regard an iconic sports car like the Porsche 911, which has
stood out on the world’s roads with its distinctive silhouette and timeless
elegance for more than fifty years, as a work of art in its own right?
The idea may seem far-fetched, but the Italian poet Filippo Tommaso
Marinetti proposed it over a century ago in his Futurist Manifesto (1909),
which launched the avant-garde art movement. An enthusiast of modern
technology, he wrote: “We affirm that the world’s magnificence has been en-
riched by a new beauty: the beauty of speed. A racing car whose hood is
adorned with great pipes, like serpents of explosive breath—a roaring car that
seems to ride on grapeshot is more beautiful than the Victory of Samothrace.”
So the fine arts and the Porsche brand are a natural match. We wish the
Kunstmuseum Stuttgart much success with its current exhibition and hope
that many people will come to see I Got Rhythm. Art and Jazz since 1920.
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14 grussWort landesbanK baden-Württemberg
Auf den ersten Blick klingt die Idee, Musik und Malerei in denselben Räumen
zusammenzuführen, nach einem mutigen Vorhaben. Wer jedoch schon
einmal beim Betrachten eines Bildes von ausgewählten Melodien begleitet
wurde, der hat vielleicht bemerkt, wie sich die beiden Kunstformen gegen-
seitig bereichern. Auf diese Weise ließen sich auch zahlreiche Künstler der
Moderne inspirieren. Sie begannen sich für die neuen musikalischen Ent-
wicklungen zu öffnen. Das Grammophon und etwas später auch das Radio
traten Anfang des 20. Jahrhunderts ihren Siegeszug an und begeisterten
die Öffentlichkeit.
Der Jazz spielt dabei eine besondere Rolle. Mit seinen Möglichkeiten
der Improvisation und Interpretation steht er wie kein anderer Musikstil für
die freie Entfaltung der Kunstschaffenden. Und er wird zum Inbegriff inter-
nationaler kultureller Verflechtungen. Unzählige afrikanische, amerikani-
sche und europäische Einflüsse haben seinen Stilreichtum geprägt und
formen ihn bis heute. Es überrascht daher nicht, dass besonders der pul-
sierende Jazz-Rhythmus zahlreiche Maler in den schwungvollen Zeiten ab
den 1920er-Jahren auf vielfältige Weise angetrieben und für neue Impulse
gesorgt hat.
Auch in der Sprache zeigt sich die Verwandtschaft zwischen Musik und
Kunst. Der Blues als Mutter des Jazz trägt die Farbe als Stimmung in sich;
Musikexperten sprechen häufig von Klangfarben; Maler von Farbtönen;
Künstler nennen ihre Werke oft „Kompositionen“. Bis heute gibt es diese
Symbiosen, deren Ergebnisse uns beeindrucken und erfreuen. Mit der
Aus stellung I Got Rhythm. Kunst und Jazz seit 1920 wird dies nun wirksam
in Szene gesetzt und Kunstliebhabern in einem anspruchsvollen Ambiente
nähergebracht.
Um die bunte Vielfalt künstlerischen Schaffens aufrechterhalten und
erweitern zu können, ist seit jeher Unterstützung notwendig. Vor allem
dann, wenn Kunstwerke Epochen überdauern und ihren Glanz mit Genera-
tionen teilen sollen. Bewährt hat sich dafür die Förderung von Kunst und
Kultur, der wir uns seit vielen Jahrzehnten gerne widmen. Als regionale
Kundenbank der Landesbank Baden- Württemberg ist die BW-Bank in
Stuttgart und der Region tief verwurzelt. Daher fühlen wir uns mit den
Menschen hier eng verbunden. Und es ist für uns selbstverständlich, auch
über den reinen Bankbetrieb hinaus in unserer Umgebung Verantwortung
zu übernehmen. Mit unserem Engagement tragen wir dazu bei, dass Kunst
und Kultur für jeden erreichbar und erlebbar sind. Es entsteht ein lebendi-
ger Mehrwert, der sich nur selten in Zahlen ausdrücken und messen lässt,
aber die kulturelle Attraktivität einer Region steigert.
Das Kunstmuseum Stuttgart ist für uns ein besonderer Partner: Es
spricht Menschen jeden Alters an und etabliert sich zusehends in der
inter nationalen Kunstszene. Auch deshalb ist dies für eine Bank, die ihre
heimischen Kunden international begleitet, eine ideale Verbindung. Vor
zehn Jahren eröffnete der Neubau des Kunstmuseum Stuttgart. Mitten im
Zentrum gelegen, hat sich das architektonische Highlight inzwischen zu
einer Art kulturellem Wahrzeichen der Stadt entwickelt.
Ein gutes Beispiel für unser Engagement ist der bereits Jahrzehnte
währende Einsatz für die Erweiterung und den Erhalt der weltweit bedeu-
tendsten Sammlung mit Werken des Malers Otto Dix. Bei der Eröffnung
des Neubaus 2005 weihte das Kunstmuseum auch den „Otto Dix Raum“
der Landesbank Baden-Württemberg ein. Unsere wichtigste Dauerleihgabe
ist das Bildnis der Tänzerin Anita Berber von 1925 – ein Gemälde aus musi-
kalisch stürmischen Zeiten.
I Got Rhythm. Kunst und Jazz seit 1920 bietet Besuchern wunderbare
Seh- und Hörerlebnisse über Verbindungen und Verschmelzungen von
Kunst und Musik: eine „Sprachwelt“, in der die Menschen sich verstehen
und jenseits aller Grenzen Verständigung möglich wird. Gestaltete und ge-
lebte Weltoffenheit ist eine Stärke unserer Region und Teil unseres Selbst-
verständnisses als Baden-Württembergische Bank.
Ich wünsche Ihnen aufregende und bleibende Eindrücke mit I Got Rhythm.
Hans-Jörg VetterVorsitzender des Vorstandsder Landesbank Baden-Württembergund der Baden-Württembergischen Bank
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15A messAge From landesbanK baden-Württemberg
It may seem like a bold idea to bring music and painting together in the
same galleries. But as anyone can attest who has felt how the right music
enhances the pleasure we take from a beautiful picture, each of the two art
forms enriches our experience of the other. Numerous modernist artists
seized on this source of inspiration and kept up on the new musical tenden-
cies of their time. In the early twentieth century, the gramophone and, a little
later, the radio appeared on the scene and were soon embraced by broad
and enthusiastic audiences.
Jazz played a prominent role in this development. Thanks to the freedom
it affords the performing artist to improvise and interpret his material, jazz,
more than any other musical style, stands for the individual’s unbounded
creative expression. And it came to epitomize international cultural cross-
fertilization. Countless African, American, and European influences informed
its rich stylistic diversity and nurture its ongoing evolution today. It is not by
coincidence, then, that the pulsing rhythms of jazz were an especially power-
ful driver of creative innovation in the visual arts, energizing painters in the
roaring 1920s and beyond.
The very language we use to talk about music and visual art suggests
their kinship. Blues, as the mother of jazz, captures a mood whose mere
name is a color; music experts speak of acoustic colors, painters of tones,
and artists frequently describe their works as “compositions.” To this day,
this prolific symbiotic relationship produces works that impress us and fill us
with joy. The exhibition I Got Rhythm stages them to great effect and offers
art lovers an opportunity to explore the interplay between both worlds in an
exquisite setting.
The arts have always depended on supporters who invest in the growth of
creative diversity, and without dedicated patrons the great art of the past
would not have survived to delight later generations with its radiance. We at
Baden-Württemberg Bank have been committed to the effective promotion
of art and culture for many decades. As the regional retail bank subsidiary of
Landesbank Baden-Württemberg, BW Bank has deep roots in Stuttgart and
the surrounding region. We care deeply for the communities in which we live
and work, and so we wholeheartedly embrace our responsibilities beyond the
day-to-day banking business. By becoming involved, we help make sure that
all members of our society have access to art and share in the inspiration it
brings. It may be hard to put a price tag on the value that culture adds to our
lives, but the rewards of a culturally vibrant region are impossible to miss.
We cherish our alliance with the Kunstmuseum Stuttgart, which appeals
to people of all ages and is increasingly making its mark on the international
art scene. As a bank that works to cater to its local clients’ needs in all their
international dealings, we believe we are ideally suited as a partner to this
major institution. The Kunstmuseum’s new home, which opened its doors in
the heart of Stuttgart ten years ago, is a landmark of contemporary archi-
tecture and a symbol of the city’s burgeoning cultural scene.
We are proud to have contributed for decades to the efforts to enlarge
and preserve the world’s most important collection of works by the painter
Otto Dix. One highlight of the Kunstmuseum’s new building is the gallery
dedicated to the painter’s works, which was made possible by support from
Landesbank Baden-Württemberg. The most prominent work on permanent
loan to the museum from our collections is the Portrait of the Dancer Anita
Berber, which Dix created in 1925—a painting that bears witness to the
period’s thrilling musical developments.
I Got Rhythm. Art and Jazz since 1920 beckons with wonderful visual art
and listening experiences that illustrate the manifold contacts and fusions
between art and music: a universe of expressive “idioms” in which human
understanding transcends all national boundaries. The people of Stuttgart
and Baden-Württemberg have long met visitors from all over the world with
open minds and open hearts, and we at Baden-Württembergische Bank are
committed to fostering a lively dialogue across cultures.
I hope you will enjoy I Got Rhythm and come away with many an exciting
and lasting impression.
Hans-Jörg VetterChairman, Board of Managing Directors,Landesbank Baden-Württembergand Baden-Württembergische Bank
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Seit vielen Jahren ist die Allianz Partner und Versicherer der Jazzopen
Stuttgart. Was liegt daher näher, als auch die Ausstellung I Got Rhythm. Kunst
und Jazz seit 1920 des Kunstmuseum Stuttgart zu unterstützen? Als einer
der führenden Kunstversicherer in Deutschland engagiert sich die Allianz
neben Sport und Musik auch verstärkt bei der Förderung von bildender Kunst.
Für I Got Rhythm konnten viele fantastische Arbeiten zum Thema Kunst
und Musik aus der ganzen Welt von namhaftesten Sammlungen gewonnen
werden, und so hoffen wir, dass dieses außergewöhnliche Ereignis ein gro-
ßes Publikum finden wird. Mit der Darstellung der Musik haben sich schon
bildende Künstler der Antike befasst, und im Barock wird bei der Darstellung
der Sinne das Gehör immer durch die Musik symbolisiert.
In Zeiten knapper öffentlicher Kassen und steigender Ausstellungsetats
wird die Unterstützung von Kunst und Kultur durch Unternehmen und private
Mäzene immer wichtiger. Die Allianz stellt sich dieser Aufgabe gerne und
übernimmt hierbei ihre gesellschaftliche Verantwortung. Aus Sicht des
Konzerns sind Ausstellungen wie I Got Rhythm unabdingbarer Bestandteil
eines Kulturstaates, wie es Deutschland nun einmal ist. Auch die Jugend
wird sich zweifellos bei einem solchen Thema wiederfinden.
Unser besonderer Dank und unsere große Anerkennung gilt der Direktorin
des Kunstmuseum Stuttgart, Dr. Ulrike Groos, und ihren Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern, die am Zustandekommen dieser großartigen Ausstellung
ihren Anteil haben. Wir wünschen I Got Rhythm den Erfolg und Zuspruch,
den es verdient.
Eric Wolzenburg Leiter Kunstversicherung, Allianz Deutschland AG
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Allianz has been a partner and insurer for Jazzopen Stuttgart, the city’s an-
nual jazz festival, for many years, so when we were asked to support the ex-
hibition I Got Rhythm. Art and Jazz since 1920 at the Kunstmuseum Stuttgart,
the answer was easy. As one of Germany’s leading art insurers, Allianz is
expanding its efforts to support the visual arts, complementing its sponsor-
ship programs for athletic and musical activities.
The organizers of I Got Rhythm managed to secure numerous amazing
works of art around the intersection between art and music from the world’s
most renowned collections. The fruit of their labors is an extraordinary event
that, we hope, will draw large audiences. Music-making is a motif whose
history in visual art goes back to antiquity; in baroque visualizations of the
five senses, music is emblematic of the sense of hearing.
In an age of tight public coffers and growing exhibition budgets, support
from corporate sponsors and private patrons is becoming vital to the arts and
cultural life. We at Allianz embrace our corporate responsibility for the society
we are a part of. We believe that exhibitions like I Got Rhythm are indispens-
able to the cultural vitality of an advanced nation such as Germany. We are
also convinced that the show’s theme will appeal to young audiences as well.
We are most grateful to the Kunstmuseum Stuttgart’s director, Dr. Ulrike
Groos, and her team, who have worked very hard to make this wonderful
exhibition a reality, and we wish I Got Rhythm great success and the wide
resonance it deserves.
Eric Wolzenburg Head of Art Insurance, Allianz Deutschland AG
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UNVERKÄUFLICHE LESEPROBE
Ulrike Groos, Sven Beckstette, Markus Müller
I Got RhythmKunst und Jazz seit 1920/Art and Jazz since 1920
Gebundenes Buch, Pappband, 288 Seiten, 26,5x26,5190 farbige AbbildungenISBN: 978-3-7913-5497-2
Prestel
Erscheinungstermin: Oktober 2015
Jazz: das erste Pop-Phänomen Der Jazz aus den USA eroberte in den 1920er- und 1930er-Jahren die Tanzsäle undBallhäuser, Bars und Cafés, Verietés und Kinos in Europa im Sturm. Die neue Musik war daserste Pop-Phänomen, war Pop vor Pop und begeisterte die Bohème und das wohlsituierteGroßbürgertum genauso wie Jugendliche und Intellektuelle.Der Katalog "I got Rhythm. Kunst und Jazz seit 1920" zeigt anhand herausragender Beispielevon Künstlern wie Otto Dix, Max Beckmann, Marlene Dumas, Piet Mondrian, Jackson Pollock,Verena Loewensberg, Romare Bearden, Andy Warhol, K.R.H. Sonderbrog, A.R. Penck undJean-Michel Basquiat, wie der Jazz das 20. Jahrhundert hindurch eine bemerkenswerteRezeption in der Kunst hervorgerufen hat. Präsentiert werden Gemälde der klassischenModerne und Werke der europäischen und amerikanischen Nachkriegsabstraktion sowieInstallationen und Videos der Gegenwart.