Jack the Ripper - adspecta.de · Thor Truppel „Jack the Ripper“ adspecta Theaterverlag 2 1. Akt...

27
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Thor Truppel „Jack the Ripper“ 119007-17-02 adspecta Theaterverlag Jack the Ripper Schauspiel frei nach dem Roman von Marie Belloc Lowndes und den berühmt-berüchtigten Mordfällen von Thor Truppel

Transcript of Jack the Ripper - adspecta.de · Thor Truppel „Jack the Ripper“ adspecta Theaterverlag 2 1. Akt...

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Thor Truppel „Jack the Ripper“ 119007-17-02 adspecta Theaterverlag

Jack the Ripper Schauspiel frei nach dem Roman von

Marie Belloc Lowndes

und den berühmt-berüchtigten Mordfällen

von Thor Truppel

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Thor Truppel „Jack the Ripper“ adspecta Theaterverlag

1

Inhalt:

London 1888. Jack the Ripper hält die Stadt in Atem. Bei Familie Bunting zieht ein neuer

Untermieter ein: Mr. Sleuth. Seine Miete sichert die Existenz der kleinen Pension in

Whitechapel. Doch mit der Zeit verdichtet sich der Verdacht, Mr. Sleuth könnte Jack the

Ripper sein. Was sollen die Buntings tun? Melden Sie es der Polizei, oder hüllen sie sich in

Schweigen und kassieren weiter die dringend benötigte Miete? Das Theaterstück ist zum

einen von dem Roman von Marie Belloc Lowndes inspiriert, hält sich aber im Gegensatz zur

Vorlage an die Fakten des berühmten Serienmörders.

Spieldauer: ca. 120 Min.

Personen: 5 (3m / 2w)

Robert Bunting

Ellen Bunting

Daisy Bunting

Joe Chandler

Mr. Sleuth

Bühnenbild:

Es besteht aus zwei Zimmern. Idealerweise übereinander, eines im Untergeschoss und eines

darüber. Das Zimmer im Untergeschoss ist eine Wohnküche. Das Zimmer im Obergeschoss

ist ein Salon.

Zeit und Handlung:

London, zweite Jahreshälfte 1888

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Thor Truppel „Jack the Ripper“ adspecta Theaterverlag

2

1. Akt

Untergeschoss

Szene 1

(Die Eheleute Bunting treten auf. Während sich Robert hinsetzt und seinen Tee trinkt, geht

Ellen immer wieder zum Fenster und schaut hinaus.)

Robert:

Was ist mit dir?

Ellen:

Was soll mit mir sein? Nichts ist!

Robert:

Weil du so viel hin und her läufst.

Ellen:

Weil ich mir Gedanken mache.

Robert:

Mit den Beinen, Mrs. Bunting?

Ellen:

Benutzt du dabei etwa deinen Kopf, Mr. Bunting?

Robert:

Schon gut... dann laufe eben weiterhin auf und ab. - Bist du nervös?

Ellen:

Nervös?

Robert:

Jedenfalls machst du mich nervös!

Ellen:

Wir haben allen Grund nervös zu sein!

Robert:

Ich war so gut gelaunt. Die Dame war wirklich nett... eine wirkliche Dame... Sie hat uns

Kellnern allen ein Geschenk gemacht... (übergibt ein Geldstück)

Ellen:

Eine Goldmünze... nun das ist sehr großzügig... Aber macht sie das gleich zu einer Dame?

Robert:

Ich weiß, du hast viele wirkliche Damen in deinem Leben...

Ellen:

Ich erkenne bessere Herrschaften immer sofort auf den ersten Blick.

Robert:

Natürlich.

Ellen:

Ob Mann, ob Frau... Möchtest du erst frühstücken und dann schlafen...

Robert:

Hättest du sie nur gesehen, Ellen. Sie will mich kommenden Samstagabend vielleicht wieder

mieten.

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Thor Truppel „Jack the Ripper“ adspecta Theaterverlag

3

Ellen:

Mieten... wie sich das anhört... Oder möchtest du erst schlafen und dann frühstücken?

Robert:

Wie wäre es mit einem deiner berühmten Käsesandwiches?

(Sie erhebt sich und beginnt, Robert Frühstück zu bereiten.)

Ellen:

Gut. - Wie gut, dass du so einiges verträgst, Robert... dafür habe ich dich immer bewundert...

Robert: (nimmt seine Frau in die Arme)

Weil ich wieder in fremde Leute Häuser arbeite?

Ellen:

Ja... dabei dachten wir, dass wir das hinter uns hätten... Aber nein...

Robert:

Was? Nein?

Ellen:

Das meinte ich nicht... natürlich bewundere ich dich dafür auch... aber ich meinte eigentlich...

(Ellen stößt ihren Mann von sich und bereitet das Frühstück.)

Als ich dich kennen lernte, war das mein Test.

Robert:

Ob ich dein vor Fett triefendes Käsesandwich vertrage?

Ellen:

Liebe geht durch...

Robert:

… den Magen.

Ellen:

Nun störe mich nicht weiter... oder geh doch erst schlafen...

Robert: (schaut aus dem Fenster.)

Bin viel zu munter... Wirklich viele Leute heute unterwegs.

Ellen:

Wie so oft in den letzten Wochen...

Robert:

Ja...

Ellen:

Ja... Warum kommt dann aber kein Gast mehr zu uns?

(Ellen serviert das Sandwich. Robert nimmt Platz und beginnt zu essen. Er nimmt aber nur

einen Bissen zu sich.)

Robert: (gähnend)

Wir müssen uns ein wenig der Welt öffnen...

Ellen:

Magst du doch erst schlafen?

Robert:

Vielleicht ist genau das unser Problem.

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Thor Truppel „Jack the Ripper“ adspecta Theaterverlag

4

Ellen:

Ist wohl doch zu fettig?

Robert:

Nein... etwas... vielleicht bin ich auch einfach nicht mehr der Jüngste...

Ellen:

Bist nicht mehr der Jüngste.

Robert:

Wie bitte?

Ellen:

Ich ja auch nicht.

Robert:

Wir sind zu altmodisch und wir führen dieses Haus zu altmodisch... verstehst du, Ellen.

Ellen:

Seit wann versteht Joe Chandler etwas davon?

Robert:

Wie kommst du darauf, dass Joe...

Ellen:

Wer denn sonst... natürlich hat er uns schon oft geholfen... aber...

Robert:

Er ist ein junger Mann...

Ellen:

Und viel zu oft bei uns.

Robert:

Wie gesagt, für die nächste Gesellschaft will die Dame mich wieder... buchen... wirklich...

Ellen:

Obwohl überhaupt noch keine Saison ist?

Robert:

Die Zeiten ändern sich.

Ellen:

Ich sehe dich direkt vor mir. Du konntest diesen Jungspunden bestimmt einiges auf der

Gesellschaft zeigen.

Robert:

Ach weißt du, das beruht auf Gegenseitigkeit... vieles macht man inzwischen anders.

(Ellen steht auf und geht wieder umher.)

Komm jetzt her... alles wird wieder gut. Du wirst sehen. - Ich lege mich doch erst hin...

(gähnt)

Ellen:

Ich zweifle schon lange, ob es richtig war, dieses große Haus zu kaufen.

(Joe Chandler tritt auf.)

Szene 2

Joe:

Entschuldigt, dass ich so einfach hereinplatze...

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Thor Truppel „Jack the Ripper“ adspecta Theaterverlag

5

Robert:

Ist die Glocke kaputt?

Ellen:

Siehst du, was ich meine, Robert.

Joe:

Ich habe nicht geläutet... ich hoffte, dass nicht abgesperrt...

Robert:

Na, einem Polizisten wollen wir diesen Einbruch verzeihen...

Ellen:

Mr. Bunting, siehst du denn nicht, dass Mr. Chandler nicht wohl aussieht!

Joe:

Ich fühle mich ganz elend... bitte darf ich mich... (Joe nimmt Platz.)

Robert:

Ein junger Mann wie du! Was hat dich aus der Bahn...

Ellen:

Sie wissen, Mr. Chandler, Sie sind hier jederzeit willkommen.

Joe:

Danke.

(Joe nimmt Platz und wird von Ellen und Robert umsorgt.)

Ellen:

Tee?

Robert:

Brandy?

Joe:

Eigentlich bin ich im Dienst, aber ich könnte einen Brandy...

Robert:

Ich hole den Brandy...

Ellen:

Er ist im Gästezimmer im Obergeschoss.

Joe:

Wie praktisch.

Ellen:

Als Willkommensgeschenk für unsere Gäste.

Robert:

Unser guter Brandy...

Ellen:

Für unsere Gäste immer nur das Beste. Das nennt man Marketing.

Robert:

Wie nennt man das?

Ellen:

Marketing.

(Robert geht ab.)

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Thor Truppel „Jack the Ripper“ adspecta Theaterverlag

6

Szene 3

Ellen:

Sie können gern bei uns frühstücken, Mr. Chandler.

Joe:

Ich komme aus der Nachtschicht.

Ellen:

Wie Robert.

Joe:

Robert auch?

Im Obergeschoss

Szene 4

(Robert tritt auf und holt den Brandy vom Tisch. Dann begibt er sich wieder zum Ausgang.)

Im Untergeschoss

Szene 5

Ellen:

Es ist wieder passiert, nicht wahr, Mr. Chandler?

Joe:

Ich war der Erste am Tatort.

Ellen:

Ist es hier in der Nähe...

(Robert tritt mit dem Brandy auf und gießt dem Gast und sich ein.)

Szene 6

Robert:

Hier in der Nähe?

Joe:

Mein Vorgesetzter wohnt nur eine Straße weiter und ich musste ihm...

Ellen:

Mr. Chandler war als Erster am Tatort, Robert.

Robert:

Dann ist die Morgenausgabe nicht mehr aktuell... ich muss sie in der U-Bahn vergessen

haben...

Ellen:

Hast du gehört, Robert?

Robert:

Joe war als Erster am Tatort, ja.

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Thor Truppel „Jack the Ripper“ adspecta Theaterverlag

7

Ellen:

Du bist schon wieder U-Bahn gefahren?

Robert.

Geht doch viel schneller.

Ellen:

Ich mache mir da aber Sorgen um dich.

Robert:

Quatsch, mach dir lieber Sorgen um dich!

Ellen:

Um mich? Also mich bekommen da keine 10 Pferde rein.

Joe:

Mir ist schlecht geworden... richtig schlecht geworden... Reden wir nicht davon!

Robert:

Ich dachte, nach allem was du gesehen hast, Joe.

Joe:

Das dachte ich auch.

Ellen:

Rede nicht so viel, gib dem armen Jungen etwas zu trinken.

(Robert schenkt Joe und sich ein Glas ein.)

Robert:

Nun erzähle...

Joe:

Das Sandwich sieht lecker... (macht sich über die Sandwiches her)

Robert:

Nun spucke es schon aus!

Ellen:

Ausspucken? - Robert! Du redest von nichts anderem mehr. Das ist es vielleicht...

Robert:

Was?

Ellen:

Was mich so nervös macht. Langsam mache ich mir wirklich Sorgen um mich.

Robert:

Wir beschützen dich, nicht wahr Joe?!

Joe:

Machen Sie sich keine Sorgen, wegen des Geldes, Mrs. Bunting.

Ellen:

Wegen des Geldes?

Robert:

Ganz London spricht davon.

Joe:

Was?

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Thor Truppel „Jack the Ripper“ adspecta Theaterverlag

8

Ellen:

Schluss jetzt! Ich will das nicht wissen... ich will das nicht... nicht in unserem Haus haben...

und wenn er jetzt noch näher kommt.

Joe:

Ist schon noch ein Stück von hier entfernt geschehen.

Ellen:

Dennoch hier in Whitechapel.

Robert:

Außerdem liest du auch jeden Tag Zeitung... das hast du früher nicht so oft...

Ellen:

Wegen der Gesellschaftsseite... vielleicht hat Königin Viktoria einen Empfang gegeben oder

so... Sie hat ihr Thronjubiläum in diesem Jahr... - Wo ist es diesmal passiert, Mr. Chandler?

Joe:

Buck´s Row.

Ellen:

Buck´s Row... das ist...

Robert:

In der Tat ein ganzes Stück von uns entfernt.

Ellen:

Wie man es nimmt. Es ist immerhin schon East End.

Joe:

Ich hätte nicht herkommen sollen... ich nehme viel zu oft eure Gastfreundschaft in Anspruch,

wenn ich es recht bedenke...

Robert:

Joe, ist es wie bei den anderen beiden Morden?

Ellen:

Robert! Höre auf... bitte... - Nein, Mr. Chandler, erzählen Sie ihm nichts davon... Tagein –

Tagaus! Nichts anderes mehr...

Joe:

Ich fühle mich viel besser... ich verabschiede mich... (will aufbrechen)

Ellen:

Du wolltest ins Bett, Robert.

Robert:

Der wievielte Mord war es denn eigentlich wirklich... die Zeitungen schreiben nicht alles, nicht

wahr?!

Joe:

Es war der dritte Mord.

Ellen:

Der dritte...

Robert:

Erst der in der Osborn Street, nicht wahr...

Joe:

Eine gewisse Emma Elizabeth Smith...

Ellen:

Wann war das gleich noch mal?

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Thor Truppel „Jack the Ripper“ adspecta Theaterverlag

9

Joe:

Im April dieses Jahres... zwei Tage nach der Tat starb das arme Mädchen.

Robert:

Dann vor knapp drei Wochen... da war hier in der Gegend so ein Aufruhr...

Ellen:

Alle unsere Gäste sind an jenem Tag abgereist!

Joe:

Alle?

Ellen:

Alle!

Robert:

Von da an ging es bergab...

Ellen:

Bergab... Jetzt reicht es mir wirklich!

Robert:

Ellen?

Ellen:

Dann... dann gehe ich jetzt eben... und... und richte das Zimmer im Obergeschoss her...

Robert:

Das Zimmer ist vollkommen in Ordnung.

Joe:

Bis auf den Brandy, der jetzt fehlt.

Ellen:

Ein Mann sieht das nicht.

Robert:

Natürlich nicht, Ellen.

Ellen:

Wenn Sie erst einmal verheiratet sind, Mr. Chandler...

Joe:

Nun... ich... Auf Wiedersehen... (will gehen)

Robert:

Bleib ruhig, ich kann jetzt sowieso nicht schlafen... Jetzt nicht mehr...

Ellen:

Ich bin nicht so altmodisch, wie du denkst, Robert. Ich habe ein Schild ins Fenster gehangen.

(Ellen will gehen.)

Robert:

Was für ein Schild?

Joe:

„Zimmer zu vermieten“. Ich habe es gesehen.

Ellen:

Nur beim Fremdenverkehrsamt gemeldet zu sein, reicht nicht mehr aus.

Robert:

Warum nicht?

Ellen:

Warum also nicht gleich ein Schild ins Fenster hängen.

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Thor Truppel „Jack the Ripper“ adspecta Theaterverlag

10

Robert:

Damit jeder sieht, wie schlecht es uns geht.

Ellen:

Es geht uns schlecht... du hast dich auch vermietet... und ich vermiete...

Joe: (lachend)

Du hast dich vermietet, Robert?

Robert:

Das ist nicht lustig, Joe!

Ellen:

Die Morde sind es auch nicht und irgendwie hat mit ihnen unser Unglück begonnen... jetzt wo

es wieder passiert ist...

Robert:

Jetzt kann jeder Dahergelaufene kommen... bisher haben wir nur Gäste mit

Empfehlungsschreiben aufgenommen.

Ellen:

Nur du bist altmodisch. Ich öffne mich der Welt!

Joe:

Ich finde, das ist eine hervorragende Idee, Mrs. Bunting.

Robert:

Deswegen bist du wohl vorhin so oft hin und hergelaufen...

Ellen:

Nein, Robert, du bist nur nicht der einzige, der sich Gedanken macht.

Robert:

Schon gut, Ellen...

(Ellen geht ab.)

Szene 7

Joe:

Hat es mit der Anstellung geklappt, Robert?

Robert:

Nur als Aushilfskellner...

Im Obergeschoss

Szene 8

(Ellen ist zu sehen, wie sie Staub wischt. Die Betten aufschüttelt.)

Im Untergeschoss

Szene 9

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Thor Truppel „Jack the Ripper“ adspecta Theaterverlag

11

Joe:

Das ist ein Anfang.

Robert:

So komm ich endlich auch mal wieder raus. Nur Zeitung lesen... das geht auf die Dauer

nicht... auch nicht in meinem Alter...

Joe:

So alt bist du nicht.

Robert:

Aber altmodisch, wie?!

Joe:

Immerhin habt ihr euch mit diesem Boardinghouse einen Traum erfüllt.

Robert:

Jetzt wartet sie darauf, dass jemand das Schild liest und ich, dass die junge Dame nächsten

Samstag wieder eine Gesellschaft gibt.

Joe:

Ich muss zugeben, die Idee mit dem Schild stammt von mir.

Robert:

Von dir, Joe?

Joe:

Ich habe es irgendwann mal erwähnt.

Robert:

Hast du? - Ob schon jemand... (schaut aus dem Fenster)

Im Obergeschoss

Szene 10

Ellen:

...einen Blick...

(Sie schaut aus dem Fenster. Dann arbeitet sie weiter.)

Im Untergeschoss

Szene 11

Robert:

Nichts...

Im Obergeschoss

Szene 12

Ellen:

Nichts...

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Thor Truppel „Jack the Ripper“ adspecta Theaterverlag

12

Im Untergeschoss

Szene 13

Robert:

Joe, jetzt erzähle es mir endlich!

Joe:

Ein Bobby hat sie vor mir... aber von der Zivilfahndung war ich zuerst vor Ort... und sah

alles... alles...

Robert:

So grauenvoll?

Joe:

Ihre Kehle war aufgeschnitten...

Robert:

Gönnen wir uns noch einen Schluck.

Joe:

Als ob er versucht hätte, ihr den abzu... abzu...

(Robert schenkt die beiden Gläser nach.)

Robert:

Man liest ja immer mal von gewissen Vorfällen in der Zeitung... in so einer überbevölkerten

Stadt wie London... da... da kommt das vor...

Joe:

Das wissen wir doch besser, Robert.

Robert:

Natürlich...

Joe:

Trotzdem war es diesmal anders.

Robert:

Mord ist Mord.

Joe:

Anders als bei den anderen beiden, meine ich.

Robert:

Es ist ein und derselbe Mörder!

Joe:

Ich weiß nicht...

Robert:

Bei den anderen warst du doch gar nicht vor Ort. So viele Menschen kann es nicht geben...

Joe:

Nicht?

Robert:

Natürlich nicht... die zu so etwas in der Lage sind. Nein!

Joe:

Nein. Mein Chef sagte mir, es gab einen ähnlichen Fall auch schon in Deutschland.

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Thor Truppel „Jack the Ripper“ adspecta Theaterverlag

13

Robert:

Made in Germany?

Joe:

In einer Stadt namens Leipzig.

Robert:

In Liverpool auch... fällt mir gerade ein...

Joe:

Liverpool auch? Der wird sein Unweisen kaum in drei Städten gleichzeitig...

Robert:

Steht ihr in keinem Kontakt?

Joe:

Kontakt?

Robert:

Zu den Polizeibehörden einer anderen Stadt?

Joe:

Allein in London sind es mehre Zuständigkeitsbereiche.

Robert:

Die Linie geht genau durch Whitechapel.

Joe:

Die eine Straße fällt in den Zuständigkeitsbereich der einen, die andere Straße in den der

anderen Behörde...

Robert:

Wie muss jemand... der so etwas zustande bringt...

Joe:

Wie sieht so ein Mensch wohl aus?

Robert:

Ja, eben...

Robert:

Ja, wie sieht so ein Mensch wohl aus der solche Verbrechen begeht?

(Es läutet.)

Im Obergeschoss

Szene 14

Ellen:

Es läutet...

(schaut aus dem Fenster)

So sieht ein Gentleman aus.

(Ellen geht ab.)

Im Untergeschoss

Szene 15

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Thor Truppel „Jack the Ripper“ adspecta Theaterverlag

14

(Joe schaut aus dem Fenster nach oben.)

Robert:

Wer ist es?

Joe:

Sieht aus wie ein Gentleman.

(Es läutet abermals. Kurz darauf tritt Ellen auf.)

Szene 16

Ellen:

Warum öffnet ihr denn nicht die Tür?!

(Sie öffnet die Tür. Mr. Sleuth tritt auf.)

Szene 17

Mr. Sleuth:

Haben Sie Zimmer frei?

(Licht aus.)

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Thor Truppel „Jack the Ripper“ adspecta Theaterverlag

15

2. Akt

Im Obergeschoss

Szene 1

(Mr. Sleuth und Ellen treten auf.)

Ellen:

So, Sir, das ist es.

Mr. Sleuth:

Haben Sie nur das eine?

Ellen:

Nein... wir haben noch mehr Zimmer zur Verfügung, Sir.

Mr. Sleuth:

Ich suche ein paar ruhige Zimmer... schön ruhig...

Ellen:

Das Haus ist leer. Alle vier Zimmer sind frei. Nur mein Mann und ich...

Mr. Sleuth:

Vier?

Ellen:

Gern zeige ich Ihnen noch die anderen, wobei dieses hier das schönste und wärmste ist...

und das ruhigste...

Mr. Sleuth:

Sie sagten, Sie leben hier mit Ihrem Mann allein.

Ellen:

Ja, Sir, mein Mann und ich. Manchmal ist meine Stieftochter noch im Haus.

Mr. Sleuth:

Ihre Stieftochter?

Ellen:

Sie arbeitet als Zofe bei einer älteren Dame auf dem Land... und ist nur selten da...

Mr. Sleuth:

Und der junge Mann, den ich in Ihrer Küche sah ist ihr Verlobter?

Ellen:

Wenn es nur schon so wäre. Sie empfinden was für einander... aber... er ist nur selten da...

sehr selten...

Mr. Sleuth:

So selten wie Ihre Stieftochter?

Ellen:

Noch viel seltener... er wird auch sicherlich bald wieder gehen.

Mr. Sleuth:

Zeigen Sie mir bitte die anderen Räume.

Ellen:

Gern... Hier entlang, Sir...

(Beide gehen ab.)

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Thor Truppel „Jack the Ripper“ adspecta Theaterverlag

16

Im Untergeschoss

(Mr. Bunting und Joe treten auf.)

Szene 2

Robert:

Du nimmst diese Zeitung hier...

Joe:

Du nimmst diese...

(Beide geben sich jeweils eine Zeitung.)

Robert:

Erst lesen wir...

Joe:

Jeder für sich...

Robert:

Dann sagst du mir...

Joe:

Dann sage ich dir, was hier steht...

Robert:

Und ich, was hier steht... und dann sagst du mir...

Joe:

Ob ich mehr oder anderes weiß... ich weiß...

Robert:

So wie immer?

Joe:

So wie immer.

(Beide schlagen jeweils ihre Zeitung auf und beginnen zu lesen.)

Im Obergeschoss

(Mr. Sleuth und Ellen treten auf.)

Szene 3

Mr. Sleuth:

Das Zimmer hier gefällt mir schon am besten, aber...

Ellen:

Aber, Sir?

Mr. Sleuth:

Ich suche noch eine Art Kammer, für... für...

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Thor Truppel „Jack the Ripper“ adspecta Theaterverlag

17

Ellen:

Kammer? - Nun, da ist noch eine kleine Küche mit einem Gasherd. Ein ziemlich altes Ding...

man muss Münzen einwerfen... mein Herd in der Küche ist da viel moderner... ich zahle an

die Gaswerke so viel, wie ich verbrauche und...

Mr. Sleuth:

Diese kleine Küche würde ich gern sehen.

Ellen:

Wirklich, Sir? Sie stammt noch von dem Vorbesitzer. Es ist zwar alles in Ordnung und...

Mr. Sleuth:

Zeigen Sie sie mir... bitte...

(Beide gehen ab.)

Im Untergeschoss

Szene 4

(Joe und Robert lesen noch Zeitung.)

Joe: (hinter der Zeitung)

Vielleicht mietet er sich ein, der Gentleman...

Robert: (hinter der Zeitung)

Der Gentleman... ja, das würde helfen...

Joe: (hinter der Zeitung)

Ja. - Die Zeitungsleute sind die großen Gewinner von diesen Verbrechen...

Robert: (hinter der Zeitung)

Allerdings... sie überschlagen sich regelrecht...

Joe: (hinter der Zeitung)

Für den Aprilmord hat sich kaum einer interessiert...

Robert: (hinter der Zeitung)

Eine Randnotiz...

Joe: (hinter der Zeitung)

Aber jetzt sind die Reporter schneller am Tatort, als die Polizei. Die belagerten mich auf dem

Weg hierher regelrecht...

Robert: (hinter der Zeitung)

Unmögliche Kerle...

(Beide tauschen ihre Zeitungen und lesen weiter.)

Joe: (hinter der Zeitung)

Ja.

Robert: (hinter der Zeitung)

Ja.

Joe: (hinter der Zeitung)

Man fand sie zwischen 3.40 Uhr und 3.45... mit... mit hoch geschobenem Rock...

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Thor Truppel „Jack the Ripper“ adspecta Theaterverlag

18

Robert: (hinter der Zeitung)

Wer fand sie?

Joe: (hinter der Zeitung)

Zwei Männer, die machten sich sofort auf, den nächsten Constable zu suchen...

(Robert legt seine Zeitung beiseite.)

Robert:

Der dich dann holte, Joe?

Joe: (hinter der Zeitung)

Ja, die beiden Männer wussten nicht, ob die Frau tot oder nur betrunken... wir leuchten ihr mit

der Lampe ins Gesicht... und da sahen wir es... - Hier stimmt der Bericht... so einigermaßen...

Robert:

Mit dem hoch geschobenen Rock... steht das bei dir?

Joe:

Ja.

Robert:

Hier in dem Bericht wird dieses wichtige Detail ausgespart.

Joe:

Aha...

Robert:

Was hast du gesehen?

Joe:

Was ich gesehen habe?

Robert:

Komm schon!

Joe: (legt seine Zeitung beiseite.)

Den Schnitt!

Robert:

Ich meine...

Joe:

Was?

Robert:

Hier steht, dass es eine gewisse Mary Ann Nichols war...

Joe:

Hier steht, sie hieß Polly...

Robert:

Du kanntest ihren Namen nicht?

Joe:

Woher auch! Der stand ihr nicht auf der Stirn geschrieben und ich bin doch gleich

hergekommen...

Robert:

Diese Zeitungskerle! Bestimmt ist der Name ausgedacht. (versteckt sich wieder hinter seiner

Zeitung)

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Thor Truppel „Jack the Ripper“ adspecta Theaterverlag

19

Joe:

Ich weiß nicht, wie das bei den Fällen in Leipzig war... oder in Liverpool... (verschwindet hinter

seiner Zeitung)Ich bin kein Experte in Sachen Frauen... - Du weißt, wie ich das meine.

Robert: (hinter der Zeitung)

Alles Damen der Halbwelt... das steht fest... was soll dieser hoch geschobene Rock sonst

aussagen.

Joe: (blickt hinter seiner Zeitung hervor)

Wundert dich das alles bei der Armut?

Robert:

Außerdem waren alle dem Alkohol nicht abgeneigt...

Joe:

Wundert dich das bei der Profession?

(Robert legt die Zeitung beiseite. Dann schenkt er sich und Joe noch einen Schluck Brandy

ein.)

Robert:

Davon dürfen wir Ellen nichts...

Joe:

Niemand darf wissen, dass ich mit dir...

Robert:

Wo ich von den Zeitungen mehr erfahre...

Joe:

Das ist das Dilemma, mein Dilemma... ich meine, ich will vorankommen...

Robert:

Ich denke, deine Beförderung...

Joe:

Verschoben... wegen all diesem hier...

Robert:

Dann nutze es!

Joe:

Das will ich auch. Das will ich, schon wegen Daisy.

(Beide trinken und lesen dann ihre Zeitung weiter.)

Obergeschoss

(Mr. Sleuth und Ellen treten auf.)

Szene 5

Mr. Sleuth:

Ich bin Wissenschaftler und experimentiere hin und wieder...

Ellen:

Dafür können Sie die kleine Küche gern nutzen.

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Thor Truppel „Jack the Ripper“ adspecta Theaterverlag

20

Mr. Sleuth:

Was für einen Beruf hat Ihr Gatte, wenn ich fragen darf.

Ellen:

Oh... er kellnert... früher war er Butler... Er kann Sie natürlich auch bedienen, Sir.

Mr. Sleuth:

Ich bin sehr müde... den ganzen Tag bin ich hin und her gelaufen... In London gibt es keine

Bänke... auf dem Kontinent findet man so etwas in den Großstädten... in vielerlei Hinsicht ist

es auf dem Kontinent besser.

Ellen:

Ja, Sir.

Mr. Sleuth:

Wo ist meine Tasche?!

Ellen:

Ihre Tasche, Sir?

Mr. Sleuth:

Ich habe sie in der Küche stehen gelassen.

(Mr. Sleuth geht ab und Ellen folgt ihm.)

Im Untergeschoss

Szene 6

(Die beiden Männer haben während der Szene im Obergeschoss ihre Zeitung wieder beiseite

gelegt und führen stumm Konversation, bis die eigentliche Szene beginnt.)

Joe:

Wie geht es Daisy?

Robert:

Meine Daisy geht dir wohl nicht mehr aus dem Kopf?

Joe:

Stört dich das etwa?

Robert:

Dein Vater war mein bester Freund, warum soll mich das stören...

Joe:

So, jetzt muss ich aber wirklich los. Mir geht es wieder besser... Ich danke dir.

Robert:

Ich danke dir. - Wenn du möchtest, kannst du Daisy vom Bahnhof abholen.

Joe:

Wann erwartet ihr sie?

Robert:

In 10 Tagen.

Joe:

Also am 30ten?

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Thor Truppel „Jack the Ripper“ adspecta Theaterverlag

21

Robert:

Äh... ja, genau, am 30ten.

Joe:

Das werde ich gern machen. Jetzt geht es mir nicht nur besser... jetzt geht es mir nach dem

Schrecken der Nacht sogar wieder richtig gut...

(Robert und Joe gehen ab.)

Im Obergeschoss

(Ellen und Mr. Sleuth treten auf.)

Szene 7

Mr. Sleuth:

In der Tasche ist etwas, was mir sehr teuer ist. - Etwas, das ich mir mit unendlicher Mühe

beschafft habe und das ich nie wieder bekommen könnte, ohne in große Gefahr zu geraten,

Mrs...

Ellen:

Bunting.

Mr. Sleuth:

Mrs. Bunting. Sie müssen mir meine Aufregung verzeihen.

Ellen:

Die Einrichtung ist zwar solide und sauber... dennoch tut es mir leid, dass wir die Zimmer

nicht gemütlicher herrichten konnten.

Mr. Sleuth:

Mir gefällt es.

Ellen:

Wirklich, Sir?

Mr. Sleuth:

Ich werde dieses Zimmer beziehen und die Küche für meine Experimente nutzen.

Ellen:

Sind es gefährliche?

Mr. Sleuth:

Aber nein... keine Sorge... am besten bezahle ich Sie für alle vier Zimmer.

Ellen:

Für alle, Sir?!

Mr. Sleuth:

Ich brauche wirklich meine Ruhe!

Ellen:

Ja, natürlich.

Mr. Sleuth:

Wie regeln wir es mit der Miete, Mrs. Bunting?

Ellen:

Sind zweiundvierzig Schilling zu viel für die Woche, Sir?

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Thor Truppel „Jack the Ripper“ adspecta Theaterverlag

22

Mr. Sleuth:

Ich gebe Ihnen noch zwei Pfund zusätzlich dafür, dass Sie keine anderen Mieter mehr

aufnehmen.

Ellen:

Mir wäre es sehr recht, nur Sie zu bedienen, Sir.

Mr. Sleuth:

Haben Sie einen Schlüssel zu diesen Türen?

Ellen:

Natürlich. Einen hübschen kleinen. Die früheren Hausbewohner haben ein modernes Schloss

in die Tür einbauen lassen. Schauen Sie.

(Ellen zeigt ihm die Tür.)

Mr. Sleuth:

Die erste Monatsmiete zahle ich gleich im Voraus.

(Mr. Sleuth rechnet nach, als er das Geld aus seiner Börse nimmt und es Ellen gibt.)

Ellen:

Oh, so viel kann ich gar nicht rausgeben.

Mr. Sleuth:

Behalten Sie es. Sie können dafür noch ein paar Einkäufe für mich erledigen, Mrs. Bunting.

Ellen:

Selbstverständlich, Sir. - Hier der Schlüssel für Sie.

(Mr. Sleuth nimmt den Schlüssel.)

Mr. Sleuth:

Ich habe mein Gepäck verloren.

Ellen:

Auch verloren?

Mr. Sleuth:

Vielleicht wurde es gestohlen...

Ellen:

Waren Sie schon bei der Polizei?

Mr. Sleuth:

Alles Wichtige ist in dieser Tasche hier.

Ellen:

Dann kann ich Ihre Aufregung von eben sehr gut...

Mr. Sleuth:

Können Sie?

Ellen:

Sie sind wohl erst nach London gekommen?

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Thor Truppel „Jack the Ripper“ adspecta Theaterverlag

23

Mr. Sleuth:

Um zu arbeiten, ja. Sonst bin ich im Ausland unterwegs. Ich kann Ihnen noch meine

Referenzen zeigen.

Ellen:

Das ist unnötig... Sie sind ein Gentleman, das sehe ich auf Anhieb.

Mr. Sleuth:

Mein Name ist Sleuth... für die Formalitäten.

Ellen:

Mr. Sleuth.

Mr. Sleuth:

Haben Sie was dagegen, wenn ich gleich einziehe?

Ellen:

Natürlich nicht. Nur zu. - Darf ich Ihnen etwas zu Essen bringen. Möchten Sie Frühstück, Sir?

Ein Sandwich vielleicht?

Mr. Sleuth:

Nur ein Glas Milch und ein paar Butterbrote. Ich bin sehr müde und werde mich gleich

schlafen legen.

Ellen:

Wie mein Mann, er ist auch gerade erst nach Hause gekommen.

Mr. Sleuth:

Ich bin auch oft in der Nacht unterwegs... nur dass Sie sich nicht wundern.

Ellen:

Mr. Sleuth, das bin ich ja von meinem Gatten gewöhnt. Das stört mich nicht.

Mr. Sleuth:

Das Hospital steht mir nur zur späten Stunde zur Verfügung, von daher bleibt mir nichts

anderes übrig.

Ellen:

Sie sind Doktor?

Mr. Sleuth:

Ich bin Pathologe. Wie gesagt, ich bringe Ihnen meine Referenzen.

Ellen:

Mr. Sleuth, Sie werden sich hier wohlfühlen. (ab)

Szene 8

(Mr. Sleuth nimmt Platz. Er ist vollkommen erschöpft. Tupft sich die Stirn mit dem Tuch ab.

Dann beginnt er, sich einzurichten.)

Im Untergeschoss

Szene 9

(Ellen und Robert treten auf.)

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Thor Truppel „Jack the Ripper“ adspecta Theaterverlag

24

Ellen:

Robert, wir haben einen Untermieter!

Robert:

Ist nicht wahr?! Der Gentleman nimmt das Zimmer?

Ellen:

Er hat mir die Miete für einen Monat im Voraus bezahlt... für alle unsere Zimmer!

Robert:

Für alle unsere Zimmer, Ellen?

Ellen:

Er will seine Ruhe haben und experimentieren.

Robert:

Was für Experimente?

Ellen:

Ungefährliches sagt er. Er ist Pathologe.

Robert:

Was ist das?

Ellen:

Ich weiß nicht, eine Art Doktor, glaube ich... Ich habe das richtige Gefühl gehabt, das richtige

Gefühl zu haben...

Robert:

Nicht weinen, Ellen, du warst doch sonst immer so stark...

Ellen:

Ich weiß, aber auf die Dauer ist das sehr anstrengend.

Robert:

Auf dich konnte ich mich immer verlassen... ich wusste immer, du machst das richtige...

Ellen:

Wirklich?

Robert:

Ja, mein Schatz.

Ellen:

Ich höre schon auf zu weinen... Ich bin eine Närrin. Ich... ich dachte, wir würden nie wieder

Glück finden.

Robert:

Kann ich dir bei irgendwas helfen? Braucht der Herr etwas?

Ellen:

Ich wollte ihm Frühstück rauf bringen...

Robert:

Wie gut, dass ich nicht alles aufgegessen habe.

Ellen:

Nicht so laut, Robert... das ist natürlich alles ganz frisch, extra für den Herrn besorgt...

Robert.

Natürlich...

Ellen:

Er will nur Milch und ein paar Butterbrote.

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Thor Truppel „Jack the Ripper“ adspecta Theaterverlag

25

(Ellen und Robert gehen ab.)

Im Obergeschoss

Szene 10

(Mr. Sleuth geht umher und dreht alle Bilder zur Wand.)

Im Untergeschoss

Szene 11

(Ellen und Robert treten gemeinsam mit Speisen auf und beginnen diese zuzubereiten.)

Ellen:

Getreu dem Motto, spare in der Zeit...

Robert:

Dann hast du in der Not... wundervoller Schinken... ich denke, er will bloß Butterbrote.

Ellen:

Das sagte er nur, weil er so bescheiden ist.

Robert:

Ah...

Ellen:

Schmolle nicht, nur weil ich den Schinken vor dir versteckt hielt.

Robert:

Wie ist der Name des Gentleman?

Ellen:

Sleuth?

Robert:

Wie?

Ellen:

Denke einfach an die englischen Bluthunde und du wirst seinen Namen nie mehr vergessen.

Robert:

Hörst du das?

(Beide unterbrechen ihre Arbeit und hören gespannt, was da über ihnen vor sich geht.)

Ellen:

Er läuft in seinem Zimmer hin und her...

Robert:

Hat aber einen schweren Schritt, der Gute.

Ellen:

Ich dachte, er wolle ruhen...

(Beide nehmen ihre Arbeit wieder auf.)

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Thor Truppel „Jack the Ripper“ adspecta Theaterverlag

26

Robert:

Er macht sich Gedanken... Wie wir?

Ellen:

Jetzt können wir dem jungen Chandler endlich etwas von dem Geld zurückgeben.

Robert:

Nun werde ich mich hinlegen und ein wenig schlafen. Mit so einer guten Nachricht, werde ich

doch noch Schlaf finden...

Ellen:

Ja, tu das mein, Lieber... tu das... ich kümmere mich um Mr. Sleuth...

Robert:

Mr. Sleuth... ein wirklich seltsamer Name...

(Ellen schnappt sich das Tablett und bringt es zur Tür. Robert hält ihr diese auf. Dann gehen

beide ab.)

Im Obergeschoss

Szene 12

(Ellen betritt das Zimmer. Mr. Sleuth ist noch am Werk und dreht bedächtig die letzten Bilder

um.)

Ellen:

Aber... Sir?!

Mr. Sleuth:

Es tut mir leid, Mrs. Bunting, aber ich habe das Zimmer ein wenig so gestaltet, wie es mir

besser gefällt.

Ellen:

Natürlich, Sir, ich werde meinen Mann bitten, alle abzuhängen.

Mr. Sleut:

Vielleicht haben Sie eine andere Verwendung dafür.

Ellen:

Ja... irgendwie... Sie sind ein Erbstück meiner früheren Herrin... diese ganzen viktorianischen

Stiche mit den Hofdamen drauf... Irgendwo ist sie auch drauf...

(Ellen stellt das Tablett ab.)

Mr. Sleuth:

Mrs. Bunting, ich wollte nur Butterbrote.

Ellen:

Nur nicht so bescheiden, Sir.

Mr. Sleuth:

Ich esse kein Fleisch!

Ellen:

Kein Fleisch?