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Research Collection
Doctoral Thesis
Analytische Untersuchungen an Mono- und Disacchariden
Author(s): Khadem, Hassan Saad El
Publication Date: 1950
Permanent Link: https://doi.org/10.3929/ethz-a-000089217
Rights / License: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted
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Analytische Untersuchungen
an Mono- und Disacchapiden
VON DER
EIDGENÖSSISCHEN TECHNISCHEN HOCHSCHULE
IN ZÜRICH
ZUR ERLANGUNG DER WÜRDE EINES
DOKTORS DER TECHNISCHEN WISSENSCHAFTEN
GENEHMIGTE
PROMOTIONSARBEIT
VORGELEGT VON
Hassan Saad El Khadem
B. Sc. (Hons.), aus Kairo
Referent : Herr Prof. Dr. V. Prelog
Korreferent: Herr Prof. Dr. L. Ruzicka
ZÜRICH 1950
DISSERTATIONSDRUCKEREI LEEMANN AG.
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DEM ANDENKEN MEINER MUTTER
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Herrn Prof. Dr. L. Ruzicka
unter dessen Leitung diese Arbeit durchgeführt wurde,
danke ich herzhch für das Interesse, das er mir entgegen¬
brachte.
Besonders herzhch danken möchte ich
Herrn Privatdozent Dr. Emil Hardegger
für die unermüdliche Unterstützung meiner Arbeit und
für das mir stets entgegengebrachte Wohlwollen.
5
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a
Inhaltsverzeichnis
Osazone und Osotriazole von Mono- und Disacchariden 9
Monosaccharid-hydrazone .-39
Chromatographie von Mono- und Disacchariden an Filterpapier ... 47
Oxydation reduzierender Mono- und Disaecharide mit molekularem
Sauerstoff in alkalischer Lösung 53
Experimenteller Teil 68
Zusammenfassung91
7
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Osazone und Osotriazole von Mono- und Disacchariden
Einleitung
„Je größer die Zahl der organischen Verbindungen wird, um so
schwieriger ist es, mit den Eigenschaften der einzelnen so vertraut
zu werden, daß man dieselben leicht wieder erkennen kann. Um so
wertvoller sind anderseits die Mittel, welche den analytischen Nach¬
weis einer großen Zahl von Körpern auf bequeme Weise ermög¬
lichen." Mit diesen Worten beginnt Emil Fischers1) grundlegende
Abhandlung über die Herstellung der Zucker-osazone.
Die Zucker-osazone haben sich seither als ausgezeichnete Hilfs¬
mittel zur Klassifizierung2) reduzierender Zucker erwiesen. Auch
als Zwischenprodukte zur Herstellung von Isoglycosaminen3), von
Osonen4)5)6), die ihrerseits beispielsweise zur Umwandlung von
Aldosen in Ketosen5)3)7), sowie zur Synthese von Ascorbinsäure8)9)
verwendet werden können, haben die Osazone ausgedehnte An¬
wendung gefunden. Obwohl seit 1884 bekannt und für analytische
>) B. 17, 579 (1884).
2) Da das gleiche Osazon z. B. aus Glucose, Mannose, Fructose, Glucosa-
min und Glucoson entsteht, muß die nähere Charakterisierung bzw. die
Identifizierung reduzierender Zucker mit Hilfe anderer Derivate vorgenom¬
men werden.
3) E. Fischer, B. 19, 1920 (1886).
4) E. Fiacher, B. 21, 2631 (1888).
6) E. Fischer, B. 22, 88 (1889).
•) E. Fischer und E. Armstrong, B. 35, 3141 (1902).
') K. Maurer und B. Schiedt, B. 68, 2187 (1935).
8) T. Reichstein, A. Grüßnerxmd R. Oppenauer, Helv. 16, 561,1019 (1933) ;
17, 510 (1934).
») W. N. Haworth, E. Hirst, J. Jones und F. Smith, Soc. 1192 (1934).
9
Zwecke häufig gebraucht, wurden die Osazone erst in jüngster Zeit
genauer untersucht, d. h. ihre Bildungsweise, Konstitution und
chemischen Eigenschaften studiert.
Osazone als analytische Zucker-Derivate
Reduzierende Zucker können, wie die Erfahrung lehrt, nur dann
in Osazone übergeführt werden, wenn sich in a-Stellung zur Car-
bonyl-Gruppe im Zuckermolekül ein zweites Carbonyl-, eine En-
diol-, Oxy-, Amino-, Methoxy- oder Thioalkyl-Gruppe vorfindet.
Mit öl, j8-Di-carbonyl-Zuckern, z. B. Osonen, erfolgt die Osazon-
bildung leicht und fast quantitativ schon in der Kälte; bei 2-0-
Methyl und 2-S-Methyl-Zuckern erfordert sie dagegen schon sehr
energische Bedingungen, wobei die Osazone meist nur in schlechter
Ausbeute entstehen.
Für die Darstellung der Zucker-osazone sind, seit der von E.
Fischer angegebenen Vorschrift viele Verbesserungen vorgeschlagenworden. Nach E. Fischer10)11) sollen einTeil Zucker, zweiTeile Phenyl-hydrazin-hydrochlorid und drei Teile Natriumacetat in Wasser eine
Stunde auf dem Wasserbad erhitzt werden. Die nach dem Abkühlen
aus der Reaktionslösung ausgefallenen Osazone werden aus Alkohol-
Wasser umkristallisiert. Für die Herstellung der Osazone empfiehltes sich, wegen der leicht eintretenden Autoxydation aromatischer
Hydrazine, mit reinem, bzw. frisch umkristallisiertem Hydrazin-Salzzu arbeiten. Das optimale pH der Reaktionslösung soll zwischen 4-6
liegen12). Ein Zusatz von Natrium-bisulfit soll das Entstehen von
gefärbten Nebenprodukten verhindern13). Nach eigenen Erfah¬
rungen hat die Dauer der Reaktion einen großen Einfluß auf Rein¬
heit und Ausbeute der Osazone; es bewährte sich, das Erwärmen der
Lösung einzustellen, sobald in der Reaktionsmischung eine Farb¬
änderung von hellgelb nach braun eintrat. In manchen Fällen, wie
10) B. 17, 579 (1884).
") B. 20, 821 (1887).12) /. O. Garard und H. G. Sherman, Am. Soc. 40, 955 (1918).13) R. H. Hamilton, Am. Soc. 56, 487 (1934).
10
z. B. beim p-Brom-phenyl-osazon aus Galactose, betrug demzufolgedie Reaktionsdauer zur Erzielung optimaler Ausbeuten nur einigeMinuten. Verschiedene in der Literatur noch nicht oder als mit
Schwierigkeiten herstellbar bezeichnete Osazone konnten leicht und
rein isoliert werden, wenn die Dauer des Erhitzens der Reaktions¬
lösung in der oben angegebenen Weise verkürzt wurde. So wurden
unter anderem die p-Tolyl-osazone aus L-Rhamnose und L-Sorbose,
das p-Brom-phenyl-osazon aus D-Galactose und das /3-Naphthyl-osazon aus D-Glucose hergestellt, wobei die letztere Verbindungals das einzige bisher bekannte Naphthyl-osazon Beachtungverdient.
Die Zucker-osazone sind wenig beständig. Sie zersetzen sich oft
schon bei längerem Aufbewahren unter Dunkelfärbung und schmel¬
zen ausnahmslos unter Zersetzung.Die Zersetzungstemperatur der Zucker-osazone ist weitgehend
von der Erhitzungsgeschwindigkeit abhängig, was die Identifi¬
zierung eines Osazons durch Schmelzpunkt-Bestimmung oder
Mischproben unzuverlässig macht. Die Lösungen der Osazone zeigen
Mutarotation, was auf die Anwesenheit von mindestens zwei Iso¬
meren im Gleichgewicht schliessen lässt. Die Isomeren wurden je¬
doch bisher noch nicht isoliert. Die Drehungsmessungen stossen,
infolge der tiefgelben Färbung der Osazon-Lösungen, im Na-Licht
auf Schwierigkeiten.Da Zucker-osazone in charakteristischer Weise kristallisieren,
haben W. Z. Hassid und R. M. McCready1*) eine interessante Me¬
thode zu ihrer Bestimmung vorgeschlagen; danach genügt zur
sicheren Identifizierung der Osazone die oberflächliche mikrosko¬
pische Beurteilung der Kristallformen und der Form der Kristall-
Aggregate.
Mechanismus der Osazonbildung
Im Jahre 1887 schlug Emil Fischer11) folgenden Reaktions¬
mechanismus für die Umwandlung der Aldosen bzw. Ketosen in
die Osazone vor:
14) Ind. Eng. Chem. Anal. Ed. 14, 683 (1942).
11
H—C=0 H—C=NNHC6H6 H—C=NNHC6H5| C.H.NHNH, | C.H.NHNH, |
H—C—OH > H—C—OH > C=0 + C6H6NH2 + NH,
+H20
I II III
C.HsNHNH., /
H—C=NNHC6H6 -* /
| +H20C=NNHC6H5| C,H,NHNH2
IV"*
\
CH2OH CH2OH H—C=0I CH.NHNH, | C.H.NHNH, |C=0 > C=NNHC6H5 *- C=NNHC6H5 + C6H6NH2 + NHi
+ H20
la IIa Ilia
Nach dieser Formulierung verläuft die Reaktion in 3 Stufen. Die
erste Stufe besteht in der Umsetzung der Carbonyl-Form I bzw.
Ia mit Phenyl-hydrazin zum Phenyl-hydrazon. Dann wird ange¬
nommen, dass die dem Hydrazon-Rest benachbarte Oxygruppein II bzw. IIa, also im Aldose-phenyl-hydrazon II das sekundäre
Hydroxyl an C-2 bzw. im Ketose-phenyl-hydrazon IIa die primäreOxygruppe an C-l, durch ein zweites Mol PhenylJrydrazin zum
Carbonyl oxydiert wird, während Phenyl-hydrazin zu Anilin und
Ammoniak reduziert werden soll. In letzter Stufe setzt sich das
a-Carbonyl-phenyl-hydrazon III bzw. lila mit einem dritten Mol
Phenyl-hydrazin zum Osazon IV um.
Die zweite Stufe in diesem Schema Fischers mag fragwürdigerscheinen, da es unwahrscheinlich ist, dass die sekundäre Oxy¬gruppe in II, bzw. die primäre Oxygruppe in IIa, durch Phenyl¬hydrazin oxydiert werden. Bekanntlich sind aromatische Hydrazinestarke Reduktionsmittel. Anilin und Ammoniak wurden jedoch im
Reaktionsgemisch festgestellt.Von J. Kenner und E. C. Kneif16) wurde ein Versuch unternom¬
men, diese Schwierigkeiten der zweiten Stufe der Fischerschen
Formulierung zu überwinden. Sie beobachteten, dass Salze des
Phenyl-hydrazins leichter reduktiv zu spalten sind, als die freie
16) B. 69, 341 (1936).
12
Base. Sie demonstrierten dies, indem sie 1 Mol Phenyl-hydrazin-
hydrochlorid mit 1 Mol Phenyl-hydrazin erwärmten, wobei schon
bei 165° ein glatter Zerfall in Anilin, Ammoniak, Benzol und Stick¬
stoff eintrat, während nach B. Walter11) die freie Base den gleichenZerfall erst bei 300° erleidet.
Eine einleuchtende Theorie der Osazonbildung wurde von F.
Weygand18) vorgeschlagen. Sie beruht auf der Beobachtung, dass
die aus p-Toluidin-D-glucosid (I) durch Amadori-Umlagerung19)
hergestellte 1-Desoxy-l-N-p-toluidin-fructose (II) mit Phenyl-
hydrazin-hydrochlorid und Natrium-aeetat unter Bildung des D-
Arabo-hexose-phenyl-osazons (VI) reagiert. Die Ausbeute an Phe-
nyl-osazon ist dabei grösser als bei der Umsetzung freier Zucker
mit Phenyl-hydrazin. F. Weygand vermutet, dass diese Reaktion
H—C—NHC6H4CH3
H—C—OH
HO—C—H
IH—C—OH
H—C
CH2OH
CH2NHC6H4CH3
OAmadori-Umlagerung
(Erhitzen)
C=0
IHO—C—H
H—C—OH
H—C—OH
II
CH.NHNH,
VI
CH=NNHC6H5| C.H.NHNH,
C=NNHC6HB <
CH3C6H4NH2
V IV
CH=NC6H4CH3 CHNHC8H4CH3I IIC=NH * C NHNHC6H5 <-
C6H5NH2
III
CH2NHC6H4CH3
C=NNHC6H5
") J. pr. 53, 471 (1896).
18) B. 73, 1259 (1940).
19) Nach R. Kuhn und F. Weygand, B. 70, 769 (1937) entsteht durch die
Amadori-Umlagerung die Isomerisierung eines N-Glucosids, z. B. von I zu der
entsprechenden N-substituierten Ketose II. Diese Umlagerung wurde mit
p-Toluidin, p-Phenetidin-, p-Anisidin- und 3,4-Dimethyl-anilin-N-glucosiden
durchgeführt; sie gelang bisher nicht an Phenyl-N-gluoosid.
13
folgendermassen vor sich geht: Das Phenyl-hydrazin kondensiert
mit der Ketogruppe in II unter Bildung eines Phenyl-hydrazons(III), das in der tautomeren Form (IV) Anilin abspaltet und mit
einem weiteren Molekül Phenyl-hydrazin das Arabo-hexose-phenyl-osazon (VI) und Toluidin als Nebenprodukt liefert. Diese Zwischen¬
produkte wurden von F. Weygand jedoch nicht isoliert.
Bei der Osazon-Bildung der Aldosen oder Ketosen20) kann an¬
genommen werden, dass die primär gebildeten Hydrazone IIa bzw.
IIb, einer Isomerisierung in die Oxy-amino-aethylen-Verbindungenlila bzw. Illb unterliegen, die ihrerseits durch eine Oxydo-Re-duktion unter Abspaltung von Anilin zu IVa bzw. IVb umgelagertwerden. Anschliessend daran fände unter Abspaltung von 1 Mol
NH3 und 1 Mol H20 eine Umsetzung mit zwei Mol Phenyl-hydrazinzum Osazon statt.
Andererseits könnte auch angenommen werden21), wie in Weg II
beschrieben ist, dass die aus Zucker und Phenyl-hydrazin zuerst
gebildeten Hydrazone IIc bzw. Ild zunächst eine Amadori-Um-
lagerung erleiden und, dass die so neu gebildete Keto- oder Aldehyd-Gruppe IIIc bzw. Illd mit einem weiteren Mol Phenyl-hydrazin zu
IVc bzw. IVd reagiert. Danach würde dieselbe Reaktionsfolge wie
bei der Osazonbildung aus den Isoglucosaminen (S. 13), d. h. die Ab¬
spaltung von Anilin unter Bildung eines Phenyl-hydrazons-IminsVIIc bzw. Vlld des Glucosons, stattfinden. Für diese Spaltung gäbees zwei Möglichkeiten, je nachdem ob die an C-l oder an C-2 lie¬
gende -NH-NH-Gruppe gespalten wird. Schliesslich fände Austauschdes Imino-Restes gegen einen weiteren Phenyl-hydrazin-Rest unter
Osazonbildung statt.
Keines dieser auf beiden Wegen erwähnten Zwischenproduktewurde von F. Weygand isoliert, doch enthalten die Weygand'sehenFormulierungen entgegen dem von E. Fischer angenommenenReaktionsmechanismus keine unwahrscheinlichen Umsetzungen.
Die von F. Weygand entwickeltenAnschauungen über den Mecha¬
nismus der Osazonbildung sind heute, unter Aufgabe der alten
Fischerschen Formulierung, wohl allgemein anerkannt.
20) Formeln s. S. 15.
21) Formeln s. S. 16.
14
B o
+w
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Il IIO—o-
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O—ïi—
15
Weg
II
H—C=0
H—C=NNHC,H5H—C—NHNHC8H5H.CNHNC.H,
H„CNHNHO,H5
I
C.H.NHNH,
|
H—C—OH
>
H—C—OH
>
le
Ile
CH=NNHC6H6
C=NNHC6H6
+NH,
C
—
O
H
IIIIc
CH2OH
IC=0
I Id
>C=0
IIVc
H—C=NH
C=NNHC„H5
I V
I
I
c
+
C6HBNH2
H—C
=
NNHCeH5
C
=
N
H
VIId
C.N.NHNH,
->
C=N-NHC6H5
Vc C—N
HNHC6HB
VI
CH2OH
HC—OH
H—C=0
C.H.NHNH,
|l|
|
C,H,NHNH,
*
C=NNHC6H5
->
C—NHNHC„H6->
H-C-NHNHC,H5
H-C=NNHC6H6
IId
IIId
IVd
>
H-C-NHNHC6H5
Vd
Konstitution der Zucker-osazone
Die Aufklärung der Konstitution der Zucker-osazone erwies sich
als ein schwieriges Problem. Bis heute ist man nicht in der Lage,den verschiedenen Osazonen eine Strukturformel zuzuordnen, die
mit den experimentellen Ergebnissen völlig im Einklang steht.
Die von Emil Fischer22) vorgeschlagene Formel I gab zu Zweifeln
Anlass, als E. Zerner und R. Waltuch23) und später andere For¬
scher24)25) beobachteten, dass Osazone in Alkohol- oder Pyridin-
Lösung Mutarotation zeigen. Die Tatsache der Mutarotation
weist darauf hin, dass die gelösten Osazone mit einer oder mehreren
anderen Formen im Gleichgewicht stehen, dass also für das kristal¬
lisierte Osazon neben der Formel I noch weitere Strukturen in Er¬
wägung zu ziehen sind. Aus diesem Grunde wurden für die Osazone
ausser I verschiedene andere Strukturformeln vorgeschlagen; unter
diesen weiteren Formen scheint jedoch nur die cyclische II von Be¬
deutung.Im folgenden werden experimentelle Ergebnisse mitgeteilt,
die abwechselnd Formel I und Formel II als die wahrschein¬
lichere erscheinen lassen. Wenn auch mehr Argumente zugunsten
der Formel I sprechen, so schliessen diese Formel II doch nicht
aus. Ein zwischen den beiden Formen in Lösung bestehendes
Gleichgewicht, das durch die Reaktion zugunsten der einen oder
C=NNHC6H5
CH(OH)
CH = NNHC6H6
-C—NHNHC6H5
CH(OH)II
CH(OH) O CH(OH)
CH(OH)
CH2(OH)
CH(OH)
CH,
22) B. 20, 821 (1887).
23) Monatshefte 35, 1025 (1914).
24) P. A. Levene und F. B. La Forge, J. Biol. Chem. 20, 429 (1915).
26) E. Anderson, W. Charlton und W. N. Haworth, Soc. 1329 (1929).
17
der anderen verschoben wird, wäre die beste Erklärung dieser wider¬
sprechenden Tatsachen.
E. Percival und E. 0. V. Percival28) konnten bei der Behandlungvon D-Arabo-hexose-phenyl-osazon mit Dimethylsulfat in alkalischer
Lösung ein Monomethyl-D-arabo-hexose-phenyl-osazon isolieren,welches sich als verschieden von den bisher bekannten 3-, 4- und
6-Mono-methylderivaten erwies und als 5-Methyl-phenyl-osazon an¬
gesprochen wurde. Mit p-Nitro-benzaldehyd lieferte es ein Oson,das mit Phenyl-hydrazin in der Kälte, nach wenigen Minuten, das
gleiche Monomethyl-phenyl-osazon ergab; dadurch ist die Anwesen¬
heit einer N-Methyl-Gruppe ausgeschlossen. Die Autoren schliessen
daraus, dass vor der Methylierung im Osazon die Oxygruppe an
C-5 frei war.
Das mit Dimethyl-sulfat vollständig methylierte Arabo-hexose-
phenyl-osazon (I) wurde von Percival26) als Öl erhalten und als ein
Tri-O-methyl-arabo-hexose-N-methyl-phenyl-osazon (II) beschrie¬
ben. Dieses Tri-O-methyl-osazon wurde mit p-Nitro-benzaldehydzu Trimethyl-glucoson (III) umgesetzt und letzteres mit Zink und
Eisessig zur 3, 4, 5-Trimethyl-fructo-pyranose (IV) reduziert, wo¬
mit bewiesen ist, dass die drei Oxygruppen an C-3, C-4 und C-5'
vor der Methylierung des Osazons frei waren. Durch die Umwand¬
lung von Glucose ins Phenyl-osazon scheint somit der in Glucose
vorhegende Pyranose-halbacetal-Ring geöffnet und ein neuer Ringim Osazon gebildet worden zu sein, während an den Oxygruppenin Stellung 3, 4 und 5 offensichtlich kein Eingriff vorgenommenwurde.
Diese Ergebnisse stützen die Formulierung II, Seite 17. Mit
Formel I (S.17) stehen sie nicht in Einklang, weil nicht einzusehen
ist, weshalb bei der Behandlung des Osazons mit Dimethylsulfat die
sekundären Oxy-Gruppen in Stellung 3, 4 und 5, nicht aber das
primäre Hydroxyl an C-6 veräthert wurde.
0. Diels27) stellte fest, dass zwischen D-Arabo-hexose-phenyl-osazon und Tritylchlorid, das normalerweise mit primären, nicht
aber mit sekundären Oxygruppen reagiert, keine Umsetzung
M) Soc. 1398 (1935).
27) B. 71, 1189 (1938).
18
HC=NNHC6H5 HC=NNHCßH,
HO-
O
C—NHNHC6H5
OH
OH
CH2
(CH,).SO.*
Alkali
-C-NHN(CH3)C6H5
MeO-
O OMe
OMe
CH2
II
CH.OH
I-G—OH
MeO-
O
IV
OMe
OMe
CH,
Zn + CH„COOH
III
HC=0
I—C—OH
MeO-
O OMe
OMe
CH2
stattfindet, was ebenfalls für Formel II und gegen Formel I
spricht.Die Kettenformel I stützen folgende Tatsachen:
1. Nach L. L. Engel28} haben Glycerin-aldehyd-phenyl-osazonund Zucker-osazone ähnliehe U.V. Absorptionsspektren29). Da eine
Ringbildung bei Glycerin-aldehyd-phenyl-osazon unwahrscheinlich
ist, nimmt er die Kettenformel I für Zucker-osazone an. Dass die
von Engel zugunsten von I gegebenen Argumente nicht ausser Acht
gelassen werden dürfen, ergibt sich aus den bisherigen Erfahrungenmit U.V. Absorptionsspektren, wonach für die Form II eine der
Kettenform I entsprechende ins Kurzwellige verschobene Bande
vorausgesagt werden kann.
28) Am. Soc. 57, 2419 (1935).
29) Lyxo-hexose-phenyl-osazon Maxima bei 254 312
Glycerinaldehyd-phenyl-osazon „ „250 318
Threopentose-phenyl-osazon „ „256 315
Methyl-glyoxal-phenyl-osazon ,, ,,300
Dimethyl-glyoxal-phenyl-osazon ,, ,,302
(Die Werte der Extinktion wurden nicht angegeben).
390 m^i
381 mn
390 m/i
361 m^
357 m/i
19
Einen Hinweis auf die möglicherweise nicht ganz richtige Inter¬
pretation von Engels Untersuchungen gibt die Verschiedenheit von
Spektren der Zucker-osazone und des aus Glycerin-aldehyd her¬
gestellten Osazons von den aus Methyl-glyoxal und Dimethyl-glyoxal bereiteten Osazonen29). Engel führt den Grund dieses
Unterschiedes in der Lage des Absorptions-Maximums in den U. V.
Spektren auf den Einfluss des Sauerstoff-Atoms an C-3 in Zuckern
und im Glycerin-aldehyd zurück. Er erklärt die Mutarotation
durch eine partielle Verseifung der Zucker-osazone und stützt die
Ansicht mit folgenden Beobachtungen:Bei der Behandlung von D-Fructose-N-methyl-phenyl-osazon mit
Phenyl-hydrazin oder p-Nitro-phenyl-hydrazin erhält man schon
bei Zimmertemperatur gemischte Osazone, z. B. D-Arabo-hexose-
(l-methyl-phenyl-2-phenyl-)-bis-hydrazon aus D-Arabo-hexose-me-
thyl-phenyl-osazon und Phenyl-hydrazin. Die Bildung dieser Deri¬
vate lässt eine lose Bindung zwischen Hydrazin-Rest und Zucker
in den Osazonen vermuten.
HC=N-N(CH3)C6H5 c.h.nhnh, HÇ=N-N(CH3)C6H6C=N—N(CH3)C6H5
*"
C=N—NHC6H5
I+ C6H5(CH3)N—NH2
2. M. L. Wolfrom, M. Königsberg und 8. Saltzberg30) kamen in
einer Arbeit über die Verseifung von Zucker-osazon-acetaten zu den
gleichen Ergebnissen wie Engel: ,,dass in dem Arabo-hexose-phenyl-osazon die Kettenformel I vorliegen muss". Wolfrom und Mitarbei¬
ter verseiften die Tetra-acetate von D-Arabo-hexose-phenyl-osazonund D-Lyxo-hexose-phenyl-osazon nach einer von Kunz und Hud¬
son31) für stickstoffhaltige Verbindungen der Zuckerreihe ausgear¬
beiteten Methode, nach der nur O-Acetyl, nicht aber N-Acetyl-Gruppen32) angegriffen werden sollen. Nachdem sich herausstellte,
30) Am. Soc. 58, 490 (1936).
31) Am. Soc. 48, 1982 (1926).
32) Die Acetate werden in Aceton gelöst und die eiskalte Lösung tropfen¬weise mit 0,1-n. KOH versetzt, darauf 2 Stunden bei Zimmertemperaturstehen gelassen und der Überschuss von Alkali mit 0,2-n. HCl zurücktitriert.
20
dass in den auf diese Weise behandelten Osazon-tetra-acetaten alle
4 Acetyl-Gruppen verseift wurden, konnten die Osazone, bzw.
deren Acetate nur nach der Kettenformel I erklärt werden33).Percival betonte als Einwand gegen diese Interpretation der experi¬mentellen Ergebnisse Wolfroms und seiner Mitarbeiter, dass unter
den Versuchsbedingungen unter Umständen auch N-Acetyle, z. B.
et, ß-Diacetyl-phenyl-hydrazin, verseift werden.
3. Bei der Einwirkung von 3 Mol Perjodsäure auf eiskalte34)
Arabo-hexose-phenyl-osazon-Lösung erhielten E. Chargaff und
B.Magasanik3&) das 1,2-Bis-phenyl-hydrazon des Mesoxaldehydes in
85-proz.Ausbeute und formulieren ihre Resultate folgendermassen36) :
CH=NNHC6H5 CH=NNHC6H5
C = NNHC6H5 C=NNHC6H6| 3 HJO, |
I HO—C—H > CHO II
H—C—OH + 2 HCOOH
IH—C—OH +HCHO
CH,OH + 3 HJO,
33) Nach Formel II müßte ein Tetra-acetat neben drei O-Acetyl- eine
N-Acetyl-Gruppe aufweisen.
84) P. Karrer und K. PfaeMer, Helv. 17, 766 (1934), erhielten unter ener¬
gischeren Bedingungen bei der Einwirkung von Perjodsäure auf Arabo-
hexose-phenyl-osazon bei Zimmertemperatur ein weiteres Oxydations-Pro¬
dukt, das Phenyl-osazon IV des Mesoxalsäure-halbaldehyds, das sich
durch Wasserabspaltung in das in 20-proz. Ausbeute isolierte Pyrazolon-
Derivat VI vom Smp. 150°, umwandelte. Ein Mol. Formaldehyd wurde
mit Dimedon nachgewiesen.
CH=NNHC6H5
C=NNHC6H51COOH
CH=N
-HaO 1 |—> C6H6NHN=C N—C6H5
VII0
CH=N
-> C.H5NHNH-C N—C,H5^/C
11
OH
IV V VI
36) Am. Soc. 69, 1459 (1947).
3*) Weder Formaldehyd noch Ameisensäure wurden quantitativ bestimmt.
21
Demnach verläuft die Oxydation wie bei Annahme der Ketten¬
formel erwartet werden kann, da nach den bisherigen Erfahrungendurch die Behandlung mit Perjodsäure aus II der Dialdehyd III
entstehen müsste. Ein Gleichgewicht zwischen I und II kann sich
jedoch, wie auf Seite 17 erwähnt, in Gegenwart von Fremdionen
fast ausschliesslich zugunsten der Kettenform verschieben. Eine
ähnliche, rasche Verschiebung des Gleichgewichtes zwischen Ket¬
ten- und Ringform tritt bei der Glucopyranose auf, die bei der Oxy¬dation mit Perjodsäure nicht den erwarteten Dialdehyd, sondern
Formaldehyd und Ameisensäure ergibt.
CH=NNHC6H6
—C—NHNHCeH5ICHO
O
CHO
I— CH2
III
Umsetzungen der Osazone
I. Herstellung von Osonen. Die Umwandlung der Osazone
in Osone wurde zuerst von Emil Fischer37)38)39) mit Hilfe von kon¬
zentrierter Salzsäure durchgeführt; später gelang es, die Umwand¬
lung mit Hilfe von Benzaldehyd und noch besser mit Brenztrauben-
säure40) vorzunehmen. Die Osone haben kürzlich eine interessante
Anwendung zur Synthese von Ascorbinsäure und ihrer Homologen
") B. 21, 2631 (1888).
38) B. 22, 88 (1889).
39) F. Fischer und E. F. Armstrong, B. 35, 3141 (1902).40) L. Brüll, Ann. Chim. applicata 26, 415 (1936).
22
gefunden41)42). Mit Zink und Essigsäure reagieren sie unter Bildung
von Ketosen43).
II. Umwandlung der Osazone in Iso-glycosamin:Durch Reduktion mit Zink und Essigsäure gewann Emil Fischer**)
aus Arabo-hexose-phenyl-osazon das Iso-glucosamin (III), das auch
als 1-Desoxy-l-amino-fructose (II) bezeichnet werden kann. Das
freie Iso-glucosamin kann auch aus D-Glucose mit Ammoniak
in Methanol hergestellt werden45). Aus Isoglucosamin wird durch
Umsetzung mit Phenyl-hydrazin wieder das Arabo-hexose-phenyl-
osazon erhalten. Mit salpetriger Säure bildet sich aus Iso-glucos¬amin Fructose46). K. Maurer und B. Schiedt'") konnten durch
Anwendung der katalytischen Hydrierung die Ausbeuten bei der
Umwandlung von Zucker-osazonen in Iso-glycosamine verbessern.
CH=NNHC„H5
C=NNHC6H5
Zn
CH.COOH
CH2NH,IC=0
CH2OH
II
O
-C—OH
CH2
III
III. Einwirkung von Basen auf Osazone. 0.Dielsi8) und
Mitarbeiter untersuchten die Wirkung von kochender 1-proz. alko-
41) T. Reichstein, A. Orüssner und B. Oppenauer, Helv. 16, 561, 1019
(1933); 17, 510(1934).
42) W. N. Haworth, E. L. Hirst J. K. N. Jones und F. Smith, Soc. 1192
(1934).
43) E. Fischer, B. 22, 88 (1889).
**) B. 19, 1920 (1886).
45) A. R. Ling und D. R. Nanji, Soc. 121, 1682 (1922).
«) E. Fischer und J. Tafel, B. 20, 2566 (1887).
47)B. 68, 2187 (1935).
48) A. 525, 94 (1936).
23
holischer Lauge auf Zucker-osazone. Sie isolierten aus Arabo-hexose-
phenyl-osazon Glyoxal-phenyl-osazon (I) in beträchtlicher Ausbeute
und schlössen daraus, dass das Arabo-hexose-phenyl-osazon durch
die Einwirkung von Alkali zwischen C-2 und C-3 gespalten wurde.
Andere Zucker-osazone führten ebenfalls zu Glyoxal-phenyl-osazon,nur Cellobiose reagierte in anderer Weise und gab eine Verbindungder Bruttoformel C17H24N208, der 0. Dfals ohne nähere Begründungdie Struktur II eines Pyridazin-Derivates zuschrieb.
CH
HO—CH N
C6Hn06—O—CH N—CBH5\
/
II H CH,OH
IV. Oxydation der Osazone in alkalischer Lösungmit Luft. Luft und Sauerstoff oxydieren, wie 0. Diels*9) zeigte,die Osazone in alkalischer Lösung. Unter Abspaltung von 2 Wasser¬
stoffatomen entstehen Dehydro-osazone (IV) in Ausbeuten von 20
Prozent. Diese Verbindungen können mit Acetanhydrid und Pyri¬din in Triacetate umgewandelt werden; mit Tritylchlorid findet keine
Umsetzung statt. Aus Methyl-phenyl-osazonen konnten in der oben
angegebenen Weise keine Dehydro-osazone erhalten werden, was
gut verständlich ist, wenn den Dehydro-osazonen die naheliegendeStrukturformel IV zugeschrieben wird.
CH=N—NHC„HB
C—NH—NHC6H5
O
CH, III
CH=N
I-c—n:
o
CH2
V/"—C6H5\-NHCÄ
IV
9) O. Diels, E. Cluss, H. S. Stephan und R. König, B. 71, 1189 (1938).
24
V. Die Umwandlung von Osazonen in Osotriazole
wurde von R. M. Hann und C. S. Hudson60) im Jahre 1944 beim
Kochen einer wässerigen Suspension von D-Arabo-hexose-phenyl-
osazon mit Kupfersulfat beobachtet. Spätere Publikationen von
W. T. Haskins, R. M. Hann und C. S. Hudson 5i-59) zeigten die all¬
gemeine Anwendbarkeit dieser Reaktion.
CH=NNHC6H5 CH=NVI CuSO, | >C6H5
> C=N/ + C„H5NH2
Die Bedeutung dieser Umsetzung beruht auf den interessanten
Eigenschaften der Osotriazole, welche sie für die Charakterisierung
und Identifizierung von Zucker-osazonen,bzw.Zuckernhervorragend
geeignet erscheinen lassen. Osotriazole besitzen günstige Löslich-
keitsverhältnisse, ausgesprochene Kristallisationsfreudigkeit und
weisen den Osazonen gegenüber folgende Vorteile auf:
1. Sie schmelzen scharf und ohne Zersetzung.
2. Sie zeigen erhebliche spezifische Drehungen ohne Mutarotation.
3. Sie können leicht durch Sublimation isoliert und gereinigt wer¬
den60).
4. Sie geben gut kristallisierende Acetate und Benzoate.
6») Am. Soo. 66, 735 (1944).
51) C. S. Hudson, J. Org. Chem. 9, 474 (1944).
52) Am. Soc. 67, 939(1945).
63) Am. Soc. 68, 1766 (1946).
64) Am. Soo. 69, 1050 (1947).
65) Am. Soc. 69, 1461 (1947).
66) Am. Soc. 70, 228 (1948).
") R. T. Regna, Am. Soc. 69, 246 (1947).
58) W. Z. Hassid, M. Doudoroff, A. Potter und H. Barher, Am. Soc. 70,
306 (1948).
69) F. A. Kuehl, E. Flynn, F. Holly, R. Moringo, K. Folkers, Am. Soc. 68,
536 (1946).
60) Osazone zersetzen sich bei der Sublimation.
25
Zur Herstellung der Osotriazole wird nach der Methode von
C. S. Hudson eine Suspension von Zucker-osazon mit Kupfersulfat,gekocht, bis alles Osazon verschwunden ist. Dann wird vom kupfer-haltigen Niederschlag heiss abfiltriert. Die Lösung wird durch Ein¬leiten von Schwefelwasserstoff von Kupferionen befreit und dasSulfation durch Kochen mit Bariumcarbonat entfernt. Die Aus¬beute an Triazol liegt meist zwischen 40 und 75 Prozent d. Th.
Eine im Verlaufe der eigenen Untersuchungen aufgefundene Ver¬
besserung des Verfahrens zur Herstellung der Triazole besteht dar¬
in, dass die Osazone in einem indifferenten, mit Wasser mischbaren
Lösungsmittel, wie Dioxan, der Einwirkung wässeriger Kupfer¬sulfatlösung unterworfen werden. Auf diese Weise ist die Um¬
wandlung von Osazon in Osotriazol nach kurzer Zeit beendet und
die Ausbeuten an Osotriazol sind durchwegs höher als nach der Me¬thode von C. 8. Hudson. In manchen Fällen, wie z. B. bei der Her¬
stellung von p-Tolyl-osotriazol aus L-Rhamnose, wo nach C. 8. Hud¬son nur Spuren von Osotriazol erhältlich sind, gewinnt man, bei der
Anwendung von Dioxan als indifferentem Lösungsmittel, über 80%L-Arabo-6-desoxy-hexose-p-tolyl-osotriazol.
In eigenen Versuchen über Zucker-osotriazole konnte ich die
Osotriazol-Reaktion auf L-Rhamnose und D-Chinovose mit Erfolganwenden und deren Phenyl-osotriazole herstellen. Da die Osotria¬zole sublimieren, wurde diese einfache Methode zu ihrer Isolierungund Reinigung angewendet. Die Osotriazole aus L-Rhamnose und
D-Chinovose sind, wie ihre Osazone, optische Antipoden und be¬
sitzen deshalb die gleichen physikalischen Eigenschaften. Sie un¬
terscheiden sich nur durch die entgegengesetzte optische Drehung;dieselben Verhältnisse liegen beim Phenyl-osotriazol aus L-Xylosevor, das die gleichen Eigenschaften aufweist wie der von C. S. Hud¬son aus D-Xylose hergestellte Antipode.
Acetylièrung mit Acetanhydrid und Pyridin, sowie Benzoy-lierung mit Benzoylchlorid und Pyridin gaben aus D-Threopentose-phenyl-osotriazol, 6-Desoxy-D- und L-Arabo-hexose-phenyl-osotria-zol die erwarteten Triacetate, bzw. Tribenzoate, die ebenfallsdurch Sublimation gereinigt werden konnten.
Durch Änderung der aromatischen Substituenten habe ich ver¬
sucht, die Isolierbarkeit der Osotriazole zu erleichtern. Durch Er-
26
setzen des Phenylrestes durch einen grösseren aromatischen Rest,
wie p-Tolyl, p-Bromphenyl oder ß-Naphthyl sollte die Löslichkeit
der Osotriazole in Wasser vermindert und damit ihre Isolierung
vereinfacht werden. Ausgehend von p-Tolyl-hydrazin bzw. p-Brom-
phenyl-hydrazin wurden deshalb eine Reihe verschiedener Oso¬
triazole hergestellt, z. B. p-Tolyl-osotriazole aus D-Glucose, d-
Galactose, L-Sorbose, D-Ribose, D-Xylose, L-Rhamnose und p-
Bromphenyl-osotriazole aus D-Glucose, D-Galactose und D-Ribose.
Alle diese Osotriazole wurden als Acetate und Benzoate charakteri¬
siert.
Das aus ß-Naphthyl-hydrazin und D-Glucose in obiger Weise
dargestellte Osazon, sowie das Osotriazol gaben mit Pikrinsäure
keine Pikrate.
Die von mir hergestellten p-Tolyl-, p-Bromphenyl- und j8-Naph-
tyl-osotriazole zeigten die erwartete Schwerlöslichkeit in Wasser.
Ihre Darstellung stösst jedoch auf einige Schwierigkeiten, da
p-Tolyl-, p-Bromphenyl- und /3-Naphtyl-hydrazin bei der Osazon-
bildung grössere Mengen gefärbter Nebenprodukte geben, die die
Bildung und Isolierung der Osazone erschweren. Die Struktur¬
formeln dieser Osotriazole und ihrer Acetate und Benzoate sind
auf den nächsten Seiten dargestellt; anschliessend folgt eine Tabelle
der bisher dargestellten Osotriazole:
Phenyl-osotriazole
H—C=NXI Î
C=N/
—OR
H—C=N
RO¬
CHER
I R = H
la R = CH3COlb R = C6H5CO
NCBH5
II R = H
Ha R = CH3CO IV
IIb R = C6H6CO IVb
RO-
H—C=Ns
NC6H5
-OR
-OR
CH3
III R = H
Ilia R = CH3CO
27
p- Tolyl-osotriazole
H
RO
H
—C
c;nc6h4ch3
H—C
C>C6H4CH3
H—C=NX1 ;nc6h4ch3
»— RO—' '—OR
—OR RO— '—OR
—OR —OR CH2OR
CH2OR CH2OR
V R =
Va R =
Vb R =
H
CH3COC6H5CO
VI R = H
Via R = CH3COVIb R = C6H5CO
VII R = H
Vila R = CH3COVllb R = C6H6CO
—C=NV1 ;nc6h4ch3
H—C=NVI ^NC6H4CH3
H—C=NX| >CeH4CH3
)—
—OR
RO—
—OR RO—
—OR
CH2OR RO¬ RO—
CHER CH3
VI
VI
VI
II R
IIa R
IIb R
= H
= CHgCO= C6H5CO
IX
IXa
R = H
R = CH3COX R = H
XaE = CH3COXbB = C6H5CO
p-Brom-phenyl-osotriazole
H—C=N
RO-
I Xî
OR
OR
CH20R
XI R = H
Xla R = CH,CO
H—C=N
I ;NC6H4Br
RO-
OR
OR
CH,OR
XII R = H
Xlla R = CELCO
H—C=NV
c=n/
—OR
—OR
XIII R = HXlla R = CHjCOXHIb R = C6H6CO
28
ß-Naphthyl-osotriazol
H—C=N.
C=N/NC10H7
HO-
-OH
-OH
CH2OH
(Die Bezifferung erfolgte in Übereinstimmung mit dem experimentellen Teil)
Bisher dargestellte Zucker-osotriazole
Phenyl-osotriazole aus
D-Arabinose Triacetat
L-Arabinose Triacetat
D-Xylose Triacetat
L-Xylose Triacetat *
D-Chinovose Triacetat *
L-Rhamnose Triacetat *
L-Fucose Triacetat
D-Allose
D-Glucose Tetraacetat
D-Galactose Tetraacetat
L-Sorbose Tetraacetat
5-Desoxy-L-sorbose
D-Altroheptose
D-Glucoheptose Pentaacetat
Tribenzoat 61)
Tribenzoat 61)Tribenzoat 62)
Tribenzoat * 63)
Tribenzoat 63)
Tribenzoat 64) 63)
Tribenzoat 63)
62)
65) 66)Tetrabenzoat
Tetrabenzoat 62)
Tetrabenzoat 62)
67)
Pentabenzoat 68)
Pentabenzoat 68)
* Nicht kristallin erhalten.
61) W. T. Haskins, R. M. Hann u. G. S. Hudson, Am. Soc. 68, 1766 (1946).
6a) W. T. Haskins, R. M. Hann u. G. S. Hudson, Am. Soc. 67, 939 (1945).
63) E. Hardegger und H. El Khadem, Helv. 30, 900 (1947).-
64) W. T. Haskins, R. M. Hann u. C. 8. Hudson, Am. Soc. 69, 1461 (1947).
65) R. M. Hann und G. 8. Hudson, Am. Soc. 66, 735 (1944).
66) F. A. Kuehl, E. Flynn, F. Holly, R. Mozingo, K. Folkers, Am. Soc. 68,
536 (1946).
«') P. P. Regno, Am. Soc. 69, 246 (1947).
«8) W. T. Haskins, R. M. Hann u. C. 8. Hudson, Am. Soc. 69,1050 (1947).
29
D-Mannoheptose Pentaacetat
D-Galactoheptose Pentaacetat
Maltose *
Lactose
Cellobiose HeptaacetatMellibiose
Gentiobiose
Turanose
1,3-D-Glucosido-
L-arabinose
p-Tolyl-osotriazole72) aus
Pentabenzoat e8)Pentabenzoat 68)
69)
62)
62)
64)
70)
69)
71)
Triacetat Tribenzoat
Triacetat * Tribenzoat *
Triacetat * Tribenzoat *
Tetraacetat Tetrabenzoat *
Tetraacetat * Tetrabenzoat *
Tetraacetat *
p-Bromphenyl-osotriazole73) aus
Triacetat Tribenzoat
Tetraacetat
Tetraacetat
ß-Naphtyl-osotriazol7i) aus
D-Glucose
D-Ribose
D-XyloseL-Rhamnose
D-Glucose
D-Galactose
L-Sorbose
D-Ribose
D-Glucose
D-Galactose
Konstitution und Eigenschaften der Osotriazole
In seiner ersten Mitteilung formuliert G. S. Hudson75) das x>-
Arabo-hexose-phenyl-osotriazol als ein 2-Phenyl-4-(arabo-tetraoxy-butyl)-l, 2, 3-triazol (I).
* Nicht kristallin erhalten.
69) G. S. Hudson, J. Org. Chem. 9, 474 (1944).70) W. T. HasMns, B. M. Hann u. C. S. Hudson, Am. Soc. 70, 2288 (1948).71) W. Z.Hassid, M.Doudorff,A. Potter, H. Barker, Am. Soc. 70,306 (1948).72) E. Hardegger und H. El Khadem, Helv. 30, 1478 (1947).73) Exp. Teü S. 77.
7i) Exp. Teü S. 80.
75) Am. Soc. 66, 735 (1944).
30
H—C=N
I >-C6H5C=N/
IHO—C—H
H—C—OH T
IH—C—OH
CH2OH
B-Arabo-hexose-phenyl-osotriazol gibt mit Acetanhydrid und
Pyridin ein Tetra-acetat und mit Benzoylchlorid ein Tetrabenzoat,
die sich wieder zum Ausgangstriazol verseifen lassen.
Bei der Oxydation von D-Arabo-hexose-phenyl-osotriazol mit
Natriumperjodat erhielten G. 8. Hudson und Mitarbeiter neben
Formaldehyd und Ameisensäure 2-Phenyl-4-formyl-l,2,3-osotriazol
(II) in mehr als 80-proz. Ausbeute. Sie formulierten ihre Resultate
folgendermaßen :
H—C=NVI >-C6H5c=n/ II
ICHO
H--C=NX
c=n/1
HO-1
-C—H
H--C—OH
H--C—OH
CH2OH
NC.H,
3 NaJO,
+ 2 HCOOH
+ HCHO
+ 3NaJ03
Das 2-Phenyl-4-formyl-l,2,3-osotriazol (II) erwies sich identisch
mit dem aus Monoacetyl-dinitroso-aceton (III) von H. von Pech-
mann,) hergestellten Osotriazol.
H—C=N(OAc) H—C=N(OAc)
1c=o
1H—C=NOH
CH.NHNH, | \
> C=NNHC6H51
H—C=NOH
IIIH—C=NV
| >C6H5 Säure
H—C=NX1 XN(
C=N/|
II CHO H—C=N0H
'•) A. 262, 294 (1891).
31
Auch aus anderen Zucker-osotriazolen erhielt G. 8. Hudson mit
Natriumperjodat immer das 2-Phenyl-4-formyl-l,2,3-osotriazol.In meiner Arbeit habe ich D-Arabo-hexose-phenyl-osotriazol (I)
mit 20-proz. Salpetersäure oxydiert und in 64-proz. Ausbeute 2-
Phenyl-l,2,3-osotriazol-4-carbonsäure (II) erhalten. Die Phenyl-osotriazol-carbonsäure, ihr Kaliumsalz und der Methyl-ester er¬
wiesen sich als identisch mit den von H. von Pechmann77) durch
Oxydation von 4-Methyl-phenyl-osotriazol (III) hergestellten Deri¬
vaten. Diese Befunde dürften als Bestätigung der C. S. Hudson-
schen Formel (I) und als Hinweis auf die Stabilität des Osotriazol-
ringes gegenüber Oxydationsmitteln gelten.
H—C=NX H—C=NX H—C=NVI >C6H5 | ;NC6H5 I )NC6H5C=N/ C=N/ C=N"/
I t IHO—C—H HNO, COOH KMnO, CH3
| > ««
H—C—OH II III
IH—C—OH
CH2OH K-Salz Methyl-ester
Das U. V. Spektrum von D-Arabo-hexose-phenyl-osotriazol Abb. 1
zeigt ein Maximum von Log. e = 4,2 bei 270 m/x, also bei derselben
Wellenlänge, an der sich auch die charakteristische Bande des
Benzolkernes befindet. Der grosse Extinktionskoeffizient der Oso-
triazol-bande wird wahrscheinlich von den miteinander verknüpftenBenzol- und Osotriazol-Ringen hervorgerufen, denn wie Abb. 1
zeigt, ist die Extinktion des Benzolkernes in Phenyl-hydrazin und
Anilin ebenfalls beträchtlich erhöht. Das U. V. Spektrum des nach
der Methode von H. von Pechmann78) hergestellten 4,5-Dimethyl-2-amino-osotriazols (2), besitzt bei 220—230 ni/u, ein Maximum von
log e = 3,6, und die Tatsache, dass diese Substanz keine Extinktion
bei 270 m ju, aufweist, lässt darauf schliessen, dass das Maximum von
") B. 21, 2761 (1888).
78) H. von Pechmann und Bauer, B. 42, 659 (1909).
32
log = 4,2 bei 270 m fi durch die gegenseitige Verknüpfung des Ben¬
zolkerns mit dem Triazol-Ring bestimmt wird.
C=NV /—-x
©-+-
- -$>
/
-
HO-
OH
OH
CH„OH
(1)
CHa
CH,
MD=N.
\
/C=N/N—NH2 (2)
'3000 2100 X00,H00 ÎM0 2000 Ä
Abb. 1
H2N- (4)
(5)
Mechanismus der Osotriazol-Bildung
Über die Funktion des Kupfersulfates bei der Umsetzung von
Zucker-osazoneh zu Triazolen ist nicht viel bekannt. Das Kupfer¬
sulfat scheint die Umwandlung in Triazol, unter katalytischer Ab¬
spaltung von Anilin, welches in guter Ausbeute aus dem Reaktions¬
produkt isoliert werden kann, zu bewirken. Die am Anfang der
Raktion beobachtete tiefrote Farbe, die nach einiger Zeit wieder
verschwindet, wird von C. S. Hudson79) als Hinweis auf die inter-
'•) R. M. Hann und C. S. Hudson, Am. Soc. 66, 735 (1944).
33
mediäre Bildung eines roten Kupfer-Komplexes ausgelegt. Die Zer¬
setzung des roten Kupfer-Komplexes ist von der Abscheidung eines
unlöslichen kupferhaltigen Niederschlages und der Bildung von
Anilin und Osotriazol begleitet. Der offensichtlich wenig stabile
Kupfer-Komplex konnte bisher nicht isoliert werden.
Die Funktion des Kupfersulfats scheint für die Zucker-osotria-
zol-Bildung spezifisch zu sein. In meiner Arbeit machte ich zahl¬
reiche Versuche mit einer Reihe von Schwermetall-Salzen, um die
Umwandlung von Osazon zu Triazol durchzuführen. Aus keiner
dieser Reaktionsmischungen konnte Triazol isoliert werden. Die
Versuche wurden mit Kupferchlorid, Mangansulfat, Ferrisulfat,Quecksilbersulfat, Silbernitrat, Ferrichlorid und Quecksilberacetat
angesetzt. Bei Zugabe von Ferrichlorid zeigte sich eine Rotfärbungdes Reaktionsgemisches, ohne dass jedoch ein Triazol daraus iso¬
liert werden konnte; mit Quecksilberacetat entstand ein kristalliner,
quecksilberhaltiger Niederschlag. Doch konnte auch aus dieser
Reaktionsmischung kein Osotriazol gewonnen werden.
VI. Anhydro-Derivate aus Zucker-osazonen. In seiner
Arbeit über Osazone beschreibt Emil Fischer80) ein Anhydro-osa-zon, das er durch Einwirkung von Schwefelsäure auf Lactose-phenyl-osazon erhielt. 1935 befassten sich O. Diels und B. Meyer81) mit
Anhydro-osazonen, die sie wie E. Fischer beim Kochen einer alko¬
holischen Zucker-osazonlösung mit wenig Schwefelsäure gewannen.Dieses einfache Verfahren zur Herstellung von Mono-anhydro-osa-zonen aus Osazonen bewährte sich in der Folge an den aus d-G1u-
cose, D-Galactose, D-Xylose, L-Arabinose, Lactose und Cellobiose
bereiteten Phenyl-osazonen. Einzig das Phenyl-osazon der Maltose
reagierte in anderer Weise und zwar unter Abspaltung von 2 Mol
Wasser, zu einem Di-anhydro-Derivat. Vorerst schlug 0. Diels für
das D-Arabo-hexose-anhydro-phenyl-osazon einen 3,6-Anhydro-Ring (I) (S. 36) vor82). In einer späteren Arbeit fand er aber fol-
80) B. 20, 821 (1887).
81) A. 519, 157 (1935).
82) O. Diels betrachtete das D-Arabo-hexose-mono-anhydro-phenyl-osa-zon mit dem von E. Fischer und K. Zach, B. 45, 456 (1912) und dem von
H. Ohle, L. v. Vargha und H. Erlbach, B. 61, 1212 (1928) aus 3,6-Anhydro-
34
gende charakteristische Eigenschaften der Zucker-anhydro-osazone,die sich nicht gut mit seiner Formel (I) (S. 36) vereinbaren Hessen:
1. Die Anhydro-osazone ergeben bei der Behandlung mit konzen¬
trierter Salzsäure keine Osone, wie nach Formel I (S. 36) zu
erwarten gewesen wäre.
2. Methyl-phenyl-osazone können durch Kochen mit Schwefel¬
säure nicht in Anhydro-Derivate umgewandelt werden, obwohl
es nicht verständlich ist, wieso eine Methylgruppe in den Hydra-zin-resten die Bildung eines 3,6-Anhydro-Ringes verhindern
könnte.
3. Beim Behandeln von Anhydro-osazonen mit Hydroxylamin-
hydrochlorid in Methanol erhielt 0. Diels das 5-Keto-4-phenyl-
hydrazon des l-Phenyl-4,5-dihydro-pyrazols IV, welches einen
Hinweis auf die Anwesenheit eines Ringes zwischen C-l und C-3
im Anhydroosazon bietet.
HC—C=NNHC6H5II !N C=0
\/N IV
IC6H5
Auf Grund dieser neuen Ergebnisse modifizierte 0. Diels seine
Formulierung I und schlug eine Formel II (S. 36) vor.
E. 0. V. Percival83)84) stellte auf Grund seiner nachfolgenden
Untersuchungsergebnisse eine von 0. Diels abweichende Anhydro-osazon-Formel III auf.
Das Anhydro-osazon von 0. Diels lieferte mit Acet-anhydrid und
Pyridin ein Diacetat und nicht ein Triacetat, wie nach der For¬
mel II von 0. Diels zu erwarten ist. Ferner gibt das Anhydro-osazon
glucose hergestellten Osazon (I) als identisch, da die Schmelzpunkte und
Drehungen der beiden Substanzen übereinstimmten. Später zeigte E. O. V.
Percival, Soc. 1320 (1937) und Soc. 783 (1945), dass die beiden Osazone nicht
identisch sein können, da ihre Acetate verschiedene physikalische Kon¬
stanten besitzen.
83) Soc. 1320 (1937).
84) Soc. 783 (1945).
35
mit Aceton keine Kondensationsprodukte, wie nach Formel II vor¬
ausgesetzt werden sollte. Da weder die Anhydro-osazone mit Trityl-chlorid, noch ihr p-Tosylat85) mit Natriumjodid in Reaktion ge¬bracht werden konnten, schliesst E. 0. V. Percival, dass am C-6 des
Anhydro-osazons von 0. Diels keine primäre Oxygruppe vorhanden
sei. Er nimmt daher an, dass das C-6 in einem Ring gebunden ist.
Diese Ergebnisse veranlassten E. 0. V. Percival, Formel III vor¬
zuschlagen.
CH=N.
C=NNHC6H5 C6H6NH—NH—C=C
C—H H—C—OHI I
H—C—OHH—C—OH
0 1H—C—iOH
CH,
CH2OH
II
-C—NHNC6H5
HO-C-H
0 H-C-OH
IH-C
-CH2 III
Es ist zu bemerken, dass die Formulierungen von 0. Diels, sowie
diejenigen von E. 0. V. Percival zum grossen Teil auf negativenForschungsergebnissen beruhen, was ihre Zuverlässigkeit möglicher¬weise beschränken dürfte.
Im Jahre 1936 entdeckte E. 0. V. Percival86) eine neue Methode
zur Herstellung von Anhydro-osazonen. Vollständig acetylierteZucker-osazone werden durch alkalische Verseifung in Anhydro-osazone umgewandelt. Auf diese Weise konnte E. 0. V. Percival*1)von dem Osazon-hepta-acetat der CeUobiose ausgehend, Mono-
anhydro-phenyl-osazon herstellen. Dieses erwies sich als identisch
mit dem aus dem Phenyl-osazon der CeUobiose mit Schwefelsäure
nach der Methode von 0. Dielsm) gewonnenen. Die nach den Metho¬
den von 0. Diels und E. G. V. Percival dargestellten Mono-anhydro-Derivate des Phenyl-osazons aus Lactose stimmten ebenfalls über¬
ein. Durch alkalische Verseifung des Hepta-acetyl-osazons aus
8ä) Als Öl gewonnen.
86) Soc. 1770 (1936).
") Soc. 1770 (1936).88) Soo. 750 (1941).
36
Maltose gewann E. 0. V. Percival89) zwei isomere Mono-anhydro-Derivate. Bei der Einwirkung von Schwefelsäure auf das Phenyl-
osazon aus Maltose erhielt 0. Diels90) aber ein Di-anhydro-osazon I.
NH
CH--C N—C6H5II II l/HN 0
\ /\ / \CH2OHN c
| / \H5Ce H OC6Hn05
Mono-saccharid-phenyl-osazone geben bei der alkalischen Ver¬
seifung ihrer Acetate Di-anhydro-Derivate91). Glucose, Galactose
und Gulose liefern bei dieser Raktion das gleiche Di-anhydro-osazon.Da diese 3 Zucker sich in der Konfiguration der C-Atome drei und
vier unterscheiden, nimmt E. 0. V. Percival92) an, dass während
der Bildung des Di-anhydro-osazones eine Waldensche Umkehrungan C-3 oder C-4 stattfindet. Es wäre jedoch denkbar, dass die Asym¬metrie der C-Atome 3 und 4 durch andere Vorgänge wie z. B. das
Entstehen einer von C3 — C4-Doppelbindung aufgehoben würde.
Das Di-anhydro-osazon reagiert nicht mit Tritylchlorid, was die
Beteiligung des C-6 an einem Ring annehmen lässt. Das An-
hydro-osazon aus Glucose, dessen Konstitution jedoch unsicher ist,
wurde von E. 0. V. Percival folgendermassen formuliert:
H—C-
I»H-C
IH—C—OH
ICH,
89) Soc. 1320 (1937).
90) A. 519, 157 (1935).
91) E. G. V. Percival, Soc. 1770 (1936).
92) Soc. 1384 (1938).
37
Ein Anhydro-osotriazol aus D-Arabo-hexose-anhydro-phenyl-osazon
Nachdem sich die allgemeine Anwendbarkeit der Osotriazol-
Reaktion erwiesen hatte, habe ich die Wirkung von Kupfersulfatan dem nach 0. Diels gewonnenen Anhydro-osazon aus Glucose er¬
probt. Arabo-hexose-phenyl-osazon wurde in Methylalkohol ge¬löst und mit wenig Schwefelsäure 5 Stunden gekocht. Während
0. Diels die Reaktionsmischung hierauf eindampfte und das An¬
hydro-osazon aus Pyridin kristallisierte, fügte ich nach der für die
Krisallisation von Osazonen gebräuchlichen Methode dem Reak¬
tionsgemisch heisses Wasser zu. Das Anhydro-osazon wurde in
schönen gelben Kristallen in einer Ausbeute von mehr als 90%erhalten, während die von 0. Diels angegebene Ausbeute nur 40
bis 50% betrug. Bei der Behandlung des Anhydro-osazons mit
Kupfersulfat erhält man ein ätherlösliches, sublimierbares, farb¬
loses, kristallines Produkt, dessen CH und N-Analysenwerte auf
die Bruttoformel C12H13N303 stimmten.
Über seine Konstitution ist folgendes bekannt:
1. Bei der Acetyüerung bildet sich ein Diacetat, das durch alka¬
lische Verseifung das Ausgangsprodukt liefert.
2. Durch Oxydation mit Salpetersäure erhält man die 2-Phenyl-l,2,3-osotriazol-4-carbonsäure und beweist damit die Anwesen¬
heit eines Phenyl-osotriazol-Systems.3. Die U. V. Spektren zeigen ein Maximum von log e 4,2 bei 270 m /u.;
dies sind die charakteristischen Werte für Phenyl-osotriazole(siehe Abb. 1).
Die experimentellen Tatsachen lassen auffolgende Formel schlies-
sen, in der die Lage des Anhydro-Ringes jedoch noch nicht be¬
stimmt ist:
H—C=N.
I ;n-c6h5
IC—H
IH—C—OHO |H—C—OH
,CH,
38
3600 34 00 3200 3000 - 2500 26 00 2400 2200 2000 A
À
Abb. 2
Monosaccharid-hydrazone
Einwirkung von Kupfersulfat auf Hydrazone und andere
stickstoffhaltige Derivate der Zucker
Zucker-hydrazone entstehen durch Kondensation aromatischer
Hydrazine mit Zuckern. Die Reaktion geht in der Kälte vor sich. Sie
wird im allgemeinen in alkoholischer oder schwach essigsaurer Lö¬
sung durchgeführt, da das optimale pH für diese Kondensationen,
wie auch für die Herstellung der Osazone, zwischen 4 und 5 hegt1).
Als Katalysatoren kommen, ebenfalls in Analogie zur Osazon-
Kondensation, Acetate und Phosphate2) zur Anwendung.
*) A. W. van der Haar, „Anleitung zum Nachweis, zur Trennung und
Bestimmung der Monosaccharide und Aldehydsäuren", Gebr. Bomtraeger,
Berlin (1920).
2) E. O. R. Ardagh und F. C. Rutherford, Am. Soc. 57, 1085 (1935).
39
Die Hydrazone werden, sofern sie schwer löslich sind, wie die
Osazone zur Identifizierung von Zuckern verwendet. Unter den
Monosaccharid-phenyl-hydrazonen sind jedoch nur die von Mannose
und Fucose in Wasser schwer löslich. Diese Tatsache bietet einen
einfachen Weg zur Isolierung und Reinigung von Mannose und
Fucose aus Mischungen oder natürlichen Extrakten. E. Fischer3)isolierte z. B. Mannose als Hydrazon aus den Oxydationsproduktenvon Mannit.
Obwohl das Gebiet der Zucker-hydrazone weniger erforscht
wurde als das der Zucker-osazone, ist die Konstitution z. B. der
Galactose-hydrazone4), mit Sicherheit festgestellt worden. Das
Glucose-phenyl- und das Fructose-methyl-phenyl-hydrazon treten
in zwei isomeren Formen auf und zeigen in Lösung Mutarotation.
Wie die Zucker-osazone zersetzen sich auch die Zucker-hydrazonebeim Schmelzen.
Die folgenden Seiten geben einen Überblick über die Versuche
zur Ermittlung der Konstitution der Glucose-phenyl-hydrazone.
Konstitution der Glucose-phenyl-hydrazone
Die Bildung der zwei Modifikationen des Glucose-phenyl-hydra-zons wird durch die Reaktionsbedingungen beeinflusst.
Emil Fischer5) erhielt aus zwei Teilen D-Glucose, einem Teil Was¬
ser und zwei Teilen Phenyl-hydrazin ein Hydrazon, das nach „zwei¬
maligem Umfallen" aus Alkohol/Äther den Smp. 144—145° auf¬
wies. Unter den gleichen Versuchsbedingungen gewannen B. Beh-
rend und F. Lohr6) ein Phenyl-hydrazon in Form von Blättchen mit
dem Smp. 159—160° und [a]D = —87 -> —50°. Bei Verwendungeines Überschusses an Phenyl-hydrazin in alkoholischer Lösung er¬
hielten sie Nadeln vom Smp. 140—142° und [a] D = —2° -> —50°.
Sie bezeichneten die beiden Hydrazone als „a"- und ,,j3"-Formen.
3) E. Fischer und J. Hirschberger, B. 21, 1806 (1888) und B. 22, 366,3219 (1889).
4) J. Compton und M. L. Wolfrom, Am. Soc. 56, 1157 (1934).
6) B. 20, 821 (1887).
6) A. 272, 170 (1892).
40
H. Jacobi1) stellte aus gleichen Teilen d-Glucose und Phenyl¬
hydrazin in 3/4 Teilen Wasser ein Hydrazon vom Smp. 113—116°,
[a]D = —46,9° dar. Hier dürfte ein Gemisch gleicher Teile der ,,«"-
und ,,/3"-Form vorliegen. R. Behrend und W. Heinsberg8) nahmen
an, dass die ,,<x"-Modifikation, gemäss Formel II, ein cyclisches
Derivat darstellt, während die ,,/3"-Form (I) als Derivat der Al¬
dehydform der Glucose das eigentliche Hydrazon darstellt. Durch
Acetylierung der „^"-Modifikation erhielten sie ein amorphes
Pentaacetat. Das „a"-Glucose-phenyl-hydrazon ergab bei der
Acetylierung ein kristallines Pentaacetat von Smp. 152°. Es wurde
als III formuliert, weil es nach Behandlung mit Benzaldehyd und
Kaliumhydroxyd Benzaldehyd-acetyl-phenyl-hydrazon lieferte.
Durch Verseifen mit Salzsäure bildete sich daraus das a-Acetyl-
phenyl-hydrazin. Die Anwesenheit einer N-Acetylgruppe im Penta¬
acetat der ,,a"-Form bestätigten sie durch die Acetylierung von
Glucose-a-acetyl-phenyl-hydrazon, wobei das gleiche Acetat III
mit dem Smp. 152° gewonnen wurde. Aus der Tatsache, dass die
„<x"-Form des Glucose-phenyl-hydrazon-pentaacetates eine N-Ace-
tylgruppe enthält, wurde geschlossen, dass eine Oxygruppe im
Hydrazon an einem Ring beteiligt ist. R. Behrend schlug eine For¬
mel III vor, in der jedoch der 1,4-Ring, sowie die Konfiguration
der Hydrazidgruppe am C-l nicht weiter bewiesen wurden.
H—C=NNHC6H5 H—C—NHNHC6H5
CH2OH
I „ß"-Modifikation
O
AcO-
(Ac)20->
Pyridin
-OAc
CH2OH CH2OAc
II „«"-Modifikation III Pentaacetat F = 152°
Durch die oben beschriebenen Versuche konnte in dem amorphen
Pentaacetat der ,,jS"-Form keine N-Acetylgruppe nachgewiesen
') A. 353, 106 (1907) und A. 362, 78 (1908).
8) A. 3?7, 189 (1910).
41
werden, was B. Behrend veranlasste, eine offene Form anzunehmen,in der alle 5 Acetylgruppen an die Oxygruppen gebunden sind.M. Frèrejaque9) fällte aus „«"- und ,,/?"-Glucose-phenyl-hydrazonmit Oxal- bzw. Pikrinsäure Phenyl-hydrazin als unlösliches Salz
aus und schloss aus der Beobachtung, dass die Lösung einen Dre¬
hungsabfall zeigte, wie er bei der a-D-Gluco-pyranose festgestelltworden war, dass sowohl ,,<%"- wie „j8"-Glucose-phenyl-hydrazonDerivate der a-D-Gluco-pyranose sind. Eine in der vorhegendenArbeit neu beschriebene Methode zur Isolierung von Zuckern aus
Hydrazonen mit Hilfe von Kupfersulfat erwies ebenfalls, auf Grundvon Drehungsmessungen, dass die aus ,,a "-Phenyl-, p-Mtro-phenyl-und asymmetrischen Diphenyl-hydrazonen gewonnene Glucosesich stets in der a-Form vorfand.
Rückgewinnung von Zuckern aus Hydrazonen
Zur Gewinnung der freien Zucker aus den Hydrazonen wurdenbisher zwei Methoden angewandt, deren eine auf einer Hydrolyseder Hydrazone mittels konzentrierter Salzsäure beruht, währenddie andere eine Zerlegung mit Hilfe von einfach gebauten Aldehydendarstellt.
Emil Fischer10)11) und J. Hirschberger führten im Jahre 1888
die Hydrolyse des Mannose-phenyl-hydrazons mit konzentrierterSalzsäure aus. Sie filtrierten vom ausfallenden Phenyl-hydrazin-hydrochlorid ab, neutralisierten die zurückbleibende Lösung mit
Bariumhydroxyd und Bleicarbonat und gewannen daraus Mannoseals Sirup. Die Isolierung der Zucker stiess infolge der in der Lösungenthaltenen Kationen auf grosse Schwierigkeiten und die Verwen¬
dung von Salzsäure machte die Methode nicht allgemein anwendbar,da z. B. Di-saccharide in saurer Lösung leicht hydrolisiert werden.Sie hat daher nur mehr historisches Interesse.
Einfache Aldehyde zerlegen Zucker-hydrazone in wässeriger Lö¬
sung unter Bildung von Aldehyd-hydrazonen. Aus dem Reaktions-
9) Cr. 180, 1210 (1925).10) B. 21, 1806 (1888).") B. 22, 366, 3219 (1889).
42
gemisch wird der Zucker frei zurückgewonnen. Diese Methode be¬
währte sich mit folgenden Aldehyden:
Benzaldehyd wurde von A. Herzfeld12) vorgeschlagen und von
Emil Fischer13) ebenfalls verwendet. Das Zucker-hydrazon in wäss-
riger Lösung wird mit Benzaldehyd geschüttelt und das entstandene
Benzaldehyd-hydrazon mit Äther ausgewaschen.
Formaldehyd wurde von 0. Ruff und G. Ollendorf1*) empfohlen,
weist jedoch gegenüber Benzaldehyd keine Vorteile auf. Dagegen
macht sich der Umstand störend bemerkbar, dass der käufliche
Formaldehyd Verunreinigungen enthält, und dass er beim Ab¬
dampfen aus der wässerigen Zuckerlösung zu schwer entfernbaren
Polymeren kondensiert.
Acetaldehyd wurde von H. Collatz und J. St. Neuberg15)16) für die
Isolierung von Tetrosen und Pentosen mit Erfolg verwendet.
Wie E. Votocek und F. Valentin17) zeigten, eignet sich p-Nitro-
benzaldehyd am besten für die Rückgewinnung von Zuckern aus
ihren Hydrazonen, da die entstehenden p-Nitro-benzaldehyd-
hydrazone schwer löslich und daher leichter zu isolieren sind, als
die oben genannten Aldehyd-hydrazone. Ferner sind sie rot gefärbt
und ermöglichen es daher, ihre vollständige Entfernung aus der
Zuckerlösung beim Auswaschen mit Äther bequem festzustellen.
Eine neue Reaktion zur Gewinnung reduzierender Zucker
aus ihren Hydrazonen
Die Ergebnisse, die ich bei der Einwirkung von Kupfersulfat
auf Zucker-osazone und Anhydro-osazone erhielt18), veranlassten
mich, die Einwirkung von Kupfersulfat auf Zucker-hydrazone zu
erproben.Hier traten bei der Zugabe einer heissen Kupfersulfatlösung zu
12) B. 28, 242 (1895).
13) A. 288, 145 (1895).
14) B. 32, 3234 (1899).
15) Bioch. Z. 255, 27 (1932).
") DRP Nr. 557, 564.
") E. Votocek und F. Valentin, Collec. Tch. 3, 436 (1931).
") Siehe S. 38.
43
einer wässerigen, siedend heissen Zucker-hydrazon-Lösung eine
starke Stickstoffentwicklung und ein rotbrauner, kupferhaltigerNiederschlag auf. Nach einer Viertelstunde war die Reaktion be¬endet.
Der freie Zucker Hess sich aus der Reaktionsmischung auf fol¬
gende Weise isolieren: Der Kupferniederschlag wurde durch Ab¬filtrieren entfernt und die Lösung von Kupfer(II)-ionen befreit,indem man sie eine mit Kationenaustauschharz gefüllte Säule
durchlaufen Hess. Hierauf wurde das Filtrat zur Entfernung der
Sulfationen, mit Bariumcarbonat gekocht und dann filtriert. Derfreie Zucker wurde nach dem Eindampfen des Filtrats als farb¬loser Sirup erhalten. Nach Zusatz einiger Tropfen Methanol und
Animpfen erstarrte er zu einer kristallinen Masse.Über den Mechanismus der Reaktion lässt sich vorläufig nichts
Bestimmtes aussagen. Die Entwicklung von Stickstoff während der
Reaktion, sowie das Entstehen von Anilin in der Reaktions¬
mischung, das durch Ausschütteln mit Äther isoliert und als Neben¬
produkt der Reaktion von Kupfersulfat mit Zucker-hydrazonen als
Acetanilid identifiziert wurde, und das Auftreten der gleichenNebenprodukte bei der Behandlung von Phenyl-hydrazin mit
Kupfersulfat lassen vermuten, dass die Zucker-hydrazone in Lö¬
sung zu freien Zuckern und aromatischen Hydrazinen hydrolysiertwerden. Die letzteren werden mit Kupfersulfat zu Amin, Stick¬
stoff und Wasser oxydiert. Dadurch verschiebt sich das Gleich¬
gewicht in Richtung der freien Zucker. Nach dem Umsatz wurde
eine saure Reaktion der Lösung festgestellt, die auf eine Zersetzungdes Kupfersulfates unter Bildung eines Kupferniederschlages und
von Schwefelsäure zurückzuführen ist.
Zucker-phenyl-hydrazon >• Zucker + C6H5NHNH2Iy
C6H6NH2 + N2 + H20
Die Wirkung von Kupfersulfat auf verschiedene Zucker-hydra-zone,wieD-Glucose-„a"-phenyl-hydrazon,D-Mannose-phenyl-hydra-zon, D-Glucose-p-nitro-phenyl-hydrazon und D-Glucose-di-phenyl-hydrazon wurde untersucht. Aus allen oben genanntenHydrazonenwurde der freie Zucker in theoretischer Ausbeute zurückgewonnen.
44
Die Identität der aus den Hydrazonen regenerierten, reduzieren¬
den Zucker wurde durch Schmelzpunkt, spezifische Drehung und
Verfolgung der Mutarotation, sowie durch die Herstellung charak¬
teristischer Derivate, wie Phenyl-hydrazone, p-Nitro-phenyl-hydra-
zone und Phenyl-osazone nachgeprüft. Schliesslich wurde mittels
der Papierchromatographie19) festgestellt, dass das Reaktionspro¬
dukt nur den isolierten Zucker enthält, d. h. dass z. B. neben Glu¬
cose keine Mannose oder Fructose entstanden sind.
Die hier beschriebene, von mir ausgearbeitete Methode, besitzt
gegenüber den früheren Verfahren den grossen Vorteil, dass bei
der Wiedergewinnung der Zucker aus ihren Hydrazonen mit Hilfe
von Kupfersulfat letzteres sich spurlos aus dem Reaktionsgemisch
entfernen lässt.
Ob sich die neue Methode zur Spaltung anderer Hydrazone als
derjenigen von Zuckern bewähren wird, kann noch nicht gesagt
werden.
Semicarbazone und Thiosemicarbazone
Die Zucker-semicarbazone und Zucker-thiosemicarbazone sind
in Wasser löslich und müssen aus diesem Grunde in alkoholischer
Lösung hergestellt werden. Infolge ihrer Wasserlöslichkeit werden
Zucker selten in diese Derivate übergeführt. Ein weiterer Nachteil
der Zucker-semicarbazone bzw. -thiosemicarbazone besteht darin,
dass sie unter Zersetzung schmelzen und ihre Schmelzpunkte von
der Erhitzungsgeschwindigkeit abhängig sind.
Zur Rückgewinnung der Carbonylverbindungen aus Semicarba-
zonen und Thiosemicarbazonen bedient man sich der Hydrolyse
mit Säure, wobei neben Mineralsäuren auch organische Säuren, wie
z. B. Oxalsäure, zur Anwendung gelängen können. Auch Phtal-
säure-anhydrid20)21) wurde für diese Operation vorgeschlagen.
Handelt es sich um eine ätherlösliche Carbonylverbindung, so
wird mit Vorteil Oxalsäure zum Semicarbazon hinzugefügt und der
Aldehyd, bzw. das Keton mit Äther extrahiert. Eine andereMethode,
19) Die Besprechung dieser Methode folgt im nächsten Kapitel.
20) B. Tiemann und Schmid, B. 33, 3720 (1900).
21) C. Neuberg und U. Neumann, B. 35, 2051 (1902).
45
die Tiemann und Schmid22) z. B. zur Gewinnung von Cyclo-citralaus dem Semicarbazon anwendeten, besteht darin, dass zu dem
Cyclo-citral-semicarbazon Phtalsäure-anhydrid zugefügt und der
Aldehyd durch Wasserdampfdestillation aus der Reaktionsmischungisoliert wird.
\/CH=NNHCONH2 "V /CH=0
Im vorhergehenden Abschnitt wurde die Spaltung von Zucker¬
hydrazonen zur Gewinnung der freien Zucker mittels Kupfersulfatbesprochen. Es lag nahe, diese Methode ebenfalls zur Spaltung von
Semicarbazonen und Thiosemicarbazonen anzuwenden.Eine Lösung von Glucose-semicarbazon bzw. -thiosemicarbazon
wurde mit Kupfersulfat eine Viertelstunde lang gekocht, wobei sich,analog der Behandlung von Zucker-hydrazonen mit Kupfersulfat,ein kupferhaltiger Niederschlag bildete. Von diesem wurde abfiltriert.
Nach 24-stündigem Stehen bei Zimmertemperatur kristallisiertein der mit Kupfersulfat umgesetzten Semicarbazonlösung eine un¬
lösliche, blaue Kupfer-Komplexverbindung in langen Nadeln aus, dienicht weiter untersucht wurde. Die Lösung wurde davon befreit, mitWofatit KS und Barium-carbonat zur Entfernung des überschüssi¬
gen Kupfersulfates behandelt und zur Trockene eingedampft. Daszurückbleibende Öl, a-D-Glucose23), kristallisiert nach dem Anim¬
pfen; die Ausbeute war fast quantitativ. Die mit Kupfersulfatbehandelte Thiosemicarbazon-Lösung ergab nach 24-stündigemStehen bei Zimmertemperatur einen braunen, amorphen, kupfer-haltigen Niederschlag, der ebenfalls nicht weiter untersucht wurde.Die Aufarbeitung der Reaktionsmischung erfolgte nach der für dasSemicarbazon beschriebenen Methode und ergab a-D-Glucose23) infast theoretischer Ausbeute.
22) B. 33, 3720 (1900).
23) Identifizierung vgl. S. 45.
X
46
Chromatographie von Mono- und Disacchariden
an Filterpapier
Die Methode, durch selektive Adsorption an Filterpapier Ge¬
mische zu analysieren, wurde von Gh. Fr. Schönbein1) 1861 be¬
gründet und später durch Gh. Fr. Schönbein und F. Goppelsröder1)
als sogenannte Kapillaranalyse weiterentwickelt. A. J. P. Martin
und Mitarbeiter2) bauten das Verfahren zu ausserordentlicher
Leistungsfähigkeit, als Mikromethode zur Trennung von Amino¬
säuren, bzw. quantitativer Bestimmung von Eiweiss, aus. Sie
führten die Trennung der Aminosäuren mittels Cellulose in Form
eines Filterpapierstreifens durch. Das Papier wurde am obersten
Ende mit der Mischung betropft3) und in eine mit Lösungsmittel
gefüllte Schale gehängt4). Die Wanderung der Aminosäuren im
Verhältnis zur Flüssigkeitsfront ist für jede derselben eine charak¬
teristische Konstante, die als RF-Wert5) bezeichnet wird.
Das Verfahren wurde von F. J. Williams und H. Kirby6) insofern
abgeändert, als diese das Lösungsmittel den Papierstreifen hinauf¬
wandern Hessen. Bei meinen Versuchen, Glucose in Collidin zu chro-
matographieren, zeigte sich jedoch, dass die nach der Methode von
F. J. Williams und H. Kirby gewonnenen RF-Werte nicht konstant
sind. Anfangs werden niedrige RF-Werte erhalten, die, sobald das
Lösungsmittel sich dem Punkt nähert wo seine Fähigkeit zu steigen
*) Von H. Rheinboldt, J. Houben, Methoden der Org. Chemie, S. 281,
Leipzig (1921) zusammengefasst.
2) R. Consden, A. H. Gordon, A. J. P. Martin, Biochem. J. 38, 224 (1944).
3) 3 mm3 einer 1-proz. Lösung.
4) Um konstante Bedingungen zu gewinnen, wird die Apparatur in einen
mit Wasser- und Lösungsmitteldampf gesättigten, geschlossenen Trog
gestellt.
5\ t>t? _Wanderungsstrecke der Substanz
—
Wanderungsstrecke des Lösungsmittels
6) Science, 107, 481 (1948).
47
aufhört, dadurch, dass die Substanz verhältnismässig schneller
wandert, dann höher werden7). Im Gegensatz dazu wurden mit der
A. J. P. Martinachen Versuchsanordnung unabhängig von der Zeit
für reduzierende Zucker konstante RF-Werte erzielt. Die Tatsache,dass die RF-Werte charakteristische Konstanten einer Substanz
darstellen, ermöglichte ihre Verwertung zu analytischen Zwecken
auf dem Gebiete der Aminosäuren, Polypeptide, Proteine8) und
Zucker.
Anwendung und Modifikation der Papierchromatographiezur Bestimmung von Zuckern
S. Partridge9) wandte das Verfahren von B. Consden, A. J. P.
Martin und A. H. Gordon2) auf Zucker an. Er konnte mit Hilfe
von mit Wasser gesättigtem Phenol, S-Collidin, Butanol und
Wasser-gesättigter Iso-buttersäure verschiedene Mono- und Di-
saccharide und Uronsäuren trennen. Eine chromatographischeUntersuchung der spezifischen Substanz der Blutgruppe A aus der
Magenhaut des Schweins zeigte die Anwesenheit von Galactose,Glucosamin und Fucose. Im spezifischen Polysaccharid des Bact.
dysenteriae (Shiga) wies S. Partridge9) Galactose, Rhamnose und
Glucosamin nach.
In meiner Arbeit über Hydrazone habe ich, wie bereits erwähnt,mich der Papierchromatographie bedient, um festzustellen, ob die
regenerierten Zucker vollständig einheitlich sind, oder ob beispiels¬weise bei der Zersetzung von Glucose-phenyl-hydrazon neben Glu¬
cose in geringen Mengen Mannose, Fructose oder andere Verbin¬
dungen der Zuckerreihe entstanden wären.
Bei den von S. Partridge9) verwendeten Lösungsmitteln: Colli-
7) Nach der R. Consdenschen Methode beträgt der RF-Wert für Glucose,unabhängig von der Zeit, 0,56. Nach F. J. Williams und H. Kirby war RF,nach 48 Stunden 0,46, nach 64 Stunden 0,48, nach 88 Stunden 0,52.
8) R. Consden, Nature, 162, 359 (1948): Zusammenfassung der bisher
auf verschiedenen Gebieten der Org. Chemie durchgeführten chromato¬
graphischen Untersuchungen mit Papier.9) Biochem. J. 42, 251 (1948).
48
din, Phenol, n-Butanol und Iso-Buttersäure liegen die für Glucose
und Mannose gewonnenen RF-Werte nahe beieinander. Aus diesem
Grunde stellte ich eine Reihe von Versuchen mit in Wasser be¬
schränkt löslichen Flüssigkeiten, wie Essigester, Acetessigester,
Cyanessigester, Cyclohexanon, Paraldehyd und Chloroform an,
die jedoch keine Wanderung der Zucker veranlassten. Mit Chinolin
wurde eine Trennung der Zucker erreicht, die bei Zusatz von Niko¬
tin, s. Tabelle, durch höhere RF-Werte und grössere Verschieden¬
heit derselben verbessert wurde. Gute Trennungen der Zucker er¬
hielt ich mit Pyridin, Nikotin, Aethanol, Methanol, Eisessig und
Wasser. Die folgende Tabelle11) zeigt die für Glucose und Mannose
in verschiedenen Lösungsmitteln gefundenen RF-Werte.
Lösungsmittel RF-Wert der Glucose RF-Wert der Mannose
Chinolin 0,34 0,4
Chinolin + Nikotin 0,49 0,54
75% Aceton-Wasser 0,74 0,66
50% Essigsäure-Wasser 0,83 0,71
50% Alkohol-Wasser 0,7 0,51
Wasser 0,98 0,90
Wasser Collidin 0,9 0,78
R. Consden und Mitarbeiter erklären die RF-Werte als Funktion
des Verteilungskoeffizienten zwischen „cellulosehaltigem" Wasser
und dem Lösungsmittel. Sie begründeten diese Annahme mit der
Beobachtung, dass die Verteilungskoeffizienten der Aminosäuren
zwischen Wasser und Lösungsmitteln eine starke Annäherung an
die RF-Werte aufweisen. Sie stellen ferner eine Formel12) auf, nach
der aus den RF-Werten der Verteilungskoeffizient berechnet werden
kann.
Die Tatsache, dass eine Trennung der Zucker mit Wasser und
mit Wasser mischbaren Lösungsmitteln erfolgte, lässt jedoch an¬
nehmen, dass es sich hier möglicherweise um eine Adsorption der
Zucker an die Cellulose und nicht eine Verteilung der Substanz in
die wässerige und die mit Wasser unmischbare Phase handelt, in
11 ) Die RF-Werte der Fructose liegen stets beträchtlich höher als die
der Glucose und Mannose.
12) B. Consden, A. H. Gordon und A.J.P. Martin, Biochem. J. 38, 225
(1944).
49
der das Papier keinen Einfluss hätte. Versuche mit dem optischstark aktiven Nikotin ([<x]D = —168) d- und L-Xylose zu trennen,blieben erfolglos, trotzdem zu erwarten gewesen wäre, dass bereits
die Verwendung von Filterpapier, welches als Cellulose optischaktiv ist, einen Trennungseffekt bei der Adsorption der d- und
L-Form selbst in inaktiven Lösungsmitteln verursachen würde.
Die Anwendung von Wasser und mit Wasser mischbaren Lö¬
sungsmitteln bei der Chromatographie an Papier hat den Vorteil,dass man durch Veränderung des Wassergehaltes die RF-Werte
von 0 bis 98 Prozent nach Beheben ändern kann. Z. B. beträgt der
RF-Wert von Glucose in Aceton 0,0, in 75-proz. Aceton-Wasser-
Lösung 0,74 und in 50-proz. Aceton-Wasser-Mischung 0,81.
S. Partridge benutzte zur Entwicklung der Chromatogrammereduzierender Zucker ammoniakalische Silbernitratlösung. Diese
liefert jedoch nachdunkelnde, fleckige Bilder, die das Vorhanden-
M F a
o o o
Chinolin-Nicotin-
Wasser
F = Fructose
G = Glucose
Gs = Galacturonsäure
M = Mannose
Ma = Maltose
Masstab 1: 5
Abb. 3
V
F
V V
M G Ma QGs
0 0°O
Chinolin/W.
G M
Wasser.
Collidin
0 0
50-
sein anderer Zucker vortäuschen. Ich wandte deshalb nach Ver¬
suchen mit ammoniakalischer Silbernitratlösung die Ost'sehe
Lösung13), einen Kupferkomplex, an1*). Bei dem solchermassen
behandelten Chromatogramm treten die reduzierenden Zucker als
gelbe Flecken aus blauem Grund hervor; diese verschwinden jedochnach einigen Tagen.
Abbildungen III und IV zeigen Chromatogramme an Papier von
einigen Mono- und Disacchariden in verschiedenen Lösungsmitteln.
Abbildung V zeigt den bei meinen Versuchen verwendeten Appa¬rat, der von jedem Glasbläser leicht hergestellt werden kann. Er
hat den Vorteil, dass man darin bis zu 1 m lange Papierchromato-
gramme durchführen kann.
7- V V
G F H
50%Essigsre.
û0
Q
....
..„.
v..
v
fi F M
50%Äthanol
û
Û G
F = Fructose
G = Glucose
M = Mannose
Masstab 1: 5
Abb. 4
-e c ?-
G F M
75'/.Aceton/w.
0
0
13) 23 g Kupfersulfat, 250 g Kaliumcarbonat, 100 g Kaliumbicarbonat,in einem Liter Wasser gelöst.
14) Man bespritzt das getrocknete Papier mit der Ostschen Lösung und
lässt es bei 90— 100° während 10 Minuten trocknen.
51
lQ
;U-i
V8c,n-.
_.1icm_
<Z>
-focm-*! I4 n,eii -
Abb. 5
52
Oxydation reduzierender Mono- und Disaccharide
mit molekularem Sauerstoff in alkalischer Lösung
Die Oxydation von Zuckern ist sowohl für präparative Zwecke
als auch zu deren Konstitutionsbestimmung von Bedeutung.
Oxydationsprodukte reduzierender Zucker, die therapeutische
Anwendung finden, sind z. B. L-Ascorbinsäure, Calcium-gluconatund die Additionsverbindung von Calciumbromid mit Calcium-
lactobionat. Osone und 2-Dehydro-onsäuren wurden für die Syn¬
these der Ascorbinsäure als Zwischenprodukte hergestellt.In der Natur finden sich Galacturon- und Mannuronsäure als
Bausteine pflanzlicher Polysaccharide, der Pectine und der Algin-
säure. Die Glucuronsäure ist in Form von Glucuroniden im Harn in
reichlicher Menge enthalten.
Mit den üblichen Oxydationsmitteln : Kaliumbichromat, Cer(4)-
sulfat1), Kaliumpermanganat in saurer Lösung und Wasserstoff¬
peroxyd in der Hitze entstehen aus reduzierenden Zuckern oder
Glykosiden keine einheitlichen Oxydationsprodukte, oder es erfolgt
eine vollständige Verbrennung zu Kohlendioxyd und Wasser.
Die Oxydation von Aldosen mit Halogenen, bzw. Hypohalogen-
säuren2) führt ohne Abbau der C-Kette zu Aldonsäuren3). Durch
Puffern mit Bariumcarbonat oder -benzoatwerden beider Oxydation
der Glucose und Xylose mit Brom Ausbeuten von 96, bzw. 90 Pro¬
zent an Glucon- bzw. Xylonsäure erreicht4)5)6). Die Oxydation
1) Cer(4)-sulfat wird zur quantitativen Bestimmung von Kohlenhydraten
angewandt.
2) Hlasiwetz, A. 119, 281 (1861).
3) Durch Oxydation mit Wasserstoffperoxyd in der Kälte können die
Aldonsäuren, unter Verlust eines C-Atoms, mit Ausbeuten bis zu 50 Prozent
in Aldosen umgewandelt werden.
4) H. A. Clowes und B. Tollens, A. 310, 164 (1899).
5) C. S. Hudson und H. S. Isbell, Am. Soc. 51, 2225 (1929).
6) C. S. Hudson und H. S. Isbell, J. Research, Natl. Bur. Standards 3,
57 (1929).
53
mit Brom wird auch auf elektrolytischem Wege ausgeführt7)8)9).Sie dient ferner der Konstitutionsaufklärung reduzierender Di-
saccharide und höherer Saccharide. Lactose z. B. liefert bei der
Oxydation mit Brom Lacto-bionsäure, aus der sich bei der Hydro¬lyse Galactose und Gluconsäure bilden, wodurch bewiesen wird,dass die Glucose im Lactose-Molekül Träger der reduzierenden
Gruppe ist. Auch die Trennung von Aldosen und Ketosenkann durch
die Oxydation mit Brom bewirkt werden, da die Ketosen erst bei
längerer Reaktionsdauer, vorwiegend an der primären Oxygruppe,am C-6 angegriffen werden10)11)12). Die Herstellung von 5-Keto-
L-gulonsäure aus D-Fructose bzw. 5-Keto-L-gluconsäure aus l-
Sorbose gelingt auf diese Weise in präparativem Ausmass. Die
Oxydation von Aldosen durch Hypojodit13)14), d. h. Jod in alka¬
lischer Lösung, zu Aldonsäuren dient, durch Bestimmung des
Jodverbrauchs, zu deren quantitativem Nachweis.
Durch Einwirkung von Salpetersäure und Stickoxyden werden,ebenfalls ohne Abbau des C-Gerüsts, Dicarbonsäuren gewonnen.
Mit 20-proz. Salpetersäure werden primäre alkoholische- und
Aldehyd-Gruppen reduzierender Monosaccharide zu Carboxylenoxydiert, während an den sekundären Oxydgruppen offenbar kein
Eingriff erfolgt. Galactose wird in Ausbeuten über 75 Prozent15)in Schleimsäure umgewandelt. Bei Anwendung von Stickstoff¬
dioxyd und Natriumnitrit anstelle von Salpetersäure wurde eine
90-proz.16) Ausbeute an Schleimsäure erzielt. Mit anderen Aldosen
') H. S. Isbell und H. L. Frush, J. Research Natl. Bur. Standards 6,1145 (1931).
8) H. S. Isbell, U.S. Patent 1, 976, 731 (1934).
") E. L. Heltvig, U.S. Patent 1, 895, 414 (1933).
10) H. Küiani und C. Scheibler, B. 21, 3276 (1888).11 ) M. R. Everett und F. Scheppard, „Oxydation of Carbohydrates ; Ketu-
ronic Acids; Salt Catalysis", Univ. of Oklahoma Medical School (1944).la) G. Romijn, Z. anal. Chem. 36, 349 (1897).
13) K. Bailey und R. H. Hopkins, Biochem. J. 27, 1965 (1933).") E. L. Jackson und C. S. Hudson, Am. Soc. 59, 994 (1937).15) A. W. van der Haar, „Anleitung zum Nachweis, zur Trennung und
Bestimmung der Monosaccharide und Aldehydsäuren", Gebr. Bornträger,Berlin (1920).
") B. L. Browning, G. R. Calkins, R. L. Leaf, W. H. Pherson und W. W.
Pigman, Abstracts, Am. Chem. Soc. Meeting, New York, September (1947).
54
wurden meist schlechtere Ausbeuten an Dicarbonsäuren erhalten.
Gluconsäure, sowie deren Lactone und Salze werden auch durch
Oxydation von Glucose mit Aspergillus niger oder Pénicillium in
Ausbeuten von 90—99 Prozent hergestellt17); Gluconsäure kann
durch die Einwirkung vieler Arten Bakterien und Pilze aus Glucose
gewonnen werden18).
Durch die Oxydation von Zuckeralkoholen mittels Bakterien
werden ferner Ketosen gewonnen. 0. Bertrand) untersuchte die
Oxydation von D-Sorbit zu L-Sorbose durch Acetobacter xylinum ;
die besten Ausbeuten wurden mit Acetobacter suboxydans20), der
ursprünglich in Bier entdeckt wurde, erhalten.
In jüngster Zeit konnte K. Heyns21) reduzierende Zucker in
- alkalischer Lösung in Gegenwart von Platinkatalysatoren, mit Luft
zur On-säure mit der gleichen Anzahl C-Atomen oxydieren. Beim
Schütteln einer mit 10 g Natriumhydrogencarbonat gepufferten
Sorboselösung (18 g in 900 cm3 Wasser) mit Luft in Gegenwart von
20 g 5-proz. Platin-Norit-Katalysator erhielt er das Natriumsalz
der 2-Keto-L-gulonsäuren in 60-proz. Ausbeute. Aus Fructose wurde
2-Keto-D-gluconsäure, ebenfalls in 60-proz. Ausbeute, als Natrium¬
salz gewonnen.
Bei der Oxydation von D-Glucose, D-Galactose, L-Arabinose
und D-Xylose zur On-säure mit gleicher Anzahl C-Atomen, war
die Anwendung von Natriumhydroxyd vorteilhafter als die von
Natriumhydrogencarbonat. Aus D-Glucose isolierte K. Heyns d-
Gluconsäure als Calciumsalz in 80-proz Ausbeute. Die Oxydation
von D-Galactose, L-Arabinose und D-Xylose führte zu den ent¬
sprechenden On-säuren, die als Calcium-galactonat, Calcium-
arabonat, bzw. als Additionsverbindung von Cadmium-xylonat
mit Cadmium-bromid hergestellt wurden. Die Ausbeuten sind je¬
doch nicht angegeben.
") L. Bontroux, Cr. 91, 236 (1880).
18) A. J. Meyer, P. A. Wells, J. J. Stubbs, H. T. Herrick und O. E. May,
Ind. Eng. Chem. 29, 777 (1937); N. Porges, T. F. Clark und S. J. Aronovsky,
Ind. Eng. Chem. 33, 1065 (1941).
19) G. Bertrand, Ann. chim. (8) 3, 181 (1904).
20) E. I. Pulmer, J. W. Dunning, J. F. Quymon und W. A. Underkofler,
Am. Soc. 58, 1012 (1936).
21) A. 558, 177, 187, 192 (1948).
55
Die Verwendung von Luft an Stelle von Sauerstoff erhöhte die
Ausbeuten an On-säure mit gleicher C-Atomzahl, während, wie
später gezeigt wird, bei der Oxydation reduzierender Zucker in
alkalischer Lösung zu On-säuren, unter Verlust eines C-Atoms,mit Sauerstoff die besseren Ausbeuten erzielt werden.
Im Gegensatz zu den bisher angeführten Oxydationen gewinntman bei der Oxydation reduzierender Zucker mit molekularem
Sauerstoff in alkalischer Lösung ohne Katalysatoren unter Auf¬
spaltung der Kohlenstoffkette zwischen C-l und C-2, On-säuren
unter Verlust eines C-Atoms.
Diese Reaktion stellt die beste Abbaumethode für reduzierende
Zucker dar und bildet den Gegenstand eigener Untersuchungen,die auf S. 61 ausführlich behandelt werden.
Tetron- und Pentonsäuren, die sonst durch die Oxydation von
Pentosen und schwer zugänglichen Tetrosen mit Halogenen her¬
gestellt werden müssen, werden auf diese Weise bequem gewonnen.Ferner lassen sich aus den leicht zugänglichen Disacchariden Mal¬
tose, Cellobiose und Lactose Glykosido-pentonsäuren darstellen,deren Gewinnung auf anderen Wegen Schwierigkeiten bereitet.
In saurer oder neutraler Lösung werden reduzierende Zucker,auch bei Zusatz von Katalysatoren, durch Sauerstoff nicht oxy¬diert, während sie in alkalischer Lösung, im Gegensatz zu den nicht
reduzierenden Zuckern, bereits unter sehr milden Reaktions¬
bedingungen und ohne Zusatz von Katalysatoren angegriffen wer¬
den. Sie liefern hierbei unter Verlust des C-Atoms-1 On-säuren
in Ausbeuten bis zu 80 Prozent.
Verhalten der Zucker in alkalischer Lösung
M. L. Wolfrom und W. Lewis*2) behandelten Glucose mit einer
bei 35° C gesättigten Calciumhydroxydlösung und untersuchten
nach fünftägigem Stehen die Zusammensetzung der Mischung. Sie
fanden: 63,5 Prozent Glucose, 31,0 Prozent Fructose, 2,5 Prozent
Mannose, 3,0 Prozent andere Substanzen (wahrscheinlich Saccha¬
rinsäuren).
22) Am. Soc. 50, 837 (1928).
56
Wird Glucose mit verdünnter alkalischer Lösung bei Zimmer¬
temperatur behandelt, so tritt eine von C. A. Lobry de Bruyn und
W. Alberda van Ekenstein23) erstmals beobachtete Umwandlung
ein, durch die neben der Glucose, Mannose und Fructose entstehen.
4-j8-D-Galactosido-D-fructose (Lactulose)24) wurde aus Lactose
gewonnen, und aus Gluconsäure mit Bariumhydroxyd durch
115-stündiges Kochen bei 100° Mannonsäure25) in 20-proz. Aus¬
beute isoliert.
Es scheint, dass neben der Stärke der Base auch die Kationen
einen Einfluss auf die Umlagerung von Zuckern in alkalischer Lö¬
sung ausüben. So beobachtete A. Kusin26), dass bei Zimmertempera¬
tur nach 24-stündigem Einwirken aus einer mit Calciumhydroxydbehandelten Glucoselösung Mannose aus dem Reaktionsgemisch iso¬
liert werden konnte, während Glucose, die unter gleichen Bedingun¬
gen mit Natrium-hydroxyd behandelt worden war, Fructose lieferte.
Zur Erklärung des Umlagerungsmechanismus haben C. A. Lobry
de Bruyn und W. Alberda van Ekenstein21) die Bildung eines inter¬
mediären Enediols angenommen. Durch die Bildung der Doppel¬
bindung zwischen C-1 und C-2 wird die Asymmetrie am C-Atom 2
aufgehoben. Das Enediol wird in der alkalischen Lösung der Zucker
durch Entfärben von Jod in grossen Mengen, sowie durch die Spal¬
tung des Zuckermoleküls zwischen C-1 und C-2 bei der Oxydation
mit Sauerstoff nachgewiesen.CH,OH
IC=0
H—C=0
IHO—C—H
I
Aldose
23) Rec. trav. chim. 14, 203 (1895).
u) E. Montgomery und C. S. Hudson, Am. Soc. 52, 2101 (1930).
25) H. T. Monnet und F. W. Upson, Am. Soc. 55, 1245 (1933).
26) B. 69, 1041 (1936).
2') Rec. trav. ehim. 14, 203 (1895).
Ketose
H—C—OH H—C=0
II _.I
C—OH ^ H—C—OH
I I
1,2-Enediol Aldose
57
Durch die Einwirkung einer gesättigten Calciumhydroxydlösungauf Zucker bei Zimmertemperatur, während dreissig Tagen, oder
beim achtstündigen Kochen einer 8-n. alkalischen Zuckerlösung,werden ausserdem Saccharinsäuren28)29)30) gebildet. Bisher sind
folgende vier Saccharinsäuren bekannt:
CH3 COOH
\/C—OH
|
HOH,C COOH
\/C—OH
1
COOH
1CH(OH)
CH2OH1CH(OH)
1 TT
CH(OH) CH2|
CH2|
l/H
^NCOOHCH(OH) CH(OH) CH(OH) CH(OH)
CH2OH CH2OH CH(OH) CH2OH
Saccharinsäure Isosaccharinsäure
CH2OH
Metasaccharinsäure
Para-
saccharin-
säure
Für die Bildung der Saccharinsäuren aus den Zuckern sind die
folgenden Mechanismen vorgeschlagen worden, bei denen jedochdie erwähnten Zwischenprodukte nicht isoliert worden sind:
1. Da bei der Einwirkung von Alkalien auf Zucker, wie später er¬
örtert wird, als hauptsächlichste Spaltprodukte Glycerin-aldehydund Milchsäure gewonnen werden, nahm H. Kiliani31) an, dass
diese durch Aldolkondensation Saccharinsäuren ergaben.
CH3 COOH
\/C—OH
i
CH=0 COOH CH(OH)1CH(OH) + CH(OH)
Aldol kond. 1CH(OH)
Alkali
CH2OH CH3 CHaOH
Saccharinsäure
28) C. Scheibler, B. 13, 2212 (1880).2») H. Kiliani, B. 15, 701, 2953 (1882).30) U. V. Nef, A. 376, 1 (1910).
31) B. 35, 3539 (1902).
Nach J. V. Nef32} wird von der aus Glucose durch G. A. Lobry
de Bruyn'sche Umlagerung entstandenen Fructose an den C-
Atomen 3 und 4 ein Mol Wasser abgespalten und ein Diketon
gebildet, das durch Benzilsäure-Umlagerung in die Iso-saccha-
rinsäure umgesetzt wird.
CHoOH
u1
CH,OH
1C=0
1
CH2OH1 /COOHC(
|\OHCH(OH) _HjO C=0
1 > 1CH(OH) CH2
Benzils&ure-
>
umlagerung
CH21CH(OH)
CH(OH) CH(OH) CH2OH
CH2OH CH2OH Isosaccharinsäure
3. H. Ohless) nahm eine Pinakolin-Umlagerung am Fructosemolekül
und danach eine Wasserabspaltung an den C-Atomen 1 und 2
bzw. 2 und 3 an. Durch darauffolgende Wasseraufnahme an den
gleichen Stellen wird die Entstehung von Saccharin- bzw.
Iso-saccharinsäure erklärt.
CH2OHIc=o
HO—C—H
H—C—OH
H—C—OH
CH„OH
C
IH—C—OH —
IH—C—OH
ICHjOH
I
CH2OH HOH2C COOH
I \/,C—OH CH
O
H-
H-
\C—H
I-C—OH
I-C—OH
ICH,OH
H—C—OH+ IH—C—OH
CH,OH
C-
H-C-
IH—C-
-OH
-OH
-OH
CH2OH
Saccharinsäure
82) A. 376, 11 (1910).
33) Ergeb. Physiol. 33, 694 (1931).
59
HOH,C COOH
\/C
IICH
j
HOHoC COOH
C—OH
|—*-
ÇHaH—C—OH
IH—C—OH
1
CH2OH CH2OH
Isosaccharinsäure
4. IsbellZi) erklärt die Bildung von Metasaccharinsäure aus dem
nach C. A. Lobry de Bruyn entstandenen 1,2-Enediol durch
eine innere Cannizzaro-Umlagerung.
CH=0
ICH(OH)
CH(OH)
Aldose
H—C—OH H—C=0
Il -Ha0 IC—OH-> C—OH >
CH(OH)
1,2-Enediol
CH
H—C=0 COOH
I Cannlzzaro |-y c=0 >- CH(OH)
CH« CH«
i I
Metasaccharinsäure
Durch dreimonatige Einwirkung von Alkali-Lösung auf redu¬
zierende Zucker bei Zimmertemperatur findet neben der oben er¬
wähnten C. A. Lobry de Bruyn'schen- und einer Saccharinsäure-
Umlagerung auch eine Spaltung der Zuckermoleküle in Verbin¬
dungen mit kleinerer C-Zahl statt. Zum Teil werden auch diese
Verbindungen umgelagert, so dass schliesslich eine grosse Zahl
Umlagerungs- und Spaltprodukte im Reaktionsgemisch enthaltensind. Aus einer alkalischen Glucose-Lösung konnte J. U. W. Nef35)93 Zersetzungsprodukte isolieren. Darunter wurden Milchsäure,Glycerinaldehyd, Di-oxyaceton, Di-oxybuttersäure und Formalde¬
hyd in grösseren Mengen aufgefunden.
-34) J. Research, Natl. Bur. Standards 32, 45 (1944).35) A. 257, 294 (1907); 376, 1 (1910); 403, 204 (1913).
60
Einwirkung von molekularem Sauerstoff auf alkalische Lösungenreduzierender Zucker
Die ersten Versuche, Zucker in alkalischer Lösung mit Luft zu
oxydieren, wurden 1896 von F. Frammm) und H. Schade31) durch¬
geführt. Die Annahme dieser Forscher, dass die von ihnen als
Hauptprodukt der Oxydation durch Titration festgestellte Säure
Ameisensäure wäre, wurde durch eine spätere Arbeit von E. Buch¬
ner und I. Miesenheiner38) widerlegt. Diese leiteten 6 Tage lang
Luft durch eine Lösung von 10 g Fructose in 200 cm3 0,5-n Natrium¬
hydroxyd. Nach Zusatz der äquivalenten Menge Salzsäure erhielten
sie beim Abdampfen der Lösung 2,6 g Ameisensäure und isolierten
durch Ausäthern weitere 8 g Sirup, aus dem sie 3 g Calcium-ery-
thronat und 0,1 g glycolsaures Zink gewannen, während die rest¬
lichen 5 g Sirup nicht identifiziert werden konnten. J. W. E. Glatt-
field39) gewann nach der gleichen Methode neben Ameisensäure
in einer Ausbeute von 14 Prozent, durch Behandeln des Sirups mit
Phenyl-hydrazin das Phenyl-hydrazid der D-Arabonsäure in
10-proz. Ausbeute. Daneben wurden kleine Mengen D-Erythron-
säure und L-Threonsäure in Form ihrer Lactone und D,L-Gly-
cerinsäure als Brucinsalz nachgewiesen. Die schlechte Ausbeute
an D-Arabonsäure-phenyl-hydrazid ist wohl der nicht vollständig
durchführbaren Hydrazid-Bildung, sowie beträchtlichen Verlusten
bei der Reinigung zuzuschreiben.
J. U. JVe/40)41) gewann aus 50 g Galactose in 5 Litern 1,4-proz.
Natronlauge nach 48-stündigem Durchleiten von Luft, Zusatz der
äquivalenten Menge Säure, Eindampfen und Extraktion mit ab¬
solutem Alkohol, 18,4 g D-Lyxonsäure-lacton und Ameisensäure
als Nebenprodukt. Auf dem gleichen Weg konnte er aus 50 g Ara-
binose bzw. 50 g Xylose, 14 g bzw. 18 g Erythronsäure-lacton,
36) Arch. Physiol. 46, 587 (1896).
3') B. 39, 4217 (1906).
38) B. 39, 4217 (1906).
39) Am. Chem. J. 50, 135 (1913).
40) A. 403, 204 (1914).
41) J. U. W. Nef, O. F. Hedenburg u. J. W. Glattfeld, Am. Soc. 39, 1638
(1917).
61
bzw. Threonsäure-phenyl-hydrazid gewinnen. Nebenprodukte die¬
ser Reaktion waren neben Ameisensäure Glycolsäure und Glycerin-säure, sowie D-Threonsäure, bzw. D-Erythronsäure in kleinen
Mengen, die in Form von Salzen isoliert wurden.
C. S. Hudson und L. H. Chernoff4*2) stellten aus L-Rhamnose
durch Oxydation mit Luft in alkalischer Lösung, nach der Methode
von J. U. Nef, L-Rhamnotetronsäure her, die sie als Lacton aus
dem Reaktionsgemisch isolierten. E. P. Clark*3) oxydierte Fucose
in alkalischer Lösung mit Luft und isolierte aus dem Reaktions¬
gemisch, nach dem oben beschriebenen Verfahren, das Lacton der
Fucotetronsäure, das eine stark negative Drehung aufwies. Gestützt
auf die Lacton-Regel von C. 8. Hudson**) folgerte E. P. Clark,dass die OH-Gruppe am C-4 der Säure bzw. am C-5 der Fucose nach
links gerichtet ist.
H 0
C (1)HCOOH
+
HO—C—HCOOH
(2) II H—C—OH
H—C—OH (3)H—C—OH
H—C—OH
1(4)
HO—C—HHO—C—H
1(5) 1
CH3CH3
42) Am. Soc. 40, 1005 (1918).43) J. Biol. Chem. 54, 65 (1922).44) Die Hudsonsche Lacton-Regel besagt, daß bei positiver Drehung der
Ring eines Lactons rechts, bei negativer Drehung links der in E. Fischersohen
Projektionsweise geschriebenen Formel steht. "
O O
c—
o o
-c
_c—
I—c—
I—c—
(+)
62
0. Spengler und A. PfannenstieliS)i&) gelang es, durch Anwendung
von Sauerstoff an Stelle der Luft die Methode bedeutend zu ver¬
bessern. Die Lösungen von D-Glucose, D-Fructose und D-Mannose
in 2-n. Kalilauge ergaben nach 4-stündigem Schütteln mit Sauerstoff
bei 40° D-Arabonsäure in Ausbeuten von 75, 66 bzw. 67 Prozent.
Beim Versuch, Maltose auf diesem Wege zu oxydieren, wurde 3-
a-D-Glucosido-D-arabonsäure als Sirup erhalten.
Bei der Oxydation von Fructose-6-phosphorsäure mit Sauerstoff
in alkalischer Lösung erhielten C. Neuberg und H. Collatz") nach
dem Verfahren von 0. Spengler und A. Pfannenstiel, Arabonsäure-
5-phosphorsäure als Bariumsalz in einer Ausbeute von 89 Prozent
d. Th. C. S. Hudson und Mitarbeiter48) klärten die Konstitution
von Sedoheptulose (D-Altroheptulose) und Perseulose (L-Galacto-
heptulose) durch deren Oxydation mit Sauerstoff in alkalischer
Lösung zu D-Altronsäure bzw. L-Galactonsäure auf. D-Altronsäure
wurde in 20-proz. Ausbeute als Calciumsalz, L-Galactonsäure in
45-proz. Ausbeute als Kaliumsalz isoliert. H. S. Isbelli9) führte die
Oxydation mit Sauerstoff in alkalischer Lösung bei D-Xylose, L-
Arabinose, L-Sorbose, D-Galactose und D-Glucose durch; er gewann
hierbei D-Threonsäure als Brucinsalz in 45-proz. Ausbeute aus d-
Xylose, L-Erythronsäure als Brucinsalz in 43-proz. Ausbeute aus
L-Arabinose, L-Xylonsäure in 43-proz. Ausbeute als Additions¬
verbindung von Cadmium-xylonat und Cadmiumbromid aus L-Sor¬
bose, D-Lyxonsäure als Lacton in 28-proz. Ausbeute aus D-Galactose
und D-Arabonsäure als Calciumsalz in 67-proz. Ausbeute aus d-
Glucose.
Mechanismus der Oxydation von Zuckern in alkalischer Lösung
K. Spengler xmàA. Pfannenstiel weisen daraufhin, dass die Zucker
nicht in der offenen Carbonylform oxydiert werden können, da da¬
bei eine Säure mit der gleichen Anzahl C-Atome entstehen müsste.
«) Z. Ver. deut. Zucker-Ind. 85, 546 (1933).
") D.R.P. Nr. 618164/12/Gruppe 11.
«') Cellulosechemie 17, 125 (1934).
") G. S. Hudson, N. K. Richmyer, R. M. Hann, Am. Soc. 61, 340, 343
(1939).
49) J. Research Natl. Bur. Standards 29, 227 (1942).
63
J. U. Nef erklärt die Bildung von On-säuren unter Verlust eines
C-Atoms und diejenige von Ameisensäure und geringen Mengenniedriger On-Säuren aus den Enediolformen. Glucose z. B. würde
in der 1,2-Enediolform oxydiert, wobei D-Arabonsäure und Amei¬
sensäure entstehen. Durch Verschiebung der Doppelbindung wer¬
den andere Enediole und dementsprechend niedrigere Oxydations-
Produkte gewonnen.
Ausführung der Oxydation mit Sauerstoff
J. U. Nef oxydierte die reduzierenden Zucker bei Zimmer¬
temperatur, indem er durch die Lösung eines Äquivalents des
Zuckers in zwei Äquivalenten 1-n. Alkali-Lösung^ 48 Stunden langLuft durchblies. 0. Spengler und A. Pfannenstiel führten die Oxy¬dation bei 40° durch und Hessen unter Schütteln Sauerstoff 5 Stun¬
den lang auf die Lösung einwirken.
Wird die Reaktion durch Schütteln in Sauerstoff-Atmosphäredurchgeführt, so ist es möglich, den Verbrauch an Sauerstoff zu
verfolgen.Die Aufarbeitung des Reaktionsgemisches erfolgt durch Zu¬
gabe der dem Alkah äquivalenten Menge Salzsäure und Eindampfenzur Trockene. Hierdurch wird die Ameisensäure entfernt. Die On-
säure wird darauf mit absolutem Methanol extrahiert und in Form
charakteristischer Derivate oder Salze kristallin isoliert.
In meiner,Arbeit war ich bemüht, die optimalen Reaktions¬
bedingungen bei der Oxydation mit Sauerstoff in alkalischer Lö¬
sung festzustellen. Ich konnte durch tropfenweise Zugabe des
Alkah zu einer unter Sauerstoff geschüttelten wässerigen Lösungvon Galactose eine Ausbeute an D-Lyxonsäure von 40 Prozent ge¬
winnen, während H. 8. Isbell, wie früher erwähnt50), bei der Durch¬
führung der Oxydation in einem anfangs zu stark alkalischen Me¬
dium, eine 28-proz. Ausbeute erhalten hatte.
Auch eine Verbesserung der Methode der Aufarbeitung wurde
erzielt. Das alkalische Reaktionsgemisch wird danach zur Entfer¬
nung der Kationen durch eine Säule mit Kationaustauschharz
50) S. 63.
64
fliessen gelassen. Die in der Lösung neben der On-säure gebildetebeträchtliche Menge Ameisensäure wird durch Eindampfen ent¬
fernt. Aus dem Rückstand gewinnt man die On-säure, wie oben
beschrieben, in Form ihrer kristallisierten Derivate.
Bisher wurde die Oxydation der reduzierenden Zucker mit
Sauerstoff in Lösungen von Natrium-, Kalium- und Bariumhydro¬
xyd durchgeführt.Ich wandte ausserdem Calciumhydroxyd an, das aber die Aus¬
beute an On-säure gegenüber Bariumhydroxyd nicht zu erhöhen
vermochte.
Versuche, die Oxydation reduzierender Zucker in schwach alka¬
lischen Lösungen, z. B. von Magnesiumhydroxyd, Ammonium¬
hydroxyd, Trimethylamin, Kaliumcarbonat, Kaliumacetat mit
Sauerstoff bei Zimmertemperatur oder bei 100 Atm. Druck und
100° durchzuführen, ergaben keine Umsetzungen.Weitere Versuche, die Oxydation in Ammoniak unter Zusatz von
Katalysatoren, wie Kupfersulfat, Silbernitrat und Goldchlorid aus¬
zuführen, gaben ebenfalls keine Umwandlungen.In wässeriger Lösung und durch Zusatz von Katalysatoren wie
Vanadiumpentoxyd oder Vanadiumpentoxyd in einer Mischung
gleicher Mengen von Wasserstoffsuperoxyd und Eisessig, Kobalt-
acetat, Kaliumcyanid, Mangansulfat wurde gleichfalls mit Sauer¬
stoff keine Oxydation bewirkt.
In meiner Arbeit stellte ich durch Oxydation mit Sauerstoff aus
den reduzierenden Disacchariden Cellobiose und Lactose, nach der
Methode von 0. Spengler und A. Pfannenstiel, die entsprechenden
CHOHIC—H
O
O
CH2OH
Cellobiose
O
CH.OH
HCOOH
+COOH
CH
O O
CHaOH
3-D-Glucosido-D-arabonsäure
65
CHOH
CH2OH
Lactose
C—H
O
O — O
CH2OH
HCOOH
+COOH
-CH
O O
CH2OH
3-D-Galactosido-D-arabonsäure
Hexosidopentonsäuren her, die in guter Ausbeute als kristalline
Brucinsalze isoliert werden konnten.
Diese Säuren wurden bis anhin aus 3-D-Glucosido-r>-arabinose-
bzw. 3-D-Galactosido-D-arabinose durch Oxydation mit Brom her¬
gestellt51) 52) und in Form amorpher bzw. schlecht kristallisierender
Calcium-Salze gewonnen.
Zur Bestätigung der Zusammensetzung des Brucinsalzes, das
aus der Oxydation von Cellobiose gewonnen wurde, habe ich dieses
mit Natriumhydroxyd behandelt, vom ausfallenden Brucin ab¬
filtriert und die Lösung mit Wofatit KS von Natriumionen be¬
freit. Hierauf wurde die Lösung mit Salzsäure hydrolysiert, mit
Kaliumhydroxyd versetzt und die D-Arabonsäure als Kaliumsalz
nachgewiesen. Die Mutterlauge wurde nochmals mit Wofatit KS
behandelt und die Glucosemit Phenyl-hydrazin als D-Arabo-hexose-
phenyl-osazon isoliert.
Nach der Methode von 0. Spengler und A. Pfannenstiel konnte
ich Galacturonsäure zur D-Arabo-trioxy-glutarsäure oxydieren,die als Kaliumsalz kristallisiert erhalten wurde.
Die Oxydation von Ascorbinsäure mit Sauerstoff in alkalischer
Lösung führte zu einer Spaltung der Doppelbindung. Aus dem
Reaktionsgemisch wurden L-Threonsäure, als Brucinsalz, und
Oxalsäure gewonnen. Diese beiden Säuren entstehen ebenfalls bei
der Oxydation mit Sauerstoff in alkalischer Lösung aus der Dehydro-ascorbinsäure.
51) P. A. Levene und M. L. Wolfrom, J. Biol. Chem. 77, 671 (1928).52) P. A. Levene und Wintersteinet, J. Biol. Chem. 75, 315 (1927).
66
Glucosamin und Penta-acetyl-glucose konnte ich in einer Aus¬
beute von 80 Prozent zu Arabonsäure abbauen, die als Kaliumsalz
isoliert wurde.
COOH
COOH
+COOH
IH—C—OH
HO—C—H
CH2OH
L-Threonsäure
CO
OH
O
AlkaliC—OH
IH—C
HO—C—H
CH2OH
Ascorbinsäure
02>
Neutral
CO—
IC=0
'
, Ic=o
IH—C
O o,
Alkali
HO—C—H
ICH2OH
Dehydroasoorbmsäure
COOH
ICOOH
+COOH
IH—C—OH
HO—C—H
ICH2OH
L-Threonsäure
67
Experimenteller Teil1)
Herstellung neuer und schwer zugänglicher Osazone
L-Xylo-hexose-p-tolyl-osazon
1 g L-Sorbose wurde in 5 cm3 Wasser gelöst, nach Zugabe von
5 cm3 Eisessig mit 2,25 g p-Tolyl-hydrazin versetzt und 15 Minuten
auf dem Wasserbad erwärmt. Beim Erkalten der Lösung kristalli¬
sierte das Osazon aus; es wurde nach dem Abfiltrieren mit wenigWasser gewaschen, aus Alkohol-Wasser zweimal umkristallisiert
und zur Analyse 24 Stunden bei 70° im Hochvakuum getrocknet.Das analysenreine Präparat schmolz bei 166° (u. Zers.).
3,728 mg Substanz gaben 8,470 mg C02 und 2,219 mg HaO2,412 mg Substanz gaben 0,310 cm3 N2 (22°, 726 mm)
C2oH2604N4 Ber. C 62,16 H 6,78 N 14,50%Gef. C 62,00 H 6,66 N 14,20%.
6-Desoxy-L-arabo-hexose-p-tolyl-osazon
1 g L-Rhamnose wurde in 5 cm3 Wasser gelöst und mit einer Lö¬
sung von 2,25 g p-Tolyl-hydrazin in 5 cm3 Eisessig versetzt. Nach
10-minütigem Erhitzen auf dem Wasserbad kristallisierte das Osa¬
zon. Das Präparat wurde abfiltriert, mit Wasser gewaschen, zwei¬
mal aus Alkohol-Wasser umkristallisiert und zur Analyse 24 Stun¬
den bei 70° im Hochvakuum getrocknet. Das analysenreine Osazon
schmolz bei 205° (u. Zers.).
3,740 mg Substanz gaben 8,886 mg C02 und 2,366 mg HaO3,074 mg Substanz gaben 0,420 cm3 N2 (19°, 727 mm)
C20H26O3N4 Ber. C 64,84 H 7,07 N 15,12%Gef. C 64,84 H 7,08 N 15,27%.
x) Alle Schmelzpunkte sind korrigiert.
68
D-Lyxo-hexose-p-brom-phenyl-osazon2)
1 g D-Galactose wurde in 7 cm3 H20 gelöst, mit 3,2 g p-Brom-
phenyl-hydrazin in 5 cm3 Eisessig versetzt und 5 Minuten auf dem
Wasserbad erhitzt. Das Osazon kristallisierte beim Erkalten der
Lösung; es wurde zur Analyse zweimal aus Alkohol-Wasser um¬
kristallisiert und bei 70° 48 Stunden im Hochvakuum getrocknet.Das Analysenpräparat schmolz bei 190° (u. Zers.).
3,575 mg Substanz gaben 5,491 mg C02 und 1,275 mg H203,335 mg Substanz gaben 0,320 cm3 N2 (20°, 738 mm)
Ci8H20O4N4Br2 Ber. C 41,88 H 3,91 N 10,85%Gef. C 41,92 H 3,99 N 10,85%.
D-Arabo-hexose-ß-naphthyl-osazon
2 g d-Glucose wurden in 10 cm3 Wasser gelöst. Nach Zugabevon 4,5 g j8-Naphthyl-hydrazin-hydrochlorid und 4,6 g kristallisier¬
tem Natriumacetat wurde die Lösung eine halbe Stunde auf dem
Wasserbad erhitzt. Das Osazon kristallisierte aus der heissen
Lösung. Das zweimal aus Alkohol umkristallisierte Präparatschmolz bei 205° (u. Zers.). Zur Analyse wurde es bei 70° 48 Stun¬
den im Hochvakuum getrocknet.
38,50 mg Substanz gaben 9,572 mg C02 und 1,895 mg H202,938 mg Substanz gaben 0,323 cm3 N2 (24°, 725 mm)
C26H2604N4 Ber- C 68,10 H 5,72 N 12,22%Gef. C 67,85 H 5,51 N 12,05%.
Aus einer alkoholischen Lösung des Osazons konnte mit Pikrin¬
säure kein Pikrat erhalten werden.
Herstellung verschiedener Zucker-Osotriazole
I. NACH DER METHODE VON HUDSON
a) Phenyl-osotriazole
L- Threopentose-phenyl-osotriazol (I)
5 g L-Threopentose-phenyl-osazon aus L-Xylose wurden mit
einer Lösung von 4 g Kupfer(II)-sulfat-pentahydrat in 300 cm3
2) A.W. van der Haar, Vgl. S. 39.
69
Wasser 30 Minuten unter Rückfluss gekocht. Die auf 20° gekühlteLösung wurde von geringen Mengen eines roten Niederschlagesabfiltriert, vom Kupferion mit Schwefelwasserstoff bei 20° und
von der Schwefelsäure mit überschüssigem Bariumcarbonat durch
kurzes Aufkochen befreit. Die über wenig Kohle filtrierte Lösungwurde im Vakuum zur Trockene eingedampft. Der Rückstand
wurde mehrmals aus der 100-fachen Menge Äther kristallisiert.
Das in farblosen Blättchen kristallisierende reine Triazol (I)schmolz scharf bei 88°. Es ist in Methyl- und Aethyl-alkohol und
in viel warmem Äther löslich. Fast unlöslich ist es in kaltem Äther.
Das Analysenpräparat wurde bei 130° im Hochvakuum sublimiert.
3,664 mg Substanz gaben 7,516 mg C02 und 1,890 mg H203,020 mg Substanz gaben 0,482 cm3 N2 (16°, 722 mm)
CuH1303N3 Ber. C 56,16 H 5,57 N 17,86%Gef. C 55,98 H 5,77 N 17,89%
[a]D = + 32,5° (c = 0,4 in Wasser).
Triacetat (I). 100 mg L-Threopentose-phenyl-osotriazol (I)wurden mit 0,5 cm3 Pyridin und 0,5 cm3 Acetanhydrid 24 Stunden
bei 20° gehalten, in Äther aufgenommen und mit 1-n. Salzsäure,1-n. Soda und Wasser gewaschen. Das Acetat wurde zur Analysebei 150° im Hochvakuum destilliert.
3,746 mg Substanz gaben 7,729 mg C02 und 1,714 mg H20
C17H1906N3 Ber. C 56,50 H 5,30%Gef. C 56,30 H 5,12%.
Tribenzoat (Ib). Die Lösung von 100 mg Triazol I in 1 cm3
Pyridin wurde bei 0° mit 0,25 cm3 Benzoylchlorid versetzt und
24 Stunden bei 20° stehen gelassen. Nun wurden 3 cm3 abs. Alko¬
hol zugegeben und die Mischung nach 10 Minuten in verdünnter
Salzsäure und Chloroform aufgenommen. Nach mehrmaligem Wa¬
schen mit 1-n. Salzsäure, 1-n. Soda und Wasser wurde das Chloro¬
form im Vakuum entfernt. Aus dem öligen Rückstand destillierte
das Aethyl-benzoat beim Erhitzen im Hochvakuum bis 100° rest¬
los ab; das analysenreine Tribenzoat destillierte bei 240°.
3,697 mg Substanz gaben 9,491 mg C02 und 1,542 mg H2QC32H2506N3 Ber. C 70,19 H 4,60%
Gef. C 70,06 H 4,67%.
70
Das analysenreine Präparat konnte beim Anreiben mit wenig ab¬
solutem Alkohol nicht kristallisiert werden.
6-Desoxy-L-arabo-hexose-phenyl-osotriazol (II)
5 g 6-Desoxy-L-arabo-hexose-phenyl-osazon aus L-Rhamnose
wurden nach der Vorschrift zur Herstellung von D-Threopentose-phenyl-osotriazol (I) in das 6-Desoxy-L-arabo-hexose-phenyl-oso-triazol (II) umgewandelt. Das Triazol (II) kristallisierte aus 25 cm3
Wasser in langen Nadeln vom Smp. 140°. Zur Analyse wurde das
Triazol (II) noch dreimal aus Wasser umkristallisiert, wobei sich
der Schmelzpunkt nicht änderte. Das Analysenpräparat (1,2 g)wurde bei 130° im Hochvakuum sublimiert.
3,634 mg Substanz gaben 7,692 mg C02 und 1,934 mg H203,530 mg Substanz gaben 0,529 cm3 N2 (17°, 723 mm)
Ci2H1503N3 Ber. C 57,82 H 6,07 N 16,86%Gef. C 57,76 H 5,96 N 16,78%
[a]D = +67,5° ±2° (c = 1,0 im Feinsprit).
Triazol (II) ist löslich in Methanol, Aethanol und Chloroform.
Triacetat (IIa). Das mit Acetanhydrid und Pyridin bei
Zimmertemperatur hergestellte Triacetat wurde zur Analyse bei
150° im Hochvakuum destilliert.
3,666 mg Substanz gaben 7,692 mg C02 und 1,805 mg H20
C18H2106N3 Ber. C 57,59 H 5,64%Gef. C 57,26 H 5,51%.
Tribenzoat (IIb). Das wie Ib hergestellte Tribenzoat (IIb)destillierte im Hochvakuum bei 240°. Das glasige Destillat kri¬
stallisierte beim Anreiben mit absolutem Alkohol. Das bei 110°
schmelzende Analysenpräparat wurde aus der 15-fachen Mengeabsolutem Alkohol umkristallisiert und 24 Stunden bei 100° im
Hochvakuum getrocknet.
3,581 mg Substanz gaben 9,258 mg C02 und 1,553 mg H20C33Ha706N3 Ber. C 70,58 H 4,85%
Gef. C 70,55 H 4,85%
[a]D = +33° ± 1° (c = 1,0 in Chloroform).
71
6-Desoxy-L-arabo-hexose-phenyl-osotriazol (III)
Das aus 5 g 6-Desoxy-L-arabo-hexose-phenyl-osazon (aus d-
Chinovose) wie (I) hergestellte Triazol (III), kristallisierte aus
25 cm3 Wasser in langen Nadeln. Das dreimal aus Wasser um¬
kristallisierte Präparat (1,0 g) schmolz bei 140°. Zur Analyse wurde
das Triazol (III) im Hochvakuum bei 150° sublimiert.
3,819 mg Substanz gaben 8,082 mg C02 und 2,097 mg H20
2,278 mg Substanz gaben 0,344 cm3 N2 (19°, 721 mm)
C12H1603N3 Ber. C 57,82 H 6,07 N 16,86%Gef. C 57,7S H 6,14 N 16,75%
[«]D = - 67,5° ±2° (c = 1,0 in Feinsprit).
Triacetat (lila). Das wie Ia hergestellte Triacetat (lila)wurde zur Analyse bei 150° im Hochvakuum destilliert.
3,874 mg Substanz gaben 8,161 mg C02 und 1,979 mg H20
C18H2106N3 Ber. C 57,59 H 5,64%Gef. C 57,49 H 5,72%.
Tribenzoat (Illb). Das wie Ib hergestellte Tribenzoat (Ulb)wurde zur Analyse bei 240° im Hochvakuum destilliert.
Das Präparat kristalüsierte beim Anreiben mit absolutem Alkohol.
Nach dem Kristallisieren aus 15 Teilen absolutem Alkohol schmolz
das Tribenzoat (Illb) bei 100°.
3,577 mg Subszanz gaben 9,250 mg C02 und 1,537 mg H20
C33H2,06N3 Ber. C 70,58 H 4,85%Gef. C 70,58 H 4,81%
[a]D = -33° ± 1° (c = 1,0 in Chloroform)
6-Desoxy-D,L-arabo-hexose-phenyl-osotriazol (IV)
Eine Mischung von 20 mg 6-Desoxy-D-arabohexose-phenyl-oso-triazol (III) und 20 mg 6-Desoxy-L-arabo-hexose-phenyl-osotriazol(II) wurden in 1 cm3 heissem Wasser gelöst. Beim Abkühlen kri¬
stallisierte das Präparat in Nadeln. Die Kristalle wurden zur Ana¬
lyse bei 150° im Hochvakuum sublimiert. Das Analysenpräparatschmolz bei 110°.
3,748 mg Substanz gaben 7,941 mg COa und 2,058 mg HaO2,206 mg Substanz gaben 0,333 cm3 N2 (17°, 720 mm)
72
C12H1503N3 Ber. C 57,82 H 6,07 N 16,86%Gef. C 57,82 H 6,14 N 16,83%
[a]D = 0,0° (c = 0,5 in Feinsprit)
Tribenzoat (IVb). Eine Mischung von 25 mg IIb und 25 mgIII b wurde in 1 cm3 heissem absolutem Alkohol gelöst. Nach dem
Erkalten wurde, da die Kristallisation nicht spontan einsetzte,nacheinander mit IIb und Illb angeimpft. Das bei 106° schmel¬
zende Analysenpräparat wurde 48 Stunden bei 100° im Hoch¬
vakuum getrocknet.
3,688 mg Substanz gaben 9,513 mg C02 und 1,575 mg H20C33H2,06N3 Ber. C 70,58 H 4,85%
Gef. C 70,39 H 4,78%[a]D = 0,0° (e = 1,0 in Chloroform)
b) p-Tolyl-osotriazole
D-Arabo-hexose-p-tolyl-osotriazol (V)
6 g D-Arabo-hexose-p-tolyl-osazon aus D-Glucose wurden mit
einer Lösung von 5 g Kupfersulfat in 400 cm3 Wasser 2 Stunden
unter Rückfluss gekocht und die Lösung vom roten Kupfernieder¬schlag abfiltriert. Nach einigen Stunden fiel das Osotriazol (3 g)in langen Nadeln aus. Das Präparat schmolz bei 208°; es ist löslich
in Pyridin und heissem Alkohol, dagegen fast unlöslich in Wasser,kaltem Alkohol, Methanol, Äther, Chloroform, Aceton. Zur Ana¬
lyse wurde das Triazol aus heissem Alkohol umkristallisiert und
zweimal bei 150° im Hochvakuum sublimiert.
3,565 mg Substanz gaben 7,271 mg 0O2 und 1,938 mg H202,995 mg Substanz gaben 0,413 cm3 N2 (22°, 726 mm)
C13H1704N3 Ber. C 55,90 H 6,14 N 15,04%Gef. C 55,67 H 6,09 N 15,24%
[a]D = -42° (c = 0,6 in Dioxan-Wasser 3 : 1).
Tetraacetat (Va). Das mit Acetanhydrid und Pyridin her¬
gestellte Tetraacetat wurde aus Alkohol umkristallisiert und zur
Analyse zweimal bei 150° im Hochvakuum destilliert. Das Präparatschmolz bei 112°.
73
3,755 mg Substanz gaben 7,757 mg C02 und 1,905 mg HaOC21H2508N3 Ber. C 56,37 H 5,63%
Gef. C 56,38 H 5,68%[o]D = -25° (o = 0,6 in Chloroform)
Tetrabenzoat (Vb). Das Benzoylierungsprodukt wurde zur
Analyse zweimal bei 170° destilliert; es konnte nicht in kristallinerForm erhalten werden.
3,702 mg Substanz gaben 9,580 mg C02 und 1,594 mg H20C41H3308N3 Ber. C 70,78 H 4,78%
Gef. C 70,62 H 4,82%.
D-Lyxo-hexose-p-tolyl-osotriazol (VI)
Das aus 1 g D-Galactose und p-Tolyl-hydrazin hergestellte d-
Lyxo-hexose-p-tolyl-osazon wurde mit 0,8 g Kupfersulfat in
100 cm3 Wasser 1 Stunde gekocht und dann heiss filtriert. Das Fil¬
trat wurde vom Kupferion mit Schwefelwasserstoff und von der
Schwefelsäure mit Bariumcarbonat befreit und zur Trockene ein¬
gedampft. Das aus Äther umkristallisierte Osotriazol (0,2 g)schmolz bei 133°. Zur Analyse wurde das Präparat zweimal im
Hochvakuum bei 150° sublimiert.
1,642 mg Substanz gaben 3,361 mg C02 und 0,918 mg H203,509 mg Substanz gaben 0,479 cm3 N2 (20°, 725 mm)C13H1704N3 Ber. C 55,90 H 6,14 N 15,05%
Gef. C 55,86 H 6,26 N 15,16%[«1d = - 17° (c = 0,6 in Feinsprit).
Tetraacetat (Via). Das wie Ia hergestellte Tetraacetat wurdezur Analyse bei 150° zweimal im Hochvakuum destilliert.
3,793 mg Substanz gaben 7,831 mg COa und 1,883 mg HaOC21H2508N3 Ber. C 56,37 H 5,63%
Gef. C 56,34 H 5,56%.
Tetrabenzoat (VIb). Das wie Ib hergestellte Tetrabenzoatwurde im Hochvakuum bei 170° zweimal destilliert.
3,ß62 mg Substanz gaben 9,464 mg C02 und 1,628 mg H20C41H3308N3 Ber. C 70,78 H 4,78%
•Gef. C 70,52 H 4,98%.
74
D-Erythro-pentose-p-tolyl-osotriazol (VII)
Das aus 1 g D-Ribose hergestellte D-Erythro-pentose-p-tolyl-osazon wurde nach der Vorschrift zur Herstellung des Triazols VI
in D-Ribose-p-tolyl-osotriazol umgewandelt. Das dreimal aus
Äther umkristallisierte un'd bei 130° im Hochvakuum sublimierte
Präparat schmolz bei 100°.
3,756 mg Substanz gaben 7,940 mg C02 und 2,040 mg H20
2,562 mg Substanz gaben 0,392 cm3 N2 (23°, 727 mm)
C12H1503N3 Ber. C 57,82 H 6,07 N 16,86%Gef. C 57,69 H 6,07 N 16,88%
[a]D = + 33° (c = 0,6 in Feinsprit).
Triacetat (Vllb). Das mit Acetanhydrid und Pyridin bei
Zimmertemperatur hergestellte Triacetat kristallisierte aus abso¬
lutem Alkohol in Nadeln vom Schmelzpunkt 104°. Zur Analysewurde das Präparat zweimal bei 150° im Hochvakuum sublimiert.
3,758 mg Substanz gaben 7,928 mg C02 und 1,888 mg H20
C18H21OeN3 Ber. C 57,59 H 5,64%Gef. C 57,57 H 5,62%
[a]D = +62° (c = 0,6 in Chloroform).
Tribenzoat (VIIc). Das wie Ib hergestellte Benzoat wurde
aus absolutem Alkohol umkristallisiert. Das im Hochvakuum bei
170° destillierte Analysenpräparat schmolz bei 111°.
3,720 mg Substanz gaben 9,606 mg C02 und 1,632 mg H20
C33H2,06N3 Ber. C 70,58 H 4,85%Gef. C 70,47 H 4,91%
[a]D = + 8,3° (c = 0,6 in Chloroform).
D-Threo-pentose-p-tolyl-osotriazol (VIII)
Das aus 1 g D-Xylose erhaltene p-Tolyl-osazon wurde wie VI
in das p-Tolyl-osotriazol umgewandelt. Das dreimal aus Wasser
umkristallisierte Präparat schmolz bei 103° und wurde zur Analyseim Hochvakuum bei 130° sublimiert.
3,708 mg Substanz gaben 7,859 mg C02 und 2,034 mg H20
2,920 mg Substanz gaben 0,441 cm3 N2 (19°, 724 mm)
C12H1503N3 Ber. C 57,82 H 6,07 N 16,86%Gef. C 57,84 H 6,14 N 16,82%
[a]D =" - 52° (c = 0,6 in Feinsprit).
75
Triacetat (Villa). Das mit Acetanhydrid und Pyridin bei
Zimmertemperatur hergestellte Triacetat wurde zur Analyse zwei¬
mal bei 150° im Hochvakuum destilliert.
3,738 mg Substanz gaben 7,895 mg C02 und 1,893 mg H20C18H2106N3 Ber. C 57,59 H 5,64%
Gef. C 57,64 H 5,68%.
Tribenzoat (Vlllb). Das wie Ib hergestellte Benzoat wurde
im Hochvakuum bei 170° destilliert.
3,692 mg Substanz gaben 9,547 mg C02 und 1,633 mg H20C33H2706N3 Ber. C 70,58 H 4,85%
Gef. C 70,56 H 4,95%.
II. NACH DER METHODE MIT DIOXAN
L-Xylo-hexose-p-tolyl-osotriazol (IX )
Eine Lösung von 1 g Kupfersulfat in 10 cm3 heissem Wasserwurde zu 1 g in 10 cm3 Dioxan gelöstem L-Xylo-hexose-p-tolyl-osazon gegeben. Die Mischung wurde 15 Minuten gekocht und dann
filtriert. Das Filtrat wurde wie beim Triazol I von Kupferion und
Schwefelsäure befreit. Das zur Trockene eingedampfte Reaktions¬
gemisch wurde aus Äther umkristallisiert und zur Analyse zwei¬
mal bei 150° im Hochvakuum sublimiert. Smp. 110°.
3,669 mg Substanz gaben 7,536 mg C02 und 2,008 mg H202,552 mg Substanz gaben 0,348 cm3 N2 (21°, 727 mm)C13H1704N3 Ber. C 55,90 H 6,14 N 15,05%
Gef. C 56,05 H 6,12 N 15,15%[o]D = - 34° (e - 0,8 in Feinsprit).
Tetraacetat (IXa). Das mit Acetanhydrid und Pyridin bei
Zimmertemperatur hergestellte Tetraacetat wurde zur Analysezweimal bei 150° im Hochvakuum destilliert.
3,892 mg Substanz gaben 8,057 mg C02 und 1,956 mg H20C2iH2508N3 Ber. C 56,37 H 5,63%
Gef. C 56,49 H 5,62%.
76
6-Desoxy-L-arabo-hexose-p-tolyl-osotriazol (X)
200 mg 6-Desoxy-L-arabo-hexose-p-tolyl-osazon aus L-Rham-
nose wurden in 3 cm3 heissem Dioxan gelöst und mit einer Lösungvon 200 mg Kupfersulfat in 2 cm3 heissem Wasser versetzt. Nach
viertelstündigem Kochen wurde die Lösung heiss filtriert. Das Tria-
zol wurde aus der auf 20° gekühlten Lösung in Nadeln vom Schmelz¬
punkt 142° erhalten. Zur Analyse wurde das Triazol (150 mg) noch¬
mals aus Wasser umkristallisiert und im Hochvakuum bei 130°
sublimiert.
3,720 mg Substanz gaben 8,080 mg COa und 2,166 mg H20
2,538 mg Substanz gaben 0,367 cm3 N2 (24°, 727 mm)
C13H1703N3 Ber. C 59,30 H 6,51 N 15,96%
Gef. C 59,28 H 6,52 N 15,89%
[«1d = +58° (c = 0,6 in Feinsprit).
Triacetat (Xa). Das mit Acetanhydrid und Pyridin bei
Zimmertemperatur hergestellte Triacetat wurde zur Analyse zwei¬
mal bei 150° im Hochvakuum destilliert.
3,782 mg Substanz gaben 8,096 mg C02 und 2,080 mg H20
C19H2306N3 Ber. C 58,60 H 5,95%Gef. C 58,42 H 6,15%.
Tribenzoat (Xb). Das wie Ib hergestellte Benzoat wurde im
Hochvakuum bei 170° destilliert.
3,641 mg Substanz gaben 9,423 mg C02 und 1,675 mg H20
CMH2906N3 Ber. C 70,94 H 5,08%Gef. C 70,63 H 5,15%.
c) p-Brom-phenyl-osotriazole
D-Arabo-hexose-p-brom-phenyl-osotriazol (XI)
Zu einer Lösung von 1 g p-Brom-phenyl-osazon (hergestellt aus d-
Glucose) in 25 cm3 heissem Dioxan wurden 25 cm3 siedende Kupfer¬
sulfatlösung (1 g CuS04 in 25 cm3 H20) zugegeben. Die eine Viertel¬
stunde gekochte Mischung wurde heiss nitriert. Das aus der erkal-
77
tenden Lösung kristallisierende Osotriazol wurde abfiltiert und die
Mutterlauge von CuS04 wie bei I, mittels H2S und BaC03 befreitund zur Trockene eingedampft. Das aus Alkohol kristallisierendeTriazol schmolz bei 227°. Das Analysenpräparat wurde zweimalim Hochvakuum bei 130° sublimiert.
3,772 mg Substanz gaben 5,764 mg C02 und 1,356 mg H202,096 mg Substanz gaben 0,226 cm3 N"2 (22°, 724 mm)C12H14N3Br Ber. C 41,87 H 4,10 N 12,21%
Gef. C 41,70 H 4,02 N 11,88%[o]D = - 56,5° (c = 1 in Pyridin)
Tetraacetat (XIa). Das mit Acetanhydrid und Pyridin wiela hergestellte Acetat wurde mehrmals aus Alkohol umkristaUi¬siert. Das bei 80° im Hochvakuum getrocknete Analysenpräparatschmolz bei 120°.
3,728 mg Substanz gaben 6,409 mg C02 und 1,437 mg H20C20H22O8N3Br Ber. C 46,89 H 4,33%
Gef. C 46,92 H 4,31%[a]D = - 6,25° (c = 2 in Chloroform).
D-Lyxo-hexose-p-brom-phenyl-osotriazol (XII)
Eine Lösung von 1 g p-Brom-phenyl-osazon ausd-Galactose wurdein 25 cm3 heissem Dioxan mit der gleichen Menge siedender Kupfer¬sulfat-Lösung (1 g in 25 cm3 Wasser) versetzt und eine Viertel¬stunde unter Rückfmss gekocht. Die von dem abgeschiedenenKupferniederschlag filtrierte Lösung wurde zur Trockene einge¬dampft. Das dreimal aus Äther umkristallisierte und zur Analyseim Hochvakuum bei 130° sublimierte Osotriazol schmolz bei 139°.
3,948 mg Substanz gaben 6,080 mg C02 und 1,428 mg H202,946 mg Substanu gaben 0,323 cm3 N2 (22°, 727 mm)C12H14N3Br Ber. C 41,87 H 4,10 N 12,21%
Gef. C 42,03 H 4,05 N 12,14%[o]D = - 17,5° (c = 1 in Feinsprit).
Tetraacetat (XHa). Das auf die gleiche Weise wie Ia her¬
gestellte Acetat wurde aus Alkohol zweimal umkristallisiert. Zur
Analyse wurde das bei 102° schmelzende Präparat bei 80° im
Hochvakuum getrocknet.
78
3,840 mg Substanz gaben 6,583 mg C02 und 1,455 mg H20
Ca0O8N3Br Ber. C 46,89 H 4,33%Gef. 0 46,79 H 4,25%
[«]D = -23,5° (c = 0,92 in Chloroform).
D-Erythro-pentose-p-brom-phenyl-osotriazol (XIII)
Das aus D-Erythro-pentose-p-brom-phenyl-osazon nach dem glei¬chen Verfahren wie XII hergestellte Osotriazol wurde mehrmals
aus Äther umkristallisiert. Der Schmelzpunkt des bei 130° im Hoch¬
vakuum sublimierten Analysenpräparates lag bei 115°.
3,865 mg Substanz gaben 5,956 mg S02 und 1,344 mg H20
3,068 mg Substanz gaben 0,358 cm3 N2 (17°, 731 mm)
CuH1203N3Br Ber. C 42,05 H 3,85 N 13,38%Gef. C 42,05 H 3,89 N 13,21%
[«3d = +33,4° (o = 0,5 in Feinsprit).
Triacetat. Das wie Ia hergestellte Acetat schmolz nach zwei¬
maligem Umkristallisieren aus Alkohol bei 105°. Das Analysenprä¬
parat wurde 48 Stunden bei 80° im Hochvakuum getrocknet.
3,716 mg Substanz gaben 6,311 mg C02 und 1,315 mg H20
C17H1806N3Br Ber. C 46,38 H 4,12%Gef. C 46,34 H 3,96%
[o]D = + 50° (c = 0,8 in Chloroform).
Tribenzoat. 100 mg Erythro-pentose-p-brom-phenyl-osotria-zol in 1 cm3 Pyridin wurden mit 0,25 cm3 Benzoylchlorid bei 0°
versetzt und 24 Stunden bei 20° gehalten; dann wurden 3 cm3 ab¬
soluter Alkohol zugegeben. Die Mischung wurde nach 15 Minuten
in Äther aufgenommen und mit 1-n. HCl, 1-n. Soda und Wasser
gewaschen. Nach dem AbdestiUieren des Äthylbenzoates wurde das
Tribenzoat im Hochvakuum bei 170° destilliert und mehrmals aus
Alkohol umkristallisiert. Das bei 139° schmelzende Analysenpräpa¬
rat wurde 48 Stunden bei 80° im Hochvakuum getrocknet.
1,758 mg Substanz gaben 3,944 mg C02 und 0,623 mg H20
C32H2406N3Br Ber. C 61,35 H 3,86%Gef. C 61,22 H 3,97%.
79
d) ß-Naphthyl-osotriazol
D-Arabo-hexose-ß-naphthyl-osotriazol (XIV)
Zur Herstellung des Triazols wurde eine heisse Lösung von 1 gKupfer(II)-sulfat-pentahydrat in 20 cm3 Wasser zu dem in 30 cm3heissem Dioxan gelösten /3-Naphthyl-osazon (1 g) zugegeben. Die
Mischung wurde eine halbe Stunde unter Rückfluss gekocht undheiss filtriert. Aus der mit Äther gesättigten Lösung schieden sich,wohl infolge der Löslichkeitserniedrigung, weisse Flocken des Tria¬zols ab. Zur Analyse wurde das Präparat dreimal aus Alkohol um¬
kristallisiert und 48 Stunden bei 90° im Hochvakuum getrocknet.
3,242 mg Substanz gaben 7,253 mg C02 und 1,569 mg H202,626 mg Substanz gaben 0,313 cm3 N2 (18°, 726 mm)C16H1704N3 Ber. C 60,94 H 5,43 N 13,33%
Gef. C 61,05 H 5,42 N 13,36%[a]D = -40,6° (c = 0,16 in Pyridin).
Eine alkoholische Triazol-Lösung gab mit Pikrinsäure keinPikrat.
Oxydation von D-Arabo-hexose-phenyl-osotriazol mit Salpetersäure
1 g D-Arabo-hexose-phenyl-osotriazol wurde mit 100 cm3 20-proz.HN03 5 Stunden unter Rückfluss gekocht. Das Reaktionsproduktwurde mit Äther extrahiert und dieser zur Trockene eingedampft.Der aus Äther kristallisierte Rückstand von 2-Phenyl-l,2,3-triazol-4-carbonsäure3) wurde zur Analyse zweimal bei 80° sublimiert. Das
Präparat schmolz bei 190°.
3,738 mg Substanz gaben 7,815 mg C02 und 1,250 mg H20C9H702N3 Ber. C 57,13 H 3,73%
Gef. C 57,06 H 3,74%.
Methylester von 2-Phenyl-l,2,3-triazol-4:-carbonsäure3)50 mg Carbonsäure wurden in 5 cm3 Äther gelöst und 1 cm3
ätherische 1-proz. Diazomethan-Lösung zugegeben. Nach einigen
3) H. von Pechmann, A. 262, 283 (1891).
80
Minuten hörte die Entwicklung von Stickstoff auf. Die Mischungwurde im Wasserstrahl-Vakuum zur Trockene eingedampft. Der
ölige Rückstand wurde im Hochvakuum destilliert. Der spontankristallisierende Methylester schmolz bei 90°.
Kaliumsalz von 2-Phenyl-l,2,3-triazol-4:-carbonsäurei)
20 mg Säure wurden mit 0,1-n. Kalilauge neutralisiert. Das mit
Alkohol ausgeschiedene Kaliumsalz kristallisierte in langen Nadeln.
Versuche zur Herstellung von Triazolen aus Osazonen mit anderen
Schwermetallsalzen anstelle von Kupfersulfat
Je 1 g der nachstehend erwähnten Metallsalze wurden in heissem
Wasser gelöst, zu einer heissen Lösung von 1 g D-Arabo-hexose-
phenyl-osazon in 10 cm3 Dioxan gegeben und die Mischung eine
Viertelstunde gekocht. Umwandlung von Osazon in Osotriazol
konnte in keinem Ansatz beobachtet werden. Mit Ag N03, Mn S04,HgCl2, Fe2 (S04)3 fand offensichtlich keine Einwirkung auf das
Osazon statt. Mit FeCl3 färbte sich die Mischung beim Kochen
dunkel; ein kristallisiertes Reaktionsprodukt konnte nicht isoliert
werden. Aus einem Ansatz mit Hg(ac)2 schied sich eine kristalline
Hg-haltige Verbindung aus, die beim Erhitzen ein Sublimat von
Hg gab und die nicht weiter untersucht wurde.
Herstellung von D-Arabo-hexose-mono-anhydro-phenyl-osazon
28 g D-Arabo-hexose-phenyl-osazon wurden mit einer Lösungvon 1,5 cm3 20-proz. H2S04 in 750 cm3 Methanol 5 Stunden auf dem
Wasserbad gekocht und dann mit heissem Wasser versetzt. Aus
der erkalteten Lösung kristallisierten 23 g des Anhydro-osazons(Ausbeute 92 Prozent d. Th.). Das aus Aceton-Wasser umkristalli-
sierte Präparat schmolz bei 176°; es wurde zur Analyse 24 Stunden
bei 70° im Hochvakuum getrocknet.
3,800 mg Substanz gaben 8,832 mg C02 und 2,009 mg H20C18H20O3N4 Ber. C 63,51 H 5,92%
Gef. C 63,43 H 5,92%.
4) H. von Pechmann, A. 262, 283 (1891).
81
Herstellung von D-Arabo-hexose-mono-anhydro-phenyl-osotriazol
20 g D-Arabo-hexose-mono-anhydro-osazon wurden in 20 cm3
heissem Methanol gelöst und mit einer Lösung von 20 g Kupfersulfatin 1 Liter Wasser versetzt. Die Mischung wurde eine halbe Stunde
unter Rückfluss gekocht und vom roten Niederschlag heiss ab-
filtriert. Das Filtrat wurde mit 200 cm3 Äther ausgeschüttelt und
der Äther-Extrakt mit 1-n. HCl gewaschen, wobei das Anilin ent¬
fernt wurde. Nach Eindampfen des Äthers erhielt man 6 g farblose
Kristalle, die zur Analyse zweimal aus Äther umkristallisiert und
24 Stunden bei 70° im Hochvakuum getrocknet wurden. Das reine
Präparat schmolz bei 89°.
3,432 mg Substanz gaben 7,362 mg C02 und 1,527 mg H20
3,002 mg Substanz gaben 0,446 cm3 N2 (18°, 733 mm)
C12H13N303 Ber. C 58,29 H 5,30 N 17,0%Gef. C 58,53 H 4,98 N 16,80%
[a]D = -45° (c = 1 in Feinsprit).
Acetyl-Derivat
Das mit Acetanhydrid und Pyridin bei Zimmertemperatur aus
D-Arabo-hexose-mono-anhydro-phenyl-osotriazol hergestellte Di-
acetat wurde zur Analyse zweimal bei 170° im Hochvakuum destil-
4,092 mg Substanz gaben 8,707 mg C02 und 1,893 mg H205,450 mg Substanz gaben 0,608 cm3 N2 (17°, 735 mm)
C16H17N305 Ber. C 58,00 H 5,17 N 12,70%Gef. C 58,06 H 5,18 N 12,70%.
Verseifung des Diacetats
Das Diacetat wurde mit der äquivalenten Menge 0,1-n. Natron¬
lauge 15 Minuten lang gekocht. Das ausfallende Anhydro-osotriazolwies nach dem Umkristallisieren aus Äther den Smp. 89° auf. Die
Mischprobe zeigte keine Depression.
Oxydation mit Salpetersäure
500 mg Anhydro-osotriazol wurden mit 50 cm3 20-proz. Salpeter¬säure 5 Stunden unter Rückfluss gekocht. Das Reaktionsgemisch
82
wurde mit Äther ausgezogen und nach dem Abdampfen des Äthers
durch Sublimation gereinigt. Das kristalline Produkt schmolz bei
190° und gab keine Schmelzpunktserniedrigung mit 2-Phenyl-l,2,3-triazol-4-carbonsäure.
Gewinnung von a-D-Glucose aus D-Glucose-phenyl-hydrazon
3 g D-Glucose-phenyl-hydrazon wurden in 150 cm3 heissem Was¬
ser gelöst und mit einer heissen Lösung von 2 g Kupfersulfat-
pentahydrat in 150 cm3 Wasser versetzt. Die Mischung wurde unter
Rückfluss eine Viertelstunde gekocht, filtriert, dann durch 10 cm3
Wofatit KS laufen gelassen und mit überschüssigem Barium-
carbonat versetzt. Das Filtrat wurde zur Entfernung des Anilins
mit Äther geschüttelt und mit Tierkohle entfärbt. Die zur Trockene
eingedampfte wässerige Lösung wurde mit wenig Methanol versetzt.
Nach dem Animpfen konnte in theoretischer Ausbeute Glucose
(1,9 g) vom Schmelzpunkt 146° undderDrehung [a]D = + 100°->52°
erhalten werden.
Zur Identifizierung wurde die aus dem Hydrazon regenerierteGlucose in das Phenyl-hydrazon, das p-Mtro-phenyl-hydrazon und
das Phenyl-osazon umgewandelt, die mit den aus Dextropur her¬
gestellten Derivaten in der Mischprobe keine Schmelzpunkts¬
erniedrigungen zeigten.Die Abwesenheit von andern Zuckern in der aus D-Glucose-phe¬
nyl-hydrazon regenerierten D-Glucose wurde mit Hilfe der Papier¬
chromatographie eindeutig festgestellt5).
Gewinnung von D-Mannose aus D-Mannose-phenyl-hydrazon
Die Regenerierung der D-Mannose aus dem Phenyl-hydrazonund die Aufarbeitung des Reaktionsprodukts wurden in genau der¬
selben Weise durchgeführt, wie oben für die Gewinnung von d-
Glucose aus D-Glucose-phenyl-hydrazon beschrieben ist. D-Man¬
nose wurde durch die Herstellung von Phenyl-hydrazon, p-Nitro-
phenyl-hydrazon und Phenyl-osazon nachgewiesen.
5) Vgl. Abb. 6, S. 85.
83
Gewinnung von a-D-Glucose aus D-Glucose-p-nitro-phenyl-hydrazon
Das Hydrazon (1 g) wurde in 20 cm3 heissem Dioxan gelöst, mit
1 g Kupfersulfat-pentahydrat in 20 cm3 heissem Wasser versetzt
und im übrigen gleich wie bei der Gewinnung von a-D-Glucose aus
D-Glucose-phenyl-hydrazon verfahren.
Gewinnung von a-D-Glucose aus D-Glucose-N, N-diphenyl-hydrazon
Wegen der Schwerlöslichkeit des Hydrazons in Wasser wurde die
Reaktion wie beim D-Glucose-p-nitro-phenyl-hydrazon in Dioxan-
Wasser durchgeführt.
Gewinnung von a-D-Glucose aus D-Glucose-semicarbazon
Eine Lösung von 4,5 g D-Glucose-semicarbazon und 5 g CuS04-5H20 in 100 cm* wurde 15 Minuten unter Rückfluss gekocht und
heiss von dem abgeschiedenen Kupfer-Niederschlag abflltriert.
Nach 24-stündigem Stehen bei Zimmertemperatur wurde von einem
kristallinen, tiefblauen Kupferkomplex abfiltriert. Die noch kupfer-haltige Lösung wurde durch eine Säule von Wofatit KS filtriert
und das mit überschüssigem Bariumcarbonat kurz aufgekochteFiltrat nochmals filtriert. Nach dem Behandeln mit Norit wurde
die nun farblose Lösung zur Trockene eingedampft und der Rück¬
stand mit 1 cm3 Methanol versetzt. Das gut kristallisierende Prä¬
parat (2 g) konnte in der oben beschriebenen Weise als a-D-Glucose
identifiziert werden5).
Gewinnung von a-D-Glucose aus D-Glucose-tbiosemicarbazon
2,5 g D-Glucose-thiosemicarbazon und 3 g CuS04-5H20 wurden
in 50 cm3 Wasser 15 Minuten gekocht. Die Farbe der Reaktions¬
mischung änderte sich dabei von violett über grün nach braun.
Die heisse Lösung wurde filtriert und 24 Stunden bei 20° stehen
gelassen, wobei sich ein gelb-brauner, pulvriger Niederschlag aus¬
schied. Die erneut filtrierte Lösung wurde, wie oben beschrieben,mit Wolfatit KS und Bariumcarbonat vom überschüssigen Kupfer¬sulfat befreit. Das aus Methanol kristallisierende Präparat (0,75 g)konnte wie oben beschrieben, als a-D-Glucose identifiziert werden6).
84
G F 'M 6C G4 5
e--e
PI*nol/H
^&?&-Q-
»1 *2G G3 M
Wasser.
Q-0 0 Q
0
Abb. 6
F = d-Fructose
G = d-Glucose
G1 = D-Glucose aus D-Glucose-
phenyl-hydrazon
G2 = D-Glucose aus D-Glucose-
p-nitro-phenyl-hydrazon
G3 = D-Glucose aus D-Glucose-
diphenyl-hydrazon
G4 = D-Glucose aus D-Glucose-
semicarbazon
G5 = D-Glucose aus D-Glucose-
thiosemicarbazon
M = D-Mannose
Mx = D-Mannose aus D-Mannose-
phenyl-hydrazon
Oxydation reduzierender Zucker mit molekularem Sauerstoff
\ in alkalischer Lösung
Brucinsalz von S-ß-D-Glucosido-D-arabonsäure aus Cellobiose
8,5 g Cellobiose wurden mit 10 g Bariumhydroxyd in 1 Liter
C02-freiem Wassers 48 Stunden unter Sauerstoffatmosphäre ge¬
schüttelt. Der Verbrauch betrug 620 cm3 Sauerstoff (theor. 520 cm3).Durch Einleiten von C02 in die heisse Lösung wurde der Uberschuss
an Ba(OH)2 als Carbonat ausgefällt. Die filtrierte Lösung wurde
durch 40 cm3 Wofatit KS laufen gelassen und dann im Vakuum
85
zur Trockene eingedampft, um die flüchtigen Säuren zu entfernen.
Der Eindampf-Rückstand wurde in Wasser aufgenommen, 12 g
Brucin in alkoholischer Lösung zugefügt, einige Minuten gekocht unddann stehen gelassen. Nach einigen Tagen kristallisierte das 2 Mol
Wasser enthaltende Brucinsalz der 3-j8-D-Glucosido-D-arabonsäure.Das Brucinsalz wurde in Wasser gelöst, die Lösung mit Chloro¬
form geschüttelt, der wässerige Anteil im Vakuum eingedampft und
der Rückstand aus 60-proz. Alkohol umkristallisiert. Die Ausbeute
an reinem Brucinsalz betrug 16 g (81 Prozent d. Th.). Das aus
60-proz. Alkohol umkristallisierte Präparat schmolz bei 153°. Zur
Analyse wurde es im Hochvakuum 48 Stunden bei 50° getrocknet.
3,744 mg Substanz gaben 7,350 mg C02 und 2,220 mg HaO5,370 mg Substanz gaben 0,180 cm3 N2 (18°, 722 mm)
C34H50O16Na Ber. C 53,82 H 6,61 N 3,71%Gef. C 53,57 H 6,64 N 3,72%
[a]D = - 8,5° <c = 1 in Wasser).
Hydrolyse von 3-ß-D-Olucosido-D-arabonsäure zu D-Glucose und
D-Arabonsäure
0,75 g Brucinsalz wurde mit der theoretischen Menge 0,1-n.
NaOH bei Zimmertemperatur versetzt. Das ausfallende Brucin
wurde mit Chloroform ausgeschüttelt und die wässerige Lösungdurch 2 cm3 Wofatit KS laufen gelassen, um die Na-Ionen zu ent¬
fernen. Die Lösung wurde eingedampft, der Rückstand mit 1 cm3
2-n. HCl auf dem Wasserbad eine halbe Stunde gekocht, mit 0,1-n.
KOH neutralisiert und bis zur Trübung Methanol zugefügt, wobei
das Kaliumsalz der Arabonsäure auskristallisierte. Die Mutterlaugewurde nochmals mit Wofatit KS behandelt und dann mit Phenyl¬hydrazin und Eisessig versetzt und 10 Minuten auf dem Wasserbad
erwärmt, wobei Glucose-phenyl-osazon bereits in der Wärme aus¬
kristallisierte.
Brucinsalz von 3-ß-D-Galactosido-D-arabonsäure aus Lactose
8,5 g Lactose und eine Lösung von 10 g Ba(OH)a in 1 Liter C02-freiem Wasser wurden unter Sauerstoffatmosphäre geschüttelt. Der
Sauerstoffverbrauch betrug 680 cm3 (theor. 560 cm3). Die Aufarbei¬
tung des Oxydationsproduktes wurde in derselben Weise durchge-
86
führt wie bei der Isolierung des aus Cellobiose hergestellten Brucin-
salzes von 3-0-D-Glucosido-D-arabonsäure. Das Brucinsalz der
3-/?-D-Glactosido-D-arabonsäure wog 6 g und enthielt 3 Mol Kri¬
stallwasser. Zur Analyse wurde das bei 144° schmelzende Präparat
zweimal aus verdünntem Alkohol umkristallisiert und 48 Stunden
bei 50° im Hochvakuum getrocknet.
3,976 mg Substanz gaben 7,712 mg C02 und 2,440 mg H20
6,380 mg Substanz gaben 0,202 cm3 N2 (22°, 723 mm)
C34H52018N2 Ber. C 52,61 H 6,72 N 3,61%
Gef. C 52,93 H 6,87 N 3,49%
[«]D = — 1° (c = 1 in Wasser).
Brucinsalz der L-Threonsäure und Ca-Oxalat aus L-Ascorbinsäure
Zu 1,76 g L-Ascorbinsäure wurden 2 g KOH in 50 cm3 eiskaltem
Wasser gegeben und die alkalische Lösung 24 Stunden unter Sauer¬
stoffatmosphäre geschüttelt. Der Verbrauch an Sauerstoff betrug
250 cm3 (theor. 240 cm3). Die Lösung wurde durch 40 cm3 Wofatit
KS laufen gelassen, dann mit 2 g Ca-Acetat versetzt und vom aus¬
gefallenen Ca-Oxalat (1,25 g) abfiltriert. Das Filtrat wurde zur Ent¬
fernung der Ca-Ionen wieder durch 20 cm3 Wofatit KS laufen ge¬
lassen, eingedampft, in heissem Alkohol aufgenommen und die
theoretische Menge Brucin (4,7 g) in Alkohol zugegeben. Das Bru¬
cinsalz der L-Threonsäure kristallisierte nach einigen Stunden. Die
Kristalle wurden mit Chloroform gewaschen und aus Alkohol um¬
kristallisiert. Der Schmelzpunkt des reinen Brucinsalzes der l-
Threonsäure betrug 210°. Das Analysenpräparat 1,4 g (41 Prozent
d. Th.) wurde im Hochvakuum 48 Stunden bei 50° getrocknet.
3,594 mg Substanz gaben 8,053 mg C02 und 2,108 mg H20
C27H3409N2 Ber. C 61,12 H 6,46%Gef. C 61,15 H 6,57%
[a]D = -22,7 (c = 1,54 in Wasser).
Brucinsalz der L-Threonsäure und Ca-Oxalat aus Dehydro-ascorbin-säure
1,76 g L-Ascorbinsäure wurden in 30 cm3 Wasser 4 Tage mit
Sauerstoff geschüttelt. Der Sauerstoff-Verbrauch betrug 115 cm3
87
Die Lösung der entstandenen Dehydro-ascorbinsäure wurde mitTrockeneis tiefgekühlt, mit einer Lösung von 2 g KOH in 10 cm3Wasser versetzt und wieder mit Sauerstoff geschüttelt. Nach 24
Stunden waren 265 cm3 Sauerstoff verbraucht (theor. 240 cm3). Die
Lösung wurde durch Wofatit KS filtriert und das Filtrat mit 2 gCalciumacetat versetzt. Das ausgeschiedene Calciumoxalat wurde
abgenutscht, das neue Filtrat nochmals durch Wolfatit KS laufen
gelassen und eingedampft. Nach Zusatz der theoretischen MengeBrucin (4,7 g) kristallisierte das Brucinsalz der L-Threonsäure;es erwies sich mit dem aus Ascorbinsäure, Alkali und Sauerstoff
hergestellten Präparat als identisch.
Kaliumsalz der D-Arabo-trioxy-glutarsäure aus D-Oalacturonsäure
0,97 g Galacturonsäure in 10 cm3 H20 wurde mit 1 g KOH in10 cm3 Wasser unter Kühlung versetzt und 6 Tage unter Sauerstoff¬
atmosphäre geschüttelt. Der Verbrauch an Sauerstoff betrug 130 cm3
(theor. 120 cm3). Die Lösung wurde dann durch 20 cm3 Wofatit KS
gegossen. Das wasserklare Filtrat wurde zur Entfernung der ge¬bildeten Ameisensäure zur Trockene eingedampft; der Rückstandin 10 cm3 Wasser aufgenommen, 0,7 g K2C03 zugefügt und einigeMinuten gekocht. Beim Zusatz von Methanol kristallisierte dasK-Salz der D-Arabo-trioxy-glutarsäure (300 mg). Zur Analysewurde das Präparat aus Wasser-Methanol umkristallisiert und im
Hochvakuum 48 Stunden bei 50° getrocknet.
3,660 mg Substanz gaben 3,132 mg C02 und 0,810 mg H20C5HeO,K2 Ber. C 23,43 H 2,36%
Gef. C 23,35 H 2,48%.
K-Salz der D-Arabonsäure aus Pentaacetyl-glucose
Zu 3,9 g Pentaacetyl-glucose wurden 7 g KOH in 150 cm3 eis¬kaltem Wasser gegeben und 4 Tage unter Sauerstoff geschüttelt.Der Verbrauch an Sauerstoff betrug 340 cm3. Die Lösung wurdenach dem Neutralisieren mit C02 auf 10 cm3 eingedampft. Nach
Zugabe von Methanol bis zur Trübung kristallisierte das K-Salz derD-Arabonsäure aus (1,6 g oder 81 Prozent d. Th.).
88
K-Salz der D-Arabonsäure aus Glucosamin
1,5 g Glucosamin und 3 g Ba OH2 in 100 cm3 Wasser wurden 6
Tage unter Sauerstoff geschüttelt. Der Verbrauch an Sauerstoff be¬
trug 275 cm3 (theor. 205 cm3). Nach dem Einleiten von C02 wurde
die Lösung filtriert, 1,5 g K2C03 zugeführt, wieder filtriert und auf
20 cm3 eingedampft. Nach Zugabe von Methanol bis zur Trübungkristallisierte dasK-Salz der Arabonsäure (1,3g, 76,5Prozent d.Th.).
D-Lyxonsäure-phenyl-hydrazid aus Galactose
Zu 9 g Galactose in 300 cm3 Wasser wurden unter Schütteln mit
Sauerstoff 18 g Ba(OH)2 in 200 cm3 Wasser während 8 Tagen zu¬
getropft. Der Sauerstoffverbrauch betrug 1320 cm3 (theor. 1120 cm3).Das überschüssige Ba(OH)2 wurde mit C02 ausgefällt, die Lösung
filtriert, durch Wofatit KS laufen gelassen und zur Entfernung der
Ameisensäure zur Trockene eingedampft. Der Rückstand wurde in
10 cm3 Wasser aufgenommen und mit 10 cm3 Phenyl-hydrazin 15
Minuten auf dem Wasserbad erwärmt. Aus der Reaktionsmischungwurden 5 g (39 Prozent d. Th.) D-Lyxonsäure-phenyl-hydrazidvom Smp. 180° isoliert.
Brucinsalz der D-Erythronsäure aus D-Ribose
1,5 g Ribose und 2 g KOH in 100 cm3 Wasser wurden 4 Tageunter Sauerstoff geschüttelt. Der Sauerstoffverbrauch betrug250 cm3 (theor. 240 cm3). Die Lösung wurde über 40 cm3 Wofatit KS
filtriert und eingedampft. Der Rückstand wurde in 60-proz. heissem
Alkohol aufgenommen und 4 g Brucin, in Alkohol gelöst, zugefügt.Das Brucinsalz der D-Erythronsäure kristallisierte sofort aus.
Nach mehrmaligem Waschen mit Chloroform und anschliessendem
Umkristallisieren aus Alkohol hatte es den Schmelzpunkt 97°.
Die Ausbeute betrug 2 g (43 Prozent d. Th.).
Versuche zur Oxydation von Glucose mit Hilfe schwacher Alkalien
1,8 g Glucose in 20 cm3 Wasser wurden mit den äquivalenten
Mengen folgender Substanzen mit Sauerstoff in einem Hydrier¬kolben geschüttelt.
89
Substanzen Zeit
Mg(OH)2* 36 Stunden
Cd(OH)2 24
K2C03* 24
K(Ac) 24
(CH3)3N 48
NH4OH 12
NH4OH + CuS04* 24
NH4OH + AgN03 24
NH4OH + AuClj 36
Aufnahme von 02 in cm3
10
0
0
0
10
6
14
14
10
Versuche zur Oxydation von Glucose in neutraler Lösung in Gegen¬wart von Katalysatoren
1,8 g Glucose in 20 cm3 Wasser wurden mit folgenden Kataly¬satoren mit Sauerstoff in einem Hydrierkolben geschüttelt.
Substanzen Zeit Aufnahme voi
V205* 24 Stunden 0
V205 + H202 + Eisessig 72>>
-8
KCN 48»»
7
MnS04 24,,
15
Co(ac)2 15»>
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Die mit * bezeichneten Ansätze wurden in weiteren Versuchen während
24 Stunden im Autoklaven unter 100 Atm. Sauerstoff-Druck geschüttelt.Eine Oxydation der eingesetzten Glucose konnte in keinem Versuch fest¬
gestellt werden.
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Zusammenfassung
In der vorliegenden Arbeit werden anhand der Literatur Her¬
stellung und Konstitution der Zucker-osazone besprochen. Durch
Einhalten günstiger Reaktionsbedingungen gelang in eigenen Ver¬
suchen die Herstellung einiger noch unbekannter oder schwer zu¬
gänglicher Zucker-osazone, von denen das D-Arabo-hexose-jS-
naphthyl-osazon als das einzige Osazon des ß-Naphthylhydrazinserwähnt sei.
Von den Umsetzungen der Osazone wird die analytisch bedeut¬
same Umwandlung in Osotriazole unter der Einwirkung von Kupfer¬
sulfat und die Herstellung der Anhydro-osazone ausführlich dis¬
kutiert. In einer Tabelle sind alle bis heute hergestellten Osotria¬
zole der Zucker-Reihe samt ihren Derivaten zusammengestellt.
Der eigene Beitrag zu dieser Tabelle umfasst 14 Osotriazole, die
zum Teil nach einer verbesserten Vorschrift hergestellt wurden,
sowie deren Acetate und Benzoate. Teilergebnisse dieser Unter¬
suchung wurden in zwei Publikationen veröffentlicht.
Nachdem ich feststellte, dass dem Kupfersulfat in der Um¬
wandlung von Osazon zu Osotriazol eine spezifische Wirksamkeit
zukommt — Salze anderer Schwermetalle führten nicht zu Oso-
triazolen — untersuchte ich die Einwirkung von Kupfersulfat auf
D-Arabo-hexose-mono-anhydro-phenyl-osazon und verschiedene
Hydrazone der Glucose und Mannose sowie auf Semicarbazone und
Thiosemicarbazone der Glucose. Die Konstitution dieser stickstoff¬
haltigen Zucker-Derivate ist noch nicht weit aufgeklärt; sie wird
deshalb in dieser Arbeit nur am Beispiel des D-Arabo-hexose-mono-
anhydro-phenyl-osazons und der Glucose-phenyl-hydrazone anhand
der Literatur besprochen.Die Einwirkung von Kupfersulfat auf das D-Arabo-hexose-
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mono-anhydro-phenyl-osazon führte zu einer Verbindung C12H13N3O3, für welche durch Abbau zu Phenyl-osotriazol-carbonsäuredie Struktur eines 3,6-Anhydro-D-arabo-hexose-phenyl-osotriazolswahrscheinlich gemacht werden konnte.
Einen überraschenden Verlauf nahm die Umsetzung der Zucker¬
hydrazone, -semicarbazone, -thiosemicarbazone mit Kupfersulfat.In heftiger Reaktion wurden aus diesen Derivaten in quantitativerAusbeute die zugrunde hegenden Aldosen in der a-Halbacetal-Form
regeneriert. Die Einheitlichkeit der regenerierten Aldosen wurde
mittels Chromatographie an Filterpapier eindeutig festgestellt.Zur Entwicklung und Methodik der Papierchromatographie,
soweit sie für die Zuckerchemie von Bedeutung ist, wird eine kurze
Einführung gegeben. Auf Grund eigener Versuche wird eine zu
falschen Ergebnissen führende, in der Literatur beschriebene Ver¬
suchsanordnung kritisiert. Erfolgreiche eigene Versuche, die Papier¬chromatographie mit reinen und mit wasser-mischbaren Lösungs¬mitteln durchzuführen, lassen an der Interpretation der Papier¬chromatographie als „Verteilungs-Chromatographie" zweifeln.
Als letzte, sowohl analytisch wie präparativ interessante Reak¬
tion wurde die Oxydation reduzierender Mono- und Disaccharidein alkalischer Lösung mittels molekularem Sauerstoff untersucht.
Bekanntlich führt die Einwirkung von Oxydationsmitteln oder von
Alkali auf reduzierende Zucker in verwickelten Umsetzungen zu
einer grossen Anzahl von Reaktionsprodukten, wie anhand der
Literatur dargelegt wird. Es war deshalb überraschend, als 1933
Spengler und Pfannenstiel in der oben erwähnten Weise zu ein¬
heitlichen Oxydationsprodukten gelangten. Diese wenig bekannte,aber einfachste und wohl auch ausgiebigste Abbau-Reaktion redu¬
zierender Zucker, führt bei Aldosen wie Ketosen unter Abspaltungvon C-Atom-1 in Form von Ameisensäure zu Aldonsäuren in Aus¬
beuten von 40—80 Prozent. Aus Cellobiose und Lactose wurden
auf diese Weise erstmals die Hexosido-pentonsäuren in guter Aus¬beute hergestellt und als kristalline Brucinsalze isoliert. Von Inter¬
esse ist ferner die Oxydation von D-Galacturonsäure zu D-Arabo-
trioxy-glutarsäure, von Glucosamin zur Arabonsäure und von
Vitamin C, bzw. Dehydro-L-ascorbinsäure zu L-Threonsäure und
Oxalsäure.
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Hydrolyse der aus Cellobiose erhaltenen 3-j8-D-Glucosido-D-arabonsäure führte erwartungsgemäss zu d-Glucose und d-Arabon¬
säure.
Die Ergebnisse meiner Arbeit über die Einwirkung von Kupfer¬sulfat auf Zucker-hydrazone usw. und die Oxydation reduzierender
Zucker mit Alkali und Sauerstoff sind noch nicht veröffentlicht.
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Curriculum vitae
Ich wurde am 24. März 1923 in Kairo (Ägypten) geboren und
besuchte dort die Primarschule Nasria und die Mittelschule Saidia,an der ich im Juli 1943 die Maturitätsprüfung bestand. Im Oktober
1942 begann ich mein Studium an der „Faculté des Sciences" der
Universität Fuad I in Kairo, das ich im JuH 1946 mit der Erlangungdes B. Sc. (hons.)-Diploms abschloss. Im November 1946 kam ich
in die Schweiz. An der Eidgenössischen Technischen Hochschule in
Zürich begann ich im Januar 1947 im Organisch-Chemischen Labo¬
ratorium unter der Leitung von Herrn Prof. Dr. L. Ruzicka mit
meiner Promotionsarbeit, die ich im Januar 1949 mit der Doktor¬
prüfung erfolgreich beendigte.
H. El Khadem.