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INSTITUT FÜR TECHNOLOGIE- UND REGIONALPOLITIK GENDER BUDGETING IN FORSCHUNGS- UND TECHNOLOGIEPROGRAMMEN (BMVIT) ENDBERICHT NICOLE SCHAFFER, FLORIAN HOLZINGER, BIRGIT WOITECH JANUAR 2009

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  • INSTITUT FÜR TECHNOLOGIE- UND REGIONALPOLITIK

    GENDER BUDGETING IN FORSCHUNGS- UND TECHNOLOGIEPROGRAMMEN (BMVIT) ENDBERICHT

    NICOLE SCHAFFER, FLORIAN HOLZINGER,

    BIRGIT WOITECH

    JANUAR 2009

  • GENDER BUDGETING IN FORSCHUNGS- UND TECHNOLOGIEPROGRAMMEN (BMVIT)

    Im Auftrag des Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie

    Nicole Schaffer, Florian Holzinger,

    Birgit Woitech

    Wien, Januar 2009

    Projekt No. RTW.2007.AF.016-01

    JOANNEUM RESEARCH FORSCHUNGSGESELLSCHAFT mbH Institut für Technologie- und Regionalpolitik (InTeReg) Haus der Forschung, Sensengasse 1, 1090 Wien Tel. +43-1-581 75 20 und Elisabethstraße 17, 8010 Graz Tel. +43-316-876 1488

  • Gender Budgeting in Forschungs- und Technologieprogrammen (bmvit)

    JOANNEUM RESEARCH – Institut für Technologie- und Regionalpolitik 1

    Inhaltsverzeichnis

    1 ZIELE, PROJEKTPHASEN UND METHODIK .................................................................................3

    2 REFERENZRAHMEN UND AUSGANGSLAGE ..............................................................................5

    2.1. Gender Budgeting: Ziele, legistische Rahmenbedingungen, Methoden .......................................5 2.2. Gender Budgeting in der Forschungsförderung ...........................................................................10 2.3. Humanressourcen in F&E: Zahlen und Fakten ............................................................................12

    3 DARSTELLUNG DER FFG PROGRAMMBEREICHE UND PILOTPROJEKTE........................18

    3.1. Thematische Programme...............................................................................................................21 3.1.1 Pilotprojekt: IV2S / I2 ...........................................................................................................22

    3.2. Basisprogramme............................................................................................................................29 3.2.1 Pilotprojekt BRIDGE Brückenschlagprogramm ..................................................................30

    3.3. Strukturprogramme .......................................................................................................................40 3.3.1 Pilotprojekt Kplus/ COMET .................................................................................................41 3.3.2 Pilotprojekt AplusB ...............................................................................................................53

    3.4. Agentur für Luft- und Raumfahrt .................................................................................................60 3.5. Europäische und Internationale Programme ................................................................................64

    4 GENDER-ASPEKTE IM FFG BERICHTSWESEN .........................................................................71

    5 ZUSAMMENFASSUNG UND EMPFEHLUNGEN.........................................................................75

    6 LITERATUR ........................................................................................................................................81

    Tabellenverzeichnis

    Tabelle 1: Die vier Phasen und sieben Schritte der Gender Budget-Analyse ..............................................8 Tabelle 2: Steigerung des Frauenanteils in der Kategorie wissenschaftliches Personal (VZÄ und

    Kopfzahlen) in F&E 1998–2004 .............................................................................................13 Tabelle 3: Wissenschaftliches Personal in F&E nach Sektoren und Geschlecht 2006 (Kopfzahlen und

    VZÄ) ........................................................................................................................................15 Tabelle 4: AbsolventInnen technischer Studienrichtungen im Wintersemester 2006/07 ..........................17 Tabelle 5: Eckdaten der FFG Förderungen 2007 ........................................................................................18 Tabelle 6: Anteile FFG Förderungen nach Organisationstyp 2007 ............................................................18 Tabelle 7: Übersicht FFG Förderungen 2007..............................................................................................20 Tabelle 8: ProjektmitarbeiterInnen in den thematischen Programmlinien nach Geschlecht und Funktion

    2004 ..........................................................................................................................................21 Tabelle 9: Frauenanteile nach Funktion in den Programmlinien A3, I2 und FIT IT, 2004 .......................22 Tabelle 10: I2 Frauenanteile in den Kategorien Projektleitung und Projektmitarbeit 2007 (gemäß

    Endberichte) .............................................................................................................................23 Tabelle 11: I2 Frauenanteile in den Kategorien Projektleitung, wissenschaftliche Mitarbeit und Support

    2007 (gemäß Anträgen) ...........................................................................................................24 Tabelle 12: F&E Frauenanteile im Unternehmenssektor 2006 (Kopfzahlen) ............................................24 Tabelle 13: I2 Verteilung der Projektkosten................................................................................................25 Tabelle 14: I2 Personalkosten in Euro und Arbeitsaufwand in Stunden nach Geschlecht, 2007 ..............25

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    Tabelle 15: I2 Verteilung von Frauen und Männern nach Stundensätzen, 2007 .......................................26 Tabelle 16: Basisprogramme: Frauenanteile an F&E-MitarbeiterInnen und Projektleitung .....................29 Tabelle 17: Brückenschlagpr.: Übersicht beantragte und geförderte Projekte sowie Frauenanteile .........32 Tabelle 18: FWF Translational Research Programm: Anteil Frauen in Projektleitung .............................32 Tabelle 19: Brückenschlagpr.: Übersicht beantragte Projekte nach Fachgebieten.....................................33 Tabelle 20: Brückenschlagpr.: Förderungen und Kosten im Vergleich .....................................................33 Tabelle 21: Brückenschlagpr.: Personen im Projekt und Position von Frauen ..........................................34 Tabelle 22: Brückenschlagpr.: Einreichung und Fördergrad nach Fachbereichen.....................................35 Tabelle 23: Frauen nach Fachbereichen im Vergleich................................................................................36 Tabelle 24: Kplus Gliederung des inhaltlichen Berichtsteils für Halbjahres- und Jahresbericht...............43 Tabelle 25 : Kplus Gliederung tabellarischer Berichtsteil ..........................................................................43 Tabelle 26: Verteilung der ausbezahlten Gesamtförderung im Programm Kplus im Jahr 2007 ...............45 Tabelle 27: AplusB-Programme ..................................................................................................................55 Tabelle 29: Überblick AF Wissenschaft: Projekte, Beteiligungen, operative Mittel .................................65 Tabelle 30: AF Wissenschaft: Frauenanteil nach Funktion (Kopfzahlen) .................................................67

    Abbildungsverzeichnis

    Abbildung 1: Frauenanteil in Prozent in der Kategorie wissenschaftliches Forschungspersonal nach Sektoren (in VZÄ), 1998 – 2006.............................................................................................14

    Abbildung 2 Studienabschlüsse nach Disziplinen und Geschlecht, 1955–2007........................................16 Abbildung 3: I2 Verteilung von Frauen und Männern nach Stundensätzen (in Euro), 2007 ....................26 Abbildung 4: Geschlechterverhältnis beim wissenschaftlichen Personal in den Kplus Kompetenzzentren

    zwischen 2004 und 2007..........................................................................................................47 Abbildung 5: Geschlechterverhältnis beim wissenschaftlichen Personal in den Kplus Kompetenzzentren

    nach Vollzeit- und Teilzeit-Beschäftigung im Jahr 2007 .......................................................48 Abbildung 6: Geschlechterverhältnis beim wissenschaftlichen Personal in den Kplus Kompetenzzentren

    nach Einkommensgruppen für das Jahr 2007 .........................................................................49 Abbildung 7: Verteilung der Einkommensgruppen nach Geschlecht für wissenschaftlich Beschäftigte in

    den Kplus Kompetenzzentren im Jahr 2007 ...........................................................................50 Abbildung 8: AplusB Männer- und Frauenanteile in % nach Funktion (VZÄ).........................................59 Abbildung 9: Beschäftigte Personen im österreichischen Luft- und Raumfahrt Cluster nach Sektoren,

    Funktionen und Geschlecht für das Jahr 2006 in Prozent.......................................................62 Abbildung 10: TeilnehmerInnen Sommerschule Alpbach nach Geschlecht für die Jahre 2005 bis 2007 63 Abbildung 11: AF Wissenschaft: Frauen und Männer nach Funktion (Kopfzahlen) ................................66 Abbildung 12: AF Wissenschaft: Verteilung Frauen und Männer nach Funktionen.................................68 Abbildung 13: AF Wissenschaft: Anzahl Frauen (links) und Männer (rechts) nach Vollzeit- und

    Teilzeitbeschäftigung...............................................................................................................68 Abbildung 14: AF Wissenschaft: Frauen und Männer nach Beschäftigungsart Anstellung oder

    Werkvertrag (Kopfzahlen).......................................................................................................69

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    1 Ziele, Projektphasen und Methodik

    Die Gender Budget-Analyse hat zum Ziel, die quantitative personenbezogene Mittelverteilung als auch die qualitative Gleichstellungswirkungen der bmvit-Forschungs- und Technologieförderung zu unter-suchen:

    1. Definition und Beschreibung der geschlechterspezifischen Disparitäten / Segregation in der Forschungs- und Technologieförderung des bmvit (nach Maßgabe der Daten): - Analyse der Verteilung der Fördergelder auf Frauen und Männer - Analyse der Beschäftigungs- und der Einkommenssituation von Frauen und Männern

    2. Empfehlungen im Hinblick auf die Weiterentwicklung des FFG-Monitorings Ergebnis des Forschungsprojektes sollte eine Machbarkeitsstudie sein, wie Gender Budgeting und die tatsächliche Gleichstellung von Frauen und Männern, so wie in Bundesverfassungsgesetz und Haushaltsreform gefordert, in den Forschungs- und Technologieprogrammen umgesetzt werden könnte.

    Projektphasen

    Phase 1: Datenbasis und Expertise

    Auf Basis einer Literaturrecherche und bereits existierender Studien (z.B. Schrattenecker et al. 2004, Frey et al. 2007a, Gender Booklet) wurden in der ersten Projektphase folgende Schritte realisiert:

    • Sichtung und Analyse des vorliegenden FFG-Datenmaterials (FFG-Monitoring, Anträge & Endberichte – beispielhaft), Definition ausständiger Daten

    • Interviews FFG-Bereichsleitungen • Auswahl zu analysierender Bereiche (Pilotprojekte).

    Phase 2: Gender Budget-Analyse (GBA)

    Das Forschungsprojekt hatte ursprünglich zum Ziel, sowohl die quantitative personenbezogene Mittelverteilung als auch die qualitative Gleichstellungswirkungen der bmvit Forschungs- und Technologieförderung zu untersuchen. Angestrebt wurde eine möglichst umfassende Darstellung einer nach Geschlecht differenzierten Datenlage in allen Programmbereichen. Die Zielsetzung wurde im Laufe der ersten Projektphase (Datensichtung) den tatsächlich vorhandenen Möglichkeiten der Datenerhebung angepasst. Die Darstellung einer umfassenden Datenlage war auf Grund der Datensituation nicht möglich, für tiefer gehende Analysen wurden daher aus den Programmbereichen Thematische Programme, Basisprogramme und Strukturprogramme exemplarisch Pilotprojekte ausgewählt (Fallstudien). Folgende Fragestellung sollten mit der Gender Budget-Analyse der Pilotprojekte beantwortet werden (zur Methodik von Gender Budgeting siehe auch Kapitel 2.1)

    • Wie verteilen sich die Forschungsgelder auf Personal- und Sachkosten? • Wer wird durch welche Forschungsprogramme gefördert: wie viele Frauen, wie viele Männer? • Entspricht die Partizipationsrate der Frauen in den bmvit-Programmen dem tatsächlichen Potenzial

    (im Vergleich zu F&E Daten, Absolventinnenzahlen)? • Wie stellt sich die Beschäftigungssituation von Frauen und Männern in den vom bmvit geförderten

    Projekten dar (Position, wissenschaftliche MitarbeiterInnen / Support, Dauer und Form der Beschäftigung: längerfristige Angestelltenverhältnisse, prekäre Werksvertragsverhältnisse)?

    • Wie ist die geschlechterdifferente Einkommenssituation von Frauen und Männern zu beurteilen?

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    Parallel dazu wurde das Antrags- und Berichtswesen analysiert, um Vorschläge zur Optimierung eines Monitoringsystems entwickeln und zukünftig mehr Aussagen über die Beschäftigungswirkung der bmvit-Förderungen treffen zu können.

    Phase 3: Maßnahmen-Empfehlungen

    Aufbauend auf der Literaturrecherche, der Analyse der erhobenen Daten sowie der Auswertung der Interviews werden in Zusammenarbeit mit der Steuergruppe sowie ExpertInnen der FFG Maßnahmenvorschläge zur Implementierung von Gender Budgeting in Forschungs- und Technologieprogramme sowie zur Weiterentwicklung des FFG-Monitoring erarbeitet.

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    2 Referenzrahmen und Ausgangslage

    2.1. GENDER BUDGETING: ZIELE, LEGISTISCHE RAHMENBEDINGUNGEN, METHODEN

    „Gender Budgeting ist eine Anwendung von Gender Mainstreaming im Haushaltsprozess. Es beinhaltet eine geschlechtsbasierte Bestandsaufnahme der Haushalte, die eine Genderperspektive auf allen Ebenen des Haushaltsprozesses einschließt und die Einnahmen und Ausgaben so umverteilt, um die Geschlechtergleichstellung zu fördern.“

    Europäischer Rat 2003 (Advisory Commitee on Equal Opportunities for Women and Men)

    Gender Budgeting (GB) oder die Gender Budget-Analyse (GBA) wurde als Element der Gender Mainstreaming (GM)-Strategie in Budgetpolitik und Verwaltung eingeführt und stellt ein Instrument zur Darstellung und Überwindung von geschlechtsspezifischen Disparitäten in öffentlichen Budgets dar.

    Als wesentliche Gleichstellungsstrategie ab den 1980er Jahren in entwicklungspolitischen, feministischen Kontexten entwickelt, spielt dabei das gesellschaftspolitische Verständnis von öffentlichen Budgets eine zentrale Rolle: Öffentliche Budgets bilden die gesellschaftlichen, sozialen und wirtschaftlichen Prioritäten des Bundes, der Länder oder Gemeinden ab und spiegeln damit bestimmte gesellschaftspolitische Leitbilder wider. Budgetpolitik wird somit als in Zahlen gegossene Gesellschaftspolitik verstanden (vgl. Mayrhuber et al. 2007). Ziel von Gender Budgeting ist es, die Schwerpunktsetzung von öffentlichen Einnahmen und Ausgaben sichtbar zu machen und ggf. im Sinne der Gleichstellung zu verändern. Als Ausgangspunkt dient somit immer die Frage, ob und inwieweit eine budgetpolitische Maßnahme geschlechtsspezifische Benachteiligungen verstärkt, verringert oder unverändert lässt bzw. worin die Ursachen für bestehende Disparitäten zu finden sein könnte.

    Zwei der wesentlichen Innovationen von Gender Budgeting bestehen darin, dass unbezahlte Arbeit1 eine wichtige ökonomische Kategorie darstellt und dass Budgetpolitik auf Wirkungsorientierung unter anderem mit dem Ziel der Gleichstellung abzielt bzw. abzielen sollte.

    Vor diesem Hintergrund kann Gender Budgeting als wirkungsorientiertes Instrument verstanden werden, um Haushaltspolitik im Interesse der Gleichstellung von Frauen und Männern umzusetzen. Gender Budgeting fokussiert nicht nur auf die Analyse geschlechtsspezifischer Effekte von Budgetpolitik, sondern zielt auf Basis der Ergebnisse auf deren Veränderung hinsichtlich Zielsetzung, Zielgruppenorientierung, Strukturen und Prozessen ab.

    Als Übersicht werden im Folgenden einige der wesentlichen Ziele, Fragestellungen, Nutzen und Methoden von Gender Budgeting in tabellarischer Form kurz dargestellt.

    Ziele

    • Integration des Zieles der tatsächlichen Gleichstellung von Frauen und Männern in die Budgetpolitik

    • Integration der Gender-Perspektive auf allen Ebenen und in alle Phasen des Budgetprozesses • Genderspezifische Wirkungsanalyse der Budgets, der Einnahmen und Ausgaben sowie der

    Effektivität der Leistungen

    1 Unter unbezahlter Arbeit ist z. B. Beutreuungs- und Reproduktionsarbeit, aber auch ehrenamtliche oder inoffizielle/ illegale Arbeit zu verstehen.

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    • Umstrukturierung von Einnahmen und Ausgaben – Veränderung der Budgetprozesse – unter besonderer Berücksichtigung von unbezahlter Arbeit (care economy).

    Fragestellungen

    • Wie sieht die Verteilung von öffentlichen Einnahmen / Ausgaben auf die Geschlechter aus? • Wie wirkt die Haushaltspolitik kurz- und langfristig auf die Ressourcenverteilung zwischen den

    Geschlechtern / auf die sozioökonomische Stellung von Frauen und Männern (Zugang zu Ressourcen, Arbeit, Freizeit, gesellschaftliche Teilhabe etc)?

    • Wie sind die Wirkungen auf bezahlte und unbezahlte Arbeit von Frauen und Männern? • Wie beeinflusst die Haushaltspolitik die Geschlechterrollen und -normen?

    Nutzen

    • Identifizieren von Disparitäten und Ableitung notwendiger Förderungen benachteiligter Zielgruppen

    • Schaffung von Voraussetzungen für politisches (Um)steuern • Ergänzung und Konkretisierung von GM-Prozessen • Bewusstseinsbildender Effekt in Politik, Verwaltung und beteiligten Organisationen (insbesondere

    was die Gender-Thematik betrifft) • Qualitätssteigerung (Wirkungsorientierung) • Höhere Transparenz des Budgets.

    Methoden

    GB-Methoden sind vielfältig und gestalten sich nach Kontext, AkteurInnen, Zielen und Fragestellungen, Zeithorizont, Analysegegenstand, Datenlage etc. Einige Beispiele:

    • Gender-disaggregierte Ausgabeninzidenzanalysen: Wem kommen Ausgaben zugute? • NutzerInnenanalysen öffentlicher Dienste: Datenanalysen, Befragungen potenzieller NutzerInnen • Gender Impact Assessment: Umfassende Bewertungen der Wirkungen von Budgets: ex ante zur

    Einschätzung von Budgetvorhaben & ex post zur Evaluierung von Budgets.

    Neue legistische Rahmenbedingung in Österreich

    Auch in Österreich ist Gender Budgeting als Element einer Gleichstellungsstrategie in den letzten Jahren zunehmend wichtiger geworden; vielfältige Gender Budget-Analysen wurden durchgeführt. Wesentliche Voraussetzung dafür stellen internationale als auch nationale rechtliche Grundlagen dar. Neben der Ratifizierung der Konvention zur Beseitigung jeder Form der Diskriminierung der Frau (CEDAW, 1979) oder des Aktionsprogramms „Gender Mainstreaming“ der UNO-Weltfrauen-Konferenz in Peking (1995) bildet vor allen Dingen die EU-Politik einen wichtigen Rahmen; so stellt der Amsterdamer Vertrag aus dem Jahr 1997 (1999 in Kraft getreten) ein zentrales Rechtsdokument dar: Durch diesen Vertrag wurde Gender Mainstreaming in das Primärrecht der EU aufgenommen, wobei der Vertrag die Verpflichtung zur Umsetzung von Gender Budgeting in der Budgetpolitik als Konkretisierung von Gender Mainstreaming beinhaltet.

    Für die Einführung von Gender Budgeting in Österreich sind folgende rechtliche Regelungen relevant: Die Österreichische Bundesverfassung (Artikel 7, Absatz 2: Verpflichtung zur Gleichstellung von Frauen und Männern sowie Diskriminierungsverbot) sowie der Ministerratsbeschluss von 2004, durch den die Berücksichtigung der Geschlechterperspektive bei allen budgetpolitischen Maßnahmen der

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    Ministerien als Metaziel definiert worden ist. Mit dem Ministerratsbeschluss von 2008 bekennt sich die Bundesregierung zu einer geschlechtergerechten Budgetplanung und Budgetgestaltung. In Verfolgung des Auftrages des Artikels 13 (3) B-VG haben Bund, Länder und Gemeinden bei der Haushaltsführung die tatsächliche Gleichstellung von Frauen und Männern anzustreben. Entsprechend der in zwei Etappen geplanten Haushaltsrechtsreform des Bundes, die ab 2009 in Kraft treten wird, soll durch Gender Budgeting die tatsächliche Gleichstellung von Frauen und Männern im Haushalt umgesetzt werden. Weiters wurde bei dieser Reform die Verpflichtung des Bundes verankert, bei der Haushaltsführung auf Wirkungsorientierung abzuzielen, wobei die Gleichstellung zwischen Frauen und Männern eine Dimension der Wirkungsorientierung bildet (Art. 51 B-VG). Als Arbeitshilfe zur Umsetzung von Gender Budgeting wurde vom damaligen Frauenministerium ein Leitfaden zur Verfügung gestellt (siehe Frey et al. 2007). Das Bundesministerium für Finanzen hat bekannt gegeben, das auf Grund der Verfassungsnovelle jedes Ressort im Rahmen der Budgeterstellung aufgefordert ist, zumindest ein Gender Budgeting Pilotprojekt für 2009 bekanntzugeben. Der weitere Zeitplan sieht vor, dass ab 2011 die Pilotressorts einbezogen werden und ab 2012 der flächendeckende Testbetrieb beginnen soll.2

    Im Kapitel „Forschung, Technologie, Innovation (FTI)“ des neuen Regierungsprogramms 2008-2013 wird zur Sicherung der Innovationskraft durch Investitionen in die Grundlagenforschung (sic) der Ausbau und die Entwicklung von Human Ressourcen genannt, wo unter anderem die „verstärkte Berücksichtigung des Gender Budgeting in der Forschungsförderung“ gefordert wird (RP 2008: 46).

    Methodische Herangehensweise

    Das Forschungsprojekt Gender Budgeting in Forschungs- und Technologieprogrammen (bmvit) lehnt sich in seiner methodischen Herangehensweise an den Leitfaden für die Gender Budget-Analyse von Buchinger und Schaffer (2008) an.3 Um den komplexen Gender Budgeting-Prozess möglichst übersichtlich darstellen zu können, wurde dieser in vier Phasen und sieben Schritten strukturiert, die hier zum allgemeinen Verständnis kurz dargestellt werden.

    2 Siehe dazu www.imag-gendermainstreaming.at, Download 29.12.08. Die Interministerielle Arbeitsgruppe für Gender Mainstreaming (IMAG

    GM) stellt Informationen und Tools für u.a. Gender Budgeting zur Verfügung. 3 Wobei darauf hingewiesen wird, dass die Unterschiede zum oben erwähnten Leitfaden von Frey (2007) marginal sind.

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    Tabelle 1: Die vier Phasen und sieben Schritte der Gender Budget-Analyse

    4 PHASEN 7 SCHRITTE

    VORBEREITUNG

    Schritt 1: Auswahl der Bereiche anhand der Budget Relevanz und der Gender Relevanz

    Schritt 2: Darstellung der fachbereichsspezifischen Ausgangssituation

    Schritt 3: Darstellung der angebotenen Leistungen

    ANALYSE Schritt 4: Geschlechterdifferenzierte Analyse

    - der Inanspruchnahme der Leistungen - der Wirkungen - der indirekten Effekte - der Einkommens- und Beschäftigungswirkung

    UMSETZUNG Schritt 5: Entwicklung von Gleichstellungszielen und Indikatoren

    Schritt 6: Entwicklung und Umsetzung von Maßnahmen für geschlechtergerechte Budgetgestaltung

    CONTROLLING Schritt 7: Controlling, Evaluierung, Dokumentation

    Quelle: Buchinger/ Schaffer et al. 2008

    ad Vorbereitungsphase

    Der erste Teil des Leitfadens bietet Hilfestellung bei der Auswahl der für die GBA in Frage kommenden Bereiche und Leistungen mittels Gender- und Budgetrelevanz, sofern die zu untersuchenden Bereiche noch nicht definiert worden sind. Eine konkrete Erfassung der Bereiche, Kompetenzverteilungen und Zielgruppen sollen die Analyse, ihre Ziele und die Auswahl der Methoden optimal vorbereiten. Ebenso werden geschlechtsspezifische Aspekte der Leistungen und Gleichstellungsziele – sofern vorhanden – dargestellt, um eine inhaltliche Ausgangsbasis zu bilden. Ergebnis dieser Phase sollte die Feststellung sein, wo Mängel in der Zielformulierung und in der Datenerhebung bestehen, die in der Analyse behandelt werden müssen.

    ad Analysephase

    In diesem Kapitel werden die unterschiedlichen inhaltlichen und methodischen Ansätze einer Gender Budget-Analyse vorgestellt. Beschrieben werden Schritte, Orientierungsfragen und Kriterien zur geschlechterdifferenzierten Analyse der Inanspruchnahme der Leistungen, der Wirkungen, der indirekten Effekte (unbezahlte Arbeit) sowie der Beschäftigungs- und Einkommenswirkungen. Nach Auswertung der Daten und Identifizierung der Datenlücken werden die Ergebnisse im Idealfall mit Empfehlungen an die Politik übermittelt.

    ad Umsetzungsphase

    In dieser Phase geht es darum, gleichstellungspolitische Verbesserungen auf strategischer und politischer Ebene umzusetzen. Die im Strategieprozess definierten allgemeinen Gleichstellungsziele („Steigerung des Frauenanteils…“) werden in fachbereichsspezifische Gleichstellungsziele konkretisiert und entsprechende Zielindikatoren entwickelt. Zur Umsetzung der von Politik und Verwaltung gemeinsam definierten Ziele werden Maßnahmen entwickelt, die zu einer transparenten und geschlechtergerechten Budgetgestaltung beitragen sollen.

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    ad Controllingphase

    Die Überprüfung der Zielerreichung wird im letzten Kapitel des Leitfadens besprochen. Zu diesem Zwecke werden die in der vorhergehenden Phase entwickelten Indikatoren und Zielgrößen herangezogen. Ebenso wie die Umsetzungsphase wurden die letzten Schritte Controlling, Evaluierung und Dokumentation in den Praxisworkshops nur theoretisch behandelt.

    Für das Forschungsprojekt von Relevanz sind vor allem die Vorbereitungs- und die Analysephase, wobei Umsetzung und Umsetzungsmöglichkeiten in der Machbarkeitsstudie mitgedacht wurden. In der Analyse haben wir uns auf die Inanspruchnahme der Leistungen und die Beschäftigungs- und Einkommenswirkung fokussiert.

    Obwohl Gender Budgeting rechtlich gut verankert ist und genügend Arbeitshilfen existieren, stellt die Umsetzung von Gender Budgeting eine große Herausforderung dar, für die es bis dato wenig praktische Beispiele gibt, insbesondere nicht für die Forschungsförderung.4 Die Gründe dafür sind ebenso zahlreich wie vielfältig und reichen vom fehlenden politischen Commitment über den Mangel an Gleichstellungszielen bis hin zur unzulänglichen Datenlage. Einige der wesentlichsten Herausforderungen, wie sie das Forschungsteam aus den bisherigen Erfahrungen ableitet, werden in Folge kurz dargestellt.

    Zur Realisierung und nachhaltigen Implementierung von Gender Budgeting muss Folgendes beachtet werden:

    • Politik UND Verwaltung einbinden. Im Gegensatz zur klassischen Haushaltsanalyse unterzieht die GBA das Budget einer systemkritischen Analyse, wobei der gesellschaftspolitische Kontext miteinbezogen wird. Im Hinblick auf das komplexe System der öffentlichen Budgetpolitik stellt eine geschlechtsdifferenzierte Analyse ein umfassendes Unterfangen dar, das nicht nur Wirkung und Nutzen, sondern auch Partizipation und Steuerung berücksichtigen muss. Grundlage ist eine möglichst umfassende Analyse des Budgets mit besonderem Augenmerk auf Wechselwirkungen zwischen einzelnen Politik- und Verwaltungsbereichen.

    • Gender Budgeting ist als Prozess und als Ergebnis zu betrachten: als Ergebnis einer Analyse öffentlicher Mittel und ihrer Wirkungen sowie als ein Prozess zur Entwicklung von Zielen und Strategien im Sinne einer gleichstellungsorientierten budgetpolitischen Steuerung.

    • Voraussetzungen, die für die Umsetzung von Gender Budgeting gegeben sein müssen: - Klarer politischer Auftrag. Zur Umsetzung von Gender Budgeting bedarf es eines klaren

    politischen Auftrags, der personelle und ggf. materielle Ressourcen impliziert und der Verantwortlichkeiten explizit verortet.

    - Fach-, Budget- und Gender-Kompetenz. Gender Budgeting basiert auf einem Gesamtprozess mit klaren Strukturen und bedarf im Regelfall einer steuernden Instanz (Strategie und Verantwortung) sowie Arbeitsgruppen, die Fach-, Budget- und Gender-Kompetenz vereinen. Zur Sicherstellung der Gender-Kompetenz sind interne Fortbildung und bei Bedarf externe Expertise zur Verfügung zu stellen.

    - Klare Zielsetzungen. Gender Budgeting braucht klare politische Zielsetzungen, um als Instrument effizient eingesetzt werden zu können. Ziele könnten folgenden sein:

    - Bzgl. Gleichstellung: Verringerung von Disparitäten und Förderung von Chancengleichheit von Frauen und Männern unter Berücksichtigung ihrer unterschiedlicher Ressourcen und Potenziale in den jeweiligen Fachbereichen

    4 Die bislang einzige österr. Studie in diesem Bereich „Gender Budgeting in fünf Forschungsprogrammen“ (genderbüro 2007) hatte bis dato

    keine praktischen Konsequenzen im Sinne einer Verankerung von Gender Budgeting in den Forschungsprogrammen des bm:wf.

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    - Bzgl. Wirksamkeit/ Wirkungsorientierung: Besserer Einsatz und bessere Wirksamkeit von öffentlichen Mitteln hinsichtlich der unterschiedlichen Möglichkeiten von Frauen und Männern: Welche Ziele werden gesetzt und wie werden diese umgesetzt?

    - Bzgl. Transparenz: Besseres Verständnis der Budgetherstellung und -verteilung sowie der Mittelverwendung

    - Gleichstellungsziele. Die Formulierung politischer Gleichstellungsziele ist ein essentieller Bestandteil des Gender Budgeting. Sie sind der zentrale Ausgangspunkt und Maßstab für die Evaluierung öffentlicher Ausgaben und Einnahmen aus der Geschlechterperspektive.

    - Ohne Daten keine Analyse. Die Erstellung einer statistischen Informationsgrundlage ist die Basis jeder GBA, erst durch einen ausreichend gesicherten, geschlechterdifferenzierten Datenstand lassen sich geeignete Monitoring- und Evaluierungsmaßnahmen setzen.

    • Eine geschlechterdifferenzierte Analyse allein ist noch kein Gender Budgeting. Werden bei der GBA geschlechtsspezifische Ungleichheiten festgestellt, sind (budget-)politische Maßnahmen zur Förderung der Gleichstellung zu treffen. Für eine nachhaltige Realisierung bedarf es unbedingt eines Top-down-Ansatzes, der mit dem nötigen politischen Willen verfolgt wird, um eine Basis für alle notwendigen Maßnahmen zu schaffen.

    • Controlling. Zur Nachvollziehbarkeit von politischen Veränderungen über die Zeit müssen quantitative und qualitative Indikatoren zur Bewertung des Fortschritts in Richtung Gender-Gerechtigkeit eingesetzt werden.

    • Schrittweise Systemanpassung, keine Parallelstrukturen. Es muss davon ausgegangen werden, dass die Realisierung von GBA Konflikte induziert. Der Implementierungserfolg der GBA hängt von der Kompatibilität des Ansatzes mit dem vorherrschenden System zusammen. Eine Zusammenarbeit mit beteiligten ExpertInnen und EntscheidungsträgerInnen ist unumgänglich, um Implementierungsschwierigkeiten nach Möglichkeit zu reduzieren und Parallelsysteme oder strategische Rückschläge zu vermeiden.

    Empfohlen wird daher eine schrittweise Systemanpassung. Konkret müssten für den jeweiligen Kontext entsprechende Methoden entwickelt werden, die eine jährliche Anwendung auf der Verwaltungs- und der FördernehmerInnenseite ohne großen oder nicht argumentierbaren Aufwand ermöglichen und sich auf die wesentlichen Aspekte der von der Politik formulierten Leistungs- oder Wirkungsziele konzentrieren.

    Gender Budgeting ist daher nach Möglichkeit in bereits vorhandene Reformprozesse (allfällige Budget- oder Verwaltungsreformen, Gender Mainstreaming-Pozesse) einzubinden, vom Aufbau neuer Strukturen wird abgeraten.

    2.2. GENDER BUDGETING IN DER FORSCHUNGSFÖRDERUNG Während Gender Budgeting in öffentlichen Budgethaushalten bereits eine viel diskutierte und auch praktizierte Methode darstellt (z.B. Gender Budgeting Stadt Wien5 oder Land Oberösterreich6), ist sie in der Forschungsförderung des Bundes bzw. generell im FTI Bereich als recht neue Herausforderung zu

    5 http://www.wien.gv.at/menschen/gendermainstreaming/beispiele/budgeting.html 6 http://www.land-oberoesterreich.gv.at

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    verstehen. Bis dato kann nur auf wenige Pilotstudien verwiesen werden, z.B. das Projekt „Gender Budgeting in fünf Forschungsprogrammen“ des bmwf (Frey et al. 2007a).

    Ein Ziel des Forschungsprojektes ist es, die Ergebnisse der Studie zu allgemein verfügbaren Daten und Studien in Bezug zu bringen, um eine Gesamtanalyse von möglichen Wirkungszusammenhängen vorzunehmen. Dazu wurden relevante Studien aus den Bereichen Gender Mainstreaming/ Budgeting und Evaluierung der Technologie- und Forschungsförderung herangezogen, die hier beispielhaft aufgelistet werden.

    Als direktes Vorreiterprojekt kann die von ÖGUT durchgeführte FEMtech-Studie „Frauenanteil in bmvit-Programmen und Maßnahmen zur Erhöhung der Chancengleichheit in künftigen Ausschreibungen“ aus dem Jahr 2004 angesehen werden, wo die thematischen Programmlinien und die Strukturprogramme auf Frauenbeteiligung und Chancengleichheit hin untersucht wurden. Eine der wenigen Studien zu Gender Budgeting in der Forschungsförderung stellt die oben erwähnte, vom bmwf in Auftrag gegebene Studie „Gender Budgeting in fünf Forschungsprogrammen“ dar, in deren Rahmen die Programme GEN-AU, Node, Conex, Trafo und proVision auf ihre Gleichstellungswirkung hin analysiert wurden. (siehe Frey et al. 2007a). Zur Bewertung wurden neun Indikatoren herangezogen, u.a. Ressourcenverteilung, horizontale und vertikale Segregation (Funktion und Statusgruppe), Einkommenswirkungen und Vertragsqualität, soziale Sicherung, Vertragsdauer/ Projektdauer. Die Studie ist als Vollerhebung zu sehen, wobei sich auch hier das Problem einer teilweise zu geringen Rücklaufquote stellte, als dass es zu keinen Verzerrungen der Datenqualität kommen könnte – besonders was die Einkommenswirkungen betrifft.

    Methodisch steht auch die von WIFO und Solution durchgeführte Studie „Gender Budget-Analyse in Oberösterreich“ (Mayrhuber et al. 2006) und der daraus von Solution und Joanneum Research entwickelte Leitfaden für die Gender Budget-Analyse (Buchinger/ Schaffer et al. 2008) zur Verfügung, ebenso wie die Arbeitshilfe „Gender Budgeting in der Verwaltung“ des Bundeskanzleramtes (Frey 2007).

    Generell gesprochen kann davon ausgegangen werden, dass es bei GB in der Forschungsförderung um die Verbindung von Budgetausgabeposten, in diesem Fall von Fördergeldern, mit konkreten Personen, die diese Leistung beziehen, geht. Ein zentraler Aspekt ist daher die Frage, wer die Fördergelder nutzt bzw. wem diese zugute kommen. Die Nutzung der Budgetausgaben wird in der Regel durch die Bewertung des Frauen- und Männeranteils im jeweiligen Bereich ermittelt. Die so genannte Inzidenzanalyse (auch: Kosten-Nutzen-Analyse oder Analyse der Verteilungswirkung) stellt eine datenintensive Methode dar, besonders wenn es sich bei den FördernehmerInnen nicht um natürliche Personen (wie etwa in der Einzelprojektförderung) sondern um juristische Personen (Unternehmen, Vereine, Konsortien etc.) handelt. Ein erster wesentlicher Schritt wird somit der Versuch sein, eine geschlechterdifferenzierte Datenlage hinsichtlich Budgetverteilung und Beschäftigte in Programmlinien, Programmen sowie Projekten zu schaffen.

    Hierbei wird man nicht um das Phänomen der unterdurchschnittlichen Repräsentanz der Frauen im FTI-Bereich herumkommen, wozu es schon einige Erfahrungswerte gibt. Nach der FEMtech-Studie von ÖGUT entspricht etwa der gesamte Frauenanteil in den Thematischen Programmlinien des bmvit 11% (Schrattenecker et al. 2004: 11f). Der Frauenanteil an ProjektleiterInnen und wissenschaftlichen MitarbeiterInnen liegt bei 14%. Der höchste Frauenanteil lässt sich in Projekten im Bereich der Grundlagenforschung beobachten (16%), am wenigsten sind Frauen an der Technologie- und Komponentenentwicklung beteiligt (3%). Die niedrigen Frauenquoten hängen unter anderem mit der hohen Beteiligung von Unternehmen als einreichende Institutionen zusammen, da der Frauenanteil im

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    Unternehmenssektor mit (damals) 9% grundsätzlich sehr niedrig ist. In den Strukturprogrammen beläuft sich der Frauenanteil auf 14%, in der Geschäftsführung sind hier keine Frauen aktiv (ebd.: 51).

    Ähnlich niedrige Werte bietet das etablierte Gender Booklet, das jährlich Erhebungen zur Situation von Frauen und Männern im kooperativen Sektor der außeruniversitären Forschung vornimmt (siehe Gender Booklet 2003-2007) sowie die ebenso im Rahmen von FEMtech erstellten Facts&Figures (siehe www.femtech.at). In der aktuellsten Ausgabe wird festgestellt, dass der Frauenanteil am wissenschaftlichen Personal der naturwissenschaftlich-technischen außeruniversitären Forschungseinrichtungen trotz starker Dynamik im Feld bei einem Fünftel (20,6%) stagniert (vgl. Gender Booklet 2007). Die meisten Frauen sind dabei in den Funktionen Fachkräfte (Frauenanteil 28%) und Junior Scientists (Frauenanteil 21%) zu finden, die wenigsten unter den Führungskräften (Frauenanteil 8%). Der Frauenanteil in Gremien liegt 2007 bei 7%, in wissenschaftlichen Boards bei 9% (ebd.).

    Die zusätzlich zum Gender Booklet 2005 durchgeführte Vergütungsanalyse bietet einen Einblick in die Einkommenssituation von Frauen und Männern in der außeruniversitären naturwissenschaftlich-technischen Forschung (vgl. Kienbaum 2006). Bei diesem Forschungsprojekt zeigen sich deutlich die Schwierigkeiten, in einem sensiblen Bereich wie Einkommen die entsprechenden Daten zu bekommen. Nur 30% der angefragten Unternehmen beteiligten sich an der Befragung, was dazu beitrug, dass in manchen Bereichen (z.B. Vergütung von Führungspositionen) die Fallzahlen zu klein waren, um zu einer Aussage zu kommen. Bei den 440 erfassten F&E Beschäftigten in der außeruniversitären, kooperativen Forschung zeigen sich auffällige Vergütungsunterschiede, so liegen die Gehälter der weiblichen Senior Scientists bei gleicher Zugehörigkeitsdauer um bis zu 14% unter jenen ihrer Kollegen, bei den Prinicpal und den Junior Scientists sind es bis zu 9%. Mit zunehmendem Lebensalter geht die Einkommensschere auseinander. Bei den TechnikerInnen und Fachkräfte scheinen die Gehälter ausgeglichen. Erwartungsgemäß sind weit mehr Frauen 35%) als Männer (15%) teilzeitbeschäftigt. Während das Beschäftigungsverhältnis sich bei den Frauen nicht auf die Gehaltshöhe auswirkt, müssen Männer bei Teilzeitbeschäftigung mit Gehaltseinbußen von auf VZÄ gerechnet bis zu 12.000 Euro hinnehmen.

    Dass der geringe Frauenanteil und unterschiedliche Einkommenssituationen nicht allein durch die horizontale Segregation, also die geschlechtsspezifische Berufswahl, sondern multifaktoriell zu erklären ist, ist mittlerweile bekannt. So müssen demnach auch strukturelle Benachteiligungen von Frauen als Erklärungen herangezogen werden. Eine wesentliche Rolle spielt dabei der Mangel an Netzwerken sowie der damit in Zusammenhang stehende Mangel an Möglichkeiten, finanzielle Mittel für die notwendige Eigenfinanzierung von geförderten Projekten zu lukrieren (vgl. KMU 2005). Als Element der Gender Mainstreaming-Strategie muss GB daher auf mehreren Ebenen ansetzen und alle Faktoren, die zu einer Ungleichverteilung der öffentlichen Fördermittel führen können, in der Analyse berücksichtigen.

    In diesem Sinne muss das vorliegende Projekt als Pilot- bzw. Machbarkeitsstudie für eine nachhaltige Integration von Gender Budgeting in die Budgetpolitik der Forschungsförderung im FTI-Bereich angesehen werden.

    2.3. HUMANRESSOURCEN IN F&E: ZAHLEN UND FAKTEN Neben den im vorhergehenden Kapitel dargestellten Daten bilden auch die F&E Erhebungen der Statistik Austria einen Referenzrahmen für diese Studie.7 Diese zeigen, dass seit 1998 nicht unerhebliche 7 Siehe auch Technologiebericht 2008 oder www.femtech.at.

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    Wachstumsraten zu einem Anstieg des weiblichen Beschäftigungsanteils in der Forschung führten, der 2006 bei 19,4 % (Vollzeitäquivalente / VZÄ) hält (vgl. Statistik Austria, 1998, 2002, 2004, 2006). An den Kopfzahlen gemessen, die aufgrund der hohen Teilzeitquoten unter den weiblichen Beschäftigten in F&E die Beschäftigungssituation besser widerspiegeln, steht die Forscherinnenquote im Jahr 2006 bei 25,3 % (vgl. Tabelle 2).

    Tabelle 2: Steigerung des Frauenanteils in der Kategorie wissenschaftliches Personal (VZÄ und Kopfzahlen) in F&E 1998–2004

    VZÄ Frauenanteil in %

    (VZÄ) Kopfzahlen

    Frauenanteil in % (Kopfzahlen)

    1998 2.626,6 14,0 5.901 18,8

    2002 3.810,7 15,8 8.192 20,7

    2004 4.739,9 18,3 10.427 23,6

    2006 5.668,8 19,4 12.541 25,3

    Quelle: Statistik Austria, eigene Berechnungen

    Auf sektoraler Ebene zeigen sich ebenfalls deutliche Veränderungen. Abbildung 1 zeigt den Anstieg des Frauenanteils in der Kategorie „Wissenschaftliches Forschungspersonal“ in den unterschiedlichen Sektoren im Zeitraum 1998 bis 2006. Insbesondere im Hochschulsektor sowie im privaten gemeinnützigen Sektor (PNP)8 können über den Erhebungszeitraum deutliche Steigerungen des Frauenanteils verzeichnet werden. Der Staatssektor9 weist erst in den letzten Jahren etwas größere Zuwachsraten des Frauenanteils bei den F&E-Beschäftigten auf. Auf deutlich geringerem Niveau konnte sich der Frauenanteil bei den F&E-Beschäftigten im Unternehmenssektor entwickeln.

    8 Beinhaltet private gemeinnützige Institutionen, deren Status ein vorwiegend privater oder privatrechtlicher, konfessioneller oder sonstiger nicht

    öffentlicher ist (siehe F&E Erhebungen der Statistik Austria). 9 Beinhaltet Bundesinstitutionen (unter Ausklammerung der im Hochschulsektor zusammengefassten), Landes-, Gemeinde- und

    Kammerinstitutionen, F&E-Einrichtungen der Sozialversicherungsträger, von der öffentlichen Hand finanzierte und/oder kontrollierte private gemeinnützige Institutionen sowie F&E-Einrichtungen der Ludwig Boltzmann-Gesellschaft; ohne Landeskrankenanstalten (siehe F&E Erhebungen der Statistik Austria).

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    Abbildung 1: Frauenanteil in Prozent in der Kategorie wissenschaftliches Forschungspersonal nach Sektoren (in VZÄ), 1998 – 2006

    11,5%

    53,0%

    8,2%

    22,6%

    30,3%

    35,5%

    9,7%

    27,0%

    31,9%

    36,3%

    45,4%

    32,1%

    29,6%

    34,5%

    12,3%

    31,1%

    0%

    10%

    20%

    30%

    40%

    50%

    60%

    Hochschulsektor Unternehmenssektor Staatssektor PNP-Sektor

    1998

    2002

    2004

    2006

    Quelle: Statistik Austria, eigene Berechnungen

    Wie die folgende Tabelle 3 zeigt, spielt der Unternehmenssektor jedoch eine wesentliche Rolle in der Beschäftigungsentwicklung in F&E, da er den Bereich mit den meisten Beschäftigten (18.470,5 VZÄ) darstellt und, was den Frauenanteil (12,3 %) betrifft, großes Entwicklungspotenzial vermuten lässt. Der private gemeinnützige Sektor sowie der staatliche Sektor hingegen nehmen einen weitaus geringeren Stellenwert in F&E ein.

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    Tabelle 3: Wissenschaftliches Personal in F&E nach Sektoren und Geschlecht 2006 (Kopfzahlen und VZÄ)

    Frauen Männer Gesamt

    Anteil Frauen %

    Anteil Männer %

    Hochschulsektor Kopfzahlen 8.190 15.419 23.609,0 35 65

    VZÄ 2.877,8 6.383,5 9.261,3 31 69

    Privater gemeinnütziger Sektor

    Kopfzahlen 147 137

    284,0 52 48

    VZÄ 62,8 55,6 118,4 53 47

    Staatssektor Kopfzahlen 1.095 1.694 2.789,0 39 61

    VZÄ 464,6 883,9 1.348,5 34 66

    Unternehmenssektor Kopfzahlen 3.109 19.806 22.915,0 14 86

    VZÄ 2.264 16.207 18.470,5 12 88

    Gesamt Kopfzahlen 12.541,0 37.056,0 49.597,0 25 75

    VZÄ 5.668,8 23.529,9 29.198,7 19 81

    Quelle: Statistik Austria, eigene Berechnung

    Die geschlechtsspezifische Segregation des F&E Arbeitsmarktes zeigt sich nicht nur nach Sektoren, sondern auch innerhalb der Sektoren, wenn es um die Verteilung von männlichen und weiblichen Beschäftigten nach Funktionen bzw. Status oder nach Technologieintensität geht. Während beispielsweise im Unternehmenssektor der Frauenanteil am Hilfspersonal mit 34% (VZÄ) relativ hoch ist, sinkt dieser bei den WissenschafterInnen/ IngenieurInnen auf 12%. Die horizontale Segregation in F&E lässt sich an der Technologieintensität feststellen. Der Frauenanteil ist im Dienstleistungsbereich mit 22,5% signifikant höher als in der Sachgüterproduktion mit 12,8% (vgl. Statistik Austria).

    Geschlechtsspezifische Segregationseffekte wie dargestellt werden nicht erst durch den Arbeitsmarkt gebildet, das Fundament dazu wird bereits in der Bildungs- und Ausbildungsphase gelegt. Zur Verdeutlichung wird im Anschluss noch ein kurzer Blick auf das zukünftige F&E Human Ressourcen-Potenzial geworfen (am Beispiel der technischen Wissenschaften).

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    Abbildung 2 Studienabschlüsse nach Disziplinen und Geschlecht, 1955–2007

    Quelle: Statistik Austria, Hochschulstatistik 2005/06, eigene Berechnung. Siehe auch Technologiebericht 2008.

    Im Wintersemester 2007 lag der Frauenanteil der AbsolventInnen über alle Studienrichtungen bei 58%. Differenziert man die Studienabschlüsse nach Fachbereichen, so zeigen sich auffällige Unterschiede im Wandel der AbsolventInnenanteile. In den Sozial- und Wirtschaftswissenschaften ist es in den letzten Jahren zu einer Angleichung der Frauen- und Männeranteile gekommen. Der Frauenanteil an den Abschlüssen in den Naturwissenschaften ist seit 2000 äußerst stark gestiegen. Die Kluft zwischen Frauen- und Männeranteilen in Technik und Montanwissenschaften hat sich hingegen über die Jahre zuungunsten der Frauen vergrößert. Innerhalb der technischen Wissenschaften lassen sich weitere Segregationseffekte beobachten, so weisen die Studienzweige Elektrotechnik und Maschinenbau mit jeweils rund 6% einen deutlich geringeren Frauenanteil auf als andere Studienrichtungen.

    Nach wie vor bevorzugen Frauen in ihrer Studienwahl Fachrichtungen im Bereich der Geistes- und Sozialwissenschaften sowie der Medizin. In den letzten zehn Jahren haben allerdings auch in den Natur- und Technikwissenschaften die Absolventinnenzahlen zugenommen. In den technischen Studienfächern der Universitäten und Fachhochschulen liegt der Frauenanteile mittlerweile bei 20% (vgl. Gender Booklet 2007). 2005 lag der Anteil an Absolventinnen der technischen Wissenschaften an Universitäten bei über 22%.

    Sozial- und Wirtschaftswissenschaften & Recht

    01000

    20003000

    4000

    1955

    /56

    1960

    /61

    1965

    /66

    1970

    /71

    1975

    /76

    1980

    /81

    1985

    /86

    1990

    /91

    1995

    /96

    2000

    /01

    2005

    /06

    Männlich Weiblich

    Naturwissenschaften

    0

    500

    1000

    1500

    2000

    1955

    /56

    1960

    /61

    1965

    /66

    1970

    /71

    1975

    /76

    1980

    /81

    1985

    /86

    1990

    /91

    1995

    /96

    2000

    /01

    2005

    /06

    Männlich Weiblich

    Technik und Montanwissenschaften

    0500

    10001500200025003000

    1955

    /56

    1960

    /61

    1965

    /66

    1970

    /71

    1975

    /76

    1980

    /81

    1985

    /86

    1990

    /91

    1995

    /96

    2000

    /01

    2005

    /06

    Männlich Weiblich

    Geisteswissenschaften

    0500

    100015002000250030003500

    1955

    /56

    1960

    /61

    1965

    /66

    1970

    /71

    1975

    /76

    1980

    /81

    1985

    /86

    1990

    /91

    1995

    /96

    2000

    /01

    2005

    /06

    Männlich Weiblich

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    Innerhalb der technischen Wissenschaften lassen sich allerdings weitere Segregationseffekte beobachten, die sich letztendlich in entsprechenden Bereichen der Forschungs- und Technologieprogrammen widerspiegeln werden. So weisen die Studienzweige Elektrotechnik und Maschinenbau mit jeweils rund 6% z.B. einen deutlich geringeren Frauenanteil auf als andere Studienrichtungen wie die Technische Chemie mit einem Frauenanteil von 33%.

    Tabelle 4: AbsolventInnen technischer Studienrichtungen im Wintersemester 2006/07

    Studienrichtung, Studienzweig

    Gesamt Frauen Männer Frauenanteil

    % Männeranteil

    %

    Architektur 422 184 238 43,6% 56,4%

    Bautechnik 195 33 162 16,9% 83,1%

    Bergbau, Metallurgie 76 13 63 17,1% 82,9%

    Elektrotechnik, Elektronik 454 28 426 6,2% 93,8%

    Geodäsie, Vermessungswesen 42 16 26 38,1% 61,9%

    Maschinenbau, Instrumentenbau 212 12 200 5,7% 94,3%

    sonstige und interdisziplinäre technische Wissenschaften

    81 29 52 35,8%

    64,2%

    Technische Chemie, Brennstoff- und Mineralöltechnologie

    178 59 119 33,1%

    66,9%

    Technische Wissenschaften (Summe)

    1.660 374 1.286 22,5% 77,5%

    Quelle: Statistik Austria, eigene Berechnung

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    3 Darstellung der FFG Programmbereiche und Pilotprojekte

    Insgesamt standen in Österreich dem Bereich Innovation im Jahr 2007 436 Mio. Euro an Bundesmittel zur Verfügung, wobei knapp 360 Mio. Euro aus dem Ordinarium des bmvit stammen. Das bmvit bewegt damit die größte Summe in der Forschungs- und Technologieförderung Österreichs (vgl. bmvit Bilanz 07). Für die Abwicklung der Programme zeichnen die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft (FFG), der Wissenschaftsfonds (FWF) und die Austria Wirtschaftsservice (AWS) verantwortlich. Die FFG, die Förderinstitution für anwendungsorientierte Forschung und Entwicklung, deckt mit einem umfassenden Förderungsportfolio ein breites Aufgabenspektrum in Österreichs Forschungs- und Innovationssystem ab. Zum Portfolio zählen neben den Basisprogrammen, Strukturprogrammen, Thematischen Programmen das Österreichische Weltraumprogramm sowie die Europäischen und Internationalen Programme. 2007 bewilligte die FFG 249. Mio. Euro an Barwert für 1.806 Projekte mit 2.704 Beteiligungen (siehe folgende Tabelle 5).

    Tabelle 5: Eckdaten der FFG Förderungen 2007 Anzahl Projekte 1.806

    Anzahl Beteiligungen 2.704

    Summe der Gesamtkosten geförderter Vorhaben

    787,7 Mio. Euro

    Summe der Gesamtförderung 401,2 Mio. Euro

    Summe des Barwertes aller Förderzusagen

    249,4 Mio. Euro

    Quelle: bmvit Bilanz 07/08

    Der größte Teil der Fördersummen ging an Unternehmen (68%), gefolgt von Forschungseinrichtungen (17%), Hochschulen (10,3%) und Intermediäre (3,9%). Die Untenehmen stellen somit die primäre Zielgruppe der über die FFG abgewickelten Förderprogramme dar.

    Tabelle 6: Anteile FFG Förderungen nach Organisationstyp 2007

    Organisationstyp Summe in Mio. Euro Anteile in %

    Unternehmen 170,073 68,4%

    Forschungseinrichtungen 42,371 17%

    Hochschulen 25,714 10,3%

    Intermediäre 9,698 3,9%

    Sonstige 0,896 0,4%

    Gesamt 248,752 100%

    Quelle: bmvit Bilanz 07/08, eigene Berechnung

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    Die folgende Tabelle 7 bietet einen Überblick über die Größenordnungen der FFG Programmbereiche, Programme und Programmlinien, aus denen die Pilotprogramme mit bmvit-Trägerschaft für die Gender Budget-Analyse ausgewählt wurden:

    • Thematische Programme: IV2S (I2) • Strukturprogramme: AplusB Gründerprogramm, Kplus ( COMET) • Basisprogramme: BRIDGE Brückenschlagprogramm

    Hinweis zur Auswahl der Pilotbereiche: Da in der ersten Projektphase festgestellt werden musste, dass in den Programmbereichen in der Regel keine Daten zu Beschäftigten in den geförderten Projekten erhoben werden, wurden die Pilotprojekte vor allem nach dem Kriterium der Datenlage ausgewählt. In allen Pilotprojekten stehen entweder Monitoringdaten (z.B. BRIDGE) oder Daten aus externen Erhebungen (z.B. Gender Booklet für Kplus) zur Verfügung.

    In den Bereichen der Agentur für Luft- und Raumfahrt (ALR) sowie der Europäischen und Internationalen Programme (EIP) wurden aus ressourcentechnischen Gründen keine Pilotprojekte definiert. Da die ALR jedoch Primärdaten zum Sektor und die EIP Gender Impact-Daten für die Anbahnungsfinanzierung Wissenschaft zur Verfügung stellten, konnten auch diese in die Untersuchung mit einbezogen werden.

    In den folgenden Kapiteln werden die FFG Programmbereiche mit ihren GBA-Pilotprojekten dargestellt. Die methodischen Zugänge unterscheiden sich je nach Programmbereich und Datenlage, die Pilotprojekte sind daher individuell für sich zu lesen. In den letzten zwei Kapiteln wird versucht, aus den jeweiligen Ergebnissen allgemeine Schlussfolgerungen und Empfehlungen für Maßnahmen abzuleiten.

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    Tabelle 7: Übersicht FFG Förderungen 2007

    Bereich Programm Programmlinie Projekt-Anzahl Operative Mittel10 (Barwert)

    Agentur für Luft- und Raumfahrt (ALR) ASAP ASAP 61 11.033.545 Gesamt 11.033.545 BASIS Basisprogramm 893 128.428.738 Basisprogramm (BP) HEAD 35 22.899.600 BRIDGE Brückenschlagprogramm 69 13.198.750 Innovationsscheck Innovationsscheck 375 1.875.000 Gesamt 166.571.988 Europäische und Inter-nationale Programme (EIP) AF-Wiss EU-Anbahnung 192 891.243 Gesamt 891.243 Strukturprogramme (SP) AplusB 5 10.384.806 brainpower 17 258.683 CIR-CE 8 1.172.670 EraSME 2 445.000 FEMtech 18 382.089 K_ind/ K_net K_ind 4 9.191.928 Zwischenfinanz. 7 1.684.352 Kplus Kplus Zwischenfinanz.II 7 3.481.509 Prokis Prokis04 11 9.266.322 protec-net protec-net 1 143.343 PUST FsA 11 363.186 PUST 1 773.913 SELP SELP-TPM 1 5.000.000 wFORTE wFORTE 10 364.670 Gesamt 42.912.471 FIT-IT ES 10 3.374.200 FIT-IT Beauf. 1 26.333 SemSys 2 464.790 Trust 3 1.072.000 Thematische Programme (TP) Visual 10 3.874.000 IV2S A3 5 1.419.800 I2 5 1.832.900 ISB 4 337.460 IV2Splus IV2Splus 5 62.218 KIRAS PL1-Vernetzen 4 400.900 PL2-Koop. F&E 15 5.099.026 PL4-BM 11 1.278.280 NANO NANO-Cluster 28 4.989.075 NANO Net 7 394.533 NAWI EdZ 17 2.046.546 FdZ 11 750.580 HdZ 12 514.573 TAKE OFF TAKE OFF-For 5 2.487.437 Gesamt 30.424.651 Summe 1.883 251.833.898

    Quelle: FFG Jahresbericht 2007

    10 Beinhalten Förderungen, Aufwendungen sowie Beauftragungen.

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    3.1. THEMATISCHE PROGRAMME

    Ausgangslage

    Im Rahmen der FEMtech Studie „Frauenanteil in bmvit-Programmen und Maßnahmen zur Erhöhung der Chancengleichheit in künftigen Ausschreibungen“ (Schrattenecker et al. 2004) wurden 202 Projekte der thematischen Programmlinien untersucht (Antragsdaten). Von insgesamt 1.404 beschäftigten Personen waren 161 Frauen, das entspricht einen Frauenanteil von 11% (ebd.: 5). 30 der Projekte wurden von Wissenschafterinnen geleitet, der Frauenanteil an der Projektleitung belauft sich damit auf 14%11. Der Frauenanteil unter den wissenschaftlichen MitarbeiterInnen beträgt 13,8%, unter den KooperationspartnerInnen 9,8% (ebd.: 40). Im Rahmen der durchgeführten Interviews mit ProjektleiterInnen wurde festgestellt, dass die Projektleitung oft mit einer Führungsposition im Unternehmen zusammenfällt, die von Frauen weniger oft besetzt werden als von Männern.

    Projekte im Bereich der Technologie- und Komponentenentwicklung haben mit 3% den geringsten Frauenanteil, Projekte im Bereich der Grundlagenforschung mit 16% den höchsten Frauenanteil. Der geringe Frauenanteil lässt sich u.a. auch durch die hohe Beteiligung von Unternehmen als einreichende Institutionen erklären, wo der Frauenanteil grundsätzlich sehr gering ist (siehe dazu Kapitel 2.3: Human Ressourcen in F&E). Die Beschäftigungssituation in den Projekten spiegelt also die Situation in den Unternehmen wider.

    Tabelle 8: ProjektmitarbeiterInnen in den thematischen Programmlinien nach Geschlecht und Funktion 2004

    Frauen absolut

    Frauen in %

    Männer absolut

    Männer in % Gesamt

    Frauen-Anteil

    ProjektleiterInnen 30 14% 185 86% 215 13,9%

    Wissenschaftliche MitarbeiterInnen 50 14% 312 86% 362 13,8%

    KooperationspartnerInnen 81 10% 746 90% 827 9,8%

    Gesamt 161 11% 1243 89% 1404 11,5%

    Quelle: Schrattenecker et al. 2004: 41

    Die Verteilung der Frauen und Männer in den Programmlinien gestaltet sich sehr unterschiedlich, so sind etwa mehr als die Hälfte der Frauen in Projekten von nur drei Programmlinien beschäftigt (Haus der Zukunft 24%, Fabrik der Zukunft 19% und Intelligente Infrastruktur 14%) (vgl. Schrattenecker et al. 2004: 42). In vier Programmlinien (A3, e-business, Innovative Mobilitätsdienstleitungen und Take Off) ist z.B. keine einzige Frau als Projektleiterin tätig.

    Bezugnehmend auf die für die Gender Budget-Analyse ausgewählten Pilotprojekte im Bereich IV2S stellt sich die Beschäftigungssituation nach Geschlecht folgendermaßen dar:

    11 Insg. wurden 215 ProjektleiterInnen angegeben, da einige Projekte von zwei Personen geleitet wurden.

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    Tabelle 9: Frauenanteile nach Funktion in den Programmlinien A3, I2 und FIT IT, 2004

    Programm Gesamt Frauenanteil in % Frauenanteil

    Projektleitung in % Wiss. Mitarbeit.

    Frauenanteil in %

    A3 113 7 0 17

    I2 218 11 19 13

    FIT IT 56 9 13 9

    Quelle: Schrattenecker et al. 2004: 43 (Auswahl); ÖGUT Rohdaten12

    Ebenso von Relevanz ist die Verteilung nach Stundensätzen, wobei sich anhand der Angaben aus den Anträgen keine großen Unterschiede zwischen Frauen und Männern feststellen lassen. Weiters muss betont werden, dass die angegebenen Stundensätze keinerlei Rückschlüsse auf die Einkommenssituation zulassen.

    3.1.1 Pilotprojekt: IV2S / I2 Ziel des Programms IV2S bzw. mittlerweile IV2Splus „Intelligente Verkehrssysteme und Services plus“ ist die Förderung von F&E in den Mobilitäts- und Verkehrstechnologien zur Unterstützung eines effizienten, sicheren, umwelt- und sozialverträglichen Verkehrssystems sowie zur Sicherung und Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit des österreichischen Verkehrssektors. Das Programm wendet sich dabei an Akteure aus der Industrie und aus der universitären und außeruniversitären Forschung, die gemeinsam kooperative Forschungs- und Entwicklungsprojekte durchführen (Quelle: FFG)

    Derzeit werden vier Programmlinien durchgeführt:

    • I2V - Intermodalität und Interoperabilität von Verkehrssystemen • A3plus – Alternative Antriebssysteme und Treibstoffe • ways2go - Technologien für sich wandelnde Mobilitätsbedürfnisse • IMPULS – Grundlagenforschung für Innovationen im Verkehr

    Für die GBA wurde auf Grund vorhandener Vorarbeiten (Studien und Evaluierungen) die Programmlinie I2 ausgewählt.

    I2 fördert kooperative Forschungs- und Entwicklungsprojekte im Bereich Intermodalität und Interoperabilität von Verkehrssystemen. Ziel ist die Erhöhung der Effizienz des Gesamtverkehrssystems durch eine Verbesserung des reibungslosen Zusammenwirkens verschiedener Verkehrsträger, die verstärkte Einbindung umweltverträglicherer Verkehrsträger und die effizientere Nutzung der vorhandenen Infrastruktur. Entwickelt und erprobt werden sollen neue Technologien und innovative Systemlösungen sowohl für den Güter- als auch den Personenverkehr (Quelle: FFG).

    Methodische Vorgehensweise

    Zur Analyse der Beschäftigungs- und Einkommenssituation wurden die Endberichte aus dem Untersuchungszeitraum 2007 herangezogen. Die Entscheidung für die Endberichte ist damit begründet, dass zum Zeitpunkt der Antragstellung das tatsächliche Projektteam teilweise noch nicht fixiert ist, die Angaben zu den MitarbeiterInnen also vermindert Aussagekraft besitzen. Um den Unterschied 12 Die Rohdaten wurden von ÖGUT dankenswerterweise zur Verfügung gestellt.

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    festzustellen, wurden die Frauen- und Männeranteile den Angaben in den entsprechenden Anträgen gegenübergestellt. Die Erkenntnisse daraus sind insofern von Bedeutung, als dass das Forschungsprojekt zum Ziel hat, mögliche Quellen für ein konsequentes Datenmonitoring zu identifizieren. Die Anträge waren auch wesentlich, um Zusatzinformationen zu den AntragstellerInnen und dem Projektteam zu erhalten (akademischer Status, Alter), allerdings gilt bei den Anträgen dasselbe wie bei den Endberichten: durch fehlende Standardisierung war es nicht möglich, sich ein Gesamtbild über die in den geförderten Projekten beschäftigten Personen zu verschaffen.

    Parallel zum Screening der Endberichte zur Datenerfassung wurden Antrags- und Berichtswesen auf ein adäquates Gender-Monitoring hin analysiert und Interviews mit der Programmbereichs- und Programmleitung geführt. Wie bereits in der Darstellung der Ausgangslage erwähnt, kann auf Vorarbeiten aufgebaut werden, die über unterschiedliche Zugänge versuchen, Gender-Aspekte sowohl auf struktureller als auch auf inhaltlicher Ebene in die thematischen Programme zu integrieren.

    Ergebnisse Analyse I2 Endberichte/ Projektakten: Beschäftigungssituation, Frauen- und Männeranteile

    In den 15 analysierten Projekten waren insgesamt 243 Personen nachweislich beschäftigt13, 33 davon waren weiblich, der Frauenanteil hält bei 13,6%. Drei der untersuchten Projekte hatten keine Frauen im Forschungsteam.

    Bei den Projektleitungen liegt der Frauenanteil bei 6,7% (eine Frau von 15 Personen), bei den ProjektmitarbeiterInnen bei 14% (32 Frauen von 228 Personen). Die geplante Differenzierung der ProjektmitarbeiterInnen in wissenschaftliche MitarbeiterInnen und Support war auf Grund der Datenlage nicht möglich, da weder Funktionsbezeichnung noch Stundensatz Aufschluss darüber gaben. Erfahrungsgemäß ist aber davon auszugehen, dass der Frauenanteil im Support höher ist und damit der Frauenanteil an wissenschaftlichen MitarbeiterInnen um einiges niedriger liegt als bei 14%.

    Tabelle 10: I2 Frauenanteile in den Kategorien Projektleitung und Projektmitarbeit 2007 (gemäß Endberichte)

    Gesamt Männer Frauen Frauenanteil

    Beschäftigte gesamt 243 210 33 13,6%

    Projektleitung 15 14 1 6,7%

    Wiss. Mitarbeit/ Techn. Mitarbeit/ Support 228 196 32 14%

    Quelle: I2 Endberichte FFG

    Die Werte entsprechen in etwa den Frauenanteilen, wie sie in der FEMtech Studie dargestellt wurden (Schrattenecker et al. 2004), mit Ausnahme der Projektleitungen, der 2004 bei 19% lag. Ersteres könnte so gedeutet werden, dass es in den letzten Jahren zu keiner signifikanten Steigerung der Frauenanteil gekommen ist. Allerdings muss darauf hingewiesen werden, dass die ÖGUT Studie ihre Daten aus den Anträgen zog. Dies ist insofern von Bedeutung, als in der jetzigen Analyse festgestellt worden ist, dass die Informationen zu den ProjektmitarbeiterInnen in den Anträgen den Informationen in den Endabrechnungen erwartungsgemäß nicht ganz entsprechen:

    13 Bei einem Projekt standen keine Zahlen zu ProjektmitarbeiterInnen zur Verfügung.

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    Differenzen Anträge - Endberichte

    Vergleicht man die oben dargestellten Frauenanteile (Quelle: Abrechnung Endberichte) mit jenen, die von den FördernehmerInnen im Antrag angegeben werden, so kommen folgende Zahlen zutage.

    Tabelle 11: I2 Frauenanteile in den Kategorien Projektleitung, wissenschaftliche Mitarbeit und Support 2007 (gemäß Anträgen)

    Gesamt Männer Frauen Frauenanteil nach

    Antrag Frauenanteil nach

    Endbericht

    Beschäftigte gesamt 235 193 42 17,9% 13,6%

    Projektleitung 42 36 6 14,3% 6,7%

    Wiss. Mitarbeit 96 81 15 15,6% 14%

    Support 97 76 21 21,6% -

    Quelle: I2 Anträge FFG

    Wurde in den Anträgen ein Frauenanteil von 18% unter den ProjektmitarbeiterInnen insgesamt angegeben, sind es realiter 13,6%. Das macht eine Differenz 4,4 Prozentpunkten. Bei den Projektleitungen fällt die Quote von 14,3% Frauenanteil auf 6,7% in der Praxis, mit einer Differenz von 7,6 Prozentpunkten.

    Die Daten aus der ÖGUT Studie können auf Grund der dargestellten Unterschiede zwischen Anträgen nicht als Referenzdaten verwendet werden, sehr wohl aber die F&E Zahlen der Statistik Austria. Nachdem in den thematischen Programmen und im Besonderen in der Programmlinie I2 die beteiligten Akteure vorwiegend aus dem Unternehmenssektor stammen (vgl. FFG Jahresbericht 2007: 26), gelten die F&E Beschäftigtenzahlen (Kopfzahlen) aus diesem Sektor als Referenzrahmen.

    Tabelle 12: F&E Frauenanteile im Unternehmenssektor 2006 (Kopfzahlen)

    Gesamt Frauen Männer Frauenanteil

    Insgesamt 45.336 7.676 37.660 16,93%

    Wiss. und höher qual. nicht wiss. Personal 40.644 6.081 34.563 14,96%

    Hilfspersonal 4.692 1.595 3.097 33,99%

    Quelle: Statistik Austria, F&E Erhebung 2006, eigene Berechnung

    Der gesamte Frauenanteil an den F&E Beschäftigten im Unternehmenssektor ist um 3% höher als der I2 Frauenanteil, der Frauenanteil am wissenschaftlichen und höher qualifiziertem, nicht wissenschaftlichen Personal ist mit 15% nur knapp höher als jener in der Programmlinie I2 – wobei auch hier leider keine konkrete Aussage getroffen werden kann, da die I2 Daten in diesem Bereich zu unkonkret sind: eine klare Trennung zwischen der Kategorie Support und höher qualifiziertes, nicht wissenschaftliches Personal war nicht gegeben. Erfahrungsgemäß ist aber davon auszugehen, dass der Frauenanteil im Support höher ist und damit der Frauenanteil an wissenschaftlichen MitarbeiterInnen um einiges niedriger liegt als bei 14% - und somit ein Aufholpotenzial seitens I2 gegeben wäre.

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    Ressourcenverteilung

    Die insgesamt € 5,4 Mio. an beantragten Gesamtkosten der 15 Projekte setzen sich aus 3% FTI-Investitionen, 18% Reise-, Sach- und Drittkosten sowie 79% Personalkosten zusammen. 51% der Gesamtkosten wurden von der FFG übernommen (siehe Tabelle 13).

    Tabelle 13: I2 Verteilung der Projektkosten

    Gesamtkosten 5.407.670,49 %

    davon FTI Investitionen 159.934,00 2,96

    Sonstige Kosten (Reise-, Sach-, Drittkosten) 978.584,81 18,10

    Personalkosten 4.269.151,68 78,94

    von FFG gefördert 2.768.604,97 Fördersatz 51,20

    Quelle: Endberichte 2007, FFG, eigene Berechnung

    Für eine Analyse von Personalkosten und Arbeitsaufwand in Stunden können 14 der 15 Projekte mit entsprechender Datenlage herangezogen werden.

    Tabelle 14: I2 Personalkosten in Euro und Arbeitsaufwand in Stunden nach Geschlecht, 2007

    Gesamt Frauen

    Anteil in %

    Männer Anteil in %

    Personalkosten, gültige Fälle 3.985.708,36 362.831,97 9,10 3.622.867,29 90,90

    Stundenanzahl 71.687,70 6.756,18 9,43 64.931,52 90,57

    Quelle: I2 Endberichte, FFG, eigene Berechnung

    Von den insgesamt knapp € 4 Mio. (abgerechneten) Personalkosten gingen rund 91% (rund € 3.6 Mio.) an männliche Beschäftigte und knappe 9% an weibliche Beschäftigte (€ 360.000). 9,4% der Arbeitsstunden wurden von weiblichen Beschäftigten geleistet, 90,6% der Arbeitsstunden von ihren männlichen Kollegen.

    Der durchschnittliche Stundensatz aller ProjektmitarbeiterInnen beträgt € 57,98. Der durchschnittliche Stundensatz aller in den Projekten beschäftigten Frauen liegt mit € 52,3 unter dem allgemeinen Stundensatz. Dies ist vermutlich auf die höhere Beteiligung der Frauen im Support zurückzuführen, so arbeiten 14 der insgesamt 33 Frauen (42,4%) zu einem Stundensatz von unter € 50.

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    Abbildung 3: I2 Verteilung von Frauen und Männern nach Stundensätzen (in Euro), 2007

    0

    10

    20

    30

    40

    50

    60

    10-30 31-50 51-70 71-90 91-110 111-130 131-150

    FrauenMänner

    Quelle: I2 Endberichte FFG, eigene Berechnungen

    Die Verteilung der Stundensätze unter Frauen und Männern sieht wie folgt aus.

    Tabelle 15: I2 Verteilung von Frauen und Männern nach Stundensätzen, 2007

    Stundensätze in € Verteilung Frauen in % Verteilung Männer in %

    10-30 15,2 5,71

    31-50 27,27 23,81

    51-70 42,42 55,24

    71-90 12,12 6,67

    91-110 3 4,76

    111-130 0 2,38

    131-150 0 1,43

    Quelle: I2 Endberichte FFG, eigene Berechnungen

    15% der Frauen und 6% der Männer arbeiten zu Stundensätzen zwischen 10 und 30 Euro. 27% der Frauen und 24% der Männer arbeiten zu Stundensätzen zwischen 31 und 50 Euro. Im Segment 51-70 Euro ist der Großteil der Frauen mit 42% und der Großteil der Männer mit 55% zu finden. Das einzige Segment, wo Frauen mit 12% anteilsmäßig öfter vertreten sind, liegt zwischen 71-90 Euro, zu diesem Stundensatz sind 4 der insgesamt 33 Frauen tätig. 14 von insgesamt 210 Männer, also 7% arbeiten ebenso zu diesem Stundensatz. Das Verhältnis dreht sich in den obersten Segmenten wieder um, in der Kategorien 111-130 und 131-150 Euro sind keine Frauen mehr zu finden, allerdings auch nur noch 2% bzw. 1% der Männer.

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    Es wird darauf hingewiesen, dass die angegebenen Stundensätze nur Rückschlüsse auf die Funktion bzw. den Status, nicht jedoch auf die Einkommenssituation der jeweiligen Beschäftigten zulassen.

    Aussagen zu bzw. Verknüpfungen mit Kategorien wie akademischer Status, Alter oder Fachbereiche können auf Grund der Datenlage leider nicht getätigt werden.

    Zusammenfassung und Empfehlungen

    Geschlechterverhältnisse und Ressourcenverteilung

    Der gesamte Frauenanteil an den Projektbeschäftigten liegt bei 13,6%, bei den Projektleitungen bei 6,7% und bei den wissenschaftlichen bzw. technischen MitarbeiterInnen/ Support bei 14% (Kopfzahlen). Da bei den ProjektmitarbeiterInnen in vielen Fällen nicht zwischen wissenschaftlichen MitarbeiterInnen und Support differenziert werden konnte, ist davon auszugehen, dass der Frauenanteil an wissenschaftlichen MitarbeiterInnen um einiges geringer ist als 14%, da der Frauenanteil im Support erfahrungsgemäß höher liegt. Im Vergleich mit dem I2 Daten liegt der gesamte Frauenanteil an den F&E Beschäftigten im Unternehmenssektor bei 17%, der Frauenanteil am wissenschaftlichen Personal bei 14% (Kopfzahlen, vgl. Statistik Austria). Ein Aufholpotenzial seitens I2 wäre anzunehmen, wobei auf Grund der Ungenauigkeit der Daten keine konkrete Aussage getroffen werden kann.

    79% der Projektgesamtkosten fließen in Personalkosten, davon gingen 91% an männliche Projektmitarbeiter und 9% an weibliche. 90,6% aller Arbeitsstunden wurden von Männern geleistet, 9,4% von Frauen.

    Der durchschnittliche Stundensatz der weiblichen Beschäftigten liegt etwas unter jenem der Kollegen, was vermutlich auf die höhere Anzahl von Frauen im Support zurückzuführen ist. Auch hier ist die Datenlage ungenügend.

    Die Verteilung der Stundensätze zeigt, dass sich tendenziell mehr Frauen als Männer in den niedrigeren Lohnsegmenten und tendenziell weniger Frauen als Männer in höheren Positionen mit entsprechenden Sätzen arbeiten.

    Human Ressourcen

    Human Ressourcen-Entwicklung und Beschäftigungswirkung bilden in den thematischen Programmen keine Zielsetzung und werden dem entsprechend nicht erfasst. Der Forderung in den FFG Richtlinien nach personenbezogenen geschlechterdifferenzierten Daten ist man daher nicht nachgekommen.

    Gleichstellung / Gender Mainstreaming/ Frauenförderung

    Dementsprechend stellte auch Chancengleichheit oder Frauenförderung kein Ziel der thematischen Programmförderung dar. Positiv zu beurteilen ist, dass in den Förderanträgen Tabellen oft mit dem Hinweis auf Gender Mainstreaming zur Erfassung von weiblichen und männlichen ProjektmitarbeiterInnen zu finden sind, die zumindest einen ersten Überblick über Kopfzahlen in den Funktionen Projektleitung, wissenschaftliche Mitarbeit und Support geben. Die Werte wurden bis dato allerdings nicht dokumentiert, können aber für Evaluierungen den Anträgen entnommen werden. Allerdings sind die Angaben der FördernehmerInnen mit Vorsicht zu handhaben, denn ein Vergleich von Anträgen und Endabrechnung hat gezeigt, dass sich die Angaben doch um einiges unterscheiden: Ein 14,3%iger Frauenanteil an der Projektleitung lt. Anträgen steht ein 6,7%iger Anteil lt. Endabrechnung gegenüber. Bezugnehmend auf ein künftiges Monitoring ist es daher fraglich, ob dafür tatsächlich Antragsdaten heranzuziehen sind.

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    Maßnahmen – Empfehlungen

    In dem Forschungsprojekt vorangegangenen Studien (etwa Schrattenecker et al. 2004) wurden bereits verschiedenste Maßnahmen auf Ebene von Ausschreibungen, Monitoring, Evaluierung, Begutachtungsgremien, Coaching etc. u. a. explizit für das Programm IV2S empfohlen, diese sollen hier nicht noch einmal wiederholt werden.

    Ziel ist es vielmehr, von diesem Kenntnisstand ausgehend, die Thematik HR und Chancengleichheit in kleinen, umsetzbaren Schritten in eine Richtung weiter zu entwickeln, die es in Zukunft erlaubt, Gender Budgeting bzw. Gender Mainstreaming systematischer zu integrieren.

    Folgende Vorschläge beziehen sich auf die unter Punkt 2.1 angeführten unabdingbaren Voraussetzungen für Gender Budgeting, versuchen aber die Möglichkeiten innerhalb der FFG im Auge zu behalten.

    • Als Voraussetzung gelten das politische Commitment und entsprechende Zielsetzungen seitens der Verantwortlichen im bmvit und in der FFG, um HR und Chancengleichheit einen Stellenwert zu verleihen und Ressourcen für Monitoring und den ggf. notwendigen Aktivitäten einzusetzen.

    • Mit FEMtech sind Gender-Kompetenzen und Förderprogramme zur Steigerung des Frauenanteils im FTI-Bereich quasi im Haus gegeben, die auch den Zielgruppen der thematischen Programme zur Verfügung stehen. Sollte Frauenförderung den thematischen Pogrammen ein Anliegen sein, könnte in den Ausschreibungen auf die Möglichkeit der Inanspruchnahme der FEMtech Förderprogramme hingewiesen werden.

    Da keine Daten für ein Gender Budgeting zur Verfügung stehen, diese für eine Analyse aber unabdingbar sind, müssen Überlegungen angestellt werden, wie ein geschlechterdifferenziertes Monitoring mit den jetzigen Möglichkeiten in der Praxis aussehen könnte (siehe auch Kapitel 4 „Gender Aspekte im FFG Berichtswesen“).

    • Möglichkeit 1: Die Datenbank FFF 2004 wird um die Kategorien Projektleitung, wissenschaftliche Mitarbeit und Support nach Geschlecht erweitert und diese mit den Angaben der oben erwähnten „Gender Mainstreaming“-Tabellen in den Förderanträgen befüllt. Der Nachteil dieser Herangehensweise: Die Angaben stimmen nicht unbedingt mit der tatsächlichen Beschäftigungssituation in den Projekten überein (s.o.).

    • Möglichkeit 2: Die Personalformulare (Excel) der Anträge sowie der Zwischen- und Endberichte werden um die Kategorie männlich/ weiblich erweitert. Dieser Zugang wurde bereits in der FEMtech Studie (Schrattenecker et al. 2004) empfohlen, das eigens dafür programmierte Excel-Sheet kam damals allerdings nicht zur Anwendung.

    • Möglichkeit 3: Stellt mit einem eigenen Datenblatt die aufwendigste Methode dar, dafür hätte man entsprechende Informationen über KundInnen bzw. Zielgruppen der Förderprogramme (siehe z.B. Gender Impact-Datenblatt der Anbahnungsfinanzierung Wissenschaften / EIP, Kapitel 3.5). Die Kategorien hängen von den jeweiligen Zielsetzungen ab, von einer allzu umfassenden Datenerhebung wird abgeraten („Datenfriedhof“). Für Gender Budgeting wird, allgemein gesprochen, gern folgendes Kategorien-Set verwendet: Name, Alter, Geschlecht, Akademischer Grad, Fachbereich, Funktion im Projekt, Stundenanzahl, Stundensatz, Bruttomonatslohn etc. Zur ausführlicheren Abhandlung siehe Kapitel 4.

    • Eine weitere sinnvolle Möglichkeit wäre eine regelmäßige ex-post Evaluierung der geförderten Projekte, ähnlich jener in den Basisprogrammen, mittels derer neben Arbeitsplatzsicherung, Additionalität etc. auch Frauenanteile nach Funktion erhoben werden (siehe dazu nächstes Kapitel 3.2).

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    3.2. BASISPROGRAMME Die Basisprogramme fördern wirtschaftlich verwertbare Forschungsprojekte mit dem Ziel, innovative Ideen und Forschungsinitiativen aufzugreifen und in konkrete, erfolgreiche Projekte überzuführen. Die Förderung basiert auf einem Bottom-up-Prinzip und ist für alle Technologierichtungen und Forschungsfelder offen. Zielgruppen bilden Unternehmen, Forschungsinstituten oder EinzelforscherInnen aller Wirtschaftszweige und Branchen. An Projektanzahl und operativen Mitteln gemessen (siehe Kapitel 3), stellen die Basisprogramme den größten Förderbereich in der FFG dar. In der jährlichen Projektevaluierung der Basisprogramme (ex-post jeweils drei Jahre nach Projektabschluss, durchgeführt von der KMU Forschung) werden nebst Erfolgsquoten, Zielerreichung, Arbeitsplatzsicherung bzw. -schaffung, Additionalität etc. auch die Anzahl der F&E MitarbeiterInnen nach Geschlecht erhoben. In den befragten Unternehmen waren 77.463 MitarbeiterInnen beschäftigt, von denen 3.375 als F&E MitarbeiterInnen (AkademikerInnen und TechnikerInnen) in den über die Basisprogramme geförderten Projekten mitgearbeitet haben, 586 davon waren weiblich (KMU 2007: 12).

    Tabelle 16: Basisprogramme: Frauenanteile an F&E-MitarbeiterInnen und Projektleitung

    Frauenanteil 2003 Frauenanteil 2002

    AkademikerInnen/ TechnikerInnen

    17% 14%

    Projektleitung 5% 6%

    Quelle: Projektevaluierung Basisprogramme 2007 (KMU 2007)

    2003 lag der Frauenanteil bei den AkademikerInnen und technischen Fachkräften bei 17%, 2002 noch bei 14%. 5% der 2003 abgeschlossenen Projekte wurden von einer Frau geleitet, 2001 betrug der Anteil noch 2%, 2002 waren es rund 6% (ebd.).

    Interessant sind auch die Informationen zum Arbeitsmarkteffekt, der bei den 2003 abgeschlossenen Projekten bei 4.081 Arbeitsplätzen liegt. 3.005 Arbeitsplätze davon wurden durch die Verwertung des Projektes gesichert, 1.088 neu geschaffen und 12 freigesetzt (KMU 2007:7). Mit durchschnittlich 19.300 Euro an Barwert wurde ein Arbeitsplatz geschaffen oder gesichert. Der Arbeitsmarkteffekt wurde nicht geschlechtsspezifisch untersucht.

    Die Projektevaluierung der Basisprogramme wird nicht nur wegen der Daten hier angeführt, sondern weil es sich um ein gutes Beispiel in der FFG handelt, regelmäßige Informationen zu Effekten und Wirkungen der Förderungen zu erhalten. Eine während der zehn Jahre Projektevaluierung konstant hohe Rücklaufquote (durchschnittlich 70%) bietet ein umfangreiches Datenmaterial für weiterführende Analysen sowie die Möglichkeit, im etablierten Befragungsmodus neue Fragestellungen zu behandeln (z.B. im Sinne von Gender Mainstreaming / Frauenförderung: geschlechtsspezifische Arbeitsmarkteffekte).

    Aktuellere Daten zu Projektleitungen und -mitarbeiterInnen stehen nicht zur Verfügung. Im Förderungsansuchen Basisprogramme (Antragsformular) wird standardgemäß das F&E-Personal der einreichenden Institution abgefragt (in VZÄ nach Geschlecht, bei Projektbeginn und bei Projektende), auf die Beschäftigung im Projekt wird in dieser Form nicht eingegangen. Zur Darstellung der Projektressourcen werden Angaben zu den „wesentlichen Mitarbeitern“ wie Name, Ausbildung,

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    Berufserfahrung gefordert, nicht aber Projektfunktion oder Geschlecht. In der Personalkostentabelle werden die Kategorien Mitarbeiter (sic) oder Abteilung, Arbeitspaket, Anzahl der Stunden, Stundensatz und Personalkosten angeführt, nicht aber Funktion und Geschlecht. Dies ist insofern wichtig, als dass für ein zukünftiges Monitoring standardisierte Kategorien notwendig sind, um die Daten aus den Anträgen ziehen zu können.

    Für das Pilotprojekt wurde das Brückenschlagprogramm Bridge herangezogen, das sich durch eine gute geschlechtsdifferenzierte Datenlage auszeichnet.

    3.2.1 Pilotprojekt BRIDGE Brückenschlagprogramm Zur Schließung der "Förderlücke" zwischen Grundlagenforschung und angewandter Forschung wurde 2004 das „Brückenschlagprogramm“ der FFG konzipiert. Programmstart war 2005 und pro Jahr werden jeweils zwei Ausschreibungen abgewickelt. Seit 2008 (d.h. ab der 7. Ausschreibung) wird die Einreichung der Projektanträge als „eCall“ abgewickelt. Zielgruppen des Programms sind WissenschafterInnen und Unternehmen aller Fachdisziplinen und Branchen in Österreich.

    Das Programm ergänzt das „Translational Research Programm“ des FWF und wird seit Ende 2004 unter dem gemeinsamen Dach „BRIDGE“ geführt. Ein gemeinsamer Beirat wurde eingesetzt, dessen Vorsitz alternierend von FWF und FFG wahrgenommen wird. Neben den VertreterInnen von FFG und FWF umfasst der Beirat auch VertreterInnen aus Unternehmen, den Universitäten sowie den Aufsichtsbehörden.

    Zentrale Zielsetzungen des Brückenschlagprogramms sind die Weiterentwicklung und Nutzbarmachung von Ergebnissen der Grundlagenforschung in Richtung vermarktbarer Anwendungen sowie die Vertiefung der Forschungskooperation zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Hauptzielrichtung der Förderung sind demnach Projekte mit noch überwiegendem Grundlagenforschungscharakter, welche jedoch ein derart realistisches Verwertungspotenzial erkennen lassen, dass eine oder mehrere Firmen bereit sind, das Projekt mit zu finanzieren bzw. begleitend auch am Projekt teilzunehmen. Darüber hinaus werden mit dem Programm noch weitere Ziele verfolgt:

    • Projektförderung (Bottom-up) an der Schnittstelle Grundlagenforschung – Anwendung und Verwertung

    • Weiterführung und Ergänzung des Programms „Translational Research“ des FWF im Sinne eines Brückenschlags zur FFG und somit zur wirtschaftlichen Nutzung von Forschungsergebnissen

    • Deutliche Abgrenzung zu anderen, in diesem Schnittstellenbereich angesiedelten Programmen (K_ind, Kplus, COMET, CDG, u.a.) und innovationspolitisch sinnvolle Ergänzung dieser Programme

    • Schaffung einer Förderplattform für die Kooperation „Wissenschaft – Wirtschaft“ unter Einbeziehung von Klein- und Mittelbetrieben

    Die Nationalstiftung für Forschung, Technologie und Entwicklung und das bmvit haben der FFG in den Jahren 2004-2006 jeweils 5 Mio. Euro an Förderungsmitteln bereitgestellt. Im Jahr 2006 konnten zusätzliche 3,795 Mio. Euro aus einer nicht vergebenen Restrate ausgegeben werden. Insgesamt standen für die 3. und 4. Ausschreibung 2006 somit 13,795 Mio. Euro, für die 5. und 6. Ausschreibung 2007 Fördermittel von 13,3 Mio. Euro zur Verfügung.

    Die seit 1.1.2007 geltenden Förderobergrenzen der EU für Betriebe bedingten eine programmatische Änderung in den Richtlinien des Brückenschlagprogramms: Der 5%-Bonus für Regionalfördergebiete und die Differenzierung zwischen kleinen (bis 50 MitarbeiterInnen) und mittleren (über 50

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    MitarbeiterInnen) Unternehmen wurden gestrichen. Seit Jänner 2007 richtet sich die Beihilfenintensität ausschließlich nach der Größe der beteiligten Unternehmen, wobei nunmehr nach Klein-, Mittel- und Großbetrieben unterschieden wird.

    Fördergegenstand sind Einzelprojekte aus allen Forschungsbereichen mit überwiegendem Grundlagenforschungscharakter und einem wirtschaftlichen Verwertungspotenzial. Zur Verfügung stehen dabei zwei Förderschienen, die sich durch die notwendigen Anteile des wissenschaftlichen Projektpartners sowie durch die mögliche Förderquote unterscheiden: Bei Projekten mit überwiegendem Grundlagenforschungsanteil werden zwischen 60% und maximal 75% der Projektkosten gefördert (Brücke 1). Bei Projekten mit höherer Anwendungsnähe und stärkerer Einbindung des Verwerters (=Unternehmen) liegt die Förderung zwischen 40% und maximal 60% der Projektkosten (Brücke 2). Maßstab für die Beme