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ABARATTAGE DER WUNDERNÄCHTE DES ZORNS

Aus dem Amerikanischenvon Karsten Singelmann

Die Originalausgabe erschien unter dem Titel

Abarat: Days of Magic, Nights of War

bei Joanna Cotler Books, New York

Copyright © 2004 by Clive BarkerCopyright © 2005 der deutschen Ausgabe by

Wilhelm Heyne Verlag, Münchenin der Verlagsgruppe Random House GmbH

Published by arrangement with HarperCollins Children’s Books, a division of HarperCollins Publishers Inc.

Redaktion: Patrick NiemeyerUmschlaggestaltung: Nele Schütz Design, München

Herstellung: Helga SchörnigSatz und Gestaltung: C. Schaber Datentechnik, Wels

Gesetzt aus der 11/14 Punkt Bauer BodoniDruck und Bindung: RMO & Welte, München

Printed in Germany

ISBN-13: 978-3-453-00127-5ISBN-10: 3-453-00127-3

www.heyne.dewww.clivebarker.de

Für meine Mutter Joan

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Mir träumt, ich sprech in fremden Zungen,

Mir träumt, ich leb in fremder Haut.

Mir träumt, ich bin des Tigers Bruder,

Mir träumt, ich bin die eigne Braut.

Mir träumt, dass Eden in mir lebt,

Mein Atem einen Garten säumt.

Ich träum, die Schöpfung ist vertraut mir,

’s ist Gottes Name, der mir träumt.

Ich träum – dies ist das Köstlichste:

Für immer gibt es nun ein Wir.

All meine Freudenträume leben

Wie du in mir und ich in dir.

C. B.

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I N H A L T

PROLOG: Hunger

ERSTER TEIL

Freaks, Flachpfeifen und Flüchtlinge

1 Mädchen und Gesh-Ratte im Porträt 23

2 Was es zu sehen gibt 29

3 Auf der Parroto Parroto 39

4 Die Aasgeier 46

5 Das Aussprechen eines Wortes 52

6 Zwei Unterhaltungen 59

7 Ein bisschen Babilonium 64

8 Ein Leben im Theater 74

9 Wieder mal der Kreuz-und-quer-Mann 80

10 »Die Missgeburten sind los!« 95

ZWEITER TEIL

Versäumtes und Vergessenes

11 Reise nach Norden 103

12 Dunkelheit und Erwartung 109

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13 Die Beutelbrut 118

14 Klagelied (Erzählung des Awwen) 134

15 Der Verfolger 146

16 Die Wonderkammen 156

17 Der Sternschläger 169

18 Abreise 176

19 Leben und Tod in Chickentown 183

20 Malingo allein 194

21 Nächtliche Unterhaltungen 201

22 Ein Todesurteil 209

23 Träumende unter sich 216

24 Eheleute 227

25 Schicksalsmächte 233

26 Besuch für Kaspar 243

27 Entführung 258

28 Eine Beschwörung 275

DRITTER TEIL

Zeit der Ungeheuer

29 Der Kapitän im Gespräch 283

30 Die Untiere von Efreet 289

31 Neues aus Einstweilen 301

32 Ereignisse an der Schwelle 309

33 Zu Besuch in der Marapozsa Street 314

34 Geheimnisse und Hackbraten 329

35 Zwei auf Neunzehn 335

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36 Der Bräutigam taucht auf 343

37 Der Besitzer des Hauses des toten Mannes 352

38 Herz der Mitternacht 361

39 Drachenknochen 370

40 Eine Geschichte der endlosen Trennungen 378

41 Ein ehrgeiziger Zaubertrick 391

42 Das Hochlabyrinth 399

43 Düpierte Dunkelheit 410

44 Der Fürst und der Reptiljunge 423

45 Eine Entscheidung 428

VIERTER TEIL

Das Meer kommt nach Chickentown

46 In See stechen 437

47 Etwas im Wind 451

48 Das Wasser aufrühren 457

49 Ins Hernach 465

50 Vater und Tochter 484

51 Hinein in die Wermut 491

52 Das größte aller Geheimnisse 503

53 Zerstörung des Kriegsschiffes 513

54 Die Lebenden und die Toten 525

55 Anfang vom Ende 533

56 Abwärts, immer weiter 541

57 »Nur keine Angst …« 545

58 Die Heimkehr des Meeres 555

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P R O L O G

Hunger

Hier ist eine Liste von erschröcklichen Dingen:

Das Maul des Hais, des Geiers Schwingen,

Der tollwütigen Hunde des Krieges Biss,

Die Stimme eines, den’s längst aus unsrer Mitte riss.

Am schlimmsten aber ist des Spiegels Blick,

In dem verrinnt dein Leben – Stück für Stück.

Der Rechtschaffene Bandy,Wanderdichter von Abarat

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Otto Houlihan saß in dem dunklen Gemach und lauschte denbeiden Kreaturen, die ihn hierher geführt hatten – ein drei-

äugiges Ding mit Namen Lazaru und dessen Kumpan BabyPinkauge – und jetzt in einer anderen Ecke des Zimmers Schlagden Teufel spielten. Nach der 22. Partie konnte er, von Ärger undNervosität überwältigt, nicht mehr an sich halten.

»Wie lange muss ich denn noch warten?«, fragte er sie.Baby Pinkauge, der die großen Klauen eines Reptils und

das Gesicht eines blödsinnigen Kindes besaß, schmauchte aneiner blauen Zigarre und blies eine Wolke beißenden Rauchs inHoulihans Richtung.

»Man nennt dich den Kreuz-und-quer-Mann, stimmt’s?«,sagte er.

Houlihan nickte, wobei er Pinkauge seinen kältesten Blick zu-warf, einen Blick, der für gewöhnlich Furcht und Schrecken aus-löste. Sein Gegenüber aber zeigte sich unbeeindruckt.

»Glaubst wohl, dass du was echt Unheimliches bist, wie?«,sagte die Kreatur. »Ha! Wir sind hier auf Gorgossium, Kreuz-und-quer-Mann. Dies ist die Insel der Mitternachtsstunde. AllesDunkle, alles Unvorstellbare, was je die Nacht hervorbrachte,hat sich genau hier zugetragen. Versuch also nicht, mir Angsteinzujagen. Damit verschwendest du nur deine Zeit.«

»Ich habe lediglich gefragt …«»Ja, ja, wir haben’s gehört«, sagte Lazaru, deren mittleres

Auge ihr dabei auf recht unbehaglich anzuschauende Weise über

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die Stirn rollte. »Du musst Geduld haben. Der Fürst der Mitter-nacht wird dich empfangen, sobald er dazu geneigt ist.«

»Hast dringende Neuigkeiten für ihn, was?«, sagte Baby Pink-auge.

»Das ist vertraulich.«»Damit du’s weißt, er mag keine schlechten Nachrichten«,

sagte Lazaru. »Er wird dann immer echt wütend, stimmt’s, Pink-auge?«

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»Er wird schier wahnsinnig vor Wut! Reißt die Leute mitbloßen Händen in Stücke.«

Sie warfen einander verschwörerische Blicke zu. Houlihanschwieg. Sie wollten ihm nur Angst einjagen, aber das war ver-gebliche Mühe. Er erhob sich und ging zu dem schmalen Fens-ter, um auf die tumorartige, in ihrer Fäulnis gleichsam gleißen-de Landschaft der Mitternachtsinsel hinauszublicken. Insoweitimmerhin traf es zu, was Baby Pinkauge gesagt hatte: Gor-gossium war ein Ort des Schreckens. Er konnte die glitzerndenGestalten zahlloser monströser Wesen sehen, die durch die wüsteLandschaft strichen; er konnte würzig-süßen Weihrauch rie-chen, der sich aus den Mausoleen des nebelverhangenen Fried-hofs erhob; er konnte das schrille Kreischen der Bohrgeräte ausden Minen hören, wo jener Lehm gewonnen wurde, aus dem die Mitternachtsarmee der Sticklinge im Wesentlichen bestand.Wenn er auch sein Unbehagen Lazaru und Pinkauge gegenüberauf keinen Fall zu erkennen geben wollte, würde er froh underleichtert sein, wenn er endlich seinen Bericht abgeliefert hatteund sich an einen weniger gruseligen Ort begeben konnte.

Hinter ihm setzte Gemurmel ein, und gleich darauf verkün-dete Lazaru: »Der Fürst der Mitternacht ist jetzt bereit, dich zuempfangen.«

Sich vom Fenster abwendend, sah Houlihan, dass die Tür amanderen Ende des Gemachs offen stand und Baby Pinkauge ihmbedeutete, er möge hindurchtreten.

»Schnell, beeil dich«, sagte das Kind.Houlihan ging zur Tür hinüber und blieb dort an der Schwelle

stehen. Aus dem Dunkel des Zimmers ertönte die tiefe, freudloseStimme Christopher Carrions.

»Komm nur, tritt ein. Du kommst gerade rechtzeitig, um dieFütterung mit anzusehen.«

Houlihan folgte dem Klang von Carrions Stimme. Aus derDunkelheit drang eine Art Flackern, das zusehends intensiverwurde, und als es eine gewisse Helligkeit erreicht hatte, sah er,dass der Fürst der Mitternacht vielleicht zehn Schritte von ihm

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entfernt stand. Er war in ein graues Gewand gehüllt und trugHandschuhe, die so aussahen, als bestünden sie aus einem über-aus feinen Kettenpanzer.

»Es gibt nicht viele, die das hier zu sehen bekommen, Kreuz-und-quer-Mann. Meine Albträume sind hungrig, also werde ichsie füttern.« Houlihan lief es kalt den Rücken hinunter. »Siehhin, Mann! Starr nicht ständig auf den Boden.«

Widerstrebend hob der Kreuz-und-quer-Mann den Blick. Dievon Carrion erwähnten Nachtmahre schwammen in einer blauenFlüssigkeit, welche den hohen, durchsichtigen Kragen um Car-rions Kopf nahezu ausfüllte. Zwei Röhrchen traten aus der Schä-deldecke des Mitternachtsfürsten hervor, und auf ebendiesemWege, nämlich geradewegs aus Carrions Schädel, waren die Alb-träume herausgeschwommen. Sie waren kaum mehr als läng-liche Lichtfäden, aber an ihren rastlosen Bewegungen, an der Art, wie sie durch den Kragen furchten, wobei sie manchmalCarrions Gesicht berührten, sich meistens jedoch gegen das Glaspressten, ließ sich ihr Hunger ablesen.

Carrion griff in den Kragen hinein. Einer der Albträume voll-führte sofort eine rasche Bewegung, ähnlich einer zustoßendenSchlange, und schmiegte sich in die Hand seines Schöpfers. Car-rion hob ihn aus der Flüssigkeit und betrachtete ihn mit einersonderbaren Zärtlichkeit.

»Sieht gar nicht nach viel aus, wie?«, sagte Carrion. Houlihanäußerte sich nicht dazu. Er hatte keinen anderen Wunsch, alsdass Carrion das Ding von ihm fern hielt. »Aber wenn diese Din-ger sich in meinem Gehirn winden, dann zeigen sie mir überausköstliche Schrecklichkeiten.« Der Albtraum zuckte in CarrionsHand und stieß dabei einen dünnen, hohen Schrei aus. »Daherbelohne ich sie hin und wieder mit einer schönen, üppigen Angst-mahlzeit. Sie mögen einfach jede Art von Angst. Mir selbst fälltes mittlerweile ziemlich schwer, irgendetwas in der Richtung zuempfinden. Da habe ich zu viel Schreckliches in meinem Lebengesehen. Also besorge ich ihnen jemanden, der noch Angst ver-spürt.«

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Mit diesen Worten ließ er den Albtraum fahren. Dieser glittaus der Hand heraus und landete auf dem Steinfußboden. Erschien genau zu wissen, wohin er wollte. Flackernd vor Aufre-gung, schlängelte er sich voran, während das von seiner schma-len Gestalt ausgehende Licht das Opfer beleuchtete: einen gro-ßen bärtigen, an die Wand gekauerten Mann.

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»Gnade, o Herr …«, schluchzte der Mann. »Ich bin nur einTodo-Bergarbeiter.«

»Na, wirst du wohl still sein!«, sagte Carrion, als spräche er zueinem unartigen Kind. »Sieh mal, du hast Besuch.«

Er zeigte auf den Boden, wo der Albtraum heranglitt. Dann,ohne abzuwarten, was als Nächstes geschähe, drehte er sich umund kam auf Houlihan zu.

»Na dann«, sagte er. »Erzähl mir von dem Mädchen.«Dadurch, dass der Albtraum frei herumlief und sich jederzeit

auf ihn stürzen konnte, gründlich aus der Ruhe gebracht, suchteHoulihan nach Worten: »Oh, ja … ja … das Mädchen. Sie ist mirin Ninnyhammer entwischt. Mithilfe einer Gesh-Ratte namensMalingo. Jetzt sind die beiden zusammen unterwegs. Auf SomaPlume war ich noch einmal nahe an ihnen dran. Aber sie hat sichin eine Ansammlung von pilgernden Mönchen gemischt und istverschwunden.«

»Sie ist dir also zweimal entkommen? Von dir hätte ich mehrerwartet.«

»Sie hat irgendwelche besonderen Fähigkeiten«, sagte Hou-lihan zu seiner Rechtfertigung.

»Tatsächlich?«, sagte Carrion. Dabei hob er vorsichtig einenzweiten Albtraum aus dem Kragen heraus. Der Albtraum spuck-te und zischte. Carrion setzte ihn in die Richtung des Mannes inder Ecke und gab die Kreatur frei, worauf diese sich augenblick-lich auf die Spur ihres Kameraden setzte. »Sie muss um jedenPreis ergriffen werden, Otto«, fuhr Carrion fort. »Hast du michverstanden? Um jeden Preis. Ich will sie kennen lernen. Mehr alsdas. Ich will sie verstehen.«

»Wie wollt Ihr das anfangen, Herr?«»Indem ich herausfinde, was da in ihrem menschlichen Kopf

so vor sich geht. Indem ich zum Beispiel ihre Träume lese. Dafällt mir ein … Lazaru!«

Während Carrion darauf wartete, dass sein Diener in der Türerschien, holte er einen weiteren Albtraum aus dem Kragen undließ ihn frei. Houlihan beobachtete, wie die Kreatur sich den bei-

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den anderen anschloss. Sie waren inzwischen ganz dicht bei demMann, hatten aber noch nicht zugeschlagen. Sie schienen auf einWort ihres Herrn und Meisters zu warten.

Der Bergmann bettelte noch immer um Gnade. Während dergesamten Unterhaltung zwischen Carrion und Houlihan hatte ersein Flehen kein einziges Mal unterbrochen. »Bitte, Herr«, sagteer immer wieder. »Was habe ich denn getan, dass ich so gestraftwerde?«

Schließlich gab Carrion ihm eine Antwort. »Du hast gar nichtsgetan«, sagte er. »Ich habe dich nur deshalb aus der Menge he-rausgepickt, weil du heute einen deiner Kollegen schikanierthast.« Er warf seinem Opfer einen Blick zu. »In denen, die ge-mein zu anderen sind, steckt immer Furcht.« Dann sah er wiederweg, während die Albträume mit vor Erwartung ausschlagen-dem Schwanz nach wie vor warteten. »Wo ist Lazaru?«, sagteCarrion.

»Hier.«»Such mir das Träumgerät. Du weißt, welches.«»Natürlich.«»Mach es sauber. Ich werde es brauchen, sobald der Kreuz-

und-quer-Mann seine Arbeit erledigt hat.« Er wandte Houlihanden Blick zu. »Was dich betrifft«, sagte er. »Bring die Jagd zumAbschluss.«

»Ja, Herr.«»Nimm Candy Quackenbush gefangen und bring sie mir.

Lebend.«»Ich werde Euch nicht enttäuschen.«»Das würde ich dir auch nicht raten. Wenn doch, Houlihan,

dann wirst du der Nächste sein, der dort in der Ecke sitzt.« Erflüsterte einige Worte auf Altabaratisch. »Thakram noosa rah.Haaas!«

Das war der Befehl, auf den die Albträume gewartet hatten.Augenblicklich schlugen sie los. Verzweifelt versuchte der Mannsie sich vom Leibe zu halten, aber es war aussichtslos. Sobald siebis zum Hals an ihm hinaufgeklettert waren, schlangen sie ihm

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ihre flackernden Leiber um den Kopf, als wollten sie ihn mumi-fizieren. Seine Schreie wurden dadurch ein wenig gedämpft, aberer war weiterhin zu hören, wobei seine Gnadenappelle an Carrionzusehends in Heulen und Kreischen übergingen. Je mehr seinEntsetzen wuchs, desto fetter wurden die Albträume; währendsie sich an ihm labten, strahlten sie immer hellere Blitze eineswiderlichen Lichtes ab. Der Mann wehrte sich noch eine Weile,aber schon bald sanken seine Schreie zu einem Schluchzen herabund schließlich erstarb auch dies. Nicht anders seine Gegenwehr.

»Ach, was für eine Enttäuschung.« Carrion trat gegen denFuß des Mannes, um sich davon zu überzeugen, dass dieser tat-sächlich vor Angst gestorben war. »Ich hätte gedacht, dass er län-ger durchhält.«

Er sagte wieder etwas in der alten Sprache, worauf die Alb-träume – wohl genährt jetzt und eher träge – sich vom Kopfeihres Opfers wickelten, um zu Carrion zurückzukehren. Houlihantrat unwillkürlich ein paar Schritte zurück, einfach für den Fall,dass die Albträume ihn für eine weitere Nahrungsquelle hielten.

»Also los«, sagte Carrion zu ihm. »Mach dich an die Arbeit.Finde Candy Quackenbush!«

»Es ist so gut wie vollbracht«, antwortete Houlihan und ohneauch nur einen einzigen Blick zurückzuwerfen, entfernte er sicheilig aus dem Gemach des Schreckens und sprang die Stufen desZwölften Turms hinab.

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E R S T E R T E I L

Freaks, Flachpfeifen und Flüchtlinge

Nichts

Nach einer Schlacht, die viele Jahre dauerte,Hatte der Teufel gewonnen,Und er sagte zu Gott(der sein Schöpfer war):»Herr,Gleich erleben wir die Vernichtung der SchöpfungVon meiner Hand.Ich möchte nicht,Dass du mich für grausam hältst,Daher bitte ich dich: Nimm drei DingeVon dieser Welt mit dir, bevor ich sie zerstöre.Drei Dinge, und dann wird alles ÜbrigeAusgelöscht werden.«

Gott überlegte eine Weile.Und schließlich sprach Er:»Nein, da gibt es nichts.«Der Teufel war überrascht.»Nicht einmal du selbst, Herr?«, sagte er.Und Gott sagte:»Nein. Nicht einmal ich.«

Aus den Erinnerungen an das WeltenendeAutor unbekannt (Christopher Carrions Lieblingsgedicht)

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E I N S

Mädchen und Gesh-Ratte im Porträt

Komm, wir lassen uns fotografieren«, sagte Candy zu Ma-lingo. Sie spazierten eine Straße in Tazmagor entlang, wo

es – man befand sich auf der Insel Qualm Hah – neun Uhr mor-gens war. Der tazmagorische Markt war in vollem Gange, undinmitten all des Kaufens und Verkaufens hatte ein Fotograf na-mens Guumat ein behelfsmäßiges Studio aufgebaut. Eine ziem-lich grob ausgeführte Kulissenmalerei hing an ein paar Stangen,und davor stand die Kamera, ein riesiges Gerät auf einem Stativaus glänzendem Holz. Sein Gehilfe, ein Junge, der den gleichengeckenhaften Haarschopf, die gleiche leicht blauschwarz ge-streifte Haut wie sein Vater hatte, trug eine Tafel umher, auf dereinige Kostproben von Guumat seniors Fotografierkunst befes-tigt waren.

»Möchtet Ihr Euch von dem großen Guumat abbilden las-sen?«, sagte der Junge zu Malingo. »Ihr werdet richtig gut aus-sehen.«

Malingo grinste. »Wie viel?«»Zwei Paterzem«, sagte der Vater, indem er seinen Nachwuchs

sanft beiseite drängte, um das Geschäft höchstselbst zum Ab-schluss zu bringen.

»Für uns beide?«, sagte Candy.»Ein Bild, ein Preis. Zwei Paterzem.«»Das können wir uns leisten«, sagte Candy zu Malingo.»Vielleicht mögt Ihr Kostüme. Hüte vielleicht?« Guumat mus-

terte sie von oben bis unten. »Keine Extrakosten.«

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UNVERKÄUFLICHE LESEPROBE

Clive Barker

Abarat - Tage der Wunder, Nächte des Zorns

Gebundenes Buch, Leinen mit Schutzumschlag, 576 Seiten,16,0 x 24,0 cmISBN: 978-3-453-00127-5

Heyne

Erscheinungstermin: Oktober 2005

Der Auftakt des Abarat-Zyklus war ein Ereignis. Candys Abenteuer auf der geheimnisvollenInselwelt, von Clive Barker fulminant in Text und Bild umgesetzt, wurden von der Kritik hochgelobt. Auch der zweite Band der vierbändigen Saga ist ein vom Autor selbst illustriertes,farbgewaltiges Gesamtkunstwerk und erscheint limitiert in exklusiver Ausstattung. Seit Candy, von einer goldenen Wolke angezogen, über das Meer Izabella in die wundersameWelt Abarat gelangt ist, hat sich ihr Leben von Grund auf verändert. Nichts erinnert mehr an dasnörgelnde Schulmädchen aus Chickentown, Minnesota. Auf Abarat hat Candy eine Mission zuerfüllen, die ihr Mut, Geschick und Intelligenz abverlangt. Sie allein vermag Lord Carrion, denFürsten der Mitternacht, aufzuhalten und die Inselwelt vor der ewigen Dunkelheit zu bewahren.Carrion setzt alles daran, ihrer habhaft zu werden, doch Candy entflieht ein ums andere Mal.Gemeinsam mit ihren Gefährten gelangt sie von Insel zu Insel und spürt zunehmend eineseltsame Vertrautheit mit dem Archipel. Als sie plötzlich auch die Worte der Magie spricht, diesie niemals zuvor gelernt hat, weiß sie, dass sie das Geheimnis ihrer Vergangenheit lüften muss,bevor die Mächte des Tages und die Mächte der Nacht im unvermeidlichen Kampf aufeinanderprallen.