Best of München 01

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BEST OF MüNCHEN LEBENSART LEIDENSCHAFT MENSCHEN NR. 01 WINTER/FRüHLING 2010/11 architektur Genuss Film hotel mode Wohnen medizin theater kunst recht

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Lebensart, Leidenschaft, Menschen

Transcript of Best of München 01

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BEST OF münchEn LEBEnSART LEIDEnSchAFT mEnSchEnNR. 01 WiNteR/fRühliNg 2010/11

architektur    Genuss    Film    hotel    mode    Wohnen    medizin    theater    kunst    recht

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Liebe Leserin, lieber Leser,

Ein Magazin übEr LEbEnsart, MEnschEn und ihrE LEidEnschaftEn? Die grundsätzliche idee ist

natürlich nicht neu. Die gewählte Umsetzung schon. Denn die harmonische Verbindung von inhalten und

gestaltung, unser stilvolles und großzügiges layout, unser hoher Anspruch an text, fotografie und Papier-

qualität sowie die persönliche Zustellung des Magazins schaffen Neues und Unverwechselbares,

das es so noch nicht gibt.

bEst Of MünchEn haben wir mit viel Passion entwickelt und umgesetzt. für den Support der Unter-

nehmen und Personen, die unsere idee und unseren Anspruch mittragen, sind wir dankbar. Die positive

Resonanz im Vorfeld des erscheinens zeigt uns, dass es – dem schwierigen Umfeld zum trotz – für gute

ideen in München einen Platz gibt. Das macht uns Mut – und noch mehr freude.

Was will bEst Of MünchEn, das alle 6 Monate erscheinen wird? Vor allem eine Bühne schaffen für

Menschen und Macher – sie sind es, die das flair von München prägen. Wir wollen zeigen, dass eine

anspruchsvolle lebensart und hochwertige Dienstleistungen nicht a priori eine monetäre Sache sind,

sondern das ergebnis von herausragenden ideen, fantastischen talenten, Stil, Wissen und vor allem

einer oft bewegenden leidenschaft der Protagonisten.

und wir lassen sie einfach schreiben: Kolumnisten, die etwas zu sagen haben. Wie der Autor Stefan

lemle, die Podcasterin larissa Vassilian oder der Schriftsteller und Reporter titus Arnu. Aber wir lassen

sie auch reden: unbekannte Menschen, die man kennen lernen möchte. Sie erzählen über sich und ihr

München. Und berühren uns damit.

Viel raum gewähren wir den interviews mit faszinierenden Persönlichkeiten. in dieser Ausgabe mit dem

theaterintendanten Christian Stückl und dem filmproduzenten thomas Peter friedl. Die gespräche führ-

ten wir an den jeweiligen Wirkstätten, die gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden im besonderen

Maße offensichtlich machten. Wir waren so überrascht wie beeindruckt.

die Philosophie unseres Magazins setzen wir seit 2009 um. BeSt Of MüNCheN reiht sich ein in die ins-

pirierenden Ausgaben von Basel und Zürich bzw. zukünftig von Bern und luzern. Weitere deutsche Städte

sind in unserem Blickfeld. Denn das Magazin ist eine wunderbare Plattform. Vor allem für Unternehmen

und Menschen, die mit leidenschaft agieren. Und uns deshalb anregen.

Wir wünschen ihnen eine informative und unterhaltsame lektüre – und freuen uns auf ihre Reaktionen.

Christoph hablützel frank Kamppherausgeber geschäftsführer Deutschland

editorial

titelfoto: „Buscando la luz“ von eduardo Chillida, 1997, vor der Pinakothek der Moderne, München

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Inhalt

03  editorial

08  Galerie F5.6 AuS LIEBE zuR FOTOgRAFIE

14  käFer DIE gEhEImnISSE DES guTEn gESchmAckS

18  höchstetter & kolleGen DIE InTELLIgEnTE SELBSTAnzEIgE

22  motel one DER mOTELIER

28  intervieW ThOmAS pETER FRIEDL: DER ARchITEkT DES FILmS

34  bulthaup küchen SInnLIchkEIT unD ARchITEkTuR

40  konen TRADITIOn TRIFFT mODERnE

44  intervieW chRISTIAn STückL: EIn LEBEn FüRS ThEATER

inhalt

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52  hotel bayerischer hoF DIE kunST DES zEITLOSEn

56  smile eyes auGenkliniken nIE wIEDER BRILLE

60  WesenFeld höFer architekten wOhnSpuREn LESEn

64  GeorG et arend EIn IDEALpAkT FüR DIE mODE

68  bar muenchen AuF EInEn DRInk BEI FREunDEn

06 | 38 | 72 kolumnen STEFAn LEmLE/LARISSA vASSILIAn/TITuS ARnu

17 |27 | 59 | 67 | 71 mEnSchEn

74   vorschau/impressum

inhalt

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Stefan LemLeBliCK NACh MüNCheN

Bitte verzeihen Sie mir, wenn ich gleich mit der tür ins haus falle. Aber bevor wir anfangen, muss ich ganz schnell etwas Persönliches loswerden. Schließlich ist so eine Kolumne wie eine private Beziehung – in diesem fall also zwischen ihnen und mir – und wenn ich je etwas Allgemeingülti-ges über die haltbarkeit und die Qualität von Be-ziehungen gelernt habe, dann die erkenntnis, am besten gleich von Anfang an mit der Wahrheit her-auszurücken, so schockierend oder überraschend sie auch sein mag. ich denke, ihnen kann ich es wohl sagen. Also bitte: ich liebe München. So, jetzt ist es raus. ich liebe München, ich liebe München, ich liebe München. geht doch.

München lieben? Das tut doch jeder, werden Sie sich jetzt denken. Nichts einfacher und leichter als das? Da kennen Sie die leute in Berlin aber schlecht. Vor gut zwei Jahren bin ich von der isar an die Spree gezogen (ja, ja, liebe Münchner, herr-liche Altbauwohnung in Mitte, doppelt so groß und halb so teuer wie die alte in Schwabing), aber aus beruflichen gründen muss ich doch mit schöner Regelmäßigkeit immer wieder in den Süden. im-mer wenn ich dann frohen Mutes in die haupt-

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stadt zurückkehre, empfangen mich Kollegen und freunde routinemäßig mit denselben fragen, getragen von einem mitleidig-sarkastischen Un-terton: „Oje, du musstest nach München? Wars schlimm? Na, ja, jetzt bist du ja wieder hier.“ Vielen Dank auch. Bevor Sie nun aber Rückschlüsse über das Wesen des gemeinen Berliners ziehen, sollten Sie wissen: in München wird mir bei jeder einrei-se (man kann es ja nicht anders sagen) mit fast schon amtlicher Beständigkeit der verlorene Sohn unterstellt, der jetzt endlich reumütig heimkehrt. „Wohnst du immer noch in Berlin? Das kann man dort doch auf die Dauer gar nicht mögen. gibs zu, du willst bald wieder zurück, oder?“ Nein, will ich nicht. Also, erst mal nicht.

Schon komisch, diese Rivalität der Städte, die sich da entwickelt hat. in den Neunzigerjahren, wenn ich mich recht erinnere, gab es das schon mal und auch damals war es bezeichnenderweise München, an dem man sich mal genüsslich, mal missgünstig rieb, sofern man in hamburg lebte. Die leidenschaft, mit der man den Nord-Süd-Konflikt in Medien, Unternehmenskantinen und Airport-lounges austrug, changierte zwischen amüsant und bizarr – umso mehr, als am ende nicht die smart-unterkühlten Nordlichter die Sa-che gut sein ließen, sondern die als arrogant und engstirnig verschrienen Kontrahenten aus dem Süden. hamburg wird übrigens längst von den Münchnern wenn nicht geliebt, so doch glaubhaft geschätzt. Umgekehrt kann man das leider nicht ohne Weiteres behaupten.

Nun also Berlin und München. hauptstadt versus heimliche hauptstadt. Politik kontra Business. Arm, aber sexy gegen Weltstadt mit herz. ganz ehrlich, ich finde dieses künstliche und krampf-hafte Konkurrenzgehabe eher peinlich als er-hellend. Auch oder gerade wenn selbst ernannte Zeitgeistikonen wie das in london erscheinen-de Magazin „Monocle“ noch Öl ins feuer gießen. Kürzlich erschien wieder dessen „Quality of life Survey“, in dem die weltläufigen Briten jedes Jahr die lebenswerteste Stadt der Welt küren. Und nun raten Sie mal, wer im Städteranking international ganz oben steht (und das nicht zum ersten Mal). genau. Als gründe werden der englische garten angeführt, die rosigen wirtschaftlichen Aussich-ten, die niedrige Kriminalitätsrate, die vielen frei-schankflächen, die Zeit, die ein Krankenwagen braucht, um zum Patienten zu kommen. Soweit nachvollziehbar. Dass die Redaktion allerdings

auch die jahrzehntelange „stabile, konservati-ve Regierung“ ins feld führt, dürfte nicht nur bei SPD-Bürgermeister Christian Ude für Stirnrunzeln gesorgt haben. Nebenbei lobten die tester – wohl in der Verwirrung ihrer gefühle – den geplanten transrapid vom flughafen in die City, obwohl die-ser Zug längst abgefahren ist. Seis drum –Berlin, die Ach-so-günstige-Partymetropole der coolen happy Crowd, hat es bei „Monocle“ nicht mal in die top 10 geschafft.

Städte vergleichen heißt in Klischees baden. Kann man machen, klar. Nur wozu? Muss ich an-dere Orte schlechtreden, um den, an dem ich lebe, noch besser finden zu können? Bei mir hat sich in den vergangenen Monaten eine seltsame ent-wicklung abgezeichnet: So sehr ich mich in Ber-lin auch wohlfühle – nach und nach kommt hier meine alte verschüttete liebe zu München wieder zum Vorschein. ein Beispiel, um den grund dafür zu verstehen: Wenn ich frühmorgens vor meinem haus in Mitte erst mal wie im Managerselbster-fahrungsseminar über Bierflaschenscherben tän-zeln muss, um zum fahrrad zu gelangen, sehne ich mich mittlerweile immer öfter nach der all-morgendlich frisch geduschten hohenzollernstra-ße. Und so ergeben die Klischees plötzlich einen ungeahnten Sinn: War es Berlins großstädtische Offenheit, die mich aus dem Münchner idyllen-terror anzog, ist es nun das unberechenbare Proll-pflaster, das mich von beschaulichen flaniermei-len träumen lässt.

Mittendrin mag man viel sehen, aber kann man die Dinge auch erkennen? Manchmal ist es erst die Distanz, die das große ganze deutlich macht. Aus meiner neu gewonnenen Berliner Sicht erscheint das gemächliche Münchner Paralleluniversum trotz Porsche-Pflicht und gucci-gier plötzlich gar nicht mehr so unattraktiv. im gegenteil, ich freue mich immer mehr über die kurzfristigen Besuche und genieße die geschenkten tage an der isar. Und vom entschleunigten loslassen benebelt und ei-nem Rückflugticket nach Berlin beruhigt, schwirrt wieder der unaussprechliche gedanke durchs hirn: Ja, ich liebe München.

hier, unter uns, darf ichs ja sagen.

Stefan lemle, Journalist und Kreativberater für Medien, lebt in Berlin und München.

„Städte vergleichen heißt in Klischees baden.“

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AuS LIEBE zuR FOTOgRAFIE

mit museen und Galerien ist münchen wahrlich gesegnet. Doch die Galerie f5,6 – benannt nach der entsprechenden Kamerablende – ist in münchen einzigartig. Sie vertritt junge und ungewöhnliche fotokünstler. BeSt of münchen

sprach mit Inhaberin nicole Stanner und florence Baur über eines der spannendsten themen der Kunst: Wie man eine Sammlung anlegt.

1. florence baur in der galerie f5,6 vor einer Lichtinstallation von brian ulrich.

Von der Malerei bis zur Webkunst stehen bilden-den Künstlern heute unzählige Möglichkeiten of-fen, ihre Kreativität auszudrücken. Vor allem foto-grafie ist aus der Kunst nicht mehr wegzudenken. Seit den frühen 80ern beschäftigt sich Nicole Stanner mit fotokunst und eröffnete schließlich ihre eigene galerie. „es war jugendlicher leicht-sinn im Spiel“, erklärt sie lachend. heute ist f5,6 die topanlaufstelle für fotokunst in der Stadt.

nicole Stanner, was zeichnet die Galerie f5,6 aus?

nicole stanner: Wir spezialisieren uns auf fo-tokunst und stellen in der galerie neben soge-nannter Straight Photography auch inszenierte und abstrakte fotografie aus. Sie ist wesentlich schneller, direkter und dokumentarischer als Ma-lerei. Derzeit vertreten wir fotografen wie florian Böhm, lillian Bassman, Olaf Martens, Paul him-mel, Olaf Otto Becker, Brian Ulrich und Julia Pei-rone.

florence Bauer, wie begegnen Sie dem Vorurteil, fotos könne jeder machen?

florence baur: indem wir erklären, was ein gu-tes foto ausmacht. es ist zuerst handarbeit und dann inhaltliche Qualität. Wenige Betrachter wis-sen, wie viel Arbeit hinter einem guten foto steckt. Nicht allein bei der Vorbereitung und bei der Wahl

des Motivs. Nach dem Shooting verbringt der fo-tograf tage in der Dunkelkammer oder mit Photo-shop, um einzelheiten zu retuschieren.

Oftmals sind qualitativ hochwertige Arbeiten nicht einfach zu decodieren. Je hochwertiger, vielschichtiger, komplexer, desto länger braucht man, die Bilder zu verstehen. Wer sich keine Zeit nimmt, findet viele Motive auf den ersten Blick langweilig. Doch Vielschichtigkeit lohnt sich für den Käufer. Wenn man auf einem Bild, das man jeden tag sieht, Neues entdecken kann, ist das für mich das größte Qualitätsmerkmal.

n.s.: eine Kundin wollte ein großes Bild zum thema Wasser kaufen. Sie überlegte, selbst ein Bild zu schießen und es auf leinwand zu reprodu-zieren. Je länger wir sprachen, desto mehr wurde ihr bewusst, dass sie nicht annähernd die Qua-lität eines Kunstfotos erreichen kann. Da kann es schon gerechtfertigt sein, für ein Spitzenfoto 20 000 euro zu verlangen. Außerdem produziert ein guter fotograf keine Zufallstreffer, sondern kontinuierlich gute Bilder. Deshalb arbeiten wir in der galerie gerne längerfristig mit Künstlern zu-sammen. es geht uns nicht um einzelne gute Bil-der, sondern um ganze Serien.

Wie sollte man eine fotosammlung starten?

n.s.: Das Wichtigste ist, Bilder zu kaufen, die ihnen persönlich gefallen. Schließlich muss ich mit den Dingen leben, die ich mir aussuche.

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die heute keiner mehr kennt. Um die Münchner Malereischule ende des 19. Jahrhunderts wur-de ein wahnsinniger hype gemacht. heute kennt kaum jemand die Namen der Künstler.

Wie informiere ich mich über fotokunst?

n.s.: Durch Bücher und galerien. Messebe-suche sind nicht zwingend notwendig. ich würde mir ein halbes Jahr Zeit nehmen, mich ins thema einzuarbeiten. Je mehr man sieht, desto schärfer wird der Blick. erfreulicherweise ist fotografie ein fantastisch dokumentiertes Medium. in jeder Kunstbuchhandlung gibt es fotobände, die man durchstöbern kann.

Wie viel Geld sollte ich in die hand nehmen, um eine Sammlung aufzubauen?

n.s.: Man kann natürlich hochpreisig ein-steigen. Wer beispielsweise Candida höfer und

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eine Sammlung sollte etwas mit der Persönlich-keit des Menschen zu tun haben. ein gutes ein-stiegsthema sind hobbys oder Vorlieben. Die frau eines Kunden liebt beispielsweise Blumen, also schenkt er ihr eben statt Schnittblumen Bilder von Blumen.

Sammeln nach Bauchgefühl? Widerspricht das nicht ganz klar dem Kunstmarkt?

n.s.: Ja, es widerspricht allem, was zur Kunst-marktblase geführt hat. Kunst als investment ist ein gedanke, von dem wir eher Abstand neh-men. Kunst ist eine Bereicherung des lebens – darin sehen wir unsere Passion. Klar, das klingt idealistisch. Aber alle großen galeristen, die ich schätze, haben über vierzig Jahre dieses Pro-gramm gefahren. letztendlich hatten sie damit auch erfolg.

f.b.: Nur, was man liebt, hat auch Bestand. Die Blasen, in denen man Kunst als investment sah, gab es schon vor hundert Jahren – alles Künstler,

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die Düsseldorfer Schule sammelt, legt pro Bild 30 000 bis 35 000 euro hin.

Wir spezialisieren uns stark auf unverbrauch-te, jüngere Künstler. für 15 000 euro kann man hier wunderbar zwischen fünf und zwanzig Ar-beiten kaufen. Viele professionelle Sammler le-gen sich ein kleines Budget zwischen 5000 und 10 000 euro im Jahr zur Seite. Davon kaufen sie Kunst, investieren in Bücher oder Spezialeditio-nen.

f.b.: Wir kennen einen Sammler, der mit 18 erste fotos gekauft hat, heute ist er 60 Jahre alt. er hat nie auch nur ein Bild verkauft. Jedes Bild, erzählt er, sei mit einer geschichte verknüpft: vom Kauf, von der Bekanntschaft mit dem Künst-ler, von Vernissagen, freundschaften, Bekannt-schaften – eine Sammlung kann zum Abbild der lebensstationen werden. es ist ein persönlicher Katalog, wie man sich als Mensch entwickelt hat.

nun ist es wie mit der Liebe: manchmal greift man fürchterlich

2. in der galerie f5,6 trifft kunstgeschichtlicher sachverstand auf die Leidenschaft für fotokunst.3. Eine berührende fotoarbeit der jungen schwedin Julia Peirone: cherry burst, 2008, Edition 5, Lamdaprint 100 ×100.4. beraten Kunden und interessierte, wie man eine sammlung aufbaut: nicole stanner und florence baur, fotografiert von fotokünstler florian böhm.

daneben. Was macht man mit Bildern, die man gar nicht mehr sehen kann?

f.b.: erstens gibt es einen Zweitmarkt, zwei-tens kann man Bilder verschenken oder sie über galerien weiterverkaufen. ich denke, es ist wie mit einer guten Weinsammlung. Man kauft drei Kisten jungen Wein und lagert ihn. Zwei behält man, eine verkauft man und finanziert damit die beiden anderen. ich finde dieses Prinzip der sich selbst finanzierenden Sammlung interessant.

Wie helfen Sie beim Sammeln?

n.s.: indem wir mit allen unseren Kunden in-tensive gespräche führen. erstens, um ihre Mo-tivation zu ergründen, aber auch, um unsere Phi-losophie zu erklären. Wir wollen Begleiter und Berater sein. Unser Ziel ist nicht der schnelle, einmalige Verkauf – wenn wir wissen, wonach ein Sammler sucht, halten wir für ihn die Augen of-fen.

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DIE gEhEImnISSE DES guTEn

gESchmAckSDie kurze Information, dass Käfer heute das essen bringt, löst auf Partygesellschaften stets besondere Vorfreude

aus. Wenn erlesene Produkte auf Know-how treffen, kann dabei eben nur eines herauskommen: das perfekte catering.

bunden mit internationalen Spezialitäten. „Das und unsere grundwerte, nämlich höchste Qualität und Dienstleistung in Perfektion, werden überzeugen.“

tatsächlich erstaunt die firma feinkost Käfer seit Jahrzehnten mit einer geschmackssicherheit, die in der gastronomie selten zu finden ist. Was Politiker in der Käfer-Bundestagskantine gerne essen? „Wie alle Berufstätigen: die Damen leicht, die Männer herz-haft“, weiß Michael Käfer. Die Königsfamilie von Bah-rain, deren Rennstrecke Käfer bedient? „Sie hat be-wusst einen europäischen Caterer gewählt. Unsere Küche muss dort natürlich auf die muslimische ge-sellschaft abgestimmt sein.“ Und die fußballer der WM 2006? „Alle unsere Speisen, die wir im Rahmen einer Sportveranstaltungen anbieten, werden beim institut für Sporternährung eingereicht und geprüft“, erklärt hierzu Käfer. Vielleicht verdankt die firma ih-ren erfolg aber auch ein wenig der tatsache, dass ein großer teil der Produkte traditionell auf dem Pariser großmarkt in Rungis gekauft wird: Nur hier gibt es die frischesten, besten Produkte aus aller Welt, nur hier muss der einkäufer aus den erlesensten Delika-tessen wählen. Das schult den gaumen.

Seit 1930 gibt es Käfer. Das damals von Paul und elsa Käfer gegründete Kolonialwarengeschäft bot Weine, liköre und flaschenbier. Als gerd Käfer 1959 den Partyservice „erfand“, startete das Unterneh-men in eine fast sensationelle erfolgsgeschichte: die leitung der gastronomie des Nationaltheaters, das Restaurant Käfer-Schänke und das Wiesnzelt folg-

Persischer Kaviar mit Champagner? Kobe-Rind? fragt man Michael Käfer, was für ihn die größte De-likatesse ist, fällt ihm die Antwort leicht. „Die größte Delikatesse ist für mich ein richtig gemachtes, na-türliches Produkt“, sagt er. „Das perfekte Schnitzel mit dem perfekten Kartoffelsalat. Oder eine erd-beere, die wirklich nach erdbeere schmeckt.“ Den Produkten Zeit geben, die Dinge reifen lassen, nur aus kleinen Manufakturen und nachhaltigen Be-trieben kaufen – diese Philosophie macht Mün-chens wichtigstes feinkosthaus so erfolgreich. Die Zunge erkennt keine Mode, sie erkennt nur Qualität und geschmack. Das gilt für das Stammhaus an der Prinzregentenstraße ebenso wie für die Käfer-Dé-pendancen in Berlin, Japan, Bahrain und Doha. Und bald auch in der Schweiz.

„Wir übernehmen ab 2012 die gastronomie im Messezentrum Basel“, freut sich Michael Käfer über den neuen Schritt in Richtung seines Ziels, das beste Delikatessenhaus europas zu führen. „Wir werden in der halle 1, in der eventhalle und im Congress Center präsent sein, außerdem ein À-la-Carte-Restaurant betreiben. Davon abgesehen ist die eigens für uns errichtete Produktionsküche so ausgelegt, dass wir von dort aus auch externe Catering-Aufträge bedie-nen können.“ Auch die Schweizer werden sich also bald an die Vorfreude auf ein erlesenes Käferbuffet oder ein Käfermenü gewöhnen, so wie sie bei den Münchner längst verinnerlicht ist. Authentische, alpenländische Küche soll es in Basel geben, ver-

1. Michael Käfer steht für Exzellenz: die Marke Käfer wird international geschätzt für Premium-Produkte, Premium- Qualität und Premium-dienstleistungen.

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Gourmet

nötigte equipment flog Käfer mit zwei Boeing-747-frachtern der Qatar Airways ins land, ebenso einen guten teil der lebensmittel sowie 225 deutsche und 225 indische Mitarbeiter.

gerade bei solchen großprojekten werde ihm im-mer bewusst, sagt Michael Käfer, wie wichtig der stabile Mittelpunkt des Unternehmens in München ist. „Das gute wirtschaftliche und gesellschaftliche Umfeld hier ist eine wertvolle Basis für unser ge-schäft“, konstatiert er. „es erlaubt uns, immer weiter in das Unternehmen und auch in die expansion zu investieren. ich freue mich deshalb besonders, dass wir nächstes Jahr einen Markt in der Schrannenhalle eröffnen.“

Käfer ist also endlich am Viktualienmarkt ange-kommen – und das herz der Stadt wird um eine köst-liche geschmacksfacette reicher.

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ten Schlag auf Schlag; bis zur Jahrtausendwende hatte Michael Käfer den flughafen, den Ostteil der Münchner Messe und den Bundestag in Berlin er-obert. Auch in Japan ist Käfer seit 1992 vertreten, mit 14 kleinen Shops in den Kaufhäusern der Kette Mitsukoshi. Michael Käfer eröffnete in den letzten zehn Jahren schließlich noch zwei Delikatessenlager in Parsdorf und Brunnthal, wurde offizieller Caterer des Rennparcours von Bahrain sowie des tagungs-zentrums Schloss hohenkammer.

Das Know-how der Käferzentrale reicht für eine Neueröffnung in Basel also spielend aus. Was die über 850 Mitarbeiter in der Vergangenheit schon bewältigten, übertrifft Messe-Catering bei Weitem. Vor vier Jahren galt es zum Beispiel, 40 000 gäste bei den 15. Asian games in Doha zu verköstigen. Das be-

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2. Was als Kolonialwarengeschäft mit Weinen, Likören und flaschenbier startete, beglückt heute weltweit feinschmecker.

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erst in den hinterhof, dann die treppe hinunter – wer franz Josef traut sucht, muss wissen, wos langgeht. Seine Werkstatt liegt mitten in der isar-vorstadt – im Souterrain. er selber nennt die Räu-me lachend „Meister-eder-Werkstatt“, in Anspie-lung auf den Schreinermeister aus der Münchner Kinderserie „Pumuckl“. Und in der tat drängt sich dieser Vergleich auf. hier sieht es aus, wie es in einer Werkstatt auszusehen hat – für den laien wirkt es chaotisch, aber dennoch hat alles seinen Platz. An der Decke hängen Posaunen, hörner, trompeten, auf dem Boden stehen instrumenten-koffer der Kunden, auf der Werkbank liegt ein al-tes handtuch als Unterlage, in einem Karton da-neben eine auseinandermontierte Klarinette.

lehrling Simon poliert gerade ein flügelhorn, das er selbst gebaut hat. Der eigenbau gehört dazu – auch franz Josef traut stellt sich gerne vor, dass seine trompeten ihn überleben werden. „Auch wenn die irgendwann nicht mehr klingen, kann man sie noch an die Wand hängen zur Zier-de – keiner wirft eine trompete weg“, sagt er. Und so sind auch Reparaturen das, was seinen All-tag ausmacht. Da klappern die Ventile, oder der

Schalltrichter hat eine Beule. Das kommt vor. 90 Prozent der Menschen, die ihre instrumen-

te zu ihm bringen, sind Stammkunden. Meistens Mitglieder von Orchestern. in den Orchesterferi-en hat er daher besonders viel zu tun, da kann es schon einmal Mitternacht werden. traut ist sich seiner Verantwortung bewusst – ihm werden ge-genstände anvertraut, die oft nicht zu ersetzen sind, weil sie einen sentimentalen Wert haben, einen eigenen Charakter.

Blechblasinstrumente steigen zwar nicht im Wert wie beispielsweise geigen, aber dennoch können sie gut und gerne drei generationen über-dauern. traut geht gerne ins Museum, um sich alte intrumente anzusehen – zum Beispiel die Originalbauten von Adolphe Sax. eines der rund 300 noch existierenden Originale gehört sogar ihm selbst. Wer bei all den blitzenden instrumen-ten hier ins Schwelgen kommt, den holt der inst-rumentenbauer schnell wieder auf den Boden der tatsachen zurück: „Manche sagen, es ist Kunst was ich hier mache. Aber für mich ist es Alltag.“

Dieser Alltag begann für ihn schon früh: Mit 23 machte der geborene Münchner seinen Meister-brief, kurz darauf übernahm er die Werkstatt, die seit 1953 an dieser Stelle existiert. Während der Arbeit wird Radio gehört, Bayern 2 vornehmlich. Blasmusik wird hier nicht aufgelegt. traut selber hört am liebsten Klassik oder Jazz, geht gerne zu Konzerten in die Jazzbar Vogler oder die berühm-te „Unterfahrt“.

Auch wenn sein Beruf nicht immer leicht ist, würde er ihn wieder machen, wie franz Josef traut ohne zu zögern sagt. „ich will nicht jammern“, be-tont er. Dabei hätte er grund dazu, denn auch in seiner Branche macht die globalisierung Proble-me. Billigtrompeten aus China gebe es schon für 79 euro im internet, erzählt traut, ein gutes inst-rument koste aber mindestens 2000 euro.

Je länger traut spricht, desto deutlicher wird ein gefühl: irgendwie scheinen diese instrumen-tenbauer ein eigener Schlag zu sein. Oder? Der Meister und sein lehrling wechseln einen vielsa-genden Blick und lachen. „Ohne Zweifel“, ist die Antwort. „Wir sind idealisten.“ Nach kurzer Pause fügt er fröhlich hinzu: „Sonst kommt man auch nicht auf so eine Berufsidee.“

fRanZ JoSef tRaUt, 40 JahReiNStRUMeNteNBAUeR UND iDeAliSt

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DIE InTELLIgEnTE SELBSTAnzEIgEob in der Schweiz, Österreich, Belgien oder Liechtenstein: Bei nicht versteuerten auslandsvermögen hilft heute nur die flucht nach vorn. eine intelligente Selbstanzeige kann Betroffene vor großem finanziellen und gesellschaftlichen

Schaden bewahren. Die anwalts- und Steuerkanzlei „höchstetter & Kollegen“ hilft dabei.

Der pfändungssichere Notgroschen, das diskrete Vermögen – ein Auslandkonto brachte früher le-bensqualität. Doch seit der fiskus systematisch Steuersünder-CDs kauft und auswertet, beginnt in Deutschland das große Zittern. Wer erwischt wird, kommt heute nicht mehr mit geldstrafe da-von, auch freiheitsstrafen werden nicht immer auf Bewährung ausgesetzt. Der Staat greift mit voller härte durch – und legt kaum Wert auf Diskretion. es hilft, die Sache aktiv anzugehen, will man den Stempel „Betrug“ im führungszeugnis vermeiden. Die Anwalts- und Steuerkanzlei „höchstetter & Kol-legen“ kann hier helfen. Dank ihrer seltenen Kombi-nation aus Steuer- und Strafrecht half sie unzähli-gen Betroffenen, strafrechtliche Konsequenzen zu vermeiden. BeSt Of MüNCheN sprach mit gründer und Seniorpartner Dr. Klaus höchstetter.

herr Dr. höchstetter, eine Ihrer expertisen ist die intelligente Selbstanzeige. Was ist darunter zu verstehen?

dr. Klaus höchstetter: Steuerhinterziehung ist heute nicht allein eine steuerrechtliche Angele-genheit. Sie ist vielmehr eng ans Strafrecht gekop-pelt. erfährt das finanzamt, dass einkünfte nicht deklariert wurden, meldet sie das gleichzeitig an die Straf- und Bußgeldstelle „Bustra“ sowie an die

Steuerfahndung. Die leiten parallel ein strafrecht-liches ermittlungverfahren ein – und diese Stellen besitzen höchst unangenehme instrumente, von der Durchsuchung bis zum haftbefehl.

Wenn Sie Pech haben, sind Sie also schon we-gen ein paar tausend euro hinterzogener Steuern mit mehr als 90 tagessätzen vorbestraft. Das trifft nicht allein Personen, die aktiv Steuerverkürzung begehen, sondern auch Menschen, die unversteu-ertes Vermögen erben. Vielleicht haben Sie ja als Kind mitbekommen, dass in der familie ein Schwei-zer Konto existiert; aber es war immer ein großes Mysterium, nie hat sich jemand darum gekümmert, und plötzlich steht der fiskus vor der tür.

Wenn Sie erwischt werden, wird es unendlich viel teurer, als wenn Sie sich selbst anzeigen.

Dass man sich mit einer anzeige aus der affäre zieht, klingt erst-mal paradox.

Keineswegs. Wichtig ist es, im Steuerrecht zu bleiben und strafrechtliche Konsequenzen zu ver-meiden. Wenn Sie Steuern verspätet nacherklären, begehen Sie zwar Steuerverkürzung – wenn sie die geschuldete Steuer dann aber nacherklären und fristgerecht nachzahlen, bleiben Sie straffrei. Wenn Sie dagegen vorher erwischt werden, gilt

1. seitdem der bund systematisch ausländische steuersünder- cds kauft, ist die selbstanzeige für viele die letzte Maßnahme, großen Ärger zu vermeiden. dr. Klaus höchstetter hilft dabei, den schaden möglichst gering zu halten.

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das Bruttoprinzip. Da zahlen Sie dann geldstrafe, Strafsteuer plus Verzinsung und Verfahrenskosten.

für uns gibt es drei Prioritäten: Straffreiheit für den Mandanten, möglichst geringe Nachzahlungen und – wohl das Wichtigste – völlige Diskretion. Also keine peinlichen Durchsuchungen, Pfändungen, Ar-restierungen. Und sollte es zu spät für eine Selbst-anzeige sein, können wir auch weiterhelfen. Unsere Kanzlei besitzt eine gute Reputation bei der Staats-anwaltschaft, der Bustra und den Steuerfahndern. So sind bei aktiver Kooperation manchmal ergeb-nisse möglich, die so sicher nicht absehbar waren.

Was gibt es dabei zu beachten?

Wenn Sie sich zur Selbstanzeige entschließen, müssen zunächst Unterlagen aus der Schweiz, liechtenstein, luxemburg, Belgien oder Öster-reich nach Deutschland gebracht werden. Das ist nicht ungefährlich. Sollten die Unterlagen beim Zoll auffällig werden, können Sie die Selbstanzeige vergessen. Also muss das Material gesichtet oder aufbereitet werden. Unsere Kanzlei kann ihnen da Arbeit abnehmen: Wir verbringen viel Zeit in den

tresorräumen ausländischer Banken, um Material zu sichten.

Was kann man durch eine Selbstanzeige sparen?

Der größte teil meiner Mandanten, die sich zur Selbstanzeige entschließen, besitzt unversteuertes Auslandsvermögen zwischen 250 000 und 1,5 Mil-lionen euro. etwa ein Viertel liegt oberhalb der 10-Millionen-grenze. Bei einer zweistufigen Selbst-anzeige gehe ich erst mit einer möglichst hohen vertretbaren Schätzung zum finanzamt, um Straf-befreiung zu erzielen. im zweiten Schritt berück-sichtige ich bei der Steuererklärung alle Kosten, von der Kontoführungs- bis zur Verwaltungsgebühr. Unterm Strich kommt dann meist eine erheblich ge-ringere Nachzahlung heraus als erwartet.

über die Steuer-cDs wird in den medien kaum noch geredet. Sehen Sie überhaupt noch akuten handlungsbedarf ?

Absolut. Die angekauften CDs wirken sich jetzt erst aus. in Nordrhein-Westfalen beginnen die

2.

„für uns gibt es drei Prioritäten: Straffreiheit für den Mandan-ten, möglichst geringe Nachzahlungen und völlige Diskretion.“

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recht

Durchsuchungen, in Bayern sind sie wohl weit-gehend abgeschlossen, in Baden-Württemberg laufen sie noch. Da reden wir nicht mehr vom Selbstanzeigeverfahren, die Betroffenen haben ihr Strafverfahren plus Durchsuchung schon. hier geht es darum, zu optimieren und mit einem blauen Auge rauszukommen. Deshalb suchen wir im Rah-men der Selbstanzeige die lösung auf der ebene Steuerfahndung und Bustra.

Ist das nicht eine ganz extreme Belastung für Ihre mandanten?

es wird immer nur der kühl kalkulierende Steu-erhinterzieher gesehen, der sich auf den letzten Drücker selbst anzeigt, oder der erwischte, der um eine hauptverhandlung herumkommen will. Dass diese Mandanten teilweise psychisch komplett am ende sind, wird kaum gesehen.

Wie kommen Sie mit der aktuellen Steuerpolitik zurecht?

3.

Wir haben ein wunderbares Steuergesetz. es ist eines der am klarsten strukturierten gesetze überhaupt. leider wird es in seiner Systematik von jeder neuen Regierung mit „1000“ systemfremden Ausnahmen durchlöchert. Der leidtragende ist der Steuerbürger. er ist abhängig von Beratern, vor al-lem, wenn sein wirtschaftliches tun komplex aus-fällt.

Was schätzen Sie an Ihrem Beruf ?

Dass sich fachliche Kompetenz und Passion vermischen. Dort, wo andere aufhören, fangen wir gerne an. Wenn es um Organisation und Wechsel von komplexen Strukturen und Sachverhalten geht, fühle ich mich zu hause. Und natürlich ist es eine große Verantwortung: Schließlich tragen wir Sorge dafür, ob jemand strafrechtlich verfolgt wird oder Vermögen verliert. Wir müssen dem in uns gesetz-ten Vertrauen gerecht werden.

www.hoechstetter.dehöchstetter & KollegenKanzlei für Steuer-, Straf- und WirtschaftsrechtBavariaring 3880336 Münchent 089 74 63 09 0 / f 089 74 63 09 99

2. „Wenn sie erwischt werden, wird es unendlich viel teurer, als wenn sie sich selbst anzeigen.“3. „die angekauften cds wirken sich jetzt erst aus. in nordrhein- Westfalen beginnen schon bald die durchsuchungen, in bayern sind sie wohl weitgehend abgeschlossen, in baden- Württemberg laufen sie noch.“

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DER mOTELIERKomfortabel, chic, mitten in der Innenstadt: Was darf ein hotelzimmer kosten, das diesen ansprüchen genügt? Dieter müller meint, 69 euro reichen aus. mit der motel one-Gruppe beweist der hotelier des Jahres 2009, dass man sich auch in Low-Budget-Design-hotels wohlfühlen kann. In BeSt of münchen erläutert er,

wie er seine erfolgsgeschichte weiterentwickelt – und welche tugenden es dazu braucht.

1. frische ideen, präzises timing: der hotelier des Jahres 2009, dieter Müller, leitet die Motel One-gruppe.

Dieter Müller legt eine erfolgsgeschichte vor, an der sich andere hoteliers messen lassen müssen. Seit 34 Jahren arbeitet der geborene Saarbrücker im hotelgeschäft. Der 55-jährige gründete die Astron-hotels, führte sie 13 Jahre lang zur Blüte – verkaufte sie überraschend an die spanische nh-gruppe und gründete noch parallel im Jahr 2000 die Motel One group.

Und wieder geht es steil bergauf. Ob am Berliner Kudamm, am hamburger Michel oder am Münch-ner Sendlinger tor: Motel One findet man in bester lage. Die Zimmer sind klein, aber gemütlich und gut ausgestattet. Qualität zieht sich durchs ganze haus: bei Design, Service, Materialien. Alle Motel One haben, von einigen lokalen Motiven abgese-hen, den gleichen frischen look: die farbe türkis, charmante Blattornamente und den prägnanten egg-Chair in der lounge.

Das garantiert erfolg: im geschäftsjahr 2009 er-wirtschaftete die low-Budget-Design-hotelkette einen Umsatz von 55,6 Millionen euro – ein An-stieg um 31 Prozent zum Vorjahr. Die durchschnitt-liche Auslastung der hotels lag bei fast 70 Prozent.

Welche Ihrer Leidenschaften können Sie in Ihrem Beruf verwirk-lichen?

dieter Müller: Meine Mitarbeiter sagen von mir, dass entscheidungen, die nicht in eine excel-ta-belle passen, mir schwer zu kommunizieren sind. Offen gestanden: ich arbeite gerne mit Menschen zusammen, glaube ein guter Motivator zu sein und natürlich bin ich selbst sehr gerne in hotels. Darü-ber hinaus rechne ich gerne.

für welche eigenschaften fürchtet Sie die Konkurrenz?

für das timing. Man sagt mir nach, dass ich entscheidungen immer zum richtigen Zeitpunkt getroffen habe – ich hoffe natürlich, das bleibt so. Die meisten entscheidungen lassen sich auch in Zahlen ausdrücken: Neben Bauchgefühl gibt es Branchenentwicklungen, Markttendenzen und Zahlenmaterial, das man interpretieren muss. Dann sieht man im Voraus, wie sich Märkte ent-wickeln.

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Warum haben Sie sich für das Low-Budget-Segment entschieden?

Vor Motel One habe ich mich mit dem Astron-Produkt im Viersternesegment auseinanderge-setzt. es war abzusehen, dass der Wettbewerb in Deutschland sehr, sehr hart werden würde. Darauf-hin entschieden mein team und ich, uns aus diesem Segment zu verabschieden. Wir sind lieber in eine Nische gegangen, in der wir mit einem guten, styli-schen Qualitätsprodukt etwas bewegen konnten.

früher reichte es, ein hotel zu machen. Das in-teressiert heute keinen Menschen mehr. Das hotel muss für etwas stehen, sonst kann man keine Marke entwickeln. low Budget steht für einen attraktiven Preis. Motel One geht zwei Schritte weiter: Wir bie-ten eine sehr gute lage und einen hohen Qualitäts-anspruch. Diese Verbindung macht uns erfolgreich.

hatten Sie den erfolg von anfang an erwartet?

Ja, bis zu einem gewissen grad. Die Wirtschafts-parameter waren bekannt. Dass es funktioniert, hatte ich erwartet; dass es so gut funktioniert, allerdings nicht.

Gab es dabei Vorbilder?

in Sachen Raumkonzept sicherlich die Accor-gruppe. Doch konnten wir uns mit den hotels, die auf dem Markt waren, nicht identifizieren. Also ha-ben wir Motel One von grund auf neu entwickelt und dabei den Designgedanken, aber auch hohe Quali-tätsansprüche in den Mittelpunkt gestellt.

Wir wollten das hotel großzügig gestalten. Wir ha-ben deshalb auf klassische frühstücksräume ver-zichtet und stattdessen eine lounge konzipiert.

hier kann der gast frühstücken, Kaffee trinken, bei einem Drink entspannen, sich mit geschäfts-partnern oder freunden treffen und einen gewissen Service genießen. Diese idee ist enorm gut ange-kommen. Motel One besitzen großzügigkeit, obwohl sie low-Budget-hotels sind. Wenn man sie betritt, fühlt man sich wohl. Nichts wirkt kleinkariert oder billig.

Wie entwickeln Sie motel one weiter?

Wir verbessern die Qualität. Das fängt mit der Bettwäsche, den handtüchern, den Designermarken an und endet beim frühstück. Derzeit denken wir stark in Richtung Bioprodukte. Das mag nicht spek-takulär klingen, aber das sind Qualitätskriterien, die der gast merkt – und schätzt.

motel one hat sich nahezu ohne Werbung durchgesetzt. Welches marketing haben Sie betrieben?

Der beste Multiplikator bleiben natürlich viele ho-tels an vielen Standorten. Außerdem multiplizieren unsere gäste den erfolg. laut unserer Statistiken haben wir eine empfehlungsquote von 40 Prozent.

Was bedeutet münchen für Sie?

heimat. ich lebe seit 30 Jahren in München. Mei-ne frau ist Münchnerin, der firmensitz war immer in München. Wir betrachten die Stadt als home-Mar-ket. Natürlich war es für uns wichtig, dass wir auch hier hotels bauen.

Auch in München expandieren wir weiter: Soeben wurde das Motel One mit 250 Zimmern auf dem Ag-fa-gelände eröffnet. im Dezember launchen wir ein 460-Zimmer-Motel-One direkt in der hochstraße beim Deutschen Museum. Das loungekonzept ha-ben wir zusammen mit dem Münchner lichtkünstler ingo Maurer umgesetzt, investor ist die familie hir-mer – ein echter Münchner Ansatz.

Vom Volumen her ist München mit fast 10 Milli-onen übernachtungen nach Berlin der zweitbes-te Markt in Deutschland. München galt immer als schwierig zu erobernder Markt, weil die immobilien-preise enorm hoch sind. Das müssen hoteliers ge-nauso zahlen, ob sie wollen oder nicht. Sie stehen im Wettbewerb zu Büroexpansionen. Deshalb sind wir auch besonders stolz, dass wir innerhalb des Münchner Altstadtrings ein hotel entwickeln konn-ten. Das haben nicht viele Wettbewerber geschafft.

Motel One wird auch von offenen und geschlosse-nen fonds sehr gerne gesehen. Commerz Real und Union investment haben beispielsweise gekauft. Sie haben uns angefragt, ob sie uns auch ins Ausland begleiten können. Da ist es für Projektpartner gut, zu wissen, dass es bereits finanzkräftige Partner gibt, die Motel One gerne in ihrem Bestand haben.

Ist in Deutschland das Potenzial schon ausgeschöpft?

Nein, ich denke nicht. Wir haben in Deutschland derzeit 29 hotels mit 5700 Zimmern und wir haben eine sogenannte “gesicherte Pipeline” von weiteren 4300 Zimmern, sodass wir bis zum Jahr 2013 mit 10 000 Zimmern am Markt sind. Das sind in Deutsch-land etwa 40 hotels.

Wir haben den Anspruch, beste Standorte zu bie-ten. Da hat sich unsere Philosophie verändert: Ange-fangen haben wir mit peripheren Standorten. Nach dem sechsten hotel haben wir gesehen, dass Motel Ones in die innenstadt gehören. Dann funktionieren sie nochmal so gut.

2. Egg-chairs, florale Elemente und ein fairer Preis: Wiedererkennungsmerkmale der Motel-One-hotels.

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Wie gehen Sie beim ausbau der marke strategisch vor?

Wir stehen im Wettbewerb zum Büromarkt. So-bald Büromärkte in guter touristischer lage nicht mehr funktionieren, versuchen wir, uns diese Stand-orte zu sichern. Bestes Beispiel ist zurzeit london. im Zuge der finanzkrise kam der Büromarkt ins Sto-cken, weil niemand wusste, wie viele Mitarbeiter die Banken abbauen würden. So ergaben sich Chancen, hotels zu entwickeln, ohne die irrsinnigen Preise zu zahlen, die in london aufgerufen werden. Mit dieser Strategie konnten wir uns zwei Standorte in london sichern.

Auch Osteuropa bleibt für uns ein großes the-ma. Vor drei Jahren explodierten hier die immobili-enpreise. Als hotelier konnte man nicht mehr mit-halten. inzwischen sind touristisch interessante Märkte wie Budapest und Prag für den Büromarkt tot – und damit für uns hoteliers wieder interes-sant. erst letzte Woche haben wir im Zentrum von Budapest ein Objekt zu guten Konditionen erhalten. ein vergleichbares Objekt war vor zwei Jahren noch doppelt so teuer.

Wie wollen Sie sich weiterentwickeln? Suchen Sie noch objekte?

lassen Sie es mich so fassen: Wer ein grundstück hat, interessante Projekte entwickelt oder renovie-rungsbedürftige Büroimmobilien – natürlich in gu-ter lage – besitzt, kann sich immer bei uns melden. Dann wären wir der geeignete Partner, um über eine Nutzung oder den Kauf der immobilie zu reden. Wir bieten beispielsweise Verträge, bei denen die in-standhaltung für 25 Jahre beim Mieter liegt. Und nicht zu vergessen, uns interessiert ganz europa.

www.motel-one.comMotel One grouptheatinerstraße 1680333 Münchent 089 66 50 25 0 / f 089 66 50 25 50

3.

3. übernachten muss nicht teuer sein: clevere ideen, design und ein überzeugendes raumkonzept machen Motel One erfolgreich.

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„gerade das Mühsame ist reizvoll“, sagt Anthony Rowley. er sitzt in seinem Arbeitszimmer in der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. hier sieht es genau so aus, wie man es sich allgemein bei einem Professor vorstellt: grüne Karteikästen bis unter die Decke, darin fein säuberlich abgelegt unzählige ausgefüllte fragebögen der vergange-nen Jahrzehnte, und ein dementsprechend etwas muffiger geruch.

Auf dem mit Papierstapeln bedeckten tisch liegt ein zerfleddertes, dickes Buch, der ganze Stolz von Anthony Rowley. Das ist nämlich genau jenes müh-same Projekt, an dem er arbeitet: ein bayerisches Mundartlexikon. 2002 war der erste Band fertig, „Von A bis Bazi“ steht auf dem Buchrücken. Neun weitere Bände sollen folgen, 30 000 Wörter soll das Wörterbuch am ende enthalten. Wann? im Jahr 2065. Dann wäre Rowley 112 Jahre alt – und mit einem Augenzwinkern verkündet er, dass er gerne bei der feierlichen Kundgebung dabei sein wird.

Bis dahin ist noch viel zu tun. 500 freiwillige hel-fer sind in das Projekt eingespannt, sie schnappen in den verschiedensten teilen Bayerns Wörter auf, die im dortigen Dialekt vorkommen, und notieren

deren Bedeutung. Rowley und sein vierköpfiges team bringen dann Ordnung in all diese Aufzeich-nungen. Und zwar relativ analog – Computer schei-nen die Arbeit hier eher zu erschweren.

Rowley selber wirkt ausgeglichen und fröhlich, mit Begeisterung spricht er von seinen Projekten – und dabei ist ein angenehmer bayerischer Akzent nicht zu überhören. er verrät, dass er selber am liebsten dunkles Bier trinkt. Kein Wunder, dass er sich auf den derzeitigen zweiten Band freut – hier wird das Wort Bier ausführlich behandelt. Row-ley ist beispielsweise aufgefallen, dass es zwar das hochdeutsche Bierchen gibt, die Bayern ihren gerstensaft aber nicht verniedlichen – ein „Biererl“ sei ihm zumindest bei seinen forschungen noch nicht untergekommen. „Wahrscheinlich ist ihnen das doch zu wichtig“, vermutet er lächelnd.

Nun ist Rowley natürlich kein altbayerischer Name – der Sprachwissenschaftler ist im nor-denglischen Yorkshire geboren worden und kam als Stipendiat während seines linguistikstudiums nach Regensburg. Seit 35 Jahren ist er mittlerweile in Bayern zu hause, mit einer Niederbayerin ver-heiratet, in Augsburg lebend und Vater von zwei Kindern. Und er wurde unter vielen Bewerbern ausgewählt, um leiter des Bayerischen Wörterbu-ches zu werden. Vielleicht gerade weil er ein „Zua-groaster“ ist. er weiß, wie sich Wörter aus anderen Sprachen einschleichen, ob es das französische trottoir für Bürgersteig ist, das Portemonnaie oder die Chaiselongue. Als Münchner Kreisvorsitzender der gesellschaft für deutsche Sprache blickt er gelassen auf das von vielen verteufelte Denglisch, auf all die englischen Wörter, die sich derzeit in un-serer Sprache tummeln: „eine Sprache wird mit so was fertig“, sagt er. Und: „Die Zeit wird zeigen, was bleibt.“ Rowley bleiben noch sieben Jahre bis zur Pensionierung – sein Bayerisches Wörterbuch wird aber sicher noch lange danach in den Regalen der Menschen stehen.

anthonY RoWLeY, 57 JahReSPRAChWiSSeNSChAftleR UND MUNDARtfORSCheR

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Als Verleih- und Marketingvorstand von Constan-tin film war er über knapp zwei Jahrzehnte einer der wichtigsten Wegbegleiter von Bernd eichinger. Nun produziert thomas Peter friedl (43) als CeO der neu gegründeten UfA Cinema selbst filme. Der gebürtige Münchner empfängt uns noch in seinen alten Schwabinger Büroräumen: Demnächst zieht die firma an den gärtnerplatz um.

thomas friedl, Sie haben ursprünglich architektur studiert. Wie kamen Sie zum film?

thomas friedl: Durch Zufall. Mir wurde schon während des Studiums immer klarer, dass ich nie als Architekt arbeiten würde, weil das alles wahnsinnig reglementiert war und nichts mit dem zu tun hatte, was ich eigentlich wollte: Visionen umsetzen. Da bekam ich 1989 über einen freund den Auftrag, eine alte Münchner fabrikhalle um-zubauen: in der leer stehenden Riemerschmid-li-körfabrik auf der Praterinsel sollte die Premieren-feier von „letzte Ausfahrt Brooklyn“ stattfinden. So habe ich Bernd eichinger kennen gelernt, und offensichtlich hat ihm meine Arbeit gefallen, so-dass mir nach der Premiere ein Job in der Werbe-agentur von Constantin angeboten wurde.

Sie haben als assistent des Geschäftsführers begonnen und sich langsam hochgearbeitet, bis Sie als Vorstand für den gesamten marketing- und Verleihbereich von constantin verantwortlich wa-ren. Was, glauben Sie, ist das Wichtigste, das Sie dort bewegt haben?

etwas, das es bis dahin in Deutschland nicht gab: Wir haben bei der Vermarktung von deut-schen Kinofilmen konsequent hollywood-Maß-stäbe angesetzt. Als erster Verleih haben wir zum Beispiel komplette litfaßsäulen für einen einzigen film gemietet; wir haben ganzseitige Anzeigen in tageszeitungen geschaltet und mit unseren Pre-mierenevents Stadtgespräche kreiert – und das alles, um jedem Kinobesucher klarzumachen: Die-ser film ist ein ereignis. So haben wir mit unse-ren Kampagnen deutschen filmen auch ein neues Selbstbewusstsein gegeben.

Was ist Ihre schönste erinnerung?

Na ja, es ist immer wunderbar, wenn ein Plan funktioniert. Noch schöner sind aber die erfolge, an die kaum jemand geglaubt hat. Bestes Bei-spiel ist „Der Schuh des Manitu“: in meinem Büro habe ich heute noch den Ablehnungsbescheid ei-

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thomaS PeteR fRIeDL DeR ARChiteKt DeS filMS

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Bei Widerständen und Niederlagen nicht auf-zugeben, sondern bis zum letzten Meter für das erreichen seiner Ziele zu kämpfen. Misserfolge muss man als teil des geschäftsmodells akzeptie-ren, denn das filmemachen ist ein Risikogeschäft. Wer Misserfolge persönlich nimmt und deshalb an sich zweifelt, wird scheitern.

Wie findet es herr eichinger, dass Sie nun Konkurrenten sind?

Wir sehen uns nicht als Konkurrenten, sondern pflegen nach wie vor ein sehr freundschaftliches Verhältnis. Natürlich kommen wir jetzt ab und zu in die Situation, dass wir beide die filmrechte für ein Buch erwerben wollen. Mal gewinnt der eine, mal der andere. Das muss man sportlich sehen.

Was reizt Sie an Ihrer neuen aufgabe, filme zu produzieren?

Als Produzent dürfen Sie träume verwirklichen: Sie engagieren Autoren und Regisseure, die ähn-liche Visionen haben, und innerhalb dieser grup-pe von Kreativen sind Sie absolut frei, festzule-

ner filmförderung, in dem auf anderthalb Seiten dargelegt wird, warum sich kein Mensch so einen film anschauen würde. Am ende waren es allein in Deutschland 11,5 Mio. Besucher.

Wie haben Sie in diesen 18 Jahren Bernd eichinger erlebt?

Als visionären Produzenten und loyalen Partner. er ist extrem hilfsbereit und fürsorglich gegenüber leuten, die ihm nahestehen. er hat in europa das Bild des kreativen Produzenten geprägt wie kein anderer, was leider manchmal verkannt wird, weil man versucht, den Produzenten auf seine geldge-berfunktion zu reduzieren. Das ist das Schlimms-te, was Sie ihm antun können. in Wirklichkeit ist er bis in die tiefsten fasern seiner Seele ein Künstler: ein hervorragender Drehbuchautor und Regisseur, der sich mit ganzem herzen auf seine kreativen Partner einlässt und ihnen als Produzent immer die nötigen freiräume verschafft. für mich ist er Deutschlands größter filmkünstler.

Was ist das Wertvollste, das Sie von ihm gelernt haben?

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gen, was auf der leinwand passiert. es gibt keine grenzen. Sie können Menschen unterhalten – wie ein geschichtenerzähler am lagerfeuer einer Ka-rawane. in der Architektur habe ich eine Sache gelernt, die im filmgeschäft viel wert ist: sich vor-stellen zu können, wie etwas aussieht, das noch kein anderer sehen kann. Und mich treibt der Wille an, ein Unternehmen wie UfA Cinema von null auf-zubauen und zum erfolg zu führen.

Wie misst sich dieser erfolg? In künstlerischen auszeichnungen? oder in Besucherzahlen?

für mich ist der Maßstab ganz klar das Ab-schneiden an der Kinokasse. Mein Ziel ist es, leute zu unterhalten: je mehr, desto besser. Das schließt aber künstlerische Ambitionen nicht aus. Sie se-hen ja an filmen wie „inception“, dass gerade die Kinozuschauer sehr aktiv auf innovative Konzepte reagieren. Sie müssen dem Publikum immer wie-der entdeckungen bieten – und deswegen auch mal bewusst die eingetretenen Pfade verlassen. Oder, wie Bernd eichinger sagen würde: in gefahr und Not ist der Mittelweg der tod!

Ihre ersten Produktionen, „teufelskicker“ und „hanni &nanni“, gehören beide zum Genre des family entertainment …

Nachdem ich mich die letzten 15 Jahre inten-siv und erfolgreich mit family entertainment be-schäftigt habe, wäre ich ja blöd, wenn ich jetzt die finger davon lassen würde. Aber das ist nur eine von fünf Säulen, auf denen wir unser Programm bei UfA Cinema aufbauen wollen. Die anderen vier

sind Bestsellerverfilmungen wie „Der Medicus“ und „Vaterland“, Komödien wie „hempels Sofa“ oder „Mieses Karma“, Nachwuchsförderung und große internationale Produktionen. Unser Ziel ist es, ab 2011 etwa acht filme pro Jahr ins Kino zu bringen, denn der Markt ist sehr offen dafür. es gibt zum Beispiel eine immense Nachfrage von fernsehsendern, die oft beklagen, dass sie zu we-nig primetimefähige deutsche Kinoprodukte be-kommen.

Wie hoch ist das Budget für diese filme?

ganz unterschiedlich. Normalerweise kostet ein deutscher film zwischen dreieinhalb und sechs Millionen euro. für den „Medicus“ sind rund 32 Millionen euro angesetzt – das ist sozusagen unser leuchtturmprojekt.

Produzieren Sie auch 3-D-filme?

Ja, wir entwickeln derzeit vier 3-D-Projekte. ich bin ein großer Verfechter von 3-D. Denn der tech-nologische fortschritt sichert den fortbestand des eventorts Kino. Natürlich wird eine Komödie durch 3-D nicht witziger. Aber in den Bereichen thriller, fantasy, horror, Action und family enter-tainment kann 3-D ein echtes Add-on sein – vo-rausgesetzt, dass die technik ganz bewusst und sinnvoll eingesetzt wird. 3-D-filme verlangen eine deutlich langsamere Schnittfolge, weil der Zu-schauer immer drei Bilder gleichzeitig erfassen muss. Andererseits muss auf der ebene der Bild-komposition viel mehr passieren als in 2-D, damit es für die leute etwas zu entdecken gibt.

Sie halten also auch nichts davon, filme in 2-D zu drehen und dann am computer in 3-D umzuwandeln?

Nein, das bringt gar nichts. Das merken Sie, wenn Sie die User-Kommentare auf den Kino-Webseites lesen – oder wenn Sie lauschen, was die leute an der Kinokasse reden. Beides mache ich regelmäßig, denn ich finde, das ist das A und O für jeden Produzenten. eigentlich sollte ich meine tricks ja nicht verraten, aber ich sage ihnen: Von diesen Kommentaren können Sie als Produzent am meisten lernen.

machen Sie sich keine Sorgen um die Zukunft des Kinos?

Nein. Das Publikum verliert nur dann die lust, wenn es das gefühl hat, dass wir die lust am Pu-

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„Viel wert ist, sich vorstellen zu können, wie etwas

aussieht, das noch kein anderer sehen kann.“

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send, München sei keine süddeutsche, sondern eine norditalienische Stadt. Und es ist immer noch die hauptstadt der einheimischen Kinoprodukti-on – mit einer tollen infrastruktur: Sie finden hier alles, was Sie brauchen: Studios, tV-Sender, Kre-ative, Dienstleister und ein gut funktionierendes fördersystem.

Was schätzen Sie besonders an münchen?

Das Beste an der Stadt sind die Menschen, die hier wohnen: diese gewisse lässigkeit, die sehr undeutsch ist, dieses „leben und leben lassen“. Dann natürlich die Architektur, das Umland, die Seen, die Berge – da hat es der liebe gott schon gut mit uns gemeint. Die isar und der englische garten mitten in der Stadt: Das ist für mich le-bensqualität! So etwas hat außer uns nur noch New York mit dem Central Park. Wissen Sie, was ich diversen freunden auf der ganzen Welt immer aus München mitbringen soll, wenn ich sie besu-che?

blikum verlieren. Das ist für mich der wesentliche Punkt: Um im täglichen Kampf um den Konsumen-ten weiter vorn dabei zu sein, muss sich auch das Kino weiterentwickeln. Der letzte große Quanten-sprung war die entwicklung von Multiplexkinos vor 15 Jahren. in Berlin gibt es zum Beispiel seit Kurzem ein neues Premiumkinokonzept, die Astor film lounge, mit verstellbaren Komfortsesseln, Bedienung an jedem Platz, Cocktails, Valet-Par-king – und dieses Kino ist fast jeden tag ausge-bucht. Achim flebbe, der Betreiber, baut jetzt ge-rade fünf weitere solche Säle in Berlin. So etwas würde ich mir in München auch wünschen.

anders als manche Kollegen sind Sie nicht nach Berlin abgewan-dert, sondern in Ihrer heimatstadt geblieben. Warum?

ich glaube, München und Berlin sind zwei völlig unterschiedliche kreative Zentren. Das Münchner lebensgefühl hat unzählige herausragende fil-me und einzigartige Regisseure wie helmut Dietl oder Michael Bully herbig hervorgebracht. Das hat viel mit der lokalverbundenheit und der hiesigen lebensart zu tun: ich finde den Spruch sehr pas-

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nein.

ein Pfister-Brot! ich bin schon mit manchem laib aus der hofpfisterei quer über den globus ge-flogen. im übrigen finde ich, dass München auch in der gastronomie führend in Deutschland ist. in den letzten Jahren sind hier viele außergewöhn-liche lokale entstanden. Denken Sie nur an das, was Rudi Kull und Albert Weinzierl aufgezogen ha-ben – von der Bar Centrale bis hin zum louis hotel. Oder an das neue kulinarische Zentrum, das sich am lenbachplatz gebildet hat, mit dem Künst-lerhaus und dem „hearts“ in der Alten Börse. ich bin auch ein glühender fan von Michael Käfer – was der macht, ist immer sehr innovativ. Zum glück gibt es in München ein so konsumfreudiges Publikum. Wenn Sie in manch anderer Stadt neue Konzepte anbieten, sind Sie möglicherweise nach einem halben Jahr pleite.

Was sind Ihre Lieblingsorte in münchen?

ich bin ein absoluter Stadtmensch und woh-ne im lehel, am St.-Anna-Platz. Meine frau Ju-lia und ich lieben das: Du gehst raus aus der tür und bist sofort mittendrin. Du läufst vorbei am „gandl“ und am „la Stanza“ und an dieser kleinen, wunderbaren französischen Bäckerei, die das „Dukatz“ dort gerade aufgemacht hat, über die Maximilianstraße, die für mich immer noch eine der schönsten einkaufsstraßen der Welt ist; du sitzt in Schumann’s tagesbar in der Sonne und schaust zu, wie die leute vorbeigehen, ganz ent-spannt … Wir haben dort übrigens auch geheira-tet.

Wo? Bei charles Schumann?

Ja. Nach der standesamtlichen trauung haben wir bis zwei Uhr in der früh in der tagesbar ge-feiert: es war einer dieser unglaublichen warmen Augustabende, wie es sie nur in München gibt, auf der Straße standen 100 leute mit Bellini oder Sprizz in der hand, und immer wieder kam jemand vorbei, der spontan mitfeierte. Und nach der trau-ung in der erlöserkirche an der Münchner freiheit haben wir die ganze Bagage in zwei gemietete doppelstöckige touristenbusse gepackt und über

die leopoldstraße ins „Schumann’s“ am hofgarten kutschiert. Wir wollten einfach dort in München unsere hochzeit feiern, wo wir uns auch sonst wohlfühlen.

Was treiben Sie in Ihrer freizeit?

ich bin viel mit meinem Motorrad unterwegs, weil ich dabei wunderbar abschalten kann – das hat für mich eine gewisse reinigende Wirkung. im Winter fahre ich gern Ski, und im Sommer bin ich oft am Starnberger See, wo ein freund von uns ein Bootshaus mit Steg hat. Ansonsten verbringe ich viel Zeit zu hause mit meiner frau und freunden. Mir ist eine gesunde Balance zwischen Arbeit und Privatleben wichtig.

Kommen Ihre freunde vorwiegend aus dem filmbusiness?

Nein, ich pflege bewusst einen freundeskreis, der sich mit ganz anderen Sachen beschäftigt. eine große Ausnahme ist nur Oliver Berben, der seit 15 Jahren mein bester freund ist. Wir ma-chen aber gemeinsam meist Dinge, die gar nichts mit film zu tun haben, fahren oft gemeinsam in Urlaub. Und wir reden eigentlich auch kaum über unseren Beruf.

haben Sie noch berufliche träume?

Natürlich. Wenn mich zum Beispiel jemand fragen würde, ob ich nicht lust hätte, die Olympi-schen Spiele zu organisieren, dann würde ich so-fort ja sagen!

interview: Marco Schmidt

thomas Peter friedl ist seit April 2008 CeO der neu gegrün-deten UfA Cinema gmbh, mit der der Bertelsmann-Konzern die traditionsreiche Marke UfA wieder auf die große leinwand zurückbringen will. Von 1989 bis 2008 war er bei der Constan-tin film Ag tätig, die letzten 10 Jahre als Vorstand Vertrieb, Marketing und zentrale Dienste. Von 2006 bis 2008 war er ge-schäftsführender Vorstand des Verbandes der filmverleiher e.V. Von 2005 bis 2008 verantwortete er zusammen mit Nico hofmann als künstlerischer leiter der Deutschen filmaka-demie die Verleihung des Deutschen filmpreises. 1999 rief er gemeinsam mit Bernd eichinger und anderen Künstlern das Münchner Jugendhilfsprojekt „Artists for Kids” ins leben. Seitdem ist er als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender für die initiative tätig.

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„Motorrad fahren – das hat für mich eine reinigende

Wirkung.“

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SInnLIchkEIT unD ARchITEkTuR

„Den menschen Raum schaffen, das ist architektur“, sagt der amerikanische architekt Richard meier. Raum für gutes essen, Raum für Gastlichkeit, für freunde und familie: mit diesen Werten planen die bulthaup-experten

Küchen – und passen die vielfältigen elemente für ihre Kunden an.

hier begrüßen geschäftsführer Rouven göhner und sein erfahrenes Planungsteam. Die bulthaup-Mitarbeiter können vor allem eines: zuhören, ana-lysieren und dann nach den Wünschen ihrer Kun-den handeln. Um höchsten Qualitätsstandard zu sichern, wird das team regelmäßig vom werkseige-nen trainingscenter geschult. Jedes teammitglied ist daher ein kompetenter und aufgeschlossener geschäftspartner, der neben der Küche auch das gesamte architektonische Konzept berücksichtigt. „höchste Priorität“, so erklärt Rouven göhner, „hat natürlich das Zusammenspiel von Produktquali-tät, funktionalität, ergonomie und gestaltung.“

folgen wir also dem Weg zur perfekten bult-haup-Küche: Als erstes sollte man einen Bera-tungstermin in den Ausstellungsräumen ausma-chen, um bei einem herrlichen Kaffee einblick in die vielfältige bulthaup-Welt der b3-, b2- und b1-Modelle zu erhalten.

„Beim ersten termin sprechen wir über Materi-alien, Oberflächen und elektrogeräte, weil sie Pla-nung und Budget beeinflussen. Wir fragen auch nach der Summe, die investiert werden soll. So planen wir zielgenau und sparen Zeit für den Kun-den“, erläutet Rouven göhner. Damit die Planer die Raumsituation kennen lernen, benötigen sie zu diesem termin einen Plan, der Maßangaben sowie eventuell vorhandene Wasser- und elektroinstal-lation zeigt. Das erste gespräch dauert etwa eine Stunde. Mit der gewissenhaften Vorbesprechung wird die Qualität der Planung sichergestellt.

Das bulthaup-einrichtungssystem bietet na-hezu unbegrenzte gestalterische freiheit. Bei der b3 können die elemente wandhängend, boden-

Nicht wenige Menschen kaufen ihre Küchen bei billigen Anbietern und ärgern sich anschließend. hier klemmen Schubladen, da entsteht mit der Zeit ein unschönes, schiefes fugen- und front-bild, dort werden Materialien unansehnlich. Wer sich dauerhaft einrichtet, sollte es deshalb lieber gleich zu Beginn perfekt machen. Schließlich ver-bringt man viel Zeit in der Küche. Und die sollte man sich so angenehm wie möglich gestalten.

eine der elegantesten lösungen bietet bult-haup. Die modularen Küchenelemente wurden 1949 vom Niederbayer Martin Bulthaup erdacht. inzwischen gelten sie als Designklassiker. Vor allem die legendäre b3 verbindet die schönsten elemente des amerikanischen Minimalismus mit der funktionalität des deutschen Bauhaus. Das heißt: klare flächen, kein Schnickschnack, hoch-wertige Materialien und formen. für den Kun-den zahlt sich das aus: Wer sich für eine b3 ent-scheidet, kann sicher sein, dass sie auch noch in 30 Jahren so zeitlos gut aussieht wie am tag ihres einbaus.

Da die Küche in Sachen Planung und Beratung einer der anspruchsvollsten Räume jedes hauses ist, ist die Auswahl des Partners und seiner Mit-arbeiter von entscheidender Bedeutung.

Den besten Ort, in München zur individuel-len, hochwertigen Küche zu kommen, findet man drei Minuten vom isartor entfernt. Wer das herzog & de-Meuron-gebäude in der herrnstraße 44 betritt, sieht sofort, wie gut bulthaup-Küchen mit der Architektur harmonieren. über 400 Quad-ratmeter neu gestaltete Ausstellungsfläche ver-mitteln harmonie und großzügigkeit.

1. das herrnstraße-team um rouven göhner (Mitte) setzt mit finesse und gespür für individuelle ansprüche die bulthaup-Philosophie für und in München um.

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stehend oder fußgestützt eingesetzt werden, je nachdem, wie viel Stauraum benötigt wird. Jede Montagevariante erweckt den eindruck einer schwebenden Küche, in der es sich elegant, leicht und scheinbar schwerelos arbeiten lässt.

Nach ein paar tagen Planungszeit präsentiert das bulthaup-team den ersten entwurf. er be-rücksichtigt alle Anforderungen und Wünsche an die Küche und zeigt nun auch den daraus entstan-denen Preis. Beim ersten Präsentationstermin werden auch mögliche Alternativen besprochen. Ziel ist es, dem Kunden ein gefühl für die Raum-nutzung und die funktionsabläufe zu geben und etwaige Vor- und Nachteile einzelner Planungs-konzepte aufzuzeigen. Zusätzlich werden die ge-naue Materialauswahl sowie die elektrogeräte festgelegt. Bei der Planung werden natürlich auch ergonomische Aspekte berücksichtigt. Schwer er-reichbare Zonen, also ganz oben oder ganz unten, wurden beim innovativen b3-Konzept ganz weg-gelassen. Dafür wird der Raum zwischen Ober- und Unterschränken optimal genutzt.

Wenn das Konzept gefällt, werden alle Anpassun-gen und Änderungswünsche dem Kunden erneut vorgestellt. hierbei werden die funktionalität und die gestaltung der Küche noch weiter auf des-sen individuelle Bedürfnisse zugeschnitten. Ziel dabei ist es, letzte Änderungen festzuhalten und das grundsätzliche Okay für das Planungskonzept und das Angebot zu bekommen. Wenn Kalkulation und Konzept überzeugen, geht die Küche offiziell in Auftrag.

Was jetzt folgt, gibts beim Billiganbieter nicht: ein bulthaup-Mitarbeiter überprüft vor Ort gewis-senhaft alle Maße und Anschlüsse der zukünfti-gen Küche. Zum vereinbarten termin wird die Kü-che dann durch das Montageteam aufgebaut. Die Präzision und freundlichkeit der bulthaup-Mon-teure ist in Branchen- und Kundenkreisen hoch geschätzt. Durch ihre gründlichen fachkenntnis-se und langjährigen erfahrungen in stets unter-schiedlichen Raumsituationen haben sie sich be-achtliches Ansehen erarbeitet.

Am tag der Anlieferung ist auch der Planer vor Ort, um letzte Details mit den Monteuren zu be-sprechen. es folgt ein Service, mit dem sich bult-haup nur freunde macht. Selbstverständlich sorgt das Montageteam dafür, dass Böden und einrichtung ausreichend geschützt werden. Ver-

packungsmaterial wird fachgerecht entsorgt und verstopft nicht für den Rest der Woche die haus-eigene Mülltonne. Und noch ein herrliches Detail: Der bulthaup-Service beinhaltet die Komplettrei-nigung der neuen Küche.

Nun ist der Moment gekommen, auf den man sehnsüchtig gewartet hat: die Abnahme und über-gabe der Küche. Alle elektrogeräte werden erklärt und das bulthaup welcome package überreicht. es beinhaltet garantiekarte, Bedienungsanleitungen und Pflegehinweise.

Und dann? freudig erregt steht man in der Kü-che, staunt über den perfekten lauf der Schubla-den und türen, die funktionalen und durchdach-ten funktionsabläufe, die wunderbaren fronten … und beginnt ganz selbstverständlich und selbst-bewusst zu kochen. Dabei kommt die schöne ein-sicht: Man hat das Beste gekauft. ein ganz beson-derer, ein unvergesslicher Moment!

Aber auch im Nachhinein macht bulthaup freu-de. Durch das einräumen der Schubladen und Auszüge ändert sich das fugenbild der fronten. Deshalb kommt der Monteur nach zwei Monaten zur Nachjustierung. Mehr Service, mehr Verbind-lichkeit geht einfach nicht.

Schade eigentlich, dass bulthaup nur Küchen baut – und nicht ganze häuser.

www.herrnstrasse.bulthaup.de Bulthaup München gmbhBeim Parkhaus am hofbräuhausherrnstraße 4480539 Münchent 089 242 1570 / f 089 242 1572 0

bulthaup. eine Küche für Menschen, die einfach

nur eines wollen: das Beste.

2./3. die b3 von bulthaup. Jede Küche ein unikat. filigran schwebend, den raum rhythmisierend oder als skulpturale Küchenarchitektur mit dem Monoblock. fugenlos dank Laserkante, puristisch und homogen verkörpert dieser die gestaltungshaltung von bulthaup b3.

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LaRISSa VaSSILIanDie BühNe SChWABiNg

ich habe es verlassen, mein Schwabing. Nach zehn Jahren. habe ihm den Rücken gekehrt, wahr-scheinlich für immer. Manche Wege führen mich noch hin – zum Beispiel zum Zahnarzt. Dann fühle ich mich dort fremd, so wie ein ehemaliger Schü-ler, der in der Pause auf dem Schulhof steht und niemanden mehr kennt. ein eindringling. Und ich denke darüber nach, was Schwabing eigentlich ist.

ganz früher, da war es mal das Künstlerviertel Münchens. große Namen hausten hier, die Maler der Künstlergruppe Blauer Reiter zum Beispiel, franz Marc und Wassily Kandinsky. Aber auch Schriftsteller wie thomas Mann und Rainer Maria Rilke. hier wurde der Jugendstil erfunden und die liberalität gefeiert.

Später war Schwabing das Studentenviertel der Stadt, in gehweite zur Universität. Die Wohnge-meinschaften boomten, die Studentenverbindun-gen ebenso. Schlagend und nicht schlagend.

Dann wurde es treffpunkt der berühmten Münchner Schickeria, die Mieten kletterten in un-geahnte höhen und waren von Künstlern und Stu-denten nicht mehr bezahlbar. Schwabing war zum Szeneviertel geworden, und auf den ersten Blick ist es das noch immer.

Denn heute leben hier die, die beruflich erfolg-reich sind. Die allein oder zu zweit leben. Aber ohne Kinder. Double income, No Kids. Aber dafür schö-ne Autos. Sie sind Medienmenschen, PR-Berater, Psychologen, Rechtsanwälte. Sie haben geld, wollen aber mitten in der Stadt leben und nicht im beschaulichen und zentrumsfernen grünwald. hier ist es normal, dass man zehn Jahre im selben haus wohnt und sich im treppenhaus nicht grüßt. Oder im Supermarkt. Am Anfang habe ich es per-sönlich genommen – dann selber nicht mehr ge-grüßt. ich war schnell zur Schwabingerin mutiert.

Dazu gehört auch, die Augen gen himmel zu wenden, wenn am Wochenende das Umland ein-fällt. Da drehen aufgemotzte Autos die Runden zwischen Münchner freiheit und Siegestor, ihre

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fahrer hängen lässig einen ellenbogen aus dem fenster und lassen an den roten Ampeln den Mo-tor aufheulen.

ist dann irgendwann ein Parkplatz gefunden, wird die leopoldstraße zur flaniermeile, wird hier auf- und abgestöckelt, was das Zeug hält. Wer glück hat, ergattert einen Sitzplatz vor dem Café Roxy – hier stehen die Stühle alle zur Straße hin ausgerichtet, denn es geht nicht um die Unterhal-tung mit dem Nachbarn, sondern darum, Publi-kum zu sein für die vorbeistolzierenden Schönen und Möchtegernreichen.

ein echter Schwabinger hat so etwas nicht nö-tig. Aber war ich ein echter Schwabinger? Wenn ich die gedanken zusammenfasse, frage ich mich: Warum lebt hier überhaupt jemand freiwillig? Und wieso habe ich es zehn Jahre hier ausgehalten? Sogar gerne hier gelebt? Weil Schwabing auch eine andere Seite hat, eine stillere. es ist, als wäre die Bühne Schwabing offen für Clowns und Selbst-darsteller – und alle anderen bekommen still und leise den Schlüssel zur hintertür in die hand ge-drückt. Sie dürfen in den Backstage-Bereich, der liebenswert ist und schön, der immer neue über-raschungen bereithält und ungeahnte einblicke gewährt in das größte Münchner Stadtviertel.

ganz früher, da war Schwabing eigenständig. ein kleines Dorf vor den toren Münchens. erst 1890 wurde es eingemeindet. Und das merkt man noch heute: hier hat man Platz zum Atmen. Die Straßen sind breit und oft von Bäumen gesäumt, es gibt viele kleine grünflächen und Parks und natürlich den riesigen englischen garten. Der mutiert am Wochenende von der Ruheoase zum Spaziergang-mekka. Dicht gedrängt werden auf der hundewie-se Stöckchen geschmissen, am Seehaus Bierchen gekippt und auf den gehwegen Kinderwagen ge-schoben.

ich denke gerne an meinen frühstücksbaum im englischen garten. eine riesige Kastanie am Ran-de der hundewiese, mit Blick auf den Kleinhes-seloher See. Während der Woche habe ich mich hier im frühling und im Sommer häuslich einge-richtet. habe ein Croissant und einen Kaffee da-beigehabt, um den tag zu beginnen. Später dann die Bücher und den laptop ausgepackt, um für die nächste Prüfung zu lernen. Nach und nach ist mir aufgefallen, dass wohl jeder Schwabinger seinen lieblingsbaum hat – jedenfalls war beim Baum

zu meiner linken immer eine junge Mutter mit Kind und unter der Buche weiter rechts ein junger Mann mit hund.

Der heimweg führte mich am Standesamt an der Mandlstraße vorbei, einem rosafarbenen haus mit weißen Säulen vor dem eingang, edel und stilvoll. Dazu ein ständiges Kommen und ge-hen glücklicher Menschen, herausgeputzt für den großen tag, ausgelassen und fröhlich. Manche feiern gleich ein paar Meter weiter im grünen mit einem improvisierten Buffet, andere steigen trotz der schönen Kleider auf alte fahrräder und düsen davon.

Das fahrrad ist ohnehin das beste fortbewe-gungsmittel für das Viertel. Da radle ich gemütlich in Richtung elisabethmarkt, kaufe dort leckeren Käse und ein paar trauben dazu, fahre ein paar Meter weiter zum alten friedhof und mache dort ein kleines Picknick. hier spielen Kinder zwischen den alten, mit efeu bewachsenen grabsteinen fußball, frauen sonnen sich, Jogger ziehen ihre Bahnen. Die bekannte Regisseurin und Autorin Doris Dörrie spannt an schönen tagen hier ihre hängematte auf und gönnt sich ein Päuschen. Die Ruhe des Vergangenen erdet und gibt Zuversicht.

Bleibt noch die frage, was der Schwabinger am Abend macht. geht er in die dunkle Spelunke Schwabinger 7 oder in das „haus der 111 Biere“? Nein. er hat eine eintrittskarte für das lustspiel-haus, für die berühmte lach- und Schießge-sellschaft oder eines der vielen kleinen theater, von tamS bis theater 44. Die Kleinkunst lebt in Schwabing, hierher kommen alle großen Namen Deutschlands.

Je mehr ich darüber nachdenke, desto wehmü-tiger werde ich. Ja, genau das ist mein Schwabing. es sind die kleinen Straßen fernab der leopold-flaniermeile. es sind die ruhigen Momente wäh-rend der Woche, in denen die Schwabinger unter sich sind. Denn eines ist ganz klar: Schwabinger sind keine Münchner, Schwabinger sind Schwa-binger. Sie haben keinen grund, ihr Viertel zu ver-lassen, sie haben alles vor Ort, was sie brauchen: Schwimmbad, Kinos, Bars und Cafés, Parks, Kauf-häuser und geschäfte. Und aus diesen Zutaten kann sich jeder sein eigenes Schwabing basteln – das laute oder das leise …

larissa Vassilian ist freie Journalistin und lebt in München. Unter dem Pseudonym Annik Rubens ist sie Deutschlands be-kannteste Podcasterin.

„Schwabinger sind keine Münchner, Schwabinger

sind Schwabinger.“

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TRADITIOn TRIFFT mODERnE

einen traditionsbetrieb zu führen, ist eine stetige Gratwanderung. Das münchner Bekleidungshaus Konen hat einen Weg gefunden, tradition und moderne zu vereinen, ohne den Kunden aus dem auge zu verlieren.

BeSt of münchen sprach mit Komplementär Peter eberle.

1. Komplementär Peter Eberle modernisierte das traditionshaus Konen und setzte klare akzente auf service und transparenz.

Mode ist ein rasantes geschäft: Was heute am laufsteg bewundert wird, fliegt schon morgen aus den Regalen. Kein Wunder, dass unzählige Bouti-quen in München nach wenigen Monaten wieder schließen. Da ist es gut, eine beständige Anlauf-stelle zu haben, die immer am Puls der Zeit ist.

Das Bekleidungshaus Konen wird diesem An-spruch gerecht. Das haus in der Sendlinger Stra-ße 3 führt Damen-, herren- und Kindermode, von klassisch bis modern, von stylisch bis lässig, von basic bis luxuriös. hier wird jeder fündig, von Stammkunde über trendsetter, in nahezu jeder Preisklasse. Konen ist seit über 70 Jahren eine feste institution in der Münchner innenstadt. Das Bekleidungshaus an der Sendlinger Straße gibt es eigentlich noch viel länger: Unter dem Namen isidor Bach firmierte es ab 1885. heute arbeiten hier bis zu 500 Mitarbeiter. Doch wie erreicht ein traditionsunternehmen Bestand? Was darf, was soll man ändern? Und wie behutsam geht Konen mit Veränderung um?

Seit 2002 lenkt Peter eberle als Komplementär die Konen Bekleidungshaus Kg. Seine Strategie lautet: „Man muss das Ruder bewegen. Die Kunst

liegt darin, genügend zu verändern; aber nicht zu viel, um nicht an fahrt zu verlieren.“ Als eberle 1995 einstieg, stand Konen für günstige herren-hosen und -hemden. Damen fanden eine groß ausgebaute Jackenabteilung vor. Konen war im Mittelpreissegment positioniert, doch die langen Ausverkaufszeiten zogen vornehmlich Schnäpp-chenjäger an. Räume und Personal standen für ein traditionelles Ambiente. Und aus den fünfzi-gern hatte sich der Werbespruch „geh zu Konen, es wird sich lohnen“ manifestiert. höchste Zeit, das Kaufhaus zu modernisieren und ihm eine kla-re Ausrichtung zu geben.

Zu Beginn stand die klare Positionierung. „Un-ser Ziel war es, alle Kunden anzusprechen – und nicht nur in einer kleinen Sparte. Das war nicht einfach, denn wir mussten das Angebot in bei-den Segmenten verändern. ein weiterer wichtiger Punkt, den wir intern lange diskutiert haben: Än-dern wir die Anteiligkeit? üblicherweise besteht der Bekleidungsmarkt aus 60 Prozent Damen-, 30 Prozent herren- und 10 Prozent Kindermode. Wir haben uns für einen 50/50-Anteil entschie-den. Damit stehen wir gegen den Markt, aber uns

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Obergeschoss für ein entspanntes lounge-Ambi-ente. hier können sich Kunden bei einer kulinari-schen Köstlichkeit und einem Kaffee entspannen.Parallel zur sichtbaren Veränderung setzte das Management den Mitarbeitern neue Ziele. Zu-sammen mit Dr. gabriele godl, Mitglied der ge-schäftsleitung und Mitgesellschafterin, wurde eine nachhaltige Unternehmens- und führungs-kultur implementiert. Das Wichtigste ist: ein offe-ner Dialog mit dem Kunden. entsprechend wurde die führungsstruktur modernisiert und den Mit-arbeitern das notwendige Wissen vermittelt. Doch der Strukturwandel entpuppte sich als langwierig. „Dass solche Veränderungen nicht von heute auf morgen passieren, war mir klar“, berichtet eberle. „Aber dass diese Prozesse auf Mitarbeiterebene so lange dauern und so viel energie schlucken, hätte ich nie für möglich gehalten. frauen sind nach meiner erfahrung eher bereit, über Verände-rungen nachzudenken und sie auch umzusetzen.“

inzwischen bietet Konen Services, die man eher bei einem kleinen trendladen vermuten würde. „Unsere geheimwaffe ist, dass sich Kunden bei uns wohlfühlen. ein Beispiel: Wir legen viel Wert

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ist es wichtig, frauen und Männer gleichwertig zu bedienen. hier sehen wir unsere Wettbewerbslü-cke am Münchner Markt.“

Auch das Sortiment ist moderner geworden: Konen greift trends früher auf. „Wenn ich einen trend als Welle verstehe“, erklärt eberle, „sehe ich uns im letzten Drittel der aufsteigenden Wel-le. früher waren wir ganz klar hinter dem Wellen-kamm und haben auslaufende Modetrends über den Preis kommerzialisiert. heute sehen wir uns im aufsteigenden Bereich.“

Nachdem die Positionierung feststand, wur-de die Modernisierung für den Kunden sichtbar gemacht – und zwar in form eines großen Um-baus. „es war die größte investition in unserer firmengeschichte. leicht war das nicht, denn im gegensatz zu einer Kette mit mehreren häusern mussten wir die Umbauten bei laufendem Betrieb vornehmen – quasi eine OP am offenen herzen.“ herausgekommen ist eine moderne, offene innen-architektur, die sich mit ihrem lichtdurchfluteten Ambiente wohltuend vom früheren Kaufhaus-Ambiente abhebt. Und da auch jede Shoppingtour eine Pause braucht, sorgt die K-Bar im ersten

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darauf, dass Kunden, die nur bummeln wollen, nicht vom Personal beaufsichtigt werden. Wir ver-suchen, mit den Kunden so umzugehen, wie sie es gerne möchten.“ Kein Wunder also, dass die bran-chenüblichen Sonderprämien für schwer verkäuf-liche Artikel bei Konen entfallen – so kriegt kein Kunde etwas „aufgeschwatzt“.

logisch ist es auch, dass eine kulante Um-tauschregelung zu Konens Stärken gehört. Wer sich „vershoppt“, bekommt nicht etwa einen gut-schein, er erhält sein geld zurück. eberle ist sicher, das sich diese ehrlichkeit gegenüber dem Kunden langfristig auszahlt. Apropos auszahlen: Mit der Konen Card führte man ein weiteres instrument zur Kundenbindung ein. Sie ist eine Servicecard

2. der lichtdurchflutete innenhof bei Konen sucht seinesgleichen – der umbau war die größte investition der firmengeschichte.3. großes sortiment, freundlicher und kompetenter service: das schätzen Kunden am Modekaufhaus Konen.

für exklusive leistungen, auf Wunsch zusätzlich alternatives Zahlungsmittel. Dabei sind sogar einladungen zu exklusiven events, beispielsweise einem Modefrühstück für Stammkundinnen, bei denen die neuesten fashion-trends vorgestellt werden.

Um das Morgen braucht sich Konen kaum Sor-gen zu machen. Denn „Dranbleiben“ zählt wohl zu den wichtigsten eigenschaften von Peter eberle. „es geht nicht darum, Sand ins getriebe zu streu-en, sondern bewusst kleine Störer zu setzen.“ Wenn die Dinge reibungslos funktionieren, wird eberle wachsam. „Wir Menschen neigen dazu, es uns bequem einzurichten. erfolg hat zur folge, dass sich jeder zurücklehnt und glaubt, dass al-les gut läuft. Wenn dann das Kind in den Brunnen gefallen ist, dauert es unheimlich lange, bis alles wieder in Bewegung kommt.“

www.konen.deKONeN Bekleidungshaus KgSendlinger Straße 380331 Münchent 089 24 44 22 0 / f 089 24 44 22 290

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chRIStIan StücKL eiN leBeN füRS theAteR

Regisseur Christian Stückl macht kaum Kompro-misse mehr, seit er acht ist. Seine große liebe ist das klassische theater, seine leidenschaft die Re-gie. BeSt Of MüNCheN traf den liebenswertesten Absolutisten der Kulturszene zum gespräch.

Christian Stückls gefühltes Alter muss 17 sein, nicht 49. Der Chef des Volkstheaters bewegt sich wie der Wind durch die etagen und Räume, gehört zu denen, die es schaffen, überall gleichzeitig zu sein. er zieht den Rauch seiner Zigarette hörbar ein, als er endlich im foyer sitzt, und pustet ihn mit Ver-gnügen nach oben, über seine lockenfrisur, wieder aus. lächeln macht ihm Spaß. Beim kleinsten An-lass setzt er dazu an. Wie es ist, wenn er sauer wird, will man dagegen nicht wissen.

Seit 1990 leitet der gebürtige Oberammergau-er die Passionsfestspiele, 2002 übernahm er das Volkstheater von Ruth Drexel. Seitdem inszeniert er in ganz Deutschland, an der Staatsoper in ham-burg, ebenso macht er Kindertheater in seinem

heimatort. Ausschließlich. Denn für frau und Kin-der habe die Zeit nie gereicht, sagt er, seine familie seien seine freunde und sein ensemble. Der Mann redet wie eine flutwelle, hat hundert Bilder und An-ekdoten auf lager. Das große ganze behält er aber immer präzise im Auge. ein Naturschauspiel.

herr Stückl, wir haben Sie gegoogelt. Stimmt es, dass Sie wegen theaterleidenschaft von der Schule verwiesen wurden?

christian stückl: Ja! ich ging im Kloster ettal zur Schule. immer im November fuhren meine el-tern zwei Wochen in Urlaub, so lange blieb ich bei meiner tante. einmal nutzte ich diese zwei Wochen, um heimlich das Krippenspiel des trachtenvereins vorzubereiten. ich nahm morgens meinen Schulran-zen und verabschiedete mich, als ob ich zur Schu-le ginge. Stattdessen marschierte ich ins leere el-ternhaus und nähte Kostüme. Die entschuldigung

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schrieb ich mir selbst. leider flog das ganze durch einen Mitschüler auf. Obwohl Pater Stefan mich noch verteidigte, dass ich es doch für das Krippen-spiel getan hätte, wurde ich von der Schule verwie-sen. ich hab damals nicht groß nachgedacht.

Sie sagten einmal, Sie seien oberammergauer durch und durch. Was bedeutet das eigentlich, abgesehen von Passionsfestspiel und holz-schnitzkunst?

Das Passionsfestspiel ist schon sehr prägend. Alle Beteiligten kennen sich praktisch schon das ganze leben lang. frederik Mayet, meinen Jesus-darsteller 2010 und Pressesprecher in München, kenne ich zum Beispiel, seit er zehn ist. Mein ganzer freundeskreis, mein leben dort waren immer nur die theaterer. ich wollte mit acht schon Spielleiter werden, hab mit 13 mein erstes Stück gemacht. All diese Menschen, mit denen ich umgegangen bin und die meine leidenschaft teilen, das ist mein Oberammergau. Das ist genauso wie in Mysore, der Stadt in indien, in der ich jedes Jahr Urlaub mache. Die kennen nicht viele, sie liegt nicht am Meer, und doch ist sie ein Zuhause, weil mich dort ein enger freundeskreis empfängt.

Wie sehr sind Sie inzwischen münchner geworden?

Ach, München ist doch auch schon mein Zuhause, seit ich ein Bub war. Zuerst war es die Stadt, in der meine Mutter und ich immer hosen gekauft haben. Später habe ich meinen Zivildienst dort abgeleistet, hatte eine Wohnung in haidhausen. Als Regieassis-tent war ich dann im lehel und im glockenbach zu hause. Die Stadt verändert sich, je nachdem wo ich mir gerade meine Welt baue. echte großstadt, das

ist für mich Berlin. Mit 17 war ich zum ersten Mal dort. ich war begeistert, dachte: erst hier bist du raus aus Oberammergau.

trotz dieser Sehnsucht nach Weite sagt man Ihnen ein bayerisches Wesen nach.

Das ist der Stückl von außen! Komischerweise kriege ich auch Preise dafür, dass ich nicht hoch-deutsch kann. ich lege meinen Dialekt weder bei der Arbeit noch sonst im Alltag ab. Da ist man schnell als bayerisch abgestempelt. Als ich Regieassis-tent an den Münchner Kammerspielen wurde und mich vorstellte, sagte der intendant: „Denken Sie, Sie können sich unseren Schauspielern auch auf hochdeutsch verständlich machen?“ ich antworte-te: „freili, des krieg ma scho hin.“

Und der Bayer im herzen?

Natürlich hat mich die landschaft geprägt, in der ich aufgewachsen bin. ich fühle mich zum Beispiel sofort zu hause, wenn ich Volksmusik höre. echte Volksmusik. Nicht das, was im fernsehen dafür ver-kauft wird. ich hab ja selbst gitarre und Klarinette gelernt. Zum Musizieren und Schauspielen waren die barocken Kirchen mein lieblingsspielplatz. Mo-zart und Bach gab es dort oft zu hören. Vor allem Bach ist mir nahe. Die barocke Seite steckt schon in mir drin.

Und wer sind Ihre helden der bayerischen theatertradition?

ehrlich gesagt, einen bayerischen Dichter, der mir am herzen liegt, gibt es nicht. in meiner ersten theatergruppe mit gleichaltrigen wollten wir ein-mal ludwig thomas „Der alte feinschmecker“ ma-chen. ich hab das Buch nach drei Wochen wegge-

„Mein ganzer freundeskreis, mein leben waren immer

nur die theaterer.“

„Komischerweise kriege ich Preise dafür, dass

ich nicht hochdeutsch kann.“

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schmissen, stattdessen Molières „Menschenfeind“ inszeniert. Stücke wie feuchtwangers „Moral“ von 1908 sind viel zu sehr für eine bestimmte Zeit, ein bestimmtes Publikum geschrieben. Das hat mit uns heute doch nichts mehr zu tun. Büchner, Shakes-peare – das sind Autoren, die mich interessieren, weil sie über das Menschliche an sich schreiben. „Was ist das, was in uns lügt, mordet, stiehlt?“ – Solche fragen sind ewig gültig. Deshalb nervt es mich auch, wenn jede Oper ins dritte Reich oder meinetwegen in die 60er verlegt, also unter einen bestimmten historischen gesichtspunkt, gestellt wird.

nehmen es Ihnen die münchner nicht übel, wenn am Volkstheater keine mundart gespielt wird?

eine Umfrage der ludwig-Maximilians-Universi-tät aus dem Jahr 2001 besagt tatsächlich, dass sich 89 Prozent der Befragten unter einem Volkstheater ein Mundarttheater vorstellen. Als ich das las, dach-te ich, na ja, Wilhelmine von hillerns „geierwally“ ist vielleicht doch ein Stoff für uns. Da geht es um eine, die sich nicht einfügen kann. Aber generell wollten wir nach meinem Antritt weg vom Komödienstadel. ich muss sagen, ich denke auch nicht zu sehr ans Publikum. Wenn es bei uns in der Brust hupft, hupft es auch bei den Zuschauern.

Warum inszenieren Sie am Volkstheater fast nur Klassiker, nichts Postmodernes?

Viele junge Regisseure wollen Klassiker machen. Die wollen im Sandkasten spielen, nicht daneben. Aber es stimmt schon, manchmal muss man etwas Rost wegklopfen vom Betrieb. Auf alten erfolgen kann man sich nicht ausruhen, das mache ich auch meinen Mitarbeitern immer wieder verständlich. erst neulich dachte ich, es müsste mehr festivals für junge Regisseure geben. Oder eine türkische Woche. irgendetwas, das die leute daran erinnert, dass wir hier nicht auf dem land sind. ich will ja auch ein Publikum anziehen, das sonst vielleicht nie ins theater geht.

Zwischen Schiller, Goethe und Shakespeare steht bei Ihnen regel-

mäßig „Der Brandner Kaspar und das ewig’ Leben“ auf dem Pro-gramm. Das haus ist dann jedes mal ausverkauft. Wie erklären Sie sich diesen erfolg?

Der tod erscheint auf der Bühne. Und er wird übers Ohr gehauen! ich hab das mal beobachtet: Bei seinem Auftritt sehen sogar die Zuschauer hoch, die bis dahin gelangweilt zu Boden gestarrt haben. Den tod zu überlisten, ist ein uralter Wunsch des Menschen, der in diesem Stück obendrein mit viel humor behandelt wird. Der Boandlkramer ist ein tod, mit dem man karteln kann, den man besoffen machen kann. im „Brandner Kaspar“ formuliert sich die gnade gottes übers lachen. Wahrscheinlich ist er deshalb eine Art Münchner „Jedermann“ gewor-den, in dem es ja weitaus moralischer zugeht.

Gehen Sie immer noch jedes Jahr mit einer kompletten „Kaspar“-Vorstellung auf die Wiesn?

Ja. ich weiß noch, einmal war bei so einem Aus-flug eine ältere Zuschauerin dabei. Die stellte un-serem Schauspieler Maxi Brückner ihr Schnapsglas hin und sagte: „Boandlkramer, gib mir noch ein paar Wochen!“ er schenkte ihr ein und sagte: „gern doch.“ Darauf sie: „Der Arzt gibt sie mir nicht. Aber wenigs-tens hab ich heute noch mal herzlich gelacht.“

Zurzeit arbeiten Sie an Brechts „Dreigroschenoper“, die man ja eher mit Berlin assoziiert. Geben Sie dem Stück für münchen einen ein-heimischeren touch?

So berlinerisch ist das gar nicht. Die hand-lung selbst spielt im londoner Stadtteil Soho, und Brecht war ja eigentlich Augsburger. Davon abgese-hen ist Werktreue für mich ein eher dummer Ansatz. Wer weiß schon genau, wie Brecht es wirklich ge-meint hat? ich lasse einfach meiner fantasie ihren lauf, der Ausstatter und der Beleuchter auch, und am ende entsteht etwas Neues.

Was genau ändern Sie?

Die erben von Bertolt Brecht und Kurt Weill sind da ja sehr streng. Von der Musik darf nichts gestri-chen werden und vom text höchstens zehn Prozent. Neue textbausteine, egal ob sie von Brecht selbst stammen, dürfen auch nicht eingebaut werden. Dennoch. Wir sind jetzt schon ein paar Mal zu-sammengesessen und fanden diese romantische gangsterwelt sehr fremd. Mackie Messer mit Me-lone und glacéhandschuhen, das kommt nicht in-frage. Mal sehen, wie streng die erben dann in der Premiere wirklich sind …

Sehen Sie sich generell als traditionalist oder eher als erneuerer?

Jeder schöpft doch irgendwo aus der tradition. gleichzeitig wusste ich schon als Bub, dass es tra-ditionen gibt, die wegmüssen. Dieses ewige fest-halten an etwas, das nicht mehr belebt werden kann! Zum Beispiel habe ich früh gemerkt, dass

„Wenn es bei uns in der Brust hupft, hupft es auch

bei den Zuschauern.“

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mein großvater Schwierigkeiten hatte, über Antiju-daismus im Passionsspiel zu reden. Das stachelte mich an, etwas daran zu verändern. Unter meiner leitung wurde jünger besetzt und der text entspre-chend verändert. So habe ich die tradition erneuert und fortgeführt. in diesem Sinne bin ich gerne tra-ditionalist.

Sie sind nicht nur Vollblutregisseur, sondern auch Intendant. Was mussten Sie lernen?

Die freiheit, als intendant alles selbst zu bestim-men, ist schon toll. Und das Spielplanzimmern, die gagenverhandlungen und die lobbyarbeit gehören halt dazu. Man muss ein labersack sein, um das, was man macht, verkaufen zu können. Man darf nichts übers Knie brechen, denn wer droht: Dann geh ich halt!, zieht schnell den Kürzeren. Man muss auch delegieren können, nicht den Alleinherrscher spielen. Auch wenn man zuhören können muss, wird man verrückt, wenn man sich mit jedem Weh-wehchen beschäftigt.

Gelingt einer einnehmenden Persönlichkeit wie Ihnen das wirklich?

Ja, ich kann gut abschalten. Das ist wie in indi-en auf der Straße, wenn man ab einem bestimmten Punkt vor der Armut die Schotten dicht machen muss. Den ersten drei Bettlern gebe ich was, dem vierten Nein zu sagen, habe ich kein Problem.

Junge Schauspieler, die kaum die miete zahlen können, daneben millionenabfindungen für manager – sind Sie zufrieden mit der deutschen Kulturpolitik?

es gibt schon große Kluften. laut tarifvertrag verdient ein junger Schauspieler 1600 euro. Wie

soll er davon in München leben? Das Volkstheater zahlt mehr, aber so viel wie beim film gibt es bei mir nicht. Die zahlen ja an einem tag fast so viel wie ich im Monat. einerseits freue ich mich deshalb, wenn ein ensemblemitglied einen Drehtag hat. Anderer-seits verfluche ich den film, weil er die Jungen oft unglücklich macht. „ich will frei sein für den film“, bitten mich manche. Am ende sitzen sie zu hause vor dem telefon und warten.

Was wäre Ihr Wunsch an die münchner Kulturszene?

ich will mich nicht über geld beklagen. Wir haben in Deutschland ein sehr gutes Subventionssystem. Wenn ich außer der Reihe einmal mehr gebraucht habe, gab es das meist auch – zu dem Preis eben, dass man bei der nächsten Sparrunde wieder dabei ist. ich würde mir nur wünschen, dass man es der jungen generation leichter macht, sich zu etablie-ren. Neulich war ich wieder auf einer städtischen Veranstaltung: Nanu, dachte ich, bist du hier mit ende 40 etwa der Jüngste?

Sie inszenieren zwei bis drei Stücke pro Jahr, sind dreifacher Leiter der Passionsfestspiele, dazu Intendant. Wie halten Sie Ihr irres ar-beitstempo durch?

Das fragen mich viele. ich habe aber nicht das gefühl, übersteuert zu sein. heute musste ich drin-gend von Oberammergau nach München und steck-te zwei Stunden im Stau. Das hat mich überhaupt nicht aufgeregt. Das ist bei mir immer so, wenn der Druck zu hoch wird: ich werde ganz ruhig. Was nicht geht, geht halt nicht.

Ihre beste freundin namens Lucky Strike hilft Ihnen dabei. haben Sie schon mal daran gedacht aufzuhören?

ich hab schon mal aufgehört, neun Monate lang. Dann hatte ich ein gespräch, das mich so wahnsin-nig gemacht hat, dass es das Normalste auf der Welt war, zum Automaten zu gehen und eine Schachtel zu ziehen. ich hab dann in aller Ruhe eine geraucht.

interview: isabel Winklbauer und Anatol locker

Christian Stückl ist seit 2001 intendant des Münchner Volks-theaters. Seine inszenierung der „Dreigroschenoper“ feiert am 20. Januar 2011 Premiere. Mehr infos unter www.muenchner-volkstheater.de

„Die freiheit, als intendant alles selbst zu bestimmen,

ist schon toll.“

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DIE kunST DES zEITLOSEn

Während Physiker über Dimensionssprünge rätseln, geschieht dieses Wunder im hotel Bayerischer hof täglich. münchens erstes haus lädt seine Gäste traditionell in ein Paralleluniversum des stilvollen Genusses.

Seit Kurzem gibt es dort sogar eine hightech cinema Lounge mit Gourmetcatering.

1. innegrit Volkhardt führt die geschäfte des bayerischen hofs; seit 1897 betreibt familie Volkhardt das hotel am Promenade- platz.

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des Bayerischen hofs zählen zahlreiche größen aus der internationalen film- und Musikwelt. Nicht zufällig steht auf dem Promenadeplatz, vor dem hauptportal des hotels, eine Statue des Renaissancemusikers Orlando di lasso, die gleichzeitig als gedenkstätte für Michael Jack-son dient. Die Kunst ist hier zu hause, speziell diejenige des hier und Jetzt. „Die langjährigen, guten Beziehungen zu unseren Kunden aus dem entertainmentbereich haben uns für deren Be-dürfnisse sensibilisiert“, sagt innegrit Volkhardt, geschäftsführende gesellschafterin der gebrü-der Volkhardt Kg, eigentümerin des Bayerischen hofs. „Umso schöner ist es, dass dieses innova-tive Projekt mit einem der besten und anerkann-testen Designer realisiert werden konnte.“

Natürlich ließ die für ihr trendgespür berühm-te hotelchefin die Cinema lounge mit moderns-ter technik bestücken: ein Digital- und full-hD-System projiziert das filmmaterial der gäste auf eine 5,15 × 2,25 Meter große leinwand, nötigen-falls auch in 3-D-technik. Dazu liefert ein Dolby-Surround-Soundsystem den Sound.

Und schließlich wäre auch für Verpflegung ge-

So muss sich das New York der 60er-Jahre an-gefühlt haben! Der Zuschauer sinkt auf gemüt-liche, mit Kissen bestückte Sofas, um ihn herum leuchten die Polster in geheimnisvollen farben, von erdtönen und Bordeaux über japanisches Blau bis hin zu bläulich schimmerndem grau. Als säße man in einem gemälde des US-Malers Mark Rothko: So ist das Auditorium der neuen Cinema lounge im Bayerischen hof gestaltet. gemeinsam mit dem belgischen innendesigner und Kunstsammler Axel Vervoordt setzt Mün-chens traditionshaus – schon Kaiserin Sissi und Richard Wagner logierten hier – seinen Weg zu einem neuen, zeitlosen Design fort. Auch die Re-staurants garden und Atelier gestaltete der Nie-derländer vor einigen Monaten neu, in seinem typischen reduzierten, warmen Stil, den er „As-it-isness“ nennt – „So-wie-es-istheit“. „es sind die Dinge, wie sie sind“, führt Vervoordt genauer aus, „Reinheit. Qualität. Stärke. Alles steht im es-prit der acceptance of things.“

Und nun also die Cinema lounge. Der Vor-führraum für 40 Personen war eigentlich schon lange notwendig. Denn zu den Stammgästen

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sorgt, sollten beispielsweise tom Cruise oder der dreifache Oscarpreisträger Arthur Cohn, beide zufriedene gäste, hier einmal Kreativkonferenzen abhalten. Aus den Restaurants des Bayerischen hofs können die Zuschauer nämlich exklusive Popcornsorten kommen lassen, mit honig- oder Currygeschmack, fingerfood oder auch einfach eine gourmet-Currywurst.

So steht die Zeit im hauseigenen filmtheater nicht einfach still. Sie vaporisiert und formt sich zu einem einzigen genussmoment neu. „Singula-rität“ nennen die Physiker diesen Zustand, „flow“ die Psychologen. Steffen Mezger, Küchenchef des Spitzenhotels, würde ihn vielleicht einen „Riss in Raum und Zeit“ nennen. Denn genau das bedeu-tet für den 32-jährigen Shootingstar genuss, „den man leben und erleben muss“. Mezger, der unter anderem bei lothar eiermann lernte, leitet seit

2004 das Restaurant garden des Bayerischen hofs. Schon als teenager hängte er sich nicht Duran Duran über sein Bett, sondern ein Poster von Starkoch Alain Ducasse. Vergangenes Jahr nun übertrug ihm innegrit Volkhardt zusätzlich die leitung des 2009 eröffneten gourmetlokals Atelier. inspirierte Axel Vervoordts innendesign im Stil einer Künstlerwerkstatt den jungen Chef? Oder waren es die gewohnt frischen Zutaten, der bretonische fisch, die trüffeln, die bayerischen Bioprodukte, mit denen er täglich arbeitet? Was auch immer: im Jahr nach der Atelier-eröffnung steigerte Mezger seine gault-Millau-Punkte auf 17 von 20 und gewann soeben einen Michelin-Stern. Und das, obwohl er mit seiner 15-köpfigen Küchenbrigade nach einfachen Regeln kocht. Als „schnörkellos, keine trendküche“ beschreibt er sein Werk. „Stattdessen bin ich offen für feine Nuancen, erforsche Kombinationen, verwende beste Zutaten. Denn das Produkt ist der Meister, und das kreative Spektrum eines Produkts wird mit dem Können immer breiter.“

Was wäre ein gutes essen ohne Wein? hier kommt der Weinkeller ins Spiel. Besser gesagt:

Art geheimwissen der Bevölkerung: Der Baye-rische hof ist ein Universum der Behaglichkeit, dessen beste Zeiten jeden Morgen neu beginnen.

www.bayerischerhof.dehotel Bayerischer hofPromenadeplatz 2–680333 Münchent 089 21 20 0 / f 089 21 20 906

die über 100 Jahre alte, hauseigene Weinhand-lung. in ihr lagern rund 700 verschiedene Weine und Schaumweine aus Deutschland, frankreich, italien, Österreich und überseeländern. So man-cher Jahrgang darunter profitiert von ein paar Monaten mehr Nichtstun, bevor er stilgerecht von Sommelière Christine Müller entkorkt wird. Die herrin über die optimal gelagerten Kostbar-keiten nimmt sich eine Menge Muße und berät den Küchenchef regelmäßig, welche tropfen gut mit den Speisen seiner Menüfolge zusammen-spielen. Wobei sie durchaus großzügig denkt. „Statt Wein kann man als essensbegleiter auch mal Champagner servieren“, empfahl sie den Münchnern über die tagespresse. Was ihren Res-pekt für Bordeaux, Reserva und Chablis natürlich nicht schmälert.

Man ahnt es: eine filmvorführung im Bayeri-schen hof kann auf vielfältig angenehme Wei-sen enden. Das haus am Promenadeplatz bie-tet immerhin 40 Veranstaltungsräume, die auch wirklich große entertainment-events möglich machen. Um beim zeitlosen genuss zu bleiben, sei jedoch erwähnt, dass der Nightclub und das von Andrée Putman gestaltete Blue Spa unter Münchnern bereits legendär sind. es ist fast eine

2. neu im bayerischen hof: die exklusive cinema Lounge.3. innendesigner axel Vervoordt gestaltete die restaurants garden und atelier.

Der Bayerische hof ist ein Universum der Behaglichkeit, dessen beste Zeiten jeden Morgen neu beginnen.

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nIE wIEDER BRILLE

für fehlsichtige ist die Brille ein gewohntes, aber lästiges Utensil. Viele spielen mit dem Gedanken, sich lasern zu lassen, um endlich scharf sehen zu können. Die münchner Klinik Smile eyes hilft mit modernster

ReLex-technik.

nen. Die Mittvierziger haben bereits eine Brille und sehen plötzlich in der Nähe nicht mehr scharf. Sie wollen eine gleitsichtbrille vermeiden. Die-sen Patienten können wir die ferne korrigieren – dann brauchen sie nur noch eine lesebrille.“

grundsätzlich stehen drei Methoden zur Verfü-gung, um fehlsichtigkeit zu korrigieren. Die erste Methode ist chemische Oberflächenbehandlung des Auges, genannt PRK oder lasek. Die zweite Möglich-keit, lasik genannt, besteht darin, einen Schnitt in die hornhaut zu machen, sie aufzuklappen, das Au-gengewebe zu lasern und wieder zuzuklappen. Da-mit lassen sich Kurzsichtigkeit bis ca. -10 Dioptrien, Weitsichtigkeit bis ca. -4 Dioptrien und hornhautver-krümmungen bis ca. 6 Dioptrien korrigieren.

„lasik funktioniert sehr gut, aber es bleibt immer ein wenig Ungenauigkeit“, erläutert Dr. Wiltfang den eingriff. „Wenn wir gewebe verdampfen, gibt es im-mer äußere einflüsse wie feuchtigkeits- oder tem-peraturunterschiede. 90 Prozent aller Patienten sind nach der ersten Behandlung am Ziel. Beim Rest kor-rigiert man nach ein paar Wochen mit einer zweiten Behandlung nach.“

ganz neu ist die dritte Variante, die sich Relex-Methode nennt. Sie ist schonender und präziser. Um die hornhaut so wenig wie möglich zu belasten, schneidet ein Zeiss-femtosekundenlaser zuerst in die intakte hornhaut eine dünne hornhautlinse (lentikel) und anschließend einen flapartigen Zu-gangsschnitt. Das lentikel wird dann in einem Stück entfernt. Dr. Wiltfang ist von der Methode angetan, denn „die äußeren einflüsse entfallen nahezu völlig. Von 100 Patienten waren 99 am Wunschwert. Nur ei-ner musste ein zweites Mal nachbehandelt werden.“

Durch das schonendere Verfahren wird der hei-lungsprozess am Auge beschleunigt und mögli-che Nebenwirkungen werden verringert. Weltweit sind zehn Relex-laser im einsatz, zwei davon in Deutschland – einer steht beim erfinder Prof. Dr. Walter Sekundo, der andere bei Smile eyes. entge-gen der landläufigen Meinung sollte man sich die

Um dem traum eines brillenlosen lebens näher zu kommen, fahren Sie zum Münchner flughafen ins Munich Airport Center. folgen Sie der Rolltreppe und nehmen Sie den lift in den sechsten Stock. Nun ste-hen Sie vor dem Ärztehaus des Münchner flugha-fens, in der sich die renommierte Augenklinik Smile eyes befindet. Aber wie kommt eigentlich eine Au-genklinik an den Münchner flughafen?

Begonnen hat die erfolgsstory 1997. Als Augenarzt betreute Dr. med. Rainer Wiltfang Piloten und Boden-personal der lufthansa. „ich war natürlich ständig am flughafen. Anschließend bin ich nach München gefahren, um zu operieren. Da lag der entschluss nahe, auch die Klinik zum flughafen zu verlegen.“

inzwischen ist Smile eyes die wichtigste Augenkli-nik des Münchner Nordens. „entsprechend kommen Patienten aus dem gesamten Umland zu uns“, erklärt Dr. Wiltfang. Denn sie wissen, dass sie optimal ver-sorgt werden: Mit modernster lasertechnologie wird das gesamte Spektrum der Augenchirurgie abge-deckt. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der laserbe-handlung von fehlsichtigkeit.

15 000 Menschen hat Dr. Wiltfang von fehlsich-tigkeit befreit. „lasern ist nach hochzeit, Kindern und hausbau das viertwichtigste ereignis im le-ben eines Menschen. Da ist es doch schön, zu wis-sen, dass man im leben vieler Menschen eine Rol-le gespielt hat.“ Die hälfte aller Deutschen gilt als fehlsichtig; etwa 90 Prozent können operiert wer-den. Wer kann sich überhaupt lasern lassen? „Wir haben zwei Altersgipfel. endzwanzigjährige wol-len ihre Brille loswerden, um Sport treiben zu kön-

1. über 15000 Menschen hat dr. Wiltfang in seiner augenklinik von der fehlsichtigkeit befreit.

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Augen nicht zwischen zwei terminen lasern lassen – auch wenn die Klinik günstig am flughafen liegt. „im-merhin verändert man ein gesundes Organ – und mit diesem Respekt muss man als Operateur als auch als Patient drangehen.“

Beim lasern spielen Qualitätsstandards eine hohe Rolle. Smile eyes beispielweise ist iSO-zertifi-ziert. Außerdem hat Dr. Wiltfang den „lasik-tüV“ ein-geführt: hier wird die leistung des Operateurs von einem unabhängigen Arzt und einem tüV-techniker geprüft. Diese Kriterien erfüllen in Deutschland etwa 15 von 250 Kliniken. grundsätzlich wird bei Smile eyes nach dem 6-Augen-Standard verfahren: Jede einstellung des lasers wird von drei Personen kont-rolliert. So wurde noch nie ein falscher Wert gelasert – was in anderen Kliniken vorkommen kann.Natürlich spielen auch Kosten eine Rolle. Manche

Privatkassen zahlen auf Kulanz, die gesetzlichen zahlen grundsätzlich nicht. „Man sollte sich gezielt informationen holen, internetrecherche betreiben und sich die Kliniken vor Ort anschauen“, rät Dr. Wilt-fang. „Wir sind teuer, das wissen wir. Aber wir haben einen guten Ruf. Viele suchen hilfe bei uns, weil sie wissen, dass die Operation gut gemacht wird. Auch einige Billiganbieter operieren gut. Aber sie sind von unseren selbst verordneten Sicherheitsansprüchen meilenweit entfernt. Jeder faktor Sicherheit kostet eben. Und ich biete das Maximum, weil ich einfach ruhig schlafen möchte“, erklärt Dr. Wiltfang.

Smile eyes Augenkliniken finden Sie übrigens auch in trier und linz sowie in luxemburg unter dem Namen Cabinet de chirurgie refractive. Und wer weiß? Vielleicht müssen Sie ja schon bei der nächs-ten BeSt Of MüNCheN-lektüre nicht mehr zur Bril-le greifen.

www.smileyes.deSMile eYeS Augenklinikenterminalstraße Mitte 1885356 München flughafent 089 97 58 22 30 / f 089 97 58 22 33

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2. sicherheit steht für dr. Wiltfang an erster stelle: „schließlich will ich gut schlafen.“

„Die BeSt Of MüNCheN-leser erhalten einekostenlose Voruntersuchung.“

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Sie ist eine geborene tretter, das sagt sie gleich am Anfang. Und das ist auch wichtig, immerhin steht dieser Name groß über dem Stand am Vik-tualienmarkt im Zentrum von München. in der 5. generation bewirtschaften die tretters diesen Stand – alles begann 1885 mit einem gärtner, der hier Kartoffeln anbot. Petra hahn zieht zum Be-weis alte Unterlagen hervor – sie hat im Münch-ner Stadtarchiv gestöbert und dort Steuerauszü-ge und Ähnliches gewälzt. eines ist klar: Kaum ein Stand ist so alt wie dieser. Und er ist noch heute ein familienbetrieb. Petra hahn ist die Chefin, ihr Mann Klaus der einkäufer, ihr Vater hans und ihre Schwester Anja arbeiten kräftig mit.

Seit 1986 ist Petra hahn jedes Jahr hier – und bis dahin gab es auch nur Kartoffeln. Doch dann wurde das Sortiment erweitert, erst auf gemüse, dann auf Obst, dann auf frisch gepresste Säfte. Der Stand vergrößerte sich, je nach Saison kann es hier 20 verschiedene tomatensorten geben und allein 6 Quadratmeter Kartoffeln.

eigentlich steuerte die gelernte einzelhandels-kauffrau in Richtung Modebranche – doch dann landete sie doch im elterlichen Betrieb. „ich bin immer da, bei Wind und Wetter“, sagt sie heute, nicht ganz ohne Stolz. Sie liebt den Umgang mit Menschen, und sie liebt es, alle Jahreszeiten hautnah mitzuerleben. gut, den November mag sie nicht besonders, und wenn es nasskalt ist, sei sie „ein richtiges ekelpaket“, wie sie lachend zugibt. Aber ansonsten sei ihre Arbeit doch wun-derbar. „einen Bürojob könnte ich nicht machen“, fügt sie hinzu. Dabei wäre das so viel bequemer. Stattdessen bedient sie an sechs tagen in der Woche Kunden. Um halb sieben Uhr morgens geht der Arbeitstag los, um 19 Uhr ist er zu ende. Und dann wartet noch der Papierkram.

Wenn am Sonntag endlich Ausschlafen ange-sagt ist, genießt sie den tag in vollen Zügen. Da sei sie nicht aus haus und garten wegzubekom-men, sagt sie schmunzelnd. Klar treffe sie sich mit freunden, aber eigentlich sei es auch schön, nach einer Woche am Marktstand einfach mal seine Ruhe zu haben. Mit den anderen Marktleu-ten hat sie nicht viel zu tun – „mein leben spielt sich außerhalb des Viktualienmarktes ab“, sagt sie, und das sei auch gut so. Wenn dann die Ur-laubszeit kommt, dann zieht es sie entweder mit dem Auto zu Bekannten nach Sizilien oder auch

mal in die Karibik – hauptsache, es gibt etwas Neues zu sehen und zu erleben.

Auch wenn es so wirkt, als sei sie robust und abgehärtet durch das Wetter – Krankheiten ma-chen auch vor einer Standlfrau nicht halt. „ich bin gegen alles geimpft“, sagt Petra hahn lachend, bei so viel Publikumsverkehr aus der ganzen Welt bestimmt eine weise entscheidung. genügend Vi-tamine bekommt sie bei all der Auswahl an Obst und gemüse sicherlich – „ich bin ein feigennarr“, verrät sie ihre lieblingsfrucht.

Wie es mit ihrem Stand weitergehen wird, steht in den Sternen. „Bis zur Rente bin ich dabei“, sagt Petra hahn. eigene Kinder hat sie nicht, aber viel-leicht zeigt ihr achtjähriger Neffe interesse, wenn er nicht mehr eishockeyspieler werden möchte. Bei dieser Zukunftsvision bleibt die Kauffrau re-alistisch: „Die Welt dreht sich so schnell – mal se-hen, was die Zeit bringt.“

PetRa hahn, 44 JahReStANDlfRAU AM tRADitiONSReiCheN ViKtUAlieNMARKt

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1. dirk Wesenfeld kreiert seine interieurs nach dem Prinzip der klassischen Moderne.

architektur

wOhnSpuREn LESEn

Dirk Wesenfeld stattet Interieurs aus überzeugung aus. Verliert ein Kunde die orientierung zwischen tausenden materialien und formen, tut er, was ein Innenarchitekt tun muss: er hört zu und berät. Und dann legt er los,

minimalistisch, klar und farbenfreudig.

der großen Bauhausmeister der 30er-Jahre. Doch er weiß ebenso gut, dass mit einem haufen Recht-ecken noch nichts geschaffen ist, was Charme und Bestand hat. Sein Markenzeichen ist es des-halb, die individualität und die Bedürfnisse seiner Auftraggeber stimmig in seine zeitgenössischen Raumkonzepte einzuflechten. farbige Akzente, etwa eine leuchtend azurblaue Küche oder eine Wand voller Rehgeweihe auf farbplatten, sind bei ihm keineswegs ausgeschlossen. „Man muss von Anfang an die linie sehen, die in ein Projekt hinein-führt“, erklärt er. „Wenn bereits wunderschöne Klin-kerwände in einem haus existieren, muss man die nicht um jeden Preis übertünchen, sondern kann sie mit in die gegenwart nehmen. Auf jeden fall sollte sich ein grundmotiv durchs haus ziehen.“

immer, wenn Dirk Wesenfeld durch München fährt und noch ein bisschen Zeit übrig hat, hält er bei ehemaligen Auftraggebern und klingelt. Die Neu-gier treibt ihn, was aus den Menschen geworden ist, die er eine Zeit lang begleitet hat. Und natürlich die frage, ob ihre einrichtung sich verändert hat. „Dann sehe ich mich im haus um, sehe meine Ar-beit und stelle fest, dass ich immer noch überzeugt davon bin. Dass ich denke: ‚oha, was hast du denn da gemacht?‘, das gab es noch nie.“

Wesenfeld, der mit seinem geschäftspartner florian höfer und dem Atelier gerade nach Schwa-bung West gezogen ist, kreiert seine interieurs nach den grundsätzen der klassischen Moderne. Minimalismus, klare linien, Schnörkellosigkeit hat er sich auf die flagge geschrieben, ganz im Zeichen

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Um die Wünsche seiner Kunden – meist firmen-chefs und private Bauherren – perfekt umzusetzen, stehen gespräche im Mittelpunkt von Dirk Wesen-felds Arbeit. Oft verbringt er einfach so einen tag mit ihnen, nur um nachzuempfinden, wie sich das leben in den zu gestaltenden Räumen abspielt. Das ist auch dringend nötig, denn: „Die Auswahl an Ma-terialien und farben ist einfach riesig“, so der Desi-gner. „So wichtig Kundenwünsche auch sind, lässt man jemanden mit allen gestaltungsmöglichkei-ten, die es gibt, alleine ist er verloren. Wie ein Kind im Spielzeuggeschäft, das nicht mehr weiß, was es will.“ Was spielt sich im haus wo ab? Wo wird fern-gesehen, wo gearbeitet? Wo beurkundet der Notar, wo konferieren die ingenieure einer Softwarefir-ma? Die sogenannte Zonierung eines Objekts be-einflusst das interieur wesentlich. „Schließlich soll sich hinterher nicht der innenarchitekt auf die Brust klopfen, sondern Menschen sich darin ergo-nomisch und mit Vergnügen bewegen.“

Der aktuelle trend, die Natur in innenräume zu bringen, am besten mit ihnen verschmelzen zu las-sen, ist wie für Dirk Wesenfeld erschaffen. Alles, was lebendigkeit und Wohlbefinden ausstrahlt, gehört jetzt in Küche, Wohnzimmer, Schlafzimmer. leder, gehobelte hölzer und bruchrauer Stein sind die Materialien des Augenblicks, sogar im Bad legt man jetzt Nussbaum aus. Und wer könnte den ein-satz eines jeden Naturgewächses besser beurtei-len als ein Oberbayer, der in Rosenheim holztech-nik studiert hat?

Dirk Wesenfeld stammt aus Bad Reichenhall. Als Sohn eines holzingenieurs und enkel eines Archi-tekten fand er auf der Schule schon bald Vergnü-gen am technischen Zeichnen, brachte bereits mit 14 fenster und Verkleidungen für die väterliche firma zu Papier. Später, während des holzstudi-ums, erlebte er dann eine kreative Wende: er wollte noch mehr zeichnen, zog nach München und stu-dierte Architektur an der fachhochschule. Vier ers-te Berufsjahre bei Danilo Silvestrin, dem berühm-ten italienischen Designer, machten ihn schließlich zum beruflichen glückspilz. „Das erste Projekt, das ich dort allein leitete, waren die Chefetagen der hy-pobank in Bogenhausen“, erinnert er sich. „Wir leg-ten damals schwarzen Marmor vor die Aufzüge. Die Wände wurden gespachtelt, die Vorstände beka-men Möbel aus Nussbaum, Kirschbaum und eiche. Damals war das State of the Art. heute ist es mir lieber, nicht zu viele verschiedene Materialien zu

mixen. Mit trends sollte man bewusst umgehen, die fest installierten elemente wie Böden und Bäder lieber zeitlos gestalten.“ Passt also holz wirklich ins Bad? „Ja, das ist absolut möglich! es kommt nur auf die Schichtung an und darauf, wie es geölt ist. Dann bleibt es auch unter der Dusche schön.“

es gibt unendlich viele Möglichkeiten im Wald des gehobenen Wohnens, und Dirk Wesenfeld spielt gerne den Scout, weil er Menschen mag. Schwärmt ihm einer in einem Atemzug von Magahonimöbeln, römischen Mosaiken, gips, einer eichenholztreppe und filzwänden vor, nimmt er ihn freundlich an die hand und leitet ihn zu einer einheitlichen farben- und formensprache für seine individuellen Bedürf-nisse. Dafür muss auch kein Vermögen investiert werden: Zwar stehen auf Wesenfelds Referenzen-liste einfamilienhäuser in grünwald und Solln, Bü-roetagen in der Altstadt und ganze firmengebäu-de. Doch es gibt kein Mindestbudget, das man ihm antragen müsste, und auch keine Mindestquadrat-meterzahl, die ausgestattet werden soll. Wenn die esstafel in der Wohnküche gestaltet werden muss, dann ist es eben die esstafel, aber die dann rich-tig. Dafür nimmt Wesenfeld sich aber auch die frei-heit, einmal Nein zu sagen, wenn die Vorstellungen zu weit auseinandergehen. Was bisher nur einmal vorkam. „letztendlich ist es mein erstes Ziel, alle Wünsche zu realisieren“, sagt er. „Mein Verständnis fürs handwerk sowie meine fähigkeit, genau hin-zuhören, wenn der Kunde redet, machen die Zu-sammenarbeit mit mir doch ganz erfreulich, höre ich.“

es ist also kein Zufall, dass viele ehemalige Kun-den Dirk Wesenfeld begrüßen wie einen lange ver-missten Weggefährten, wenn er klingelt, und ihm bei einer tasse Kaffee, inmitten seiner alten ent-würfe, vom familienzuwachs oder dem Urlaub er-zählen. Münchens verbindlichster innenarchitekt lebt mit seinen Räumen weiter. Deshalb strahlen sie bei aller Klarheit so viel Menschlichkeit und Wärme aus.

www.wesenfeld.deWesenfeld höfer ArchitektenSchleißheimer Straße 19480797 Münchent 089 3609069 0 / f 089 3609069 20

„es ist mein Ziel, alle Kundenwünsche zu

realisieren.“

2. Mit starken farben und klaren formen setzt der innen- architekt akzente.3. der größte raum eines finanzdienstleisters wurde besprechungsraum und Lounge in einem.4. drinnen wie draußen…5. gelungener umbau in schwabing: so lässt es sich wohnen.

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EIn IDEALpAkT FüR DIE mODE

mit dem Label Georg et arend gelang vor fünf Jahren ein Revival des legendären modehauses Peter Keppler. Der erfolg scheint eine uralte, heimliche moderegel zu bestätigen: Zu zweit geht es besser.

georg und Arend Zizelmann glauben an das tra-ditionelle handwerk der Couture. in ihrem Atelier, einem eleganten gartenhaus aus dem 19. Jahr-hundert an der Maximilianstraße, präsentieren sie Kleiderträume, die denen der großen Pariser häu-ser in nichts nachstehen. Kundinnen aus hochadel und topmanagement lieben das sachliche Stilbe-wusstsein der Kreationen ebenso wie die interna-tionale fachwelt, der sich georg et Arend im März erstmals in Paris präsentierten.

ihr neuester Coup: der erste eigene Shop. im hotel Mandarin Oriental an der Neuturmstraße eröffnen die Zwillinge am 23.11. den ersten georg et Arend Shop. BeSt Of MüNCheN sprach mit De-signer Arend Zizelmann über inspiration, frauen – und seinen Bruder. Denn der ließ sich entschuldi-gen. Der konnte beim gespräch nicht dabei sein.

herr Zizelmann, Sie und Ihr Bruder sind eineiige Zwillinge. Sind Sie der „außenminister“?

arend zizelmann: Nein, vom temperament her sind wir gleich. Aber unsere talente unterschei-den sich: ich bin der Kreative, georg kümmert sich um finanzen und Marketing. Wir waren schon früh eigenständige Persönlichkeiten. Als Kinder hat es uns nie gefallen, dass man uns immer nur gemein-sam eingeladen hat.

Sie sind bei Stuttgart aufgewachsen. War mode ein thema im elternhaus?

Unsere eltern achteten auf gute Kleidung, mehr aber noch auf kulturelle Bildung. Wir erhielten zum Beispiel Musikunterricht. Die Atmosphäre war ein-fach kultiviert.

mussten Sie sich gleich anziehen?

Ja. Aber mit 13 haben wir rebelliert! erst ließ ich mir die haare lang wachsen, dann mein Bruder.

1. georg (links) und arend zizelmann übernahmen Peter Kepplers bekanntes couturehaus.

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Ist er sehr kritisch?

Ja. Das sind wir beide. Aber wir streiten nie, sondern diskutieren eine farbe, einen faltenwurf sachlich zu ende. Wenn man sich so gut kennt wie wir, tritt man dem anderen nicht mehr auf die füße. Das macht die Arbeit produktiv.

Woher beziehen Sie Ihre Inspiration?

Meine Musen sind meine Kundinnen. ich fahre nicht aufs land oder reise nach Marokko, um dann irgendetwas zu entwerfen, das nichts mit der Re-alität zu tun hat. ich bleibe lieber nahe an der le-benswelt derer, die ich einkleide. Unser Atelier im hinterhof schafft auch ideale Voraussetzungen für konstruktive Anproben und gespräche.

Spüren Sie trends nach?

gelegentlich muss man sie aufschnappen, wenn sie in der luft liegen. hauptsächlich sind es aber

die Stoffe, die meine fantasie anregen. Wir kau-fen regelmäßig in Paris auf der Messe Première Vision ein. ich sehe ein Material vor mir und weiß sofort, welches Kleid daraus entsteht.

Was für frauen bestellen bei Georg et arend?

frauen jeden Alters, die mit beiden Beinen im leben stehen. Die einen Konzern leiten oder eine große familie und sich souverän, aber individuell kleiden wollen. Manche kommen aus hamburg, manche aus Berlin, viele aus frankreich und ita-lien. einmal rief eine französische Comtesse an: Was sie suche, könne man ihr in Paris einfach nicht fertigen! Nun folge sie dem geheimtipp einer freundin, es bei georg et Arend zu versuchen. heu-te ist sie Stammkundin.

Wenn kein Label eingenäht wäre: Woran würde man ein Klei-dungsstück von Georg et arend erkennen?

An der Synergie zwischen Stoff, Verarbeitung und der frau, die es trägt. Zum Beispiel an den Schultern wird das sichtbar. Diese sollten immer

eine harmonische taillierung schaffen. Oder an der hoch gearbeiteten Corsage, die exakt unter der Achsel abschließt. Das Pölsterchen, das vie-le frauen dort haben, sieht man bei uns nicht. es muss eben alles perfekt sein.

Lädt man Sie und Ihren Bruder wieder öfter zu zweit ein, seit Georg et arend etabliert ist?

Ja! Aber wir verschaffen uns viel persönlichen freiraum. ich wohne über dem Atelier, georg auf der anderen isarseite. Allerdings führen unsere hobbys und Vorlieben uns doch oft wieder zusam-men. Wir lieben beide klassische Musik, gehen viel auf Konzerte und festivals. einmal verabschiede-ten wir uns nach feierabend, nur um uns kurz dar-auf in derselben eisdiele wieder zu begegnen.

www.georgetarend.comPeter Keppler Couture gmbhMaximilianstraße 3680539 Münchent 089 22 19 90 / f 089 22 57 47

Wir haben später auch unterschiedliche berufli-che laufbahnen eingeschlagen. georg studierte in Regensburg Jura und machte eine Banklehre, ich machte bei Beate Mössinger eine Ausbildung zum Damenschneider. Daran schloss ich, nach einer denkwürdigen Valentino-Modenschau, eine Aus-bildung an der Meisterschule für Mode in München an. Das Schicksal führte uns erst wieder zusam-men, als ich 2005, nach drei Jahren als persönli-cher Assistent von Peter Keppler, dessen Couture-haus übernahm. ich wollte georg dabei haben.

mode wird oft von Paaren geschaffen. Prädestiniert Zweisamkeit zur couture?

Absolut. georg und ich kennen uns perfekt, der kreative Austausch fließt ungehindert. Obwohl georg das Kaufmännische liegt, ist der kreati-ve Austausch für mich sehr effektiv und wertvoll, weshalb ich ihm alle Kollektionsentwürfe zeige. Zudem besteht zwischen uns ein höchstmaß an gegenseitigem Vertrauen. Das macht uns zu einem perfekten team.

„Der Kreis unserer Kundinnen erstreckt sich auf ein auffallend breites Altersspektrum. Was sie alle verbindet, ist der Wunsch nach Mode, die kleidet, statt zu verkleiden.“

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eigentlich möchte man am liebsten gleich auf die Waden schauen. Wenn ein junger Mann wie Mat-thias Wiertellorz in den Semesterferien jeden tag aufs Rad steigt, um Menschen durch München zu fahren, dann müssen das doch fast schon Waden sein wie bei einem Brauereipferd … Weit gefehlt. Matthias ist rank und schlank, ein durchtrainier-ter triathlet, und wischt die typischen Vorurteile mit einer kurzen handbewegung weg. er kennt das schon. „Wenn ich mit dem Rikschamobil unter-wegs bin, ist das ja eher gemütlich. Recht langsam und mit vielen Pausen, damit ich den gästen was erzählen kann“, erklärt er. für einen gelegenheits-radfahrer wäre es dennoch eine herausforderung, mit dem 80-Kilogramm-Rad plus zwei gästen durch die Stadt zu strampeln. „100 Prozent Spaß, 0 Prozent Sprit“, sagt Matthias lachend.

Angefangen hat bei ihm alles mit der Suche nach einem passenden Studentenjob. etwas, was Spaß macht, körperlich fit hält und geld bringt, sollte es sein – das Rikschafahren war perfekt. Also musste er erst einmal pauken, denn sein Chef verlangt einen Stadtwissenstest mit 400 fragen von seinen Anfängern. Sie sollen nicht nur in die Pedale treten können, sondern auch etwas über die Stadt München zu erzählen haben. im ersten Jahr gondelte Matthias zaghaft durch den eng-lischen garten, dann traute er sich immer weiter raus ins getümmel. Mittlerweile kombiniert er am liebsten eine halbe Stunde Altstadt mit einer hal-ben Stunde im grünen.

langweilig wird es offenbar nie: Mal kutschiert der Pedalheld ältere Damen von A nach B und fun-giert als taxi, mal holt er Betrunkene vom Okto-berfest ab und bringt sie zur nächsten Party, mal macht er eine klassische Stadtführung. „Jeder tag ist anders“, freut er sich über die Kunden. Da kom-men im Sommer die betuchten und eher reservier-ten Araber und lassen sich bei einer Shoppingtour von geschäft zu geschäft bringen, dann wieder-um drücken ihm überfreundliche Amerikaner ihre telefonnummer in die hand oder sind Russen mit ihm auf Kneipentour. Beschaulich wird es, wenn er die extra geschmückte hochzeitsrikscha aus der garage holt – auch das gibt es.

Dass sein Job nicht immer Spaß macht, gibt er dann doch kurz zu: Klar sei schlechtes Wetter nicht schön, da müsste er ewig auf fahrgäste war-ten. Und manchmal hat auch ein professioneller

Rikschamobilfahrer mal einen Platten – und muss vor den Augen der fahrgäste den Reifen flicken.

Als Wirtschaftsingenieur ist Matthias im kom-menden Jahr mit seinem Studium fertig – Rikscha fahren will er weiterhin. „es gibt einen fahrer, der ist hauptberuflich Arzt – und am Wochenende fährt er Rikscha, weil es Spaß macht“, erzählt er. Vom verdienten geld fährt Matthias am liebsten in den Urlaub, lernt neue Kulturen kennen. Das Rei-sen sei ein hobby von allen Rikschafahrern, sagt er. Oder er baut sich ein neues fahrrad – drei da-von hat er schon im Keller stehen, eines darf sogar mit in die Wohnung. Stolz zeigt er ein foto von so einem eleganten eigenbau auf seinem handy.

Man kann es sich schon fast denken: ein Auto besitzt der fahrradfan nicht. trotzdem wird sich sein berufliches leben in diese Richtung bewe-gen: er möchte in die Automobilindustrie. Dort will er sich aber – wie könnte es anders sein – vor al-lem regenerativen Antrieben widmen.

matthIaS WIeRteLLoRZ, 26 JahReStUDeNt UND fAhRRADRiKSChA-fAhReR

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AuF EInEn DRInk BEI FREunDEnmünchen ist privilegiert: hier gibt es viele Bars, die topqualität und Spitzenservice bieten. Doch solche,

die dabei freundlich, intim und leger bleiben, muss man mit der Lupe suchen. Die „Bar muenchen“ in der maximilianstraße gehört zu diesen erfreulichen Juwelen.

chen“ entfernt. Wer als Mediziner einen weiteren 100-Prozent-Beruf pflegt, muss ein echter lieb-haber der Materie sein. hruby ist „erblich vor-belastet“, wie er beim Best-of-interview erklärt. „Mein Vater war Arzt, die Mutter stammte aus ei-ner gastronomenfamilie. ich mache jetzt beides“, lacht der sympathische Mittvierziger. Und voll-bringt dabei eine logistische Marathonleistung. Um 7.30 Uhr geht er in die Bar, um 9.00 Uhr zur Praxis, 13.30 Uhr in die Bar, 16.00 Uhr zurück zur Praxis, um 19.00 Uhr wieder in die Bar und gegen 24 Uhr nach hause – wenns nett wird, oft viel spä-ter.

hruby betont, dass er aus dieser Mixtur seine Kraft zieht, denn „ich käme gar nicht auf den ge-danken, mich zu langweilen. Viele leute arbeiten

eine gute Bar ist wie ein guter freund. Die tür ist auch zu später Stunde offen; hier kann man sich entspannen, plaudern, lunchen, feiern, man trifft interessante leute, bekommt das beste essen kredenzt und nach einem harten tag den besten Drink auf den tisch gestellt.

Die lässigkeit und den Charme eines guten freundes besitzt auch Stefan hruby, inhaber der „Bar Muenchen“. Seit sieben Jahren bietet er, was man braucht, um sich in der Münchner innenstadt wohlzufühlen: einen entspannten treffpunkt, ex-zellente gastronomie und aufmerksamen Service.

Dabei hat Stefan hruby zwei Jobs. Abends führt er die Bar, tagsüber arbeitet er als hals-Nasen-Ohren-Arzt. Seine Praxis in der frauenstraße liegt per luftlinie hundert Meter von der „Bar Muen-

1. stefan hruby betreibt die bar Muenchen, den Eckpfeiler der Münchner gastronomie- und barszene.

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entwickelt. Dabei orientiert sich hruby an großen Vorbildern. „ich habe mich an die ‚Kanne‘ erin-nert“, erläutert er. Das lokal bot zwanzig, dreißig Jahre lang topqualität und angenehmes Ambien-te. „Nach diesem Vorbild habe ich mich gerichtet: einen laden mit Stil, nicht zu fein, aber mit ex-zellenter Qualität – tischdecken, Stoffservietten, gutes essen, exzellente Weine.“

ein echtes highlight der „Bar Muenchen“ ist ihre Ausrichtung auf Champagner. Aus über 3500 Champagnersorten bietet hruby die 125 besten tropfen an. „Wir haben die größte Aus-wahl Deutschlands“, erklärt er nicht ohne Stolz. „harte Drinks bekommen Sie überall, das finde ich kein Qualitätskriterium für eine Bar. Mir war wichtig, die Männerdomäne der harten Spiritu-osen zu brechen. Champagner dagegen macht allen freude.“ gäste, die sich an die Materie her-antasten wollen, finden in der Karte Verkostungs-notizen.

Die Küche orientiert sich laut hruby nicht an ei-ner Sterne-, sondern an der einfachen, unpräten-tiösen Küche. Modischen Schnickschnack findet man hier nicht, dafür einfache gerichte in bester Qualität. Das Wiener Schnitzel, Rinderfilet mit

grünem Pfeffer und vor allem das Steak tatar sind legendär: „Dafür drehen wir keine lende, sondern hundert Prozent filets bayerischer tiere durch. Beste Zutaten und ein guter Koch, das schmeckt der gast natürlich.“

Die liebe zur gastronomie spürt man, sobald man die „Bar Muenchen“ betritt. erstes Anliegen des Service ist das völlige Konzentrieren auf das Wohlergehen des gastes: Barkeeper, die instinktiv erkennen, ob der gast ein offenes Ohr oder Ruhe benötigt, die einen klassischen Martini mixen können, aber auch Spaß am Ausprobieren haben – ein Service, der charmant und reibungslos funk-tioniert, der mit ideen aufwartet, die zum Anlass passen, und der vor Sonderwünschen nicht ka-pituliert. Auch wenns vertraulich zugeht, verliert der Service nie die Diskretion. einen gast duzen? Undenkbar.

Wie empfindet der gebürtige lindauer eigent-lich das Münchner Publikum? „in München gibt es eine Szene, die gerne neue läden ausprobiert. ich denke nicht, dass wir dieses Klientel anzie-hen. Dazu sind wir zu klassisch, zu reduziert, zu zeitlos. Metaphorisch gesprochen ist mir ein fix-stern wichtiger als eine Supernova. Unseren gäs-ten wohl auch. Sie wollen sich zu hause fühlen.

Wir kennen ihre Bedürfnisse. Wir wissen, welcher Stammgast welches glas bevorzugt, welche Dame ihren Weißwein mit eiswürfeln trinkt … jeder hat seine eigenheiten.“ Viele gäste seien anspruchs-voll, kämen aber gerne wieder, wenn Qualität und Service stimmen. „Wenn Sie als gastronom diese grundehrlichkeit beibehalten, kommen auch die richtigen gäste.“

Und natürlich ist Diskretion ehrensache. „Wer viele Stammgäste hat, bekommt ungewollt ihr Umfeld mit. Viele gäste vertrauen sich uns auch an – wir behalten so etwas natürlich für uns. Wir haben uns eine Art Schweigepflicht auferlegt, ähnlich wie beim Arztbesuch.“ Also pflegt man in der „Bar Muenchen“ dieselben Qualitäten, auf die auch ein guter freund Wert legen würde.

www.barmuenchen.comBar MuenchenMaximilianstraße 3680539 Münchent 089 22 90 90

nicht selbstbestimmt, sie lassen sich treiben. Sie trauen sich nicht und geben auf, bevor der Kampf beginnt. ich habs einfach gemacht, trotz des Ri-sikos.“

Angefangen hat es 1994. hruby war häufig gast im „Schumanns“: „ich mochte schon immer das Versteckte, den zweigeteilten Raum und die-se traumhafte terrasse.“ Als Charles Schumann sich 2003 vergrößern will, erfüllt sich hruby den traum, den jeder Mann wohl einmal träumt: die eigene Bar. „Meine frau sagte damals: So wie ich dich kenne, machst du in deinem leben ohnehin irgendwann ein lokal auf. Wenn, dann bitte jetzt, und zwar an einer guten lage.“

Sieben Jahre später ist die “Bar Muenchen“ ein eckpfeiler der Münchner gastronomie- und Bar-szene. hruby und sein team haben die traditions-bar mit viel liebe und freude zum Detail weiter-

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Bar Muenchen hat die größte Champagnerauswahl Deutschlands – und ein perfektes Steak tatar.

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Der lieferwagen fährt in den Brauereihof. Dieser Satz ist korrekt, mag aber doch eine falsche Vor-stellung hervorrufen. Der lieferwagen ist in diesem fall ein winziger, giftgrüner VW lupo, vollbeladen mit 23 Bierkästen, die Brauerei ist eine Doppel-garage in einem giesinger hinterhof. hier ist die zweitgrößte Privatbrauerei Münchens angesiedelt. Zum Vergleich: Die größte Privatbrauerei Augusti-ner hat einen Jahresausstoß von 1,1 Millionen hek-tolitern Bier – die giesinger Biermanufaktur bringt es auf 1000 hektoliter. trotzdem müssen die vier Mitarbeiter ganz schön schuften. florian Sommer ist einer von ihnen. Zehn bis zwölf Stunden pro tag steht er hier im Sudhaus, am Wochenende leitet er Bierbraukurse. „Wir schauen nicht auf die Uhr. fei-erabend ist, wenn das Bier fertig ist“, sagt er. laut ist es hier, dampfig, zwischen den einzelnen Stati-onen des Bieres können schon mal 40 grad tempe-raturunterschied herrschen. „Da ist man am Abend kaputt“, sagt florian. Vor allem, wenn der tag schon um fünf Uhr begonnen hat, wie bei Doppelschich-ten üblich.

Aber das ist ihm egal. er genießt seine freiheit in der kleinen Brauerei. Mit seinem eigentlichen Beruf, dem des KfZ-Mechatronikers, war er unzu-frieden. Dann entdeckte er die Brauerei und mach-te erst mal ein Praktikum – mittlerweile kann er sich nicht mehr vorstellen, jemals wieder einem anderen Beruf nachzugehen. „es ist einfach faszi-nierend, was man aus diesen vier Zutaten machen kann“, sagt er. Das Brauen spreche alle Sinne an, und in so einer kleinen Brauerei wie der in giesing sei das eben alles noch handarbeit. hier wird das Bier nicht wärmebehandelt, pasteurisiert, filtriert – dafür ist es auch nur vier Wochen haltbar.

Die Stammkunden wissen das Bier der kleinen Brauerei zu schätzen. es ist etwas Besonderes – und genau hier liegt auch das Dilemma. Natür-lich muss die Brauerei wachsen, um auch finanzi-ell erfolgreich zu sein. Andererseits will sie klein bleiben, um ihren Charme nicht zu verlieren. Zwei bierbegeisterte Anwälte sind als investoren mit an Bord, und die sorgen nun auch dafür, dass die Anlage etwas erweitert wird. Aber nur etwas. ganz zaghaft. florians traum für die Zukunft wären zehn Angestellte und dadurch eine gewisse Arbeitsent-lastung. „Arbeit ist nicht alles“, sagt er, der vor eini-gen Monaten spontan allein für drei Wochen nach thailand gereist ist und sonntags gerne in aller Ruhe angelt.

florian Sommer, der am liebsten die „Untergiesin-ger erhellung“ trinkt, findet die lebensmittelher-stellung an sich interessant. „ich könnte mir auch vorstellen, Käse zu machen“, sagt er. Oder Brot. Aber das Bier hat es ihm besonders angetan, auch wegen seiner Münchner geschichte. „ich spreche gerne mit alten leuten über vergangene Zeiten“, so florian. Und das größte Kompliment ist für ihn, wenn jemand sagt, das giesinger Bier schmecke „so wie früher“. Kein Wunder: Naturtrübes Bier habe 800 Aromastoffe, verkündet der Brauer, Wein nur die hälfte. trotzdem gehe es in Kochsendungen immer nur um Wein, selten um Bier. Das image sei eben ein anderes, gibt er zu. er verharmlost auch nicht, dass es sich bei Bier natürlich um ein alko-holisches getränk handelt. „es ist eine Droge, da muss man vorsichtig sein“, sagt er. in der Berufs-schule habe er viele Alkoholiker gesehen – daher trinkt er während der Woche so gut wie kein Bier. „ich will das ja auch in Ruhe genießen, am Wochen-ende, mit freunden“, erklärt er. So ist auch der in Bayern typische Bierbauch bislang ausgeblieben.

fLoRIan SommeR, 27 JahReleiDeNSChAftliCheR BieRBRAUeR UND ANgleR

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tItUS aRnUMüNChNeR gRANt

„Servus, oida hundling!“ „Mbrfmtmrtdutrtarapp!“ „griaßtseich, grrrrrmblmsmpf!“ So kann sich in München eine Begrüßung anhören. Nicht jeder versteht dieses geknurre sofort als freundlichen Akt.

in Japan begrüßt der gastgeber seinen gast, indem er sich im Winkel von 15 grad verbeugt, Augenkontakt vermeidet und stumm wartet. Das gleiche gebot der höflichkeit gilt für das Verhält-nis zwischen Verkäufer und Käufer.

in München begrüßt die Verkäuferin einen tou-risten am gemüsestand, indem sie ihm, bevor er eine frage stellen kann, herzhaft ins gesicht keift: „finger weg, zefix!“ Wenn der Japaner/ita-liener/Norddeutsche/sonstige exot verdattert seine Wurstfinger auf den überteuerten Steinpil-zen liegen lässt, fügt die Marktfrau hinzu: „Sak-ra, Pratzen weg, hob i gsogt! Nix Selfservice, ver-stehst?“ Der arme tourist versteht meistens gar nix, fühlt sich aber nicht unbedingt herzlich will-kommen in der angeblichen „Weltstadt mit herz“ (eigenwerbung).

Verunsichert schleicht der fremde weiter über den Marienplatz und stellt einem einheimischen

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die Standardfrage: „excuse me, could you tell me the way to the hofbrauhaus?“ grober feh-ler! Wenn der einheimische überhaupt reagiert, bellt er unverständliches Zeug, was den touristen zu der Annahme verleiten kann, ein großteil der Münchner Bevölkerung leide an einer Kombinati-on von schweren Krankheiten im Mund-Rachen-Bereich, Zahnschmerzen und genetisch beding-ten Depressionen.

Das sowohl phonetisch wie psychologisch schwer nachvollziehbare Knurrsyndrom heißt „grant“ und ist nicht heilbar. im gegensatz etwa zum amerikanischen oder britischen grant, näm-lich dem lustigen Cary grant und dem selbstironi-schen hugh grant, die beide recht charmant wir-ken, ist der Münchner grant eher von allgemeiner Unlust und einer milden, aber nicht zwangsläufig bösartigen Aggressivität geprägt.

erstaunlicherweise wird das granteln in Mün-chen nicht verurteilt, sondern gleichzeitig ge-hasst und geschätzt, wie der föhn, der fC Bayern und andere naturgegebene Mächte, gegen die kaum etwas auszurichten ist. Der grant ist gerade aus touristischer Sicht ein wertvolles Phänomen, vergleichbar mit dem Wiener Schmäh, dem New Yorker Wahnsinn, den Amsterdamer Kiffer-Cafés oder dem londoner Nebel – er ist also das, was Marketingleute als Alleinstellungsmerkmal be-zeichnen.

Man kann tatsächlich behaupten, dass der Münchner grant einen gewissen eventcharakter hat. Schließlich hat auch ein drei Meter hoher Brecher, der auf eine Steilküste trifft, eine gewis-se Anmut. ein löwe, der eine Antilope zerfleischt, ist im grunde ein ästhetischer Anblick. Und der summende Bohrer eines Zahnarztes ist auch eine Art Musik. So gesehen hat auch der grant einen Unterhaltungswert. Man muss nur wissen, wie man mit so einem grantler umgeht. Am besten, man wird selbst zum grantler und grantelt sich beherzt durch die grantelige Stadt.

Das granteln zieht sich durch alle lebensberei-che. Morgens in der überfüllten U-Bahn trifft man besonders viele grantler in freier Wildbahn, auf dem Viktualienmarkt verkaufen grantler Salat zu Apothekenpreisen, in der fußgängerzone gran-teln sich die leute gegenseitig an. Der natürliche

Rückzugsraum des grantlers ist das Wirtshaus. Dort ist die Chance am größten, die grantelnei-gung zu zelebrieren, denn auch das Personal be-steht komplett aus grantlern. Prototyp des Wirt-hausgrantlers ist der gepräckträger Alois hingerl, eine von ludwig thoma erdachte literarische fi-gur. Selbst im himmel grantelt der Münchner wei-ter: „luja, hob i g’sogt! Zefixhalleluja!“

Der grundsätzlich grantige Philosoph Arthur Schopenhauer, der jegliche menschliche existenz als „eine Art fehler“ ansah, verglich die gesell-schaft mit einem haufen von Stachelschweinen: „So treibt das Bedürfnis der gesellschaft, aus der leere und Monotonie des eigenen innern ent-sprungen, die Menschen zueinander; aber ihre vielen widerwärtigen eigenschaften und uner-träglichen fehler stoßen sie wieder voneinander ab.“ Der Münchner grantler leidet aber nicht un-ter dem schopenhauerschen Stachelschwein-syndrom, denn trotz des ganzen Murrens und Knurrens ist er im Kern ein herzensguter und so-zialer Mensch.

im gegensatz zum Misanthrop, der sich selbst und die gesamte Menschheit hasst, wird der grantler niemals menschenverachtend, auch wenn es manchmal so klingt.

Der grantler mosert zwar für sein leben gern herum, aber er akzeptiert die Verfassung und die bestehende gesellschaftsordnung: „ich bin tole-rant. ich grüße den Böhm, obwohl er mein Nach-bar ist.“ (gerhard Polt) er ist weder konservativ noch anarchistisch, noch linksliberal veranlagt, er lässt sich politisch keiner Richtung eindeutig zuordnen. gegrantelt wird demokratisch, es kann jeden treffen, sowohl fremde als auch einheimi-sche. für den grantler ist das granteln ein Ventil für seine Wut, die sich aufgrund seiner politischen und privaten Ohnmacht sonst aufstauen würde. treffend hat das der klassische grantler Karl Va-lentin ausgedrückt: „ich bin auf Sie angewiesen, aber Sie nicht auf mich! Merken Sie sich das!“

Zugroaste, Japaner und andere Außerbaieri-sche fürchten den Münchner grantler dennoch, so wie der Bangladescher den Monsun fürchtet. Ja, sind diese Deppen denn noch ganz sauber? So ein Schmarrn! Der grantler, das sagen wir jetzt wirklich zum allerletzten Mal, ist durchaus ein sympathischer Zeitgenosse. Zefix! Sakradi no amoi!

titus Arnu schreibt Reportagen und Bücher. Das neueste Werk heißt „Nackt am grill. ein Mann geht an seine grenzen“.

Man kann tatsächlich behaupten, dass der Münch-

ner grant einen gewissen eventcharakter hat.

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Impressum

verlag: BeSt Of… Media Deutschland, lipowskystraße 29, 81373 München (Zweigniederlassung der BeSt Of… Media gmbh, leimgrubenweg 66, Ch-4125 Riehen) gesellschafter: Christoph hablützel, Riehen (Vorsitzender der geschäftsführung), frank Kampp, München (geschäftsführer Deutschland), Markus Zimmermann, Basel herausgeber: Christoph hablützel konzeption: Markus Zimmermann Realisation: frank Kampp Layout: ipw Marketing Ag ASW, Basel, Schweiz v.i.S.d.p.: Christoph hablützel, frank Kampp Redaktionsleitung: Anatol locker Autoren: Anatol locker, Marco Schmidt, larissa Vassilian, isabel Winklbauer kolumnisten in dieser Ausgabe: Stefan lemle, larissa Vassilian, titus Arnu Fotos: Bethel fath, florian Böhm, Moritz hoffmann, Alexandra Kinga fekete, enno Kapitza, Daniel Schvarcz prepress/Druck: Schwabe Ag, Muttenz, Schweiz Erscheinungsweise: BeSt Of MüNCheN erscheint 2-mal jährlich Distribution: persönlich adressiert an Premiumadressen in München; an ausgewählte institutionen, Arztpraxen, innenstadtgeschäfte und Medien; weitere exemplare zur Verfügung der präsentierten Unternehmen nachdruck: nur gestattet mit schriftlicher genehmigung des Verlags und mit genauer Quellenangabe Bestellungen: einzelverkaufspreis eUR 15,–, inkl. Porto kontakt: [email protected], t +49 89 500598 155 weitere publikationen: BeSt Of ZüRiCh 2 (Januar 2011), BeSt Of BASel 4 (März 2011), BeSt Of BeRN 1 (frühling 2011), BeSt Of lUZeRN 1 (Sommer 2011).

vorschau/impressum

nächste ausgabe

NR. 2 SOMMeR/heRBSt 2011

BEST OF münchEn LEBEnSART LEIDEnSchAFT mEnSchEnNR. 2 SOMMER/HERbSt 2011

architektur    Genuss    Film    hotel    mode    Wohnen    medizin    theater    kunst    recht

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