Aufbereitung flexibler Endoskope - zuverlässig – präsent · 2013. 11. 13. · Einweg-Endoskope...
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46. Zürcher Hygienekreis, 12.11.2013
Aufbereitung flexibler Endoskope -State of the art
Marie-Theres Meier, Beraterin für Infektionsprävention und SpitalhygieneKlinik für Infektionskrankheiten und Spitalhygiene, UniversitätsSpital Zürich
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Errungenschaft der endoskopischen Untersuchungenund Behandlungen
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Schematic drawing of a cross section of a flexible endoscope showing the complex design and multiple internal channels (inner diameter, 2.8 to 3.8 mm).
Kovaleva J et al. Clin. Microbiol. Rev. 2013;26:231-254
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Aufbereitung – eine grosse Herausforderung
Ziel: Keime so reduzieren, dass keine Gefahr einer Übertragung pathogener Keime auf den nächsten Patient besteht
Bundesgesundheitsbl 2012 · 55:1244–13103
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Inhalt
Eine wahre Geschichte - Fallbeispiel
Guidelines und Grundsätze
7 Schritte zum sauberen Endoskop
Personalschutz
Dokumentation / Rückverfolgbarkeit
Zubehör
Aufbewahrung
Mikrobiologische Kontrollen
Fallstricke - Audits
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Fallbeispiel von 2012
Patientin glaubt, dass sie sich bei der Gastroskopie mit Hepatitis C infiziert hat.
Sie schaltet einen Anwalt ein.
Spital ist in der Beweispflicht:
Aufbereitung: Richtlinie seit 23.05.2011, geschultes Personal, Kontrollen
Chemikalien sind gelistet (BAG und VAH),
RDG-E entspricht der Euronorm ISO 15 883-4, regelmässige Wartungen
Zusatzinstrumente (Biopsie-Zangen) sind sterile Einmalprodukte
Rückverfolgbarkeit dokumentiert und mikrobiologische Kontrollen
Die Pat. verlangt, dass das Personal auf Hepatitis C getestet wird (Eingriff jedoch keine Risikosituation)
Patientin mit neu entdeckter Hepatitis C
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Nosokomiale Infektionen durch Endoskope
+ Parasiten
+ Opportunistische Erreger bei Immunsuppression
Keimspektrum
Kovaleva J. et al. Clin Microbiol Rev. 2013 Apr;26(2):231-54
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Nosokomiale Infektionen während Gastroskopie
Kovaleva J. et al. Clin Microbiol Rev. 2013 Apr;26(2):231-54
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Guidelines – Grundlagen für hausinterne Arbeitsanweisungen
Schweizerische Richtlinie zur Aufbereitung flexibler Endoskope 2010
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Europäische Richtlinie ESGE-ESGENA guideline: Cleaning and disinfection in gastrointestinal endoscopy,
Update 2008
Anforderungen an die Hygiene bei der Aufbereitung flexibler Endoskope und endoskopischen Zusatzinstrumenten Empfehlung der Kommission für Krankenhaushygiegene und Infektionsprävention beim Robert Koch-
Institut (RKI) (4-2002) Anforderungen an die Hygiene bei der Aufbereitung von Medizinprodukten, Anlage 8 (10-2012)
Amerikanische Richtlinie Multisociety guideline on reprocessing flexible GI endoscopes: 2011.
4 Gesellschaften – 1 Richtlinie (SGGSSG,SGP, SGSH, SVEP)
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Voraussetzungen
Genügend Personal Genügend Zeit Spezialisiertes und trainiertes Personal in der Routine und bei Notfall -
Untersuchungen Gute Kenntnis und Auffrischung der speziellen Endoskope
Der Faktor Mensch
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Räumlichkeiten Separater Waschraum: Trennung schmutzig, sauber und Aufbewahrung
Ventilation
Separate genügend grosse Waschbecken
Sichere Aufbewahrung der Chemikalien
ESGE±ESGENA guideline: Cleaning and disinfection in gastrointestinal endoscopy, Update 2008
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7 Schritte zum sauberen Endoskop
Vorreinigung Manuelle Reinigung 1. Spülung Desinfektion 2. Spülung Trocknung Aufbewahrung
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Reinigungs-+Desinfektionsgerät
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Schweizerische Richtlinie zur Aufbereitung flexibler Endoskope, 2010
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Arbeitsanweisung
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Brigitte Schalk Jufer, Kantonsspital Nidwalden
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Vorreinigung sofort nach der Untersuchung
Zeitpunkt: sofort nach Untersuchung, Endoskop ist noch an der Lichtquelle angeschlossen
Sofort aussen abwischen (flusenfreies Tuch oder Schwamm)
Arbeitskanal, Luft-/Flüssigkeitskanal mit mind. 250ml Reinigungslösung spülen und Kontrolle der Durchgängigkeit
Anschliessend mit Luft leer saugen
Transport: keine Kontamination der Umgebung
Ziel: Reinigung der sichtbaren Verschmutzung vor Antrocknen
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Manuelle Reinigung im Waschraum
1. Schritt immer der Leckagetest
Unter Flüssigkeits-Oberfläche bürsten
Alle Kanäle
Kanal- und Ventilöffnungen und Spitze bürsten
Aussenmantel mit flusenfreiem Tuch
Bürsten nach jedem Gebrauch aufbereiten
Ultraschall-Bad
Flüssigkeitswanne mindestens täglich bei desinfizierenden Mitteln wechseln, sonst nach jedem Gebrauch
Ziel: Verschmutzungen und Mikroorganismen entfernen
Mit ungenügender Reinigung ist keine gute Desinfektion möglich
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ESGE±ESGENA guideline: Cleaning and disinfection in gastrointestinal endoscopy, Update 2008
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Welche Chemie?
Verträglichkeit zwischen den verschiedenen Mitteln gewährleistet
Verträglichkeit mit dem Material der Endoskope
Wirkspektrum
Personalschutz (Ventilation)
Umweltverträglichkeit
Zwischenspülung notwendig?
Preis
Zubereitung
Voraussetzungen - Entscheidungshilfen
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Vor- und Nachteile der verschiedenen Desinfektionsmittel
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Kovaleva J. et al. Clin Microbiol Rev. 2013 Apr;26(2):231-54
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Zwei Schlussfolgerungen – zwei Empfehlungen
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Bundesgesundheitsbl 2012 · 55:1244–1310
«Aldehyde und Peressigsäure können zur Fixierung von Eiweiss führen, ihr Einsatz bei der Reinigung wird deshalb nicht empfohlen»
ESGE-ESGENA guideline: Cleaning and disinfectionin gastrointestinal endoscopy, Update 2008
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3 Studien zu Peressigsäure und Biofilm
Kampf, G. et al., Surface fixation of dried blood by glutaraldehyde and peracetic acid. J Hosp Infect, 2004. 57(2): p. 139-43.
Pineau L. et al., Comparison of the fixative properties of five disinfectant solutions, J Hosp Infect. 2008 Feb;68(2):171-7
Kovaleva J. et al., Mimicking disinfection and drying of biofilms in contaminated endoscopes, J Hosp Infect. 2010 Dec;76(4):345-50
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Reinigungslösung (Tensid- +/od. Enzymbasis, reinigende Desinfektionslösung (aldehydfrei), Peressigsäure
Aldehyd, Peressigsäure
Tenside, enzymatische Reiniger, Reinigende und desinf. Lösungen,Keine Aldehyde, keine Peressigsäure
Aldehyd, Peressigsäure
Enzymatische oder alkalische), Amine, Peressig-Säure, Quaternäre Amonium-Verbindungen. Keine Aldehyde
Desinfektionslösung nach Angabe des Herstellers
Vergleich Chemikalien bei den verschiedenen Guidelines
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DesinfektionReinigung
SchweizerischeRichtlinie
2010
RKI2012
Europäische 2008
Amerikanische2011
Reiniger nach Angabe des Herstellers
Diverse möglich, Forderung:Wirksam gegen Bakterien, Viren, Pilze, Mycobakterien
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Peressig-Säure in der Reinigung
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ProteinfixationProteinfixation Mitarbeiter-sicherheitMitarbeiter-sicherheit
Wirk
ung
ph-a
bhän
gig
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1. Zwischenspülung mit Wasser (Trinkwasserqualität)
Ja nach Hersteller kann dieser Schritt entfallen (Maschinelle Spülung, Verträglichkeit der Chemikalien)
Restliche Verunreinigungen und Chemikalien entfernen
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Maschinelle Aufbereitung
Anschliessen
Programmwahl
Registrieren
Trocknung
Entnahme
Desinfektionsmittelwahl
RDG-E entspricht der Euronorm ISO 15 883-4
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Manuelle Aufbereitung
Alle Kanäle luftblasenfrei füllen
Zeit und Dosierung einhalten
Gefäss mit Deckel schliessen
Gründliche Spülung
Spülung im separaten Becken
Steril filtriertes Wasser
Gute Trocknung mit Druckluft
Ev. Spülung mit Alkohol 70-90%
und nochmals trocknen
Desinfektionsmittel muss bakterizid (inkl.Mykobakterien), viruzid und fungizid sein
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Manuelle Aufbereitung versus maschinelle Aufbereitung
Standardisierter und validierter Prozess Automatische Dokumentation aller Schritte Weniger Belastung durch die Chemie für Personal, weniger Arbeit für das
Personal Weniger Kontaminationsgefahr der Umgebung Geringeres Risiko von Defekten
Die Gegenargumente
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Preis
Zeit
Personal mit grosser Erfahrung
Was spricht für eine maschinelle Aufbereitung?
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Personalschutz
Allergien auf Chemikalien
Kontamination mit Keimen durch Körperflüssigkeiten
Stichverletzungen
Schutzkleidung
Impfschutz (Hepatitis B)
Lüftung
Ziel: Personal ist geschützt vor Mikroorganismen und Chemikalien
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Zubehör
Biopsiezange, etc. muss steril sein
Injektionsnadeln = steriles Einwegmaterial
Einwegmaterial darf nicht aufbereitet werden
Absaugmaterial
Optikspülflasche und Anschluss-Schlauch
Material, was die Mukosa penetriert, muss steril sein
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Alkohol 70%: Spülung aller Kanäle zur besseren Trocknung
RKI und EU:Nutzen nicht geklärt
US: reduziert das Wachstum von Wasserkeimen
(1A)
Was empfehlen die Guidelines?
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Aufbewahrung
Trocken
Hängend
Staubgeschützt
Ohne Ventile
Option: Aktive Belüftung
Wie lange dürfen die Endoskope aufbewahrt werden?
Ziel: Restfeuchtigkeit muss entweichen, keine Rekontamination
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1. 7 Tage
2. 14 Tage
3. 1 Monat
4. 1 Jahr
5. Egal solange staubgeschützt
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Aufbewahrung
Wenig Studien vorhanden
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1. 7 Tage
2. 14 Tage
3. 1 Monat
4. 1 Jahr
5. Egal solange staubgeschützt
Vergis AS, Thomson D, Pieroni P, Dhalla S, Endoscopy. 2007 Aug;39(8):737-9.Reprocessing flexible gastrointestinal endoscopes after a period of disuse: is it necessary?
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Rückverfolgbarkeit
Identität des Patienten
Datum und Art der Intervention
Name des Arztes
Identifikation des Endoskopes
Name der Person, die die Reinigung durchgeführt hat
Rückverfolgbarkeit der verschiedenen Zyklen im RDG-E
Dokumentation in der (elektronischen) Krankengeschichte oder Bericht:
Relevant bei einem Outbreak oder einem andern Zwischenfall!
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Rückverfolgbarkeit
MONATSPROTOKOLL - GASTROSKOPIE
Monat: _______________ Jahr: ________________
Lauf-nr.
Datum Uhrzeit Patientendaten Gerätenummer*(Leihgerät m. Nr.)
Vorreinigung(Kürzel)
Programmauswahl(ECO, STD-V-TR, …)
Freigabe Biopsie Polyp Stat. Amb. Arzt
o GIF H 180 2901 621o GIF H 180 2901 522oo
o ECOo STD-V-TRoo
o GIF H 180 2901 621o GIF H 180 2901 522oo
o ECOo STD-V-TRoo
Automatische oder manuelle Dokumentation
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Protokoll in einem kleineren Spital
Gastroenterologie USZ
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Mikrobiologische Kontrollen
Frequenz : 1x (CH) pro Jahr, 4x jähr. (D), monatl. (AU), keine Empfehlung (US)Flüssigkeitsprobe aus allen Kanälen: Grenzwert ≤1KBE / ml
E. coli, weitere Enterobacteriaceae, Enterokokken:Mangelnde Reinigung und Desinfektion
Pseudomonas und andere NonfermenterSchlechte Wasserqualität der Schlussspülung und mangelhafte Trocknung
S. aureusKontamination, mangelhafte Lagerung, unzureichende Händehygiene
Vergrünende StreptokokkenMangelnde Reinigung und Desinfektion
Hinweis auf einen Aufbereitungsfehler - Momentaufnahme
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Realitäten im UniversitätsSpital Zürich
Gastroenterologie (3, neu 4)
Ambulante Urologie (1)
Operationssäle (6 verschiedene Standorte), bedient vom Fachexperten Anästhesiepflege
5 Intensivstationen mit Bronchoskopen (Vorreinigung)
Anzahl und Verteilung der Reinigungs- und Desinfektionsgeräte (RDG-E)
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120 Personen der Anästhesie, 20 Personen in der Gastroenterologie (inkl. Ärzte) bereiten Endoskope auf
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Fallstricke
Kanäle werden nicht richtig angeschlossen
Verwechslung von Chemikalien
Falsche Dosierungen
Compliance der Mitarbeitenden
Zeitmangel (z.Bsp. Verkürzung der Trocknungszeit)
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Personal Know how
Technische Sicherheiten
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Prozessqualität: Vertrauen ist gut – Kontrolle ist besser
Audit
Protokoll
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Adaptiert von Krh.+Hyg.+Inf.verh.31 Heft 3(2009):108-115
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Take-home Message
Neue Reinigungs- und Desinfektionsmittel
Neue Methoden zur Qualitätskontrolle (ATP, PCR)
Einweg-Endoskope
Zwei Räume zur Trennung Schmutz- und Sauberbereich
Endoskop-Aufbereitung ist und bleibt eine grosse Herausforderung
Vorreinigung ist das Fundament der Aufbereitung
Arbeitsprozesse und Arbeitsbedingungen - Voraussetzung für gute Arbeit
Personalschulungen
Zukunftsmusik
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Key notes
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Fragen:[email protected]