allyouneedisless

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Prägedrucke und musikalische Miniaturen von Schülerinnen und Schülern der Marie-Curie- Realschule Mannheim

HerausgeberMarie-Curie- Realschule, Mannheim

GestaltungThorsten Kellerthorsten-keller.com

Ein Kooperations- projekt zwischen der Marie-Curie- Realschule Mannheim und dem Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen am Rhein. Im Rahmen des Programms „Kulturagenten für kreative Schulen Ba-den-Württemberg“.

Was braucht der Mensch um glücklich zu sein? Die Beatles sangen „All you need is love“ – Alles was Du brauchst ist Liebe. Verfechter eines vereinfachten Lebensstils schwören auf „All you need is less“ – Alles was Du brauchst ist weniger – oder anders gesagt „Less is more“ – weniger ist mehr. Als Alternative zur konsumorientierten Überflussgesellschaft plä-dieren sie für einen minimalistische Lebens-stil, der von Verzicht und Beschränkungen geleitet wird. Auch in unterschiedlichen Kunstsparten, wie Bildende Kunst und Musik findet man Ansätze von minimalistischen Prinzipien. Durch Verein-fachung und Reduktion versuchen die Künst-ler und Musiker das Wesentliche auszudrü-cken. Ihre etwas karge ästhetische Sprache trotzt einer mit Reizen überfluteten Welt und fordert den Betrachter und Hörer zu gestei-gerter Wahrnehmung heraus. Mit der Teilnahme am Projekt „All you need is less“ erhielten die Schülerinnen und Schü-ler zweier achter Klassen der Marie-Curie-Realschule Mannheim die Möglichkeit, sich mit minimalistischen Gestaltungsprinzipien auseinanderzusetzen und einen persönli-chen Zugang hierzu zu finden. Eine Klasse beschäftigte sich mit Bildender Kunst, wäh-rend die andere Klasse die Musik erforschte. Dieses Projekt ist das Ergebnis einer Koope-ration zwischen der Marie-Curie-Realschule Mannheim und dem Wilhelm-Hack-Museum Ludwigshafen am Rhein im Rahmen des Pro-gramms „Kulturagenten für kreative Schulen Baden-Württemberg“.Ausgangpunkt der kreativen Arbeit der Schü-lerInnen in der Sparte Bildende Kunst war der Besuch der Ausstellung „Abstraktionen“ im Wilhelm-Hack-Museum. Dort wurden sie konfrontiert mit gegenstandslosen Kunstwer-ken, die sich durch die Reduktion auf einfa-che, übersichtliche und meist geometrische Grundstrukturen auszeichnen. Die gewonne-nen Erlebnisse und das Wissen setzten sie praktisch in der Museumswerkstatt um. Unter

Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn es nichts mehr hinzuzufügen gibt, sondern wenn man nichts mehr weglassen kann.

— Antoine de Saint-Exupéry, Schriftsteller (1900–1944)

Less is more

— Ludwig Mies van der Rohe, Architekt (1886–1969)

der künstlerischen Leitung von Lynn Schoene, Jens Vogel und Diethelm Wonner gestalteten die AchtklässlerInnen abstrakte Prägedru-cke. Beim Prägedruck, auch als Reliefdruck bekannt, wird die Körperlichkeit von Gegen-ständen mit hohem Druck in gut gewässertes Papier übertragen. Die entstandenen Prägedruckwerke der Schü-lerinnen und Schüler zeichnen sich durch eine klare reduzierte Formsprache und ein subtiles Licht-Schatten Spiel aus, welches die Plasti-zität der Bildelemente betont. Kurze Gedan-kensplitter begleiten manche Werke. Diese minimalistische Poesieform entstand durch Reflektion des eigenen Werkes. Letztlich führ-te der Designer Thorsten Keller die Schüle-rinnen und Schüler in die Besonderheiten der Buchgestaltung ein. Zusammen sammelten sie Ideen, um ihre Ergebnisse in einem Kunstka-talog angemessen zu präsentieren und Text und Bild in Beziehung zu setzen. Die musikalische Arbeit fand in der Schule unter der künstlerischen Leitung von Markus Herrmann, Michael Warren Barrett und Zacha-rias Zschenderlein, statt. In drei Gruppen wur-den kurzweilige Werke nach minimalistischem Credo erarbeitet. Neben diesen drei Stücken entstand außerdem noch ein Stück mit der ganzen Klasse. Ausgangspunkt war jeweils ein tonales Pattern, z. B. die Töne C-D-E-F, wel-ches dann rhythmisch variiert und durch die Spieler arrangiert und interpretiert wurde.

Die Ergebnisse der Projektarbeit können nun in der Ausstellung im Museum und im dazuge-hörigen Katalog mit beigefügter CD bestaunt werden. Wenn Sie sich auf eine gleichzeitige Rezeption der künstlerischen und musikali-schen Werke einlassen, öffnen sich vielleicht Tore für synästhetische Erfahrungen und eine andere Wahrnehmung der jeweiligen Werke.

Viel Spaß!

Judith Denkberg de GvirtzKulturagentin, Kulturagenten für Kreative Schulen Baden-Württemberg

Theresia KieferVermittlung, Wilhelm Hack Museum Ludwigshafen am Rhein

Markus HerrmannKulturbeauftragter, Marie-Curie-Realschule Mannheim

Mai 2017

Kreativität auf der Spur3:Prägedruck, Musikalische Miniaturen, Katalog- gestaltung

PrägedruckLynn Schoene, Jens Vogel, Diethelm Wonner

Papier … Weiß … auf … Weiß?Zunächst ist weißes Papier als Kunstwerk wenig attraktiv. Es ist alltäglich, Monotonie scheint sich vorherrschend auszubreiten – Öde – Langeweile!

In unserer mit Audio-/Video-geprägten Medi-enwelt sind wir es so gewohnt, wie es schon Nina Hagen in den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts so treffend formulierte „Alles so schön bunt hier“. Farblosigkeit ist Abstraktion und somit beim Menschen meist unbeliebt, da diese eine eingehendere Aus-einandersetzung mit der Komposition von Flächen zueinander in einem Spannungsfeld verlangt.

Spannende monochrome Kompositionen zu erstellen ist zeitaufwendig und verlangt von unseren Schülern eine neue Sichtweise. Bei genauerer Betrachtung kann man Raum schaffen und Papier unkonventionell in die „dritte Dimension“ versetzen und prägende Eindrücke erzeugen.

Schon namhafte Künstler, wie z. B. Günther Uecker haben sich mit dem Prägedruckver-fahren beschäftigt und außergewöhnliche Werke geschaffen.

Diese Technik und eine neu erworbene Sen-sibilität für dieses Thema sollte das künstle-rische Repertoire unserer Schüler erweitern. Des Weiteren konnten abstrakte Werke aus der bestehenden Ausstellung des Wilhelm-Hack-Museums zur Unterstützung und Erwei-terung der Seherfahrung zu unserem Thema betrachtet werden.

Es entstanden zunächst durch spielerische Er-fahrung kleine exemplarische Werke. Bei der

anschließenden Betrachtung verstärkte sich die kompositorische Erfahrung – der Umgang mit dem Material veränderte sich. Anfängliche Scheu wandelte sich in Interesse und Ver-ständnis um.

Das Angebot, die Prägedrucke manuell oder mit einer halbautomatischen Druckpresse herzustellen, bat die Möglichkeit entspre-chend der eigenen Neigung zu arbeiten. Im direkten Druckvorgang wurde keine Farbe eingesetzt (sogenannter Blinddruck). Ledig-lich bei der Nutzung von Metallgegenständen sind Rostspuren auf dem Papier zu erkennen.

Papier als Objekt des Alltags wandelte sich nun zum Kunstwerk.

Musikalische MiniaturenMichael Warren Barrett, Markus Herrmann, Zacharias Zschenderlein

Im Rahmen des Projekts gingen die Schüler auf die Suche nach der Essenz der Musik. Heruntergebrochen auf das Mindestmaß an Zutaten, welche ein musikalisches Werk zu-sammenhalten, entdecken sowohl Spieler als auch Hörer was musikalische Parameter wie Instrumentation, Dynamik oder Form bedeu-ten.

In Ensembles unterschiedlicher Größe wur-den Werke nach dem Prinzip des Minima-len entwickelt und bis zur Aufführungsreife perfektioniert. Dass dabei nicht nur die Idee maßgeblich für das Ergebnis ist, sondern auch die Disziplin beim Proben entscheidend das Ergebnis beeinflusst, spiegelt die viel-seitigen Ansprüche des Projekts wider. Der methodische Einstieg erfolgte über Hörauf-gaben um die Sensibilität für Veränderungen in akustischen Strukturen zu steigern. Denn hier besteht die Herausforderung von „All you need is less“.

Wenn man Musik als geordnete akustische Ereignisse in einem bestimmten Zeitfens-ter betrachtet, dann gibt es hier einfach viel weniger davon. Neben der repetitiven Ar-chitektur hat dies zur Folge, dass jede noch so kleine Veränderung eine riesige Wirkung entfaltet. Mangels ausufernder melodischer Bögen und Harmonien gewinnen rhythmische Unterteilungen, Artikulation, Phrasierung, Vari-ationen in der Lautstärke, Klangfarbe und das tonale Motiv an Bedeutung. Gestaltungsmittel, die in vielen Proben weitergebildet wurden. In diesem Sinne funktioniert Minimalismus wie eine musikalische Grundausbildung, welche durch die Fokussierung auf einzelne Parame-ter die Fähigkeiten der Spieler und Komponis-ten steigern kann.

Zwar informiert vom historischen Stil des Minimalismus, diesem aber nicht verpflich-tet, folgt das Projekt dem Credo „All you need is less“ in seiner Wortwörtlichkeit. „Was brauchst Du wirklich um ein interessantes Stück Musik auf die Beine zu stellen?“

KataloggestaltungThorsten Keller

„Gutes Design ist sowenig Design wie möglich. Weniger Design ist mehr, konzentriert es sich doch auf das Wesentliche, statt die Produkte mit Überflüssigem zu befrachten. Zurück zum Puren, zum Einfachen!“ – Dieter Rams.

Wer kommunizieren möchte, muss der Bot-schaft möglichst viel Raum überlassen. Des-halb stellt sich Design immer in den Dienst der Botschaft und unterstreicht diese – damit sie möglichst ohne Ablenkung direkt beim Betrachter ankommen kann.

In diesem Sinne haben wir uns zum einen mit den Grundlagen der Gestaltung beschäftigt. Typografie: Schriftarten, Wirkung von Schrift, Lesbarkeit und Erkennbarkeit von Buchstaben, Wörtern und Sätzen sowie Satzarten. Wie kann ich die Lesbarkeit eines Textes verbes-sern, wie verschlechtern. Zum anderen haben wir uns den fast gren-zenlosen Möglichkeiten gewidmet Text und Bild zusammen in einem von uns definieren Format zu platzieren. Denn erst die gekonnte Kombination aus Text und Bildelementen er-gibt eine gelungene Gestaltung – erstaunlich was es dabei alles zu berücksichtigen gibt!

Unsere erlernten Kenntnisse haben wir dann umgehend umgesetzt in Layouts für diesen Katalog. Und einige der Ideen der Schüle-rinnen und Schüler haben es in das fertige Produkt geschafft, das sie jetzt in den Händen halten. Viel Spaß damit!

StilleLeises SpielAus Lichtern und Schatten

Ceyda Yldiz

DurcheinanderUnvereinbare CharaktereStreit ohne Ende

Erva Aslan

WärmeSehnt sichNach kalten Seelen

Gizem Bostan

Durch KriegLiebe zerstört

Lawia Krzyzynowski

Planeten drehen sichUm meinen KopfMüde bin ich

Ibrahim Kefelioglu

Gewünschter ZusammenhaltOhne GrenzenOhne Hindernisse

Julia Wanczura

Aus Fehlern lernenVorsichtig Balancieren

Kevin Zera

Ich stehe am Scheideweg

Kushtrim Krasniqi

Absturz im stürmischen Meer

Lakshan Muthaiya

Kreis, Viereck, OvalGeheime BotschaftWer löst das Rätsel?

Lena Lauer

Atemlose MaschineImmer in BewegungZiel unbekannt

Mary Arnout

Nach schweren ZeitenSchritt nach vorneKein Blick zurück

Nico Eichmann

Er möchte zu SonneSteigenLeiter zu kurz

Nuri Gürleyen

Sie fliehen wegFürchten vor dem Zusammenprall

Parminder Sandhu

Erlebnissehinterlassen LebensspurenEnde mit offenem Ausgang

Aleyna Can

VielfaltDurch Verwandlung

Rabia Kartal

Spiegel der ZeitScheinbare Ruhe

Umut Gemici

Zeit und RaumWeiten sichIn Zeitlupe

Seineb Tetenchi

Tiefe Spuren im SchneeVerschwindenGrausame Sonne

Vasiliki Koukou

Zweite HautHält Schmerz und AngstGefangen

Semanur Celik

Zugeneigt schwimmen sie im MondlichtEgal in welche Richtung

Samet Kilic

Unendliche WegeManche positvManche negativ

Tamer Kaya

MutAnders zu seinDas unvollkommene

Melissa Bulut

Ein Kooperations- projekt zwischen der Marie-Curie- Realschule Mannheim und dem Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen am Rhein. Im Rahmen des Programms „Kulturagenten für kreative Schulen Ba-den-Württemberg“.

In dem Teilbereich Musik waren folgende Schülerinnen und Schüler der 8. Klasse beteiligt:

Biyan AkinDuygu ArisoyMehmet Emin ArslanAugustin, Jennifer AugustinMaurice BergemannKatarina BerkovichHamza Akin BostanBatuhan CelebiIlayda GüdücüBeyza Nur InanMustafa KarakayaTryphäna Cisca MieziTryphosa Eliana MieziNora ObeidErion OsdautajHassan QuanbarMaduschani Diana SchneiderNavjot SinghAlec TooleFaizan WahidDominik Wolf