20–2 21–2...»Ecce, quomodo moritur iustus« des Jacobus Gallus, ein Versikel von den...

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  • Bach

    20–221–2

    &

  • InhaltProgramm 3

    Daten & Fakten 4

    EinführungAnnäherungenbeimLesenundHörenvonJohannSebastianBachsJohannes-Passion 6

    GesangstexteJohannes-Passion 12

    BiographienJoowonChung 30BennoSchachtner 31WernerGüra 32PeterHarvey 33TobiasBerndt 35GächingerKantoreiStu:gart 36AkademiefürAlteMusikBerlin 38Hans-ChristophRademann 40FörderkreisBachakademie 42Vorschau 43Dank 45

  • Akademiekonzert IVSAISON 2015-2016

    Samstag, 20. Februar 2016 . 19:00Sonntag, 21. Februar 2016 . 19:00 Liederhalle, Beethoven-Saal

    .Konzerteinführung . Dr. Henning Bey & Hans-Christoph Rademann jeweils 18:15 im Beethoven-Saal.Konzertdauer etwa 2 Stunden.Keine Pause

    Joowon Chung SopranBenno Schachtner CountertenorWerner Güra TenorPeter Harvey BassTobias Berndt Bass

    Gächinger Kantorei Stu:gartAkademie für Alte Musik BerlinHans-Christoph Rademann Leitung

  • Programm

    Johann Sebastian Bach 1685 – 1750.Johannes-Passion BW V 245

    Joowon Chung SopranBenno Schachtner CountertenorWerner Güra TenorPeter Harvey BassTobias Berndt BassHenrie:e Autenrieth (Ancilla)Wolfgang Frisch (Servus)Simon Millan (Petrus)

    Gächinger Kantorei Stu:gartAkademie für Alte Musik BerlinHans-Christoph Rademann Leitung

    Stu:gart ist nicht nur Musikstadt, sondern auch Weinstadt. Wir freuen uns deshalb, unseren Künstlern Weine des Collegium Wirtemberg überreichen zu können.

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  • Daten & Fakten

    Johann Sebastian Bach .Johannes-Passion BW V 245

    Bese;ung . Soli (SATBB); Chor 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Violinen, Viola, Basso continuo (Violoncello, Kontrabass, Fago:, Orgel)

    Libre:o . Zusammenstellung eines unbekannten Verfassers, wahrscheinlich unter Mitwirkung Bachs, aus drei Quellen: Johannes-Evangelium, Kapitel 18 und 19 (mit Einschüben aus Ma:häus 26, 75 und 27, 52); Leipziger Gesangbuch; Der für die Sünde der Welt Gemarterte und Sterbende Jesus (Hamburg 1712) von Barthold Hinrich Brockes (die so genannte Brockes-Passion).

    Entstehung . Die Johannes-Passion war Bachs erster Beitrag zu der noch neuen Leipziger Kultur der Passionsvertonungen. Erst 1721 ha:e Johann Kuhnau (1660 – 1722), Bachs Vorgänger als Comas-kantor, mit seiner Markus-Passion den Anfang gemacht. Aufgeführt wurden die Passionsmusiken innerhalb der Karfreitagsvesper, also in einem liturgisch wenig festgelegten Bereich: Sofort nach dem Chorsa; »Da Jesus an dem Kreuze stund« se;te der 1. Teil der Passion ein. Zwischen dem 1. und 2. Teil der Passion war die Predigt vor gesehen, nach Abschluss der Passion erklangen die Mote:e »Ecce, quomodo moritur iustus« des Jacobus Gallus, ein Versikel von den Altaristen, ein Dankgebet und der Gemeindegesang »Nun danket alle Gott«. Die Kürze der Ordnung zeigt deutlich, dass ein gewisser Raum für Experimente gegeben war. Den Rahmen der ohnehin sehr langen Go:esdienste hä:en die umfangreichen Werke sicherlich gesprengt.

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  • Fassungen . Zum ersten Mal erklang die Johannes-Passion am Karfreitag, 7. April 1724. Nachdem sich Bachs Vorhaben, sie in der Comaskirche aufzuführen, zerschlagen ha:en, fand die AuDührung im Vespergo:esdienst der Nikolaikirche sta:. Das Werk wurde von Bach selbst mehrfach überarbeitet, d. h. weiteren AuDührungen an den Karfreitagen der Jahre 1725, 1728 (oder 1732) und 1749 angepasst, indem er einzelne Nummern austauschte, anders textierte oder instrumentierte. Die heutige AuDührung folgt dem Urtext der Neuen Bach-Ausgabe, der sich überwiegend an der 1. Fassung orientiert.

    Quellen . Die Johannes-Passion ist in einer handschriIlichen Partitur und in Stimmen überliefert. Die Partitur hat Bach vermutlich für eine WiederauDührung 1739 begonnen, aber abgebrochen, da diese nicht zu Stande kam. Beendet wurde die Partitur durch einen Kopisten, der aber nur den unrevidierten Notentext der Erstfassung von 1724 in die von Bach begonnene Partitur übertrug. Eine Fassung le;ter Hand als Partitur liegt nicht vor. Der Erstdruck der Partitur erschien 1831 in Berlin unter dem Titel Große Passions-Musik / nach dem Evangelium Johannis / von / Johann Sebastian Bach im Verlag der Buch- und Musikalienhandlung von T. Trautwein. Die AuDührung im Konzert basiert auf der seit 1973 veröDentlichten »Normalfassung« der Neuen Bach-Ausgabe. Dieser liegt die teilautographe Partitur zugrunde: Sie geht also einerseits auf die AuDührung von 1724 zurück, schließt aber andererseits auch Änderungen von 1739 mit ein. Ob das Werk zu Bachs Zeiten jemals in dieser Gestalt erklungen ist, liegt im Dunkeln.

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  • I

    Es gibt eine berühmt gewordene Stelle aus Goethes Briefwechsel mit dem Komponisten und Dirigenten Carl Friedrich Zelter. Da heißt es über Johann Sebastian Bach, seine Musik klinge »als wenn die ewige Harmonie sich mit ihr selbst unterhielte, wie sich’s etwa in Gottes Busen, kurz vor der Weltschöpfung, möchte zugetragen haben. Es war mir, als wenn ich weder Ohren, am wenigsten Augen, und weiter keine übrigen Sinne besäße noch brauchte.«

    »Nicht Bach, Meer sollte er heißen« meint Ludwig van Beethoven.»Bach, der fünfte Evangelist« — Nathan Söderblom, Erzbischof von Uppsala, erhebt ihn zum evangelischen Heiligen. »Bach — Anfang und Ende aller Musik« schwärmt Komponist Max Reger. Der unkonventionelle Avantgardist Mauricio Kagel hält dagegen: »Nicht alle Musiker glauben an Gott, aber alle an Bach.«

    John Cage, der Meister der Stille, stellt in seinem »Vortrag über Nichts« lapidar fest: »Einer meiner Schüler sagte zu mir, ich stimme mit dem überein, was Sie über Beethoven sagen, aber ich habe eine sehr ernsthafte Frage: was sagen Sie über Bach?«

    In seiner Geschichte Begegnung im Park läßt Herbert Rosendorfer den fiktiven Mozart ungläubig fragen: »Was? Bach hat eine Matthäuspassion geschrieben?« — und nach einigem Hin- und Her stellt sich schließlich heraus, daß Mozart unter Bach selbstverständlich »den Jungen Bach«, nämlich C. Ph. E. verstand. J. S. (»der Alte«) ist für ihn nur noch als

    Annäherungen beim Lesen und Hören von Johann Sebastian Bachs Johannes-Passion

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    abstraktes Studienobjekt relevant. Gleichwohl sollte viel von der Kontrapunktik des »Alten« unmi:elbar in Mozarts Musik einfließen.

    Der sächsische Pfarrer Christian Gerber berichtet 1732 über die ErstauDührung von Bachs Matthäus-Passion: »Als in einer vornehmen Stadt diese Paßions-Music mit 12 Violinen, vielen Hautbois, Fagots und anderen Instrumenten mehr, zum erstenmal gemacht wurde, erstaunten viele Leute darüber und wußten nicht, was sie daraus machen sollten. Als nun diese theatralische Music angieng, so geriethen alle diese Personen in die größte Verwunderung, sahen einander an und sagten: ›Was soll daraus werden?‹ Eine alte Adeliche Witwe sagte: ›Gott behüte, ihr Kinder! Ist es doch, als ob man in einer Opera-Comödie wäre‹ «.

    II

    Für die Stelle der Leipziger Kirchenmusikdirektors an der Comaskirche und -schule wird der Komponist Georg Philipp Telemann favorisiert, Kantor und Musikdirektor der vier Hauptkirchen in Hamburg, »weil er nun wegen seiner Music, in der Welt bekant wäre«, so das Ratsprotokoll. Doch Telemann sagt kurzfristig ab, nachdem sein Lohn in Hamburg um 400 Taler erhöht wird. Also wird das Amt zunächst Johann Christoph Graupner angeboten, Kandidat Nummer zwei auf der Wunschliste des Rates, denn »[man] kenne H. Graupner nicht spezial, jedoch mache er eine gute Gestalt und schiene ein feiner Mann zu sein, glaube auch, daß er ein guter Musicus wäre«. Doch der feine Mann muss ebenfalls absagen, er wird von seinem Dienstherrn nicht entlassen. In der näheren Wahl sind je;t noch der in böhmischen Diensten stehende Kapellmeister Johann Friedrich Fasch und der Organist der Neuen Kirche Georg Balthasar Scho:, sowie der hochfürstliche Kapellmeister zu Köthen, Johann Sebastian Bach. Das gerne zitierte Wort von Ratsherr Abraham Christoph Plaz: »Da man nun die Besten nicht bekommen könne, so müsse man mittlere nehmen, es sey von einem zu Pirna ehmals viel gutes gesprochen worden«, zielt zwar nicht direkt auf Bach, sondern vermutlich auf einen weiteren Mitbewerber Schulmeister Christian Heckel, dennoch zeigt es aber, dass sich die Begeisterung des Rates über die noch zur Ver-fügung stehenden Bewerber in Grenzen hält.

  • Wie sieht ein heutiger Karfreitagsgo:esdienst ohne Kirchenmusik, ohne Bachs Musik aus?

    Was ist an einem zweiten Weihnachtsfes:ag ohne den zweiten — oder notfalls einem anderen Teil des Bach’schen Weihnachtsoratoriums — in unseren Kirchen los?

    Die Menschen kamen zu Bachs Zeiten in die Kirchen, um die Prediger zu hören und nahmen Bachs Musik in Kauf. Heute dagegen, hat einer spö:isch kommentiert, kommen die Menschen, um Bachs Musik zu hören und nehmen die Prediger in Kauf. Le;tere haben es heu;utage schwerer als die Musiker.

    Bach ist uns nahe. Er war aber auch schon mal ganz weit weg ...

    Robert Schneider charakterisiert ihn im le;ten Kapitel seines Romans Die Offenbarung als mißgestimmten, alten Mann, der mit Go: und der Welt hadert und seinen devoten Schwiegersohn Altnikol ständig mit den Worten »Geb’ ER mir Kanaster!« um Nachschub für seine Tonpfeife angeht.

    In Christoph WolDs Johann Sebastian Bach zieht sich der alternde Meister wie ein mi:elalterlicher Mystiker in seine Komponierstube zurück, um mit konsequentem Eindringen in die tiefsten Gese;e und Ordnungen der Tonkunst le;tendlich seinen persönlichen Go:es beweis zu führen. Dafür stehen die h-moll-Messe und die Kunst der Fuge.

    Was kam nach den Bachschen Passionen? Da wären zum Beispiel:Carl Heinrich Graun Der Tod JesuReger O Haupt voll Blut und WundenJohannes Weyrauch Johannes-PassionHugo Distler ChoralpassionPaul E. Ruppel CrucifixionAndrew Lloyd Webber Jesus Christ SuperstarKrzysztof Penderecki Lukas PassionDas sind — mit einer Ausnahme? — alles Stücke, die heute kaum jemand kennt.

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  • Was ist denn aus den KompositionsauIrägen der Stu:garter Bach-Akademie zum Bachjahr 2000 geworden? Vier zeitgenössische Passionsvertonungen wurden damals geschaDen und uraufgeführt. Wo sind sie heute? Wer wird sie dereinst wiederentdecken?

    Felix Mendelssohn Bartholdy, der seinerzeit die legendäre Wieder-auDührung von Bachs Matthäus-Passion in die Wege geleitet hat, schrieb damit Musikgeschichte. »Sie sangen mit einer Andacht, als ob sie in der Kirche wären«, bemerkte er über seine Chorsänger. Es begann eine Bachbegeisterung, eine Bach-Retrospektive, wie sie nicht nur im Abendland ohne Beispiel geblieben ist. Und es begann der Auszug von Bachs geistlicher Musik aus der Kirche heraus in die Welt hinein.

    »Wie kommt es, daß Musik, die ihres liturgischen Environments beraubt wurde, geistlich erfahrbar bleibt? Das liegt nicht daran, dass sie sich vor bald 300 Jahren an der Liturgie geistlich infizierte oder ihr Text offensichtlich von geistlichem handelt sondern daran, dass das Geistliche ... in ihrer Faktur und Konstruktion gegenwärtig ist« sagt Clytus Go:wald.

    IIIDie Johannes-Passion als »Oper im Kopf«

    Sie, die ältere, dramatischere und in vieler Hinsicht kühnere Schwester der epischen Matthäus-Passion, erzählt die Geschichte des königlichen Go:essohns, der seine Passion nicht erduldet, sondern zum Heil aller Menschen vollzieht.

    Bach hat keine Opern geschrieben. Die intensiven Bilder, die sich beim Hören seiner Musik einstellen, entstehen bei uns im Kopf. In seinen Passionen, Kantaten und Oratorien komponiert er existenzielle Situationen der menschlichen Existenz, die uns unmi:elbar berühren.

    In der Johannes-Passion finden sich unter anderem die folgenden auskomponierten ADekte: »Von den Stricken meiner Sünden« — Empathie mit dem Leidenden,»Ich folge Dir gleichfalls mit freudigen Schritten« — gläubiges Urvertrauen,»Ach meine Sinn« — jähe, abgrundtiefe Verzweiflung«,»Eil, ihr angefochtnen Seelen« — kollektive Verunsicherung und Panik,»Zerfließe meine Herze« — eine herzzerreißende Totenklage.

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    Und wer beim le;ten Abschied in einem Sterbezimmer schon einmal die Klänge von »Es ist vollbracht« in seinem Herzen bewegte, ahnt was gemeint ist.

    Dagegen stehen in scharfem Kontrast die heulende, tobende Menge, das grelle Geschrei der Turbae-Chöre, der in Töne gese;te tobende Mob, Pogromstimmung und virulente Gewalt.

    Dann ergreiI und fasziniert uns die intensive Sprache der Bachschen Choräle — jeder für sich ein Meisterwerk.

    Wir stehen staunend unter dem großartigen Portal des Eingangschors, der in einer seiner musikalischen Figuren (»Zeig uns durch deine Passion«) den übergroßen Finger des Johannes auf dem Isenheimer Altarbildnis nachzuzeichnen scheint.

    Und dann ist da noch die geradezu überirdisch schöne Schlichtheit des beschließenden Chorals »Ach Herr, laß Dein lieb Engelein«, der auf berückende Weise die Wendung des Dramas ins Transzendente vollzieht.

    Bachs Johannes-Passion geht auf kein geschlossenes Libre:o zurück. Dies läßt vermuten, daß er die Texte der Arien und Choräle selbst ausgewählt und zusammengestellt hat. Seine Entscheidung für oder gegen einen Text oder eine Choralstrophe ist sein eigentliches theologisches Bekenntnis und Vermächtnis.

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    IVJesus spricht triumphierend: »Es ist vollbracht!«

    Im Roman Das Evangelium nach Jesus Christus des portugiesischen Literaturnobelpreisträger José Saramago fragt Jesus am Kreuz zweifelnd: »War das alles?« Go: antwortet mit: »Nein, mein Sohn« und ergeht sich anschließend in eine unendliche Litanei über MärMrer, die den Tod um des Glaubens willen erli:en haben, über die Verbrechen der Inquisition und über die Kriege, die im Namen und durch das Christentum begangen wurden. Eine Litanei, die bis heute nicht ver-klungen ist. Das Christentum ist durch seine belastete Vergangenheit in sich selbst verstrickt, gefangen und unerlöst.

    Bedrückt sehen wir: Die Erlösung der Menschen und der Welt zu verkünden, fällt schwer, da diese zur Zeit nur schwer erfahren werden kann. Zuviel unfaßbare Gewalt, zuviel Leid, Krieg, Flucht, Vertreibung, Ungerechtigkeit, Ausbeutung und Unterdrückung. Zuviel Gier, Profit-streben, Gewinnmaximierung. Zuviel Eigenbefindlichkeiten, Egoismus, zuviel mangelnde Solidarität und zuviel Ignoranz. Die unerlöste Welt und die geplagten Menschen leiden und sterben, wie Christus am Karfreitag leidet und stirbt.

    Kann Kirchenmusik Verkündigung sein? Welche BotschaI vermi:elt Bachs Johannes-Passion? Die Vermi:lung einer Go:eserfahrung ist nicht messbar oder empirisch nachweisbar. Und der amerikanische Komponist Steve Reich bemerkte einmal: »Wenn wir wüßten, wie Magie in die Musik kommt, wären wir alle wie Beethoven.«

    Saramagos Roman endet mit den Worten des Vaters an den Sohn: »Ich kann Dir nicht alle Fragen stellen und Du mir nicht alle Antworten geben«.

    Die BotschaI des Glaubens mag jeder für sich selbst verstehen lernen. Vielleicht kann uns Bachs Johannes-Passion dabei ein Stück weit begleiten?

    Søren SchwesigStadtdekan

  • Johannes-Passion BW V 245

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    Teil IHerr, unser Herrscher, dessen Ruhmin allen Landen herrlich ist! Zeig uns durch deine Passion,dass du, der wahre Go:essohn,zu aller Zeit,auch in der größten Niedrigkeit,verherrlicht worden bist!

    Jesus ging mit seinen Jüngern über den Bach Kidron, da war ein Garte, darein ging Jesus und seine Jünger. Judas aber, der ihn verriet, wußte den Ort auch, denn Jesus versammelte sich oI daselbst mit seinen Jüngern. Da nun Judas zu sich ha:e genommen die Schar und der Hohenpriester und Pharisäer Diener, kommt er dahin mit Fackeln, Lampen und mit WaDen. Als nun Jesus wußte alles, was ihm begegnen sollte, ging er hinaus und sprach zu ihnen:

    Wen suchet ihr?

    Sie antworteten ihm:

    I. Chor

    II a. RezitativTenor (Evangelist)

    Bass (Jesus)

    Tenor (Evangelist)

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    Jesum von Nazareth.

    Jesus spricht zu ihnen:

    Ich bin’s.

    Judas aber, der ihn verriet, stund auch bei ihnen. Als nun Jesus zu ihnen sprach: Ich bin’s, wichen sie zurücke und fielen zu Boden. Da fragete er sie abermal:

    Wen suchet ihr?

    Sie aber sprachen:

    Jesum von Nazareth.

    Jesus antwortete:

    Ich hab’s euch gesagt, dass ich’s sei, suchet ihr denn mich, so lasset diese gehen!

    O große Lieb, o Lieb ohn alle Maße,die dich gebracht auf diese Marterstraße!Ich lebte mit der Welt in Lust und Freuden,und du musst leiden.

    Auf dass das Wort erfüllet würde, welches er sagte: Ich habe der keine verloren, die du mir gegeben hast. Da ha:e Simon Petrus ein Schwert und zog es aus und schlug nach des Hohenpriesters Knecht und hieb ihm sein recht Ohr ab; und der Knecht hieß Malchus. Da sprach Jesus zu Petro:

    Stecke dein Schwert in die Scheide! Soll ich den Kelch nicht trinken, den mir mein Vater gegeben hat?

    II b. Chor

    II c. RezitativTenor (Evangelist)

    Bass (Jesus)

    Tenor (Evangelist)

    Bass (Jesus)

    Tenor (Evangelist)

    II d. Chor

    II e. RezitativTenor (Evangelist)

    Bass (Jesus)

    III. Choral

    IV. RezitativTenor (Evangelist)

    Bass (Jesus)

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    Dein Will gescheh, Herr Go:, zugleichauf Erden wie im Himmelreich.Gib uns Geduld in Leidenszeit,gehorsam sein in Lieb und Leid;wehr und steur allem Fleisch und Blut,das wider deinen Willen tut!

    Die Schar aber und der Oberhauptmann und die Diener der Jüden nahmen Jesum und bunden ihn und führeten ihn aufs erste zu Hannas, der war Kaiphas Schwäher, welcher des Jahres Hoherpriester war. Es war aber Kaiphas, der den Juden riet, es wäre gut, dass ein Mensch würde umbracht für das Volk.

    Von den Stricken meiner Sündenmich zu entbinden,wird mein Heil gebunden. Mich von allen Lasterbeulen völlig zu heilen, lässt er sich verwunden.

    Simon Petrus aber folgete Jesu nach und ein ander Jünger.

    Ich folge dir gleichfalls mit freudigen Schri:enund lasse dich nicht,mein Leben, mein Licht. Befördre den Lauf und höre nicht auf, selbst an mir zu ziehen, zu schieben, zu bi:en!

    V. Choral

    VI. RezitativTenor (Evangelist)

    VII. ArieAlt

    VIII. RezitativTenor (Evangelist)

    IX. ArieSopran

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  • 1515

    Derselbige Jünger war dem Hohenpriester bekannt und ging mit Jesu hinein in des Hohenpriesters Palast. Petrus aber stund draußen für der Tür. Da ging der andere Jünger, der dem Hohenpriester bekannt war, hinaus und redete mit der Türhüterin und führete Petrum hinein. Da sprach die Magd, die Türhüterin, zu Petro:

    Bist du nicht dieses Menschen Jünger einer?

    Er sprach:

    Ich bin’s nicht.

    Es stunden aber die Knechte und Diener und ha:en ein Kohlfeu’r gemacht (denn es war kalt) und wärmeten sich. Petrus aber stund bei ihnen und wärmete sich. Aber der Hohepriester fragte Jesum um seine Jünger und um seine Lehre. Jesus antwortete ihm:

    Ich habe frei, öDentlich geredet für der Welt. Ich habe allezeit gelehret in der Schule und in dem Tempel, da alle Juden zusammenkommen, und habe nichts im Verborgnen geredt. Was fragest du mich darum? Frage die darum, die gehöret haben, was ich zu ihnen geredet habe! Siehe, dieselbigen wissen, was ich gesaget habe.

    Als er aber solches redete, gab der Diener einer, die dabei stunden, Jesu einen Backenstreich und sprach:

    Solltest du dem Hohenpriester also antworten?

    Jesus aber antwortete:

    Hab ich übel geredt, so beweise es, dass es böse sei, hab ich aber recht geredt, was schlägest du mich?

    X. RezitativTenor (Evangelist)

    Sopran (Ancilla)

    Tenor (Evangelist)

    Bass (Petrus)

    Tenor (Evangelist)

    Bass (Jesus)

    Tenor (Evangelist)

    Tenor (Servus)

    Tenor (Evangelist)

    Bass (Jesus)

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    Wer hat dich so geschlagen,mein Heil, und dich mit Plagenso übel zugericht’?Du bist ja nicht ein Sünderwie wir und unsre Kinder,von Missetaten weißt du nicht.

    Ich, ich und meine Sünden,die sich wie Körnlein findendes Sandes an dem Meer,die haben dir erregetdas Elend, das dich schläget,und das betrübte Marterheer.

    Und Hannas sandte ihn gebunden zu dem Hohenpriester Kaiphas. Simon Petrus stund und wärmete sich, da sprachen sie zu ihm:

    Bist du nicht seiner Jünger einer?

    Er leugnete aber und sprach:

    Ich bin’s nicht.

    Spricht des Hohenpriesters Knecht’ einer, ein Gefreundter des, dem Petrus das Ohr abgehauen ha:e:

    Sahe ich dich nicht im Garten bei ihm?

    Da verleugnete Petrus abermal, und alsobald krähete der Hahn. Da gedachte Petrus an die Worte Jesu und ging hinaus und weinete bi:erlich.

    XI. Choral

    XII a. RezitativTenor (Evangelist)

    XII b. Chor

    XII c. RezitativTenor (Evangelist)

    Bass (Petrus)

    Tenor (Servus)

    Tenor (Evangelist)

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  • 1717

    Ach, mein Sinn,wo willt du endlich hin,wo soll ich mich erquicken?Bleib ich hier,oder wünsch ich mirBerg und Hügel auf den Rücken?Bei der Welt ist gar kein Rat,und im Herzenstehn die Schmerzenmeiner Missetat,weil der Knecht den Herrn verleugnet hat. Petrus, der nicht denkt zurück,seinen Go: verneinet,der doch auf ein’ ernsten Blickbi:erlichen weinet.Jesu, blicke mich auch an,wenn ich nicht will büßen;wenn ich Böses hab getan,rühre mein Gewissen!

    XIII. ArieTenor

    XIV. Choral

  • 18

    Teil IIChristus, der uns selig macht,kein Bös’ hat begangen,der ward für uns in der Nachtals ein Dieb gefangen,geführt für go:lose Leutund fälschlich verklaget,verlacht, verhöhnt und verspeit,wie denn die SchriI saget.

    Da führeten sie Jesum von Kaipha vor das Richthaus, und es war frühe. Und sie gingen nicht in das Richthaus, auf dass sie nicht unrein würden, sondern Ostern essen möchten. Da ging Pilatus zu ihnen heraus und sprach:

    Was bringet ihr für Klage wider diesen Menschen?

    Sie antworteten und sprachen zu ihm:

    Wäre dieser nicht ein Übeltäter, wir hä:en dir ihn nicht überantwortet.

    Da sprach Pilatus zu ihnen:

    So nehmet ihr ihn hin und richtet ihn nach eurem Gese;e!

    Da sprachen die Jüden zu ihm: Wir dürfen niemand töten.

    XV. Choral

    XVI a. RezitativTenor (Evangelist)

    Bass (Pilatus)

    Tenor (Evangelist)

    XVI b. Chor

    XVI c. RezitativTenor (Evangelist)

    Bass (Pilatus)

    Tenor (Evangelist)

    XVI d. Chor

    18

  • 1919

    Auf dass erfüllet würde das Wort Jesu, welches er sagte, da er deutete, welches Todes er sterben würde. Da ging Pilatus wieder hinein in das Richthaus und rief Jesu und sprach zu ihm:

    Bist du der Jüden König?

    Jesus antwortete:

    Redest du das von dir selbst, oder haben’s dir andere von mir gesagt?

    Pilatus antwortete:

    Bin ich ein Jüde? Dein Volk und die Hohenpriester haben dich mir überantwortet; was hast du getan?

    Jesus antwortete:

    Mein Reich ist nicht von dieser Welt; wäre mein Reich von dieser Welt, meine Diener würden darob kämpfen, dass ich den Jüden nicht überantwortet würde; aber nun ist mein Reich nicht von dannen.

    Ach großer König, groß zu allen Zeiten,wie kann ich gnugsam diese Treu ausbreiten?Keins Menschen Herze mag indes ausdenken,was dir zu schenken.

    Ich kann’s mit meinen Sinnen nicht erreichen,womit doch dein Erbarmen zu vergleichen.Wie kann ich dir denn deine Liebestatenim Werk ersta:en?

    XVI e. RezitativTenor (Evangelist)

    Bass (Pilatus)

    Tenor (Evangelist)

    Bass (Jesus)

    Tenor (Evangelist)

    Bass (Pilatus)

    Tenor (Evangelist)

    Bass (Jesus)

    XVII. Choral

  • 20

    Da sprach Pilatus zu ihm:

    So bist du dennoch ein König?

    Jesus antwortete:

    Du sagst’s, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und in die Welt kommen, dass ich die Wahrheit zeugen soll. Wer aus der Wahrheit ist, der höret meine Stimme.

    Spricht Pilatus zu ihm:

    Was ist Wahrheit?

    Und da er das gesaget, ging er wieder hinaus zu den Jüden und spricht zu ihnen:

    Ich finde keine Schuld an ihm. Ihr habt aber eine Gewohnheit, dass ich euch einen losgebe; wollt ihr nun, dass ich euch der Jüden König losgebe?

    Da schrieen sie wieder allesamt und sprachen: Nicht diesen, sondern Barrabam!

    Barrabas aber war ein Mörder. Da nahm Pilatus Jesum und geißelte ihn.

    Betrachte, meine Seel, mit ängstlichem Vergnügen,mit bi:rer Lust und halb beklemmtem Herzendein höchstes Gut in Jesu Schmerzen,wie dir auf Dornen, so ihn stechen,die Himmelsschlüsselblumen blühn!Du kannst viel süße Fruchtvon seiner Wermut brechen,drum sieh ohn Unterlass auf ihn!

    XVIIIa. RezitativTenor (Evangelist)

    Bass (Pilatus)

    Tenor (Evangelist)

    Bass (Jesus)

    Tenor (Evangelist)

    Bass (Pilatus)

    Tenor (Evangelist)

    Bass (Pilatus)

    Tenor (Evangelist)

    XVIII b. Chor

    XVIII c. RezitativTenor (Evangelist)

    XIX. AriosoBass

    20

  • 2121

    Erwäge, wie sein blutgefärbter Rückenin allen Stückendem Himmel gleiche geht, daran, nachdem die Wasserwogen von unsrer Sündflut sich verzogen, der allerschönste Regenbogen als Go:es Gnadenzeichen steht!

    Und die Kriegsknechte flochten eine Krone von Dornen und sa;ten sie auf sein Haupt und legten ihm ein Purpurkleid an und sprachen: Sei gegrüßet, lieber Jüdenkönig!

    Und gaben ihm Backenstreiche. Da ging Pilatus wieder heraus und sprach zu ihnen:

    Sehet, ich führe ihn heraus zu euch, dass ihr erkennet, dass ich keine Schuld an ihm finde.

    Also ging Jesus heraus und trug eine Dornenkrone und Purpurkleid. Und er sprach zu ihnen:

    Sehet, welch ein Mensch!

    Da ihn die Hohenpriester und die Diener sahen, schrieen sie und sprachen:

    Kreuzige, kreuzige!

    XX. ArieTenor

    XXI a. RezitativTenor (Evangelist)

    XXI b. Chor

    XXI c. RezitativTenor (Evangelist)

    Bass (Pilatus)

    Tenor (Evangelist)

    Bass (Pilatus)

    Tenor (Evangelist)

    XXI d. Chor

  • 22

    Pilatus sprach zu ihnen:

    Nehmet ihr ihn hin und kreuziget ihn; denn ich finde keine Schuld an ihm!

    Die Jüden antworteten ihm:

    Wir haben ein Gese;, und nach dem Gese; soll er sterben; denn er hat sich selbst zu Go:es Sohn gemacht.

    Da Pilatus das Wort hörete, fürchtet’ er sich noch mehr und ging wieder hinein in das Richthaus und spricht zu Jesu:

    Von wannen bist du?

    Aber Jesus gab ihm keine Antwort. Da sprach Pilatus zu ihm:

    Redest du nicht mit mir? Weißest du nicht, dass ich Macht habe, dich zu kreuzigen, und Macht habe, dich loszugeben?

    Jesus antwortete:

    Du hä:est keine Macht über mich, wenn sie dir nicht wäre von oben herab gege-ben; darum, der mich dir überantwortet hat, der hat’s größ’re Sünde.

    Von dem an trachtete Pilatus, wie er ihn losließe.

    Durch dein Gefängnis, Go:es Sohn,muss uns die Freiheit kommen;dein Kerker ist der Gnadenthron,die Freista: aller Frommen;denn gingst du nicht die KnechtschaI ein,müsst unsre KnechtschaI ewig sein.

    XXI e. RezitativTenor (Evangelist)

    Bass (Pilatus)

    Tenor (Evangelist)

    XXI f. Chor

    XXI g. RezitativTenor (Evangelist)

    Bass (Pilatus)

    Tenor (Evangelist)

    Bass (Pilatus)

    Tenor (Evangelist)

    Bass (Jesus)

    Tenor (Evangelist)

    XXII. Choral

    22

  • 2323

    Die Jüden aber schrieen und sprachen:

    Lässest du diesen los, so bist du des Kaisers Freund nicht; denn wer sich zum Könige machet, der ist wider den Kaiser.

    Da Pilatus das Wort hörete, führete er Jesum heraus und sa;te sich auf den Richtstuhl, an der Stä:e, die da heißet: Hochpflaster, auf Ebräisch aber: Gabbatha. Es war aber der Rüs:ag in Ostern um die sechste Stunde, und er spricht zu den Jüden:

    Sehet, das ist euer König!

    Sie schrieen aber:

    Weg, weg mit dem, kreuzige ihn!

    Spricht Pilatus zu ihnen:

    Soll ich euren König kreuzigen?

    Die Hohenpriester antworteten:

    Wir haben keinen König denn den Kaiser.

    Da überantwortete er ihn, dass er gekreuziget würde. Sie nahmen aber Jesum und führeten ihn hin. Und er trug sein Kreuz und ging hinaus zur Stä:e, die da heißet Schädelstä:, welche heißet auf Ebräisch: Golgatha.

    XXIII a. RezitativTenor (Evangelist)

    XXIII b. Chor

    XXIII c. RezitativTenor (Evangelist)

    Bass (Pilatus)

    Tenor (Evangelist)

    XXIII d. Chor

    XXIII e. RezitativTenor (Evangelist)

    Bass (Pilatus)

    Tenor (Evangelist)

    XXIII f. Chor

    XXIII g. RezitativTenor (Evangelist)

  • 24

    Eilt, ihr angefochtnen Seelen,geht aus euren Marterhöhlen,eilt — Wohin? — nach Golgatha! Nehmet an des Glaubens Flügel, flieht — Wohin? — zum Kreuzeshügel, eure Wohlfahrt blüht allda!

    Allda kreuzigten sie ihn, und mit ihm zween andere zu beiden Seiten, Jesum aber mi:en inne. Pilatus aber schrieb eine ÜberschriI und sa;te sie auf das Kreuz, und war geschrieben: »Jesus von Nazareth, der Jüden König«. Diese ÜberschriI lasen viel Jüden, denn die Stä:e war nahe bei der Stadt, da Jesus gekreuziget ist. Und es war geschrieben auf ebräische, griechische und lateinische Sprache. Da sprachen die Hohenpriester der Jüden zu Pilato: Schreibe nicht: der Jüden König, sondern dass er gesaget habe: Ich bin der Jüden König.

    Pilatus antwortet:

    Was ich geschrieben habe, das habe ich geschrieben. In meines Herzens Grunde, dein Nam und Kreuz alleinfunkelt all Zeit und Stunde,drauf kann ich fröhlich sein.Erschein mir in dem Bildezu Trost in meiner Not,wie du, Herr Christ, so mildedich hast geblut’ zu Tod!

    XXIV. ArieBass, Chor

    XXV a. RezitativTenor (Evangelist)

    XXV b. Chor

    XXV c. RezitativTenor (Evangelist)

    Bass (Pilatus)

    XXVI. Choral

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  • 2525

    Die Kriegsknechte aber, da sie Jesum gekreuziget ha:en, nahmen seine Kleider und machten vier Teile, einem jeglichen Kriegesknechte sein Teil, dazu auch den Rock. Der Rock aber war ungenähet, von oben an gewürket durch und durch. Da sprachen sie untereinander: Lasset uns den nicht zerteilen, sondern darum losen, wes er sein soll!

    Auf dass erfüllet würde die SchriI, die da saget: »Sie haben meine Kleider unter sich geteilet und haben über meinen Rock das Los geworfen«. Solches taten die Kriegesknechte. Es stund aber bei dem Kreuze Jesu seine Mu:er und seiner Mu:er Schwester, Maria, Kleophas Weib, und Maria Magdalena. Da nun Jesus seine Mu:er sahe und den Jünger dabei stehen, den er lieb ha:e, spricht er zu seiner Mu:er:

    Weib, siehe, das ist dein Sohn!

    Darnach spricht er zu dem Jünger:

    Siehe, das ist deine Mu:er! Er nahm alles wohl in achtin der le;ten Stunde,seine Mu:er noch bedacht,se;t ihr ein’ Vormunde.O Mensch, mache Richtigkeit,Go: und Menschen liebe,stirb darauf ohn alles Leid,und dich nicht betrübe!

    XXVII a. RezitativTenor (Evangelist)

    XXVII b. Chor

    XXVII c. RezitativTenor (Evangelist)

    Bass (Jesus)

    Tenor (Evangelist)

    Bass (Jesus)

    XXVIII. Choral

  • 26

    Und von Stund an nahm sie der Jünger zu sich. Darnach, als Jesus wußte, dass schon alles vollbracht war, dass die SchriI erfüllet würde, spricht er:

    Mich dürstet!

    Da stund ein Gefäße voll Essigs. Sie fülleten aber einen Schwamm mit Essig und legten ihn um einen Isopen, und hielten es ihm dar zum Munde. Da nun Jesus den Essig genommen ha:e, sprach er:

    Es ist vollbracht!

    Es ist vollbracht!O Trost vor die gekränkten Seelen!Die TrauernachtLässt nun die le;te Stunde zählen.Der Held aus Juda siegt mit Machtund schließt den Kampf.Es ist vollbracht!

    Und neiget das Haupt und verschied.

    Mein teurer Heiland, lass dich fragen,da du nunmehr ans Kreuz geschlagen

    Jesu, der du warest tot, lebest nun ohn Ende,

    und selbst gesagt: Es ist vollbracht,bin ich vom Sterben frei gemacht?

    in der le;ten Todesnot nirgend mich hinwende

    XXIX. RezitativTenor (Evangelist)

    Bass (Jesus)

    Tenor (Evangelist)

    Bass (Jesus)

    XXX. ArieAlt

    XXXI. RezitativTenor (Evangelist)

    XXXII. Arie Bass, Chor

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  • 2727

    Kann ich durch deine Pein und Sterbendas Himmelreich ererben? Als zu dir, der mich versühnt, o du lieber Herre!

    Ist aller Welt Erlösung da?Du kannst vor Schmerzen zwar nichts sagen;

    Gib mir nur, was du verdient, mehr ich nicht begehre!

    doch neigest du das Hauptund sprichst stillschweigend: ja.

    Und siehe da, der Vorhang im Tempel zerriß in zwei Stück von oben an bis unten aus. Und die Erde erbebete, und die Felsen zerrissen, und die Gräber täten sich auf, und stunden auf viel Leiber der Heiligen.

    Mein Herz, in dem die ganze Weltbei Jesu Leiden gleichfalls leidet,die Sonne sich in Trauer kleidet,der Vorhang reißt, der Fels zerfällt,die Erde bebt, die Gräber spalten,weil sie den Schöpfer sehn erkalten,was willst du deines Ortes tun?

    Zerfließe, mein Herze, in Fluten der Zährendem Höchsten zu Ehren! Erzähle der Welt und dem Himmel die Not: Dein Jesus ist tot!

    XXXIII. RezitativTenor (Evangelist)

    XXXIV. AriosoTenor

    XXXV. ArieSopran

  • 28

    Die Jüden aber, dieweil es der Rüs:ag war, dass nicht die Leichname am Kreuze blieben den Sabbat über (denn desselbigen Sabbats Tag war sehr groß), baten sie Pilatum, dass ihre Beine gebrochen und sie abgenommen würden. Da kamen die Kriegsknechte und brachen dem ersten die Beine und dem andern, der mit ihm gekreuziget war. Als sie aber zu Jesu kamen, da sie sahen, dass er schon gestorben war, brachen sie ihm die Beine nicht; sondern der Kriegsknechte einer eröDnete seine Seite mit einem Speer, und alsobald ging Blut und Wasser heraus. Und der das gesehen hat, der hat es bezeuget, und sein Zeugnis ist wahr, und derselbige weiß, dass er die Wahrheit saget, auf dass ihr gläubet. Denn solches ist geschehen, auf dass die SchriI erfüllet würde: »Ihr sollet ihm kein Bein zerbrechen«. Und abermal spricht eine andere SchriI: »Sie werden sehen, in welchen sie gestochen haben«.

    O hilf, Christe, Go:es Sohn,durch dein bi:er Leiden,dass wir dir stets untertanall Untugend meiden,deinen Tod und sein Ursachfruchtbarlich bedenken,dafür, wiewohl arm und schwach,dir Dankopfer schenken!

    Darnach bat Pilatum Joseph von Arimathia, der ein Jünger Jesu war (doch heimlich aus Furcht vor den Jüden), dass er möchte abnehmen den Leichnam Jesu. Und Pilatus erlaubete es. Derowegen kam er und nahm den Leichnam Jesu herab. Es kam aber auch Nikodemus, der vormals bei der Nacht zu Jesu

    XXXVI. RezitativTenor (Evangelist)

    XXXVII. Choral

    XXXVIII. RezitativTenor (Evangelist)

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  • 2929

    kommen war, und brachte Myrrhen und Aloen untereinander, bei hundert Pfunden. Da nahmen sie den Leichnam Jesu und bunden ihn in Leinentücher mit Spezereien, wie die Jüden pflegen zu begraben. Es war aber an der Stä:e, da er gekreuziget ward, ein Garte, und im Garten ein neu Grab, in welches niemand je geleget war. Daselbst hin legten sie Jesum, um des Rüs:ags willen der Jüden, dieweil das Grab nahe war.

    Ruht wohl, ihr heiligen Gebeine, die ich nun weiter nicht beweine,ruht wohl und bringt auch mich zur Ruh! Das Grab, so euch bestimmet ist und ferner keine Not umschließt, macht mir den Himmel auf und schließt die Hölle zu. Ach Herr, lass dein lieb Engeleinam le;ten End die Seele meinin Abrahams Schoß tragen,den Leib in seim SchlaHämmerleingar sanI ohn einge Qual und Peinruhn bis am jüngsten Tage!Alsdenn vom Tod erwecke mich,dass meine Augen sehen dichin aller Freud, o Go:es Sohn,mein Heiland und Genadenthron!Herr Jesu Christ, erhöre mich,ich will dich preisen ewiglich!

    Textabdruck Bärenreiter nach dem Urtext der Neuen Bach-Ausgabe

    XXXIX. Chor

    XL. Choral

  • 30

    Sopran Joowon Chung entdeckte schon als Kind ihre Liebe zum Gesang. Nach dem Besuch einer Schule mit musischem Profil nahm sie ein Gesangsstudium an der Nationaluniversität Seoul bei Hyunju Yoon auf. In Deutschland se;te die junge Sopranistin ihr Studium an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden fort. Dort besuchte sie die Klassen von Prof. Christiane Hossfeld und Prof. Christine Hesse. 2011 führte sie ihr Interesse an der Musik des Barock an die Abteilung Alte Musik der Hochschule für Musik Felix Mendelssohn Bartholdy Leipzig. Dort besuchte sie die Meisterklasse bei Gundula Anders, die sie im Juni 2015 mit dem Examen abschloss. In Meisterkursen bei Emma Kirby und Dorothee Mields erhielt sie wichtige Impulse für den Gesang in der historischen AuDührungs -praxis. Joowon Chung trat bereits beim Utrecht Early Music Festival, dem Bachfest Leipzig, den Mendelssohn Fes:agen Leipzig, dem Musikfest Erzgebirge und dem Festival Musicale Estense in Modena auf. Auf der Opernbühne sang sie in Glucks Orfeo ed Euridice und Hasses La Semiramide riconosciuta. 2013 gewann sie den Ersten Preis beim Internationalen Gesangswe:bewerb cantateBach! in Greifswald.

    Foto John D

  • 31

    Der Countertenor Benno Schachtner wurde 1984 in Illertissen (Bayern) geboren. Von 2004 bis 2009 studierte Benno Schachtner an der Hochschule für Musik Detmold Kirchenmusik und von 2008 bis 2010 Gesang bei Prof. Heiner Eckels. Danach wechselte er an die Schola Cantorum Basiliensis. Wichtige Verpflichtungen der vergan-genen Spielzeiten waren u. a. die CD Water Music in Zusammenarbeit von BR/SONY mit der Capella de la torre sowie eine Konzer:ournee mit dem Helsinki Baroque Orchestra unter der Leitung von René Jacobs. Zu den künIigen Verpflichtungen gehören Konzerte unter der Leitung von René Jacobs (Johannes-Passion in Mailand und Turin) sowie sein Kanada-Debüt in Bachs Weihnachtsoratorium in Toronto, gefolgt von seinem US -Debüt in Händels Messiah in Sea:le. Darüber hinaus stehen Konzerte mit der Akademie für Alte Musik in Berlin und München, szenische AuDührungen der Johannes-Passion in Brüssel sowie die Neuproduktion von Händels Sosarme bei den Händel-festspielen Halle auf dem Programm. Benno Schachtner ist der erste Countertenor in der Geschichte des Internationalen Bachwe:bewerbs Leipzig, der zum »Bachpreisträger« gekürt und zusä;lich mit dem Orchesterpreis ausgezeichnet wurde. 2010 wurde er von der Kritik zum besten Nachwuchssänger Nordrhein-Westfalens gewählt.

    Foto Frank Gebauer

  • 32

    Der in München geborene Tenor Werner Güra absolvierte sein Studium am Mozarteum in Salzburg, weiter bei Kurt Widmer in Basel, Margreet Honig in Amsterdam und Wessela Zlateva in Wien. Neben seiner intensiven Tätigkeit als Opernsänger auf allen internationalen Opernbühnen, steht Werner Güra als Konzert- und Oratoriumsänger auf den wichtigen Konzertpodien Europas und arbeitet(e) mit Orchestern wie u. a. Berliner Philharmoniker, Sächsische Staatskapelle Dresden, Gewandhausorchester Leipzig, Wiener Symphoniker, London Philharmonic Orchestra, Koninklijk Concertgebouworkest, den deutschen (BR , SWR , HR , NDR) und holländischen Rundfunk-orchestern sowie BBC Symphony Orchestra und Orchestre National de France. Den Tenor verbindet eine regelmäßige Zusammenarbeit mit Nikolaus Harnoncourt. Zahlreiche Opern- und Konzerteinspielungen dokumentieren die Vielseitigkeit seines künstlerischen SchaDens. All diese CDs fanden sowohl beim Publikum als bei der Fachpresse großen Anklang und wurden verschiedentlich ausgezeichnet (Diapason d’or, Editor’s Choice recordings / Gramophone). 2012 erhielt er für die Aufnahme Willkommen und Abschied den ECHO -Klassik-Preis für die beste Liedeinspielung des Jahres. Seit 2009 unterrichtet Werner Güra Gesang an der Musikhochschule Zürich.

    Foto Monika Ri:ershaus

  • 33

    Peter Harvey studierte zunächst in Oxford Französisch und Deutsch, bevor er sich für ein Gesangsstudium an der Guildhall School of Music entschied. Er gewann Preise bei zahlreichen internationalen We:bewerben und hat über hundert, vielfach ausgezeichnete Einspielungen vorgelegt, wobei die Musik des Spätbarocks einen Schwerpunkt bildet. Er arbeitet regelmäßig mit Ensembles wie der Chapelle Royale, dem Collegium Vocale Gent, Les Talens Lyriques, Le Concert Spirituel, Arsys Bourgogne oder dem Ensemble Vocal Lausanne zusammen. Darüber hinaus sang er verschiedene Bach- Kantaten unter Ton Koopmann im Wiener Musikverein, Bachs h-Moll-Messe im Concert gebouw Amsterdam, Händels Messiah in Toronto, Mendelssohns Elijah unter dem Schweizer Dirigenten Michel Corboz oder Bachs Matthäus-Passion mit dem Boston Symphony Orchestra unter Bernard Haitink. Peter Harvey wendet sich zunehmend dem Liedrepertoire zu, etwa Beethovens Schottischen Lieder mit Jérôme Hantaïs Klaviertrio (erschienen bei Naïve) oder den Lautenliedern und Liedern mit dem Lautenisten Ma:hew Wadsworth und dem auf historische Hammer flügel spezialisiertem Pianisten Gary Cooper. Harvey gründete und leitet das Magdalena Consort, das sich haupt-sächlich auf die Vokalwerke Bachs konzentriert.

    Foto Carole Latimer

  • 35

    Tobias Berndt ist Preisträger mehrerer internationaler We:bewerbe und arbeitet als Konzertsänger regelmäßig mit Dirigenten wie Hans-Christoph Rademann, Philippe Herreweghe, Helmuth Rilling, Christoph Spering, Teodor Curren;is und Andrea Marcon zusammen. Eine Europatournee in der Saison 2013/14 beinhaltete u. a. an der Seite von Simone Kermes und Nuria Rial Purcells Dido und Aeneas zusammen mit Musica Aeterna und Teodor Curren;is, die Matthäus-Passion unter Masaaki Suzuki und den Ensembles Bachakademie Stu:gart ferner Gustav Mahlers Kindertotenlieder unter Toshiyuki Kamioka in Kopenhagen, Konzerte bei den Schwe;inger Festspielen mit Werken von Carl Philipp Emanuel und Johann Sebastian Bach unter Frieder Bernius sowie Händels Joshua mit dem NDR Chor und dem FestspielOrchester Gö:ingen unter Laurence Cummings in Gö:ingen, Hamburg und London. In der vergangenen und zum Teil wiederholt auch in dieser Saison singt er u. a. bei der Moscow State Academic Philharmonic SocieM (Matthäus-Passion und h-moll-Messe), dem Gewandhausorchester Leipzig (Weihnachtsoratorium), beim Collegium Vocale Gent (Johannes-Passion), der Dresdner Philharmonie (Franz Schubert Stabat mater), beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks (Bach Kantaten) sowie erstmals bei den Göteborgs Symfoniker (Brahms Requiem) unter Herbert Blomstedt.

    Foto Boris Orlb

  • Foto Holger Schneider

    Die Gächinger Kantorei steht seit August 2013 unter der künst-lerischen Leitung von Hans-Christoph Rademann, dem Leiter der Internationalen Bachakademie Stu:gart. Unter der TrägerschaI der Bachakademie gestalten die Ensembles eine Vielzahl an Konzerten und Gastspielen (u. a. China, Lateinamerika und zu Festspielen in Salzburg, New York, Paris und Seoul), Hörfunk- und CD -Aufnahmen (zule;t Bachs h-Moll-Messe). Im Zentrum der Ensemblearbeit stehen Werke von Schü; bis hin zu zeitgenössischen AuIragswerken. Einen Fokus bilden seit jeher die Vokalwerke von Johann Sebastian Bach. Die Gächinger Kantorei Stu:gart wurde 1954 von Helmuth Rilling gegründet. Neben AuIri:en mit dem Partner-Ensemble Bach-Collegium Stu:gart arbeitet die Gächinger Kantorei u. a. auch mit dem Freiburger Barockorchester, der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, den Wiener Philharmonikern oder dem New York Philharmonic sowie mit renommierten Gastdirigenten zusammen. Eine enge PartnerschaI besteht zum Radio-Sinfonieorchester Stu:gart des SWR . Mit AuDüh-rungen der vergangenen Saison in Deutschland und auf Tournee durch Südamerika, konnten die Ensembles Gächinger Kantorei und

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  • 37

    das Bach-Colllegium Stu:gart die Entwicklung einer künstlerischen Neupositionierung unter Leitung von Hans-Christoph Rademann eindrucksvoll belegen.

    Sopran . Henrie:e Autenrieth . Beate Hei;mann . Sarah Krispin . Katja Kunze . Minyoung Lee . Stephanie Lönne . Ellen Majer . Leonie Zehle

    Alt . Magdalena Fischer . Jennifer Gleinig . Anne Hartmann . Anna Krawczuk . Sandra Marks . Rebekka Nee; . Franziska Neumann

    Tenor . Christian Are; . Wolfgang Frisch . Christoph Haßler . Henning Jensen . Achim Kleinlein . Tobias Liebelt . Hannes WagnerBass . Simon Millan . Julian Millan . Stefan Müller-Ruppert . Jens Paulus . Alexander Schmidt . Florian Schmi:-Bohn . Stefan Weiler

  • Die Akademie für Alte Musik Berlin (Akamus) wurde 1982 in Berlin gegründet. Die internationale Bedeutung des Orchesters zeigt sich in der Vielzahl seiner Gastspiele in allen musikalischen Zentren Europas, Asiens, sowie Nord- und Südamerikas. Seit 1984 gestaltet das Ensemble eine eigene Aboreihe im Konzerthaus Berlin, seit 2012 zudem eine eigene Konzertreihe im Münchner Prinzregententheater. Akamus präsentiert sich mit rund 100 AuIri:en pro Jahr in Bese;ungs-größen vom Kammerensemble bis zum sinfonischen Orchester. Das Ensemble musiziert unter der wechselnden Leitung seiner Konzert-meister Stephan Mai, Bernhard Forck und Georg Kallweit sowie

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    Foto Uwe Arens

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    ausgewählter Dirigenten. Über seine enge künstlerische PartnerschaI mit René Jacobs hinaus bestehen ebenfalls intensive künstlerische Verbindungen mit den Dirigenten Marcus Creed, Peter Dijkstra, Hans-Christoph Rademann und Daniel Reuss. Hervorzuheben ist die kongeniale Kooperation mit dem RIAS Kammerchor. Mit renommierten Solisten wie Andreas Scholl, Sandrine Piau und Bejun Mehta arbeitet Akamus regelmäßig zusammen. Gemeinsam mit der Tanzcompagnie Sasha Wal; & Guests, entstanden Erfolgsproduktionen wie Purcells Dido & Æneas und Dusapins Medea. Auch mit dem szenischen Konzert 4 Elemente – 4 Jahreszeiten festigte die Akamus den internationalen Ruf als kreatives und innovatives Ensemble. Die seit 1994 exklusiv für das Label harmonia mundi France produzierten Aufnahmen wurden mit allen bedeutenden Schallpla:enpreisen ausgezeichnet, darunter Grammy Award, Diapason d’Or, Gramophone Music Award, Cannes Classical Award, u. a. 2014 erhielt das Orchester die Bach-Medaille der Stadt Leipzig und den ECHO Klassik.

    Violine I . Bernhard Forck (Konzertmeister) . Gudrun Engelhardt . Edburg Forck . Kerstin Erben . Uta PetersVioline II . Dörte We;el . Rahel Mai . Barbara HalIer . Comas GraeweViola . Clemens-Maria Nuszbaumer . Sabine Fehlandt . Anja-Regine Graewel

    Violoncello . Jan Freiheit . Katharina LitschigViola da Gamba . Heidi GrögerKontrabass . Walter RumerOrgel . Raphael AlpermannLaute . Simon LinnéFlöte . Andrea Ceinert . Emiko MatsudaOboe . Xenia LöLer . Michael BoschFago: / Kontrafago: . Christian Beuse

  • Der Dirigent Hans-Christoph Rademann ist ein ungemein viel -seitiger Künstler mit einem breiten Repertoire, der sich mit gleicher LeidenschaI der AuDührung und Wiederentdeckung Alter Musik wie der UrauDührung und Pflege Neuer Musik widmet. Geboren in Dresden und aufgewachsen im Erzgebirge (Schwarzenberg), wurde er früh geprägt von der großen mi:eldeutschen Kantoren- und Musik-tradition. Er war Schüler im traditionsreichen Kreuzgymnasium, Mit -glied des berühmten Kreuzchors, der 2016 sein achthundertjähriges Bestehen feiert, und studierte an der Musikhochschule Dresden Chor- und Orchesterdirigieren. Während seines Studiums gründete er den Dresdner Kammerchor und formte ihn zu einem internationalen Spi;en chor, der bis heute unter seiner Leitung steht. Ein eindrucks-voller Beleg für die Qualität dieser künstlerischen Zusammenarbeit ist die gefeierte Einspielung des Gesamtwerks von Heinrich Schü; beim Stu:garter Carus-Verlag, die 2017 ihren Abschluss finden wird. Hans-Christoph Rademann arbeitet mit führenden Chören und Ensem-bles der internationalen Konzertszene zusammen. Von 1999 bis 2004 war er Chefdirigent des NDR Chors und von 2007 bis 2015 Chef-dirigent vom RIAS Kammerchor. Regelmäßige Gastdirigate führten und führen ihn zum Collegium Vocale Gent, der Akademie für Alte Musik, dem Freiburger Barockorchester, Concerto Köln, den Ro:er -da mer Philharmonikern, der Sächsischen Staatskapelle Dresden u. a.Seit Juni 2013 ist Hans-Christoph Rademann der Akademieleiter der Internationalen Bachakademie Stu:gart. Die erste CD -Einspielung

    Foto Holger Schneider

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  • mit der hauseigenen Gächinger Kantorei erschien im Juni 2015 beim Stu:garter Carus-Verlag und präsentierte eine neue Lesart von Johann Sebastian Bachs h-Moll-Messe: basierend auf einer Neuedition auf Grundlage der Dresdner Quellen von Kyrie und Gloria und erstmalig mit dem Freiburger Barockorchester. Presse und Publikum waren begeistert: »Nichts klingt mehr nach Breitwand-Bach in großer Besetzung, die meisten Chornummern atmen eine große Leichtigkeit und Eleganz. […] Keine Frage, in Stuttgart ist eine neue Ära angebrochen. […] Als neuer Leiter der Bachakademie Stuttgart ist Hans- Christoph Rademann mit dieser Einspielung der h-Moll-Messe ein gran dioser Einstand gelungen.« (kulturradio des rbb). Für seine künst lerische Arbeit ist Hans-Christoph Rademann mit Preisen und Ehrungen ausgezeichnet worden, darunter die Johann-Walter- Plake:e des Sächsischen Musikrats (2014), die Sächsische Verfassungs medaille (2008), der Förder- sowie der Kunstpreis der Landeshauptstadt Dresden (1994 bzw. 2014). Mehrmals erhielt er für seine zahlreichen CD -Aufnahmen den Preis der Deutschen Schallpla:enkritik (zule;t 2014) sowie den Grand Prix du Disque (2002), den Diapason d’Or (2006 & 2011), den CHOC de l’année 2011, den Best Baroque Vocal Award 2014 u. a. Hans-Christoph Rademann ist Professor für Chorleitung an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber in Dresden. Außerdem ist er Intendant vom Musikfest Erzgebirge, BotschaIer des Erzgebirges und Schirmherr des Christlichen Hospizdienstes Dresden.

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  • Vorschau

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    GOT T UND DIE WELT IFreitag, 4. März 2016 . 19:00Ceaterhaus . T1»Bach unter Gentlemen«

    Johann Sebastian BachFantasia und Fuga BW V 537 arr. Edward Elgar

    William CroIHear my payer, o Lord

    Henry PurcellHear my prayer

    Benjamin Bri:enVariations on a theme of Purcell

    Charles V. StanfordBeati quorum via

    Frank BridgeA prayer (18.00) — Version für Orgel & Streicher

    H. Balfour GardinerEvening Hymn

    Johann Sebastian BachFuga à la gigue BW V 577 arr.Gustav Holst

    Konzerteinführung . 18:15mit Dr. Henning Bey

    Gächinger Kantorei Stu:gartRadio-Sínfonieorchester des SWRHoward Arman Leitung

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    Internationale Bachakademie Stu:gart Vorsi;ender des Vorstandes . Helmut Nanz Akademieleiter . Prof. Hans-Christoph Rademann Intendant . Gernot RehrlRedaktion Dr. Christiane Plank-Baldauf . Der Einführungstext ist ein Originalbeitrag von Søren Schwesig . Sa; vjp . Druck OKzin Scheufele . Änderungen vorbehalten.www.bachakademie.de

    MUSIKALISCHER SALON VDonnerstag, 3. März 2016 . 19:00Internationale Bachakademie Stu:gart . KonzertsaalWerke von Johann Sebastian Bach, William CroI, Henry Purcell, Benjamin Bri:en, Charles V. Stanford, Frank Bridge & H. Balfour Gardiner.

    Dr. Henning Bey im Gespräch mit dem MusikwissenschaIler Prof. Dr. Comas Seedorf, Karlsruhe

    AKADEMIEKONZERT VSamstag, 23. April 2016 . 19:00Sonntag, 24. April 2016 . 19:00Liederhalle . Beethoven-SaalLudwig van BeethovenMissa Solemnis op. 123

    Konzerteinführung . 18:15 Liederhalle . Beethoven-Saalmit Dr. Andreas Bomba

    Hanna-Elisabeth Müller Sopran . Lioba Braun Alt . Brenden Gunnell Tenor . Günther Groissböck Bass . Gächinger Kantorei Stu:gart . Sinfonieorchester Basel . Hans-Christoph Rademann Leitung

  • Wir danken: Die Arbeit der Internationalen Bachakademie Stu:gart ist nur durch die Identifikation und großzügige Unterstü;ung zahlreicher Sponsoren, Partner und Förderer möglich. Wir danken ihnen allen sehr herzlich und freuen uns auf gemeinsame musika lische Erlebnisse!

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