Post on 06-Apr-2015
KIS-Tagung am 19. April 2007 in Berlin
Günter Steyer, Berufsverband Medizinischer Informatiker e.V. (BVMI)gsteyer@ehealth-consulting.de
Deckt eHealth die komplette Informationsverarbeitung im
Gesundheitswesen ab?
KIS-Tagung 19. April 2007 in Berlin
KIS-Tagung am 19. April 2007 in Berlin
KIS-Tagung am 19. April 2007 in Berlin
Was ist eHealth (e-Health, e-health)? (1) Der synonyme Begriff für Telemedizin ? Der synonyme Begriff für Gesundheitstelematik ? Ist es die Anwendung von Internet-Technologien im GSW für:
Patienteninformierung (Portale u.a.) Personal Health Record (PHR) Leistungsangebote von medizinischen Providern im Netz Bereitstellung von Wissen (für Diagnostik, Therapie u.a.) Gesundheitsnetze für integrierte Versorgung HomeCare Kostenmanagement (Abrechnung mit Kostenträgern u.a.) ?(Marion Ball, HIMSS 2001)
Oder der Einsatz von Internettechnologien im Zusammenwirken von: Medizinischer Informatik Public Health Business im Gesundheitswesen ?(Eysenbach, G.: “What is eHealth“ im J. Med. Internet Res. 2001-2006)
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Was ist eHealth (e-Health, e-health)? (2) Oder ist eHealth:
eMedicine + eCommerce + eKnowledge + ePresence ?
(K.L. Hall, Baptist Healthcare System, HIMSS 2001) Im deutschsprachigen Raum setzt man eHealth immer mehr mit:
der allgemeinen Anwendung von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT), vor allem für die bessere Verzahnung aller Versorgungsbereiche, im Gesundheitswesen gleich.
“Unter eHealth versteht man den integrierten Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) zur Gestaltung, Unterstützung und Vernetzung aller Prozesse und Teilnehmer in Gesundheitswesen.”
(http://www.sg.ch/gesundheit/organisation_gd/informatik_vig.html)
Unter eHealth versteht man aber auch den Einsatz von IKT zur Verbesserung von Qualität, Effizienz und Effektivität der (insbesondere integrierten) Gesundheitsversorgung zur Erreichung der gesundheitspolitischen Ziele
Nutzen aus Sicht der Patienten und der Solidargemeinschaft
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e-Health und Strukturwandel im Gesundheitswesen
eHealth-Anwendungen machen das Gesundheitswesen von morgen: patientenzentriert wissens- und evidenzbasiert prozess- und ergebnisorientiert.
eHealth-Szenarien ermöglichen:
sektor- und einrichtungs-übergreifenden Informationsaustausch
damit die ganzheitliche Betrachtung des medizinischen Behandlungsprozesses vom Hausarzt über Fachambulanz und stationäre Behandlung bis hin zur Pflegeeinrichtung oder Hauspflege.
eHealth ist für integrierte Versorgungsmodelle unabdingbar.
eHealth wird so zunehmend ein Katalysator und entscheidender Erfolgsfaktor für die grundlegende Modernisierung und den Strukturwandel unseres Gesundheitssystems.
Aber deckt eHealth die gesamte Palette der IKT wirklich ab?
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Anforderungen an IKT - einrichtungsintern Medizinische Dokumentation und Präsentation der Daten (Informationen):
weitgehende Anpassung an Strukturen und Organisationsabläufe
Unterstützung von Point of Care (Mobile Clinical Assistant, Telemedizin)
Benutzerfreundlichkeit (Eingabeunterstützung, Plausibilitätskontrolle u.a.)
nutzergerechte Aufbereitung und Präsentation der erfassten Daten (Akzeptanz)
Verlagerung vom administrativen Bereich klinische Kernprozesse: revisionssichere Archivierung / Online-Verfügbarkeit medizinischer Dokumente
elektronische Fall-/Patientenakte verfügbar machen
durchgängige KlS-RlS-PACS - Anwendung
Reduzierung ärztlicher Verordnungsfehler (Computerized Physician Order Entry, COPE)
Qualitätsmanagement, medizinisches Controlling und Abrechnungsprozesse
Analyse, Unterstützung und Optimierung von Behandlungsabläufen: interdisziplinäre Behandlungspfade
Termin- und Ressourcenmanagement
ganzheitliche Betrachtung des Versorgungsprozesses
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eHealth - IKT über Einrichtungs-/Sektorgrenzen Einrichtungsübergreifende Kommunikation
Zusammenschluss von Gesundheitseinrichtungen (z.B. Vivantes-Kliniken) Übernahme von Gesundheitseinrichtungen durch andere Träger
(Klinikketten wie Rhön, Asklepius, Fresenius/Helios/Humain, Sana, etc.) Kooperationen von stationären Einrichtungen verschiedener Rechtsträger Outsourcing (z.B. Nutzung regionaler und überregionaler Archive) ? Unterstützung der Ver- und Entsorgungsprozesse (z.B. eProcurement) Praxisnetze im ambulanten Bereich u.a.
Einrichtungs- und sektorübergreifende Kommunikation Optimierung des Einweisungs- und Entlassmanagements
(z.B. Zuweiserportale) Einbeziehung von Reha- und Pflegeeinrichtungen sowie Pflegedienste Regionale Netze in Modellregionen (z.B. NRW) Intersektorale Leistungsallianzen und Telematikprojekte der integrierten
Versorgung durch kooperationsbereite Akteure
Aufbau einer nationalen Telematik-Infrastruktur zur Nutzung der eGK (und HBA) entsprechend dem GMG der GKV
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eHealth und Kommunikation
System-Anschlüsse Datenintegration Prozessintegration Benutzerinteraktion
für die Phasen: Entwicklung Test Produktivumgebung
} offen / standardbasiert skalierbar je nach Anforderungen serviceorientierte Architektur (SOA) strukturiert flexibel und erweiterbar komfortabel (graphische Entwicklungstools u.a.)
Die Integrationsplattform sollte Standards nicht nur über Adapter realisieren (Interface-Standards), sondern auch in ihrer internen Funktionalität auf Standards beruhen (z.B. Webstandards) und vor allem SOA-basiert sein.
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eHealth und Interoperabilität Interoperabilität ist nicht nur technisch zu sehen, sie muss für die
gesamte Wertschöpfungskette des Gesundheitswesens betrachtet werden: beteiligte Institutionen Geschäftsvorfälle IKT-Systeme
Ist mehrdimensional: Managementstufen (strategisch, taktisch und operativ) Wertschöpfungsstufen (Lieferanten, Leistungserbringer, Patienten,
Kostenträger) Integrationsgegenstände (medizinische, administrative und unterstützende
Prozesse, Hard- und Software einschließlich Netzwerk)
Ist kein Selbstzweck, sondern erforderlich, damit: unterschiedliche IT-Systeme und IT-Netze auf hohem Niveau miteinander
kommunizieren können (interoperabel sind) die erwarteten Effizenz- und Effektivitätssteigerungen durch die Vernetzung
des Gesundheitswesens auch erreicht werden
Hat Auswirkungen auf die Architektur der IKT-Landschaften
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Interoperabilität der IT-Systeme Technische Interoperabilität
geeignete Netzinfrastruktur und geeignete Szenarien zur Gewährleistung der Transaktionssicherheit der Informationsflüsse
z.B. Verkabelungen, Netzwerkprotokolle Syntaktische Interoperabilität
Datenintegration durch Nutzung gemeinsamer zentraler oder verteilter Datenbestände
funktionelle Integration durch Realisierung gleicher oder vergleichbarer Funktionalitäten der Systeme bzw. Nutzung gleicher Funktionen durch verschiedene Systeme
Semantische Interoperabilität Nutzung gleicher Bezugssysteme und Vokabularien (einheitliche
Kataloge, Thesauri, Klassifikationen und Nomenklaturen) Einrichtungs- und sektorübergreifende EPA / EGA setzt nicht
nur die Interoperabilität der IT-Systeme voraus und ist nicht nur aus IT-Sicht zu sehen Es muss auch eine Kultur entwickelt werden, damit umzugehen.
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eHealth und Akzeptanz
Mitwirkungsmöglichkeiten der Beteiligten in allen Projektphasen: Engagement und erhöhter Dokumentationsaufwand müssen sich wirtschaftlich
lohnen. Anstrengungen aus eigenem Antrieb weniger stark als Abwehrreaktionen Ärzte fühlen sie sich frustriert und teils ihrer traditionellen Tätigkeiten beraubt.
Unterschätzung der sozio-technischen Komplexität und ihrer Vermittlung Fehlende staatliche Förderung von nützlichen Projekten (EPA, IT-gestützes
Behandlungsmanagement, Telekonsultation u.a. Telemedizin-Anwendungen) Informatisierte Medizin: oftmals Unterschlupf allen sozialen Unwohlseins
für Patienten, Ärzte und Pflegepersonal!
Die Akzeptanzbildung lebt
von positiven Multiplikatoren.
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Beispiel: sektorübergreifende Leistungsallianzen
Behandelndes KH(Koordinierung)
Kooperations-KH1 Kooperations-KH2 Kooperations-KHn
Datenmanagement
Arzt-praxis1
Arzt-praxisn
.....
Vertragspartner
Behandelndes KH(Koordinierung)
Kooperations-KH1 Kooperations-KH2 Kooperations-KHn
Datenmanagement
Arzt-praxis1
Arzt-praxisn
.....
Vertragspartner
Abstimmungsbedarf in den Bereichen: Definition, Implementierung und Überwachung der Prozessabläufe Welche Daten werden wo gehalten, wie gesichert? Definition der Kommunikationsstrukturen Standards, Interoperabilität (syntaktisch, semantisch) Sicherheitskonzept (Definition von Berechtigungen, Konzept Authentifizierung / Autorisierung)
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eGK-Einführung - Licht und Schatten Eines der größten eHealth-Projekte in Europa:
80 Mio. Versicherte, 183.000 Ärzte/Zahnärzte, 2.200 Akutspitäler, 21.000 Apotheken, 300 Krankenkassen
Flächendeckende Einführung einer HPC (Heilberufsausweis): Sichtausweis, Autorisierungsinstrument (Funktion als Signaturkarte gemäß
SigG zur Identitätsbestätigung (Berufsgruppenattribut) HPC für alle eHealth/Telematikanwendungen sinnvoll bzw. notwendig
Nutzen wird nicht aus den derzeitigen sog. „Pflichtanwendungen“, sondern aus den „Freiwilligen Anwendungen“ resultieren: administrative Daten (Patientenidentifikation, VSDM), Zuzahlungsstatus,
elektronisches Rezept (VODM), EU-Vorgaben für med. Leistungen in der EU Notfalldaten, Arzneimitteldokumentation, eArztbrief, elektronische
Patientenakte Für Spitalbereich kein aktueller Nutzen über Versicherungskarte hinaus Kommunikations- und Sicherheitsinfrastruktur bisher vernachlässigt Mangelnde Einbeziehung der Betroffenen (Anwender, Nutzer, Beteiligte)
zu geringe Beachtung stationärer Bereich zu komplex, nicht transparent, zu wenig Akzeptanzförderung, kein erkenn-
barer Nutzen (fehlende Kosten-Nutzen- bzw. Kosten-Effektivitäts-Analyse)
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Zusammenfassung und Ausblick (1) Bis in die 80er Jahre war Ausgangspunkt von IT-Anwendungen im GSW der
administrative Bereich (FIBU, PDV, Abrechnung, Betriebswirtschaft). Die Unterstützung klinischer Prozesse wurde als „add on“ betrachtet.
Seitdem Verlagerung der Softwareentwicklung zunehmend auf die Unterstützung der klinischen Kernprozesse
Besondere Aufmerksamkeit obliegt der ganzheitlichen Betrachtung des medizinischen Versorgungsprozesses und seiner Vergütung: Abrechnung nach DRG und effektives Medizincontrolling
Stammdatenmanagement sowie Identifikationsverfahren wie MPI und RFID
Einsatz mobiler Geräte im Patientenbereich (Mobile Clinical Assistant)
Vermeidung ärztlicher Verordnungsfehler (Computerized Physician Order Entry)
Relevanz von medizinischer und Pflegedokumentation sowie der rechtssicheren (Langzeit-)Archivierung medizinischer Dokumente und Bilder
Kooperationen, Outsourcing, integrierte Versorgungsmodelle
krankheitsspezifische interdisziplinäre Leitlinien (evidence-based Medicine) und Unterstützung des Organisationsflusses über die gesamte Behandlungskette
sektor- und einrichtungsübergreifender Informationsaustausch
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Zusammenfassung und Ausblick (2) Health und elektronische Patientenakte werden die weitere Entwicklung in
den nächsten 10 - 15 Jahren wesentlich prägen. Im Rahmen nationaler eHealth-Projekte werden Chip-Karten für Patienten
(eGK) und medizinisches Personal (HPC/HBA) eingeführt. Standards, Kommunikation und Interoperabilität werden wesentliche
Erfolgsfaktoren unseres zukünftigen Gesundheitssystems. Der Sicherstellung der semantischen Interoperabilität kommt dabei eine
besondere Bedeutung zu. Die Gesamteffizienz von eHealth und IKT-Anwendungen insgesamt hängt
nicht nur von Investitionen in Infrastruktur, Hard- und Software ab!
Besonderes Augenmerk ist zu legen auf: ausreichende Ausstattung der IT-Abteilungen mit qualifiziertem Personal Weiterbildungsmaßnahmen in Medizinischer Informatik einschließlich dem
professionellen IT-Service-Management Einbeziehung der IT-Leitung in Managemententscheidungen der
Gesundheitseinrichtung bzw. des Trägers (CIO-Status des IT-Leiters) verlässliche Bewertung von Kosten, Nutzen und Effekten der IT, insbesondere
Erfordernis einer Evaluierung, welche Auswirkungen die IT-Unterstützung auf den Gesundheitszustand der Versicherten hat (evidence-based IT).
KIS-Tagung am 19. April 2007 in Berlin
eHealth – „Die Zeit der Solisten ist vorbei“
Trotzdem:eHealth ist nicht die gesamte
Palette der Informationsverarbeitung im
Gesundheitswesen.
Es wird immer spezielle und/oder isolierte IKT-Anwendungen
im Gesundheitswesen geben, die mit eHealth so viel zu tun
haben wie eine Kuh mit Breakdance.